Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 38. Band, (Jahrgang 1861)

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Goehlert, Die Karaiten und Mennoniten in Galizien. 
von allen übrigen Landesbewohnern in den ersten 20 Jahren seiner 
Ansiedelung nicht nur nicht vermehrte, vielmehr in der Volkszah! 
zurückging und zu Anfang dieses Jahrhunderts nur aus 23 Familien 
bestand. Auch in den nachfolgenden Jahren ging die Zunahme der 
Bevölkerung noch langsam vor sich und die Familienzahl erhöhte 
sich bis zum Jahre 1828 nur um acht. Erst in der neueren Zeit, 
nachdem eine neue Generation der alten Platz gemacht hatte, tritt 
eine raschere Vermehrung der Seelenzahl hervor; denn nach den 
Ergebnissen der letzten Volkszählung im Jahre 1837 umfasste diese 
Religionssecte nunmehr 323 Seelen, welche sich in 61 Familien 
gliedern. Auch ihre Ausbreitung in örtlicher Beziehung nahm in 
neuerer Zeit einen rascheren Fortgang; während sie im vorigen 
Jahrhundert hauptsächlich auf drei Ortschaften beschränkt waren, 
finden wir sie gegenwärtig in 12 Ortschaften zerstreut, und zwar: 
im Grodeker Bezirke: in Neuhof (67), Kiernica (22) und 
Lubien maty (21); 
im Szczerczer Bezirke: in Einsiedel (76 mit Lutheranern ge 
mischt), Falkenstein (47), Mostki (22), Dmytrze (18), Pustomyty 
(17), Sroki (12), Rosenberg (12) und Glinna (3); und 
im Bezirke Komarno (Samborer Kreis) in Horoiany wielki. 
Wie hieraus ersichtlich, sind die Mennoniten fast ausschliess 
lich in den beiden Bezirken Grodek und Szczerczec des Lemberger 
Kreises ansässig; in dem ersteren leben 41 Familien mit 209 Seelen 
und im letzteren 20 Familien mit 110 Seelen. Dem Geschlechte 
nach theilen sich dieselben überhaupt in 160 männliche und 
163 weibliche. 
Ausserhalb Galizien zählen die Mennoniten keine Glaubens 
verwandten mehr in Österreich. In Europa finden sich dieselben in 
den Niederlanden (ihrem Heimatlande), in Deutschland, namentlich 
in Preussen, Hannover und Baden, in Russland, in dessen südlichem 
Theile erst in neuerer Zeit grössere Mennoniten-Colonien gegründet 
wurden, wovon jene in Taurien an der Molatschnaja mit 11.000 Seelen 
die wichtigsten sind. 
Sie gehören zu den ersteren deutschen Ansiedlern in den ver 
einigten Staaten Nordamerika^, wohin sie schon im Jahre 1683 auf 
die Einladung W. P.enn’s gezogen sind; ihre Zahl wird in den 
Staaten Pennsvlvanien, Ohio, Virginien und New-York auf 30.000 
geschätzt.
	        
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