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Sitzung vom 25. Jnni 1851.
Hr. Staats - Archivar Dr. Lisch aus Schwerin hält auf
Wunsch der Classe einen freien Vortrag: „U eher dieEnt Wick
lung und den S ta nd d er h ei m i s ch en Al t e r t h u msku n d e
des deutschen und skandinavischen Nordens aus der
heidnischen Vorzeit.”
Nachdem der Vortragende zuerst die verschiedenen Perioden
der norddeutschen Alterthiimer chronologisch und ethnographisch
scharf charakterisirt und begränzt hatte, stellte er eine Beleuch
tung der gott e sd ien stli c h en Alterthfirner des nördlichen
Deutschlands an, in welcher er vorzüglich die in der grossherzog
lich meklenburgischen Sammlung zu Neu-Strelitz aufhewahr-
ten , viel besprochenen sogenannten prillwitzer Götzenbil
der, angeblich aus der slawischen Vorzeit Meklenhurgs , einer
kritischen Untersuchung unterwarf. Er schied zuerst die heidni
schen Alterthiimer der Steinperiode und Bronzeperiode, nach einer
genauen Beschreibung derselben, als zu dieser Untersuchung nicht
förderlich und auch durchaus ungeeignet, von der Vergleichung
aus und legte eine Charakteristik der heidnischen Eisen
periode Norddeutschlands vor (etwa von der Völkerwan
derung bis zur Germanisirung Norddeutschlands im 12. Jahrhun
dert), in welche die prillwitzer G ötzenbililer fallen müssen,
wenn sie slawisch sein sollen. Der Vortragende bewies darauf
im Allgemeinen, dass die prillwitzer Idole mit der slawischen Eisen
periode in keiner Hinsicht irgend eine Aehnlichkeit haben, viel
mehr in den sonderbarsten Gestaltungen ganz isolirt dastehen und
durch kein Stück des deutschen Alterthums Unterstützung fin
den. Er sprach dabei in vollster Ueberzeugung die Ansicht aus,
dass von slawischen gottesdienstlichen Alterthümern Meklenhurgs
bisher allein der in den Jahrbüchern für meklenburgische Ge
schichte und Alterthumskunde beschriebene und oft berührte Fund
von Roga mit der Stirnbinde mit den Drachen, und die damit
verwandten Funde von gravirten bronzenen Hängeurnen
und Schildh uck e ln mit Drachen und Drachenverzierungen,
welche sich bis jetzt allein und häufig in Mekl enburg-Stre-
litz, dem Lande der Rhedarier, gefunden haben, als wahrhaft
und allein echt betrachtet werden könnten, dagegen die prillwitzer