Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 74. Band, (Jahrgang 1873)

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man noch fortwährend zählen. ' Die Zweideutigkeit Englands 
fing aber doch schon an zu transspiriren. König Franz erfuhr, 
dass Heinrich den Wünsch ausgedrückt habe, Karl, und nicht 
er möchte Kaiser werden. Nichtsdestoweniger hoffte man in 
Paris das Beste, seit der Unterredung des Admirals von Frank 
reich mit den hohenzollernschen Brüdern rechnete das fran 
zösische Cabinet auf sie. Die Zusammenkunft der vier (rheini 
schen) Churfürsten zu Wesel am 26. März sollte für König 
Franz die Entscheidung bringen. Letzterer zweifelte gar nicht 
an den guten Gesinnungen König Heinrichs 1 und war der Mei 
nung, dass wenn die Churfürsten sich bis zum 6. Juni nicht 
einigten, der Papst den Kaiser wähle! 2 Alle zwei oder drei Tage 
kamen Briefe und Boten aus Frankreich nach Rom, den Papst 
für König Franz zu gewinnnen, welcher selbst versicherte, 
König Heinrich habe ihm zu diesem Zwecke 200,000 Nobels 
versprochen und die ihm angetragene Krone ausgeschlagen. 
Leo X., rathlos, erbat Sich die Meinung des Cardinais von 
York, 3 er wünschte, dass der König von England für die Wahl 
eines der Churfürsten eintrete und wollte selbst den Bruder 
Nicolaus, aber auf dem Umwege über Ungarn nach Deutsch 
land senden, die Wahl der beiden Könige zu verhindern. 4 Es 
war für Kai'l kein Geheimniss, dass Leo den Erzbischof Orsini 
deshalb nach Deutschland gesandt habe, um die Churfürsten von 
seiner Wahl abzuhalten. 5 Der Papst erklärte endlich dem span. 
Gesandten in Rom geradezu, dass Karls Wahl nicht dem Heile 
der Christenheit förderlich sei. 11 Unterdessen arbeitete der 
Admiral von Frankreich von Lothringen aus nach Kräften an 
der Erhebung seines Herrn; man wusste dies wohl in Spanien^ 
legte aber seinen Bemühungen wenig Werth 7 bei. Hingegen 
beschwerte sich ein eigener spanischer Gesandter Ende April 
1 n. 145. 
2 n. 170. 
2 n. 149. 
4 Worcester an Wolsey vom 25. März. n. 149. 
5 Karl’s Schreiben an K. Heinrich vom 20. April. 
6 Spinelli vom 22. April n. 195. 
7 n. 202.
	        
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