Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 75. Band, (Jahrgang 1873)

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Büdinger. 
wiedergegebene Tradition erklärt ihn für identisch mit einem 
an anderen Stellen 1 genannten Chur, dessen Enkel Beßalel 
wegen seiner Kunstfertigkeit bei den Arbeiten der Stiftshütte 
wiederholt genannt wird. Wenn diese Tradition Grund hat, so 
müsste man ihn dem Stamme Juda zuzählen; aber der Name 
des Vaters auch dieses Chur ist nicht authentisch bekannt; 
später galt er einfach als Kalebite. 2 Die letztere Annahme 
spricht aber eher für als gegen die Tradition; denn Kaleb ist, 
wie der Keniter Chobab 3 und wie später die ßechabiten, 1 von 
der Phyle Juda in ihren Stammverband aufgenommen worden, 
obwohl er ein Qenisiter d. h. aus dem Edomitervolke war. 5 
Die Geneigtheit der Phyle Juda zur Aufnahme fremder Ele 
mente geht auch aus der um 620 v. Ch. in Jerusalem gege 
benen Satzung hervor, nach welcher die Enkel eingewanderter 
Egypter und Edomiter als Volksangehörige betrachtet werden 
sollten. 6 Benjaminiten und die ganze Phyle Simeon haben die 
Judäer ja ohnehin noch vor Nebukadnezars Zeiten in sich auf 
gesogen. Wenn sonach ein Chur als Kalebite innerhalb dieses 
Stammverbandes erscheint, so wird er damit nur den no 
torisch aufgenommenen Fremden beigesellt. 
Die Tradition krankt aber an einer anderen Künstlich 
keit, indem sie Chur zu einem Gemahle Mirjams und damit 
zu einem angeblichen Schwager Mosis zu machen sucht. Man 
wird daher lieber ganz auf sie verzichten und sich mit der 
Thatsaehe begnügen müssen, dass ein Chur nur im Anfänge 
des Wüstenzuges unter den Volksführern erscheint. 
1 Exodus 31, 2; 35, 30; 38, 22. 
2 I. Chron. 2, 19 und 50. 
3 Numeri 10, 31. Richter 1, 16; 4, 11, wo eine Linie der Familie zunächst 
ausserhalb allen Phylenverbandes erscheint; für fremd gilt die Familie 
noch unter Saul I. Sam. 15, 5; David betrachtet sie aber einfach als Ju 
däer 1 Sam. 30, 29. 
1 Jeremias 35; I. Chron. 2, 55; vgl. Knobel, Num. 44 und 47. 
5 Numeri 32, 12; Josua 14, 7, 14 vgl. Genesis 39, 11. Die beliebte Deute- 
lung, dass Kaleb nur den Beinamen eines Qenisiters gehabt haben 
möge, verbietet sich durch Josua 15, 13, da es nur, wenn er ein Fremder 
war, Sinn hatte, seiner Ausstattung ,unter den Kindern Judä‘ ausdrücklich 
zu gedenken. 
6 Deut. 23, 7 u. 8.
	        
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