Pfizmaier, Beiträge zur Geschichte der Perlen.
617
Beiträge zur Geschichte der Perlen.
Von dem vvirkl. Mitgl. Dr. August Pfizmaier.
Die vorliegende Abhandlung enthält die in verschiedenen alten
Schriftstellern aufgefundenen Angaben über das Vorkommen, die Ver
breitung und Verwendung der Perlenin China, ferner die Erwähnung
einiger geschichtlichen Ereignisse, welche mit den Perlen in Verbin
dung stehen oder bei welchen diese eine Rolle spielen. Von diesen
in dem Tai-ping-yü-lan angeführten Schriftstellern sind mehrere jetzt
unbekannt oder werden nicht mehr herausgegeben, wobei bemerkt zu
werden verdient, dass die betreffenden Citate, überdies gewöhnlich
aus ihrem Zusammenhänge gerissen, häufig gekürzt und aus diesem
Grunde schwer verständlich sind.
Nebst den rein historischen Thatsachen und Anhaltspunkten
bezüglich der Feststellung der Gattungen bringen diese Nachrichten
auch manches Fabelhafte, das jedoch zum Tlieil mit Wahrheit ver
mischt, zum Theil den Ursprung gewisser Benennungen zu erklären
geeignet ist.
Aus den gesammelten Nachrichten geht hervor, dass die in dem
alten China verwendeten Perlen grösstentheils Fluss- und Teichper
len gewesen sind, während der den Meeren Corea’s und Cochinchina’s
entstammenden Seeperlen verhältnissmässig selten gedacht wird.
Ausserdem erhellt, dass viele Kostbarkeiten, welche mit dem
Namen „Perlen“ bezeichnet werden, eigentlich keine Muschelperlen,
sondern mehr oder minder werthvolle Edelsteine und Halbedelsteine
gewesen sind. Einige derselben stammen noch von andern Thieren
als von Muscheln. So spricht man von Perlen in der Kinnlade des
Drachen, in dem Munde der Schlange, in den Augen der Fische, in
der Haut des Rochen, in den Füssen der Schildkröte und in dem