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G r a i 1 i c h.
Hemiorthotyp mit brachydiagonaler Abweichung zu Grunde liegt,
Senarmont bezweifelt die Existenz eines schiefen Prismas, indem
er die Messungen, auf welche sich diese Annahme stützt, untersucht
und zeigt, dass sie mit grosser Wahrscheinlichkeit einem dem ortho-
typen Systeme angehörenden Minerale entnommen sind. Nächstdem
hat er die Zwillingsgestalten und die Lage der optischen Mittellinie
als Stützen seiner Ansicht angeführt, und Alles was ich über diesen
Gegenstand gesehen und gemessen, nöthigt mich ihm vollkommen
heizustimmen. An allen Glimmern, die ich untersuchen konnte — sie
stammen von mehr als anderthalbhundert verschiedenen Fundorten —
hat sich überall mit grösserer oder geringerer Sicherheit ein gerades
Prisma nachweisen lassen; ich beginne mit den Zwillinsgestalten.
Nicht alle von den bis jetzt aufgefundenen Hemitropien sind nach
einem und demselben Gesetze gebildet; der grossen Mehrzahl nach
(in allen von Senarmont am angegebenen Orte beschriebenen; in den
von mir beobachteten aus Pressburg, Zwiesl, Engenhos corallinhos
und Pojanska, welche in den „Sitzungsberichten der mathem.-naturw.
Classe 1853, Monat Februar“ sich verzeichnet linden, und in dem
von Mursinka und dem Phlogopite aus Cayngalake, welche ich seitdem
wahrzunehmen Gelegenheit hatte.) ist die Zusammensetzungsfläche so
gestellt, dass die Ebenen der optischen Axen 60° unter einander ein-
schliessen und zugleich mit der grösseren Diagonale der Basis Zusam
menfällen ; dasselbe Gesetz findet auch bei einem Glimmer aus Zinn
wald Statt, nur mit dem Unterschiede, dass hier die optischen Axen
in die Ebene der kleineren Diagonale zu liegen kommen. An einem
Zwillinge endlich, der aus den Granitbrüchen von Zwiesl stammt, sind
die Ebenen der optischen Axen , welche die Macrodiägonale in sich
enthalten, um 30° gegen einander geneigt. Gemeinsam ist allen diesen
Bildungen, dass die Zusammensetzungsfläche senkrecht gegen die
Theilungsfläche liegt, was aus der ununterbrochenen Spaltbarkeit
nothwendig gefolgert werden muss. Untersuchen wir nun, in welcher
Beziehung dieselbe zu irgend einer schiefaxigen Grundgestalt stehe,
z. B. zu der von Naumann gegebenen, welcher die Abweichung
in der Ebene der kleineren Diagonale zu 10° angibt.
Nennen wir a, b, c, Fig. 1, die Axen eines Hemiorthotyps (oder
schiefen Prismas), 8 den Abweichungswinkel, so stellt ABC' die
Seite irgend eines Hemiorthotyps, (auf welches, als hypothetische
Grundgestalt wir für einen Augenblick die übrigen gegebenen Fläche»