Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 77. Band, (Jahrgang 1874)

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Scherer. 
Das Verliältniss ist wie zwischen Abälard und Heloise. Der 
Cleriker hat sie gewarnt vor ihren ritterlichen Standesgenossen, 
die sie umwerben. Ihre Antwort darauf ist charakteristisch 
(222, 42 ff.): porro quia me a militibus quasi a quibusdam 
portentis cavere suades, bene facis. ego quidern scio quid caveam 
ne incidam in caveam: tarnen salva fide ad te habita illos 
omnino non abicio, dum tarnen non succumbam Uli quod eis in- 
fligis vicio. ipsi enim sunt per quos, ut ita dicam, reguntur 
iura curialitatis. ipsi sunt fons et origo totius honestatis. Auch 
das Mädchen im Briefsteller des Matthäus von Yendome 
(Wattenbach, Münchener Sitzungsber. 1872, 4, 594 ff.) steht 
zwischen einem Geistlichen und einem Ritter. Und in einem 
bekannten mittellateinischen Gedichte streiten Phyllis und 
Flora über den Vorzug eines clericus oder miles als Liebhaber. 
Unsere älteste Liebespoesie hat Müllenhoff Denkm. 
zweite Auflage S. 36.4 f. behandelt. Dazu vergl. Preuss. Jahrb. 31, 
488—490 und unten §. 2. Tiefere Liebesempfindung dürfen 
wir in der älteren Zeit nur den Frauen Zutrauen. Der Ver 
fasser von 37, 4, wenn ich mich nicht täusche, dann Meinloh 
von Seflingen und der Burggraf von Regensburg versuchen 
zuerst, aus dem Sinne der Frau heraus zu dichten. 
Den Gedanken der vorliegenden kleinen Strophe weisen 
Zingerle, Germ. 2, 383; Feifalik Wernhers Maria S. XX 
Anm. 19, und Müllenhoff a. a. 0. im Volksmunde nach. Aus 
der Wiener Hs. 5003 des XV. Jh. (Tabulae codd. 4, 2) theilt 
mir J. M. Wagner den Reim mit: Ich pin dein und tu pist 
mein, dy trew schol immer staet sein. Geistlich gewendet, findet 
sich der Anfang in einem von Heinzei (Zs. 17, 18) heraus 
gegebenen niederrheinischen Gedichte Z. 217. Goethe schreibt 
an Frau von Stein am 6. December 1781 (2, 119): ,Schick 
mir, Liebste, meine Schlüssel, die ich gestern habe liegen 
lassen. Aber die Schlüssel, mit denen Du mein ganzes Wesen 
zuschliessest, dass nichts ausser Dir Eingang findet, bewahre 
wohl und für Dich allein/ 
3, 7. Wcer diu weit alliu min. 
Ueber den Ton, der nicht ohne weiteres mit der Morolt- 
strophe zu identificiren ist, vergl. Deutsche Studien 1, 284. 
Vergl. auch die lateinischen Nachbildungen Carm. Bur. Nr. 108.
	        
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