Deutsche Studien.
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gegen die, welche sie anrichten, und gegen die Histriones
erzeigen; denn ,Was nichts kost, das gilt nichts'. Aber man
soll auch ohne Aussicht auf Gewinn den Nutzen seiner Nächsten
befördern.
Darnach neue Klagen über die Verachtung der guten
Künste; nur in den Schulen glimme noch ein Fünklein davon
in der Asche: die Comödien sollen helfen ihn wieder, anzu
schüren. Die Eltern, welche ihre Kinder agiren sehen, werden
vielleicht zur Liebe der guten Künste gebracht und sehen ein,
dass der Knabe, der sich auf der Bühne bewährt, dann noch
grössere Beredtsamkeit erlangen und einer Stadt, ja einem
ganzen Lande nützlich werden kann. ,Vnd on zweiuel solt
solchs deste nutzer sein, wo solche spectakel . . . nur offter
denn wol geschieht, wie jnn dem Nidderlandt, fast alle Sontage
gehalten wurden': da würde manche Gotteslästerung, Totschlag,
Saufen, Fressen unterbleiben.
Endlich ein Seitenblick auf lose Tractätlein, von grossen
Herren geschrieben, ,des sie sich billicli scheinen solten, doch
des selbigen gros rhum vnd ehre haben wollen'. Hierauf das
Persönliche für Stephan Roth (oben S. 195).
Greff hat die Aulularia mit der Ergänzung des Codrus
Urceus im Ganzen ohne Zusätze oder auffallende Verände
rungen übertragen. Aber Sittenschilderung reizt seine Pro-
ductionslust. In der Scene III. 10 (III. 5), wo Megadorus
seine Sparsamkeitsrede hält, welche Euclio bewundert, ist das
Bild römischen Frauenlebens durch ein deutsches ersetzt: der
Wagen fällt weg, an die Stelle von belagernden Handwerkern
ist das beliebte unerschöpfliche Thema des Putzes und der
Moden getreten. Die reiche Frau braucht ,gülden stück, seiden
gewandt'.
Seht, schmückt sich doch jens Schneiders weib
Sie kaufft so wol auff jren leib,
Als eben ich, vnd offt villeicht
Viel besser kleider, viel schöner gemecht,
Von perln gestickt, von sammet vnd seidt
Von kettn vnd anderm silber geschmeidt.
Die reiche Frau macht Anspruch auf das Beste von
Silber und Gold, Ketten, Gürtel, Borten, Ringe.