392
S c h r ö e r
deutschen Elemente der Monarchie und ihre Bedeutung für dieselbe
ins Auge zu fassen, ein Gedanke, dem ich bereits in der Einleitung
zu meiner ersten Mittheilung über Gottschee Raum gegeben, sowie
er mir von Anfang an bei meinen hieher zu beziehenden Unter
suchungen vorgeschwebt und den ich noch dereinst ausführlicher
zur Darstellung zu bringen hoffe.
Dabei erscheint es mir nun als ein eigenes Geschick, das
diese Studien in Österreich trifft, dass dieselben in letzterer Zeit
so viele ihrer Pfleger und Stützen verloren haben.
Schmeller, der, auch abgesehen von seinem bairischen
Wörterbuch und seiner Grammatik, die für uns so wichtig sind,
schon durch das Muster das er gegeben hat in seinen Unter
suchungen über die „cimbrischen“ Sporaden, hieher gehört, ist nicht
mehr. Der durch ihn angeregte brave Tiroler Schöpf ist zu früh
gestorben. Weinhold, der einst, vielseitig Leben weckend, in
Gräz wirkte, ist längst fort und auch sein rüstiger Schüler Lex er
hat bei uns kein Bleibens gefunden. Pfeiffer, der gründliche
Kenner unserer älteren Mundarten, hat uns jüngst in kräftigem
Mannesalter verlassen. Seine letzten Studien bezogen sich auf
W e i n h o 1 d's bairische und alemannische Grammatik. Als er
eine Preisfrage zu stellen hatte, kurz vor seinem Ende, dachte er
bekanntlich an eine Darstellung der österreichischen Mundart.
Die Augen des Meisters J. Grimm, dessen Theilnahme, auf die
wir immer rechnen durften, uns alle einst ermuntert, haben sich
geschlossen. Neben so vielen und großen Verlusten für die Wissen
schaft überhaupt und insbesondere für diesen Zweig derselben,
namentlich bei uns in Österreich, ist nun auch das Eingehen der vor
trefflichen Zeitschrift Fr'om manns zu beklagen, durch die der
belebende Sonnenstrahl sinnvoller Betrachtung bis in das „.fernste
tiefste Thal“ zu dringen und Leben hervorzurufen schien.
Unter solchen Umständen wird es begreiflich erscheinen, dass
man sich bei einer Arbeit, wie die vorliegende, ziemlich vereinsamt
fühlen muss. In mehr als Einer Hinsicht schien mir mein Ausflug
nach Gottschee ein Eintreten in einen noch unbetretenen Ur
wald. Nicht nur weil die Mundart dieses Ländchens, auf die es mir
dabei ankam, außerhalb desselben noch beinahe unbekannt, d. h. nur
in unverbürgten undeutlichen Umrissen bekannt war, sondern auch
weil mir nun mein Streben, mehr noch als je vorher, als abseits von dem