Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 90. Band, (Jahrgang 1878)

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Scherer. 
Auch Holofernes drückt sich zwar zu Bagoa sehr deutlich 
aus: er solle das Ebreisch Weib ihm bringen: 
Denn du weist.es ist ein schandt, 
Es ist ein anhand bey den Assiriern 
Das ein solch weih sold nicht bschlaffn wern 
Von vns, vnd sold so kommn daruon 
Vnd sold ein man genarret han 1 — 
Aber hier folgt er der Bibel, und wie dann Holofernes 
,quasi secum loquituF, da klingt es ganz anders: 
Die hoffnung hab ich gantz zu jr 
Sie wird es nicht versagen mir, 
Dann ja drey tag für vber sein 
Darin sie gebetten hat (wie ich mein) 
Das ich sie wold alleine lassen 
Mir verlangt vber die massen, 
Sie kumpt sie kumpt das weis ich 
Ich weis vnd gleub es festiglich, 
Diese naive Sehnsucht und Hoffnungsseligkeit ist gar 
nicht dramatisch angemessen, wo es sich um die Charakteristik 
des Holofernes handelt; aber sie ist ein unwillkürlicher Beitrag 
zur Charakteristik des Autors. — 
Im Jahre 1537 erschien wieder in Wittenberg und aus 
Wittenberg datirt, dem Georg Sabinus gewidmet: ,Mundus. | 
Ein schöns newes kurtzes spiel von der j Welt | art vnd 
natur 1 . Ohne Act- und Sceneneintheilung. Das Wort WELT 
ist immer so mit grossen Buchstaben geschrieben. Das Thema 
ist aber die bekannte Fabel vom Vater und Sohn mit dem 
Esel, die es Niemand recht machen können, welcher von ihnen 
auch auf dem Thiere reite, ob sie beide reiten, ob sie beide 
1 Hans Sachs (Keller 6, 73): 
Wann in dem assirischen land 
Wers einem mann ein grosse, schand, 
Ein solch weih unbeschlaffen lassen, 
Wenn sie in narret solcher massen. 
Ich führe die Stelle an, weil vielleicht Jemand Lust hat, die 
Frage daran zu knüpfen: ob Hans Sachs den Greif benutzte? Das Ori 
ginal lautet (Jud. c. 12): ,Foedum est enim apud Assyrios, si femiua 
irrideat virum agendo, ut immunis ab eo transeat 1 .
	        
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