Columbus’ Fahrt nach Tunis.
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gang zur Fahrt entschloss, so blieben ihm im December oder
Jänner immer noch zwölf Stunden dazu übrig.
Konnte aber Columbus innerhalb zwölf Stunden das von
San Pietro etwa 180 Seemeilen entfernte Cap Carthago er
reichen? Director Breusing sagt, ,dass es zwar möglich, aber
höchst unwahrscheinlich sei'. In der That gehört eine Segel
fahrt von 180 Seemeilen in zwölf Stunden — auch ein ganz
vorzügliches Segelschiff vorausgesetzt — zu den grössten
Seltenheiten.
Nun aber hat Herr Prof. M. Biidinger in seinen ,Acten
zur Columbusgeschichte' 1 zuerst darauf hingewiesen, dass die
Lage Carthago’s im Mittelalter nicht allen Kartographen und
Seeleuten genau bekannt war. Auf Fra Mauro’s Weltkarte, 2
,welche für die hier in Betracht kommende Zeit als die ge
treueste Wiedergabe der besten Portulane des Mittelmeeres
gelten kann“, ist Carthago so eingezeichnet, dass man als Cap
Carthago irgend eine zwischen Cap Farina und Cap Serrat
gelegene Landspitze bezeichnen kann. Allerdings sind andere
ältere und auch jüngere Karten in Bezug auf Carthago genauer,
so die Karte Visconti’s aus dem Jahre 1318 (das Original ist
in der Wiener Hofbibliothek), dann die sogenannte pisanischc
Seekarte aus dem 14. Jahrhundert 3 und ganz besonders die
trefflich ausgeführte des Grratiosus Benincasa aus dem Jahre
1480. (Original ebenfalls in der Wiener Hofbibliothek.) Diese
drei geben Carthago an die richtige Stelle. Die im Folgenden
aufgezählten Karten des 16. Jahrhunderts schliessen sich mehr
an Fra Mauro an: die für König Heinrich II. von Frankreich
verfertigte Karte, 3 die etwa gleichzeitig entstandene Sebastian
Cabot’s, die Diego Ribeiro’s 4 (1529) und die Juan de la
Cosa’s 3 (1500). 5
1 p. 32 des Separatabdruckes, p. 664 der Sitzungsberichte der kais. Aka
demie der Wissenschaften, Jahrgang 1886. Siehe überdies ,Zur Columbus-
Literatur 1 desselben Autors p. 15 und 16; Separatabdruck aus ,Mitthei
lungen der k. k. Geographischen Gesellschaft 1 Heft 8 und 9, 1889.
2 Photographische Wiedergabe von Th. Fischer; Ongania, Venedig 1877.
3 In M. Jomard’s Monuments de la Geographie, Paris (ohne Jahreszahl),
Bl. 17—22, 23—26, 37—38.
4 In Lelewel’s Geographie du moyen-age, Atlas Bl. 42.
5 Befremdend ist es, sogar noch in der Karte der Geographia Blaviana
(Amsterdam 1662), im Bande, der über Africa handelt, Carthago an der