Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 72. Band, (Jahrgang 1872)

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Höfler. Wahl und Thronbesteigung Adrian’s YI. 
thun sei, welche den Papst nach Italien geleitet hatte. Wenn 
wir Paolo Giovio glauben dürfen, so gab der Cardinal yon 
Medici den Rath, sie sogleich zur Vertheidigung des schwer 
bedrängten Rhodus zu verwenden; es sei Hoffnung vorhanden, 
dass dann auch die Venetianer sieh zum Kampfe hinreisseil 
lassen würden. Allein der sehr kluge Gedanke stiess auf einen 
mehrfachen Widerstand. Einmal verlangte der spanische Bot 
schafter Don Lopez de Mendoza, Herzog von Sessa, dass, da 
K. Franz mit einem neuen Einfalle drohe, diese Truppen zum 
Schutze der Lombardei verwendet würden. Dann hatten letz 
tere, durch die lange Seereise ermüdet, keine Lust, sich aufs 
Neue dem Meere anzuvertrauen. Endlich befand sich der 
Kirchenstaat selbst in grösster Gefahr, da Sigismund Malatesta 
sich Rimini’s bemächtigte und somit den Kampf gegen ,die 
Kirche' begann. Dadurch erhielten diejenigen, welche mein 
ten, zuerst müsse Italien sichergestellt werden, einen neuen 
schwerwiegenden Grund. Der Datar Wilhelm Enkevort, Die 
trich Hess, der Secretär des Papstes, und Giov. Rossi, Erz 
bischof von Cosenza, welchen Adrian als Nuntius bei K. Fer 
din and schätzen gelernt hatte, vereinigten ihren Einfluss in 
eben diesem Sinne, und so geschah es, dass die spanische Ar 
mada in Italien verwendet wurde. Am 7. September ersetzte 
der Herzog von Sessa den Don Manuel als spanischen Bot 
schafter in Rom, 1 der Cardinal von Medici kehrte nach Florenz 
zurück, wo seine Anwesenheit dringend nothwendig war; dadurch 
wurde es seinem Gegner, dem Cardinal Soderino, noch mehr möglich, 
Einfluss auf Adrian zu gewinnen, und bestand dieser vorläufig 
auch nur darin, dass der Papst in seiner massvollen Gerechtig 
keitsliebe sich nicht unbedingt zum Träger der spanischen Politik 
und zum Werkzeuge des spanischen Hasses machte, so war damit 
sehr viel für die Partei gewonnen, die Soderino vertrat. Karl ward 
in seinen Planen aufgehalten, K. Franz die Möglichkeit gegeben, 
durch Anträge und Friedensbedingungen, die er nicht zu halten 
gedachte, Zeit zu gewinnen, sich den Schein der Friedfertigkeit 
zu gehen und den Papst, der spanischer Seits zu Erklärungen ge 
drängt wurde, allmälig in Zwiespalt mit seinem kaiserlichen Zög 
ling zu versetzen. 
1 Gachard, lettres de Charles-Quint au due de Sessa. I.
	        
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