Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 56. Band, (Jahrgang 1867)

Beiträge zu Aristoteles Poetik. 
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IS. (Seite 267 f.) 
1458 b 31. Die Bemerkung im Text über den Tadel des Ariphrades 
bezieht sich auf Spengel, der zu diesen Worten Folgendes angemerkt: 's’xeivoj 
Ss rciöro vyvÖEi, male Ariphradcm Arisloteles refellit; nam bene hoc ille novit, 
sed his esse utendum negat. Ar. haee vö pvj ioiomxöv efficere dicit eoque illuin 
confutat, Ariphrades vero quod pvj Idicortxä sint vituperat. Saepius adversa- 
rium noster confutare videtur, at nil dicit.’ Ich gebe leicht zu, dass des Aristo 
teles Widerlegungen, namentlich in streng philosophischen Fragen, nicht immer 
stichhaltig sind: in dem vorliegenden Falle wird er, wie ich glaube, mit Unrecht 
getadelt. Was wusste denn oder beachtete Ariphrades nicht, worin ihm Aristo 
teles Unkunde vorwirft? Jener tadelte die Tragiker, dass sie Formen und Wen 
dungen gebrauchen, welche irapü r^v Sixlex-ov sind; Aristoteles gibt letzteres 
zu, entgegnet aber, eben weil sie zrapü r-^v öiaXczrov sind, muss man dem 
Tragiker deren Gebrauch einräumen; denn sie dienen dazu, dem tragischen 
Stile den Charakter des pi idiomxöv d. i. po? rarcsivov oder crEpvöv zu leihen, 
den dieser Stil haben muss, wie Ariphrades selbst wird zugestanden haben. 
Wollte Spengel consequent sein, so müsste er seinen Tadel auf diese ganze 
Betrachtung des Aristoteles als eine nichtssagende und sich im Kreise drehende 
ausdehnen: denn der durch sie sich hindurchziehende Gedanke ist der, der 
tragische Stil muss pi7 idoorixöv (piö ra-sivöv — aspvöv) sein, («7 lÄi&mxä aber 
sind alle jene euJvj ovöparoj, die neben dem xvpiov hergehen; diese also muss 
man in dem poetischen Stil anwenden. — Ebenso ist es Spengel, der, wie im 
Text S. 267 bemerkt, die Umstellung in den von Ariphrades angeführten Bei 
spielen empfiehlt, um in besserer Anordnung die gleichartigen zusammenzurei 
hen. Hoffentlich ist das a. a. 0. Gesagte ausreichend, die Verbesserung als 
unbegründet abzuweisen. 
» Zu Capitel 23. 
16. (Seite 276.) 
1459 a 17 mpi psv o-3v rpa^rpSiag xai rijc s’v r<p jrpatrstv pip^ascos eot<» 
vjptv txavä rx sipvjpEva; xepi 6i rijg dtvj'/vjpartxvjc xai s’v psrpw pipvjrixijs —. An 
xai s’v ps’vpw hat man Anstoss genommen und entweder xai e’v itgaifilrpw zu 
schreiben oder (wie Bursian) xai zu tilgen gerathen, beides mit Unrecht. Dass 
das eigenste Versmass des Epos das f£äpsrpov oder ijpoKxäv ist, wird c. 24 
gelehrt und brauchte hier nicht ausdrücklich gesagt zu werden. Die Partikel 
xai aber zu tilgen, wofür ich Anlass und Erfolg nicht recht cinzusehen gestehe, 
widerräth die Gegenüberstellung rpaqwdia? xai vvjs e’v rä np. p:p. Aristo 
teles sagt 'über die erzählende und im Metrum sich vollziehende Nachah 
mung’, und bezeichnet damit die Art der Nachahmung (die aitafiöla im Unter 
schied des irparrstv und dpäv der Tragödie) und das Mittel der Nachahmung 
(denn die epische Dichtung bedient sich nur des Metrums, während die Tragö-
	        
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