Gomperz. Beiträge zur Kritik und Erklärung griechischer Schriftsteller. 235
Beiträge zur Kritik und Erklärung griechischer
Schriftsteller.
Von
Prof. Dr. Th. Gomperz,
corr. Mitglied der k. Akademie der Wissenschaften.
I.
Zu den Fragmenten der Tragiker.
Ich vereinige in den nachfolgenden Blättern Beiträge zur
Auslegung- und Kritik griechischer Texte, wie sie mir im Laufe
langer Jahre allmälig erwachsen sind. Manches davon hat schon
die doppelte Horazische Probefrist bestanden, während mir An
deres erst bei der Arbeit des Niederschreibens emporschoss.
An strenger, ja strengster Selbstkritik glaube ich es nicht haben
fehlen zu lassen. Unlieb wäre es mir, wenn man urtheilen
sollte, ich habe mich durch das Streben nach erschöpfender
Gründlichkeit zu lästiger Breite verleiten lassen. Noch uner
wünschter, wenn man in der freimiithigen Beurtheilung der
Ansichten hervorragender Forscher unziemliche Zuversicht oder
gar kleinliche Tadelsucht erblicken wollte. In Wahrheit gebot
mir die Achtung vor den Männern, deren Ergebnisse ich im
Einzelnen vielfach bestreite, diesen meinen Dissens ausreichend zu
begründen, während mein Wunsch, den Leser nicht zu blenden,
sondern zu überzeugen, es unstatthaft erscheinen Hess, an ent-
gegenstehenden Meinungen vorüberzugehen, ohne ihre Haltbar
keit eingehend zu prüfen.
1. Aeschylus Frg. 237 (Nauck).
Dieses zuerst von Bekker, Anecdot. 351, 9, veröffentlichte
Bruchstück der ToZov.oeq ist bis zur Stunde ungeheilt geblieben.