Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 76. Band, (Jahrgang 1874)

4S0 
ß i e g e r. 
kennen; die Formeln des Textes B entsprechen im Ganzen 
dem Kanzleigebrauche der Karolinger; mit Recht hat daher 
Sickel, der die Urkunde nur in der Form B kennt, diese auf 
Grund der kanzleigemässen Sprache unter die echten Urkun 
den aufnehmen können. Die Thatsache der Interpolation, so 
wie der Grad der Geschicklichkeit bei der Umarbeitung der 
Vorlage ergibt sich aus dem Vergleiche von A mit B. Durch 
Hinzuziehen des übrigen hiehergehörenden Urkundenmaterials 
erhalten wir zugleich den zur Erläuterung des Falles noth- 
wendigen Einblick in die innere Geschichte des Klosters 
Rheinau. 
Das Verhältniss zwischen A und B — denn C kommt 
nicht in Betracht, da nur unbedeutende stilistische Differenzen 
mit B zu nennen wären — ist nicht nur als Verhältniss zwi 
schen einem Original und einer späteren Interpolation, welche 
beide, wie schon gesagt, erhalten sind, interessant, sondern 
durch den Zusammenhang mit anderen Urkunden, welche die 
hier berührten Fragen behandeln, wird die Erläuterung dieser 
beiden Fassungen gleichbedeutend für die Geschichte der 
Ueberlieferung, wie für die Entwicklung der Institutionen und 
des Kanzleiwesens im Mittelalter. 
Was zunächst das Verhältniss von A zu B betrifft, so 
wird eine Vergleichung der differirenden Stellen, wie ich sie 
hier folgen lasse, über die Bedeutung der Differenzen, sowie 
über den Formelcharakter der interpolirten Stelle Aufschluss 
geben. 
Rein formaler Natur ist der Unterschied der Corrobora- 
tionsformel in den beiden Ueberlieferungen. 
A. 
Et ut haec auctoritas lar- 
gitionis nostrae firmior ha- 
beatur et per futura tem- 
pora a fidelibus nostris ve- 
rius credatur et diligentius 
observetur, manu propria 
nostra subter eam firma- 
vimus et annuli nostri in- 
pressione assignare iussimus. 
B. 
Et ut haec nostrae largitionis auc 
toritas in succedentibus annis ab 
Omnibus dei fidelibus nostris fir- 
mius habeatur et diligentius obser 
vetur nostrae confirmationis prae- 
ceptum conscribi iussimus, pro- 
prtaque manu nostra illud firma- 
vimus et anmdi nostri impressione 
sigillari praecepimus.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.