Heinzei. Ueber die Endsilben der altnordischen Sprache.
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Ueber die Endsilben der altnordischen Sprache.
Von
Richard Heinzei.
Einleitung.
Die Gestalt der altnordischen Sprache, wie wir sie aus
den Handschriften des dreizehnten und der folgenden Jahr
hunderte kennen, muss schon geraume Zeit vorher ausgebildet
worden sein. Denn die Inschriften, welche die dänischen Könige
Gorm und Harald Ende des neunten oder in der ersten Hälfte
des zehnten Jahrhunderts 1 in Jaellinge einhauen Hessen, zeigen
im wesentlichen schon das nordische unserer Grammatiken.
Ueber die Jaellingesteine siehe Wimmer Opuscula ad Madvigium
a discipulis missa S. 193 If.
Denselben Sprachformen aber begegnen wir auch in einer
Reihe runischer Denkmäler, welche zwar keine historische
Fixierung zulassen, aber sich eines altefthümlicheren Alpha
betes bedienen als die jaellingischen, die Steine von Kalderup,
Snoldelev, Helnaes u. s. w. Ebenfalls dänische Inschriften,
welche demnach nicht mit den Jaellingesteinen als gleichzeitig
angenommen werden dürfen. Ein Jahrhundert können wir
getrost als Zwischenraum ansetzen. S. Wimmer Runeskriftens
opriudelse S. 177.
Vorangehen müssen diesen verhältnissmässig jungen In
schriften jene, welche ganz in dem älteren Alphabet, der
längeren Reihe, abgefasst sind. Verschiedenheiten in Gestalt
und Verwerthung der Zeichen, sich deckend mit Verschieden-
1 Dahlmann Geschichte von Dänemark I, 68 ff.