Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 57. Band, (Jahrgang 1867)

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Zeissberg 
Mähren aus versuchter Einfälle in seine eigene Mark. Die Vorberei 
tungen, die man diesmal getroffen hatte, waren also in keinem 
Falle minder umfassend, als jene des J. 101S. Ja es kam diesmal ein 
neues Moment in Rechnung, das sich freilich trügerisch erwies, aber 
anfangs Boleslaw doch zwang, seine Streitmacht zu theilen, nämlich 
das oben berührte Bündniss Heinrich's mit einem „Könige der Russen“, 
wie ihn Thietmar unbestimmt nennt, mit dem Grossfürsten Jaroslaw 
von Kiew, der den Polen gleichzeitig im Osten packen sollte, indess 
die Truppen des Kaisers von W. kamen. Auch bei diesem Bündnisse 
hat sich ähnlich jenem mit den Liutizen Heinrich von religiösen 
Rücksichten losreissen müssen. 
Inzwischen war Heinrich, des Kaisers Schwager, unverrichteter 
Sache von Bolestaw’s Hofe zurückgekehrt und wurde zu seiner 
Schwester, der Kaiserin entlassen. Boleslaw zeigte gegenüber den 
grossen Gefahren, die ihn diesmal von allen Seiten bedrohten, die ihm 
eigene Besonnenheit und Klugheit. 
Er nahm wie gewöhnlich, an der Oder, bei Glogau eine feste 
Stellung ein, indess sein Sohn Miseco mit zehn Legionen in Ab 
wesenheit des Herzoges Udalrich einen glücklichen Einfall in Böhmen 
machte, zwei Tage lang dasselbe plündernd durchzog und zur gröss 
ten Freude seines Vaters mit einer Unzahl Gefangener glücklich heim 
kehrte. Weniger von Glücke begünstigt war ein zweites Unternehmen 
gegen Böhmen, welches die unter Boleslaw’s Herrschaft stehenden 
Mährer ins Werk setzten. Zwar erstürmten auch sie eine Stadt und 
kehrten unversehrt und mit grosser Beute und vielen Gefangenen 
wieder. Doch Markgraf Heinrich setzte den heimkehrenden eiligst 
nach', tödtete ihrer mehr als 1000 Mann, trieb die übrigen in die 
Flucht, und schickte die ihnen ahgejagten Gefangenen frei in ihre 
Heimat zurück. Ebenso drangen diesmal Streifcorps Boleslaw’s selbst 
bis an die Elbe vor und versuchten am IS. Aug. Belegori zu erstür 
men, wurden aber nach langem heissen Kampfe zurückgeschlagen. 
Auf der anderen Seite machten die daheim gebliebenen Liutizen >) 
einen Sturm auf eine ungenannte Stadt in Boleslaw's Gebiete. Sie 
verloren in erfolglosem Kampfe 100 der ihrigen, kehrten betrübt 
heim, rächten sich aber nachher doch dafür durch Verheerung des 
W. v. Giesebrecht, Ks. Z. II, 139 nimmt an, dass diese Liutizen dem Kaiser hatten 
zuziehen wollen. Thietmar sagt dies nicht.
	        
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