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Scherer.
Auch Holofernes drückt sich zwar zu Bagoa sehr deutlich
aus: er solle das Ebreisch Weib ihm bringen:
Denn du weist.es ist ein schandt,
Es ist ein anhand bey den Assiriern
Das ein solch weih sold nicht bschlaffn wern
Von vns, vnd sold so kommn daruon
Vnd sold ein man genarret han 1 —
Aber hier folgt er der Bibel, und wie dann Holofernes
,quasi secum loquituF, da klingt es ganz anders:
Die hoffnung hab ich gantz zu jr
Sie wird es nicht versagen mir,
Dann ja drey tag für vber sein
Darin sie gebetten hat (wie ich mein)
Das ich sie wold alleine lassen
Mir verlangt vber die massen,
Sie kumpt sie kumpt das weis ich
Ich weis vnd gleub es festiglich,
Diese naive Sehnsucht und Hoffnungsseligkeit ist gar
nicht dramatisch angemessen, wo es sich um die Charakteristik
des Holofernes handelt; aber sie ist ein unwillkürlicher Beitrag
zur Charakteristik des Autors. —
Im Jahre 1537 erschien wieder in Wittenberg und aus
Wittenberg datirt, dem Georg Sabinus gewidmet: ,Mundus. |
Ein schöns newes kurtzes spiel von der j Welt | art vnd
natur 1 . Ohne Act- und Sceneneintheilung. Das Wort WELT
ist immer so mit grossen Buchstaben geschrieben. Das Thema
ist aber die bekannte Fabel vom Vater und Sohn mit dem
Esel, die es Niemand recht machen können, welcher von ihnen
auch auf dem Thiere reite, ob sie beide reiten, ob sie beide
1 Hans Sachs (Keller 6, 73):
Wann in dem assirischen land
Wers einem mann ein grosse, schand,
Ein solch weih unbeschlaffen lassen,
Wenn sie in narret solcher massen.
Ich führe die Stelle an, weil vielleicht Jemand Lust hat, die
Frage daran zu knüpfen: ob Hans Sachs den Greif benutzte? Das Ori
ginal lautet (Jud. c. 12): ,Foedum est enim apud Assyrios, si femiua
irrideat virum agendo, ut immunis ab eo transeat 1 .