D. H. Müller. Die Burgen ti. Schlosser Südarabiens n. d. Iklil d. Haradäni. 335
Die Burgen und Schlösser Südarabiens nach dem
Iklil des Hamdäni.
Von
Dr. David Heinrich. Müller,
Privatdocent an der k. k. Universität in Wien.
Erstes Heft.
Einleitung.
Das sabäisehe Reich ist längst vom Schauplatz der Ge
schichte verschwunden; die Aethiopen haben seine Selbst
ständigkeit vernichtet und verheerend in Südarabien gewüthet,
bis die Perser ihnen die Herrschaft abgerungen; der Islam
hat neue zerstörende Kämpfe in das Land gebracht und nicht
nur die Auflösung des Reiches beschleunigt, sondern die alte
Sprache selbst verdrängt; Karmaten und Türken haben das
Werk der Zerstörung fortgesetzt; viel alte Ruinen haben das
Material zu Neubauten liefern müssen, viel alte Denkmäler sind
durch die Einflüsse des Wetters vernichtet worden und gar viele
sind in Kalköfen gewandert: aber heute noch bedecken Süd
arabien zahlreiche alte Bauten, welche in den Tagen des Glanzes
und Ruhmes erstanden sind; heute noch sind die Spuren der
Dammreservoire zu sehen, die einst eine reiche Bevölkerung
zur Bewässerung des Landes errichtet hat; heute noch erheben
sich im muslimischen Lande die heidnischen Tempel mit ihren
Weih- und Denkinschriften, die von den Thaten vergangener
Generationen erzählen ; heute noch ragen gewaltige Zwingburgen
von den Höhen nieder, wo in alter Zeit mächtige Geschlechter
hausten.
Diese Burgen waren die Wohnsitze der alten adeligen
Familien, die im alten Reiche und auch später nach dem Ver
fall desselben sehr mächtig waren und auf die Gestaltung
der öffentlichen Angelegenheiten den grössten Einfluss übten.
Darf man der südarabischen Ueberlieferung glauben, so waren
es besonders acht Geschlechter, die über die Wahl des Königs