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Zi ngerle, Das deutsche Kinderspiel im Mittelalter. 119
Das deutsche Kinderspiel im Mittelalter.
Von dem c. M. Ignaz V. Zingerle.
Dax kint spilete und was frö.
Graf Rudolf [6] 12.
Die Kindheit istjdie goldene Zeit der harmlosen Freude, des
fröhlichen Spieles. Bei allen Völkern, von denen wir Kunde besitzen,
erfreute sich das Kind seiner heitern Tage und verkürzte sich die
selben durch Spiele und kindische Kurzweile. Dass es bei unsern
Vorfahren nicht anders sich verhielt, dass die Kinder sich an mun
tern Spielen ergötzten, bestätigen uns viele Belege ( ). Dem ernsten,
schwierigen Ringen und Streben des Mannes wird das tändelnde,
leichte Spielen des Kindes gegenüber gestellt. Denn mit dem Kinder
spiele wird geradezu das unbedeutende Thun und Treiben, das nicht
die geringste Mühe und Anstrengung fordert, bezeichnet 2 ), während
*) Daz kint spilete und was frö. Graf Rudolf [6] 12.
dines lobes underwinden
ist gespilt nach site der kinde. MSH. I, 70 h .
ist daz alsö, seht, weih ein kindes spil. MSH. I, 184 a .
daz was uns ein kindlich spil. MSH. III, 31\
er sprang- in siner prunne spilnde als ein kint. Wolfdietrich 382, 2.
kint sint nu trotz und unverwizzen,
die kintlicher spil sich sollent flizzen. Renner 14862.
sie suln wie diu kinder spiln in den rosen rot. Rosengarten 984.
2 ) daz was ein ringiu arbeit
unde gar ein kindes spil. Erec 4268.
ez was gar ein kindes spil, swes er ie began. Kudrun 858, 2.
daz het er viir ein kindes spil. Biterolf 3194.
daz was im gar ein kindes spil. Ebendort 7874.