Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 65. Band, (Jahrgang 1870)

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S c h r ö e r 
deutschen Elemente der Monarchie und ihre Bedeutung für dieselbe 
ins Auge zu fassen, ein Gedanke, dem ich bereits in der Einleitung 
zu meiner ersten Mittheilung über Gottschee Raum gegeben, sowie 
er mir von Anfang an bei meinen hieher zu beziehenden Unter 
suchungen vorgeschwebt und den ich noch dereinst ausführlicher 
zur Darstellung zu bringen hoffe. 
Dabei erscheint es mir nun als ein eigenes Geschick, das 
diese Studien in Österreich trifft, dass dieselben in letzterer Zeit 
so viele ihrer Pfleger und Stützen verloren haben. 
Schmeller, der, auch abgesehen von seinem bairischen 
Wörterbuch und seiner Grammatik, die für uns so wichtig sind, 
schon durch das Muster das er gegeben hat in seinen Unter 
suchungen über die „cimbrischen“ Sporaden, hieher gehört, ist nicht 
mehr. Der durch ihn angeregte brave Tiroler Schöpf ist zu früh 
gestorben. Weinhold, der einst, vielseitig Leben weckend, in 
Gräz wirkte, ist längst fort und auch sein rüstiger Schüler Lex er 
hat bei uns kein Bleibens gefunden. Pfeiffer, der gründliche 
Kenner unserer älteren Mundarten, hat uns jüngst in kräftigem 
Mannesalter verlassen. Seine letzten Studien bezogen sich auf 
W e i n h o 1 d's bairische und alemannische Grammatik. Als er 
eine Preisfrage zu stellen hatte, kurz vor seinem Ende, dachte er 
bekanntlich an eine Darstellung der österreichischen Mundart. 
Die Augen des Meisters J. Grimm, dessen Theilnahme, auf die 
wir immer rechnen durften, uns alle einst ermuntert, haben sich 
geschlossen. Neben so vielen und großen Verlusten für die Wissen 
schaft überhaupt und insbesondere für diesen Zweig derselben, 
namentlich bei uns in Österreich, ist nun auch das Eingehen der vor 
trefflichen Zeitschrift Fr'om manns zu beklagen, durch die der 
belebende Sonnenstrahl sinnvoller Betrachtung bis in das „.fernste 
tiefste Thal“ zu dringen und Leben hervorzurufen schien. 
Unter solchen Umständen wird es begreiflich erscheinen, dass 
man sich bei einer Arbeit, wie die vorliegende, ziemlich vereinsamt 
fühlen muss. In mehr als Einer Hinsicht schien mir mein Ausflug 
nach Gottschee ein Eintreten in einen noch unbetretenen Ur 
wald. Nicht nur weil die Mundart dieses Ländchens, auf die es mir 
dabei ankam, außerhalb desselben noch beinahe unbekannt, d. h. nur 
in unverbürgten undeutlichen Umrissen bekannt war, sondern auch 
weil mir nun mein Streben, mehr noch als je vorher, als abseits von dem
	        
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