Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 90. Band, (Jahrgang 1878)

Deutsche Studien. 
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gegen die, welche sie anrichten, und gegen die Histriones 
erzeigen; denn ,Was nichts kost, das gilt nichts'. Aber man 
soll auch ohne Aussicht auf Gewinn den Nutzen seiner Nächsten 
befördern. 
Darnach neue Klagen über die Verachtung der guten 
Künste; nur in den Schulen glimme noch ein Fünklein davon 
in der Asche: die Comödien sollen helfen ihn wieder, anzu 
schüren. Die Eltern, welche ihre Kinder agiren sehen, werden 
vielleicht zur Liebe der guten Künste gebracht und sehen ein, 
dass der Knabe, der sich auf der Bühne bewährt, dann noch 
grössere Beredtsamkeit erlangen und einer Stadt, ja einem 
ganzen Lande nützlich werden kann. ,Vnd on zweiuel solt 
solchs deste nutzer sein, wo solche spectakel . . . nur offter 
denn wol geschieht, wie jnn dem Nidderlandt, fast alle Sontage 
gehalten wurden': da würde manche Gotteslästerung, Totschlag, 
Saufen, Fressen unterbleiben. 
Endlich ein Seitenblick auf lose Tractätlein, von grossen 
Herren geschrieben, ,des sie sich billicli scheinen solten, doch 
des selbigen gros rhum vnd ehre haben wollen'. Hierauf das 
Persönliche für Stephan Roth (oben S. 195). 
Greff hat die Aulularia mit der Ergänzung des Codrus 
Urceus im Ganzen ohne Zusätze oder auffallende Verände 
rungen übertragen. Aber Sittenschilderung reizt seine Pro- 
ductionslust. In der Scene III. 10 (III. 5), wo Megadorus 
seine Sparsamkeitsrede hält, welche Euclio bewundert, ist das 
Bild römischen Frauenlebens durch ein deutsches ersetzt: der 
Wagen fällt weg, an die Stelle von belagernden Handwerkern 
ist das beliebte unerschöpfliche Thema des Putzes und der 
Moden getreten. Die reiche Frau braucht ,gülden stück, seiden 
gewandt'. 
Seht, schmückt sich doch jens Schneiders weib 
Sie kaufft so wol auff jren leib, 
Als eben ich, vnd offt villeicht 
Viel besser kleider, viel schöner gemecht, 
Von perln gestickt, von sammet vnd seidt 
Von kettn vnd anderm silber geschmeidt. 
Die reiche Frau macht Anspruch auf das Beste von 
Silber und Gold, Ketten, Gürtel, Borten, Ringe.
	        
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