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SITZUNGSBERICHTE
DER KAISERLICHEN
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE CLASSE.
ACHTUNDDREISSIGSTER BAND.
WIEN.
AUS DER K. K. HOF- UND STAATSDRUCKEREI.
IN COMMISSION BEI KARL GEROLD’S SOHN, BUCHHÄNDLER DER KAIS. AKADEMIE
DER WISSENSCHAFTEN.
SITZUNGSBERICHTE
DER
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHEN CLASSE
RER KAISERLICHEN
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
ACHTUNDDREISSIGSTER RAND.
Jahrgang 1861. — Heft I bis III.
WIEN.
AUS DER K. K. HOF- UND STAATSDRUCKEREI.
IN COMMISSION BEI KARL GEROLD’S SOHN, BUCHHÄNDLER DER KAIS. AKADEMIE
DER WISSENSCHAFTEN.
1862.
i * *:
-
INHALT.
Seite
Sitzung; vom 2. October 1861.
Sickel, Das Lexicon Tironianum der Göttweiger Stiftsbibliothek ... 3
Sitzung; vom 9. October 1861.
Tauschinski, Faviana und Wien 31
Sitzung; vom 16. October 1861.
Bergmann, Der Genealog P. Gab rielBucelin, Benedictiner zu Wein
garten und Prior zu St. Johann in Feldkirch 47
Vahlen, Zur Kritik Aristotelischer Schriften. (Poetik und Rhetorik.) . . 39
Sitzung; vom 30. October 1861.
Höflcr, Noch einmal das carmen occulti autoris 149
Sickel, Die Lunarbuchstaben in den Kalendarien des Mittelalters . . . 133
Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften 203
Sitzung vom 6. November 1861.
Pfizmaier, Die Bevorzugten des Allhalters Hiao-wu 213
Sitzung vom 13. November 1861.
^ Gindely, Zur Geschichte der Einwirkung Spaniens auf die Papstwahlen,
namentlich bei Gelegenheit der Wahl Leo’s XI. im Jahre 1603 . . 231
Sitzung vom 27. November 1861.
Fiedler, Die Union der in Ungern zwischen der Donau und Drau wohnen
den Bekenner des griechisch-orientalischen Glaubens .... 284
Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften 299
Sitzung vom 4. December 1861.
Valentinelli, Delle biblioteche e delle societä scientifico-letterarie della
Neerlandia 303
Müller Friedrich, Beiträge zur Lautlehre der armenischen Sprache . . 364
Sitzung vom 11. December 1861.
Goehlert, Die Karaiten und Mennoniten in Galizien 396
Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften 609
SITZUNGSBERICHTE
DEM
KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE CI, ASSE.
XXXVIII. BAND. I. HEFT.
JAHRGANG 1861. — OCTOBER.
SITZUNG VOM 2. OCTOBER 1861.
V orgelegt:
Das Lexicon Tironianum der Göttweiger Stiftsbibliothek.
Von Dr. Th. Sickcl.
Bei einem Besuche des Stiftes Göttweig war ich freudig
überrascht, unter den mir in der Bibliothek vorgelegten Hand
schriften ein Lexicon Tironianum zu erblicken. Nur acht mehr oder
minder vollständige Codices dieses Inhalts werden als noch erhalten
aufgezählt, sie sind also selten und doch erinnerte ich mich nicht, in
irgend einem der alten oder neuen Berichte über die Göttweiger Biblio
thek vermerkt gefunden zu haben, dass auch sie eine derartige Hand
schrift und zwar eine bisher noch nicht benützte enthält. Allerdings
hat, wie ich später fand, Pertz einmal dieses Lexikon kurz erwähnt i),
aber sonst wird es in den gedruckten Berichten und Handschriften
verzeichnissen von Göttweig nirgends angeführt. Dass nun auch die
Verfasser des Chronicon Gotwicense desselben keine Erwähnung
thun, macht es mehr als wahrscheinlich, dass die Handschrift erst
später für Göttweig erworben wurde; vielleicht noch vom Abt Bessel
selbst auf einer seiner vielfachen wissenschaftlichen Reisen durch
Deutschland^und Italien, obwohl, wie mir der jetzige Herr Bibliothekar
und Capitular P. Gusenbauer mitzutheilen die Güte hat, in den hinter-
lassenen Papieren des Abtes Bessel und in dem Verzeichnisse der von
ihm für die Stifsbibliothek erworbenen literarischen Schätze dieses
Lexikon nicht mit aufgeführt wird. Jedesfalls kam die Handschrift bis
zur Mitte des vorigen Jahrhunderts nach Göttweig und wurde zuerst
l ) lu einer Anzeige von Ebert’s Handschriftenkunde: Gotting, gelehrte Anzeigen,
1826, p. 3Ö2.
1*
Dr. S i c k e I
in einem 1756 angelegten Katalog als „Senecae et Tyronis Notae,
eod. membr. saec. circiter VI, sig. II. 12 in 4°’, specialis considera-
tionis“ verzeichnet.
In dem neuesten Handschriftenkatalog von Göttweig, den der
Herr Stiftscapitular P. Vincenz Werl 1844 mit bewundernswerthem
Fleisse und seltener Sachkenntniss anlegte, ist auch das Lexieon
Tironianum als Codex ms. no. 82 ausführlich beschrieben; vorausgeht
ein kurzer Abriss der Geschichte der Noten und ihrer Literatur nach
Kopp, es folgt dann die eigentliche Beschreibung des Göttweiger
Codex, zum Schlüsse einige Andeutungen, wie sich der Codex in
Bezug auf Anzahl, Anordnung und Gestalt der Noten zu dem von
Gruter veröffentlichten Lexikon verhält.
Diese Vergleichung weiter durchzuführen und zusammen
zustellen, was sich für die Kenntniss der tironischen Noten Neues
oder Bestätigendes aus der Göttweiger Handschrift ergibt: das ist
die Aufgabe, die ich mir hier gestellt habe, nachdem ich, Dank der
Liberalität des hochwürdigen Herrn Prälaten etc. P. E. Schwerdfeger,
den mir auf einige Zeit anvertranten Codex auf das Genaueste habe
prüfen und durcharbeiten können.
In einem Einband des XVI. Jahrhunderts, der aller Wahrschein
lichkeit nach ein noch vollständiges Lexikon von etwa zehn Lagen
umschlossen hat, finden sich heutigen Tages nur noch acht Lagen
zum Theil zu acht, zum Theil zu sechs Pergamenthlättern, in Summa
60 Blätter, jetzt von 8 3 / 4 Zoll Höhe und 6 Zoll Breite, zumeist recht
gut erhalten. Bei drei Lagen findet sich auf dem letzten Blatt verso,
unten in der Mitte eine Quaternionenbezeichnung durch die Ziffern
II, IV, VII, die erstere halb weggeschnitten, so dass auch die übrigen
durch Beschneidung der Pergamentblätter verloren gegangen sein
mögen. Die Blätter sind blind mit dem Griffel liniirt.
Aus der Majuskelschrift, in der gegen zweihundert meist ver
einzelte Wörter geschrieben sind, würde sich das Alter des Codex
nicht bestimmen lassen. Theils sind es nämlich mit besonderer Sorg
falt gezeichnete, daher ganz regelmässigeCapitalbuehstaben, häufiger
sind es flüchtig gemachte, der Capifalis rustica ungehörige Buch
staben, in vereinzelten Fällen wird auch eine zierliche Unciale ange
wandt: alles Merkmale, die sowohl auf die zweite Hälfte des VIII.,
als auf das IX. und X. Jahrhundert hinweisen können. Nur der
Umstand, dass in ein und demselben Worte noch nie Capital und
Tirouische Noten.
Uncial gemischt werden, ferner die Art, wie einzelne Wörter durch
Mennig und zuweilen durch Grasgrün ausgezeichnet werden, lassen
mehr auf das IX. als auf das X. Jahrhundert schliessen.
Eine genauere Zeitbestimmung ergibt sich dagegen aus der
Minuskel, in welcher der grössere Theil des Codex geschrieben ist.
Obgleich ja das Lexikon an und für sich nur vereinzelte Wörter und
Wendungen enthalt, lässt sich doch die Schrift als noch vorherr
schend indistinct bezeichnen: es finden sich Verbindungen wie lon-
gumtempus, nesciounde, antepaiicosdies, inconspectuhominum, wie
sie, zumal so zahlreich, schon um die Mitte des IX. Jahrhunderts in
Minuskel nicht mehr Vorkommen. -— Ist das vorherrschende Alphabet
entschieden Minuskel, so verrathen die Einzelbuchstaben doch noch
die ersten Anfänge dieser Schrift und sind mit einzelnen noch ganz
cursiven Buchstaben vermengt. So erscheint e fast durchgängig in
der gebrochenen Gestalt und über die Mittellinien hinausgehend;
neben einem Minuskel-« mit noch stark geneigtem Schenkel findet
sieh sehr häutig das offene cursive (zumeist lombardisch genannte)
a; auch d begegnet man zuweilen noch in Cursivgestalt; die cur
siven Verbindungen und Verschränkungen sind noch sehr zahlreich.
Fast durchgängig ist e noch mit dem vorausgehenden oder folgenden
Buchstaben verbunden; das i ist häufig au r, vi, n angehängt.
Besonders hervorzuheben sind einzelne Conjunctionen, welche sonst,
sobald die Minuskel aufkommt und die Selbstständigkeit der Buch
staben zum Gesetz macht, von den Schreibern vermieden werden,
Conjunctionen wie ed, rc u. a.; behufs der Verschränkung wurden
auch noch einzelne Capitalbuchstaben angewandt: NT, NS, US, UR-
Die rein minuskeln Elemente endlich, welche vorherrschen, sind
charakterisirt durch die Kleinheit der Buchstaben, durch die Neigung
des unteren Theiles der Schäfte nach links, ohne dass jedoch die
selben in feinere Spitzen auslaufen: auch dies weiset, so gut wie
die erwähnten cursiven Verbindungen, auf die Anfänge der mit
vollem Beeilte als karolingisch bezeichneten Minuskel hin. Wie aber
die Entwickelung und Verbreitung dieser Schriftart innig zusammen-
hängt mit der Erneuerung wissenschaftlichen Lebens durch Karl den
Grossen, so lassen sich für die erste Periode dieser Schrift die zwei
letzten Decennien des achten und die ersten des neunten Jahrhunderts
mit Bestimmtheit annehmen. Und wenn ich innerhalb dieser Periode
mich in diesem Falle wieder für den Ausgang derselben ausspreche,
6
Dr. S i c k e I
so geschieht es, weil hie und da der Schreiber dieses Codex den
Ansatz macht, zu zeigen was er als Kalligraph vermag und dann ein
paar Worte in jener grösseren, ganz reinen Minuskel darstellt,
welche den sorgfältigsten Handschriften aus den letzten Jahren
Karl's des Grossen oder aus der Zeit Ludwig’s des Frommen eigen-
thümlich ist. Das Lexicon Tir. Gotwicense mag also um S20, eher
früher als später, geschrieben sein. Die hie und da vorkommenden
Nachträge sind entweder von derselben oder doch von gleichzeitiger
Hand. Zu diesem Alter stimmt vollständig die Orthographie, von der
später einige Beispiele anzuführen sein werden *).
Wie verhält sich also dem Alter nach das Lex. Gotw. zu den
Handschriften gleichen Inhalts, die bis jetzt bekannt sind und die
Kopp §. 331—334 bespricht? 2 ) Selbst eingesehen habe ich nur
den Codex Casselanus; für die anderen muss ich mich an die von
Kopp gegebenen Altersbestimmungen halten. Der Schrift nach ist
jener 8 ) entschieden älter als der Codex Gotwicensis und unbedenk
lich in die zweite Hälfte des VIII. Jahrhunderts zu setzen; dagegen
mögen die Nachträge in dem Codex Casselanus (welche jedoch keine
neuen Noten, noch neue Erklärungen der Noten enthalten, sondern
nur nach Art der Glossarien die erklärenden Worte wieder erklä
ren 4 ) gleichzeitig mit dem Codex Gotwicensis sein. Aber gleich
*) Ein Facsitnile dieser Handschrift theile ich in der 7. Lieferung der Monurnenta gra-
phica medii aevi mit.
2 ) Durch Hinweis auf den Paragraphen werde ich stets den I. Theil der Palaeogra-
phia critica von U. F. Kopp bezeichnen, durch die einfache Ziffer weise ich auf die
Seite des II. Theiles hin. — Unter den Ausgaben von Gruter ist die erste, „ex offi-
cina Commeliniana 1603“ vorzuziehen und wird von mir ausschliesslich gebraucht.
Die Ziffer in den Citaten bezieht sich auf die Seiten dieser Ausgabe, wobei zu beach
ten, dass Gruter p. 1—197 die Noten aus einem Gruter seihst gehörigen Codex ent
hält, während die omissa atifp. 198, 199 aus einer Handschrift des J. Pistorius stammen
3 ) Dafür dass, wie Kopp §. 331 vermuthet, die Handschrift aus Fulda stammt, möchte
noch folgender Umstand sprechen. Auf der ersten Seite steht eine von Kopp nicht
erwähnte stark verwischte Notiz in angelsächsischer Minuskel. Es sind schon Rea-
gentien angewendet worden, sie leserlich zu machen, ich weiss nicht mit welchem
Erfolg. Ohne Reagentien konnte ich nur Einzelnes entziffern: „notas vulgares Ennius
primus . . . deinde Tullius . . .“, wahrscheinlich also eine aus Isidor, Orig. L. I, 21
entnommene Erklärung. Solche Notizen in angelsächsischer Minuskel haben nun auf
den Vorblättern die meisten der Handschriften, welche schon im IX. Jahrhundert der
Fuldaer Bibliothek gehörten und speciell scheint es mir ein und dieselbe Hand zu
sein,welche dem Lexicon Tironianum diese Bemerkung vorgeschrieben hat und welche
andere entschieden aus Fulda stammende Codices in ähnlicherWeise bezeichnet hat.
4 ) Z. ß. appetit: adprehendit vel desiderat; auscultator: auricularius; absur
dum: turpe, indignum, incongruum etc.
Tirojiisclie Noten.
7
nach dem Codex Casselanus wird der Gotwicensis als die Zweit
älteste der bisher bekannt gewordenen und noch erhaltenen Tiro
nischen Sammlungen zu setzen sein.
Die Pergamenlblätter dieser Handschrift sind nun zumeist mit
folgendem Linienschema versehen. Links und rechts ist je ein Paar
nahe an einander liegender Perpendicularlinien vom oberen bis zum
unteren Rand gezogen; eben so oben und unten je ein Paar horizon
taler Linien bis zum Rand. Parallel mit jenen laufen noch zwei Paar
Perpendicularlinien, die jedoch durch die oberste und unterste Hori
zontale begrenzt werden; parallel mit diesen sind bis an die äusseren
Perpendicularen die horizontalen Schriftlinien, zumeist 22 an der
Zahl gezogen. Von den vier Paaren Perpendicularlinien dienen drei
zu Columnen für die Noten, denen rechts zur Seite auf den horizon
talen die Worterklärungen stehen; das vierte Paar von Perpendicu
laren begrenzt die ganze Schriftseite. Somit enthält in der Regel
jede Seite in drei Reihen je 22 Noten nebst Worten. Aber einerseits
sind in den ersten zwei Quaternionen mehrere Seiten auf denen
nicht Worte sondein nur Sylben aufgeführt werden, andererseits in
den letzteren Lagen, offenbar um Schreibmaterial zu sparen, fast
alle Seiten mit fünf perpendiculären Linienpaaren versehen, welche
vier mit Noten beschriebene Reihen bilden i); auf denselben Seiten
ist dann auch die Zahl der Horizontalen oder doch der Schriftzeilen
wesentlich vermehrt, so dass hier und da die Anzahl von Noten auf
einer Seite von einem Minimum von 60 bis zu 140 und darüber
steigt. Nimmt man demnach als Durchschnittszahl 8ö an, so lässt
sich der Noten- und Wortvorrath auf den noch erhaltenen 120 Sei
ten des Cod. Gotwicensis auf 10.200 berechnen. Dasselbe Ergebniss
werden wir erhalten, wenn wir diese Handschrift mit den sonst
bekannten in Bezug auf die Anordnung der Wortvorrathes vergleichen.
Auf Seite 4 oben enthält unser Codex die Aufschrift: incipiunt
notae Senecae (die darüber stehenden Worte: notae iuris er
scheinen mir später, jedoch auch schon im IX. Jahrhundert geschrie
ben) , und es folgt dann gleich ab — die betreffende Note ver-
grössert und ursprünglich wohl in mehreren Farben, das Wort in
Majuskel, weiter ad, con, de —• kleinere Noten und die Wörter in
Minuskel. Durch die ganze Sammlung hindurch sind nur einzelne
*) Es sind ;>ag. 12, 20—23, 33, 97—99, 101 — 103, 110—120.
8
Dr. S i c k e 1
Wörter durch farbige Verzierung der Noten und Buchstaben sowie
durch Majuskelschrift ausgezeichnet; sie sind die Schlagwörter,
nach denen der gesammte Wortvorrath in gewissem Sinne geordnet
worden ist. Sie lauten auf den ersten Seiten unserer Handschrift:
ci b, enim, alit, sed, cum, forte, ita, quin, verus. turn, t i b i,
latinus, quod, quae, quid, cui, his, es, potes, vester, quantus,
causa, unus, uter, antiquus, dicit, p ort at, duxit, tuo,
tuorum etc. Ein grösserer Abschnitt ist S. 26 durch Auszeichnung
von probus angedeutet, ebenso S. 49 bei dem Wort purpura, S. 85
bei gaudet; S. 10b steht nach der Note pernicitas in Majuskel:
finit commentarius III, incipit IV. —puteoli etc., S. 116 beginnt
wieder mit praetexta ein grösserer Abschnitt, das letzte Schlag
wort unserer Handschrift ist urit, und unter ihm befinden sich als letzte
Wörter: bullit, candet, candor, Candidus, candescit, excandescit.
Vergleichen wir damit den Codex Gruterianus, der allein in der
ursprünglichen Ordnung abgedruckt ist, so ergibt sich zunächst dass
es zum grossen Theil dieselben und in gleicher Weise auf einander
folgenden Schlagwörter sind, nach denen hier und dort, und so viel
bekannt auch in allen andern Lexicis, der Notenvorrath geordnet ist.
Die anf den ersten Seiten übereinstimmenden habe ich oben durch
gesperrten Druck bezeichnet. Die in Gruter nicht durch grössere
Schrift als Schlagwörter bezeichueten finden sich doch auch dort in
derselben Ordnung verzeichnet wie im Cod. Gotw. wie überhaupt
im Grossen und Ganzen genommen durch beide Sammlungen hin
durch die Reihenfolge der Noten wesentlich dieselbe ist. Kleine
Abweichungen entstehen nur dadurch , dass jede Handschrift ein
zelne Noten oder Reihen von Noten auffuhrt, die in der andern feh
len; wir wei'den sie später aufzuzählen haben. —• Schärfer ausge
prägt und ausgesprochen ist dagegen im Codex Gruteri die Einthei-
lung des gesammten Lexikons in fünf commentarii und wieder eines
jeden Comnieutars in eine Anzahl von Capiteln; doch ist sie auch im
Cod. Gotw. einigermassen zu erkennen. Denn eben dieselben
Worte, die wir in ihm zuvor als Marksteine gewisser Abschnitte
bezeichnet haben, bilden auch im Cod. Grut. die Anfänge von
Capiteln oder Commentarien.
Das Lexicon Tironianum von Götfweig weist also, was die
Aidage und Anordnung anbetrifft, auf eine mit dem Cod. Grut.
gemeinsame Quelle hin, oder da wie Kopp dargelegt hat, auch alle
Tironischti Noten.
9
andern auf uns gekommene Handschriften die gleiche Anordnung des
Wortvorrathes haben, gehört auch der Cod. Gotvv. zu ein und der
selben alle anderen Bearbeitungen umfassenden Gruppe. Ich meine
dass dieser Umstand, dass sämmtliche derartigen Handschriften als
Copien ein und desselben lexikalischen Werkes erscheinen in der
Geschichte der Tironischen Noten mehr als bisher geschehen ist zu
betonen und zu beachten ist. Wann dieses Werk zum Abschluss
gebracht wurde, glaubte Kopp •§-. 344 -— 348 aus einer im Cod.
Paris. 8779 (K. ■§. 342) abschriftlich erhaltenen Vorrede entneh
men zu können und kam zu dem Schluss, dass wahrscheinlich Bischof
Eligius im VII. Jahrhundert der Anordner des Lexikons in der auf uns
gekommenen Gestalt gewesen sei. Aber aus derselben Vorrede lasst
sich vielmehr entnehmen, dass ihr Verfasser einen verhältnissmässig
nur geringen Antheil an der Zusammenstellung und Anordnung der
Sammlung gehabt haben kann. In Bezug auf die Hauptanlage muss
er das Werk schon so, wie wir es kennen, vorgefunden haben, wenn
er sagt: sunt igitur qui dimittunt ad tertiam partum, aliqui turnen ad
medietatem, et sunt plurimi qui non dimittunt, nisi ubi in fine dicitur
plateola. Das letzte Wort (= Gruter 194) findet sich schon in dem
fünften Commentarius, den die Codices als novissimus bezeichnen,
und wenn zuvor von einem Drittheil, einer Hälfte die Rede ist, so
sind darunter olfenbar die durch die einzelnen commentarii bezeich-
neten Theile des Werkes gemeint. Es ist möglich dass wir dem
Schreiber der Vorrede die im Grunde höchst überflüssige Zusam
menstellung der Sylben (Gruter 2G—31) verdanken, aber auch dies
lässt sich aus den unklaren Worten: hoc ea que spopouderam etc.
nicht mit Gewissheit entnehmen.
Abgesehen von der Frage nach dem oder besser nach den Ver
fassern des Lexikons will ich hier auf einen Umstand hinweisen, der
sich aus der Betrachtung des Wortvorrathes in den einzelnen Com-
mentarien ergibt. Diese commentarii erscheinen in zweifacher Hin
sicht als vom leichteren zum schwereren fortschreitende Lehrcurse.
Im commentarius I herrschen die Noten von einfacher Bildung vor,
daher dort auch die zumeist als signa auxiliaria zu verwerthenden
Nominal- und Verbalendungen aufgenoramen sind. Die Noten der
späteren Abschnitte würden ohne beigefügte Worterklärung viel
schwerer zu verstehen sein, weil sie zum grossen Theil auf mehr
oder minder conventioneller Abkürzung der Worte beruhen; Ferner
10
Dr. S i c k e l
wird der Wortvorrath der zwei ersten Coramentare im Allgemeinen
für die Wiedergabe von dem Inhalte nach leichteren Schriftstücken
hinreichen. Erst im dritten finden sich in grösserer Anzahl Ausdrücke,
welche in der Regel nur in Schriftstücken mannigfaltigeren, mehr
eingehenden, wohl auch gelehrteren Inhalts in Anwendung kommen,
wie wenn Gruter 126 die verschiedenen Waffen, Gr. 127 seq. die
Körpertheile, Gr. 133 Götternamen, Gr. 136 Orts- und Völkernamen
u.s.w. aufgeführt werden. Sind schon in diesem dritten Theile die Zeit
wörter selten, so noch mehr in dem vierten, der fast ausschliesslich
Begriffswörter von meist geringer Anwendbarkeit enthält. Im fünften
endlich herrschen Wörter und Namen vor, welche erst durch die
christliche Theologie in die Literatur eingedrungen waren, aber sich
nicht füglich in die früheren Abschnitte einschalten liessen, wie es
bei anderen Wörtern dieser Gattung geschah. Denn der Inhalt eines
Commentars war keineswegs abgeschlossen, sondern, wo entspre
chend den vagen Regeln *), nach denen überhaupt die Aufeinander
folge der Wörter bestimmt wurde, neue Ausdrücke in die Reihe der
alten eingeschoben werden konnten, geschah es je nach dem Bedürf-
niss. So sind offenbar die der christlichen Welt angehörigen Begriffe
episcopus, archiepiscopus, praesul u. s. w. bis justißcat und legiti
mus (Gruter 91) erst nachträglich in den commentarius II. einge
schaltet, welcher, wie schon früher (cf. Ko pp §. 44) aus dem
Umstand, dass die Reihe der Kaisernamen in demselben mit Antouinus
Pius endigt, geschlossen ist, um die Mitte des zweiten Jahrhun
derts zusammengestellt sein mag. Dass sich in dem commentarius /,
auch in der Gestalt wie er heute im Cod. Grut. und im Cod. Gotw.
vorliegt, noch kein einziges der christlichen Literatur ungehöriges
Wort befindet, spricht ganz entschieden für ein noch höheres Alter
desselben. Wahrscheinlich würde sich annähernd die Entstehuhgs-
zeit jedes einzelnen Theiles des Gesammtlexikdns bestimmen lassen,
*) Was Kopp §. 70 zunächst von der Anordnung im Cod. Grut. sagt: ordo auctoribus
piacuit nullus, neque literaruin, neque systeinatis cujusquam, nisi fortasse illurn
spectes ordinem , quo prirnitiva derivatis anleponuntur — kann ich nicht unter
schreiben. Die Anordnung ist zwar nichl systematisch in unserem Sinne, aber sie
erfolgt doch nach gewissen Regeln. Raid sehliessen sich die Wörter nach wirklicher
oder vermeintlicher Etymologie an einander an, bald nach dem Gleichklang der
ersten Sylbe oder Sylben , bald nach der Ähnlichkeit der Noten, bald nach den
Beziehungen der Begriffe. Es ist selten, dass jede Art von Zusammenhang zwischen
den unter einem Schlagwort vereinigten Ausdrücken fehlt. Dagegen stehen die
Schlagwörter selbst zumeist in keiner Beziehung zu einander.
Tironische Noten.
ll
wenn erst alle Handschriften in Bezug auf die Anordnung verglichen
wären und dadurch festgestellt wäre, welches die allen gemeinsame
Anordnung des Wortvorraths ist und was andererseits als Abweichung
auf die Rechnung jedes einzelnen Copisten zu setzen ist. Erst dann
könnte auch die Untersuchung über die Verfasser oder Anordner
der einzelnen Theile wieder mit Erfolg aufgenommen werden. Für
jetzt dagegen müssen wir uns mit dem schon von Ko pp festgestellten
Resultate begnügen: dass die einzelnen Commentare zu verschiede
nen Zeiten entstanden und zu verschiedenen Zeiten durch Interpola
tionen erweitert worden sind. Dazu aber fügt es sich sehr wohl,
dass die Verfasser der späteren Theile darauf bedacht waren, die
Noten für eine höhere, mannigfaltigere und gelehrtere Gattung
der Literatur zusammenzustellen oder höhere Lehrcurse für die
Tironische Schreibart zu liefern. Einige begnügten sich dann, wie
der Verfasser jener Vorrede sagt, nur die niederen Lehrcurse abzu
schreiben, andere und so auch er schrieben die damals bestehenden
fünf bis plateola reichenden Theile als das Gesammtlexikon ab, spätere
setzten dasselbe noch um der theologischen Literatur willen fort.
Dass die Differenzen zwischen dem Cod. Gotwicensis und den
anderen Handschriften, speciell zwischen ihm und dem Cod. Grute-
rianus verhältnissmässig gering sind und daher die zuvor behauptete
Zusammengehörigkeit aller nicht ausschliessen, wird sich aus ei ner
eingehenden Darlegung der Abweichungen ergeben.
Ich beginne mit der Aufzählung dessen, was im Cod. Grut. vor
handen ist, im Cod. Gotw. fehlt >): brevi tempore (6), publice
privateque, private publiceque (8), circumscribit (10), asportat,
obducit, circumducit (11), vobis patres conscripti, vobisque p. c.,
vobis liberisque uestris (18). percidit, atendit (18), adversus ipsum
(2t*), adcrescit, adcrevit (21), mento, mentos (2h), i potes — re
non solet: 20 Noten (20), bac — vis: etwa 50 Noten (30), intem-
poralis sine consilio, sine ullo c. (32) , depetit (39), verbosus
homo (43), suspitiosus homo, homo s. (44), postumus (55), platea
(63), unde de plano recte legi possit (64), quousque tandem abu-
tere C. p. n., qaorum nomina s. t. i. (65), optime de rep. meritus
etc. (66) u. s. w. Diese Beispiele genügen vollständig, um die Unbe-
Die in Klammer gesetzte Ziffer weist auf die Seite der Grut. Ausgabe bin, auf der
sieh das betreffende Wort iiudet.
12
Di*. Sicke
deutendheit der Auslassungen darzuthun. Einige der hier fehlenden
Wörter finden sich imCod. Gotw. anderwärts eingereiht. Einzelne zu
sammengesetzte Verba ergeben sich schon aus den vorausgegangenen
Formen anderer Composita. Die Noten für die Sylben bac-vis sind
ziemlich überflüssig, eben so die für die Ausdrücke i potes etc. ‘) —
Was die geringe Zahl der Auslassungen anbetrilft, so wird sie ziem
lich durch die Anzahl von Ausdrücken aufgewogen, die sich bei
Gruter nicht, dagegen im Lex. Gotw. finden und die ich später um
der entsprechenden Noten willen vollständig mittheile. Es lässt sich
daher die Anzahl der Noten in dem erhaltenen Theile des Lex. Gotw.
auch durch Vergleichung mit dem Cod. Grut. annähernd bestimmen:
cxcandescit, womit jetzt die Göttweiger Handschrift abbi icht, findet
sich bei Gruter 1G6 und ist etwa die 11000. Nute, so dass die verloren
gegangenen Lagen etwa noch 2000 Noten enthalten haben mögen.
Hält man nun, was im Cod. Gotw. fehlt, mit den Auslassungen
des Cod. Cassel. (Kupp §. 38) zusammen, so zeigt sich gleichfalls,
dass jener Wörter aufluhrt, die diesem abgehen und umgekehrt: ich
halte dies für ganz zufällig und glaube nicht, wie Kopp thut, aus
diesen Abweichungen auf das Alter der Handschriften und ihr zeit
liches Verhältniss schliessen zu können; zumal wenn man auch hier,
welche Ausdrücke von dem einen oder dem andern Copisten aus
gelassen worden sind, in Betracht zieht..
Durch Vergleichung des Wortvorrathes mag hier noch eine
andere Frage erledigt werden. Da wir nämlich nichts über die Her
kunft der jetzigen Göttweiger Handschrift wissen, liegt die Ver-
muthung nahe, dass sie vielleicht identisch sei mit einer der in
früheren Zeiten benützten, jetzt aber verschollenen Handschriften
gleichen Inhalts, also mit dem Cod. Gruterianus oder dem Cod. Pisto-
rinus oder mit dem vom Abt Trithemius erworbenen Codex 2 ).*Die
Verschiedenheit von dem Cod. Grut. ist bereits zur Genüge dar-
gethan. — Von dem Cod. Pislor. hat uns Gruter leider gar keine
Beschreibung gegeben. Wohin er gerathen sein mag, lässt sich
*) Während Kopp diese Zeichen noch als unverständlich hezeichnete . hat sie Jules
Tardif in dem Memoire sur les notes Tironiennes (Memoires presentes par divers
savants a l’aeademie des inscriptions, 2 e Serie, tom 3. 1834. p. 104—171) insehr
befriedigender Weise erklärt. — Tardifs Arbeit ist als recht fassliche Anweisung
zur Entzifferung der Noten zu empfehlen. Aber dem geringschiitzenden Uriheile, das
el 1 über Kopp fällt, kann ich keineswegs beistimmen.
*) Tritbemii polygraphia p. GUI.
Tironische Noten.
13
auch nicht feststellen. Die Büchersammlung des Joh. Pistorius ist
zunächst von der Benedictinerahtei Weingarten aufgekauft worden,
die Weingartener Bibliothek aber ist nach Aufhebung des Stiftes
nach Stuttgart gekommen und der dortigen königlichen Handbiblio
thek einverleibt worden 1 ): ein Lex. Tironianum ist jedoch daselbst
nicht bekannt. Es lässt sich also nur nach dem Wenigen, was Gruter
p. 198 und in den angehängten notue ad Tyronis ac Senecae nolux
aus des Pistorius Handschrift mittheilt, eine Vergleichung anstellen.
Die Mehrzahl der Gr. p. 198 und 199 nachgetragenen Noten und
Wörter findet sich nun allerdings im Cod. Gotw.; einzelne aber wie
nihilo, ad nihilum, pro nihilum, sein, ri, rix, de praesepio, elitigat
u. s. w. nicht. Nehmen wir dazu noch, dass statt laripcat im Cod.
Pist. im Cod. Gotw. (==Gr. 82) ludificat, statt mediocriter in C. P.
im C. G. (=Gr. 93) mediocritas steht u. dgl., so ergibt sich, dass
zwar die Differenzen zwischen dem C. Pist. und dem C. Gotw.
geringer sind, als zwischen letzterem und dem C. Grut., dass aber
die jetzt in Göttweig befindliche Handschrift verschieden von der des
Pistorius ist. — Endlich kann es auch nicht dieselbe sein, aus der
Trithemius seine 30 Noten mittheilte. Beginnen diese: improbus,
probus, probitas, improbitas, so hat der C. Gotw. an der betreffen
den Stelle: probus . . improbus, probitis, probatas; hat ferner C.
Trith. litera, literae, syllaba, so fehlt das mittlere Wort in C.
- Gotw. 2 ).
Das Lexicon Tironianum der Göttweiger Stifts
bibliothek ist also bis jetzt noch nicht benützt worden.
Dem Wortvorrath nach zu urtheilen, scheint es dem Codex Pistori-
nus am nächsten zu stehen.
Gehen wir zur Betrachtu ng d er Noten in dem Cod. Gotw.
über, so ergibt sich, dass dieselben (wenige fehlerhafte Noten aus-
1 ) StnIin, zur Geschichte und Beschreibung der Biichersnmmlungen in Württemberg,
P- ö8, 92 ff. — Nach anderen Angaben (cf. Vogel, Lit. der Bibi. p. 221) soll ein Theil
der Weingartener Bibliothek nach Fulda gekommen sein; aber auch dort ist jetzt
kein Lex. Tiron. zu finden.
Vulcanius de literis Getarnm ist mir hier nicht zugänglich. Aber die von Kopp §. 17J»
aus diesem Buche mitgetheilten Noten weichen in ihrer Bildung sämmtlich von den
entsprechenden Noten der Göttweiger Handschrift ab, so dass auch hier nicht von
gleichem Codex die Bede sein kann.
14
Dr. S i c k e l
genommen) zumeist vollständig mit denen der übrigen Handschriften
übereinstimmen und dass bei den nicht ganz übereinstimmenden die
Bildung doch auf denselben Regeln beruht, weiche Kopp als aller
Tironischen Schrift zu Grunde liegend nachgewiesen hat. Die ab
weichenden Bildungen dienen daher geradezu zur Bestätigung der
eine gewisse Freiheit der Zusammensetzung zulassenden Regeln.
Einzelne Beispiele mögen den Beweis liefern:
a) Abweichungen, die sich auf das signlim auxiliare
oder auf andere Stellung desselben beschränken
(Kopp, §. 86, §. 246 seq.).
Im Cod. Gotw., jt. 8 U(i) RCta ui recta; ta ist durch
C gelegt, während es in Gr. 9, K. 402
durch V gelegt ist.
„ „ „ 78. — T (a) D us tardiuus, richtiger
tardius, ist die Endung durch das
auxiliare angezeigt, während sie in
K. 374 fehlt.
„ „ „ 13. — Qrd quorundam, so dass sich diese
Note (und ebenso die für quarundam)
durch das vollständigere auxiliare bes
ser von quorum unterscheidet als in
Gr. IS, K. 302.
» ” ” 15 cr^= O F S tan forsitan.
„ „ „ 34. == Stat spectat, während Sat in Gr.
42, K. 329 (eben so tat in concertat
u. a. W.).
„ „ „ 59. — D (i) C ne dictione, während
D CO C tione in Gr. 72.
b) Noten, welche im signurn princip ale abweichen,
und zwar indem für dieselben Einzelbuchstaben
andere Formen des Tironischen Alphabets oder
indem für dieselben Buchstabengruppen andere
Verbindungen gewählt sind. (K. •§. 1S9 seq., §. 188):
G. 16. = 0 C it occidit, während in Gr. 18, K. 75
C 0 it.
Tironische Noten.
15
“ S- am quin etiam, andere Form in Gr. 3,
K. 304.
0. 8. = J (n) PL in publico, andere Form in Gr. 8,
K. 187.
(1. 40. = E V tat evitat, anders Gr. 30, K. 131.
ft. 00. — C (on) Ri it it um corrigit correxit correc-
•v
tum, andere Verbindung in Gr. 84, K. 83. — Zur
Erklärung des dreifachen auxiliare diene, dass der
Schreiber des Cod. Gotw. gewöhnlich, wenn
mehrere Formen desselbenVerbums aufgeführt wer
den sollen, das dem Stamm entsprechende princi-
palenur einmal setzt und mit den die verschiedenen
Verbalendungen ausdrückenden auxiliären versieht:
so ist das hier rechts stehende it für das Praesens,
das links stehende (Kopp, §. 291) für das Prae-
teritum, das unten stehende um für das Supinum
zu verwenden. Nur bei nicht zusammengesetzten
Verben werden die Noten für die einzelnen For
men oft noch gesondert, so dass hier z. B. die
Reihenfolge ist: regit rexit rectum eee (d. b.
eregit, erexit, erectnm), cor cor cor, di di di
u. s. w.
G. 72.
^ = 0 (s) orbus, andere Lage in Gr. 87, K. 249;
überhaupt wird os (in obtestatur u. a. W.) im Cod.
Gotw. stets anders dargestellt.
Noten, welche in dem signum principale (even t u e 11
im principale und auxiliare) ab weichen, i n d em für
die Abkürzung des Wortes andere Buchstaben
gewählt sind. (Kopp, §. 174 seq.):
ft. 1. —IN in, während in Gr. 1, K. 163, §. 230 /
als Sigle.
ft- «. j/v — H is C Isaak; Gr. 194, K. 191, 1 s SC.
16
l)r. S i c k e I
(». = M (u) fis) S oder M (u) S es Moyses (cf.
K. §. 120, 137, 271), während Gr. 193, K. 232
MS.
= QPL quam plures, ohne L in Gr. 7, K. 307.
8. V = A (u) D V aliud vero (und dessgleichen
I (u) D V), während A (u) D fr) in Gr. 8,
K. 11.
= ILVC illuc (cf. istuc in K. 193); ILL (u)
in Gr. 14, K. 181.
jj? = I (m) VS imus. Der noch links geöffnete
Haken, der gewöhnlich für ?<s steht, ist hier noch
in der ursprünglichen Bedeutung von s allein
(K. ■§•. 260) zu nehmen. SämmtlicheEndungen auf
mus im Cod. Gohv. 10 sind in gleicher Weise
gebildet und weichen darin von den Formen der
anderen Lexica ab. Siehe, da Gr. 22 offenbar
schlechte Nachbildungen enthält, IV (s) = imus
in K. 194. — Als auxiliare findet es sich in
0.
G.
(1.
G. 12.
G. 19.
G. 14.
1?
= Si fm) ns simus, wo also S für sich allein das
principale bildet (cf. K. §. 136). Für dasselbe
Wort findet sich noch
19. ^ = Sifrn) Fs, welches verständlicher als SUfs)
in Gr. 22, K. 366.
,5. t, = Kfa)LP capulum (und analog captabulum),
statt Kfa) Lum in Gr. 17, K. 198.
26. r ~~ r \s= I (u) C immodicus, statt IM in Gr. 32,
K. 182.
“• W = S fcon) Sa sine controversia, so dass die
Note controversia mit S verschränkt ist; anders
in Gr. 40, K. 361. — Es folgt darauf
nämlich I hinzugefügt = sine ul/a controversia.
Tironische Noten.
17
&. 38. ■V = N 0 P non oportet, ohne 0 in Gr. 48, K. 24b.
®- J»- = RR rere, während (e) R in Gr. 22, K. 314.
G. II = D (e) R et deribet (diribet), ohne R in Gr.
12, K. 98.
6. 89. ■a, = C(r) Rmus creberrimus, entschieden bessere
Bildung als C(r)Mmns in Gr. IOC, K. 71.
6. 92. D CO Cor decor, während D(ec)0 in Gr.
111, K. 104.
Insofern die Freiheit in der Notenbildung zum Theil in der
Auswahl der Buchstaben eines Wortes besteht, welche als Compen-
dium das vollständige Wort ersetzen sollen, kann es auch geschehen,
dass gleiche Tironische Buchstaben auf verschiedene Weise ergänzt,
auch verschiedene Deutungen erhalten. Dafür bietet unser Codex
ebenfalls in Vergleich mit anderen Lexicis Beispiele dar.
So ist I(n)F(\Qit in Gr. 198, K. 176 interfuit erklärt, in
G. 7 aber infuit. Offenbar sind beide Interpretationen möglich, die
letztere aber fast vorzuziehen, da die Präposition int er zumeist
(K. 189 seq.) anders als in diesem Falle dargestellt wird. So möchte
ich auch für die Note, welche Gr. 94, K. 381 T (o) P torpet
erläutert wird und bei der der Ausfall des auxiliars et auffällt, der in
G. 77 ihr beigefügten Lösung turpis, nämlich TPis, den Vorzug
geben. Umgekehrt scheint es richtiger, wenn Gr. 70, K. 331 SA
täte zu summa auctoritate ergänzt wird, während G. b7 interpretirt
sub auctoritate: denn in der gleich darauf folgenden Note SAp
passt NAl entschieden nur zu summa und nicht zu sub polestate.
Weitere Fälle sind:
statt sota de causa in Gr. 8, K. 344, sine ulla causa in G. 8,
„ praebet „ „ 12, „ 260, praehibet „ „ 11,
„ sesqui contra „ „ 40, „ 337, si quis contra „ „ 33,
„ paciscitur „ „ 71, „ 261, pascitur „ „ 38,
„ psyllus „ „ 80, „ 296, pusillus „ „ 66,
„ violentus „ „ 88, „ 397, violatus „ „ 72,
„ prior actio „ „ 98, „ 263, prima oratio „ „ 82.
Diese Beispiele, deren Anzahl sich verdreifachen liess, beweisen
zurGeniige, dass dasGöttweigerLex. sowohl in der Bildung derNoten,
Sitzl). d. phil.-Tiist. CI. XXXVIII B<1. I. Hft. 2
18
Di\ Sick e I
als auch der Interpretation derselben seine Eigentümlichkeiten und
somit den Werth einer bis zu gewissem Grade selbstständigen Arbeit
hat. Wie weit aber diese Selbstständigkeit geht und inwiefern das
selbe der einen oder andern der sonst bekannten Handschriften
näher steht, lässt sich ohne Vergleichung der anderen Lexica im
Original nicht genügend beantworten. Nur andeutungsweise bemerke
ich, dass nach den Drucken zu urteilen, der Göttweiger Codex in
den Fällen, in denen der Gruter’sche und der Kasseler von einander
ab weichen, eben so oft mit dem einen als mit dem andern überein
stimmt. So sind unter den von K. §. 175 zusammengestellten Noten,
die von prospere, adparat, vectura, stratum, novern gleich im Cod.
Gotw. und im Cod. Cass., während in den Noten von praeceptor,
incomparabilis, corruptile, pestis die Göttweiger Handschrift mit
der Gruter’schen übereinstimmt. Viele Verbesserungen, welche Kopp
dem Kasseler Lexikon in Bezug auf die Noten oder ihre Deutungen
entnommen hat, wie hei bonus, pessimus, liasne, capaneus, it, aut,
quondam, ol, licet, missorium, in conspectu hominum, perinsolens,
annotinum, exp ans um, plerumque, relictus heres u. s. w. werden
durch die Göttweiger Sammlung bestätigt. In der Mehrzahl der Fälle,
in denen Kopp sich veranlasst sah, sowohl den Gruter'schen als den
Kasseler Codex zu emetidiren (oder jenen allein, falls das betreffende
Wort in diesem fehlte), wird ihm durch unsere Handschrift Recht
gegeben: so bei jurgium K. 176, in principio K. ISS, Ligarius,
Quintus Ligarius K. 214, medulla K. 225, premit K. 262, possurn
K. 265 u. s. w. Zuweilen wird aber auch Kopp's Sammlung sich
noch aus dem Cod. Gotw. verbessern lassen. Man vergleiche G. 6.
“K. = LI VC hac mit der Note in K. 156: dort sehen wir ein
richtig gebildetes, stark entwickeltes Tironisches C, während hier
der letzte Buchstabe eher G oder CJ (K. §. 111, 100) ähnlich
sieht. Dasselbe C finden wir in G. 12. haec, wo die aus Gr. 14
entlehnte schlecht gebildete Note Kopp verleitet hat, IJ(e)C(i) zu
erklären, nämlich Ci statt C. Noch besser als die von Kopp 117
und §. 338 aus dem Cod. Argentor. entnommene Note für ejusdem
erscheint die des Cod. Gotw. 13. . Die Note für incunabulum
in Gr. 21 glaubte K. 173 verbessern zu müssen und bildete sie dem
Tironischen incrementum nach; unter den dann sich ergebenden
Hauptbuchstaben passte allerdings R nicht mehr für incunabidum,
Tironische Noten.
19
für das er desshalb incrementulnm vors eh lug'. Das richtige Wort
aller zu der mit Gr. 21 übereinstimmenden Note gibt offenbar
G. 18 inquinabulum, zusammengehörig mit dem gleich darauf fol-
genden inquinat (cf. K. 178, wo ich auch vorziehe, IQat zu
lesen).
Fassen wir das Bisherige zusammen, so ergibt sich, dass der
Cod. Gotw. von den anderen bis jetzt bekannten Handschriften so
wohl in der Notenbildung, als in deren Deutung vielfach abweicht
und dass ein Theil dieser Abweichungen auf der Mannigfaltigkeit
beruht, welche die Regeln des Tironischen Systems zulassen, dass
aber auch ein anderer Theil Verbesserungen zu den Lesearten der
anderen Lexica darbietet. Es liegt unter diesen Umständen die Frage
nahe, oh diese Abweichungen und eventuell diese Verbesserungen
von dem Schreiber des Göttweiger Codex stammen, mit anderen
Worten, ob er mit dem ganzen Systeme der Tironischen Schrift
vertraut war und aus eigener Kenntniss der Regeln die nur seiner
Handschrift eigenthümlichen Formen und Erklärungen bildete oder
gab. Nicht für die Werthschätzung des Codex allein hat diese Frage
Bedeutung, sondern es handelt sich um die Frage von viel grösserer
Tragweite: hat man zur Zeit, da dieser Codex geschrieben wurde
oder gar im zehnten Jahrhundert, in welches das Strassburger und
mehrere Pariser Tironische Lexica gesetzt werden, noch das System
vollständig gekannt und mit Bewusstsein angewandt oder hat man
ohne solches Verständniss der Noten nur die von früheren Jahrhun
derten überkommenen Sammlungen copirt? Wenn Kopp unwider
leglich nachgewiesen hat, was zuvor nur Tassin (nicht Toustaiu, wie
Kopp gegen Schönemann behauptet) richtig erkannt und angedeutet
hatte, dass die Tironische Schrift scriptura literaUs und nicht realis
ist, so bleibt doch noch festzustellen, wie lange sie als scriptura
literalis und zugleich als Gemeingut der gelehrten Welt fortge
pflanzt ist. Es widerspricht dem ursprünglichen Charakter dieser
Schrift keineswegs, dass die Regeln, auf denen sie beruhte, in einer
gewissen Zeit in Vergessenheit gerathen sein können, und dass seit
dem der früher einmal in lexikalischer Form zusammengestellte
Notenvorrath als scriptura realis aufgefasst von Generation zu Gene
ration, vielleicht nur in gewissen Kreisen, in denen der Notare
n. s. w. überliefert worden sei. Es fällt doch jedesfalls auf, dass
20
Dr. S i c k e 1
während uns eine Anzahl von Sammlungen erhalten ist, keine Spur
einer Überlieferung der Regeln auf uns gekommen ist, und unter
den Schriftstellern, die der Tironischen Noten gedenken, finde ich nur
beim Isidor, aber bei keinem späteren mehr, ein richtiges Verständ-
niss für das Wesen dieser Schrift. Daher erscheint es mir als eine
bisher noch offene Frage, bis zu welcher Zeit das eigentliche System
bekannt gewesen ist, in welcher Zeit dagegen nur noch die Resul
tate der Regeln, d. h. einmal mehr oder minder fixirte Notenbildun
gen überliefert worden sind. Die Beantwortung dieser Frage ist
wichtig für die Diplomatik, insofern sich aus der Anwendung der
Tironischen Noten in den Diplomen und aus der Regelrichtigkeit
derselben, wie wir sie in den Urkunden finden, ein Kriterium für die
Diplome ergibt. Ich bin, beiläufig gesagt, in Rezug auf den Gebrauch
der Noten in den Urkunden des IX. Jahrhunderts auf anderem Wege
zu einem von Kopp wesentlich abweichenden Resultate gelangt und
kann ihm nicht darin beistimmen, dass er eine Anzahl von Diplomen
Ludwig’s des Deutschen und der späteren Karolinger verwirft, weil
sie ohne Tironische Noten im Recognitionszeichen sind oder weil die
dort befindlichen Noten nicht den ursprünglichen Regeln dieses
Schriftsystems entsprechen. Zur Entscheidung über diese Frage
würde es nun wesentlich beitragen, wenn sich feststellen Hesse, um
welche Zeit ungefähr der oben angedeutete Wendepunkt in der
Überlieferung der Tironischen Noten eingetreten ist. Dazu bieten
aber, da die Schriftsteller uns darüber nicht genügend unterrichten,
vorzüglich die auf uns gekommenen Tironischen Lexica Gelegenheit
dar, insofern sich hei genauer Prüfung aus den EigenthüMichkeiten
einer jeden Handschrift mehr oder minder sicher erkennen lassen
wird, ob der betreffende Schreiber, indem er sich in Bezug auf den
Wortvorrath im Wesentlichen an die überlieferten Sammlungen hielt,
doch in Bezug auf die Bildung und Deutung der Noten selbstständig
und mit Einsicht in die Regeln des Schriftsystems hier und da neue
Formen schuf oder ob er auch in Bezug auf die Noten nur mecha
nisch seiner Vorlage nachzeichnete und nachschrieb.
In ihrer Allgemeinheit kann aber diese Frage nur wer die
sämmtlichen und vorzüglich die jüngeren Lexica zu vergleichen Ge
legenheit hat, beantworten. Ich muss mich darauf beschränken, hier
den mir vorliegenden Codex nach dieser Seite hin zu beurtheilen.
Dabei können allerdings die früher Beispiels halber verzeichneten
Tironische Noten.
9 1
h* l
Abweichungen oder Verbesserungen für sicli nicht entscheiden; sie
können von dem Schreiber seihst stammen , sie können sich eben so
wohl auf eine frühere Handschrift stützen. Auch aus den häufigen
Nachträgen von der Hand desselben Schreibers (nur wenige Nach
träge scheinen von anderer, etwas jüngerer Hand hinzugefügt zu
sein), wie dass G. 30 zu den zuerst aufgeführten Zusammensetzungen:
conficit, deficit, re fielt, später efficit, inficit, interficit (= Gr. 36),
zu clefiert, profert, refert, später di/fiert, perfert — oder G. 37 nach
sublevandum, später ad relevandum, ad sublevandum (= Gr. 46)
— oder G. 72 zu bene sanus, später optime sanus (= Gr. 88)
u. s. w. eingetragen ist; auch daraus lässt sich nicht auf die Befä
higung des Schreibers, selbst Noten zu bilden, schliessen; es ist
vielmehr wahrscheinlich, dass er diese späteren Einzeichnungen aus
einem Lexikon entnommen hat, welches das von ihm ursprünglich
copirte an Notenreichthum übertraf. Dagegen scheint folgendes dafür
zu sprechen, dass er Kenntniss von der Bildung derNoten gehabt habe.
Zu wiederholten Malen hat er nämlich, wo die Breite der Colonne
nicht genügte, das interpretirende Wort auszuschreiben, den Schluss
desselben nicht in gewöhnlichen Buchstaben, sondern gleichfalls in Tiro
nischen Buchstaben oder Zeichen wiedergegeben. Besonders häufig
geschieht es, dass die Endung rius durch das K. 331 mitgetheilte
Zeichen ausgedrückt wird, wie in G. 52 securicula (rius), in G. 62
armamenta (rius), in G. 111 uenalicia (rius) u. s. w. Eben so
finden sich unter den Interpretationen G. 62 legionarius (miles),
G. 82 quibuscunque (causis), d. h. die hier in Klammern gesetzten
Worte aus Mangel an Raum Tironisch geschrieben. Insofern darf
man es wohl auch auf Rechnung dieses Schreibers setzen, wenn er
in solchen Fällen, in denen er bei gleichem Stamm eine andere
Wortform angibt, als sich in den übrigen Sammlungen findet, auch
in der Tironischen Note die entsprechende, zumeist sich auf das
auxiliäre beschränkende Veränderung vornimmt. So ist (1. 7
richtig von ihm interpretirt in fiuturo statt in futurum in Gr. 7, K.
176. — a. 48 7 collegat statt collega in Gr. 39, K. 66. —
G. 54 proprios statt proprius in Gr. 66. — (I. 54 J/H
meritus statt meriti in Gr. 65, K. 217 u. s. w. Ja wo der Schreiber
hier und da das erklärende Wort verstümmelt zu unrichtiger Form
22
IVr. S i c k e I
oder zu gar nicht existirendem Wort, verändert er wohl auch die
Note so, dass sie der vermeintlichen Wortform entspricht. So war
ihm offenbar cerberus, das sich Gr. 97 richtig unter dem Schlagwort
orcus befindet, unverständlich; er schrieb statt dessen als Note
CBnis, als Interpretation cerbonis. Eben so entspricht-der unrich
tigen Form di inferior (G. 44 statt di inferiores Gr. Sh) die Note
mit dem auxiliare or.
Man kann somit dem Schreiber ein gewisses Verständniss für
die Gesetze der Notenbildung nicht absprechen. Aber hier ist nun
der Ort anzuführen, dass wenn die bisher erwähnten Abweichungen
des Cod. Gotw. von anderen Sammlungen Tironischer Noten zum
Theil in eben so berechtigten Bildungen als die sonst überlieferten,
zum Theil sogar in Verbesserungen bestehen, es daneben nicht an
Abweichungen fehlt, die offenbar auf Fehler hinauslaufen. G. 5 sind
die Noten für cui und cuidam nicht durch den für die zweite
unentbehrlichen Punct (Gr. 6, K. 64) unterschieden. G. 14 ist nach
träglich eine Note eingeschaltet, die SJsis zu lösen wäre, die aber
sis interpretirt wird; das heisst, es ist hier als auxiliare das Zeichen
verwendet, das für sich allein schon sis enthält (Gr. 29, K. 343).
Die spissum erklärte Note in G. 89 enthält SLum statt SPum, wie
in Gr. 106, K. 356. Wiederholt sind doppelte auxiliaria von ver
schiedener Bedeutung gesetzt, wie G. 87 hei evadit. Das Zeichen
für DE ist fast überall zu sehr geschlossen, so dass es nicht von
D 0 zu unterscheiden ist. Bei manchen Noten, die mit denen anderer
Lexica übereinstimmen, stehen falsche Erklärungen, falsch in dem
Sinne, dass in der Note deutlich ausgeschriebene Buchstaben in
der Interpretation nicht berücksichtigt sind. In G. 37 ist I(s)SL
( = insolens Gr. 47, K. 192) ohne Berücksichtigung des J mit soleus
übersetzt; in G. 97 ATtus (= attonitus Gr. 118, K. 38) tonitus;
in G. 103 DMtum (= dilenimentum oder delinimentum Gr. 129,
K. 101) linimentum. Andererseits sind Buchstaben oder Sylben in
die Interpretation eingeschoben, die, was unerlässlich gewesen wäre,
in der Note nicht angedeutet sind, so wird Ifna'fSa (= instantia
Gr. 40, K. 190) in G. 33 wie im Cod. Pistor. durch inconstantia über
setzt und 1 BLis (=immeabilis Gr. 131, K. 170) durch inremeabilis.
In all dergleichen Fällen liegen unverkennbar Fehler vor, die
selbst, wenn sie sich schon in dem copirten Lexikon vorfanden, von
jedem der Tironischen Schrift kundigen Schreiber erkannt und
Tirouische Noten.
23
verbessert werden mussten. Nur Nachlässigkeit annelnnen zu wollen,
ist hier nicht möglich. Denn einige im Codex vorkommende Fehler
sind zu arg; andererseits würde dem auch die Wiederholung gewisser
Unrichtigkeiten an verschiedenen Orten widersprechen. Wie lässt
sich nun aber dieses Resultat mit dem früher erhaltenen, dass der
Schreiber ein gewisses Verständniss für die Noten verräth, zusam -
menreimen? Nach meiner Ansicht ist er nicht mehr mit dem voll
ständigen Systeme der Tironischen Schrift vertraut. Wenn den
noch seine Noten bis etwa auf ein Hunderttheil correct sind, so ver
dankt er cs einerseits einem guten Lexikon, das ihm zur Abschrift
vorliegt, andererseits ist er selbst ein gewissenhafter Copist. Dabei
kommt es ihm zuStatten, dass er doch noch einiges Verständniss für
die Notenbildung hat, sei es, dass ihm die einfacheren Regeln,
wenigstens die von den Tironischen Einzelbuchstaben, den gewöhn
lichsten Verschränkungen und den am häufigsten vorkommenden
liilfszeichen durch Überlieferung bekannt sind, sei es, dass er
tausende von Noten nachzeichnend sich diese einfacheren Regeln
abstrahirt und dann im weiteren Verlaufe selbstständig anwendet.
Der Schreiber des Cod. Gotwicensis gehört also in Bezug auf die
Kenntniss der Tironischen Schrift einer Übergangszeit an: in ihrer
Gesammtheit versteht er nicht mehr die Gesetze dieser scriptura
literalis, sondern bildet nur mehr oder minder mechanisch den
Notenvorrath nach, der ihm in Sammlungen früherer Jahrhunderte
vorlag.
Es. scheint mir, dass in dem trefflichen Werke Kopp's in der
Geschichte der Tironischen Schrift der Umstand, dass nothwendiger
Weise ein Übergangsstadium eintreten musste, nicht zur Genüge
berücksichtigt worden ist und dass aus diesem Grunde mehrere
Folgerungen, die er aus seiner Auffassung zieht und die er sofort als
Kriterien auf die Diplome des IX. Jahrhunderts anwendet, nicht
stichhaltig sind. Ähnlich wie dem Schreiber unseres Codex ist es in
einer gewissen Zeit den Notaren der Kanzleien oder jenen Männern
gegangen, die hie und da in Handschriften noch Tironische Noten
angewandt haben; sie haben wohl noch die Einzelbuehstaben und
deren einfachere Verbindungen, ferner die auxiliaria (die sich ja zum
Theil als Abkürzungszeichen das ganze Mittelalter hindurch erhalten
haben) gekannt, haben aber die Mehrzahl der Noten, als wenn sie
scriptura realis wären, ohne genaues Verständniss für deren Bildung
24
I)r. S i o k e I
nur im Gedächtniss festgehalten. Dabei fehlen ihnen oft im rechten
Augenblick die entsprechenden Zeichen und sie müssen mitten in
die Tironischen Noten hinein Buchstaben des gewöhnlichen Alphabets
setzen, daher verändern sie, der Bildungsgesetze unkundig, die Noten
zuweilen bis zur Unkenntlichkeit, daher bilden sie sich für einzelne
Buchstaben oder Sylben ihre besonderen und nur ihnen verständ
lichen Zeichen. Unzweifelhaft hat sich in Westfranken das systema
tische Verständniss und in Folge davon auch die allgemeinere An
wendung der Tironischen Schrift länger erhalten als in Deutschland.
Westfränkische Urkunden aus dem Ende des IX. Jahrhunderts ent
halten in der Begel noch richtige Noten. Im ostfränkischen Beiehe
dagegen hört ihre Anwendung in den Diplomen schon in der zweiten
Hälfte der Regierung' Ludwig’s des Deutschen fast ganz auf; ent
weder wird das Recognitionszeichen gar nicht mehr ausgefüllt oder
durch Bildungen, die von den richtigen Tironischen Noten mehr oder
weniger ab weichen. Man ist nicht berechtigt, wie Kopp thut, könig
liche Urkunden aus dieser Zeit aus diesem Grunde allein als falsch
zu verwerfen. Deutlicher zeigt sich, wie die Kenntniss der Tironi
schen Schrift allmählich in Vergessenheit geräth, unter den Nachfol
gern Ludwig’s des Deutschen; auch Kopp hat es für diese Zeit aner
kannt. So versteht z. B. Arnulf’s Kanzler Aspertus (K. §. 430)
nur noch seinen Namen Tironisch zu schreiben. Der Kanzler Lud
wig’s des Kindes Ernustus (K. §. 434) hat aus dem Notenvorrath
nur noch die einigermassen festgehalten, welche bei der Recognition
am häufigsten Anwendung finden. Brun endlich unter Otto dem
Grossen (K. ■§. 437) weiss allenfalls noch notarius nachzuzeichnen,
setzt aber bei den anderen Worten schon gewöhnliche Buchstaben an
die Stelle der Tironischen.
Das gleiche allmähliche Verschwinden und die gleiche allmäh
liche Umbildung der Noten lässt sich an den Handschriften verfolgen.
Es ist hier nicht der Ort, dies im Einzelnen darzulegen und ;ich
beschränke mich darauf, auf einzelne Codices hinzuweisen, welche
das Verhältniss gut veranschaulichen. Derjenige, welcher das Bre-
viarium Alarici (Münchener Codex, 22501 saec. VI—VII) mit Tironi
schen Glossen Versehen hat, ist dieser Schreibweise noch vollkommen
mächtig. Dasselbe gilt, toweit sich nach den Mittheilungen hei K.
§. 355 urtheilen lässt, von dem Schreiber des Psalteriums Cod.
Paris. 779. Dagegen fällt schon hei dem Cod. Paris. 2718, den
Tironische Noten.
25
Carpentier im Alphabetum Tironianum nachgebildet hat (cf. Kopp,
§. 357—3G4) auf, dass dem Schreiber für viele Wörter die leicht
zu bildenden Noten fehlen. Ähnlich ergeht es einem dem IX. Jahr
hundert ungehörigen Schreiber 1 ), der einer aus dem Kloster St.
Germain in Auxerre stammenden, jetzt in Melk befindlichen Hand
schrift des Beda (Melker Cod. G. 32) zahlreiche Erklärungen in
Tironischen Noten beigeschrieben hat; die Noten sind noch ganz
richtig gebildet, sind aber vielfach mit gewöhnlichen Buchstaben
untermengt. Bei weitem stärker ist die Mischung in dem am Ende
"des IX. Jahrhunderts geschriebenen Cod. Monac. 18628 (Sedulii,
Walafridi ct aliorum carmina); in einem Gedicht, Fol. 94 v, ist
nur noch ein Drittheil Tironisch geschrieben und die Noten auf dieser
und der folgenden Seite sind schon stark verderbt. Zugleich ist
hier der Übergang von Tironischen Noten zu willkürlich ersonnenen
Zeichen entschieden ausgesprochen, indem der Schreiber auf Fol.
95 r zwei Alphabete seiner Erfindung hinzufügt und von denselben
sofort Gebrauch macht. Letzteres ist dann in den folgenden Jahrhun
derten, wie z. B. in einem Klosterneuburger Codex 723 das Gewöhn
liche; als letzte Reminiseenzen erscheinen in ihm noch einzelne meist
sehr verderbte Tironische Noten neben beliebig ersonnenen Zeichen
und neben Buchstaben des gewöhnlichen Alphabets.
Ich kehre zu der Göttweiger Handschrift zurück. Das Urtheil,
das ich über deren Schreiber gefällt habe, kann den Werth derselben
nur wenig beeinträchtigen. Sie bleibt als, soweit bekannt, Zweit
älteste Notensammlung immerhin sehr werthvoll und die früher an
geführten Beispiele haben gezeigt, dass sich ihr noch abweichende
Formen und manche Verbesserungen für bisher schon gekannte Noten
entnehmen lassen. Es erübrigt mir zum Schluss, aus diesem Codex
alleNoten für die in den bisherveröffentlichtenLexicis
noch nicht enthaltenen Wörter mitzutheilen. Ich gebe dabei
die Erklärungen in der von Kopp befolgten Weise. Die Beurtheilung
der Noten zu erleichtern, füge ich bei, in welcher Reihenfolge sie im
Cod. Gotw. Vorkommen, d. h. ich gebe jedesmal das vorhergebende
*) Wie ich in einem der ßibliotheque de l’ecole des chartes mitgetheilten Aufsatz über
diese Handschrift nachgewiesen habe, sind die Tirollisch geschriebenen Zusätze von
dem Mönch Ileiric, dein Verfasser der Vita s. Germani.
26
Di*. Sic k e 1
Wort an, das man mit Hilfe des alphabetischen Wortverzeichnisses
hei Kopp leicht in der Gruter’schen Sammlung auffinden kann. End
lich sollen die auf die Interpretation folgenden Citate auf ähnliche
Bildungen behufs der Erläuterung hinvveisen.
(1. 2. (nach etiam ne) V (e) T(am) NI etiam ni,
cf. etiam ne, Gr. 2, K. 379.
Cr. 3. (nach ego enim autem) ^ Ed(i) ego dixi.
» w « „ „ „ ^ E (n) d (i) ego enim
dixi. N wird durch die
Kreuzung von E und D
ausgedrückt, cf. ego enim
vero, Gr. 3, K. 113.
Cr. 0.
^ E su (m) ego sum, cf.
K. 366.
E (n) su (m) ego enim
stim.
(nach ab Ins)
ab an-
cum au-
(1. 9. (nach protinet)
Cr. 17. (nach disperdit)
G. 18. (nach conjectat)
A (b) A 00 L
gelis.
C Mp A(n) L c u
gelis.
I 00 ft -A 00 ft int er
angelos.
TASO •aei) N praelinet cf.
protinet Gr. 10, K. 283.
V«, BP Sit dispersit.
Cfon) Ium conjacalum
cf. jaculuni Gr. 20.
K. 167.
Tironische Noten.
27
0. 18. (nach desit desiit) SDLit und SDLiit mit
doppeltem auxiliare: de-
si/it und desiliü, cf. trau-
sit, transilit Gr. 21,198,
K. 368, 377. — Kopp’s
Vorschlag', zuvor desinit
statt desit zu erklären,
steht die Übereinstim
mung aller Cod. und die
Reihenfolge, in der sich
die Note findet, entgegen.
G. 25. (n. clanc-elac in Gr. 31
6. 34. (nach respectat)
G. 40. (nach dijurat)
G. 46. (nach libertinus)
G. 47. (nach peccator)
G. 63. (nach socialis)
G. 64. (nach tnesum)
G. 65. (nach dominus noster')
G. 65. (nach gallicus)
G. 71. (nach contribulus)
CLnou clancorum.
A(d) S tat adspect tt.
RIVat rejurat.
C (on) L (i) N conliber-
tinus.
PC tu peccatum.
S(o) Llas socialitas, cf.
societas Gr. 76.
EXS(um) extaesum.
\^D(eJNT deus noster.
^ G(a)La galilea , von
gallia in Gr. 78, K. ISO
nur durch die Stellung
des auxil. unterschieden.
TB Li* tribuelis (tribu-
lis). Dieselbe Note wird
bei K. 371 aus dem Cod.
Cass. tribulus erklärt.
Offenbar ist aber die Note
28
Dr. S i c k e 1
G. 76.
G. 80.
G. 88.
G. 99.
G. 100.
bei Gr. 86 (mit dem Punkt
statt dem is), wie sie sich
auch imCod. Gotw. findet,
— tribulus. Darauf folgt
dann in Gr. und G. con-
tribulus, ein nicht'nach
weisbares Wort (cf. K.
471, *). Ich möchte dafür
dasselbe signum prinei-
pale mit is = contribulis
setzen und dann die Rei
henfolge umändern in tri
bulus , tribulis, contri
bulis.
(nach sanctimoniae)
(nach genesalia)
(nach exorat)
S R ium sanctuarium.
GSRret genesareth.
RR nt reorat, und
SRut suborat, allerdings
zweifelhafte Composita,
die vielleicht hlos aus der
Gewohnheit, auf das ein
fache Verbum die zusam
mengesetzten folgen zu
lassen, entstanden sind.
(nach dulcissimus)
Vyö (l) M um
tum.
dulciamen-
(nach coetus) ~R(u) it rudit, was allein
zu den folgenden Zusam
mensetzungen passt. In
Gr. 123 und K. 311 mit
dem auxiliare is = rudis.
(nach texit) 't- u ^A (d) TGit adtegit und
A (d) TG (xj it ad texit.
G. 103.
Tironische Noten.
29
fr. 112. (nach leuga)
(), 124. (nach cespes)
fr. 115. (nach combinaf)
e. ii5. (nach spondola)
BIG Oda bigoda, cf. bi
K. 44, go K. 152.
C(l)P ciclops.
& 1 (n) co 31 at incombinat.
P N a spontanen.
fr. 118. (nach auricula) Y ioo Vis inauris, indem
die für dieses Wort in
Gr. 161, K. 178 angege
bene Note hier inänricula
interpretirt wird, so dass
sich richtig inauris zu
inauricüla verhält, wie
auris zu auricula.
Endlich mache ich noch'aufden Werth aufmerksam, den die bei
geschriebenen Worterklärungen in sprachlicher Hinsicht haben. Ein
zelne Wörter treten in der guten alten Form auf, wie sie das spätere
Mittelalter nicht mehr kennt, andere erscheinen in der verderbten
Schreibung, welche die Handschriften bis und noch etwas nach 800
kennzeichnet. So lassen sich Vertauschungen der Vocale, wie
acedurn (acidum), artiria (arteria), compiis (compos), cimenti-
cium (caementicium), edocat (educat), faemor (femur), ferigo
(fcrugoj , laetura (Utura), simet (semet) , tundit (tondit), vigel
(vigil), vinit (venit) — oder Vertauschungen gleichartiger Conso-
nanten, Verdoppelung oder Aspiration derselben, wie acrmiensor
(agrimensorj, haut und aut (hmul), intercapito (intercapedo),
quona (cuna), mallo frnalo), taesile (tesselaej u. s. w. auf jeder
Seite nachweisen. Ganz incorrect ist die Schreibung in vielen grie
chischen Wörtern. In einzelnen Fällen scheint sie allerdings auf
besonderer Aussprache zu beruhen, indem nämlich die auffallenden
Buchstaben auch in den Tironischen Noten Ausdruck gefunden haben.
Zumeist dagegen erklären sich diese Fehler daraus, dass der Schrei
ber die Worte nicht versteht, wie wenn er in einer Reihe mytholo
gischer Namen cnsis (isis), ensis et serapis schreibt. Sind ihm
doch auch manche lateinische Ausdrücke unverständlich, so dass er
30
Dr. Sickel, Tironische Noten.
etwa vir scinus statt vesanus, homutins stalt homuncio setzt, dass
er balat (blöken, wie das vorhergehende mngit beweist) mit ha Hat
(tanzen) verwechselt und von jenem ballator, ballatrix bildet. Zu
meist werden sich die Fehler aus dem Zusammenhänge verbessern
lassen. So findet sich G. 119 mololentum, wofür bei Gr. 163 und
im Cod. Cass. mololitum steht, Tironisch M(o)L(U)um, was Kopp
veranlasste, mololitum zu erklären; nimmt man aber das im Cod.
Gotw. folgende hololentum dazu, so liegt es näher an govohdog,
öXöXidog zu denken. Dass Kopp auf die Reihenfolge, in welcher die
sonst nicht nachweisbaren Wortformen Vorkommen, nicht Rücksicht
genommen hat, erregt gegen die von ihm vorgeschlagenen Erklä
rungen Bedenken. Für vacuarium (K. 653, Gr. 54, G. 43) will er
Vacorium lesen, aber Ortsnamen kommen in diesem Theil der Samm
lung nicht vor. Aus gleichem Grunde kann ich ihm nicht beistimmen,
wenn er für metosidum in Gr. 146, K. 233 und 623 Mediosedum,
für samos in Gr. 156 Samos vorschlägt. Statt jenem steht in G. 111
das mir gleichfalls unverständliche meglosidum, statt diesem G. 116
saumon, saumontalia und zwar letzteres zwischen dolium, cupa,
cauda, dorsum, wo also füglicher sagma, sauma, saumadalia zu
verbessern wäre. Jedesfalls ist es bezeichnend und weist auch auf
gemeinschaftliche Quelle unserer Lexica hin, dass die unverständ
lichen Wortformen zumeist in allen Handschriften gleich verunstaltet
erscheinen. So finden sich auch in unserem Codex (cf. K. 523 , 98,
154) ignobilis cognitorum, prima palatio (etwa primas palatii?'),
gut — oder vertundo (K. 143: verhindern), prurefragium (etwa
prorefragium? K. 274: prodifragiüm) u. a. Daneben enthält die
Göttweiger Handschrift aber auch manche, wenn auch sonst noch
nicht nachgewiesene, so doch ganz normal gebildeteFormen, die zur
Bereicherung des mittelalterlichen Wortvorrathes dienen können,
wie conjaculum, collibertinus, extaesum, inauricula u. s. w. Ich
will durch diese Beispiele nur andeuten, dass sich auch in sprach
licher, namentlich lexikographischer Hinsicht aus dieser wie aus den
anderen Tironischen Sammlungen noch einiger Gewinn ziehen lassen
wird; die Ausbeute selbst muss ich Sprachkundigeren überlassen.
Tauschinsk i, Faviana und Wien.
31
SITZUNG VOM 9. OOTOBER 1861.
G t'Iescn:
F a v i a n a u n d W i e n.
Von üippolyt Tauschinski.
Eugippius der Schüler und Biograph des heil. Severin spricht
rnelirmalen von einer Stadt Fa vi a n a, welche nach dem Inhalle seiner
Worte am rechten Donauufer in nicht sehr weiter Entfernung von
der Grenze, welche Ufernoricum und das obere Pannonien scheidet,
gelegen sein musste. Schon im 12.' Jahrhunderte war man der
Meinung, dass das neuaufblühende Wien einst jenen Namen geführt
habe; dieser Glaube erhielt sich im Volke bis auf unsere Tage und
mehrere Örtlichkeiten in und um Wien werden mit Severin und
seinen Mönchen in Verbindung gebracht. Da es jedoch ausgemacht
ist, dass an der Stelle des heutigen Wien zu den Zeiten der Römer
das Municipium Vindobona gestanden habe, so ergriff man, um den
doppelten Namen des einen Ortes erklären zu können, zu folgendem
Auskunftsmittel seine Zuflucht: Wie die römischen Grenzstationen
manchmal ihre Bezeichnung von der in ihnen liegenden Besatzung
erhielten, so habe auch die ursprünglich Vindobona geheissene Stadt
von dem längeren Aufenthalte der Cohors Fabiana daselbst im 5. Jahr
hunderte den neuen Namen bekommen. Dass nun eine solche Truppe
existirt habe, soll durch mehrere Denkmäler festgestellt sein, von
deren Auffindung und Inhalt Lazius, Prämer, Caccia und Honnayr
die gläubige Welt benachrichtigt haben. Die ersteren drei theilen
die Inschriften von Steinen und Legionsziegeln, Hormayr die eines
römischen Schwertes mit, welche Inschriften genaue Meldung von
32
T a u s e h i n s k i
einer Cohors Fabiana in dem Munieipium Vindobona machen. Die
ersteren Denkmäler sucht man gegenwärtig vergebens und ihre Echt
heit ist zu verdächtig, als dass man eine Behauptung auf sie stützen
möchte 2 ); der Hormayer’sche Römerdolch befindet sich zwar auf dem
Schlosse Feistritz in Niederösterreich, ist aber ein erwiesenes Mach
werk aus neuerer Zeit 3 ). Da bisher noch Niemand versucht hat,
aus der Vita Severini die Identität Faviana’s mit Wien nach weisen
zu wollen, so scheint demnach die Tradition die einzige Stütze der
selben zu sein. Es ist daher begreiflich, wie man schon im vorigen
Jahrhunderte die Identität anfechten konnte. Lambecius, Pagi und
Eichhorn bestritten sie, aber mit ziemlich nichtigen Gründen; desto
mehr durfte Hormayr glauben, sie siegreich vertheidigt zu haben.
In neuerer Zeit erhielten jedoch die Angriffe durch die letzte Aus
gabe der aus dem Anfänge des S. Jahrhunderts stammenden Notitia
imperii einen sicheren Stützpunct. In den früheren Drucken der
selben war unter den römischen Stationen in Ufernoricum immer ein
Fasiana angegeben; der neueste Herausgeber'E d u a r d Böcking
wies aber nach 4 ), dass drei gute Handschriften entschieden Fafianae
lesen. Ihm wurde es sogleich zur vollen Gewissheit, dass dieses mit
dem severinischen Faviana ein und derselbe Ort sei, das letztere
also nicht mit dem in Pannonien liegenden Vindobona identisch sein
könne 5 ). Beweise hat er keine vorgebracht. Es ist aber einleuchtend,
dass die Existenz eines Fafianae in irgend einer Gegend noch durchaus
nicht beweist, dass es in Pannonien keine Stadt Faviana gegeben
haben könne. Kommen doch in einer und derselben Provinz, ja oft
ganz in der Nähe, Orte mit gleichen Namen vor 0 ). Diese von Böcking
gelassene Lücke suchten desshalb andere Gelehrte auszufüllen.
Friedrich Blumberger, Stiftskämmerer in Göttweig, veröffent
lichte im Jahre 1849 seine „Bedenken gegen die gewöhnliche Ansicht
von Wiens Identität mit dem alten Faviana 7 )“, bei denen er es aber
„dem Urtheile der Kritiker überliess, ob seine Resultate für liquid
zu halten seien oder nur für zweifelerregend oder ganz beseitigt
werden können“. Wilhejm Glück in der Abhandlung „die Bis-
thürner Noricums, besonders das lorchische zur Zeit der römischen
Herrschaft 8 )“ erklärte jedoch schon geradezu, dass Böcking und
besonders Blumberger die Sache „klar nachgewiesen“ hätten und
fügte noch drei Gründe hinzu, welche deren Behauptungen unter
stützen sollen.
Faviana und Wien.
33
Wie man sieht, kommt es vor Allem auf das Gewicht der von
diesen beiden Gelehrten erhobenen Bedenken an, ob 'die Identität als
gänzlich haltlos zu verwerfen sei, oder ob man an derselben noch ohne
sich einer historischen Sünde schuldig zu machen, festhalten dürfe.
Meiner Meinung nach wird eine genaue Prüfung der von ihnen bei
gebrachten Gründe ihre Unstichhältigkeit an den Tag legen. Ich will
die Behauptungen der Schriftsteller nicht in der Beihenfolge bespre
chen, in der sie von ihnen selbst angeführt wurden, sondern dieselben,
da mehrere zusammenfallen oder doch ähnlich sind, in eine gewisse
Gruppirung bringen. Die Identität Faviana’s mit. Wien' soll nämlich
erstens gewissen geschichtlichen Thatsachen widersprechen, zweitens
mit den eigenen Worten des Eugippius nicht im Einklang stehen und end
lich drittens auch Angaben anderer Quellenschriftsteller entgegen sein.
Was den ersten Punct, den Widerspruch mit der Geschichte
anbetrifft, so sind B I u m h erger’s Worte folgende 0 ): „Es geht aus
mehreren Stellen der Vita hervor, dass Faviana zur Zeit Severin’s
unter der Herrschaft der Rugier gestanden. Man sehe nun auch auf
das damalige Verhältuiss von Vindobona. NachAttila’s Tode hatten sich
die Ostgothen ein Reich in Pannonien gegründet, von welchem Jor-
nandes (c. SO) sagt: ornata patria civitntibus plurimis, quarum
prima Sirmis extrema Vindomina (Vindobona). Es erscheint also
Vindobona als eine Stadt des ostgothischen Reiches, während sich
zur nämlichen Zeit Faviana als zum rugischen Reiche gehörend zeigt.
Hier nun wieder eine Disharmonie zwischen Faviana und Vindobona,
welche nicht gestattet Faviana auf Vindobona oder Wien zu bezie
hen, man müsste nur wieder annehmen , dass auch Jornandes nicht
gut unterrichtet gewesen“. Das letztere braucht man aber durchaus
nicht anzunehmen; Eugippius wie Jornandes waren wohl beide ganz
gut unterrichtet. Die scheinbare Disharmonie entsteht nur durch eine
irrige Anordnung der Ereignisse. Eugippius sagt im 6. Capitel der
Vita ausdrücklich 10 ), dass die Rugier ihre Herrschaft an der Donau
erst befestigen konnten, nachdem die Gothen Pannonien verlassen
hatten. Dies geschah aber nach Jornandes 11 ) zu der Zeit, als Gly-
cerius Kaiser war, d. i. zwischen März 473 und Juni 474; ein Theil
der Ostgothen fiel in Italien ein und zog von da nach Gallien und
Spanien, der andere aber hei weitem stärkere ging in das orientali
sche Reich und bewohnte da zuerst die macedonische Landschaft
Pautalia, seit dem Jahre 482 Mösieri und Dacia ripensis 12 ). Von hier
Sit/.b. d. phil.-bist. CI. XXXVIII. Bd. I. Hft. 3
34
T a u 8 c h i n s k i
aus unternahmen sie unter Theodorich den Eroberungszug naeli
Italien. In dem von ihnen verlassenen Pannonien ’s) kamen die
nördlichen Gegenden an die Rugier, die südlichen, besonders
das Land um Sirmium an die Gepiden 14 ). Die Rugier gelangten also
in den Besitz Faviana’s zu einer Zeit, als die Gothen Vindobona gar
nicht mehr besassen, — und der Identität dieser beiden Städte ist
also insoferne nichts im Wege. Ein noch misslicheres Verhältniss bat
es mit folgender Behauptung Glück’s 15 ): „Faviana war zu der Zeit,
als Eugippius schrieb, im Anfänge des 6. Jahrhunderts verwüstet.
Vindobona dagegen bestand damals noch als blühender Ort unter der
Herrschaft der Ostgothen, wie wir durch Jornandes (c. SO) erfahren.
Dieser sagt nämlich von seinem Vaterlande Pannonien: ornata
putrin civitatibus plurimis, quarum prima Sinnig, extrema Vindo-
mina“. Glück übersah aber, dass Jornandes durchaus nicht die
Absicht hatte, Vindobona als einen noch zu seiner Zeit bestehenden
Ort Pannoniens anzuführen, sondern der Sinn seiner Worte ist der:
dass die Herrschaft der Gothen, als sie in Pannonien waren, d. i.
vom Jahre 4S4 — 473 sich von Vindobona bis Sirmium erstreckte.
Was nach dem Abzüge der Gothen mit Vindobona geschah, ob es
die Rugier besetzten, ob es später zerstört ward oder ob es noch
fortbestand, davon sagt er nichts. Der Name der Stadt wird über
haupt im ganzen Jornandes nur an dieser einzigen schon mehrmals
eilirten Stelle erwähnt. Die „historischen“ Einwendungen gegen die
fragliche Identität, welche noch dazu die gewichtigsten sind, zeigen
sich hiermit gänzlich unhaltbar.
Die Gegner der Identität haben zweitens mehrere Stellen aus
der Vita seihst beigebracht, welche ihre Behauptungen unterstützen
sollen. So bezieht sich Blumberger 16 ) vor Allem auf die Entfernung
Faviana’s von Passau, welche Eugippius mit „hundert und mehr“
Milliarien bestimmt. Da nun der wirkliche Abstand Wiens von Passau
an 190 Milliarien beträgt, so folgert er, dass Faviana näher zu Passau
liegen müsse als Wien. Bevor ich diesen Einwurf direct beantworte,
erlaube ich mir folgende Bemerkung zu machen. Böcking weist zu
nächst auf die ungenaue Distanzangabe hin 17 ); er verlegt aberFaviana
nabe zu Klosterneuburg, welches über 182 Milliarien von Passau
entfernt ist. Aschbach will Faviana mit Traismauer identificiren 1S ),
das etwa 130 Milliarien entfernt ist; wie man sieht, lassen sich diese
Gelehrten durch die Angabe des Eugippius nicht beengen und mit
Faviana und Wien.
35
vollem Recht. Denn aus dem 3. Capitel der Vita ergibt sich mit
Sicherheit, und alle neueren Schriftsteller stimmen damit überein,
dass Faviana in der Nähe Comagene’s gelegen sein musste, das von
Passau beiläufig 175 Milliarien entfernt war; Eugipp fasste also das
Wort „mehr“ jedenfalls in einem weiteren Sinne. Eine derlei unbe
stimmte geographische Angabe kann ihm um so weniger verargt
werden, als er ja nicht die Abfassung eines Itinerars in Absicht hatte,
sondern das Leben, das Wirken und die Wunder eines heiligen
Mannes beschreiben wollte. — Man beruft sich auch darauf 19 ), dass
Eugipp sagt: „Die göttliche Vorsehung habe den Severin zu den
Städten Ufernoricums gesandt, welche durch die häufigen Angriffe
der Barbaren bedrängt waren“, und dass auch die meisten Orte,
welche Severinus besuchte, in Ufernoricum lagen, während von
seiner Wirksamkeit in Oberpannonien keine ausdrückliche Erwäh
nung geschieht. Dies alles beweist aber nichts gegen die Identität
Faviana's mit dem der norischen Grenze so nahe gelegenen Wien.
Oberpannonien stand unter der zwar strengen, aber sicheren und
ruhigen Herrschaft der Rugier, während Noricum nach allen Rich
tungen von den Barbaren durchschwärmt war, welche die Feld-
früchte vernichteten, alle festen Plätze zerstörten und die Bewohner
tüdteten. Für diese war Severin die letzte Rettung: er ermunterte
die Muthlosen, warnte vor hereinbrechenden Gefahren und führte,
als alles unhaltbar war, die Einwohner in das rugische Land hinab.
Ist es nun nicht viel wahrscheinlicher, dass die Stadt, von wo aus
er seine Thätigkeit entfaltete, wo er sein grösstes Kloster erbaute,
wo er die Lebensbedürfnisse und die Kleider für die Armen auf-
■ bewahrte 2 »), vielmehr in dem sicheren Pannonien als in dem zusam
menbrechenden Ufernoricum gelegen war, das durch die Stürme der
Völkerwanderung in eine völlige Wüstenei verwandelt werden
sollte?—Die Behauptung endlich 21 ), „die Vita S. Severini enthalte
durchaus nichts, was auch nur von ferne den Gedanken veranlassen
könnte, Faviana in Pannonien zu suchen“, ist eine bedeutende Über
treibung, wie sich schon daraus ergibt, dass ich, sei es nun mit Glück
oder Unglück, eben aus dieser Vita den Beweis der Identität herzu
stellen versuchen werde.
Noch leichter als die früheren beiden Puncte dürfte sich der
dritte Einwand gegen die Identität beseitigen lassen. Die Rolle der
Vorsehung, welche Severin gewissermassen in Ufernoricum versah,
3*
36
Tau sc hinski
verschaffte ihm den ehrenden, wenn auch unrichtigen Beinamen
eines „Apostels der Noriker“. Schriftsteller, welche seiner Zeit noch
näher standen, wie Ennodius von Pavia, der Zeitgenosse Theodorich
des Grossen, und der Anonymus Valesii, der im 6. Jahrhunderte
schrieb, geben Pannonien als seinen Wohnsitz an. Spätere aber,
welche mit den Verhältnissen nicht mehr vertraut waren, mochten
um so eher geneigt sein, ihn ganz nach Noricum zu versetzen.
Nach allen Regeln historischer Kritik hat aber ein Auctor, welcher
300 Jahre nach einem gewissen Ereignisse schreibt und dasselbe
nur aus einer Quelle kennt , die uns selbst vorliegt, gar keine Be
weiskraft. Glück bringt nun zwei Stellen bei 32 ), eine aus Paulus
Dia ca n us, der um das Jahr 780 blühte, und die andere aus der
Historia miscella, die um 870 beendigt wurde. Dieselassen den
heil. Severin in „Noricorum finibus“ und „Noricorum ruribus“ sich
aufhalten. Beide haben aus der Vita Severini geschöpft, welche sie
zum Theile wörtlich excerpirten. Die Stelle von Noricum kommt in
der Vita nicht vor; wie leicht aber ein Irrthum in dieser Beziehung
möglich war, besonders da Warnefried und der Verfasser der
Miscella drei- bis vierhundert Jahre nach Severin lebten, habe ich
bereits angedeutet.
Diese Gründe von Bl u m b e r g e r und Gl ü c k, welche ich wieder
holt und, wie ich glaube, auch widerlegt habe, sind es, auf welche
gestützt man die Identität als abgethan betrachtet hat. Max Büdin-
ger spricht es in seinem „Exkurs“ zur österreichischen Geschichte,
1858- 3 ), welcher die alten Namen Wiens behandelt, unumwunden
aus, ohne sich mehr in eine Erörterung unserer Frage einzulassen,
dass „man im 12. Jahrhunderte theils aus Ignoranz, theils praktischer
Zwecke wegen, namentlich um Wien als alten Bischofsitz erscheinen
zu lassen, den Ort mit Favianae identificirte, das in ganz anderer
Gegend gelegen hat“. —- Ausser den die Identität blos leugnenden
Behauptungen ist aber in neuester Zeit auch eine positive Meinung
aufgestellt worden, welche das Faviana au einen bestimmten Platz
versetzt. Professor Joseph As ebb ach hat in der Abhandlung „Über
die römischen Militärstationen in Ufernoricum zwischen Lauriacum
und Vindobona“ 1860 ~ i ) die Lage von Citium , Comagene, Tri”i-
samo, Ad Mauros u. s. w. über welche die bisherigen Meinungen
sehr schwankten, in scharfsinnigster Weise entschieden. Es steht
gegenwärtig fest, dass die Militärstation zu Citium, dem heutigen
Fa Via na und Wien.
37
Zeiselmauer, nach einiger Zeit an den Fluss Treisam, an einen Ort,
welchen die Tabula Peutingeriana mit Trigisamo bezeichnet, verlegt
wurde. Der doppelte Name, den daher der letztere Ort führte,
Citium und Trigisamum, Zeiselmauer und Traismauer, pflanzte sich
im Mittelalter fort und hat zu mehreren Verwechselungen Anlass
geboten, welche Aschb ac h aufgeklärt hat. Was nun unseren Gegen
stand betrifft, so stellt er die Meinung auf, dass die Stadt Citium
oder Trigisamum im fünften Jahrhunderte auch noch den Namen
Fafianae geführt habe. Es gilt ihm nämlich als eine feststehende
Thatsache, dass das severinische Faviana mit Wien nicht identisch
sei, sondern mit dem in der Notitia dignitatum angeführten norischen
Fafianae Zusammenfalle, und er beruft sich auf die von Blumberger
und Glück aufgefundenen Resultate 25 ), welche aber nach dem vor
hergehenden in der Luft schweben. Die Gründe für seine Ansicht
sind ferner die Lage Faviana’s an der Donau, die Nähe zu Comagene
und die Herrschaft der Rugier in Ufernoricum 2(1 ). Wien liegt jedoch
ebensogut wie Traismauer an der Donau und nicht gar weit von Tuln;
was die Herrschaft der Rugier in Ufernoricnm betrifft, so geht
meine Meinung dahin, dass es eine solche niemals gegeben habe,
und ich werde mich weiter unten bemühen, dieses aus den Quellen
nachzuweisen. Überdies spricht auch noch ein anderes und, wie mir
scheint, nicht ungewichtiges Moment gegen die Identification mit
Traismauer. Denn wie kömmt es, dass das Volk die nichtssagenden
Namen Citium und Trigisamum, deren Bestand weit in die Zeiten vor
Faviana zurückreicht, im Gedächtnisse fortpflanzte, dagegen des mit
dem Leben des lerühmten Severin so innig verflochtenen Faviana
gänzlich vergessen konnte? Selten zwar darf der Historiker die Tradi
tion zu Rathe ziehen, in Fällen aber wie der vorliegende, wird sie
entscheidend sowohl durch ihr Sprechen als durch ihr Schweigen 27 ).
In der gegenwärtigen Untersuchung habe ich mich schon
mehrere Male auf die Herrschaft der Rugier in Oberpannonien bezo
gen. Dieselbe ist für die Entscheidung unserer Frage von grösster
Wichtigkeit, denn Eugipp gibt von Faviana mehrere Male an, dass
es zu den den Rugiern tributpflichtigen Städten gehörte 28 ). War
nun das unterworfene, Land Ufernoricum, so könnte dann freilich
von einer Identität Faviana’s mit dem in Pannonien liegenden Vindo
bona keine Rede mehr sein. Für die Aufklärung dieses Punctes sind
zwei Quellen von Belang: Die Schrift „De rebas Geticis“ von Jor-
38
Tauschinski
nandes, und des Eugippius „Vita Severini“. Die Resultate, welche
aus denselben festgestellt werden können, erhalten dann durch zwei
weitere Quellenschriftsteller ihre Bekräftigung.
Jornandes erzählt 29 ), dass die Ostgothen nach dem Tode Attila’s
(4S3) Pannonien von Vindobona bis Sirmium besetzten und daselbst
wohnten bis zur Zeit des Kaisers Glycerins (473), wo sie, wie schon
oben gesagt wurde, das Land verliessen und nach Gallien und Illyrien
auswanderten. Niederpannonien, insbesondere das Land um Sirmium,
kam in die Gewalt der Gepiden; was aber mit dem oberen Panno
nien geschah, darüber müssen wir den Eugippius zu Rathe ziehen 30 ).
Die Rugier hatten sich nach der Zertrümmerung des hunnischen
Reiches am linken Donauufer niedergelassen. Doch war ihnen die
Wanderlust noch nicht verloren gegangen, und sie wollten nach
Italien ziehen. Ihr König Flaccitbeus bat die Fürsten der Gothen, ihm
den Durchzug durch ihr Land zu erlauben, was dieselben jedoch
abschlugen. Diese Erzählung des Eugippius gibt Aufschluss über
die Gegend, wo wir die Wohnsitze der Rugier zu suchen haben.
Wären sie dem Ufernoricum gegenüber gewesen, so hätten sie weder
durch Pannonien ziehen, noch die gothischen Fürsten um Erlaubniss
bitten müssen; sie hätten durch das innere Noricum oder durch Rhä-
tien wandern können, wo die Gothen zwar manchmal als Räuber
erschienen, aber keine Herrschaft ausübten. Wir müssen also die
Rugier in das dem oberen Pannonien nördlich gelegene Land, in
das Marchfeld versetzen. — Den Gedanken nach Italien zu ziehen,
gaben die Rugier bald auf; sie begnügten sich mit der Oberherr
lichkeit über irgend eine ehemalige römische Provinz. Schon Jor
nandes berichtet von den Feindseligkeiten der Rugier gegen die
Gothen 31 ). Nach Eugippius 32 ) schweiften die Rugier oft über die
Donau; manche derselben fielen in die Gefangenschaft der Gothen,
welche selbst dem Könige Flaccitbeus an drei verschiedenen Orten
diesseits der Donau Hinterhalle stellten, denen er jedoch auf die
Warnungen des heil. Severiuus hin glücklich entkam. Bald sollte
jedoch die Gefahr vor den Gothen gänzlich verschwinden, da diese
sich zu ihrer Auswanderung vorbereiteten. Severin ermahnte den
Flaccitbeus, welcher ihn zu Faviana besucht und wie ein göttliches
Orakel um Rath gefragt hatte, er möge den Auszug der Gothen
abwarten und bis dahin auf dem linken Donauufer verbleiben. Diesen
Rath befolgte der König, blieb ruhig bis die Gothen Pannonien ver-
Faviana und Wien.
39
lassen hatten und breitete dann seine Herrschaft glücklich aus 33 ), natür
lich nur auf Kosten der von den Gothen nun gänzlich aufgegebenen
Gebiete, als deren äussersten Punct Jornandes ausdrücklich Vindo
bona nennt 34 ). Den Rugiern war also von da ab Oberpannonien
unterworfen und zwar in der Weise, dass sie selbst auf dem linken
Donauufer verblieben, von den Städten am rechten Ufer aber einen
gewissen Tribut erhoben.
Mehrere Gelehrte wollen jedoch die Herrschaft der Rugier
noch über Oberpannonien hinaus auf einen kleinen Theil von Ufer
noricum, bis an die Enns ausdehnen. Keine einzige Quelle des 3., 6.
oder 7. Jahrhunderts spricht auch nur das geringste, was zu dieser
Annahme berechtigen könnte; im Gegentheile ist dieselbe mit der
wichtigsten und ergiebigsten Quelle für die Geschichte der Rugier,
mit der Vita Severini seihst im Widerspruche. Im 30. Capitel der
selben wird nämlich erzählt, dass viele Revvohner von Rhätien und
Noricum sich nach Lauriacum geflüchtet hatten, welches bekanntlich
an der Ennsmündung, also mitten in Ufernoricum lag. Als dieses der
rugische König, damals Feletheus, vernahm, sammelte er ein Heer
und zog gegen die Stadt, um die Einwohner von da wegzuschleppen
und in seine tributpflichtigen und benachbarten Städte, unter denen
auch Faviana war, zu versetzen. Die in Lauriacum fürchteten eine
üble Behandlung durch die Rugier und sendeten den Severin zu
Feletheus um Fürbitte. Der heilige Mann eilte dem Könige entgegen,
traf ihn 20 Milliarie vor dem Stadt und brachte es durch sein Ansehen
zu Stande, dass das Heer zurückgesandt wurde, wogegen die Ein
wohner unter seiner Aufsicht Lauriacum verlassen und sich in das
den Rugiern unterthänige Land hinabbegeben sollten. Dies geschah
auch: sie verliessen Lorch und zogen unter der Führung Severin’s
in die Städte hinab, von denen Eugipp ausdrücklich sagt, dass sie den
Rugiern zinspflichtig, benachbart und von ihnen nur durch die
Donau getrennt waren. Daraus ergibt sich mit unwiderleglicher
Gewissheit, dass Lauriacum der rugisehen Herrschaft nicht benach
bart sein konnte, da es denjenigen Städten, welche es waren, gerade
entgegengesetzt wird 35 ), und ferner, dass die Rugier youi Kahlen-
gebirge bis zur Enns keine Herrschaft ausübten. Dies folgt sowohl
aus dem eben angegebenen Grunde, weil sie ja sonst in der Nähe
der Stadt Lorch gewesen wären, als auch daraus, weil sie, die
angeblichen Unterwerfer Ufernoricums, doch gewiss das an der
40
Tauschinski
Enns gelegene, stai'k befestigte und wichtige Lauriacum, welches
der Hauptort des Landes war, und das ihnen noch dazu gar keinen
Widerstand leisten wollte, in Besitz genommen hätten. Eugipp
berichtet aber das gerade Gegentheil: Das Heer wird 20 römische
Meilen vor der Stadt nach Hause geschickt, die Stadt bleibt gänzlich
unversehrt, die dahin geflüchteten Leute müssen unter die rugische
Botmässigkeit treten und auswandern, und die Feinde, die Alaman
nen und Thüringer, welchen Feletheus die Stadt schutzlos hinter
lässt, können mit ihr machen was sie wollen. So hätten die Rugier,
wenn sie wirklich Herren jenes Theiles von Noricum gewesen wären,
sicher nicht gehandelt. — Mit den Lorchern zog auch der heilige
Bischof Conslantius in die rugischen Städte; von ihm sagt Ennodius
von Pavia, welcher in der nächsten Generation schrieb, dass er ein
Bischof in Pannonien gewesen 36 ). In Übereinstimmung hiemit nennt
auch der im 6. Jahrhunderte schreibende Anonymus Yalesii den
Severin einen Mönch in Pannonien s7 ). Es ist also sicher, dass das
den Rugiern unterthänige Land blos pannonisches Gebiet war. Wir
haben demnach für die Lage unserer Stadt folgende Bestimmungen:
sie muss nach Oberpannonien, an die Donau, nahe an die norisehe
Grenze, in nicht beträchtliche Entfernung von Comagene, dem heu
tigen Tuln, gesetzt werden. Diese Angaben passen vor Allem auf
das römische Municipium Vindobona, welches die äusserste Stadt
Pannoniens gegen die norische Grenze war.
Vom 6. bis in das 12. Jahrhundert finden wir dieStadt inkeinem
Geschichtswerke, in keiner echten Urkunde erwähnt. Es kommen blos
an vereinzelten Stellen dürftige Angaben über Severin vor, welche
aber alle nur aus dessen Vita geschöpft sind. Im 12. Jahrhunderte
erhob sich die durch die Verwüstungen der Avaren und Ungern
verödete Stadt wieder; Überreste der alten Ansiedelung, besonders
das römische Castell hatten sich erhalten 3S ). So wie in diesen zeit
weilig fast entvölkerten Gegenden dennoch die Namen Trigisamum,
Citium, Comagene, Arabo u. s. w. nicht ausgestorben waren, so war
auch hier im Volke die Erinnerung an die römische Herrschaft und
die damals bestandene Stadt nicht verloren gegangen. Aus derselben
Zeit, in welcher Wien emporzublühen begann, haben wir die urkund
liche Versicherung, dass sein veralteter, im Munde des Volkes nicht
mehr gebräuchlicher Name Faviaua gewesen. Herzog Heinrich II. in
den Stiftungsbriefen für das Schottenkloster und in einem Diplome für
Faviana und Wien.
41
Admont, und sein Bruder Otto von Freisingen in der Geschichte
Kaiser Friedrich’s sprechen dies geradezu aus 39 ).
Unsere Untersuchung hat demnach folgende Puncte festgestellt:
1. Die gegen die Identität Faviana’s mit Wien erhobenen Gründe
sind unstichhältig, und da hiemit der Beweis der Nichtid^ntität
hinwegfällt, so möchte schon desshalb die althergebrachte
Meinung bestehen können.
2. Es lässt sich jedoch auch nachweisen , dass Faviana im oberen
Pannonien gelegen sein musste; dies ergibt sich aus der
Vita S. Severini in Verbindung mit den Angaben des Jeman
des, und erhält seine Bestätigung durch den Ennodius von
Pavia und den Anonymus Valesii. Die Stadt nach Ufernoricum
zu verlegen ist ein Irrthum, welcher aus einem Missverständ
nisse des Jornandes hervorgegangen ist und sich an einige
Stellen der Vita anklammert, welche aber durchaus nichts
beweisen. Diese Annahme ist auch mit der Geschichte der
Rugier im Widerspruch, da dieselben in Ufernoricum keine
Herrschaft ausgeübt haben.
3. Die Angaben der Vita weisen auf Vindobona hin. Dieses war
bis um das Jahr 473 im Besitze der Ostgothen und kam nach
deren Auswanderung an die Rugier. Woher der Name Faviana
stammt, lässt sich nicht bestimmen. Es ist möglich, dass er
von der Cohors Fabiana abzuleiten sei, deren Existenz sich
aber nicht nachweisen lässt, da die Denkmäler, welche sie
bezeugen sollen, gegenwärtig nicht mehr vorhanden und uns
nur von ziemlich verdächtiger Seite beschrieben sind. Hingegen
verbürgt uns die urkundliche Tradition , welche aus eben der
Zeit stammt, in welcher das neue Wien emporzublühen begann,
die Identität Faviana's mit Vindobona. Dieselbe ist
daher durch die Angaben der gleichzeitigen Quellen, so wie
durch die Überlieferung sichergestellt.
A n nt c r k ii 11 g e n.
*) Lazius, rei publ. roinan. in exter. prov. libr. Frft. 1598, S. 209. —
W. Prüm er, Ehrenpreiss von Wien, 1678, S. 5.— Caccia, Mater dolorosa
de Lanzendorf, p. 8. — Hormayr, Gesell. Wiens, I, 2. Heft, S. 158 ff.
a ) Bücking, Annot. ad Notit. dign. in partib. Occid. II. S. 731 und 747 ff.,
und Aschbacli, Über die röm. H'lilitärstationen in Ufernoricum, Sitzb.
d. k. Akad. d. Wissenseh. XXXV. S. 4, Anm. 2 halten sie für verdächtig;
BI um b erger, im Archiv f. K. ö. G. III. S. 305,366 hält sie jedoch
für echt.
s ) Siehe hierüber F. 0. v. Leber’s BuEgenbeschreibungen, in den Berichten
des Alterthumsvereins zu Wien, I, 1856, S. 57, 58.
4 ) Ed. Bücking, Notitia dignitatum in partibus occid. Annotat. Bonn, 1850,
II, S. 747.
5 ) Ibid. S. 747: Jam nullum, cum innumeris locis litteras v p et f permutatas
videmus, mihi dubium superest, quin Favianac s. Faviana scribendum sit,
quamvis ex corum, qui de Favianis multoties ab Eugippio in vila S. Seve-
rini memoratis scripserunt, haud exiguo numero nemo nnus adverlit, hoc
Nolitiae capite aperte Vindomanam a Fafiana i. e. Favianis distinguente
refelli errorem eorum, qui inde a medio sacculo XII. Faviana aliud nomen
Vindobonae fuisse statuerunt.
°) So gab es in dem kleinen Ufernoricum zwei Citium. Wem es um Beispiele
zu thun ist, der kann in Bischof und Müller’s vergleichendem Würter-
huclie der a. m. und n. Geographie ganze Beihen gleichnamiger römischer
Städte finden.
7 ) Im Archiv f. Kunde österr. Geschichtsquellen, III. 353 — 366. Die citirte
Stelle ist auf S. 365.
8 ) In d. Sitzb. d. k. Akad. d. Wissensch. XVII. 60 — 150. Die eitirten Worte
sind auf S. 76, Anm.-l.
Faviana und Wien.
43
9) A. a. 0. S. 358—359.
10 ) Severin sagt zum rugisehen Könige Fiaceitlieus: Cito securus Gotliis
discedentibus tu dcsiderata prosperitate regnabis. Über das 6. Capitel wird
noch weiter unten gehandelt werden.
1 >_) Jornandes, de rebus Geticis, c. 86: Omnes. ... ad regem Thcodemir acce-
dentes Gothi orant, quacunque parte vellet, ductaret exercitum. Qui accito
germano (Widemir) missaque Sorte horlatus est, ul ille in partem ltaiiae,
ubi tune Glycerius regnabat Imperator, ipse vero ceu fortior ad fortius
regnum accederet, orientale quidem; quod et factum est.
12 ) Siehe Zeuss, Die Deutschen, S. 425 — 428, welcher alle Quellen mit der
grössten Genauigkeit zusammengestellt hat.
ls ) Jornandes-, de regnorum success. (Muratori, rer. Ital. scr. I. 204, A) :
Jlelictu ergo Pannonia alter Italiam, alter Illyricum suscepit populandum.
14 ) Über die Besitznahme Pannoniens durch die Rugier wird weiter unten
gesprochen werden. Über die Gepiden siehe Zeuss, a. a. 0. S. 439.
A. a. 0. S. 76, Anm. 1.
i°) A. a. 0. S. 357 ff.
”) A. a. 0. S. 750.
«') A. a. 0. S. 23.
>9) Blumberger, a. a. 0. S. 359, 360. — Glück, a. a. 0. S. 77, 78. Die
citirte Stelle ist im Briefe des Eugipp an Paschasius: (Loquela testabatur,
SeverinumJ ad Norici ripensis oppida, Pannoniae superiori vicina, qitae
barbarorum crebris premebantur incursibus, divina compultntm revelatione
venisse.
20 ) Vita S. Seccrini, c. 23: Antiquum et omnibus majus monaeterium suum
juxta muros oppidi Favianis. — Die Angaben über die Zehnten und Kleider
finden sich in den cc. 18, 28, 35, 38.
sl ) Blumberger, a. a. 0. S. 361.
22) A. a. 0. S. 76, Anm.
33 ) Östcrr. Geschichte, 1. 487, Anm.
24 ) In d. Sitzb. d. k.Akad. d. Wissensch. XXXV.
a5 ) A. a. 0. S. 4 — 5. Ausserdem sagt er, S. 22 noch folgendes: „Dass
Favianis nicht Vindobona gewesen, ist daraus mit aller Sicherheit
abzunehmen, dass Severinus in Noricum bleibt, nicht nach Pannonien
zurückkehrt, worin Vind obona lag“. Hiefür kann aber kein Beleg aus
der Vita beigebraeht werden. Denn die Lage der drei Orte, an denen
S e verin zuerst auftrat, Asturis, Commagenis, Favianis wird nur einmal
angegeben und da mit den Worten (c. 1): in vicinis Norici ripensis et
Pannoniarum (sc. partibus). Desswcgen weil Severin erst in Asturis,
dann in Commagenis, dann in Favianis erschien, annehmen zu wollen, dass
diese Orte in einer und zwar einer ostwestlichen Richtung liegen müssten,
ist eine ganz willkürliche Hypothese, die schon dadurch erschüttert wird,
44
Tauschinski
dass Severin diese Gegenden nicht auf einer Wanderung durchmass,
sondern sich längere Zeit in jedem dieser Orte aufhielt und sie nur aus
ganz bestimmten von Eugipp angegebenen Gründen (Unglaube der
Bewohner, Bitte um Hilfeleistung u. s. w.) verliess, welche Gründe durch
aus nicht auf ein stetiges Vordringen in Noricum hinvveisen.
26 ) A. a. 0. S. 22 u. ff. — Es möchte scheinen, als ob nicht nur die von mir
oben angegebenen Gründe, sondern auch die angestellte Vergleichung der
P eu ti n geloschen Tafel, des Itinerarium Antonini und der Notitia digni-
tatum auf die Identität Fafiana’s und Traismauer hinweisen. Dem ist aber
nicht so. Das Raisonnement Aschbach’s ist beiläufig folgendes: Neu-
Citium oder Trigisamum war ein zu wichtiger Pnnct in Ufernoricum, als
dass man ihn im fünften Jahrhundert hätte eingehen lassen sollen (a. a. 0.
S. 20). Dennoch finden wir ihn in der Notitia nicht erwähnt. Die beiden
Namen müssen desshalb von einer neuen Benennung verdrängt worden
sein. Die Lage aller in der Notitia für Ufernoricum angegebenen Orte lässt
sich anderweitig bestimmen, ausser von ad Juvense, Cannabiaca und
Fafianae. Wir haben also unter diesen dreien die Wahl (S. 21). Dass nun
Asch hach sich gerade für Fafianae entscheidet, hat seinen Grund in
den von mir oben bezeichneten Puncten.
27 ) Die Tradition ist hier um so wichtiger, als die Annahme von zwei Citium
in Ufernoricum sich auf sie slülzt. Das Itinerarium Antonini gibt nämlich
die Reihenfolge der Orte folgendermassen an: Vindobona, Comagene,
Cetio (zweimal, p. 233 und 248 Wessel.), während die P e u I in ger’sche
Tafel Vindobona, Citium, Comagene anführt. Da uns letztere nur in einer
Abschrift des 13. Jahrhunderts erhalten ist, welche sich durch viele Ent
stellungen auszeichnet, so möchte man versucht sein, zu glauben, der
ungeschickte Copist habe die Namen Comagene und Citium umgestellt, was
eben nur durch die Tradition, welche zwei Zeizinmuri kennt, widerlegt
werden kann.
28) Z. B. c. 30, 33.
39 ) A. a. 0. c. 30 und 56. Siehe hierüber auch das oben Gesagte.
30 ) Vita Severini, c. 6.
S1 ) Jom. de rebus Geticis, c. 34.
8a ) V. S. c. 6. — H ansiz, Germania sacra, I. c. 14, S. 76 ist der einzige
Gelehrte, der die Consequenzen des 6. Cap. theilweise verfolgt hat.
ss ) Es heisst im selben Capitel: Igitur frustratis insidiis adversantium Flac-
citheus incrementis auctus prosperioribus vitam rebus tranquillusimis ier-
minavit. Incrementis auetus prosperioribus kann sich nur auf die Herr
schaft am rechten Donauufer beziehen, in welcher wir von da ab den König
und seine Nachfolger finden.
s4 ) De reb. Get. c. 30: Golhi accipientes Pannoniam. . . . civitatibus plurimis,
quarum prima Sirmis, extrema Vindomina (Vindobona).
Faviana und Wien.
45
35 ) Die Stelle lautet: Feletlieus, Rugorum reo:.... (Lauriacum) assumpto
veniebat exercitu, cogitans repente detentos abducere et in oppidis sibi tri-
butariis afque vicinis, ex quibus unum erat Favianis, quae (quodj a
Ritgis tantummodo dirimebantur (dirimebatur) Danubio, collucare. M u c h a r
(Römisches Noricum, 11. S. 218) und Glü ck (a. a. 0. S. 78, Anin.) wollen,
dass sich vicinis auf Lauriacum beziehe, so dass also die rutsche Herr
schaft nahe bei Lauriacum gewesen wäre; man braucht aber nur einen
Blick auf den gegebenen Satz zu werfen um einzusehen, dass vicinis sich
nicht auf das entfernt stehende Lauriacum beziehen kann, sondern mit
sibi (Rugorum regij und Rugis in inniger Verbindung ist. Dass dies die
einzig richtige Auslegung ist, geht aus einer anderen Stelle desselben
Capitels hervor. Feletlieus sagt nämlich zu Severin: Hund populum,
pro quo benivolus precator accedis, non patiar Alamannorum aut Thurin
gorum iniquorum saeva depraedalione vaslari, vel gladio trucidari aut in
servitio redigi, cum sint nobis vicina oppida ac tributaria, in
quibus debent ordinari. Der König meint hier offenbar die seinem Reiche
benachbarten Städte. Zeuss, die Deutschen, S. 4*5, Anm. hat sich auf
Grundlage dieser Stellen ebenfalls dabin entschieden, dass die rugische
Herrschaft nicht bis an die Enns reichen konnte.
30 ) Ennodius cpiscopus Ticinensis, de vita b. Antonii Lerinensis (in Gallan-
dii bibl. veter. patr. XL S. 1 ii7, A) sagt von diesen Antonius: Mox ad
illustrissimum virum Severinum evolavit. Sed postquam beatus vir humanis
rebus exemtus est, Constantii antislitis ea tempestate florentissimi junctus
obsequiis, gloriosis operibus vitae rudimenta dedicavit.... Sed jam pec-
catorum consummatio Pannoniis minabatur excidium.. . . Inter quas tem-
porum procellas Constantius poniifex, ne quid in mundo haberet subsidii,
terra hostilibus deputata, humana lege liberatus est. Die Verbindung, in
welcher dieser Bischof Constantius ea tempestate florentissimus mit
Severin angeführt wird, lässt keinen Zweifel über, dass damit der
sanctus Constantius, pontifex Lauriaci (Vita Sev. c. 29} gemeint ist.
Ennodius versetzt ja übrigens beide, den Constantius und den
Severin nach Pannonien. Glück (a. a. 0. S. 78) will, dass es ,ein
anderer Constantius sei und führt als Grund an: „Die Herrschaft der
Rüge auf dem rechten Ufer der Donau erstreckte sich blos auf das öst
liche Ufernoricum bis in die Gegend der Enns. In Severin's heben sind
die rugisch-norischen oppida tributaria, wozu auch Favianis gehörte, der
Sladt Lauriacum benachbart“. Die Unrichtigkeit dieser Behauptung habe
ich bereits dargethan.
57 ) Abgedruckt bei der Ausgabe des Aminian. Marccll., Bipont. II. Die
betreffende Stelle ist S. 305. — Glück (a. a. 0. S. 77 Anm.), bekannt
lich ein Gegner der Identität, hält diese Worte für einen „Irrthum“ —
natürlich!
58 ) Siehe den ältesten Plan von Wien (vor dem Jahre 1147), herausgegeben
von Zappert, Sitzb. d. k. Akad. d. Wissensch. XXI.
46
II. Tauschinski, Faviuna lind Wien.
so ) Die Urkunden nach der Nummer der v. Mei I le r’sehen Regesten sind:
Nr. 46, v. Jahre Hö8: ln terrüorio scilicct Fauie, que a modernis Vienne
nuncupatar; Nr. öl, v. Jahre 1161: in predio nostro in territorio uidelicet
Fauie, que a modernis Wienna nuncupatur; Nr. 71, v. Jahre 1169: actum
. .. in ciuitate nostra Fauianis, que alio nomine Wienna dicitur. — 0 I t o
von Freisingen, de gestis Friderici imp. e. 32, z. .1 ahre 1146 sagt: (dux
Heinricus■) in mcinum oppidum Viennis, quod olim a Romanis inhabitalum
Favianis dicebatur, declinavit. — Wien selbst soll eine Abkürzung des
Wortes Faviana sein.
J. Bergmann, Der Genealog P. Gabriel Rucelin.
47
SITZUNG VOM 16. OCTOBER 1861.
Gelesen:
Der Genealog P. Gabriel Bucelin, Benedictiner zu
Weingarten und Prior zu St. Johann in Feldkirch.
Von dein w. M. Joseph Bergmann.
Wer immer mit der Genealogie des Adels — abgesehen von
den uralten, auf Thronen sitzenden kaiserlichen und königlichen,
dann fürstlichen Geschlechtern Europa’s, deren Stammtafeln unschwer
zu finden sind — nämlich des höheren und besonders des niederen
Reichs- und Landadels in unserm südlichen Deutschland einiger-
massen sich beschäftigt hat, kennt ausser anderen mehr oder minder
kritischen Werken dieses Faches, mit denen das XVIII. und XIX.
Jahrhundert'uns bedacht haben, des Paters Gabriel Bucelin voluminöse
Arbeiten auf diesem Gebiete, namentlich dessen Hauptwerk: Ger
mania topo-chrono-stemmatographica sacra et profana etc. Voll. IV.
in Fol. Augustai Vindelic. 165h—1678.
Wenn auch dessen Gnschlechtstafeln, an welchen die adeligen
Familien am meisten ihre Freude hatten, wegen allzukühner Dich
tungen, die älteren Scribenten entnommen sind, und zahlreicher
Anachronismen mit grosser Vorsicht gebraucht werden müssen, so
kann man sich doch nicht enthalten, nach ihnen als Führer auf diesen
dunkeln Pfaden sich umzusehen, zumal bei jenen Familien, zu deren
Stammtafeln P. Bucelin gute Quellen benutzte. Auf ihrer Unterlage
sind tiefere Gänge und sorgfältige Forschungen vorzunehmen, um
48
J. Bergmann
mit Hilfe des aus Urkunden, Familienaufzeichnungen, Todtenbüchern,
Grabsteinen etc. gewonnenen Materiales kritische Stammtafeln her
zustellen.
Wir wollen versuchen das thätige Leben Bucelin’s, eines der
fruchtbarsten deutschen Gelehrten des XVII. Jahrhunderts, mit mög
licher Genauigkeit darzulegen..
Unser Pater Gabriel ist, wie er selbst in seiner vorerwähnten
Germania etc. Bd. IV. 299 uns überliefert, ein Sohn Johann Jakob
Buzlin’s und der Anna Vogtin von Wartenfels und Obercastell *), zu
Diessenhofen im Canton Thurgau irn J. 1599 geboren.
Aus Constanz richtete er, noch ein Knabe von dreizehn Jahren
und sieben Monaten, am 3. August 1612 schon in eigener Person
sein inständiges Ansuchen um die Aufnahme in die Beichs-Abtei
Weingarten in Oberschwaben. Weil er aber mit keiner bestimmten
Zusage getröstet worden , kehrte er ganz bestürzt zu seinen Eltern
zurück! Diese, von der Bestürzung ihres einzigen Kindes gerührt
und zugleich besorgt, dass er möchte verführt werden, vereinigten
ihr Ansuchen mit der Bitte ihres Sohnes und erklärten sich, dass
ihnen nichts mehr als die Erfüllung der frommen Wünsche ihres
Kindes am Herzen liege, und um nichts zu verschweigen, was etwa
zu seiner Empfehlung beitragen könnte, machen sie eine ganze
Beschreibung von seinem gottesfürchtigen und unschuldigen Lebens
wandel. In den Studien und in der Musik habe er bereits den besten
Fortgang gemacht, er sei still, furchtsam, gottesfürchtig und in
Allem gehorsam, seine ganze Freude sei mit geistlichen Dingen sich
zu beschäftigen und seine Erholungsstunden würden unter Nach
ahmungen religiöser Verrichtungen durchgebracht; so wie seine
ersten Kinderspiele schon lauter Beschäftigungen von Altärchen-
bauen, Singen und Beten gewesen seien. Da sich nun sein Eifer,
seine Lust, Liebe und Begierde zum geistlichen Stande und beson
ders zu unserm Kloster täglich mehr entzünde, so wüssten sie dieses
Niemand anderm als den Trieben des heiligen Geistes zuzuschreiben
und ob sie gleich als schon bejahrte Eltern ihr Kind hart vermissten,
so könnten sie dennoch seinem täglichen Flehen so wenig mehr
Die Stammtafel des Geschlechtes der Vogt von Castel oder Castell, das aus
Italien herstammen soll, sammt dem Wappen, einer schwarzen Leiter (scala nigra)
s. bei Bucelin IV. 299.
Der Genealog P. Gabriel Bucelin.
49
widerstehen, dass sie es vielmehr Gott schon geopfert hätten und
willig dem Tod entgegen sehen würden , wenn nur ihr Gabriel den
Porl seiner Sicherheit und Wünsche erhalten hätte, welches, da es
wirklich füglich geschehen könnte, das ganze väterliche und mütter
liche Flehen errege, um für ihr liebes Kind dieAufnahme auszuwirken,
damit dasselbe bei dem heiligen Blute unsers Seligmachers Jesu
Christi, demselben allein zu leben und zu sterben, geistlich dienen
möge! Zu weiterer Empfehlung führen sie an, dass er noch von seinen
Eltern, die beide schon über fünfzig Jahre hätten, einen schönen
Pfennig zu hoffen habe. Johann Jacob Buzlin. — (Auszug
des Briefes bei Franz Sauter, Kloster Weingarten, Ravensburg
1857, S. 67 und 68, mitgetheilt von Herrn P. Jol 1er in Feldkirch.)
In der Aufschrift der von Gabriel Bucelin seinen Mitbrüdern
errichteten Ara funebris setzt er mit den Worten : „Piis Manibus
Religiosissimse memorise Patrum et Fratrum quorum ah Anno Christi
MDCXII., quo Coenobium sum ingressus, contubernio atque
consortio adlegi et perfrui indignus merui etc. *)“, seinen Eintritt
noch in das Jahr seiner Bitte um die Aufnahme.
Das Stift Weingarten erfreute sich damals unter dem Ahte
Georg Wegelin des besten religiösen und wissenschaftlichen Rufes,
so dass dessen Religiösen zur Herstellung der strengeren Disciplin in
andere Klöster berufen wurden. So kam ausser anderen Äbten zu
diesem Zwecke auch der von St. Trudpert im Schwarzwalde dahin,
welchem Gabriel Bucelin als Novizenmeister mit zweien anderen aus
seinem Kloster am 7. Mai 1624 folgte (s. Hess, S. 361 und 363).
Dieses Amt gibt uns ein schönes Zeugniss für den sittlichen Wandel
unseres fünf und zwanzigjährigen Ordensmannes und fürdas Vertrauen,
das man auf ihn setzte. Wie lange er daselbst verblieb, vermögen wir
nicht zu bestimmen.
Am 23. November 1630 reiste der Abt Franz Dietrich, des
trefflichen Georg Wegelin 2 ) Nachfolger, mit P. Stüber aus
Ochsenhausen, unserm P. Gabriel Buzlin und Herrn Johann
Ludwig von Gail aus Ravensburg nach Ochsenhausen und von da
1 ) Prodromus Monumentorum Guellicorum seu Catalogus Ahbatum imperialis lnonasterii
Weingartensis etc. cullectus a Gerardo Hess. August* Vindelic. MDCCLXXXI.
pag. 474.
2 ) S. am Ende Anmerk. I. S. 55.
Sitzb. d. piiil.-hist. CI. XXXVIII. Bd. I. Hfl.
4
nach Blaubeuren, um in Folge des Restitutionsedictes vom 6. März
1629 aufK. Ferdinand’s II. Befehl das dortige Kloster mit einem Abte
zu versehen. Sowohl das active als passive Wahlrecht hatten die
Patres Bartholomä May, Raimund Remboldt, Gabriel Buzlin,
Magnus Zürcher und Martin Parthein, sämmtlich Professoren und
Priester des Gotteshauses Weingarten, welche unter dem Vorsitze des
Drs. Leonhard Hamerer, Canonieus zu St. Stephan in Constanz, am
Familie der Reichsstadt Augsburg, aus ihrer Mitte wählten (Hess,
pag. 467).
Als die Weingarten'schen Kleriker, welche in Dilingen studirten,
aber der feindlichen Unruhen halber ihre dortigen Studien unter
brechen mussten, war Abt Franz, der sie in das Priorat nach Feld
kirch geschickt hatte, daselbst auf ihre weitere Ausbildung bedacht
und liess sie in der Theologie von P. Dominik Layinann, dem dortigen
Prior, in der Philosophie von P. Magnus Zürcher *) und in den Huma-
nioren von unserm P. Gabriel Bucelin unterrichten (Hess. pag.
473 & 474). Des Stiftes Bedürfniss forderte eine zeitweilige höhere
Schule (um 1633), welche bis zum Schwinden der Feindesgefahr
dauern mochte, endlich ward in Feldkirch auf besonderes Betreiben
des Bischofs Johann VI. zu Chur, in dessen Sprengel das vorarl-
bergisehe Oberland lag, im Jahre 1649 ein Gymnasium gegründet
und den Vätern der Gesellschaft Jesu übergeben.
Dass P. Gabriel Bucelin neben seinem priesterlichen Berufe und
seinem Lehramte zu Feldkirch, welches Städtchen ihm gar lieb und
theuer geworden zu sein scheint, den Rest seiner Zeit mit dem aus
dauerndsten Fleisse ernsten Studien geweiht habe, bezeugen seine
zahlreichen, zum Theile sehr umfangreichen Werke. Er widmete
sich der Geschichte und vornehmlich der Ge n ea I og ie als ihrem
wichtigen Hilfsfache und ward hierin eine hervorragende Specialität.
Auch war er nach Hess S. 477 Kanzelredner, als welcher
er im Stifte die Festpredigt hielt, als der Abt Dominik Laymann am
12. Mai 1642 das heilige Blut von Feldkirch wieder nach Wein
garten zurückgebracht hatte, das aber jedoch am 28. November
vor dem Feinde abermals nach Feldkirch auf kurze Zeit geflüchtet
4 ) Über die Familie Z ü r c h e r s. im Anhänge Anmerk. II. S . 06.
i
Der Genealog P. Gabriel Bucelin. 5 1
werden musste. Am 18. Juli 1643 entkam mit demselben P. Buzlin
kaum nach Bregenz und rettete es glücklich nach Feldkirch.
Im Mai 1644 war Bucelin nach Hess S. 478 in Wien, wo der
hochwürdige Herr von Sorina, Canonicus zu Mantua und Olmütz,
ihn zu Tisch eingeladen hatte, und wobei das Hauptgespräch auf die
Geschichte des h. Blutes Christi kam, das auch in Mantua verehrt
wird *)•
Als gegen das Ende des Jahres 1646 die Schweden durch
Oberschwaben gegen Bregenz vordrangen, dessen feste Position
nebst der Stadt sie am 4. Jänner 1647 unter dem Feldmarschall
Karl Gustav Grafen v. Wrangel eroberten und die reichste Beute
machten, mussten auch in dieser strengen Jahreszeit die Capitularen
von Weingarten sich flüchten. Da in ihrem Priorat St. Johann zu
Feldkirch, welches ihnen wiederholt eine Zufluchtsstätte geboten
hatte, diesmal kein Verbleiben war, weil der Feind selbst über
Feldkirch hinauf bis an den St. Luziensteig und an dem Illflusse
hinein bis zum Frauenkloster St. Peter innert Bludenz vordrang,
zerstreuten sie sich in auswärtige Klöster ihres Ordens. Einige
begaben sich in die nahe Schweiz, andere nach Tirol, so in das
Kloster Marienberg im Vintschgau, wie auch nach Salzburg, die
Patres Caspar Fröwis und Gabriel Bucelin wurden nach Admont
in Steiermark gewiesen. Bei starkem Schneßfall kamen sie nach
angestrengtem Marsche am S. Jänner Abends zu Dalaas im Kloster-
thale an, verbrachten bei magerer Kost die Nacht auf dem Boden
und auf Bänken hingestreckt in steter Furcht vor dem Feinde, welcher
*) Ein Theil des h. Blutes, welches der Heiland am Kreuze vergossen hat, wurde
angeblich von Longinus, dem römischen Krieger, welcher ihm die Seite öffnete (vgl.
Joh. XIX. 34), aufgesammelt, dann später nach Mantua in die Kirche St. Andrea
gebrachtund daselbst verehrt. S. K e y ss I er’s neueste Beiseu. Hannover 1751. S. 1012.
Zu den Seltenheiten des von den Welfen gestifteten und 1803 aufgehobenen Klosters
Weingarten gehörte eine Reliquie des h. Blutes Christi, die angeblich von K. Hein
rich III. aus Mantua gebracht und später hier aufbewahrt wurde. Alle Jahre wurde
dieser Reliquie zu_ Ehren ein Festtag am Tage nach Christi Himmelfahrt (am
sogenannten h. Blutfreitage) gefeiert und ein sogenannter feierlicher Blutritt
gehalten. Eine überaus grosse Menge Menschen zu Fuss und zu Pferd, in Uniformen
gekleidete und in Compagnien eingetheille Blutreiter aus der Umgegend, wallfahr-
teten an diesem Tage unter dem Vortritt der OWigkeit nach Weingarten, um dort
Ablass zu holen. Das Nähere hierüber s. im geograph. Lexikon von Schwaben.
Ulm 1801. Bd. II. S. 1090 ff. De hoc Saeratissimo Sunguine I). N. 1. Chr. v. Martini
Gerb erti Iter Alemannicum etc. Typis San-Blasianis 1773. p. 241—246.
J. Bergmann
52
noch an jenem Tage, wie es bei Hess S. 481 wahrscheinlich nach
Pater Bucelin’s Aufzeichnung heisst, wenn es nicht anders des Him
mels Fügung gewesen wäre, leicht vor ihnen den Arlberg hätte
erreichen können. Im Stifte Admont wie bei seinem vorerwähnten
Aufenthalte in Wien war er für seine genealogische Sammlung
sicherlich nicht unthätig, daher seine überaus zahlreichen Stamm
tafeln des in Österreich und Innerösterreich landsässigen Adels.
So enthält der dritte Band seiner Germania topo-chrono-stemmato-
graphica nach dem compendium chronologicum und der Monasterio-
logia des h. römischen Beiches den Adel der alten Erblande des durch
lauchtigsten Erzhauses Österreich von S. 1—-446. Diese Tabellen
enthalten die alten, theils schon damals, theils im folgenden und
laufenden Jahrhunderte erloschenen, theils noch in erhöhten Adels
stufen blühenden Geschlechter dieser Lande in alphabetischer Ord
nung, mit deren Aufzählung wir den Leser nicht ermüden wollen.
Nach seiner Heimkehr dürfte P. Bucelin bis gegen seines Lehens
Ende durch dreissig Jahre dem Priorate zu St. Johann in Feldkirch,
das nach Hess S. 476 auch mit einer Bibliothek, ohne welche gelehrte
Arbeiten von solchem Umfange ganz unmöglich sind, wohl versehen
war, vorgestanden und alle seine Müsse der Ausarbeitung seines
gesammelten Materiales gewidmet haben.
Im März 1653 begleitete er als Prior zu Feldkirch seinen Abt
Dominik zum Reichstage nach Regensburg und weilte im dortigen
Schottenkloster wohnend bis zum Mai des folgenden Jahres. Hier
mochte er Genealogien des bayerischen Adels gesammelt haben.
Am 27. November 1659 erhielt er zwei heilige Leiber römischer
Märtyrer, nämlich des Magnus und Martialis, die ihm von Melchior
Truchsess von Rheinfelden und Victor Wittwer, Pfarrer zu Schännis,
nach Feldkirch und von ihm dann nach Weingarten gebracht wurden
(Hess S. 487).
Am 7. December 1662 erfreute ihn Rudolf Schmid Freiherr
von Schwarzenborn sein Landsmann von Stein am Rhein und
Johann Rudolf Schmid, 1590 geboren, erhob sich nach wechselvollen Schicksalen
zum kaiserlichen Residenten und mehrmaligen Gesandten an die hohe Pforte, und
erhielt von K. Ferdinand III. den Freiherrnstand mit dem Prädicate von Schwar
ze uhoru (einer Ruine oh Sateins bei Feldkirch), ward später Hofkriegsrath und
Vicepräsident, Herr von St. Margarethen bei Wien und Nickelsdorf. Er war kunst-
Der Genealog- P. Gabriel Bucelin.
53
grosser Kunstfreund, mit einem der ältesten Bilder der h. Jungfrau
Maria zu Moskau, das diesem Benedict Patriarch zu Constantinopel
geschenkt hatte. Es war aus Silber und vergoldet und deren Haupt
reich mit Edelsteinen besetzt. Der fromme Prior verwahrte es voll
Verehrung in einem netten Altärchen (Hess S. 486). Er war ein
grosser Freund von Gemälden und Kaiser, Könige und Fürsten ehrten
ihn wegen seiner allbekannten Verdienste mit derlei Geschenken,
über welche ihm nach Weizenegger-Merkle’s Vorarlberg II. 178
das freie Verfügungsrecht zustand.
Unter den Gemälden, welche die Kirche des Priorats zu
St. Johann in Feldkirch zierten, zählt unser Pater Gabriel folgende:
das Blatt des Hauptaltares von Vincenz Malö aus Cambray, Schüler
des älteren Teniers und P. P. Bubens, der um 1660 *) in Rom starb;
zwei Seitenaltäre von Anton van Dyck, deren einer nach Weizen-
egger-Merkle II. 177 ein Geschenk des Prinzen von Baden 2 ) war,
ihnen gegenüber zwei Stücke von Samuel van H oogstraaten, der
in seiner Jugend auch in Wien war (-[• 1678), und von Nikolaus
Rosendahl aus Enkhuysen (•}■ 1686); das Bild des h. Vaters
Benedict von Kaspar van Cray er aus Antwerpen (f 1669), ausser
diesen waren in einer Reihe aufgehängt Gemälde von Julius Benso,
einem Maler und Architekten aus la Pieve del Teeco im Genue
sischen, den nach Hess S. 473 der Abt Franz nach Weingarten
berufen hatte, von Albrecht Dürer, Johann von Sandrart, Kaspar
Monpeer, Jakob van Campen aus Harlem (-}- 1657) und anderen
Meistern.
In einem ungedruckten, in der Bibliothek des Sliftes Melk
verwahrten Briefe 3 ) des Mehrerauer Priors P. Apronian Hueber vom
liehen«! und verehrte den Bürgern zu Stein am Rhein einen grossen vergoldeten
Pocal, auch war er als Dichter .Mitglied der Pegnitzer Schäfer. Kr starb in Wien
am 12. April 1667 und ruht bei den Schotten. S. dessen Stammtafel in Gabriel
ßucelini Rhietia sacra et prophana. p. 436.
1 ) Dr. Nagler lässt Bd. VIII. 220 den Maler Malo in Rom 1360 sterben, welche
Jahreszahl wohl ein uncorrigirler Setzfehler ist.
2 ) Wahrscheinlich von Gustav Adolf Prinzen von Baden-Durlach, der 1664
katholisch, dann 1671 Abt zu Fulda und 1673 zu Kempten wurde, und auf einer Reise
nach dem Schlosse Hainmeiburg am 26. Dec. 1677 starb. Sein Herz wurde in der
Gruft der Stiftskircln.- zu Kempten heigesetzt.
3 ) Aus den im Stifte Melk verwahrten Briefen des Priors Apronian Hueber (| 2. Febr.
1734) an die gelehrten Gebrüder Hieronymus und Bernard Pe z.
S4
J. ß e r g- m a n n
24. Juni 1719 an P. Bernhard Pez, in welchem jener für ein dem
Kloster Mehrerau überschicktes Chronicon Mellicense dankt, heisst
es am Ende über unsern erblindeten, hochbetagten Greis: „Caeterum
R. P. Gabriel Leüttin Weingartensis nuper nobiscum versatus, inter
alia mihi de p. m. defuncto R. P. Kuzelino retulit, quod 1s jam
octogenarius Senex, et caecus a potiori memoriter Benedictum
redivivum etc. dictaverit. Item, quod ad singulos hör® sonitus expansis
hrachiis per medium paene quadrantem in conelavi suo coram Altariolo
oraverit etc. prout ipse, dum Yeldkirchii humaniorihus litteris vacaret,
suis oculis paene in dies vidisse testatus est“.
Pater Gabriel starb nach einem ascetisch frommen, unermüdet
thätigen Leben angeblich im J. 1681 und ward nach Weizenegger-
Merkle's Vorarlberg Bd. II. 178 mit 21 Religiösen seines Stiftes in
Feldkirch begraben. Der umsichtige Herr Pater J oll er schreibt
mir aus Feldkirch am 30. Jänner 1860: In Betreff des Todesjahres
von P. Bucelin ist in den Sterbebüchern der Stadtpfarre St. Nicolaus
schon desshalb nichts zu ermitteln, weil die ältesten hlos bis zum
Anfänge des XVIII. Jahrhunderts hinaufreichen. Im Urbar der Pfarr
kirche Tisis, die zu St. Johann gehörte, Folio 47 wird zwar des
Jahrtages erwähnt, welcher für P. Gabriel und 21 Religiösen des
Stiftes Weingarten, so hier gestorben und begraben liegen,
gehalten wurde, das Sterbejahr aber wird nicht angegeben. Ist hieraus
zu folgern, dass er zu Feldkirch seine Lebenstage beschlossen habe?
Das Stift Ottobeuern übernahm laut Kaufvertrag vom 24. Februar
1696 die Verpflichtung wöchentlich zu St. Johann eine h. Messe zu
halten: l 9 für Abt Georg Wegelin; 2 9 dann pro Adm. R‘i° Gabriele
Bucellino pise memori® gemelten Gotteshauses Wohlrneritirten
Prioren; 3 9 pro R: R: P: P: et F: F: Weingartensibus, welche an
der Zahl ein und zwanzig zu Veldkirch zu St. Johann gestorben und
begraben liegen. Nach Feller's Dizion. storico. Venez. 1831,
Vol. II, 763 starb Bucelin zu Weingarten am 9. Juni 1691.
Er soll nicht weniger als 53 Werke, meist historischen und
genealogischen Inhaltes, geschrieben haben, wovon nur ein kleiner
Theil gedruckt ist. Sein Hauptwerk ist die mehrgenannte Germania
topo-chrono-stemmatographica sacra et profana. Voll. IV. August®
Vindelic. MDCLV—MDCLXXVIII, in denen er in allen Bänden wie
in so vielen anderen Werken sich Prior S. Juan. Bapt. in oppido
Rheti® Super® Veldtkirchensi nennt.
Der Genealog P. Gabriel Bucelin.
55
Seine Rhaetia sacra et prophana etc. August® Vindel. MDCLXVI
in der er, da er so lange im rhätischen Lande lebte, besonders aus
den ihm näheren Jahrhunderten viel Brauchbares, dann auch Stamm
tafeln der alten und noch damals hervorragenden Geschlechter in
Graubünden und Vorarlberg von S. 361 — 503 niedergelegt hat, ist
in Fanopoli (wie er in der Zuschrift Feldkirch nennt) geschrieben
und dem Senate und dem Volke dieser Stadt am 30. Jänner des
Jahres 1666 gewidmet. Sein Benedictus Redivivus und sein Calen-
darium Ecclesiastieum Veldkirchense sind zu Feldkirch bei Johann
Hubschiin 1679 gedruckt.
In der Bibliothek der Abtei Einsiedeln wird folgendes ungedruckte
Werk unsers Pater Bucelin aufbewahrt: Gallia Maria na, h. e.
Itegnum Galliarum longe amplissimum, potentissimum, vetustissirnum,
ante regna orbis universi omnia, ccelitumlrnperatricis ter augustissimae
vere proprium, etc. in hodiernum usque diem et horam chronologice
descriptum et coinprobatum (Calmet Diar. Helvet. pag. 53 nach
P. Jo II er).
Anmerkung I zu S. 49. — Dieser Abt Georg verdient als
geborner Vorarlberger unsere nähere Aufmerksamkeit. Er war zu
Bregenz, wo sein Vater Wolfgang Wegelin Amtmann der öster
reichischen Herrschaften Bregenz und Hoheneck war, am 20. Mürz
1558 geboren. Nachdem er sein Ordensgelübde im Stifte Weingarten
am 24. Mai 1574 abgelegt batte, ward er zu den höheren Studien
nach Dilingen geschickt, im J. 1583 zum Priester geweiht, am
23. Jänner 1586 zum Stiftsadministrator und nach des Abtes Johann
Christoph Ableben am 10. November desselben Jahres einhellig zum
Abte erwählt und starb am 10. October 1627. Er wird als die Perle
der schwäbischen Prälaten seiner Zeit und von den Seinigen als der
zweite Gründer des Stiftes gepriesen. Er schrieb zwei Folianten
Libros Abbatiales. Sein Leben und Wirken beschreibt Gerhard II ess,
Prior desselben Gotteshauses und vom J. 1785 an Statthalter der
\\ eingarten’schen Herrschaft Blumenegg, in seinem Prodromus
monument. Guelfic. etc. seu Catalogus Abhatum Imp. monasterii
Weingartensis p. 298—429.
56
J. Bergmann
Dieser vorsorgende Abt Georg kaufte in unserem Vorarl
berg:
a) Am 31. December 1610 die vom Grafen Hugo von Montfort
1218 gestiftete Malteser-Commende zu St. Johann in Feldkirch
um 61.000 Gulden, die er nach Hess S. 426 im Jahre 1617 zu
einem Priorate erhob. Am 27. Jänner 1695 verkaufte Abt Wili-
bald dieses St. Johann der Stadt Feldkirch und verlegte das Priorat
nach Hofen bei Buchhorn am Bodensee. Die Stadt überliess es am
24. Februar 1696 dem Stifte Ottobeuern, dem es bis 1802
verblieb.
b) Kaufte er von den Grafen von Sulz und Landgrafen im
Kleggau um die Summe von 150.000 Gulden und 1000 Gulden
Leitkauf am 7. Februar 1613 die ihnen ferngelegene reichsunmittel
bare Herrschaft Blumen egg, welche dann zugleich mit Fulda,
Corvei und der Reichsstadt Dortmund und dem reichsfreien Stifte
Weingarten, wie auch die über Blumenegg am Bergabhange
gelegene Stift Einsiedeln’sche Propstei St. Gerold und die Pflegei
Bendern im Fürstenthume Liechtenstein durch den Reiehsdeputa-
tions-Hauptschluss ddo. Regensburg 25. Februar 1803 dem Erb
prinzen Wilhelm Friedrich von Nassau-Oranien als Entschädigung
für die Erbstatthalterschaft zugetheilt wurde. Im secularisirten Wein
garten ward nun der Sitz einer oranischen Regierung. Kaiser
Franz II. kaufte ddo. Lindau am 23. Juni 1804 (ratificirt zu Fulda
am 18. Juni) die Herrschaften Blumenegg und St. Gerold, welche
mit Vorarlberg durch den Pressburger Frieden am 26. December
1805 an die Krone von Bayern und 1814 wieder an Österreich
kamen.
c) Abt Wegelin, dem als Bregenzer die Einträglichkeit der
weide- und holzreichen Alpen im Bregenzerwalde wohl bekannt war,
kaufte von Konrad v. Wilburger, Ammann des Gerichtes Lingenau,
am 23. April 1619 dessen eigene Rossrechte auf dem äusseren
Scheiben im dermals k. bayerischen Balderschwanger Thale um
120 fl. rheinischer Münze, jeder zu 15 Batzen oder 60 Kreuzern
gerechnet; so auch im nämlichen Jahre zehn Rindsrechte im
Suber'schen Gunten im Sibratsgfäller Thale, dann vier Rinds
rechte vom Bregenzer Stadtammann Theuring.
Anmerkung II. dieFamilieZür eher. S. 4. — Nach unseres
Genealogen P. Bucelin Rhsetia sacra et prophana p. 470 f. hiess die
Der Genealog P. Gabriel ßucelin.
57
Familie Zürcher ursprünglich Guldenpöck, war in Zürich hei
misch, von wo Johann Guldenpöck des Glaubenswegen nach Bludenz
auswanderte und den Namen Zürcher erhielt. Hier bekleideten
mehrere Stadtämter; so war Hieronymus Z. Bürgermeister da
selbst, dessen Haus der Bösewicht Ulrich Rathgeb am 1. November
1638 aus Rache in Brand steckte, welcher fast die ganze Stadt ein
äscherte; andere widmeten sich dem geistlichen Stande, von diesen
nennen wir Ulrich Propst zu Ardagger und Canonicus zu Augsburg
(f 1662), Franz Ulrich, Doctor der Theologie und Pfarrer in
Sündelburg bei Niederwallse in Unterösterreich; Magnus und
Wolfgang waren Capitularen in Weingarten, wie auch Wunibald
Zürcher, uns der bekannteste der Familie, der am 3. Februar 1605
geboren wurde. Er trat in's Stift Weingarten, legte am 24. August
1621 seine Gelübde ab, las seine erste Messe am 5. August 1629
und ward nach dem frommen Andreas Gaist von Wildegg (f 28. April
1637) in dem durch das kaiserliche Restitutionsedict wieder her
gestellten Kloster Hirschau im Schwarzwalde am 5. Mai durch
Wahl zu dessen Nachfolger als Abt bestimmt. Im wilden Kriegs-
gewirre vertrieben floh er und rettete nebst anderen Schätzen auch
die lange verborgene Originalhandschrift der Hirschauer Chronik
Johannes’ von Trittenheim (-}- 1516) erst nach Weingarten, dann
nach St. Gallen, wo zum Glücke eine Abschrift genommen wurde;
von da begab sich der Abt mit diesem Kleinode nach dem Stift
Weingarten’schen Schlosse Bin menegg, wo auch der Kurfürst
Maximilian von Bayern mehrere Docuinente abschreiben liess. Als
das Schloss plötzlich in Brand gerieth, ward auch dieses Manuscript
von den Flammen verzehrt und Wunibald, der kaum sein Leben rettete,
starb in Thüringen, dem Haupt- und Amtsorte der Herrschaft
Blumenegg, am 18. Octoher 1664 *).
Auf dem Fussboden der Pfarrkirche zu Thüringen rechts vom
St. Andreasaltare gewahrt man den aus rothem und weissgeädertem
Marmor gehauenen Grabstein des Abtes Wunibald mit dem mit Inful
*) S. die Vorrede S. 3 dieser vom gelehrten St. Galler Bibliothekar Hermann Schenk
im.). 1690 in zwei Foliohänden herausgegebenen Annales Hirsaugienses. Vgl. Hess
Prodrom, pp. 474 und 489, dann Hdeph. v. Arx Geschichten des Cantons St. Gallen.
Bd. III. 274.
58
J. Bergmann, Der Genealog Gabriel Bucelin.
und Stab geschmückten vierfeldigen Wappen des Klosters Hirschau
und der Zürcher’schen Familie nebst der Inschrift:
HIC POSVIT MORTA
ALES (sic) EXVVIAS RND
MVS (Reverenilissimus). DN. DN. WV
VNIBALDVS (sic).
SACRAE. HIRS.
SAVGIAE (sic)
ABBAS. OPT. (imo)
VIVAT. DEO.
OBIIT. XV. CAL. NOV.
MDCLXIV.
Von ihm ist zu Thüringen ein Jahrtag mit einer kleinen Spende
gestiftet.
Nachtrag.
Auf eine Anfrage über P. Gabriel Bucelin antwortet Herr
Oberbibliothekar von Stalin aus Stuttgart, dass jener nach einem
Ölbilde, das in der Bibliothek zu Weingarten gehangen, am
28. Deeember 1599 geboren und am 9. Juni 1681 gestorben ist.
Der Sterbeort ist leider auf dem Porträte, welches in Zap f's Reisen
in einige Klöster Schwabens, Erlangen 1786. Tafel VI, S. 43 abge
bildet ist, nicht angegeben. Bucelin’s Manuscripte sind mit der Wein-
gartener Bibliothek in die königliche Handbibliothek gekommen.
Vahle n, Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
59
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
(Poetik und Rhetorik.)
Von J. Vahle n,
corresp. Mitgliedc der kais. Akademie der Wissenschaften.
I. Zur Poetik.
Die Poetik des Aristoteles liefert ein belehrendes Beispiel, wie
misslich es um Texte classischer Autoren bestellt ist, wenn einmal
eine sogenannte Vulgata sich eingebürgert hat, die den Blick des
Kritikers an das Gedruckte und durch die Tradition Sanctionirte
bannt.
Aldus Manutius hatte 1508 in der Sammlung der griechischen
Rhetoren die Poetik edirt: die Handschrift, nach welcher er drucken
liess, war nicht schlechter und nicht besser als diejenigen sind, zu
denert uns heute der Zugang offen steht. Aber in dem Bestreben, das
auch in der Verstümmelung unschätzbare Büchlein möglichst lesbar zu
machen, gestattete sich der Herausgeber zahlreiche Correcturen, die,
an der diplomatischen Grundlage gemessen, sich als unnöthig oder
als irrig und verkehrt erweisen. Aldus' Recension blieb nichts desto
weniger bis auf die neueste Zeit die Basis der Kritik, die im Grossen
und Ganzen unantastbar schien und nur in einzelnen zwingenden Fäl
len verlassen ward. Gleichsam in erneuerter Auflage ward dieselbe in
der Berliner Gesammtausgabe des Aristoteles von Immanuel Bekker
aufgefrischt, der Aldus' Interpolationen in den Text setzte, die auch
in der Verderbniss die Spur der Wahrheit aufweisende Überlieferung
der Handschriften in die Noten verwies. Entschiedener suchte Fr. Ritter
sich vom Aldus-Texte loszumachen, aber während auch er noch
häufiger als billig in seinen Spuren wandelt, hatte er sich in dem
nicht glücklichen Gedanken einer Interpolation des Buches in grossem
60
V a h 1 e n
Massstabe zu fest verrannt, als dass er für die Kritik im Einzelnen
sich hinreichend freien Blick zu wahren vermocht hätte: und so fand
jüngst Bursian in seinen schätzbaren Beiträgen zur Kritik der
Poetik (in Fleckeisen’s Jahrbüchern 18S9) noch reichliche Gele
genheit, Aldinische Lesarten zu verurtheilen und den verderbten
Zügen der Handschriften Besseres zu entlocken.
Aldus’ Recension muss aufgegeben und die Kritik auf die Über
lieferung der Handschriften allein zurückgeführt werden. Diese aber
ist eine wesentlich einfache; denn alle uns bekannten Handschriften
sind Abschriften ein und desselben Exemplars, die sich nur durch
das Mehr oder Weniger von Sorgfalt oder Einsicht der Abschreiber
unterscheiden. Bekker hat mit sicherem Tact aus der nicht kleinen
Zahl drei bewährte Repräsentanten herausgegriffen, unter denen
wiederum demselben Pariser Codex, dem wir die Rhetorik in der
verhältnissmässig reinsten Gestalt verdanken (A c n. 1741), ein be
vorzugter Platz gebührt. Jenes gemeinsame Stammexemplar enthielt
aber die Poetik bereits in der verstümmelten, am Ende und in der
Mitte um grosse Partien gekürzten Form und in der Zertrümme
rung der ursprünglichen Ordnung, in der wir sie heute lesen. Sieht
man ah von dieser weit hinter der Quelle unserer Handschriften
zurück liegenden Gestaltung, über welche Spengel’s und Bernays'
Untersuchungen Licht verbreitet haben, so ist im Übrigen dieTextes-
überlieferung der Poetik in nichts verschieden von dem, was uns in
der Mehrzahl Aristotelischer Schriften entgegentritt. Um von gewöhn
lichen Buchstabenverirrungen zu schweigen, kleine Lücken, welche
der Gleichklang der Worte oder, obwohl nicht so häufig wie Bursian
meint, die Unleserlichkeit des Archetypons veranlasst hat, in den
Text gedrungene Marginalnoten emsiger aber unachtsamer Leser,
worauf sich im Wesentlichen das Gebiet der Interpolation auch hier
beschränkt, Verstellungen und Wiederholungen von Wörtern und
Wortverbindungen, dies und Ähnliches sind die Gebrechen dieser
Überlieferung, auf welche die kritische Heilmethode zu diagnosti-
ciren hat.
I 9. S. 1447 b 20.
Gleich im ersten Capitel begegnen wir einer Stelle, in welcher
ein eigenmächtiger Zusatz des Aldus in den meisten Texten, auch in
dem neuesten von Bekker noch steht, obwohl derselbe dem Ge
danken des Aristoteles schnurstracks zuwiderläuft. 'Op.otw? ds y.äv d
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
61
ug ärtavra rä pirpa p.lyvOojv koiolto rrjv fxi.[XY)<7iv, icceSärrep Xatprjp.wv
lnoir/<j$ Kevrexupov p.txrr)v pa<p(pdeav ££ txnoevtcov twv pirpcov, odx fjdYi
xai notr/Trjv izpogccyopevreov. Sind die Schlussworte ovx. vjdri xai n. 7r.
richtig, so muss, soll sich Aristoteles nicht selbst widersprechen,
das Prädicat noeoTro tvjv p.ipvjfftv nothwendig irrig sein; denn das
Anrecht auf den Namen Dichter ist an die jxtpjfft? geknüpft (ygl. u.
A. 1461 b 28), gleichgiltig, oh sich dieselbe prosaischer Rede oder
einer bestimmten Gattung von Versen oder der Mischung verschie
denartiger Metra bedient. Vettori und Hermann suchten den Wider
spruch zu heben, indem sie jenes Prädicat in sein Gegentheil
umsetzten: ov koioZto tyjv p.ip-/jaw oder npohiro r. p.. Allein um
von Anderem zu geschweigen, wer möchte dieser Fassung beitreten,
die auf dem willkürlichen, durch keine Handschrift unterstützten
Zusatz des Aldus ovx ridxi basirt? Man beseitige diesen und Aristo
teles’ wahre Meinung ist wieder gewonnen. Denn obwohl er den
Wechsel der Metra im Epos nicht billigt (vgl. 1460 a 2), so kann
er doch nicht umhin den, der in jener Form Nachahmer (p.tpvjrrjs')
ist, einen Dichter zu heissen. Es bleibt sonach nur ein sprachlicher
Anstoss zu beseitigen übrig, indem xai vor kowttjv der Beziehung
ermangelt. Bursian rieth auf eine Lücke: der Satz sei zusammen
fassender Abschluss der bisherigen Erörterung: es habe daher an
jener Stelle der Gegensatz der Versmisehung, nämlich der Gebrauch
der prosaischen Rede erwähnt sein müssen: 6p.oiu>g de xav ei ug
ocizavzo. to. pirpa p.iyvvo)v koioZzg rrjv pipvjfffv . . . xav ( ei rot? löyoig
ipdotg )rpu)[xevog) Koerirriv npogayopevreov. Aber diese Auffassung
wird durch den Zusammenhang widerlegt. Die inoKoua (in dem von
Aristoteles angenommenen weiteren Sinne der Wortdichtung) be
dient sich zum Zwecke ihrer Nachahmung entweder der Prosa oder
der Verse, letzterer entweder im Wechsel der Metra, oder indem
sie ein und dasselbe Mass stetig beibehält. Diese drei Möglichkeiten
der Form werden, zwar nicht in ziffermässiger Abfolge, aber der
Sache nach, im Folgenden begründet. Mimetische Prosa ist nicht
minder Dichtung als die in ein und derselben Versart sich bewegende
metrische Rede, wofern sie mimetisch ist; eben so ist drittens
Dichter zu nennen, wer im Gemisch mannigfaltiger Verse Mimesis
schafft. Der Satz dp.otwj oe xav £t ng xrX. ist nicht zusämmenfassen-
der Abschluss, sondern Begründung des dritten Gliedes der Reihe,
und lautete ursprünglich so: 6p.oio)g de xav st reg aTravra ra p.£rpa.
62
V n h I e n
piyvvu)v tzoioTzo ttjv pipriaiv . . . xcä ( zovzov ) Koiriz'bv npog-
xyopsvzsov. Der Zusatz tovtgv wird von der Sprache gefordert
(Politik 1283 b 25 xav dg ri jzlsiovg piv zoO ivog iXärrou? di
tcöv noXXcöv xpsizzovg dien ztZv äXXow, zovzovg &v dsoi xvpiovg sfvat;
vgl. Z. 18 und 23); dass sich dasselbe in einigen Handschriften
(nicht den Bekker’schen) gefunden, beweist, dass man das Erfor
derniss desselben schon ehemals empfunden; denn in dem Arche-
typon fehlte es ohne Zweifel ebenso wie in der Mehrzahl der daraus
abgeleiteten Handschriften.
V 4. S. 1449 b 9.
In dem Abschnitte über die Unterschiede der Tragödie und
des Epos harren noch immer die vielbesprochenen Worte ri piv ovv
InoKoäx rp zpxyrpdta psXP 1 pövov p.szpov psyxXov p.ipr/oig sivca
anovdcäuiv rixoloOSriosv einer befriedigenden Erledigung. Gleich
irrig ist die Meinung derjenigen, welche die Worte ptyp 1 pövov
pszpov psyälov als Interpolationszuthat aus dem Texte zu entfernen
heissen, wie derjenigen, welche dieselben als keiner Änderung
bedürftig in Schutz nehmen. Wenig wäre, selbst wenn sie sich
bewährte, mit der seit Aldus in den Texten stehenden Besserung
fxszpov pszee Xo-you geholfen. Aber da der löyog zwar ohne p.szpov,
dagegen pszpov nicht ohne Aöyog- sein kann, so hätte Aristoteles wohl
Xo-you p.sz<x pszpov (wie 1451 b 3 iozopia pszx p.szpov') nicht aber
pszpov pszd Xöyov schreiben können. Von jener Lesart als von der
handschriftlichen Überlieferung ausgehend, schrieb Hermann psxP 1
povov pszpov xai \6yov, worin er p-typt in exclusivem Sinne, ’köyog
aber in der Bedeutung dna.yys\ia. d. i. narratio fasst. Gäbe man
diese Deutung des Xö-yo? zu, so würde Aristoteles das Unterschei
dende jener beiden Dichtungsarten, das im Folgenden erörtert wird,
in die Bezeichnung des Übereinstimmenden hineingetragen haben,
und während uns pövov den ganzen Unterschied erwarten lässt,
sehen wir bald nachher, dass ausser dem Veranlass und der Erzäh
lung noch ein dritter durch die Ausdehnung begründet wird.
Betrachten wir die Form des ganzen Satzes, so scheint klar,
dass in den Worten psyp 1 — pipr^atg sivca ancvdcdoxv die Grenze
bezeichnet ist, bis zu welcher Epos und Tragödie gemeinsam gehen:
ein Gebrauch von psypi, der dem Aristoteles sowohl sonst nicht
fremd ist, und in derPoetik selbst ein Beispiel bat 1451 n 11 dsi piv
6 psiCoiv p-ixP'- O’jvovjXo? sivca. xaXXtwv irrzi y.xzd zd pJysSog. Vgl.
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
63
Topik VIII 15S l 7 p-sypt °^ v T ° ö s ^psXv z ° v tötzov dpocw? zov
tptloaotpov xai rou dcalsxztxov yi axstpcg, zo a’ raüra zdzzstv xai
ipojzpfxazidsiv tdtov zov dia.lsx.ziy.oO. Von p-sypt war a l s0 a I s Haupt
begriff pip-pocg stvai okovS. abhängig und in den verderbten Worten
eine weitere Bestimmung der pJppatg gegeben, die keine andere sein
konnte, als dass sie sich überhaupt des Metrums gleichviel welches,
ob nur eines oder mehrerer, bediente. Auf die Nothwendigkeit dieses
Gedankens ist Bursian’s Vorschlag gegründet: psypt p.6vov zoO iv
psrpco pitjpoeg efvat crnr., der mit einer Vermuthung Tyrrwhitt’s
übereinkommt, nur dass dieser den Zusatz iv mit Grund für unnö-
thig gehalten hat. Aber einmal hat die Tilgung des psyalov, worin
Bursian eine man sieht nicht recht wie entstandene Dittographie
erkennt, keine Wahrscheinlichkeit, und andererseits ist, da durch
p.eXP c T ° ö der terminus ad quem mit ausschliesslicher Bedeutung aus
gedrückt ist, der Zusatz pdvou überflüssig. Diese negativen Bemer
kungen über Bursian’s Versuch enthalten zugleich die positive Be
gründung des folgenden: p p.sv ovv inonoua zrj zpayopdia fJ.sy.pt.
p.iv zoO perpcn xaSrolov fj.ip.poig slvat GTZovoaioJv py.olovBpasv.
Dass p.sv zov (auf welches neben pdvou zov auch Tyrrwhitt gerathen)
aus p.6vov hergestellt werde, wird Niemanden gewagt erscheinen:
p.lv aber ist im Gegensatz zu dem folgenden rtö dl eben so passend
als p.6vov unangemessen war. Nichts begreiflicher ferner, als dass
ein nicht sehr weitsichtiger Abschreiber in fjiypt zov pizpop glaubte
der Construction durch den Genitiv pszpov aufhelfen zu müssen.
Endlich gibt xa.3-dAou (das ich einer im Übrigen nicht beifalls
würdigen Vermuthung von ßernays entnehme) die hier nothwendige
Andeutung, dass Tragödie und Epos nur im Allgemeinen in dem
Gebrauch metrischer Rede übereinstimmen, während die Art des
Versmasses einen Unterschied begründet.
Auch die folgenden, die Verschiedenheit jener beiden Dich
tungsarten erläuternden Worte bedürfen einer Nachbesserung. Tü
dl zo plzpov änlovv sysiv xai anayysliav stvat, zavzp dtacpipovGiv. szt
os tü> ppxsc • rj pev yötp ozt pähaza nstpäzat vnd piotv nspiodov pliov
sivac ri pcxpov i£alldzzstv, yj dl irtoTtoua döpiozog z6> ypövco, xai
zoOzcp dtatpipet. Die letzten Worte nämlich xai r. dtatp., ob sie auf
die epische Dichtung allein ('und darin unterscheidet sie sich’) oder
auf Epos und Tragödie zusammen bezogen werden ('und darin
liegt ein Unterschied’), sind in beiden Fällen ein nachschleppender
64
V a h I e n
Zusatz, dessen man am liebsten ganz entledigt sein mochte. Allein
auf eine andere Auffassung führt die Notiz, dass ausser in anderen
Handschriften in dem Pariser Codex, den wir als den treuesten Hüter
der echten Überlieferung betrachten, ydp nach rj p.iv fehlt. War
aber dies kein selbständig begründender Satz, so dürfen wir die
Worte izi di :m p-fixsi . . . xai roürco oLatpipzi als Hauptsatz zusam
menfassen, in welchem xai nicht 'und’ sondern 'auch’ bedeutet, und
Tourcp eine nach dem Zwischensatz nicht unpassende Wiederauf
nahme des Nomens pdixu ist, ungefähr wie vorher zü> e-^ziv — zxvz-p,
und besonders häufig ein Casus des Participiums durch den ent
sprechenden des Pronomens wiederholt wird. Vgl. Politik 1329 a 9
rtöv dduvarwv sffri tou? dvvap.zvong ßidl^zaSai xai xwAüeiv,' zoOzo-jg
Ü7top.ivEi.v dpxopjvovg dsi. Poetik 1449 «lo ydp Napyiz-og dvdloyov
iX £l < txigrtsp ’lAtäj xai OdÜGGeca npdg rag zpayudiag, ovzto xai ovzog
npög rag xupydcag. Ferner hat die Differenz im Numerus des Verbi
rä di diatpipovcrcv und rw p.fxzt. diafipzi eine zutreffende Analogie in
der Poetik selbst 1431 b 1 ö ydp iazopr/Ag xai 6 7zoir t z-og oü rü 79
ippszpa Isyeiv r, dp.zzpa dia(piprjvaiv . . . dXXä zoOzu dtutpipzi, zü>
röv p.iv tu ysvöpsva liyziv, zov di ola äv yivoizo. Wir werden sonach
für den Zwischensatz eine andere Verknüpfung als die durch ydo
suchen müssen, und vielleicht genügt es zwischen pivjxst und /aev
ein fi einzuschieben: in di rü p r,xsi, ( p ) r? piv ozt p-dhoza nzipäzai
Otto piav izspiodov iJAiou efv«! rj pixpöv i^aJldzzziv, v? di iKonoua döpt-
azog rtö xai zoOzm dtafipzi *).
Wie wir hier auf Grund der Überlieferung ein ydp getilgt haben,
so muss 1448 n 31 dieselbe Partikel nach handschriftlichem Zeug-
niss in den Text gesetzt werden. Aiö xai dvzimiioOvzai zrjg zz zpa-
ytpdiag xai z-fig X'X>p.u>diag oi Aupisig • zrjg p.iv ydp xoipcpdiag oi Meya-
pslg . . . xai z-fig zpuypdiag ii/ioi rcöv iv llsAo7rovv7;ff{p. So nämlich
Vielleicht ist auch 1449 b 6 xig de 7rpo'(7W7ra a7re&wxev . . . 7j*yvdvjrai. rö de
ILvSrovg ?roteiv ’E7ri)(app.os xai Oo'ppus. to piv ouv iE, apyYjg sxSixsXiag >jX3ev,
rwv de ’A&bvvjcnv KpAzvjg xp&Tog riptgev .. . xa^oXov 7toieTv Xo'^ouc xai p.uSovg
das von den Handschriften nicht gebotene ouv zu tilgen und zu eonstruiren ro
p.v$ovg tvoleiv, to piv ix SixeXiag vjX3ev , rwv de ’A^vyjctiv xrX. Die beiden
Dichternamen ’ETTi'^app.og xai *Pdpp.ig Dessen sich dann vielleicht durch ein hinter
^oteiv einzuschaltendes ofov in die Construction einfiigen: rd de p.v3ovg kqielv,
( ofov ) ’Ejri^app.og xai <P6pp.ig, to p.sv ex StxsXias v^X^ev, rwv de 3 A3-q-
vvjdiv Kparvj? 7rpwroc /jp^ev . . xaSoXov iroieiv Xd*yovg xai p.vSovg.
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
65
rvjj lj.iv yäp geben ausser einigen Mediceischeri und anderen Hand-
sebriften von den Bekker’schen die Pariser A° und die Vatieanisehe
B c . Es entspricht aber diese Al t der Erläuterung, bei der das Ver
bum des vorangegangenen Satzes ergänzt wird, der Weise des Ari
stoteles. Vgl. Bhetorik 1373 b 22 dio xai ~ädixY t u.ara xai zä dixat-
j)jjccrcc dt%ä>g eaziv ädtxsXv xai div.aionpayzXv rj yäp npög iva xai
dipiap.ivov Yj npög rd xo’.vöv sc. zanv ädusXv xai dc/.atoxpayscv. Xicom.
Ethik 1162 a 2 ävs'-piai di xai ot loinvi avyyzvzXg ix raOzuv cruvto-
xticiivrcci' rtj) yäp äno rcöv adr&v sivat, und in der Poetik selbst 1460
b 10 dvdyxr/ ppia-Sat rptcüv i'vrojv rdv xpiSjjiv Sv n äst • y) yäp ola
y)v Yj i’oriv, r) ola <paoi xai doxsl, fl ola slvai deX.
VUI 4. S. 14SI a 33.
Die Vorschrift, die Tiieile der Dichtung so anzuordnen, dass
Wegnahme oder Verstellung eines derselben unmöglich sei ohne das
Ganze zu alteriren, erläutert Aristoteles mit den Worten o yäp zzpogov
Yj p.Yi npogöv p.Yidiv ttoizX inidijlov^ ovdi p.opiov roö 6'Xou iazlv, die man
gemeinhin so erklärt, 'kein Tlieil des Ganzen ist, was, oh vorhanden
oder nicht vorhanden, nichts deutlich macht’. Aber geht dies von dem
npogöv allenfalls an, so ist es von dem pij rcpogbv verkehrt. Ein wenig
näher würde dem Aristotelischen Gedanken kommen, wer erklären
wollte, 'was, ob vorhanden oder nicht vorhanden, nichts Ersicht
liches bewirkt’. Aber auch dann möchte man fragen, warum Aristo
teles nicht lieber habe ohne Einschränkung seinen Gedanken so for-
muliren wollen, 'was ob es da ist oder fehlt, nichts bewirkt, ist kein
Tlieil des Ganzen’. Und diese einzig passende Deutung gewährt die
Lesart, welche ausser einigen anderen der Cod. B c überliefert: o . .
pjdev rectci, inidnAw (l>g ovdi jjöpiov roO okov iazlv. Ein kleines Be
denken erregt noch eiclS^ov, das überhaupt bei Aristoteles selten, in
jener Verbindung nicht vorzukommen scheint. Ist also das praelixum
im aus Wiederholung der letzten Buchstaben von koieX entstanden,
oder ein mit jjr/div zu verbindendes zi herzustellen (posv noizl ri,
dvj'Xov (hg’)! Über pjdsv n vgl. Rhetorik 1378 b 13 oax di pj dev zc
r, fJCXpOV.
XI 9. S. 1432 b 9.
Am Schlüsse dieses von der Peripetie und der Erkennung han
delnden Abschnittes liest man die Worte: Avo pv ovv zov p.vSov
p-ipri rzepi zavz' zazl, nzpinizeia xai ävayvöipiaig, zplzov di näSog •
Sitzb. (I. pliif tiiat. CI. XXXVIII. ßd. I. Hft. 5
66
V n h I e n
tgutcov di nepinizsia pJv xai dvayv&piatg eipvzat, naSog d' eozi npd-
£tg <p.S-apzixri r< oowripä. Mit Recht nahm Bursian an nepi Anstoss,
das er, so wie schon vor ihm Madius, getilgt wissen wollte. Denn
allerdings kommt es dem Aristoteles hier nur auf eine Aufzählung der
drei Theile des Mythos an; es möchte auch schwer sein bei der
Lesart nepi zavza für das Pronomen eine passende Beziehung zu
finden. Allein wenn Aristoteles die drei Theile des Mythos so auf
zählt, dass er die beiden ersten zusammenfassend hinstellt und ihnen
den dritten besonders anfügt, so müssen wir glauben, er habe mit
jenem Satze dvo p.iv oöv zov p-vSov pipvj zavz' eazi, nepiniz. x. dvayv.
zugleich wenigstens die vorangegangene Erörterung über Peripetie
und Erkennung abscliliessen wollen. Aber dagegen sprechen sofort
die Worte zovzorv de neputizsia p.iv xai dvayvoopioig eip^zac, welche,
indem sie seihst auf die vorhergehende Besprechung hinweisen,
zugleich andeuten, dass ihnen eine generelle Bezeichnung der drei
Theile des Mythos vorangeschickt war. 'Der Mythos hat drei Theile,
nepuzizsia, dvayvüpioig und izaSog. Von diesen ist nepinizeta und
dvayv. besprochen. Das ndBog aber ist’ u. s. w. Um diesen hier
allein ungemessenenFortschritt des Gedankens zu gewinnen, wird man
schreiben müssen: Adzov p.iv ovv zov p.vSov p.lprj zpia zavz" iazi,
nepmizeta, xai dvayv&piaig, zpizov di ndäog. zovzoiv di nepnzlzeia
p.iv xai avayvoopiaig eipr,zai, naSog d' iozi npäigig xrX. Zufall und
Absicht scheinen sich die Hände gereicht zu haben, um jene Form
in die der Überlieferung umzuwandeln. Einen Theil der Schuld trägt
wohl die Anknüpfung des dritten Gliedes durch zpizov di, der es
jedoch nicht an Analogien fehlt, wie Nikom. Ethik 1095 b 18 zpeig
yap sini [xdlioza oi npov'/ovzeg, o ze vvv sip-opivog xai 6 nohzixög xai
zpizog 6 3-eojpr)zix6g, und Politik 1341 b 40 nleiovwv %dptv , xai
yap naideiag evexev xai xaSdpoeojg . . . zpizov di npbg diayotyr/v, an
welcher Stelle die von Spengel für nothwendig befundene Änderung
schwerlich bei Vielen Beifall finden wird, und Rhetorik 1356 a 22
zavza iozi Xaßeiv zov avWoyiaaaSui dvvapivov xai zov Jdewpfjoai
nepi zd riSr, xai zag dpezäg xai zpizov zov izspi za nad-vj. Vgl. noch
Poetik 1456 a 2. Adroü aber (das übrigens von Avo nicht so fern
liegt als es auf den ersten Blick scheinen mag) deutet auf den Gegen
satz zwischen den Theilen der Tragödie, deren einer der Mythos ist,
und hinwiederum den Theilen des Mythos selber.
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
67
XV 1. S. 1454 a 16.
Nach Abschluss dev Betrachtung des Mythos wendet sich Ari
stoteles zu dem zweiten p.ipog der Tragödie, dem fjSog. IJspi oi rd
r/Srj rsrrxpd sarcv cDv 5sZ aroyjd^saäa.^ Iv piv zai npürov Snug ypij-
urä V7. £?£! 05 p.sv ödv, ügnzp fAsySr), rcoiri <pa.vi.pdv 6 löyog r, rj
rrpä^ig itpoatpeaiv rtva, [paöAov pöv säv yaiölvjv,] yptiardv 5' idv y_p~n-
crrr,v. In diesem Satze sind die eingeklammerten Worte yaöAov —
yaöXr/v, die nicht den Handschriften, sondern der ed. princ. angehö
ren, wie längst bemerkt, aber nicht von allen zugestanden worden,
zu tilgen. Das erste Erforderniss, sagt Aristoteles, ist dies, dass die
Charaktere sittliche seien. Charakter überhaupt ist gegeben, wenn
im Worte oder in der Situation sich eine bestimmte Willensrichtung
der Person ausspricht, sittlicher Charakter, wenn eine sittliche
Willensrichtung. Es entsprechen sich sonach s^si rt$og psv und XP r <~
ardv 5t wie das allgemeine und specielle, und innerhalb dieser Ent
sprechung bleibt für den nichts werthen Charakter kein Platz (vgl.
Rhetorik 1361 b 36). Zweitens müssen die Charaktere den Perso
nen angemessen sein: osvrspov oi rd äppörrovra - ian yccp avopslov
p.tv rd rjSog dXX' o5y dpp.örrov yovaizi rd dvdpsiav vj osiv^v sivat. In
diesen Worten liegt ein Verderbniss, das damit nicht gehoben wird,
dass man mit Hermann den Artikel rö vor fjSog in n verwandelt.
Denn die Begründung erheischte den Gegensatz nicht zwischen dem
Charakter überhaupt und dem angemessenen, sondern zwischen dem
sittlichen und dem angemessenen. Die Forderung der Sittlichkeit
des Charakters genügt allein nicht, denn ein sittlicher Charakter
ist darum an sich nicht auch schon ein angemessener. Daher schrieb
Bursian tan ydp dvdpslov ypriaräv YiSog dXX' o5y dpp.6rrov yuvouzi
rd dv5p. Allein wer wird es glauben wollen, dass ypnardv in psv rö
verderbt worden, zumal psv dem richtig gefassten Gegensätze so
treffend dient, dass man es schwerlich entbehren möchte. Wollte man
aber, um dies zu wahren, sau ydp dvopelov {ypriordv ) p.iv rd (ri)
r,5og schreiben, so würde der Artikel nicht minder als das Indefini
tum überflüssig oder irrig sein. Erwägt man endlich, dass, wenn
avSpslov Subject war, die Worte rö dvdpsiav ri osivyiv slvoa ein
schleppender Zusatz sind (denn es genügte zu sagen: Tapferkeit ist
ein sittlicher Charakter, aber nicht angemessen für ein Weib), so
wird man, um dem Aristotelischen Gedanken die zutreffende Form
zu geben, auf folgende Fassung geführt: SsOrepov 5s rd äppörrovr«*
5“
68
Vahle«
sau ydp yp-qaröv piv rö fjdog äAA' ovy dpp-örrov yuvocr/.i rö dvöpsiav
77 Seivr,jv sivat. Die etwa sic!) nachdrängenden Bedenken sind
unschwer zu beschwichtigen. Erstlich ist fort, wofern man nicht
ein auch sonst bei Aristoteles unausgedriickt gebliebenes sfvat ergän
zen will (sau ydp ypqaröv p.sv sivai rö r^og), in ähnlich prägnantem
Sinne, wie in dem kurz vorhergehenden Satze: sau. ös (sc. yprjaröv
f l 3'og') iv t/.daup ysvsr xai ydp yw-q sau ypqarr) xai öovlog, zu
fassen, den wir durch 'es kann . . sein’ wieder gehen. Ferner ist an
der unmittelbaren Anknüpfung der nur zur Exemplificirung die
nenden Worte yvvaixi rö dvöpsiav kein Anstoss zu nehmen; wir
würden allerdings ein ofov yvvaixi rö dvöpsiav . . sivai erwarten;
dass es aber dem Aristoteles gestattet war das concrete Beispiel
direct, ohne Verbindung durch ofov,, mit dem allgemeinen Satze
zu verbinden, zeigen Beispiele, wie Rhetorik 13Tb b 20 xai ön iv
raXg äWaig rsyyaig od AuatreAst napaGoipitlsaSai röv iarpov • ov ydp
roaovro ßXdnrsi 17 dpapria raü iarpov öaov xtA. , wo röv iarpov zu
tilgen nicht minder unrichtig wäre, als vor demselben ofov einzu
schieben; und 1398 a 9 ösl ö' vndpysiv p.äXkov av öoxovvra ddr/.ft-
aai sxsivov • ei ös p.vj, ysloiov av ipavshj, ei rcpog ' Apiarsiöqv xarqyo-
povvra rovro ng s'brsisv xrA. Endlich ist das Verderbniss selbst
in der bei Aristoteles nicht singulären Art entstanden, dass der
erklärende Zusatz dvöpsXov, der hinreichenden Anlass in der Stelle
fand, das echte Wort verdrängt hat. Ein ähnlicher Um gang hat, wie
es scheint, 1450 u 9 das ursprüngliche öidvoiav, öv öaoig Isyovrsg
dnoösixvvaai n v, dnoipaivovrai zaSöAov in die überlieferte Form ^
xai dnof. yvu>p,rjv verderbt. Denn dass ^vwjlujv Zusatz, xa-fAöAou das
ursprüngliche sei, bemerkt mit Recht unter Vergleichung der ent
sprechenden Stellen des Aristoteles Bernays Rhein. Mus. VIII bTb A.
Das 'ungeschickte’ xai möchte indessen vielleicht auf die nicht sel
tene Verwechselung der beiden Partikeln r; und xai zurückgehen *).
Aber auch sonst fehlt es an dergleichen interpolatorischen Zuthaten,
ohne dass durch sie ein ursprüngliches Wort verdrängt ward, in der
Poetik so wenig, wie in anderen Aristotelischen Büchern. So ist
1460 n II das längst als Glosse bezeichnete fiSog neuerdings auch
*) Vielleicht ist auch Rhetorik 1393 a 7 mit Hinzufiigung eines xcc.S'dtoy zu schreiben:
rA ’jy.p dypoixoi fioXiava ■jvwfjit)rvtrot eiai xai oxn'.wc dnoifa vcvra (\a3J-
Ao-j ) . xaSolou 3k ovros xaäoXov etnstv fzaWra äo^orrei xr\.
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
69
von Bekker in Haken gesetzt worden. Nicht minder zuverlässig,
obwohl bis jetzt nicht bemerkt, ist eine Glosse 1468 b 21 avri
xvpio-j eiutSörog yltizrav ; denn nur eins von beiden, xupiou oder
duSÖTog, schrieb Aristoteles; welches das ursprüngliche, ist schwer
zu entscheiden, doch macht es der dortige Zusammenhang wahr
scheinlich, dass das weniger oft gebrauchte doxäög durch das häu
figer wiederkehrende xvpiov erklärt ward. Vergl. 1458 b 4 und 5.
Ob Bernays a. a. 0. 574 recht daran gethan hat, 1456 a 36 p.iprj di
Toürwv rö t■ anodsixvvvai xai rö Aöstv xai rö n&3ri irapaoxivaCeiv,
olov eXzov rj tpößov 77 öpyr,v xai ooa rotaöra, xai in p.iysSog xai [xixpö-
vvjra, ndSri als Glosse zu tilgen, ist sehr zweifelhaft; denn während
aKaduxvuvai und Xüstv (beweisen und widerlegen) sich wohl ver
binden, will Ivsiv und napaaxsuä&iv in der Anwendung auf piysSog
und [xixpÖTYiTix sich nicht recht schicken. Dagegen möchten 1448
a 16 die Worte [xip.rjva.iTO äv zig eine aus Z. 19 genommene unge
schickte und hei genauer Erklärung unrichtige Ergänzung der Con-
struction sein. Denn die Verbindung der Sätze ist diese xai yäp iv
°PX' XKt <x 'Wb asl *21 xiSapiasi ion ytviaSai ravzag rüg ävop.oiö-
noTxg. xai 7repi rovg Xöyoug di xai zr,v ijjäoperpiav . . öpoiuig di xai
KEoi roig diSvpdpßovg xai nzpi rovg v6p.oiig (sc. i<JTi ysvirjS. r. r.
■dvopoiörr/Tag) , woran sich weiterhin passend iv rf, aözy di diayopä.
xai -o rpayudia npdg rrjv xcop.tpoiav oiiaryjxsv anschliesst.
XVI S. 1454 b 19.
In den Einzelbestimmungen über die Weisen der Erkennung
ist theils durch die Verderbniss der Überlieferung, theils in Folge
der Lücken, welche die Zeit in der griechischen Literatur gerissen,
manches dunkel, einiges der Art, dass, falls nicht der Zufall oder
ein günstiges Geschick uns neue, bis jetzt vermisste Daten in die
Hände spielt, völlige Aufklärung nicht zu hoffen ist.
Aristoteles zählt die verschiedenen Arten der Erkennung auf.
Erstens die unpoetischste von allen, die durch Wahrzeichen vermit
telte (did or,p.eiti)v) , sei es angeborene oder erworbene, und unter
diesen entweder dem Körper anhaftende, wie Narben, oder äusser-
liche, wie der Halsschmuck und dem Ähnliches.
Die zwete Art bilden die vom Dichter frei erfundenen, den
Personen, die erkannt werden sollen, nicht anhaftenden, sondern
ihnen vom Dichter zu ihrer Beglaubigung in den Mund gelegten
70
V»hien
Wahrzeichen. Ein Beispiel dieser Art gibt in der Taurischen Iphi
genie die Erkennung des Orestes, die, im Gegensatz zu der Erken
nung jener von Seiten des Orestes, nur durch das bewerkstelligt
wird, was der Dichter, unabhängig vom Gange des Stückes, den
Orestes behufs seiner Anerkennung Vorbringen lässt. Z. 30 Asürepai
de ai nsiT9i.riiJ.evcu und zov noirjzov, dcä äzeyyof olov ’OpeGzrig iv Tji
’if'.yeveia. dveyvtliptGe zfiv ddeX<pf,v, dvayvoipiGSeig dn' ixeivrjg’ ixeivy
piv ydp did. zfjg iniGzo\fjg, exelvog de dici Grjpeicav • zavza aüv avzög
Asyst d ßovlezca 6 noirjzf,g, äAA’ ov'/_ 6 puS9g • diö eyyvg zfjg eiprjpivr/g
dpapziag eoziv • iigfjv ydp av evta. xcd eveyxelv. Die sachlichen Un
richtigkeiten in diesem Vulgattext, die durch keine Erklärung besei
tigt oder verdeckt werden können, bedarf es nicht im Einzelnen zu
prüfen, es-genügt der Vulgata die einstimmige Überlieferung der
Handschriften gegenüber zu stellen, um zu überzeugen, dass jene
keineswegs die Hand des Aristoteles wiedergibt, und zugleich an
einem eclatanten Beispiele zu zeigen, mit welcher Freiheit der Text
bei Aldus nach Gutdünken zurecht gemacht worden. In den Hand
schriften, nicht hlos den Bekker’schen, steht: ohv 'OpeGzrig iv zfj
’hpiyeveia aveyvdjpiGev ozi ’ OpeGzrig- ixeivrj pev ydp did zfjg eniazolüg,
exelvog de avzög \eyei d ßovlezai 6 noirjzrjg dAA' ov% 6 pvd-og. Diese
Überlieferung rieth Spengel dem Aristoteles ohne weitere Besse
rung, als dass dveyvwpiaS-r) statt dveyvütpiGev geschrieben werde, zu
restituiren. Und die passive Form wird allerdings durch den Zusam
menhang gefordert, es müsste denn dvayvojpi^eiv in der Bedeutung
sich zu erkennen geben’ gesagt sein, was Ritter seinem Interpola
tor, ein neuerer Übersetzer dem Aristoteles selber zutraute. Allein
die Worte özi ’Qpeaz-ng sind in jener Verbindung ein unnützer Bal
last, der dem Aristoteles schwerlich aufzubürden. Bursian meinte
daher, es sei, um den Zusatz erträglich zu machen, vor demselben
eine Lücke anzunehmen, in der etwa Folgendes gestanden habe:
’OpsGzr,g . . dveyv(jjpiG$-rj (vnö zfjg ddehpfig niaziv dovg) ozi ’Ope-
Gzr,g. Aber abgesehen davon, dass sich Bursian's Annahme mehr
facher in Folge der Unleserlichkeit der Originalhandschrift entstan
dener Lücken nicht bewährt, würde eine Ergänzung dieser Art eine
der Sache nicht förderliche Wiederholung mit sich führen, denn
das dort Gesagte kehrt nachher in den Worten ixeivog aCizög Xeyei
d ßovlezai 6 noir,zf.g wieder. Aristoteles stellt vielmehr zunächst
allgemein den Satz hin 'wie Orestes in der Iphigenie erkannt wurde’,
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
71
um sodann im Folgenden die Art dieses Erkanntwerdens zu erläutern
und zugleich durch den Gegensatz der anders beschaffenen Erken
nung der Iphigenie von Seiten des Orestes in’s Licht zu stellen. Auf
das Richtige, wie ich glaube, führt die Erwägung, dass eine Bestim
mung, wie die in den Worten Sn ’Opiorrig enthaltene, die an jener
Stelle überflüssig und störend ist, in dem folgenden Satze iy.sivog di
zdrög Xiysi & ß. 6 n. eher vermisst wird. Denn zu welchem Zwecke
sagt Orestes, was ihn der Dichter sagen lässt? Offenbar um sich als
Orestes auszuweisen. Also schrieb Aristoteles: ofov ’Opiaryg iv rjj
’hpiyEveia. zvsyv'j)piG3ri • ixüvrt p.iv yzp oiz ryjg iKKJzoXrjg, ixsTvog di
Sri ’0p sazrj g zvrog leysi z ßovXsrzi 6 noir,rr)g. Den Sinn jenes
6t£ können wir deutsch durch 'zum Beweise (oder'dafür’) dass er
Orestes’ wiedergebeu; ein Gebrauch dieser Partikel, der auch bei
andern griechischen Schriflstellern, aber, wie es scheint, mit Ein
schränkung auf eine bestimmte Verbalform vorkommt (vgl. Krü-
ger’s Gr. Gramm. 65, 1 A. 6), die für Aristoteles nicht gilt. Man
vergl. Nikomachische Ethik 1152 b 22 o'r£ o’ ovx zpiorov 77 rjdovrj,
Sri oO riXog zXXz yivsGig. Die beiden Sn sind von einem, wie der
Zusammenhang der Stelle nachweist, zu ergänzenden liyovai oder
lexriov abhängig und das Verhältnis der beiden Conjunctionen lässt
sich etwa so ausdrücken 'dafür, dass die Lust nicht das Beste sei,
macht man geltend, dass sie nicht Zweck, sondern ein Werden sei’.
Rhetorik 1376 a 2 nspi rcnv iaopivuiv xzi oi y_pyjap.o\6yoi (sc. pdp-
rupeg~), ofov @ep.ianjxXfjg , Sri vzup.z%r/riov, rd fOAfvov rtiyog XiyoiV.
Die Art des Verderbnisses, dass durch Abschreiberversehen ein
paar Worte von ihrem Platze gerückt und an falscher Stelle einge
schoben, ist nicht ohne Beispiel in der Poetik. So sind jetzt in dem
Bekker’schen Texte 1452 a 3 die Worte rzvrz di yivsrzi xzi pdXiarz
xzi (xäAAov Srzv yivrjrxi rczpz rrjv dö£av, di' äAArjAa, an welchen
Bursian sich vergeblich bemühte, nach Fr. W. Reiz 1 Vorschlag durch
Umstellung der Worte xzi pzXXov vollkommen geheilt: rzOrz di yivsrzi
[x.cci] pdXiarz Srzv yivr,rzi nzpz rrjv do|av, xzi u.zXXov Srzv di’’ ciX-
AvjAa. Einem ähnlichen Versehen begegnen wir 1457 b 25, wo die
Handschriften überliefern: iptX roivvv rriv kanipzv ynpzg Yipipzg ri
üairsp 'Ep.rredoxXr,g xzi r6 yfjpzg SGTiipzv ßl.ov rj dvapzg ßiav, aber
schon Aldus die Umstellung y.zi rö yfipzg iGaipav ßiou yi (bgresp ’Ep.-
TtsdoxXvg dvapzg ßiov vorgenommen hat. Auf anderes zum Theil
hierher Gehöriges wird uns die Untersuchung später führen.
72
Y a h 1 e n
In den an sich klaren Worten <5 ßrj'As-ui 6 jzciijrrjs ccAA' od/ 6
p-OSog wird p-iiSog von Mehreren irrig als Überlieferung der Sage
gedeutet. Denn [xC/Sog ist hier, wie durchweg in der Poetik, die
Fabel, d. h. das Sujet des Drama (wie des Epos). Der Tadel des
Aristoteles geht also dahin, dass Orestes vorbringe, was dem Dichter
beliebe, aber nicht als Consequenz aus dem Sujet und der Anlage
des Stückes sich ergebe. Sagt er doch ausdrücklich 145b a 17,
dass die beste Erkennung die sei , die aus der Handlung selbst ent
springe, KO.Gtöv os ßsAriazr] ävuyv&piaig ri atiTcöv tojv Kpuyp.&rtAV.
Und gerade darin liegt der Vorzug der Erkennung der Iphigenie vor
der des Orestes, dass jene unabsichtlich durch den an sich nach der
ganzen Situation wahrscheinlichen Wunsch derselben einen Brief
in die lleimath zu senden erfolgt, Orestes aber sich durch Erwäh
nung von Dingen beglaubigt, welche mit dem Sujet der Tragödie in
keinem Zusammenhänge stehen. Daraus erklärt sich denn auch , in
wiefern der hier getadelte Fehler in der Erkennung einem vorhin
gerügten verwandt sei: öio iyyi/g rfjg sip-np.ivrig up.upriug iariv • )v
yup uv sv.u xui evsyxslv. Aristoteles deutet nämlich auf jene Erken
nung, welche durch den Personen anhaftende Wahrzeichen erfolgt.
Denn auch hier hätte es einen wesentlichen Unterschied nichtbegrün-
det, wenn Orestes ähnliche Merkmale an sich getragen, die er hätte
unabhängig von dem Gang der Handlung geltend machen können.
Eine dritte und vierte Art der Erkennung sind die durch Erin
nerung und die durch den Schluss, an welche letztere sich als ein
besonderer Zweig die auf einem Trugschluss beruhende anschliesst:
saxi os ns xui auvSsty) ix Kupu\oyiop.oü rov Ssärpou, otov iv rü
’Od'JGGei Töi ^is'jduyyiAip • rd p.sv yup rö^ov sfrj yvioosgSui S oty
ioopaxsi., ö os, (Lg di’ ixsivov üvuyvutpioüvzog, diu zovzov inoirias Kupu-
'koyiap.öv. Wäre uns von dem hier citirten Stücke, dem ’Odvuasvg
'Sps-jduyysAog, eine nähere Kunde anderswo aufbewahrt, so wäre die
Erklär ung schwerlich so in die Irre gegangen, wie sie es noch
in neuester Zeit gethan bat. Jetzt muss uns sorgsame Erwägung der
überlieferten Worte allein als Führer zum Verständniss dienen.
Bewährt sich die hier geltend gemachte Auffassung, so wird sie es
auch rechtfertigen, dass auf eine Prüfung abweichender Deutungen
nicht eingegangen ist.
Zunächst ist in dem Texte mit Hermann das unverständliche Ssä-
rpo-j in SaTepou zu bessern. Der Artikel aber ist weder mit Hermann
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
73
zu tilgen, noch mit Bursian durch die Analogie des Menandrischen
Gebrauches und der einzigen und darum zw eifelhaften Aristotelischen
Stelle in der Schrift nspi. ■/.ggij.o’j 397 a 9 zu vertheidigen. Denn der
Artikel gehört nicht zu Sazipov, sondern zu jcapaXo^iGpov. Ferner
ist unzweifelhaft mit Tyrrwhitt zu verbinden und zu lesen chg orj
iy.eivoii ävayvwpioOvzog oiä zovzov, das Übrige aber zum Theil im
Anschluss an die Handschriften et\va so zu schreiben: röv p.sv yäp
zo zibv e'fr, ■yvÜGeaSou, S ioopdy.si, zo di, (hg dri ixdvov dvayvto-
ptoüvzog did zovzo'j, noirjaou (notEiGSai ?) jzapaXo’p.Gp.ov (tö piv yäp
zo zo£. A c ; ro di (hg A' ß'). Durch das handschriftlich nicht beglau
bigte o di ist ein Gegensatz der Subjecte hineingebracht, bei wel
chem keine plausible Auffassung der Situation ermöglicht ist. Daran
ist festzuhalten, dass es ein und dieselbe Person ist, von welcher
sowohl i(pr, yv'hoe'jSai ('er meinte, dass Jener den Bogen, den er
nicht gesehen hatte , erkennen würde’) und das noiriGai napaXo-
■yi'jp.öo (das war eben der Fehlschluss, den er beging) ausgesagt ist.
Suchen wir uns nun nach diesen Andeutungen einen Begriff
von der Erkennung durch den Fehlschluss zu machen. Denn auf
diesen kommt es doch vor Allem an, obwohl dieser Hauptpunct bei
den Interpreten meist nicht genügend berücksichtigt ist. Diese Art
der Erkennung ist keine einfache, sondern eine zusammengesetzte
aus dem Trugschluss des Einen und, setzen wir hinzu, dem darauf
gegründeten Schluss des Anderen; d. h. die eine der beiden Perso
nen vermeint von der anderen an einem bestimmten Merkmal erkannt
zu werden, das in der That für jene kein Mittel der Erkennung ist.
In dieser fälschlichen Annahme aber sucht der Erstere das ver
meintlich verrälherische Moment zu beseitigen oder zu bemänteln,
und gibt damit dem Anderen nun erst einen wirklichen Anhalt, um
vermittelst eines Syllogismus zu der Erkennung zu gelangen. Der
Trugbote Odysseus, der nicht als Odysseus erkannt sein wollte,
fürchtet, dass ihn, wer es nur immer sein mag (denn es soll gar
nicht der Versuch gemacht werden, die hier gemeinte Tragödie auf
einen der bekannten Sagenstoffe zurückzuführen; wie unsicher dies
überhaupt ist, zeigt Welcher Griech. Trag. 11 SO) , an dem Bogen
erkennen werde; das war ein Fehlschluss, weil jener den Bogen
nie gesehen hatte; Folge dieses Paralogismus war aber, dass
Odysseus etwa erzählte, wie es gekommen, dass er, Nicht-Odysseus,
sieh in dem Besitz des Odysseus-Bogens befinde. Und während er
74
V a h 1 e n
damit sich in seinem Versteck gesichert glaubte, hat er gerade dem
Anderen an der von ihm selbst verrathenen Thatsache, dass jener des
Odysseus Bogen ist, die Handhabe geliehen, durch weiteren Schluss
zur Erkennung der wahren Person durchzudringen. Hiernach also ist
die ganze Stelle etwa so zu übersetzen: 'Es gibt aber auch eine
zusammengesetzte Art der Erkennung aus dem Fehlschluss des Einen
(und dem Schluss des Anderen), wie z. B. in dem Trugboten Odys
seus; er meinte nämlich, es werde der Andere den Bogen erkennen,
den dieser doch nie gesehen hatte; darin aber, als ob ihn jener
hieran, nämlich dem Bogen, erkennen würde, beging er einen Fehl
schluss’. Aristoteles schrieb für griechische Leser, denen die ange
führte Tragödie bekannt war, für welche daher eine namentlich in
der Bezeichnung der Subjecte noch so unbestimmt gehaltene Andeu
tung zum Verständniss genügte. Aus dieser Unbestimmtheit aber,
die es nur für uns ist, den Schluss ziehen, dass nicht der wahre
Aristoteles hier spreche, beruht auf Verkennung eben so sehr Aristo
telischer Art wie der Weise halbgelehrter Interpolatoren.
XVII S. 14S5 a 22.
In dem 17. Cap. gibt Aristoteles praktische Anweisungen, wie
der Dichter bei der Composition der Tragödie zu verfahren habe.
Erstlich müsse er sich bei der sprachlichen Ausführung die darzu
stellenden Situationen möglichst vergegenwärtigen: äsi di zovg
p-iiSoug awiazdvcxi y.cd rrj 'Xs^si ovvcxTzspyd^saScu Sn pdXiaza. npd
6pp.azuiv rt3sp.svov. (Statt avvcxTispyd^saScxi, woran Spengel nicht
ohne Grund Anstoss nahm, schrieb wohl Aristoteles drzspyd£saSa.i,
sei es, dass das nahe awiazdvcxi oder das weiter unten folgende zoig
ayjip.cx.Gi. awa.nspycxCop.svov den Anlass gegeben, auch jenem Verbum
ein aw vorzusetzen.)
Sodann solle er, so weit es angeht, die einzelnen Partien
gleichzeitig mit der sprachlichen Ausführung selbst in Haltung und
Geberden, d. h. schauspielerisch darstellen. "0acx äs dwcxzöv, y.cd zoig
aycpcxai awcxKipycxtlop.svov • mScivojzazoi ycxp dn' cxvzfig z9ig tpOasoig
oi iv zoig ndSzaiv siai, y.cd ysip.ix.ivsi 6 ysip.cxC6p.svog xcxi yaXsizaivsi 6
öpyiCöpsvog dl'oSiv&zcxza. oio svcpvovg r, noirtziy.-ö ianv rt pxviy.oO' rov-
zow ycxp o'i psv sunlaazoi, ot äs i^ezaazixoi siaiv. Den Sinn der Worte
zoig ayopcxac awanspyaZopsvov kann Rhetorik 1386 a 32 dvdyxo
zovg avvxTispyaCopsvcjvg ayopcxai y.ai ipotvcxig xcd saSr,asi y.ai ohiog Trj
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
75
ünoxpiasi ilsEtvozipcivg slvat erläutern. Die Begründung dieser Vor
schrift aber ist in Folge der gedrungenen Ausdrucksweise des Aristo
teles vielfach missverstanden worden. Am besten wäre es, sagt
Aristoteles, wenn der Dichter sich schon von Natur in dem Affect
befände, den er in den handelnden Personen auszuprägen hat. Denn
um so überzeugender wird die Darstellung der Affecte an anderen
sein, je mehr sie die Copie der eigenen affectvollen Natur des Dich
ters ist. Aber diese Bedingung ist nicht immer zu erfüllen, und es
gelangt zum Ziele auch der, welcher durch Talent und Beobachtung
den Affect naturgetreu darzustellen versteht. Für diese aber insbe
sondere ist es räthlich, zugleich bei der sprachlichen Composition
schauspielerisch die Dinge auszuführen, in so fern diese körperliche
Nachahmung des Affects in Miene und Geherde auch die Seele zum
Pathos zu stimmen mithilft.
Ist dies im Allgemeinen der Gedanke des Aristoteles, so ist
zunächst klar, dass nicht änö zrjg avz-qg fOasciig mit den Hand
schriften, sondern an' a<jzfjg zrjg ipvazMg mit Tyrrwhitt und Hermann
zu schreiben ist 1 ). Denn es handelt sich nicht um Gleichartigkeit
der Natur zwischen Dichter und darzustellender Person, sondern der
Gegensatz ist vielmehr zwischen dem von Natur an und für sich zum
Affect disponirten und dem, welcher denselben künstlich in sich erzeugt
und auf Grund der Beobachtung naturwahr darstellt. Dieser Gegensatz
ergibt sich auf das Bestimmteste aus den Worten dtö sötpuovg vj noc-f]-
rtav/ eotiv w p.avixov‘ zovztnv y/xp oi piv eunlaazot, oi de i^ezaazixoi
dolv, d. h. die Poesie erfordert entweder einen genialen oder einen
enthusiastischen Menschen ; der enthusiastische weiss sich in den dar
zustellenden Affect leicht hineinzuversetzen, der geniale durch Prüfung
das Treffende aufzufinden. Die Worte an' avzrjg zrjg (pOosojg sind
aber nicht, wie gewöhnlich geschieht, mit ntSavdorazoi, sondern mit
oi iv zolg naSsciv zu verbinden. Aristoteles sagt nicht 'von Natur
sind am überzeugendsten die im Affect Befindlichen’, sondern 'am
überzeugendsten sind die von Natur im Affect Befindlichen’. Nur an
*) Ähnlich ist auch 1448 a 16 sv auryj &s r9j dta^opa, das nicht stehen kann, in
sv vy uvry ds dicx.(p. zu ändern, nicht s’v rocvry dk ry öiatp., wie Casaubonus
und neuerdings ßursian wollte.
2 ) Wer sxaranxot liest, stört, indem er nur ein anderes Wort für p.avixö£ setzt,
den Gedankenfortschritt.
76
V a h I e n
diesen letzteren Gedanken können sieh die Worte yjtp.cUvei 6 ysipa-
£6p.svog xai yalsnaivsi 6 opyit^öpsvog dXrjSivibzxza passend anschlies-
sen: ‘wer von Natur zornig ist, setzt am wahrsten in Zorn, d. i.
zeichnet am treuesten den Zornigen’. Um jener Verbindung willen
bedarf es jedoch nicht der von Winstanley und neuerdings von Ad.
Michaelis (de auctorihus quos Horatius in Arte poetica secutus sit.
Kiliae 1857, S. 28 1F.) und Bursian empfohlenen Umstellung des
Artikels ot dzz avzrjg zf,g ipvasug iv zoig zzaSsaiv; das Gewicht des
Gedankens liegt auf den Worten dzr' avz-pg r. y., und darum sind
sie vorangestellt. Die hei Aristoteles häufig nur dem Gedanken, nicht
der Grammatik untergeordnete Wortstellung hat auch sonst Miss
verständnisse oder unberechtigte Änderungen veranlasst. Man vergl.
Poetik 1453 b 4 dst ydp xai ävsv zov opdv ovzoi avvsazdvat zöv p.v-
•Sov üazs zöv dxovovza rd npdypaza yivbp.sva xai ippizzsiv xai iXssiv,
und Politik 1308 a 32 in zag zäv yvjipipiov ipiAovsixiag xai azdesig
y.ai did tcöv vöpMv neipdaScu osi ipvkoizzsiv xai zovg s^u> zpg ipiXovsi-
xiag Svrag zzpiv ~mdpEilr : <psvai xai avzovg, d. i. ‘bevor sie (die Zwiste)
sowohl die ausserhalb des Streites stehenden als auch sie selbst
erfassen’; ebeud. 1308 a 7 zovg p.sv p.rj p.szsyovzag rö p.-ij doixsiv
xai zü> zovg Yjysp.ov.xovg aCizüjv sigdysiv sig rr,v izoXizeiav. Nicom.
Ethik 1145 b 25 "S.it)xpäzr,g ' p.sv ydp SXwg sp.dyszo npig zöv Xiyov
(bg ovx ovGr,g dxpzeitig, wo npog z. A. nicht mit spdyszo, sondern mit
o'jg ovx ovor,g zu verbinden. (Vielleicht ist jedoch an jener Stelle, da
niSxvihzazoi eines siaiv nicht bedarf, statt des Artikels das Relativum
zu setzen: zziSavibzaroi ydp, du’ avzbi zr,g tpvGswg ot iv zoig n.
siaiv.)
Eine weitere Anweisung für die sprachliche Ausführung der
Tragödie, die nach strenger Ordnung hätte an die Spitze gestellt
werden sollen, ist die, dass sich der Dichter zunächst das Sujet in
der von aller Detaillirung ledigen, möglichst allgemeinen Form
entwerfe. 1455 b I zovg rs Xöyovg zovg jzenoiY)U.svovg osi xai aözöv
zzoiovvza sx.ziJdsoScu xxSöXov, sO' ovzoig izzsiGoStovv xai zzapazsivsiv.
So die Vulgata. Die Handschriften dagegen zovzovg zs Aoyovg xai
zovg ksk. xza. , was neuerdings Beifall und Aufnahme gefunden.
Dass aber zovzovg auf das am Anfänge dieses Abschnittes stehende
p.v3-ovg zurückgehe und dieses die von der Sage überlieferten
tragischen Steife bezeichne, werden schwerlich viele zugehen
wollen. Wenn Xöyog, nicht anders wie p.OJdog, allgemein das Sujet
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
77
bezeichnet, so muss, da von einer bestimmten Art von Sujets keine
Rede gewesen, rovrovg irrig sein und mit der Besserung des Aldus
rovg ts löyovg darf man zufrieden sein; da indess das schlichte Argu
ment in Gegensatz zu der durch Episodien und anderes erhreiteten
Tragödie gestellt wird, so wäre zu überlegen, ob Aristoteles nicht
vielmehr avrovg rs rovg loyovg geschrieben habe. Eine nähere Be
stimmung der loyoi, und zwar eine doppelte, wird in den sieh entspre
chenden Worten xai rovg arsjronjft&ovs — xai avröv KO’.ovvra hinzu
gefügt. Zu den letzteren, deren Sinn nur sein kann 'auch wenn der
Dichter die Stoffe selbst erfindet’, bilden einen richtigen Gegensatz
die von der Sage überlieferten Sujets; diesen Gegensatz spricht Ari
stoteles auf das Bestimmteste aus 1433 b 26 adrov di evpiaxeiv dsi xai
roXg napadsdop.ivoig y_pf,a^ai xaltZg. Aber keine Künstelei der Erklä
rung kann nsTtoiripivovg eine Deutung unterlegen, die diesem Gegensatz
entspräche, vielmehr sind Tt£7iotr l p.£voi, n ie ein Blick in das 9. Capitel
zeigt, im Gegensatz zu A070! Ttapadsdopivoi oder 7raps1lrtpp.il/01, die
vom Dichter selbst erfundenen Stoffe. Wollen wir daher dem Aristo
teles den richtigen Gegensatz restituiren, so ist'statt Ttsnoirtpinovg
vielmehr Ttapeilr,ppivovg zu schreiben, das 1453 b 23 (tou? psv ovv
7ta.psilrjp.pii/ovg pi/3-ovg Ivsiv ouv. soniT) in diesem Sinne gebraucht
ist und von dem überlieferten 7te7toir,p£vovg nicht zu weit abliegt,
um das Verderbniss zu erklären. Es lautete demnach die ganze
Vorschrift: rovg rs loyovg xai rovg 7tapsilr,p.pivovg Sei xai avröv
rcoiovvra ixriSsoSai xaSrölov , el$' ovro/g enstoodiovv xai Ttapa-
rsivsiv. 'Die Sujets, sowohl die (von der Sage) überkommenen,
als wenn er sie selbst erfindet, muss der Dichter zuerst im
Umriss entwerfen, dann Episodien hineinflechten und das Ganze
erbreifen’.
Ein Exempel für diesen allgemeinen Umriss des Sujets entlehnt.
Aristoteles der Taurischen Iphigenie. 1433 b 2 liyoj de oörüg äi/
SsuipeXaSai r0 v.uSokov, ofov rf,g Ifiysveiag • ruSsiarig nvög xöpr/g
x-ai dipaviaBsiartg d.dr,lo7g rolg SOaaoLV, idpvvOöeiartg di eig ällrjV
Xcbpav, sv ft vöpog r t v rovg igivovg Svsiv rft -Seil), ravrr,v sr/e rr,v
tep&jffüvvjv • Xp6vu> d'vurspov rü> ädslipiv awißro HSsiv rfig ispeiag ■
rö di ori avitAsv d Ssdg did tiv’ airtav sifoo rov xaSdlov ilSeXv ixet,
xai i'f ’ 5 ri ös, stgo) rov p.vSov • ilSihv di xai lr/<p3eig SvsaSai pilloov
dvsyv&pi/jsv, eXS' ibg Edp(/TioV,j e'O' wg lloli/sidog inoirtasv, xard rö
eixög strcdiv ori odx äpa pdvov rr,v ädslipriv dllä xai avröv sdsi rvSr,-
78
V a li I e n
vai • Kat ivTsvS-iv r) <7torjjpt'a. Die Prüfung der verschiedenen Erklä-
rungs- und Besserungsversuche, mit welchen die Worte rö ds Sri —
pvdov heimgesucht worden, verspricht für die Sache keinen Gewinn.
Es genüge, diejenige Fassung zu erwähnen, nach welcher neuer
dings Bekker hat drucken lassen und welche vor allen bis dahin
bekannt gewordenen unbedingt den Vorzug verdient: r£> acosXytü
ffuvißvj eA.Seiv sxst rrjg ispsiexg • rö di Sri (XveiAev 6 Stög did rtv' at-
rtav e£oj roü x'z.Sö'koo [sA^stv ey.EtJ, xcd if' o n di, e”£ci> roö p-öSov.
Die Worte sA-Sciv ixd werden als eine Wiederholung ausgeschieden,
aus der nur ixet zu dem ersteren £A.3eiv herübergenommen wird:
ein Verfahren, das an sich plausibel und nicht ohne Analogie ist.
Dennoch bleibt ein nicht unerhebliches Bedenken. Diese .Formation
des Satzes legt die Annahme nahe, mit e£o) roö p.öSov werde etwas
von s£to roO x<x3-6\ov verschiedenes bezeichnet: jenes ausserhalb der
Sage oder richtiger ausserhalb der Dichtung (wie 1460 a 30 e£w
roö p.vd-EÖp.xrog iin Gegensatz zu iv rü dpdp.oiri'), dieses ausserhalb
des allgemeinen Umrisses des Sujets. Allein hier handelt es sich
nur um das, was in den nackten Umriss gehört oder nicht gehört,
und selbstverständlich ist, was überhaupt nicht in den Umkreis der
Tragödie zu ziehen, auch von jenem Umriss auszuschliessen. Fer
ner stehen jene drei Momente, Spruch des Gottes, Ursache und
Zweck des Kommens in so innigem Zusammenhänge, dass eine
Scheidung, wonach jene zwei nicht in den allgemeinen Umriss, das
dritte auch nicht in das Drama überhaupt gehöre, völlig unstatthaft
ist. Soll aber jener Unterschied zwischen e|« roO p.ö3ou und i£iü roü
xa.3-öAou nicht statuirt, sondern beide als synonyme Bezeichnungen
des Sujets gefasst werden, so darf man sich billig über die Wieder
holung wundern, die nicht blos grundlos, sondern auch der richtigen
Auffassung hinderlich ist. Dazu kommt, dass roö xaSilov an
einer Stelle steht, wodurch das an sich untadelige öA^Etv sxei auf
unerträgliche W’eise von dem Theil des Satzes, zu dem es gehört,
abgetrennt wird. Alles deutet dahin, dass nicht öA-löstv ixd sondern
l£w roö xaS6).cu das störende Ingredienz ist. Entfernt man dies, so
ist Klarheit und Zusammenhang der Worte wieder gewonnen. Xpövto
o üarspov rö) ddslipö) auvißri iA.3siV rrjg Updag (rö di ö'ri ävEtAsv
ö Szög oia. rtv' atrtav [sfoi roö xa-3-öAou] ekSüv ixet, xxi i<p’ 5 rt ds,
E v fco roü p.03ou). iA-Sdiv di xxi lyipSäg xrl. Zu avvi[3vj itädv wird
man ixd schwerlich vermissen. Jetzt, da Aristoteles nur einen Aus-
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
79
druck gebraucht, steht nichts im Wege, toö [aoSov, ähnlich
wie Z. 17 Aöyo?, speciell von dein Argumentum der Tragödie, nicht
der Dichtung überhaupt, zu verstehen, und leicht begreift man, wie
Jemand sich versucht fühlen konnte, diesen Ausdruck durch den
kurz vorher von Aristoteles selbst gewählten toO xaSöhv zu
erklären.
Auffällig bleiht in dem Folgenden dveyvüptoev, und gern möchte
man auch hier den passiven Aorist hergestellt sehen: sA3wv de xai
Ir^Seig SveaScu piAAcov dveyviüpia-Sr,, eiS 1 cLg Etipcnidrig xzX. Durch
die active Form würde für das Erkanntwerden des Orestes der Weg
gleichsam vorgezeichnet, den Euripides eingeschlagen, dass nämlich
Orestes erst nachdem er die Schwester erkannt, auch selbst sich
ihr zu erkennen gibt. Dies kann aber Aristoteles’ Absicht nicht
gewesen sein. Denn für den Umriss des Sujets kommt es nur auf
das Erkannt werden des Orestes an, gleichviel, in welcher Art das
selbe bewerkstelligt wird. Und so zeigt denn auch die Neben
einanderstellung der beiden Dichter st.3' üg Etipin. eiS' dig HolOsidog
sowie der Umstand, dass die Worte eind>v Sri odx dpa xrA. an ein
vorhergegangenes dveyvüpiae nicht leicht, bequem aber an dveyvu-
piaSr) sich anschlossen, dass Aristoteles’ Gedanke der war: Tn dem
Augenblick wo Orestes zur Schlachtbank geführt werden soll, wird
er erkannt, sei es, wie bei Euripides, dass nämlich Orestes, erst
nachdem er die Schwester erkannt, auch von ihr auf die von ihm
angeführten a-opsZa bin erkannt wird, oder (und Aristoteles zog
dies ohne Zweifel vor; vgl. 1455 a 6) wie Polyeidos darstellte,
direct durch die Äusserung, dass also nicht blos die Schwester
sondern auch er den Opfertod sterben müsse’.
Endlich ist es kaum glaublich, dass in dem folgenden knappen
Abriss des Sujets der Odyssee Aristoteles von seinem Plane, nur
das Knochengerüste selbst ohne Nennung der Namen zu gehen,
sollte so abgewichen sein, dass er, während er weder Odysseus noch
Telemachos mit Namen nennt, den Poseidon allein namentlich an
geführt hätte: TrxpayuAarropLsvou 6nö rov Uoasidojvog. Vielmehr hat
es alle W ahrscheinlichkeit, dass lloaeidäivng Glosse ist, durch welche
das ursprüngliche SeoO verdrängt worden (so auch Z. 7 6 3e6g statt
Apollon).
80
V a h 1 e n
XVIII S. 14S5 b 24.
Jede Tragödie, sagt Aristoteles in dem Eingang dieses Ab
schnittes, zerfällt in Schürzung und Lösung, diaig und Xvaig. Die
Schürzung reicht vom Anfang bis zum Umschlag (der /xeräßamg).
von da bis zum Schluss ist die Lösung. "Eon di na.Tr<g rpayopdiag rö
p.iv dimg rö di 'kvmg, rd fj.il. i^coSsv xcd ivta rcZo sou>Seo noXkav.ig
ti dimg, rö di Xoinöo r t Ivo’.g . XUyoj di dioio p.io uocu r'rjv in' äpyjn?
I'Jisypt rovrov rov /xipovg o inyc'.ri'j iortv, i£ ob psraßaiosi sig svrv-
yiav, Ä6atv di rrjv i.nö rüg ip'/w? vf/S fJ.sraßaoBU>g p.s^oi rskovg,
oionsp iv rü> Avy/.si rö) Oeodixrov dimg p.io rd rs. nponBnpccyp.iva xai
rj rov noudhv Xfi'f'i?, ~kvmg d’ rj i.nö rö; airidosojg rov Sa.oi.rov pi'yp 1
rov riXovg. Das hier zur Erläuterung der Schürzung und Lösung
der Tragödie angeführte Drama des Theodektes hat Aristoteles schon
14S2 a 27 als Beispiel der nspinirsia erwähnt. Aus beiden Stellen
zusammen und einigen anderen Notizen über die Sage vom Lynkens
lässt sich von der Anlage dieser Tragödie eine ungefähre Vorstellung
gewinnen. 0. Müller’s Abhandlung Graeeorum de Lynceis fabulae
kann ich nicht einsehen; die Hauptsache daraus theilt Welcher mit
Griech. Tragöd. 1070. Hypermnestra hat den Lynkeus heimlich
gerettet und ihrem Vater verhehlt , dass er ihr Gatte geworden sei,
das Geheimniss ist durch das dem Danaos zufällig verrathene und
von ihm ergriffene Kind aus dieser heimlichen Ehe (den kleinen Abas)
entdeckt worden; Lynkeus wird daher von seinem Schwiegervater vor
Gericht gestellt, um die heimliche Ehe mit dem Leben zu biissen, und
Lyn keus wurde schon zum Tode abgeführt, als Ereignisse eintraten,
welche veranlassten, dass Danaos des (beabsichtigten) Mordes ange
klagt (airiaoig rov Saodrov) und, während Lynkeus freigesprochen,
zum Tode verurtheilt wurde. Hiernach stimmt die Angabe des Aristo
teles, zur dimg dieses Stückes gehöre rd nponsnptxy[xioa und rj rov
naioiov Äf/'p'.g nicht mit seiner eigenen Definition derselben, dass sie
nämlich vom Anfänge bis zu dem Theile reiche, welches der letzte
sei, von wo der Umschlag eintrete (in' dpX'b? p-^XP 1 T °brov rov
p.ipovg o iax^röo ionv sg ov jxiraßaivsi). Denn die Ergreifung des
Kindes ist nicht das Letzte vor dem Umschwung, sondern es gehört
zur diotg mindestens auch die Wegführung des Lynkeus zum Tode.
Dass dies der Punct, wo unerwartet ein Umschwung in dem Schick
sale der Hauptperson eintrat, geht auch deutlich aus der anderen
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
81
angeführten Stelle hervor: iv rä Avyxei S [J.iv dyip.svoc d>( anoSz-
voupsvog, o di Auvadg dxolovS&v ctig ähroxTevwv • rov p.iv avvsßr, ix
tüv nsnpaypJvojv dnoSavscv, röv os aw-S-övat. Dann erst konnte
auch die Aüatg als mit der Anklage gegen den Danaos (anrö rf/g
aindasojg roü Aavaoö, wie wohl statt des überlieferten Sxvärov zu
schreiben) beginnend bezeichnet werden.
Was sich aus der Betrachtung der Sache ergibt, dass die
Tlieile der Sims nicht vollständig angeführt sind, erhält seine
Bestätigung durch die handschriftliche Überlieferung roü noadiöv
Xr/iitg xai ndhv 77 aiirütv ovj and rfig airidasojg zrX. Die Worte sind
lückenhaft: vermisst wird Vjaig o 77 und ein Nomen, von welchem
der Genitiv avrO>v abhängig ist. Es war also ein weiteres (xai nochv
'und ferner’) zur osaig gehöriges Moment bezeichnet, der Sache
nach ohne Zweifel die Verurtheilung und Wegführung des Lynkeus
zum Tode. Also lautete etwa das Ganze: osaig fxiv rd rs noons-
npuyiJ.ii/a xai 77 roO naidiov Xrj’piS xai naXiv r, xvräiv (dnayojyr h
lOoig ) d' 77 and rvjg aindasojg rm Aavaou p-i^p 1 voti relovg.
XXIV S. 1459 b 8.
Die epische Dichtung hat mit der Tragödie die Arten gemein
und mit Ausnahme der beiden mehr die Aufführung als die Dichtung
angehenden pslonoiix und o<pig (Musikalisches und Scenisches) auch
die Bestandteile: in di rot stör/ radrd dsi i'Xjiv rrjv inonoiiav rr,
rpayiadia • 77 ydp änXf/v 77 nsnlsyixivr/V 77 yi3t/.yiv v? 7taSr,uxriv [dsi
sivaij. xai rd pspy pslonouag y.a.i öips-jjg raörd • xai ydp nspi-
neTEi&v dsl xai dvayvoipiasojv xal naSr,p.dro)\) ■ in os rag diavoiag
xai ryjv Xs£iv i^siv xalGig. Ob der aus der Aldina stammende Zusatz
dsl sivai, den die Handschriften nicht kennen, notwendig, steht
noch dahin: denn denkbar wäre es, dass Aristoteles den Satz fj ydp
dnXfiV in einer halh-appositionellen Weise dem vorhergehenden dsl
£'X £tv untergeordnet hätte. Auf keinen Fall hätte man aus dem Fehlen
jener Worte ein ludicium der Interpolation machen sollen. Doch
dies beiläufig. Von den Theilen, welche mit Ausnahme von p.sXo-
noüa und oipig Tragödie und Epos mit einander gemein haben,
werden zwei ausdrücklich genannt, didvoia und Xstgig, der pvSog
wenigstens indirect durch seine Bestandteile ävayvojptaig, nspi-
nirsia und ndäog bezeichnet. Nur das Zdog fehlt. Daher Bursian
dieses vor rag diavoiag ergänzen zu müssen glaubte: in oi \rd r,$r,
Sitzli. d. phil.-liist. CI. XXXVIII. Bd. I. Hft. (3
82
V a h 1 e n
xat] zag diavoiag xai z'tjv kißiv. Ich kann dieser Vermuthung nicht
beitreten. Zunächst bewährt sie sich nicht an der Anwendung,
welche von jenen allgemeinen Bestimmungen auf die Homerischen
Epen gemacht wird: oig änaaiv "Oprjpog xsyprizat xai npSnog xai
{xaväg * xai yap xai zwv nowpazoiv ixazspov avvsazr/xev r< piv ’IÄiä?
dnkovv xai naSrjzixov, rj di ’Odüaasia nsnksypsvov • dvayvwptatg yap
diokov xai YiSixr/ ' npög di zovzotg ki£ei xai dtavoiop ndvzag unsp-
ßißkrjxsv. Die Übereinstimmung im Allgemeinen leuchtet ein. Jene
vier eiori der Tragödie, das änkovv, nsnksypivov, naSrizixöv und
rjSixöv, finden sich wieder in den Homerischen Gedichten: die Ilias
hat das änkouv und naSrizixov, die Odyssee das nsnksypivov und
■h$ixöv. ri di ’Odiioosia ns.Jtks.yp.ivov (ävayvwpioig yäp diökov~) xai
rjSixvi; so ist wenigstens zu interpungiren, wenn es auch dem
Aristoteles gestattet sein mochte, gegen die Forderung der Con-
cinnität lieber vj^ix-ö als riStxöv zu schreiben. In diesen Bestimmungen
ist nun implicite auch der püSog gegeben. Daran aber schliesst sich
nur noch die ausdrückliche Erwähnung der dtavoia und kißtg: und
so wäre denn auch hier das rjSog scheinbar leer ausgegangen.
Wollte man also an obiger Stelle zd rpvj ergänzen, so müsste man
mit gleicher Nothwendigkeit auch hier npög di zovzoig [^£<r: xai]
kißsi xai diav. einschalten. Man wende nicht ein, das 77^0? sei hier
durch das von der Odyssee ausgesagte Prädicat yiSmyi hinlänglich
bezeichnet. Denn so weit und in gleicher Verbindung hatte auch an
obiger Stelle das rjSog Erwähnung gefunden. Dazu kommt, dass
unter den vier Theilen der Tragödie wie des Epos ebenso pvSog
und riSog eine engere Verbindung eingehen, wie andererseits oiävoia
und ki&g: aus pvSog und rjSog ergeben sich die aufgestellten vier
stör, der Tragödie und des Epos: aus diavoia und kißig werden keine
besonderen stdr] gefolgert: daher es auch darum nicht wahrschein
lich ist, Aristoteles habe das ySog abgesondert von jenem in Ver
bindung mit diesen erwähnen wollen. Ja es scheint, als habe er im
Anschluss an die Worte xai zd pipyj zatiza überhaupt nicht eine
vollständige Aufzählung der pipy3 geben wollen. Denn es ist nicht
ohne Absicht, dass statt des piiSog vielmehr dessen Bestandteile
nspinizsia, avayvüpiaig und naSog genannt werden, insofern nicht
aus dem pvSog allgemein, sondern aus den Theilen des pvSog
einerseits und dem ySog andererseits sich die vier sidri ergeben
(vgl. Hermann S. 129, wo nur das vierte sidog, das richtig
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
83
erklärt und hergeleitet wird, nicht 6p.a\6v sondern dnlovv hätte
genannt werden sollen). Es dienen sonach die Worte xai yäp nspt-
nsTEiüv dst xrX. mindestens ebenso sehr dem Satze rd ddo raurd als
dem andern xai rd pipo raörx zur Begründung; und wollte man den
oSo noch eine besondere Erwähnung einräumen, so müsste es im
Anschluss an 7ta.S-op.xruv geschehen. Aber auch dies hat seine
Bedenken und man wird sich daher mit der Anerkennung begnügen
müssen, dass zwar der pOSt>g in seinen Bestandteilen (zur Erläu
terung der stdr;), das fjSog aber nur in der Aufstellung des oSudv
als eines besonderen Eidog berücksichtigt worden.
Unter vielen anderen Vorzügen, welche in diesem Abschnitte
von der homerischen Poesie gerühmt werden, steht auch der, dass
Homer die übrigen Epiker gelehrt habe, wie der Dichter am geschick
testen Unwahres sage. 1460 a 18 dsdidayj di p.aktora "0p.-opog xai
roüg äXXovg <psudö Xiysiv üg dei . eart di roOro TtapaXoytGp.dg . oiovrai
ydp ävSputtoi, drav rovdi ovrog rodi vj rj yivopivou yivgrat, Et rd
vorepdv ian, xai rd itpörepov stvat vj y'ivsaSai . rovro d 1 iari 'psOdog •
dtd iJrj, äv rd Kpurov tpiOdog, äXXov di robrou ovrog, dvdyx-o stvat rt
ysviaSat o TtpooSsTvat • dtd ydp rd rovro Etdivat aXr,Sig i'v, Ttapa-
Xoy'dsrat öp.üv rj tpvyö xai rd ttpürov chg 6v. Es beruht diese Kunst
des Homer auf einem durch den Dichter, ohne dass er selbst
Unwahres sagt oder sagen lässt, herbeigeführten Trugschluss der
Hörer. Wenn nämlich, im Falle ein Zweites statthat, ihm ein Erstes
vorausgegangen sein muss, so sehliesst man, wenn das Zweite sei,
dass auch das Erste sei, oder eingetreten sei. Dieser Schluss aber
ist ein Trugschluss, dessen sich der Dichter in der Absicht, dem
Hörer eine irrige Meinung beizubringen, bedienen kann. So klar im
Allgemeinen die liier empfohlene Weise ist, so unklar sind doch die
Worte, in denen wie es scheint gerade die Anweisung für das zu
beobachtende Verfahren enthalten war: did dr h av rd nptürov tpsvdog,
dXXov di rovrov ovrog, dvdyxri stvat o ysvsoSat r, KpooSsivat. So die
Überlieferung der Handschriften, wenigstens der Bekker’sehen, von
denen nur Cod. B c für äXXov di, wie auch einige andere, aXX' ovdi
schreibt. Es wäre verlorene Mühe den vielen unrichtigen Deutungen,
welche diese Worte erfahren haben, nachzugehcn. Für Ritter war
es hier, wie an anderen Stellen, ein Leichtes, die theils verderbten,
theils missverstandenen Worte dem Aristoteles ah- und dem Inter
polator zuzuerkennen. Gehen wir, um Aristoteles’ Gedanken zu
6*
84
V a h 1 e n
erfassen, von der klaren und unversehrten Begründung jenes-Satzes
aus: diä 7dp rö rcüro sidsvac äl-rjSig o'v, napaloyt^erat v^/juüv 17
xai rd npwrov ciig ov. Was soll also der Dichter thun oder nicht
thun, aus dem Grunde weil des Hörers Seele geneigt ist, aus dem
zweiten Wahren das Erste, das nicht wahr ist, zu folgern? Ich
denke, er soll nur das zweite Wahre sagen, und es dem Hörer
selbst überlassen, das vom Dichter beabsichtigte Erste, das unwahr,
zu erschlossen. Worin sollte auch sonst die hier empfohlene Kunst
des Dichters bestehen, wenn nicht in jenem klugen Verschweigen, das
beredter ist als Worte? Das also ist es, was Aristoteles empfiehlt
in den Worten: otd (ov) det, ocv rd npürov ipevdog, äAAou de rov
dvrog, dvdyxr, (-p) etvai r, yevia$ca,npoo3eTvat. Die vorgenommenen
Änderungen bedürfen, wofern der Gedanke getroffen, keiner weiteren
Rechtfertigung. Passend aber lasst sich für den Gedanken überhaupt
und für den Gebrauch von npooSeivac Rhetorik 1337 n 18 ver
gleichen: idv yäp p ti r56rwv yvdpipov, obdeose Aeyeiv • avrdg ydp
rovro npogriSrjacv 6 axpoarr,g . otov Sri Awpcevg oretpxvirriv dcyiZva
vsvtXYjxsv, exavov sinicv Sri Olvp.nca ydp vsvixrjxsv • rd 0’ on orecpcc-
virvjg rd ’OAü/Jima, ovde bei npooSeivxc . ytyvcbaxovai ydp ndevreg.
Als Beispiel führt Aristoteles die Ni'rrrp« an: napdcdeiyp.a di
rovro ix rüv N!7rrpwv. So konnte er allerdings nicht wohl schreiben,
ohne das Beispiel selbst folgen zu lassen: daher man rovrov schrieb.
Die Behauptung, dass es in diesem Falle vielmehr ev rolg Ninrpocg
habe lauten müssen, beruht auf mangelhafter Beobachtung Aristoteli
scher Art. Beispiele gibt Rhetorik II C. 23.
XXV S. 1460 b 12.
Die Probleme und ihre Lösungen beziehen sich theils auf die
Art, wie der Dichter nachahmt, theils auf den sprachlichen Ausdruck,
in welchem er nachahmt. Nachahmen kann der Dichter die Dinge
entweder wie sie waren oder sind, oder wie sie in der Meinung der
Menschen sind, oder wie sie sein sollten. In dem sprachlichen Aus
drucke aber darf er Glossen, Metaphern und die sonstigen Affec-
tionen der Rede, die dem Dichter zugestanden sind, anwenden.
ravroc o’ i^ayysllsrai legst rj xod yldtrraig xai p.eracpopaXg • xai nolld
TiäSri r'ng li&cog iorcv • bioop-sv ydp ravra roXg noir/raXg. Dass Ae£si
ohne weiteren Zusatz nicht kann in dem Sinne von xvpia le^cg, d. i.
der herrschenden Rede, verstanden werden, leuchtet ein. Die lefyg
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
85
bezeichnet den sprachlichen Ausdruck im Allgemeinen, welchem als
Species Glossen und Metaphern untergeordnet sind. Diese aber
konnten dem Genus nicht durch 77 xai angefügt werden, vielmehr
deuten diese Partikeln daraufhin, dass ausser Glossen und Metaphern
noch eine andere Species der Al£t? genannt war; dies konnte aber
kaum etwas anderes sein als die xüpta dvdp.aza. Vgl. 1457 b 1 anrav
31 övop.d ionv yi xvpiov r) ■yAcörra rj ptsrayopa xtA. und 1458 (l 19
bis 22. Schrieb also Aristoteles Al$s( , ( v? xup'ioig ov6[x<xaiv) irj xai
■yAcorrat? xai \j.traipopaTg, oder genügt es hinter Al|rt rj xupia
zu ergänzen? Ferner ist es auffallend, dass man die in dieser An
knüpfung unnützen Worte xai -oAA« jzdS-n xtA. ohne Anstoss ertragen
hat, während ein fest ausgeprägter Aristotelischer Sprachgebrauch
xai Saoc dAAa naS-o verlangt. Endlich möchte, wer statt i£ayyeXXerai
der besseren Anknüpfung halber den Infinitiv ££ayy£\lea$ou (sc.
u'j&yv.ri) vorzöge, nicht zu tadeln sein. Sonach lautete denn die
ganze Stelle: dvdyx-ij p-tp-etaSai rptwv ovtwv rdv dpiSp.6v iv rt dei ■
. . . zaüza 3' eigayyOleGSai Alcet, (77 x.vpioig dv6p.xGiv ) vj xai
yXdnzaig xai /usrayopai?, xai oa" äAAa adS-ij zrig Alfsojc loriv • dtdo-
p.sv -yäp zavza toi? KGLYjzaXg.
Ungleich grössere Schwierigkeiten bereitet die folgende Erörte
rung über die möglichen Fehler der Dichtung und die Rechtfertigung
derselben. 1460 b 16 atArfj? dl rri? 7ioir : zix.Yig d:rr>7 7$ äptaprta • yj ju.lv
7<*p xa.3-’ aörf;V, 77 dl xarä aujxßeßr,xög' ei ju.lv ^äp npoe'ikezo /atpcrj—
oao^-at dduvapuav, adizr/g 77 äpiaprta• ei dl to rzpoeXiaSai p.77 dp-ddjg,
dXXx rdv &rarov äptcpco rot oetgid 7zpoßeßXr/x6zx irj rd xa^’ Ixdorr^v tI^-
V77V dp.dprv7pia ) ofov rd xar’ iazpixrjv 77 ÄAAtjv ri%vr/v, :rj ddiivaza ne-
Koi.rjTa.1, ÖKO’.av'jw, ov xa.3’ laor/jv. Unterschieden wird ein Versfoss
gegen die Dichtkunst als solche und ein Versehen rücksichtlich einer
anderen beliebigen Kunst, der die Dichtung dem Zwecke der Nach
ahmung Dienliches entlehnt. Gegen die Poesie als solche wird gefehlt,
wenn der Dichter sich zum Vorwurf nimmt, was der dichterischen
Mimesis unmöglich ist: st izpoeiXezo p»pG/ffa<7,&at aduva/uiav (letzte
res Wort ist schwerlich richtig, und am einfachsten stünde dddvara
dafür, wie Z. 23 av rä npög auzrjv ttjv t!^vt7v douvaza nenoir/zar,
doch steckt wohl noch etwas anderes darin). In diesem Falle ist
die npoatpetng selbst irrig: aber auch wenn das izpoelecSca richtig
ist, so ist doch innerhalb der Ausführung ein Verstoss nicht gegen
die Dichtkunst, wohl aber gegen irgend eine andere Kunst möglich:
8G
V a h I e n
d di zd npoekiaSou [xiv äpSüg (so ist unbedingt statt des überliefer
ten p.ri öpS-üg zu scbreiben) diUd rov innov z-rA. Einige Ungenauig
keiten der Construction sind nicht erheblich genug um an lückenhafte
Überlieferung zu glauben oder darin Belege für Interpolation finden
zu wollen. Zu ergänzen ist zunächst d di zd npoekiaSai p.iv dpdüg
iyzi und weiterhin dAAd rdv itckov rd ds£t<x npoßeß?x/x6za
ip.ip.faazo, Ergänzungen, die sich aus dem Zusammenhänge von
selbst ergehen und in der gedrungenen Aristotelischen Sprache nicht
ohne Analogien sind. Endlich wird man sich auch den allerdings
ungewöhnlichen Gebrauch des Artikels rd xaS’ ixäaz-riv tc'^vvjv <xp.dp-
zrip-a. für toüto 6 iozn . . <xp.&pzrtp.c/. gefallen lassen müssen. Einen
mit keiner Connivenz zu beseitigenden Anstoss bringen dagegen die
Worte ofov rd zar’ iazpixf/V jj ä.'XXrtv rsjyr t v f äoöyara Kenoirtzca
önotavoüv, für welche weder Änderung noch Erklärung bis jetzt eine
befriedigende Lösung ergehen hat. Da öxoiavoüv, wie die einstim
mige Überlieferung der Handschriften ist, sich nur mit ccAXvjv riyy-pv
verbinden lässt, so sucht man in f äduvaza. xe7ioirtza.i eine nähere
Bestimmung der ziyyri, 'welche Unmöglichesgedichtet oder zugelassen
hat’. Allein abgesehen von der sprachlichen Unmöglichkeit, kskoIyi-
rou so zu deuten, handelt es sich ja nicht darum, dass jene andere
beliebige Kunst, der die Dichtung ihrem Zwecke Dienliches entlehnt,
Unmögliches zugelassen, sondern der Fehler liegt darin, dass die
Dichtung darstellt, was gemäss jener Kunst eine Unmöglichkeit, also
ein Verstoss gegen diese ist. Oder man schreibt p ddvv. jtot. und
erklärt, 'welcher Unmögliches angedichlet worden’, sprachlich nicht
besser und in der Sache gleich verwerflich. Denn im besten Falle
wäre es nur eine Wiederholung dessen, was in dem Hauptsatze aus
gesprochen: die Poesie stellt dar, was ein Verstoss ist gegen irgend
eine andere Kunst, das heisst doch, es wird letzterer von der Poesie
angedichtet, was nach ihr seihst eine Unmöglichkeit ist. Eine nicht
minder unnütze Wiederholung des Gedankens ist endlich in der
sprachlich annehmbarsten Fassung d ddiivaza rcenoirizcu önoiaoüv
enthalten. Denn dieses d udwczza. (xazcz ziyyriv rtvd) 7ie7voir,zat
fällt zusammen mit d zö za.fU izdffrvjv ziyyrtv a.\xäpzr,p.a. (£p.ep.f/cjaro).
Dazu kommt, dass die Worte auch so sich nicht recht in die Conslruc-
tion des Ganzen einordnen lassen (man müsste wenigstens ofov zar’
icczpixfiv rj cciQy?v zi^vrjv zi dduvara nsnoirtzxi lesen und verbinden),
und dass dnoixoOv in dieser Verbindung minder passend ist wie das
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
87
von allen Handschriften überlieferte onoiocvoöv im Anschluss an äAAvjv
r iyvr/V.
Jeder Versuch, die Worte rj ddvvxra kskolyitcu zu deuten oder
zu bessern, lässt unbefriedigt: entfernt man sie dagegen, so schliesst
sich ohne irgend eine weitere Änderung alles zu genügender Klar
heit zusammen: si de rö npoeliaSau pev dpSüg, äAAä röv wnrov äp.fit>
tö. Qefyä KpoßeßXr/MTix r, rö xa.S' ixä(7Tr,v ri’/yr/V äp.dprr)[J.<x, ofov rö
xocr’ iccrpix'nv 7} ccAAr}v reyyr/V [vj ädvvara. nexairiTca} öirotavoöv, ou
xa$' eaurf/v. Die eingeklammerten Worte sind eine Wiederholung der
drei Zeilen später folgenden npdg aürrjv rrjv reyyr/v ädövctra Tcenoiri-
r«!, dadurch veranlasst, dass des Abschreibers Blick von dem ersten
rsyyr] auf das zweite abglitt. Dass der Abschreiber aus Versehen
Worte an Unrechter St eile eingefügt, dafür wurden oben Beispiele an
geführt; der hiesige Fall ist nur insofern verschieden als die an fal
scher Stelle eingetragenen Worte auch an der rechten stehen geblie
ben sind, und zugleich der Anlass der Wiederholung recht augenschein
lich zu Tage liegt. Man vgl. noch 1450 b 8 eari de 77-So<r pev rö rotoü-
rov o oyjXcü rr,v npoodpeaiv önoia. ug [sv ofg oöx iart drjAov ■?/ npoai-
f Street fj ysü'yst]. diönep oöx eyouoiv fiäog rcöv Aö-ywv sv olg pr/o' olo>g
eanv 5 rt Kpooupelrcu 77 ipevyei 6 leyoiv. Denn die eingeklammerten
Worte, die sich in den Bekker’schen und einigen anderen Hand
schriften finden, gehen ohne Zweifel zurück auf eine Wiederholung
des Folgenden ev otg prid’ olu>g xrA,
Unter den Arten, wie man Ein würfe gegen die Poesie zurück
weisen könne, wird 1461 a 30 auch die erwähnt, dass, falls etwas
Widersprechendes in den Worten zu liegen scheine, man untersuchen
müsse, in wie vielfachem Sinne ein Wort genommen werden könne:
Sei d exaidrav ’6vop.d rt ünevoivriMpd rt 00x77 ar,pctiveiv : imaxOTcelv no-
axyjhg äv a-ppr/veie rovro iv rü ei.prip.evM xrA. Hiermit in Zusammen
hang stehen unzweideutig die folgenden vielfach missverstandenen
und daher auch kritisch unrichtig behandelten Worte, die mit kleiner
Nachbesserung der handschriftlichen Überlieferung ursprünglich so
lauteten: 'noGaydig evdeyerca’ coot xu>g pdhar' äv ug u7roAdßot xarä
rv7V xaravrtxpö, dig FAaöxwv Asyst, ei svtot aXoyMg npovKoka.pßdv r j\jGi,
x«i aöroi xanxipr,<piGdpevot aoAAoyt^ovra!, xcä ojg eipr/xireg Sn doxst’
iruripüGiv, äv imevavriov -p rfj aüröjv nirjaei. Die Handschriften, nicht
blos die Bekker’schen, haben V7 ojg FA. Aeyei rt svta äAöyens, im
Übrigen übereinstimmend mit der obigen Fassung. Alles kommt für
88
V a h I e n
das richtige Verständniss auf die Erklärung von vrcoXdßoi an, das
meines Wissens keiner der Interpreten oder Übersetzer bis jetzt
richtig gefasst hat: {molap.ßd'jeiv heisst nicht blos 'annehinen , eine
Meinung haben’, sondern auch 'entgegnen, einwerfen.’ Und diese
Bedeutung hat das Wort, worauf xazavzixpv hätte hinweisen können,
an dieser Stelle. Daraus ergibt sich die Verknüpfung der Worte von
selbst. 'Wie vielfach lässt sich die Sache nehmen’, so möchte man
zumeist einwerfen, wenn Einige mit einer vorgefassten Meinung an
die Erklärung des Dichters gehen, und was dieser ihrer Meinung
Widersprechendes sich findet, tadeln. KoaaySig ivdeyezca sind die
Worte des Einwurfs, und darum durch Anführungszeichen unter
schieden. Über Glaukon lässt sieh nichts Zuverlässiges sagen,
nur so viel scheint klar, dass er eine Anzahl Dichtererklärer so cha-
rakterisirt hatte, wie es hier von ei evioc an geschieht: denn die
Worte u>g rXauxoJV Xeyei sind wohl eher mit diesem Theile des
Satzes als mit dem vorhergehenden in Verbindung zu setzen; doch
macht dies für die Auffassung des Ganzen keinen wesentlichen Unter
schied. Im Folgenden ist y.ocza^rjfiadp.evoi nicht verdammen’, son
dern es ist nur ein starker Ausdruck für die Entschiedenheit, mit der
sie gleichsam wie mit richterlichem Spruch ihre Meinung kundgeben
und auf Grund dieses Urtheils sofort weitere Schlüsse bauen , d. h.
lieber einen Widerspruch hei dem Dichter voraussetzen als ihre vor
gefasste Meinung corrigiren. Auch in eipr/xozeg 6zi doxei ist wohl
eine vom Gericht oder der Volksversammlung entlehnte Wendung
anzuerkennen: öoxst nicht 'so scheint es’ sondern 'so ist’s beschlos
sen’, so dass üg eip-rjy.özeg ozi 'ooy.eT’ mit dem voraufgehenden y.ciza.-
tj^yiaäp.svot sich so ziemlich zu decken scheint.
Zum Schlüsse dieses Capitels 140t b 10 recapitulirt Aristoteles
noch einmal in knapper Form die verschiedenen Kategorien, auf
welche sich die Vorwürfe gegen die Dichtung und deren Wider
legungen zurückführen lassen. "OAwj 5s r6 adOvarov piv 77 npög rrjv
noiriaiv 77 Tupdg rö ßeXziov fj Kpdg zr t v og£kv dei ävdyeiv ■ npög re ydp
rbv Koir^iv acpezdizepov niSavov äSOvazw r, diziSavov y.cd dwazöv •
zotoözovg d' sfv«i oioug Zeü£ig eypaipev. dXXd xai npdg rö ßiXziov rö
7dp Tta.pd r jeiy\JM deX imepeyeiv Ttpög & tpaai zaXoya. götw rs y.cd
ÖTt noze ovy. äXoyov iaziv. ... zd di vrrevavzca ebg sipnpJva ouroj
axmelv xzl. Auch hier ist völlig abzusehen von der obigen aus der
Editio princeps stammenden Vulgatlesart, und den darauf gebauten
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
89
Versuchen der Kritiker. Nach den Handschriften lauten die Worte:
bloog bs zö dbvvazov p.sv npög rrjv Koirjoiv . . . rj ÜKiSavov xai bvva-
rov zoiovzovg slvai ofov Zevigig eypaipev dlXd ßelziov • tö ydp napd-
beiypa osl {jnspiyj.iv npäg ä xtA. Es kommt uns zunächst auf den
Satz Toiovrovg sivai olov Z. eypapsv dXkä ße'Xziov an, der- zwar in der
Überlieferung verstümmelt, aber doch noch so weit erhalten ist, dass
sich hei sorgsamer Erwägung des Zusammenhangs die ursprüngliche
Satzform mit Zuversicht wieder gewinnen lässt. Die Worte dAAa
ßslziov enthalten eine Entgegnung, der vorausging ein eoncessiver
Satz. 'Wenn es auch unmöglich ist, dass es solche Menschen in Wirk
lichkeit gibt, wie sie die Dichtung darstellt, so ist es doch besser, sie
über die Wirklichkeit hinauszuheben. Denn das Ideal muss über
ragen’. Dies ist Aristotelisch gedacht und kommt auf das zurück, was
1460 b 33 gesagt war edv eKizip.äzai otc obx dlriSzj, ccAA’ ioojg ( (hg )
bei xrX. Vgl. noch 1454 6 10 xai ydp ixeivoi (elxovoypdipoi) aKobibövzsg
zr/v ibiav p.optpyjv, op.oiovg noiovvzsg, x.alXiovg ypdipovaiv. ovzoj xai
zöv KOir/zrjV ij.iiJ.ovp.svov xcd opyi\ovg xcä pa.Svp.ovg . . zoiovzovg ovzag
sKisixsg koislv napdbeiyp.a ox’XrjozriZog, wie Bursian im engsten An
schluss an die handschriftliche Überlieferung evident gebessert hat.
Um aber jenen Gedanken vollständig in obiger Stelle zu finden, be
darf dieselbe einer Ergänzung weniger Worte, deren Ausfall durch
die nahe Wiederholung ein und desselben Ausdruckes veranlasst ist:
npög zs ydp zr/V noigaiv alpezchzspov KiSavöv dbvvazov :ft aKiSavov
xcä bvvazöv ■ ( xai ei dbvvazov ) zoiovzovg sivai, olov Zsv£.ig eypaipev,
dXXd ßeXziov ■ zö ydp napäbeiyp.a bsi bnepeyeiv. Für jenen Gebrauch
des äXkä vgl. die schon oben angeführte Stelle der Poetik 1460
b 33 und 1433 a 20 6 EbpiKibrjg, ei xai za äAAa p.ri sv oixovop.se,
äAAa zpayixojzazög ys. Politik 1278 a 9 ei bi xai ovzog Kolizrig,
dXkd Kokizov d.pezriv rjv einop.sv lexzsov ob Kavzog. Rhetorik 1376
n 28 ei p.ri ydp x.azd zov Kpdyp.azog . . . dAAa Kepi zov rjSovg. Und
so möchte auch Rhetorik 1417 a 24 x.ai p.r) cbg c/.ko biavoiag leyscv,
ojgnsp oi vvv, dAA’ (hg dKÖ npoaipsosiijg ■ 'syih b' ißov!6pr,v.' xai 'npo-
et\6p.r)v ydp zoüzo'. 'st p-'o (hvhpr/v, d.Xkd ßelztov' zu schreiben sein.
Die Vulg. dAA' ei p.r) cüvrj/zyjv, ße'Xziov.
Das überlieferte olov darf nicht in oiovg geändert werden, das
gegen die Absicht des Aristoteles in unmittelbare Correlation zu
zoiovzovg treten müsste. Die Construction ist vielmehr so zu verdeut
lichen: 'wenn es unmöglich ist, dass es solche Menschen, wie die
90
V a h I e n
dargestellten, in Wirklichkeit gibt, wie z. B. Zeuxis dergleichen über
die Wirklichkeit hinausragende idealische Figuren gemalt hat.’ In
wie fern dies vom Zeuxis gilt, dessen Malerei Aristoteles 1450
n 28 das f)$og aberkannt hat, bestätigt sich nach dem was Brunn
Gesch. d. griech. Künstler II, S. 88 ff. ausgeführt, der ebend. S. 84 ff.
von unserer Stelle den richtigen Gebrauch nicht gemacht hat.
Hiermit ist die erste der beiden Weisen, wie man das gegen
die Poesie geltend gemachte däOvarov zurückweisen könne, abge-
than. Ich sage die erste, denn Aristoteles führt überhaupt nur zwei,
nicht, wie man gemeinhin glaubt, drei an. Dies beruht auf dem von
Aldus vor npdg tyjv noinaiv eingeschalteten 77, das wieder zu tilgen,
weil es den Gedanken des Aristoteles verdirbt. 'Was in Bezug auf
die Dichtung als unmöglich gerügt wird, muss man entweder darauf,
dass es doch besser so sei, oder darauf, dass es so die Meinung der
Menschen, zurückführen.’ "OAw? di rö ddbvtxrov piv npdg tyjv jtotrjGiv
ri npdg rö ßiXnov rj npdg zi/V ddigotv dsX ävayetv. Die zweite dieser
Möglichkeiten, das npdg rrjv däßccv, wird in dem Folgenden näher
bestimmt: npdg a faai rä\oyot (sc. ävaysiv dsX), Worte, die unrich
tig mit dem selbständigen Satze rö yotp napd.duyp.cn. dü Onspiyuv
in Verbindung gesetzt worden. Der Ausdruck npdg d <pa<u ist nicht
verschieden von npdg rfjv oö£ccv; vgl. 1460 All oT« (pari x«i doxst
und ebend. 35.
Endlich wird mit rd di vnsvavrta das dem ddüvarov p.iv ent
sprechende Glied eingeführt. Von dem Unmöglichen einerseits (von
welchem das akoyov, das Unvernünftige, eine Species ist) und dem
Widersprechenden andererseits werden Vorwürfe gegen die Poesie
entlehnt, denen in den angedeuteten Weisen zu begegnen. Das ddi>-
varov nebst seiner Unterart dem aXoyoi/ und das önsvavrcov erschei
nen auch in der abschliessenden Zusammenstellung am Ende des
Capitels: rd psv o-jv imup.rj[J.ara öx nevrs sidöjy tpdpouoiv • 77 ydp cbg
ddbvara, ri cöj akoya . . 77 thg vnsvavria xrX.
XXVI S. 1461 b 26.
Wenn irgend ein Abschnitt der Poetik, so kann dieses letzte
Capitel den Schein erzeugen, dass wir es nicht mit dem Aristoteles,
sondern einem ihm nachgemachten Interpolator zu thun hätten. Ob
der Schein sich beseitigen lasse, wird davon abhängen, wie weit es
gelingen wird, eine Beihe in der hergebrachten Form unmöglich
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
91
Arisloteli scher Sätze mit Hilfe der Kritik in eine dieses Autors wür
dige Fassung zurückzubringen. Dazu soll hier der Versuch nicht
gemacht werden, sondern es mögen zum Schlüsse nur noch ein
paar durch treueren Anschluss an die handschriftliche Überlieferung
gewonnene Besserungen des Vulgattextes eine Stelle finden, die eine
eingehendere Besprechung nicht verlangen.
In den Handschriften liest man Z. 26 ei ydp ri yizzov tpopztxr)
ßelzioiv, zotaüzr) 0’ 17. npog ßekzioug Sreazdg iari deiXtav 8y)Aov ozi yj
änavza p.tp.ovp.ivY) tpopztxYj. Das unverständliche oeiXtav haben die
Herausgeber seit Aldus getilgt, ohne sich über den Ursprung der selt
samen Form Bechenschaft zu geben. Mit leisester Änderung ergibt
sich daraus ein wirklicher Gewinn für den Text: zotaüzr) 8' r) npog
ßelzioug Seazdg loztv äst, Xi'av üvjÄovört 77 dizavza iAip.oup.ivY) cpoprarj.
Die Wörtchen Sei und dei sind nicht selten verwechselt worden, wie
Rhetorik 1398 a 13 roör’ oüv e^eliyyetv dei überliefert, aber von
Muret i^eliyyetv Sei richtig gebessert worden ist. Er übersetzt näm
lich 'hoc igitur redarguere oportet’. Dieselbe Verbesserung hat neuer
dings Rassow Einend. Aristotel. (Weimar 1861) S. 9 mitgetheilt.
S. 1462 a 5 wird weniger, weil es der Cod. B hat, als weil es
der Sache angemessener ist d oüv tpopztxY) (sc. 77 zpayopoia), yeipoiv
orjlov Sn dv dt) statt 77 oüv zu schreiben sein. Und Z. 13 ist d oüv
iozi zd 7’ äXKa xpe'tzruv, zoüzo di oüx dva.yza.Tov aüz9j unapyetv zum
Theil mit den Handschriften, welche zd 7’ aAXa nicht zdl\a über
liefern, zu restituiren, da der Satz ein zweigliederiger Vordersatz
ist, an welchen sich durch parenthetische Zwischenbemerkungen
unterbrochen und in der Form verschiedentlich variirend eine Reihe
anderer Vordersätze anschliessen, welche erst b 12 wieder aufgenom
men und zugleich durch denNachsatz zum Abschluss gebracht werden:
d oüv zoüzotg zs diatpipet rzäot xai i'zi rto zrjg z£yyr/g epyop . . , tpavepdv
Szi xpeizziov dv dt) p.äXkov zou ziloug zvyydvovaa zfig inonodag.
An jenen ersten Vordersatz ist als zweiter gefügt enetza Stözt
ndvz’ eyet 00a nep 77 inonoua • xcä 7dp zSi p.izpu> eigeozt yprjoSat,
xcä szi oü jAtxpöv p.£pog zrjv p.ovocxY/V xcä zr/v o’pcv syst, dt’ rjg cd 7780-
voä auviozavzat ha.pyiora.za.. So die Vulgata, während in den Hand
schriften xai zag otpstg ohne syst steht; und dies ist vollkommen
richtig; denn auf das Engste zu verbinden sind ndvz’ eyet Sou nep 17
inonoua . . xai ezt (und noch dazu) zrtv p.ovotx-tjv xai zag ätpng.
Vergl. nachher 6 13 zoüzotg ze Statpipei ndot xai ezt zcb z9jg ziyyr,g
92
V a h 1 e n
spyio, und Rhetorik 1363 b 8 sorto d/j bnspiyov p.iv ( rö ) togovtov
xcd eti, womit wieder zu vergleichen Topik 166 « 33 toctoötov -yap
xat sVt Ttpog. Die Pluralform rag oipeig hat Aristoteles auch 1450
a 15 gebraucht. Daraus ergibt sich dann weiter, dass statt des fol
genden oi ris vielleicht cag zu restituiren ist, wenn nur die sich daran
anschliessenden Worte cd v$dovcd awinavrca ivccpy. mehr befrie
digten, die nicht minder als der Zwischensatz xcä yäp töi ptirpw e£e-
an xpriod-at den grössten Bedenken unterliegen.
II. Kur Rhetorik.
Die Kritik und Exegese der Rhetorik des Aristoteles ist in
neuerer Zeit von verschiedenen Seiten in Angriff genommen und
nicht unbedeutend gefördert worden. Ch. A. Brandis hat die bis
dahin wenig beachteten Beziehungen dieses Buches zu anderen
Schriften des Aristoteles, insbesondere zu den logischen, in’s Licht
gestellt. L. Spengel auf die versteckte Polemik gegen Plato hinge
wiesen, und Plan und innere Gliederung der Rhetorik selbst geprüft;
eine von ihm aufgedeckte Störung der ursprünglichen Ordnung der
Theile liefert den Beweis, dass auch diese Schrift, die mehr als
irgend eine andere der Aristotelischen für 'ein Werk aus einem
Gusse’ galt, durch Zufall und redigirende Hand einschneidende
Wandlungen erlitten hat. Derselbe Gelehrte hat endlich derjenigen
Quelle des Textes, die längst als die verhältnissmässig beste erkannt
war, ausschliessliche Bedeutung vindicirt und damit die eklektische
Kritik, die für die Mehrzahl der Aristotelischen Schriften die Natur
der Überlieferung erheischt, für die Rhetorik beseitigt. Freilich ist
die Ausbeute dieser von Veltori zuerst, von Gaisford und Bekker
wieder benutzten Pariser Handschrift auch nach Spengel’s Bemü
hungen noch nicht völlig als geschlossen zu betrachten. Ja Bekker,
der neuerdings in einer dritten Ausgabe der Rhetorik zwar im Ein
zelnen manche der früher verschmähten Lesarten jener Handschrift
aufgenommen, hat dennoch im Grossen und Ganzen die Vulgat-
Gestaltung des Textes beibehalten. Ebenso bleibt auch innerhalb
der beiden anderen angedeuteten Gesichtspuncte nachgehender For
schung noch Manches zu erledigen übrig. In den Beziehungen der
Rhetorik zur Topik ergab sicli eine Divergenz zwischen Citaten in
der einen und dem heutigen Texte der anderen , die so wenig aus
zugleichen schien, dass man selbst zu der Annahme griff, unsere
Zar Kritik Aristotelischer Schriften
93
Topik sei durch umfangreichere Lücken entstellt. Gegen das von
Spengel gewonnene Resultat, dass der Abschnitt von den allen Gat
tungen der Beredtsamkeit gemeinsamen Beweismitteln am Ende des
zweiten Buches vielmehr an das Ende des ersten gehöre, hat Brandis
jüngst die hergebrachte Ordnung als dem Plan des Aristoteles nicht
widersprechend in Schutz genommen, und über das mit der ursprüng
lichen Anlage des Werkes schwer zu vereinigende dritte Buch sich
einer abschliessenden Entscheidung enthalten.
Nach den bezeichneten Richtungen die Untersuchung über die
Rhetorik des Aristoteles aufzunehmen und wo möglich fortzuleiten,
sind die nachfolgenden Blätter bestimmt, in denen ohne andere Ver
knüpfung als die der Abfolge des Textes eine Reihe sowohl anderer
als besonders für jene Fragen entscheidender Stellen behandelt wer
den sollen.
I 2 S. 1356 b 1.
Nachdem Aristoteles gezeigt, dass Enthymem und Beispiel in
der Rhetorik das seien, was in der Dialektik Schluss und Induction,
verweist er für den Unterschied jener auf die Topik: Z. 11 rig 6’
kari oiacpopd napaSüyp.arog xai tjSrop.r i parog, tpavspdv ix rüv rom-
atöv ' iy.sX ydp zzspi aok.koyiGp.oO y.od irzayoiyiig dprjrcu nporspov, Sn
ro pkv £7ri jzokXwv y.cd 6p.oiwv SsUvvaSac Sn ovroig syji ixst p.kv
ijzayoiyrj kanv evtuüSu ok 7zapdosiyp.ee, rö Sk rivwv övruv srspov
ri did ravra avp.ßcdveiv napd ravra rü> raöra dvai, f] y.a36Xov
fl dtg ijzl ro nolii , ixeX p.iv av)2oycap.6g kvravSa ok iv3vp.r,p.a.
xdkiirui. ipavspov 6' Sri y.ai ixdrepov sysi uyaäov ro dSog rüg pvjro-
pixfig- xaSänsp ydp xai iv roTg psSoSixolg eiprjrae, y.ai iv rovroig
6p.oi.wg syei‘ siai ydp ai p.kv rzapadEiyp.arwdsig.firjropeiai ai ok kvSv-
p.r/p.&rixai, xai pfjropsg 6p.oiwg o'i p.iv uapaoeiyp-arwosig ot dk iv£v-
p.rip.aruoi. Syllogismus und Induction werden allerdings in der Topik
definirt, jener IIS. 100 a 25, diese zugleich mit Bezugnahme
auf jene Erklärung I 12 S. 105 a 12 und sonst gelegentlich; die
Anwendung aber, die von jenen Definitionen auf den rhetorischen
Schluss und die rhetorische Induction an unserer Stelle gemacht
wird, ist weder an den angeführten Orten, noch irgend wo sonst in
der Topik nachzuweisen; und doch scheint Aristoteles gerade für
die Zurückführung der dialektischen Beweisformen auf die rhetori
schen sich auf die Topik zu berufen. Vettori wollte freilich das
94
V a li I e n
Citat derTopik auf die Definition von Schluss und Induction beschränkt
wissen, die Zurückführung jener auf Enthymem und Beispiel der
Rhetorik allein zuweisen: 'Ex his, inquit, quae in topicis iam tradi-
dimus perspicuum est, quod discrimen inter exemplum et enlhy-
meina sit; qui enim, quod illic accurate expositum est, qua nam in
re discrepet Syllogismus ab inductione didicerit, facile cognoscet,
quid differat exemplum ab entbymemate, cum haec simulacra quae-
dam eo um sint’; aber seine Erklärung J ) ist mehr aus dem thatsäch-
lichen Yerhältniss als aus den griechischen Worten entlehnt. Muret
suchte eine ähnliche Auffassung durch Änderung der überlieferten
Wortfolge und Tilgung einiger Worte zu erzwingen. Damit seine
Übersetzung dem griechischen Texte entspräche, müsste dieser so
gelautet haben: rt; o’iori macpopä irapa^siy/j-aros xai ivß-uii^/j.aTOC,
tpavepov in rtüv ronixtHv • xaSänsp yap y.ai ev roig [xeSodixoig, xai sv
roOrotg öp.oic• tö p.iv yap irci noTläiv y.ai öftoiajv osixvvaSai
xtA. Klar ist aus dieser Fassung, dass auch Muret die Zurückführung
der Definitionen des Syllogismus und der Induction auf Enthymem
und Beispiel nicht der Topik zugewiesen, sondern der Rhetorik Vor
behalten , das Citat der Topik aber auf die Erklärung von Schluss
und Induction beschränkt hat. Unter p.eSochxa. scheint er, da er das
überlieferte dprjrai tilgt, nicht die von Diogenes von Laerte unter
diesem Titel angeführte Schrift, sondern die methodische d. h.
logisch-dialektische Disciplin zu verstehen. Der von ihm hinein-
emendirte Sinn ist demnach vollständig dieser: der Unterschied von
Enthymem und Beispiel ist aus der Topik klar; wie es sich nämlich
in der Dialektik (mit Syllogismus und Induction) verhält, so auch in
der Rhetorik (mit Enthymem und Beispiel): der Schluss nämlich aus
vielem Ähnlichen heisst hier (in der Rhetorik) Beispiel, dort (in der
Dialektik) Induction. Wiewohl nun auf diese Weise der Schein
beseitigt wird, als ob aus derTopik citirt würde, was beute nicht mehr
*) Eine Wortumstellung hat Vettori nicht vorgenommen ; denn dass in dem Commentar
(nach der Ausg. v. 1579) die Worte cpotvEpov ö’ ort xai ixdzepov — op.oico? e'^i
summt den dazu gehörigen Anmerkungen zwischen die Definition des Paradeigma und
diejenige des Enthyinems eingeschoben sind, beruht lediglich auf einem Setzerirrthum.
Vettori erwähnt nicht nur mit keiner Sylbe, dass er die hergebrachte Ordnung der
Sätze verlassen, sondern seine Erklärung zeigt deutlich , dass er der überlieferten
Reihenfolge treu gehlieben. S. Vater’s irrige Auffassung hatte Spengel in dem Spee.
Comin. 1839 abgewiesen, was nicht verhindert hat, dass dieselbe neuerdings w ieder
vorgetragen worden.
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
95
darin zu finden ist, so sind doch die Mittel, durch welche dieses Resul
tat erzielt worden, nicht geeignet, Vertrauen zu der Verlässlichkeit
desselben einzuflössen. Insbesondere ist die Tilgung der Worte ixstyäp
nspi ovX\oyi<jp.ov xal inayuty/jg s'ipYjrai npörspov nicht blos willkür
lich, sondern auch der Klarheit des Gedankenfortschrittes hinderlich.
Von demselben Grundgedanken wie Vettori und Muret ausgehend,
suchte Brandis (Philologus IV 1) ohne Änderung der Worte lediglich
durch eine andere Abtheilung und Verknüpfung derselben zu einem
ähnlichen Resultat zu gelangen: ntxvreg dt rüg niarsig noiovvrai diä rov
duxvvvai r) napaduypara liyovrzg rj iv3vfj.rjp.aTa . . coar’ s'insp xai
x'hojg dvayxrj rj avlloyii^optvov fi inayovra ouxvvvai oriovv . . , dvay-
SaXov ixarspov aönov ixaripco roi/rojv rd adrd sivai (zig d'iari dia-
popä napa.ddyp.arog xai iv3up.Yjp.arog, ipavspdv ix rüv tokixGjv • ixei
yäp nspi auXkoyiapov xai inayojyijg siprirai nportpov), Sri rd piv ini
zroXAcDv xrX. Die Berufung auf die Topik soll hiernach als ein ‘ledig
lich auf den Unterschied von Schluss und Induction bezüglicher Zwi
schensatz’ gelten und das folgende (Sri rd piv ini xrX.) die voran
gehende Zurückführung der beiden rhetorischen Beweisformen auf
die dialektischen begründen. Allein weder können die Worte Sri rd
piv int sich sprachlich an dvayxaXov . . rd avrd sivai anschliessen,
noch ist es gerechtfertigt, den eine neue Gedankenreihe eröffnenden
Satz rig o’ iari öiatpopä in eine Parenthese hineinzudrängen. Spen
ge! bezeichnet daher diesen Versuch kurzweg als gegen die Sprache
und beharrt seinerseits bei der schon früher ausgesprochenen Mei
nung, dass man 'der Nothwendigkeit der Annahme, in der Aristote
lischen Topik habe einst gestanden, was in der uns erhaltenen jetzt
nicht mehr steht, nicht ausweichen könne’.
Trotz dem Einsprüche dieses scharfsinnigen und gründlichen
Kenners des Aristoteles, kann ich die Überzeugung nicht aufgehen,
dass in jenen Worten des Aristoteles nur ein Verderbniss liege, des
sen Heilung den Schein zerstört, als werde hier auf eine uns nicht
mehr erhaltene Stelle der Topik verwiesen. Dass Dionysius von
Halikarnass in der epistola ad Ammaeum die ganze Stelle im
Wesentlichen übereinstimmend mit unseren Handschriften mittheilt,
worauf Spengel ein grosses Gewicht legt, darf, falls sich die
Corruptel aus inneren Gründen erweisen lässt, nicht als entschei
dender Gegenbeweis gelten, sondern kann höchstens als Anhalt zur
Bestimmung des Alters der Verderbniss dienen.
96
V a h 1 e n
Zwei Momente sind es, die zusammen den Glauben an die Inte
grität der Überlieferung jener Worte erschüttern. Aristoteles sagt,
der Unterschied des Beispiels und Enthymems ist aus der Topik zu
entnehmen, denn dort ist vom Syllogismus und derlnduction gespro
chen worden. Wozu, wenn Aristoteles einst in einer vollständigeren
Topik den Unterschied zwischen Enthymem und Beispiel (direct
oder mit Bezugnahme auf Syllogismus und Induction) erörtert hatte,
der Zusatz zrspt avXkoy i.np-oi) xai enczyo>yriS; warum schrieb er nicht
ixel yäp eipr,rou, 6'rdt rd pv irrt jroAAtüv xrA.? Weist dieser Zusatz
nicht vielmehr unzweideutig daraufhin, dass der Unterschied von
Enthymem und Beispiel nicht unmittelbar aus der Topik zu entneh
men sei, sondern mittelbar durch Anwendung der dort gegebenen
Definitionen des Syllogismus und der Induction auf die entsprechen
den rhetorischen Beweisformen? Wenn aber dies der Fall, so konnte
sich an die Worte ixel 7. nspi uuAA. eipr t rcu unmöglich der Satz ort
rd pev ini n. als grammatisches Object anschliessen. Denn sollten
jene Worte zur Erläuterung der Bemerkung dienen, dass der Unter
schied von Enthymem und Beispiel aus der Topik zu entlehnen sei, so
war es ungeschickt und der Deutlichkeit zuwider, von jenem dprjrai
zugleich die in der Topik selbst nicht vorhandene Rückführung der
Definitionen von Syllogismus und Induction auf Enthymem und Bei
spiel abhängig zu machen. Ehen so wenig könnte aber die Annahme
befriedigen, dass die Worte ixsl ydp ntpi uuAA. dp-rircu npönpov eine
parenthetische Zwischenbemerkung seien, nach welcher die Worte
d'n rd p£v inl n. sich an den Hauptsatz rt? o' iari Siapopa . . <pa.vs.pov
ix rcöv ronixüv anschlossen.
Dazu kommt als zweites Moment, dass in den Worten ixel 7. . .
ei'pr/Ttxi npärspov der Zusatz npörepov gegen die Gewohnheit des Ari
stoteles ist. Nichts häufiger in Aristotelischen Schriften, als dass mit
eiprjTut (eipr,xap.sv, dnopev) npörepov auf einen früheren in dem
selben Buche besprochenen Gegenstand verwiesen wird, zuwei
len selbst da, wo wir eine solche Verweisung kaum mehr erwarten
würden; dagegen pflegt Aristoteles hei Berufung auf andere Schrif
ten, auch wenn sie früher verfasst waren, sich mit einem einfachen
eipr/Tcti oder ähnl. ohne npozepov zu begnügen. Wenn es daher Phys.
ausc. 2S1 a 9 üpsSu oi npüTOV ix rcüv ottopiapivtov rip.lv iv rot?
pvoixolg nporspov und ähnlich 267 b 21 änsipov p£v ouv 6’ri otlx ivoz-
■/etu’. piys^og sivac, dsdecxTOu npörepov iv rot? ©uotxoi? heisst, so
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
97
sind es eben in der Physik selbst früher besprochene Probleme, auf
welche sich Aristoteles beruft. Und die beiden Anführungen in der
Politik 1261 a 31 u>gnEp iv zoTg rj3cx.oTg eiprjrca KpÖTEpov und 1280
a 18 xa3airEp EipYirou rzpörspov iv roig ri3ixoXg sind so weit entfernt
gegen uns zu sprechen, dass sie vielmehr einen neuen Beleg für jene
Gewohnheit des Aristoteles ahgeben. Denn die Nilcomachisehe Ethik
ist nicht eine von der Politik vollkommen losgelöste und besondere
Schrift, sondern gleichsam nur der erste Band der gesammten npay-
p.a.Tda nokmxri, und es verhält sich mit jenen Citaten kaum anders
als wenn Aristoteles in der Rhetorik 1391 b 22 lind 1369 b 30 auf
den von dem yivog Gup.ßoulsvux6v handelnden Abschnitt des ersten
Buches mit den Worten rüg avp.ßouhuuxoXg dpr/rou npörspov
verweist.
Dürfen wir nun auf diese Beobachtung bauen (und wir dürfen es
hier im Zusammenhänge mit anderen Momenten, auch wenn sich das
eine und andere widersprechende Beispiel finden sollte), so gewählt
sie uns ein äusseres Indicium für die durch den Gedankenfortschritt
selbst nahegelegte Annahme einer Lücke an jener Stelle. Der Unter
schied von Enlhymem und Beispiel ist aus der Topik zu entnehmen:
mittelbar; denn dort ist von Induction und Schluss gehandelt wor
den; diese beiden rhetorischen Beweisformen fallen aber, wie vor
her in der Rhetorik erörtert worden, mit jenen beiden dialektischen
zusammen, so dass man also, um den Unterschied von Enthymem
und Beispiel zu gewinnen, nur die in der Topik für jene aufgestellten
Definitionen auf diese zu übertragen braucht. War dies, wie auch
aus der verstümmelten Stelle noch erkennbar ist, der Gedankengang
des Aristoteles, so konnte er ursprünglich wohl nur in diese Fassung
gefügt sein: rig d' iari dioapopä Kcipcc§dyp.uTog xai iv3up.Yip.aTog,
(pavspov ix tiüv Tomxöjv • ixsX ydp nspi av}),oyiGp.oü xcd iTzayuyfjg
elpY/TCo. • ( ori di iv3up.rjp.ci p.iv auX\oyiGp.og, xapädEiyixa di EKaymyr],
EipYirai) npÖTEpov, ( >e tpavepöv), Sri rd p.iv ini TroXlüv, xcä
6p.oiü)v Sei xvva3ou . . . exeX p.iv irtaycxiyrj io uv ivTaü3a di napa.dEiyp.a.
Die erste der beiden angenommenen Lücken hat ihren begreiflichen
Anlass in dem doppelten Eipr,Tai. Auch die zweite Ergänzung (auf den
gleichen Ausgängen von npörEpov und (pavEpöv beruhend) scheint leicht
genug, um sie einer gezwungenen Erklärung des Sri oder einer Ände
rung desselben z.B. incojrs (das an sich genügen würde) vorzuziehen.
Nach Gedankengang und,Satzform lässt sich vergleichen Rhetorik II
Sitzb. d. phil.-hist. CI. XXXVIII. Bd. I. Hft. • 7
98
V a h I e n
19 S. 1393 a 9: KSpi di p.sysSovg y.ai iJ.Kpörr,zog rwv Kpa.-pp.arw
. . ix rtjjv Kposip-pp.svojv yip.lv sari ipavspöv • separat yap iv rolg avp.-
ßov'Xsvruoig Ks.pl rs p.sysSovg dyaSüv . . ■ cojr’ sksi y.a£’ sy.aorov
rüiv 'kbyojv rö Kpoy.slp.svov rskog dyaäöv san . . tpavspöv 6ri dl ixsl-
vojv br,Krsov rag a.vgr,asig küoiv.
In der Definition des Enthymem ro di nvcZv övrojv srspov n did
ravra avp.ßalvsiv Kapd raiira rü ravra sivcu selireilit Dionysius
von Haiikarnass a. a. 0. Kapd rö raOra sivai, was Spengel früher
wenigstens nicht abgeneigt war, jener Überlieferung der Aristote
lischen Handschriften vorzuziehen. Mit Unrecht, wie die Verglei
chung der in der ersten Analytik gegebenen Definition ergibt S. 24
b 18 avXXoyiop.ög ds ion \6yog iv to rsJdsvroiv rivdiv srspov rt r&v
xsip.dviüv ilg üvdyxr,g avp.ßaivsi tü ravra sivai. Isyoj ds rS> ravra
sivai rö did ravra ovpßaivsiv v.rX. und Topik VIII 161 b 30 ivlors
kIsIo) lap.ßdvovai räiv dvayv.aiojv, (logrs oCi rS> ravr’ sivai ylvsrai 6
ovWcyiop.bg. Hiernach ist also röi ravra sivai durch den Aristote
lischen Sprachgebrauch geschützt, und nicht minder ist ein Kapd
ravra neben srspov ri der Ausdrucksweise dieses Schriftstellers
entsprechend: vergl. Rhet. 1360 b 2S od yap sanv aila Kapd ravra;
Anal. Post. 74 n 29 p.r,dsv lan Kapd ravra rpiyojvov srspov, Politik
1260 b 33 £r,rsiv ri Kap' avrdg srspov und sonst häufig. Allerdings
decken sich in der obigen Definition die Ausdrücke did ravra und
tö> ravra sivai. Nimmt man daran Anstoss, so ist er gewiss nicht
durch Verschmelzung der Worte Kapd ravra rü> ravra sivai
zu der Redensart Kapd rö ravra sivai zu beseitigen, sondern es
erübrigt nichts als did ravra zu tilgen, was Muret nach seiner
Übersetzung zu schliessen gewollt hat: quibusdam positis evenire
praeterea aliud quippiam eo quod illa sint. Aber konnte nicht
Aristoteles, der in der Analytik a. a. 0. rö> ravra sivai durch did
ravra avpiß. erklärt, an unserer Stelle beide Ausdrücke zu noch
grösserer Bestimmtheit neben einander gebrauchen?
An jene Definitionen schliessen sich die oben schon berührten
Worte (pavspöv di y.ai Sn*) ixarspov s%si dyaSöv rö sldog rf,g
xal öti schreibe ich mit Dionys a. n. 0. und Muret; die Hnndschr. ort xoa; eben
so pyzopeic«; (statt der Vulg. pvjropixy??) mit demselben Dionys und dem Pariser
Cod. Wäre ein besonderes Gewicht darauf zu legen , dass hei Dionys r /«p hinter
xaSxxep fehlt, so dürfte man vielleicht (mit Tilgung von ex st ) beide Sätze in
einen zusammenziehen.
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
99
pr,zopsiag‘ xaSansp yäp xat iv zoXg psSooc/.oig dprirai xat iv zotirot?
öpotw? lyst • dal ydp ad piv nupa.OE’.ypa.z'jvdsig ß-nzopslou at'oi iv.Su-
pripaztxai, xat pzizopsg dpotw? Ot piv 7rapadieyp.aru)0£t? ot 0£ £v.&u-
p-npazixoi, nrt^avoi p.iv ouv oü^ ^rrov oi A0701 ot ota rcöv nupadsiy-
paroov, Sop’jßovvzai oi pällov oi ivSupYjpaizixoi. Der Sinn der Stelle
ist klar. Jede der beiden Arten der Beredtsamkeit (ixdzspov ist mit
si^o?, nickt mit dyaSov zu Verbinden), die enthymemalische wie die
paradigmatische,-hat ihr Gutes. Beden nämlich und Redner bedienen
sich entweder vorzugsweise des Enthymems oder überwiegend der
Beispiele; aber es sind nicht beide für alle Fälle gleich wirksam. Ein
ähnliches Verhältniss war auch in den Me-3-oötxä, auf die sich Aristo
teles beruft, rücksichtlich des Syllogismus und der Induction ange
geben. Auch der Dialektiker kann sich bald der einen bald der
anderen jener beiden Beweisformen mit Vorliebe bedienen, wird aber
nicht jede von beiden mit gleichem Erfolge anwenden. Diesen Unter
schied in Anwendung der Syllogismen und der Induction berührt
Aristoteles in der Topik 106 «16 iazi ei’ 77 psv inayoiyr, niSav&zE-
pov xat axtpeazspov xai xarä ttjv aioS^aiv ■yvojptp.enrspov xat rot? nol-
Aot? xotvov, 6 os avWoyiapog ßitxaziy.üzspov xai npög zotig dvzi'koyixotig
ivEpyeoTEpov, und 1S7 «18 ypriazsov 0’ iv r* ihcdEysoScu zö> piv
avXkoyiapih npög zotig oialsy.zixotig päXkov rj npög zotig noXXotig, rrj
inotyooyf) zotivavztov npög zotig nollotig päXXov. (Vergl. auch Anal.
Prior. 68 b 36.) Nach dieser Übereinstimmung des Citats mit den
Bemerkungen in der Topik dürfte von dieser Seite wenigstens der
Annahme, Aristoteles habe unter Ms-3-oeitxa eben die Topik verstan
den, nichts Erhebliches entgegenstehen *). Nur würde man hier nicht
minder als an der vorhin behandelten Stelle irren, suchte man in der
Methodik (oder Topik) nicht sowohl den Unterschied in der Anwen
dung von Schluss und Induction als den zwischen Enthymem und
Beispiel.
In der Erörterung über Materie und Form des Enthymems als
des rhetorischen Schlusses geht Aristoteles von dem Satze aus, dass
*) Vergl. Valentin Rose De Aristotelis iibrornm online et auctoritate S. 120, wo jedoch
das Citat der Methodik (wie nicht minder das der Topik), wenn ich anders recht
versiehe, irrig bezogen wird • Eandem enim de syllogismi et inductionis duplice in
dialectica methodo genere sententiam, quod idem discrimen in rhetorico etiam argu-
mento (1338, 5) obtinere ait, nunc in Topicis (1336 b 12) nunc in Methodieis citat
prius explicatain (Top. 1, 4. Cf. Anal, post 1, 1).
7*
100
V a h I e n
rhetorische Beweisführung in Betreff solcher Dinge stattfinde, über
welche wir uns zu herathen pflegen, und vor einem solchen Publi
cum, das eine sich durch viele Glieder hindurchwindende Schlussfol
gerung nicht zu umspannen vermöge. Berathung aber stelle man an
über Dinge, welche in mehr als Einer Weise möglich sind. 13S7
« 2 eazi Sk zd spyov xSzvjg nspi ze voioürwv, r.spi chv ßov’XsvdpieSx xxi
zkyvxg p.rj kyopsv, xxi iv zoTg zoiovzotg dxpoazalg di ov Suvxvzxi oid
tioWüv awopxv ovok loyi/lcoScu nopputSev • ßodbsvöp.s3x oi Kspi rwv
tpcavop-kvojv ivSkyj.aäxi dp-ipozipug kytiv xz\. Ferner könne man
Schlüsse ziehen entweder aus bereits früher Erschlossenem, oder
aus nicht erschlossenen, aber, weil nicht an sich einleuchtend, selbst
des Schlusses bedürftigen Sätzen: ivdzyjzxi Sk ooXkoyi^eaScu xxi
avvdyztv zd p.kv ky. av)2s^oyia[X£Vti)v izpözEpov, za. 6’ i£ dooXloyiGzoiv
[xtv 0£9|r£vwv Sk ovXXoyiap.ov Sid zo p.-k) eivxi ivSo^ot. Hiervon ist die
erste Art nicht übersichtlich genug für die geringe Fassungskraft
des vorausgesetzten Publicums: dvxyxri Sk zovzwv zd p.kv p:o eivxi
eSekxxoIo’jByizov did zd p.f,xog (6 ydp y.piz'ng öndxetzxi eivxi ä,v/,oöj),
zd Sk p.Yi mSavd Sid rö p.'o slg dp.o^oyovpJvoiv eivxi p.riS' ivdötwv,
uigz’ dvxyxxXov z6 zs iv3iiu.r / u.x eivxi xxi zd nxodosiyp-x nspi zöjv
ivSsyopsvoiv djg zd koXXx i'ytiv xxi äl)Mg, rö p.kv nxpxSziyp.x skx-
yooyriv zd S’ zv3\jp.r l p.x GV^Xoyiop.dv, xxi cXiywv zs xxi noWxxiq
fkxzzdvxtv -o ojv 6 TcptZzog G’jXXoy.Gp.dg. Mit &gz' xvxyxxiov wird
die Summe gezogen aus der ganzen vorangegangenen Erörterung,
sowohl das nspi cov als das i? tüv des rhetorischen Schlusses (und
Beispiels), wie es sich aus dem Bisherigen ergeben, in einen Schluss
satz zusammengefasst. Daher nicht Komma, wie in den Ausgaben,
sondern ein Punctum vor ügze zu setzen ist. Enthymem und Beispiel
— dies ist das Ergehniss — werden angewendet einerseits in
Betreff der zvSsydp.svx. Richtig ist nach der Pariser Handschrift
Trepi ze zöjv ivosy. edirt worden, dem nachher xxi i£ oXiyoiv ent
spricht. Schwierigkeiten machen die den ivozyöp.Evx angehiingten
Worte cbg zd noXXd zyzn xxi xXXug, die, wenn sie fehlten, nie
mand vermissen würde. Zu beweisen, dass sie irrig sind, ist leichter
als sie herzustellen. Der Hauptanstoss liegt nicht darin, dass Aristo
teles sonst nicht &g vä noXkd, sondern rhg ijzi zd jzoki) zu sagen
pflegt, das Spengel statt jenes zu schreiben vorschlug (denn dass
auch jenes dem Aristoteles nicht fremd, zeigen Beispiele wie die von
Waitz Organon I 379 angeführten Meteorolog. 360 b 27 p.zzd zoög
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
101
Sp.ßpovg cx.vsp.og wg ra nokkce yivsTcei, und de anim. creat. 7S0 a 15
ovo wg töc zroAAä rlxreiv du>3sv~), auch nicht darin, dass die gewöhn
liche Wortfolge ivosy. aAAwg ey&'.v nicht iyt'.v aAAwg oder xai äAAcog
ist (vergl. u. A. Nicom. Ethik VI cc. 3, 4, 5, 6, wo diese Redensart
sehr oft wiederkehrt), sondern darin, dass sachlich wie sprachlich
ungenau in die Bezeichnung tcx ivosyopsvoc äAAwg eysiv e ’ n va
7roAAä (oder tag inl tö 7roA6) hineingetragen ist. Aristoteles gebraucht
die Ausdrücke tcx tag s?rt rc jtoAü oder ra tag £7rt rd nokv csvp.ßod-
vovra (yiyv6p.evce) und andererseits rd ivdzyop.zvcx äAAwg (xai äAAwg,
dp.cpoTipwg') syjiv, von formellen Unterschieden abgesehen, im We
sentlichen als synonyme Bezeichnungen, und zwar im Gegensatz zu
Td dvocyxoüa oder rd äsi ovra. Das was meistens geschieht, ist ein
solches, das auch anders sein kann; was immer geschieht, ein noth-
wendiges, ein ddvvcxTov äAAwg sysiv. Bevor also nicht jene Verbin
dung durch Beispiele belegt ist, wird man an ihrer Zulässigkeit
zweifeln dürfen. Möglich, dass die Worte siysiv dAAwg (xai dAAwg),
gegen welche ein leiser Verdachtsgrund schon in der Wortstellung
liegt, irriger Zusatz von fremder Hand sind , Aristoteles nspi
tz rwv ivdzyop.ivwv (xai) tag rd noXkd ( avp.ßcavövTuov ) geschrie
ben hat.
Die Worte to p.sv nexpddeiyp.ee inoeyu>yr,v to 4’ iv3vpr/p.cx ovA-
~koyi.op.ov sind nicht als Parenthese zu fassen, worauf die gewöhn
liche Interpunction zu deuten scheint, sondern Sinn und Construc-
tion sind diese: Enthymem und Beispiel sind in Betreff der mögli
chen Dinge dieses Induction, jenes Schluss. Ein to piv — to di
ohne Wiederholung der Nomina wäre ausreichend gewesen (dvay-
xatov to iv3vp.rip.ee dvac xai to ncx.pdonyp.ce nspi töjv ivdeyopivuiv to
piv inaywykv tö di ovkkoyiop.ov'); die Hinzufügung der Nomina aber
darf hier eben so wenig Anstoss erregen, wie wenn Aristoteles
(nicht ein vermeintlicher Interpolator) in der Poetik schreibt 14K3
a 3 tö p.iv ycep <pddv3po>nov i'yot äv jj toiccvtyi gvotaeng , d.Xk' ovtz
ikzov ovtz epoßov 1 o p.iv ydp nspi töv dvee^iov soti dvoTvyoüvTce, o di
nspi töv äpoiov, ekzog piv nept töv dvdtiov , tpößog di nspi töv
opoiov.
Anderseits müssen — dies ist die zweite Hälfte jenes abschlies
senden Satzes — Enthymem und Beispiel aus möglichst wenigen
Sätzen bestehen: xai o’Aiywv ts xai nokkäxig iXcxTTÖvcov r, i£ wr
<5 npüTog ovXkoyiopig. Somit ist denn beides sowohl die Materie,
102
V a h 1 e n
das Substrat (nspi uv) des Enthymems, als auch die Form des
selben (i£ uv) bezeichnet. Letztere wird in dem Folgenden noch
weiter ihrer Art nach bestimmt. 1357 a 22 insi d' iariv okiyu
I’xsv tüv uvuyxutuv i£ üv ot prjTopcxoi av'Xkoyiap.ot siat (tü yüp
noXXä nspi wv cd xpiastg xui ul oxsipstg, ivds^srai xui ülkug systv •
nspi üv juiv yüp npurrovai ßovksiiovTat xui axonoüat, rot di npur-
t6[j.svu nuvru toiovtov yivovg iari, xui oddiv üg snog einslv i£
dvayx^g tovtuv), rot d’ üg ini rö noXv ovpißaivovru xui ivds^6p.svu
ix rotoiiruv dvuyxr, erspon avXkoyiCsoS-uc rä o’ dvuyxutu i£ dvay-
xuiüv (lAijAov d’ iip.lv xui tgvtg ix tojv üvuXjtixüv), tpavspov Sri i£ üv
tu iv3vp.itp.uTU XsysTut tu p.sv dvuyxutu sgtw., tu di nkslora (hg ini
tg nokxj. Vergleicht man in dieser Periode den Schlusssatz mit dem
Vordersatz, so fallt in die Augen, dass das Scldussergebniss in dem
Vordersatz bereits vorweggenommen ist: o’Aiyu tüv uvuyxuiuv it(
uv ot priTGptxoi ouAAoyca/jtot, und nachher s£ uv tü iv3vp.ip.UTu Asys-
tw. tü p.iv dvuyxutu, tü di nkslaru üg ini rä noAu. Ist nun auch
dergleichen in Aristotelischen Schriften nicht ohne Beispiel, so ist
doch der einzelne Fall nicht ohne besondere Prüfung hinzunehmen.
Nach dem Gange der bisherigen Erörterung kann Aristoteles’
Schlussfolgerung nur diese sein: Das Substrat des Enthymems ist
ein Mögliches, Mögliches wird aber hinwiederum aus Möglichem
erschlossen (wie Nothwendiges aus Nothwendigem); also ist das,
woraus man Enthymeme bildet, ein Mögliches. Soll dieser Gedanke in
den griechischen Worten gefunden werden , so müsste man i£ uv
im Vordersatz in anderem Sinne nehmen als das l£ uv im Nachsatz :
dort müsste es die Materie bezeichnen, auf welche sich das Enthy-
mem bezieht, hier die Formen, aus denen es gebildet werden kann.
Allerdings konnte in weiterem Sinne auch von jener gesagt
werden, und so ist wohl 1357 a 1 zu fassen: aukkoyi^sTut . .
ixstVY] p.iv ix tüv Aoyov dsop.svuv, i di prjopixrt ix tüv 77077 ßov-
A svsa3ut sIu36tuv , Worte, die übrigens aus anderen Rück
sichten nicht ohne Bedenken sind. Aber schwer zu glauben ist,
dass Aristoteles in jenem werteren Sinne auch da gebraucht
habe, wo die ganze Schlussfolgerung auf der strengen Scheidung
von Materie und Form des Enthymems beruht. Daher ist unbe
denklich in dem Vordersatz dXiyu p.iv tüv dvuyxbduv nspi üv
ol fSrjTopixei avXkoyiap.ol zu verbessern. Muret, dem keiner der
Neueren gefolgt ist, hat diese Verbesserung in seiner Übersetzung
Zur Kritik Aristotelischer Schriften. 103
anticipirt: quando autem necessaria pauca sunt, de quibus agunt
oratorii syllogismi!).
An den so gefassten Vordersatz schliesst sieb enger und
passender die parenthetische Bemerkung an, wesshalb das meiste,
worüber man rhetorische Schlüsse bilde , in das Bereich nicht des
Nothwendigen, sondern des Möglichen gehöre: r« yäp noXka. nepi
ojv sei y.piasig xai at a/Jtpeig ivSe^erai xai öcAAwj sS'eiv • izspi wv pJv
yäp xzl. Den ersten dieser eingeschalteten Satze hat Muret unüber-
setzt gelassen, und F.A. Wolf und Brandis (letzterer zugleich darauf
sich stützend, dass der Scholiast ihn übergeht) sind nicht abgeneigt
ihn für ein Glossem zu halten. Aber jene Worte sind nicht nur
nicht vom Überfluss, sondern für den Zusammenhang nothwendig,
wofern man nicht die Worle zoiovzou yEvouc:, die nicht auf das ävay-
xaiov gehen, ihrer Beziehung berauben will.
Jener scharfen Sonderung des ns.pl cov und (Uv der Schlüsse,
auf welche die hiesige Erörterung fusst, begegnen wir sowohl sonst
(wie in der Topik 105 a 20, Nikom. Ethik 1094 b 19 nebst Zell’s
Anm.) als auch in der Rhetorik selbst zu wiederholten Malen: vergl.
insbesondere 1358 a 15 tf. und 1377 b 19. Und ebenso 1360 b I
nspi wv piv oov sysiv bsX zäv piXAcvra avp.ßovlsiisiv zcc p.£ytaza zo-
oaOza iaziv • iE, tnv bi bsl xai nspi zovz«v xai nspi züv äXXcov npozps-
nsiv r, anorpsnsiv Xsyoop.EV zvccAiv, worin der erste verschiedentlich
gedeutete Satz nicht der Erklärung, wohl aber der Besserung bedarf.
Denn sysiv, das nicht absolut gefasst werden kann, erheischt ein
Object, und dies ist so wenig in zä p.syiaza zu finden als es gestattet
ist a‘jp.ßo-XksOsiv zugleich inil dem Partieipium und dem Infinitiv zu
*) Muret’3 Verdienst um die Kritik der Aristotelischen Rhetorik ist noch nicht nach
Gebühr gewürdigt; Schuld daran trägt der Umstand, dass seine Verbesserungen
zum grössten Theil nur in der trefflichen Übersetzung der beiden ersten Bücher zu
suchen sind. Auf andere soll an seinem Orte aufmerksam gemacht werden ; hier stehe
eine, auf welche der Gang dieser Erörterungen später nicht führen würde. Die Wortp
1358 a 28 eort de ra TrXeiara rojv iv3v[XY)p.arwv ix rovrwv rwv etddjv \e70-
[xeva ra>v xara p.epog xai IdLow übersetzt Muret: ducuntur autem maximam par-
tem enthymemata ex iis, quas species vocamus, quae singuläres sunt ac propriae. El
las also, und mit Recht, ix rourcov :wv eldSn /syopevoiv rwv xara [xepog:
eine dem Aristoteles geläufige Ausdrucks weise; vergl. zweite Analytik 7G b 14 xai
ra xoiva \eydy.ev<x a£ichpiara; 81 b 15 at ap*/ai xai at Xe^dpievat vnoSiaeig.
Metaphys. 1064 b 33 ava^xvj? cT ov rvjg xara ro ßicaov \s^O[xevrjg und sonst
häufig.
104
V a h I e n
verbinden. Aristoteles schrieb nspi cöv piv ovv eyeiv Sei (7rporäffstg )
töv p.e}lovrx av/xßov},eveiv, rx [xeyiarx roaxvrx iariv. Vergl. 1369
a 7 xvxyxr) nspi rovraiv eysiv npürov rxg nporxaeig, und ebenda IS
und 24. Und dass nporx.as.ig nicht blos von den allgemeinen Sätzen
des Möglichen oder Unmöglichen u. s. w., sondern auch von den
einer speciellen Wissenschaft wie der Politik ungehörigen gesagt
wird, erhellt aus 13S8 a 10—20, 13S9 a 26.
1 6 S. 1362 b 2.
In dem sechsten Capitel werden die Örter für das schlechthin
Gute und Nützliche aufgestellt: Xrinriov oiv ei'yj rx arorysXx nsp't xyx-
■9-aO xxi avp.<pepovrog xnlüg. Nachdem Aristoteles verschiedene De
finitionen des Gulen neben einander gestellt, rechnet er dahin
1. Erlangung eines Gutes und Befreiung von einem Übel; 2. den
Eintausch eines grösseren Gutes gegen ein geringeres und den eines
geringeren Übels gegen ein grösseres: nxi ävr’ ek&rrovog xyxSov
p.siliovog }rj^ig xxi xvri p.e'iItovog xxxov ilxrrovog • tb yxp önepeyji rd
p.el£ov rov i^xrrovog, rovro yivsrxt rov p.iv Xvjtpi? rov d" xnoßjykr).
Dieser Ort ist dem ersteren untergeordnet; denn der Eintausch eines
grösseren Gutes gegen ein kleineres und eines kleineren Übels gegen
ein grösseres wird rücksichtlich des Stückes, um welches das Grös
sere das Kleinere überragt, in dem einen Fall Gewinn eines Gutes
(toipig xyxSov'), in dem andern Entfernung eines Übels (xnoßoXri
xxxovj. Das Pronomen rovro, ob als Subject gefasst (rovro yiverxi
Ifjipig) oder als Accusativ der Bestimmung (xxrx rovro yiverxi Irj’pig),
will in keinem Falle recht befriedigen. Der Pariser Codex hat rovron,
das dem vorhergehenden Dativ des Belativums nachgebildet scheint,
aber schwerlich aus rovro entstanden ist. Aristoteles schrieb viel
mehr cb yxp bnep&yei rö psitov rov eXxrrovog, rov rov yiverxi rov
[xev Ärjipig rov d’ xnoßoXrj. Das zusammenfassende rovrov wird rück-
sichtlich des Gewinnes und der Entfernung durch rov pJv und toö Ss
gegliedert. Die substantivische Wendung, die der Sache nach nicht
verschieden ist von rovro \xp.ßxverxi (xnoßxXhrxi), war zutreffen
der, weil eben erst und xnoßoVo den Gütern zugezählt worden.
Wie es scheint, hatte bereits Muret in gleicher Weise gebessert; er
übersetzt: nam quo minus a maiore superatur, eius fit, boni quidem
sumptio, mali autem depulsio.
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
105
Unter den Gütern zählt Aristoteles weiter auf die geistigen
Eigenschaften, Künste und Wissenschaften , und das Leben 1362
6 24: ezi edtpvia, fj.vrjft.ai, evft-dSeia, ayyivoia, ndvza zd zotavza'
noznzixai ydp auzai dyaSCbv cd dvvdfj.eig eioiv • 6fi.oi.Gjg di xai cd im-
ozf,p.a’. näoai xai cd zeyvat /.cd zd tr,v • £i ydp fj.rjdev dXko eKO'.zo dya-
3-öv, xaS' abzö aipezov iaztv. Was soll hier inmitten der geistigen
Fähigkeiten e-jtpvia (worüber Nikomach. Ethik 1114 6 8, Topik 163
6 13), edpdSeia, äyyivoia (Nikomach. Ethik 1142 6 5, zweite Ana
lytik 89 6 10) der Plural fj.vnij.ail Sehr richtig wurden 1361 a 35
unter den Ehrenbezeugungen neben Svaica auch erwähnt fj.vyjfj.ca iv
pezpoig xai ävev fxszpmv. Aber hier ist nicht von Erinnerungen und
Denkmalen, sondern von der geistigen Kraft des Erinnerns, des
Gedächtnisses d. i. [J.v'np-'n die Rede. Anstoss nahm bereits Vettori an
dem Plural und Muret übersetzte, wie billig," bonitas ingenii, memo
ria, docilitas, perspieaeitas. Man sehe überdies Aristoteles’ Schrift
Kepi dpezf/g in Stobäus’ Florilegium S. 6, 9. 12 Mein.
Weiter ist xai zb tr,v als ein neuer Ort durch ein Punctum von
dem vorhergehenden eniGzyfj.ai xai zeyyat zu trennen. Denn der
erläuternde Satz si ydp fj.r,div dXko enoizo dyaSöv, xaS' avzä aipe-
zgv Igzlv bezieht sich auf jene nicht, sondern auf das Leben allein
(vergl. Nikom. Ethik 1166 a 19). Auch hier ist Vettori und Muret
das Richtige nicht entgangen.
Nachdem Aristoteles die allgemein als solche anerkannten Güter
besprochen, wendet er sich zu den strittigen (rä du.tpiaßtnz-nzifxa).
Zu diesen rechnet er nach anderen alles, wonach dieMenschen trach
ten 1363 a 20: /.cd okvjg za Kpoat.pe.zcr npoaipovvzai de npdzzeiv zd
ze eiprjfxeva v.al zd zeig eySpolg xaxa . . xai zd dvvaza. zavza de diyäig
iozt, zd ze yevöfxeva [av] xai zd fict.di'jJg yiyvöpeva • frddia de daa n
ävev \vKr/g rj £v 6Hyu> XP° V V ' T ° 7dp yaXeKGv öpidezat rj Ivny 77 nlr,-
Sei ypovov• xai idv dtg ßovkovzai • ßoOXovzat di fj fxrjdiv xaxöv r,
e\azzov zov dyaSov • zovzo d' eozac, edv rj \avSdvp n ztpMpia rj p.i-
yxpd . Die Worte xai id.ii thg ßoiilovzai schliessen sich zunächst an
zd dvvaza an und sind wie diese von KpoaipoOvzat di Kpdzzecv abhän
gig. Es trachten die Menschen, sagt Aristoteles, entweder nach Din
gen, denen nichts Übles beigemischt ist, oder solchen, bei welchen
das Übel geringer ist als das zu gewinnende Gute, und dies ist der
Fall edv 77 lavSav-p v$ zifxojpia 77 fxixpd p, Worte, die weder an sich
eine der disjunctiven Form entsprechende scharfe Scheidung ent-
106
V a li 1 e n
halten und noch weniger den vorangehenden die gewünschte Erläute
rung gewähren. Spengel tilgte 79 zipwpia, aus welchem Grunde und
mit welchem Erfolge ist mir nicht klar. Das Richtige traf wie ich glaube
Wolf: iav 79 Aav-3-ävvj 79 79 zcpwpia pcxpd fj. In dem Falle nämlich ist
entweder dem gewonnenen Gute nichts Übles beigemischt oder das
Übel geringer als jenes, wenn entweder das Begangene verborgen
bleibt (also keine Strafe nach sich zieht) oder, wenn nicht verborgen,
die Strafe gering ist und gegen den gewonnenen Vortheil nicht in
Betracht kommt. Dass dies in der That des Aristoteles’ Meinung ist,
verbürgen folgende Äusserungen 1372 a 9 slzs av laSeiv npd£avzsg
79 p.f/ XaSövzsg prj doüvac cb'xvjv, 7) doövac piv äAA’ skdzzw ttjv ^piav
dvcu zov xipdovg; vergl. Z. 17. 1399 b 36 (npdzzovacv') ei duvazöv
xai pddcov xai wcpDupov . . rj ßlaßspov i^pocg xai iru^ijpiov, 79 eAär-
z’jjv 79 Cyipda zov Kpdypazog. 1372 b 9 ot noXkaxig 79 XsXrjSözsg rj prj
sCrtp.iwp.ivoc. Dass Aristoteles unter- den npoaipszä aufführt, was
nach streng sittlichem Begriff kein npoacpezöv sein sollte, darf nicht
auffallen, da es sich hier, wie überhaupt in der Rhetorik, nicht um
die Wahrheit, sondern um den Schein derselben und die Meinung
der Menschen handelt.
Eine der hiesigen ähnliche Umstellung ist auch 1369 b 3 vor
zunehmen: cpuGsc ös (yiyvop.sva), ocrav 79 r’ aizi,a iv avzocg xai zszay-
psv79 - 79 ydp dsi 79 wg erd. zö nolv woavzwg dnoßaivec. zd ydp napä
fiiaiv ovdiv ost dxplßoXoyscGjai nozspa xazd fvGiv zcvä rj äAAv9V
aiziav yiyvszat. Die Worte xarä cpiiacv zcvd fasst und übersetzt man
vi naturae cuiuspiam (Vettori) oder 'nach einer Art von Naturgesetz’.
Aber dies ist eben so sehr gegen Aristoteles' Gedanken wie seine
Ausdrucksweise. (Nichts beweist Politik 1331 b 41 öid ziva zvyriv
r, cpiiGiv, wo nichts nöthigt rtva auch auf cpiiGcv zu beziehen.) Ihm
sind die Dinge entweder cpiiosc (= xarä pOciv) oder nicht cpOosi;
zu jenen gehören, wie im zweiten Buch der Physik erörtert wird,
auch einige napd (pvacv eintretende Dinge, auf welche Aristoteles
hier, wo es einer streng wissenschaftlichen Definition nicht bedarf,
nicht näher eingehen will. Daher zu schreiben r.özspa xazd cpvocv
fi zcva äAA75v alz im. Vergl. Nikom. Ethik 1112 a 2S elr’ it; dvdyxr,g
sirs xai cpvasc rj did zcva odzim äAAtjv, und mit derselben Wortstel
lung 1120 a 28 p.fj zov xaAoö ivsxa äAAä dcd uv' äAAvjv odziav. Ob
wohl Aristoteles schwerlich xar’ aiziav geschrieben haben würde,
so ist doch in jener Verbindung kein Anstoss daran zu nehmen, dass
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
107
yazd zugleich auf <pbaiv und alziav bezogen wird. Auch diese Ver
besserung findet sich, obwohl sie so wenig wie die anderen angeführ
ten daher entlehnt ist, in Muret’s Übersetzung 'naturane an aliquant
aliam oh causam’ vorgezeichnet.
Zum Schlüsse des sechsten Capitels 1363 b 1 werden unter den
npoaipszä noch aufgezählt wv Zni3vp.ovvzeg zvy/i&vovaiv ov 7äp p.6-
vov rjrJv dkkd y.ai ßskziov (paivszai■ xai \xakioza Exaozot rcpäg d zoiov-
voi, oiov oi tpikövixoi ei vixrj sozat, oi <pik6zip.oi Ei zip.r h 01 <pikoypr,p.azoi
ei ypkp.aza xai oi dkkoi wgai>zo>g. Der Gedanke ist nicht undeutlich.
Am meisten wünscht Jeder das zu thun (zu Zxaazoi ist rpoaipovvzai
rpuzzsiv zu ergänzen) , wozu er ein solcher ist, d. h. w'ozu er von
Natur eine Neigung hat, wie der <pikövixog zur vixder <pädzi[xog zur
zip.rj. Aristoteles gebraucht zwar auch sonst zoiovzog derart, dass es
erst aus dem Zusammenhänge seine Beziehung erhält; aber hier
drängte sich das von Aristoteles für diesen Zu'eck gebildete Wort
ipikozoiovzog so sehr von selbst auf, dass es sclnver zu glauben, er
habe es nicht gebrauchen wollen: p.äkiaza Zxaazoi npdg d tpdozoiov-
zoi, oiov oi ipikovixoi ei vUrj xtA. Zutreffend ist die Parallele aus der
Nikomachischen Ethik 1099 n 8 Zxaazw 0 saziv vjo, npog 0 ksyszai
pikozoiovzog, oiov irzizog pJv zw ipik'uznw, $£xp.a oi. zw ipikoSswpw xzk.
Vergl. auch 1118 6 22 und 1 12ö b 14.
Dass das Präfixum <piko an jener Stelle abgefallen, darf nicht
Wunder nehmen: ist doch auch Rhetorik 1389 b 11 xai pikoyikotzsg •
010 y.ai fdEvzpxKeloi an« zweiter Stelle pik in allen Handschriften mit
Ausnahme der Pariser abgefallen. Hier war daher ipdevzpomslog um
so weniger zu verschmähen als es Aristoteles in dem Buche xspi
äpEz-zig (bei Stobäus Florilegium I S. 9 Mein.) in gleicher Verbin
dung gebraucht hatte: y.ai ptkoyskwv eivou y.ai <pikoay.wr.zriV y.ai piksu-
zpänskov. Dagegen scheint 1391 «22, wo dieselbe Pariser Hand
schrift ipikozijxözEpoi 7dp xai pikavopoiftsazspoi überliefert, hei letz
terem das Präfixum von dem nahen pikozip.dzEpoi wiederholt zu sein.
I 7 S. 1364 « 37.
Unter die Örter des Grösseren, welche in dem siebenten Capir
tel aufgestellt werden, gehört auch der: grösser ist an sieh, was in
hohem Grade zu besitzen besser als ein anderes, y.ai wv 77 ötzs-
poyji aipszwzipa -rj xakkiwv, oiov zd dxpißwg 6päv aipszwzspov zov
oappaivsad-ai • xai ydp öipig öoippirjaswg • y.ai zd pikszaipov sivai zoü
108
V a h I e n
(pi’Xoypyip.azov p.äXXov xäAA'.ov, coffre xai (pilezaipia (piloypYip.aziag. xai
ävzixeip.iviüg de züv ßelzmvcov ca {jnepßokai ßeXzioug xai xccAA'.övwv
xaAAi:ou?. Es leuchtet ein, dass das Beispiel vom Geruch und Gesicht
dem zönog, zu dessen Verdeutlichung es dienen soll, widerspricht.
Denn nicht daraus, dass das Gesicht an sich mehr werth ist als der
Geruch, soll geschlossen werden, dass auch ein scharfes Gesicht
besser als ein scharfer Geruch, sondern umgekehrt aus dem Vorzug
des scharfen Gesichtes vor dem scharfen Geruch der Vorzug des
Gesichtes vor dem Geruch überhaupt. Vettori fühlte den Anstoss und
vermuthete, dass das zutreffende Beispiel ausgefallen, dieses aber die
gleichfalls richtige Umkehr desselben sei. Allein den umgekehrten
Topos hat Aristoteles gleich nachher besonders aufgeführt: xai
dvzixetp.evcjjg di Tcüv ße%zi6va>v xrA. Man müsste daher wenigstens
annehmen, das fragliche Beispiel sei von diesem seinem Platze an
jene Stelle gerathen, zumal dort zwei Beispiele neben einander, bei
der Umkehr keines steht. Indessen wird man diesen Gedanken leicht
aufgehen, wenn es gelingt, durch plausible Besserung jenes Beispiel
an seinem Platze mit dem vorangestellten Topos eonform zu gestal
ten. Einklang aber ist gewonnen , wofern man schreibt: xai &v rj
ürcepoyj] aipezwzepa -q zaAXtwv, ohv (ei) zö äxpiß&g öpäv alpe zut-
zepov zoxj oGppaivezäai^ xai [yäp] c-pig 6a'fpr,aeoj?. War einmal ei
verwischt, so lag es nur zu nahe das folgende Sätzchen als ein
selbständiges mit dem ersteren durch yäp zu verbinden, wie denn
die Abschreiber auch sonst durch unrichtige Einschiebung dieser
Partikel nicht selten die Construction verdorben haben. So z. B.
1380 n 32 -xai oüc 'poßoüvza'. r, alayüifpvzai, eeog [yäp] av oüzoig
ovx dpyt£ovrai, wo yäp in der Pariser Handschrift fehlt
und mit Recht getilgt worden ist. Und ebenso möchte 1384 a 8
6p.oiu)g de xai ukö zwv äAAcov exdazr,g züv zov r,J}ovg xaxiüv zd
epya xai zd ar t p.eia xai zd dpoia aiaypä [yäp] xai aiayuvzixd *) das
von Muret nicht übersetzte yäp, das hier auch der Pariser Codex
theilt, zu entfernen sein.
Sollte nicht auch avötff^uvra des Pariser Cod. statt der Vulgate atV^uvrixa das
Richtige sein? (ociay^pcc xai avatVxvvra schimpflich und abscheulich). Das Ad.jec-
tiv alaxvvnxos, für das ich sonst kein Beispiel weiss, möchte jedenfalls hier ebenso
bedenklich sein wie 1380 a 31 jrpaüvrixa gegenüber der von Spengel recipirteu
Lesart Ttpauvovra des Pariser Codex.
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
109
In dem zweiten Exempel der obigen Stelle verbindet inan
gemeinbin päXkov v.a.Xkiov und sieht darin einen Beleg für den dem
Aristoteles so wenig wie anderen Schriftstellern fremden Gebrauch
den Comparativ durch ein p.c/.Tkov gleichsam zu erneuern. So schon
Vettori, und Waitz in dem Commentar zur Topik S. 463 f. hat nicht
Anstand genommen, in seine Sammlung ähnlicher Beispiele auch das
hiesige aufzunehmen. Allein man hat übersehen, dass hei dieser Auf
fassung dn3 Beispiel der Absicht des Aristoteles nicht entspricht.
Aus dem grösseren Werth der höheren Potenz eines Dinges soll der
höhere Werth des Dinges an sich geschlossen werden; hier würde
aber aus dem Satze, freundesliebend zu sein ist besser als geldliebend
zu sein, der Vorzug der Frenndesliebe vor der Geldliehe deducirt,
ein Schluss, der vielmehr dem 1364 b 34 erwähnten roKog ix tüv
G'jiTor/jji'j x.ai rcöv op.otwv Trroüaswv unterzuordnen wäre. Denn liegt
auch in dem Worte yiXoj'pvjpiaroj der Begriff des Übermasses, der
i'mepoyjn (vgl. Politik 1263 b 3), so gilt erstlich dasselbe nicht auch
von pderaTpog, und selbst wenn dies der Fall wäre, könnte der in den
Adjectiven liegende Nebenbegrifif den entsprechenden Substantiven
nicht fremd sein. Überdies vergleiche man, um sich von dem Unpas
senden des hiesigen Beispiels vollends zu überzeugen, die Exempli-
ficirung desselben Ortes in der Topik 118 b 3, wo gleichfalls Geld
und Freundschaft die verglichenen Objecte sind , aber in dem rich
tigen Verhältniss der bnepßokri zu der Sache an sich : ert ob f, Onep-
ßolri rrjs bnspßo'kfis cdp£TU)Tipcc, xxi xurö xlper&repov, olov tpillx
ypripxroiv. Um also auch in dem obigen Satze den Begriff der bnep-
ßo\'h zu gewinnen, wird man p.xl\ov, dessen der Comparativ xxkMov
nicht bedarf, vielmehr mit <pCkerxlpov eivxi und 'fikoyjjr l p.x-ov ver
binden müssen, in dem Sinne von 'in höherem Grade als gewöhn
lich’, eine Bedeutung, die sich leicht in diejenige des höheren Gra
des überhaupt ohne Vergleichung umsetzt. Man vgl. Politik 1293
b 9 yivovrxi yxp oi piy bßpiarxi xxi psyxlonovripoi p.äXXov, ot
di xxxovpyoi xxi ptxponövYipoi Xtocv , und Rhetorik 1370 b 33 ob
näv-rsg eyouaiv irciSvpixv fj rjpspot. rj pxWov , wo päXkov und
ripipa nicht anders gegenübergestellt sind als sonst nicht selten
otpödpx und -bpip-x, wie Topik 117 b 23 oüdiv yxp xodbei rd piv
rä) ßeXriovc ■rjpip.x opoiov elvou, rd de ~0> yeipovi apödpx, ofov st d
piv A’taj rü ' kyCklei rjpipx, d d’ ’Odvaaevg rä> Nssropt atpodpx.
Wen diese Erklärung von päXkov nicht befriedigen sollte, dem
V a h 1 e n
1 io
würde nichts erübrigen als ein Wort wie Atav oder äyav etwa hin
ter sivai zu ergänzen.
Zum Schlüsse des siebenten Capitols wird unter den Ortern
des Grösseren auch das erwähnt, was zugleich schmerzlos und mit
Lust verbunden sei: 136S b 12 xai tö alvnozipov xai [tö] p.sSr'
rioovfig' nrAst'w ydp ivög, ügzs bndpysi xai f, z/Jovrj dyaSöv xai r, a\v-
nia. Den Artikel tö vor p.zS\ der in dem Pariser Codex von zweiter
Hand nachgetragen ist, hat Bokker auf die Bemerkung in dem Bhein.
Museum IX S58 hin neuerdings getilgt. Ebendort ward das Ver
kehrte der Folgepartikel ööste, statt deren man eher eine Begrün
dungspartikel erwartete, mit einem Worte angedeutet. Muret’s Über
setzung, plura enirn sunt uno: cum et voluptas bonum sit et doloris
vacuitas, lässt auf d>g schliessen, das sich möglicherweise verteidi
gen Hesse. Allein auf einen anderen Weg führt Vettori’s Notiz, dass
in seinem antiquissimus das ursprüngliche bndpysi in (mep&yei corri-
girt sei, und dass letzteres auch der vetus interpres gelesen habe.
Freilich bleibt dabei, wie auch Vettori fühlte, in der Anknüpfung der
folgenden Worte eine asperitas übrig. Diese wird beseitigt und
zugleich der Anlass des Verderbnisses evident aufgewiesen, wenn
man schreibt: nlsioi ydp ivog‘ &gzs (bjxsptyst, slnep) imdpyv.
xai V7 rjiJovr) dyaSov xai abvnia.
I 9 S. 1360 b 36.
In dem zweiten Hauptstück, das von der Kunstrede handelt,
wird als Zielpunct jener das Sittlichgute (V.aAöv) und sein Gegen-
theil erörtert. Unter den Einzelbestimmungen desselben werden
1366 b 36 aufgezählt xai oaa p.'n ab-ob svsxa npdzzsi rig rtiiv aips-
rei3v. xai zd dnlüg dyaSa, oaa imtp zs irazpidog zig inoiyas, napioö.jv
tö aÖToO. xai rd zy ipbasi dyaSd, xai a p.rj äurü dyaSd. abzoü ydp
ivsxa zd zoiabza. Auffällig, obwohl bis jetzt nicht beanstandet, ist
die Partikel zs, die an dieser Stelle der Anknüpfung dieses Satzes
an das zunächst stehende zd dn\ä>g ayaSa nicht dienen kann.
Ist sie nicht etwa aus dem Artikel zr,g corrumpirt, so möchte man
glauben es sei hinter nazpiSog ein entsprechender Begriff ausge
fallen: bnip zs 7iazpioog (xai ndkizün ). Wichtiger ist, dass bei
genauerer Betrachtung des Zusammenhanges dieser Satz füglich nur
als Beispiel des vorangehenden Topos oaa ju.rj abzoO svsxa npdzzsi
zig zö5v aipszüv angesehen werden kann: 'sittlich gut ist, was Einer
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
llt
von dem Erstrebenswerten nicht seinetwegen tliut, wie z. B. was
Einer für das Vaterland getlian mit Hintansetzung seines eigenen
Vortlieils’. Schrieb also Aristoteles: y.ai Saa p.'n aüzoü ivsxa npazzs’.
zig T'jöv aipezüv , ( otov ) Saa vnip zc nazpidog . . zig inovrjaB napi-
öcbv ro adzoül Die hier übersprungenen Worte y.ai zd dnXcZg xyaSa
mit dem folgenden xai zd zy yiiasi äyaSa in Verbindung zu setzen,
verbietet die Erwägung, dass änlüg dyaSd und zy cpOaei dyaS-d
einander vollkommen deckende Ausdrücke sind. Allerdings bezeichnet
Aristoteles mit ipüasi auch die von der Natur verliehenen Güter
im Gegensatz zu den erworbenen: Topik 116 b 10 y.ai zo ipbasi zov
p.ri yoffsi, olov v$ dixaioai/vy zoO dcxaiov zö p.iv ydp ipOast, zo d' inix-
zrizov. Rhetorik 1387 a 16 oi zd ipuast i^ovzsg dyaSa, olov svyivsim
y.ai xailog. Allein hier, wo die Örter des Sittlichguten (xocAöv) auf
gezählt werden, kann an solche Güter nicht wohl gedacht werden.
Vielmehr ist zy pbazi dyaSöv das was seiner Natur nach, also
schlechthin, nicht für ein bestimmtes Subject gut ist; und in diesem
Sinne ist zy fiiasi von anXcZg nicht verschieden, wie denn auch beide
Ausdrücke in ein und demselben Zusammenhang ohne denkbaren
Unterschied abwechseln. Zweite Analytik 71 b 34 od ydp zavzdv
npÖTipov Tvj ipüasi y.ai npog rip-äg npözspov, ovdi yoa>pip.wzspov y.ai
v?p.Xv yvo)pip.S)zepov • Aiyu> di npog -yp.äg p.iv npözspa . . . dnXöig di
npozspa xzX. Physik 184 a 16 niipw/.i di. ix zebv yvoip'.p.onipuv -iip.tv
r, ödäg y.ai aaipsazipoiv ini zd aaipiazspa zy ipbasi y.ai yvoipip.Sizepa • öd
ydp zaöza ripxv zs yvüpip.a xai dn'k&g. Wird man es hiernach
bezweifeln, dass an jener Stelle nicht etwa durch blosse Umkehr der
ursprünglichen Ordnung gefehlt, sondern zd dnlüg dyaäa als Erklä
rung zu zd zy fvast dyaSx bestimmt, an falscher Stelle eingedrungen
und eng Zusammengehöriges zersprengt habe? Ähnlich, obwohl in
nicht unwesentlichen Puncten verschieden ist Muret's Behandlung
jener Worte; denn da er übersetzt: et quae cum expetenda sint,
non sua causa quis facit. Etquaecunque quis, propria utilitate neglecta,
pro patria fecit. Et quae simpliciter bona sunt. Et quorum fructus
non ad ipsum pervenit qui ea facit, hält auch er nicht beide syno
nymen Ausdrücke zd dnlöjg dyaSd und zd zy ipvaei dyaSd, sondern
nur den ersteren für echt und verbindet zwar Saa p.'n adzov zvexd np.
und Saa vnip nazpidog inoirjae, aber als zwei nebengeordnete zö-
noi, nicht in dem hier angenommenen Verhältnis von Topos und
Beispiel.
112
V a h I e n
Noch eine Interpolation ist in dieser Aufzählung der xa\x aus
zuscheiden. 1367 a 25 liest man die Worte xai ä pr, £c2vrt Sit erat,
xai alg rz^.-zj äxoXouSst (sc: xaXd iaztv). Wie die Ehre selbst (Z. 22),
so rechnet Aristoteles unter die xala auch diejenigen Dinge, denen
Ehre folgt, oder rrdt denen Ehre verknüpft ist. Es darf an sich nicht
bedenklich machen, dass dieser Topos sieh wenig unterscheidet von
dem 1366 b 34 anfgestellten e<p’ oaaig r« a.$l\a zcp-ij. Einen wirklichen
Verdachtsgrund ergibt erst die handschriftliche Überlieferung. Denn
aus Bekker’sAngaben oF?] rj A c , & rc Y b , ora Z b et pr Y b leuchtet ein,
dass die primitive Form, die des Cod. A xai »5 Tl P-'ä dv.dk. durch Ein
fügung eines Dativs <w oder ols dem Zusammenhang angepasst worden.
In jener nicht corrigirten Form aber ist der inlerpolatorische Ursprung
kaum zu verkennen; denn während nach Erwähnung der Dinge, auf
welche Ehre als Preis gesetzt ist, ein besonderer Topos 'schön ist
womit Ehre verbunden’ mindestens überflüssig war, lag es für den
Leser nahe genug den Satz 'schön ist, was dem Nichtlebenden folgt’
durch die nicht unrichtige Bemerkung yj ziprj axokovSd zu ergänzen,
die dann durch ein xai zunächst äusserlich in den Zusammenhang
gefügt, durch weitere Modißcation den Schein des Ursprünglichen
annahm. Hier bewährt sich also die Vorzüglichkeit des Pariser
Codex, der zwar die Interpolation auch, aber in nicht übertiinchter
Form enthält. Einen ähnlichen Dienst wie hier erweist uns diese
Handschrift auch 1380 b 18 xai iäv aoixziv oiaivzai avzoi xai dixaiayg
ndayzw av yiyvzzai ydp v5 opyrj zcpag z6 dixaiov. ob ydp izi napd zb
npaa-fixav vopi^ovai nüoyzivr, o’opyb roOzo -fjv. Dem Satze, dass der
Zorn beschwichtigt wird, wenn sich der Beleidigte selbst eines
Unrechts bewusst ist, folgen zwei einander deckende Begründungen,
von denen jede für sich genügend war. Entweder: 'man zürnt nicht
über das was gerecht ist; 1 oder: 'man glaubt nicht gegen Gebühr zu
leiden, was doch zum Zorn erforderlich ist’. Dennoch müsste man
auch die Gemination der Begründung hinnehmen, wiese nicht ein
unscheinbares Indicium in dem Pariser Cod. auf die Hand des Inter
polators. In ihm und zwar in ihm allein steht ob yiyvezxi 19 opyn npbg
zb Sixaiov. Wird man es auch jetzt noch vorziehen, mit den übrigen
Handschriften das der Verbindung dienende ydp einzuschieben, oder
die in dem A noch unverbunden dastehende Erklärung auszuscheiden?
Ähnlicher Art ist der von Spengel entdeckte Zusatz 1371 b 34 irtzi
ij natSid zä>v rjoia.iv xai irxax äj/zocg [aai 6 yzkaig vojv v^eojv], dvdyxt)
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
113
xai ra yeXoia rjdsa eivai. Die indncirten Worte, die sich weder dem
Vordersatz anfügen noch dem Nachsatz zutheilen lassen, sind dem
letzteren parallel gehende Erklärung, die, wie an der zuerst behan
delten Sielle, durch ein xai dem Zusammenhang lose eingefügt sind.
Übrigens ist auch hier der Cod. A von dem in anderen Handschriften
indicirten Versuche durch äväyxzi de festeren Zusammenschluss zu
gewinnen frei gehliehen.
Zum Schlüsse des Abschnittes von der Lobrede werden die
in derselben anzuwendenden aü£vjrtxä erläutert d. h. die Mittel, mit
welchen man eine Steigerung hervorbringen kann. Unter diesen
Gesichtspunkt fällt der Umstand, wenn eine besondere Art der Ehren
bezeugung für eine bestimmte Person zuerst in Aufnahme gekommen
ist; 1368 a IS xai st nolläxig zd adzö xazupScoxev... xai st zä npo-
zpexGvza xai Ttpaivra diä zoQtov evprirai y.ai xazsaxevdcS-/). xtxi el( ov
npöizov i■yxwp.iov iTtoirjSy) ofov eig 'Itztco'Xo'/.ov , xai ’App.6diov xai
’ Apiazoyeizova zd iv dyopä. azaSf/Vat. Um von dem ungeschickten ofov
sig 'ItckoI.- zu schweigen , der Hauptanstoss liegt auch hier darin,
dass als selbständiger Topos nebengeordnet ist, was nur beispiels
weise angeführt sein kann. Der Satz st zä ztp.6övza dia. zoüzov süprjzou
wird durch das zuerst auf den (uns unbekannten) Hippolochos
gemachte iyx&puov und die von Harmodios und Aristogiton datirende
Sitte Statuen zu errichten exemplificirt. In diesem einzig denkbaren
Verhältniss werden jene Sätze von Übersetzern und Erklärern
gefasst, aber unter entschiedenem Widerspruch der griechischen
Worte. Hält man die unweigerliche Nothwendigkeit jenes Verhält
nisses fest und sieht sich nach einer der Sache und der Redeweise
des Aristoteles entsprechenden Form um, so ergibt sich folgende
Herstellung: xai ei zä npozpenovza xtxi rip.c3vra diä roörov svprjzcu
xtxi xazeoxeudtrSri, ofov npoizov iyxdjpuov inoi-/)Sr/ sig 'IKKoloy^ov. Ganz
dasselbe Verhältniss und die entsprechende Ausdrucksweise begegnet
uns 1375 a 4 xai di o av tr,zri^ri xai eüpeSy zä xcoAüovra xai Cnpuovvzx,
ofov sv ”Apyei £r / p.ioüztxt di' ov äv vop.og zeJäfi xai di' oijg zo det7p.iüz-gp'.ov
uxGoop.r 1 Sr). Der Vorwurf der Kühnheit kann jene Änderungen nicht
treffen ; denn einmal erzwingt sie die Noth und andererseits ist es
nichts Unglaubliches, dass der Abschreiber, der zweimal xai ei richtig
geschrieben, dieselben Partikeln ein drittes Mal ungehörig wieder
holte, xai ei ofov aber ging unschwer in xai eig ov über und zog so
dann ein ofov vor eig 'bzxoH. nach sich, in ähnlicher Art wie 1364
Sitzb. d. phil.-hist. CI. XXXVIII. Bd. I. Hft. 8
114
V a h 1 e n
a 37, nachdem si getilgt worden, an späterer Stelle ein ydp einge
schoben ward.
An das so gefasste Beispiel des Hippolochos schliesst sich das
Folgende mit der neuerdings auch von Bekker aufgenommenen
Besserung Vater's treffend an : xai ( di’ } 'App.6dtov xai ' Apioroysirova
rd iv dyopä oraSrjvac, wozu in einer dem Aristoteles durchaus nicht
fremdartigen Weise (vgl. Waitz Organon I 312 f.) aus dem vor
hergehenden eüpr,Tai oder xarsoxevdaSri ergänzt ward. Dass hinter
käi die Präposition ai in den Handschriften ausfiel, hat Analogien
an der nicht seltenen Verwechselung von ai und ai. So steht 1406
b 32 nohriM statt nohrsixi in dem A° und in demselben 1383 a 22
Mops^sig für ai cps^sig und 1390 b 14 kai doa für ai’ daa. Von
diesem Gesiehtspuncte aus möchte, ohne dass der Gebrauch von oiiu
für du überhaupt in Abrede gestellt werden soll, gar manches von
den dafür beigebrachten Beispielen den Abschreibern zur Last fallen.
So Topik 122 a 23 oux drcöypri rd dsi^Ai Alöri (on Cu) xivr,oig
sonv -<$ ßddiatg npog rd delicti on (dtori AB) yopd ionv, und 128 b
32 y.al ydp on dvSpu^nog od di~0'jv y.ai du rsr pdnovv niipw.sv so uv
iTziyjipsiv, xai Aldn ö iruzog oiirouv xai Aldri ou rerpänovv ofdv t’
imysipsXv. Vgl. die von Waitz Organon I S. 493 angeführten Bei
spiele. Hier werde noch ein auf demselben Anlass beruhendes Ver-
derbniss in der Rhetorik berührt: 1369 b 3 ßia di (yiyvsrai), doa
nap’ £7u3v[j.iav fj robg Xoyiop.o-jg yiyvsr«i di’ auröjv rüv irparrövrwv,
wo ai als aus der Endung von ylyvsrM entstanden, zu tilgen ist.
Denn Aristoteles kann nicht wohl sagen wollen, was durch die
Thuenden selbst gethan wird, sondern was gegen Begehr und Über
legung der Thuenden selbst geschieht.
I 12 S. 1372 « 22.
Mit dieser Stelle sind wir bereits in den dritten Abschnitt, der
von der Gerichtsrede handelt, eingetreten. In dem zwölften Capitel
wird die Frage erörtert, wann die Menschen selbst im Stande zu
sein glauben, ungestraft ein Unrecht zu begehen: 1320 «11 avrol
d' oiovrai dvvaroi sivai /xdXcora d&p.iot ddixsXv oi sinsTv dvvdpsvoi
xai gi Kpay.Tiy.oi xai oi sp.7zsipoi koXXüv dyibvoiv, xdv noXinpiXoi couiv,
xäv nXoboioi , xai fxdXiGra [xiv, dv avroi cogiv iv roXg sipr/p.ivoig
oiovrai dOvaoSat, si di jx-'n, xdv vndpy touiv avrolg toioOtol tpiXoi rj
vTuopsrai o xGivwvot. Muret übersetzt die Worte oiovrai düvaoSai
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
115
nicht und man möchte sie in der Timt gern entbehren. Mit neuem
Prädicat hebt sodann eine neue Gedankenreihe an in den Worten
XaSvnxoi ö’ eiaiv oi r' ivavrioi roXg iy>dri[xxaiv, olov uaStevrtg nepi
atMas r.ai 6 nevrjg xai aiayjpög nepi p.oiyeiag.xai rä Xi'av iv tpavepö) xai
iv öipSaXp-oXg • äipvAaxra yäp 3iä rö pr/dsva äv oieaSai. y.al rä. rr,Ai-
xavra xai rä rotavra ola p.rjd’ äv eT? • äfv'Aaxra yäp xai raOra. In die
sen Worten ist ein zweifacher Anstoss. Man vermisst zu oi r’ ivavrioi
das durch rs geforderte zweite Glied; und ferner ist unklar, wie die
Worte xai rä Xiav iv <pavepö> xrX. sich in die Construction einordnen,
ob sie Subject oder Object sind, wenn Subject, welches Pradicat zu
ergänzen, wenn Object, von welchem Verbum sie abhängig sind.
Muret’s und Vettori’s Deutungen kommen im Wesentlichen überein;
jener übersetzt: ea quoque facile suscipiuntur, quae valde in aperto
sunt; dieser umschreibt: ea quoque quae illustri in loco et ante oculos
posita sunt, violant et surripiunt. Allein, wenn dies die richtige Auf
fassung ist, so gehören die Worte nicht an diese Stelle, sondern da
hin, wo die Dinge aufgezählt werden, an welchen sich die Menschen
am ehesten und leichtesten vergreifen: 1373 a 28 y.ai dt jzdvreg v5
tcoXXo'l äoiy.eXv el&Saaiv sc. ääixoOat. Aber wollte man eine Trans-
locirung jenes Passus vornehmen, so würde, abgesehen von ande
ren Schwierigkeiten, das rs in oi r’ ivavrioi ohne Entsprechung
bleiben. Um diesem gerecht zu werden, liegt es dagegen nahe, mit
Änderung der Interpunction das Pradicat XaSynxoi eiaiv auch auf
rä Xiav iv ipxvepS) auszudehnen (XaSynxoi eiaiv oire ivavrioi y.ai rä
Xiav iv tpavspü). Allein während die Zusammenstellung der sich ver
gehenden Subjecte und der Objecte, an denen sie sich vergehen, an
sich nicht befriedigt, liegt auch, wie bemerkt, die Rücksicht auf die
Objecte der Vergehen diesem Zusammenhang überhaupt fern. Diese
Erwägungen leiten auf den Gedanken, dass mit Einsetzung des Arti
kels oi nach xai die ganze Periode in folgende Fassung und Verbin
dung zu bringen sei: Xa3"rjrixoi d’ eiaiv oi r’ ivavrioi roXg iy-yJA-np-aaiv
(olov daSevrig Kepi aixiag y.ai 6 nevyjg y.ai aiaypog nepi [xoiyeiag), xai
(oi) rä Xiav ,iv ipavepS) xai iv öipSaXp-oXg (äpi/Xaxra yäp 3tä ro
p:t)3iva äv oisaSai), xai rä rrjXixaOra xai rä roiavra [sc. äoixovvreg^
ola gr/cT äv elg. Dabei ist freilich nicht zu übersehen, dass dieser
Passus auch so aus der Reihe der übrigen rönoi heraustritt, indem
sowohl der nächst vorhergehende, als auch der unmittelbar folgende
sammt allen übrigen sich an das Pradicat äfhxeiv ouvaroi eiaiv an-
8*
116 Valilen
schliessen. Weitere Schlüsse aus dieser Tliatsaclie zu ziehen, ist
gewagt.
Die Untersuchung über die Unrecht tliuenden Menschen schliesst
Aristoteles ab und leitet zu den Objecten des Unrechtthuns über mit
den Worten 1372 b 24 avzoi p.iv otüv oöziog iyovzsg sKiyjipovGiv,
dvizava di zcOg zoiovzoug '/.cd zcc zoiaOza. Es ist nicht grundlos,
wenn Spengel, wie auch Muret gewollt zu haben scheint, hinter
imysipoOcnv den Infinitiv ddc/.siv einsetzen möchte, der vor äh/cOet
leicht übersehen ward. Dennoch ist es fraglich, ob nicht Aristoteles
habe jenen Infinitiv aus dein finitum ädizoOm ergänzt wissen wollen.
Mit wenig mehr Zuversicht möchte in den folgenden Worten 1372
b 36 -/.cd zovg diaßsßlrjpJvovg v) siSiaßoXovg • oi zoiovzoc ydp out«
npccapcv/zcu (intciivat.) (poßcbpsvci roiig zpizdg, oözs düvavrai
tuOelv der Zusatz ine^iivca zu empfehlen sein. Dass zu npccupoOvzca
nur dieses Verbum, nicht etwa neiSsiv hinzuzudenken, haben die
Übersetzer und Erklärer gesehen; aber hält man es für möglich, dass
dieser Begriff aus ndSuv entlehnt oder das Verbum selbst, das weder
in dem zunächst vorhergehenden noch in dem folgenden Topos
erwähnt ist, aus weiterer Entfernung ergänzt werde?
II 8 S. 1386 a 4.
Nachdem das Mitleid seihst und die Qualität derer, welche Mit
leid empfinden, definirt sind, wird die Frage nach dem Object des
Mitleids, den mitleiderweckenden Dingen wie den mitleidswerthen
Menschen, in Betracht gezogen: Sau ts yap rcöv Xvii^pOiv xoä öduvrj-
pdüv (pSapzizcz, xuvzcc eKesivcc, /.cd docc d.voupertx<x, /.cd ögmv rj zvyr t
odzioc za/div p.iye3og iyci/zatv. eazi d’ oovvrjpd. pdv /.cd (pSccpzi/cc
3avaro( /cd od/lca au>p.d.zwv /cd za/bjaeig /cd yppeeg /cd voaoc /cd
zpoyng svosia, eSv d’ p ziiyyn aizicc zeezüv, äyilia., 6\iyoyCkia zzl.
Milleiderweckeude Dinge sind zweifach: erstlich die dduvopä /cd
ySocpzixd.: für letzteres ist an erster Stelle das gleichbedeutende
dveupezi/ä gebraucht, ersteres durch Saa. rcöv Awrr/ptüv /cd cowr/ptZv
umschrieben. Denn ySrocpziza gehört nicht hierher, das als Glosse zu
dvoupizizä. beigeschrieben, an falsche Stelle gerathen ist. Der Ver
bindung der beiden verwandten aber nicht gleichen Begriffe Iviz-p
und (pSopoi begegnet man in der Rhetorik und Poetik nicht,selten:
1382 « 22 (24; 30); 1385 b 14; 1449 a 33; 1432 b 12 und
sonst.
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
117
Die zweite Gruppe bilden die vom Zufall oder Geschick bewirkten
Übel; unter ihnen wird ausser anderen der Fall erwähnt, wenn
Jemand daher etwas Übles zustösst, woher er billiger Weise etwas
Gutes erwarten durfte. Dass dies der Sinn der Worte zd SSsv npigrixev
dyaädv tl npäti<x'. : xaxöv zi av\j.ßf,vui sei, ist Niemand entgangen, nur
ist schwer zu begreifen, wie dazu npütgui passen soll, statt dessen
man ein dem avy-ßr/vat der Bedeutung nach entsprechendes Jntransi-
tivum erwartet. Mit leisester Änderung ist vr.upßw. zu restituiren, das
ganz in derselben Weise wenige Zeilen nachher gebraucht ist: 1386
a 26 iv Tzäat yäp zovztug puxAAov puivszut xai aözip uv ünupßut und
1386 b 32 äv&y/.Y) yu.p iXnitsLV vnupigui äv, ünep zip 6[xviu>, y.ui uvzöp.
Die Menschen aber, denen man Mitleid erweist, werden iin
Folgenden cluirakterisirt. 1386 a 18 iAsoöot Sk zovg ze yvoipip.wg,
iuv [j.yi otpddpa iyyvg tbziv oixsiczr/Zt • kepi Si zovzovg &gmp mpi
abzoiig pJXXovzug kyovaiv. oiö y.ui " Av.uaig ini p.iv zGp vUX dyoplvcp
ini zd dnoSruvs.lv oöx kSuxpvaev, cbg puoiv, int Sk zip piXtp npog-
ouzoOvzi • zoOzo p.kv yup kXeiivöv , txsXvo di Ssivov. zd yup osivdv kzspov
toö kXeeivov xai ixxpwazcxdv zov kXkov y.ui ncjXXuv.'.g zip ivuvzttp xp'ö-
aipav. tzi iXsovaiv iyyvg uvzolg zw dstvw övrog. y.ui zovg op.oiovg
kXsovai y.uzu rjXixiug, xuzu yj.5r, xrA. Die Menschen bemitleiden erstlich
die ihnen Bekannten, wofern sie ihnen nicht zu nahe stehen, sodann
die ihnen nach Alter, Charakter, Herkunft u. s. w. Vergleichbaren.
Zwischen beide Gruppen tritt eine dritte selbständige, mit jenen
parallele Kategorie: izi iXeoOmv iyyvg xzX. Niemand nimmt daran
Anstoss, dass nach vorhergegangenem ze ein zweites Glied nicht mit
xui sondern mit ezi angefügt wird, wofern nur ein unter denselben
Gesichtspunct fallendes Andere und Neue hinzukommt. Allein fasst
man die Worte mit Vettori in dem Sinne 'man bemitleidet die
Menschen, wenn ihnen das Schreckliche nahe ist,’ so trifft, von
Anderem abgesehen, diese Bemerkung die Definition des Mitleids nur
zur Hälfte und ist in diesem die Objecte des Mitleids specialisirenden
Zusammenhang überflüssig und störend. Versteht man aber die Worte
so, wie sie meistens gedeutet werden, dass 'die Menschen Mitleid
empfinden, wenn ihnen (selbst) das Schreckliche nahe ist’, so wird
das Object des Mitleids vermisst, auf das allein es hier ankommt;
denn nicht wann die Menschen Mitleid empfinden, sondern wen sie
bemitleiden, ist Gegenstand dieser Erörterung. Dazu kommt, dass so
gefasst jener Satz mit den anderwärts von Aristoteles aufgestellten
118
V ii h I e n
Behauptungen in Widerspruch geräth. Das den Nächsten treffende
Unheil erweckt unser Mitleid,’ wenn wir glauben, dass dasselbe oder
ein ähnliches auch uns treffen könne. Schwebt dieses aber zugleich
bedrohlich über unseren Haupt, so weicht das Mitleid der die Seele
nun allein beherrschenden Furcht. Vgl. insbesondere 1385 b 33
p.Tir’ av rpoßoOij.zvor. aipodpa. (öAsoöffj) • ov ydp ilsovaiv oi ixKEnlriypEvoi
oid rb elvco. izpog rtö oixdü) nüSsi und 1386 a 28 oacc icp’ avreov
tpoßovvTcu, raörce in' ccAAmv yiyvop.sva ilsovatv und ähnlich 1382
b 26. Keinen andern Sinn haben auch die Worte 1390 a 21 vom
Alter nävra ydp oio'jtcu iyyvg eivecc avzoTg naStiv, tovto d' ilsri-
Ttxov. Das Alter ist darum so sehr zum Mitleid disponirt, weil es von
Allem, was Anderen Unglückliches widerfährt, gleich geneigt ist an
zunehmen, dass es auch selbst davon betroffen werden könne. Und
in unserer Stelle selbst sagt es Aristoteles deutlich genug, dass das
uns treffende oder bedrohende Schreckliche (oeivöv) das Mitleid aus
der Seele entfernt: rö ydp os/.vdv srepov tov eXeeivov xa'c ixxpevOTixdv
rov i\iov. Wie stimmt aber damit die Behauptung, dass die Menschen
dann Mitleid empfinden, wenn ihnen das Schreckliche nahe ist?
Keinem aufmerksamen Leser entgeht der innige Zusammenhang, in
welchem dieser Gedanke mit den vorhin angeführten Worten steht.
Nimmt man den Mangel des Objectes in jenem Satze hinzu und
erwägt den engen Zusammenschluss der beiden Gruppen Ueovoi zovg
te yvoipip.ovg — xal taug op.oiovg iXeovoc, so ist unleugbar, dass der
Satz Sri ilsaOai xrl. nicht eine neue, mit jene parallele Bestimmung
enthält, sondern sich an die Zwischenbemerkung und das Beispiel
vom Amasis anschliesst, und die Begründung der letzten Worte ent
hielt: rö ydp ostvöv erepov tov eAee'.voC/ xtxi ixxpovoTixov tov iliov xal
ndXkdxig rw Evavrt'w/prjcup.ov. {ob ydp) eti iXsovmv iyyvg avzoXg
tov oeivoO Svtog. Das Schreckliche ist verschieden vom Mitleider
weckenden und vermag das Mitleid zu ersticken und ist daher oftmals
dem Gegner von Nutzen. Denn die Menschen hegen dann kein Mit
leid mehr, wenn ihnen das Schreckliche nahe ist. Die Anknüpfung
mit ov ydp eti ist eine hei Aristoteles häufig wiederkehrende. Die Er
gänzung der beiden Wörtchen oö ydp ist nicht leicht. Dennoch möchte
sie in so fest geschlossenem Zusammenhänge für sicher gelten dürfen.
II 9 S. 1387 a 30.
In dem Abschnitte über den echt hellenischen Begriff des vsp.s-
aäv, für das unsere Sprache kein zutreffendes Wort besitzt, liest
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
119
man 1387 a 30 die Worte: xai i;nei i'xaazov ztiv dyaStiv ov zov
tv/ovzog ä|tov, ätXkä. tig eoziv dvaloyia xai z6 dpp.özzov , ofov Ö7tXwv
xdllog ov zti oixaun dpixizzsi dlId rtl> ävdpsiw, xai -yä/zoi öiaipipovzeg
ov zoig vsoxtzi nlovzovaiv dlld zolg E’Jy£vi<jiv.,idv ovv äyaSog wv p:o
zw dpp.6zzovzo g zvyyjdv-p^ vsp.ESrjzöv. Die Construction ist ein wenig
anakoluth, insofern Aristoteles mit idv oiiv gleichsam von Neuem an
hebt, obwohl der Satz als ein einziger zu betrachten ist, wesshalb
vor idv nicht Punctum, sondern Komma oder Kolon zu setzen. Ein
ganz entsprechendes Beispiel einer mit ovv wieder aufgenommenen
und fortgeleiteten Construction bietet Topik 111 a 33 insi o’ dvay-
y.oüov, cnv rö ysvog xazr t yop£lzai, xai ztiv Elativ zi xazr/yopsiaSxi, xai
ooa eysi tö yivog, xai ztiv siotiv zi dvayxalov sysiv, olov . . , idv ovv
zi TiSy Is-yop-Evov d.7zö zov yivovg öttwjouv, ofov ryjv 'pvyr l v xivzTaSai,
axoizslv ei xazd zi ztiv sifttiv ztiv zf,c xivhoso>g ivSeyszai zr/v ipvyriv
xivsiaSat. Im Übrigen aber ist der Gedanke klar und bestimmt, und
Niemanden würde es beikorrimen, in die Integrität der Worte einen
Zweifel zu setzen, wenn nicht die zuverlässigste Quelle der echten
Überlieferung, der Pariser Codex, durch unzweideutige Spuren zeigte,
dass die ursprüngliche Form in mehr als einem Puncte modificirt
n orden. Statt orzlutv — oiaipipovzsg — nlovzovaiv bietet jene Hand
schrift Snla cbv —- dpp.ozzovzsg — nlovoioig. Die erste und letzte
dieser Lesarten hat Spengel in den Text genommen, die letzte mit
vollem Recht, oh auch die erste, ist wenigstens nicht gleich gewiss.
Denn statt dnla wv xdllog würde doch wohl eher orzla xald
geschrieben sein und in Folge der so leichten Verwechselung von
a und a ergab sich aus oriAQN unschwer oiiaaqn. Bedeutsamer
als diese beiden Abweichungen ist die dritte, von welcher Spengel
keinen Gebrauch gemacht hat. Dass in Folge einfacher Schreiber
irrung ein ursprüngliches diaipspovzEg in dem Cod. A in dpp.6zzovz£g
verwandelt worden sei, ist um so weniger glaublich, als sich in einer
Reihe von Beispielen ähnliche Wörterverwechselungen finden, deren
nähere Betrachtung allemal zu Gunsten des Pariser Cod. entscheidet,
und häufig auch den Grund erkennen lässt, der die in jenem gewahrte
Lesart zu verlassen rieth. Man vergleiche folgende Beispiele: 1393
b 13 iizjzog xazEiyt Isipitiva p.övog, HSövzog o’ ildipov xai clixipSei-
povzog rr]v vop.rjv ßovlip.svog zipMp-qaaaSac zöv i'lapov rjptiza zov
avSpomov ei ovvaiz' av p.sz’ avzov xoldaai (zip.o)p-/]aaa3ai A 1 ') rov
sAsctpov. 1380 6 16 idv döixEiv oiwvzai xvzoi xai dixaiwg ndaysiv . .
120
V a li 1 e n
ot! yäp su napd z6 upogfjxov oIovtou (vop.i£ovoiv A‘) ndoysiv. 1377
a 27 oTi oddsv deX aözöv äXXwv xpizGjv (oixxgzGjv A c ) ■ cojzGG
■yap diduGi xptvsiv (xptoiv A c ). 1391 a 26 xai asp.vözspoi y ßapv-
tspoi • noisl -yäp ifj.ipxvsazipovg (ysp/ozipovg A‘) x6 äl'iwp.a, diö
p.szpid^ovGtv. 1394 a 16 jj.dpzvg ydp niGzög (xpyazog A c ) zai stg
Xpvaip.0s, wo Spengel wohl mit Unrecht xpr,acp.og, für das er drröxpri
wünscht, verdächtigt. 1378 6 23 sazi ydp vßpig zö ßXd7txeiv xai
XvnsXv (npäzzsiv xxi i\iysiv A c ) i<p’ oig cr.izyyvq iazi zG> TrdGyovzi.
Bei einigen dieser Beispiele hat das sichtliche Streben nach Varia
tion des Ausdruckes, hei dem letzten die Rücksicht auf sachlich
schärfere Bezeichnung die ursprüngliche Lesart verdrängt. Auf
dieser Grundlage analoger Fälle werden wir auch an der Stelle, von
welcher wir ausgingen, dpp.özzovzsg des A c gegen diafipovzsg der
übrigen Handschriften nicht ohne Weiteres aulgeben, trotzdem
letzteres angemessen, jenes an sich nicht genügend ist. Denn damit
wird der in dpp.6zzst liegende Begriff, auf welchem der Nachdruck
des Satzes ruht, wieder aufgenommen, und gibt auch weder diese
Wiederholung des Prädicates noch das Particip (selbst ohne elaC)
neben dem verbum finitum den geringsten Anstoss, so darf doch bei
ydp.oi ein Ephithelon, wie es diafipovzsg darstellen sollte, nicht
fehlen. So gewinnen wir auf dem Zeugniss des A c beharrend folgende
Herstellung der Worte.: oiov ökXwv xaXXog oi! reo dixodip äpp-özzsi
dXXd tö) dvdpe'itp , xcsi ydp.oi { Xxp.Kpoi) dpp.özzovzeg ov zoig veoiozi
nXovaioig d.XXd zeig evyeviaiv. Euangelus sagt in der 'Avocxa.Xv7rzoit.ivri
(Meineke Com. Graec. IV 372 v. 3) Xxp.Kpovg yevio3-ou ßovXöp.sG^x
zovg 7ap.ovg vom Hochzeitsschmaus. Dass Xxp.npoi hinter 7äp.oi aus
fiel ist begreiflich, und nicht minder, dass nachdem es vermisst ward
das nun nicht mehr passende dpp.6zzovzsg durch ditxipipovzeg ersetzt
w ard. Die allen Handschriften mit Ausnahme der Pariser gemeinsame
Interpolation knüpft auch sonst hei Gebrechen jener an, die in
anderer Weise zu heilen waren. So liest man 1393 b 7 opiojov 7dp
uigixsp av £i zig zoög dSXrizdg xXyipoirj p.r) ot av dvvMvzai dyiüvit^sGSou
dXX' di av XdyoiGiVi r) zGiv jrXwzripoiv öv rtva dei xvßspv&v xXrjptxJGeiev,
cog diov zöv Xxyovza. aXXd pirj röv iniGzdp.evov nach der gewöhnlichen
Überlieferung ohne Anstoss, während die Pariser Handschrift gegen
den nothwendigen Gedanken dg ot! diov zöv Xayövzcc dXXd zöv ini-
ozäixsvov gibt. Allein kein Zweifel, dass die Participia ihre Stelle ver
tauscht und Aristoteles geschrieben hatte dg ot! diov zöv imazdixsvov
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
121
äXXa röv Aay&vra. Diese Verbesserung, die auch Spengel in der
Praefatio erwähnt, hätte wohl eine Stelle in seinem Texte ver
dient.
II 18 S. 1391 b S.
An die letzten Worte des 17. Capitels 1391 b 5 nspi [xiv ouv
rüiv xcc.9-’ v^Xtxiav xai röyr/V 17^'jSv sipYjrai • rd ydo ivavria tgüv sipr r
pjvoiv ix rtöv ivxvriov pavspd iauv, otov nivn'cog xcd dr'ryoüg ySog
xai advvärou schliessen sich die jetzt 1391 b 21 folgenden rrspi di
uZv xxrd rag noKirsiag rjS'div iv zeig oup.ßoAeuuxoig sipnrai npörspov,
cSjrs diu)pi(jp.svov äv sin ?nüs rs xcd oid. rivtov rovg kiyo-jg r/Sixoiig
nair/zeov ebenso eng als nothwendig an, und bilden zusammen den
naturgemässen und völlig befriedigenden Abschluss der in Cap. 12
bis 17 enthaltenen Erörterung über die Charaktere (vj.$vj). Der nach
der Überlieferung zwischen jene zusammengehörigen Sätze einge
keilte längere Vordersatz, dem kein Nachsatz folgt, ist als eine
erweiterte Paraphrase der klaren und bündigen Worte II 1 S. 1377
b 21 zu betrachten. Von diesem Verhältnis beider Perioden, wie
auch, dass letzteres die ursprüngliche Formation, jenes die spätere
Erweiterung ist, überzeugt leicht die Nebeneinanderstellung beider:
II 1
insi 5’ svsxa xpiasüg ia-
nv n pnropixr, (xcd yap
rag au/xßo'dag xpivovai
xxl n dixrj xpiaig iariv),
xväyxr, jxrj ’±6vov xA.
II 18
irrst 0 75 rd>v mSavüv ’köyutv yp-ijaig npög
xplaiv iariv (nspi wv ydp ■ lap.ev xai xsxpixa-
[j.sv, Ctvoiv su osX X0701j), san di, äv rs npög
sva ng rü> Ao-yw ypupsvog nporpsnr, n äno-
rpsii-ri, olov 0i vcvSsroOvrsg 7roioüaiv rj nsi-
Jdovrsg (oudiv ydo rirrov xpiz'ng 6 sig • ov yocp
dst nsiaa 1, ovrög iauv chg änlüg sinslv xpi-
rvjg), idv rs npög dp.fiaßrtr’oOvra idv rs npög
{jTCöSscnv Hyr, ng, öpotw? • tw ydp Xoytp
ävixyxYi yp-naS-at xcd ävaipsXv rdvavrix, npög
ä wgnsp dp-fiaß-groOvra röv Xcyov noislrai.
djgaOrrj>g ds xcd iv rolg siuHsixnxolg • tignsp
yccp npög xpizr/V röv Seuipöv 6 Xoyog avvs-
arnxsv. ölag oi p.6vog iariv änlüg xpirrtg iv
zeig nAiuxoXg dycbtnv 6 rd t^nro(j\xsvu xplvwv.
rx rs yap dp.if>iaß-nrovp.sva t-nrsXrai nüg
syst) xai nspi cov ßoAsvovrai.
122
V a h I e u
Ähnliche parallel gehende Ausführungen finden sich auch in
anderen Aristotelischen Schriften, wie die neulich von Rassow Enien-
dationes Aristoteleae. Weimar S.9 in der Nikomachischen Ethik
VII 4. S. 1146 b 8 nachgewiesene und andere in derselben Schrift.
Dass aber die ursprüngliche Fassung und ihre Erweiterung an so
ganz verschiedenen Stellen der Rhetorik stehen, dieser Umstand
hängt zusammen mit weiteren Verirrungen in diesem Capitel, deren
Entwirrung Spengel zu dem Resultate führten, dass die beiden
grossen Abschnitte, in welche sich das zweite Ruch sondert, ursprüng
lich in umgekehrter Reihenfolge geschrieben gewesen. Dieses für
die Beurtheiiung der Rhetorik überaus bedeutsame Ergebniss zu
erhärten und gegen die neulichen Ausstellungen von Brandis zu
sichern, ist Zweck dieser Besprechung.
Betrachten wir nach Ausscheidung jener störenden Paraphrase
die an den hezeichneten Abschluss der Untersuchung über die
sich unmittelbar anschliessenden Worte 1391 b 23 iixsi dl Ks.pl
Sy.aGTOV p.sv yivog rcüv Adywv Exepov r,v rö tIAoj, nspi ärravrojv
d’a'Jrcöv si'Ar,p.p.ivou oöigxi xai KpoxaGEtg eigiv cov rag niGTEig tpspo'JOi
xai ovpßovlsOovTsg v.xi imdsixvOp.svoi xai xp.<ptGßr]ToOvTEg, srt d'
thv jiSucug tovg Aöyoug svüiysTai kccs'iv, y.ai Kspi toutoiv öiüpiG-ca,
Aoiköv rjp.lv dis'KSsiv nspi tüjv v.o'.vüv, so wird der Übergang zu den
allen Gattungen der Beredtsamkeit gemeinsamen Beweismitteln (v.oivai
KLGTsig) in einer Weise angebahnt, welche mit der von Aristoteles
selbst im Eingänge der Rhetorik vorgezeichneten Anordnung in ent
schiedenen Widerspruch tritt. Eine doppelte Art von Beweismitteln
hatte Aristoteles I 2 S. 1353 b 35 aufgestellt: nloxsig svxv/yoi und
ärä^voc. Letztere werden bei derjenigen Gattung der Rede, in
welcher sie besonders Anwendung finden, dem omxviy.öv •ysvog
erörtert. Die niaTsig ivTsyvoi dagegen, welche den eigentlichen und
wesentlichen Inhalt der Rhetorik ausmachen, spalten sich in drei
Arten : kIgtewv xpla slor/ egtlv • «t p.iv yap eigiv iv töi yiSei tov Aiyovro?,
ai dl Iv rtö tov äxpoavijv oiaSslvxl 7rojg, cd ol Iv avtGi t0> Aoyw diä
roO öuy.vOvai r? tpaivscrSai ösrv.vOvxi. Die beiden ersten Arten der
Bewährung, die in dem Charakter des Redenden und die in der
Stimmung des Zuhörers liegende, werden im Eingang des zweiten
Buches (1377 b 25 ff.) in ähnlicher Weise zusammengestellt, und
während für die erstere auf die bei dem imSetxTixdv ylvo? gegebenen
Erörterungen über dpsTir; und y.ay.ia verwiesen wird (wo gleichfalls
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
123
eine Hinweisung auf diese zweite Art der Bewährung nicht fehlt
(I 9 S. 1366 a 26), wird die zweite dagegen hier in den Unter
suchungen über die näSy und riä'O genauer verfolgt (II 1 — 17).
Die wichtigste unter jenen Arten der Bewährung ist aber die oiä
rov ov.y.vjvai r; paivsaSou dstxvOvai (der eigentliche Beweis), zu wel
cher sich denn auch Aristoteles, nach vorläufiger Bezeichnung aller
drei, speeiel 1 und mit deutlicher Hervorhebung dieses neuen Aus-
gangspunctes wendet. 1336 a 3o rrspt p.sv ouv rfig Svv<xp.etag adrcöv,
y.cä Küig lyyj'V. npog d)j,r.lag, sipr,rcn ayjrjov iv.o.vösg. r&v ös oid
toö ostxvvvcu vj (paivsaB-co. dsixvOvcu (7rop!?o/A£Vcov jncrrswv), xaSaKsp
y.al iv roXg dtalsxrryoXg rd p.iv Inaywyii sari rö os a-Moytap-ög . .
xtxi ivraOSa öp.otu>g. Enthyrnem und Beispiel sind die Beweismittel
der Rhetorik, und an diese Aufstellung knüpft sich eine Erörterung
über das Verhältniss beider zu einander und zu dem (logischen)
Schluss und der Inductiou, über Materie und Formen jener (vgl.
oben S. 100), und endlich die Darlegung des Hauptuntersehiedes der
Enthymeme, der darin bestellt, dass sie entweder auf der einer
besonderen Wissenschaft ungehörigen (Jocac npordasig = stöij) oder
auf allgemeineren Sätzen (xotvcd = rinot oder aroiysXci) beruhen.
Erstere sind für jede Gattung der Beredtsamkeit besondere, letztere
allen Gattungen gemeinsame. Jene sollen zuerst erörtert werden,
aber voraus sind die Gattungen der Beredtsamkeit, nach welchen sich
jene richten, festzustellen und ihre verschiedenen Zielpuncte (ay.orrol):
1358 u 30 dicapsTSOv rcöv ivSup.^p.dnjW rd rs elvr) xcd roöc roKovg ili
wv ^rjnreov. d’etovj p.sv rdg xa3’ixaarov ysvog toi/xg npordasig,
rono’jg os rovg xoivoüg 6p.oiojg ndvr&jy. nporspov oöv sinoip.sv KSpi tojv
EiOtöv' np&rov ds Xdßo)p.sv rd ysvr, rr,g p-oropix'dg, oniog disXöpfvot
nöaix sari, KSpi tqötcov ^wpi? Xap.ßdviop.sv rd aroiysXa. y.cd rdg npo
rdasig. Nach Bezeichnung der drei genera, des aup.ßövfovrixöv,
intdstxnxöv, öixavixov und ihrer axonoi, des avp.ipspov, xalöv, oixaiov
wird noch einmal auf die allen drei Gattungen gemeinsamen Sätze
über das duvaröv, ysyovög u. s. w. hingewiesen und sofort die Special
untersuchung über jede der drei Gattungen und die jeder dienlichen
npordasig eingegangen, womit der Hauptinhalt des ersten Buches
gegeben ist. Und entsprechend den deutlichen Hinweisungen auf die
Anordnung müsste sich füglich an die Erörterung der loix anschliessen
die der x.oivd, statt dessen aber folgt nach Abschluss jener sofort die
zweite Art der Bewährung aus dem Charakter des Redenden und der
124
V a h 1 e ii
Stimmung des Zuhörers. Diese Abweichung von der aufgestellten
Disposition sucht Brandis damit zu rechtfertigen, dass auch r die Lehre
von den Affecten und Charakteren zu den yu3’ exaazov ysvog 'idiai
npozaaeig' zu rechnen sei und daher mit Recht ihre Stelle vor den
y.oivd gefunden hätte. Aber dabei ist übersehen worden, dass da, wo
jener Unterschied zwischen besonderen und allgemeinen Sätzen
begründet wird, es sich mit Ausschluss der beiden anderen Bewäh
rungen lediglich um diejenige handelt, welche diu zoü deiyvvvui vj
ipaiveaSai deixvvvai, d. h. durch Enthymem und Paradeigma bewirkt
wird. Dass aber die Lehre von den Affecten 'doch auch der Physik
angehört, deren Prämissen, gleich denen der Ethik, als den idioig
oder eideai angehörig angeführt werden’, steht nicht entgegen. Denn
nach dem ganzen Zusammenhang des Abschnittes I 2 S. 1358 a
1 — 34 wird der Unterschied zwischen Idia und y.oivd, der für die
Logik nicht minder als für die Rhetorik gilt, auf letztere in der Art
angewendet, dass Sätze (und darauf gegründete Motive), welche
in allen Gattungen der Beredtsamkeit Anwendung finden, gesondert
werden von solchen, die nur in der einen oder andern zum Beweise
dienlich sind. Besondere Sätze sind es, welche z. B. in dem yivog
ovp.ßci‘Aevriz6v für das <7up.tpepov und besondere, die in dem diy.aviy.iv
für das duaiov beweiskräftig sind: andere dagegen (und dies sind
die eigentlich rhetorischen) finden gleichmässig in der einen wie in
der andern Gattung Anwendung. Ist dies die richtige Meinung des
Aristoteles, so ist klar, dass die yiSv und nuS-n von dieser Unter
scheidung schlechthin ausgeschlossen sind.
Zugleich ergibt sich aus jener Auffassung das richtige Verhält-
niss der Worte npizepov ovv einojij.sv nepi züv siocSv, npüzov de
'Adßoojxev zä. yevrt zfig pr,zopty.r,g. Die eidri sollen npizepov, d. h. vor
den zinoi behandelt werden; da aber jene sich nach den Gattungen
der Beredtsamkeit scheiden, so sind zuerst (auch noch vor den eidri)
diese aufzustellen. Es ist also nicht wohl einzusehen, wie 'das nptZzov
(nach dem npizepov) andeuten könne, dass die eidri oder idia sich
nicht auf das über die yevn zfjg pr,zopur/g, d. h. den Inhalt des ersten
Buches beschränken’.
Sollte ferner die Lehre von den Affecten und Charakteren als
ein Theil der eidri oder idia angesehen werden, so dürfte man
erwarten, dass auch ihr die Scheidung nach den yivri der Beredtsam
keit zu Grunde gelegt worden. Dies ist nicht der Fall, und die
Zur Kritik Aristotelischer Schritten.
125
Bemerkung II 1 S. 1377 b 29, dass der Charakter des Redenden für
das avpßovlEuzixöv, die Stimmung des Zuhörers für das (hxavixöv von
grösserer Bedeutung sei, ist hierfür ebenso wenig beweisend, als es
auffällig sein darf, dass auch unter den xoiva selbst gelegentlich auf
die grössere oder geringere Anwendbarkeit für die eine oder andere
Gattung der Rede hingedeutet wird. Wenn aber Aristoteles 1378
a 28 sagt: tignsp ouv x«i i~i zü>v npoEtprpevcjjv diEypa’^apev zag
npozdasig, outoj xai irrt roörwv no'.-rjnuip.Ev, so ist damit doch wohl
nichts anderes gemeint, als dass ohne erschöpfende und streng
wissenschaftliche Erörterung der Affecte und Charaktere blos die für
den rednerischen Gebrauch zweckdienlichen Sätze aufgestellt
werden sollen.
Hiernach also werden wir daran festhalten müssen, dass die
Unterscheidung der Iota und xoiva mit Ausschluss der fiSr; und nd3-o
sich auf die niazig oid zoD ÖEixvvvai yi <paivso3ai osixvOvai bezieht
und anderseits, dass Aristoteles die von ihm selbst aufgestellte
Anordnung, wonach auf die i'oia (d'bj) folgen sollten die xotvä
(tokoi), nicht ohne den Leser zu verständigen aufgeben konnte.
Die Trennung der Beweise (dnoosi^Eig) von den beiden anderen
Arten der Bewährung tritt in voller Schärfe auch in dem Eingang
des zweiten Buches hervor: ix zlvojv piv oiiv vei xai npozpsnsiv xai
anozpinsiv xai inaivsiv xai tpsyscv xai xazr,yopEiv xai dnoXoyeiaSat,
xai noiat oi£ac xai npozdang ^pr^ipoi npög zag roörcov niazstg, zavz’
£<JT!V. nepi ydp zouzvjv xai ix zauzeuv zd iv3up.riij.aza, tljg nspi ixaazov
tineiv idiep zd yivog zdtv Aöywv. Hiermit werden auf befriedigende
Art die ioiai npozdaeig abgeschlossen; und wenn Aristoteles fortfährt
insi evExa xpirjeciig iaziv rj p^roptxvj . . , dvdyy.r, p.rj pövw npdg zov
\dyjv öpdv, onojg dnodsrxzcxdg ivzai xai niazig, a.).\d xai avzov jxcaqv
ziva xai zöv xpizrjv x.azaTx.Eud^Eiv, so möchte man, da die dnioEigig
(die durch den Beweis erfolgende Bewährung) sich nicht blos der
irnai npozaueig sondern auch der xoivai bedient, auch die letzteren als
vorher erledigt ansehen, um so mehr, da in dem ersten Satze die
tot« mit solchem Nachdruck betont sind. Brandis’ Entgegnung, 'dass
durch Beweisführung der Redner allerdings nicht könne als ver-
trauenswerther Mann sich bewähren, noch die Affecte und Charakter
eigenheiten der Zuhörer für seine Sache in Anspruch nehmen, dass
er aber beides stets im Auge behalten müsse, um seinen Beweis
mitteln eindringliche Kraft zu verleihen’, ist in der Sache unzweifel-
126
V a li 1 e n
hilft richtig, nur folgt daraus nicht, dass Aristoteles nicht könne die
erste Art der Bewährung (die Beweisführung) in seiner Behandlung
auf das schärfste von den beiden anderen aus dem Charakter des
Redenden und der Stimmung der Zuhörer gesondert haben, und noch
weniger kann damit das Auffällige beseitigt werden, dass, während
Aristoteles früher der Beweisführung i'dia und xoivd zugewiesen hatte,
hier dieselbe nur auf die ersteren zurückgeführt werde. Irrig aber
ist, wie mir scheint, die Bemerkung, 'dass der Redner nicht eigent
liche npordastg wohl aber doßag seiner Kenntniss von den Affecten
und Charaktereigenheiten entnehme, und daher letztere ersteren
ergänzend hinzugefügt würden’. Denn die in dem ersten Satze des
zweiten Buches genannten dö^ou xcd npordaug beziehen sich, wie
der Satz selber zeigt, beide nicht auf die Erörterungen über /j-St) und
näSri sondern auf die bereits abgeschlossene Darlegung der jeder
Gattung der Beredtsamkeit eigenfhümlichen Sätze.
Die Schwierigkeit also, dass Aristoteles nach Abschluss der
fötai npoT&asa; mit Überspringung der xoivoct sofort zu den beiden
anderen Bewährungen übergeht, ist damit nicht beseitigt und vor
läufig muss es uns gestattet sein, zu vermuthen, dass zwischen dem
den Inhalt des ersten Buches abschliessenden Satze und dem Über
gang zu den rjSn und ndS-rj eine Lücke sei, in welcher ursprünglich
die Behandlung der xoivd ihre Stelle gefunden hatte.
Dieser Annahme tritt aber —-und damit kehren wir zu unserem
Ausgangspuncte zurück — die in dem 18. Cap. ausgesprochene aus
drückliche Beziehung auf die vorausgegangene Erledigung der rjSn
und KdSr) entgegen: inet di nspi Ixo.gtgv jusv yivog zöjv A070JV k'zspov
z/V to z£Xog : jzspi dndvzw d’caircöv d\r,p.v.ivcu do£ai xcd npozdGBig eiaiv
tc (5v rag niGzzig fipovGi xcä Gup.ßovXzOovzsg xai sizcdsixvviJ.evoi xai
dp.fiaßriTovvzsg^ izi d' ojv rjSrxovg zoi/g löyovg ivdiyjzai KOidv xai
7tspi zoüzoiv diüpiGTcUjloiTzöv r,p.Xv dislSsXv K£pi uZv xoivöjv. Dies lässt
sich zwar mit dem Eingang des zweiten Buches ausgleichen, wider
spricht aber wie dieser der von Aristoteles selbst vorgezeicbneten
Anordnung. Nach letzterer müsste der Übergang zu den xoivd viel
mehr durch einen Satz wie dieser angebahnt werden : 'nachdem die
in einer jeden Gattung der Beredtsamkeit nach der Besonderheit des
Zielpunctes einer jeden besonders anzuwendenden Sätze aufgestellt
sind, erübrigt die Besprechung der xoivd'. Dazu kommt, dass es
nicht an Indicien gebricht, dass die eingeflochtene Mitbeziehung auf
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
127
die loyot der thatsächlichen Umkehrung der ursprünglichen
Ordnung zu Liebe von redigirender Hund erfolgt ist. Denn mit den
Worten i£ cTjv r/3ixotig zotig Xbyovg ivdsyszat notstv konnte, was doch
beabsichtigt war, der ganze vorangegangene Inhalt des zweiten Buches
nicht bezeichnet werden. Unter die r,3txoi Xöyot konnten unmöglich,
wie Brandis will, die auch und vorzüglich behandelten na3r,ztxot sub-
sumirt werden: aber auch der anderen Annahme desselben (der auch
Spengel nicht abgeneigt scheint), hinter r/3txotig sei xai nixBriTUoiig
ausgefallen, kann ich um so weniger beitreten, je sicherer mir diese
Worte den kurz vorhergegangenen nachgebildet scheinen. Die
Nebeneinanderstellung überzeugt auch hier am leichtesten von dem
richtigen Verhältniss:
coars dtoiptap.svov av ec/j ncjög zs szt sig wv ö3ixoiig zotig Xbyovg
y.ai dtd ti'vwv zotig Xbyovg ri3iy.otig ivdsyjzat notstv , xai nspi zovzojv
TZO’.YIZEGV. OUüpiazOU.
Der Redactor , dem bei dem Übergange zu den xoiva eine Mitbe
ziehung auf die thatsächlich vorausgehenden Abschnitte des zweiten
Buches räthlieh erschien, hielt sich an die zunächst stehenden Worte,
ohne zu erwägen, dass mit diesen nur der zweite von den r/3ri insbe
sondere, nicht von den nd3'o handelnde Abschnitt des zweiten Buches
abgeschlossen werde.
Lautete also mit Ausschluss jener Redactionszuthat der den
Übergang zu den xoiva vermittelnde Satz ursprünglich: ejze'i os nspi
sxaazov p.iv ysvog rüv Xbywv szspov r,v rö zsXog, nspi änavzojv d' avzöiv
siXr,p.psvai obigen xai npozaastg staiv ic ojv zag niazstg tpspovat xai
avpßovXstiovzsg y.ai inwsiy.vtiiJ.syot y.ai dpftaß-ozotivzsg, Xotnbv r,p.tv
dtzX3siv nspi zGjv xoivojv , so leuchtet deren nahe Beziehung zu dem
Eingangssatze des zweiten Buches ein, und sie gewähren die dort
vermisste Überleitung von den io tat npozaastg, nicht zu ri^rj und
na3-o, sondern zu den xoivu. (II I. I 377 /> 1 6) ex zivoiv p.iv otiv dsX y.ai
npozpsnstv xai dnozpsnstv xai inaevsiv xai tpiystv xai xazoyopsXv xai
anoXoysXa3at, x.ai noXat dbigat xai npozaastg ypr,atp.ot npbg zag zovzojv
niazstg, zaüz'saziv. nspi yäp zovzojv xai sxzotizojv zd iv3vp.-op.aza, thg
nspi sxaazov stnsTv ioia zd ysvog zSjv Xoyojv. (II 18. 1391 f/24) inst dz
nspi sxaazov p.iv yivog ztöv Xoyoov szspov r,v zb zsXog. nspi änavzojv d
atizdjv siX'opp-ivat dbcat xai npozaastg staiv ic (Lv zag niazstg tpspovat
x.ai avpßovXstiovzsg xai intdstx.vtip.svot xai d.p.tptaßr,zovvzsg, Xotnbv rjptv
dtsX3siv nspi zütv xoivSjv. Der Gedankenanschluss ist genau und der
128
V a h I e 11
Aristotelischen Anordnung entsprechend, auch die in beiden Perioden
wiederkehrende (nur hier vorkommende) Verbindung von döcxt und
npordoeig ist bezeichnend. Dennoch möchte bei unmittelbarer Aufein
anderfolge jener beiden Stellen die doppelte in vollkommen paralleler
Weise gegebene Hinweisung, dass die in jedem yivog der Beredtsam-
keit besonders anzuwendenden npordasig erledigt seien, nicht ohne
Bedenken sein. Denn dann genügte es an den ersten Satz des zweiten
Buches 'dies sind also die Sätze, die in jeder Gattung der Bede beson
ders anzuwenden sind’ unmittelbar die Worte \on\tdv di dielSeTv nspi
twv xoivcöv anzuschliessen, oder mit Beseitigung jenes abschliessen
den Satzes nur dem anderen aus dem 18. Cap. herübergenommenen
eine Stelle einzuräumen. Aber dieses Bedenken erledigt sich, sobald
man den ersten Satz des zweiten Buches ix. rivwv . . rö yivog njjv
Aö-ycov, wie er’s der Sache nach ist, auch äusserlich als den Abschluss
des ersten betrachtet, das zweite Buch dagegen mit den jenen Ge
danken wieder aufnehmenden Worten in ei di nepi exxorov p.lv yivog
xrA. beginnen lässt.
An diesen Übergang zu den xoivd (Aoizröv v5p.iv ote^Ssiv nepi rcöv
xoi.v'Sjv) scliliesst sich weiter die (auch I 3 S. 1339 all gegebene)
Bezeichnung der einzelnen xoivd, wie des duvatov und dduvarov, des
ladp.evov, ysyovog und des [j.iyeSog an, und endlich der xxr' Ügoyriv
so genannten xoivai niazsig, des Enlbymems und Beispiels. 1392 a 1
Toörtnv di (nämlich die vorhergenannten xotva) diopiaSivzuv nepi re
iv$vp.ri[).äTP)v xoivri mipa-S'wp.ev stnslv, sin i'ypixsv, xca nspi nxpx-
dsiypdrtov, okw? rä Aoitvol npogSivreg dnodüp.sv r-pv dpyrjg npö-
äeaiv. Damit ist der Inhalt der folgenden Erörterungen zweckmässig
vorgezeichnet. Aber was ist mit rä Aoind gemeint? Nicht kann an
die den Inhalt des dritten Buches ausmachenden Erörterungen über
As£i? und rd£ig gedacht werden, welche Aristoteles in seinen Plan
einer wissenschaftlichen Rhetorik gar nicht mit aufgenommen hatte.
Spengel versteht unter Tä Acuzrä die Untersuchungen über die Affecte
und Charaktereigenheiten und siebt daher in dieser Hinweisung ein
neues sicheres Argument dafür, dass die und ndSy ursprüng
lich nach den xoivd behandelt gewesen seien. Allein welchen Sinn
und Zweck hat die Bemerkung okwj . . dKod&p.sv rrju dp'/fig izpd-
Seoiv, wenn zur Erfüllung des Anfangs ausgesprochenen Vorhabens
ausser den hier genannten Enthymemen und Beispielen noch anderes
d. h. noch ein ganzer umfangreicher Theil des Werkes hinzukommen
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
129
muss. Die Meinung des Aristoteles kann doch wohl nur die sein:
'nach Erledigung der übrigen xoiva wollen wir Enthymem und Para-
deigma in Betracht ziehen, um auf diese Weise d. h. durch Bespre
chung dieser, die Anfangs gestellte Aufgabe zu erfüllen. Einer ähn
lichen Gedankenverbindung begegnen wir z. B. in der ersten Analy
tik 47 a 1 ff. Ttvwv p.ev ovv ai dnoftsi^stg yivovrai xai nüg, xcd dg
onoia ßXsntsov xoc3’ sxaarov np6ßX-/ip.a, yavspov ix uZv slpr)p.svuv •
nüg ft' ava^opsv roug au'XXoyiop.otig dg r« nposi.pyiiJ.svix. ayY)p.aTa, Asx-
rsov av siy] psra zavra' Xoinov ydp sn tovto Tyg oxsipsug. si yäp
tr/v rs ysvsoiv tüv rjvXXoyiop.üSv 3su>poZp.sv xai rov sftpiaxsiv syoipsv
ftOvtxp.iv, su fti rovg ysysvyjpsvoug dvaXvoipsv sig rot npostprip.sva
ayjip.aTot, rsXog av syoi yi dpyyjg npäSsocg-. Wie aber rd Xoma
der Sache nach nicht wohl anders als auf die Enthymeme und
Beispiele sich beziehen kann, so ist doch auch die sprachliche
Schwierigkeit, nicht so gross, wie Spengel annimmt; deutlicher wäre
es gewesen, wenn statt xd Xoind vielmehr raöra geschrieben wäre;
aber sollte nicht auch jenes mit Beziehung auf das vorangestellte
roürwv ftiopiaSivrojv in demselben Sinne gefasst werden können?
'Wir wollen von Enthymem und Beispiel reden, um durch Hinzu
fügung dessen, was (nach Erledigung der vorhin genannten xoiva)
noch übrig ist, unsere vorangestellte Aufgabe zu erfüllen’.
Wird aber nun mit dieser Erklärung von rd Xoina etwa die bis
herige Erörterung umgestossen und die hergebrachte Ordnung als
ursprünglich Aristotelisch sicher gestellt? Ich denke nicht. Liesse
sich keine Ausgleichung finden, so würden nichts desto weniger die
früher hervorgehobenen Anstösse und Widersprüche in ihrer vollen
Kraft bestehen. Allein werfe man noch einen Blick zurück auf die
grundlegende Anordnung. Drei Arten der Bewährung sind aufge
stellt worden, die Beweisführung, Charakter des Redenden, Stim
mung des Zuhörers, von welchen die beiden letzteren zusammen
genommen den zweiten Haupttheil der Rhetorik ausmaclien. Für den
ersten Haupttheil, welcher der wichtigste und daher auch am ein
gehendsten behandelt ist, wird die Sonderung in die iftiui und
xoivai npordasig vorgenommen und in der wiederholt angezogenen
Stelle I 2 extr. die Anordnung getroffen, dass zuerst die Iftiot und
zwar nach Massgabe der verschiedenen Gattungen der Beredtsamkeit
behandelt werden sollen, dann die xoiva. Wenn nun nach Erledigung
der cftca im ersten Buche, im zweiten von den xoiva das ftvvaröv und
Sitzh. d. phil.-hist. CI. XXXVIII. Bd. I. Hft. 9
130
V a h I e n
yeyovög u. s. w. abgehandelt worden, so war, wenn endlich auch Enthy-
mem und Beispiel als die xojvat Kiazeig xaz’ i£oyjiv hinzugekommen,
jene dpy-tjg KpöSeacg erfüllt. Oder sollten gewichtige Gründe es
verbieten, diesen Ausdruck statt auf die vorangestellte Aufgabe der
Rhetorik überhaupt vielmehr auf die für den ersten Haupttheil voran-
geschickte Anordnung zu beziehen? Jene Wendung also OKU>g . .
dKodüp.ey auch nach unserer Erklärung von rd. loind. stellt der durch
viele andere Gründe erzwungenen Annahme, es seien r^ri und ka3ri
am Schlüsse des Werkes behandelt gewesen, nicht entgegen.
An diese vorläufige Aufstellung der zu behandelnden Fragen
sehliesst sich nun in der angegebenen Reihenfolge an die Erörterung
des dvvazöv und ddvvazov, des yeyovög und p.vj yeyovög, des iaöp.evov
und pb eaöpevov, endlich des p.eye3og und der prxpözr,g (cap. 19).
Und nach Abschluss dieser, heisst es im Eingang des 20. Cap.,
erübrigt die Behandlung des Enthymems und Paradeigma: loindv de
Kepi röiv x.oivüv Kiozeuv ä.Kaoiv efaelv, ineinsp eipyjzai Kepi züv tdiuv.
elai d' cd xoivai Kiazeig dvo zu yevet, Kapadeiypa xai sv.36p.v7p.«.
Diese beiden sind die vornämlich so zu nennenden xoivd, ohne dass
darum die vorher behandelten dvvazöv u. s. w. zu den idia zu rech
nen wären. In den Worten e'iprjzai Kepi züv idicov ist eben so wenig
auf diese als auf vj3v7 und Kx3rt Bezug genommen, sondern lediglich
auf die idiai Kpozdoeig der einzelnen genera der Rede.
So werden denn nun in den beiden folgenden Capitelndas Kapa-
deiypa und die yvtop.vj, die nur eine Art des Enthymems ist, erör
tert, und von Cap. 22 ab das Enthymem selbst in Betracht genommen.
Nach allgemeinen mit den Äusserungen im ersten Buche übereinstim
menden Bemerkungen über die Eigenthiimlichkeit des Enthymems,
über die Materien desselben, bleibt als Hauptgegenstand der Unter
suchung übrig die Aufstellung der zökoi: cap. 22, S. 1396 b 20 ff.
oyedöv p.iv ovv -bp.lv Kepi ex.ot.Gzov züv eidüv züv yp-/]aip.uv xai dvay-
xotUpv eyovzai oi zökoi • i^eiXeypevai ydp cd Kpozdoeig Kepi exaazöv
eioiv, ugz’ uv del tpepeiv za iv3-vp.bp.aza zökuv Kepi aya3ov rj
xaxov ?/ xalov r, txloypoO b drx.aiov b ddixov, xai Kepi züv r]3üv x.ai
Ka3-op.dzuv xai l'fswv ügavzug ei),r / p.p.£voi v$ptv ÖKapyovoi Kpözepov
oi zökoi. . ezi 6' scAAov zpÖKOV xaSöXov Kepi dndvzuv }aßojpev y.vA.
Der Gegensatz der eid-tj (idca) und zökoi (xoivd) und die Zurück
führung jener auf die verschiedenen Gattungen der Rede und
deren gxokol tritt in völliger Bestimmtheit hervor; nur drängen
Zur Kritik Aristotelispher Schriften.
131
sich auch hier zwischen die beiden Glieder des Gegensatzes die
davon ausgeschlossenen yj3yj und Jrd3vj ein, um auch hier für die
Früherbehandlung derselben Zeugniss abzulegen. Allein seihst zuge
geben fiSri und izaB-n hatten ursprünglich den Platz, an welchem sie
jetzt stehen, so ist ihre Erwähnung an dieser Stelle nicht blos
unmotivirt sondern störend. Denn welch’ denkbaren Grund konnte
die Reeapitulirung des ganzen voraufliegenden Inhalts haben an
diesem Orte, wo die gemeinsamen Enthymeme den nach Redegat
tungen gesonderten gegenübergestellt werden? In diesem unzeit-
gemässen Eifer auf die früher behandelten Affeete und Charaktere
eine Hinweisung auch da einzuflechten, wo sie Niemand erwarten
oder vermissen konnte, verräth sieh der Redactor nicht minder als
in den Worten selbst, mit welchen die Hinweisung ausgedrückt ist.
Mag 7ra3v}pdrcov ohne Anstoss sein, s^soiv kann nicht (mit ßrandis)
als Zusammenfassung von tj3yj und 7rd3vj gelten; aber jenes Wort
allein als interpolatoriselie Zuthat abzuweisen, hiesse den Interpolator
verbessern, statt seine Motive und seinen Ausgangspunet verfolgen.
Wie die früher besprochene unaristotelische Hinweisung auf die
rä.5»i sich als ungenau gefassten Aristotelischen Worten nachgebildet
herausstellte, so ist auch hier Anlass und Ursprung jener Zuthat
in den Worten II 12 S. 1388 b 31 rä 8i vj3yj izoloi nvsg xarä
rä iza3vj xai räg slgsig xai rag -nh-xiag xrX. zu finden. Mit der Entfer
nung dieses Citates fällt das letzte die überlieferte Ordnung in Schutz
nehmende Zeugniss. Reiläufig sei bemerkt, dass ugrs und rdizuv,
auch wenn man im Übrigen keine Interpolation gelten lassen will,
nicht zu vertheidigen sind. Die Construction konnte füglich nur diese
sein: l^si\syp.ivai yäp cd izporäosig ns.pl ixaaröv siocv, cLv dsi ips-
psi'j rä sv3vp.rjp.ara, xai izspi rcöv yj3<5v digaiiroig stXvjppe'vO! vizäp-
'/ovoiv oi rörzoi.
Au die roizoi des Enthymems fügen sich die Scheinenthymeme
und ihre Widerlegungen und das zweite Ruch schliesst ab mit den
Worten 1403 a 34 ln ei di ort rpla sariv ä dsi izpayp.arsv3rjvai izspi
röv \6yov, vtzsp piv izapadsiyp-ärorv xai yvorp-cZv xai cv3-up.vjp.arc/jv
xai öXug rixiV izspi rvjv ocävoiav, ä'Ssv rs svnopr l aop.sv xai ibg avrä
Xvaop.sv, sipr,G3io Yjp.iv roGavra, loiizdv de <hcX3civ izspi \s£so)g xai
rä^soig. Diese Stelle ist, was Anfang und Schluss betrifft, nicht Ari
stotelischen Ursprungs: der specielle Abschluss des letzten Ab
schnittes der xoivai iziarsig ist zu einem Gesammtabschluss der bei-
9*
132
V a h 1 e n
den ersten Bücher erweitert worden, um zu gleicher Zeit das dem
Plane dieser Rhetorik fern liegende dritte Buch anzufügen. Was
nach Ausscheidung des diesem Zwecke Dienenden erübrigt, ist als
echtaristotelisch zu betrachten: nzpi piv ouv nupudEiypuzwv xui
yvoipcZv ;iu'i ^v3upvjpärwv 6'3ev ze Eurropr/uopsv xui cog aiirä Xüaopsv,
dpr,a$w Yip.iv zoauvzu. Denn auch die Worte xui SXoig rwv nspi rvjv
diuvoiuv, welche den zunächst an Ev3upvjpara sich anschliessenden
Relativsatz o'3ev sönopYioopsv xcd üg Xuaopsv von jenen trennen,
betrachteich, abweichend von Spengel, als einender angefügten
zu Liebe gemachten Zusatz, der seinen Anlass gleich III 1 S.
1404 «19 'kö'yoi psi£ov iayyovai diu rvjv Xs^iv yj diü rvjv dtävotav und
in der sonst (namentlich in der Poetik) nicht seltenen Gegenüber
stellung von dtuvoiu und Xifyg finden konnte.
An jenen Specialabschluss der xoivd konnte mit dem zweiten Satz
im Eingang des zweiten Buches imi di evexu xpioswj ioziv >? pr,ro-
pixii xzl. die Lehre von den Affecten und Charakteren sich anschlies-
sen, die ihren befriedigenden Ausgang in den Worten II 18 1391
6 22 wste diupiupivov uv Ein xzfindet. Nur vermisst man einen
zusammenfassenden Abschluss beider Bücher , der um so weniger
fehlen konnte, als mit diesen die ganze Rhetorik beendigt ist.
II 24 S. 1400 b 34.
Wie Aristoteles in der Topik nach Darlegung der Methodik der
Schlüsse in einem besonderen Buche den Trugschluss und seine
Formen behandelt, so fügt er auch in der Rhetorik an die zötcoi des
Enthymems die Formen des Scheinenthymems: II 24 in. insi di ivdi-
Xetui zov piv sivui auXko^iupöv, röv di prj eivui piv ’puivECtSui di,
ävuyxr) xui ivSüprjpu z6 piv sivui, zd di pr, eivui IvSupvipu ipuivsaSui
oe, inEiKEp zd ivSüpripu cruX/loyiapog zig. Die in den sophistischen
Widerlegungen 165 b 23 für den Trugschluss aufgestellte Scheidung
in sprachliche (nupu zrjv iU£tv) und nicht sprachliche (e£w Z’fjg
Xe£eug) scheint Aristoteles auch den rhetorischen Paralogismen zu
Grunde gelegt zu haben: zönot d’siai zdöv tpuivopsveov Ev3up.vjp.arwv
Eig piv 6 nupu rvjv Xs'£tv, xui zouzou sv piv pspog xzl. Aber nachdem
er die zu dieser Gruppe gehörigen Paralogismen aufgezählf, schliesst
er daran ohne jener grundlegenden Eintheilung weiter zu gedenken
unmittelbar die nicht sprachlichen Scheinenthymeme an: 14016 9
u/J.og ro ex (jvjpet'ou.
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
133
Für letztere werden fünf zönoi aufgestellt, denen vier in den
sophistischen Widerlegungen entsprechen: 1. ixovipeiov; 2. diä tö
ovpßsßrjxög 1401 b 13 = Soph. Eleneh. 166 b 28; 3. napä tö
knöpsvov 1401 b 20 = Soph. Eleneh. 167 b 1. Unter diesem zönog
findet in den sophistischen Widerlegungen auch der mit demselben
eng verbundene ix orjpsiov mit ausdrücklicher Beziehung auf rheto
rische Schlüsse Erwähnung. Zugleich begegnet uns dort in diesem
Zusammenhang das in der Rhetorik zur Erläuterung des zönog napa
tö inöpsvov dienende Beispiel vom Ehebrecher. Von den beiden anderen
in der Rhetorik hierbei angeführten Beispielen ist das erste klar; das
dritte aber dem Gedanken nach unvollständig: opoiov §£ xai Sri iv zoig
ispoig oi nru>yo'i xai aftovai xai dpxoüvzat, xai Sn zoig cpvyäoiv sfeoziv
oixsiv onov äv Sslooaiv; denn es fehlt der aus diesen Prämissen resul-
tirende Schlusssatz oüxovv süoaipovoOoiv. Dieser ist aus der folgenden
Begründung des Schlusses zu entnehmen: ori yäp zoig Üoxoüaiv
stiöaipovsiv bnapxei zaüra, xai oig zaOza öndpxsi, §ö£aisv äv sv§ai-
povsiv. Es fällt aber dieser Paralogismus zugleich unter den zönog
napä rrjv sXXsi'piv. 4. napä tö ävaiuov — Soph. Eleneh. 167 b 21.
b. napä zbv sXXsitycv zov nözs xai nCbg = Soph. Eleneh. 166 b 37
und 167 a 22. Es geht dieser zönog zurück auf die Nichtunterschei
dung des änlüg und xazä zi, und wird in der Rhetorik auch noch
besonders auf die für rednerischen Gebrauch vorzüglich wichtige
Unterscheidung des änXöig sixög und zi sixög angewendet: 1402 a 3
£Ti öögnsp iv zoig ipiazixoig napä zö änXtog xai pb änlüg, ciXXa zi,
yiyvszai tpaivopsvog avlloyiopög, oiov iv psv zoig SiaXsxzixoig özi sazi
zö pb öv öv, sozi yäp zö pb ov pb öv, xai 5zi sniozrjzöv zö äyvooazov, sozi
yäp iniozYizöv zö äyvooozov özi äyvooozov, ovzto xai sv zoig prjzopixoig iozi
faivöpsvov ivSvpripa napä zö pb änlöjg sixög dXXä zi sixög. Denn es
ist nicht richtig, wenn hierin ein besonderer zönog gesehen wird; es
ist vielmehr nur speeielle Anwendung des allgemeinen napä zbv
iXXsiiptv oder, was gleichbedeutend, napä zö änXüg xai pb änXüg
auf das sixög, was sowohl aus dem ganzen Zusammenhang und der
betreffenden Stelle der sophistischen Widerlegungen sich ergibt, als
auch in der Rhetorik 1402 a 14 selbst ausdrücklich ausgesprochen
ist: ugnsp xai ini rtöv ipiazixäiv zö xazä zi xai npög zi xai nri oö npog-
ziSspsva notsi zbv ovxofavziav, xai ivzaOSa napä zö sixög sivac pb
änXü>g äXkä zi sixög. Übrigens heisst iv zoig ipiozixoig weder in der
Eristik noch bei den Eristikern, wie Brandis meint, sondern in den
134
V a h I e n
eristischen Schlüssen. Denn zu diesem Adjectiv ist so gut wie zu
dioiksxztxoig und pr/zopcxoig zu ergänzen acikloyinpoig, was in diesem
von den Schlüssen und Scheinschlüssen handelnden Abschnitte unbe
denklich geschehen konnte, auch wenn das Wort selbst an dieser
Stelle nicht vorkäme. Nicht anders ist auch gleich nachher ini zü>v
spiozixöjv zu fassen.
Ausser diesen fünf Arten des nicht sprachlichen Paralogismus
werden in den sophistischen Widerlegungen noch drei erwähnt,
napä zy/V zoO ilsyyou äyvolav, napä zä iv äpX'j Xap.ßdvav, und zd
zä nXsiu ipuzr/paza Iv notscv Soph. Elench. 166 b 24, die, wie
Brandis meint, auch in der Rhetorik hätten eine Stelle finden können.
Oh man aber daraus schliessen darf, dass das Buch von den sophisti
schen Widerlegungen später als die Rhetorik abgefasst worden, ist
sehr zweifelhaft. Über die enge Verbindung, in welcher jenes Buch
mit den acht Büchern der Topik steht, sowie darüber, dass diese
Verbindung eine von Aristoteles beabsichtigte war, ist man allgemein
einverstanden. Dabei ist es freilich denkbar (und dafür sprechen auch
einige Indieien), dass jenes erst später als neuntes Buch der Topik
angefügt worden, und es konnte sonach, trotzdem die Topik unleug
bar vor der Rhetorik abgefasst war, dieses Buch jünger als letztere
sein. Aber um von anderem zu gesellweigen, hätte wohl Aristoteles,
nachdem er die Rhetorik, von der die früheren öltyov 7csnopixa.ni
popiov (1354 a 13), nach seinen Principien neu aufgebaut hatte,
dieser Disciplin die Topik und Dialektik rücksichtlich des geringeren
Vorrathes von Vorarbeiten und der grösseren Schwierigkeit des
Ausbaues der Art entgegengestellt, wie er es in dem nicht sowohl die
sophistischen Widerlegungen als die Topik überhaupt abschliessen
den Epilog thut? 184 b 1 nspi piv züv prizopixöiv unfipys noYkä
xai naXatä zä Isyäpsva, nspi ds zoü aoXkoyi^soSai navzslüg ovosv
etyppsv npözspov aXXo Alysiv, äXX’vj Tp’-ßy &zovvzsg noläv ypovov
inovovpsv.
Von sprachlichen Paralogismen werden in den sophistischen
Widerlegungen sechs Arten aufgezählt 165 b 25: äpoivupia, dp.<pc-
ßo’kia, GwSsm.g, diaipsncg, npoguoia, nyf/p.a von welchen drei
in der Rhetorik wiederkehren, die Homonymie 1401 a 13, Synthesis
und Diäresis mit einander verbunden: 1401 a 24 zä diypripevov nuv-
ziSivza \iysiv y zä auyxsip^vov oiaipoüvza. Für die Diäresis wird ein
Beispiel aus dem Orestes des Theodektes angeführt 1401 a 35: rö
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
135
iv z& ’Opeazy rü ©eodexrcu •£x otatpiaeoig ydp iaziv. ’ötxcaöv sariv,
ftz'.g av xreivv) nöatv’ ct.KoBvnay.tiv zavzr/V, xcd rcö 7rarp! <ys zip.copslv
töv u[6v ■ ovxovv xcd raura ninpaxzou • auvztBivza ydp taug ovxizi
oixaiov. Die Schlussfolgerung ist diese: Gerecht ist, dass sterbe, die
ihren Gatten gemordet; gerecht ist, dass der Sohn den Vater räche.
Also ist auch dieses (nämlich die That des Orestes, der den Vater
zu rächen die Mutter erschlug) gerecht. Um diesen Gedanken aus
den Worten zu gewinnen, müsste man zu oöxovv xcd zaOzcc KtKpccxraci
aus dem Vorhergehenden ein dixcdvg ergänzen, was schwerlich an
geht. In dem Pariser Codex (wie in den übrigen Bekker’schen) steht
xai raüra xai; das zweite xai, das die Herausgeber getilgt haben,
enthält eine Spur des Richtigen. Aristoteles schrieb ovxovv xcd rtxvzct
öixca’ ä Kenpocxzcu.
Als neuer zOKog kommt in der Rhetorik die ddvuatg hinzu 1401
b 3 rä oeivüiGsi xazaoxevdtsiv ri dvctaxsvd^siv. Was Sdvoiaig sei,
ergibt sich aus dem Folgenden: roOro d’ iaziv ozctv p.ri dd^ctg Sri
tKoinatv coj^yjirp zb npdyp.a: daher Muret das Wort richtig durch
exaggeratio wiedergibt, und denselben Sinn hat es auch 1395 a 9
iv ayjzhaajxö) xcd deivüoei; dagegen es 1419 b 25 inmitten der
Affecte sXsog, op^n, p-Icog, tpBövog u. s. w. nur die Entrüstung, indig-
natio, also das was Aristoteles sonst vipsaig nennt, bezeichnen kann.
Vgl. 1417 a 12. Die Wirkung der dsivuacg wird an obiger Stelle
näher bezeichnet in den Worten 7ro!st ydp (pcdvsaBcu n otg ov kskoi-
rixsv, örav zr/V ulzictv Zywv ctu^ri, vj eng ntKoirfxsv, ozctv 6 xctZYiyopüv
öpyl&zou. Statt der Vulgate 6pyi£r)zou gibt die Pariser Handschrift
cpa-gi, das schwerlich aus jenem verderbt ist. Aber opa-p, auch abge
sehen von dem rein poetischen Gebrauch des Wortes, scheint so
wenig das Ursprüngliche zu sein, wie das von Vettori vermuthete
opytay. Zu beiden wäre äxpoazdg zu ergänzen, und der Gedanke
der, dass der Ankläger dadurch, dass er das Verbrechen in’s Grosse
und Schreckliche ausmalt, die Zuhörer aufregt oder in Zorn versetzt.
Passender wäre jedenfalls ein dem av^p synonymer Ausdruck des
Vergrösserns.
Endlich kommt noch die Art des Trugschlusses hinzu, bei welcher
man sich der Form des Schlusses bedient, ohne geschlossen zu haben.
Aristoteles nennt dieselbe Kctpä zd a'/rjp.ct zrjg iU^scng, ein Ausdruck,
den er in den sophistischen Widerlegungen in anderer Beziehung
von der Verwechselung der genera oder der Kategorien gebraucht
136
V a h I e n
166 b 10 ol de napa rö aynpa rrjg Xe^eoig avpßaivovaiv, otscv rö p.yj
raürö digavrcog ippnvevnrai, oiov rd dppev Sf)Xv . . fj naXiv rö nocöv
noaöv xrX. Dagegen die in der Rhetorik mit aynpa- rng Ae^eco?
bezeiehnete Sache in den Soph. Elench. 174 b 10 unter den sophi
stischen Beweismitteln überhaupt ihre Stelle gefunden hat: rö
paXcora aofiarixov avx.0fckv7-np.0L . . rö p.n§iv ovXXoyioapevovg . .
avpnepavrixätg einelv, üg ovXXeXoy.opevovg, oöx dpa rö xod rö. Doch
die Worte selbst, mit denen in der Rhetorik diese Form des Para
logismus erklärt wird, erheischen eine nähere Betrachtung. 1401
n 1 rönoi d’ eiai rüv faivopevoiv ivSvpnpdrwv eig pdv 6 napa rnv
AiS.Lv, xtxi rovrov Sv pdv pepog, Cognep iv rolg oiaXexrixolg, rö pn ovXXo-
yioapevov ovpnepaoparixtös rö reXevralov eini.lv, oöx dpa. rö xod rö,
dvdyxn dpa rö xtxi rö. xa.i rd rolg SvSvp.np.aot rö avveorpappevug xai
avrixeipivcng einelv faiverai ivSvpnpa • n yäp roiavrn XeE,tg X c * ) P a
eoriv ivSvpnparog. xai eoixe rö roioörov eivai napa rö ayripa rng
Xe^eoig. Die Worte rö rolg evSvp.np.aai geben sprachlichen und sach
lichen Anstoss, den weder Knebel's Übersetzung 'in der den Gemein
schlüssen eigenen Form’ noch Vater’s in mehr als einem Puncte
irrende Erklärung beseitigt. Muret übergeht die Worte in seiner
Übersetzung: nam et contortum et tamquam ex contrariis conelusum
dicendi genus cet. Dem sprachlichen Bedürfniss geschieht Genüge
mit der Änderung des ersten rö in öv: xai iv rolg ivSvpnpaai rö
ovvearpappevoig xrX. 4 ) Aber gründlich ist damit nicht geholfen. Denn
wozu, da nur vom Enthymem die Rede ist, jener Zusatz, zumal an
zweiter Stelle. Denn das pn avXXoyi.odp.evov avpnepaaparixüg rö
reXevralov einelv gilt ja nach dem gewöhnlichen Verständniss wenig
stens auch vom Enthymem. Letzteres ist freilich auffällig. Denn das
Enthymem ist darin vom dialektischen Schluss verschieden, dass es
sich nicht wie dieser der streng syllogistischen Form bedient. Daher
der auf diese Form gegründete Trugschluss auf das Enthymem nur
vergleichsweise Anwendung finden kann; und mehr als vergleichs
weise hat auch Aristoteles jener Form nicht gedacht. Denn Älissver-
ständniss hat, was ursprünglich nur ein Satz war, in zwei zerlegt:
rovrov ev pdv pipog, cognep iv rolg diaXexnxolg rö pn ovXXoyt.odpevov
avpnepaaparix.üg rö reXevralov einelv, xai iv rolg ivSvpnpaOL rö
4 ) Vor Vettori las man statt xai rö rolg in den Ausgaben sv «yap rolg , woher,
wie es scheint, Ahnet das in seiner Übersetzung ausgedriickte *yap entlehnte.
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
137
tjuvEarpap.p.svoo£ nai ävrmsi/jJvws eineTv tpocivsrcu iv3vp.r,ij.ix. Wie bei
dem dialektischen Schluss die syllogistische so dient bei dem Enthy-
mem die gedrungene und gegensätzliche Form dazu den Schein
des Enthymems zu erwecken. Denn dies ist, wie Aristoteles hinzu
fügt (vgl. 1419 a 19 und 1410 a 22), die dem Enthymem eigen
tümliche Form, yi n?,g Worte, die hei der hergebrachten
Auffassung wohl hätten Bedenken erregen können. Den Sinn der
Stelle hatte demnach Vettori im Allgemeinen richtig gefasst, wenn
er erklärte: ut in dialecticis disputationibus quidam malitiose agunt
verbisque utuntur quibus in clausulis uti mos est, quamvis nihil ratione
concluserint, sic etiam in oratorum dictionibus fieri potest: uti enim
oratione contorta et opposita inter se enthymema videtur; nur liess
sich derselbe aus der Überlieferung, an welcher Vettori festhält,
nicht gewinnen. Nach der ganzen Schärfe des Gegensatzes hätten
den dialektischen Syllogismen die rhetorischen gegenübergestellt
werden müssen, wie dies z. B. 1402 a 4 nach unserer Auffassung
der Fall ist. (Vgl. Erste Analytik 68 6 10 od p.ävov oi dtaXsxmoi xai
dnoSsixTtxoi avXko'yiap.oi — «XXä xai oi pr,ropixoi u. s.) Wer aber
will es dem Aristoteles verargen, dass er statt der Appellativbezeich
nung des rhetorischen Schlusses den von ihm dafür ausgeprägten
Eigennamen des Enthymems gewählt? Denn das Enthymem ist, wie
1356 b 5 u. s. bemerkt wird, der rhetorische Syllogismus. Auch wird
wohl Niemand das dem &gnsp entsprechende oörto vermissen. Da
gegen bleibt ein Bedenken noch zu beseitigen, wodurch leicht das
eben gewonnene Besultat wieder zerrinnen könnte. Die Schluss
worte (paiverca ivSö[j.r,[j.a sind mit strenger Construction des Satzes
unvereinbar. Um dieser gerecht zu werden, bieten sich zwei Wege
dar, entweder nach iv3vp.-r,p.aat zu interpungiren und das Folgende
mit rö yap avvi<srpap.p.ivo)g anzuknüpfen, oder tpoävzTai iv3-viJ.riiJ.ix als
erklärenden Zusatz zu tilgen. Allein auf keinem von beiden, obwohl
keiner an sich etwas Unglaubliches zumuthet, würde die Zuverlässig
keit des Ganzen gewinnen. Lässt sich dagegen die anakoluthe Rede
weise als nicht unaristotelisch in Schutz nehmen, so würde man in
ihr gerade den Anlass des Missverständnisses und der Zertheilung
des Satzes erkennen dürfen. Einen zutreffenden Beleg bieten aber in
der That in der Rhetorik selbst die Worte 1357 b 25 napdon^p-x
5i Sn piv ionv . . , dprirou. San oi ovrs Sjg pipog npög S'Kov
ciü.3-’ S>g S\ov KpSg iJ-ipog oö3’ ojg S\ov npbg ö'Xov, oCkX Sjg pipog npög
138
V a h l e n
fJ-ipog, opoiov npög öp.Qiov , orav dip.foj ij.it/ p vnö zö avrö yivog,
yvotptpbjzspov os Sdzspcv p Sazspov, napdbscypd iaziv. oiov xz},. Das
Anakoluthe der letzten Worte ist nicht verborgen geblieben. Hier
sollte Trennung der Worte helfen, so dass mit orav ein neuer Satz
begönne, der wenigstens hätte durch ein ydp mit dem Übrigen ver
knüpft werden müssen. Andere tilgten die Worte napdbscyp.d ianv
oder wollten sie von dem vorhergehenden abgelöst und mit dem fol
genden verbunden wissen. Man sieht, der Wege sind viele, wenn man
sich einmal entschliesst, dasAnakoluth nicht zu dulden. Aber ist diese
Unduldsamkeit gegründet? Man sehe noch Beispiele wie 1357 b 24
cpccvep<X>g xcd nspl zovzojv , xcd otd TtV odziocv zd piv dav)l6ytazd lan
rd bi avXksXoyiapsva., iv zeig dvalvzixoXg btbjpiazai ns.pl cojuZv, und
Ähnliches bei Waitz Comm. zum Organon I 313.
Noch eine kleine Bemerkung erübrigt, ehe wir die obige Stelle
verlassen können. Statt der Vulgate tö avvsazpap.pivojg xcd dvzixsi-
pivug sinsXv schreibt der Pariser Codex avvsazpccp.iJ.svov, was nicht
minder richtig als das Adverbium und selbst neben der andern adver
bialen Form nicht zu verschmähen war; man vgl. Politik 1332 a 26
zov xiSdpi&iv Aapnpöv xcd x.aXöjg. Verschiedenartiges auszugleichen
sind die Abschreiber auch sonst geschäftig. So Rhetorik 1356 «31
san ydp poptöv n rrjs bialexz ixijg xcd öpoioc A c , die übrigen öpoiotpa.
II 25 S. 1402 a 30.
Zum Schluss des zweiten Buches wendet sich Aristoteles, nachdem
Enthymem und Scheinenthymem erörtert sind, zu den Widerlegungen
der Enthymeme, die entweder durch den Gegenschluss oder durch
Instanzen erfolgen. Da für jenes dieselben zönoi wie für den Schluss
gelten, so bleiben nur die letzteren näher zu besprechen. Instanzen
bringt man in der Art, wie in der Topik, indem man sie entweder
aus der Sache selbst, oder einem Ähnlichen, oder einem Entgegen
gesetzten, oder von einer Autorität entlehnt. 1402 a 34 cd b' ivazd-
asig cpipovzoct xaSdnep xcd iv zoXg zonixoXg, zszpa^Oig • vj ydp i£ iavzov
vy ix zov öpoiov yj ix zov ivavziov rj ix zöiv xsxpip.ivojv. Wer die Worte
in der Topik 161 a 13 cd piv ovv ivozdaetg, xaSdnsp etnap.iv,
zezpa^öjg ylvovzou flüchtig vergleicht, möchte glauben, dass darauf
sich das Citat in der Rhetorik beziehe. Aber ein Blick auf den dorti
gen Zusammenhang zeigt, dass weder die angeführten vier Arten
der Widerlegung mit den hiesigen übereinstimmen, noch von ivazd-
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
139
aeig überhaupt in demselben Sinne geredet wird. Denn evarctaig
bezeichnet dort die Aufhebung oder Hinderung des Schlusses über
haupt, nicht eine besondere Art der Widerlegung. Diese Lösungen
beruhen nämlich entweder auf der Aufdeckung des fälschlich
Geschlossenen (ävsXovra nap' o jiverai to \pevoag'), oder sie sind
gegen die Annahme oder den der sie macht gerichtet (rzpög röv
eptorcövrsc — Trpog r« ipuriiixeva; über ipur&v vgl. Waitz Comm. zum
Organon I 439) oder endlich sind es Einwürfe, zu deren Widerlegung
die Zeit nicht reicht. Von diesen vier evardaeig, wie sie genannt
werden, lässt Aristoteles nur die erste als wirkliche Iva’.g gelten, die
übrigen sind blosse Hinderungen des Schlusses: li/aig $’ earl tüv
ei.prip.iv uv ■}) npurri pövov, at Hi Xoirzcd nukvaecg nvig *cci ip.norhap.oi
rcöv avp.iiepciap.dTuv. Eine andere Stelle aber, an welcher die in der
Rhetorik genannten vier Arten der Instanzen zusammengefasst wären,
findet sich in der Topik nicht; daher Brandis und Spengel darin
einverstanden sind, dass jenes Citat auf eine in unserer jetzigen
Topik nicht mehr vorhandene Stelle hinweise, und zwar glaubt
Brandis, dass Aristoteles gerade an dem angeführten Orte sich in
weitere Erörterungen über die Arten der Instanzen eingelassen haben
möchte, die uns abhanden gekommen. Eine Unterstützung dieser
Annahme findet er darin, dass das achte Buch der Topik überhaupt
weniger sorgfältig als andere ausgearbeitet sei, was auch alte Corn-
mentatoren gefühlt zu haben schienen, welche dieses Buch unter
besonderem Titel anführten. Allein das letztere konnte mannigfache
Gründe haben und ist auch bei anderen Büchern geschehen. Dazu
ist der Abstand dieses Buches von den übrigen doch wohl nicht der
Art, dass sich darauf Vermuthungen über grössere oder geringere
Vollständigkeit desselben bauen Hessen. An der fraglichen Stelle
selbst aber ist kein Anlass eine Lücke anzunehmen, in welcher noch
specieller von den Formen der ivardaeig gehandelt worden, zumal
dieser Ausdruck selbst in einem weiteren Sinne bereits vorweg
genommen.
Glaublicher wäre immerhin die (jüngst auch von Zeller adop-
tirte) Annahme, es sei jenes Citat auf Grund der äusserlichen Ähn
lichkeit mit der angeführten Stelle der Topik von fremder Hand ein
gefügt worden. Allein auch sie hat ihre Bedenken, da Aristoteles
nicht hier allein, sondern auch 1403 a 31 für die liiaig und evazaaig
sich auf die Topik beruft: r t d'evazaaig oöx. eauv iy$vp.r i p.a, d'khd
140
V a h I e n
xa.3dnsp iv roig romxoig ro dndv öofav nvd fjg earui dfj'Xov, Sn ov
avl’ksXöytarcii r? Sri ipsOdög n sikriipEv. Vgl. noch 1419 a 24 <pavz-
pov o'yjp.cv iaroo ix röiv romxoüv xcd rovro xai ai \vasig. EndlichVettori’s
(nicht Schrader’s) Meinung unter ronixd sei an jener wie an anderen
Stellen, nicht sowohl die in 8 (oder 9) Büchern uns vorliegende
Schrift dieses Titels sondern eine mit den rbnoi sich beschäftigende
Disciplin zu verstehen, hat Brandis mit Grund abgewiesen. Man
müsste in diesem Falle die Bezeichnung ronixd so weit dehnen, dass
sie die gesammte Dialektik, irnplicite auch die Analytik mit umfasste.
Denn in der ersten Analytik finden sich allerdings mit geringem
Unterschied die vier in der Rhetorik anfgestellten Arten der ivard-
ang wieder; vgl. 69 b 1 und 38 f. Wir werden also dahei beharren
müssen, iv roXg ronixoXg bezeichne nichts anderes als die uns erhal
tenen Bücher nspi rtZv rönuiv, Die vorhandene Divergenz aber wird
sich in anderer Weise als die bisher vorgeschlagenen heben lassen.
Die Art, wie man Einwürfe (ivcräoEig') gegen Behauptungen zu
bringen habe, hatte Aristoteles sowohl im achten Buche der Topik
(vgl. insbesondere Cap. 2 S. 157 a 34 und b 1 ff.) als auch sonst
vielfach bei den einzelnen dort behandelten Gegenständen, wie das
TcpSg n, yivog, löiov u. s. w. beispielsweise gezeigt, so dass er mit
gutem Grunde in der Rhetorik sich für die Weise der Einwürfe
überhaupt auf jene beziehen durfte. Nichts anderes aber liegt in der
fraglichen Stelle cd d’ ivordaag ipipovrai xaSdncp x<xi iv roXg nmixoXg,
rcrpa^üjg • v? ydp lg xrX. d. h. Instanzen bringt man (hier) in der
Art wie auch in der Topik; und zwar vierfach. Es nöthigt nichts die
Worte xaSdnep xai iv roXg ronixoig auf mehr als die allgemeinen
ipipovrxi ivur dösig zu beziehen, und dann ist doch der hiesige Aus
druck nicht minder richtig als die aus 1403 a 31 angeführten
vj o ivaraaig ovx sanv ivSOp.-gp.a, d\ld xaSdnzp iv roig ronixoig ro
dndv döEoiv nvd xrl.
Unter den in der Rhetorik aufgeführten und exemplificirten
Instanzen ist in dem für die letzte Art angeführten Beispiel ein
kleiner Anstoss zu heben. 1402 b 8 at di xpiamg cd dnd rSöv yvo>-
pipiov dvopöiv, oiov d ng iv3Sp.rip.ci dntv Sri roig p.s3iiovai dd avy-
yvüp.r/v dyvooüvreg ydp dpaprdvovaiv, evaraoig Sri ovxovv
6 IIirrcxxög aivzrög-ov ydp dv pd^ovg ^r,p.iag ivop.o3irr)asv idv ng
p.e30oov dp.ccprdvy. In den Lexicis wird angemerkt aivsrög sei ein
poetisches Wort; ob dasselbe bei Aristoteles, der inaivsrog häufig
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
141
und in fast technischer Ausprägung gebraucht, sonst noch einmal
vorkomme, ist mir nicht bekannt. Doch hier kommt noch ein anderes
Moment hinzu, welches den Zweifel an der Integrität des Wortes
an dieser Stelle verschärft. An den Einwurf 'also ist Pittakos nicht
zu loben’ müsste sich streng genommen der kategorische Satz 'denn
er hat auf das im Rausch begangene Vergehen härtere Strafen
gesetzt’ anschliessen. Hingegen erheischt die hier gewählte hypo
thetische Satzform 'denn er hätte auf das . . Vergehen nicht härtere
Strafen gesetzt’ einen anderen Vordersatz, etwa ‘also ist Pittakos
kein verständiger Mann, denn sonst hätte er nicht’ u. s. w. Obwohl
jeder der beiden angeführten Gründe für sich nicht genügt, eine
Verderbniss zu erweisen, so rechtfertigen doch beide zusammen die
Annahme aivszög sei corrumpirt und legen zugleich die Vermu-
thung nahe, Aristoteles habe ouxovv 6 Rizzxxög avvszdg geschrieben,
das in das Überlieferte leicht verderbt werden konnte. Das hier
angezogene Gesetz des Pittakos erwähnt Aristoteles in der Politik
1274 b 19 vöpo? di tdtog avzoO (HiTTaxoü) zd zovg peSvov-
zag, äv rt nrat'wai, tc!blu> Ezipiotv aTtozlvetv rcöv vrjtpövzwv (wie vor
C. Fr. Hermann Camerarius und Muret die Vulgate äv zvTzzrjautot
gebessert haben).
Weiterhin verfolgt Aristoteles in demselben Capitel 1402 b 13
die verschiedenen Weisen der Entgegnung (Xüat?) an den vier
Formen des Enthymems. Enthyrrieme werden nämlich gebildet 1. aus
dem Wahrscheinlichen ix zdöv eixörwv; 2. aus dem Beispiel dtä
napaddypazog; 3. aus dem zsxp-nptov: zd di dt' dvayxalou xai
ovzog dtd zexpripiou. Das (schwer zu übersetzende) Tekmerion beruht
nicht auf dem Nothwendigen und Seienden, sondern auf dem Noth-
wendigen und immer Seienden. Aristoteles schrieb daher dt' dvayxaiou
xai ( äd ) övzog. So verbindet er wenige Zeilen nachher (28) äst xai
dvayxaXov, und ähnlich Physik 196 b 13 tpavspdv Sri oüdezipou zoOzoiv
aizia -<7 rvyv) \eyezat oddi tö and zv’/rig, oöze zov iS, avdyxrig xai dei
ovtb rov üg int rö reoXO, und Metaphys. 1026 b 27 inst ovv iaziv iv
zotg ovai rot piv äst togauzaig iyovza xai iE, dväyxrjg . . zd d'iE dvdy-
xrig piv odx eoztv otid'dsi, (hg d'ini zd nvlv, und ebend. 1064 b 32
n&v dri tpapev elvat zd piv dei xai iE dvdyxrjg; 1063 a 2 tf.
4. Ans Merkmalen foä aypeiutv. Die auf das dxdg und die oripeTa
zurückgehenden Enthymeme lassen immer eine Auflösung zu. Nicht
minder die aus Beispielen gebildeten, auf welche sich derselbe Ein-
142
V a h I e n
wurf wie auf das sixog anwenden lässt: 'wenn es auch meistens so
ist, so doch nicht immer und nothwendig.’ 1403 a 5 npog di rä
napadsiyparchdri yj adrri \vtng xai rä sixöra • im rs yäp s'£o)p.iv n,
ody_ oüro) \s\vrai, Sn o&x dvayxaXov, d xai rä nksio) v? nlsovxxig
äXkoyg • idv rs xai rd nlsio) xai rä n}.sovaxig, oürw p.a%srioVj yi Sri. rd
napdv oCiy. op.oiov rj orjy_ 6p.')iw; yi diarpopäv yi riva sysi. Da in einigen
Handschriften nicht napadsiyparSodri sondern napa.dsiyp.ct.ra steht,
vermuthete Yettori, dem Spengel beistimmt, es sei beides zu ver
binden npog di rä napadsr.yp.ara xai napadsiyp.arS)dri, ähnlich wie
vorher rä aripsla xai rä dtä aripsiov iv3-vp.rip.ara und nachher rä
rsxp-iipia xai rsx.p-npiS)dr) iv3vp.rip.ara. Allein da bei vorangehendem
napudsiypara die zu napadsiyp.arS>dri nothwendige Ergänzung von
iv3vp.rip.ara um ein Weniges schwieriger wird, so möchte es doch
gerathener sein bei dem von dem Pariser Codex überlieferten napa-
dsiyp.ar6)0Y) allein zu verharren. Im Übrigen ist das richtige Ver
ständnis jener Stelle durch die Interpunction bei Bekker (und zum
Theil auch bei Spengel) erschwert und Ein Satz von Übersetzern
und Erklärern durchweg irrig aufgefasst worden.
Aristoteles gibt zwei Wege an, einen durch Beispiele geführten
Beweis zu bekräften. Entweder gibt man zwar zu, dass die Sache,
um die es sich handelt, in den meisten Fällen den Ausgang zu haben
pflege, den der Gegner durch eine Boihe von Beispielen wahr
scheinlich gemacht hat, zeigt aber an einem anders beschaffenen
Beispiel, dass es doch nicht immer und nothwendig der Fall sei.
Lässt sich dagegen kein solches Beispiel entgegenhalten, sondern
ist. das an den Beispielen als das gewöhnliche Nachgewiesene richtig
und ausnahmslos, so bleibt nur die Entgegnung übrig, dass die Bei
spiele auf den vorliegenden Fall keine Anwendung finden. Dieser aus
dem ganzen Zusammenhang klar herausspringende Gedanke verlangt
folgende Distinction der Worte: idv rs yäp s'-/_o)psv (sv} n ov%
ovrv), Iskvrai, Sri ovx dvayxaXov, si xai rä nXsiio yi nXsovdxig äXXMg.
idv rs xai rä nXsio) xai rä nksovdxig our«, p.a-/srsov 77 Sn xrX. Das
eingeschaltete sv ist zwar nicht unbedingt nothwendig; allein un
schwer wird man zugeben, dass es dem hiesigen Zusammenhänge
zumal in dem Gegensatz zu n\sio) und nlsovaxig vorzüglich angepasst
ist und auch sonst dem Aristotelischen Sprachgebrauch entspricht,
und wie leicht es hinter syyj)p.sv ausfallen konnte, liegt auf der Hand.
Zu verbinden aber sind sv rt o-j% ovro), worin ovrv) auf das durch
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
143
die Beispiele Erwiesene zu beziehen: 'wenn uns nur Eins zu Gebote
stellt, das nicht so ist, wie die Beispiele zeigen wollen, dann ist der
Beweis damit entkräftet, dass die Sache nicht nothwendig.’ In den
folgenden Worten, die ehemals in den Ausgaben xad ei zd xleiu) rj
nleovdxcg ccAXw? lauteten, hat Vettori die handschriftliche Lesart
>5 xai za restituirt, was man gemeinhin mit eyo)p.ev ev zi ody
ourw verbindet: 'wenn Eins nicht so ist, oder auch die Mehrzahl
der Fälle anders ist.’ Aber dies ist nicht die Meinung des Ari
stoteles; um das ovx ävayxaTov zu erweisen, bedarf es nur eines
abweichenden Exempels, mag auch die Mehrzahl sich anders ver
halten als dieses eine, und dem Gegner günstig sein. Daher d xai
zd ') nleiu . . aAAw? zu schreiben, was auch in einer Handschrift an
gedeutet ist. Das Missverständniss hat äXXw? verursacht, das man auf
die von dem Gegner vorgebrachten Beispiele bezogen hat, während
es vielmehr auf ev zi zurückweist. In dem zweiten Gliede idv ze xai
zd nXsicü xai zd izkeovaxig xrX. ist euren so nothwendig mit nleiu und
nleovaxig zu verbinden, wie vorhin ovy euren mit Sv re, und 1403 a 1 ei
ydp zd nleiovaxig ovzw. Zu p.ayezeov dagegen, das auf das Engste mit
ört zu verbinden ist, bedurfte es eines ouren nicht. Vgl. Topik 177
a 30 oXens ze p.ayezeov, av xai arclüg auXXoyi&zat, ozi oöy 8 efriaev
dne<pr,oe rcpäyixa.
III 7 S. 1408 b 7.
Da die beabsichtigte Erörterung über den Zusammenhang des
dritten Buches mit den beiden vorhergehenden für eine besondere
Abhandlung zurückgelegt ist, so mögen hier noch einige keine ein
gehendere Erörterung verlangende kritische Bemerkungen eine Stelle
finden.
In dem Abschnitt über die Angemessenheit (rö npenov) des
Styles wird in Bezug auf den Vortrag die Vorschrift gegeben, nicht
alles Entsprechende zugleich in Anwendung zu bringen, d. h. wenn
z. B. der Ausdruck hart ist, die Härte nicht auch durch Stimme und
Geberde auszudrücken: ezi zoig dvdloyov p.r) näuiv ap.a ypriaaaSar
ourw ydp xlenzezai 6 dxpoazrig • Xeyta de ofov idv zd 6vöp.aza axXripd
*) Wenn Spengel’s Angabe (mit der Bekker nicht übereinstimmt) richtig ist, dass in
dem Cod. A vj xara n'keioi steht, so ist doch daraus leichter ei xai ra als e l xai
zu restituiren.
*
144 V a h1 e n
$, p.9) xai rri fonri xai rii npogomo) xai rüg äpp.6TT0Vtjiv • ei Js p.y;,
tpavepov "jiveTUi fxaarov ö ioTiv. öäv ds rö piöv rö p-/], Xav3av£!
noiüv to aijTÖ. iäv ovv tk fxaXaxd Gxdknpöig xai Ta ffx^vjpä paXaxujg
Ji^riTcu, äniSavov yiyviTai. Was neben Stimme und Gesichtsausdruck
noch unter äppÖTTOvTa zu verstehen sei, ist nicht leicht zu sagen;
andererseits muss, soll der Gedanke nicht unvollständig sein, zu
diesem wie zu den beiden anderen Dativen ywvp und npogomu aus
dem Vorhergehenden Gx’Xrjpoig ergänzt werden. Allein erwägt man,
dass rd dppÖTTOvToc nicht verschieden von tu dvxAoyov (vgl. 1387
a 28 sgtiv dvalojia xai rö dppÖTTOv und 1405 a 10 dei de xai tu
iniSeTx xai Tag psTatpopug dpporTövGag leyeiv • tovto d'sGTai ix roü
dvaloyov), und dass Aristoteles’Vorschrift darauf ging, nicht alles zu
einander Passende zugleich anzuwenden, so wird man kaum zweifeln,
dass xai an dritter Stelle einem leichten Abschreiberversehen seinen
Ursprung verdankt, Aristoteles dagegen pri xai rp ycovp xai t& npo-
oünw ToXg dppÖTTOvaiv (sc. geschrieben hatte. Ein un
richtiges xai hat sich noch an mancher Stelle in diesen Büchern zum
Schaden des Gedankens eingeschlichen. So möchte, um von anderen
durch Spengel eliminirten zu schweigen, 1377 a 14 od diduai piv
ovv (sc. röv 6'pxov), ori padioig IniopxoOmv, xai diÖTt o pev opöaag
ovx anodiSeoai, Tovg de pr) öpoGavTog oistui xuTadixdaeiv [xai] d>g
ovTog 1 ) 6 xcvduvog xpstrrwv 6 iv TOig dcxaGTaig- TOtg pev yap mareOei,
rä> d'ou das eingehakte xai zu entfernen sein, das eine Nebenord
nung bezeichnet, die wie der Gedankenzusammenhang und das neben
ori und diOTc gewählte dig andeutet von Aristoteles nicht beab
sichtigt war.
Obige Vorschrift im sprachlichen Ausdruck und Vortrag nicht
alles Entsprechende zugleich anzuwenden, begründet Aristoteles
damit, dass bei Nichtachtung derselben die Absichtlichkeit leicht
bemerkt werde, im andern Falle dagegen man unbemerkt das
selbe thun könne. Wenn sich daran die Worte iav oöv tu palaxx
oxlripüg xai tü axXrjpa paXax&g liyrjTai, äniSuvov ytyveTai an-
schliessen, so muss man sich hüten, darin eine einfache Schluss-
4 ) Vielleicht möchte auch ein ovzojg statt ouzog an dieser Stelle Aristotelischer
sein. Die Construction ojg . . xpsitxcov ohne Participium wird durch viele
Beispiele geschützt: 139o a 4wj rö piv p.77 rvjXtxoOrov ovra «yvwp.oXo'yfitv
UKpETcig.
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
145
folgerung aus dem Vorherigen zu sehen, die leicht scheinen könnte
mit jenem in Widerspruch zu stehen. Aristoteles’ Gedanke ist viel
mehr dieser: 'wenn aber nun Einer jene Vorschrift so weit ausdelmt,
dass er Sanftes hart, dagegen Hartes sanft vortriige, so würde er
keine Überzeugung erwecken. Es ist also das Satzverhältniss ein
theils eonsecutives theils adversatives, das möglicherweise auch im
Griechischen durch ein idv d’ cvv ausgedrückt war.
III 11 S. 1412 n 15.
In dem eilften Capitel kommt Aristoteles bei der Erörterung
über die Weisen urhaner Rede (der darda) auf die schon früher
besprochene Metapher zurück, die auch hierfür von vorzüglichem
Wertheist. Man soll aber Metaphern von Verwandtem, aber doch
nicht solchem, was jedem in die Augen springt, hernehmen: Jer di
perafipsiv . . ano oixduav xai fj.yj tpavspüv ofov xai iv <pdcao<fia rö
äpoiov xai iv kciÄv dii^ovai S-updv sdarö^ou. Diese Vorschrift wird
ausser zwei andern durch folgendes Beispiel erläutert: xcd tö ävoo-
paliaSai rag n6hig iv nolv disyovai raCirö , iv irwpavdcc xai ovvd-
p.sai tq laov. So die Vulgate nach der Überlieferung der Handschrif
ten, die nur in rü> dv. statt rb abweichen. Tiefer verderbt scheint
nur der Pariser Codex zu sein, der aber auch hier in einem Puncte
eine Spur des Richtigen gewahrt hat: rw dvu> pahara. sivac rag
kokug iv ttoXüv. Denn wie es sich auch mit dem Präfixum verhal
ten mag, sicher scheint, dass Aristoteles nicht! den Infinitiv des
Perfects dvoip-akia^at, sondern des Aorisls ävcpaliaSrivai geschrie
ben hatte, der von dem Abschreiber in seine Bestandteile aufgelöst
ävoi [xähora eivat ergab. Es ist zwar eine Kleinigkeit, aber auch in
Kleinigkeiten verräth sich die Vorzüglichkeit (weil Unabsichtlichkeit)
der Handschrift. Wichtiger ist die Frage nach dem Compositum
dvopad^eiv, das, wofern es richtig ist, nach dem Zusammenhang nur
die Bedeutung des Gleichmaehens haben, nicht in negativem Sinne
genommen werden kann. Das Wort kommt aber, wie es scheint
weder sonst noch bei Aristoteles wieder vor; von Letzterem Messe
sich nur die Analogie von ovoicüv dvcpdloyng aus der Politik
1274 b 9 anführen, auch ein dnalg dpripivcv, das sein Präfixum
vielleicht nur der Wiederholung der letzten Sylbe des vorherge
henden odffccöv verdankt. Doch dem sei, wie ihm wolle, ein dvopa-
Xi£siv in dem angegebenen Sinne ist um so weniger glaublich als
Sitzh. d. phil.-hist. CI. XXXVIII. Bd. I. Hfl. 10
146
V -a h I e n
Aristoteles selbst ip.a'Äitsiv wiederholt gebraucht hat; Politik 1263
a 40 d<j>£ivca tqv zsxvonouav äöpiGrov djg ixavöjg av ipa'XiGS-QGop.evr/V,
1266 b 3 rd^ior’ av ipaXtG^rjvac (rag xr-QGscg), u. ebend. 15 rrjg
ouaiag ip.a\ir-Qg und 30 päXXov . . rüg lni3vp.iag 6p.ali£siv r> rag
ouGiag u. s. Lässt sich also das Praefixum av auf plausible Weise
entfernen, so wird wohl Niemand Einspruch dagegen erheben. Die
getrennte Schreibung röj ävco des Parisinus (womit von der Tren
nung abgesehen die übrigen übereinstimmen) leitet auf den Gedanken
einer zufälligen Wiederholung aus den unmittelbar vorhergehenden
Worten rü ävwSsv xai xdtojSsv. Schrieb also Aristoteles: xod
'ipalcG^f/vai rag TxiXsig’ iv 7roAd biiyouGi raurö? 1 ) Den Artikel vor
dem Infinitiv wird man nicht vermissen, zumal die Worte als Citat zu
fassen sind. Die folgenden Worte iv impaveiq. xai dvvdp.sot rö laov
sind durch ein hinter iv oder inKpavsia einzuschaltendes ydp mit dem
vorhergehenden zu verbinden : xai 'ip.altaäfivai räg nälsig' iv no\u
vityouGi radrö• iv ijupavsia. (yäp) xai buvdp.sGi rö i'ffov.
Mit Überspringung mehrerer sehr der Erklärung bedürftigen
Bemerkungen über die Witzworte (rä doreTa) stehe hier nur noch ein l
Wort über diejonigeArt derselben, welche auf der Doppelanwendung
ein und desselben Wortes in verschiedener Bedeutung beruht; 1412
b 3 ovreo di xai rä dGrsix, olov rö <pdvai 'ASQvaioig r-qv zrig Saldx-
rr,g dpyr,v p.Q dpyriv sivai r<Zv xaxm • ovaaSai ydp . 77 cognep ’Igo-
xpdzr,g zqv äp%QV rri tcoXv. dpyr,v sivai rcöv xaxöw . ap.pozipojg y&p
ö 'jux dv o/q Sir, zig ipsiv , roör’ sipQxai, x ui iyvdjG^-Q äzt dXiiSeg' rö i
rs yäp zqv dpypQV favai dpy_QV sivai oö-Siv aoipiv • dXV ody_ oörw Xi-
7£! dXV dXXojg, xod apxQV 00% ö slnsv aniipQGiv, dXX' äXXojg. iv ärcaGi
di xovxoig, iäv npogrixivzojg rö övojüls« iviyxr, ip.mup.ix r, p.sxapopd,
töte rö su * ofov '' AvdG’/sxog ovx ävdaysxog.' ip.ojmp.iav dniipr/Gsv,
dXXd Kpogr/xivrojg, si d.-QOQg. xai 'ovx. av yivoio päXXov fi ge ds'i ^ivog
^ivof, 77 od p.äXXov q gs dsi, rö adrö. xai 'od dsi röv £ivov £evov dsi
sivai.' dXXizpiov yäp xai zoüzo. rö adrö xai rö ' Avaigavdpidov xzX.
Die beiden ersten Beispiele von der äpyj) der Athener sind deutlich; |
nur die Aristotelische Erläuterung derselben ist nicht richtig ver
standen worden. 'Die dp%Q eine dpypn zu nennen ist nichts beson
deres; aber er nimmt auch nicht (in dem zweiten Beispiele) die dpyri
*) Wer nach Anleitung - der angeführten Stelle der Politik av 6jj(.a),i<7.9^?vat lesen
wollte, müsste aus reo ein anderes Wort restituiren.
Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
147
beidemal in dem gleichen Sinne; und verneint nicht (in dem ersten
Beispiele) die dpyr> in demselben Sinne, wie er sie gesagt hatte:’
ov'£ o einsv ätföyrjfftv, worin letzteres nicht einfach 'sagen’, 'aus-
sagen’ bedeutet (was eine lästige Wiederholung desselben Gedan
kens ergäbe), sondern 'verneinen,’ wie auch nachher dp.wvup.tav
aKs'mavj. Vergl. Topik 177 a 31 öAws zs p.ay_eziov, av xat
dnXütg ffuAAoyt^rjr«^ ozc ov'/_ S ecpridev dnecprjae Kpäyp.a, äAA" ovop.cc.
und ebenda 174 b 37 Asystv zrjv dvzccpaocv, ozc ö ecprioev dnofnoac fj
ö dnlcp-gae fYioou u. s. In dem Satze eocv Kpogr,xövzv>g xrA. sind zwei
Besserungen aus dem Pariser Codex zu gewinnen und von Spengel
(nicht von Bekker) benutzt worden: aus pcri nach edv (das in allen
übrigen Handschriften fehlt) ist fxiv und aus derselben Handschrift
die Dative öp.wvupia und [XEzatpopä herzustellen. Weder von den Frü
heren aber noch von Spengel und Bekker ist das auf den Doppelsinn
von £evog gegründete Beispiel richtig behandelt worden.
Klar ist, dass die Worte odx av yevoco xrA. einen jambischen
Trimeter bilden, in welchem ein Fuss zu viel ist. Daher Bekker das
zweite ^evog tilgte, Spengel dieses mit dem folgenden fj od päXXov
in Verbindung setzte: £evog ec cd pt.äAAov r y oe oec ro adrö. Allein die
Vergleichung aller übrigen Beispiele zeigt deutlich, dass das dop
pelte ^evog £ivo? in den Vers gehört und keines von beiden zu ent
fernen ist. Vielmehr sind die Worte oe dec aus dem folgenden od
päAAov vj oe dec an Unrechter Stelle wiederholt worden. An den Vers
ovx av yivoco piäAAov fl igivog £övo?’
d. i. 'nicht darfst du mehr fremd als ein Fremder sein’ schliesst
sich als Erklärung sowohl wie als Variation desselben Gedankens der
Satz ri od ptäAAov fj oe dec 'oder nicht mehr als du brauchst’, in ähn
licher Weise an, wie z. B. 1415 6 IS xcd
’ipcö yäp {ip.lv ocov ovdenömoze
dxrjxöaze dstvöv,’
fj oöru> äaup-aoziv. Diese Beziehung wird aber verdunkelt durch das
zu jenen Worten gezogene rö adrö, das vielmehr mit dem fol
genden zu verbinden war ro adrö xat 'od dec zov £evov vov dec
sivat’, wie gleich nachher ro adrö xcd rö 'Avx^ecvdpedov. Hiernach
wird man die ganze Stelle so zu schreiben und zu verbinden
haben: xai
'odx av yevoco piäAAov fj fivog £evog.’
r, 'od piäAAov fi oe dec'. rö adrö xat 'od dec zov £svov t;evov dec ecvccc.'
10’
148
V a h len, Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
Nachtrag.
Zu der S. 83 f. behandelten Stelle der Poetik theilt mir wäh
rend der Correctur der Druckbogen Bonitz, zugleich mit der Erlaub-
niss sie hier veröffentlichen zu dürfen, folgende Vermuthung mit. die
mit der obigen in einigen Puncten iibereinstimmt, in der Hauptsache
aber von ihr abweicht, und, wie ich überzeugt bin, das Richtige
trifft: d’.ö Ssi, av r6 npürov tpsOaog , äAAo tovtov cvrog dvtxyxr)
ivvcu ri yeveG$ou, npoaSsivocc.
Hö fl er, Noch einmal das carinen occulti autoris.
149
SITZUNG VOM 30. OCTOBER 1861.
Vorgelegt:
Noch, einmal das carmen occulti autoris.
Von C. D ö f 1 c r *)•
Die erste Spur der Benützung des historischen Gedichtes
unseres Erfurter Dichters, finde ich in einem Citate des M. Johannes
Hus. Als derselbe im November 1409 die berühmte Predigt hielt,
in welcher er nur böhmischer Universitätsmitglieder gedenkt, citirte
er, ohne den Verfasser oder das Gedicht zu nennen, die Verse 866
bis 871: Mors est Ventura (Opp. Johann Hussi II f. XLI. 6).
Über den Autor selbst enthält der gelehrte Abt von Sponheim,
Trithemius, in dem Verzeichnisse der Kirchenschriftsteller eine
Angabe, welche das bisherige Dunkel erleuchtet, jedoch selbst einer
gewissenhaften Prüfung unterzogen werden muss. Sie lautet (Opp. I,
S. 301):
Nicolaus de Bibera, natione Teutonicus, vir in secularibus
literis nobiliter doctus, et divinarum scripturarum non ignarus, phi-
losophus et poeta insignis, qui apud Erfordiam suo tempore in pretio
existens, magnam doctrinae suae gloriam acquisivit. Scripsit tarn
metro quam prosa non pauca opuscula, quibus etiam posteris nomen
suum notificavit. E quibus ego tantum vidi opus, cujus titulus est
occultus, quod carmine et oratione soluta composuit Erfordiae.
De cavendo malo li. 1. Carminis auditor lec.
Epistolarum ad diversos li. 1.
Claruit Erfordiae sub Rodulpho Imperatore anno 1290.
’) S. Sitzungsberichte Bd. 37, S. 183.
150
II ö f I er
Zuerst so viel, dass das von inir gewonnene chronologische
Resultat durch die Angabe der Blüthezeit des Erfurter Dichters auf
das Genaueste bestätigt wird.
In der Angabe seihst erscheint aber ein Widerspruch. Heisst
die obige Stelle, dass der Titel des Gedichtes occultus hiess, so
begreift man nicht, was der nachfolgende Titel eines Gedichtes,
welches so anfangt, wie das unsrige: carminis auditor lec (torve),
mit dem zuerstgenannten zu thun habe. Wenn das Gedicht: carminis
auditor zum Titel hatte: de cavendo malo, so konnte es nicht den
Titel occultus führen. Mit dem Titel de cavendo malo hat nun unser
historisches Gedicht nichts zu schaffen. Sein Inhalt weist auf etwas
ganz Anderes hin und ist namentlich im ersten Theile die Lebens
beschreibung des grossen deutschen Juristen Heinrich Grafen von
Kirchberg. Endlich ist das Trithem bekannte Gedicht de cavendo
malo nur Ein Buch stark, das unsere aber enthält fünf Bücher.
Auch heisst unseres nicht occultus oder occultum, sondern carinen
occulti autoris. Da nun Trithem gewöhnlich die Anfangsworte der
von ihm erwähnten Werke der einzelnen Schriftsteller mittheilt,
wie es auch hier bei Erwähnung des Gedichtes de cavendo malo
geschah, so lässt sich die Sache kaum anders deuten, als dass
Nicolaus von Bibera ein Gedicht über den erwähnten Gegenstand
schrieb, welches mit demselben Anfangsverse wie das von Trithem
nicht citirte historische Gedicht begann. Ersteres Gedicht hatte
Trithem vor sich; letzteres nicht. Was er von occultus berichtet,
scheint auf Hörensagen zu beruhen und eine Verwechselung mit
unserem Gedichte zu sein, das Trithem, wie klar ist, nicht vor sich
hatte, sonst hätte er, welcher so grosse Listen von Werken seiner
Schriftsteller anführt, es sicher nicht übergangen. Andererseits
dürfte die wenn gleich, so wie sie lautet, sinnlose Hinweisung auf
occultus (autor) die sichere Spur gewähren, die zu dem Namen des
verborgenen Dichters führt. Auf ihr fortwandelnd kommen wir zu
Flacius Illyricus, welcher unter den Zeugen der Wahrheit
(Calalogus testium veritatis. Argent. p. 503) auch einen Nicolaus
von Bibrach aufführt, was Erhard in der Ersch- und Gruber'sehen
allgemeinen Encyldopädie zu der Vermuthung verleitete, es sei die
schwäbische Reichstadt Bibrach Vaterstadt dieses Nicolaus gewesen,
während Trithem’s Angabe und was wir sonst von dem Leben des
autor occultus wissen, auf Bibra (am Sauhache, Regierungsbezirk
Noch einmal «las carmen occulti autoris.
lö l
Merseburg) führt. Auch des Flacius Quelle ist Trithem, nur fügt
er hinzu, dass das Buch occultus sich noch da und dort handschrift
lich finde 1 )- Er citirt nun mehrere Stellen aus demselben, im Ganzen
53 Verse.
Sie sind die ironische Grabschrift P. Martin’s. V. 1005.
V. 984— 987. Sed quia papa.
V. 1154—1181. Sancti quid facitis.
V. 1251—1263. Dicite sic miserum.
V. 1243—1246. Pape dicatis.
Es ist klar, dass Flacius unser historisches Gedicht vor sich
hatte, dessen drittem Buche die bezeichneten Verse entnommen sind,
wie Hus aus dem zweiten Buche Verse citirte, und wenn Flacius
von einem libellus occultus sprach, dem er die Verse entnahm, so
war er der Wahrheit viel näher gekommen als Trithem, obgleich
dieser in die Wette ausgeschrieben ward. Die Anwendung, welche
Flacius von den Citaten macht, übergehe ich; die Deutung
Ganymed's ist zu abgeschmackt und zeigt am deutlichsten, wie
gefärbt die Gläser waren, deren er sich bediente. Alle Anderen,
welche über Nicolaus geschrieben haben, stützen sich auf Trithem
oder Flacius; der fleissige und gelehrte Leyser (historia poe-
tarum et poematum medii aevi S. 1011) kennt nur Trithem, theilt
eben desshalh von den Werken des Nicolaus nichts mit und erwähnt
nur, Christoph [-leidenreich (Pandecf. Brandenb. p. 567 a) wolle
wissen, dass das Werk de cavendo malo in Erfurt gedruckt wor
den sei.
Dieser Angabe Heiden rei ch's widerspricht aber Fabrici u s
(Bibi, latina. Ed. prima italica T. V. p. 105) sehr bestimmt 3 ). Des
l ) Vixit ac floruit Erfordiae Nicolaus de ßi brach circa annum domini 1290. — Is
scripsit teste etiam Trithemio Iibellum qui vocatur Occultus et adhuc passim
manuscriptus invenitur. In eo autor narrat se Romae Russe; iudicat simulata
biandilias ergo exteros literatosque homines et juramenta ut ille inquit per
Judae oscula Nec obscure innuit etiam se a Papa veluli Ganymedem, nam
liac voce utitur, ad turpiora quaedam expetitum! Docet Romae fidem
ac pietatem esse aroma id est rem admodum raram et caram, Papam quoque
ejusque satellites omnium opes rapere et nulli quicquam dare. Dicit Martinum P.
exoptasse ut tota Germania unum stuguum esset ejusque hoc epitaphium , dignum
san- Papa recitat.
2 ) Die ganze Stelle heisst: Nicolaus de ßibera sive ßibrach Thuringiae oppido Teu-
tonicus Gymnasii Erfordensis magister circa annum 1290. Scripsit teste Trithemio
H ö f I e r, Noch einmal das carmen occulti autoris.
152
Widerspruches ungeachtet, welcher sich zwischen den Angaben
Tiithem's und des Flacius vorfindet, da der erstere das Gedicht
de cavendo malo, der andere unser historisches Gedicht vor sich
hatte, durfte denn doch kein Zweifel darüber obwalten, das Nicolaus
von Bibra Verfasser des carmen occulti autoris sei. Wenn diesen
Motschmann in einer Stelle, die ich nur als Citat kenne, als Gym-
iiasii Erfordiensis magister bezeichnet und Erhard ihn desshalb hart
anlässt, so ist nach der merkwürdigen Beschreibung der Erfurter
Schule in unserem Gedichte daran nichts Lächerliches oder Sinnloses.
Im Übrigen wird von demjenigen, was in der Einleitung gesagt
wurde, durch Auffindung des verborgenen Namens nichts geändert.
Im Gegentheile. Nicht blos wissen wir — abgesehen vom Namen —
ungleich mehr von den Lebensschicksalen des Dichters als Trithem
und Flacius an Aufschlüssen zu geben vermochten, sondern die
Bekanntmachung des carmen historicum hat erst den Widerspruch
aufgedeckt und gelöst, der sich in den Angaben über Nicolaus vor
fand, von Repertorium zu Repertorium sich fortzog, aus dem Thü
ringer einen Schwaben machte und schliesslich zur Verwechslung
der Werke des Dichters führte.
c. 504 tarn metro quam prosa non pauca opuscula: praeter epistolas tarnen nihil
aliud eommemorat quam de cavendo malo I i b r n m, cui titulus est occultus,
quem carmine et soluta oratione composuit Erfordiae. Nec plura refert Trithemius
inlibroile luminarihus Germaniae c. 93. Ex illo libroquem manuscriptum evolvitFlacius
(impressum enim Erfordiae noli Heiden reicho c rede re) nonnulla affert
in catalogo testium veritatis p. 865 seq. editionis primae. Ex Flacio Jo. Wolfius
T. 1. lect. memorabilium p. 564.
Sicliel, Die Lunarbucbstabeii in den Kalendarien des Mittelalters.
Die Lunarbuchstaben in den Kalendarien des Mittelalters.
Von Dr. Th. Sickel.
In den Urkunden des Mittelalters wurde der Tag oft nach dein
Alter des Mondes bezeichnet; in den Klöstern kam es frühzeitig auf,
dass, wenn nach der Prime der Tagesabsclmitt aus dem Martyrolo-
gium verlesen wurde, neben den anderen Tagesmerkmalen auch die
Luna verkündet wurde. Nun weiss jedermann, dass solche Mondzeit
bestimmungen nicht auf unmittelbarer Beobachtung beruhen, sondern
auf einer cyklisehen Berechnung, welche den Alexandrinern entlehnt
das ganze Mittelalter hindurch in Gebrauch gewesen ist. Wie aber,
liegt es dann nah zu fragen, hat man aus den Gesetzen des Cyklus
das Mondalter für den einzelnen Tag bestimmt? Hat man in jedem
Falle die Rechnung nach der fast bei allen Computisten gleichlauten
den Anweisung angestellt? Unter Karl dem Grossen wurde zwar von
jedem Geistlichen gefordert, dass er den Computus kenne *), un< ^
vielleicht mögen, so lange die Karolingischen Schulen blühten, auch
viele im Stande gewesen sein, jede Art von lunarer Rechnung durch
zuführen. Aber der Mehrzahl musste man doch für den täglichen
Bedarf Hilfsmittel zur Hand gehen, so gut wie Oster- und andere Zeit
tafeln, die auch entbehrlich gewesen wären, wenn jeder die Regeln der
Bücher inne gehabt und anwenden gelernt hätte. Die chronologischen
Hilfsmittel nebst den liturgischen Werken waren sogar die ersten,
die sich jedes Kloster, jeder Geistliche verschaffte, und war es nun
*) Monum. Germ. hist. LL. 1, 6S. 107. 125 ü. a. a. 0. — Computus ist ah er nicht nur
die gemeine Rechenkunst, sondern die auf die Zeitbestimmungen angewandte. — Du-
randus rationale div. offie. VIII c. 1 : „Quoniam, sicut ait beatus Augustinus, sacerdotes
computuin scire tenentur, alioquin vix eis nomen sacerdotis constabit: sub quo noti-
tiam cursus temporis, lunae ac calendarii intelligimus, quoniam computus est scienlia
certificandi tempus secundum solis et lunae progressum“.
154
S i c k e 1
durch Herkommen, später durch Vorschriften geboten, an jedem
Tage die Luna anzugeben, so mussten die Kalender auch darauf ange
legt sein und jedem, der nicht rechnen konnte, ermöglichen, aus ihm >
das Mondalter zu ersehen.
Es gilt nun bisher als ausgemachte Sache, dass man sich schon
das ganze Mittelalter hindurch für diese lunare Zeitrechnung des in
allen chronologischen Lehrbüchern abgedruckten sogenannten immer
währenden Julianischen Kalenders bedient habe, in welchem die
Neumondstage durch die ihnen beigesetzten goldnen Zahlen angezeigt
sind. Die Mehrzahl der Chronologen vergisst dabei die Frage auf
zuwerfen, wann diese Kalenderform aufgekommen sein mag; andere
lassen sie geradezu so alt sein, als die Alexandrinische Osterrechnung.
Das ist entschieden unrichtig. Und ohne mich hier auf eine einge
hende Widerlegung dieser Vermuthung, denn mehr istes bishernicht *),
einzulassen, stelle ich dem die Behauptung entgegen, dass das frühere
Mittelaller diese Form des Julianischen Kalenders noch nicht gekannt,
! ) Weder Scaliger, noch Clavius, Petavius u. A. fuhren ein bestimmtes Zeuginss
für ihre Behauptung an; höchstens berufen sie sich im Allgemeinen auf Beda’s Werke t
und meinen dann offenbar in diesem Falle die in den älteren Ausgaben mit enthaltenen
Ephemeriden. Die Ephemeriden sind aber eine viel jüngere Arbeit (s. llie complete
works of ven. Bede, by Giles; I the life p. CX und VI preface p. XIV) und können nichts
für Beda’s, geschweige denn für frühere Zeit beweisen. Wann nun die neue Form
des Mondkalenders aufgekommen sein mag, wird sich nicht eher bestimmt beantworten
lassen, als bis eine umfassende Revision der älteren handschriftlichen Kalender in den
verschiedenen Ländern stattgefunden hat. Folgendes gebe ich nur als Beitrag zur Lösung.
Nach einer Notiz von Jan (dissert. cycli Dionysiani §. 18, in der Klotz’schen Aus
gabe p 131) soll sich im Cod. Digbaeanus saec. IX inc. ein den Ephemeriden
ähnlicher römischer Kalender mit goldenen Zahlen befinden. Aber es müsste erst noch
festgeslellt werden, dass dieseZahlen der ersten Anlage des Kalenders angehören. Wie ich
selbst nämlich bei sehr vielen alten Kalendern gefunden habe, hat man in ihnen häufig
in späteren Jahrhunderten, in denen der Julianische Mondkalender allgemein verbreitet
war, die goldenen Zahlen nachgetragen. Die Untersuchung der Handschriften muss also
darauf hinausgehen, festzustellen, ob schon in der ursprünglichen Anlago der Tafeln eine
Colonne für diese Art von Monddaten bestimmt war. Davon aber habe ich unter mehr als
dreissig von mir geprüften Exemplaren vor 1000 kein einziges Beispiel gefunden und
ziehe eben desshalb auch die Jan’sche Angabe in Zweifel. Unter den zahlreichen Kalen ^
darien der Wiener Hofbibliofhek findet sich sogar vor 1300 kein einziges mit urspriing- }
lieh eingetragenen goldenen Zahlen. Doch habe ich anderwärts die neue Einrichtung
früher gefunden. Zuerst in dem Cod. Sa ngall e ns is 304 (regula s.Benedieti, praecedit
Kalendarium —jene zu Ende, dieses um die Mitte des XI. Jahrhunderts geschrieben);
ferner in einem Herrn von Meiller gehörigen Kal end erfragmen t saec. XI und in
einer Handschrift des Germanischen Museums, Cod. 322.4 saec. XII. Seit
dem zwölften Jahrhunderte mehren sich die Beispiele, und um 1286bezeichnet Duran-
dus diese Form des Mondkalenders schon als eine längst bekannte Einrichtung.
Die Lunarhuchstaben in den Kalendarien des Mittelalters.
155
sondern sich einer ganz andern Einrichtung zur Bestimmung des Mond
alters für jeden Tag bedient hat. Diese bisher so gut wie nicht beachtete
und nicht erklärte Einrichtung der älteren Kalendarien und Zeittafeln,
das heisst die Lun a r huc h s ta b en u nd ihr e mannigfaltige
Anwendung sollen den Gegenstand der folgenden Abhandlung bilden.
In Deutschland hat meines Wissens bisher nur Th. Mommsen
auf Lunarbuchstaben aufmerksam gemacht *) und gezeigt, dass in
dem spätrömischen officiellen Kalender, der mit der Chronographie
von 354 2 ) verbunden ist, die erste Buchstabenreihe, welche den
zwei auf die sieben- und die achttägige Woche bezüglichen Reihen
vorangeht, sich auf die Monddaten bezieht. Es sind dort nämlich in
der Regel von drei zu drei Tagen den Monatstagen die Buchstaben A
bis K so beigesetzt, dass der 1. Jan. A hat, der 4. Jan. B . . . der
28. Jan. K, der 31. Jan. wieder A, der 3. Febr. B . . . der 12. Febr.
E, dann ausnahmsweise mit eintägiger Intervalle, der 14. Febr. F,
der 17. Febr. (also die frühere Intervallirung) G . . . der 26. Febr.
K, der 1. März wieder A u. s. f., so dass sich das gleiche Schema
sechsmal vollständig wiederholt und mit dem 355. Tage des Jahres
von Neuem anhebt, aber mit dem 30. Dec. D abbricht. „Wie man
sieht — sagt Mommsen —- stellt die erste Reihe (1.—30. Jan.) den
30tägigen, die zweite den 29tägigen Mondmonat dar . . . Wenn man
demnach die Epakte weiss, die in einem andern Abschnitt derselben
Chronographie nach dem 84jährigen Cyklus . . . berechnet ist, so
kann man darnach durch einfache Beobachtung der Buchstaben die
Neu- und Vollmondstage finden. Es sei beispielsweise in dem gege
benen Jahre der erste Neumond 8. Jan., so füllt Neumond in dem
selben durchaus auf die C 2 bezeichneten Tage, falls man den ersten
im Jahre beginnenden Monat voll, dagegen abwechselnd auf C 2 und
C 1, falls man denselben hohl setzt“. An die Schemata der Novilunien,
die Th. Mommsen den zwei Annahmen entprechend entwirft, knüpft
er die Frage, ob nicht in der früheren christlichen Zeit neben der
‘) In der röm. Chronologie, 2. Ausg. p. 309. — Aus der Note daselbst habe ich erfah
ren, dass auch Edward Greswell, fasti temporis catholici and origines Kaleudariae
(Oxford I8i>4,8°, o ßde.) von den Lunarbuchstaben des Constantinischen Kalenders han
delt; aber Mommsen’s Citat aus Greswell ist falsch und es ist mir nicht möglich gewesen,
in dem wüsten Buche des englischen Theologen die betreffende Stelle aufzufinden.
a ) Th. Mommsen in den Abhandl. der k. sächs. Gesellschaft der Wissensch. II. i ff.
Ö47—G93.
156
S i c k e 1
sonst als allein richtig angenommenen Weise, nach welcher der im
Januar beginnende Mondmonat stets 29tägig angesetzt worden sein
soll !), auch die andere Annahme eines im Januar anhebenden 30tägi-
gen Mondes vorgekommen sei. Verstehe ich diese Frage recht, so
neigt der Verfasser zu der letzteren Annahme desshalb hin, weil unter
solcher Voraussetzung die die Neumonde bezeichnenden Lunarbuch
staben das ganze Jahr hindurch dieselben sein würden, also in dem von
ihm Beispiels halber gewählten Jahre stets C 2 und nicht alternirend
C 2 und C 1. Aber das Resultat ganz gleicher Novilunarbuchstaben 2 ),
das sich wegen seiner Einfachheit empfehlen würde, würde auch bei
dieser Annahme nur in gewissen Jahren erzielt werden. Stellen wir
die Neumondsreihen für die Jahre 384 und 385 auf, so ergibt sich:
bei im Januar beginnenden
vollen Monat
Monatlänge
30 C 3 9. Jan.
29 C 3 8. Febr.
30 C 3 9. März
29 C 3 8. April
u. s. w.
bei im Januar beginnenden
hohlen Monat
29 C 3 9. Jan.
30 C 2 7. Febr.
29 C 3 9. März
30 C 2 7. April
u. s. w.
384. Röniisclie Epakte XXIII.
Monatlänge
1) Ideler 2. 246.
2 ) Diese und einige andere Bezeichnungen, deren ich mich später bediene, mögen gleich
hier, wie ich sie auffasse, erklärt werden. —Als literae dominicales bezeichnen die
meisten neueren Chronologen,|wie Pilgram, Wailly, Greswell u.A., zwei Arten von Buch
staben , die man besser auch im Namen unterscheiden sollte: 1. als literae feriales,
d. h. diejenigen Buchstaben, welche in allen Jahren den Monatstagen in gleicher
Weise beigegeben werden (1. Jan. A bis 31. Dec. A), um ihre Eintheilung in sieben
tägige Wochen anzudeuten; 2. als literae dominicales: sie geben an, auf welchen unter
den Ferialbuchstaben und auf welche der durch ihn bezeichneten Monatstage in einem
gegebenen Jahre die Sonntage fallen. Allerdings werden jene auch schon in Kalen
darien des späteren Mittelalters unter der Rubrik: literae dominicales verzeichnet.
Aber die Computisten vermeiden diesen Sprachgebrauch und Durandus z. B. nennt
jene literae calendarum. Dem entsprechend nenne ich litera lunaris den einem Mo
natstag eigentümlichen und in allen Jahren ihm gleichmässig heigesetzten Buch
staben, der auf die Eintheilung des Jahres in Mondmonate hin weist, und literae novi-
lunares den oder diejenigen (wie wir später sehen werden, in gewissen Fällen
2—4) unter den Lunarbuchstaben, welche in einem bestimmten Jahre die mit ihnen
versehenen Kalendertage als Neumondstage bezeichnen. Somit hat jeder Tag, in allen
Jahren gleich, seine literae ferialis und lunaris, und jedes Jahr seine ihm eigen
tümlichen literae dominicalis und nooilunares.
Die Lunarbuchstaben in den Kalendarien des Mittelalters.
IST
bei im Januar beginnenden bei im Januar beginnenden
vollen Monat hohlen Monat
385. Römische Epakfe IV.
Monatlange
28. Jan.
27. Pebr.
28. März
27. April
29
30
29
30
K 1
K 1
K 1
K 1
28. Jan.
26. Febr.
28. März
26. April
u. s. w.
Im Jahre 385 würde also gerade bei der von Mommsen vor
gezogenen Annahme ein Wechsel in den Novilunarbuchstaben ein-
treten und so überhaupt in allen Jahren, deren erstes Novilunium
am IS. Jan. E 3 oder noch später eintritt. Umgekehrt wird bei der
Voraussetzung, dass der im Januar beginnende Monat hohl sei, in
allen Jahren, deren erster Neumond auf IS. Jan. oder früher fällt,
ein Alterniren der Novilunarbuchstaben stattfinden, und in den Jahren,
die mit dem Novilunium am 16. Jan. oder später beginnen, ein
und derselbe Buchstabe die Noumenien des ganzen Jahres bezeich
nen. Der Grund davon liegt auf der Hand: zwischen dem 4. Jan.
B 1 und dem 3. Febr. B 1 liegen 30 Tage, aber zwischen dem
22. Jan. H 1 und dem 20. Febr. H 1 (wegen des Sprunges vom
12. Febr. E 1 zum 14. Febr. F 1) nur 29 Tage. Entweder müssen
wir also den Gedanken fallen lassen, dass die Einrichtung der Lunar
buchstaben, wie wir sie im Kalender von 3S4 erblicken, den Vor
theil darbiete, dass sich für jedes einzelne Jahr nur ein Neumonds
buchstabe ergebe, oder wir müssten annehmen, dass durch Beibe
haltung desselben Buchstaben nicht die cyklisch genaue Luna prima,
sondern nur annähernd die erste Phase bezeichnet werden sollte,
oder drittens, dass je nach der angegebenen Grenze gewisse Jahre
des Cyklus mit vollem, andere mit hohlem Monat begonnen hätten,
das heisst, dass durch eine höchst künstliche Methode der Schaltung
dieser Wechsel zwischen der einen und andern Form des Mondjahres
herbeigeführt und dadurch die Unveränderlichkeit des Novilunar-
buchstabens erzielt wäre. Für die Annahme einer so eigentüm
lichen Schaltmethode ist uns aber gar kein Anhalt geboten. Und die
zweite Annahme würde für viele Jahre des 84jährigen Cyklus die
Anwendbarkeit dieses Buchstabensysterns für die genaue Bestim
mung der Luna paschalis ausschliessen, während doch offenbar die
158
S i c k e 1
Berücksichtigung des Mondjahres in dem officiellen Kalender der
spätrömischen Zeit der Berechnung des Osterfestes zu Hilfe kommen
soll. Ich glaube daher mich gegen die Annahme, zu der Mommsen
hinzuneigen scheint, und gegen die von ihm vorgeschlagene Folge
rung aussprechen zu müssen. Und nehme ich demgemäss an, dass
je nach dem Datum des ersten Neumonds im Jahre, für gewisse
Jahre ein und derselbe Novilunarbuchstabe, für die anderen zwei
alternirende aufzustellen sind, so würden sich für die von Noris
reconstruirte und von Ideler berichtigte 84jährige Ostertafel J ),
welcher ein stets mit hohlem Monat beginnendes Mondjahr zu Grunde
liegt, folgende drei Fälle ergeben: ist die Epakte eines Jahres I, so
sind alle mit dem dem 1. Jan. beigesetzten Lunarbuchstaben A 1 ver
sehenen Tage des Jahres Novilunien; ist die Epakte eines Jahres
II—XVI, so gilt für alle Monate der dem ersten Neumondstage eigen-
thümliche Lunarbuchstabe als Novilunarbuchstabe des Jahres; ist
die Epakte grösser als XVI, so ist der Lunarbuchstabe der ersten
Noumenie für alle hohlen Monate als Novilunarbuchstabe anzusetzen,
für die vollen Monate aber der unmittelbar vorhergehende Buchstabe a ).
Indess ist noch keine Oster- oder Jahrestafel bekannt geworden,
welche, wie wir es bei den späteren Jahrhunderten sehen werden,
jedem Jahre des Cyldus seine ihm entsprechenden Neumondsbuch
staben beisetzte, und es lohnt sich nicht eine solche Reihe für die
Noris-Ideler’sche Tafel zu construiren, so lange nicht die Richtig
keit der letztem, welche durch manche Daten in Frage gestellt wird,
neuerdings erwiesen ist. liier genügt es, das älteste Beispiel von
Lunarbuchstaben angeführt zu haben und insofern an Mommsen’s
Bemerkungen anzuknüpfen, als ich selbst ihnen die Anregung ver
danke, demselben Gegenstand in den späteren schon von der Alexan-
drinischen Osterrechnung und dem 19jährigen Oyklus ausgehenden
Zeittafeln nachgespürt zu haben. Denn zeugen die Lunarbuchstaben
in dem Kalender von 354, ebenso wie die Buchstaben der sieben
tägigen Woche, für den christlichen Charakter desselben, so liegt
die Vermuthung nab, dass man auch in den folgenden Jahrhunderten,
die sich nicht minder für die Fest- und sonstige Zeitrechnung eines
accommodirfen lunaren Jahres bedienten, die gleiche oder eine ähn
liche Einrichtung nachgealimt habe. Und in der That finden sich in
II, 249.
2 ) Osts heisst zum Beispiel C 3 und C 2 oder C 2 und C 1 oder C 1 uud ß 3 u. s. w.
Die Lunarbuchstahen in den Kalendarien des Mittelalters.
159
einer grossen Anzahl von Kalendarien des früheren Mittelalters (dar
unter auch schon längst gedruckte) sogar zweifache Systeme von
Lunarbuchstaben und mannigfaltige Tafeln, welche über die ver
schiedenartige Anwendung solcher Buchstaben vollständigen Auf
schluss geben.
Wie das Mittelalter die Lunarhuchstaben der syModischen
Monate ansetzte, will ich zunächst aus dem Kalendarium Augiense *)
mittheilen. — Vor den in zweiter Colonne nach römischer Weise
verzeichneten Monatstagen steht hier ein System von 59 Mondbuch
staben, nämlich A—U, dann mit Punct rechts versehen A.—U., end
lich mit Punct links versehen .A—.T, ein System, das sich gleich
falls sechsmal vollständig und dann zumTheil wiederholt. Es stehen also
hei 1. Jan. A
„ 20. Jan. U
„ 21. Jan. A.
„ 9. Febr. U.
„ 10. Febr. .A
bei
28. Fehr.
1. März
1. April
1. Mai
1. Juni
.T
A
M.
C
0.
1. Juli
1. Aug.
1. Sept.
1. Oct.
1. Nov.
1. Dec.
2. Dec.
20. Dec.
21. Dec.
31. Dec.
E
Q-
H
S.
K
U.
.A
.T
A
L
Hier liegt es noch deutlicher auf der Hand, dass ein volles
System ein Mundpaar umfasst, und dass wenn z. B. mit dem 21. Jan.
A. ein hohler Monat beginnt, alle mit A. bezeiehneten Tage Novi-
lunien für die hohlen Monate sind; die Anfänge der vollen Monate in
demselben Jahre werden wir dagegen 29 Buchstaben weiter zu
suchen haben, also A. -)- 29 = .K, so dass hei dieser Art von
Mondhuchstahen, ganz abgesehen von etwaigen Veränderungen
durch Intercalation, je zwei Buchstaben als Lit. novilunares für
jedes Jahr angesetzt werden müssen.
Eben diese Einrichtung nun erwähnt schon Beda als eine von
Alters her überlieferte und auch in seinen Kalender aufgenommene :
1 ) Cod. Vindob. 1815 aus der 1. Hälfte des IX. Jahrh. — Gedruckt in S. Donati, de
dittici degli antichi profani e sacri, p. 244; die Lunarbuchslaben sind in diesem Ab
druck wiedergegeben, aber ohne Unterscheidung der drei Alphabete. — Gerbert,
monuin. liturg. Alem. ly 482: die Lunarbuchstaben sind ausgelassen.
IGO
S i c k e l
„de aetate lunae si quis computare non potest", soll er sich dieser
Alphabete bedienen 1 ). Kein Wunder dass nach seinem Vorgang die
meisten Kalenderschreiber die Lunarbuchstaben verzeichneten, wie
folgende Kalender ergeben, die ich, weil ich mich auf den einen
und den andern noch zu berufen haben werde, gleich hier aufzähle
und soweit erforderlich beschreibe:
1. Kalendarium ex Cod. Rhenaugiensi saec. VIII. in
Gerbert rnonum. liturg. Alemanniae 1 455. Die 59 Lunarbuchstaben
gehen den römischen Daten voraus, im Druck sind sie ohne Grund
theils durch Majuskel, theils durch Minuskel wie lergegeben, die
Alphabete sind nicht unterschieden. Vom 13. April an bis 27. Mai
ergänzt der Herausgeber den Kalender aus einem S. Gallener Codex
saec. X, dem die L. lunares fehlen; ebenso vom 14. Juli bis zu Ende.
Die Maitage 28—31, die Juni- und ersten Julitage aus dem Cod.
Rhenaug. haben die ihnen zukommenden Lunai’buchstaben.
2. Martyrologium Gellonense um 804 geschrieben, in
d’Achery spicil., ed. nova 2, 25. Beginnt wie das vorhergehende
Kalendarium mit 25. Dec. mit der L. lunaris E, so dass 31. Dec.
L hat und am 1. Jan. das System von 59 Buchstaben mit A beginnt.
3. Kal. Salisburgense im Cod. Vindob. 387. Den grössten
Theil der Handschrift füllt eine Umarbeitung von Beda’s de temporum
ratione ans, in der die Reihenfolge der von Beda behandelten Gegen
stände wesentlich verändert, die Mehrzahl der Capitel aber diesem
wörtlich uachgeschrieben ist. Richtig hat schon Pertz im Archiv
3, 530 die unter der Aufschrift „argumentum ad annum mundi inve-
nienduin etc." vorkommenden und durch Correctur verderbten Ziffern
wieder hergestellt als 809; dieselbe Jahreszahl wird als annus
praesens in den späteren Rechnungen aufgeführt. Aber aus diesem
Umstande allein darauf schliessen zu wollen, dass der Codex 809
geschrieben ist, wäre gewagt, da wie zahlreiche Handschriften von
Beda beweisen, auch die Copisten die zunächst nur auf die Abfas
sungszeit des betreffenden Werkes bezüglichen Datirungeu bei-
De temp. rat. cap. XXIII. Giles 6, 192: „quod si adeo quis deses vel liebes est, ut
absque omni labore computandi lunae cursum scire voluerit, innitatur alphabetis
quae in annali videlieet libello juxta cursum distincta lunarem,
ubi duos lunae circuitus, id est quinquagenos et no venös dies
terna tenent alphabeta... discerneudi etiam gratia primum de
ternis alpbabetum nudis utrinque literis, secundum subnotatis,
t e r t i u in s u p e r n o t a t i s determinandum p r o v i d i t a n t i q u i t a s.
Die Lunarbuchstaben in den Kalendarien des Mittelalters.
161
behielten. Es bandelt sich also darum, oh diese Handschrift als
Autograph angesehen werden kann, und dafür spricht nun, dass
die mannigfaltigen und sehr ausführlichen Zeittafeln, welche dem
theoretischen Theile beigefügt sind, in den Ziffern sehr correct sind
und wohl nur von einem geübten Computisten so fehlerfrei ange
legt werden konnten. Von diesen Zeittafeln sind hierzu erwähnen:
ein „Martirologium excarpsatum cum alphabetis ad
lunam in veniendam“, in welchem die erste Längenzeile die
Ferialziffern I—VII, die zweite ein später zu erläuterndes Buchstaben
system zur Berechnung der periodischen Mondumläufe, die dritte die
59 Lunarbuchstaben, genau nach Beda’s Anweisung theils nackt,
theils oben, theils unten punctirt, enthält; das Martyrologium selbst,
welches schon für jeden Tag mindestens einen Namen, alle Namen
aber nach strenger Auswahl aufführt, verdient eine eingehende Ver
gleichung. Ferner die Ostertafeln für 1 ante Chr. bis 1063 post Chr.
(cf. Pertz a. a. 0.), in welchem 817—892 die gemeinen und embo
listischen Mondjahre verzeichnet sind, was gleichfalls für eine
Abfassung um 817 spricht. Zum Schlüsse „cyclus hic est lunaris
qualiter luna in circulodecennovali singulisannisvel
mensibus sive diebus currit“, d. h. ein alle Tage umfassen
der Mondkalender für 19 Jahre, in dem auch alle Regeln der Mond
zeitrechnung eingetragen und alle Abweichungen der verschiedenen
Arten die Luna zu berechnen vermerkt sind.
4. Kal. Co r b eie ns e um 826, in d’Achery spicil., ed. n. 2, 64
mit der Aufschrift: „incipit ordo solaris anni cumlitteris a sancto
Hieronymo superpositis ad explorandam septiinanae diem et
lunae aetatein investigandam in uno quoque die per XIX. annos“ i):
in erster Längenreihe die Ferial-, in zweiter die 59 Lunar
buchstaben.
5. Kal. S. Germani Autissiodorensis. Dasselbe habe ich
vor Kurzem in einer Melker Handschrift, die als Beda saec. X.
bezeichnet wurde, entdeckt. Die Handschrift enthält allerdings von
Beda de natura rerum, de temporibus (beide saec. IX inc.), ferner
de temporum ratione saec. IX, alle diese Schriften mit zahlreichen,
halb in tironischen Noten geschriebenen Glossen versehen. Dazwi-
*) Auch in einem Computus von 1143 (Cod. Vindob. 27ö) wird die Einrichtung der
Lunarbuchstaben Hieronymus zugeschrieben.
Sitzb. d. phil.-hisl. CI. XXXVIII. Bd. I. Hfl. il
162
S i ekel
sehen einzelne Abhandlungen gleichen Inhalts und wesentlich an
Beda sich anschliessend. Ferner zwei Blätter Ostertafeln mit ein
zelnen historischen Notizen, die Jahre 836 — 890, 944—999
umfassend; drei auf die Mondrechnung bezügliche Tafeln und ein
eigentliches Kalendarium, das genau so überschrieben ist wie das
Kal. Corbeiense und dem auch einige werthvolle historische Auf
zeichnungen eingefügt sind >)• Die letztgenannten Theile, von der
selben Hand geschrieben, sind, wie die Ostertafeln und die annalisti-
schen Bemerkungen beweisen, um 840 angelegt und entweder in
dem Kloster St. Germain selbst oder doch für dasselbe bestimmt.
In dem Kalendarium stehen in der ersten Reihe die 59 Literae
lunares der synodischen, in zweiter die 14 der periodischen Monate,
dann die Ferialbuchstaben u. s. w.
6. Kalendarium der Bibi. Laurent, saec. IX gedruckt in
Bandini catal. cod. latin. 1, 285 mit 59 Lunarbuchstaben und am
Schluss, behufs leichterer Vergleichung der Daten des solaren und
lunaren Jahres, ein tabellarischer Auszug aus Beda de temp. rat.
cap. 22 2 ).
7. Computus sacer in St. Gallen, Cod. 459, ohne genü
genden Grund dem Mönch Hartmann zugeschrieben, den Beispielen
nach um 877 verfasst. Der Kalender enthält die doppelten Lunar
buchstaben, erst von viel jüngerer Hand sind güldene. Zahlen ein
getragen. Dem Computus sind dieselben Tafeln für Lunarrechnung
eingefügt, welche der Kalender von St. Germain d’Auxerre enthält.
8. Kalend. Trid entinum, unter Bischof Udalrich um 1050
angelegt 3 ), Codex im k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv zu Wien,
bereits mitgetheilt von Bonelii in inonum. eccl. Trident. 2, 207.
Auf den Kalender, der die Lunarbuchstaben in erster Linie enthält,
folgt eine später zu erklärende Tafel zur Berechnung des Mondalters.
1) Das Kalendarium selbst hoffe ich hinnen Kurzem veröffentlichen zu können. — Näheres
über die Handschrift theile ich mit in der Bibi, de l’e'cole des chnrtes. 23c annee,
cinqnieme Serie, t. III.
2) Beda-Giles 6, 1110—192.
3 ) In dem ordo cpiscoporum suncte Tridentine ecclesie ist von der ersten Hand als letzter
Bischof eingetragen: „item Oudalriei secundi benignissimi episcopi qui statum
ecclesie heati Vigilii serenissima pietale disponit in preseutiarum ab anno incarn.
d. n. Jesu Christi MXXII.“ und in dem ordo imperatorum zuletzt von derselben Hand :
„Chtionradi imperutoris, Herinanni ducis, Heinriei iinperatoris“, woraus sich die
Abfassungszeit ergibt.
Die Lunarbuchstaben in (len Kalendarien des Mittelalters.
163
9. Kalendarium saee. XII im Cod. Vindob. 1226, zweifel
hafter Herkunft*), mit doppelten Lunarbuchstaben für die periodischen
und synodischen Monde.
10. Kalendarium saee. XII vor einem Weingartner Psal-
terium in der k. Privatbibliothek zu Stuttgart a ) mit dem System der
39 Buchstaben.
11. Kalendarium Salisburgense saee. XIV im Cod.
Vindob. 434. In den meisten Monaten nehmen die 39 Buchstaben
die dritte Längenzeile ein, im Februar sind sie unrichtig angesetzt;
Juli und August sind aus anderer Vorlage abgeschrieben und enthalten
acht verschiedene auf die Zeitrechnung bezügliche Buchstabenreihen,
als siebente die der synodischen, als achte die der periodischen
Monate. Neben jedem solaren Monat befindet sich der entsprechende
Mondmonat für 19 Jahre, in ähnlicher Weise wie in dem Salzburger
Kalender von c a 809. Endlich mehrere Tafeln für die Berechnung
der Feste aus den Lunarbuchstaben.
Diese den verschiedenen Jahrhunderten entnommenen Beispiele
beweisen zur Genüge, wie verbreitet die Kalendereinrichtung, von
der ich hier handle, gewesen ist. Aber ebenso wie man in einzelnen
Fällen die für den täglichen Bedarf noch wichtigeren Ferialbuch-
staben in dem Monatskalender ausliess, gibt es eine Menge von
Kalendarien, welche die Einrichtung der Lunarbuchslaben nicht
berücksichtigen, wie das von Piper edirte Kal. Karl'sd. G.von 781;
das K a I. Petersbusanum saee.IXin Gerbert rnon. lit. Alem. 1,478;
das Kal. eccl. cathedr. Florent. saee. IX in Ximenes del gno-
mone Fior. 119 3 ); das Ka 1. Lucense und das Ka 1. S. F lori d i in
Donati de’ dittici degli antichi 257, 273 — oder falls man annehmen
wollte, dass nur die Herausgeber, wie es Gerbert bei dem Augiense
gethan, die Lunarbuchstaben ausgelassen haben, wird man in jeder
Bibliothek handschriftliche Exemplare ohne diese Einrichtung finden.
Ich gehe nun zu der mannigfaltigen Anwendung der Lunar
buchstaben über und knüpfe zunächst an die beistehende Tafel aus
dem Kalender von St. Germain d ’Auxer r e an.
*) Zu der Beschreibung bei Denis 1, 70 Misst sieb noch hinzufügen, «lass auf dein innern
Deckel steht: „iste über pertinet ecclesie sancli Pauli . . der Ortsname ausradirt.
~) Ich glaube dass es derselbe Codex ist, von dem im Archiv 4, 308 die Rede ist.
3 ) Es bedarf wohl hier keines ausführlichen Beweises dafür, dass das von dem Herausgeber
mit ergötzlichem Unverstand behauptete Abfassungsjahr 813 ganz unhaltbarist, und dass
damit alle aus den Angaben des Kalenders gezogenen Folgerungen in nichts zerfallen..
IV*
164 S i c k e 1
ftuola sit luna per singulas kalendas deccm et novcrn annornm >).
Lu na
XXX XXIX
XXX
XXIX
XXX
XXIX XXX
XXIX
XXX
XXIX
XXX
XXIX
Kalendis
Jan. Pebr.
Mart.
Apr.
Mai.
Jun.
Jul.
Ausr.
Sept.
Oct.
Nov.
Dec.
10
11
12
13
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XXVIII
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XXVII
XXVII
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XIX 4)
XXX
XI
I
XI
XXII
XXII
III
IV
XIV
XIV
XXV
VII
XXV
VI
*) Codex: annos. 2 ) Ursprünglich im Cod. XVIIf, dann corrigirt. 3 ) Cod. XXVI11. 4 ) Zuvor war XVIII gesetzt. 5 ) Cod. XXIII.
Die Lunarbuchstaben in (len Kalendarien des Mittelalters.
163
Durch die von mir beigesetzten arabischen Ziffern ist schon
angedeutet, dass die einzelnen Querzeilen den 19nach goldenen Zahlen
benannten Jahren des Mondcyklus entsprechen >). In der- ersten
Längenzeile der Handschrift stehen die Novilunarhuchstaben eines
jeden Jahres a ) und zwar zuerst der für die hohlen Monate; aus
ihnen sind regelmässig durch Weiterzählen von 29 Buchstaben die
daneben stehenden Neumondsbuchstaben für die vollen Monate ent
wickelt. In eilf Fällen lässt sieh auch sofort das bestimmte Ver-
hältniss zwischen dem vollen Neumondsbuchstaben eines Jahres und
dem hohlen des nächstfolgenden Jahres erkennen , besonders wenn
man anstatt der Buchstaben die ihnen im ganzen Systeme zukommen
den Ordnungszahlen setzt. Z. B. bei dem Übergang vom 14. zum
IS. Jahr: S9 (= T" als L. novil. des vollen M.) -f- 30 (Tagzahl
des vollen M.) — S9 x (so oft als ein vollständiges Buchstaben
system abgelaufen ist) — 11 (als Zahl der Buchstaben, die nach
sechsmaliger Wiederholung des Systems vom 21. December A bis
31. December L gesetzt werden) = 19 (= T als L. novil. des
hohlen M. im IS. Jahr). Diese Ordnung muss aber nothwendiger
Weise unterbrochen werden, so oft als durch den Embolismus der
alternirende Wechsel zwischen hohlen und vollen Monden gestört
wird. Prüfen wir nun die Richtigkeit der durch diese Tafel bezeich-
neten Noumenien durch Vergleichung mit den Neumonden, wie sie
im immerwährenden Julianischen Kalender bei Ideler 2, 194 angesetzt
sind 8 ). Bei ihm finde ich für Numerus aureus VII folgende Anfänge
der hohlen Monate: 17. Januar, 17. März, IS. Mai, 13. Juli,
10. September, 8. November, welchen auch L. hin. B zukommt —
und als Noumenien der vollen Monate: IS. Februar, IS. April,
13. Juni, 11. August, 9. October, 7. December, welchen F" zu
kommt. Im folgenden Jahre VIII ergeben sich dagegen differirende
Reihen:
In dem Compulus Sangall. Cod. 459 beginnt diese Tafel mit dem dritten Jahr des
Cyklus, offenbar weil diesem Jahre die römische Epakte I znkommt: der Coinputist
hat also den eigentlichen Cyelus lunaris Romanorum im Sinne.
a ) I e h unterscheide fortan diedreiAlphabete desLunnrbuchstaben-
sy steins in folgender Weise: A—U; A'—U'; A"—T".
3 J Ich wähle hier für die Beispiele nur solche Setzungen bei Ideler, die keinem Zweifel
unterworfen sind.
166
S i e k e I
nach den Novilunarbuchstaben des
Kal. Autiss.
6. Januar F
4. Februar P'
6. Mäi z F
4. April P'
4. Mai F
2. Juni P'
2. Juli F
31. Juli P'
30. August F
28. September P'
28. October F
26. November P'
26. December F
und zwar weil die Reihe in unserer Handschrift ohne Berücksichtigung
des in diesem Jahre eintretenden Embolismus entworfen ist. Sie ist
also unvollkommen und gibt überhaupt die Novilunien nur für die
cyklischen Jahre I, II, III, IV, VI, VII, IX, X, XII, XIV, XV, XVII, XVIII
richtig an.
In der ersten Querzeile ist zwölfmal die Tageszahl für den
Mondmonat angegeben, der nach dem unmittelbar darunter stehenden
Kalendermonat benannt wird, d. h. der in dem dazu gehörigen Kalen
dermonat endigt *). Also eine Wiederholung der in den Kalendarien
jedem Monat Vorgesetzten Notiz, wie „mensis Januarius habet dies
XXXI, lunam XXX am “ *).
Was die Ziffern der folgenden Zeilen bedeuten , wird schon
durch die Überschrift erklärt: sie enthalten das Mondalter an den
nach dem Jul. Kalender
6. Januar F
4. Februar P'
6. März F
3. April Q'
4. Mai F
3. Juni Q'
2. Juli F
1. August Q'
30. August F
29. September Q'
28. October F
27. November Q'
26. December F
1 ) Beda de t. r. cap. 45: „Romani . . . curantes, ut cujuscumjue aetntis luna in Icalen-
das occurrisset, ipsa ejusdem mensis luna diceretur esse putanda“. — Computus von
1145 Cod. Vinbob. 275: „oirtnis lunatio illius mensis essedicitur, in
(j u o f i n i t u r, e x c e p t o e m b o 1 i s m a 1 i anno, et e t i a m einbolismalis
lunatio nullius esse dicitur“.
2 ) Alter Kalendersprueh : „Luna paris mensis nunquam trigesima lief.
Impar triceno nun<|uam nisi fine carehit,
Tempore bissexti Febri trieesima luna est,
Nam Julii luna tune est vieesimanona“ —
das letzte bezieht sich auf den Saltus lunac im Julimond der guldnen Zahl XIX.
Die Lunarbuchstaben in den Kalendarien dös Mittelalters.
167
ersten Monatstagen durch die 19 Jahre hindurch. Sie können entweder
durch einfache Zählung von der jedesmal vorausgegangenen Luna
prima, welche hier durch die Novilunarbuchstahen bezeichnet wird,
abgeleitet oder durch Addition der Jahresepakte und der Reguläres
lunares *) gebildet werden. Das letztere thut Beda 3 ), indem er die
im ersten Jahre des Cyklus den einzelnen Kalenden zukommenden
Epakten als Reguläres lunares für alle folgenden Jahre hinstellt. Er
fügt hinzu dass er selbst danach ein Schema entworfen, anderen zum
Abschreiben mitgetheilt, auch seiner Abhandlung beigefügt habe,
dass dasselbe jedoch für drei Jahre (VIII, XI, XIX) nicht recht
anwendbar sei.
In unserer Tafel aber weichen die Zahlen schon im 1. Jahre etwas
von denen Beda’s ab, und im weiteren Verlaufe stellen sich eine Menge
Differenzen heraus. Der Schreiber dieser Tabelle und des ganzen
Kalenders mit Zubehör ist nämlich über alle Massen nachlässig.
Wenn ich dennoch bei dem Abdruck nur die gröbsten unten ver
merkten Schreibefehler, wie 10 für 5 u. dgl., corrigirt habe, so
geschah es um solche Tafel, nach der vielleicht Jahrhunderte lang
datirt, die vielleicht wieder vielfach abgeschrieben ist, in ihrer
ursprünglichen incorrecten Gestalt vorzulegen. Die unrichtigen
Setzungen beschränken sich auch nicht auf jene Fälle, von denen
Beda sagt, dass auf sie die Kegel allerdings nicht passe und dass
wer die Regel'auch für sie finden könne, es ihm lehren möge; sie
gehen auch nicht immer aus der unvollkommenen Angabe der links
stehenden Novilunarbuchstahen hervor, sondern sind zum Theil ein
fache Schreib- oder Rechenfehler, letzteres z. B. indem für die
Aprilkalenden des Num. aur. XIII zu denen des Vorjahres nicht 11,
sondern nur 10 hinzugefügt wird, die weitere Reihe dann aber
regelmässig durch Addition von 11 gebildet, also durchgängig um eine
Einheit zu klein angesetzt wird.
Einer Berichtigung dieser Tafel nun muss ich erst einige Erör
terungen über einzelne Puncte des im Mittelalter geltenden Mond-
cyklus vorausschicken. In den Hauptzügen ist seine Construction
’) Durandi nition. 1. 8, cap. 8: „regulnris itinaris esl umnenis invariabiiis (latus mensi
ad inv.eniemlam lunatn in kalendis inensium singulorum“ und „est auletn cpacta
nmnerus variabilis datus anno ad inveniendaui lunani in kalendis eujuslibet mensis“.
2 ) De teinp. rat. cap. 20.
168
S i c k e 1
allerdings zur Genüge bekannt: aber über Einzelnes zweien doch noch
die Meinungen der Chronologen und wieder über andere Fragen bat
man voreilig definitiv entschieden, während sie von den Computisten
des Mittelalters immer als offene und mehrfacher Lösung fähig
bezeichnet worden sind. Ich glaube desshalb hier zuvor handeln zu
müssen: 1. vo n d e r E p o ch e d e s cy k 1 i s c h en M o n d j a h r e s und
des ganzen 19jährigen Cyklus; 2. von dem Sitze der
in tercalar en Monde; 3. von dem Sitze des Saltus lunae;
4. von der Berechnung der Regularen und 5. von dem
Februarmonde in den solaren Schaltjahren 1 ).
Bei all diesen Fragen haben wir, soweit darüber Nachrichten
auf uns gekommen sind, auf die Auffassung der Alexandriner zurück
zugehen, welche zuerst die metonisch-kallippischeEnneakaedekaeteris,
in entsprechender Weise umgebildet, auf die Berechnung des Oster
festes angewandt haben 2 ). Diese nun sind, wie allgemein anerkannt
wird, gleich hei der Bildung des Cyklus von der Absicht ausgegan
gen, die Epoche des Mondjahres möglichst in die Nähe ihres bür
gerlichen Neujahres, d. h. des 1. Thot zu bringen. Aber wie die
Bildung des Cyklus nur die Berechnung des Osterfestes zum Zwecke
hatte, ihnen also im Gedanken schon das Osterjahr vorschwebte, so
adoptirten und vertraten sie für das letztere sofort die jüdische Auf-
1 ) Auch Durandus 8,9, nachdem er die allgemeine Epaktenregel aufgestellt hat, sagt:
„sed quoniam epactarum ratio quandoque fallit, propter embolismum sive saltum
lunae, ideo de ipso breviter videamus“.
2 ) Leider kann ich dieser Aufgabe nicht vollkommen entsprechen. Die wichtigsten älte
ren Bücher, welche diese Fragen behandeln, fehlen auf den hiesigen Bibliotheken.
Und aueh von ausserhalb konnte ich mir nur Jani hist, cycli Dionysiani und van der
Ilagen’s observationes in prologos et epistolas paschales verschallen ; des letzteren
diss. de cyclis paschalibus habe ich nicht benutzen können und kenne die Resultate
dieser Schrift nur aus Ideler und aus ßöckh’s epigraphisch-chronologischen Studien.
Jedoch hofFe ich auch ohne Kenntniss dieser und einiger anderer die ältesten Oster-
cyklen betreffenden Bücher die Einrichtung des Dionysisch-Bedaischen Zeitkreises,
um den es sich hier vorzüglich handelt, richtig darlegen zu können. — Was Beda
betriirt, haben die älteren Chronologen, wie Clavius, Petavius, van der Hagen u. s. w.,
wie schon erwähnt wurde, ihm auch die viel jüngeren Ephemeriden zugeschriebeu
und haben oft aus ihnen die echten Schriften desselben ergänzen und erläutern
wollen. Es versteht sich von selbst, dass ich derartige Beweise aus einer unechten
und nichts weniger als ausgezeichneten Schrift nicht zulasse, und bemerke ich dies
nur, um in den einzelnen Fällen einer besonderen Widerlegung der aus den Epheme
riden gezogenen Schlüsse überhoben zu sein.
Die Lunarbuchstaben in den Kalendarien des Mittelalters.
169
f'assung, nach welcher der Paschamonat der erste des Jahres sein
sollte. Die Alexandriner hatten somit eine zweifache Epoche des
Mondjahres: eine, welche sich aus der technischen Einrichtung des
Zeitkreises ergab und welche nach dessen Aidage der Epoche ihres
festen solaren Jahres möglichst nahe kam, und eine zweite
kirchliche, welche dem obersten Zwecke dieser Cyklusbildung
entsprach.
Es scheint mir nun auf der Hand zu liegen, dass die Lateiner,
welche die Alexandrinische Enneakaedekaeteris auch im Abendlande
einzuführen trachteten, zunächst sich nur der kirchlichen Epoche des
Alexandririischen Mondjahres bedienen konnten. Mit jenem Grund
gesetze, dass das österliche Mondjahr mit dem Paschamonat beginnen
müsse, war man ja auch in der lateinischen Kirche einverstanden
und die in den ersten Jahrhunderten ausgebrochenen Osterstreitig
keiten drehten sich hinsichtlich des Ostermonats nur um die Frage,
wie derselbe richtig festzustellen sei ')■ Und indem zu letzterem
Behüte Dionysius Exiguus dieAlexandrinische Methode, jene „nicht so
sehr auf menschlichem Wissen, als auf der Eingebung durch den
heiligen Geist beruhenden“. Grundsätze der abendländischen Kirche
zu empfehlen sich zur Aufgabe gemacht hatte, genügte es in Bezug
auf die in cyklischer Ordnung wiederkehrenden Anfänge des Oster
jahres der kirchlichen Epoche, wie sie im Orient festgestellt wurde,
Eingang zu verschaffen. Die andere mit dem ägyptischen solaren
Neujahre zusammenhängende Epoche konnte für das nach römischem
Kalender rechnende Abendland höchstens insofern Bedeutung haben,
als, wie wir später sehen werden, die technische Einrichtung des
Zeitkreises an sie geknüpft war. So spricht denn auch Dionysius
überall, wo er das Osterjahr für sich betrachtet, nur von dem mit
dem Paschamonat anhebenden Mondjahre, und ebenso kennt Beda,
der sich in seinen Schriften bemühte, die letzten Zweifel an der
Richtigkeit der Alexandrinischen schon zu Glaubensartikeln gewor
denen Regeln zu zerstreuen 3 ), für das eigentliche Osterjahr keine
andere Epoche. In einem weiteren Puncte aber, über den ich in den
Schriften der Alexandriner nichts finde, gehen die Meinungen der
*) S. die Osterbriefe des Proterius, Victorius u. A. in Petavius de doctrina temporum
2-, 498 seq.
3 ) Die schärfste Verurtheilung aller, die sich noch gegen die Alexandrinischen Hegeln
sträubten, spricht Beda in der epislola ad Wicredam, Giles 1, 161, aus.
170
S i c k e 1
Letztgenannten auseinander, nämlich über die Festsetzung des Tages,
mit dem das durch den Ostermonat bestimmte Mondjahr anhebt. Dem
Dionysius ist nämlich die Lima quintadecima paschalis der erste,
die Luna quartadecima der letzte Tag des Jahres *). Beda dagegen
rechnet das Mondjahr vom Novilunium des Ostermondes an 3 ), also
wie die Juden in ältester Zeit und wie, auch nach Einführung einer
neuen Jahresform, im Thalmud noch der Nisanneumond als Jahres
anfang der Feste gilt 8 ). Entnehmen wir z. B. einer Ostertafel, dass
das Jahr 761 (more Romanorum vom 1. Jan. aufgefasst) den Numerus
aureus II hat, so fallen nur dessen erste Monate bis zum 11. März
mit dem Jahre zusammen, das Beda als annus II cycli decennoven
nalis bezeichnet: denn letzteres beginnt bereits mit dem 23. März
hma I. 760, und vom 12. März luna I. 761 zählt Beda schon a. III
cycli decennovennalis 4 ). Übrigens ist diese Differenz zwischen
Dionysius und Beda nur desshalb hervorzuheben, um die Berechnun
gen des letzteren richtig aufzufassen. Die späteren Computisten sind,
soviel ich sehe, alle zu dem Epochentag des ersteren zurückgekehrt 5 ).
*) Epist. ad Bonifaeium in Jan 1. 1. 202: „a deciinaquinta luna paschalis festi
anni verbi gratia praecedentis usque ad deciinam quartain sequenlis (quod quae-
rimus) paschae, si communis annus est, CCCLIV dies habebit, si embolismus
CCCLXXXIV.“ — Ferner bei der Vergleichung des Cyclus decennovennalis mit dem
lunaris: „anno decennovennali 11, lunari XVIII ab VIII id. apr. (d. h. luna XV unseres
numerus aureus I) usque in VIII kal. apr. (d. h. luna XIV unseres num. aureus II),
quia communis est, sunt dies CCCLIV.“ Nur in einer Stelle der epist. ad Petronium 1.
c. 137: „ab VIII id. mart. usque in diem non. apr. natam lunam facere dixerunt
primi mensis exordium“ scheint er wie Beda zu rechnen; aber es soll dort nicht der
Anfang des Mondjahres, sondern der Epochentag des Ostermonats festgestellt
werden, was sich nicht anders ausdrücken Hess.
2 ) Aus vielen Stellen hebe ich besonders hervor Beda, Giles 6, 236: „qui utrique
(anni) ... ab exordio primi mensis quem Ilebraei Nisan voeant, hoc est ab
ac ceusio ne.luna e paschalis initiumsumunt . . . unde fit, ut ab VIIIid. mart.usque in
non. apr. diem lunaris iinui si n t quaerenda p r i m o r d i a.“ — Hagen observ.
in prol. pasch. 287, 299, 301 u. a. a. 0. will allerdings diese österliche Epoche des
Mondjahres bei Beda nicht zugeben und will alle betrefienden Stellen so deuten, dass
Beda in ihnen von den Juden rede. Es hängt dies wesentlich mit seiner Erklärung
tles Cyclus lunaris Dionysii et Bedae zusammen, auf die ich hier nicht eingeben kann,
und in Betreff derer ich auf Ideler 2, 237 und Piper 123, verweise. Wer Beda unbe
fangen prüft, wird diese seine Epoche eben so gelten lassen, wie die andere des
accommodirten Mondjahres, von der gleich die Rede sein wird.
3 ) Ideler 1, 490, 322.
4 ) Dass die österliche Epoche der des bürgerlichen Jahres um 9 — 10 Monate voraneilt,
nicht ihr, wie es zuweilen aufgefasst ist, nachfolgt, wird sich später ergeben.
5 ) S. Gallener Computist von 877 (Cod. 439): „iriulti ex veteris legis observatione hos
annos (lunares) a paschali men e iuchoant, semper a XV luna paschaepraecedentis“. —
Die Lunnrbuchstaben in den Kalendarien des Mittelalters.
171
Bei Dionysius und Beda findet sich nun allerdings noch eine
andere Mondjahrsepoche, die Epoche des dem Sonnenjahr accommo-
dirten Mondjahres. Es war unausbleiblich, dass beide Jahresformen
mit einander verglichen wurden und dass das in seiner Dauer und
seinen Anfängen wandelbare lunare Jahr in das feste, vollständig
eingebürgerte solare soweit eingefügt wurde, als es ohne Verletzung
des ihm inwohnenden Princips geschehen konnte. So entstanden als
Ausschnitte derselben Enneakaedekaeteris Mondjahre, deren Anfänge
möglichst in die Nähe des bürgerlichen Neujahres gebracht wurden,
und welche möglichst mit den Sonnenjahren parallel laufend und
mit ihnen gezählt, doch immer noch als Theile des Osterkreises
erschienen und auch als solche gezählt wurden. Wenn Beda z. B.
sagt: „secundus annus epactas XI suscipit“ *)» s0 üesse sich dies
allenfalls noch auf das österliche Mondjahr beziehen, insofern der
Tag der Alexandrinischen 2 ) Epakte innerhalb desselben fällt. All
überall aber, wo er oder sein Vorgänger Dionysius die sogenannten
argumenta paschalia angeben, bezeichnen sie als 2. Jahr das volle
Kalenderjahr, welches in den letzten Monaten des nicht accommodirten
Osterjahres beginnt und dann etwa noch neun Monate des nächst
folgenden Osterjahres umfasst 3 ). Ausdrücklich sagt Beda, dass die
Körner darin von den Hebräern abweichen, dass sie eine vom Novi-
lunium des Januarmondes beginnende lunare Jahresform angenom
men haben 4 ), und an anderer Stelle, dass es sich empfiehlt, soweit
Computist von 1143 (Cod. Vindob.): „anni domini mutanlur in VIII kal.jan., anni ab
origine mundi XV kal. apr., ciclus decenno vennalis i n XIV luna apr., con-
currentes in kal. martii, epacte in kal. sept. (von dieser ebenfalls mit dem Mondjahre
zusammenhängenden Epoche wird später die Rede sein), indietiones VIII kal. oct.“
— daran schliessen sich Berechnungen für das laufende Jahr, welche 1143 als Abfas
sungszeit ergeben. (Nebenbei bemerke ich, dass sich der Schreiber dieses Computus
fast durchgängig der arabischen Ziffern bedient und zwar nach dem Gesetze
der Position und mit richtiger Anwendung von 0.) — Durandus I. I. 8, 10: „nppel-
latur autem annus embolismalis, quia a XIV luna praecedentis paschae usque ad lunnm
XIV sequentis habet XIII iunationes“.
l ) Beda-Giles 6, 229.
a ) So benenne icli nach Piper’s Vorgang die Epaktje des 22. März. — Der S.Gallener Com-
putist von 877 (Cod. Sangall. 439) unterscheidet beide Epakten so, dass er die Alexan-
drinische schlechtweg epactae nennt, die später eingeführte römische aber accessoriae.
3 ) Jani hist. c. Dion. 174 sequ. — Beda-Giles 0, 187, 240, 256 u. a. a. 0.
J ) L. c. 220 : „(annus lunaris) apud Romanos ab incipiente luna meusis januarii sumit
initium ibique terminatur*.“
172
S i c k e 1
als möglich, alle Zeitrechnung mit dem bürgerlichen Jahresanfang
zu beginnen *). Die Zählung d er Mon dj ahre bei den Compu-
tisten lässt a 1 s o j e nach dem Zusammenhänge, auf den wohl
zu achten ist, eine doppelte Deutung zu. Ein sehr verständiger
Glossator Beda’s 2 ) unterscheidet desshalb in der Enneakaedekae-
teris „anni seeundum lunam“, d. h. österliche Mondjahre und „anni
secundum solem“, d. h. dem bürgerlichen accommodirte Mondjahre.
Ich werde im weiteren Verlaufe jene mit anni cycli decennovennalis,
diese mit numerus aureus bezeichnen 8 ).
Es erübrigt zu beweisen, dass bei gleicher Ordnungszahl im
19jährigen Cyklus das österliche Mondjahr gegen 9 Monate früher
beginnt als das accommodirte. Für Beda wird sich dies bei der
Berechnung der Embolismen ergeben. Hier wähle ich einige Stellen
aus dem Computus des Anonymus von 810 4 ). Wenn es dort heisst:
„anno decenn. I . . . a XV luna praeteriti festi paschalis usque ad
XIV sequentis, id est a XVI (corr. XIV) kal. mai. usque in non. apr.,
quia annus communis est, sunt dies CCCLIV“, so ist mit dem ersten
Datum doch offenbar der Tag nach dem terminus paschalis num.
aurei XIX, mit dem zweiten der lernt, num. aur. I bezeichnet, und
so durch alle Jahre hindurch. Oder: „si vis scire quibus annis noni
deeimi circuli martio mense XIV luna paschalis incurrat (welche zuvor
als letzter Tag des Mondjahres angegeben ist), hoc est anno II, V,
VII« u. s. w., was ebenfalls nur richtig ist, wenn a. c. decenn. I
gesetzt wird = num. aur. 6 ).
1 ) L. c. 189: „aliis aptius multo et expeditius videtur, ut computatio omnis, quantuin
non necessitas rationis obsistat, a principio anni sui etiam apud Romanos incipiat et
usque ad terminum anni ratio atque intemerato ordine procurrat“.
2 ) Der Glossator der Melker Handschrift, dem ich das Kalendarium Autissiod. ent
nehme.
3 ) Wie auch schon Petavius gethan hat, de doctr. temp. 1, 304. — Doch hat er selbst
oft den Unterschied übersehen, was ihm z. B. von Jan I. c. 204 eine derbe Rüge zu
zieht.
4 ) Muratori anecdota ex Ambros. Bibi, codicibus III, 87, 103.
5 ) Die falsche Auffassung, dass das österliche Mondjahr um mehrere Monale später als
das accommodirte beginne, finde ich auch in L’A rt derer ifierlesdates (edit. III,
Paris, 1783) partie I, pag. XXV, wo von Urkunden die Rede ist „oü ce cycle de 19
ans commence avec le mois de janvier et d’autres avec le mois de mars“. Dass das
der folgende März sei, soll aus dem Datum einer dem Januar angehörigen Urkunde
gefolgert werden: „a. ab inc. dom. 1027, circ. lunae II, ind. XI, epacta XXII, con-
currens B. 1“, was offenbar 1027 more Gail, sei, also = 1028 = num. aur. III, statt
dessen noch II stehe, weil die Zahl erst im März umsetze. Aber wie wollen die Ver-
Die Lunarbuchstaben in den Kalendarien des Mittelalters.
173
Aus der Epoche des nicht accommodirten Mondjahres ergibt
sich nun auch die Epoche des ganzen Cyklus: nach Dionysius luna
XIVpasch, a. decenn. I = 17. April n. aurei XIX i), nach Beda
novilunium pasch, a. d. 1 = 4. April n. aur. XIX. Auffallender
Weise spricht Ideler ä ) wiederholt von einem beliebig gewählten
ersten Jahre des Cyklus, während doch, abgesehen davon dass auch
dies Epochenjahr mit einer Aerenrechnung zusammenhängt, noch ein
weiterer Grund für die Bestimmung des a. I c. decenn. nahe lag. Denn
in dem Jahre, das die Alexandriner als das erste ihrer Enneakaede-
kaeteris festsetzten, fallen der 1. Thot als Epoche ihres bürgerlichen
oder solaren Jahres und eine Noumenie, mit der der Cyklus beginnen
muss, es fallen also die Epochen der beiden Jahresformen, die in
fiisser dann die Epakte XXII erklären, die doch nur zum n. aur. III passt? Es liegt
viel näher, hier einen Rechen- oder Schreibfehleranzunehmen. — Wenn dort weiter
angeführt wird, dass in einem MS. stehe: „mula cyclum decemnovalem in kalendis
martii“, so stimmt das ungefähr mit der von mir beigebrachten Stelle des Compulus
von 1143, lässt aber noch ganz unentschieden, ob diese Epoche im Verhältniss zu
der des Julianischen Jahres anticipando oder postponendo aufzufassen ist.
Auch ßöckh in den epigraphisch-chronolog. Studien (Jahrb. für dass. Philologie,
Suppl. II, 1856/7) p. 133 scheint das Verhältniss falsch aufzufassen. Gerade das Gegen-
theil von dem, was dort überden gewöhnlichen Alexandrinischen Osterkreis gesagt wird,
glaube ich von dem in diesen Puneten ganz gleichen Dionysisch-Bedaischen Zeitkreise
sagen zu können, nämlich, dass dieser nach Julianischen Jahren angesehen mit einem
Gemeinjahr beginnt, dem ein einbolistisches folgt, dass er aber in der ursprünglichen
nicht accommodirten Form mit zwei Gemeinjahren beginnt und mit einem Schaltjahre
schliesst.
Für eine Stelle Beda’s, an der schon vielfach herumgedeutet worden ist, nämlich
de temp. ratione cap. 56 (Vergleichung des cychis lunaris mit dem decennovennalis)
mag hier noch eine Erklärung in Vorschlag gebracht werden. Richtig und anderen
Stellen entsprechend ist die Differenz in den Ordnungszahlen zwischen beiden Cyklen
auf 3 angegeben, also lunaris I = decenn. IV. Wenn aber letzteres Jahr bezeichnet
wird als von kal. jan. bis XIII kal. jan. laufend, so passen diese Monddaten doch nur auf
nmn. aur. III, oder auf das 3. accommodirte Mondjahr. Wie kann nun Beda dasselbe
als 4. und dem entsprechend alle folgenden zählen? Ich meine zunächst hat Beda die
richtigen Gleichungen, wie sie Dionysius gibt, im Sinne, welche die in das 3. accommo
dirte Jahr fallende luna XV des 14. April als Anfang des nicht accommodirten a. decenn.
IV = Iun. I setzt. Indem er nun „quod Dion, in mense paschali, in januario facere“
will, geht er noch drei Monate vor die österliche Epoche zurück (statt neun vor
wärts), und vergisst die Ordnungszahlen demgemäss um eins zu verringern.
*) Bekanntlich zählt er ausnahmsweise im ersten Jahre, nicht wie in den anderen von
der 1. XV, sondern wegen des saltus lunae von der 1. XIV; daher der 17. April =
terminus paschalis.
2 ) Ideler 2, 192, 235; dagegen ist p. 232 der Zusammenhang richtig angedeutet. Siehe
auch ßöckh 1. c. 177.
174
S i c k e 1
dem luni-solaren Cyklus ausgeglichen werden sollen , ziemlich zu-
zammen 1 ). Daraus folgte ein weiteres Zusammentreffen auch für
die abendländischen Christen, welche das ägyptische Neujahr vom
29. August nicht kannten. War die erste Noumenie des Alexandri-
nischen Zeitkreises auf den letzten Ergänzungstag angesetzt, so fiel
die fünfte des ersten Jahres auf den 28. Choiak = 24. December,
also annähernd auf die nativitas domini, welche damals der Mehr
zahl der abendländischen Christen als Anfang des bürgerlichen
Jahres galt. Somit ergab sich auch für sie eine bedeutsame, die
Alexandrinische Epoche der Enneakaedekaeteris empfehlende Coin-
cidenz. — Beide Kirchen also setzten das Epochenjahr des Cyklus
in ein Jahr, das wir Julianisch betrachtet mit num. aur. XIX bezeich
nen, beide hatten für die Mondjahre doppelte Anfänge: den einen
für das österliche Mondjahr setzten sie gleich an, den andern ver
schieden, indem die zweite, aber ursprüngliche Epoche des ägyp
tischen Mondjahres gleich hei der Bildung des Zeitkreises in die
Nähe des dortigen solaren Neujahres gebracht war, die Abendländer
dagegen erst durch Accommodation die mit ihrem bürgerlichen Neu
jahre möglichst coincidirende zweite Epoche des lunaren Jahres
gewannen.
Ich gehe zu den embolistischen Jahren über, als welche
Dionysius, Isidorus, Beda u. s. w. das 3., 6., 8., 11., 14., 17., 19.
im Cyklus aufzählen. Damit stimmen ganz die uns von den Ägyp
tern über einzelne Jahre überlieferten Angaben 2 ). Diese Schaltjahre
wurden einfach durch das Princip des Osterzeitkreises bestimmt,
dass nur der Monat als Ostermonat betrachtet werden darf, dessen
luna XIV auf die Frühlingsnachtgleiche oder zunächst nach ihr fällt,
dass also, wenn die zwölf Monde des Vorjahres dazu nicht ausreichen,
ein dreizehnter hinzugefügt werden muss 3 ). Aber welcher unter
den dreizehn Monaten gilt als der intercalare? Bei den Juden, das
*) Ich nehme hier wie ßöckh, p. 124 den 28. August 284 nach Ohr. als Neumondstng
an: die Begründung wird sich aus der Erörterung über den sallus hniae und die
Regularen ergeben.
2 ) Wie in dem Briefe des Paschasinus in van der Hagen observ. il'>.
3 ) Den Versuch von August Mommsen, die österlichen Gemein- und Schaltjahre aus der
kallippisehen Ordnung derselben abzuleiten, hat Böekh in der angeführten Abhand
lung zur Genüge zurückgewiesen.
Die Lunarbuchstaben in den Kalendarien des Mittelalters.
175
Jahr vom Nisan an gerechnet, der zwölfte J ). Bei den Alexandrinern,
wie zumeist a ) angenommen wird, der dreizehnte im österlichen
Mondjahr. Bei den Römern endlich waren, wie wir von Beda erfah
ren s ), die Sitze der stets vollen und namenlosen Schaltmonate,
durch welche die alternirende Reihe von hohlen und vollen
Monden unterbrochen wurde, genau festgesetzt auf den 2. Decem-
ber des a. III. c. decenn., 2. September a. VI, 6. März a. VIII,
4. December a. XI, 2. November n. XIV, 2. August a. XVII,
5. März a. XIX.
Zunächst bemerke ich, dass meines Wissens kein positives Zeug-
niss für die Setzung des embolistischen Monats bei den Alexandri
nern vorliegt. Es ist nur eine vorzüglich von van der Hagen aus-
gefiihrte Hypothese, dass ihr intercalarer Monat unmittelbar dem
Paschamonat vorausgegangen sei und dass erst nach Dionysius und
vor Beda in Folge der Aecommodation der ägyptischen Enneakaede-
kaeteris an die bürgerliche Jahresform der Griechen und dann der
Römer die von Beda angeführten sedes embolismorum entstanden
seien. Von der Alexandrinischen Setzung, wird dabei geltend gemacht,
sage Beda nichts. Letzteres ist insofern richtig, als der angelsäch
sische Computist an der betreffenden Stelle nur von Schaltmonaten
der Hebräer und Römer spricht und deren Unterschied hervorhebt.
Aber dies lässt auch noch die Deutung zu, dass er der Alexandriner
nicht gedenkt, weil ihre und die römische Schaltweise in diesem
Puncte gleich sind. Denn auf die Motivirung der Wahl der Schalt
sitze, welche Beda gibt und welche sich auf die besondere den Ale
xandrinern fremde Einrichtung des römischen Kalenders stützt, kann
ich keinen Werth legen: erstens gesteht Beda selbst zu, dass der
angeblich beabsichtigte Zweck nicht in allen Fällen erreicht worden
sei, zweitens würde der angebliche Zweck auch noch auf andere
Weise erreicht werden können und nicht nothwendig die von ihm
aufgezühlten sedes embolismorum ergeben. Dagegen lassen sich die
Orte der Intercalation annähernd durch Rechnung bestimmen. Durch
den Embolismus nämlich soll nicht allein der Überschuss des solaren
über das lunare Jahr ausgeglichen werden, sondern zugleich die
') I(leier 1, S41; 2, 237.
2 ) Van der Hagen observat. 262, 295. — Meter I. I. — ßöekli 121.
8 ) Beda de temp. rat. XLV. Giles, 6, 235.
176
S i c k e 1
Differenz zwischen den cyklisch in ganzen Tagen (29 —J- 30 ==
2 X 29%) angesetzten Mondlängen und der vermeintlich wirklichen,
auf Kallippischer Berechnung beruhenden Dauer eines Mondumlaufes
(29 T. 12 St. 44' 25%") — also eine Differenz von 44' 23%" i).
Zum Theile geschah dies allerdings schon dadurch, dass in den
bissextilen Jahren der Februarmond voll statt hohl angesetzt wurde;
es blieb aber in jeder Enneakaedekaeteris noch eine Differenz von
2 T. 12 St. Vielleicht führte man den saltus lunae, d. h. die Ver
kürzung eines nach der allgemeinen Regel vollen Monats zu einem
hohlen, nur ein, um diese Differenz auf 3 T. 12 St. zu bringen,
welche dann wieder auf die sieben intercalaren Monate vertheilt,
dieselben gleichmässig von 29y 3 auf 30 Tage brachte. Der Bruch-
theil nun, welcher von der auszugleichenden Gesammtdifferenz von
3% Tagen auf jeden einzelnen Mond des Cyklus kommt, wächst nach
33—34maliger Wiederholung zu einem halben Tage an, und dem
entspricht die mittlere Entfernung der embolistischen Monate von ein
ander; nur in dem 8. und 19. Jahre musste die Intercalation, um die
termini paschales nach dem Frühlings-Äquinoetium zu erhalten,
etwas früher stattfiuden 3 ). Dies Verhältniss der Entfernungen nun
ergibt sich lediglich aus dem Princip einerseits der Enneakaedekae
teris als solilunaren Cyklus, andererseits, insofern zweimal wegen
der Beziehung zu dem Aquinoctium der Embolismus etwas früher ein-
tritt, aus dem Princip des Osterjahres, und ist weder durch den bürger
lichen Kalender der Alexandriner, noch durch den derRömer beeinflusst.
Dadurch nun wird es mir wahrscheinlich gemacht, dass diese Fixirunglder
4 ) Beda-Giles 1, 128. — Ideler 1, 344; 2, 235.
2 ) Der Sitz des 1. Embolismus des 2. Deceinber wird dabei nicht durch die Entfernung
von der Epoche des Cyklus, sondern durch den Abstand von dein letzten Embolismus
der vorhergegangenen Enneakaedekaeteris (5. März) bestimmt, denn seit diesem
Tage ist die betreffende Differenz auf 12 St. angewachsen. — Nur einen Umstand
weiss ich noch nicht befriedigend zu erklären, dass nämlich in den Jahren III, XI,
XVII des Cyklus der Embolismus zwischen einen hohlen und vollen, in den anderen
Jahren zwischen einen vollen und hohlen Monat gesetzt wird. Hatvielleicht in dem Jahre
XVII die specielle Einrichtung des Alexandrinischen und bei den Jahren III und XI
die specielle Einrichtung des römischen Kalenders eingewirkt, so dass die beiden
letzten Sitze erst durch Accommodation an das römisch-bürgerliche Jahr entstanden,
und im Alexandrinischen Kalender nur das Jahr XVII wegen der dortigen Jahres
epoche eine Ausnahme von der Regel gemacht hat, dass der Schaltmonat zwischen
vollen und hohlen Monat treten müsse? — Dass in den Jahren VIII und XIX die
Reihenfolge: voller, voller Schalt-, hohler Monat sein muss, erklärt schon der Com-
putist von 810 in Muratori anecd. 3, 123, cap. 129, 132.
Die Lunarbuchstaben in den Kalendarien des Mittelalters.
177
sedes embolismorum gleich bei der ursprünglichen Bildung des
Zeitkreises in Alexandrien stattgefunden habe, also Beda dahin
zu berichtigen sei: die Hebräer fügten den Schaltmonat am
Ende ihres Jahres (genauer: als 12. Monat) ein, die Ägypter und
Römer dagegen an verschiedenen, durch Rechnung bestimmten
Tagen ').
Wie dem auch sei, für das Mittelalter wurde die Beda’sche
Satzung massgebend. Vollständige Kalendarien verzeichnen regel
mässig an diesen Tagen die Sitze der Schaltmonate in der Weise,
dass z. B. dem 2. November embolismus V beigeschrieben wird,
d. h. hier tritt die fünfte Schaltung des Cyklus, die dem a. XIV. c.
decenn. angehört, ein. Noch besser sind im Kal. Salisburgense
von 809 nicht allein die Anfangs-, sondern auch die Schluss
tage der intercalaren Monate vermerkt, damit man sich nicht in
der Zahl der ihnen zukommenden Tage irre. Dagegen sind in man
chen Kalendern, wie in dem Karl's des Grossen und in dem von
810 bei Muratori die sedes embolismorum gar nicht eingetragen;
in anderen, wie im Florentinum sacc. IX bei Ximenes, im Tri-
dentinum von 10Ö0 u. s. w. sind sie nur theilweise und nach
lässig, zu unrichtigen Tagen oder mit falschen Ordnungszahlen
eingeschrieben.
Nur zwei, denselben Embolismus betreifende Abweichungen
sind mir aus dem früheren Mittelalter bekannt. Der Computus von
810 2 ) setzt die vierte Schaltung, im a. XI. c. decenn., auf den
3. März, und Johannes Campanus 3 ) im XIII. Jahrhundert auf den
Eventuell: nur dass die Römer ihres bürgerlichen Kalenders wegen, dem sie den
Alexandrinischen Zeitkreis accommodirteu , in zwei Jahren den Schaltmonat vor
einen vollen Monat setzten. — Ich begnüge mich an diesem Orte, diese mir wahr
scheinliche Erklärung vorzusehlagen. Einer ausführlichen Begründung müsste zu
nächst eine Widerlegung van der Hagen’s vorausgeschickt werden, der in der disserl.
de cyclo lunari Dionysii et ßedae sich ganz auf ßeda’s Standpunct stellt und in lan
ge»* , mich nicht überzeugender Ausführung nachzuweisen sucht, dass die Fixirung
der Schaltsitze aus der Combination des Osterkreises mit dem römischen Kniender
hervorgehe.
2 ) Muratori 1. c. 123.
°) Seinen Computus major linde ich leider auf den hiesigen Bibliotheken nicht und
kenne seinen Mondkalender nur aus Petavius. — Von beiden Abweichungen handelt
auch van der Hagen I. c. §. 23, 30, 31. — In Bezug auf beide Satzungen beschränke
ich mich darauf Folgendes anzudeuten : der Embolismus des 3. März ist der 37. Monat
nach dem Embolismus III, welcher wegen des Äquinoctiums vorgerückt nur der
Sitzbad, phil .-hist. CI. XXXVIII. ßd. I. Hft. 12
178
S i c k e 1
>
3. Januar. Und es weist auch ein Umstand darauf hin, dass eine
Zeit lang die Meinungen über diesen Embolismus noch geschwankt
haben: dass nämlich, wie z. B. in den Ephemeriden i) geschieht, die
Beda’sche Satzung besonders hervorgehoben wird. Aber die letztere
ist doch die allein recipirte, welcher alle namhafteren Computisten,
so im Ausgang des XIII. Jahrhunderts Durandus in seinem sehr
verbreiteten Bationale 3 ), beigestimmt haben. Erst in dem späteren
Mittelalter beginnen einzelne Kalendermacher sowohl die secles
embolismorum, als einige andere Monddaten mehr oder minder
willkürlich zu verändern und haben dadurch Veranlassung gegeben,
dass mehrere ältere Chronologen, wie Paulus von Middelburg,
Petavius u. A. versucht haben, den Mondkalender des Mittel
alters auf anderer, als auf der allein massgebenden und durch die
besten älteren Kalender bezeugten Beda’schen Grundlage zu recon-
struiren.
Kehren wir nun nochmals zu den Schaltjahren zurück. Am
1. Januar num. anrei I ist der Mond IX alt, am 1. Januar num. a. II
bereits XX und eine dritte adjectio lunae würde schon mehr als
einen Monat geben, oder mit anderen Worten: es muss schon vor
dem Äquinoctium des num. aureus III ein Schaltmonat eingefügt
werden. Ist nun aber der Sitz des ersten Embolismus der 2. Decem-
ber, so kann dieser nur zu stehen kommen in a. III. cycli decenn. =
num. aureus II. Und ebenso erhalten wir:
30. nach dem Embolismus II ist: somit liegen richtig zwischen dem Embolismus
II und IV 67 Monate und die verkürzte Distanz zwischen II und III ist sofort durch
die verlängerte Distanz von III zu IV ausgeglichen. Bei den Beda’schen Satzungen
findet diese Ausgleichung erst zwischen IV und V Statt. — Campanus unterscheidet
sich von Beda nur dadurch, dass jener folgen lässt: hohlen Decembermond, vollen
Januarmond, vollen Schaltmond, hohlen Februarmond; dieser: hohlen Decembermond,
vollen Schaltmond, vollen Januarmond u. s. w. Wie ich schon früher bemerkt, halte ich
die letztere Reihenfolge nicht für die ursprüngliche , sondern nur durch die Epoche
des bürgerlichen Jahres bedingt, damit das solare Jahr regelmässig mit alternirenden
Monaten beginne. Mit dem Embolismus I verhält es sich ähnlich, aber doch nicht
ganz gleich: hätte hier Campanus die, wie ich annehme , ursprüngliche Reihenfolge
wiederherstellen wollen, so hätte er sogar den ersten Monat des solaren Jahres zu
einem embolistischen machen müssen.
1 ) Siehe van der Hagen 349.
2 ) Lib. 8. cap. 10. —Der dort mitgetheilte Vers über die Sitze der Embolismen scheint
jedoch falsch überliefert, -indem als zweites Wort ibi zu erwarten ist; die anderen
Worte, in der dort angegebeneu Weise gedeutet, entsprechen vollkommen den
Daten Beda s.
Die Lunarbuchstaben in den Kalendarien des Mittelalters.
179
Embol. 11: 2. September in a. VI e. decenn. = n. aur. V
„ IV: 4. December „ „ XI „ „ = „ „ X
„ V: 2. November „ „ XIV „ „ = „ „ XIII
„ VI: 2. August „ „ XVII „ „ = „ „ XVI.
Nur bei dem III. und VII. Embolismus, welche als letzte Monate
im österlichen Jahre eingeschoben werden, somit dem Theile des
Jahres angeboren, der dem österlichen und dem accommodirten Mond
jahre gemeinsam ist, findet kein Unterschied in der Zählung Statt. —
In den meisten Ostertafeln ist allerdings auf dieses Verhältniss nicht
Rücksicht genommen, sondern die von Beda angegebene Zählung, die
sich auf nichtaccommodirte Jahre bezieht, ist auf die accommodirten
und mit Incarnationsziffern versehenen Jahre übertragen, so dass
z. B. 781 = num. aur. III mit der Bezeichnung Embolismus ver
sehen ist, während doch das lunare Schaltjahr seinem grösseren
Theil nach in das solare Jahr 780 fällt. Aber wenn in dem Kalenda
rium Karl’s des Grossen r) in dem 1. Cyklus die 2., S., 7., 10.,
13., 16., 18 und in dem 2. Cyklus die 2., S, 8., 11., 14., 16., 18.
Jahre als embolistische angegeben sind, so muss man zwar
schon wegen der differirenden Reihen einige Bezeichnungen für
verschrieben halten, kann jedoch die Mehrzahl derselben als
auf bewusster Abänderung beruhend gelten lassen: Godesscalc
(oder der, dem er nachschreibt) kann das oben dargethane Ver
hältniss wahrgenommen haben und hat, wenn er desshalb das Wort
Embolismus vorrückte, nur darin gefehlt, dass er es fälschlicher
Weise auch bei der 3. und 7. Intercalation gethan hat. Ein gleiches
Beispiel bietet eine Montecassiner Ostertafel a ) dar, in welcher
816 = num. aur. XIX. als communis bezeichnet ist, wo also
auch die Bezeichnung embolismus um ein Jahr vorgerückt zu sein
scheint.
Ähnliche Abweichungen lassen sich bei späteren Computisten
und Chronologen vielfach nachweisen. Zum Theil sind sie die noth-
wendige Folge der Veränderung der secles embolismorum. So muss
Campanus, weil er die vierte Schaltung vorn December auf den
folgenden Januar verlegt, statt des 10. das 11. accommodirte Mond
jahr für embolistisch erklären. So sind auch einige differirende
*) Piper Kalendarium 22, 86.
~) Saee. VIII exeuntis, l'acsimile in Nouveau traite de diplomatique, planctie 84-
12*
180
S i c k e I
Zahlen bei Petavius *) entstanden, während andere Zahlen desselben
offenbar auf falscher Rechnung beruhen. Ganz inconsequent endlich
ist die Veränderung der Beda’sehen Zahlenreihe, welche sich die
Verfasser der Art de verifier les dates 2 ) erlaubt haben. Für allein
richtig erachte ich es, zunächst die von Beda angegebenen Sitze
der Intercalation festzuhalten und demgemäss entweder nach öster
lichen Mondjahren rechnend auch die Zahlenreihe der von ihm
angegebenen Schaltjahre beizubehalten — oder die österlichen in
accommodirte Jahre übertragend die goldenen Zahlen II. V. VIII. X.
XIII. XVI. XIX als Schaltjahre des Cyklus anzuführen s ). Auch in
dem zweiten Falle ist noch gewahrt, was mit Recht als Erforderniss
eines jeden lunisolaren Cyklus angesehen wird: dass er mit einem
Gemeinjahr beginne und mit einem Schaltjahr schliesse.
Dass bei der sonstigen Einrichtung des Cyklus der saltus lunae
nothwendig ist, um die Tagessumme der 19 Sonnenjahre mit der
der 233 Monate gleich zu machen, ist zur Genüge bekannt, und es
ist hier nur festzustellen, welches der Sitz des auszuscheidenden
Tages ist, und welches der 19 Jahre in Folge davon defectiv wird.
Es empfiehlt sich gleich das Resultat der verschiedenen Methoden:
der ägyptischen, der Beda’schen und der von Ideler angenommenen
neben einander zu stellen. Die Novilunien der zweiten Hälfte des
num. aureus XIX und der ersten Hälfte des num. aureus I sind
nämlich:
bei den Alexandrinern
h 2. Juni
(v) h 1. Juli
saltus lunae
h 30. Juli
v 28. Aug.
h 27. Sept.
v 26. Oct.
bei Beda
h 2. Juni
v 1. Juli
h 31. Juli
v 29. Aug.
h 28. Sept.
(v) h 27. üct.
nach Ideler
h 2. Juni
v 1. Juli
h 31. Juli
v 29. Aug.
h 28. Sept.
v 27. Oct.
4 ) Petavius 1,305: „erit hic in numeris aureis emholismorum ordo: II. V. VII. X.
XIII. XVI. XVIII.“
2) 3. edition p. 1783 XXVI; nämlich II. V. VIII. XI. XIV. XVII. XIX.
3 ) Richtig durchgeführt finde ich dies in einem Kalendarium des XII. Jahrhunderts, im
Germanischen .\Iuseum Cod. 3224.
Die Lu narb uch staben in den Kalendarien des Mittelalters.
181
h 25. Nov.
v 24. Dec.
siiltus lunae
h 25. Nov.
v 24. Dec.
1) 26. Nov.
(v) h 25. Dec.
saltus lunae
h 23. Januar
v 21. Feb.
h 23. März
h 23. Jan.
v 21. Feb.
h 23. März
h 23. Jan.
v 21. 'Feb.
ii 23. März
luna XIV 5. April luna XIV 5. April luna XIV 5. April
Gehen wir von der allgemeinen Regel des Alterthums aus, dass
additive oder subtractive Ausgleichungen im lunisolaren Cyklus mög
lichst an den Ausgang des letzteren zu setzen sind, so werden wir auch
in der Alexandrinischen Enneakaedekaeteris den saltus lunae in dem
ägyptischen num. aur. XIX zu suchen haben. Und so wird uns denn
auch von Beda *) ganz deutlich gesagt: „si enim ipsum argumentum
(de invenienda luna in kalendis mensium) juxta Ägyptios a
Septembri mense, ubi principium est anni eorum (genauer am
1 Thot = 29. August) inchoaveris, necesse est, ut luna julii men-
sis eo anno XXIX dies, ut nunquam alias, habeat, uno videlicet
ratione saltus amisso et ob id luna kalendarum augustarum III reddatur,
quae juxta argumenti regulam II computabatur“. Der sonst volle
Julimonat wird also ausnahmsweise hohl, so dass das nächste Novilu-
nium des Augustmonats schon am 30. Juli eintritt und da dieser wie
stets hohl ist, das zweitfolgende Novilunium des Septembermonats,
welches zugleich das erste des neuen Alexandrinischen Cyklus oder
des Alexandrinischen num. aur. I ist, am 28. August. Es liegt auf der
Hand, wesshalb nicht der letzte, sondern der vorletzte Monat um
den auszuscheidenden Tag verkürzt wird: jener ist an und für sich
hohl, die Verkürzung würde also einen ganz abnormen 28tägigen Mond
ergeben; dieser dagegen ist an und für sich voll und also einer
Verkürzung fähig. Die nothwendige Folge davon ist, dass hier drei
hohle Monate (2.—30. Juni, 1—29. Juli, 30. Juli bis 27. August)
unmittelbar aufeinander folgen 2 ). Oder will jemand, um dies zu
vermeiden, die Septembernoumenie der Alexandriner auf den
29. August setzen, was sich wegen der dann vollständigen Coincidenz
*) Giles 6, 189, cap. 20. — Es kommen noch in Betracht die minder deutlichen Stellen
de temp. ratione o. 42 und de temporibus c. 12.
2 ) Beda I. c.: „necesse est, ni fallor. tres pariter menses XXIX. eomputare dierum“.
182
S i c k e 1
mit dem Epochentag des ägyptischen solaren Jahres zu empfehlen
scheint? Mehrere Chronologen sind für diese Satzung eingetreten
und haben geltend gemacht, dass Beda in obiger Stelle nur das
Novilunium des 30. Juli und nicht die Eigenschaft des mit diesem
Tage anhebenden Augustmönats angibt, dieser also auch voll gesetzt
und der nächste Neumond auf den 1. Thot verzeichnet werden könnte.
Dem stehen aber zwei vollkommen verbürgte Umstände im Wege »).
Erstens wird, wofür wir später die Beweise beizubringen haben,
allgemein berichtet, dass nach ägyptischer Rechnung der Septem
ber fünf als Regularen hat oder dass der Mond am i. September fünf
Tage alt ist: das ergibt als Novilunium den 28. August. Zweitens ist
ebenso allgemein anerkannt, dass im ersten Alexandrinischen Jahre,
z. B. 1 Thot 284 nach Chr. bis zur letzten Epagomene 285, der
terminus paschalis auf den 5. April 285 gesetzt wird, was für dieses
Jahrhundert auch mit dem wirklichen Plenilunium zusammentrifft.
Nun ist das erste Jahr unzweifelhaft communis und beginnt wie alle
accommodirten Mondjahre mit einem vollen Monat, worauf ein hohler
Monat u. s. w. in alternirender Reihenfolge die Monde folgen. Man
hat also nur, wie in obiger Tafel geschehen ist, von der luna XIV
des 5. April zurückzurechnen, um zum 28, August als Neumondstag
zu gelangen. Eine weitere Bestätigung wird sich aus der Vergleichung
mit Beda’s Rechnung ergeben.
Der ägyptische saltus lunae verkürzt also den vorletzten Monat
des letzten Alexandrinisch betrachteten Mondjahres, und da dieses
letzte Jahr emboiistisch ist, zählt es nach Abzug des saltus 383 Tage.
Das stimmt vollständig zu Beda de temporibus cap. XII. Wenn er
dagegen de temporum ratione cap. XLII sagt: „eandem mutationem
(saltus) primo anno circuli decennovennalis adfigunt . . ideoqüe
annum eundem, si non bissextus adsit, diebus CCCLIII consummantes“,
so ist das allerdings so undeutlich ausgedrückt, dass es leicht zu
Missverständnissen Anlass geben konnte, ist aber nur scheinbar mit
der ersten Äusserung in Widerspruch. Ungenau ist es zunächst,
von dem saltus in einem Jahre cycli decennovennalis zu sprechen.
Denn ein österliches Mondjahr ist, abgesehen von der Berück-
1 ) Aus Böckh 124 ersehe ich , dass auch van der Hagen in der mir nicht zugänglichen
Schrift de cyclis paschalibus die Annahme des 28. August „mit hinreichenden Grün
den“ unterstützt hat. Da dieses Buch aber selten ist, glaube ich auch auf die Gefahr
dasselbe vorznbringen, meine Gründe entwickeln zu dürfen.
Die Lunarbuchstaben in den Kalendarien des Mittelalters.
183
sichtigung des Äquinoctiums, im Grande ein noch ungebundenes
Mondjahr, und wird erst durch die Beziehung zu einem solaren Jahre
oder zu einer Anzahl derselben Tlieil eines lunisolaren Cyklus. Und
erst in dieser Verbindung erhält der saltus lutiae seine Bedeutung.
Es ist desshalb auch den allgemeinen Gesetzen cyklischer Bildung
vollkommen Genüge geschehen, wenn der ausgleichende saltus vor
Ablauf des lunisolaren Cyklus einsetzt. Und in der That ist bei seiner
Fixirung nie besondere Bücksieht auf die österlichen Mondjahre
genommen, sondern er steht bei den Ägyptern sowohl wie bei
Beda factisch nicht im letzten, sondern im ersten österlichen Mond
jahre. Insofern ist es denn auch richtig, dass das erste österliche
Mondjahr, welches Beda hier meint, nur 333 Tage zählt. Dionysius
in der epistola ad Bonifacium ist ganz derselben Meinung, wendet
aber, als wollte er eingehenderer Erklärung ausweiehen, den Kunst
griff an '), den terminus paschalis , der auf den 17. April fällt,
zweimal: im ersten Jahre als Anfangstag, im letzten als Schlusstag in
Rechnung zu bringen, und erhält allerdings auf diese Weise auch
für das erste österliche Jahr 334 Tage. Genau genommen ist aber
nur das accommodirte Mondjahr defect, und zwar in jeder Ennea-
kaedekaeteris das letzte.
Das gilt, trotz der verschiedenen Epoche auch für das dem
römischen Kalender eingefügte Mondjahr, wie es Beda aufstellt.
Allerdings möchte er aus Vorliebe für ein Dogma seiner Zeit, für
die Geschichte der Weltschöpfung und deren Daten den saltus zu
einem Tage setzen, der schon ausserhalb des letzten cyklischen Jahres
steht. Er verliert sich einen Augenblick in eine Theorie, die gar
nichts gemein hat mit der eben von ihm erörterten Frage, indem
die Frühlingsnachtgleiche, der Schöpfungstag der Gestirne, zwar
Angelpunct, aber nicht Ausgangspunct des lunisolaren Jahres ist, also
in keiner Beziehung zu der Ausgleichung der Tagessummen und
Monatslängen steht. Bald aber zu seiner praktischen Aufgabe die
Einrichtung des wirklichen Cyklus darzulegen zurückkehrend, sagt
er klar und deutlich, dass in dem römisch-accommodirten Zeitkreise
*) Siehe die Verse in Muratori I. I. 149:
„Dionysius nttentus . . .
diem saltus memorat . . .
calculavit nimm dient
bis Ultimi termini“.
184
S a e k e II
der saltus in deu Noreinhennonat des letzten Jahres zu setzen ist.
Die Gründe, wesshalb der vorletzte Mond dazu gewählt werden muss,
die Folgerungen, die sieh daraus ergehen, sind dieselben, die ich
zuvor in Bezug auf die Alexandrinisehe Rechnung dargelegt habe.
Der sttltus ist dem römischen Kalender hei Beda genau
so eingefffigt, als dem mit anderer Epoche beginnenden
Alevaudrinisehen Jahre.
Xian bedarf es nur noch weniger Worte, mm den Fehler in der
dritten Reihe, wie sie Ideler nach dem Torgange anderer aufgeslell!
hat, darzulegen. In ihr beginnt nämlich der ganze Cyklus mit den»
sakms, mit einem hohlen 11««#, mit einer Ausnahme von der Regel
alternirender Monate, jfiieht dass sich dieser Ansatz nicht in mittel
alterlichen Kalendarien iiachweisen Messe. Zunächst habe ich wieder
holt in älteren, sonst ziemlich eorrecten Kalendern gefunden , dass
man schwankt, ob man das Momdalller des 1. Januar mttm. märet I
als IX (wie «Me richtige Satzung fordert) oder als VIII bezeichnen
soll: oft indem sich beide Ziffern neben einander. Es erscheint mir
dies bedeutsam». Es ist, als hätte man eine Ahnung von der kleinen
I mgemauigfceit des Alesamdrnniseiüien Zeittkreises gehabt, dass seine
solare und lunare Epoche mm einem Tag aus einander liegen, als
wollte man die schon den heidnischen Ahmen heilige Mimdranieht,
nun das hohe Fest der Gehurt Oamslli, imiit denn man das bürgerliche
und Sommemjair begann, jetzt auch genau zum erstem KeuntiMidsiag
des Cjfklms machen. Dean entspricht es, das; im dem letzten Jahirihmn-
deriem des Mlffellaüteirs, in denen jene Form des immerwährendem
Jmlliamisehe® Kalenders aulkommt, in welcher die Monatstage durch
die Beischrift der goldenen Zahl als Xeuimomdstsige bezeichnet wer
den, dass in diesen XIX zmweien zu dem 25. Deeember aiiyiwM
wird, Und wie wir später noch hei anderem Mwmddaten sehen werden,
sind es dies® spätere® von der richtigem eyhisehem Bareehmrag
mehiifach abweichend««] Kalenden', welche daviims und seine Zeit
genossen als alte zmveirilässige Denkmäler der Zeuthrachntüng preisem
nmd nach denen sie zum Theill ähien MtMidkalendar aäimsfenirtl haben.
Jedasfals ist; döeAnscftznng eines iXeiumiondes aimfden 25. Decemt-
her murtH.. anarm XIIX gegen Beda» Lehre,. Ilnch mag eäm ümsttamd mnelfe
beiigetagffi® haben, tdiieser Abweichung huer mmi da Eingang mi ver
schalen), nainiiffih dar, dass iiiharhanjÄ in Bezug auf diie Misrnddaten
v<tHB Juni bis Deceinillien' des Hetzte® Jahres thmtlz Bafel’’* Aiutnmitätt die
Die Lunarbuchstaben in den Kalendarien des Mittelalters.
185
römische Methode den saltus zu setzen und demgemäss die Regularen
zu berechnen nie allgemein anerkannt worden ist, dass neben
ihr vielmehr stets auch die Alexandrinische Methode überliefert ist,
was dann die Unterscheidung nicht richtig auffassende Kalender
schreiber leicht zu Schwankungen und Inconsequenzen verleiten
konnte.
Sagt doch Beda selbst einmal, der ja auch beide Weisen stets
neben einander stellt, dass sich der rechte Unterschied besser
gesprächsweise, als durch geschriebenes Wort lehren lässt J ). Am
ausführlichsten ist die doppelte Berechnung in den Mondtafeln des
Salzburger Kalenders von 809 durchgeführt. In anderen Kalendarien
lässt sich, welche Methode angenommen ist, nur aus dem Ansatz des
saltus, eventuell aus der Angabe der Regularen ersehen. So haben
das Kal. Augiense und das Tridentinum den saltus zum 25. Novem
ber verzeichnet. In dem Kal. Autissiod. sind von späterer Hand die
zweifachen Regularen eingetragen 2 ). Unter den Computisten,
namentlich den jüngeren, haben sich die meisten für die Alexandri
nische Rechnung entschieden. Sehr lehrreich ist in dieser Hinsicht
der oft genannte Anonymus bei Muratori 3 ). Der Computist von
1143 4), Jan Halifax (Sacrobosco) in seinem um 1230 geschriebenen
Algorismus 5 ), der etwa fünfzig Jahre später schreibende Duran-
dus «) kennen nur noch die Alexandrinische Methode, welche
auch schon, wie wir aus dem letzteren erfahren, in Kalender
sprüche gekleidet war, wie: „Luna facit saltum, quintilis lüde
suprema“ 7 ).
Ich glaube für uns neuere Chronologen ergibt sich daraus die
Verpflichtung, beide Weisen, wie sie factisch neben einander bestan
den haben, auch neben einander in’s Auge zu fassen, so oft wir den
*) Beda-Giles 6, 189.
2 ) Das Blatt welches den November enthält, ist nur noch in der ohern Hälfte erhalten,
daher nicht au sagen, ob dort der saltus vermerkt war.
3 ) Besonders pag. 122 seq.
4 ) Cod. Vindob. 275, fol. 31, 38, 40.
5 ) Cod. Vindoh. 588, fol. 17, 18.
6 ) Rational, iib. 8, cap. 10.
) Jüngere Kalender, welche noch den saltus Alexandrinisch ansetzen, sind: Cod.
Vindoh. 1226 saec. XII; aus saec. XIV. Cod. Vind. 434; 2907; 2956. — Ebenso im
Kal. saec. XII im Germanischen Museum Cod. 3224 mit dem bezeichnenden Zusalze :
„uos qui epactas lunares a septembre incipimus“.
186
S i c k e I
Mondkalender des Mittelalters reeonstruiren und so oft wir Mond
daten berechnen wollen *).
Ich gehe zur Erklärung der schon oft erwähnten Reguläres
lunares 2 ) über. Im römischen num. aureus I, den wir zunächst in
Betracht zu ziehen haben, ist, wie wir sahen, der Mond am 1. Januar
IX alt. Zählen wir von hier fort nach der Regel, dass die nach den
Kalendermonaten mit ungeraden Ordnungszahlen benannten, d. h. die
in ihnen endigenden Mondmonate voll, die anderen hohl sind, so
ergibt sich für das Alter an den Kalenden der Monate folgende Reihe 3 ):
1. Januar luna IX 1. Juli luna XIII
1. Februar „ X
1. März „ IX
1. April „ X
1. Mai „ XI
1. Juni „ XII
1. August „ XIV
1. September „ XVI
1. October „ XVI
1. November „ XVIII
1. December „ XVIII
Bei der constanten Länge der römischen Kalendermonate muss
dieses Verhältniss zwischen dem Mondalter der einzelnen Kalenden,
so lange nicht durch den Embolismus die Reihe der hohlen und vollen
Monate unterbrochen wird, in allen Jahren wiederkehren. Anderer
seits besteht ein bestimmtes arithmetisches Verhältniss in Bezug auf
das Mondalter zwischen dem Anfangstag eines bestimmten Kalender
monates eines Jahres und den gleichnamigen Kalenden des folgen
den Jahres, wie es durch die Alexandrinischen Epakten der Jahre
ausgedrückt wird 4 ), so dass sich durch die Combination beider Arten
von Ziffern das Mondalter aller Kalenden aller Jahre bestimmen lässt.
Die erste Zifferreihe nun, dem ersten cyklischen Jahre entnommen,
und für alle gleich, nennen die Computisten reguläres lunares men-
sium. Indem man zu ihnen die für das ganze Kalenderjahr gütigen,
in jedem Jahre der Enneakaedekaeteris aber wechselnden Epakten
hinzuaddirt (und falls die Summe 30 übersteigt, von ihr 30 abzieht),
1 ) Zumeist ist in den neueren Mondkalendern die ßeda’sche Regel, oft jedoch mit der
oben gerügten falschen Setzung des saltus, befolgt; Petavius dagegen setzt die
Monddaten Alexandriniseh an.
2 ) Nur von diesen rede ich liier. Es gibt daneben noch reguläres feriales mcnsium,
welche zu den concurrcntes der Jahre addirt, den Wochentag der Kalenden bestimmen.
3 ) In Beda-Giles 6, 187 ist zu verbessern: „in kal. junias XII, in kal. Julias XIII . .
in kal. septembres XVI“.
4 ) Siehe Ideler 2, 261 und dazu 240 über die Epakten des 1. Januar.
Die Lunarbuchstaben in den Kalendarien des Mittelalters.
187
erhält man das Mondalter für den entsprechenden Monat des betref
fenden Jahres. Da z. B. für die goldene Zahl IV die Epakte III, fin
den 1. Februar die Regulare X gilt, so ist am 1. Februar 763 =
num. aur. IV der Mond III + X = XIII alt *)•
Diese einfache Regel kann aber auf die cyklischen Jahre VIII,
XI, XIX wegen des Einbolismus und des speciellen Sitzes der Schal
tung nicht angewandt werden, weil hier die alternirende Reihe der
Monate durch die intercalaren gestört wird und dadurch auch die
allgemeine Regel, dass die Monde nach dem Kalendermonat, in dem
sie ausgehen, benannt werden, einige Ausnahmen erleidet. Zur Ver
anschaulichung stelle ich zwei Ausschnitte aus den num. aurei VII
(communis) und VIII (embolismus) neben einander:
num. aur. VII
am 1. März ist der volle März
mond alt XV
am 17. März ist Neumond des
hohlen April mondes
num. aur. VIII
(+11) am 1. März ist der v ol 1 e März
mond alt XXVI
am 6. März ist Neumond des
namenlosen, vollen
Schaltmonats
am 1. April ist der hohle Ap ri I-
mond alt XVI
am 18. April ist Neumond des
vollen Maimondes
(+11) am 1. April ist der volle
Schaltmond alt XXVII
am 5. April ist Neumond des ho h-
len Apri 1 mondes
am 1. Mai ist der volle Mai
mond alt XVII
am 18. Mai ist Neumond des li o h-
len Juni mondes
( + 10) am 1. Mai ist der hohle April
mond alt XXVII
am 4. Mai ist Neumond des
vollen Mai mondes
am 1. Juni ist der hohle Juni
mond alt XVIII
am 13. Juni ist Neumond des vol
len Jul imondes
am 1. Juli ist der volle Juli
mond alt XIX
am 13. Juli ist Neumond des h o h-
len August mondes
( + 11) am 1. Juni ist der volle Mai
mond alt XXIX
am 3. Juni ist Neumond des h o h-
1 e n Jun imondes
( + 10) am 1. Juli ist der hohle Juni
mond alt XXIX
am 3. Juli Neumond des vollen
Juli mondes
am 1. August ist der hohle Au- (+11—30) am 1. August ist Neumond des
gustmond alt XX ho lilen A u gu stmondes ==
luna I
*) Schon in der epistola Cvrilli von 443 (Petavius 2, 803) wird auf solchejBerech-
nung hingewiesen: „debemus enim investigare epactas lunares in mensihus totius
o li n i —.
188
S i c k e I
num. aur. VII
num. aur. VIII
am 11. August ist Neumond des
vollen S ept e mb ermon
des
am 30. August ist Neumond
des vollen September
mondes
am 1. September ist der volle (+11—30) am 1. September ist der volle
Septembermond alt III.
Sep temb ermond alt XXII
In zwei Fällen schreitet hier also die Epakte von einem Jahre
zum andern nur um 10 vorwärts, dagegen bei denselben Monaten
vom 8. cyklischen Jahr zum 9. um 12 vorwärts. Ebenso weichen die
Märzepakten der goldenen Zahl XI ab, indem sie nur um 10 grösser
als die des Vorjahres, dagegen um 12 kleiner als die des Nachjahres
sind. Im 19. Jahre endlich nimmt wegen des Embolismus die Mai
epakte um 10 und wegen des saltus die Decemberepakte um 12 im
Verhältnis zu dem 18. Jahre zu. — Dass in den vier anderen embo
listischen Jahren nicht gleiche Ausnahmen eintreten, hat seinen
Grund darin, dass in ihnen je die zweiten Tage von Monaten sedes
embolismorwn sind, und in Folge davon die Ausgleichung schon im
folgenden Monat eintritt >).
Neben den römischen Regularen, die mit der Epakte des
22. März combinirt werden, werden nun auch mit derselben Epakte
zu verbindende Alexandrinische Regularen von den meisten Compu-
tisten angegeben. Nicht als wenn diese sogenannten Alexandrini-
schen Ziffern je in Ägypten für die dort gütige Jahresf'orm mit stets
30tägigen Kalendermonaten hätten angewendet werden können; dort
hätten sie lauten müssen: für 1 Thot und 1 Paophi II, für 1 Athyr
und 1 Choiak III, für 1 Tybi IV u. s. w., während die im Mittelalter
unter solchem Namen überlieferten Ziffern lauten : September V,
Daher in dem Kal. Salisburgense von 809 bei den einzelnen Monaten folgende
Keg’eln, welche sich durch Klarheit vor den ähnlichen Sätzen der bisher hauplsäch-
Jich dafür benutzten Ephemeriden auszeichnen:
April. „Sciendum cuique calculatori est, quia VIII" anno cycli decennovennalis
luna, quae in kal. majas secundum rationem epnctarum XXVIII 3 computa-
tur, propter embolismum, qui prid. non. mart. interseritur, erit in kal.
mai. XXVII, et quae in kal. jul. debuit esse XXX, erit XXIX. Similiter
autem in XIX° anno in kal. mai debuit esse XXIX* , sed erit. XXVIII*
propter embolismum III non. mart. insertum.
Juni. Sciat denique caleulator, quia VIII° anno cycli decennovennalis luna,
quae in kal jul. XXX esse debuit secundum rationem epactarum, propter
embolismum, qui prid. non. mart. interseritur, erit XXIX.
Die Lunarbuchstaben in den Kalendarien des Mittelalters.
189
October V, November VII, December VII, Januar IX und dann weiter
gleich den römischen Regularen. Diese Zifferreihe, welche genau
den Neumondstagen in dem Alexandrinischen num. aur. I entspricht,
beweist, dass der ägyptische lunisolare Cyklus, als er zuerst im
Abendlande Eingang gefunden hat, zunächst in der speciell Alexan
drinischen Gestalt in Bezug auf die Epoche und den saltus lunae
angenommen worden ist, und dass sich damals die Accommodation
desselben an die römische Jahresform darauf beschränkte, dass
anstatt der auf die Alexandrinischen Monatsanfänge berechneten
Regularen diejenigen Ziffern eingesetzt wurden, welche der Entfer
nung der römischen Kalenden von den Neumondsdaten entsprachen.
Erst einem zweiten Stadium gehört die weitere Accommodation dieses
Zeitkreises an die römische Jahresform, die römische goldene Zahl
u. s. w. an.
Nun hängt aber mit diesen Regularen der Ägypter noch ein
zweites zusammen. Vergleichen wir die beiden Regularenreihen für
September bis December mit einander, so zeigt sich zwischen ihnen
eine Differenz von II; wollen wir also nach der früher angegebenen
Regel die Regularen mit den Jahresepakten verbinden, so würden
wir ja für diese Monate ganz verschiedene Mondalter erhalten. Das
ist unmöglich und löst sich auf folgende Weise. Der Alexandrinische
num. aureus IV umfasst, um ein bestimmtes Beispiel zu wählen, das
Jahr vom 29. August 762 — 28. August 763 und für diesen
Zeitraum gilt nun die für 22. März 763 angesetzte Epakte III; am
1. September 762 wird also der Mond alt sein: Reguläres Sept. V
+ Epakte III (der goldenen Zahl IV) = VIII. Dasselbe Resultat
erhalten wir nach römischer Rechnung so: der 1. September 762 fällt
in das römisch accommodirte Jahr, das durch num. aur. III bezeich
net wird und Epakte XXII hat; also röm. Reg. Sept. XVI -f- Epakte
XXII = XXXVI11 oder nach Abzug von XXX = VIII. Die Differenz
zwischen den beiden Arten von Regularen wird also dadurch auf
gehoben, das je nach den Epochen der zwei Jahresformen ihnen in
den letzten Monaten verschiedene Epakten zukommen, und so bildet
der Satz des Computisten von 1143: „mutantur epacte in
kalendis septembris" bei ihm >) und den früher genannten die
*) Doch fügt er hinzu: „bis ergo regularibus epactis solaribus adjectis luna invenitur,
exc e p to anno VIII, IX, XI“, d. h. auch diese Regel erleidet, so gut wie die Beda’s
190
Sicke!
notlnvendige Ergänzung zu der Regel von den ägyptischen Regu
laren ‘)> und in diesem Sinne kennt das Abendland auch noch eine
dritte Epoche des Mondjahres. Desshalb beugt der vorsichtige Ver
fasser der Salzburger Mondtafeln von 809 jedem Missverständnisse
vor: nachdem auch er, zwischen den Tafeln für August und Septem
ber, fast wörtlich aus Beda, die Regel für die Alexandrinischen Regu
laren angegeben, die römischen aber für brauchbarer erklärt hat,
setzt er dem September in allen 19 Jahren des Cyklus noch einmal
die dem römischen numerus aureus entsprechenden Epakten als bis
zur Jahreswende giltig bei.
Endlich sind noch die Einwirkungen der solaren Schal
tung auf die Monddaten in Betracht zu ziehen. Dass und wesshalb
den bissextilen Tagen kein Einfluss auf die Reihenfolge der Mond-
monate eingeräumt worden war, setze ich als bekannt voraus 3 ), und
beschränke mich darauf, die geringen Abweichungen aufzuführen,
welche diese Intercalation in der Zählung des Mondalters im Februar
und Anfang März hervorrief. Dass der Februarmond statt der ihm
zukommenden 29 Tage im solaren Schaltjahr 30 Tage erhielt, hatte
zumeist nur die Folge, dass das Märznovilunium ein um einen Tag
späteres Datum erhielt; nur im XI. Jahre der Enneakaedekaeteris
wurde auch die Epakte des 1. März etwas verändert. So stellen sich
für den bissextilen Februar folgende Monddaten heraus:
Num. aureus
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
Luna XXX m. febr. Novilunium m. martii
21. Februar
10. „
29. „
18. „
7. , „
26.
IS. „
4.
22. Februar
11. „
1. März
19. Februar
8.
27. „
16. „
S. „
Ausnahmen, jedoch betreffen diese, weil in dem Alex, nccommodirten Jahre die Ent
fernung der sedes embolismorum von der Jahresepoche eine andere ist, auch andere
Jahre des Cyklus. —Kalenderspruch bei Durandus: „Octavo, undecimo, postremo
fallit epacta“.
*) Siehe die Rechnungen des Anonymus von 810 in Muratori 1. c. p. 123.
z ) Ideler 2, 233. — Beda-Giles 6, 227.
Die Lunarbuchstaben in den Kalendarien des Mittelalters.
191
Num. aureus
IX
X
XI
Luna XXX m. febr.
23. Februar
12. „
2. März
Novilunium m. martii
24. Februar
13. „
3. März
(der Januarmond endet erst am 1. Februar, am 1. März wird die
Epakte XXIX)
20. Februar 21. Februar
9. „ 10.
XII
XIII
XIV
XV
XVI
XVII
XVIII
XIX
28.
17.
6.
25.
14.
3.
29.
18.
7.
26.
15.
4.
Zum Schlüsse noch eine Bemerkung über den December-
mond im num. aur. XIII. Clavius 4 ) hat es verschuldet, dass seit
ihm dessen Novilunium zumeist auf den 1. December gesetzt wird.
Allerdings kann er sich auf einige Kalendarien des späteren Mittel
alters berufen; aber dass man auch dem Beda diesen Fehler aufzu-
bürden versucht hat 3 ), beruht nur wieder auf dem Gebrauch angeb
lich Beda’scher Schriften 3 ). Denn ein Fehler bleibt es, den immer
vollen Novembermond, der in diesem Jahre obendrein embolistisch
ist, um 1 Tag zu verkürzen und den immer hohlen Decembermond
um einen zu verlängern. Clavius bedient sich nämlich der bei Ideler
2, 194 ersichtlichen Form des Mondkalenders, und weil es ihm
absurd erscheint, dass bei ein und demselben Tage, dem 2. Decem
ber, zwei goldene Zahlen II und XIII zu stehen kämen, rückt er die
zweite um einen Tag vor. Da nun aber diese Art von Mondkalender
erst im X. oder XI. Jahrhundert aufgekommen ist, kann der aus
ihrer Einrichtung entnommene Grund gar nicht für die frühere Zeit
geltend gemacht werden. Andererseits haben die correcteren Kalender
auch der letzten Jahrhunderte vor der Gregorianischen Reform
*) Romani calendarii a Gieg-orio XIII restituti explicatio p. 106. — Ihm ist auch
Ideler gefolgt.
2 ) So Petavius de doctr. temp. i, 307, der übrigens die richtige Satzung annimmt.
3 ) Die Epbemeriden z. B., Cölner Ausgabe von 1688; 1, 226.
192
S i c k e I
solchen äusserlichen Umstand viel zu gering angeschlagen, als dass
sie gewagt hätten, an der überlieferten Form der linea angelica ')
etwas zu ändern a ).
Aus diesen Erörterungen geht hervor, dass, abgesehen von
wenigen incorrecten Setzungen und von etwaigen Schreibfehlern,
das Mittelalter nur zwei Lunarkalender kennt, welche auch nur in
der zweiten Hälfte der letzten goldenen Zahl etwas von einander
abweichen. Diesen zwei Formen entsprechen die folgenden, durch
die besten Handschriften beglaubigten Mondtafeln: eine, welche
die Novilunarbuchstaben enthält, und eine zweite, in
welcher das Alter des Mondes an allen Kalenden der
19 Jahre verzeichnet ist. In der zweiten gebe ich für die
letzte goldene Zahl dieBeda’sche und die Al exandrinische
Form. In der ersteren bedarf es dieser Unterscheidung nicht,
denn die Neumondsbuchstaben sind Alexandrinisch und römisch
gleich und es ist nur darauf zu achten, dass der saltus in verschie
denen Monaten eintritt.
Nach den vorausgegangenen Erläuterungen werden die Über
schriften für das Verständniss und den Gebrauch dieser Tafeln
genügen s ).
Kalendarium Opativacense, Cod. Vindob. 395, fol. 2: „incipit decenno ven nulis
cyclus, qui et angelica linea vocatur, eo quod istam computationem
Pachomius noirae sanctitatis vir angelo docente dedicerit“.
2 ) Den richtigen Ansatz haben die ältesten mir bekannt-gewordenen Julianischen
Kalender in dem Cod. Sangall. 394 und in dem Cod. des Germ. Museums 3224;
ebenso haben ihn die ältesten derartigen Kalendarien in Wien (saec. XIV): Cod.
V i n d o b. 434; 2907; 2956; den Ansatz bei Clavius dagegen : C o d. V i n d o b.
2785. —Von späterer Hand ist dem Kalendarium Cod. Vindob. 1226 beige
fügt: 2. December XIII, 3. December II, ein doppelter Fehler, den aber auch Peta-
vius in einigen Handschriften gefunden hat.
s ) Nur, da ich in der ersten Tafel die Buchstaben nach hohlen und vollen Monaten
unterscheide, mache ich nochmals darauf aufmerksam, dass die Regel, dass die
zunächst nach dem 1. Januar eintretende Noumenie die des hohlen Februarmondes
ist, zwei Ausnahmen erleidet: im III. und XI. Jahre gehört die erste Nou
menie im neuen Kalenderjahr dem vollen Jännermond an.
Die Lunarbuchstabe n in den Kalendarien des Mittelalters.
193
Tafel der Novilunarbuchstaben in den XIX Jahren des römischen
accommodirten Cyklus.
Goldene Zahl
In Gemeinjahren
und in den
Schaltjahren bis
zum Eintritt des
Embolismus.
Novilunar-
buchslaben der
hohlen vollen
Monate
Lunarer
Schaltmonat
Datum
des
Novilu-
niums
Novi-
lunar-
buch-
stabe
Nach dem
Schaltmonat
ein treten de
Novilunar-
buchstaben
der
hohlen vollen
Monate
Etwa ab
weichende
Novilu-
narbueh
staben des
Märzmo-
nals im
bissextilen
Jahre
III
C' M"
M
2. Dec.
IV
S'
2. Sept.
V
T'
VI
VII
VIII
IX
H'
F"
P'
6. März
Q'
E'
C"
4. Deo.
C"
Q'
P"
XI
XII
XIII
XIV
XV
XVI
XVII
XVIII
N'
B'
L
2. Nov.
K'
T”
R'
2. Aug.
S'
Q"
Dip ”! d “"
I nach (saltus
Ö
E
0'
5. März
M"
P'
Sitzb. d. phil.-hist. CI. XXXVIII. Bd. I. Hft.
13
194
S i c k e I
Tafel der Mouatsepakten in den XII Jahren des römischen accoiumo-
dirten Cyklus.
Die Lunarbuehstaben in den Kalendarien des Mittelalters.
195
Man führte solche Tafeln mit Hilfe der Lunarbuehstaben noch
weiter aus, um aus ihnen durch Coinbination mit den Angaben, die
dem römischen Kalender beigeschrieben zu werden pflegten, die
Luna für jeden einzelnen Tag ersehen zu können. Um das Schema
solcher Mondtabelle zu veranschaulichen und zu erklären, genügt es
einen kleinen Ausschnitt aus derselben initzutheilen, um so mehr, da
eine solche, wenn auch in einem Punkte unvollkommen, schon
gedruckt in der oftgenannten Ephemeris vorliegt *).
*) Bedne opei-a, ed. Colon. 1688; 1. 187.
)3*
196
Sicke
Die Längenzeilen, mit Ausnahme dei' beiden äusseren, entspre
chen hier den 19 Jahren. Die beiden äusseren Längenzeilen enthalten
die 59 Tage eines Monatpaares, docli so, dass in der ersten links der
volle, in der letzten rechts (welche in dem Abdruck der Ephemeris
fehlt) der hohle Monat vorangeht. Ebenso enthalten die den einzelnen
goldenen Zahlen zukommenden Reihen je ein vollständiges System der
59 Lunarbuchstaben. Hier habe ich die Tafel so gestellt, dass im
ersten Jahre der dem 1. Januar entsprechende Buchstabe A voran
steht, welchem nach dem Mondcyklus die links in derselben Quer
zeile stehende IX als Mondalter zukommt; neben dieser Form i )
tindet sich auch die andere, dass die erste Querzeile die Ziffer I,
links für den vollen, rechts für den hohlen Monat führt, und dass dem
entsprechend in ihr je einer der Novilunarbuchstaben verzeichnet
ist a ). Bleiben wir zunächst bei num. aur. I stehen, so brauche ich
für einen Kalendertag nur den ihm beigesetzten Lunarbuchstaben
zu kennen, z. B. für den 14. Oetober L", um aus der links neben W
stehenden römischen Ziffer das Mondalter, in diesem Falle XXIX
kennen zu lernen. In der letzten Langzeile rechts sind die Ziffern
der Luna etwas anders gestellt. Da nämlich der Embolismus die
alternirende Reihenfolge der Monate stört und zuweilen zwei volle
Monde aufeinander folgen lässt, muss auch in diesen Tafeln ermög
licht werden, zwei volle Monde nach einander zu zählen: das
geschieht durch Verbindung der ersten mit der letzten perpendicu-
laren Reihe. Wir suchen z. B. in einem 19. Jahre des Cyklus das
Mondalter für 3. März (C), 3. April (0'), 9. April (V'). Das erste
finden wir auf die bisher angegebene Weise: C in der Längenzeile
des mini. mir. XIX steht auf gleicher Querlinie mit der links ver-
zeichneten Ziffer XXIX, also ist 3. März num. aur. XIX = luna XXIX.
Zwischen 3. März und 3. April finden wir aber in dem römischen
Kalender zu 5. März Embolismus VII vermerkt, es folgt also auf den
vollen Märzmond, der am 4. März endigte, wieder ein voller (embo-
listischer) Monat. Desshalb ist nun von der linken Zifferreihe, in
welcher ein hohler Monat folgt, nach Eintritt der Schaltung und bis
deren Einwirkung auf die Reihenfolge der hohlen und vollen Monate
aufhört (wie wir bei den Novilunarbuchstaben gesehen haben, zumeist
bis zur Jahreswende), überzugehen auf die rechte Zifferreihe, in welcher
1) Die ich tlem Kalender von St. Geemain d’Auxerre entnehme.
2 ) So im Kal. Tridentin tun von 1050, itn Computus von 1143 u. s. w.
Die Lunarbuchstaben in den Kalendarien des Mittelalters.
197
von der luna I des intercalaren Monats an die Tagessumme eines
vollen Monats folgt. So finden wir denn in dieser letzten Längenzeile
neben 3. April 0' XXX und neben 9. April V' VI als Mondalter
dieser Tage. — Umgekehrt lässt sich mit Hilfe dieser Tafeln ein
Monatsdatum, d. h. Alter lind Name des Monats, in einem bestimmten
Jahre des Cyklus übersetzen in das entsprechende römische Datum.
Doch eignet sich die zuletzt mitgellieilte Tafel viel weniger als
die der Novilunarbuchstaben oder Monatsepakten zu Berechnungen,
und ich habe nur, da sie sich so häufig in alten Kalendarien findet,
ihre meines Wissens bisher noch nicht versuchte Erklärung geben
wollen. In demselben Sinne mag liier noch kurz von einer andern
sehr verbreiteten Kalendereinrichtung die Bede sein.
Bisher habe ich nur von Lunaibuchstaben der synodischen
Monate gesprochen; aber fast sämmtliche Kalender, welche diese
haben, enthalten noch ein zweites System von Lunar bu cbstaben
der periodischen Monde indem römischen Kalender eingetragen,
aus dem man zunächst den periodischen Lunarbuchstaben jedes Tages
ersehen kann, und ferner eine auf 19 Jahre gestellte Regularentafel,
in welcher man mit Hilfe dieses Lunarbuchstaben das Zeichen des
Thierkreises und den Grad findet, in welchem der Mond am betreffenden
Tage steht *). Es genügt hier auf die ausführliche Erklärung Beda’s in
de temporum ratione cap. 18 und 19 3 ) hinzuweisen, welcher,
wie er ausdrücklich sagt, seinem Werke solche Tafeln beigefügt hat.
Auf Datirurigen ist der periodische Monat wohl nie angewandt 3 ); also
kann eine eingehende Prüfung dieses Gegenstandes höchstens Inter
esse für die Geschichte der astronomischen Kenntnisse darbieten.
1 ) Richtig- sind diese Lunarbuchstaben gestellt im Anonymus von 810 bei Muratori
1. c. p, 12o; dagegen ist die dort abgedruckte Regularentafel voller Fehler. Eine
correcte Regularentafel findet sieb in der Epherneris I. 1. p. 188. — In den Kalen
dern des spätem Mittelalters pflegen die Buchstaben des periodischen Monats zu
den einzelnen Tagen gesetzt zu werden, indem man das vollständige Alphabet bis Z
noch um zwei bis drei Zeichen vermehrt. So setzt der Schreiber eines Ordo divinus
in der S. Gallener Bibliothek (Cod._448 chart., um 1400 geschrieben) zu dem
24. Tage Z, zum 2ö. das Abkürzungszeichen für ur, zum 2G. das für ur und für us,
zum 27. das Tironische Zeichen für bus, zum 28. das Abkürzungszeichen für us.
2 ) Giles 6, 184 ff.
3 ) Ideler 1, 60. — Doch fällt mir eine von Th. Mommsen röm. Chronologie 312 eitirte
Inschrift von 364 auf, in der eine Beziehung des Mondes auf ein Zeichen des Thier
kreises angedeutet zu sein scheint, nämlich:
„divo Joviano Aug. et Varroniano coss., ora noctis 1111 in V, XIT (?) VIII idus
Madias, die Saturnis, luna vicesima signo C a p ric o rn o,“
198
S i c k e 1
Ich kehre zu den Buchstaben der syno dis dien Monate zurück,
welche in den Kalendern des Mittelalters noch weiter verwandt
worden sind. — Die äussersten Grenzen der Ostervollmonde sind
bekanntlich 21. März A' und 18. April I", die äussersten Grenzen des
Osterfestes 22. März B' und 25. April Q". Die Buchstaben dieser
doppelten Grenzen und die zwischen ihnen liegenden sind nun viel
fach für die Berechnung der Osterdaten und des durch Ostern bestimmten
wandelnden Kirchenjahres benutzt worden. Zunächst findet sich schon
in sehr alten Festtafeln *) dass für die Quadragesima, Pascha, Rogationes,
Pentecoste u. s. w. nicht allein das römische Datum, sondern auch die
Luna des betreffendenTages verzeichnet wird. Später wird dann stattdes
Mondalters der betreffende Lunarbuchstahe dem römischen Datum bei
gesetzt 2 ). Endlich wird das römische Datum ganz ausgelassen und
namentlich zur Bezeichnung des terminus paschalis und des Ostersonn
tages nur noch der entsprechende Lunarbuchstabe eingetragen. So hat
der Computist von 1143 eine Tafel von 19 den Mondjahren entsprechen
den Zeilen unter einander und von 7 den Cuncurrenten entsprechenden
Zeilen neben einander: wo sich z. B. die Zeile der goldenen Zahl III und
die der Concurrente V treffen, steht II" als Lunarbuchstabe des Oster
sonntags (17. April) für alle mit diesen Charakteren versehenen Jahre.
Eine Salzburger Ostertafel des XIV. Jahrhunderts s ) gibt sowohl für
den Terminus als die Dominica paschalis nur die entsprechenden
zwischen A' bis I' oder B' bis Q” liegenden Buchstaben an. Und diese
Art das Osterfest zu bezeichnen, scheint sogar im späteren Mittelalter
sehr verbreitet gewesen zu sein. Mit ihr bängt zugleich eine Verderb-
niss der Ostertafeln zusammen, welche für geringes Verständniss des
Wesens des Cyklus zeugt. Man stellt nämlich gern die Festdaten für
532 Jahre, wie sie der grosse schon vor Dionysius bekannte Zeitkreis
enthält, zusammen, aber kümmert sich keineswegs mehr um den richti
gen Anfang des letzteren. Man ordnet auch noch die 532 Daten nach
28 X 19 Jahren, aber keineswegs so, dass die unter der Aufschrift
Num. aureus I oder Epacta nulla in einer Längenreihe stehenden
Jahre wirklich erste derEnneakaedekaeteris sind, sondern nur so, dass
in den Querreihen neben einander die im solaren Cyklus gleichen
Jahre stehen, denen wirklich die der Reihe vorgeschriebene Con-
*) Z. ß. in einem vor 840 verfassten Computus, Cod. Saugall. 2öi.
2 ) Cod. Sangall. 380 saec. X.
3 ) Cod. Vindob. 434.
Die Lunarbuchstaben in den Kalendarien des Mittelalters.
199
currente oder der etwa seit dem XI. Jahrhundert statt ihrer gebrauchte
Sonntagshuchstabe zukommt. Man beginnt endlich wohl zumeist mit
einem ersten lunaren Jahre, opfert aber dafür den Anfang mit einem
ersten solaren Jahre.
Der Anfang einer Tabelle aus dem Computus von 1143 mag
dies veranschaulichen:
Nur 1064 kommt hier die Epakte 0 zu, aber 1092 u. s. w.
keineswegs die Epakte XI. Die Jahre sind also nach dem Sonuen-
cyklus allein geordnet, und gehen wir davon aus, so sind für
1064—1066 die Ostertage richtig durch B" G' G", für 1092—1094
richtig durch H ! H" V' angezeigt. Beispiele von solchen Ostertafeln
lassen sich bis in das XV. Jahrhundert nachweisen *).
*) Im Kalendarium Opativacense saec. XII, Cod. Vindob. 395 für die Jahre
1045—1549, also auch mit einem ersten Jahre des lunaren Cyklus beginnend. — Im
Cod. Vindob. 588 aus dem Anfänge des XIV. Jahrhunderts, als Anhangzu den
Schriften des Johann Sacrobosco, für 1044—1548. — In einem 1439 geschriebenen
Kalender der Karthause S. Mariae zu G am in g , Cod. Vindob. 638. — Solche
Tafel findet sich endlich auch in der Ephemerisl. c. 178 unter der Aufschrift
„pagina magniflui quae dicitur area cycli
trigintaque duos quingentos qui tenet annos“,
welche so gestellt ist, dass die erste Längenzeile (freilich voller Druckfehler) zu den
Jahren 624—651 oder zu den Jahren 1156—1183 passt, indem die erste litera luna-
ris paschalis einem 17. lunaren und einem 17. solaren Jahre angehört. Um so inehr,
da dies ein ganz absonderlicher Anfang ist, wird es wahrscheinlich, dass diese Tabelle
ungefähr um die Zeit zusammengestellt ist, mit welcher ihre Osterdaten beginnen.
Nun wird aber Niemand, bei dem sonstigen Inhalt dieser Schrift, ihre Abfassungs
zeit vor Beda setzen wollen, sondern es spricht eben diese Tafel dafür, dass wir
es hier mit einer ganz späten Arb eit, nämlich des XII. Jahrhunderts
zu thun haben.
200
S i c k e 1
Damit hängt es denn auch zusammen, dass man nur noch seiten
die Lunarbuchstaben durch alle Monate hindurch den Tagen beisetzt:
sie werden entweder ganz durch die goldene Zahl verdrängt, oder
man trägt sie nur zu den 35 Tagen ein, auf welche Ostern fallen
kann. Und zweitens, indem jedem einzelnen Ostertage ein Kalender
der durch das Pascha bestimmten Wandelfeste entspricht und man
demgemäss 35 verschiedene Festkalender anzulegen beginnt,
bezeichnet man die letzteren nach den literae lunares paschales
oder, wie man sie nun nennt, nach den literae t abular es ')• Oie
ersten Spuren von dieser Anwendung finde ich imXII. Jahrhundert 2 );
im XV. ist sie ziemlich verbreitet 3 ). So haben die Lunarbuchstaben
im Mittelalter nach und nach ihre ursprüngliche Bedeutung, das
Mondalter jedes Tages erkennen zu lassen, verloren, und erhalten
diese mit einigen Modificationen erst wieder in dem reformirten
Gregorianischen Kirchenkalender 4 ).
Es erübrigt noch die Richtigkeit jener Notiz zu prüfen, welche
ich früher aus den Kalendarien von Corbie und St. Germain d’Auxerre
angeführt habe und welche auch in späterer Zeit oft wiederholt
ist 5 ) : dass s o w o h I dieFerial- als Luna rbuchstaben von
Hieronymus in die Kalender eingeführt seien. Es ist diese
Tradition eben so gut und eben so schlecht, als jene welche Hiero
nymus zum Verfasser eines vielverbreiteten Martyrologiums macht,
oder als jene welche in dem Chronographen von 354 von J. Cäsar
sagt: „qui bissextum et lunae cursuin adinvenit.“ Die Ferialbuchstaben
zunächst sind doch nur eine Übertragung der Nundinalbuchstaben
auf die jüdisch-christliche Woche von sieben Tagen, der Nundinal
buchstaben, welche sich schon in vorchristlichen Kalendern wie im
Venusinum finden. Also könnte inan höchstens von Anwendung eines
alten Gebrauches auf speciell christliche Zeittafeln reden. Nun finden
sich aber sowohl Ferial- als Lunarbuchstaben schon in dem Kalender,
„Taueipuchslaben* in einem deutschen Kalender von 1439: Cod. 79i> des Germani
schen Museums.
2 ) Cod. 3224 des Germanischen Museums.
3 ) Sehr praktisch angelegte, nach den alten Osterbuchstaben geordnete Festtafeln
enthält das Gaminger Kalendarium von 1439.
4 ) Siehe Vorrede und Einleitung des C. Baronius zu dem Martyrologium Romanum
Gregorii XIII P. M. jussu editum.
a ) Wie im Computus von 1143, von Durandus u. A.
Sickel, Die Lunarbuchstaben in den Kalendarien des Mittelalters. 201
von dem wir ausgegangen sind und der in diese Gestalt spätestens
um 354 gebracht ist 1 ), und sie möchten in demselben wohl kaum
ohne allen erläuternden Zusatz eingetragen sein, wenn sie erst
damals neu eingeführt wären. Doch auch von letzterem abgesehen
und angenommen, dass sie zum ersten Male in dem Jahre angewandt
wären, in dem wir sie zuerst nachweisen können, so wird Niemand
den eben zwanzigjährigen Hieronymus für den Urheber dieser
Neuerung machen wollen. Und doch kann der in ihrer Fassung zu
weit gehenden Tradition, welche dem Kirchenvater ein Martyrologium
und die Erfindung jener Kalenderhuchstaben zuschreibt, ein Factum
zu Grunde liegen. Wie Th. Mommsen nachgewiesen hat, hat Hiero
nymus für seine Chronik die 334 abgefasste Stadtchronik benutzt,
und bilden andererseits die letztere sowohl als der Kalender von 354
und als die Depositio episcoporum et martyrum integrirende Theile
der ursprünglich zusammengehörigen Sammlung des Chronographen
von 354. Es ist also mehr als wahrscheinlich, dass Hieronymus die
ganze Sammlung Vorgelegen hat, und dass er durch Benutzung aller
ihrer Theile mit beigetragen hat zur Verbreitung jenes
ersten Anfangs eines Martyrologiums und des mit Lunar- und
Ferialbuchstaben versehenen römischen Kalenders.
Nur die erste Verwendung solcher Buchstaben für die Zeitrechnung
dürfen wir ihm nicht zuschreiben, sie muss in früheren Jahrhunderten
begonnen haben, in denen ihrem Ursprung nachzuforschen ich Anderen
überlasse.
*) Th. Mommsen über den Chronographen von 364 in den Abhandl. der k. sächs.
Gesellschaft der Wissenschaften, 2 (1860), p. 609, 667, 667.
Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften,
203
DER
EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN.
(OCTOBER 1861.)
Academia, Real, de Ciencias morales y politicas zu Madrid, Memo-
rias. Tomo I, Parte l a . Madrid, 1861; 8°. — Discursos pronun-
ciados en la R. Acad. d. Cienc. mor. y pol. con motivo de la
recepcion publica del Ilmo. Sr. D. Miguel Sanz yLafuente
en 27 de Mayo de 1860. Madrid, 1860; 8«.
Academie Imperiale des Sciences de St. Petersbourg, Bulletin.
Tome II, Nr. 4 — 8; Tome III, Nr. 1 — 6. St. Petersbourg,
1860 —1861; 4°. — Bericht über die 9. Zuerkennung des
Preises Demidoff und Bericht über die 4. Zuerkennung des
Preises Uvarow. Petersburg, 1860; 8°.—VictorLanglois,Essai
historique et critique sur la Constitution sociale et politique de
I’Armenie sous les rois de la dynastie Roupenienne. (Extrait
des Memoires de 1’Acad. Imp. des Sciences de St. Petersbourg.
VIP Serie, Tome III, Nr. 3.)
— Imperiale des Sciences, arts et belles lettres de Dijon, Memoi
res. 2“ Serie, Tome VIII”, Annee 1860. Dijon et Paris, 1861; 8°.
— Royale des Sciences, des lettres et des beaux-arts de Belgique,
Memoires. Tome XXXII. Bruxelles, 1861; 4°. — Bulletins.
29 e Annde, 2 me Serie, Tomes IX & X. 1860. Bruxelles,
1860; 8°. — Compte rendu des seances. S 1 " 0 Serie, Tome
I', 4 me Bulletin; Tome II e , l r a 3° Bulletin. Bruxelles, 1860
& 1861; 8°. — Annuaire. 27° Annee, 1861. Bruxelles, 1861;
12". — F. A. Snellaert, Alexanders Geesten van Jacob,
van Maerlant. I. Deel. Brussel, 1860; 8°. — David, J.»
204
Verzeichniss
Glossarium op Maerlanls Rymbybel. Vervolg en slot van bet
derde Deel. Brussel, 1861; 8°. — Ad. Q u et eiet, Sur le congres
international de statistique tenu ä Londres le 16 Juillet 1860
et les cinq jours suivants. 4°.
Academy, American, of Arts and Sciences, Proceedings. Vol. IV.
Bogen 32 bis Ende. — Vol. Y. Bogen 1 — 30. Boston & Cam
bridge, 1860; 8°.
— of Science of St. Louis, Transactions. Vol. I, Nr. 4. St.
Louis, 1860; 8°.
Accademia, Reale, delle scienze di Torino, Memorie. Serie 2 d %
Tomo XIX. Torino, 1861; 4°.
Akademie der Wissenschaften, Königl. Preuss., zu Berlin,
Monatsbericht. Mai 1861. Berlin, 1861; 8°. —108 Stück Sepa
ratabdrücke aus den Abhandlungen. Berlin, 1855 — 1861;
4».
American Journal of Sciences and Arts, Vol. XXXII, Nr. 94. New
Häven, 1861; 8°.
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. N. F., VIII. Jahrgang.
Nr. 7, 8 & 9. Nürnberg, 1861; 4°.
Association, The American—, for tbe Advancemcnt of Science,
Proceedings. XlV th Meeting held at Newport, Rhode - Island,
August 1860. Cambridge, 1861; 8°.
Austria, XIII. Jahrgang, XXIX — XLIII. Heft. Wien, 1861; 8°.
Babbage, Charles, Observations on tbe Discovery in various
Localities of tbe Remains of Human Arl mixed with tbe Bones
of Exlinct Races of Animals. (From the Proceedings of the Royal
Society for May 26, 1859.) London; 8°.
Berichtigung der Bemerkungen des Herrn J. Maniel, General-
Directors der k. k. priv. österr. Slaatseisenbabn - Gesellschaft
über eine Relation des H. Francesconi. Wien, 1861; 4«.
Boucher de Crevecoeur de Perthes, Sujets dramatiques. Tomes
I & II. Paris, 1852; 12°. — Emma, ou quelques letfres de
femme. Paris, 1852; 12°. — Voyage en Danemarck, en Suede,
en Norvege etc. en 1854. Paris, 1858; 12°. — Voyage en
Russie, en 1856. Paris, 1859; 12°. Voyage en Espgne
et en Algerie en 1855. Paris, 1859; 12<>. — Reponse a M. M.
les antiquaires et geologues presents aux assises archeologiques
de Laon. (Extr. du Bulletin de la S l ° des antiqu. de Picardie,
der eingegangenen Druckschriften.
205
Nr. 2, 1859.) Amiens, 1859; 8°. — De l'homme antediluvien et
ses oeuvres. Paris, 1860; 8°. — De la femrne dans l’etat social,
de son travail et de sa remunSration. Abbeville, 1860; 8°. —
Notice sur les objets d’art trouves dans le diluvium. Amiens,
1860; 8°. — Les masques: Biographies saus noin. Paris;
1861; 8°. — Sur les silex lailies trouves dans le diluvium du
departement de la Somme. 4°.— Reponse aux observations faites
par M. E. Robert sur le Diluvium du departement de la Somme.
4°. — Hachettes diluviennes du bassin de la Somme. Rapport
par R. C. l'Abbe Cochet. Paris, 1860; 8°. — L’homme fossile
par M. Leopold Giraud. Paris, 1860; 8°.— Origine du libre-
echange par S. Ferguson fils. Amiens, 1861; 8°. — Negre
et blane: De qui sommes nous bis? Y-a-t-il une ou plusieurs
especes d’hommes? Paris, 1861; 8». •—Bibliographie. Oeuvres
de M. Boucher de Perthes. (Extrait du Journal general
d'instrnction publique. 4. Sept. 1861.) Abbeville; 8°.
Breslau, Universität, Akademische Gelegenheitsschriften aus den
Jahren 1860 & 1861. Breslau, 1860 & 1861; 8» & 4».
Cbristiania, Universität, Solennia academica Universitatis Iite-
rariae regiae Fredericianae ante L. annos conditae die II. Sep-
tembris anni MDCCCLXI celebranda indicit senatus academicus.
Christianiae, 1861; 4°.
Compte rendu de la Commission Imperiale archdologique de
St. Petersbourg. Pour l'annee 1859. Avec un Atlas. St. Pefers-
bourg, 1860; 4° & Fol.
Czoernig, Karl Freiherr von, Statistisches Handbüchlein für die
österr. Monarchie. Herausgegeben von der k. k. Direction der
administrativen Statistik. I. Jahrgang. 3. Auflage. Wien, 1861; 8°.
Disturnell, J., Influence of Climate, in a Commercial, Social,
Sanitary and Humariizing Point of View. Accompanied by a
Map of the World. New York, 1860; 4°.
Ellero, Pietro, Giornale per l’abolizione della pena di inorte.
II. Milano, 1861; 8°.
Erlangen, Universität, Akademische Gelegenheitsschriften aus dem
Jahre 1861. Erlangen, 1861; 8° & 4°.
Espy, James Pollard, The Human Will: A Series of Posthumous
Essays on Moral Accountability, the Legitimate Object of
Punishment, and the Powers of the Will. Cincinnati, 1860; 8°.
206 Verzeichniss
Friedmann, S„ Niederländisch Ost- und Westindien. Ihre neueste
Gestaltung in geographischer, statistischer und culturhistori-
scher Hinsicht, mit besonderer Darstellung der klimatischen
und sanitätischen Verhältnisse. München, 1860; 8».
Gesellschaft der Wissenschaften, königl., zu Göttingen, Abhand
lungen. IX. Band. Von dem Jahre 1860. Göttingen, 1861; 4».
—■ der Wissenschaften, königl. sächsische zu Leipzig, Philolo
gisch-historische Classe: Abhandlungen. III. Band, Heft 1-—6;
IV. Band, Heft I. Leipzig, 1861; kl. 4°. -—- Berichte über die
Verhandlungen, Band XII, 3. & 4. Heft; Band XIII, 1. Heft.
Leipzig, 1860 & 1861; 8°.
— fürstlich Jablonowskische, Jahresbericht. März 1861; 8°.
— der Wissenschaften, königl. böhmische, in Prag, Sitzungs
berichte. Jahrgang 1861. Januar-—Juni. Prag, 1861; 8°.
Gesetz-Sammlung des russischen Reiches, IV. Fortsetzung.
Petersburg, 1860; gr. 8°. — Alphabetisches Register zur
Gesetzsammlung des russischen Reiches. Petersburg, 1860;
gr. 8°. (Russisch.)
Gibb, George D., On Canadian Caverns. (Read before the British
Assoc. for the Advanc. of Sc., at Aberdeen, 16 th Sept. 18S9.)
London, 1861; 8°.
Giessen, Universität, Akademische Gelegenheitsschriften aus den
Jahren 1860 & 1861; Giessen, 1860 & 1861; 8° & 4°.
Graham, J. D., Message from the Governor of Maryland, in
relation to the Intersection of the Boundary Lines of the States
of Maryland, Pennsylvania, and Delaware. Washington, 1860;
8°. — Annual Report on the lmprovement of the Harbors of La-
kes Michigan St. Clair, Erie, Ontario, and Champlain, for the
year 1860. Washington, 1860; 8°.
Gymnasium, k. k., zu Brixen, XI. Programm. Brixen, 1861; 8°.
— k. k. Ober-, in Czernowitz, Programm für das Schuljahr 1861.
Czernowitz, 1861; 4°.
— k. k. Ober-, zu Melk, XI. Jahresbericht. Wien, 1861; 4°.
— kathol. Staats-, zu Neusohl, IX. Programm. Neusohl, 1861; 4°.
— k. k., zu Pilsen, Jahresbericht für das Schuljahr 1861. Pilsen,
1861; 4o.
— k. k. kath. Staats-, in Teschen, Programm für das Schuljahr
1861. Teschen; 4°.
der eingegangenen Druckschriften. 207
Gymnasium k. k. Ober-, zu Troppau. Programm für das Schuljahr
1861. Troppau; 4».
— k. k. akademisches in Wien, Jahresbericht für das Schuljahr
1860—1861. Wien, 1861; 4®.
•— der k. k. Theresianischen Akademie, Jahresbericht für das Schul
jahr 1860—1861. Wien, 1861; 4®.
— k. k. Ober-, zu den Schotten in Wien, Jahresbericht am
Schlüsse des Schuljahres 1861. Wien, 1861; 8°.
— k. k., in Zara, XI. Programm. Zara, 1861; 8».
— k. k. Militärgrenz-Ober-, zu Zengg, Programm veröffentlicht
am Schlüsse des Schuljahres 1861. Triest, 1861; 4®.
Haarlem, Hollandsche Maatschappij der Wetenschappen. Natuur-
kundige Verhandelingen. XIV. Deel, I. & II. Stuk. Haarlem, 1858
& 1861; XV. Deel. Haarlem, 1861; 4®. Extrait du programme
de la Soeiete Hollandaise des Sciences ä Harlem, pour l’annee
1861; 4».
Hamburg, Stadtbibliothek, Gelegenheitsschriften aus den Jahren
1859 — 1861. Hamburg, 1859, 1860&1861; 8» & 4®.
Haydinger, Franz, Hans Weitenfelder’s Lobspruch der Weiber
und Heirats Abrede zu Wien. Mit einer Einleitung und Anmer
kungen von Julius Fei fal ik. Wien, 1861; 8®.
Helsingfors, Universität, Akademische Gelegenheitsschriften aus
dem Jahre 1861. Helsingfors, 1861 ; 4® & 8®.
Jahresbericht der Ober-Realschule in Elbogen für das Schuljahr
1861. Prag, 1861; 4®.
— der k. k. Oher-Realschule zu Klagenfurt am Schlüsse des Schul
jahres 1861. Klagenfurt; 8®.
— sechster, der königl. Ober-Realschule in der k. freien Haupt
stadt Ofen. Ofen, 1861; 8®.
Jahrbuch der k. k. Gelehrten-Gesellschaft zu Krakau. Tom V.
Krakau, 1861; 8®.
Jena, Universität, Akademische Gelegenheitsschriften aus dem Jahre
1861. Jena, 1861; 8® & 4».
Istituto, I. R., Veneto di scienze, lettere ed arti, Memorie. Vol. IX,
Parte III. Venezia, 1861; 4®. — Atti. Tomo VI®, Serie 3“,
Disp. 7“—9“. Venezia, 1860—1861; 8».
— Reale, Lombardo di scienze, lettere ed arti. Atti. Vol. II, Fase. XII,
XIII &XIV. Milano, 1861; 4®.
208
Verzeichniss
Kaiser Fefdinands-Nordbahn, Protokoll über die Verhandlungen
der am 22. Mai 1861 abgehaltenen XXXIV. General-Versamm
lung ihrer Aetionäre.— Rechtsgutachten von sieben Professoren
der Wiener Universität über Inhalt und Umfang des Privile
giums der Kaiser Ferdinands-Nordbahn. — Relationedrbie ü
zwischen der a. pr. Kaiser Ferdinands-Nordbahn und der k. k.
priv. österr. Staats-Eisenbahngesellschaft obwaltenden Verhält
nisse. — Die Bauprojeete der österr. Staats-Eisenbahngesell
schaft und das Privilegialrecht der Kaiser Ferdinands-Nordbahn.
Wien, 1861; 4°.
Kandier, P., Raccolta delle leggi ordinanze e regolamenti speciali
per Trieste pubblicata per online delle presidenza del consiglio
dal Procuratore civico. Trieste, 1861; 4».
Karataieff, J. P., Chronologisches Verzeichniss der von 1491 bis
1730 in Cyrillischer Schrift gedruckten kirchenslavischen
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Klopp, Onno, Tilly im dreissigjährigen Kriege. I. Band. Stuttgart,
1861; 8°.
Kunst halle, Deutsche. Kritisches Centralorgan für Wissenschaft,
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Edlen von Baussnern. I. Jahrgang, Nr. 1—4. Berlin, 1861;
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Lugduni-Batavorum, 1861; 4°.
Malortie, E. E. von, König Ernst August. Hannover, 1861; 8°.
Matlhys, J., Stöchiophonie, oder vereinfachte Sprache von H. J.
F. Par rat. Aus dem Französischen nach der 2. Auflage. Solo
thurn, 1861; 8°.
Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur Erforschung und
Erhaltung der Baudenkmale. VI. Jahrgang, Nr. 8, 9 & 10. Wien,
1861; 4».
— der k. k geographischen Gesellschaft. IV. Jahrgang 1860. Wien,
1860; gr. 8®.
— aus J. Perthes’ geographischer Anstalt, Jahrgang 1861. VII.,
VIII. & IX. Heft und Ergänzungshefte Nr. 5 & 6. Gotha, 1861; 4®.
Norton’s Literary Letter, 1859, Nr. 4; 1860, N. S. Nr. 1. New
York, 1859 & 1860; kl. 4®.
Pamätky. Dil IV. oddelen!2., sesit 2. V Praze, 1861; 4®.
der eingegangenen Druckschriften. 209
Parrat, II. J. F. Stoechiophonie ou la langue simpliflöe. 2 ds edition.
Soleure, 1861; 8°.
v
Prävm'k. Casopis veriovany vede prävnickevübec. Hlavru' Poradatele:
J. U. D. Rud. K. Taxis, Karel Jar. Erben, J. U. D. Jan
Je?äbe k. Rocni'k prvnf. Sesit. IV. V Praze, 1861; 8°.
Revue orientale et Americaine, IV'Annde, Nr. 28, 30 & 31. Paris,
1861; 8».
Romanin, S., Storia documentata di Venezia. Tomo IX, Parte
I—IV. Venezia, 1860; S<>.
«Sickel, Th., Monumenta graphica medii aevi. Fase. V. Tab. I—XX
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Vol. XII. Washington, 1860; 4». — Annual Report of the Roard
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So eiet e Royale des Antiquaires du Nord, Seance annuelle du 13 Mai
1860. 8°. — Annaler for Nordisk Oldkyndighed og Historie.
1858. Kjobenhavn; 8°. — Lexicon pöeticum antiquae linguae
septentrionalis. Conseripsit Sveinbjörn Eglisson. Fase. V.
Hafniae, 1860; 8°.
— orientale de France, Revue de l'Orient, de l’Algerie et des
colonies. 18 e Annee, Nr. VI—XII. Juin — Decembre 1860;
19° Annee, Nr. XIII & XIV. Janvier et Fevrier 1861. Paris,
1860 & 1861 ; 8«.
Society, Asiatic, of Bengal, Journal. N. S. Nr. CVI. — Nr 1.
1861. — Calcutta, 1861; 8°.
—■ The Royal Geographical,— Proceedings. Vol. V, Nr. 3&4. Lon
don , 1861; 8«.
— The Royal Asiatic of Great Rritain and Ireland, — Journal.
Vol. XVIII, Part. 2. London, 1861; 8».
Übersicht, Statistische, des Erzherzogthums Österreich unter der
Enns. Wien, 1861; 8°.
Ueberweg, Friedrich, Untersuchungen über die Echtheit und
Zeitfolge Platonischer Schriften und über die Hauptmomente
aus Plato’s Leben. (Eine von der kaiserl. Akademie der Wissen
schaften in Wien gekrönte Preisschrift.) Wien, 1861; 8°.
Upsala, Universität, Akademische Gelegenheitsschriften aus den
Jahren 1860 — 1861. Stockholm & Upsala, 1860^—1861;
8« & 4°.
Silzb. d. phil.-hist. CI. XXXVIII. Bd. I. Hft.
14
210
Verzeichnis der ei ngegangenen Druckschriften.
Verein, historischer, für das wirtembergische Franken, Zeitschrift.
V. Band, 2. Heft. Jahrgang 1860. Mit 8 Holzschnitten. Kiin-
zelsan und Mergentheim; 8°.
— für siebenbürgische Landeskunde, Archiv. N.F. IV. Band, 3. Heft.
Kronstadt, 1860; 8°. — Beitrag zur Geschichte und Statistik
des Steuerwesens in Siebenbürgen von A. Bielz. Hermannstadt,
1861; 8°.
— historischer, für Steiermark, Mittheilungen. X. Heft. Gratz,
1861; 8».
— historischer, der fünf Orte Lucern, Uri, Schwyz, Unterwalden»
und Zug, Mittheilungen. Der Geschichtsfreund. XVII. Band,
Mit 1 lith. Tafel. Einsiedeln, New-York und Cincinnati, 1861; 8°.
— historischer Kreis-, im Regierungsbezirke von Schwaben und
Neuburg, 26. Jahresb. für das Jahr 1860. Augsburg, 1861; 8°.
— historischer für das Grossherzogthum Hessen, Archiv für
Hessische Geschichte und Alterthumskunde, IX. Bandes 3. Heft.
Darmstadt, 1861; 8°. — Hessische Urkunden von Ludwig
Baur. II. Band, 1. Abtheilung. Darmstadt, 1861; 8°. — Ver
zeichniss der Druckwerke und Handschriften in der Bibliothek
des Vereines. Im Mai 1861. Darmstadt; 8°.
Voigt, A., Bericht über die Reliefkarte des nordwestlichen Harz
gebirges. Zellerfeld; 8°.
Washington, Regierung der vereinigten Staaten, Statistical
Report on the Sickness and Mortality in the Army of the United
States compiled from the Records of the Surgeon General's
Office; from January, 1858 to January, 1860. Washington,
1860; 4".
Weeber, August, Abhandlungen ans dem Gebiete vergleichender
Strafgesetzkunde, mit besonderer Rücksicht auf die bezüglich
des Diebstahles in der Vorzeit bestandenen und in den Staaten
des deutschen Bundes, Frankreich, Russland und in der Schweiz
geltenden Strafgesetze. Olmütz, 1861; 8°.
Wien, Universität, Öffentliche Verlesungen im Winter-Semester
1861/62. Wien, 1861 ; 4».
Wül lerstorf-Urbair. B. von, Reise der österreichischen Fregatte
Novara um die Erde in den Jahren 1857, 1858 & 1859.
Beschreibender Theil. II. Band. Mit 15 Karten, 7 Beilagen
und 78 Holzschnitten. Wien . 1861; 8°.
■
SITZUNGSBERICHTE
KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE CLASSE.
XXXVIII. BAND. II. HEFT.
JAHRGANG 1861. — NOVEMBER.
I
13
213
©
SITZUNG VOM 6. NOVEMBER 1861.
Vor gelegt:
Die Bevorzugten des Allhalt er s Hiao-wu.
Von dem w. M. Dr. August Pfizmaier.
Die Lenkung des Allhalters Hiao-wu war der Glanzabsclmitt
der Zeiten der früheren Han. Neben den grossen Erfolgen, welche
die Heerführer dieses Ländergebieters nach aussen errangen, ent
wickelte sich auch um diese Zeit ein reges geistiges Leben im
Innern, veranlasst durch die Freisinnigkeit, mit der aufstrebenden
Fähigkeiten neue Bahnen eröffnet wurden. Nicht allein, dass der
Himmelssohn häufig in Sachen der Lenkungsweisheit und des Vor
gehens gegen fremde Völker öffentliche Umfragen stellte, zu deren
Beantwortung alle Bewohner des Landes, unter Zusicherung völliger
Straflosigkeit für etwaige kühne Äusserungen, aufgefordert wurden,
war es auch Jedermann erlaubt, selbst den Anfang zu machen und
seine Meinung über die hier erwähnten Gegenstände dem Allhalter
kund zu geben.
Auf die Männer, welche sich in Beantwortung der gestellten
Umfragen geschickt erwiesen, oder auch auf solche, welche unauf
gefordert eine vortreffliche Meinung ausspracheri, war der Allhalter
besonders aufmerksam, und dieselben wurden zu den höchsten und
einflussreichsten Ämtern vorzugsweise befördert, wie niedrig auch
die Stellung, welche sie bisher im Leben eingenommen, gewesen
sein mochte. So war Tschü-mai-tsehin, ein selbst in der Bücher
kunde vorkommender Name, noch in vorgerückten Jahren ein Holz
leser,als erdie Aufmerksamkeit des Himmelssohnes auf sich zu lenken
wusste und bis zu der Würde des Statthalters einer ausgedehnten
Landschaft emporstieg.
Ui
214
Dr. Pi'izm a! ei*
Die vorliegende Abhandlung enthält die Nachrichten von fünf
solchen Bevorzugten, welche, bisher in bescheidenen Verhältnissen
lebend, ihrer seltenen Gaben willen plötzlich auf hohe Stufen des
Ansehens, wo sie selbst auf den Gang der Ereignisse von Einfluss
waren, gestellt wurden. Dieselben sind: U-khieu-scheu-wang,
Tsclni-fu-yen, Siü-lo, Yen-ngan, Tsehung-kiün.
Unter diesen machte sieh U-khieu-scheu-wang besonders da-
durchbemerkbar, dass er die Meinung Kung-siin-hung’s, der, um dem
iiberhandnehmenden Räuberunwesen zu steuern, dem Volke den
Gebrauch von Bogen und Pfeilen verboten wissen wollte, widerlegte.
Tschii-fu-yen, ein Mann von gehässiger, menschenfeindlicher
Gemüthsart, erlangte die Gunst des Himmelssohnes durch eine Rede,
in der er von dem bevorstehenden Feldzuge gegen die Hiung-nu’s
abrieth. Der um jene Zeit ausgeführte Entwurf zur Schwächung der
Lehenländer, deren Königen gestattet wurde, für ihre Söhne und
Brüder Afterlehen zu errichten, war von ihm ausgegangen. Er rieth
ferner zu der Gründung von Ansiedlungen in den eroberten nördlichen
Gegenden und brachte es durch seine Anzeigen dahin, dass der
König von Yen sich selbst das Leben nahm. Zuletzt angeklagt,
auch den König von Tsi zum Selbstmord gedrängt zu haben,
ward er, obwohl mit Unrecht, schuldig befunden und, nicht ohne
einiges Widerstreben von Seite des Himmelssohnes, öffentlich hin
gerichtet.
Von Siü-lo findet sich nur ein an den Allhalter gerichteter Auf
satz über den Umsturz der höchsten Gewalt. Dieser Aufsatz, im
Anfänge freisinnig und gedankenneu, verräth gleichwohl gegen das
Ende, wo den gewöhnlichen Leidenschaften unumschränkter Gebieter
geschmeichelt und die Ansicht von dem besten Ausgang der Dinge
allzusehr geltend gemacht wird, den Geist eines Li-sse.
Auch Yen-ngan übersandte dem Himmelssobne einen Aufsatz,
worin er auf die Gefährlichkeit der Statthalter, welche in den Land
schaften zu grosse Macht besässen, aufmerksam machte.
Tschung-kiün glänzte schon in seinem achtzehnten Lebensjahre
durch ganz ungewöhnliche Geistesgaben, verlor jedoch nach sehr
kurzer Thätigkeit in dem südlichen Yue, wohin er als Gesandter
geschickt worden und wo, der Gewohnheit jener Zeiten gemäss, der
Aufstand gegen Han durch Hinrichtung des Gesandten eingeleitet
ward, das Leben.
Die Bevorzugten des Allhallers Hiao-wu.
215
ll-khieu-scheu-wang.
U-khieu-scheu-wang,
von
3E E 'p U-khieu-scheu-wang, d. i. Scheu-wang
dem Geschlechte U-khieu, hiess mit dem Jünglingsnamen
i|§ Tse-kung und war in dem Lande Tschao geboren. In seiner
Jugend wurde er wegen seiner Geschicklichkeit in dem auf je fünf
Züge beschränkten Breterspiele ') an den Hof berufen und wartete
daselbst auf die hinsichtlich seiner Beförderung zu erlassende höchste
Verkündung. Als diese erfolgte, ward ihm darin geheissen, sich
fj Tung-tschung-schü a ), „dem Grossen der Mitte“ anzu-
schliessen, um über den „erhabenen Stoff und das durchdringende
Licht“ des Werkes „Frühling und Herbst“ Belehrung zu erhalten.
Er ward hierauf unter die an dem höchsten Wohnsitze auf
wartenden Männer versetzt und zu einem Tschung-Iang (Leib
wächter der Milte) ernannt, in welcher Eigenschaft er jedoch sich
einer Übertretung der Gesetze schuldig machte und seine Stelle
verlor. Er übersandte an den Himmelssohn einen Aufsatz, worin er
sich wegen seines Vergehens entschuldigte und das Ansuchen stellte,
an dem „gelben Thore“ die Pferde hüten zu dürfen. Diese Bitte ward
ihm abgeschlagen. Später stellte er das Ansuchen, dass es ihm ver
gönnt sein möge, die Versperrungen zu bewachen und dem Unwesen
der Plünderer zu steuern. Auch diese Bitte ward ihm abgeschlagen.
Nach längerer Zeit war der Himmelssohn Willens, die Hiung-
nus anzugreifen und erliess in Hinsicht auf ein solches Unternehmen
eine Verkündung in Fragen , welche U-khieu-scheu-wang auf vor
treffliche Weise beantwortete. Dieser ward jetzt von Neuem an den
Hof berufen und zuerst zum Leibwächter ernannt, dann aber zu ver
schiedenen Malen an andere Orte versetzt. Als in der östlichen Land
schaft Banden von Räubern und Mördern auftraten, erhielt er in
dieser Landschaft die Stelle eines „Beruhigers der Hauptstadt“,
und der Allhalter der Han liess, weil Scheu-wang Beruhiger der
Hauptstadt geworden, fortan die Stelle eines Statthalters der östlichen
Landschaft unbesetzt.
Das Spiel Kö-I
U soll dasselbe sein, welches in neuerer Zeit
Sai
genannt wird.
2 ) rung-tschung-schü glänzte vorzüglich durch seine Antworlen auf die Umfragen
des Hiinmelssohnes Hiao-wu.
216
Dr. Pfizmaier
Um diese Zeit rückten die Heere und einzelnen Abtheilungen
von Kriegern häufig in’s Feld, es ereignete sich Misswachs und es
gab viele Räuber- und Mörderbanden. Der Allhalter der Han erliess
bei dieser Gelegenheit eine Verkündung und schenkte Scheu-wang
einen mit dem Abdrucke der Edelsteinmarke versehenen Aufsatz,
worin er an ihn die folgende Frage stellte: Bei dir waren zu der
Zeit, die vorhergegangen mir dem Himmelssohne, der Verstand und die
Entwürfe die Speichen des Rades, die sich sammeln um die Nabe.
Ich hielt dafür, dass in der Welt Wenige, die mit dir bilden ein Paar,
innerhalb der Meere eine geringe Anzahl, welche die Zweiten. Als du
dahin gelangtest, dich zu legen auf die Bewachung von zehn festen
Städten, als du betraut wurdest mit dem wichtigen Amte eines An
gestellten von viertausend Scheffeln >), sind Obliegenheiten und
Geschäfte gleichmässig abgeschafft worden, Räuber und Mörder
bilden Querbalken: dass so Arges sich nicht erwähnt findet in den
vorhergegangenen Zeiten, warum ist dies?
Scheu-wang entschuldigte sich wegen seiner Vergehen und
stellte die Sachlage dar. Er ward hierauf an den Hof beschieden und
zu einem Grossen des „glänzenden Gehaltes“ 2) ernannt, wo er in
dem Innern des höchsten Wohnsitzes aufwartete.
Der berühmte Landesgehilfe Kung-sün-hung erstattete um diese
Zeit dem Himmelssohne einen Bericht über die Mittel, dem Räuber
unwesen zu steuern, in welchem er folgendes sagte: Wenn das Volk
nicht in den Händen Bogen und Armbrust halten kann und dann zehn
Mörder die Armbrust spannen, so haben hundert Angestellte der
Gerichte nicht den Muth, vorwärts zu gehen. Wenn Räuber und
Mörder nicht ohne Weiteres ihre Schuld bekennen, so sind diejeni
gen, die entkommen, die ganze Menge. Der Nachtheile sind wenige,
aber der Vortheile sind viele. Dies ist der Grund, wesshalb Räuber
und Mörder zahlreich sind. Wenn man ein Verbot ergeben lässt an
*) Die Statthalter einer Landschaft und die Beruhigen einer Hauptstadt bezogen jeder
einen Gehalt von zweitausend SchelFeln. Da wegen der Ernennung Scheu-wang’s
zum Beruhiger der Hauptstadt die Stelle eines Statthalters unbesetzt blieb, so waren
die beiden genannten Ämter jetzt in einer Selbstheit vereinigt.
3 ) Die Wurde eines jjßjj Kuang-lö-hiiin (das Verdienst des glänzenden
Gehaltes) entsprach derjenigen des früheren Lang-tschung-ling (Befehlshabers der
Leibwache). Es ist nicht gewiss, ob diese Würde hier gemeint ist, da das letzte Worl
„Verdienst“ weggelassen worden.
Die Bevorzugten des Allhalters Hiao-wu.
217
eins Volk, so dass es nicht in den Händen Bogen und Armbrust
halten kann, so werden die Räuber und Mörder ergreifen die kurzen
Waffen. Wenn die kurzen Waffen Zusammentreffen, so werden die
jenigen, die eine Menge sind, siegen. Mit der Menge der Angestell
ten der Gerichte wird man festnehmen die wenigen Mörder. Kraft
dessen wird man es gewiss dahin bringen, dass die Räuber und
Mörder Schaden haben, aber keinen Nutzen, und dies ist der Weg,
auf welchem man erreicht, dass Niemand zuwider handelt den
Gesetzen und dass die Strafen an ihrem Orte sind. Ich in meiner
Unwissenheit bin der Meinung, dass das Erlassen eines Verbotes an
das Volk, so dass dieses nicht in den Händen Bogen und Armbrust
halten kann, von Vortheil.
Der Allhalter sandte diesen Bericht zur allgemeinen Beurthei-
lung herab, und U-khieu-scheu-wang erwiederte hierauf Folgendes :
Ich habe gehört: In der alten Zeit verfertigte man die fünferlei
Waffen nicht, um einander zu schaden. Man wehrte mit ihnen der
Unterdrückung, strafte das Unrecht. Lebte man in Ruhe, so bezwang
man mit ihnen die reissenden Thiere und traf Vorkehrungen gegen
das Ungewöhnliche. Gab es etwas zu thun, so setzte man durch sie
eine Schutzwehr und dehnte die wandernden Reihen. Als endlich
das Haus der Tscheu verfiel und unscheinbar ward, gab es in der
Höhe keinen erleuchteten König, die Fürsten der Lehen führten die
Lenkung mit Gewalt, der Starke drang in das Gebiet des Schwachen,
die Menge unterdrückte die Wenigen, was innerhalb der Meere,
war zerschlagen und erniedrigt. Hierdurch waren Trug und Lüge
zugleich entstanden, der Verständige stürzte in eine Grube den
Unverständigen, der Muthige erfüllte mit Schrecken den Feigen. Man
liess nur die Erlangung des Sieges sich angelegen sein und achtete
nicht der Gerechtigkeit und der Füglichkeit. Desswegen wurden die
Triebwerke verändert, die Kunstgriffe verdeckt, die Werkzeuge,
wodurch man sich gegenseitig schadete, waren nicht zu zählen.
Hierauf fasste Thsin zusammen die Welt, es zerstörte den
Weg der Könige und gründete seine besondere Berathung. Er ver
nichtete Gedichte und Bücher und stellte voran Gesetze und Befehle.
Es hielt ferne Menschlichkeit und Gnade und verliess sich auf Strafen
und Metzeleien. Es warf nieder die berühmten Festen, tödtete die
begabten Männer. Es liess einschmelzen Panzer und Angriffswaflfen,
zerbrach Lanzenspitzen und Klingen. Nachdem dies geschehen,
218
Dr. Pfizmaier
machte das Volk mit Klöpfeln, Rechen, Pferdestacheln und Stöcken
unter sich Angriffe. Die zuwider handelten den Gesetzen, wurden
eine immer grössere Menge, die Räuber und Mörder wurden nicht
überwunden. Es kam so weit, dass erdfarbene Kleider ») versperrten
die Wege, Räuberbanden erfüllten die Gebirge. Zuletzt ging es
durch Zerrüttung zu [Grunde. Desswegen Hessen die höchstweisen
Könige sich angelegen sein Belehrung und Umwandlung, aber sie
verminderten die Zahl der Verbote und Beschränkungen. Sie wussten,
dass man sich hierauf nicht hinlänglich verlassen könne.
Jetzt hast du, vor dem ich stehe unter den Stufen, an’s Licht
gestellt die glänzende Tugend, befestigt den grossen Frieden, erhoben
die vorzüglichen Gaben, eingesetzt Obrigkeiten des Lernens. Die
drei Fürsten haben ein Vorsteheramt. Unter ihnen stammen einige
aus elenden Durchwegen, sind entstiegen den weissen Dächern 2 ),
man zerriss Land und belehnte sie. Was innerhalb des Erdkreises,
wird täglich verwandelt. Was ausserhalb der Weltgegenden, wendet
sich nach dem Winde. Dass es dessen ungeachtet noch immer Räuber
und Mörder gibt, dies ist die Schuld der Angestellten der zweitausend
Scheffel in den Landschaften und Fürstenländern, es ist nicht der
Fehler derjenigen, die in den Händen Bogen und Armbrust halten.
In den Gebräuchen wird gesagt: Wenn ein Sohn geboren wird,
gibt man ihm einen Bogen von Maulbeerholz, Pfeile von Beifuss
und erzieht ihn. Man gibt deutlich zu verstehen, dass es Angelegen
heiten gibt 3 ).
Khung-tse sagt: Womit soll ich mich befassen? Ich befasse mich
mit dem Pfeilschiessen 4 ).— Die Gebräuche für das grosse Pfeil
schiessen kommen herab von dem Himmelssohne und gelangen zu
sämmtlichen Menschen. Dies sind die Wege der drei Zeitalter.
Das Gedicht sagt:
Die grosse Scheibe ist gestellt,
Die Bogen spannt man mit den Pfeilen.
Die Schützen haben sich gesellt,
Man wird für die Verdienste sie betheilen.
*) Die zu öffentlichen Arbeiten Verurfheilten trugen erdfarbene Kleider.
2 ) Den mit weissem Riedgras gedeckten Dächern. Scheu- wang meint hier Kung-sün-hung,
der von sehr niedriger Geburt gewesen.
8 ) Dass man den Feinden nach allen Himmelsgegenden Widerstand leisten müsse.
4 ) Confucius sagt dies in dem Lün-yü,
■
Die Bevorzugten des Allhalters Hiao-wu. 219
Dies besagt: Man schätzt das Treffen des Zieles.
Ich in meiner Unwissenheit habe gehört, dass die höchstweisen
Könige sich gesellten zum Pfeilschiessen, um in's Licht zu stellen
die Belehrung; ich habe noch nicht gehört, dass Bogen und Pfeile
verboten gewesen wären. Auch ist dasjenige, was verboten, dass
Räuber und Mörder damit anfallen und entreissen. Auf das Ver
brechen des Anfallens und Entreissens steht der Tod, dass aber
dessenungeachtet ihm nicht Einhalt getlian wird, es ist, weil-ein
grosser Verrath einer schweren Strafe allen Ernstes nicht ausweicht.
Ich fürchte, dass unredliche Menschen sie werden in den Händen
halten und dass die Angestellten der Gerichte nicht im Stande sein
werden, Einhalt zu thun. Das redliche Volk trifft durch sie Vorkeh
rungen, aber verstossen gegen das Gesetz, ist verboten. Dies hiesse
ausschliesslich zur Geltung bringen die Macht der Mörder und ent
reissen das Rettungsmittel des Volkes. Ich vermesse mich, dafür zu
halten, dass dies von keinem Nutzen für die Abwehr des Verraths,
aber dass abschaffen die Vorbilder der früheren Könige und bewirken,
! dass es den Lernenden nicht möglich wird, zu üben ihre Gebräuche,
in grossem Masse nicht von Vortheil.
Nachdem dieser Aufsatz an höchster Stelle eingereicht worden,
hielt der Allhalter die Vorschläge Kung-sün-hung’s für unausführbar,
worauf auch dieser, da seine Meinung widerlegt worden, sich den
Aussprüchen des Gegners unterwarf.
Um diese Zeit (113 vor unserer Zeitr.) ereignete es sich, dass
auf dem Gebiete Fen-yin 1 ) neben einem Anbetungsorte
der königlichen Erde kostbare Dreifüsse gefunden wurden. Der
Allhalter Wu bezeugte hierüber grosse Freude. Er stellte die Gegen
stände in dem Ahnenheiligthume zur Schau und verwahrte sie zuletzt
in dem Prachtgebäude von Kan-tsiuen. Sämmtliche Würdenträger
überreichten dem Allhalter Geschenke auf dessen langes Leben und
wünschten ihm Glück, indem sie sprachen: Du, vor dem wir stehen
unter den Stufen, hast gefunden die Dreifüsse von Tscheu. — Bios
U-khieu-scheu-wang war einer anderen Meinung und äusserte sich:
Es sind nicht die Dreifüsse von Tscheu.
1 ) D. i. der Süden des Flusses Fen. Das Gebiet entspricht der Gegend des heutigen
Wan-thsiuen, Kreis Pu-tschcii in Schan-si.
i
220
Di*. P f i 7. ni a i e r
Als der Allhalter von dieser Äusserung hörte, Hess er Scheu-wang
zu sich rufen und stellte ihn mit folgenden Worten zur Rede: Jetzt
habe ich der Himmelssohn gefunden die Dreifüsse von Tscheu.
Sämmtliche Diener halten dafür, dass dem so ist. Warum hält
Scheu-wang allein dafür, dass dem nicht so ist? Hast du dafür die
Auslegung, so mag es dir hingehen. Hast du keine Auslegung, so
wirst du sterben.
Scheu-wang erwiederte: Wie sollte ich es wagen, keine Aus
legung zu haben? Ich habe gehört: Die Tugend der Tscheu hatte
ihren Anfang bei Heu-tsi*), sie wuchs in Kung-Iieu 2 ), sie war gross
in dem grossen König 3 ), vollendet in Wen und Wu, offenkundig in
dem Fürsten von Tscheu. Der Tugend wohlthätiger Glanz erleuchtete
in der Höhe den Himmel, in der Tiefe träufelte er herab zu den
Quellen. Nichts war, das er nicht durchdrang. Der erhabene Himmel
vergalt und gab Antwort, die Dreifüsse kamen für die Tscheu zum Vor
schein. Desswegen heissen sie mit Namen : die Dreifüsse von Tscheu.
Jetzt hat Han seit dem hohen Vorfahr fortgesetzt die Tscheu,
es erleuchtet ebenfalls die Tugend, macht offenkundig den Wandel,
verbreitet Gnade, erweist Wohlthaten, die Anschlüsse sind gleich-
massig und einmüthig. Als endlich du, vor dem ich stehe unter den
Stufen, erweitertest des Vorfahren Beschäftigung, wurden Verdienste
und Tugenden immer vollkommener, die Vertrauensmerkmale des
Himmels langten in Gemeinschaft an, die seltenen Vorbedeutungen
des Glücks kamen sämmtlich zum Vorschein.
Einst hatte der Allhalter des Anfangs von dem Hause Thsin in
Selbstheit hervorgezogen die Dreifüsse aus Peng -tsching, aber er
war nicht im Stande zu erlangen den Segen des Himmels. Man hatte
die Tugend, und die kostbaren Dreifüsse sind von selbst hervorge
kommen. Dies ist es, wesshalb der Himmel sie gegeben hat den Han.
Sie sind also eine Kostbarkeit von Han, keine Kostbarkeit von Tscheu.
Diesen AVorten zollte jetzt der Himmelssohn Beifall, und die
anwesenden Würdenträger vereinigten sich zu dem Rufe: Zehntau
send Jahre! — Noch an demselben Tage erhielt Scheu-wang ein
Geschenk von zehn Gewichten Goldes.
*) Heu-tsi ist der Stammvater der Tscheu.
2 ) Kung-Iieu ist der Urenkel Heu-tsi's.
:l ) Der grosse König ist Ku-kung-tan-fu. der Grossvater des Königs Wen.
Die Bevorzugten des Allhalters Hiao-wu.
221
Das Ende U-khieu-scheu-wäng’s war gleichwohl unglücklich.
Er ward später wegen eines Vergehens, welches er sich in Bezug
auf die Amtsgeschäfte zu Schulden kommen liess, in Anklagestand
versetzt und hingerichtet.
Tschü-fu-yen.
Tschii-fu-yen war in Lin-thse, der alten Haupt
stadt des Landes Tsi geboren. Derselbe hatte die Redekunst und
das Länderwesen erlernt. Erst in späteren Jahren verlegte er sich
auf das Buch der Verwandlungen, auf den Frühling und Herbst und
die Worte der hundert Häuser. Er wanderte anfänglich in Tsi von
einem Fürstensohne zum andern, wo indessen die Gelehrten und
Beflissenen sich in ganzen Reihen zum Empfange drängten, so dass
er als Gast keine Aufnahme fand. Von Geburt arm, wollte er von den
Obrigkeiten Lebensbedürfnisse auf Borg nehmen, konnte aber nichts
erhalten.
Er wandte sich hierauf nach Norden und durchwanderte die
Länder Yen, Tschao und Tschung-san, aber auch hier fand sich
Niemand veranlasst, auf ihn hohen Werth zu legen oder ihn als Gast
aufzunehmen. Er gerieth bald in grosse Noth, und da ihm unter den
Lehensfürsten keiner bekannt war, zu dem ihm eine Reise von Erfolg
geschienen hätte, trat er in dem ersten Jahre des .Zeitraumes Yuen-
kuang (134 vor unserer Zeitrechnung) in den westlichen Durchgang
und besuchte den Heerführer von dem Geschlechte Wei *). Dieser
Heerführer sprach mehrmals von Tschü-fu-yen bei dem Allhalter,
der jedoch die Rede nicht weiter beachtete.
Unterdessen waren die Mittel Tschü-fu-yen’s gänzlich erschöpft,
er hatte sich lange Zeit in der Hauptstadt aufgehalten, und die als
Gäste anwesenden, aus den Ländern der Lehensfürsten gekommenen
Männer wurden häufig seiner überdrüssig. Er entschloss sich daher
zu selbstständigem Auftreten und überreichte einen auf die Lenkungs
weisheit bezüglichen Aufsatz unter der Thorwarte des Allhalters.
Dieser Schritt war von dem günstigsten Erfolge hegleitet. Am
Morgen hatte er den Aufsatz übergeben, und schon am Abende des-
Der mehrmals genannte Wei-tsing.
222
Dr. Pfizmaier
selben Tages ward er aufgefordert, vor dem Himmelssohne zu
erscheinen.
Als Tschü-fu-yen bei dem Allhalter eintrat, sprach er im Ganzen
über neun Gegenstände. Unter diesen waren acht Gegenstände die
Gesetzabschnitte und Erlässe, ein einziger Gegenstand war der
Feldzug gegen die Hiung-nu’s, den Tschü-fu-yen widerrieth. Die
Rede, welche er über den letzten Gegenstand hielt, lautete wie folgt:
Ich habe gehört: Ein erleuchteter Gebieter ist nicht abhold
entschiedenen Gegenvorstellungen , damit er allseitig betrachte. Ein
redlicher Diener geht nicht aus dem Wege einer schweren Strafe,
damit er auf gerade Weise Gegenvorstellungen mache. Desswegen
gebe es hei den Angelegenheiten keine hinterlassenen Entwürfe,
und die Entwürfe verbreiten sich wie ein Strom durch zehntausend
Geschlechtsalter. Jetzt wage ich es nicht, in Verborgenheit redlich
zu sein, aus dem Wege zu gehen dem Tode, indess ich anstrenge
meiner Unwissenheit Denkkraft. Ich wünsche, dass du, vor dem ich
stehe unter den Stufen , mich beglückest mit Verzeihung und in
geringem Masse es untersuchest.
In der Kriegskunst des Vorstehers der Pferde 1 ) wird gesagt:
Ist ein Land auch gross, wenn es Freude hat an Kämpfen, geht es
gewiss zu Grunde. Ist die Welt auch ruhig, wenn man vergisst auf
das Kämpfen, geräth man gewiss in Gefahr. — Nachdem die Welt
ruhig geworden, lässt der Himmelssohn das grosse Siegeslied an-
stimmen. Im Frühling ist die Aussuchungsjagd 3 ), im Herbst ist die
Vernichtungsjagd s). Die Fürsten der Lehen reihen im Frühling die
Kriegsscharen, im Herbst setzen sie in Stand die Waffen 4 ). Auf diese
Weise vergisst man nicht auf das Kämpfen.
Auch handelt der Zürnende zuwider der Tugend. Die Waffen
sind Werkzeuge des Unheils. Der Streit ist der letzte Abschnitt der
*) Jang-tsiii, Vorsteherder Pferde und Heerführer von Tsi, veröffentlichte ein Werk
über die Kriegskunst, welches gewöhnlich „die Kriegskunst des Vorstehers der
Pferde“ genannt wird. Nacli Anderen erliess der Vorsteher der Pferde in seiner Eigen
schaft als Kriegsvorsteher die Gesetze über Reihenbildung und Führung der Waffen.
2 ) Man sucht die nicht trächtigen Thiere aus.
3 ) Man tödtet die Thiere ohne Unterschied.
4 ) Sse-ku erläutert hier: Der Frühling ist die Mitte des Wesens des Lichts, und sein
Grundstoff ist das Holz. Der Herbst ist die Mitte des Wesens der Finsterniss, und
sein Grundstoff ist das Erz. Erz und Holz sind die Bestandtheile der Waffen, desswegen
setzt um die genannten Zeiten durch Aussuchungs- und Vernichtungsjagden die
Waffen in Stand.
Die Bevorzugten des Allhalters Hiao-wu.
223
Dinge. Wenn in dem Alterthum der Gebieter der Menschen ein ein
ziges Mal zürnte, gab es gewiss zu Boden liegende Leichname,
strömendes Blut. Desswegen hielten es die höchstweisen Könige für
eine ernste Sache, dies zu thun. Unter denjenigen, die sich ange
legen sein Hessen das Siegen in dem Kampfe, die auf das Äusserste
trieben das Kriegswesen, gab es noch keinen, der es nicht bereut
hätte.
Einst verliess sich der Allhalter des Anfangs von dem Hause
Thsin auf den Schrecken des Siegens in dem Kampfe, er ver
zehrte wie ein Seiden wurm die Welt, verschlang insgesammt die
kämpfenden Fürstenländer. Was innerhalb der Meere, ward ein ein
ziges Ganzes, die Kriegsthaten stellten sich zur Seite den drei Zeit
altern. Er Hess sich angelegen sein das Siegen ohne Aufhören, er
wollte angreifen die Hiung-nu’s. Li-sse machte dagegen Vorstel
lungen und sprach: Es kann nicht geschehen. Diese Hiung-nu's
haben nicht die Wohnsitze in festen Städten und Vorwerken, nicht
die Bewachung der hinübergeschafften aufgehäuften Sammlungen.
Sie ziehen von einem Orte zum andern, erheben sich gleich Vögeln.
Man bringt es schwer dahin, ihnen Einrichtungen zu geben. Wenn
leichte Kriegsscharen tief in das Land dringen, werden die Lebens
mittel gewiss zu Ende gehen. Führt man die Lebensmittel umher auf
dem Zuge, so kommt man bei ihrer Last nicht zu den Geschäften.
Gewinnt man das Land, so verdient dieses nicht, dass man es für
einen Nutzen hält. Gewinnt man das Volk, so kann man dieses nicht
zurecht bringen und bewachen. Siegen und wieder aufgehen müssen,
hierdurch zeigt man sieh nicht als des Volkes Vater und Mutter.
Zerstreuen und niederdrücken die Menschen des mittleren Landes
und seinen Zorn auslassen an den Hiung-nu’s, ist keine gesunde
Berathung.
Der Allhalter von Thsin gab kein Gehör. Er hiess sofort Mung-
tien befehligen die Streitkräfte und angreifen Hu. Man warf dieses
zurück auf einer Strecke Landes von tausend Weglängen und machte
den Fluss zu einer Markscheide. Das Land war erfüllt von Sümpfen,
sein Boden war salzig, es brachte nicht hervor die fünf Arten des
Getreides. Hierauf entsandte man die Mannschaft der Welt, damit
sie bewache den nördlichen Fluss. Man Hess der Sonne ausgesetzt
sein die Bewaffneten, auf freiem Felde lagern die Heeresmenge durch
mehr als zehn Jahre. Diejenigen, die starben, waren nicht zu zählen.
224
Dr. Pf i z m ni e r
Zuletzt war man nicht im Stande, zu setzen über den Fluss und
nordwärts zu ziehen. Wie liesse sich wohl sagen, dass dieMenge der
Menschen nicht hinreichend gewesen, Angriffswaffen und Lederpan
zer nicht in Bereitschaft gewesen wären? Ihre Kraft richtete nichts aus.
Man hiess ferner die Welt im Fluge senden das Heu, auf Wagen
führen das Getreide. Man machte sich auf den Weg in Hoang,
Tschui *), Lang-ye, kehrte den Rücken den Landschaften des
Meeres und schaffte auf den Wagen zu dem nördlichen Flusse. Man
führte dreissig Metzen und brachte zur Stelle einen einzigen
Scheffel 2 ). Wenn die Männer schnell pflügten, war dies nicht hin
reichend für den Bedarf von Lebensmitteln. Wenn die Weiber
fleissig woben, war dies nicht hinreichend für den Bedarf von Zelten.
Die hundert Geschlechter waren zerstreut und niedergedrückt, die
Verwaisten und Verwitweten, die Alten und Schwachen konnten sich
gegenseitig nicht ernähren. Diejenigen, die starben auf den Wegen,
hatten sich gegenseitig vor Augen. Daher begann die Welt, sich zu
empören.
Als der Allhalter Kao befestigte die Welt, durchzog er die
Länder in den seitwärts liegenden Gegenden. Er hörte, dass die
Hiung-nu’s sich sammelten jenseits der Thäler von Tai, und er wollte
sie angreifen. Der lenkungsmässige Vermerker Sching s ) machte da
gegen Vorstellungen' und sprach: Es kann nicht geschehen. Diese
Hiung-nu’s sammeln sich gleich wilden Thieren und zerstreuen sich
gleich Vögeln. Ihnen folgen, ist soviel als Streiche führen gegen einen
Schatten. Jetzt will die vollkommene Tugend dessen, vor dem ich
stehe unter den Stufen, angreifen die Hiung-nu’s: ich vermesse
mich, dies für gefährlich zu halten.
Der Allhalter Kao gab nicht Gehör, und er gelangte sofort zu
den Thälern von Tai. Es ereignete sich wirklich die Einschliessung
von Ping-sching. Den Allhalter Kao reute es. Er hiess Lieu-king 4 )
*)
Iloang- und
Tschui, die Namen zweier Kreise in dem damaligen Tung-Iai,
welches das heutige Lai-tscheu in Schan-tung.
2 ) Das Übrige war auf dem Wege verbraucht worden.
3 ) Der * m Yü-sse (lenkungmässige Vermerker), dessen Name Sching.
Leu-king. Der Allhalter
l ) ^!j Lieu - kin S hiess ursprünglich
Kao, dessen Günstling er gewesen, verlieh ihm seinen eigenen Geschlechtsnamen
Lieu.
Die Bevorzugten des Allhalters Hiao-wu.
225
sieh auf den Weg machen und ein Bündniss der Freundschaft
schliessen. Dann erst war die Weit frei von den Geschäften der
Schilde und Hellebarden.
Desswegen heisst es in den Gesetzen der Kriegskunst: Wenn
man anshebt eine Heeresmenge von zehnmal zehntausend Menschen,
verausgabt man in einem Tage tausend Gewichte. — Thsin hatte
beständig angehäuft eine Menge von mehreren zehnmal zehntausend
Menschen. Wäre es auch der Fall, dass man zu Boden wirft Kriegs
heere, tödtet Heerführer, bindet und gefangen fortführt den Schen-
yü, es wäre dies eben hinreichend, zu knüpfen den Hass, zu ver
stärken die Feindschaft, es ist nicht hinreichend, einen Ersatz zu
bieten für die Ausgaben der Welt.
Diese Hiung-nu’s handeln als Räuber, einfallen und streifen ist
es, was sie als Beschäftigung treiben. Die Angeborenheit des Him
mels wurzelt in ihnen fest. Nach oben hatte man seit den Yü, den
Hia, denTscheu sich ernstlich nicht um sie gekümmert. Man ernährte
sie, als wären sie Vögel und wilde Thiere, man rechnete sie nicht
zu den Menschen. Dass man nach oben nicht betrachtet die Lenkung
der Yü, Hia, Yin und Tscheu, sondern nach unten herumgeht um die
Missgriffe der nahen Geschlechtsalter, dies ist es, um dessen willen
ich in grosser Furcht, worüber die hundert Geschlechter schmerz
lich betrübt sind.
Wenn ferner der Feldzug lange Zeit währt, so entstehen Ver
änderungen. Wenn die Umstände drangvoll, so wechseln die Neigun
gen. Bewirkt man, dass das Volk in den seitwärts liegenden Marken
zerstreut ist und zu Boden gedrückt, dass es traurig ist und beküm
mert, so werden Heerführer und Unteranführer einander misstrauen
und nach aussen Kaufhandel treiben. Dadurch ward es dem Beru-
higer Tho J ) und Tschang-han möglich, durchzusetzen ihre eigene
Sache, aber die Lenkung von Thsin ward nicht geführt, die höchste
Gewalt war getheilt zwischen den zwei Söhnen s ). Dies sind die Vor
gänge des Gelingens und Fehlschlagens.
Desswegen sagt das Buch der Tscheu: Sicherheit und Gefahr
bestehen in dem Erlassen der Befehle. Fortbestand und Untergang
Der „Beruhigter“ 4t Tho, tlessen vollständiger Name 4t M Tschao-tho,
ward zur Zeit des Aufstandes gegen Thsin Statthalter des südlichen Yue und warf
sich zum Könige dieses Landes auf.
"0 Zwischen Tschao-tho und Tschang-han.
226
Dr. Pf izmaier
bestellen darin, was man gebraucht. — Ich wünsche, dass du, vor
dem ich stehe unter den Stufen, dies genau erwägest und dich mit
der Untersuchung befassest.
So weit die Rede Tschü-fu-yen’s, deren Erfolg wenigstens ein
vorübergehender war. Um dieselbe Zeit hatten auch Siü-lo und
Yen-ngan dem Allhalter gemeinschaftlich Aufsätze übersandt, in
welchen sie von den Bestrebungen des Tages sprachen. Sobald diese
Aufsätze dem Allhalter übergeben waren, berief dieser die beiden
genannten Männer sammt Tschü-fu-yen zu sich und empfing sie mit
den Worten : Wo seid ihr, o Fürsten 1 ), gewesen? Warum seht ihr
einander so spät? — Tscbü-fu-yen, Siü-lo und Yen-ngan wurden
hierauf zu Leibwächtern des Innern ernannt, was sich im ersten
Jahre des Zeitraumes Yuen-so (128 vor unserer Zeitrechnung)
ereignete.
Tschü-fu-yen übersandte dem Himmelssohne zu wiederholten
Malen Aufsätze, in denen er sich über die Angelegenheiten des
Landes deutlich aussprach. Er ward unterdessen zu verschiedenen
anderen Stellen versetzt, indem er abwechselnd zu einem Gesandten
für die Gäste, zu einem Tchung-lang und zu einem Grossen des
Inneren ernannt wurde. Seine Versetzung zu einer anderen Stelle
erfolgte in einem einzigen Jahre viermal.
Die unter der Lenkung des Allhalters Wu beschlossene Schwä
chung der Lehenkönige und Lehenfürsten war das Werk Tschü-fu-
yen's, der dem Himmelssohne über diesen Gegenstand Folgendes
vortrug: In der alten Zeit betrug der Umfang des Gebietes der
Fürsten der Lehen nicht mehr als hundert Weglängen. Die Gestalt
des Starken und Schwachen war leicht zurecht zu schneiden. Jetzt
haben unter den Fürsten der Lehen einige sich angeeignet feste
Städte mehrere zehen, ihr Land hat im Umfange tausend Weglängen.
Sind sie lass, so werden sie stolz und übermüthig, ergeben sich
leicht den Ausschweifungen und Lastern. Sind sie thätig, so trotzen
sie auf ihre Stärke und vereinigen sich zu Anschlüssen, indess sie
sich entgegenstellen der Hauptstadt des Himmelssohnes. Wollte man
dem Gesetze gemäss Land lostrennen, so würden die Keime an den
Die Ehrenbenennung ^ Kung „Fürst“ entsprach schon damals dem jetzt hei uns
üblichen undeutschen Worte „Herr“
Die Bevorzugten des Allhalters Hino-wu. 227
Knoten des Widerstandes hervorbrechen. In früheren Tagen war
dies bei Tschao-tso *) der Fall.
Jetzt sind die Söhne und jüngeren Brüder der Fürsten der
Lehen mitunter zehn an der Zahl, aber die erstgebornen Söhne
erhalten die Nachfolge. Die Übrigen, obgleich Knochen und Fleisch,
besitzen als Lehen Land nicht von der Grösse eines Fusses: es ist
somit der Weg der Menschlichkeit und der Pflicht der Söhne nicht
ausgebreitet. Ich wünsche, dass du, vor dem ich stehe unter den
Stufen, durch einen Befehl ermächtigest die Fürsten der Lehen, weiter
zu geben die Gnade, zu betheilen Söhne und jüngere Brüder mit
Land, damit sie daselbst Fürsten seien. Wenn alle jene Menschen
sich freuen, dass sie erhalten haben, was sie wünschem, hat der
Hohe, indess seine Wohlthat sich verbreitet, in Wirklichkeit getheilt
deren Lande, und diese müssen allmählich von selbst zusammen
schmelzen und schwach werden.
Der Himmelssohn befolgte diesen Halb und erliess eine Verkün
dung, worin er die Lehenkönige ermuthigte, ihre Länder zu thei-
len und daraus selbsständige Lehen für ihre Söhne und Brüder zu
bilden. Seit dieser Zeit wurden die Länder der Lehenkönige getheilt
und wurden täglich schwächer.
Auf gleiche Weise war die ebenfalls in dem zweiten Jahre des
Zeitraumes Yuen-sö anbefohlene Übersiedlung der gewaltigen und
hervorragenden Männer nach Meu-Iing 2 ) das Werk Tschü-fu-yen's.
Derselbe machte nämlich dem Himmelssohne den folgenden Vorschlag:
In Meu-Iing war ursprünglich die Einsetzung s). Die gewaltigen und
hervorragenden Männer der Welt haben hieran Theil genommen.
Deren Häuser sind zerrüttet, die Menschen des vielen Volkes mögen
versetzt werden nach der Gegend diesseits von Meu-Iing. Sie befinden
sich dann in Wirklichkeit jenseits der Hauptstadt des Ilimmelssobnes,
und man bringt zum Schmelzen Verrath und Tücke. Dies ist, was
*) Tschao-tso beredete, wie in der Abhandlung: „Der Abfall des Königs Pi von U“
erzählt worden, den Allhalter King, von den Ländern der Lehenkönige Gebiefstheile
loszutrennen und ward, als hierauf diese Fürsten sich empörten, öffentlich hingerichtet.
2 ) Von dieser Übersiedlung, welche in der Geschichte des Hauses der früheren Hau
einfach erwähnt wird, ist auch in der Abhandlung: „Die Menschenabtheilung der
wandernden Schirmgewaltigen“, und zwar bei den Nachrichten über Kö-kiai die Hede
gewesen. Hier wird einiges Nähere über die Ursachen dieser Verfügung angegeben.
3 ) Der Allhaller Hiao-wu lebte zur Zeitseiner Einsetzung zum lliminelssohne in Meu-
ling.
Sitzb. d. phil.-hist. CI. XXXVIII. Bd. II. Hft.
16
228
Dr. P f i z m a i e r
man nennt: Ohne eine Hinrichtung vornehmen zu lassen, wird der
Schaden entfernt. — Der Allhaller billigte auch diesen Rath und
brachte die bezüglichen Massnahmen sogleich zur Ausführung.
Tschü-fu-yen hatte ferner zur Erhebung der All halterin von
dem Geschlechte Wei so wie zu der Entdeckung der verborgenen
Handlungen des Königs ^ Ting-kue von Yen vieles beige
tragen. Der letztgenannte König, der mit seinen drei Töchtern Un
zucht getrieben batte, war dieses und ähnlicher Verbrechen willen
auf Befehl des Himmelssohnes in Untersuchung gezogen worden und
hatte sich, zur Hinrichtung verurtheilt, selbst getödtet. Sämmtliche
grosse Würdenträger fürchteten daher die Beredtsamkeit Tschii-
fu-yen’s und übersandten ihm ein Geschenk von tausend Gewichten
gewöhnlicher Geldstücke an Schnüren.
Einer der Grossen des Landes, der mit Tschü-fu-yen sprach,
nannte dessen Verfahren eine grosse Widerrechtlichkeit. Tschü-fu-
yen gab folgendes zur Antwort: Ich habe geknüpft das Haar, bin um
hergewandelt und habe gelernt länger als vierzig Jahre. Ich selbst
konnte nicht Vordringen. Meine Angehörigen hielten mich nicht für
ihren Sohn. Meine Brüder nahmen mich nicht auf. Die fremden
Gäste verstiessen mich. Mir waren die Wege verschlossen schon seit
vielen Tagen. Wenn ein Mann geboren wird, so hat er nicht die
Speisen der fünf Dreifüsse. Wenn er stirbt, so wird er in den fünf
Dreifüssen nur gesotten 1 ). Ich bin gelangt zu dem Abend des Tages,
desswegen falle ich auf meinem Wege und handle auf entgegenge
setzte Weise 3 ).
In demselben Jahre hatte der Heerführer Wei-tsing das im
Süden der nördlichen Krümmung des gelben Flusses liegende Land,
welches bisher im Besitze der Hiurig-nu's gewesen, erobert. Bei
dieser Gelegenheit hielt Tschü-fu-yen einen weitläufigen Vortrag
über die zu treffenden Verfügungen, indem er folgendes als seine
*) Die Speisen der fünf Dreifüsse sind das Fleisch der Rinder, der Schafe, der Schweine,
der Fische und der Büffel. Nach den Gebräuchen hatte ein Lehensfürst fünf drei-
füssige Kessel, die Erlauchten und Grossen des Landes hatten deren drei. „In den
fünf Dreifiissen gesotten werden“, bedeutet: die Strafe der Hinrichtung erleiden,
indem man in einem Kessel gesotten wird.
2 ) Tschü-fu-yen bedient sich in diesem letzten Satze der Worte U-tse-siii’s, der den
Leichnam des Königs Ping von Tsu gegeisselt hatte und sie zur Antwort gab, als
Schin-päo-siü ihm wegen dieser Ruchlosigkeit Vorwürfe machen liess.
Die Bevorzugten des Allhalters Hiao-wu.
229
Meinung hinstellte: Das Land So-fang 4 ) sei reich und fruchtbar und
habe nach aussen den gelben Fluss zu einem Bollwerke. Mung-tien
habe einst die lange Mauer erbaut, wodurch die Hiung-nu’s ver
trieben worden und im Innern eine Verminderung der Zufuhren ein
getreten sei. Dadurch, dass man die fliessenden Gewässer jener Ge
genden durch Besatzungen bewachen lässt, sei es möglich, die Mit
tellande zu erweitern und Hu zu vernichten.
Nachdem der Allhalter diesen Gegenstand in Erwägung gezogen,
forderte er die Fürsten der Lenkung und die Erlauchten auf, hier
über ihre Meinung zu äussern. Sämmlliche Würdenträger antwor
teten, dass der Rath Tschü-fu-yen’s zu nichts tauge. Namentlich
äusserte auch Kung-sün-hung, dass man schon zu den Zeiten von
Thsin ein Heer von dreissigmal zehntausend Kriegern abgesendet,
auch vor dem nördlichen Flusse eine Mauer aufgeführt und zuletzt
doch nichts ausgerichtet habe. Hierauf habe man die auf diese Weise
vertheidigten Landstriche aufgegeben. Bios Tschü-mai-tschin, der
spätere Statthalter von Kuei-ki, widerlegte die Meinung Kung-sün-
hung's, worauf die Vorschläge Tschü-fu-yen's angenommen wurden.
Man bildete die neue Landschaft So-fang und bewog zehnmal zehn
tausend Menschen, sich in jenen Gegenden ansässig zu machen.
Um dieselbe Zeit sprach Tschü-fu-yen von der Gefährlichkeit
des Landes Tsi, so wie von der Sittenlosigkeit des daselbst walten
den Königs |j§j Thse-tschang, worauf er von dem Allhalter
zum Lenkungsgehilfen des Landes Tsi ernannt ward.
Als Tschü-fu-yen in Tsi ankam, liess er seine Brüder und die
Gäste der Fürstensöhne zu sich rufen, warf ihnen fünfhundert Ge
wichte kleiner Geldstücke als ein Geschenk aus und schalt sie mit
folgenden Worten: In früherer Zeit, als ich arm war, gaben mir
meine Brüder weder Kleider noch Speise, die Gäste gewährten mir
keinen Einlass an ihren Thoren. Jetzt, da ich Lenkungsgehilfe
geworden bin in Tsi, ziehet ihr, o Gebieter, mir entgegen, einige
unter euch aus einer Entfernung von tausend Weglängen: ich habe
mit euch, o Gebieter, das Bündniss zerrissen. Möget ihr nicht wieder
eintreten bei meinem Thore.
Er entsandte hierauf Leute mit dem Aufträge, dem Könige, der
mit seiner älteren Schwester Unzucht trieb, diese Sittenlosigkeit
l ) Die Gegend des heutigen Kreises Ning-hia in Kan-sü.
IG*
230
Dp. Pfizmaie r
vorzuhalten. Der König glaubte, dass er dem Verderben gar nicht
entkommen könne und dass es ihm so ergehen werde, wie dem
Könige von Yen, der eines ähnlichen Verbrechens wegen zum Tode
verurtheilt worden. Er nahm sich daher das Leben durch Gift.
Tschü-fu-yen hatte zur Zeit, als er noch arm und unbekannt
war, Yen und Tschao durchwandert. Als er zu Ansehen gelangt war,
hatte er die geheimen Handlungen des Königs von Yen entdeckt und
dadurch den Untergang dieses Fürsten herbeigeführt. Der König von
Tschao fürchtete jetzt, dass auch seinem Lande durch Tschü-fu-yen
Unglück erwachsen werde und hatte die Absicht, an den Himmels
sohn einen Aufsatz zu senden und von den geheimen Handlungen des
gefürchteten Mannes Kunde zu geben. So lange Tschü-fu-yen an
dem Wohnsitze des Himmelssohnes lebte, getraute sich der König
nicht, etwas zu entdecken. Als jedoch Jener zum Lenkungsgehilfen
von Tsi ernannt worden und den Durchweg von Han-kö über
schritten batte, sandte der König an den Hof von Han sofort einen
Aufsatz, der folgende Anklage enthielt: Tschü-fu-yen hat das Gold
der Fürsten der Lehen in Empfang genommen. Aus diesem Grunde
sind unter den Söhnen der Fürsten der Lehen viele, die zu Lehen
gekommen, und der König von Tsi hat sich selbst getödtet.
Als diese Anklage vorgebracht wurde, war der Himmelssohn
höchst entrüstet, indem er glaubte, dass Tschü-fu-yen den König von
Tsi bedroht und ihn gezwungen habe, sieh das Leben zu nehmen.
Er liess den Beschuldigten vorfordern und überantwortete ihn den
Gerichten zur Untersuchung. Tschü-fu-yen bekannte zwar, dass er
von den Lehensfürsten Gold empfangen habe, leugnete jedoch, dass
er den König von Tsi bedroht und zum Selbstmorde gedrängt habe.
Der Allhalter war gesonnen, die über Tschü-fu-yen verhängte
Todesstrafe nicht vollziehen zu lassen. Dagegen eiferte jedoch
Kung-sün-hung, indem er vorstellte: Der König von Tsi bat sich
selbst getödtet, ohne Nachkommen zu hinterlassen. Sein Land ward
weggenommen, zu einer Landschaft gemacht und einverleibt an
Han. Yen stand ursprünglich an der Spitze des Übels. Wenn man
ihn nicht hinrichten lässt, so kann man sich durch nichts entschul
digen vor der Welt. — Demgemäss ward Tschü-fu-yen sammt
seinen Verwandten hingerichtet.
Zur Zeit als Tschü-fu-yen in Gunst und Ansehen stand, waren
die Gäste, welche in seinem Hause Aufnahme fanden, gegen tausend.
Die Bevorzugten des Allhalters Hiao-wu.
231
Als er sammt seinen Verwandten zum Tode verurtheilt ward, wohnte
von allen diesen Gästen kein Einziger der Hinrichtung bei. Nur ein
leerer Wagen nahm den Leichnam auf und führte ihn fort, damit er
begraben werden könne. Als dies der Himmelssohn erfuhr, gab er
Befehl, dass dieser Wagen als derjenige des Hauptleidtragenden
betrachtet werde.
Siii-lo.
Siü-lö, der mit U-khieu-scheu-wang, Tschü-fu-yen
und Anderen in die nächste Nähe des Himmelssohnes gezogen ward,
war in Wu-tschung, der Hauptstadt des Fürstenlandes Yen, geboren.
Von demselben ist der folgende Aufsatz vorhanden, den er dem
Allhalter Hiao-wu von Han übersandte.
Ich habe gehört: Der Gegenstand der Sorge der Welt ist das
Stürzen der Erde, es ist nicht das Entzweibrechen des Thongefässes.
Die alte und die gegenwärtige Zeit sind ein und dasselbe. Was
nennt man das Stürzen der Erde ? Es war dies das letzte Ge
schlechtsalter von Thsin.
Tschin-sche hatte kein Ansehen von hundert Gespannen, keinen
Fussbreit Erde als Land, er selbst war nicht der Nachkomme von
Königen, Fürsten, grossen Männern, berühmten Geschlechtern, nicht
der Ruhm der Gewinde der Gauen, er besass nicht Khung-tse’s,
Tseng-tse’s und Me-tse’s Weisheit, nicht Tao-tschü’s und I-tün's *)
Reichthümer. Gleichwohl erhob er sich inmitten elender Gässchen,
riss empor die Schafte der Speere a ). Er entblösste die Schulter,
rief mit lauter Stimme, und die We't folgte ihm gleich dem Winde.
Was war hiervon die Ursache? Es geschah, weil das Volk ermattet,
und der Gebieter sich nicht erbarmte, weil die Niederen grollten,
und die Höheren dies nicht wussten, weil die Sitten bereits ver
dorben, und die Lenkung sich nicht besserte. Diese drei Umstände,
sie hat Tschin-sche sich zu Nutzen gemacht. Dies bedeutet das
Stürzen der Erde. Desswegen sagte ich: Der Gegenstand der Sorge
der Welt ist das Stürzen der Erde.
*) Tao-tschü und 1-tün sind in den Betrachtung 1 en Ku-I’s über den Sturz des Hauses
Thsin vorgekomtnen.
~) Thsin hatte alles Erz der Waffen einschmelzen lassen , wesshalh dem Volke nur
die Schafte übrig blieben.
232
Dr. P f i z m a i e r
Was nennt man das Entzweibrechen des Thongefässes ? Es
war dies der Feldzug von U, Tsi und Tscliao. Sieben Fürstenländer
verschworen sich zu grosser Widersetzlichkeit, mit Ehrennamen
nannten sich deren Fürsten sänimtlich Gebieter von zehntausend Ge
spannen; die urngtirtet mit Panzern, waren mehrere zehnmal zehn
tausend; die Macht genügte, um Ehrfurcht zu gebieten innerhalb
der Marken, die Güter genügten, um zu ermuntern Kriegsführer
und Volk. Dass sie gleichwohl nicht vermochten, vorzurücken nach
Westen und zu entwinden Land von der Grösse eines Fusses oder
Zolles, sondern selbst gefangen wurden in der Mitte der Ebene,
was ist davon die Ursache? Ihre Macht fiel nicht leichter in’s Ge
wicht als diejenige eines gemeinen Mannes, und auch ihre Waffen
waren nicht schwächer als diejenigen Tschin-sche's. Um jene Zeit
war die Tugend des früheren Allhalters noch nicht geschwunden,
und das Volk, das sich behaglich fühlte auf der Erde, Freude hatte an
den Gewohnheiten, war die Mehrheit. Desswegen hatten die Fürsten
der Lehen keine Hilfe ausserhalb ihrer Marken. Dies bedeutet das
Entzweibrechen des Thongefässes. Desswegen sagte ich: Der
Gegenstand der Sorge der Welt ist nicht das EntzweihreChen des
Thongefässes.
Betrachtet man es demgemäss, so hat die Welt in Wahrheit
die Kraft des Stürzens der Erde. Wären es selbst in Baumwolle
gekleidete, in Elend lebende Männer, einige unter ihnen werden
die Häupter des Unheils und bringen in Gefahr alles, was inner
halb der Meere. Dies war der Fall hei Tschin-sche. Um wie viel
mehr gilt dies von den Fürsten der drei Länder Tsin *), von denen
einige noch am Lehen?
Hat die Welt auch noch nicht ihre Einrichtung erhalten, sie
kann ledig sein der Kraft des Stürzens der Erde. Gibt es auch mäch
tige Fürstenländer, gewaltige Kriegsvölker, sie können nicht um
drehen die Ferse, und sie selbst werden gefangen. Dies war der
Fall hei U und Tsu. Um wie viel mehr gilt dies von sämmtlichen
Dienern, den hundert Geschlechtern; sind sie wohl im Staude, Auf
ruhr zu erregen? Diese zwei Wesenheiten sind die deutlichen
Bedingungen der Sicherheit und Gefahr, dasjenige, worauf ein weiser
1 ) Die Lehensfürsten auf dem Gebiete des ehemaligen Tsin, welches einst in drei
Theile, liiimlich die Fürstenländer Han, Wei und Tschao, getheilt worden.
Die Bevorzugten des Allhalters Iliao-wu.
233
Gebieter verweilt mit den Gedanken und das er eindringlich unter
sucht.
In der Zwischenzeit sind im Osten des Durchweges die füllt
Getreidearten mehrmals nicht emporgescliossen, die Ernte des
Jahres ist noch nicht wiedergekehrt. Das Volk ist häufig erschöpft
und elend, man erschwert dessen Lage noch durch die Verrichtungen
an den seitwärts liegenden Marken. Man verschmäht es, mehreres,
das übereinstimmt mit der richtigen Anreihung, zu betrachten. Das
Volk hat mit Recht schon etwas, um dessenwillen es sich nicht
behaglich fühlt an seinen Wohnstelien. Es fühlt sich nicht behag
lich, desswegen geräth es leicht in Bewegung. Leicht in Bewegung
gerathen, ist die Kraft des Stürzens der Erde.
Desswegen betrachtet ein weiser Gebieter einzig das Feld der
zehntausend Verwandlungen, er stellt in’s Licht die Triebwerke der
Sicherheit und Gefahr. Er übt dieses in der Halle des Heiligthumes
der Ahnen und schmilzt die Sorge, die noch keine Gestalt bekom
men. Zur Zeit ihres Eintreffens bewirkt er, dass die Welt ledig der
Kraft des Stürzens der Erde, nichts weiter. Dann mag es seihst
gehen mächtige Fürstenländer, gewaltige Kriegsvölker, du, vor dem
ich stehe unter den Stufen, verfolgst die laufenden wilden Thiere,
schiessest die fliegenden Vögel, unternimmst grosse Wanderungen
zu den Thiergärten von Yen, ergötzest dich an beliebigen Schau
spielen, treibst auf die Spitze die Freude des schnellen Einherjagens
mit Pferden wie früher. Die Klänge des Erzes, des Steines, der
Seide und des Rohres erfahren keine Unterbrechung in dem Ohre,
der besondere Besitz der Vorhänge und Zelte, das Lachen der
Gaukler und Zwerge erfährt keine Abnahme vor den Augen, aber
die Welt hat keinen langwierigen Kummer. Der Name, wozu brauchte
er zu sein derjenige des Mannes des Hauses Hia 1 ), des Geschlech
tes Tse 3 )? Die Gewohnheiten, wozu brauchten sie zu sein die
jenigen der Könige Sching und Khang?
Obgleich dies der Fall, vermesse ich mich, dafür zu halten,
dass du, vor dem ich stehe unter den Stufen, ein himmelsmässig
beschaffenes Wesen, der Inbegriff der Grossmuth und Menschlich-
D. i. Yü, Gründers des Hauses Mia.
2 J D. i. König Thang, dessen Geschlechtsname ¥ Tse.
234
Dr. Pfiztnaier
keit, und dass du in Wahrheit die Welt machst zum Gegenstand deiner
Bemühung. Dann ist der Name der Könige Yii und Thang nicht
schwer zu erwerben, und die Gewohnheiten der Könige Sching und
Khang haben noch nicht nöthig, nicht wieder zum Vorschein zu
kommen.
Wenn diese zwei Wesenheiten begründet, dann erst hat man
seinen Wohnsitz in der Wirklichkeit der Ehre und der Sicherheit,
erntet allgemeines Lob in dem gegenwärtigen Zeitalter, befreundet
sich mit der Welt und bringt zur Unterwerfung die Fremdländer
der vier Gegenden. Der Überfluss der Gnade, die hinterlassene
Tugend sind die Berggipfel mehrerer Geschlechtsalter. Nach Süden
gekehrt das Antlitz, den Rücken gekehrt gegen die schwarz-weissen
Wandschirme, zieht man an dem Ärmel und legt die Hände auf die
Brust vor Königen und Fürsten. Dies ist es, womit du, vor dem ich
stehe unter den Stufen, dich beschäftigst.
Ich habe gehört: Wenn man malt die Umrisse eines Königs,
aber sie nicht vollendet, ist man mit dem schlechten Bilde zufrie
den. — Ist man zufrieden, was magst dann du, vor dem ich stehe
unter den Stufen, anstreben, ohne dass du es erreichtest? Was
magst du schrecken wollen, ohne dass dir dies gelänge? Gegen was
magst du auf Eroberung ausziehen, ohne dass es sieh unterwürfe?
Ten - ngan.
P P
Hg Yen-ngan war inLin-thse, der Hauptstadt des Königs
landes Tsi, geboren und bekleidete anfänglich die Stelle eines Ver-
merkers des Lenkungsgehilfen von Han. Während er sich in dieser
Stellung befand, übersandte er dem Himmelssohne den folgenden
Aufsatz.
Ich habe gehört, dass Tseu-yen ') sagte: Indem man bei der
Lenkung lehrt das Wesen des Schmuckes, hierdurch rettet man
sich vor Erniedrigung. Ist eben die Zeit, so benützt man es. Ist sie
vorüber, so legt man es bei Seite. Ist etwas zu verändern, so ver-
Tseu-yen, ein Eingeborener von Tsi, war der Lehrer des Königs
Tschao von Yen. Derselbe ist der Verfasser mehrerer Werke über die Grundstoffe
des Lichtes und der Finsterniss.
Die Bevorzugten des Allhalters Hiao-wu.
235
ändert man es. Desswegen ist: bewahren ein Einziges und sich nicht
verändern, noch nicht das Mittel, zu sehen die Zurechtsetzung.
Jetzt machen diejenigen, die das Volk unter den Menschen der
Welt, Gebrauch von den Gütern auf verschwenderische Weise. Bei
den Wagen, Pferden, Kleidern, Fellwerk, Prachtgebäuden und
inneren Häusern wetteifern sie in Zierlichkeit. Bei der Anreihung
der fünf Klänge bewirken sie, dass Veränderungen der Absätze
vorhanden. Bei dem Mengen der fünf Farben bewirken sie, dass
Buntglanz des Schmuckes vorhanden. Sie häufen Gerichte von fünf
Arten des Geschmackes im Umfange einer Klafter vor den Augen,
damit sie sehe und begehre die Welt. Die Gemüthsart jenes Volkes
ist: wenn es sieht stattliche Dinge, so wünscht es sich diese. Hier
durch lehrt man das Volk die Verschwendung. Ist es verschwende
risch und hat keine Schranke, so kann es nicht befriedigt werden.
Das Volk sagt sich los von dem Stamm und trachtet nach der Spitze.
Die Spitze kann man mit blosser Hand nicht erreichen. Daher kommt
es, dass diejenigen, die zusammenziehen die Schärpe, sich nicht
schämen zu lügen. Diejenigen, die umgürtet mit Schwertern, tödten
gewaltsam die Menschen, indem sie durch Trug entreissen, aber das
Zeitalter weiss nicht, sich zu schämen. Desswegen werden die
Geleise des Verraths zusehends weiter.
Was schön und zierlich, kostbar und merkwürdig, ist sicher
behaglich für Ohr und Auge. Bei der Nahrung sich verfehlen, ist
daher Unmässigkeit. Bei dem Klangspiel sich verfehlen, ist Aus
schreitung. Bei den Gebräuchen sich verfehlen, ist Ziererei. Bei
dem Unterricht sich verfehlen, ist Lüge. Lüge, Ziererei, Ausschrei
tung und Unmässigkeit, hierdurch schafft man kein Vorbild für die
Wege des Volkes. Aus diesem Grunde sind diejenigen, die das Volk
unter den Menschen der Welt, begriffen in Verfolgung des Nutzens
ohne Aufhören, diejenigen, die zuwider handeln den Gesetzen, sind
die Mehrheit.
Ich wünsche, dass man Einrichtungen gebe für das Volk, um
zu verhindern dessen Ausschreitungen, dass man Arme und Reiche
sich nicht gegenseitig vertilgen lasse, um zu versöhnen deren
Herzen. Sind die Herzen versöhnt und mild, so sind die Gemüther
ruhig und zufrieden. Ist man ruhig und zufrieden, durch nichts auf
geregt, so schmelzen Räuber und Mörder zusammen. Schmelzen
Räuber und Mörder zusammen, so sind der Strafen wenige. Sind
236
Dr, Pfizmaier
der Strafen wenige, so sind die Urstoffe des Lichtes und der Finster
niss versöhnt, die vier Zeiten sind riehtscheitmässig, Wind und
Regen kommen zur gehörigen Zeit, Kräuter und Bäume wachsen
üppig, die fünf Arten des Getreides reifen in Menge, die sechs
Arten von Hausthieren tragen Junge. Wenn das Volk nicht heim
gesucht wird von bösen Erscheinungen und Seuchen, hierdurch wird
der Friede erreicht.
Ich habe gehört: Als Tscheu sich befand im Besitze der Welt,
waren von dessen Lenkung in einem Zeiträume von dreihundert
Jahren die Könige Sching und Khang die Berggipfel. Die Verhän
gung von Strafen fand durch vierzig Jahre nicht Statt. Bis zu dessen
Schwinden waren ebenfalls dreihundert Jahre. Desswegen sind die
fünf Obergewaltigen abwechselnd aufgestanden. Die Obergewaltigen
standen gewöhnlich zur Seite dem Himmelssohne. Sie brachten zur
Geltung den Nutzen, entfernten den Schaden, straften die Grausam
keit, wehrten dem Unrecht, zwängten in eine Lade und stellten
empor, was innerhalb der Meere, um zu ehren den Sohn des
Himmels.
Nachdem die fünf Obergewaltigen bereits versunken, setzte
kein Weiser und Höchstweiser die Werke fort. Der Himmelssohn
war verwaist und schwach, die erlassenen Befehle wurden nicht
vollzogen, die Fürsten der Lehen handelten eigenmächtig, der
Starke beschimpfte den Schwachen, die Mehrheit unterdrückte die
Minderheit. Tien-tschang bemächtigte sich widerrechtlich der Ge
walt in Tsi, die sechs Erlauchten theilten Tsin, es bildeten sich in
Gesammtheit die kämpfenden Fürstenländer. Dies waren die ersten
Anfänge der Drangsal des Volkes.
Hierauf Messen die starken Länder es sich angelegen sein, zu
überfallen die schwachen Länder. Man rüstete, setzte in Vertheidi-
gungsstand, vereinigte sich zu Anschlüssen, drehte die Wagebalken.
Im eiligen Laufe stiessen aneinander die Naben der Wagen 1 ), unter
den Panzern und Helmen wuchsen Läuse, das Volk hatte keinen
Ort, wo es sich konnte beklagen.
Da kam die Zeit, wo der König von Thsin wie ein Seidenwurm
nagte an der Welt, wo er insgesammt verschlang die kämpfenden
Fürstenländer und mit dem Ehrennamen sich nannte den Allhalter.
*) Die Dahineilenden waren eine dichtgedrängte Menge.
Die Bevorzugten des Allhalters Hiao-wu.
237
Er machte zu einer einzigen die Lenkung innerhalb der Meere,
zerstörte die Festen der Fürsten der Lehen, schmolz deren Waffen
und goss daraus Glocken und Glockenstangen. Er zeigte, dass man
ihrer nicht mehr bedürfe.
Das viele schwarzhaarige Volk, nachdem es frei geworden von
den kämpfenden Fürstenländern, wenn es gefunden hätte einen er
leuchteten Himmelssohn, so hätten alle Menschen sammt und sonders
dafürgehalten, dass sie von neuem leben. Gesetzt, Thsin hätte ge
mildert die Strafen, vermindert die Abgaben, abgekürzt die Dienst
leistungen, hochgeschätzt Menschlichkeit und Gerechtigkeit, gering-
geschätzt Übergewicht und Nutzen, erhöht den Vollgehalt der Auf
richtigkeit, erniedrigt die Künste des Schmeichelns, verändert die
Sitten, gewechselt die Gewohnheiten, umgewandelt, was innerhalb
der Meere, so wären alle Geschlechtsalter gewiss zufrieden gewesen.
Thsin aber that dieses nicht. Die Sitten richteten sich nach dem,
was sie früher gewesen, den Gewohnheiten wurde nachgelebt. Die
Kunst des Schmeichelns, Übergewicht und Nutzen fanden Beförde
rung, der Vollgehalt der Aufrichtigkeit, Redlichkeit und Geradheit
wurden zurückgesetzt. Die Gesetze waren streng, die Erlässe quäle
risch. Diejenigen, die schmeichelten, waren die Mehrzahl. Sie
sprachen: Wir hören seiner Vortrefflichkeiten Klangweisen.
Er trieb noch weiter die Fahrlässigkeit des Herzens und wollte
schrecken, was ausserhalb der Meere. Er hiess Mung-tien befehligen
die Kriegsmacht und im Norden überfallen das mächtige Hu. Man
eröffnete das Land, zog weiter die Marken und legte eine Besatzung
an den nördlichen Fluss. Man gab Flügel dem Heu, führte fort das
Getreide und liess es ihr nachfolgen.
Er hiess ferner den Beruhiger Thu-tsiün <) befehligen die
Kriegsmänner der gedeckten Schiffe und überfallen Yue. Er hiess
den Beaufsichtiger Lo 2 ) ziehen Wassergräben, umherführen die
Lebensmittel und tiefe Einfälle machen in das Land von Yue. Die
Menschen von Yue entflohen, man verbrachte unnütz die Tage und
hielt sich fest lange Zeit. Die Lebensmittel gingen zu Ende, die
Thu-tsiün ist in der Abhandlung' „Zwei Statthalter der Landschaft Kuei-ki“
erwähnt worden.
8 ) Lö, der Beaufsichtiger der Landschaften, ist ebenfalls in der Abhandlung „Zwei
Statthalter der Landschaft Kuei-ki“ vorgekommen.
238
Dr. Pfizmaier
Menschen von Yue machten einen raschen Angriff. Die Kriegsmacht
von Thsin erlitt eine grosse Niederlage.
Tlisin hiess hierauf den Beruhiger Tho *) befehligen Streiter
und eine Besatzung legen nach Yue. Um diese Zeit war das Un
glück zusammengefügt über Hu, im Süden bängte es sich an Yue.
Man liess verbleiben die Streitkräfte in einem unbrauchbaren Lande.
Sie gingen vorwärts, aber sie konnten nicht zurückgehen, sie wan
delten durch mehr als zehn Jahre. Die kräftigen Männer kleideten
sich in Panzer. Die kräftigen Weiber führten die Wagen. In ihrer
Mühsal verschmähten sie es, zu leben. Diejenigen, die sich erhängt
hatten an den Bäumen des Weges, blickten auf einander von ferne.
Als der Allhalter von Thsin starb, versagte die Welt allgemein
den Gehorsam. Tschin-sching und U-khuang erhoben sich in Tschin.
Wu-tschin und Tschang-ni erhoben sich in Tschao. Hiang-liang er
hob sich in U. Tien-tan erhob sich in Tsi. King-kiü erhob sich in
Ying. Tscheu-schi erhob sich in Wei. Han-khuang erhob sich in
Yen. Der öden Gebirge wegsame Thäler konnten die gewaltigen
Kriegsmänner, die in Gemeinschaft aufstanden, nicht alle fassen.
Gleichwohl waren diese nicht die Nachkommen von Fürsten und
Lehensfürsten, nicht Angestellte, welche die ältesten Obrigkeiten,
sie besassen nicht Macht von der Grösse eines Fusses oder Zolles.
Sie erhoben sich in den Durchwegen und Gässchen, hielten in den
Händen Schafte von Hellebarden. Zur entsprechenden Zeit setzten
sie sich in Bewegung. Ohne sich verabredet zu haben, erhoben sie
sich in Gemeinschaft. Ohne einen Vertrag geschlossen zu haben,
vereinigten sie sich zu Bünden. Ihre Erde wuchs, ihr Gebiet rückte
vorwärts, bis sie wurden anführende Könige. Die Zeit lehrte sie dies
und brachte es so zu Stande.
Thsin war, was das Ansehen betrifft, das Land des Himmels
sohnes. Was die Reichthümer betrifft, so hatte es in seinem Besitze
die Welt. Sein vernichtetes Zeitalter, seine aufhörende Darbringung
waren das Unglück der bis zur Erschöpfung geführten Waffen. Da
her sind die Schwäche, die der Fehler von Tscheu, die Stärke, die
der Fehler von Thsin, die Gegenstände einer unveränderten Sorge.
l ) Der Beruhiger Tho ist oben in der Rede Tschii-fu-yen’s vorgekommen.
8
Die Bevorzugten des Allhalters Hiao-wu. 239
Jetzt hat man durchzogen das Land der südlichen Fremdländer,
an dem Hofe erscheinen lassen Ye-lang *), zur Unterwerfung ge
bracht Kiang und Pi a ), durchstreift den Landstrich Wei 3 ), gegrün
det Festen und Städte, tiefe Einfälle gemacht in das Land der
Hiung-nu’s und ihnen verbrannt die Feste des Lindwurms 4 ). Die
Berathenden sehen hierin Vortreffliches. Dies ist der Nutzen der
jenigen, die Diener unter den Menschen, es sind nicht die dauern
den Entwürfe der Welt.
Jetzt hat das Mittelland nicht so viel Schrecken, als angezeigt
würde durch das Bellen eines Hundes, aber nach aussen ist man
verwickelt in Vorkehrungen gegen die fernen Gegenden, man drückt
zu Boden und verdirbt Fürstenländer und Häuser: hierdurch be
trachtet man nicht als seine Söhne das Volk. Man erfüllt ein nie zu
Ende gehendes Verlangen, kühlt seinen Muth, befriediget seine
Wünsche und knüpft den Hass bei den Hiung-nu's: hierdurch be
ruhigt man nicht die seitwärts liegenden Gegenden. Das Unglück
wird herumgeschleppt, aber nicht abgeschüttelt. Die Streitkräfte
ruhen, aber sie erheben sich von neuem. Was in der Nähe sich
befindet, ist voll Angst und Kümmerniss. Was in der Ferne sich
befindet, ist voll Schrecken und Entsetzen. Hierdurch hält man die
Dinge nicht fest für die Dauer.
Jetzt sah man in der Welt hei dem Schmieden der Panzer,
dem Ergreifen des Schwertes, dem Geradebiegen des Pfeilschaftes,
dem Ziehen der Senne, dem Umherführen der Muridvorräthe des
Heeres noch nicht die Zeit der Ruhe. Dies ist es, worüber die
Welt allgemein in Betrübniss. Wenn ein Feldzug lange dauert, ent
stehen Veränderungen. Wenn die Lage beschwerlich, erheben sich
Bedenken.
Jetzt haben unter den Gebieten der auswärtigen Landschaften
einige im Umfange wohl tausend Weglängen. Die gereihten Festen
sind einige zehen. Die Gestalt ist zusammenhaltend, die Erde
Kl«
Ye-Iang, ein fremdländisches Gebiet in dem heutigen Yiin-nan.
PT, ein fremdländisches Gebiet in dem heutigen Sse-tschuen.
3 ) Der Landstrich Wei war ein Gebiet der nördlichen Fremdländer.
4 ) Die Feste des Lindwurms hiess der Ort, wo die Hiung-nu’s dem Himmel Gaben
darbrachten.
I
240
Dr. Pfizmaier
zurechtbringend >). Sie betrachten als Gürtel 2 ) und schrecken die
Fürsten der Lehen. Dies ist nicht der Nutzen des Heiligthumes der
Ahnen.
Zieht man nach oben in Betracht, warum Tsi und Tsin zu
Grunde gegangen: das Haus des Fürsten war niedrig und zerstückelt,
die sechs Erlauchten waren gross und übermächtig. Gewinnt man
nach unten einen Überblick, warum Thsin vernichtet worden: die
Strafen waren streng, die Buchstaben tief eingegraben, es wollte
sich vergrössern ohne Aufhören.
Jetzt ist die Macht der Statthalter der Landschaften nicht hlos
das Gewicht der sechs Erlauchten. Die Gebiete, die im Umfange
haben wohl tausend Weglängen, sind nicht hlos die Hilfsmittel der
Durchgänge und Gässchen. Ihre Panzer und AngrifFswaffen, ihre
Werkzeuge und Ausrüstungen sind nicht blos das Geräthe der
Scl|afte der Hellebarden. Wenn man erfährt die Veränderungen der
zehntausend Geschlechtsalter, so ist es nicht möglich, dabei alles
zu meiden 3 ).
Dies der übersandte Aufsatz. Später ward Yen-ngan zum An
führer der Reiterschaar des Himmelssohnes ernannt.
Tschung - kiun.
Tschung-kiün führte den Jünglingsnamen tiS -jp-
Tse-yün und war in dem Lande Thsi-nan geboren. In früher Jugend
ein Freund des Lernens , hatte er sich durch die Schärfe seines
Urtheils, durch ausgebreitete Kenntnisse und Geschicklichkeit im
Verfassen von Aufsätzen in seiner Landschaft (eine solche war da
mals Thsi-nan) einen Namen erworben.
Mit achtzehn Jahren wurde er zu einem Jünger der Hofge
lehrten erwählt, in welcher Eigenschaft er zu dem Amte des mit
dom Namen (pj Tsai-tschang belegten hohen Würdenträgers
gehörte. Da er von Seite der Landschaft nach der Hauptstadt des
1 ) Der Bode» dieser Landschaften ist so beschaffen, dass daselbst das Volk zusam
mengehalten und zurechtgebracht werden kann.
2 ) Die Lehensfürsten sind gleichsam nur die Gürtel der Statthalter dieser Land
schaften, d. i. sie sind im Verhältniss unbedeutend und schwach. Nach Andern hat
diese Stelle den Sinn, dass die Statthalter mit den Ländern der Lehensfürsten ihre
Seiten umgürten wollen.
3 ) Der Untergang ist unvermeidlich.
Die Bevorzugten des Allhalters Hiao-wu.
241
Himmelssohnes gesendet wurde, begab er sich in das Gebäude der
Lenkung, um den bezüglichen Auftrag zu übernehmen. Daselbst war
schon der Ruf seiner ungewöhnlichen Begabung zu dem Statthalter
der Landschaft gedrungen. Dieser berief ihn zu sich und ward für
ihn von solcher Bewunderung erfüllt, dass er mit ihm ein Biindniss
der Freundschaft schloss. Tschung-kiün empfahl sich bei dem Statt
halter und trat seine Reise an.
Bei seiner Ankunft in Tsehang-ngan übersendet er dem All
halter einen Aufsatz, dessen Gegenstand die Angelegenheiten des
Landes. Der Allhalter Hiao-wu bewunderte diesen Aufsatz und er
nannte Tschung-kiün zu einem Gesandten für die Gäste. Dieser
besorgte ausserdem die Geschäfte im Innern des höchsten Wohn
sitzes und war der Begleiter des Allhalters.
Um diese Zeit besuchte der Himmelssohn die den fünf Allhaltern
der Nordachse geweihten Hügel des Anbetungsortes von Yung »),
wo er auf der Jagd ein weisses hirschartiges Thier 2 ), welches in
der Mitte der Stirne ein einziges Horn und an jedem Fusse fünf
Klauen hatte, erlegte. Um dieselbe Zeit entdeckte er auch einen
ungewöhnlichen Baum, dessen Äste, nachdem sie sich zur Seite des
Stammes ausgebreitet, sich über dem Gipfel des Baumes wieder
vereinigten. Der Allhalter hielt diese zwei Gegenstände für etwas
Absonderliches, und er forderte in einer Umfrage sämmtliehe Wür
denträger auf, über deren Bedeutung ihre Meinung auszusprechen.
Tschung-kiün übersandte als Antwort auf diese Umfrage den fol
genden Aufsatz.
Ich habe gehört: Die Tugend des Gebieters in den Lobspenden
der Gedichte, die königlichen Verdienste in Klangspiel und Tanz,
es sind verschiedene Einwebungen, aber ein und derselbe Finger
zeig. Sie erleuchten dasjenige, worin die vollkommene Tugend
ihren Gipfel hat.
Im Süden entweicht Yue gleich einer Ratte, gebraucht als
Wandschirme Binsen und Schilfrohr, bildet mit Vögeln und Fischen
Eine Heerde. Der richtige erste Tag des Monats stellt in keiner
Beziehung zu dessen Gewohnheiten. Der Inhaber des Vorsteher
amtes blickte herab auf die Marken, und das östliche Ngeu ward
1 ) In der Nähe der Hauptstadt des heutigen Kreises Fung-thsiang in Schen-si.
2 ) Das in der Geschichte oftgenannte sagenhafte Thier jjjipj: Lin.
243
Dr. P f i z in a i e r
einer der Anschlüsse des Inneren. Der König von Min bekannte seine
Verbrechen, das südliche Yue verliess sich auf die Hilfe ')■
Hu im Norden folgt den Weidestellen, wechselt die Wohnsitze.
Es hat den Wandel der Vögel und wilden Tliiere, das Herz der
Tiger und Wölfe. In dem hohen Alterthum konnte man es niemals
anleiten. Der grosse Heerführer fasste die Axt, und der Schen-yü
ergriff die Flucht nach seinen Zelten. Der kühne Reiter 3 ) hob die
Fahne, und Hoen-ye s) trug den Überwurf des Kleides auf der
rechten Seite 4 ). Auf diese Weise hat die Mildthätigkeit im Süden
sich ausgebreitet, und der Schrecken der Macht ist im Norden
durchgedrungen.
Wenn man ahndet, hält inan sich nicht an die Nahen. Bei Er
hebungen hinterlässt man nichts den Fernen. Bei der Einsetzung der
Obrigkeiten erwartet man die Weisheit, bei den Belohnungen in
den Kreisen wartet man auf die Verdienste. Die Fähigen rücken
vorwärts und bewahren ihre Einkünfte. Die Unfähigen treten zu
rück und arbeiten mit der Kraft ihres Leibes 5 ). Es sind Vorbilder
aufgestellt für den Erdkreis.
Man tritt in sämmtliche Vortretfiichkeiten, und hat deren nicht
zur Genüge. Man trägt in dem Busen das Licht der Höchstweisen,
und hat es nicht ausschliesslich im Besitze 6 ). Man begründet das
Wesen des glänzenden Schmuckes der drei Prachtgebäude 7 ), und
macht hervorleuchten, was bei dem eigenen Amte angemessen. Die
Gebieter der geweihten Erdhügel haben dergleichen noch nicht
erfahren.
*) Über die hier erwähnten Begebenheiten sind in der Abhandlung: „Zwei Statthalter
der Landschaft Kuei-ki“ Aufschlüsse enthalten.
2 ) „Der kühne Reiter“ ist die Benennung eines kriegerischen Ranges, welchen der
Heerführer Wei-tsing bekleidete.
3 > ili ü
Hoen-ye, ein nördliches fremdländisches Gebiet, welches damals Han
einverleibt wurde.
4 ) Die nördlichen Fremdländer trugen den Überwurf des Kleides auf der linken Seite.
Hoen-ye hatte somit die Gewohnheiten des Mittellandes angenommen.
5 ) Sie beschäftigen sich mit dem Ackerbau.
6 ) Durch das hier Gesagte wird die Bescheidenheit angedeutet.
o
In den drei Prachtgebäuden Ming-thang
(die erleuchtete Halle),
yung und Ling-tai (die heilige Erdstufe) reiht man Lenkung und Belehrung, welche
das Wesen des glänzenden Schmuckes besitzen.
Die Bevorzugten des Allhalters Hiao-wu.
243
Wenn die Übergabe des Befehls an einen Mensehen be
schlossen *), werden die zehntausend Angelegenheiten neu geschaffen.
Wenn zuletzt die sechs Anschlüsse übereinstirnmen in den Sitten,
die neun Landstriche gemeinschaftlich an Einen Faden gereiht
sind, wird gewiss das Erwarten der erleuchteten höchsten Weis
heit, das Auflfrischen der Beschäftigung des Ahnen fortgesetzt in’s
Unendliche. Desshalb lenkte Tscheu bis zu dem Könige Selling,
dann erst halten die Einrichtungen einen festen Boden, und das
Entsprechende der freudigen Bestätigungen kam zum Vorschein.
Jetzt bist du, vor dem ich stehe unter den Stufen, erfüllt von
dem Glanze der Sonne und des Mondes. Du richtest abwärts die
höchstweisen Gedanken auf die Vollendung der Eingrabungen
du befassest dich ausschliesslich mit der Verehrung des Lichtes der
Geister, verbrennst und vergräbst das Dargebrachte 8 ) in den Heilig-
thümern der Aussenwerke 4 ). Die Wesenheit der dargebrachten
Gaben mengt sich mit den Geistern, der Hauch der gesammelten
Einklänge bringt die Meldung dem Lichtglanz 5 ), und dass wunder
bare Thiere kommen und erlegt werden, ist angemessen.
Einst befand sich König Wu in der Mitte der Strömung und
hatte noch nicht übergesetzt. Ein weisser Fisch sprang in des
Königs Schiff. Der König bückte sich, erfasste ihn und zeigte ihn
sämmtlichen Fürsten. Alle sprachen: Ein freudiges Ereigniss! —
Jetzt ward die Darbringung in den Aussenwerken noch nicht gese
hen von dem göttlichen Erdgeist, und man fängt ein wildes Thier,
damit es als Speise gereicht werde. Dies ist es, wodurch der Him
mel zeigt, dass er die Gabe empfängt und dass die Abschnittsmarke,
durch welche inan mit der Höhe verkehrt, zusammengefügt ward. Es ist
angemessen, hierbei in’s Licht zu setzen die Zeit, den glücklichen
Tag, zu verändern und zu melden das erste der Jahre 6 ). Man breite
Wenn der erste Landesfiirst den Befehl von dem Himmel erhält.
In die heiligen Gefässe ward der Name des Künstlers eingegraben, um deren
Echtheit beweisen zu können.
3 ) Dies bezieht sich auf die dem Himmel und der Erde dargebrachten Gaben. Das
dem Himmel Dargebrachte ward verbrannt, das der Erde Dargebrachte ward ver
graben.
4 ) Diese Heiligthiimer sind die Anbetungsorte des Himmels und der Erde.
5 ) Den im Lichtglanz strahlenden Geistern.
fi ) Man möge den Namen des Zeitraumes verändern und dies dem göttlichen Erdgeist
melden.
Sitzb. d. phil.-hist. CI. XXXVIII. Bd. II. Hft.
*7
244
Dr. P f i z m a i e r
als Matte das weisse Riedgras in dem Lande des Stromes und des
Hoai J ). Man mache offenbar die vortreffliche Benennung 2 ) auf der
festgebauten Erdhöhe 3 ), damit entsprochen werde dem Glanz der
Werke. Man heisse diejenigen, die bekannt geben die Ereignisse,
es vermerken.
„Sechs Wasserraben fliegen rückwärts“ 4 ), bedeutet nämlich
Ungehorsam. „Ein weisser Fisch springt in das Schiff“, bedeutet
Gehorsam. Die Bestätigungen von Licht und Finsterniss bringen in
der Höhe Verwirrung unter die fliegenden Vögel, in der Tiefe setzen
sie in Bewegung die Fische des Abgrunds. In allen Fällen zeigt
sich Verleugnung der Art.
Jetzt hat ein vierfüssiges Thier der Wildniss zusammenge-
wachsen die Hörner 5 ): dies beleuchtet den gemeinsamen Stamm.
Sämmtliche Äste sind nach innen aneinandergefügt: hierdurch wird
gezeigt, dass es kein Äusseres gibt. Als Entsprechendes solcher
Dinge wird es wohl Menschen geben, die lösen das geknüpfte Haar,
abschneiden den linken Überwurf, tragen Mütze und Gürtel, binden
Ober- und Unterkleid °) und sich umgestalten. Dessen kann man,
während man zusammenlegt die Hände, gewärtig sein 7 ).
Nachdem die obenstehende Antwort abgegeben worden, er
füllte dieselbe den Allhalter mit der grössten Bewunderung. Der
Name des Zeitraumes ward aus diesem Anlasse (122 vor unserer
Zeitr.) verändert und das Jahr, das erste des Zeitraumes H 7t
4 ) Das Land zwischen dem grossen Strome und dem Hoai reichte als Abgabe das
Riedgras.
2 ) Die vortreffliche Benennung heisst die Darbringung für den Himmel und die Erde.
Nach Andern wird hier der Name verstanden, welchen der Darbringende kundgibt.
3 ) Die festgebaute Erdhöhe heisst der Berg Thai-san in Tsi, weil durch ihn die
Ebenen getheitt werden.
4 ) Der Frühling und Herbst enthält die Stelle: „Sechs Wasserraben fliegen rückwärts
vorbei an der Hauptstadt von Song“. Fürst Siang von Sung hatte sich zum Ober
anführer der Lehensfürsten aufgeworfen, ward jedoch (638 vor unserer Zeitr.)
durch die Macht von Tsu an den Ufern des Flusses Hung geschlagen, worauf die
Lehensfürsten ihm den Gehorsam aufkündigten, was sich sechs Jahre nach der er
wähnten Beobachtung des Fluges der sechs Wasservögel ereignete und demnach
als vorhergesagt betrachtet wurde.
5 ) Da die Thiere sonst zwei Hörner besitzen, wird das einzige Horn als ein solches
betrachtet, welches aus zweien zusammengewachsen ist.
6 ) Die Fremdländer werden die Kleidertracht des Mittellandes annehmen.
7 ) Es wird in kürzester Zeit zutreffen.
l)ie Bevorzugten des Allhalters Hiao-wu.
243
Yüeri-scheu (die ursprüngliche Winterjagd) genannt. Einige Monate
später unterwarfen sich der König des südlichen Yue und der König
des Hiung-nu-Landes Hoen-ye freiwillig der Macht der Han, was
um diese Zeit Alle zu dem Glauben veranlasste, dass die Worte
Tschung-kiün’s eingetroffen.
ln dem Zeiträume Yuen-ting (116 — 111 vor unserer Zeitr.)
ward der Hofgelehrte jj|| Siü-yen ausgesandt, damit er den
Sitten und Gewohnheiten Geltung verschaffe. Dieser Mann liess, in
dem er vorgab, in dieser Hinsicht eine Weisung erhalten zu haben,
in der Landschaft Kiao-tung so wie in dem Fürstenlande Lu mit
Anwendung von Blasbälgen Salz sieden und Eisen giessen. Nach seiner
Rückkehr erstattete er an dem Hofe über seine Thätigkeit Bericht
und ward zu einer andern Stelle, nämlich der eines Gehilfen des
Thai-tschang, befördert. Der als Richter berühmte Tschang-thang,
der damals ein Grosser des Landes und V'ermerker des Himmels
sohnes, beschuldigte jedoch Siü-yen eines Verbrechens, weil dieser
unter dem Vorgeben, die höchste Weisung erhalten zu haben,
grossen Schaden angerichtet, worauf nach dem Gesetze selbst die
Todesstrafe steht.
Siü-yen behauptete dagegen, dass sein Vorgehen ganz im Geiste
des Werkes „Frühling und Herbst“ gewesen, wonach ein Grosser
des Landes, der die Markung überschreitet, sich bei vorkommender
Gelegenheit eigenmächtig mit der Sicherung der Landesgötter und
der Erhaltung des Volkes zu beschäftigen habe. Tschang-thang
blieb bei dem Buchstaben des Gesetzes, konnte aber die Ansicht
dass hier im Geiste des Werkes „Frühling und Herbst“ verfahren
worden, nicht widerlegen. Es erging demnach ein höchster Erlass,
durch welchen Tschung-kiün mit dem Verhöre des Angeklagten be
auftragt wurde.
Tschung-kiün stellte Siü-yen mit folgenden Worten zur Rede:
Einst walteten in den Ländern der Lehensfürsten verschiedene Ge
wohnheiten. Was getrennt war durch eine Strecke von hundert
Weglängen, verkehrte nicht mit einander. Um jene Zeit gab es die
Angelegenheiten des Erkundigens und der Versammlungen; die
Stärke der Sicherheit und Gefahr brachte in dem Augenblicke des
einmaligen Einathmens und Ansathrnens Veränderungen zu Wege.
Desswegen war es elwas Angemessenes, nicht in Empfang zu nehmen
i7’
246
Di\ Pfizmaier
die Worte, anzufertigen den höchsten Befehl, eigenmächtig zu handeln
für sieh selbst. Jetzt ist die Welt ein einziges Ganzes, auf einer
Strecke von zehntausend Weglängen ist Übereinstimmung in den
Sitten. Desswegen haben die Könige des Frühlings und Herbstes
keine auswärtigen Gebiete. Yen ist herumgewandelt in der Mitte
der gezogenen Wälle: warum sagt er von sich, dass er herausge
treten aus den Markungen?
Auch sind von Salz und Eisen in den Landschaften überreich
liche Vorräthe. Ob man zurechtstellt die beiden Länder oder zu
Boden wirft Fürstenland und Haus, es verdient nicht, dass man dies
für einen Nutzen oder Schaden halle: warum aber hat er die Siche
rung der Landesgötter, den Fortbestand der Zehntausende des Vol
kes in seinen Worten genannt?
Nebstdem stellte er Siü-yen noch mit Folgendem zur Rede:
Kiao-tung liegt im Süden nahe an Lang-ye, im Norden trifft es zu
sammen mit dem nördlichen Meer !). Das Land Lu hat im Westen
zu einem Kissen den Thai-san, im Osten hat es das östliche Meer 2 )
Glaubt denn Yen, dass die Einwohner der vier Landschaften 3 )
verbreitet über einige Ackerländer, dass, wenn sie Gebrauch machen
von ihren Gerälhschaften, verzehren das Salz, nicht genug mehr
vorhanden sein würde, um damit gleichmässig zu betheilen die zwe.
Landschaften 4 )? Dass nach der Beschaffenheit des Bodens eigent
lich Überfluss vorhanden sein sollte, aber dass die Angestellten
nicht tauglich, wie Hesse sich dies sagen?
Indem Yen vorgab eine Weisung und mit Anwendung von
Blasbälgen goss, wollte er bis zur Zeit des Ackerns und Säens im
Frühlinge das Volk hinlänglich versehen mit Geräthschaflen. Aber
für die Blasbälge des Landes Lu ward schon früher das Gebührende
hergerichtet, bis zum Herbst konnte man anzünden die Feuer. Dass
durch das, was er hier spricht, die Möglichkeit gegeben werde, mit
dem Leben davon zu kommen, ist keineswegs der Fall.
1 ) „Das nördliche Meer“ war der Name einer Landschaft.
2 ) Die Landschaft des östlichen Meeres. Ebenso war auch Thai-san eine Landschaft,
welche diese Benennung’ von dem gleichnamigen Berge erhielt.
3) Die Landschaften Lang-ye, des nördlichen Meeres, Thai-san und des östlichen
Meeres.
4 ) Die Landschaft Kiao-tung und das Fürstenland Lu.
Die Bevorzugten des Allhalters Hiao-wu.
247
Yen hatte schon vorher dreimal eine Meldung gebracht und
keine höchste Verkündung erhalten ')• Er bedachte nicht, dass das
jenige, was er that, nicht erlaubt sein würde, aber geradezu vor
geben den Auftrag der Macht, zu Wege bringen Segen, um zu
erfüllen die Hoffnungen des Volkes, indess man trachtet nach einem
Namen, erntet das Lob, dies ist es, um dessenwillen die Erleuch
teten und Höchstweisen verhängen müssen die Hinrichtung.
Das Krumme ein Fuss, das Gerade eine Klafter, Meng-tse that
den Ausspruch, dass dies nicht erlaubt 2 ). Jetzt ist das, was er ver
brochen, etwas Schweres, aber das, was er ausgerichtet, ist etwas
Unbedeutendes. Hat Yen sich selbst ergeben in die Nothwendigkeit
zu sterben, indem er dies that? Er wird gehofft haben, dass die
Hinrichtung nicht über ihn verhängt wird, und er wollte sich da
durch erwerben einen Namen.
Siü-yen konnte nichts zu seiner Rechtfertigung Vorbringen und
bekannte sich schuldig. Als er sterben sollte, berichtete Tschung-
kiün Folgendes an den Hof: Yen hat vorgegeben die Weisung, hat
eigenmächtig gehandelt. Ich habe nicht in Empfang genommen das
Wesen des Auftrags. Ich bitte, es zu überlassen dem höchsten Ver
merken, damit er zurückfordere den Gegenstand der Schuld Yen’s.—
Auf diesen Bericht erfolgte eine zustimmende Antwort. Der Allhalter
fand das Verhör gut, und in einer höchsten Verkündung ward
befohlen, dass die Sache dem Grossen des Landes und Vermerken des
Himmelssohnes zur Einsicht mitgetheilt werde.
Als Tschung-kiiin im Beginne seiner Laufbahn sich von Thsi-
nan zu den Hofgelehrten begeben sollte, trat er zu Fuss in den das
Gebiet des Himmelssohnes abmarkenden Engweg von Han-kü. Der
Angestellte des Engweges gab ihm einen Leinwandstreifen 3 ).
*) Dasjenige, was er dem Ilimtnelssohne vorbrachte, fand kein Gehör.
a ) Tschin-tai äusserte sich in einer Frage, die er an Meng-tse stellte : Das Krumme
ein Fuss, das Gerade eine Klafter, es ist billig- oder doch erlaubt.— Meng-tse ant
wortete unter anderem : Du bist im Irrthum. Wer sich selbst gekrümmt hat, war
noph niemals im Stande, die Menschen gerade zu richten.— Tschin-tai meint: wenn
bei einer Sache vieles recht und nur weniges unrecht, so dürfe man es tliun.
Meng-tse hingegen meint, dass selbst ein kleines Unrecht einem grossen Rechte
Eintrag thue und demgemäss eine solche Handlung nicht erlaubt sei.
3 ) Ein solcher mit Buchstaben bemalter Leinwandstreifen ward entzweigerissen und
diente zur Beglaubigung. In den alten Zeiten musste Jeder, der das Gebiet des
Ilimmelssohnes betreten wollte, mit einem Reisescheine versehen sein. Man zerriss
248
Di*. P f i z m aier
Tsclmng-kiün fragte, was er damit thun solle. Der Angestellte ant
wortete: Es ist ein Reisesehein für die Rückkunft. Wenn du zuriick-
kehrst, müssen die Abschnitte wieder zusammengefügt werden. —
Tscbung-kiün erwiederte hierauf: Ein grosser Mann, der westwärts
wandert, kehrt durchaus nicht mit einem Reiseschein für die Rück
kunft zurück. — Er Hess den Leinwandstreifen liegen und reiste
weiter. Als Tschung-kiün die Stelle eines einladenden Gesandten
erhalten hatte, ward ihm der Auftrag, seinen Reruf in den Land
schaften und Fürstenländern auszuüben. Indem er jetzt mit der
aufgesteckten Ahdrucksmarke seines Amtes in Östlicher Richtung
durch den Engweg reiste, erkannte ihn der Angestellte des Eng
weges und sprach: Dieser Gesandte ist der Jünger, der einst den
Leinwandstreifen zurückgelassen.
Tschung-kiün fand in den Landschaften und Fürstenländern,
wo er sein Amt ausübte, alles zweckmässig, worüber er die nöthigen
Berichte einsandte. Nach seiner Rückkehr machte er in der Ange
legenheit seiner Sendung eine Meldung an dem Hofe, worüber der
Allhalter sehr grosses Wohlgefallen bezeigte.
Als Han damit umging, einen Gesandten zu den Hiung-nu’s zu
schicken, stellte Tschung-kiün die Bitte, zu dieser Stelle nicht aus-
ersehen zu werden, indem er folgendes vorstcllte: Ich Kiün hatte
nicht so viele Verdienste, als nöthig, um schief zu legen die Gräser,
und ich ward gestellt in Eine Reihe mit den Leibwächtern des
Nachtlagers, ich verzehrte meinen Gehalt durch fünf Jahre. An den
seitwärts liegenden Marken gibt es um die Zeit die Aufschreckung
durch Sturm und Staub, es ziemt sich, dass ich mich bekleide mit
festem Panzer, ergreife die spitzige Hellebarde, die Pfeile von Erz
und Stein blossgelegt muss ich vorwärts schreiten. Ich, der ich
stehe unter dem Klepper, bin nicht gewohnt der Geschäfte des
Erzes und der Lederpanzer. Jetzt habe ich gehört, dass man
schicken will zu den Hiung-nu's einen Gesandten. Es ist mein
Wunsch, anzustrengen mein ganzes Wesen, zu schärfen meinen
Geist, in Empfang zu nehmen als Begleiter den erleuchteten Auf
trag, zu entwerfen das Bild von Glück und Unglück vor den Augen
daher ein Stuck Leinwand, dessen eine Hälfte dem Reisenden übergeben und bei
der Rückkehr mit der zurückhehaltenen anderen Hälfte zum ßehufe der Über
wachung wieder zusaininengefiigt wurde.
Die Bevorzugten <les Allhalters Hiao-wu.
249
des Schen-yü. Ich aber bin von Jahren jung, von Gaben unterge
reiht, ich stehe verwaist unter den äusseren Obrigkeiten *). Ich
verdiene nicht, dass ich erhalte ein Vertrauensamt für eine ganze
Weltgegend. Ich vermesse mich, nicht bewältigen zu können meinen
Schmerz, wenn in der höchsten Verkündung gefragt werden sollte
nach dem Entwerfen des Bildes von Glück und Unglück. — Der
Allhalter, der besonders die Antworten Tschung-kiiin’s bewundert
hatte, erwählte diesen jetzt zu einem Grossen, dessen Pflicht es
war, Vorstellungen zu machen.
Um diese Zeit hatte das südliche Yue mit Han Freundschaft
geschlossen. Man schickte daher Tschung-kiün als Gesandten in das
südliche Yue, damit er mit dem Könige dieses Landes spreche und
ihn bewege, gleich den übrigen Lehensfürsten des Inlandes an dem
Hofe von Han zu erscheinen. Tschung-kiün hatte selbst gebeten, mit
dieser Sendung betraut zu werden, und er wünschte, wie er sich
ausdrückte, den langen Brustriemen eines Pferdes zu erhalten, auf
dass er den König des südlichen Yue wie an einer Halfter führen
und unter die Thorwarte des Himmelssohnes bringen könne.
Tschung-kiün begab sich sogleich auf die Reise und sprach
mit dem Könige von Yue, der den Worten des Gesandten Gehör
schenkte und die Bitte stellte, dass das ganze unter seiner Bot-
mässigkeit stehende Gebiet in das Mittelland eingeschtossen werde.
Der Himmelssohn, dem dieser Erfolg ungewöhnliche Freude verur
sachte, verlieh den grossen Würdenträgern des südlichen Yue
Abdrucksmarken mit breiten Bändern, indem er sie ausschliesslich
die Gesetze von Han anwenden und die Gewohnheiten des Landes
neu umändern hiess. Zugleich ward dem Gesandten befohlen, in
dem Lande zu verbleiben und daselbst die Ruhe aufrecht zu er
halten.
Unterdessen wollte ^ jBj Liü-kia, Lenkungsgehilfe von
Yue, die Aufnahme dieses Landes unter die Länder des Himmels
sohnes verhindern. Er setzte eine Kriegsmacht in Bewegung, mit
deren Hilfe er (112 vor unserer Zeitr.) seinen König überfiel und
tödtete. Ein gleiches Los traf den Gesandten von Han.
*J Oie äusseren Obrigkeiten sind die Würdenträger, welche weder zur Aufwartung
im Innern noch zur Leibwache gehören.
2S0 Dr. Pfi zmaier, Die Bevorzugten des Allhalters Hiao-ww.
Tschung-kiün war, als er getödtet ward, etwas über zwanzig
Jahre alt*). Die Zeitgenossen benannten ihn daher, indem sie seinen
Namen veränderten, mit dem Namen
der als Jüngling Verstorbene.
Tschung-tung, d. i.
*) So die Geschichte. Aus dem Erzählten geht jedoch hervor, dass Tschung-kiün in
seinem achtzehnten Lebensjahre nach Tschang-ngan berufen worden und daselbst
im ersten Jahre des Zeitraumes Yuen-scheu (122 vor unserer Zeitr.) eine
Antwort auf die Frage des Himmelssohnes eingesandt hat. Liii-kia tödtete seinen
König und den Gesandten von Han im fünften Jahre des Zeitraumes Yuen-ting
(112 vor unserer Zeitr.). Demnach wäre Tschung-kiün, vorausgesetzt, dass er
auch in dem ersten Jahre des Zeitraumes Yuen-scheu nach Tschang-ngan gekommen,
zur Zeit seines Todes achtundzwanzig Jahre alt gewesen.
251
Gindelv, Zur Geschichte der Einwirkung - Spaniens etc.
SITZUNG VOM 13. NOVEMBER 1861.
Vor gelegt:
Zur Geschichte der Einwirkung Spaniens auf die Papst
wahlen, namentlich hei Gelegenheit der Wahl Leo''s XI. im
Jahre 1608.
Von Anton ftindcly.
Die Bedeutung, welche die Wahl der Päpste im Mittelalter für
Deutschland hatte, ging im XVI. und XVII. Jahrhundert auf Spanien
über. Als Ferdinand der Katholische Neapel seinem Reiche einver
leibt hatte und später Karl V. hiezu noch Mailand fügte, war nicht
blos das Gleichgewicht in Italien, dessen Vertreter seit jeher die
Päpste waren, zerstört, sondern es war die einheimische Herr
schaft durch eine fremde ersetzt, was die Päpste bitterer empfanden
als irgend Jemand in Italien. So oft Franz I. gegen Karl V. losbrach,
konnte er sicher sein, an dem Papste einen offenen oder heimlichen
Freund zu finden und alles was Karl V. und sein Sohn für die Herr
schaft der katholischen Religion in ihren Ländern thun konnten, war
nie und nimmer zureichend, um die Päpste vergessen zu machen,
dass, wo sie sich in Italien hinkehrten, die Spanier sich breitgesetzt
hatten.
Um dieser Feindseligkeit in der Wurzel zu begegnen bemühte
sich Karl, noch mehr aber Philipp II. die Cardinäle für sich theil
durch Pensionen theils durch Präbenden zu gewinnen, um so die
Bildung einer bedeutenden spanischen Partei im Cardinalscollegium
zuwege zu bringen, welche bei allen Papstwahlen grosse Dienste
leisten sollte. Indessen half selbst dies noch wenig, da Frankreich
über dieselben Mittel gebietend, eine eben so starke Partei für sich
252
A. G i n d el y, Zur Geschichte der Einwirkung Spaniens auf die
gewann und die neutralen Cardinäle denselben Impulsen folgten,
von denen die Päpste geleitet waren. So oft irgend ein Papst von
demselben feurigen Eifer geleitet, wie Paul IV. (CarafFa 1555 bis
1559) erklären mochte, dass die Befreiung Italiens eine heilige
Sache sei, so oft erzitterte die spanische Herrschaft in den Grund
vesten.
Die inneren Zwistigkeiten, welche in Frankreich unter den
letzten Königen aus dem Hause Valois ausbrachen und welche
zuletzt zur Herrschaft eines protestantischen Königs in der Person
Heinrich’s IV. zu führen schienen, liessen mit einem Male Spanien
als die einzige Stütze des Katholicismus erscheinen und schon
unter dem klugen Sixtus V. begann Philipp II. in Rom einen so
übermächtigen Einfluss zu gewinnen, dass er mit Recht hoffen
konnte, die künftige Papstwahl nach seinem Willen zu leiten. Dies
war um so nothwendiger, als er die Zwistigkeiten in Frankreich
dazu ausnützte, um auf den Thron mit Hilfe der katholischen Liga
seine eigene Familie zu bringen; seine Macht war jedoch nicht
ausreichend hiezu, wenn nicht der Papst sich ihm mit allen geist
lichen und weltlichen Waffen auf das innigste verband. Schon
Sixtus V. that viel für ihn, lange aber nicht so viel, als er verlangte
und als es nöthig erschien. Als Sixtus starb, hing es von der
Persönlichkeit des neu zu wählenden Papstes ab, ob Frankreich in
das Netz spanischer Politik werde hineingezogen werden oder ob es
seine Selbstständigkeit behaupten werde.
Im Cardinaiscollegium standen sich bei der Wahl nur zwei
Parteien gegenüber, die spanische und die des Cardinais Montalto,
des Neffen Sixtus’ V. Es ist bekannt, dass im XVI. Jahrhundert
der Nepotismus im Kirchenstaat immer noch fortwucherte. Regel
mässig hing die Ausspendung aller Gnaden eines Papstes von einem
seiner Neffen ab, die er mit dem Purpur bekleidet hatte, namentlich
war die Ernennung der Cardinäle so sehr Werk dieses Nipoten,
dass bei der Sedisvacanz sich sämmtliche Cardinäle des letzten
Papstes um ihn schaarten, um der folgenden Wahl einen ihren
Interessen zusagenden Ausschlag zu geben. Diejenigen Cardinäle,
die ihre Ernennung früheren Päpsten dankten und nicht im Solde
einer der katholischen Mächte standen, bildeten die neutrale Partei,
die jedoch in der Regel so klein war, dass sie nicht den Ausschlag
geben konnte, wenngleich regelmässig die Päpste aus ihrer Mitte
Papstwahlen, namentlich bei fielegenheit der Wahl Leo’s XI. im J. 1603. 2 3 3
gewählt wurden. Die französische Partei war in dem Conclave nach
Sixtus’ V. Tode gar nicht vorhanden, oder vielmehr im Interesse
Spaniens, da die katholische Liga in Frankreich im Bunde mit
Philipp II. stand und um diese Zeit über die hohen Würdenträger der
Kirche gebot.
So günstig also die Angelegenheiten für Philipp in dem Con
clave nach Sixtus’ Tode standen, da mit vielem Schein von Recht
seine Anhänger geltend machen konnten, dass er der einzige christ
liche König sei, welcher die Rechte des päpstlichen Stuhles ver
fechte, und so wenig eigentlich die Cardinäle, die unter Montalto’s
Anführung ihm gegenüber standen, andere als persönliche Interessen
verfolgten, nicht im Namen eines grossen Princips oder im Namen
der Freiheit Frankreichs, sondern geleitet von kleinlichen Inter
essen und persönlichen Vortheilen sich ihm entgegenstellten, so
siegte dennoch Montalto und die Wahl des Conclaves, welche die
Person des Cardinais Castagna traf, ging nicht nach Philipp’s
Wunsche vor sich. Indessen war Urban VII., so hiess der neue
Papst, weniger eine Wahl als ein Compromiss unter den Parteien,
denn seine Kränklichkeit liess einen baldigen Tod voraussehen und
dieser traf auch bereits 12 Tage nach der Wahl ein.
Die Cardinäle traten also wieder im Conclave zusammen; die
Parteien standen sich mit denselben Kräften und Absichten wie
früher entgegen. Die Spanier waren jedoch diesmal entschiedener
wie sonst und was auch Montalto thun konnte, es gelang ihm nicht
eine Wahl nach seinem Willen durchzusetzen. Auch gestattete die
lange Dauer des Conclaves, dass PhilippII. von dem TodeUrban’sVII.
benachrichtigt werden und dass er seinen Willen dem Gesandten in
Rom, Grafen Olivarez mittheilen konnte. Er war fest entschlossen,
diesmal die Wahl seinem Zwecke gemäss zu lenken und hiezu
ganz ausserordentlicher Mittel sich zu bedienen.
Um diese Zeit besassen die drei wichtigsten Fürsten der katho
lischen Welt noch nicht das Recht, welches ihnen später gewährt
wurde, besonders missliebigen Cardinälen die Exclusiva bei der
Wahl zu geben. Nichtsdestoweniger übte sowohl Frankreich wie
Spanien eine Exclusiva, wenn auch nicht dem Rechte, so doch der
That nach aus. Nach den Bestimmungen früherer Päpste konnte
ein Papst nur dann als gewählt betrachtet werden, wenn sich zwei
Drittel der im Conclave anwesenden Cardinäle für ihn erklärten.
254 A. G i n d e I y, Zu r Geschichte der Einwirkung Spaniens auf die
Wenn nun die spanische oder die französische Partei mehr wie das
Drittel der stimmenden Cardinäle betrug, so schloss sie durch diese
Stärke jeden ihr missliebigen Cardinal aus. Aber auch selbst in dem
Falle, dass die eine oder die andere Partei nicht so bedeutend war,
so gewann sie stets einige von den neutralen Cardinälen, welche
sich ihr zum Behufe der Ausschliessung verbanden, denn mit der
Zahl der Ausgeschlossenen mehrte sich für die wenigen neutralen
und stets sehr alten Cardinäle die Aussicht, gewählt zu werden. Um
in alle diese Wahlmanöver eine feste Ordnung zu bringen, wählte
bei jedem Conclave der spanische König einen der besonders erge
benen Cardinäle und betraute ihn mit „der Stimme für Spanien“,
wie man dies zu nennen pflegte. Er war hiedurch zum Haupt der
spanischen Partei ernannt, wusste um die Wünsche des Königs und
die, welche dem letzteren dienen wollten, schlossen sich ihm an und
stimmten nach seiner Leitung.
In dem Conclave, welches nach Urban’s VII. Tod zusammentrat,
führte der Cardinal Mendoza die Stimme für Spanien. Diejenigen,
welche die spanische Partei bildeten, waren diesmal so zahlreich,
dass sie mehr als hinreichten, um jedem beliebigen Cardinal die
Exclusiva zu geben und sonach zu hindern, dass Montalto, der an
und für sich über mehrere Stimmen gebot, eine Wahl nach seinem
Wunsche durchsetzen konnte. So viel Mendoza aber auch tlnin und
den neutralen Cardinälen anbieten konnte, so sehr er einzelne Car
dinäle der Partei Montalto's zum Anschlüsse an sich bewegen mochte,
er war eben so wenig im Stande einem bestimmten Candidaten zwei
Drittel der Stimmen zu verschaffen, so dass die Wahl eines Papstes
keine Wahrscheinlichkeit für sich hatte. Je mehr Montalto im frü
heren und gegenwärtigen Conclave einem spanisch gesinnten
Papste sich widersetzt hatte, desto mehr glaubte er Grund zu haben,
in der eingeschlagenen Richtung auszuharren, um sich nicht dem
Übelwollen des künftigen Herrn preiszugeben.
In diesem Zustande waren die Angelegenheiten des Conclaves,
als von Philipp II. verschärfte Weisungen für Olivarez eintrafen,
die Wahl im Sinne Spaniens zu beeinflussen. Es genügte diesmal
dem Könige nicht, durch seine Anhänger jeden missliebigen Cardi
nal auszuschliesseri; für den Feldzug den er mit der katholischen
Liga gegen Heinrich IV. unternehmen wollte, brauchte er einen
Papst, der ganz in seine Anschauungsweise einging. Was für einen
Papstwahlen, namentlich hei Gelegenheit der Wahl Leo’s XI. im J. 1605. 235
Papst er haben wollte, deuteten seine Instructionen immer in den
Worten an: „Wir brauchen einen eifrigen, heiligen Papst, der allein
auf das Wohl der Kirche denkt. Derjenige, der also der beste für
die Kirche ist, ist auch der beste für uns“. Wenn wir diesen ganz
erbaulichen Worten ihr diplomatisches Kleid ausziehen, so heissen
sie ungefähr so viel, als: Spanien braucht jetzt einen eifrigen Papst,
der für nichts anderes Augen hat als für die Gefahr, dass Frankreich
in die Hände eines protestantischen Königs fallen könnte, und der
desshalh kurzsichtig genug sein dürfte, unsere sonstigen Absichten
nicht zu merken und mit uns durch Dick und Dünn zu gehen.
Um einen solchen Papst der Kirche zu geben, beschloss dies
mal Philipp nicht blos die Exclusion, sondern auch die Inclusion,
wie er dies nannte, auszuüben. Fünf Cardinäle, welche seit langem
dem spanischen Interesse ergeben schienen und von denen er
erwartete, dass sie in Bezug auf Frankreich alles thun würden, was
er verlangte, wurden von ihm namentlich als diejenigen bezeich
net, deren Wahl ihm angenehm wäre, und um durch diese geringe
Zahl die Überraschung nicht zu sehr wach zu rufen, fügte er diesen
noch zwei andere Namen zu, aber derart beschaffen, dass er nicht
ihre Wahl befürchten zu müssen glaubte. Mendoza erklärte rund
weg im Conclave, dem Könige von Spanien sei nur mit einem von
den sieben Cardinälen gedient, und erverlange, dass sich dieStimmen
auf einen derselben eoncentriren. Dem Cardinal Montalto wurde es
überlassen, einen aus diesen sieben zu bezeichnen, dessen Wahl,
sobald sich die spanische Partei und die Montalto’s vereinte, unzweifel
haft war.
Der Cardinal Montalto war aber fest und trat den Anträgen der
Spanier mit einem ähnlichen entgegen. Er schlug fünf Cardinäle
seiner Partei vor und forderte Mendoza auf, einen aus ihrer Mitte
zu bezeichnen, welcher der künftige Papst sein sollte. Dies hatte
eben so wenig eine Wirkung wie der andere Vorschlag. Montalto’s
Unnachgiebigkeit wurde indessen fortwährend durch Anhänger des
Grossherzogs von Toscana und des Herzogs von Mantua genährt,
welche Fürsten zwar nur sehr wenige aber desto ergebenere
Anhänger im Conclave zählten und die nur mit Schrecken den
Moment herankommen sahen, wo die spanische Macht in Italien
nicht blos in Mailand und Neapel, sondern im Vatican selbst tonan
gebend sein sollte. Obwohl durch strenge Kirchenstrafen jede Ein-
256 A. Gindel y, Zur Geschichte der Einwirkung: Spaniens auf die
flussnabme von aussen auf die im Conclave versammelten Cardinäle
seit langem verboten war, so kehrten sieh die Agenten dieser
Fürsten nur wenig daran und verkehrten ununterbrochen mit dem
Innern des Conclaves so viel, als ihnen nöthig schien.
Die Partei Spaniens wurde indess durch einen Ankömmling,
denjenigen Cardinal nämlich, welcher als Nuntius in Frankreich
bisher thätig gewesen und zur Wahl nach Rom gekommen war, ver
stärkt. Vor seinem Eintritte in das bereits seit einigen Wochen
versammelte Conclave hatte Olivarez und der zweite spanische Ge
sandte in Rom, der Herzog von Sessa, eine lange Conferenz mit ihm,
worin sie ihm die Nothwendigkeit auseinandersetzten, dass der
künftige Papst vornehmlich mit Rücksicht auf die französischen Wirren
gewählt werden müsse. Der Nuntius, welcher im Interesse der Liga
eben in Frankreich gewirkt hatte, war den spanischen Einflüste
rungen zugänglicher wie irgend Jemand, da sie mit seiner eigenen
Überzeugung zusammentrafen und versprach die besten Dienste im
Conclave. Allein selbst der Eintritt dieses Cardinais trug nicht die
gewünschten Früchte und alle Tage wurde Olivarez durch die Nach
richt alarmirt, dass dieser oder jener Cardinal gewählt worden, der
antispanisch gesinnt sei. Bisher hatte er sich selbst jeder Correspon-
denz mit den im Conclave befindlichen Cardinälen enthalten und in
dieser Beziehung handelte er im Einverständnisse mit den Befehlen
seines Herrn, der die Kirchengebote beobachtet wissen wollte. Allein
er kannte seinen Herrn zu gut um nicht zu wissen, dass es ihm
dieser höchlich verübeln würde, wenn er nicht unter irgend einem
plausiblen Vorwände diese Gebote zu umgehen suchen würde, sobald
es der Zweck erheischte. Als er also von dem Widerstande Montal-
to’s im Conclave sichere Kenntniss hatte, eine Kenntniss die ihm
indirect zukam, und auch von dem Zusammenhänge erfuhr, in dem
ununterbrochen der Herzog von Mantua wie der Grossherzog von
Toscana mit dem Conclave standen, rief er einen römischen Theo
logen zu sich und legte ihm die Frage vor, ob er in Rücksicht auf
den heiligen Zweck seines Königs in Zusammenhang mit dem Con
clave treten könne, ohne Gefahr zu laufen, von den betreffenden
Censuren getroffen zu werden. Der gerufene Theolog beschwich
tigte seine Scrupel und erklärte, er dürfe mit dem Conclave in
geheime Verbindung treten, und mehrere andere, denen die gleiche
Frage vorgelegt wurde, schlossen sich derselben Meinung an.
Papstwahlen, namentlich hei Gelegenheit der Wahl Leo's XI. im J. 1603. 257
Olivarez hatte nun länger keine weiteren Zweifel und mit Hilfe eines
der Diener im Conclave, Grota, stärkte er nicht nur die Ausdauer
der Spanier, sondern bedrohte und köderte zu gleicher Zeit Mont
alto, der der Gunst des Königs sicher sein könne, wenn er ihm in
einer so wichtigen Angelegenheit dienen werde. Montalto, der nun
fast zwei Monate vergeblich eine Wahl in seinem Sinne durchzu
setzen gesucht hatte, begann zu schwanken. Die Wünsche Philipp’s
empfahlen sich am Ende seiner Berücksichtigung von einer doppelten
Seite; sie bezweckten augenscheinlich ein energisches Auftreten
gegen die französischen Protestanten, also wie es scheinen konnte
das Wohl der Kirche, und andererseits fürchtete er bei einem länger
dauernden Conclave für sein persönliches Interesse. Im ganzen
Kirchenstaat war nämlich die schlimmste Anarchie ausgebrochen;
Alfons Piccolomini, Anführer organisirter Räuberbanden, hatte sich
des gesamrnten Landes bemächtigt, und man fürchtete bereils, dass
er sogar Rom angreifen werde. In der Stadt selbst war die Noth des
Volkes durch Mangel an Getreidezufuhr auf das Höchste gestiegen
und die Verwünschungen gegen die Familie Montalto, der man die
Übel zur Last legte, wurden immer lauter. Er gab zuletzt nach und
bequemte sich unter den von Spanien vorgeschlagenen Candidaten
den Cardinal Sfondrato als denjenigen zu bezeichnen, den er seiner
Partei anempfehlen wolle. Arn 5. December 1S90 ward dieser all
gemein als Papst anerkannt und bestieg unter dem Namen Gregor XIV.
den päpstlichen Thron.
So hatte Philipp II. durch das Mittel der Inclusion, vornehmlich
aber durch die compacte Stärke seiner Partei einen Papst seines
Willens durchgesetzt. Es ist bekannt, welche Dienste ihm Gre
gor XIV. leistete und wie viel Ursache er batte, seinen frühen Tod
zu betrauern. Sein Nachfolger Innocenz IX. wurde unter denselben
Einflüssen gewählt (1S91) und war einer von den fünfen, deren
Wahl das Jahr vorher Philipp II. gewünscht hatte. Nach seinem
schon nach zwei Monaten erfolgten Tode wurde Cardinal Aldobran-
dini zum Papste gewählt, der zwar nicht zu den besonderen Ver
trauten gehörte, aber dennoch auch nicht übel von Spanien ange
sehen war. So lange Heinrich IV. nicht zu der katholischen Kirche
übertrat, konnte auch Clemens VIII,, so liiess der neue Papst, nicht
anders als den Fussstapfen seiner Vorfahren folgen, sobald aber dies
Hinderniss beseitigt war, zeigte er bald genug, dass er sowohl genug
258 A. Gindely, Zur Gesehiehle der Einwirkung Spaniens auf die
staatsmannischen Blick besass, um die Handlungsweise Philipp’s II.
in ihrem rechten Lichte zu beurtheilen, als auch, dass ein so hohes
Amt wie das seine, mit Nothwendigkeit ihn zur Unparteilichkeit
nöthigte und über die kleinlichen Interessen, denen er sich als Car
dinal hingeben mochte, das Übergewicht erlangte.
Das Pontificat Clemens’ VIII. dauerte 13 Jahre und man gewann
in Rom wie in Spanien genug Muse, während dieser Zeit die Vor
gänge bei der Wahl Gregor’s XIV. etwas genauer zu erwägen. In
Rom setzte sich gegen die von Spanien ausgeübte Inelusion vor allem
ein tiefer Unwille fest. Die Cardinäle fanden sich zunächst in ihrem
Interesse verletzt; denn war es nicht der spanische König, der von
nun an die Tiara vergeben wollte? Die Theologen aber, die doch
bei einer Angelegenheit dieser Art mitzureden hatten, fanden, dass
die Handlungsweise der spanischen Könige, welchen Schein sie auch
immerhin anzunehmen beliebe, unbedingt alle diejenigen Qualifica-
tionen an sich habe, welche durch eine Bulle Paul’s IV. mit Kirchen
strafen bedroht sei. Sie erklärten, dass der König namentlich in
folgenden Fällen eine schwere Sünde begehe:
1. Indem der König durch seinen Gesandten erklären lasse,
dass er die Wahl eines bestimmten Cardinais wünsche, thue er der
freien Wahl Gewalt an, denn die ihm ergebenen Cardinäle fürchten
durch eine missliebige Wahl in seine Ungnade zu fallen.
2. Indem der König einen bestimmten Cardinal von der Möglich
keit gewählt zu werden ausschliesse, füge er der Kirche einen
grossen Schaden zu, denn die Ausschliessung treffe mitunter Männer,
welche die meiste Fähigkeit zur Regierung der Kirche besässen.
3. Indem der König den Cardinälen seiner Partei Pensionen
gebe und Versprechungen aller Art denselben mache, alles zu dem
mehr oder weniger deutlich ausgesprochenen Zwecke, die Papst
wahl nach seinem Willen zu lenken, mache er sich in einer gewissen
Beziehung des Lasters der Simonie schuldig, denn die Stimme hei
der Papstwahl zu geben, sei eine geistliche Angelegenheit und er
gewinne auf sie thatsächlich durch Geschenke Einfluss.
Nach der Meinung dieser Theologen trafen die Kirchenstrafen
wegen solcher Vergehen nicht hlos den König, sondern auch den
Gesandten in Rom als das vorzüglichste Werkzeug desselben. Der
Herzog von Sessa, der zuerst neben Olivarez und dann allein das
spanische Interesse in Rom vertrat, schien von diesen Bemerkungen
Papstwahlen, namentlich hei Gelegenheit der Wahl Leo’s Xf. im J. 1605. 259
getroffen zu sein und äusserte seine Gewissensscrupel. In Spanien,
wo man zwar Lust hatte Alles zu thun, was der eigene Vortheil
erheischte, aber doch für Alles einige theologische Gründe haben
wollte, waren kaum diese Einwürfe und diese Scrupel bekannt, als
inan die gesammte Angelegenheit einigen Theologen zur reiferen
Erwägung zu überweisen beschloss. Es scheint nicht, dass man hei
der Wahl blos den Zufall walten liess, denn unter den drei beru
fenen fand sich neben dem Fray Juan Vincencio, Generalvicar des
Dominicanerordens und dem Jesuiten Jusepe de Acosta auch noch
Francisco Peila, Auditor bei der Rota, derselbe welcher dem Grafen
Olivarez bei seiner Verlegenheit mit dem theologischen Gutachten
aushalf, dass er nämlich trotz Bullen und Censuren mit dem Con-
clave in Verbindung treten dürfe.
Am 15. Februar 1594 versammelten sich diese drei genannten
Personen in Rom in einem Kloster und hielten eine lange Berathung
über die obigen drei theologischen Sätze, welche das Verfahren
der spanischen Könige verdammten. Nach vielen Erwägungen fassten
sie folgende Gegenbeschlüsse:
1. Die katholischen Fürsten können über die Wahl der Päpste
sede vacante mit den Cardinälen unterhandeln, zwar nicht in befeh
lender lind zwingender Weise, aber durch Unterhandlung und Auf
forderung, dass diese einen solchen Papst wählen, der nicht blos
der Kirche, sondern auch ihren Völkern Zusage.
2. Um zu diesem Zweck zu gelangen, ist es katholischen
Fürsten gestattet, die Inclusion und Exclusion auszuüben, doch nur
unter der Bedingung, dass Niemand eingeschlossen werde, der nicht
der Wahl würdig sei, und Niemand ausgeschlossen, der für die
Leitung der Kirche der passendste zu sein scheine. Erlaubt ist es
also, auszuschliessen den oder die Cardinäle, welche, obwohl zur
Leitung der Kirche für fähig gehalten, aus gewichtigen Gründen
für Feinde Spaniens angesehen werden, wofern solche eingeschlossen
werden, die den Ausgeschlossenen an Fähigkeit nicht nachstehen.
3. Um den Willen der Cardinäle zu diesem Ende sich geneigt
zu machen, ist es gestattet, die Cardinäle durch ehrbare Mittel, wie
da sind Pensionen, Gnadenbewilligungen und andere Vortheile zu
gewinnen, wofern mit Ertheilung derselben kein förmlicher Vertrag
verbunden wird und den Cardinälen ihre Freiheit hei der Wald
belassen bleibe.
Sitzb. d. phil.-hist. CI. XXXVIII. Bd. II. Hft.
18
260 A. Gin de ly, Zur Geschichte der Einwirkung Spaniens auf die
Im Grunde genommen haben die Theologen der einen wie der
andern Seite Recht, wenn man die Voraussetzungen in Erwägung
zieht, von denen sie bei ihren Schlussfassungen ausgingen. Die
ersteren setzten voraus, dass der König von Spanien und jeder
andere Monarch zu sehr befangen von eigenem Vortheil sei, als
dass er bei der Wahl einen andern Einfluss ausüben könne als
jenen, den die päpstlichen Bullen verpönen. Und in dieser Annahme
hatten sie, wie die Erfahrung lehrt, ganz entschieden Recht. Die
letzteren gefielen sich in der Annahme einer förmlich nur auf das
Beste der Kirche gerichteten Stimmung der spanischen Könige und
vergassen, dass, wenn nicht schon die Geschichte das Gegentheil
lehrte, auch das Studium des eigenen Herzens dafür den Beweis
liefere.
Philipp II. begnügte sich mit diesem Gutachten noch nicht,
sondern übergab die gesammte Angelegenheit nochmals zur Be-
rathung und betraute diesmal damit seinen eigenen Beichtvater
Fray Diego de Yepes, den Beichtvater seines Sohnes Fray Gaspar
de Cordova und den schon an der früheren Berathung betheiligt
gewesenen Jesuiten Jusepe de Acosta. Die Genannten versammelten
sich in Madrid im Kloster des heil. Hieronymus und gaben nach
zwei Sitzungen (am 5. und 10. Juni 1598) ihre Meinungen in fol
genden Sätzen kund:
1. Der König kann erlaubterweise auf die Papstwahl einwirken
und dafür sorgen, dass jener Cardinal erwählt werde, der seinen
Interessen Zusage.
2. Zu dem besagten Zwecke kann der König sowohl von der
Inclusion wie von der Exclusion Gebrauch machen.
3. Bei der Inclusion ist jedoch darauf zu sehen, dass der wür
digste Cardinal mit eingeschlossen werde und sollte dieser gleich
wohl den Interessen des Königs nicht Zusagen, so darf derselbe
nicht sein eigenes Interesse dem der Kirche vorziehen.
4. Bei übrigens gleicher Tauglichkeit mehrerer Cardinäle für
das Regiment der Kirche kann der König mit gutem Gewissen den
jenigen vorziehen, der seinen Interessen am meisten zusagt, um so
mehr, da gegenwärtig, wie es notorisch sei, die Macht der Christen
heit, die Sicherheit des Glaubens und der Religion von der Bedeu
tung der spanischen Krone abhängig sei, so dass, wer dieser am
meisten Zusage, eigentlich auch für die Kirche am besten tauge.
Papstwahleu, namentlich bei Gelegenheit der Wahl Leo’s XI. im J. 1605. 261
5. Von der Exclusion darf kein würdiger Cardinal betroffen
werden, wobei der König vorsichtiger als bei der Inclusion zu
Werke gehen müsse, denn seine Macht reichte hin, jeden beliebigen
Cardinal auszuschliessen, während jene Cardinäle, die von ihm nicht
eingeschlossen werden, desshalb noch nicht der Möglichkeit beraubt
sind gewählt zu werden.
6. Es dürfen also mit Sicherheit nur jene ausgeschlossen
werden, von denen mit Grund angenommen werden kann, dass sie
der Kirche schaden würden.
7. Den Cardinälen Pensionen zu geben und Versprechungen zu
machen, um ihren Willen zu gewinnen, ist bei einem guten Zweck
erlaubt, doch soll sich der König dieses Mittels früher und nicht erst
sede vacante bedienen, denn thut er dieses so spät, so hat die Ver
leihung etwas vom Schein eines Vertrages, der nicht gestattet ist.
8. Um in dieser Angelegenheit ganz sicher zu gehen, ist es
nöthig, dass der Gesandte in Rom genau von den Intentionen des
Königs und von den Bedingungen unterrichtet sei, unter denen ein
Einfluss auf die Wahl gestattet ist und, um von den Gaben an die Car
dinäle jeden Verdacht zu entfernen, hat der Gesandte denselben
ausdrücklich zu eröffnen, dass der König damit keine Bestechung
ausiiben und ihr Gewissen in keiner Weise bei der Wald bedrücken
wolle.
Es macht einen komischen Eindruck und verräth besser als
alles andere die eigentliche Tendenz Philipp’s II., dass er, als ihm
das Gutachten übergeben wurde, an keinem anderen Puncte Anstoss
nahm, als an dem achten, worin verlangt wird, der Gesandte habe
den Cardinälen „ausdrücklich“ (expresamente) zu eröffnen, dass
er ihr Gewissen bei der Wahl nicht bedrücken wolle. Der König
meinte, es genüge, wenn man den Cardinälen hei Ertheilung von
Pensionen sage, man verlange von ihnen durchaus nichts, was gegen
ihr Gewissen sei, ohne dabei ausdrücklich der Papstwahl zu
erwähnen. Welches kindische Spiel mit Worten! Denn, so meinte
Philipp, wenn man ausdrücklich der Papstwahl erwähne, so gebe
man dadurch den schlechtgesinnten Cardinälen Anlass, unter dem
Scheine, als folgten sie ihrem Gewissen, ihren eigenen Vortheil
im Auge zu haben und bei der Wahl das Interesse des Königs und
alle Furcht (temor) ihm zu missfallen ausser Acht zu setzen. Mit
dieser Bemerkung wies der König die genannten Theologen an, den
ia*
262
A. Gindely, Zur Geschichte der Einwirkung 1 Spaniens auf die
Gegenstand nochmals zu berathen und zu erwägen, ob nicht der
anstössige Punct nach seinem Wunsche geändert werden könne.
Aber seihst auf diese Aufforderung hin glaubten die drei Theologen
ihre Meinung nicht ändern zu dürfen, sondern hielten die ausdrück
liche Erwähnung der Papstwahl für nothwendig, um so mehr, mein
ten sie, da die gutgesinnten Cardinäle durch eine so offene Sprache
nur in ihrem Eifer bestärkt würden, einem so frommen Könige zu
dienen, die schlechtgesinnten aber in der allgemein lautenden Formel
genug Veranlassung finden werden, sie auf die Papstwahl zu beziehen
und hei derselben nach Belieben vorzugehen.
In Folge dieser beharrlichen Meinung der Theologen wurde,
wie es scheint, der Beschluss gefasst, den Cardinälen bei Erthei-
lung von Gnaden das zu sagen, was hier als nothwendig angesehen
ward. Kurze Zeit nach dieser Beschlussfassung starb Philipp II.
und sein Nachfolger Philipp III. wies dieselbe Angelegenheit noch
mals einer Junta zur Berathung zu, in welcher diesmal nicht hlos
Geistliche sondern auch Laien vertreten waren, sie bestand nämlich
aus Don Juan Idiaquez, dem Grafen von Miranda, dem Cardinal von
Sevilla und Fray Gaspar de Cordova. Dieselbe liess sich alle Gut
achten und Bedenken vorlegen, von denen so eben die Rede war,
erwog die päpstlichen Bullen, welche die Papstwahl zum Gegen
stände haben, und namentlich eine von Paul IV., welche ausdrücklich
Jedermann verbietet, hei Lebzeiten des Papstes über seinen Nach
folger zu verhandeln und fasste folgende Beschlüsse:
1. Dass es nicht nöthig sei, bei Ertheilung von Pensionen und
Gnaden an die Cardinäle ausdrücklich zu erwähnen, dass man ihre
Freiheit bei der Papstwahl nicht beschränken wolle.
2. Dass der König schon bei Lebzeiten des Papstes und nicht
erst sede vaeante über die Exclusion untauglicher Cardinäle die
nöthigen Schritte thun dürfe.
3. Dass der König sede vaeante die Inclusion bei der Wahl
ausühen und darnach seine Anhänger instruiren dürfe.
Mit dieser Entscheidung erklärte sich Philipp III. einverstanden
und sie wurde dem Herzog von Sessa, dem Gesandten in Rom zur
Darnachachtung mitgetheilt, damit er schon jetzt vorbereite, was
vorzubereiten nöthig sei.
In den Entscheidungen und Beralhungen des spanischen Staats
ratlies wird immer das vornehmste Gewicht auf die Frömmigkeit der
Papstwahlen, namentlich hei Gelegenheit der Wahl Leo’s XI. im J. 1603. 263
spanischen Könige gesetzt, stets angenommen, dass ihr ganzer Einfluss
auf nichts anderes als auf das Beste der Kirche gerichtet sei, und aus
diesem das Recht auf die Einflussnahme abgeleitet. Gewiss, wenn der
Eifer redlich ist und seinen Ursprung in einer uneigennützigen Stim
mung hat, so ist er nach dem Sinne aller Kirchengesetze berech
tigt und darnach kann jedes Glied der katholischen Kirche nicht
minder wie der König von Spanien einen Einfluss auf die Wahl aus
zuüben trachten, durch alle Mittel welche nicht verwerflich, sondern
eben so lauter sind wie der Zweck. Geht es aber nicht aus allen diesen
Berathungen gleichsam hervor, als habe in Spanien der Glaubens
satz gegolten, die kirchlichen Interessen fänden nur im Cabinete des
Königs ihre wahre Vertretung und es sei eine bedauerliche Institu
tion , dass die Papstwahl durch die Cardinäle und nicht durch den
spanischen König zu geschehen habe? Diese ganze sorgsame ßera-
thung, wie man auf die Papstwahl Einfluss üben könne, um nicht
durch den Wortlaut der Kirchengesetze getroffen zu werden, dieses
sorgsame Schmiegen und Wenden, um nicht den Buchstaben zu ver
letzen, nachdem man gegen den Geist ununterbrochen zu sündigen
im Begriffe ist, zeigt sich in seiner ganzen Lächerlichkeit und
Erbärmlichkeit, wenn man sich etwas näher die Art ansieht, wie die
Inclusion und wie die Exclusion geübt wurde und welche Eigen
schaften man in einem Cardinal suchte, der angeblich dem Interesse
der Kirche am meisten Zusagen und dem der spanischen Krone nicht
nahetreten sollte.
Karl V. hatte harte Kämpfe mit jenen Päpsten zu bestehen,
welche thatkräftiger Natur waren, und dies führte ihn zu dem
Ausspruche: Ich will lieber einen alten Papst zum Feind als einen
jungen zum Freund haben. Ein lebensüberdrüssiger, nach nichts
wie nach Ruhe sich sehnender Mann, der so viele Verwandten hatte,
um durch sie von fremder Gunst abzuhängen, das war in vollem Ernst
das spanische Ideal eines Papstes. Die spanischen Könige fühlten
sich in zwei Seiten verwundbar, in ihrem italienischen Besitz und
in der geistlichen Gerichtsbarkeit in ihren Reichen. Man weiss es,
alle Päpste des XVI. Jahrhunderts hatten sich gegen den ersteren
erklärt; die thatkräftigen und herrschsüchtigen wie Clemens VII. und
Paul IV. verbanden sich mit Frankreich, um mit dessen Hilfe die
Spanier zu vertreiben, die frommen, wie Pius V. und Gregor XIII.
versäumten nicht die Gelegenheit um dem spanischen Könige es als
264 A. Gin de ly, Zur Geschichte der Einwirkung - Spaniens auf die
eine Gewissenspflicht hinzustellen, sieh des neapolitanischen Reiches
als eines unrechtmässigen Besitzes zu entäussern und diese Zu
sprüche verursachten in Spanien weit tieferen Arger, als wenn der
Papst selbst mit einem Heere zur Eroberung Neapels ausgerückt
wäre. Wasweiter dievon dem Papste behaupteten geistlichen Rechte
betrifft, so standen sie fast überall mit den Forderungen des Königs
in Widerspruch. Es war nun allerdings die Zeit gekommen, dass
der weltliche Arm über den geistlichen einen vollen Sieg davonzu
tragen bestimmt war, aber am Ausgange des XVI. Jahrhunderts
standen die Angelegenheiten doch so, dass der Papst mit dem König
von Spanien um viele Rechte einen um so gefährlicheren Kampf
beginnen konnte, als in Spanien alles auf die angeblich innigste
Übereinstimmung mit der Kirche, auf den ergebensten Gehorsam
gegen den Papst gegründet war. Spanien, das um der Niederlande
willen all seine Kraft verschleuderte, war entschieden nicht im
Stande einem Kampfe zu begegnen, den die Feindseligkeit des
Papstes heraufbeschwören mochte. Aus diesen Gründen wünschte
man also in Spanien einen alten Papst, der ein Feind aller Neue
rungen in den politischen wie in den kirchlichen Verhältnissen nichts
ändern würde, einen Papst von gewöhnlichen Verstandesgaben und
durchaus nicht von allzu grosser Frömmigkeit, kurz, man fürchtete
sich vor jedem Übermass, nach welcher Seite hin immer, weil man
sich keine Kraft für ungewöhnliche Verhältnisse mehr zutraute. Und
weil man wusste, dass Verwandtenliebe oft die tüchtigsten Männer
bethöre und zu schmählicher Sclaverei herabwürdige, wünschte man
einen Papst, (der viele Nepoteri habe, denen Spanien wegen seiner
italienischen Besitzungen die mannigfachsten Gunstbezeugungen
ertheilen und durch deren Gewährung und Verweigerung es den
Papst gleichmässig binden könnte.
So war also der angeblich beste Papst beschaffen: alt, schwachen
Verstandes, gerade nicht übermässig fromm, mit vielen Neigungen
behaftet aber nicht für die Kirche sondern für die Welt. Der Jesuit
Acosta wusste wohl wenig von Staatsgeschäften, aber Fray Diego de
Yepes und Fray Gaspar de Cordova, w'elche stets den Sitzungen des
Staatsrathes beiwohnten, wie dies bei den spanischen Beichtvätern
immer der Fall war, waren keine Neulinge in Staatsgeschäften und
hörten mehr wie einmal, wie man sich über die Eigenschaften,
w'elche den künftigen Papst nicht zieren sondern nur verunstalten
Papstwahlen, namentlich hei Gelegenheit der Wahl Leo's XI. im J. 160». 265
konnten, beriet, und es wäre also einigermassen befremdend, wie sie
in dem Gutachten so entschieden Inclusion und Exclusion empfehlen
konnten , wüsste man nicht, wie in Behandlung der Staatsgeschäfte
oft die Wahrheit des Urtheils verloren geht.
Clemens VIII. hatte im Jahre 1591 den päpstlichen Thron be
stiegen und alle die Berathungen pflegten sich Jahr für Jahr zu
wiederholen. Es ist unglaublich in wie ununterbrochener Weise man
an den europäischen Höfen daran dachte, dem jeweiligen Papste
einen Nachfolger zu geben. Die Politik anderer Staaten war nach
dem Familieninteresse bestimmt und von dem jeweiligen Herrscher
hing es ab, ob es mit Energie oder schwach vertreten wurde, ver
folgt wurde es aber stets, und so lag wenig an der Person selbst.
Bei den Päpsten jedoch ward ein Familieninteresse oft durch ein
entgegengesetztes ersetzt und so hing die politische Richtung der
Päpste nur mit ihrer Person zusammen. Streng genommen schien
dies nur so, denn blicken wir zurück, so sehen wir die Päpste fast
stets dasselbe Interesse verfechten, aber die in der Mitte der Ereig
nisse stehenden schwankten zwischen Furcht und Hoffnung. So oft
also ein Papst bettlägerig war, einen Anfall von Husten bekam,
etwas schlechter wie gewöhnlich aussah — und wie oft dies bei
Männern, die regelmässig älter als 70, häufig über 80 Jahre alt
waren, der Fall war, lässt sich denken — so oft duckten sich die
Staatsräthe von Madrid und Paris zusammen und erörterten die
Papstwahl. Von Jahr zu Jahr kam von den betreffenden Gesandten
oder von irgend einem Spürer eine genaue Charakteristik aller Car-
dinäle an die betreffenden Höfe mit Angabe ihres Alters, ihrer Ver
bindungen, ihrer Bildung, ihres Vermögens, ihrer Neigungen, ihrer
Vergangenheit und man raisonnirte und debattirte über die Möglich
keiten und Wahrscheinlichkeiten, welche sich in der Zukunft
boten.
Es wird unsere Leser also nicht wundern, dass man während
des 13jährigen Pontificats Clemens’ VIII. mindestens 26 Mal in
Madrid im Vorhinein die Inclusion und Exclusion ausübte, die Gut
achten Acosta's, Yepes' und Cordova’s hervorzog, las, erweiterte
und sich darüber nochmals beriet, ob man doch nicht noch gar zu
scrupulös sich von der Einmischung in die Papstwahl enthalte und ob
man dieser oder jener Bulle unter einer bestimmten Annahme und
bei dem stets löblichen Zwecke nicht eine andere Deutung geben
266
A. G i n d e 1 y, Zur Geschichte der Einwirkung- Spaniens auf die
könne und so den Kircheneensuren nicht blos pro foro externo son
dern auch interno entgehe.
Gegen das Ende des Jahres 1604 bestand das Cardinalscolle-
gium vollständig aus 70 Mitgliedern. Von diesen dankten 26 ihre
Ernennung früheren Päpsten, 44 aber Clemens VIII. Von den 26
waren die meisten von Sixtus V. (Montalto) und Gregor XIV. (Sfon-
drato) zum Cardinalat berufen worden und diese schaarten sich
demnach um ihre Nipoten, die Cardinäle Monlalto und Sfondrato.
Von den 44 Cardinälen Clemens’ VIII. waren 15 auf Ansuchen ver
schiedener katholischer Fürsten ernannt worden und folgten also
deren Interesse; von den übrigen 29 war Cardinal Aldobrandini der
Nipote des Papstes und sonach das Haupt dieser ganzen Schaar, die
allein seiner Vermittlung ihre Ernennung zu danken hatte und deren
Interessen identisch mit den seinen waren. Die Fürsten zählten
ihre Anhänger theils unter den Cardinälen, welche ihnen ihre Ernen
nung dankten, theils unter jenen , welche von früheren Päpsten her
stammten und die sich desshalb nicht so fest an die noch lebenden
Nipoten gebunden fühlten und einzeln beliebige Allianzen mit Frank
reich und Spanien eingingen. Mit den Cardinälen, welche ihre Er
nennung dem letzten Papste zu danken hatten, pflegten die Fürsten
keine Einverständnisse zu unterhalten, da dieselben in zu starker
Abhängigkeit vom Nipoten sich befanden und nicht frei über sich
verfügen konnten. Es kam also alles darauf an, diesen selbst zu
gewinnen. Gewannen die Spanier oder Franzosen Aldrobandini mit
seinem Anhänge und verbanden sie mit diesem die schon früher
gewonnenen Cardinäle, so konnten sie sicher sein einen Papst nach
ihrem Belieben zu wählen.
Die Maximen, welche bei den Cardinälen selbst nach und nach
über die Papstwahl sich geltend gemacht hatten, bestanden in die
sem: Vor Allem wählte man gern einen Cardinal, der das
70. Lebensjahr überschritten hatte, denn viele mochten durch ein
allzulanges Pontilicat die Aussicht zu demselben zu gelangen sich
nicht verdunkeln. Selten wählte man Cardinäle unter 70 Jahren und
noch seltener unter 60, solche welche zwischen 50—60 Jahre alt
waren, wurden in spanischer Ausdrucksweise junge Bursche (mozo)
genannt. Weiter wählte man keinen der Cardinäle, welche dem
letzten Papste ihre Erhebung dankten, denn gegen eine solche
Wahl stemmten sich mit aller Festigkeit die älteren Cardinäle.
\
Papstwahlen, namentlich bei Gelegenheit der Wahl Leo’s XI. im J. 1605. 267
Im Conclave selbst pflegte der Vorschlag zur Wahl dieses oder jenes
Cardinais von der stärksten Partei also in der Regelvon dem Nepoten
des letzten Papstes auszugehen. Dieser be.zeichnete einen Cardinal
der Gegenpartei als jenen, der ihm und seinen Anhängern genehm
wäre und wenn der Bezeichnete unter seiner Partei genug Anhänger
zählte, so ging seine Wahl bald durch. Weil sich aber zu viele
und zu verschiedenartige Interessen kreuzten, so kam es nicht so
schnell zu einer Einigung und es. gingen Wahlen durch, welche
gegen die hier aufgestellten Regeln verstiessen. Zur Zeit des Tri-
dentiner Concils, als die katholische Welt laut nach einem frommen,
reformfreundlichen Papst rief, konnten die Cardinäle diesem Drucke
nicht ausweichen und wählten Männner wie Pius IV. und V. und
Gregor XIII., welche durch ihre exemplarische Frömmigkeit und
entsagende Lebensweise neues Leben der Kirche einflössten. Diesen
Zeiten edler Entsagung und rücksichtsvoller Nachgiebigkeit gegen
das allgemeine Bedürfniss von Seite der Cardinäle folgten aber
w'ieder andere, in denen ihre Handlungsweise vorherrschend vom
persönlichen Interesse iufluenzirt wurde.
Cardinal Aldrobandini, Nipote Clemens’ VIII., der, wie erwähnt
wurde, über einen sicheren Anhang von 28 Stimmen gebot und so
nach der Papstwahl eine beliebige Wendung geben konnte, war
schon bei Lebzeiten seines Oheims der Gegenstand unausgesetzter
Aufmerksamkeit für Spanien und Frankreich. Lange Zeit schien er
für letzteres gestimmt zu sein, hatte doch auch die Politik seines
Oheims eine den Franzosen freundliche Richtung. Die Franzosen
vergalten aber in armseliger Weise die geleisteten Dienste und so
fand denn zuletzt eine Annäherung zwischen Aldrobandini und dem
Herzog von Escalona, dem neuen spanischen Gesandten in Rom Statt,
welche zu einem förmlichen Vertrage führte. Aldrobandini leistete
einen Eid, durch welchen er sich verpflichtete, bei der künftigen
Wahl diejenigen Personen auszuschliessen, welche ihm von Spanien
bezeichnet würden, und neben diesem Eid gab er das Versprechen
ah, dass er die Wahl eines von den Cardinälen begünstigen wolle,
welche der König wünsche. In seinen Versicherungen wurde er so
feurig und nahm den Schein eines so unermüdlichen Eifers an, dass
er hoch und tlieuer versicherte, seinen eigenen Bruder bei der Wahl
auszuschliessen, wenn er Spanien irgend wie missliebig wäre. Die
Wünsche Philipp's III. waren ihm übrigens kein Geheimniss, son-
268 A. Gindely, Zur Geschichte der Einwirkung Spaniens auf die
dern wurden ihm mitgetheilt. Man wünschte von Seite Spaniens,
dass die Wahl einen von 6 namentlich bezeichneten Cardinäleu,
darunter Como, Sauli und Salviatti treffe. Die Exclusiva gab man
offen den Cardinäleu Verona, Medicis und Arrigoni. Man wünschte
nicht die Wahl Salviatti’s, aber da er einer der bedeutendsten Car-
dinäle war, wollte man ihn nicht beleidigen und schloss ihn in die
Liste der gewünschten ein, indem man hoffte, durch geheime
Manöver seine Ausschliessung bewirken zu können. Eben so wenig
wünschte man die Wahl zweier anderer bedeutenden Cardinäle, des
Bellarmin und des Baronius, aber da man mit Grund annehmen zu
dürfen glaubte, dass dieselben keine Aussicht auf die von so vielen
ersehnte Erhebung hätten, nannte man sie nicht unter den Ausge
schlossenen. Mit allen diesen Mittheilungen war Aldobrandini zufrieden
und liess sich schliesslich noch das Versprechen geben, dass der
mit der Stimme Spaniens zu betrauende Cardinal so wie dessen
gesammter Anhang im Conclave sich seiner Leitung zu unterordnen
habe. Es ist uns nicht bekannt, dass Philipp III. sich ein Gutachten
geben liess , ob er unter gewissen Voraussetzungen ohne schwere
Sünde Cardinälen den Eid bezüglich der künftigen Papstwahl ab
nehmen dürfe; wir glauben indessen nicht, denn mag man die Sache
drehen und wenden, wie man will, sie hat unter allen Verhältnissen
ein etwas uncanonisches Aussehen.
Clemens VIII. starb in den ersten Tagen des Monats März 1605.
Am 14. März trat das Conclave gegen 6 Uhr Abends zusammen, an
wesend waren in demselben 60 Cardinäle. Gleich im Beginne des
Conclaves zeigte sich jedoch eine auffallende Theilung der Parteien,
die mit dem im Widerspruche stand, was zwischen Escalona und
Aldobrandini abgemacht schien. Sämmlliche Cardinäle theilten sich
nämlich schon am ersten Tage in zwei Parteien, auf der einen Seite
stand Aldobrandini mit allen seinen Anhängern und ihm schlossen
sich die französisch gesinnten Cardinäle an, auf der andern Seite
standen die sogenannten alten Cardinäle, das heisst jene, die ihre
Ernennung den Vorgängern Clemens’ VIII. zu danken hatten und
diesen schlossen sich die spanisch gesinnten Cardinäle an, an deren
Spitze Avila als derjenige stand , der in diesem Conclave die spa
nische Stimme zu führen hatte, ln der Tbat hatte diese eigenthüm-
liche Theilung ihren Grund in der Treulosigkeit Aldobrandini’s. Mit
derselben Leichtigkeit, mit welcher er früher einen in keiner Weise
Papstwahlen, namentlich bei Gelegenheit der Wahl Leo’s XI. im J. 1605. 269
zu rechtfertigenden Eid ablegte, setzte er sich jetzt über denselben
hinweg, weniger um seine Pflicht zu tliun als um sich an die Fran
zosen zu verkaufen. Wir wissen nicht welchen Preis Heinrich IV.
dem Cardinal gezahlt hatte um ihn an seine Seite zu bringen, genug
derselbe trat beim Beginne des Conclave mit den Franzosen und den
mit denselben verbündeten Venetianern in eine solche Verbindung,
die ein getroffenes Abkommen verrieth.
Wie wir früher auseinandergesetzt hatten, suchte Spanien bei
jedem Papste vor politischen Einmischungen und religiöser Strenge
sicher zu sein. Aus diesen Gründen hatte man die Exclusiva den
Cardinälen von Medicis, Verona und Arrigoni ertheilt. Der Cardinal
Medicis repräsentirte ein den Franzosen durchwegs freundliches
System; es war von ihm zu fürchten, dass er die alten Pläne seiner
Vorfahren auf dem päpstlichen Stuhl in Bezug auf die Vertreibung
der Spanier aufnehmen könnte; man wusste weiter von ihm, dass er
mit dem Grossherzog von Toscana , welcher um eben diese Zeit
mit Spanien verfeindet war, in engen Beziehungen stehe, lauter
Gründe, welche seine Ausschliessung durch Philipp III. rechtfer
tigten. Man erhob übrigens gegen denselben noch einen Vorwurf,
der bei einem päpstlichen Candidaten schwer wiegt. Medicis hatte
einmal dem Herzoge von Sessa selbst erzählt, als er in Frankreich
gewesen sei, habe er, um bei der ersten Gemahlinn Heinrich’s IV.,
Margareta von Valois, nicht Anstoss zu erregen, bei den Besuchen
es vermieden, das Kreuz zu tragen. Diese Unterlassung, die viel
leicht von zu rechtfertigenden Umständen begleitet war, wurde in
Spanien als eine Verleugnung des Glaubens angesehen und schien
auch für das zarteste Gewissen ein hinreichender Ausschliessungs
grund zu sein. Übrigens rühmte man dem Cardinal eine feine Bil
dung nach, etwas was nicht unbedeutend ihm zur Ehre gereichte.
Der Verdacht, welchen die Spanier von seinen politischen Sympa
thien und Antipathien hegten, war, wie die Folgezeit lehrte, völlig
begründet und zeigt von der Dichtigkeit der spanischen Berichte.
Dem Cardinal Verona wurden seine venetianische Abstammung
und seine venetianischen Sympathien zum Vorwurf gemacht, und
war gleich nicht von ihm eine völlige Hingabe an Frankreich zu
befürchten, weil das venetianische Interesse dadurch verletzt werden
konnte, so war zu erwarten, dass er den Spaniern so weit werde
Schaden zuzufügen suchen, als dies seinem Vaterlande Nutzen
270 A. Gindely, Zur Geschichte der Einwirkung 1 Spaniens auf die
bringen konnte. Schon im Jahre 1590 hatte Montalto seine Wahl zu
begünstigen gesucht, blos weil er von dessen antispanischer Gesin
nung überzeugt war. Die Spanier selbst warfen ihm neben seiner
unfreundlichen Gesinnung auch Mangel an Fähigkeit zur Regierung
vor, rühmten aber seine Frömmigkeit und Güte.
Arrigoni erfreute sich bei den Spaniern einer bedeutenderen
Achtung, sowohl was seine Wissenschaftlichkeit wie seine Fähig
keiten betraf; man fürchtete aber von ihm, wie es scheint, eine rigo
rose Ausübung der päpstlichen Gewalt, denn einen andern Grund
für seine Ausschliessung wissen wir nicht anzugeben.
Ausser diesen genannten mochten die Spanier eben so wenig
die Wahl der Cardinäle Bellarmin, Baronius und Borromeo und Avenn
sie dieselben nicht ausdrücklich bezeichneten, so geschah dies, weil
sie von der Stimmung des Conclaves erwarten durften, dass dasselbe
nicht auf ihre Wahl eirigehen würde; auch scheute man sich gerade
jene drei Cardinäle offenkundig auszuschliessen, die nach der allge
meinen Werthschätzung die Zierde des Cardinalcollegiums aus
machten; dies wäre doch dem Könige, welcher sich stets die welt
liche Säule der Kirche zu nennen beliebte, etwas schlecht ange
standen. Avila allein wusste um die Intentionen des spanischen
Cabinetes und man erwartete von ihm, dass er im Momente der
Gefahr die nöthige Anzahl von Stimmen zusammenbringen würde, um
die Wahl eines der bezeichneten zu hindern. Wir wollen hier mit
theilen, was man seiner Zeit von diesen drei Cardinälen hielt und
erwartete.
Bellarmin gehörte früher den Jesuiten an und war gegen sein
und seiner Gesellschaft Wunsch von Clemens VIII. zur Annahme
der Cardinaiswürde förmlich gezwungen worden. Er war einer
der fruchtbarsten Schriftsteller seiner Zeit, hatte sich namentlich
durch seine polemischen Schriften gegen die Protestanten um die
katholische Welt Verdienste erworben und sich dadurch der Beach
tung seiner Zeitgenossen empfohlen. Die Gelehrsamkeit war übri
gens nicht seine einzige Auszeichnung; noch mehr empfahl er sich
durch seine Frömmigkeit und Uneigenuiitzigkeit, denn er begnügte
sieh mit dem Einkommen, welches ihm die Gnade des Papstes
gewährte, ohne Pensionen von fremden Fürsten anzunehmen. Ja
selbst dieses Einkommen, welches sich auf die verhältnissmässig
geringe Summe von 8000 Ducaten belief, verbrauchte er bei seiner
Papstwahlen, namentlich bei Gelegenheit der Wahl Leo’s XI. im J. 1605. 271
einfachen Lebensweise nicht, sondern vertheilte es fast vollständig
unter die Armen; auch klebte ihm durchaus nicht der so allgemeine
Makel der Verwandtenliebe an. Alles was Jemand für die höchste
Würde in der Kirche empfehlen konnte, besass er, mit Ausnahme
der Geschicklichkeit zur Regierung, die man ihm, sei es mit Recht,
sei es mit Unrecht, abstritt. Doch schadete es ihm, Mitglied der Ge
sellschaft Jesu gewesen zu sein, wahrscheinlich, weil die Cardinäle
den Einfluss der Jesuiten durch die Wahl eines ihnen ganz erge
benen Papstes nicht noch mehr erhöhen mochten.
Dem Baronius waren die Spanier gründlich abgeneigt, in ge
wisser Hinsicht noch mehr wie dem Cardinal von Medicis, trotz des
letzteren offenkundiger Verbindung mit Frankreich. Baronius war
der Beichtvater des Cardinais Aldobrandini gewesen und blieb es
auch , als dieser unter dem Namen Clemens’ VIII. den päpstlichen
Stuhl bestieg und er von demselben unter allgemeiner Billigung der
katholischen Welt zum Cardinal ernannt wurde. Er gehörte wie
Bellarmin zu den uneigennützigen und armen Cardinälen. Sein ganzes
Einkommen, das auch er allein der Gnade des Papstes dankte, belief
sich ebenfalls nur auf 8000 Ducaten, die er fast ganz auf die Restau
ration alter Kirchen im Königreiche Neapel, aus dem er gebürtig
war, verwendete. Er war von scrupulöser Frömmigkeit und gehörte
ursprünglich einem Vereine strenger und reformfreundlicher Geist
lichen an. Seine Bedeutung für die Nachwelt erlangte er durch seine
grossen historischen Studien, die jedoch seinen Gegnern statt Bewun
derung einzuflössen, nur eine bequeme Handhabe boten von ihm zu
sagen, er verstehe nichts wie Bücher zu schreiben, wisse wenig von
Theologie und canonischem Rechte und tauge zu keiner Regierung.
Die Feindschaft Spaniens zog er sich durch das 11. Buch seiner
Werke zu, in dem er seine Zweifel über die Rechtmässigkeit des
spanischen Besitzes in Süditalien aussprach; man begreift leicht,
dass dies nicht blos Abneigung sondern eine förmliche Wutli gegen
ihn hervorrief, denn es war seit langem in Spanien soweit gekommen,
dass man jeden Zweifel an der Unübertrefflichkeit alles dessen, was
von dort aus geschah, für gotteslästerlichen Hochverrath hielt. Ein
Cardinal, der die Schwachheit hatte, einiger archivalischer Gründe
wegen anzunehmen , dass die weltliche Siiule der Kirche irren oder
vielleicht nach etwas mehr streben könne als ihr gebühre oder gar
unrechtmässiges Gut besitzen könne, durfte unter keinen Umständen
272 A. G i n tl e I y, Zur Geschichte der Einwirkung- Spaniens auf die
Papst werden. Das bezeichnete Werk des Baronius wurde in Spa
nien mit dem Bann belegt und alle daselbst angekommenen Exem
plare vernichtet; es wäre nun allerdings etwas eigenthümlich gewesen,
wenn ein Schriftsteller, der in Spanien zu den entehrendsten Strafen
verurtheilt worden wäre, hätte man dort seiner habhaft werden
können, das Haupt der Christenheit geworden wäre. Wenige Wochen
nach der Papstwahl, von der wir hier erzählen, bat Baronius in einem
eigens an Philipp III. gerichteten Schreiben, er möchte doch den
über sein Werk ausgesprochenen Bann aufheben; er sei sich bewusst
in allen päpstlichen Archiven aufmerksam nachgesucht zu haben um
da ein Document zu finden, welches unwiderleglich die Rechte Spa
niens auf die sieilianische Monarchie beweise und so die Zweifel
endgiltig widerlege, welche einige Päpste über die Rechtmässigkeit
dieses Besitzes gehabt. Dies sei seine Absicht bei der Abfassung
seiner Werke gewesen und wenn er nichts gefunden habe, was dem
König genehm wäre, so sei es nicht seine Schuld. Der Brief des
Cardinais war nicht ironisch gehalten, aber der Sinn desselben lag
einer Ironie so nahe wie möglich und Philipp III. so wie der spa
nische Staatsrath erklärten einstimmig, man könne nicht genug Gott
danken, dass Baronius nicht Papst geworden sei. Die Feindschaft
Spaniens gegen ihn war von da an im Steigen. Im Jahre 1609 ward
sein Werk auch in Neapel und Sicilien mit Bann belegt, wo man aus
mancherlei Gründen sich bis dahin davor gescheut hatte und dieser
Bann wurde selbst gegen die Klagen des Papstes aufrecht gehalten.
Der dritte Cardinal der ebenfalls nicht ausdrücklich ausge
schlossen war, aber keineswegs gewünscht wurde, war der Cardinal
Friedrich Borromeo. Es genügt seinen Namen zu nennen um zu
wissen, dass er ein Mann von hervorragender Tugend, ein würdiger
Nachfolger seines heilig gesprochenen Verwandten Karl Borromeo
gewesen. Sein Andenken steht noch heutzutage geachtet und geliebt
in Mailand, wo er zur Zeit der spanischen Herrschaft ein Trost für
Jedermann und ein Gegenstand des heftigsten Hasses der Spanier
war. Er mischte sich nicht in die Politik, aber sein Mitleiden, wel
ches er mit der gedrückten Lage seiner Landsleute nicht nur durch
Worte sondern auch durch die That an den Tag legte, seine Frei
gebigkeit mit welcher er den letzten Heller seines Einkommens mit
den Armen theilte, und dieser gab es überall unter der spanischen
Herrschaft sehr viele, machte ihn zu der bedeutendsten Person
Papstwahlen, namentlich bei Gelegenheit der Wahl Leo’s XI. im J. 1605. 273
Mailands, für welche die Spanier gegen ihren Willen die steteste
Rücksicht haben mussten. Es war übrigens diesmal noch keine
Gefahr, dass die Stimmen der Cardinäle sich für Borromeo aus
sprechen könnten, denn er war nach der Ansicht derselben viel zu
jung für das höchste Amt, das man nur Greisen anvertrauen mochte.
Da auch Bellarmin wegen seiner Verbindung mit den Jesuiten in
vornhinein ausgeschlossen war, blieb nur Baronius als Candidat von
Bedeutung übrig.
In der That, so wenig die Spanier dies vermuthet hatten, im
Conclave machte Aldobrandini den Vorschlag, den Cardinal Baronius
zum Papst zu wählen, und schon am ersten Tag des Conclaves hiess
es in demselben, die Mehrzahl der Stimmen würde entweder dem
Baronius oder dem Medicis zufallen. Die Spanier behaupteten, Aldo
brandini habe sich den Franzosen verkauft und unterstütze desshalb
die Wahl des Baronius, ja sie gingen noch weiter und erklärten,
das Vorschieben des Baronius sei nur eine Finte Aldobrandini's
gewesen, um später den den Franzosen ganz und gar ergebenen
Medicis durch plötzliche Begünstigung auf den päpstlichen Stuhl zu
erheben. Wahr ist, dass Aldobrandini des geleisteten Eides vergass
und dass er einen den Franzosen genehmen Cardinal, den Baronius,
begünstigte; dass dies aber blosse Finte gewesen sei, wird nicht
durch die Vorgänge im Conclave bestätigt, denn Aldobrandini setzte
seinen ganzen Einfluss für Baronius ein und nur die Machinationen
der Spanier machten diese Anstrengungen nutzlos. Wenn Aldobran
dini des den Spaniern gegebenen Versprechens vergass, so kann
man nicht sagen, dass er seine Pflicht jetzt noch mehr zu verletzen
im Begriffe war, als er dies durch das unerlaubte Versprechen
gethan, denn die ehrwürdigsten und frömmsten Cardinäle erklärten
laut den Baronius für den tüchtigsten Candidaten. Immerhin aber
lässt sich nicht in Abrede stellen, dass die Begünstigung desselben
mit Rücksicht auf Frankreich geschah.
Das Conclave zählte, wie wir berichtet, 60 Wähler. Zur Gil
tigkeit einer Wahl waren mindestens zwei Drittel der Stimmen erfor
derlich, also diesmal 40, während, wenn sich ein Drittel der Car
dinäle mehr einem verbanden, diese hinreichten, jeden beliebigen
Cardinal auszuschliessen; in diesem Falle waren also 21 zur Auf
rechthaltung der Exelusiva nöthig. Die Wahl ging durch öffentliche
Abgeltung der Stimmzettel vor sich: erst Urban VIII. (1623—1644)
274 A. Gin de ly, Zur Geschichte der Einwirkung Spaniens auf die
ordnete für alle Zukunft die geheime Abstimmung an, wodurch er
wesentlich dazu beitrug, den Cardinälen ihre Wahlfreiheit zu
sichern.
Die erste Abstimmung fand am 14. März Statt und zeigte, dass
Baronius wie Medicis einen bedeutenden Anhang hatten, doch war
die Stimmenzahl welche sich auf ihre Namen vereinte, vorerst unbe
deutend. Am folgenden Tage hatte Bellarmin bei der Abstimmung
die meisten Stimmen, nämlich 11, während Baronius nur 8 bekam.
Gegen Abend jedoch erhob sich das Gerücht, als ob die weitaus
grössere Mehrzahl zu Gunsten des letzteren gestimmt sei; es war
jedoch nur ein Gerücht, denn Avila vereinte jetzt in aller Eile die
Cardinäle welche sich ihm angeschlossen hatten und ihre Zahl war
hinreichend um die Wahl zu vereiteln.
Vom folgenden Tage an begann Aldobrandini nach der Behaup
tung der Spanier ein immer offeneres Spiel; um nämlich die Wahl
Medicis zuletzt herbeizuführen, habe er beschlossen, durch seine
Anhänger Tag für Tag die Stimmenzahl des Baronius zu erhöhen,
so weit, dass dessen Wahl nahezu sicher schien, denselben her
nach plötzlich fallen zu lassen und die spanische Partei, welche sich
in Rücksicht auf die Ausschliessung des Baronius organisirt hatte,
durch einen andern Vorschlag zu desorganisiren und die Wahl seines
eigenen Candidaten durchzusetzen. Allein, wie schon erwähnt,
scheint diese Behauptung nicht ganz richtig, weil die Ereignisse ihr
widersprechen und es fast unzweifelhaft machen, dass Aldobrandini
es mit der Erhöhung des Baronius aufrichtig gemeint habe. Nichts
destoweniger trat bei ihm am 16. März, nachdem bei der Abstim
mung Baronius bereits 19 Stimmen erhalten hatte, ein Schwanken
ein; er benahm sich so, als wolle er die Franzosen wieder verlassen
und sich den Spaniern nähern; er ging nämlich zu Avila und frug,
welcher Cardinal dem König behagen würde. Avila entgegnete, der
König stelle es sich nicht zur Aufgabe, einen Papst zu ernennen, er
wünsche nur, dass die Wahl nicht auf einen solchen Cardinal falle,
der die Ruhe Italiens stören könnte. Die Spanier erklärten diese
Frage nicht in einer ihnen günstigen Weise, sondern glaubten,
Aldobrandini wolle nur ihre Intentionen ausforschen, um darnach
seine Handlungsweise einzurichten. — Am 17. März hatte Baronius
nur 12 Stimmen für sich, was die Meinung erzeugte, als ob Aldo-
brandini nicht weiter in diesem Manöver vorschreiten wolle; unter
Papstwahlen, namentlich hei Gelegenheit der Wahl Leo’s XI. im J. 1605. 275
der Hand jedoch Hess er unter den Cardinälen, welche als Anhänger
Spaniens galten, nachforschen, ob nicht einer oder der andere seine
Stimme dem Baronius geben wollte und es gelang ihm in der That,
wenigstens einen der Cardinäle, Monopoli, zu gewinnen. Madrucci,
einer der am entschiedensten spanisch gesinnten Cardinäle trat mit
Heftigkeit am folgenden Tage (18. März) gegen diese Agitation auf.
Baronius erklärte, er habe durch seine Schriften nur zu sehr seine
Feindseligkeit gegen Spanien dargethan und er (Madruzzi) entsetze
sich, wie einzelne Cardinäle, die sogar Vasallen Philipp’s III. seien,
sich für die Erhebung seines Feindes interessiren und ihre eigenen
Verwandten der Ungnade des Königs preisgeben könnten. — Noch
erlitt die spanische Partei einen weiteren Nachtheil dadurch, dass
sich der Cardinal de Santa Cecilia aus dem Conclave Krankheits
halber entfernen musste, doch ersetzte diesen Verlust die Ankunft
des Cardinais Dietrichstein, der am 19. März in’s Conclave eintrat
und der, wenn auch nicht vollständig den Spaniern ergeben, doch
keine Wahl begünstigen durfte, die dem habsburgischen Familieri-
interesse entgegen sein konnte.
Ausser den Versuchen, die spanische Partei durch Gewinnung
einzelner Cardinäle zu desorganisiren, hatte Aldobrandini noch ein
anderes Hilfsmittel in Bereitschaft. Man sprach im Conclave davon,
dass er plötzlich den Baronius durch seine Anhänger zum Papst
ernennen und ihm die übliche Adoration erweisen wolle, um durch
einen solchen Schritt die Gegner einzuschüchtern und glauben zu
machen, als besitze er die nöthige Stimmenzahl. Diese eigenthüm-
liche Art, bei der Papstwahl vorzugehen wurde später bei der Wahl
PauPs V. und Gregor’s XV. versucht, als man die Wahl auf andere
Personen als die genannten Päpste leiten wollte und in der That
nur aus dieser mehrmaligen Anwendung eines und desselben Manö
vers kann man sich überreden, dass es in Wirklichkeit versucht
wurde.
Während dieser Vorgänge im Conclave trat (19. März) Aldo
brandini mit dem Herzog von Escalona durch den Cavaliere Cle-
mente in eine neue Verhandlung. Er verlangte durch denselben vom
spanischen Gesandten erstens, dass dieser ihn förmlich von dem dem
Könige geleisteten Eide entbinde, zweitens dass er dem Cardinal
Avila die Ordre gebe, dass er sich ihm (Aldobrandini) zur Disposition
stelle und drittens, dass auch die übrigen span isch gesinnten Cardinäle
sitzt), d. phil.-hist. CI. XXXVIII. Rd. II. Hft. t9
276 A. Gindel y, Zur Geschichte der Einwirkung Spaniens auf die
den Auftrag bekämen, diejenige Person zu unterstützen, welche
er für die Papstwahl im Sinne habe. Hiebei wollte er keineswegs
den Namen des Cardinais bezeichnen, auf welchen seine Absichten
gerichtet waren. Der Herzog entgegnete auf diese Forderungen,
dass, da Aldobrandini sein Versprechen dem König gegeben habe,
auch nur dieser allein ihn von demselben entbinden könne, dass
Avila sieh all sogleich unter die Ordre Aldobrandini’s stellen würde,
sobald der letztere den Wünschen des Königs gemäss handeln wolle,
und dass endlich die spanischen Cardinäle nur eine solche Wahl
unterstützen könnten, welche dem mit Aldobrandini getroffenen und
beschworenen Vertrage gemäss wäre.
Auf diese Antwort hin machte Aldobrandini im Conclave selbst
den Versuch mit Avila sich zu verständigen. Er besuchte denselben
in seiner Zelle (2. März) und erklärte ihm in Beisein Dietrichstein's,
dass er (Aldobrandini) gegen den Wollen seiner Anhänger keine
Wahl durchsetzen könne, aber geleitet von dem Wunsche, dem
spanischen Könige zu dienen, mache er ihm den Vorschlag, einen
beliebigen Cardinal von seiner(Aldobrandini’s) Partei zu bezeichnen
und sollten dies selbst Tosco und Bianqueti — deren Anhänglich
keit an Spanien bekannt war — sein, er bürge für ihre Wahl.
Avila nahm diesen Antrag an und verlangte nur zwei Tage Bedenk
zeit, innerhalb derer er sich mit den spanischen Cardinäien über
eine bestimmte Person einigen wolle. Kaum hatte aber die Nipoten-
partei von dieser Verhandlung erfahren, so machten viele von ihnen
heftige Vorwürfe dem Aldobrandini, dass er ihr Schicksal in fremde
Hände legen wolle, und namentlich erklärten sechs von ihnen , dass
sie in keiner Weise eine Wahl Bianqueti's zugeben würden. Aldo
brandini, um sie zu beschwichtigen, behauptete, er habe keine abso
lute Vollmacht dem Avila ertheilt, sondern die Zustimmung zu jedem
Vorschläge desselben von ihrer ßeistimmung abhängig gemacht.
Als nun am folgenden Tage (22. März) Avila mit den Cardi
näien Madruzzi und Doria im Conclave herumging, um sich mit
seinen Anhängern zu berathen, begegnete ihm Aldobrandini und
bemerkte dass er ihm keine absolute Vollmacht am gestrigen Tage
ertheilt habe, sondern dass er sich die Zustimmung seiner eigenen
Partei zu jedem Vorschläge Avila's Vorbehalten habe. Es erfolgte
jetzt ein heftiger Auftritt; Avila behauptete, eine absolute Vollmacht
erhalten zu haben und hielt seine Behauptung aufrecht, obwohl
Papstwahlen, namentlich bei Gelegenheit der Wahl Leo’s XI. im J. 1605. 277
selbst Dietrichstein, Zeuge der gestrigen Verhandlung, dem Aldo-
brandini bei pflichtete. Das ganze Conclave schaarte sich um die
Streitenden und nur den vermittelnden Worten einiger Cardinäle
gelang es dem Zanke mit einigem Anstand ein Ende zu machen.
Während dieser Vorgänge wurden die Scrutiriien täglich im
Conclave fortgesetzt, bei denen Baronius regelmässig ungefähr
20 Stimmen erhielt, während die übrigen sich zersplitterten. Am
23. März bekam er nur 17 Stimmen. Als aber nach dem Mittag
essen sich um ihn gegen 20 Cardinäle, durchwegs seine Anhänger,
schaarten, während einige andere, ebenfalls seine Freunde, in der
Paulinischen Capelle versammelt waren, verbreitete sich plötzlich
das Gerücht, als ob diese daran dächten, dem Baronius dieAdoration
zu erweisen, und wieder bemächtigte sich der spanischen Partei
Angst vor einer plötzlichen Wahl und dem Abfall einiger bisheriger
Anhänger. Die Entscheidung lag einige Momente in der Hand des
Cardinais Dietriehstein; wenn sich dieser für Baronius erklärte, so
war es sicher, dass er einige unentschiedene Cardinäle zur Befol
gung seines Beispieles veranlassen würde. Im Conclave wurde die
Bedeutung seines Votums offen erörtert. Aldobrandini’s Anhang that
alles Mögliche ihn zu gewinnen, erinnerte ihn daran, dass er seine
Erhöhung und sein gegenwärtiges grosses Einkommen als Bischof
von Olmütz der Freundschaft Clemens’ VIII. verdanke und dass er
desshalb den Aldobraridini's einige Dankbarkeit schulde. In der
That war der Cardinal Dietrichstein durch die Bande der Dankbar
keit an Clemens VIII., der ihm auf das freundschaftlichste zugetlian
gewesen war, und an sein Haus gebunden; zudem hegte er grosse
Hochachtung für Baronius und hielt ihn sonach schon von freien
Stücken für ganz geeignet zu der höchsten kirchlichen Würde.
Sein Schwanken war also sichtlich und man glaubte, er habe sogar
dem Baronius sein Wort verpfändet, ihn bei der Wahl zu unter
stützen. Schon früher hatten die Cardinäle Madruzzi und Doria ihn
eindringlich daran gemahnt, was er dem König von Spanien und den
Interessen des Kaisers schulde; jetzt sprach abermals der Cardinal
Farnese auf das energischeste mit ihm und bestimmte ihn dadurch
vollständig, von der Unterstützung des Baronius abzulassen. Die
spanische Partei gebot nach diesem Anschlüsse mit Sicherheit über
23 Stimmen, welche für die Exclusion hinreichten und sonach eine
plötzliche Adoration, die wirklich beabsichtigt war, wirkungslos
19“
278 A. Gind'ely, Zur Geschichte der Einwirkung Spaniens auf die
machten. Die Partei Montalto’s, welche mit aller Gewalt sich gegen
eine Verewigung des Einflusses Aldobrandini’s stemmte, hatte hiebei
den Spaniern am meisten geholfen.
Am 25. März ergab das Scrutinium für Baronius 27 Stimmen,
eine überraschend hohe Anzahl; dabei wurde im Conclave —
doch gegen die Wahrheit — verbreitet, dass sechs Cardinäle noch
überdies insgeheim ihre Stimmen zugesagt hätten. Aber Aldobran-
dini, der bereits seine ganze Kraft aufgeboten hatte und dennoch
nicht zu seinem Ziele gelangt war, verzweifelte an dessen Erreichung
und machte dem Cardinal Doria den Vorschlag, es möge doch Avila
einen Cardinal seiner (Aldobrandini’s) Partei bezeichnen — natür
lich waren dabei jetzt nicht mehr Tosco und Bianqueti gemeint —
dann würde er sein Interesse mit dem Spaniens vereinen können.
Avila scheint auf diese Vorschläge keine befriedigende Antwort
gegeben zu haben. Unter den Cardinälen erhoben sich jetzt Stimmen,
man solle die Wahl entweder auf Medicis oder Camerino lenken, da
ja doch bei Baronius keine Einigung zu erwarten sei und nament
lich erklärten nicht wenige von den spanisch gesinnten gerne auf
Medicis eingehen zu wollen. Doch blieb es vorerst nur bei allge
meinen Besprechungen, denen Avila nicht die gehörige Aufmerk
samkeit schenkte, weil er die Gefahr nicht für zu gross hielt. Aldo-
brandini hatte indessen beschlossen, vollständig seinen eigenen Weg
zu gehen. Noch an demselben Tage nämlich schickte er abermals
den Cavaliere Clomente in Begleitung des P. Cigala zu dem Herzog
von Escalona; die zwei Boten hatten den Auftrag, dem letzteren
eine schriftliche Erklärung Aldobrandini’s vorzulesen. In diesem
Schreiben, von dem der Gesandte vergebens eine Copie hegehrte,
machte der Cardinal bekannt, dass er sich von nun an völlig aller
gegen den König von Spanien eingegangener Verpflichtungen für
entbunden erachte: denn keine von den Bedingungen unter denen
er früher sein Versprechen gegeben, werde erfüllt und Avila unter
stelle sich nicht seiner Leitung, sondern wolle im Conclave seihst
commandiren. Auf dieses antwortete Escalona schriftlich, dassAldo-
brandini sich selbst nicht einseitig seiner Verpflichtung entbinden
könne und dass die Klagen gegen Avila unzulässig seien. Als näm
lich mit ihm (Aldobrandini) verhandelt worden, habe er bedingungs
los einen feierlichen Eid geschworen, in der Papstwahl so vorzu
gehen, wie oben erwähnt wurde. Philipp III. und der Herzog von
Papstwahlen, namentlich bei Gelegenheit der Wahl Leo’s XI. im J. 1605. 279
Lerma halten dieses Versprechen angenommen und ihn (Aldobran-
dini) seihst 7,11 ihrem Vertrauten gemacht. Er (Escalona) habe mit
ihm berathen, wer im Conclave mit der Stimme Spaniens xu be
trauen sei und nur weil Aldobrandini selbst die Annahme derselben
ablehnte, um desto unbeengter die spanischen Inleressen vertreten
zu können, habe man auf die Cardinäle Avila, Madrucci, Doria und
Farnese Bedacht genommen und erwogen, welchem von ihnen die
Stimme zu geben sei und nur über seinen (Aldobrandini’s) Antrag
sei die Wahl auf Avila gefallen. Der Cardinal habe sonach weder
im allgemeinen das geringste Recht über Nichterfüllung von Bedin
gungen zu klagen, da keine stipulirt worden seien, noch auch im
besonderen ein Recht sich über die Wahl von Avila’s Person zu
beschweren, da sie allein über seinen Antrag erfolgt sei. — Weiter
behauptete Aldobrandini in der von Clemente vorgelesenen Erklä
rung, sein Versprechen sei nur in so weit gegeben gewesen, als er
sich blos zur Exclusion eines einzelnen bestimmten Cardinais ver
pflichtet habe. Dagegen erwiderte Escalona, das Versprechen sei
keineswegs so beschränkt gewesen, sondern habe ganz allgemein
gelautet und sei mit allen Anzeichen eines aufrichtigen und feurigen
Eifers gegeben worden, denn es habe der Cardinal selbst erklärt,
er würde seinem eigenen Neffen die Exclusiva geben, wenn dieser
dem Könige nicht genehm wäre. Für alles dieses gäbe es Zeugen,
die über allen Verdacht erhaben seien und vor denen der Cardinal
selbst diese Erklärung abgegeben habe. Weiter behauptete Aldo
brandini, dass er, was die Inclusion betreffe, nur angeboten habe,
einige von jenen Cardinälen, die dem Könige genehm seien, zu
unterstützen, dieses Angebot aber nicht bedingungslos gemacht habe.
Auf dieses erwiederte der Herzog, dies sei nur insoferne wahr,
dass, als man ihm (Aldobrandini) 6 Cardinäle nannte, welche dem
Könige besonders genehm wären, er fünf von ihnen bereitwillig
unterstützen und nur einen aus ihrer Reihe entfernt haben wollte.
Von weiteren Bedingungen sei nicht die Rede gewesen und es sei
wohl Niemand anders als die Franzosen, welche ihm jetzt derglei
chen Bedingungen vorschreiben. Da sich auch Aldobrandini ent
schuldigte, dass er von der Unterstützung des Baronius nicht ab-
lassen könne, weil ihn sonst seine Partei nicht als Führer anerkennen
würde, so erklärte der Herzog dies für eine blosse Ausflucht: denn
der Cardinal halte seine Partei fest genug in seiner Hand und habe
280 A. Gindely, Zur Geschichte der Einwirkung Spaniens auf die
übrigens auch versprochen, dass, sollte dieselbe eine Wahl wider
den Willen des Königs unterstützen wollen, er insgeheim 4 — 6
seiner intimsten Anhänger auftragen würde, gegen eine solche Wahl
zu stimmen, so dass die Exelusion durch dieselben im Vereine mit
den spanischen Cardinälen stets sicher gestellt würde. Zuletzt,
meinte Aldobrandini, sei Avila selbst schuld, wenn Baronius nicht
schon um alle Hoffnung gekommen sei. Er (Aid.), habe ihm (Avila)
nämlich gerathen, den Cardinal Como auf die Bahn zu bringen, der,
weil etwas beliebt, nicht hlos die spanischen Stimmen sondern auch
einen Theil der Aldobrandinischen für sich haben würde. Auf dies
entgegnete Esealona, es sei gegen den Vertrag mit einem jener
Cardinäle, welche Philipp III. gewählt wünsche , blos eine Schein
diversion machen und nicht dessen Wahl im Ernste durchsetzen zu
wollen. Man sei mit Aldobrandini übereingekommen, nur dann einen
von des Königs Candidaten auf dieBahn zu bringen, wenn für dessen
Wahl einige Wahrscheinlichkeit wäre. Wolle der Cardinal eine
Scheindiversion gegen Baronius vornehmen, so möge er sich aus
seinen Anhängern Jemand aussuchen.
Die Abstimmung am 27. März ergab für Baronius die über
raschende Zahl von 31 Stimmen; es fehlte also thatsächlich nur
wenig zu seiner Erhebung. Unter der spanischen Partei gab es
mehrere, die um jeden Preis einen anderen Cardinal erhoben
wünschten und desshalb gaben sie nicht unklar zu verstehen, dass
ihnen Medicis viel genehmer wäre. Wenn Aldobrandini mit seinem
Anhang darauf einging, so konnte man sicher sein, dass die Wahl
binnen einer Stunde beendigt war. Dennoch wollte dieser noch nicht
nachgeben und bearbeitete unablässig für Baronius einige wankende
Cardinäle. Es hiess in der folgenden Nacbt, diese Unterhandlungen
seien ihrem Ziele nahe gerückt und am folgenden Morgen würden
sich 3ä Cardinäle für Baronius erklären; thatsächlich aber ergab
das Scrulinium nur 30.
Aus dieser Verminderung der Stimmenzahl schloss der Cardinal
Doria, dass Aldobrandini, wofern er seinen bisherigen Schützling
aufgeben sollte, sich allsobald für Medicis erklären würde, weil er
dessen Wahl wegen der Neigung einiger spanischer Cardinäle sicher
sein könnte. Er ging desshalb zu Avila, ihn auf diese noch grössere
Gefahr aufmerksam zu machen und aufzufordern, um jeden Preis
eine Einigung mit Aldobrandini herbeizuführen. In der That kam
Papstwahlen, namentlich bei Gelegenheit der Wahl Leo’s XI. im J. 1605. 281
eine neue Conferenz zwischen Avila und Aldobrandini zu Stande,
welche dazu führte, dass beide jene Cardinäle bezeichnen wollten,
deren Wahl sie wünschten, um sich zuletzt über einen derselben zu
einigen. Diese Verhandlungen dauerten bis zum 30. endeten aber
mit einem neuen Streit zwischen Aldobrandini und Avila. Letzterer
behauptete nämlich abermals, der erstere habe ihm die Vollmacht
gegeben , einen beliebigen Cardinal seiner (Aldobrandini's) Partei
zu wählen. Bei der Abstimmung am 30. bekam Baronius sogar
32 Stimmen, fiel aber von diesen am folgenden Tage auf 30.
Bei dem Scrutinium am 1. April bekam Baronius 28 Stimmen,
während Medicis 13 erhielt. Die meisten Stimmen, welche Medicis
bekommen hatte, gehörten der spanischen Partei an und es tratsomit
klar hervor, dass, wenn Aldobrandini sich für ihn erklären würde, er
mit mehr wie 40 Stimmen gewählt werden könnte. Doria und Ma-
drucci liefen eilig zu Avila um ihn zu veranlassen, so viel Cardinäle
wie möglich selbst unter der Gegenpartei aufzufinden um Medicis
auszusehliessen. Avila gab jedoch nicht viel auf diese Vorstellungen
und hielt ihre Befürchtungen für grundlos. Doria protestirte gegen
diese leichtfertige Ungläubigkeit und forderte Avila auf, doch lieber
über was immer für einen Cardinal mit Aldobrandini sich zu einigen,
als eine Wahl vor sich gehen zu lassen, die noch schlimmer sei wie
die des Baronius. Während aber Avila bei diesen Vorstellungen
gleichgiltig blieb, gingen Aquaviva und Visconti, welche zur spani
schen Partei bisher gehört hatten, aber für Medicis gestimmt waren,
zu dem Cardinal Joyeuse, um ihn aufzufordern, mit dem gesammten
französischen Anhänge energisch für Medicis einzutreten. Aldobrari-
dini, von diesem benachrichtigt und von Joyeuse zur Mitwirkung
aufgefordert, meinte vorerst, es sei noch nicht der Augenblick für
Medicis gekommen, ging aber darauf doch in die Zelle des Cardinais
und besprach sich da mit ihm anderthalb Stunden. Dieser Besuch
erregte allgemeines Aufsehen im Conclave; die Spanier behaupteten
später, Aldobrandini habe bei dieser Gelegenheit sich mit Medicis
geeinigt, andere Personen dagegen die nicht minder in die Geheim
nisse des Conclaves eingeweiht waren, erklärten dies anders; sie
meinten nämlich, Aldobrandini sei nur desshalb so lange bei Medicis
gewesen, um die Wachsamkeit der Spanier zu reizen und ihnen Zeit
zu geben, für die Ausschliessung Medicis' die nöthige Stimmenzahl
zu gewinnen. Sei dem, wie ihm wolle, der Cardinal Sforza, ein
282 A. Gindel y, Zur Geschichte der Einwirkung Spaniens auf die
Anhänger Medicis’, sorgte dafür, dass Avila seine Leichtgläubigkeit
nicht ablegte. Er besuchte nämlich den letzteren in seiner Zelle,
blieb da die ganze Zeit über, während welcher Aldobrandini mit
Medicis sprach und machte sich lustig über die Gerüchte, welche
man über des letzteren Erhebung verbreitete, dadurch Avila’s Ver
dacht wieder einschläfernd. Während dieser kostbaren Zeit war
jedoch im Conclave eine überraschend schnelle Einigung vor sich
gegangen. Aldobrandini’s Anhang liess sich die Candidatur Medicis’
gefallen, und um die ganze Angelegenheit schnell zum Abschluss zu
bringen, ging Baronius mit Visconti zu Aldobrandini und forderten
ihn auf, doch ohne Zögern eine Wahl zu begünstigen, welche in den
Wünschen aller Parteien gelegen zu sein scheine. Dieser mochte
seine Zustimmung noch nicht geben, sondern behauptete sich zuvor
mit seinen Anhängern berathen zu müssen. Es gibt keine Zeit zur
Berathung mehr, antwortete man ihm, die grosse Mehrzahl der Car-
dinäle ist geeinigt, der eineTheil ist um die Zelle Medicis’ geschaarf,
der andere Theil in des Cardinais de Santa Cecilia Zelle vereint
und alle bereit, die Adoration zu leisten. Besiegt durch diese Mit
theilung und fast ohne Anhang gelassen, gab endlich Aldobrandini
seine Zustimmung und verfügte sich zu der Zelle des Cardinais von
Medicis. Der Papst war hiemit gewählt. Ohne jedes Scrutinium,
durch die einfache Tliatsache, dass sich die mehr als erforderliche
Zahl der Cardinäle um Medicis’ Zelle schaarte und durch diesen
Vorgang alle übrigen zur Befolgung des Beispiels veranlasst wurden,
ward dieser zur höchsten Würde der Christenheit erhoben.
Erst jetzt, als das ganze Conclave von einem Gedanken beseelt
war, erwachte Avila aus seiner Leichtgläubigkeit und wollte in aller
Eile die erforderliche Stimmenzahl sammeln um Medicis die Exclu
sion zu geben. Er begegnete jedoch überall einem gemessenen
Widerstande; einige der intimsten Anhänger Spaniens erklärten ihm,
es handle sich nicht mehr um die Ausschliessung eines Cardinais,
man müsse vielmehr jetzt nur von einem Papste reden, gegen den
man sich nicht auflehnen könne. Noch machte Avila einen Versuch
bei dem Cardinal de Santa Cecilia und bei der ganzen Schaar die
sich in dessen Zelle vereint hatte, allein auch hier mit gleich
geringem Erfolge. Santa Cecilia entgegnete ihm, in dem Momente»
wo der Papst gewählt sei, gebe es keine Gelegenheit mehr zu exclu-
diren und zu protestiren. Darauf ging Avila in die Paulinische
Papstwahlen, namentlich hei Gelegenheit der Wahl Leo’s XI. im J. 1605. 283
Capelle, wo sieh bereits eine Anzahl von Cardinälen versammelt
hatte, um da dem neuen Papste die feierliche Adoration zu leisten
und protestirte vor denselben laut gegen den Cardinal Medicis und
wiederholte zum öftermalen, dass der König von Spanien ihn nicht
haben wolle. Die spanisch gesinnten Cardinäle schaarten sich jedoch
um ihn und malmten ihn eifrig von jeder weiteren Opposition ab;
es handle sieh durchaus nicht mehr um eine Wahl, sondern um die
Adoration des allgemein anerkannten Papstes. Diese Zureden und
die Einsicht in seine isolirte Lage bestimmten endlich Avila, sich
zur Ruhe zu begeben und gleich den übrigen Cardinälen die Ado
ration zu leisten. So bestieg der Cardinal von Medicis unter dem
Namen Leo XI. den päpstlichen Stuhl i).
*) Die siimmtlichen Angaben der vorangehenden Abhandlung sind den diplomatischen
Correspondenzen des spanischen Staatsarchives von Simancas entnommen. Ich habe
im Sinne, die von mir während meines Aufenthaltes in Simancas gefertigten Copien
und Excerpte zu publiciren, so dass die gelehrte Welt über die so wichtigen Vorgänge
im spanischen Staatsrath und in Rom die detaillirlesten Nachrichten erwarten kann.
— Bemerken muss ich hier noch, dass mit den Angaben der Spanier, Aldobraudini sei
von Heinrich IV. bestochen worden, die französischen Nachrichten vollständig über
einstimmen. Nach der Biographie Dnplessis Mornay’s kostete die Wahl Leo's XI. dem
Könige 300.000 Thaler.
284
Fiedler, Die Union der in Ungern zwischen der Donau und
SITZUNG VOM 27. NOVEMBER 1861.
Gelesen:
Die Union der in Ungern zwischen der Donau und Drau
wohnenden Bekenner des griechisch-orientalischen Glaubens.
Von Joseph Fiedler.
Nach der Vertreibung der Türken aus Ungern wurde die Ver
waltung der befreiten und „Neoacquisita“ genannten siid-ungrischen
Landstriche der k. Hofkammer aufgetragen, welche Einrichtungs-
Commissäre iu der Person von Kammerräthen dahinabschickte. Einer
dieser war der Hofkammerrath Tullius Mi gl io Freiherr von
Prumberg, der die Organisirung Slavoniens und des Landes zwi
schen der Donau und Drau vorzunehrnen hatte. Während seiner
Amtstätigkeit in Slavonien kam er mit dem Vorstande des griechisch
nichtunirten Klosters Orahovica (im Veröczer Comitate) Job Reich
(Raic) in engere Berührung und scheint als ein eifriger Anhän
ger der katholischen Kirche geglaubt zu haben, den Zweck seiner
Mission in Übereinstimmung mit den Anschauungen der damaligen
Zeit dahin ausdehnen zu können, dass er diesen einflussreichen Klo
stervorsteher und durch ihn viele andere Bekenner der griechisch-
orientalischen Kirche für den römisch - katholischen Glauben zu
gewinnen suchte, ln diesem gottgefälligen und ihm gewiss auch als
sehr verdienstlich angerechueten Werke fand er an den Mitgliedern
der Gesellschaft Jesu in Fünfkirchen die eifrigsten und gewandtesten
Unterstützer. Ihren vereinten Bemühungen und der Hoffnung auf den
versprochenen Cameralschutz gelang es zu bewirken, dass Reich im
November 1689 dem k. k. Commissür das Versprechen gab, sich, die
jhm unterstehenden 16 Pfarren und die in dem nahegelegenen
Frauenkloster wohnenden Basilianernonnen der römisch-katholischen
l)rau wohnenden Bekenner des griechisch-orientalischen Glaubens.
285
Kirche zu uniren und zum Gehorsam gegen dieselbe zuriickzukehren;
ferner, dass er sich eidlich verband alle seine Bemühungen dahin zu
richten, dass auch andere in Slavonien wohnende Glaubensgenossen
geistlichen und weltlichen Standes in der syrmischen Diöcese (wo
sein Bruder Longin seit 1688 als griechisch unirter Bischof fungirte)
die Union annehmen. In der Tliat übergab auch Tullius Miglio den
Prior und seine Anhänger den Missionären aus der Gesellschaft
Jesu in Fünfkirchen zum Unterrichte im römisch-katholischen Glau
ben, welche ihre Schüler zur vollen Erkenntniss und Bekennung der
einzigen, ewigen in den Dogmen der römischen Kirche liegenden
Wahrheit zu bringen wussten.
Dieses Bekenntniss erneuerten sie später vor dem k. k. Com-
missär, bis sie es endlich am 18. Jänner 1690 öffentlich ablegten.
An diesem Tage hielt Franz Jany, römisch-katholischer Bischof
von Syrmien, Probst von Csorna !), Abt von Pechwardein 2 ) und
k. k. geheimer Rath in der Jesuitenkirche in Fünfkirchen in Gegen
wart des k. k. Commissärs, einer grossen Anzahl geistlicher und welt
licher Standespersonen und im Beisein des in Menge zusammen
geströmten Volkes ein feierliches Pontificalamt, dessen Hauptmo
mente überdies auf Veranlassung des für das Zustandekommen des
frommen Werkes ebenfalls sehr thätigen Grafen Gabriel
Vecchy, Commandanten der k. k. Truppen zwischen der Donau
und Drau durch dreimalige Geschützsalven und Gewehrdechargen
der Bürgerschaft verherrlicht wurden.
Hier nun legten der Prior Job Reich von Orahovica, der Prior
Ephtimie Negomirovic von Graboza 3 ), die Pfarrer von Stuhhveissen-
burg, Dobroköz 4 ), Simontorna 5 ), Ozora °), Fünfkirchen und Soleck 7 )
dann eine Reihe weltlicher Deputirter, wodurch die Orte Stuhl—
weissenburg, Sigeth 8 ), Ozora, Mohacs»), Siklos 10 ), Koposvar 11 ),
J ) Prämonstratenser-Probstei in der Ödenburger Gespannschaft.
2 ) Pecsvar, Pecsvarad, Benedictiner-Abtei in der Baranyer Gespannschafl.
3 ) Grabocz, Dorf mit einem griechischen Kloster in der Tolnaer Gespannschaft.
4 ) Dobroköz, Marktflecken in der Tolnaer Gespannschaft.
5 ) Simonsthurn, Marktflecken ebendaselbst.
6 ) Marktflecken ebendaselbst.
7 ) Szulok (?), Dorf in der Schimegher Gespannschaft.
8 ) Szigetvar, Marktflecken ebendaselbst.
9 ) Stadt in der Baranyer Gespannschaft
10 ) Marktflecken ebendaselbst.
1J ) Stadt in der Schimegher Gespannschafl.
286 Fiedler, Die Union der in Ungern zwischen der Donau und
Dobroköz, Dombo 1 )» Sasd 3 ) a. a. 0. repräsentirt waren, das feier
liche Bekenntniss des römisch-katbolischen Glaubens in die Hände
des pontificirenden Bischofs in der Weise ab, dass sie mit klarer
Stimme versprachen, alles glauben und halten zu wollen, was die
römische Kirche glaubt und für wahr hält; und dem Papst als wah
rem Stellvertreter Christi und Nachfolger des Apostelfürsten Peter alle
Unterwürfigkeit, Observanz und den schuldigen Gehorsam stets und
unverbrüchlich zu leisten, wozu sie sich auch (nach der der Unions
urkunde beiliegenden Eidesformel) eidlich verpflichteten. Zugleich
haben die Deputaten der Gemeinden erklärt, dass diese eidliche
Verpflichtung auch die von ihnen vertretenen Gemeinden zwischen
der Donau und Drau dergestalt binde, als wenn sie persönlich gegen
wärtig gewesen und den Eid geleistet hätten, so, dass durch diesen
Act die Union für alle als vollbracht anzusehen sei. Überdies gaben
sie ihre schriftliche Zustimmung zu folgenden Puncten :
1. Dass wenigstens dreimal im Jahre ein griechischer Priester
in einer katholischen Kirche und umgekehrt Messe lese;
2. dass sie die Jesuiten, wenn sie in ihren Kirchen predigen
oder Beligionsunterricht ertheilen wollten, freundlich aufnehmen;
3. dass sie ihre Sühne, besonders jene, die sich dem geist
lichen Stande widmen, in die Schulen der Jesuiten schicken; und
4. dass sie wenigstens in den Orten, wo sie mit Katholiken
untermischt wohnen, an den römischen Festtagen sich von der öffent
lichen Verrichtung äusserer, übrigens an Feiertagen gestatteter
Arbeit enthalten.
Der Ambrosianische Lobgesang bildete den Schluss der kirch
lichen Functionen.
Die über diesen feierlichen Übertritt und die dabei gemachten
Versprechungen ausgefertigte Unionsurkunde 3 ) wurde von den bei
den Prioren, den genannten Pfarrern und den weltlichen Deputirten,
so weit sie des Schreibens kundig waren, eigenhändig, für die Un
kundigen aber im Wege der Stellvertretung unterschrieben und der
grösseren Weihe und Glaubwürdigkeit willen von den geistlichen
und weltlichen Würdenträgern, die sich um das Zustandekommen
*) Dombo , Dorf in der Schimegher, dann in der Baranyer Gespannschaft, vielleicht
auch Doinbovar in der Tolnaer Gespannschaft.
2 ) Dorf in der Baranyer Gespannschaft.
3 ) Beilage I.
Drau wohnenden Bekenner des griechisch-orientalischen Glaubens. 287
des Werkes vorzugsweise verdient gemacht haben, als dem Bischof
von Syrmien Franz Jany, dem General Grafen Vecchy und dem Hof-
kammersecretär und Concommissär in den neoacquistischen Theilen
Nieder-Ungerns und Slavoniens , Johann Theodor von Melmek, als
Zeugen unterzeichnet und besiegelt.
Gestützt auf den liier geschilderten sehr erfreulichen Erfolg
erliess Tullius Miglio in seiner Eigenschaft als k. k. Commissär eine
provisorische Verordnung de dato 19. Jänner 1690 ‘), worin anbe
fohlen wurde, dass der ganze griechische Klerus zwischen der Donau
und Drau dem mit der römischen Kirche unirten Prior des Klosters
des heil. Erzengels Michael in Graboza, Ephtimie Negomirovic alle
Verehrung und Gehorsam leisten, ihn als Visitator anerkennen, in
allen Pfarrangelegenheiten von seiner Direction abhängen und allen
seinen Verfügungen ohne alles Zaudern und Widerstand Folge leisten
soll, widrigens jeder Einzelne die Ungnade Seiner Majestät, schwere
Ahndung, ja sogar den Verlust des Beneflciums zu befahren hätte.
Bei Erledigungen von Pfarreien soll der Prior drei würdige Candi-
daten aus den unirten Kaludjern der k. k. Hofkammer vorschlagen.
Mit grosser Befriedigung berichtete 3 ) Tullius Miglio über diese
Errungenschaften an die k. k. Hofkammer, indem er sowohl die
Unionsurkunde — dem Wunsche der Aussteller derselben gemäss — die
Eidesformel und die erstangeführte Verordnung zur Einholung der
höheren Genehmigung einschickte und am 30. Jänner d. J. an Kai
ser Leopold I. 3 ), wobei er die Verdienste der Jesuiten, des Gene
rals Grafen Vecchy, des Priors Reich und seiner eigenen Person
hervorhob, und um die Verleihung des Bischofstitels an den Prior
zur Belohnung seiner besonderen Verdienste um das Gelingen der
Sache hat.
Die k. k. Hofkammer erstattete am 4. April d. ,1. einen eigenen
unterthänigsten Vortrag an den Kaiser 4 ), worin sie unter Anerken
nung der Verdienste der vorstehenden Personen und mit Hervorhebung
des Umstandes, dass der Prior Reich bei den Griechen im grossen
Ansehen stehe, auf die Verleihung des Bischofstitels an denselben
und Belobung desselben „mit Contestation Euer Kays. May. darob
*) Beilage II.
2 ) Beilage III.
s ) Beilage IV r .
*») Beilage V.
288 Fiedler, Die Union der in Ungern zwischen der Donau und
schöpften Allergnädigsten Vergnügens“ durch ein von der k. ungri-
schen Hofkanzlei ausgefertigtes Patent anrieth, welchen Antrag
auch der Kaiser durch Beifügung des allerhöchsten „Placet“ geneh
migte. Die k. Hofkammer machte auch mit Note y. IS. April 1690 J )
diese kaiserliche Resolution der k. ungrischen Hofkanzlei mit dem
Ersuchen kund, die darin bewilligte Ausfertigung des Patents vor
nehmen zu wollen.
Über die Nachhaltigkeit der hier gemachten geistlichen Erobe
rung stehen uns keine Quellen zu Gebote, allein ein späterer grosser
Kenner der Verhältnisse der griechischen Kirche in Österreich
äusserte sich darüber in einem Sinne, der keine bedeutenden Fol
gen voraussetzen lässt. Freiherr v. Bartenstein sagt nämlich: „der
Prior (Reich) hatte die Bekehrung der zu gewinnen versprochenen
Nichtunirten über sich genommen, es scheint aber nicht, dass er
hierin glücklich gewesen; desswegen hat aber doch der fromme
Kaiser diejenigen, welche sich in das in ihrem Namen abgelegte
Glaubensbekenntniss nicht gefügt, nicht nur nicht pro Apostatis
gehalten, sondern ihnen im Gegentheil noch in demselben Jahre die
vollständige Gewissensfreiheit, und was nach ihrem Glauben der
Gottesdienst nur immer erheischte, auf das bündigste versichert 2 ).
Es unterliegt keinem Zweifel, dass Freiherr von Bartenstein
in dem Schlusssätze die grossen Freiheiten im Auge hatte, deren
Gewährung K. Leopold I. in dem Aufforderungspatente vom 6. April
1690 den christlichen Völkern in der Türkei in Aussicht stellte, wenn
sie die Waffen gegen den Erbfeind ergreifen, sich unter seine
Herrschaft begeben und mit seinem Heer vereinigen würden, —
und die er auch dem in seine Staaten eingewanderten raizischen Volke
mit der Privilegiumsurkunde von 21. August 1690 in der Weise ver
lieh, dass sie sämmtlichen nicht unirten Griechen in Ungern und dessen
Nebenländern zu Gute kamen.
Da durch diese Freiheiten die versprochene Cameral-Protection
weit überwogen wurde, so scheint damit auch der hauptsächlichste
Beweggrund für das griechische Volk weggefallen zu sein, die von
dem Klerus und den Abgeordneten in seinem Namen vollzogene
Union in’s Leben treten zu lassen.
*■) Beilage VI.
a ) Kurzer Bericht von der Beschaffenheit der zerstreuten zahlreichen illyrischen Nation
in k. k. Erblanden. Frankfurt und Leipzig, 1802, pag. 52.
Drau wohnenden Bekenner des griechisch-orientalischen Glaubens. 289
1.
Unions-Urkunde der in Ungern zwischen der Donau und Drau w'onenh-
den Griechen.
1690. — 18. Jänner.
In Nomine Domini Amen.
Actum Quinque Eeclesijs Anno a Partu Virgineo 1690, Indictione 13, die
uero 18 Mensis Januarij, qua Cathedrae Saneti Petri in qua Romae primum
sedit, solennis memoria recolitur.
Quod cedat ad Dei ter Optimi maximi Gloriam Sacrosanetae Romanae
Apostolieae et Universalis Ecelesiae Inerementum Augustissimi Gloriosissimi
Imperatoris Leopoldi Primi Auetoritate ae pietate Duce Exeelsae Camerae Auli-
cae benignitate inuitante, medio Illustrissimi Domini Domini Tullij Miglio Liberi
Baronis de Prmnberg, antefatae Exeelsae Camerae. Aulieae Consiliarij, nec non
in partibus Inferioris Hungariae et Slauoniae exmissi Commissarij, ad amicam
eiusdem cilationein prompte libenterque stiterunt se, praenominato Illustrissimo
Domino Domino Commissario, primarij Rascianorum Schisinaticonim Sacerdo-
tes , Superioresque Calugerorum, nec non Depulati Communilatum nominatim
Albae-Regalis, Simontornyae, Szigetbi, O/.orae, Mohach, Siklos, Ivaposuar, Do-
broköz, Dombo, Sasd et reliquorum Praesidiorum aliorumque loeorum intra
Danubium et Drauum degentium praeeunte Jobo Reich, Principalis itidem Calu
gerorum Monasterij Saneti Nieolaj, ad Orehouiczam in Slauonia Supcriore, qui
praeterlapso Nouembri 1689, praefato Illustrissimo Domino Commissario inibi
tune existent! declarauit non modo se et sibi subieefas sedecim Parochias, una
cum Monialibus Saneti Basilij in Claustro dicto , Saneto Nicolao propinquo exi-
stentibus Sacro Sanclae Romanae Ecelesiae omnem debitam submissionem obe-
dientiamque praestiturum; Verum etiam solenne Juramentum desuper deposi-
turum, efFecturmnque ut tarn sibi subiecti, quam alij quoque per uniuersam
Sclauoniam dispersi Schismatici Saeculares, et Ecclesiastici sub Episcopatu
Sirmiensi, cum uidelieet dictus Illustrissimus Dominus Commissarius ad eas par
tes descenderit prompte eandem eum Romana Catholiea Ecclesia Unionem ineant
et Saeramento roborent.
Nos itaque omnes praeuia suaui et amica allocutione Illustrissimus Domi
nus Commissarius, Reuerendis Patribus Missionarijs Societatis Jesu, Quinque
290 F ii e dl ii e r - Di«' IDuoit dien' in tingern awiseftcn. der Donau und
Eeefesiijs resiiffenitiJkis mstiniMudifls n ffdc Catboliea tradüdit, qui muneris ni
Apostofief partes probe adimplentes r plene im Ortbodoxae Rornanae Fidei Bog-
matibus Enstnueto» imduierunt, ad agnitianem eomfessiomenitpie- mtlms eiusdemque
aeternae eeriitatös Catboiieae et Apostolieaey soft uno uisiME, eodemqae sapremo
;H! aniuersaE omnium per Orbem FideEumy Capüte Romano Pontifiee, cni se
iiifentEdiem Em omnibns et per omnia bnmillime paritnros professi sunt ; 14 ipsam
postiimiinsio corarra fliirstriäsimo Dumino Eommissarto Aara® reaonaates et eon-
Srmantes, douee tandem die IS- Wemös Jamiarfj Anoi 1690 ,. facto En Ecclesia
Patnumi Seeiietatis Jiesm gHoMräm et sofenni actu, magna States EeelesiastieE et
Saecularis dignioris pcaeseotür, Populique coneursu Pontificante ad aras lila—
stassimo et Bewntendres&ne Domino Francisco Janyv Episcopo SinniemsE, Prae-
pflsiite Chornensi, Abbati Peehnaradiensi, nee- nun Saerae Caesareae Maiestatis
Cansilliailiöy 5* eins manibus solennem Catboiieae Romanae Fidei Professtonem,
riara, aoce edidenrat, Ermiter irreuocabil iterque credemdo ae tenendo quiequid
credit et tenet Samcta. Mater Ecclesia Romana Rnmanoque Pontificiy tanquam
vero Christi Vieario, Dnciqme Petri Suceessociy onmern snbmissiaaem, obseruan-
tiam,. abadientiamqne debitain pcrpetao inuinlabiliterqne se praestitnros jare-
jnraiulo sanxerunt r declarantibus per praefatos deputatos Communitatum
XomTne suhmEssos eomprehendi se et re Epsa boe eodem juramento ligarf, ae si
personaliter adessent, omnibas omnino a siraguiis (qrai eopi'osissimi sunt} intra
Danuhium et Dravum degemtiibns SebismatEeis Eeclesiasticis et Saeeularibns
adeo ot effectiue omnes penitus per praesenfces, qui et se subseripseniat Roma-
nae Eeclesiae uniti iam sint, im sequentia quoque Puacta initae stabiliterque
permensurae uniomis sigua pariter comsentiemtes. P. Et anmis singulis ter ad
minimum Sacerdos eoruin aliqui's im Nostra, et Jfoster in eorundem Ecclesia qut-
Efcct iuxta Saum Ritiim Graeeam ant Latinam Missain eelebret. 2". Et Patres
Societatis Jesu cum in eonindem Eeclesijs eoneionari aut Catbecbetieam Doe-
trinam. esplanare uoluerint r eosdem beneuoie semper admittant. 3 tio . Et Saus
Filios praesertim Saeerdatandas ad Scbolas Patrum Societatis Jesn, quoad fieri
potent mittant. 4*"- Et in Ej» saltem. locis, ubi mixti cum Eeclesiae Latinae
Filij» degnnt, diebus quibns LatEna Ecclesia »na eelebrat Festa, ipsi quoque ab
omni esteriori opere, diebus ferialibus alias concesso publice abstineant. His ita
peraetis et eanclusis Supremo Bonoram oaminm Largitori Deo actae gratiae
bjmno Amhrosjano solenniter decamtato- In quorum omninm maiorem Fidem
PrimarijiCalugeronim et Saeerdotum, tarn proSe, quam pro caeteris scrfpturam
non eallentibus propria manu subscripserunt et obsignamnt.
F » ii o r u m X o m ii n a.;
Buiff* (i.uih* HcrSr*
HHHO.U «.l.l.VMK.t M3*
Ü J aaRHII,S
eUkTH.MM« U«r«,UH|l«RHbk
i'[Utsou.otHKH m"S,naua
Drau wohnenden Bekenner des griechisch-orientalischen Glaubens. 291
Sacerdotum Nomina:
non* aihaoujz cSaouij
n«ni CTOHHZ AOEpOKpilIKH
bSrz npoAdKOBiihz
nonx BHivrpACKH
bSkx non uiHAioTpauz
ETHAIZ TOAlAHHh*
AIHAOUI ES3AHHA
Ablegatorum Nomina:
CTfnAHZ H BAHIA CSAOLUUH
PAAHBOH EHWPAAAHIA
AMHAIZ H3 030pA
AIHAOUJ AlApK« EAMAHA
BSKAIAHZ A«HE®AHia
tpSaio aomeoahb
rShii,a KanSuiBpaux
U'K.UIZ KAnSUJRApil,Z
HAHB CtrTBApAUZ HHKOAHH CHHZ
uihkSaeuiahh AlStüH ACHHH
Nos infrascripti fidem facimus et attestamur nbique loeorum sigilli nostri
appressione haec omnia supramemorata in praescntia nostra ita peracta fuisse-
(L. S.) Franciscus Janj E. Sirmiensis et Supremus Comes, Sacrae Caesa.
reae Regiaeque Maiestatis Consiliarius m. p.
(L. S.) Gabriel Comes VecehyEques OrdinisSaneti Mauritij etLazzari Supre
mus Campi Vigilliarum Pracfectus Coloneilus et Commendans in
Siget Quinque Ecelesijs Ciclos Caposvar Moaz Dombo alijsque locis
inter Drauum et Danubium.
(L. S ) Joannes Thcodorus de Melmek, Excelsae Camerae Aulicae Secrc-
tarius et ad Partes Inferioris Ungariae et Selauoniac Neo-acquisitas
Concommissarius m. p.
Nomina Sacerdotum.
Job Reich Prior St. Nicolai ad Horovizam.
Ephtimi Niegomcroviz Prior St. Michaelis Archangeli ad Grabozam.
Vuka Prodanovicz Paroehus Albae Regalensis.
Stoiz Millescloviz Paroehus in Dohröküs.
Vuka Adamoviz Paroehus in Simontornia.
Radosehab Oribaz Paroehus in Ozora.
Theodorus Sardelcz Paroehus Quinque Eeclesiensis.
Sava Villakoriz Paroehus in Domho.
Millos Kulcs Paroehus in Soleck.
Sitzb. d. pbil.-liiat. CI. XXXVIII. Bd. II. Hfl..
20
292 Fiedler, Die Union der in Ungern zwischen der Donau und
Nomina Dopiiiatoriini.
Pusagia Millos. Atschim Tomaniz. Pantalia Mihaloviz. Simon Milioschoviz.
Marcus Batsclikalia. Vuk Tomin. Demitar Poppoviz. Marchieta Alexiz. Reda
Raicossaviz. Bueman Saritsch. Trumo Bogdanoviz Vuc Radovitschin. German
Covatsch. Illia Nicolin. Marcus Dulgerin. Stanoy Niegomeroviz. Stöphan Batsch-
kali. Juan Grubasiz. Vuca Vucoviz.
(Original im k. k. Hofkammer-Archive.)
Eidesformel.
Kormula Juramenti a Graccis Depositi.
Ego N. N. firma fide crodo, et profiteor omnia et singula, quae continentur
in Symbolo Fidei, quo Sancta Romana Ecclesia utitur, flrmiter cum Eadein
tenendo, Spiritum Sanctum a Patre Filioque procedere; Sanctam qtioque Catho-
licam et Apostolicam Romanam Ecclesiam, omnium Ecclesiarum Matrem, et
Magistram agnosco, Romanoque Pontilici Beati Petri Apostolorum Principis
Successori, ac Jesu Christi Vicario veram obedientiam spondeo, voveo ac juro
pro me meisque. Sic me Deus adjuvet, et haee Sancta Dei Evangelia.
(Abschrift im k. k. Hofkammer-Archive.)
II.
Verordnung des k. k. Coinmissiirs Tullins Miglio Freiherrn von
Prnmberg.
1690. — 19. Jänner.
Ego Tullins Miglio Lib. Baro de Prumberg Excelsae Camerae Aulicae
Consiliarins, nec non in Partibus Inferioris Hungariae et Sclavoniae exmissus
Commissarius.
Tenore pracsentium notum facio , meamque expressam voluntatem pro
nunc et pro ratione muneris mei declarando usquc ad ulteriorem Sacrae Cae-
sareae Regiaeque Maiestatis resolutionem, praevia super hoc cum Ecclesiasticis
Communicatione distincte injungo Sacerdotibus, et Popis omnibus Graecis in
districtu intra Danubium et Dravum degentibus, ut Reverendo Domino Eflftimi
Niegomeroviz Monasterij St. Michaelis Archangeli de Graboza Priori, Ecclesiae
Catholicac Romanae effective unito, omnem reverentiam, obedientiamque prae-
stent, ejus visitationein admittant, ct in Parochialibus ab ipsius directione,
ac determinatione penitus dependeant, et quidquid in praefatis statuerif, exacte
ac prompte, absque ul ln tergiversatione, aut oppositione exequentur, idque sub
gravi Sacrae Caesareac Regiaeque Maiestatis disgratia, poenaque juxta delicti
gravitatem, ad arbitrium Superiorum infligenda , una cum privatione beneficij
Drau wohnenden Bekenner des griechisch-orientalischen Glaubens. 293
statuendo praeterea in vacantia parochiarum, proponcnda esse Excelsae Came-
rae Aulicae per Priorem tria Subjecta ex Calugcris Ecelesiae Catholicae Ro-
inanae vnitis digna et habilia ad munus parochiale cxercendum, praestolando
super hoc Sacrae Caesareae Regiaeque Majestatis Beniquam Resolutionen);
Ecclcsiasticaeque Superioritatis confirmationeni. Datum Qninque Ecclesijs die
19. Januarij 1690.
(Abschrift im k. k. Hofkammer-Arehive.J
III.
Bericht des k. k. Commissars Tullius Miglio Freiherrn von Fruinberg an
die k. k. Ilofkninmer.
1690. — 19. Jänner.
Hochlöbliche anweesende Kays. Honcammer.
Gnädig- auch Günstige Herren. Gleich wie Ich Mir nichts angelegener
halte, als Einer Hochlöbl. Kays. Hoff Cammer hoche Ehr vnd Reputation best
möglichst zu beobachten vnd dieselbte Meinen wenigen Criifften nach eyffrigst
zu befördern; Also bat mich auch die erwünschte Gelegenheit erfrewet, da Ich
nach dem Exempel des Ehrwürdigen Patris Job Reich, Prioris des vornehmen
Calugern Closters St. Nicolaj zu Orahoviza, welcher auf Mein nachtruckhliche-
res Zuesprechen, sich sambt 16 Pfahren, vnd Einen Jungfrawen-Closster des
Heyl. Basilij, der Heyl. Römisch-Apostolischen Kirchen widerumb vereinigt
hat, vermittels Ewer Excellentiae Gunst, vndt Freuntschaft vorgesehuzter hochen
Authoritet, versicherten Protection, vnd Benignitet alle zwischen den Donaw
vnd Draw-Fluss in sehr grosszer Anzahl subsistirende Schismatische Griechen,
Pfahren vnd Clösster, durch Ihre abgeordnete dahin disponirt, dass Sic fürohin
nicht allein hochgedaehter Romanisch Apostolischen Kirchen, alle schuldigste
parition, Reverenz vnd gezimmende Submission erweisen , sondern auch Einer
Hochlöbl. Kays. Hoff' Cammer Verordnungen, vnd Resolutionen in allem wie auch
bey Ersezung der vacirenden Pfahren jedesmablen gehors. einhollen, vnd erwar
ten wollen.
Wie Sie nun diszes in öffentlicher Kirchen gröster Solennitet, vnter
dreymahlig auf Befelch des Herrn Generalen Vecchy gelösten Stuckhen, vnd
anbey gegebenen bürgerlichen Salve, mit einem Cörperlichen Aydt, den 18 l<,n
dises freywillig bestättigt- auch zur weitern verbindnusz, pro aeterna rei me
moria, Schrifftlich, vnd zwahr vnter Ihrer aigenen Handtvnterschrifft versicherl»
vnd das Originale Einer Hochlöbl. Kays. Hoff Cammer mit tieffesten Respect zu
vbergeben gebetten; Alsz habe ein solches nebst den, von Mir, Nomine Excelsae
Camerae Aulicae in forma Instructionis, auszgeferltigten Befelch Ewer Excel-
lenliae Gunst vnd Freuntschaft hiemit vbersehickhen, vnd Mich sambt denen
20*
294 Fiedl
er, Die Union der in Ungern zwischen der Donau und
new adunirten zu dero Gnaden, Gunst vnd Freuntschaft gehors. vnd dienstl.
empfehlen wollen, alsz
Ewer Excellentiae Gunst vnd Freuntsehaft
Gehorsamb dienstsehuldigster
Tullius Miglio Frhr. m. p.
A tergo: Denen Hoch- vndWohlgebohrnen, auch Wohlgebohrnen, Wohl-
edlgebohrnen Herren Herren N: der Röm. Kays. Mayt. respective Geheimben
Rath Cammerern Praesident, vnd Verordneten Hoff Cammerräthen. Meinen
Gnädig- auch Günstigen Herren.
(Original im k. k. Hofkammer-Archive.)
IV.
Bericht des Tnllins Miglio Freiherrn v. Prnmherg an Kaiser Leopold 1.
1690. — 30. Jänner.
Sacra Cesarea Maestä Signor mio Clementissimo.
Ho stimato debbito del mio humilissimo vassalaggio di receare alla Sacra
Cesarea Maestä Vostra 1’ auiso come tutti li Greci sismatiei habitanti in gran-
dissima eopia tra il Danubio et la Draua illuminati dal Spirito Santo et stiino-
lati dalia Pieta di V. M. C. si sono soltomessi all’ obbedienza Hella Santa Sede
conforine la Sacra Cesarea Maestä Vostra resterä cleinentissimamente seruita
di uedere dall’ annesso Originale, et dalia patente sopra di cio fatta dalia mia
humiltä. Ha contribuito molto a questa santa opera la prudenza et la Doltrina
de RcuerendiPadri Giesuiti. L’assistenzafedele del Conte Vecchi dattacineltempo
che con ordini replicati il conte Taun haueua commesso a tutti li commandanti
di negarla in ogni caso, et la eondota sincera de Job Reich Prior di San Nicolo
di Horouiza. L’intoppi maggiori sono stati l’ostinatione et l’ignoranza de Pro-
prij Greci imheuuli dall’ opininne che facendosi Caltolici doucuano rehatizarsi,
et il scandaloso Procedere di questo Vescouo Radanay che ueramente da in
Eccessi. Si e stimato per bene di farne festa publica col sharro del Canone
perche contiene in se un grau paese, et per dar animo alla Schiauonia che e
tutta piena di segguitar l’essempio. Ha piacciuto ad essi molto il modo con che
furno trattati, poiche sendo auari di natura, ho fatto mantenere con la mia pro-
pria pouertä tutti li Sacerdoti, Deputati et loro seruenti tutto il trmpo che
furno qui. Mi son anco essibito a Job Reich di condurlo con alcuni de suoi
Caloieri meco nel Sirmio a mie spesc, et sicome egli e huorno di grandissimo
credito tra quelli Popoli, quindi prendo l’ardire di supplicar humilissiinamente
la Sacra Cesarea Maestä Vostra di uolerlo graliare del ’l’itolo di Vescouo come
lofuLonginosuoFratello ethumilissimamente m’inchino.S Chiesc SOGenaro 1690.
Deila Sacra Cesarea Maestä Vostra
Ubbidientissimo Vassallo
T. Miglio R nc ‘-
(Original im k. k. Hufkammer-Archive.)
Drau wohnenden Bekenner des griechisch-orientalischen Glaubens. 295
V.
Itesolvirtes Referat der k. k. llofktuiinier ao Kaiser Leopold I.
1690. — 4. April.
Referat die Reunion mit der Rom. Cafholiscben Kiirclien, da
zwischen der Donau vnd Drag gelegener Griechen, auch conferirung
dein P. Job Reieb, Priori des Calugern Closters Sancti Nicolai, zu
Orahovicza, des Titls Eines Bischoffs betr.
Allergnedigster Kayser vnd Herr Herr etc.
Eür Kay. Mayt. Erindert des Hoff-Cammer Mittls Rath vnd zu Einrichtung
derneüen Acquisten, zwischen der Drag vnd Sau, abgeordneter Commissarius,
Freyherr Tullius Miglio, in Unterthenigkeit, vvaszgestalten auf seyn Eyffriges
Zuesprechen, vnd versprochne Cammeral Protection, alle zwischen der Donau
vnd Drag, in grosser anzalil wohnende Griechen, Sich der Heyl. Röm. Kürchen
vnlerworffen, vnd Mittls Ihrer vornembster Priester, vnd abgeordneten von
denen Communiteten, den I8 l °“ Januarij insthehenden Jahrs, öffentliche profes
sionein fidei, zu Fünlfkürchen jurato gethan, auch zu mehrerer besfiiltigung,
diszer Ihrer freywillig- vnd vnwiderrueflicher wahrer glauben bekhandtnus,
beyligendes, von Ilinen Priestern, vnd der Communiteten abgeordnelen vnter-
schribenes Instrumentum professionis fidei, von sich geben haben.
legatur.
Zumahlen nun der P. P. Soeietatis Jesu, vnermiedte vnterweiszung, vnd
des Commendanten zu Fünffkürehen Generaln Vecehj besagten Conuertiten, bey
iezigen Kriegsleüft'en gelaiste assistenz, forderist aber des P. Job Reich, Prioris
des vornemben Calugern Closters St. Nicolai zu Orahoviza, so sich mit IG Pfahrn,
vnd Einen Jungfrauen Closter Sti. Basilij, der Heyl. Röm. Cathul. Kürchen, wi-
derumb vereinigt, vill darzue contribuirt, Er Prior Reich auch, bey ermelten
Griechen, in absonderlicher hochachtung vnd veneration wäre; Alsz geruebeten
Eür Kay. Mayt. zu seiner weithern animirung vnd fortptlanzung des wahren
Catholisehen glaubens, Ihme, den Titul Eines Bischolfens, allennassen solchen
sein Brueder Longinus genossen, allergnedigst zu conferirn.
Umh solche Vereinigung ist Gott zudanckhen, vndt zuuerholfen, dass hier-
auss noch mehrere nützlich vnd dem Publico wohl erspriessliche Sequoien ent
stehen werden, dahero man auch dero Unterthänigsten mainung wehre, dass
dem Pater Reich, der Titulus Episcopi, zu seiner besseren Consolation vnd
mehrerer animirung deszVoIckhs, motu proprio, zugeben, vnd dabey diser
Actus mit Contestation Ewer Kays. Mayt. darob gesehöpfften Allergnedigsten
Vergnüegens, per Patentes, die von derHungrischen Hofl'Canzley zu uerferttigen,
in alleweeg zu loben wehre.
Ex Consilio Camerae Aulieac. Viennae 4 l * Aprilis Ao. 1690.
296 Fiedler, Die Union der in Ungern zwischen der Donau und
Pracscntibus.
Domino Comite Preside do Ursin et Rosenberg, — Coniitibus Conzin,
Brandiss, Draun, Salburg, Fünffkirchen. — De Mayern, Albrecht et Rummers-
kirchen.
In latere: Plaeet. Leopold mp.
(Original im k. k. Hofkammer-Archive.)
VI.
Note der k. k. Hofkammcr an die k. ungarische Hofkanzlei.
1690. — 16. April.
Erinderung un die löbl. Königl. Hung. IlofCanzley, weillen
durch beyliilff des Jobi Reichens Prioris Sli. Nicolaj ad Horovizam,
die meiste Razische dem Schismati Vnterworffene Priesster vnd
GemeinscliafTten vornemblich zu Stuelhveissenburg, Simonthornia,
Sigetli, Ozora, Mohacli, Sildos, Kaposvar, Dobrokös, Dombo, Sasd
vnd an andern Orthen, zwischen dem Donaw vnd Draafluss wohn
haft, zu dem Catbolischen Glauben, beklieret worden vnd Ihre Kays.
Mayt. dahero, Ihne Jobum Reicli mit dem Bischoffs Tittl allergriä-
digist gewirdiget haben, Als beliebe Iliro Hung. IlofCanzley, wegen
dises Tiflis, die gewöhnlichen Patenten auszufertigen, vnd der Hof-
Camer zur weitern Bestellung vnschwehr herüber zu geben.
D. 15. April Anno 1690.
Sacratissimae Caesareae Regiaeque Maiestutis Inclytae Cancellariae Hun-
garieae Aulieae, perquam officiose significandum, Patereqne pluribus ex annexo
praesentibus Instrumento, qualiter Primarij Rascianoriim Schismaticorum Sacev-
dotes, Superioresque Calugerorum, neenon deputati Communitatum, signanter
Albae- Regalis, Simontornyae, Szigethi, Ozorae, Mohaeji, Siklos. Kaposuar,
Dobroköz, Dombo, Sasd et reliquorum Praesidiorum, aliornmqtie locorum, intra
Danubium et Drauum degentiuin, praeeunte Renercndo Domino Jobo Reieli-
Principalis Calugerorum Monasterii S. Nicolai ad Orehoviczam in Sclauonia
Priorc; Solennem Catholicae Romnnae fidei confessionem ediderint et eidem
Ecclesiae Romanae Unili, omnem submissionem et debitam obedienliam praesti
turos, sese Jure Jurando obstrinxerint. Cum itaque summedicta Saeratissima
Sua Caesarea, Regiaque Maiestas id ipsum, cum singulari ob Augmentum hono
ris Divini et tot animarum Salutis complacentia praefatumque Reverendum
Dominum Priorem S. Nicolaj ad Horoviczam, Jobum Reich , fidelcm praeprimis
operam eatenus exhibuisse, gratanter iutellexerit, ac Clementissime motu pro-
Drau wohnenden Bekenner des griechisch-orientalischen Glaubens. 297
prio resolverit, eundem Dominum Jobum Reich, prout antehac ipsius fratrem
Longinum, Episcopi titulo insigniendum.
Ea propter haec Inciyta Caneellaria Hungarica Aulica perquam officiose
requiritur, ut solitas ratione dicti Tituli Patentes litteras, quantocyus expedien-
das ordinäre velit, et huic Camerae pariter Aulicae, pro ulteriori direetione
eommunicare, Quae vicisim Eidem ad exhibenda quaevis humanitatis offieia sem-
per addieta permanet. Viennae lS ta Aprilis Anno 1690.
([Expedirtes Concept im k. k. Hofkammer-Archive.)
Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften.
299
VERZEICHNISS
DER
EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN.
(NOVEMBER 1861.)
Academie Imperiale des Sciences, Relles-Lettres et Arts de Lyon,
Memoires. Classe des Lettres, N. S. Tomes VIII e & IX C . Lyon &
Paris, 18S9—61; 8°. ■— Classe des Sciences, Tome X°. Lyon
& Paris, 1860; 8°.
Accademia Pontificia de’ Nuovi Lincei, Atti. Tomo XIII. Anno XIII.
18S9—60. Sessione VI“ & VIP; Tomo XIV. Anno XIV. 1860
—61. Sessione P—IV . Roma, 1860 & 1861; 4°.
Akademie der Wissenschaften, königl. bayer., zu München, Sitzungs
berichte. 1861. I. Heft 2, 3 & 4. München, 1861; 8°.
— königl. Preuss., zu Berlin, Abhandlungen aus dem Jahre 1860.
Berlin, 1861; 4°.—Ed. Gerhard, Über Orpheus und die
Orphiker. — Richard Lepsius, Über chinesische und tibetische
Lautverhältnisse und über die Umschrift jener Sprachen. —
Idem, Über die arabischen Sprachlaute und deren Umschrift
nebst einigen Erläuterungen über den harten i Vocal in der
tartarischen, slavischen und der rumänischen Sprache. — Th.
Mommsen, Über die Zeitfolge der Verordnungen Diocletian’s
und seiner Mitregenten. — Wilh. Schott, Altajische Studien
oder Untersuchungen auf dem Gebiete der Altai-Sprachen. II.
Heft. (Aus den Abhandlungen der königl. preuss. Akademie der
Wissenschaften. 1861.) 4°.
American Journal of Science and Arts, Vol. XXXI, Nr. 92 & 93.
New Haven, 1861; 8«.
Sitzb. d. phil.-hist. CI. XXXVIII. Bd. II. Hft.
20**
300 Verzeichniss
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, N. P. VIII. Jahrgang,
Nr. 1(V Nürnberg, 1861; 4«.
Austria, XIII. Jahrgang, XLIV,XLV.&XLVII. Heft. Wien, 1861; 8°.
Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern bearbei
tet von einem Kreise bayerischer Gelehrter. I. Band, I. Abthei
lung. Mit 2 Karten und 2 Holzschnitten. I. Band, II. Abtheilung.
Mit 2 Karten und einem Holzschnitt. München, 1860; 8°.
Fenicia, Salvatore, Comm. Pres., Copia estratta dal primo dei
dodeci volumi della politica. Napoli, 1861; 8°.
Gesellsc-naft, Geschichts- und Alterthumsforschende, des Oster
landes zu Altenburg, Diverse Schriften. 12°, 8°, 4», & Folio-
— Deutsche morgenländische, Zeitschrift. XV. Band, 3. & 4. Heft.
Mit einer Kupfertafel. Leipzig, 1861; 8°. —Albrecht Weber,
Indische Studien. VI. Band. Berlin, 1861; 8°.
— Kurländische, für Literatur und Kunst zu Mitau, Domitian und
Cremutius Cordus. C. v. P. Mitau, 1861; 12°.
— Schlesische, für vaterländische Cultur, 38. Jahresbericht. 1860.
Breslau; 4°. — Abhandlungen. Philosophisch - historische Ab
theilung. 1861. Heft I. Breslau, 1861; 8<>.
G y m n a s i u m, k. k.. zu Feldkirch, Programm für das Schuljahr 1860/61,
Freiburg i. Br., 1861; 4°.
Kiel, Universität, deren Schriften aus dem Jahre 1860. Bd. VII.
Kiel, 1861; 4».
Maelen, Ph. van der, Dictionnaires geographiques speciaux des
provinces de la Belgique. (8 Vol.) Bruxelles, 1831—1838; 8»-
(Avec 11 cartes.) Idem Essai sur, les armoiries des souverains
et etats de l'Europe expliquees par les traditions legendaires et
historiques. (Extr. des livraisons 175 & 176 des Precis Histo-
riques.) Bruxelles, 1859; 8°.
Mittheilungen aus J. Perthes’ geographischer Anstalt, Jahrgang
1861, Heft X. Gotha, 1861; 4».
— der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung
der Baudenkmale, VI. Jahrgang, Nr. 11. Wien, 1861; 4°.
Odernheimer, Das Festland Australien. Geographische, naturwis
senschaftliche und culturgeschiclitliche Skizzen. Wiesbaden,
1861; 8°.
Prantl, Karl, Geschichte der Logik im Abendlande. II. Bd. Leipzig,
1861; 8«.
der eingegangenen Druckschriften.
301
Revue orientale et americaine, IV C Annee, Nr. 32. Paris, 1861; 8°.
Schlagintweit, Hermann, Adolphe, and Robert de, Results of a
Scientific Mission to India and High Asia, undertaken between
the years 1854 & 1838. With an Atlas of Panoramas, Views,
and Maps. Vol. I. Leipzig & London, 1861; gr. 4». — Atlas
mit 15 Tafeln; gr Folio.
Schleicher, August, Compendium der vergleichenden Grammatik
der indogermanischen Sprachen I. Weimar, 1861; 8».
Societät der Wissenschaften, finnische, Acta. Tomus VI. Helsingfors,
1861; 4°. -— Ridrag tili Kännedom om Finlands f Natur och
Folk. I. — IV. Haftet. Helsingfors, 1858 — 1861; 8°. —
Ridrag tili Finlands Naturkännedom, Etnografi och Statistik.
III., V. — VII. Haftet. Helsingfors, 1859 — 1861; 8°.
Society, The american Ethnological, Bulletin. Vol. I. Sept., Oct.,
Nov., Dec., 1860 and January, 1861. New-York, 1861; 8°.
— The Royal, of London, Philosophical Transactions for the year
1860. Vol. 150. Part I. & II. London, 1860 & 1861; The
Royal Society 30 lh November, 1860; 4°.
Verein für hamburgische Geschichte. Hamburgische Chroniken,
von J. M. L appenberg. IV. Heft. Hamburg, 1861; 8°.
Wolny, P. Gregor, Kirchliche Topographie von Mähren. II. Abthei
lung Rrünner Diöcese. IV. Bd. (Schluss), (des ganzen Werkes
VII. Bd). Brünn, 1861; 8°.
SITZUNGSBERICHTE
>
KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
PHILOSOPHISCH-II IS TORISCHE CL A SS E.
XXXVIII. BAND. III. HEFT.
JAHRGANG 1861. — DECEMBER.
SITZUNG VOM 4. DECEMBER 1861.
Vor gelegt?
Delle biblioteche e delle societä scienlijico-lelterurie
della Neerlandia.
Commentario di Griuscppe Yalentinelli.
PRO EMI 0.
La Neerlandia, detta impropriamente Olanda dalla piü esfesa
e fiorente delle sue provincie, e in Europa, sensa contrasto, uno
degli stati piü popolosi e piü colti. La natura del suolo, dalle cui in-
commensurabili praterie il teniperante neerlandese ritragge grau parie
di nodrimento; i depositi seeolari di torba ehe ne alimentano le offi-
cine; le strade ferrate; i legni a vapore; la crescente prosperitä de’
snoi commercj favorita dagli innunierevoli canali che la intersecano
a ogni tratto; la potenza marinaresca; i ricchi possessi coloniali, sono
elementi che parlano eloquentemente a favore d' una nazione, che di
poco travalica i tre milioni. Ma agli elementi materiali la Neerlandia
aggiunge potenti fattori d’incivilimento la liberta politico-religiosa;
la propensione all’ordine e alla politezza; la tranquilla ed assidua
operositä; lo spirito eminente d’associazione; la venerazione, son
per dire, professata alle arti, e segnatamente all’agricoltura; l’amore
generale agli studj. Nel vasto campo d’osservazioni offei’to, da
ciascuno di questi gravi argomenti, credo mio compito di limitarmi
all’ ultimo, mostrandone l’attuazione nel numero e nel 1 importanza
delle biblioteche e delle societä scientifiche e letterarie. E questo un
dovere impostomi della preveniente offlciositä, ondenell’ autunno 1860
mi t'urono dorunque liberalmente discliiuse le soglie di quegli istituti
21°
306
Valentinelli , Delle bihlioteche
seientifici e letterarj; e un sentito hisogno di attestare la piü viva
gratitudine a chi prestossi volonteroso alle mie ricerche; e una prova
di riempiere una lacuna nella storia letteraria di quel paese.
Poche ed incerte son le notizie che sulle antiche bihlioteche
deile chiese e delle abbazie neerlandesi ci conservarono gli storici, i
quali d'altra parte, nell'attribuire il guasto della disciplina monastica
alla trascuranza generale in che si teneano gli ottimi studj, fan cre-
dere che questa condizione fosse comune alla bihlioteche degli ordini
religiös!. A rilevare da quello stato di decadenza gli aniini infraliti
accorse, alla metä del secolo XIV, Gerardo van Groote (Magno),
il quäle col fondare a Deventer la casa della Fratellanza cleri-
cale, annunciö alla Neerlandia stupente l’aurora del suo risorgi-
mento. Perche propostisi ad esemplare gli antichi istituti religiosi,
v’introdosse la disciplina monacale, beuche i fratelli (Domini fra-
tres, fratres in commune viventes) fossero laici, obbligandoli
agli studj severi dei padri della chiesa. Perö chi ebbe merito di ri-
svegliare l’amore agli studj classici, e l’allievo, l’amico, il successore
di Gerardo (m. 1384), Fiorenzo di Leerdam, che in quell’istituto
iriedesimo , ordinö i lavori dei fratelli allo scopo precipuo della
trascrizione de' piü importanti manoscritti. Di quella casa sorti quel
Tommaso Hammerlein (Maleolm) da Kempten, piü fra noi cono-
sciuto sotto nome di Tommaso da Kempis, direttore della domus
fratrum di s. Agnese presso Zwolle, e di lä propagossi in breve
quell' ordine nell’ intera Neerlandia t). Dirü cosa che tien del por-
tento: il solo capitolo di Utrecht contava nel 1439 settanta conventi
a se soggetti, con 3000 conventuali 3 ). Da ciö agevolmente rilevasi
quanto bihlioteche, quotidianamente accresciute a mano di migliaja
di traserittori, dovessero arricchirsi; quanto, raffrontate colle coe-
M e i n e r s Clir. Lebensbeschreibungen berühmter Männer aus den Zeiten der
Wiederberstetlung der Wissenschaften. Zürich, 1798, vol.lt, 8°. — Delprat G.
H. M. Verhandeling over de Broederschap van E. Groote en over den invloed der
Fraterhuizen op den vetenschappeli.jken en gndsdienstigen toestand, voornamelijk in
de Nederlanden, na de 14 d ° eeuw. — La Stessa. Tweede vermeerderde verbeterde
druk. Arnhem, bij T. NijhofF. — Die Brüderschaft des gemeinsamen Lebens. Ein
Beitrag zur Geschichte der Kirche, Literatur und Pädagogik des vierzehnten, fünf
zehnten und sechzehnten Jahrhunderts, von G. H. M. Dfelprat zu Rotterdam, deutsch
bearbeitet und mit Zusätzen und einem Anhänge versehen von Dr. Mehnike zu
Stralsund. Leipzig, 1840, p. XII, 185, 8°.
2 ) Lindehorn, Historica episcopatus Daventriensis, p. 253.
e delle societä scieutifico-letterarie della Neerlandia.
307
sistenti degli ordini religiosi, giovare alla diffusione de’ lumi. Ciö mi
sarä data opportuuitä di riconfermare, ove nel presente commentario
tratterö d’aleuna d'esse.
Ma quelle grandi biblioteche medievali, annunziatriei del nun
lontano rinascimento delle scienze e delle arti, come anclie della
prosperitä materiale e morale della Neerlandia, non ressero all’ urto
irrompente di lotte ostinate, onde apparecchiavasi questa alla con-
quista della libertä politica e religiosa. Sperperati in mille maniere
que’ vasti depositi dell’umano sapere *), non furono pero interainente
distrutti, che, riguadagnata l’indipendenza, i municipj e i cilta-
dini in nobile gara diedero mano a salvar dal naufragio i codici ma-
noscritti e i libri a stampa. In questo primo periodo di vita riposata
e tranquilla, le cosi a lungo compresse aspirazioni al ben essere, agli
studj, alle arti, al commercio, furono pienamente appagate. Allora
si aprirono scuole pubbliche, si fondarono universitä, e queste e
quelle si dotarono di biblioteche formate di que’ volumi posti in sal-
vamento, e i municipj e le chiese principali colloearono presso l’ar-
chivio loro la biblioteea. E a questo nobile imprendimento di favorire
lo sviluppo intellettuale, s’associarono pure i maggiorenti, istituendo
nelle loro abitazioni biblioteche formte di quanto o riferivasi a studj
speciali, o servia a rilevar lo splendore del easato, con raritä di
manoseritti e di stampe, con magnificenza di edizioni, con lusso di
legature. Cosi, come giunsero fino a noi inviolati i tesori raccolti nelle
pubbliche biblioteche, ci si fossero conservate quelle di privati, le
quali soggette a mulamenti continui, per trasferimenti di ereditä e
per vendite ad aste pubhliehe (in nessun altro stato cosi frequenti
come nella Neerlandia, fin dal secolo XVI), lasciarono appena impron-
tata la traccia nella storia paesana. Perciö se delle prime mi si
oifre campo a trascorrere la storia fin dall’ origine, non posso dar
delle altre che sfuggevoli cenni, piü per fissare il fenomeno della
lor vita, e teuer dietro per filo e per segno agli svariati passaggi di
alcune opere piü interessant, che a servigio della storia letteraria.
Le biblioteche, che datano dall’ epoca della riforma politico—
religiosa, contengono, nel primo periodo della lor formazione, gran
l) „Non per bella tantum , civilesque Belgarum motua, sed per rapaces eliam haere-
ticorum manns ac sacrilegia , denique per plagiarios quosdam thesaurus hie (le
biblioteche) immcnsis oliin laboribus iinpendiisque conquisitus, non minima sui parte
imminutus.“ Sanderi Biblioth. mss. belgica mss. 1641, pari. 1, proaem.
308
Val en tin e 11 i, Delle biblioteche
parte d’opere di soggetto sacro, o perche giä appartenenti a cliiese
e monasteri cattolici, o perche proeedenti da case della fratellanza
clericale, o perche stese in un tempo in cui 1' elemento religioso
traforavasi in qualunque istituzione. Ne di questa partita menos’ac-
crebbero le biblioteche ne' secoli successivi fino a’ nostri giorni, a
motivo delle molte sette religiöse e delle frequenti loro polemiche.
Dacche uno degli scopi precipui dei fratres in commune
vicentes era quello, come ho giä detto, della trascrizione degli
autori classici cristiani e pagani, cosi nelle prime biblioteche si ris-
contrano pure e gli uni e gli altri tanto a penna che a stampa; al
quäl fatto precipuamente e da ascriversi quel culto, sto per dir,
religioso, professato agli studj tilologico-critici sugli antichi scrittori,
culto che’ ebbe culla in Neerlandia, ed ha quivi piii rigogliosa che
altrove la vita.
Perö la parte eletta di cui a poco a poco s’ arriccbirono fin da
principio le biblioteche, fu quella della storia paesana. I dissidj poli-
tico-religiosi cui quel popolo fu per tant’ anni soggetto , porsero
esca a virulente polemiche, di cui fu mantenuta memoria in libri
manoscritti ed a stampa, in impressioni figurate allegoriche ed in
ritratti. Di questo copioso corredo di satire o libelli infamatorj, che
dal principio del secolo decimosesto si protraggono tin quasi a nostri
giorni (e costituiscono quel genere di letteratura che i Francesi e,
dietro loro, le nazioni piü colte segnalarono col norne di pamphlc-
taire), van provvedute le biblioteche neerlandesi, e a dovizia la
duncaniana dell’ Aja, 1’ universitaria di Utrecht, la tisiana dell" uni-
versitä di Leida, la civica e remonstrante di Amsterdam. G. M. Asber
prese dettagliata notizia J ) di queste collezioni, ne elevö il numero
approssimativo degli articuli ai 24000, e si estese in mature consi-
derazioni sulla loro origine, sulle ragioni della lor quantitä e sull’
importanza storica. E ben meritö di questo ramo del sapere biblio-
grafico il librajo Müller di Amsterdam che, atlingendo alla propria
colossale raccolta, ne cominciö, coli’ opera del dotto P. A. Tiele, la
pubblicazione del catalogo 3 ) che conterrä da 41000 pezzi, senza
registrarvi i ritratti, di 7000 de’ quali egli diede giä conto in opera
*) Die holländischen Pamphlet-Sammlungen aus dein XII. und dem Anfänge des
XIII. Jahrhunderts. In S e r a p e u m , 1855, p. 81 — 91.
2 ) Bibliotheek von Pamlletten, Traktaten, Plakkateu en andere Stukken over de Neder-
landsche Gesehiedenis, en van in Nederland gedrukte Stukken over Gebearlenissen
e delle societa scientifico-Ietterarie della Neerlandia.
309
separata *). Gran parte di simili raceolte e formata da atlanti
figurati 2 ), costituendo ciö che gli inglesi chiamano pictorial
hislory, e histoire en figures i francesi. E vi si associano
pure Ie voluminöse collezioni cosi a stampa eome a penna delle ordi-
nanze degli stati generali d’Olanda, collezioni che passano sotto
nome di plakkatboeken, taluna delle quali inonta ai 400 volumi
in foglio.
La condizione marittima e perciö eminentemente commerciale
della Neerlandia, eccitandola a frequentare i mercati dei porti stra-
nieri, consigliö una piü seria applicazione allo studio della geografia
e della marina, studio a cui maggiormente furono determinati gli
animi dalle estese conquiste d’oltremare, della compagnia delle Indie.
Quindi le biblioteche (in dal principio del secolo decimo settimo eb-
bero scorte di opere originali descrittive del mondo, atlanti, porto-
lani, consolati del mare, libri di costruzioni navali. Questo e non altro
fu il motivo per cui gli stati generali d’Olanda impresero alla metä
del secolo XVII. Ja splendida edizione di un atlante 3 ), dicbiarandolo
necessario al cominercio e vantaggioso alla compagnia delle Indie. La
inunificenza dell’ esecuzione, il gran numero degli esemplari, il
lusso delle legature, i presenti fattine a parecchi stati d’Europa ed
ai loro rappresentanti, sono caparra non tanto del riconosciuto merito
intrinseco dell’ opera, quanto della stima in cui fu tenuta come pro-
dotto nazionale. Locche e riconfermato dalle eure prodigatevi dietro
dai cittadini; alcuni de' quali impiegarono gli artisti migliori a
in en buiten Europa, voornamelijk in Engeland, Asia en Amerika beschreven, naar
tijdsordre gerangschikt, en met alphabetische Registers voorzien. Amsterdam, 1858,
p. VII, 172, 8°. Da questo fu compendiato il titolo : Bibliotheque des Pamphlets,
Placates ect. publies en Ilollande sur P histoire politique et religieuse des Pays-Bas,
et les evenements des autres pays qui s’ y rattachent, dresse par P. A. 'fiele. 1. Di
vision. Collection de Fred. Müller. Amsterdam, 1860, vol. I, 4°. Questo primo
volume per gli anni 1500—1648, comprende i numeri 1—3369.
1 ) Catalogue raisonne de portraits Neerlandais. 1. vol. Collection de F. Müller,
7000 pieces. Amsterdam, 1860, p. 400, 8°. avec 2 tables systematiques.
2) Catalogus van eenen Atlas der Nederlaudsche geschiedenis bestaande in platten en
portretten. Haarlem, bij A. de Bruyn, p. 120, 8°. — Catalogue d’un Atlas historique
des Pays-Bas, collection magnilique d'estampes et de portraits, relalifs a P histoire
des Pays-Bas , parmi Inquelle se trouvent plusieurs relatifs a P histoire des Pays
etrangers, delaisse par feu M. Ie Dr. E. Mannieks van CleefF. Utrecht, T. de Bruyn,
1860, p. 95, 8°. — Gli articoli neerlandesi sono 1794.
3 ) Le grand Atlas ou cosmographie Blaviane. Amsterdam, J. Blaev, 1663, vol. XII,
foglio.
310
Valentin elli, Delle biblioteche
decorare gli esemplari con dorature e coloriture a oltre mare, a
disegnarvi ne’ margini costumanze, animali, piante dei paesi nei sin-
goli fogli descritti; altri con principesco ardimento intercalarono al
testo impresso fogli con disegni di piante di ciltä; eostruzioni civili,
militari, navali; macchine; monumenti; ingressi trionfali; solennitä;
oggetti naturali del paese descritto; descrizioni storiclie a micro-
grafia; istruzioni sulla marineria, sul commercio, sulle Indie; ritratti
d' illustri geografi e navigatori. Quindi cresciuta 1' opera a dismisura
fino a rinvenirsene qnalche esemplare diviso in piü che quaranta vo-
lumi. Costituiva la eletta porzione d' ereditä della signora Van der
Hemm di Amsterdam, al principio del secolo scorso un simile
esemplare in 43 volumi, pel quäle rifiutö 20000 fiorini offertile dal
confe d’Avaux, e 30000 esibitile dalla arciduchessa di Toscana.
Allo stesso motivo deve essere attribuita la quantitä d’ opere o
manoscritte od a stampa, in lingue orientali, conservate in parecchie
biblioteche, specialmente nell’ universitaria di Leida. Le estese
possessioni coloniali in Asia, in Africa, in America, segnatamente ne’
secoli scorsi, cosi moltiplicarono i rapporti colla Neerlandia, che
non solo dichiarossi necessaria la cognizione delle lingue malaiche,
araba, inglese, ma eziando di quelle delle tribü selvagge, per ragione
delle missioni e del commercio. Arroge che le condizioni di buon
accordo colla China e col Giappone avendo introdotta presso quelle
corti come lingua diplomatica la olandese, correva pur debito alla
Neerlandia di applicarsi allo studio della Chinese e della giappo-
nica. Quanto su tale proposito abbia operato il paese, moströ al prin
cipio di questo secolo il dotto Wilmet 2 ).
Al predimonio degli studj su’ classici antichi devesi non solo il
gran numero d’ opere filologiche, ma eziandio l’uso della lingua latina
ne’ testi a stampa, e in quelli a penna dei secoli andati. Le altre
lingue riscontrate comunemente nelle biblioteche sono, oltre la pae-
sana e le orientali, la francese, per la preponderanza usurpata nel
mondo civile ; la tedesca, perche eontermine topograficamente ed
affine; l’inglese, pel commercio vivissimo colla Gran Brettagna.
L importanza de’ testi a penna non ö miriore di quella degli
stampati. Per gli addotti motivi i teologici ed i fdologici provennero
*) UfTenbach. Merkwürdige Reisen, toin. III, p. 600—604.
2 ) Schets van den Staat der oostersche Litteratur in Holland in de 18«. eeuw.
1812, 40.
e de!Ie societa scientifico-lelterarie della Neeiiandia.
311
dalle antiche abbazie, dagli istituti clericali di Gerardo Magno, dai
sommi filologi neerlandesi. I vasti possessi coloniali importaruno
quantitä di codici manoscritti orientali. Le peregrinazioni de' dotti
neerlandesi arricchirono il paese di codici manoscritti d’altre nazioni.
Perö e mestieri osservare che molti neerlandesi passarono a straniere
nazioni, col mezzo delle aste pubbliche, per modo ehe all’imperiale
di Pietroburgo costituiscono una non ispregevole parte di essa !).
Poche sono le ordinanze sulla presentazione obbligatoria degli
esemplari alle biblioteebe. Pure fin dall’anno 1394, Ernesto arci-
duca d'Austria decretö che ogni stampatore dei Paesi Bassi do-
vesse presentare un esemplare de" suoi slampali alla biblioteca di
Brusselle. Di simile beneficio in tutto lo stato gode la biblioteca
dell’Aja dal 1817 al 1830. Da quest 1 anno due esemplari sono pre-
sentati a quella dell'Aja, un terzo al ministero dell’ interno. Presente-
mente molto pur presta 1’ amor patrio ravvalorato dalle ordinanze
municipali, che invitano ogni stampatore a presentare un esemplare
de' suoi prodotti alle biblioteca del luogo.
Le piü antiche biblioteebe sono quelle delle chiese e degli ar-
chivj municipali. Alle prime presiedono per lo piü i pastori di quelle
chiese, alle seconde i segretarj generali. Alcune conservansi ancora
nello stato primordiale; i libri sono attaccati a caterie, e la sostanza
non viene menomamente accresciuta.
Ad incrementare il numero delle biblioteebe assai giovarono in
tempi a noi piü vicini le Socielä che in nessun luogo si mostrano
cos'i frequenti e operose, come nella Neerlandia. L’ elevato spirito
d' associazione, favorito in ogni maniera dalla potenza del suo com-
mercio, sviluppossi eziandio nel dominio delle lettere, e si fondarono
quindi dovunque societa generali scientifiche e letterarie, o speciali
di storia, arcbeologia, linguistica ed etnografia, teologia, giurispru-
denza, medicina, matematica, flsica, ingegneri, storia naturale,
agricoltura, orticoltura. Ne le stesse Campagne mancano di societa,
che distribuite per gruppi di villaggi nei principali, trasmettono i
libri ai membri col mezzo frequente ed unico dei treJcscliuiten (bat-
telli ad alzaja). Arroge che le societa riunite col solo scopo com-
merciale o industriale, presero una direzione letteraria, e formarono
Weiter W. L. Lijst der Nederlandsche Handschriften in de kaizeiiijke Riblio-
theck te St. Petersburg. Leiden, 18b6, 8°. Articolo trntto dalle Handeliugen
der Maatschappaij van N e d e r I. L e 11 e r k u n d e t e Leiden, 18äö.
312
Valentinelli, Delle biblioteche
piccole biblioteche provvedute di opere die piü giovino le loro
imprese. Molte crearono gabinetti di oggetti di loro spettanza; mau-
tengono corsi di studj speciali, a vantaggio dei Socj e talora pure
riegii esteri, lezioni serali o domenicali pel popolo; aprono sale di
ricreazione musicale. Ciö perö die ne costituisce leva potente d’ inci-
vilimento, e che tanto coopera al progresso intellettuale di quel-
1’inosservato angolo d 1 Europa, e l’impiego dei mezzi piü validi al-
l'ottenimenlo d'uno scopo eminente. Perche i membri di quelle societä
si riuniscono a giorni fissati e ad ore date, per trattare gli interessi
delle scienze in letture e discussioni, espongono problemi da
sciogliersi a pubblici concorsi, stabiliscono premj, pubblicano le
trattazioni proprie, le dissertazioni premiate, i lavori meritevoli di
quelli che nol potrebbero di per se, per la meno agiata condizione;
e queste stampe cambiando con quelle delle societä sorelle, offrono
un tributo, sto per dir, giornaliero alle loro biblioteche. Alla testa
di queste societa stanno le universitä degli studj, dette aecade-
mie, i cui membri, per ordinanza reale J ), diedero in luce dall’
anno 181S, a spese goverriative, i loro annali a ). Ma per altra
ordinanza reale dei 1840, si pubblicarono in seguito, a spese delle
universitä di Leida, Gronirtga, Utrecht, e degli atenei di Amster
dam, Franeker (piü tardi Leeuwarden) e Deventer 8 ), gli atti di
tutti questi istituti 4 ), riuniti in un sol volume. Di queste societä
offeri, per desiderio dei ministro dell’ interno, il segretario dell' acca-
demia d’Amsterdam W. Vrolik un dettagliato rapporto 5 ), che fu
1 ) „Annales academici ab anno 1815, ex decreto regio d. 2. aug. 1815 et 13. oct., 1836,
publicis sumptibus in lucem prodierunt.“
2 ) Annales academiae Lugdnno-Batavae, annis 1816—1837. Lugduni ßatavor. 1840—1849,
vol. XXII, 4°. — Acta secularia academie Groninganae, complectentia orationes et
carmen in natali eius ducentesimo, die 10. octobr. 1814, edidit Hermannus Matinghe.
Groningae 1814, 4°. — Annales academiae Groninganae, annis 1815, 1831. Gro-
ningae 1817—1838, vol. XXII, 4°. — Annales academiae Rheno-Trajectinae, annis
1815—1837. Trajecti ad Rhenum, 1818—1837, vol. XXII, 8°.
3 ) „Nunc denuo eduntur , curatorum cura, academiarum et atheneorum sumptibus,
ita ut ea quoque quae per octo annos intermedios, publice in academiis et athe-
ne.is gesta sunt, typis excudantur, ommissis tantum orationibus, quarum quae pri
vatim ab auctoribus editae sunt, exempla in bibliothecis academiarum asservarentur.“
Rroemio dell’ opera seguente.
4 ) Annales academici, annis 1837—1860. Hagae Comitum 1840—1842, et Lugduni
Batavorum 1849—1860, vol. VIII, 4°.
5 ) Revue des Societes savantes de la Neerlande. Leggesi puhblieata nei Rapport i
dell' Accademia d’ Amsterdam. — Naturkunde, vol. 1, p. I.
e delle societä scientifico-letterarie della Neerlandia.
313
riportato letteralmente, con esclusione della parte bibliografica, nella
Revue des Societds savantes di Parigi.
Coadiuvate da tanti mezzi, le biblioteche si moltipliearono nella
Neerlandia cosi che la sola societä Tot nut van’t algeineen
(V. Amsterdam, n. 19) ne conta trecento. Ciö deve ascriversi spe
cialmente alla tendenza di propagare i lumi nelle masse, favoreggiando
sempre piü la lettura a buon mercato. E vi contribui la legge
sull’ istruzione primaria, entrata in vigore col 1. gennajo 18S8.
L 1 attenzione pubblica fu rivolta allora alla nomina degli ispettori, al
tenue soldo de' maestri, alla riorganizzazione delle scuole normali.
Recherä stupore il sapere che la cifra totale degli allievi delle scuole
primarie monta quasi al mezzo milione, che trovasi a stento chi non
sa leggere, ehe non e infrequente la domanda fattavi per via d'un
libro in dono od a prestito.
Finalmente ad accrescere le biblioteche giovarono le raccolte
periodiche che sorpassano la cifra di trecento. A non parlare dei
giornali politici (quasi la metä della cifra), si pubblicano ora 12S
raccolte mensili, tredici ebdomadarie. Trenta due s’ occupano di
teologia protestante, sei di teologia e morale cattolica , una di reli-
gione israelitica, sei di giurispondenza, quattro d’industria e eom-
mercio, tre di arte militare, tre di architettura, tre di marina, due
di storia naturale, quattro di botanica e agricoltura, tre di geografia,
e dieeiotto di letteratura propriamente detta e critica, due di belle
arti, due di musica, una d'economia politica, una d'imposte, sei
di cose varie, altretante di lavori muliebri, ricami ec., tre di biblio-
grafia, cinque d’enciclopedia e miscellanea.
Dietro quanto s’ e osservato sulla copia delle opere a stampa, e
specialmente delle periodiche, sul numero delle biblioteche e delle
societä scientifico-letterarie, sulla applicazione generale del popolo
allo studio, non e meraviglia che il numero delle stamperie monti a
settanta.impiegativi piü di mille operaj.e quello dei libraj a novecento.
Del resto col numero stragrande di biblioteche non procede di
pari passo la loro grandezza. Eccettuati i riccbi depositi librarj della
reale dell’ Aja, dell’ accademia delle scienze di Amsterdam, delle
universitä di Leida, Groninga, Utrecht, degli atenei d’Amsterdam,
Deventer, Lieuwarden, Lussemburg, le altre biblioteche offrono
cifre fra i ventimila e i mille volumi. Perciö d’ ognuna di esse o si
e pubblicato piü volle, se antica, il catalogo con supplementi, o si
314
Val eil tinelli, Delle biblioteche
sta ora pubblicaudo a servigio dei ricorrenti; eccelente divisarnento
che non potrebbe agevobriente adottarsi in paesi ove le biblioteche
vastissime importerebbero all 1 amministrazione forti dispendj. Quei
cataloghi che, sotratti Ja piü parte al commereio, montano a parec-
cbie centinaja, son ben lungi dall’ annunziare in generale 1’ intero
progresso degli studj bibliografici della Neerlandia. Alcuni comin-
eiano con nomi personali, anche in tempi a noi piü vicini; altri son
semplici indici, mancanti delle opportune note bibliografiebe;
queste in alcuni altri sono supplite da notizie letterarie; nella
descrizione de’ eodici manoscritti sono ommessi degli estremi neces-
sarj, secolo a cui rimontano, numero di fogli, qualitä di carta, forma
di caratteri ec. Cio pero che piü muove a stupore e il vedere come
in un teinpo in cui le gradazioni di formati son cos'i varie e inolte-
plici, si mantengano ne 1 cataloghi odierni le separazioni delle opcre
in foglio, in 4°, in 8°, in 12°, in 16°, in onta agli esempj di opere
coniinciate in un formato e continuate in un altro, di accompagna-
mento di atlanti ec. Se in que 1 cataloghi deve altarnente appazzarsi il
metodo di presentarli in ordine sistematico, con copioso indiee
alfabetico al fine; vorra, a che la lode sia iritera, appagarsi il
giusto desiderio che cessi quella separazione, non solo inopportuna,
ma eziandio nocevole, dacche rende malagevole 1’ intero prospetto
della suddivisione seientifica.
Non solo le biblioteche ecclesiastiche, municipali, sociali, di
istituti scientiiici e letterarj van provvedute di cataloghi a stampa,
ma eziandio le private. Gli Ultimi pero differiscono dai primi per Io
scopo e per la importanza, e quindi per la rnaniera onde sono redatti.
Poclii sono i possessori di biblioteche che ne pubblichino i cataloghi:
avvenuta la loro mancanza, e troppo vero che gli eredi, o perehe
non apprezzano un tesoro rammassato da altri, o perehe Ja raccolta
non entra nel ciclo delle loro afifezioni, o per solo desiderio di lucro,
o per bisogno, ne commettono bentbsto un catalogo per la vendita.
Tali cataloghi, di cui riboccano le biblioteche, sono redatti in fretta
da libraj ehe non entrano nelle intime ragioni bibliografiche, stesi
per economia, in compendio ed a caratteri micrografici. Devesi al
librajo Müller, distinto bibliografo di Amsterdam, la gloria d’ aver
introdotto rilevanti inigliorie nella puhblicazione di detti cataloghi,
e di aver perciü loro attribuita un’ importanza che non aveano. Per-
che tentü di fondere nel lungo titolo il caraltere principale della
e delle societä scientifico-letterarie della Neerlandia.
315
raccolta; vi aggiunse un proemio con dettagli sulla vita del
proprietario defunto, sulla formazione e suü'indole della biblioteca;
diede in calce alla prefazione o la serie delle opere capitali , ad
inuzzolire il compratore, o quella delle opere del raccoglitore, se
questi fosse stato uomo di lettere; divise i lotti e le partite in plessi
scientifici. II ritratto e il fac-simile della scrittura del possessore,
aggiuntivi in un tempo in cui la riproduzioni fotografiche sono
facili e di moda, impronterebbero il libro d’un nuovo interesse.
Che io abbia tutte descritte le biblioteche, almeno le odierne,
della Neerlandia, non oso asserire: bo per altro la coscienza di
aver fatto in un viaggio di tre mesi le piü minute ricerche a questo
proposito, ne intralasciato di consultar quelle fonti che piü val-
sero ad istruirmi. Abbiansi iritera 1' attestazione della mia ricorio-
scenza i molti bibliotecarj e libraj che mi furono larghi della loro
«ssistenza; fra questi Ultimi porrü in prima linea Federico Müller
d’Amsterdam, uomo che co’suoi lavori bibliografici ha saputo lumi-
nosamente riconfermare alla bibliografia l'a torto contrastatole titolo
di scienza.
Nessuno fra gli scrittori del secolo XVII da tanto a conoscere le
biblioteche de’ Paesi Bassi quanto il Sandero *), che pubblico molti
cataloghi di codici manoscritti, o presi sul luogo, o ricopiati da altri
cataloghi. Pero quell’ autore, di patria Iprense, occupossi piü assai
delle biblioteche ora belgiche che delle neerlandesi. Ne ad illustra-
zione di queste aggiunge un raggio di luce Luigi Jacob 3 ), acconten-
tatosi di cornpendiare poveramente il Sandero. Piü opportunamente
raggiunse lo scopo Giovanni Lomaier 3 ), che, cittadino di Zutphen,
pose cura a descrivere non solo la biblioteca del proprio paese
(p. 255—259), ma parecchie altre eziandio, dell'Aja (p.250—251),
di Deventer (p. 249), Docum (p. 249—250), Harderwijk (p. 251),
Leida (p. 252—254), Middelburg (p.254), Utrecht (p. 254—255).
Quegli pero cui le biblioteche neerlandesi devono gran parte di
Bibliothecn Belgien manuscripta , sive elcnchus universalis codieum mss. in cele-
brioribus ßelgii eoenobiis, ecclesiis, tirbium ac privatorum hominum bibliothecis
adliuc latentium. Collegit illum et edidit Antonius Sanderus, Iprensis ecclesise ca-
nonieus et scholastieus. Insulis, 1041 —1644, v*»l. II. 4°.
2 ) Traictt* des plus belles biblioth&ques publiques et particulieres, qui ont ete et qui
sont a present dans le nionde ec., compose par le P. Louis Jacob. Paris, 1844, vol. II. 8°.
3 ) De bibliothecis über singularis, nuctore Joanne Lomeiero, ecclesiae Deutechomiensis
pastore. Daventriae, typis Joannis Columbii, 1669, p. 16, 341, 12°.
316
Valentinelli , Delle biblioteche
memore riconoscenza, e il dotto ed infaticabile Zaccaria Gonrado
d' Uffenbach che, peregrinando la Neerlandia piii di sei mesi negli
anni 1710, 1711, descrisse con profonda perizia bibliografica e
coli’ estrema diligenza non solo le biblioteche pubbliche, ma quelle
pur di privati J ), rilevandone il merito intrinseco, ed informando il
lettore sul numero e sull’ importanza di que’codici manoscritti, non
che talvolta degli stampati. Dopo 1’ Uffenbach, trattö di aleune anti-
che biblioteche Ugone Francesco van Heussen nell’ opera Batavia
sacra (Bruxellis, 1714, vol. II, f«.). In tempi a noi piü vieini ua
valente cultore degli studj bibliografici, il dott. Gustavo Hänel im-
prese la pubblicazione degli indici de’ manoscritti migliori delle
biblioteche d' Europa 3 ) ; ma sia che egli non abbia visitato quel
paese, o 1’ abbia percorso freltolosamente, la parte di lavoro che lo
risguarda e cosi trascurata da doversene fare la piü alta maraviglia.
Accennö egli infatti a soli nove codici della reale dell’ Aja, e sei
dell 1 universita di Utrecht (col. 769—772), trascrivendo pel resto
i titoli di alcuni cataloghi a stampa di Amsterdam, Delft, Deventer,
Dordrecht, Franeker, Gouda, Groninga, Harderwijk, Harlem, Leida
(col. 773—774). Miglior compito rese il Vogel che limitossi alla
bibliografia, cioe all’ indice dei cataloghi delle biblioteche s ). Beuche
egli abbia affatto negletta la parte moderna, tuttavia tratto 1’antica
con tale cognizione della materia e coscienza, ch’ io gli so grado per
gli ajuti prestalimi negli studj primordiali delle fonti. Le notizie re-
centi delle biblioteche neerlandesi sono registrate a dovizia in due
apprezzabilissimi giornali bibliografici tedeschi, redatti findal 1840,
dai bildiotecarj dott. Roberto Naumann 4 ) di Lipsia, e dott. Giulio
Petzholdt 5 ) di Dresda. Dirö franco: ogni lode e minore alla loro
Herrn Zacharias Conrad von Uffenbach. Merkwürdige Reisen durch
Niedersachsen und Engelland. Ulm und Memmingen, 1753—1754, vol III, 8°.
2 ) Catalogi librorum manuscriptorum qui in bibliothecis Gallise, Helveti®, Belgii, Bri-
tannim M., Hispanim, Lusitanise asservantur, nunc primum editi a D. Gustavo Hänel.
Lipsite, sumptibus J. C. Hinrichs, 1830, 4°, col. 769—774.
3 ) Literatur früherer und noch bestehender europäischer ölfentlicher und Corpora-
tions-Bibliotheken, zusammengestellt von Ernst Gustav Vogel, Privatlehrer
zu Dresden. Leipzig, T. 0. Weigel, 1840, 8°, p. 436—459.
4 ) Serapeum. Zeitschrift für Bibliolhekwissenschaft, Handschriftenkunde und ältere
Literatur , im Verein mit Bibliothekaren und Literaturfreunden herausgegeben von
Dr. Robert Naumann. Leipzig, T. 0. Weigel, 1840—1861, 8°.
5 ) Anzeiger für Bibliographie und Bibliothekwissenschaft, herausgegeben von Dr. Ju
lius Petzholdt. Dresden, Leipzig und Halle, 1841—1861, 8°.
e «Teile societa scientifico-letterarie della Neerlandia.
317
importanza. Cosi rispondesse allo splendore dell’ edizione il pregio
intrinseco d’ una recentissima opera *), cui non esito punto a dare
il nome d’ imbratto. Che eosa infatti potreste ripromettervi da chi
seduto nel suo studio, si riporta continuamente alle comunicazioni
officiali del ministro degli esteri (Foreign office Return of IS HO)
e al Museo britannico (Report of Select Committee on British
Museum) ? Sussidiato da una leggera corrispondenza col Müller
d’Amsterdam, non giunse a dare che pochi ed incerti cenni sulle
biblioteche di Leida, Amsterdam, Utrecht, Aja, Delpht, Zutphen
(p. 492—498). Possono pure consultarsi in proposito alcune note
sfuggevoli e di poco conto sulle biblioteche neerlandesi, estese a
modo d'appendice in un eccellente trattazione sugli archivj olan-
desi a ).
1) Memoirs of libraries, including a handbook of Library-Economy, by Edward Ed
wards. London , 1859, vol. II, 8°.
2 ) Archiefwezen 1826—1852, met eene körte opgave van den inhoud van eenige
ßoekerijen, door J. J. F. Noordziek. ’s Gravenhage 1853, 8°, p. 294—312.
318
Valeutinelli, Delle biblioteclie
I. Olanda meridionale.
La Aia. — Haga comitum, Haga comitis, lat — ’s Graven-
liage, Graven ’s Hage, oland. — La Haye des Comtes, la
Haye, franc. — den Haag, ted.
ft. ISibl. reale.
Guglielmo III, statolder d’ Olanda era proprietario d’una biblio
teca, di cui nel 1686 compilo il catalogo Costantino Huigens. Una
biblioteca particolare ebbero pure gli statolder che gii successero;
ma nel 1749 una parte degli slampati e de’ manoscritti, in forza
degli avveniraenti politici, fu posta in vendita, e F intera biblioteca
minacciata di dispersiorie. Benche poi riacquistasse rnolta parte di
sostanza, ebbe a temere piü gravi pericoli sullo scorcio dello stesso
secolo. Invasa dai Francesi F Olanda nel 1796 e fuggito Guglielmo V,
la biblioteca dovea essere alienata coi beni del principe. Per buona
sorte, Findugio frapposto dal libraio alla stampa del catalogo, di cui
non usci che la prima parte, ne ritardö la vendita. Calmati gli spiriti,
il governo ebbe agio di riunire i libri degli stati d'Olanda e quelli
di varie corporazioni alla biblioteca di Guglielmo V, onde formossi
il primo fondo di 16000 volumi, col quäle fu inaugurata la biblioteca
nell’antico palazzo degli statolder (Mauritshuis). Accolto ospitalmente
in Olanda il rifuggiato francese ab. Flament, n’ebbe fidata la direzione
dal 1796 al 1836. Assuntala appena, pensö alla redazione del cata
logo sistematico, pubblicato *) dalla commissione a ciö incaricata.
Quel catalogo, preceduto dal regolarriento per F uso della biblioteca,
p. 111, da utF istruzione al custode, p. IV—VI, dal proemio, p. VII—
XII, e dalF indice, p. XIII—XXXIV, comprende 6439 titoli di opere,
riferiti in tre grandi categorie: a) scienze ed arti; b) belle lettere;
c) storia.
ColF avvenimento al trono di Luigi Napoleone, nel giugno 1806,
la biblioteca dicbiarata reale cominciö a rilevarsi da quella con-
*) Cntalogus van de ßoecken der nationale liibliotlieek.
Drukkery, 1800, p. XXIV, 333, 8“.
In den Haag-, ter ’s Lands
e delle societa scientifico-letterarie della Neerlandia.
319
dizione di scadirnento in che le traversie nazionali 1' aveano sospinta.
Provvedufa di larga dotazione, furono acquistate alcune private libre-
rie, fra Ie quali la preziosa dello scabino J. Romswinkel di Leida,
fornita di una collezione di storici neerlandesi, di molte rare edizioni
e di buoni manoscritti, pagata nel 1808, cinquanta mille fiorini.
Nello stesso anno furono comperati moiti libri della ricca biblioteca
di G. J. de Servais di Mecheln, e nel susseguente, di quella di C.
De la Serna Santander in Parigi. Vi si aggiunsero nel 1810 PHeideg-
geriana di Zurigo, e quella di J. Wisser dell" Aja, abbondevole
d’ apprezzati incunabuli.
Perö queste fonti di crescente prosperitä minacciarono a un tratto
d’inaridire. Incorporata la Neerlandia all’ impero, come une allumoit
des fleuves frangais nel 1810 , la biblioteca dovette mandare a
Parigi i libri piü interessant, manoscritti e stampati, limitata del
resto a proprj fondi ridotti, sotto nome di civica. Volle la sorte die
i politici rivolgimenti la tornassero al primo fiore di vita. Restituito
sul trono lo statolder nel 1813, ebbe di nuovo la biblioteca 1’ appel-
lazione reale. Compreso Guglielmo I della sua importanza, comandö
che si aprisse al pubblico, vi assegnö una dotazione cospicua, e
ricordolla poi sempre, trasmettendole i libri ehe ricevea in dono,
comperandone del proprio, e del proprio pure acquistandole talvolta
delle intere collezioni. Infatti nel 1819 offersele in dono la copiosa
biblioteca del dott. G. J. Gerard, antico segretario dell’ accademia
delle scienze di Brusselle, biblioteca di quasi 6000 opere, fra le
quali moiti stampati e manoscritti annotati di mano del detto posses-
sore, e molte copie di antichi originali inediti, che il Gerard
apparecchiava a servigio della storia dei Paesi Bassi. Nel catalogo
sistematico datone lo stesso anno furono apposte eccellenti anno-
tazioni sulla preziositä, raritä, correzione delle edizioni, su circo-
stanze particolari degli autori : a ben cornprendere quäle sia la
ricchezza storico-nazionale, basti 1’osservare che la storia dei Paesi
Bassi comprende i numeri 1583—3651. Peraltro quella sostanza fu
menomata dei diplomi, delle carte, ed in genere dei documenti
archivali, deposti negli archivj dell' Aja, come pure d" una parte non
*) Description hihliographique des livres imprimes de la l»il»liotheque de feu Mi*. G.
J. Gerard, Membre de 1’Acad. des Sciences et Belles-Lettres de Bruxelles. —
Bruxelles, de P imprimerie de M. G. Simon, 1819, p. VI, 39, 8°.
Sit/.b. d. phil.-bist. CI. XXXVIII. Bd. Hl. Hft. 22
320
V a I e n t i 11 e I I i, Delle biblioteche
rilevante di opere che, dopo la separazione del Belgio daila Neer-
landia (1830), passarono alla bihlioteca reale di Brusselle. In quäl
misura cio avvenisse, rilevasi dai registri manoscritti ') della reale
dell’ Aja. Ne meno apprezzabile fu il presente fattole dal re al priu-
cipio del 1828, degli stampati dell’ abbazia di Tongres 2 ). Di quel
dono di sole opere a stampa 3 ), che in piü che 3000 ne conta
113 starnpali dal 1459 al 1500 , conservansi due cataloghi rna-
noscritti 4 ) , il secondo dei quali errato 5 ). Finalmente quanto
Guglielmo I abbia operato a vantaggio della reale Io appalesano pure
la cessione della biblioteca che adornava il castello Nassau-Dilem-
burg, da lui ereditato, e V acquisto da lui fatto, col suo privato
peculio, poco avanti 1’ abdicazione (1840), di uu esemplare della
splendida opera del conte Agostino Bastard : Peinture des manu
scrits , presente che monta a 30000 franchi. E Guglielmo II, noto
per 1'affezione alle helle arti, continuo alla biblioteca la stessa
affezione del padre.
Non contribui meno 1' amministrazione della biblioteca all’incre-
mento della sostanza, dacche si acquistarono libri dalle aste aj Hult-
manniana di Bois-Ie-Duc (1821); b) Lupiana in Brusselle (1823);
c) Meermanniana all" Aja (1824); d) Koningiana inAsterdam (1828);
*) Kalalog-us der Bibliotheek van Dr. Gerard. Litt. A. Comincia coli’ indice delle ma-
terie trattale . m 27 divisioni. — Catalogme des Manuscrits de feu M. Gerard.
Litt. A, vol. II, fol.
z ) V. Sander i. Bihliothoea belgica mss. part. II, p. 1,13—156. — Jacob. Traicte
des plus helles bibliolhetjues, p. 370—371. — „In ea et ex ea eximius Cornelius
Jansenius (iandensium episcopus coneordanliatn suain contexuit , dum hic tlieo-
logiae doctorem ageret.“ Franc. S w e r t. Calalog. bibliothecar.
3 ) „Les imprimes de. cetle celebre bihliotheque, parmi lesquels se trouvaieni beaueoup
d’anciennes editions, furent envoyes ä la Haye, comme 1’avait ete precedemment
toute la riebe eolleetion de Gerard, et Fon se disposait a faire prendre la meme
direclion aux manuscrits, quand Mr. Dug-niolle, alors referendaire au ministere de
I’interieur, obtint de Mr. van Gohbelschroy, qu’ils fussent conserves a la Belg-ique
el deposes a la biblioth. de Bourgog ne, comme interessant plus specialement
F histoire de la ßelgique.“ Narnur. Histoire des biblioth. de Bruxelles. Bruxelles,
18.10, p. 153.
4 ) Catalogus librorum ad nos transmissorum e bibliotheca Tong-erloensi, 13 die
ianuarii a. 1828, fol. Index alter, fol.
5 ) „Index alter, inendis quainplurimis scatens librorum ad nos transmissorum e biblio
theca qua) luit Abbatise Tongerloensis, apud Anluerpienses, (jiiorum catalogus, licet
a prineipio, juxta reruin maleries rite fuerit dispositus, bic tarnen mujtis in locis,
incuria amanuensis, inverso ordine prodit.“ Nota a quest' indice, di mano del eon-
servatore ab. Flamen!.
e clc»lle sociela soientifico-lelterarie della Neerlandia.
321
e) Trossiana di Hamm (1829); f) Klissiana di Francfort sul Meno
(1831) : g) Van de Valdiana di Gand (1833); hj Alfiana di Delft
(1833); ij VanLennepiana dell’Aja, e Van Leeuwiana di Leida(1835);
kJ Schnabeliana di Hamm (1836); 1) Wellensiana dell’ Aja (1837);
m) Le Candele de Gyseghem di Brusselle (1838): nj de Lange van
Wijngaerden, dell’Aja (1845); oj Van Smoldereniana d’Anversa
(1855); pj Nauhuysiana di Amsterdam 18S6. E fra i doni che le
afflnirono ripetuti e sponlanei, merita onorevole menzione qnello dei
direttori della chiesa di s. Lorenzo di Weesp, la raccolta di 57 iri-
ennabuli, la piu parte assai rari, e di 51 manoscritti, discoperti in
quella chiesa dal predicatore di Arnhen F. G. Iterson, giä appar-
tenenti al convento dei fratres in commune viventes di s. Giovanni
di Weesp. Lo stesso Van Iterson ne compilö un eatalogo, deposto
allst reale dell’ Aja.
Aggiunte cosi rieche e frequenti resero necessario l’appresta-
mento di piü vasto edificio in un palazzo (Lange Vorhout) giä appar-
tenente ai principi d’Orange, in cui trasferissi la bihlioteca poco dopo
il 1820, come pura accrebbero la cifra dei doppietti, venduti al
numero di quasi 4000 nel 1838 i).
Ora l’odierna bihlioteca aperta al pubblico dalle 10. antim. alle
2. pomerid. conta 100000 volumi a sfampa. I codici manoscritti, le
edizioni dei secolo XV, le opere di gran lusso, le collezioni, furono
tutte raccolte nella sala cosi detta reale, assicurata quindi dal peri-
colo dei fuoco, e provveduta oltracciö agli angoli di un numero
opportuno di sacca, a trasportare allrove sollecilamente, nell’ im-
previsto caso d’ incendio , que’ cemelj.
Codici manoscritti con miniature.
La bihlioteca possiede da 1800 codici manoscritti, tutti regi-
strati in eatalogo a penna da quel degno direttore, G. G. Holtrop. Molti
di questi sono ammirabili per antichitä, per importanza di contenuto,
per ricchezza di miniature : 300 si riportano alle scienze sacre e
allst storia ecclesiastica, 240 allst giurisprudenza, 150 alle arti, alle
altre scienze, al commercio, 150 allst letteratura, 850 alla storia,
Catalogus librorum qui in bibliotheca regia Hagana , partim in duplo , partim in
triplo invenitintur , quorum publica fiet auctio ilie 22. seqq. octobris buius anni,
Hagse Comitum, in aodibus hiblioth. B. H. — Hag© Comitum, ex typogr. regia, 1838,
p. 284, 4 Ü .
22*
322
Valentin elli, Delle biblioteche
pochi alle lingue orientali, alcuni son miscellanei. Uno rimonta al
sesto secolo, parecchi dei secoli X—XII contengono vite di santi.
Furon giä fatti conoscere i codici relativi alla stoi'ia tedesca medie-
vale 1 ), ed i letterarj 2 ). 11 professore di Montpellier J. Jubinal,
sotto il modesto nome di lettere, diede una dettagliata informazione s )
di quanto merita d’ essere piü ammirato, dividendo il lavoro in
n) Manuscrits ä miniature, p. 1—19; b) Manuscrits concernarit
1’ histoire , p. 20—39; c) Manuscrits concernant Ia litterature,
p. 40—64; d) Fragments et Extraits, p. 65—240; e) Additions,
p. 241 — 262. Bicordero i capitali: 1. Livre d’oruysons, con
200 miniature a chiaroscuro, lavoro di mirabile perfezione, attribuito
a Hemmeling (P Annunciazione e Plncoronazione della Vergine, sono,
con molta verosimiglianza, di sua mano), eseguito per Filippo il
Buono, Duca di Borgogna, padre di Carlo il Temerario. 2. Bibbia
delToson d’oro, moralizzata da Filippo il Bello, al momento dell'istitu-
zione dell’ ordine, con 45 miniature, e la divisa: Nul ne si frote.
3. Bibbia olandese in dne volumi in f®., eseguita in Fiandra, con
400 disegni a penna e miniature, del piü dicbiarafo interesse pel
costume, e mille dettagli materiali della vita del medio evo. 4. Psal-
morum glossa Carolovingiana, legato in veluto nero, con fermagli
in argento, del secolo XIII. 5. Missale romanum, del sec. XIV, in f®.,
con lettere ornate e 21 miniature, scritto da Guarniero di Morolio
nel 1323, e miniato da Pietro de Baimbaucourt. 6. Codicetto del
secolo XIII con fermagli d’argento dorato, a doppia croce greca.
Solle due coperte porta scritto di mano moderna, in tavolette d’ ar
gento: Be scriptorio Constantinopolitano. Procede probabilmente
dall' abbazia di s. Bertin, vedendosi in una miniatura rappresentato
il patrono inginoechiato dinnanzi al santo: va adorno di molte altre
miniature di gofio stile bizantino su fondo d’oro. Su uno de’ riguardi
leggesi La complainte de Jerusalem contre la cour de Home, satira
*) Handschriften der königl. Bibliothek von Haag, betreffend die mittelalterliebe
deutsche Geschichte. Deserizione inserita in Archiv der Gesellschaft für ältere
deutsche Geschichtskunde, vol. VII, p. 130—132.
2 ) Bulletin du bibliophile beige, 1840, p. 621 — 627; Bulletin des arts sous la
direction du bibliophile Jacob, tom. IV, p. 412—414; Journal des savants, 1840,
p. 316—317.
3 ) heitres s'i M. le Comle de Salvandy Mir queb|ues-uns des Manuscrits de la Biblio-
theque royale de la Haye , par J. Jubinal. — Paris, impriin. de Ducessois. 1840,
p. 262, 8°.
e delle societa scientifico-letterarie della Neerlandia.
323
composta a proposito delle discussioni elf ebbero luogo nella crociata
del 1218 fra il re di Gerusalemme e il cardinale Pelagio. La com-
plainte fti pubblicata da Jubinal, da un manoscritto di Berna.
7. Heures de la reine Isabelle de Castille, procedente dalla biblio-
teca degli anticbi statolder, legato colle armi di Guglielmo III
(1672—1702); e adorno di frediei grandi miniature di ricchezza
mirabile, eon reminiscenze dell’ Alhambra. 8. Ileures de Catliarine
d’ Aragone, del seeolo XV, eon trenta miniature, a fermagli d’ar-
gento. 9. Ileures, in 4°. del see. XV, con 77 miniature di lavoro
meraviglioso. 10. Miroir de l' amc, con grandi lettere ornate a penna
e inchiostro, dell’anno 1451. 11. Libro di devozione, in 32°. con
miniature, gia appartenente a Catterina de’ Medici, con fermagli in
oro su cui leggesi: Sis memor extincti, regalato il 24. agosto 1750
da M. Roger paslore della cbiesa vallona all’ Aja, al principe
d' Orange. 12. La vie de St. Hubert del sec. XV, in f 0 ., appartenente
al barone di Villenfagne, acquistata da Guglielmo I, per 400 fiorini.
13. Le livre de l’ Information de Princes. translate de latin en fran-
eais, lequel livre fist e compild Monseig. St. Thomas d’ Aqain:
sulla prima pagina e miniato il traduttore, nel momento in cui offre
il suo libro a Filippo di Cleves, signore di Ravenstein, alla cui bibiio-
teca spettava nel 1453. 14. Liber Mercurii Trismegisti, offerto da
Marsilio Ficino a Cosimo de"Medici: i margini delle pagine son messe
a fiori ed ornati su fondo d’oro: leggesi sul riguardo: Frater Rliol.
Tarvisanus. Gerard. de Lisa, scriptori mei copiam fecit. ut ipse
ceteris majorem copiam faceret. Tarvisii, 1471. novembris. Libri
miniati con legature speciali sono i seguenti: a) Un codice
dell’ XI seeolo offre esternamente da una parte una scultura d’avorio
giä dorata, con rappresentanza di Cristo e dei quattro evangelisti;
dall 1 altra su legno ricoperto in pelle un s. Salvatore in Croce.
b) Sulla coperta d’ altro codice leggesi: Ob laudem Christi librum
hunc recte ligavi Anthonius de Gavere. c) Libro di preci, eon molte
miniature, legato in maroceliino rosso nel seeolo scorso, colle due
scritte sui cartoni
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324
Valentinelli, Delle biblioteche
Codici storici.
1. Paulus Diaconus. — De gestis Langobardorum. Memb.
2. Historia de juilaeis et christianis. Membr. in 4°. del sec. Xlli.
3. Memoires de Jehan, sire de Henin et de Louvignies, con-
tenant ce qu il a sceu et veu de son temps Ql463-—1476).
Dalla Collezione di Gerard:
4. Le sejour de deuil pour le trepas de messire Philippes de
Commines, seigneur d'Argenton. 1511.
5. Cronica de los Reges Fernando y Isabel, del dott. Lorenzo
Gulinder di Carabajal, membro del consiglio. 1S43.
6. Racconto (in ispagnuolo) della guerra di Granata, sotto il
comando di d. Juan d’Austria; differisce dalla narrazione di Urtado
de Mendoza.
7. Tre volumi di cronache di Froissart e Monstrelet con varianti
deile edizioni ISIS, 1S30.
8. Recueil en brief du voiage faict en armes au royaulme de
Thunes, et la congueste faicte di celluy et du fort chasteau de In
Goulette, en l'an mil cinq eens trente cing gar Vempereur Char
les-Quint, di Antonio de Perriin, cousigliere dell’ imperatore, e suo
primo segretario.
9. L’irigresso del conte di Fiandra in Avignone. 1336.
10. Il processo verbale della traslazione delle ossa di d. Juan
d’ Austria a Namur, nel 1762.
Codici letterarj.
1. Storia del teatro olandese. Membran, del sec. XIV. Discorsi in
lingua olandese e frammenti del mistero pasquale, uno dei piü antichi
pezzi di quel teatro.
2. Cinque esemplari in membrana del romanzo della Rosa.
3. De la mutation de la fortune. Membr. in f°. vol. II. Leggesi
al fine: „Ce livre fust faict, devise et compele par une demoiselle
nommee Christine, et le donna ä Jehan filz de roy de France, duc
de Berry et d'Auvergne, conte ec. au mois de mars, 1403.“
4. Il romanzo di Lancilotto, in olandese, giä pubblicato J ).
*) Roman van Lancelot naar het (eenig- bekende) Handschrift der koninklijke Biblio-
theek, op gezag- van het gouvernement uitg-egeven door doctor W. J. A. Jonckbloet.
— ’s Gravenhage, 1846—18ö0, vol. II, 4°.
e delle societa scientifieo-letterarie della Neerlnndia.
325
5. IJ Hermite charitable ou V hospitaller cV Alger, cattivo
poema, steso in Algeri (1670 — 1671) dnns ln maison du bastion
de France, pnr Je sieur Antlioine Verdery. marchand de Beziers,
schiavo.
6. La Tebaide di Stazio. Membr. in 4°. del sec. XII.
7. Poetarum veterum Batavorum, vol. VII.
8. Le jnrdin d'amour. Opera mistica.
9. La complainte de Triboulet, o danza dei pazzi.
10. Raccolta delle canzoni di Margherita d’Austria, duchessa
di Sayoja. — Raccolta d’arie musicate alla sua eorte.
11. Description de sept fetes de rethorique qui se sont donnees
en Flandres, Brabant et Hollande, depuis 1539 jusqu’en 1620.
12. Gerardi Magni epistolae XIV, giä pubblicate i).
13. Lettere di d. Juan d’Austria, del segretario Escobedo e di
Antonio Perez 2 ), codice interessantissimo che conterrebbe la copia
fatta eseguire dallo stesso Perez, degli atti sottratti alle ricercbe de 1
suoi persecutori, atti cbe avrebbero dimostrato la complicitä di Filippo II
nell’ assassinio di Escobedo: onde furono assoggettati al supremo
giudizio d’Aragona i soli atti che, dietro ordine di Perez, sua inoglie
donna Juanna Coello mandö al co.nfessore del re.
Edizioni del secolo XV.
Questa coliezione, cui tenne dietro con instancabile zelo l’odierno
direttore della biblioteca, Giovanni Guglielmo Holtrop, conta 40
incunabuli stampati in pergamena, ed e largamente supplita nelle sue
lacune dalla splendida raccolta del museo Westreeniano, devoluto
alla biblioteca. L’Holtrop, coadjuvato mirabilmente dal vicebiblio-
tecario F. A. G. Campbell, mio impareggiabile amico, ne incomincio
il catalogo nel 1828, attenendosi al NaamUjst di J. Visser 3 ). Gli
*) Gerardi Magni epistolaj XIV, e codice regio Hagano nunc primum edita?, ef perpetua
annotatione, quo melius et ipse et tempora eins cognoscanlur, instructoo. Edidit
.). G. IJ. Acquoy. — Amstelodami, Maij, 18i>7, p. VIII, 1211, 8°.
2 ) Notice sur un manuscrit de Ja hiblioth^que royale de la llaye. eontenant des letlres
de don Juan d’ Antriebe , du secretaire Escobedo , des billets d 1 Antonio Perez,
apostilles de Ja main de Philippe II ec., par M. Gacliard, Membre de la Coniinission
royale d’ histoire ecc. — Bruxelles, A. van Dale, 1847, p. 43, 8°.
3 ) Sta in Goekinyai cxccrpta c libro G. Meermanni, de oriyinibus typoyraphicis.
Amstelodami, 1767, 4 Ü .
326
Valentinelli, Delle biblioteche
studj continuati sullo stesso argomento da quel degno direttore,
gliene agevolarono la pubblicazione del eatalogo '), impresa d’arduo
riuscimento per le mancanze d’indicazioni tipograficbe e per la incer-
tezza delle congetture. Diviso il lavoro in due parti, nella prima
offerse il eatalogo dettagliato di 650 articoli in Betgio impressi, nella
seconda di 900 opere stampate extra Belgium. Come appendice al
eatalogo 1’ infaticabile Holtrop sta pubblicando un atlante 3 ) gra-
fico, che tornerä di molto vantaggio non solo alla storia del paese,
ma eziandio alla generale della stampa.
Edizioni posteriori al secolo XV.
La sala reale, di cui ho parlato piü sopra, contiene oltraccio:
a) una collezione di Satire (pamphlets) e di simili scritti occasionali
dal 1515 al 1748 distribuita in 460 yolumi in 4°, collezione che, for-
mata dall'avvocato Duncan, donde prese il nome di Bibliotheca
Duncaniana, si rapporta alla storia delle 17 Provincie unite. b) Una
serie di libri di preghiere, stampati in Francia, quasi tutti in perga-
mena, al principio del secolo XVI, parte de’ quali fu giä illustrata s ),
come supplemento alla storia letteraria della danza dei morti,
di Massmann. c) Due membranacei, cioe: Heinsii Danielis. De
contemptu mortis libri IV. Leidae, 1621, che costb 1000 franchi, e
un’ opera sui costumi della citta e degli scabini di Gand, dell’ anno
1564, in 4°. dj Una collezione di 690 Elzevirj in 12°., 268 de’
quali portano il nome dello stampatore. Fu collocata a parte la colle
zione delle cosi dette Repubbliche in 105 volumi e i Poeti italiani in
12“. e) Alcune collezioni, inolto bene avviate, di edizioni di Aldo,
Giunta, Stefano, Plantino ec. f) Il eatalogo dell’ esposizione di Londra,
in 8 volumi in 4°. g) L’abbazia di Westminster. f“. mass.
Catalogus librorum saeeulo XV impressorum , quotquot in Bibliotheca regia Hagana
asservantur. Edidit Joh. Guil. Holtrop, ßihlioth. regiae Haganse prajfectus. — llny®
Comitutn, Martinus NijbolF, 1856, p. 591, 8°.
2 ) Monuments typographiques des Pays-ßas, au quinzieme siecle. Collection de fac-
simile d’ apres les originaux conserve's a la Bibliotheque ßoyale de la Haye et
ailleurs. publiee pnr .1. W. Holtrop ec. Etablissement lytogr. de E. Spanier. — La
Haye, Nijhofl', 1857 e segg. Fascicoli V in 4° gr.
s ) Die französischen Gebetbücher mit Todtentänzen, in der königl. ßihlioth. im Haag,
von N. C. Iiist in Leiden, mitgetheilt von D. Edmund Zoller. Leggesi in *3craycum,
1848, p. 357—360.
e delle societä scientifico-letterarie della Neerlandia.
327
Gabinetto numismatico e di pietre incise.
Presso la biblioteca e il gabinetto delle pietre incise, diretto
negli anni 1816 — 1854 dal dott. J. C. de Jonge, e presentemente
dall’ ispettore J. F. G. Meyer: e aperto il Lunedi, Mercoledi e Ve-
nerdi dalle 10 ant. alle 3 pom. La raccolta di monete e medaglie
d’ogni tempo e d’ogni paese presenta non rnediocre ricchezza, special
mente in rapporto alla Neerlandia e alle sue colonie. Tre sono le
collezioni prineipali che arricchirono il gabinetto. 1. Medaglie gre-
clie, romane, arabe, cufiche portate con pareccbie pietre incise dal
maggiore J. E. Humbert, da suoi viaggi in Africa, e dal suo soggior-
no di 25 anni aTunisi: vi si trovano monete rarissime e pezzi affatto
seonosciuti. 2. Medaglie, gettoni e monete moderne, die faceano
parte del gabinetto di A. 11. Dibbetz di Leida, e che gli eredi del sig.
Byleveld, uno de’ presidenti dell' alta corte di giustizia dell’ Aja,
vendette al re. 3. Serie di scudi o dollari venduti al gabinetto dal
sig. J. J. Stiels di Mästricht.
Il numero totale delle medaglie monta alle 34000: greche
5800, delle quali 197 in oro; romane 11380, delle quali 880 in oro;
fra queste alcuni medaglioni in oro, uno de’ quali di Galla Placidia;
medagliemoderne 5760; monete obsidionali 640, scudi o dollari 2237;
monete propriamente dette, del medio evo e moderne 7958. Tutte
furono egregiamente da quel direttore descritte i).
Sta a paro del medagliere la doviziosa scorta di pietre incise,
sull’ indole ed ordinazione della quäle darb alcuni cenni.
La collezione delle pietre incise deve l’origine allo statolder
Guglielmo IV, che acquistb i monumenti e le pietre incise del conte di
Thoms 3 ). Guglielmo V che, a cura dei Signori Vosmaer e Hemster-
buis, 1’ avea accresciuta, ne portö seco la maggior parte nel 1795.
Guglielmo I, vero mecenate delle arti e delle scienze concepi
il progetto nel 1816 di formare un gabinetto reale numismatico e
di pietre incise, donandovi ben tosto la collezione ereditata da’ suoi
maggiori. Le giunte capitali fatte da allora si compendiano nelle
seguenti:
! ) Notice sur le cabinet des mcdailles et des pierres gravees, de S. M. le Hoy des
Pays-ßas, par J. C. deJonge, Directeur. A la Haye, chez A. II. Bakhuyzen, p. 179,
8°. — Supplement a la notice. La Haye, 1824, p. 20, 8°.
a ) Cabinet de Thoms. Fol.
328
Valent.inelli, Delle biblioteclie
1. Una raccolla di pietre antiche, del dott. Francesco Hem
sterhuis, acquistata nel 1819 dalla principessa di Salm-Reifferscheid-
Krautheim, che aveala ereditata da sua madre la principessa di
Gallitzin *).
2. Una raccoltina di pietre incise, giä appartenente al sig.
Huitman, governatore del Brabante settentrionale.
3. 11 gabinetto di pietre incise antiche e moderne di Teodoro
di Smeth, giä presidente degli scabini d’Amsterdam, raccolta
nominata preziosa da Hemsterhuis -).
4. La ricca collezione del barone van Hoorn de Vlooswyek, illu-
strafa da Du Bois e Millin =).
3. II magnifico oniee, rappresentante VApoteosi di Claudio e
dclla sua famiglia, comperato da una famiglia olandese nel 1823.
6. Sedici pietre incise, del gabinetto Lupus, aequislate a
Brusselle.
7. Una collezioncella di pietre incise greche e arabe, del colo-
nello Rottiers.
8. Quantitä di pietre incise riunite dal colonello luogotenente
1. E. llumbert ne’ suoi viaggi, per ordine governativo, sulle coste
settentrionali dell 1 Africa e in Italia; fra queste inolte incisioni d’ori-
gine etrusca e greca.
9. Collezione unica di 92 cilindri persepolitani, di pietre incise,
persiani e sassanidi, e di pietre arabe, turche, greche, acquistate,
per commissione governativa, a Costantinopoli dall’ ambasciatore
neerlandese a quella corte, il barone H. de Zuylen de Nyevelt.
10. Un elegante serignetto, adorno di pietre nobili, nei cui
tiretti a quindici compartimenti sono i ritratti incisi in agata, dei dogi
di Venezia, di lavoro del seeolo scorso.
Da questa importante collezione di pietre scolpite furono tratti
gl’impronti principali, illustrati nel numero di 1333 dal direltore De
Jonge 4 ) il quäle ripartilli nel seguente modo. A. Pietre egizie,
Goethe. Aus meinem Leben. Kunst und Alterlhum, vol. IV, fase. I, p. 152;
fase. III, p. 112.
Lettre de Fr. Hemsterhuis a M. Tb. de Smeth, sur une pierre antique. 1762, 4 U .
3 ) Millin. Pierres gravees inedites. Paris, 1817, tom. I, n. 4, XXX. — Gail er ie
m y t h o 1 o g i q u e et M o n u m e n ts i n e d i ts, passim.
4 ) Catalogue d’ empreintes du Cabinet des pierres gravees de Sa Majeste Ie Roi des
Pays-Bas, Grand-Duc de Luxembourg, par .1. C. de Jonge, Chevalier ee. — La Haye,
de T imprimerie d’ etat, 1837, p. 76, 8°.
e delle societä scienlifieo-letterarie della Neerlandia.
329
persiane, d’epoca arcaica, di re sassanidi, con iscrizioni puniche,
etrusche n greche arcaiehe. D. Incisioui greehe e romane: a) Di-
vinitä; bj Seinidei, cerimonie religiöse, sacrificj; c) Tempi storiei
greci e romani; d) Giuoclii, feste, combattimenti, vasi, iscrizioni,
marina, animali, e cilindri greci o romani; C. Sculture del basso
impero. D. Abraxas. E. Pietre con iscrizioni e incisioni orientali.
F. Pietre incise del Giappone. G. Camei e intagli moderni.
3. Museum Ifleermano-Westreeniaiiuin.
11 barone Guglielnm Enrico Giacomo di Westreenen van
Tiellandt, direttore della reale dell’ Aja, dal 1842 al 1848,
avea raecolto in sua casa il prodotto di viaggi ripetuti, di ricer-
che indefesse, d' ingenti dispendj, una biblioteca segnalata per
codici manoscritti di gran prezzo e per edizioni rarissime del
secolo XV, uno seelto medagliere, una collezione distinta di anti-
chitä etrusche, greche, romane, germaniche, una raccolta arti-
stica, smalti di Limoges, maioliche toscane e veneziane *), bronzi
del secolo XVI, quadri, oggetti chinesi e giapponesi, camei, memorie
di viaggi. Or questa collezione, cui nessuno, lui vivente, fu ammesso
a vedere, insieme al suo ricco patrimonio legb egli liberalmente
allo stato, volendo che i suoi tesori letterarj ed artistici pas-
sassero in proprietä della biblioteca reale, sotto condizione che
si conservassero separatamente nella propria casa, cui intitole-
rebbesi Museum Meermano -Westreenianum. Ed era motivo al
nome 1’ abbondevole scorta di manoscritti ed incunabuli della
biblioteca di Gerardo Meerman che il barone di Westreenen,
nipote al possessore, o avea acquistati colla somma da lui legatagli,
o ricevuti dalla vedova, a indennizzo di eure per la redazione
del catologo.
Il Westreenen, consecratosi nella lunga sua carriera (1783— 1848)
agli studj archeologici paleotipici , de’ quali diede parecchi saggi
alle stampe 3 ), acquistö que’ libri che piü rispondeano al suo
1 ) Piatto con isiondo rappiesentante il combattimento di Pirro contro i Komaui, sul
cui rovescio leggesi: i fortissimi roma contra i re pirro — baldantonio adi
13 d' Otobrc — löiil — in venetia.
2 ) V. memoria necrologica di lui coli’indice delle opere a stampa, in Bulletin du
bibliophile belye, 1849, p. 40—43.
330
Valentinelli, Delle hiblioteche
scopo. Perciö alla scorta di undieimila volumi di libri ordinär}
(quasi tutti duplicati della reale) aggiunse 1200 edizioni del
secolo XV, e 330 manoscritti. Fra i primi ricorderö 1’ esernplare
completo della Geografia di Blaev, in 19 volumi in foglio, la cui
dipintura a sfondi dorati costö 2000 fiorini. Fra gli incunabuli,
230 incirca appartengouo ai Paesi Bassi, e molti sono stampati in
pergamena. Sono menibranacei gli stampati in Magonza Psalte-
rium, 1459, —Dur and i Rationale, 1459. — Sextns Decretalium,
1465,-—Justiniani Institution.es, 1468, col primo foglio miniato
splendidamente in oro, — Decretalia Gregorii IX, 1473, — Cle-
mentis Constitutiones, 1460, ■— Ciceronis Officiu, 1466; quattro
edizioni di Heures de N. D. di Parigi, 1498, 1530. 1587; un
S. Augustini Enchiridion di Colonia, 1467; un Missale di Norim
berga, 1484; le Hora; R. M. Virg. d’Anversa, 1570; alcune edizioni
di Didot di Parigi: Essai de fahles nouvelles, 1786, — Adonis
poema, arm. 11. republ., — La guirlande de Julia ä Mlle. de
Rambouillet, 1784. Indichero eonie euriosita le opere di Pindaro, di
Oxford, del 1754, in 64°. impresse su seta bianca. I corti limiti
imposti alla mia trattazione non permettono eh' io dia conto degli
incunabuli cartacei, cioe delle edizioni anteriori al 1480, solle quali
d 1 altronde si estese ampiamente il chiariss. Holtrop nell’ opera surri-
ferita. Basti il ricordare quattro edizioni dello Speculum, due intere,
due frarnmentate; un Donato intern a caratteri dello Speculum di
Valdener; molti frammenti d’un Doctrinale e di un Donato di
stampa simile; 1’esernplare del Breve (1454) descritto da Laborde ');
il Modus promerendi indulgentias, in f°. descritto da Fischer-);
la Nassawisch Land-Gerichts-Ordnung vor das Gericht DUlen
burg, di carte 18, in f°. a caratteri semi-gotici, attribuita a SchefFer
(1498); la Summa de articulis fidei et Ecclesia; sacramentis,
in 4°. a 24 linee.
Dei codici manoscritti quasi tutti anteriori al secolo XV, uno data
dal VI, uno dal VII, uno dalf VIII, sei dal IX, dieci dalX, otto dall’XI, tre-
dici dal XII. Fra i migliori devono essere menzionati: a) Una bibbia
fatta per Carlo V di Francia, col suo ritratto al principio. Membranaceo
Sui* Ies lettres d’ indulgences, p. 7—8.
2 ) Essai sui* Ies mouum. typogr. de Gutenberg, p. 93. —
p. 120.
Typograph. Seltenheiten
e delle societa scientifico-letlerarie della Neerlandia.
331
scritto I’anno 1371, con molte miniature su campi dorati, e lettere
dorate, e eolla sci-itta: Joannes cle Brugis, pictor regis praedicti
fecit lianc picturam propria sita manu, b) Una bibbia tradotta in
versi olandesi da Jacopo van Merland. Membranaceo con miniature di
rozzo stile, eseguite da Michele van der Borcb. c) La cittä di t)io,
di s. Agostino, tradotta in francese. Membran, in f°. con miniature
e legatura di ottimo gusto. dj Membranaceo del sec. X con legatura
splendida: la tavola superiore in avorio rappresenta la trinitä, ossia
la mano del padre che tiene un nimbo, mezza figura del figlio che
tiene in mano un corpo elittico su cui e effigiata la colomba; sulle
braccia della croce cui e addossata quella rappresentanza, leggesi:
Hie unitas ternis monstrutur scemate signis. Sulla tavola di rarne
dorato al dissotto restano tracce di attaccatura di gemme, perle od
altro. e) Cronica francese, detta Buquechardiere, di Giovanni de
Curcy, eseguita in Francia, con miniature di buon disegno e diligente
esecuzione. Nell’ ultimo libro vi sono miniate: la Bastiglia, Notre
Dame de Paris, e Montfaucon cogli appiccati. Sui manoscritti accom-
pagnati da miniature, sugli intagli in legno e sulle incisioni in
rame del Museo Meerrnan-Westreeniano diede notizie artistiche
C. F. Waagen ')•
II museo diretto dal bibliotecario e vice-bibliotecario della reale,
e aperto ogni quindici giorni, cioe il primo e il terzo giovedi d’ogni
mese (ore 10 — 4), mediante biglietto d'ingresso ottenuto il giorno
innanzi (ore 3 — 4) dalla reale, potendo pero ciascuno ottenere dalla
direzione della reale il permesso d'entrarvi anche in giorni differenti,
prestandosi con estrema compiacenza alle altrui ricerche il vice-
bibliotecario Campbell, ivi allogiato. ^
3. Bibi. Uleermaii.
Poca cosa era al principio del secolo scorso la biblioteca della
famiglia Meerman, che accrebbe a poco a poco l'erudito barone
Gerardo Meerman, nato a Leida il 1722, morto ad Acquisgrana nel
1771. Datosi allo studio delle matematiche e del diritto, cominciö
a raccogliere, agiato com’ era, opere di matematica e di giurispru-
Über die Manuscripte mit Miniaturen, die Holzschnitte und Kupferstiche des
Museum Westreenen in Haag, von C. F. Waagen. — Leggesi in Kunstblatt, 1850,
n. 28—31, 42.
332
Valeiitinelli, Delle bihlioteche
denza, che anzi vantaggiatosi di conoscenze ne" suoi viaggi all’ estero,
acquisto trattati inediti o dimenticati, a penna cd a starnpa di rnaterie
giuridiche. Tornato in patria nel 1748 e nominato sindaeo di Rotter-
dam (1753), applicossi intieramente alle scienze legali, pubblicando
il Tesoro dcldiritto <); ma poco poi si volse agli studj paleo-tipogra-
fici, a provare che l'invenzione dei tipi mobili in legno devesi a Lo-
renzo Coster di Harlem, non a Guttemberg che perfezionolla, fondendo
i caratteri in rnetallo 2 ). Queste ricerche Io condussero ad incremen-
tare notevolmente la biblioteca di edizioni de! secolo XV e di libri
stoi'ici della starnpa. Ricca giunta alla biblioteca porlb 1’ acquisto
cli' egli f'ece, poco prima di morire, di eodici manoscritti che appar-
tenevano ai gesuiti di Parigi. Perö insistendo Luigi XV per riavere i
manoscritti relativ! alla storia di Francia, Meerman vi aderi, e ne fu
compensato coli' ordine di s. Michele.
La biblioteca passö al figlio Giovanni nato (t nov. 1753)
all’ Aja. Seppellitosi questi negli studj arcbeologiei, storici, filologici,
accrebbe la giä insigne biblioteca, da cui manoscritti pubblicö le lottere
di Grozio 3 ), e giovossene mirabilmehte nella pubblicazione d’una
Serie d’opere edite dal 1780 al 1815, anno di sua morte. I singoli
volumi portano improntato l’uomoarmato uscente inpesce (Meerman—
Uomo di mare) colla divisa; Guudeant baue nati. In ua carteilo al
dissotto: Bibliothecae Meermturianae.
La condizione agiata della famiglia parea dover essere malle-
vadrice al paese della conservazione di quel tesoro; ma nel 1824 ne
tu commesso al barone di Westreenen van Tillandt il catalogo 4 ) per
la vendita. Dei 1100 codici manoscritti orientali, greci, latini, fran-
cesi, italiani, spagnuoli, portoghosi, olandesi, chinesi, descritti nel
quarto volume, de’ quali molti datano dall’ ottavo secolo, e un codice
Teodosiano latino dal settimo, 623 passarono ad arricchire la cospi-
1 J Novas thesaurus juris civilis et canonici. —Agte Comitnm, 1751 —1753, vol. VII, fol.
2 ) Origines tvpographicae, Gerardo Meerman auotore. — liagte Coinitum . 1765,
vol. II, 4°.
3 ) 11. Grotii epistolae ineditae ex museo Meermaniano. — Harlemi, 1806, 8°.
4 ) Bibliotheca Meermaniana, sive calalogus librormn impressornm et codicum manu-
scriptoi um. quos maximam partein collegerunt viri nobilissimi Gerardns et Joannes
Meerman, morte dereliquit Joannes Meerman, toparcha in Dalem et Varen ec.,
quorum publica fietauctio, die 8. seqq. Junii, anni 1824. liagte Comitum, in tedibus
defimeti ec. — S. d. vol. IV, 8°. — Prix des Iivres de la Bibliotheque Meerma-
- La Haye, 1825, 8».
nienne.
e delle societa scientifico-letterarie della Neerlandia.
333
cua bihliotena del baronetto sir Tommaso Philipps a Middlhill 1 ); alcuni
manoscritti con proziosi incunabnli acquistati dal barone de West-
reenen de Tillandt furono piii tardi compenetrati nella reale dcll’ Aja ;
del resto, eome di membra disjecta, chi potria dar conto?
4. Bibi, del ministero della inarino.
Nel 1820 fu trasportata all’Aja e assegnata a quel ministero
della rnarina una piccola bihlioteca che il governo, ad uso della stes-
sa, conservava a Rotterdam. Quella collezione fu accreseiuta coi
fondi del ministero a modo, che per ordine dj sua eccellenza il mini-
stro, se ne compilö i! catalogo che terminato nel maggio 1S57 fu
bentosto puhblicato a ). La raccolta distribuita in otto armadj d’una
sala ahbastanza capace, e ricca d'opere d’arte militare di mare,
scienze tecniche di rnarina, idrografia, viaggi marittimi, storia guer-
resca di mare, giurisprudenza e amministrazione di rnarina. I libri
distribuiti sistematicamente portano sul dossale la lettera della cate-
goria cui spettano, e il numero ricorrente del catalogo a stampa. Le
categorie sono le seguenti: A. Arte guerresca, Strategie, tattica;
B. Artiglieria, genio, infanteria; C. Costruzioni navalj; E. Pilotaggio
e fari; F. Navigazione a vele e a yapore; G. Idrografia; II. Astro-
nomia generale e nautiea, stromenti nautici; I. Scritti speciali sulla
rnarina; K. Scienze esatte e naturali; L. Idraulica, architettura civile,
macchine, tecnologia, industria, ginnastica; M. Scienze economiche,
statistica, commercio; N. Conoscenza di paesi e popoli; 0. Storia;
P. Giurisprudenza, diplomatica; Q. Trattati, leggi, risoluzioni ec.;
II. Morale, linguistica, letteratura, in rapporto alla rnarina; S. An-
nuarj, almanacchi; T. Cataloghi di libri e carte. Al primo catalogo,
corredato d’ un indice nominale (p. 175— 186), tien dietro un primo
supplemento 3 ) compiuto nell’ agosto 1859.
Alla bihlioteca va unita una scorta cospicua di modelli, distribuita
in sette sale. Nella prima furono deposte in sette armadj, a dieci tiretti
ciascuno, le carte che ora montano al numero di 6000, delle quali si
1 ) Mss. ex bibliotheca Meermanni, 1388—2010. H ä n e I. Calalogi librorum manu
scriptorum. Lipsiae, 1830, col. 830—874.
2 ) Catalogus der ßibliotkeek van het Ministerie van Marine. — ’s Gravenhage, 1857,
p. IV, 186, 8°.
3 ) Calaiogus der Bibliotheek van bet Ministerie van Marine. — Rerste Vervolg tot
1. Julij 1859. — *s Gravenhage, 1839, p. 6, 67. 8°
334
Valentinetli, Delle biblioteche
sta redigeqdo il eatalogo. Questa importante raccolta di presso a
mille modelli, cominciata nei 1795 col lodevole divisamento di
presentare al pubblico quanto v’ ba di distinto nella marineria
nazionale, e divisa in undici classi: A. Arsenali, caniieri, istituzioni;
B. Costruzioni di vascelli; C Navi a vapore; D. Estrazione di
vascelli; E. Difesa; F. Telegrafia e segnali; G. Fari, pilotaggio e
salvamento; H. Stromenti; 1. Vascelli indiani; K. Vascelli di popoli
non civilizzati; L. Arte. Da due anni ne fu dato un eatalogo 1 ) a cura
di J. M. Obreen, direttore del deposito di carte, piani e modelli,
come pure della biblioteca, non perö aperta al pubblico. Fra i modelli
che piü meritano d’essere osservati, noterö a) un vascello viaggiante
alle Indie orientali, con armamento completo; b) alcuni navigli da
3 fino a 5 ponti; c) dei doks ehe si mettono a secco pel racconciamento
dei bastinienti, di pontoni della piü grande portata, gia in uso sullo
Zuiderzee, per sollevare battelli carichi e riporli su piccoli fondi,
prima dell’ apertura del canale del Nord; e) il cantiere del regno a
Amsterdam, colle macchine relative; f) il porto di Helleroetsluis, in
grau rilievo, con tutti i doks e le ebiuse, di cui e fornito.
5. Bibi, del ministero della guerra.
Quest' istituto di recente formazione non conta forse Cinque
cento opere, le quali perö si riportano quasi interamente alla scienza
della guerra, eeme puö rilevarsi dall' eccellente eatalogo erettone
fin dal 1850 a ), suddiviso sistematicamente nei seguenti titoli:
A. Arte militare, strategia, tattica; B. Infanteria di linea, Cavalleria
pesante e leggera; C. Artiglieria; D. Genio; E. Marina; F. Legis-
lazione e amministrazione militare; G. Storia militare, biografie
militari, campi, assedj; II Enciclopedie, dizionarj, raccolte militari;
7. Scienze esatte; K. Scienze naturali; L. Architettura, idranlica;
M■ Tecnologia, tabbriche, mestieri, arti ginnastiche, scienze econo-
miche, commercio; N. Geografia, descrizioni di citta e viaggi, carte,
statistica; 0. Storia, biografie, cronologia; P. Filosofia, etica, peda-
gogia, linguistica, letteratura, belle arti; Q. Giurisprudenza, legis-
*) Catalogus der Verzameling van Modellen van bet Departement van Marine. — ’s
Gravenbag-e, ter algemeene Lands-Drukkerij, 18ö8, p. VIII, äO.’J, 8°. L’ esemplare
del ministero della marina va ricco di ginnte posteriori notate a penna.
a ) Catalogus der Hibliotheek van bei Ministerie van Oorlog. — Te Breda, ter Druk-
kerij van Proese et comp., 1850, p. 192, 8°.
e delle societä scientifico-letterarie della Neerlandia.
335
lazione civile, politica, diritto internazionale; R. Poligrafie, enciclo-
pedie, memorie, giornali, cataloghi. La continuazione al catalogo e
data in fascieoli semestrali in foglio (), litografati.
Alla hiblioteca va riunita una preziosa raccolta di quasi cento-
mila carte di ogni genere e grandezza, eonservate in apposita sala.
D’una gran parte di queste fu giä dato il catalogo alfabetico 2 ) per
nomi di paesi, colle indicazioni della grandezza della carta, della
qualitä delf impressione, delle proporzioni o della scala: le straniere
sono segnate con numeri arabici e lettere iniziali di riferimento agli
armadj, le carte dell’ interne con numeri arabici e romani. — E da
notarsi ehe la splendida edizione di questo catalogo fu data in carta
velina da scrivere, con molte lacune per le inserzioni posteriori. Oltre
questo catalogo generale e il nianoscritto conservato all’ archivio, in cui
furono inserite le molte ginnte fino al termine del 1860, v’ banno
cataloghi speciali per le raccolte di carte odograficbe o postali, idro
grafiche, orografiche, portolani, piani di ciltä, fortezze, accampamenti
militari, assedj, battaglie, ritirate. Indicbero come una specialita sala,
cinquanta portafogli di carte del paese, molti atlanti delle provincie
neerlandesi, con album di costumi, e la gran carte topografica dei
Paesi Bassi in 62 fogli 3 ).
E a sperarsi che tanto la biblioteca quanto l’annesso deposito di
carte, prenderanno un piü ampio sviluppo, tostoche la commissione
della sezione di storia, istituita presso questo dipartimento, dietro
proposta del distinto officiale M. Knopp, darä opera alla pubblica-
zione degli annali militari neerlandesi, dalla guerra d’ indipendenza
(1S68) a’ giorni nostri.
G. Itibl. del dipartimento di giustizia.
Quest’ istituto, dipendente dal ministero di giustizia, benche di
recente creazione, conta gia presso a 4000 opere, che nel catalogo
1 ) Naamlyst van boekwerken, sederl hei afdrukken van den Catalogus, tot en met de
roannd op nieuw in de bibliotheek ontvangen.
2 ) Lijst van gedrukte Kaarten, voorhanden in bet Archief der Genie van het Ministerie
van Oorlog, gemaakt naar de registers van het Archief door den Adjunct — com-
rnies P, J. M. Meyhoom. — ’s Gravenhage, 1857, p. 436, 4°. picc.
3 ) V. Meetknnstige beschrijving van het Koningrijk der Nederlanden, bevattende de
getallenwaarden, gebruikl bij de zamenstelling van de topographische en militaire
kaart van het Rijk. Uilgegeven op last van het Ministerie van Oorlog , door he
topographisch Bureau. — ’s Hage, 4°. con tavole.
Sitzb. d. phil.-hist. CI. XXXVIII. Bd. III. Hft.
23
336
V a I e n t i ii e 11 i, Delle biblioieche
pubblicatone *) si distribuirono in 31 classi, cui monta il riferire per
la specialitä bibliografica: 1. Beneficenza; 2. Atlanti e carte; 3. Di-
ritto civile; 4. Procedura civile; 5. Cataloghi, regisfri di arcliivj,
annuarj; 6. Giornali; 7. Imposte dirette e indirelte, lotto, cadastri,
diritto di successione, ipoteche ec.: 8. Denaro, spese e debito
dello stafo; 9. Mediciua; 10. Storia ed antichitä d’Olanda; 11. Storia
generale ed antichitä forastiere; 12. Prigioni; 13. Commercio, navi-
gazione, agrieoltura, iridustria, diritti d'entrata ed uscita; 14. Diritto
commerciale e m .riltimo; IS. Societä, diritto della chiesa; 16. Colo-
nie; 17. Descrizioni di paesi; 18. Diritto provinciale e civile;
19. Forza di terra e di mare; 20. Lettere, arti, miscellanee; 21. Bio-
grafia, genealogia, araldica; 22. Diritto militare; 23. Numismatica;
24. Diritto naturale e interpreta/.ioni, trattati; 2S. Notariato; 26. Istru-
zione; 27. Potere civile e sua organizzazione; 28. Raccolta di leggi;
29. Diritto di stato; 30. Statistica e scienze economiche; 31. Diritto
d’acqua, opere pubbliclie. II catalogo e preceduto dal regolamento
dato in 10 articoli dal rninistro di giustizia J. J. L. van de Bruggben,
e chiuso da un ricco indice alfabctico (p. 159—223). Al catalogo
fu dato un primo supplemento 3 ).
"S. Bibi. <lella corte suprcma di giustizia.
Benche di recentissimo formazione, la biblioteca della corte
suprema di giustizia pbssiede una scorta di quasi 3000 volumi, che
per la poca importanza della seconda, furono divisi in due cate-
gorie: 1. Diritto naturale e internazionale; 2. Opere non giuridiche.
II vicebibliotecario della reale F. A. G. Campbell ne stese il cata
logo 3 ), apponendovi un ricco ed esatto indice alfabetico.
§. Bibi, del consigiio di stato.
Questa biblioteca e tuttora nello stato d’incipienza, se nel cata
logo edito 4 ) non contansi che 489 opere, alle quali poche altre
*) Catalogus der Bibliotbeek van bet Departement van Juslitie. — ’s Gravenhage, 18ö6,
p. VI, 226. 8°.
2 ) Catalogus der Bibliolheek van bet Departement van Justitie. Eerste Vervolg. — ’s
Gravenhage, I8Ö0, p. 367, 8°.
'•*) Catalogus der Boekerij van de Hoogen Raad der Nederlanden, opgemaakt in 1866.
— Gedrukt bij gebroeders Giunta d‘ Albani, p. VIII, 142, 8°.
Catalogus der Bibliotbeek van den Raad van State. — 's Gravenhage, 1867, p X, 68, 8°.
e delle socreta' scientifico-Ietlerarie della Neerlandin.
337
furono aggiunte negli anni successivi. Fu divisa in cinque sezioni:
A. Scienze politiche e legali in generale; B. Olanda; C. Scienze
politiehe e diritto di sfafo, estero; D. Miscellanea; E. Carte.
9. Bibi, della secondacamera «legali stati generali.
E recente l’erezione della biblioteca della seconda camera degli
stati generali che, estesa per sommi capi a (utte le ramificazioni del
sapere, e particolarmente fornita di opere di giurisprudenza. La col-
loeazione dei libri negli armadj risponde alla suddivisione seguente:
a) Scienze politiche e legali; b) Diritto olandese; c) Diritto stra-
niero; d) Teologia, filosotia; e) Scienze storicbe; f) Scienze esatte
e naturali; g) Lettere, arti e miscellanee. Questa biblioteca possiede
ora da quasi 3000 opere ehe quell’ erudito bibliotecario J. J. F.
Noordziek rese di pubblica conoscenza con catalogo *), preceduto
da un regolamento per uso della biblioteca e da un’ istruzione ai
bibliotecarj. A quel primo catalogo si son giä dati due suppleinenti 3 ).
IO. Bibi, del dipartimento delle colonie.
Fondata dal Governo l’anno 1740, collo scopo di raccogliere
tutte le opere moderne che si pubblicano nelle colonie neerlandesi,
nonche quelle che, riferendovisi, sono edite in Europa, Asia ed
America, pose giä assieme, colla piccola scorta prelevata sul budget
dello stato, in misura proporzionata al bisogno, trernila volumi, di
cui fu dato in luce da poco il catalogo 3 ). Quest’ indice a stampa
che si e compendiato eccedentemente da quello a penna, fu diviso a
non eque ripartizioni in cinque classi: I. India orientale neerlandese,
con rapporti alla China e al Giappone; II. Possessioni olandesi,
eccetto l’Asia; III. Geogralia, storia, linguistica, giurisprudenza,
legislazione; IV. Opere periodiehe; V. Miscellanee. Meglio fu coor-
dinato il manoscritto, e con successione eronologica di stampa, a
tredici suddivisioni: I. Descrizione generale dei viaggi. Etnografia,
Catalogus der Bibliotheek van de tweede kamer der Staaten-Generaal. — ’s Graven
hage, 18öd, p. 228, 8^.
2 ) Catalogus der Bibliotheek van de tweede kamer der Staaten-Generaal. Eerste Y r er-
volg. — ’s Gravenhage, 18o6 , p. 142, 8°. — Catalogus der Bibliotheek van de
tweede karner «ler Staaten-Generaal. Tweede Vervolg. — ’s Gravenhage, 1857, 8°.
3 ) Lijst der ßoeken en Geschriften, uitmakende de Bibliotheek van bet Departement
van Kolonien. — ‘s Gravenhage, 1858, p. 266. 8°.
23’
3:58
V a I e n t i n e 11 i , Delle biblioteche
geografia, idrografia. Indicazione generale di aleune opere che non
hanno rapporto alle colonie, alla China, al Giappone; II. Indie
orientali olandesi; III. Lingue orientali, eccetto il Chinese e il giappo-
nese; IV. Societä di commercio neerlandese, sua natura e sviluppo;
V. Indie occidentali olandesi; VI. Coste della Guinea; VII. China e
Giappone e loro lingue; VIII. Pubblicazioni periodiche coloniali;
IX. Colonie straniere ed anliche Indie neerlandesi: interessi generale
delle colonie; X. Colonizzazione, emigrazione, commercio, emanci-
pazione degli schiavi; XI. Storia, politica, giurisprudenza, legislazione
in generale nel solo rapporto alle colonie; XII. Opere periodiche non
aventi rapporto alle colonie; XIII. Opere varie, senza rapporto alle
colonie.
La biblioteca e pure provveduta d’una raccolla di quasi otto-
cento carte, la piü parte delle quali risguarda le colonie. Ne fu giä
ledatto un catalogo, che conservasi manoscritto. L’ amministrazione
della biblioteca non aperta ad uso del pubblico, e affidata a tre per-
sone che eontemporaneamente s’occupano degli affari del dipartimento
delle Colonie: una di esse n’ ha la direzione speciale.
11. Bibi, della societä delle colonie.
Beuche questa collezione, che dee dirsi incipiente, non sorpassi
i inille volumi, nnllostante appalesa abbastanza la ricchezza delle
pubblicazioni cos'i patrie come forastiere, sulle colonie olandesi. La
piü parte e stampata in Olanda, alcuni pochi libri in Batavia. La
biblioteca e ripartita in tre grandi sezioni: I. Süll’ India orientale.
II. Süll" occidentale. III. Sulle coste di Guinea. La prima suddividesi in
otto classi: 1. Opere generali; 2. Speciali; 3. Colonie di Java, Sumatra,
Molukkos, Celebes, Borneo, Banka, Timor, Flores, Kokos; 4. Stati e
regni forastieri, China, Giappone, Sciam, Buli; 5. Possessioni antiche,
Ceilan, Capo di Buona Speranza; 6. Descrizioni di viaggi; 7. Opere
varie e memorie; 8. Polemiclie. La seconda comprende quatlro classi:
n) Surinam: sotto questa si coordinarono le opere generali, quelle sulla
schiavitü e sulla colonizzazione, le descrizioni di viaggi, le polemiche;
b) Curajao; c) S. Eustazio e S.Martino in Saba; dj Possedimenti per-
duti. Al catalogo *) dalosene da qualche anno, fu aggiunto un regolamento
1 J Catalogus der ßoekwerkeu van bet indisch Genootschap (e ’s Gravenhnge. —
’s Grarenhage, H. C Susan. C. Il/.oon. 18bü, p. 42, 8°.
e delle societa scientilico-letterarie deila Neerlandia. 339
per I 1 uso deila biblioteca, che e a desiderarsi, riempia le sue lacurie dietro
r eleuco bibliografico ') offertone dal diligente Müller.
IS. Societa a tutela deila religione cristiana.
Questa societa protestante-riforraata data dal 6 ottobre 1783.
I merabri del sinodo riformato di Dordrecht, spaventati dal progresso
dell’incredulitä nei paesi yicini, diedero il primo slancio alla societa,
che esercitö un’ inlluenza notevole sullo spirito del protestantesimo,
non solo in Neerlandia, rna eziandio in Germaniae inlnghilterra. I fonda-
tori si distinsero pel loro zelo uell 1 oppugnare le dottrine, conosciute
allora sotto il norae generico di neologismo, dirigendo specialmente le
loro armi contro la trista opera di Priestley sulla degenerazione del
eristianesimo. Giä la societa, prima d’ essere definitivamente costituita,
avea premiato tre memorie stese a confutazione delle dottrine di
Priestley. Un programma del 7 luglio 1786 invita gli amici deila veritä
ad associare i loro sforzi a quello dei dottori deila religione riformata,
col contribuire annualmentealmeno due ducati, per raggiungereloscopo
propostosi, cioe l'apologia deila religione cristiana e del dogma rifor
mato, contro gli attacchi dell 1 incredulitä, del razionalismo, del materialis-
mo. Fu quella una voce che scosse gli animi piii restii: i membri piü
influenti del clero protestarite presero parte a que’ lavori; d’ogni parte
affluirono i doni eilegati; onde la societa seppeguadagnarsi la pubblica
stima, e continuare 1'opera suain mezzo aitorbidi vorticosi deila fine del
secolo scorso, e del cominciamento del nostro.
La societa s’ adopera di dare agli scritti da lei pubblicati un
carattere eminentemente pratico, usando perciö d'uno stile chiaro,
conciso e alla portata d'ogni intelligenza. S’hanno giä a stampa due
Serie di memorie 3 ) che danno a conoscere gl’ importanti servigj resi
alla religione protestante e alla morale universale da questa laboriosa
associazione. Onde a pieno diritto e con tutta giustizia il dottore
J. Royaards ne rilevava i meriti in un eloquente discorso 3 ) pro-
*) Catalogue des Iivres et cartes sur les possessions Neerlandaises en Asie, Afrique e
Amerique, leur histoire, geographie, histoire naturelle, langue. litteralure. Avec liste
de iivres en Javanais, Malais, des carles ec. — Amsterdam, 1« red. Müller, 18Ö9, 8°.
2) Verhandelingen van de Genootschap tot verdediging van den christelijken Gods-
diensttegen deszelfe heden-daagsche bestrijders. Haag, 1787 —1810, vol. LIV, 8°.
— Nieuwe verhandelingen ec. ’s Hage, 1811 —1827, vol. XXIX, 8°.
3 ) Het Genootschap tot verdediging van de christelijke Godsdienst geschiedkundig
gescbetst. — ’s Gravenhage, 1836, 8°.
340
Valentinen i, Delle bibliotcche
nunciato in occasione della l'esta semisecolare della socielä nel 1836.
I direttori si riuniscono in assemblea, due volte all’anno all'Aja.
Un programma, pubblicato in sette mb re, fa conoscere i risultati
del concorso dell' anno anteriore e la proposta soluzione di nuovi pro-
blemi. La direzione e ora composta del dottore W. A. van Hengel,
segretario generale e dei signori Kist, Wildschut, Ter Haar, Ruiten-
schild, Schölten.
13. Bibi, chirurgica.
Assai meritö la pubblica riconoscenza il dottore in medicina
Giovanni de Cocq, che nel 1721 legö al collegio medico - chirurgico
dell’ Aja una scorta di poco piu che 300 opere di scienze medicbe.
Con quanta gelosa cura ne fosse vegliata la conservazione puö rit-
frarsi dal diligente catalogo dato a starnpa molti anrii dopo 1 )» nel
quäle non solo sono descritti i libri, ma eziandio gli intagli in fogli e
gli stromenti chirurgici donati.
li. Bibi, della guardia svizzera.
Alcuni ufficiali della guardia svizzera al servigio olandese fou-
darono sullo scorcio del secolo passato una biblioteca all’ Aja, prov-
vedendo alla conservazione, all’ ampliazione, all’uso di questa, con
un regolamento steso in venti articoli. Limitata a poco numero di
volumi e ad opere di media importanza, era ripartita a Capriccio in
4 grandi sezioni: 1. Arte militare, maternatica, architettura militare
e civile; 2. Storia, giurisprudenza, politiea; 3, Viaggi, geografia,
storia naturale, lisica; 4. Letteratura, critica, grammatica, teatri,
poesia, romanzi, religione, tilosofia morale, opuscoli. L’urto dei
rivolgimenti politici sviluppatfsi poco poi avrebbe tolto perfin la
memoria di quest’ utile istituzione, se non se ne fosse pubblicato il
catalogo 2 ).
Catalogus van de anatomische, medicynsche, chirurgische, botanische en pharma-
ceutische boeken door wylen Johannes de Cocq in zyn Leven zeer geleerd en zeer
ervaren Medicina; Doctov, bij legat van het Theatrum anatomicum en ten gebruike
van alle de Medicina Doctoren en Mr. Chirurgyns van ’s Gravenhage geschenken
in den iaare 1721. — Herdrnkt bij H. C. Susan, boekdrukker in ’s Hage, 1794,
p. 64, 120.
2 ) Catalogue de la bibliotheque fondee par quelques officiers des gardes suisses au
Service de Hollande en 1788, imprime le 26 mars 1794 a la Have, p. 60, 12°.
e delle societä scientifioo letterarie della Neerlandia.
341
15. Bibi, framniassoriiea.
Andö lungo tempo ehe la biblioteca della loggia dell’ Unione
reale dell’ Aja rimase, per riprovevole trascuranza de’ suoi membri,
nella condizione primordiale della sua istituzione. Ma dacche la
direzione rappresentb con circolare 30 gennajo 1844, che la loggia
era sprovveduta afFatto di buoni libri, fu ben tosto ampliata quella
raccolta dalle spontanee Offerte dei Signori H. Merluis de Koch,
F. A. vari Rappard, L. Metman, J. A. Meyboom, P. H. Noorden-
dorp, J. W. C. Diepenheim, N. J. Steengracht van Daivenvoorde,
C. J. Schölten van Oud-Haarlem, D. M. van Deinse e S. J. Hertzfeld.
Ciö perö die contribui ad arricchirla fu il legato di Gerardo Wouter
Verwey Mejan, che poco prima di morire ricordö caramente la
propria loggia. In onta a tauti incrementi, la biblioteca odierna non
conta forse da un mezzo migliajo d’ opere, che furono divise in
tredici categorie: 1. Storia dell’ ordine in generale; 2. Storia
dell 1 ordine ne’ Paesi Bassi; 3. Rituali; 4. Leggi; 5. Almanacchi
ed elenchi di leggi; 6. Memorie; 7. Scritti polemici soll 1 ordine;
8. Discorsi; 9. Poesie e canti; 10. Societä seerete; 11. Biografie;
12. Bibliografia e numismatica; 13. Miscellanea.
II regolamento per 1’ uso dei libri, del 24 giugno 1832, pubbli-
cato in testa al catalogo *), stabilisce che i membri possano usare di
libri a domicilio, e che ii bibliotecario debba subito timbrarli, porli
a catalogo, inscrittovi il norae del donatore, iudicare i doppietti.
16. Bibi, del principe Federico d’OIamla.
La piii importante biblioteca framassonica iinora conosciuta, e
incontrastabilmente quella del principe Federico, della casa regnante,
gran maestro dell’ ordine de’ liberi muratori. Fregiato da molti anni
di questo onorevole carico, volle egli tramandare in singolare maniera
a’ posteri la memoria d’una societä che aveagli affidati i proprj inter-
essi e che riconoscevalo come uno de’ suoi piii degni rappresentanti,
dacche, per occasione delle sue nozze, presentavalo d’una medaglia 3 ),
*) Catalogns der ßibliolheek van de Achtb: Loge V Unite royale in lief O . van ’s Gra-
venhage. Gedrukt Itij gebroeders Ginnia d’ Albani, 1852, p. 8. non nnin., 40, 8°.
2 ) Ui tiegging en omschrijving van den gedenkpenning op bet looge huveiik van
Z.-. K.-. E.*. Plins Frederik der Nederlanden met H. K. II. Prinzes Louisa van Pruissen. 8°.
342
Va I e n ti n e 11 i, Delle biblioteche
ed altra offrivagli pel suo giubileo ')• Infatti acquistava egli in
un tratto la copiosissima raccolta di 5400 opere framassoniche,
d’ogni tempo, d'ogni loggia, d’ogni nazione, riunita con irigente
dispendio e eure infinite, dal raedico Giorgio Kloss. II catalogo siste-
matico 3 ), che il diligentissimo collettore accompagnö di note rischia-
rative, da saggio dell 1 apprezzamento in che meritainente e a tenersi
questa biblioteea anzi unica ehe singolare. E perciö ch 1 io ne riporto
le divisioni, ad istruzione di ebi non e addentro nella materia, e a
regolo di confronto per clii la tratta da lunga pezza. 1. Libri di noti-
zie sui liberi muratori; 2. Giornali di massoneria e Rosenkreutzerei;
3. Elenchi deile leggi e calendarj; 4. Legislazione; 5. Scrilti pole-
mici; 6. Discorsi e lavori dei liberi muratori; 7. Canzoni loro;
8. Rituali; 9. Ordini templarj e cavalerescbi; 10. Ordine del Rosen
kreutzer; 11. Fratelli asiatici ed israeliti; 12. Storia della masso
neria; 13. Ordine degli illuminati; 14. Unione tedesca dei ventidue;
15. Qualche cosa sui gesuiti; 16. Magia in rapporto alla massoneria;
17. Cattolicismo, proselitismo, aritigesuitismo; 18. Lotta contro le
societä secrete, in tutti i paesi; 19. Alleanza della virtix, carbonari;
20. Societä secrete non politiclie; 21. Antichitä, misteri, culto;
22. Metafisica, teosofia, mistica, cabala; 23. Romanzi dell’ ordine;
24. Biografie; 25. Storia generale della massoneria in Francia;
26. Calendarj ed almanacchi della legge; 27. La gran loggia e il
grand’ Oriente di Francia; 28. Feste del grand” Oriente di Francia;
29. Sue pompe funebri; 30. Circolari e rapporti fatti al grand’ Oriente;
31. La gran loggia e il grand’ Oriente di Francia in rapporto coi gradi
superiori; 32. Sistema rettificato in Francia amici e filaleti riuniti;
33. Rito filosofico scozzese; 34. Ordine reale di Herodom di Kilwin-
ning; 35. Rinnovazione delio scottismo; 36. Concordato col rito scoz
zese, fino alla sua estinzione; 37. Il grand’ Oriente e il supremo con-
siglio per la Francia, 1805 —1815; 38.11 grand ' Oriente di Francia e
il supremo consiglio per l'America 1814—1821; 39. II grand’ Oriente
*) Verklaring- der gedenkpenning op het 25jarig jubile van Z. K. H. Prins Frederik,
als Gr.-. Mr* Nat.% der 0.-. der V.-. M* in Nederland, gevierd te ’s Gravenhage, ob
6 Jimij 1841, 8°.
2 ) Bibliographie der Freimaurerei und der mit ihr in Verbindung gesetzten geheimen
Gesellschaften, systematisch zusammengestellt von Georg Klosz, I)r. med. — Frank
furt am Main, Druck und Verlag von Johann David Sauerländer, 1844, p. XIV,
430, 8<>.
e delle societä scientifico-letterarie della Neerlandia.
343
di Prancia e il supremo consiglio per la Francia (1818 fino ai nostri
giorni); 40. Logge e capitoli soggetti alla direzione del grand' Oriente
di Francia; 41. Logge e capitoli che dipendono dal supremo consiglio
di Francia; 42. Rito di Misraim.
Questa raccolta di cosi dichiarata importanza e incessantemente
accresciuta dalle eure illuminate d'un principe, che al desiderio di
giovare all’ ordine framassonico e specialmente alle logge dei
Paesi Bassi, aggiunge l’affezione a' buoni studj, Donde senza tema
d’errore pub asserirsi che a questa biblioteca stan molto addietro
le due celebri del dott. Morison di Greenfield, legata nel 1828 alla
gran loggia di Edimburgo, e del sig. Astier, messa in vendita a
Parigi, Fanno 1856 <).
1?. Bibi. Haria.
E dovere di storico esatto ricordare una biblioteca ricchissima
dell' Aja, legata nel 1532 all' imperatore Carlo V, biblioteca delle
cui sorti non e chi dia traccia. Farollo colie parole stesse di chi
lascionne memoria: „Bibliotheca Hagensis a Joanne Hario, Goricomiensi
„olim congesta. Ilic non admodum litteratus, ea tarnen pietate et in lit-
„teras affectu fuit, ut per omnem aetatem, summa cum diligentia, nec
„minori impensa, admirandain plane omne genus librorum bibiiothecam
„congesserit. Erat in patria canonicus, sed, beneficio Caesaris, eooptatus
„fuit in collegium canonicorum Hagensium, quo cum larem suum trans-
„ferret, et una tot libris instructam bibiiothecam; populos mirari,
„stupere, fateri denique nunquam se credidisse vel in toto terrarum
„orbe tot Volumina reperiri, quare et inditum homirii eognomentum
„ Joannide libris. Hagae postmodum compluresannos vixit, bibiiothecam
„eodem studio auxit, quam moriens anno 1532 testamento Carolo V.
„imperatori reliquit“ ~).
18. Bibi. Pauw,
Contavasi fra le piu distinte biblioteche dell’ Aja, nel secolo
XVII, quella del Cavaliere Adriano Pauw, signore di Heemstede,
Hoogersmilde, Rietwijck, Nieuwerkerck, consigliere pensionato dello
Notice des livres manuscrits et imprimes sui* la franc-mayonnerie, les templiers et
societe qui en dependent, provenant du cabinet de feu M. Astier, ancien membre
de la plus part des dites societes. — Paris, Guillemot, p. 46, 8°.
Loinaier. De Bibliothecis, p. 260—261.
344
Va 1 e n t i n e 11 i, Delle biblioteche
stato d'Olanda, e ministro della Frisia oceidentale, il quäle dovizioso
com’ era ed amante de’ buoui studj, incrementö la giä copiosa raccolta
ereditata da Rauieri suo padre. Bipartita in dieci classi >) compendiava
il titolo principale di merito nella prima. Infatti comprendeva quesla
trecento bihbie, cento dodici testamenti nuovi, cento sessanta due
salteij; le migliori impressioni de’ ss. padri, fra le quali quaranta
nove di s. Giovanni Grisostomo, undici di s. Rasilio, quaranta sei di
s. Agostino, venti quatfro di Dionisio Cartusiano; quantitä di edizioni
degli scrittori sacri protestanti, quali sarebbero, ottanta cinque di
Erasmo, cinquanta di Lutero, quaranta di Enrico Bulengero, trenta
cinque di Giovanni Brenzio, trenta quattro di Beza, trenta di Melan-
tone. Ne mancavano di buona scorta di libri ie classi letteraria e
storica, benche di molto inferiore per numero. Annoveravansi fra
classici quarantalre edizioni di Omero, sedici d’Isocrate, cento-
ventisei di Cicerone, cinquanladue di Virgilio, cinquanta d’Ovidio,
quarantanove d’Orazio, trenta di Giovenale e Persio. In onta a tarita
ricchezza, tenue era il numero de' codici manoscritti e delle edizioni
del secolo decimoquinto, alla serie dolle quali mancavano affalto
gl’ incunabuli. Del resto, quanto questa biblioteca fosse apprezzata
al suo tempo puö rilevarsi da eiö ehe ne scrisse Jacob: „l’une de plus
„signalee de l’Europe, pour la diversite de ses livres imprimez, et de
„ses Manuscrits, qui y sont conservez. Car je s^av qu’ eile est estimee
„de la valeur de plus de quatre Cents milles livres, pour les Hollan-
„dois mesmes 2 )“.
Morto il Pauw nel 1633, i suoi eredi accortamente avvisarono
di salvare dall’ obblio quell’ eletta parte di patrimonio domestico,
col pubblicarne un catalogo s ), redatto senza critica bibliografica.
19. Bibi. Bosch.
Sommamente apprezzabile era al suo tempo la biblioteca di
Alberto Bosch, uno de’ magnati d’ Olanda, non tanto pel numero
*) Theologiei, juridici, medici, cliimici, Chirurgie!, anatomici et de re Iterbaria,—
philosopliici, — poette, oratores et litteratores. — Mathematici, artifices, rnusici et
militares, — cosmographici, geographici et topogra|)hici, — Historici et politici. —
Miscellanei inter quos prtecipue sunt genealogici, de insigniis, de re antiquaria ec.
— Manuscripti. — Idem et orientales.
2 ) Traicte de plus helles bibliotlieques. — Paris, 1044. 8°, p. 431—43‘i.
3 ) Üalalogus omnium librorum et manuscriptorum bibliolhecte illustrissimi el nobilis-
siini viri, Dom. Dom. Adriani Pauw. ec. — Hagm Comitis, sumplibus hieredum,
anno 1654, p. 351, 4°.
e delle societa scientifico-letterari.e della Neerlandia.
345
de’ volurni, quanto per la copia de' piü rari incunabuli, per alcuni
stampati in membrana, pei molti libri d" arte, accompagnati da tavole,
disegni e coloriture a mano; splendide legature. Le opere stese
quasi esclusivamente nelle lirigue latina, italiana, francese, spagnuola,
erauo distribuite categoricamente <): pochi erano i manoscritti. Alla
morte del riceo possessore quella biblioteca fu distrutta *), insieme
a due piccole ma elette serie di monete antiche e gemine s ).
SO. Bibi. Hulsiana.
Una delle piü estese biblioteche, al principio del secolo scorso,
era, senza contrasto, quella di Samuele Huls, console dell’ Aja, dacche
conteneva verso 40000 opere d’ogni disciplina, d’ogni etä, d’ogni
nazione. Ne il solo numero rendeva apprezzabile quel vasto deposito
dell’ umano sapere: infatti ne faceano parte le migliori opere allora
conosciute, le poliglotte capitali; le collezioni de’ ss. padri; le cosi
dette collane di classici greci e latini; gran copia di libri di storia
naturale, di viaggi, di belle arti, accompagnati da atlanti, mappe
topografiche, raccolte d’intagli in legno e di incisioni in rame, disegni
a mano, piü che 400 codici manoscritti. Ciö perö che dava un valore
inestimabile alla biblioteca erano gli incunabuli; le produzioni degli
editori e stampatori piü accreditati; le impressioni membranacee.
Crederebbesi a mala peria, se il calalogo pubblicato non lo attestasse,
che vi si riscontrassero le stampe piü rare di Magonza, di Roma, di
Venezia; che nella sola partita di classici greci e latini, stampati nel
secolo XV in foglio, si annoverassero 61 edizioni di Cicerone, 8 di
Cesare, 7 di Terenzio, altrettante di Plinio, 6 di Giustino, S di
1 ) Theologici, — Hisloria ecclesiastica, — Juridici, — Politici, — Philosoph!, medici,
historia naturalis et mathematici, — Arehitectura, pictura et sculptura, —Geographici
et chronologici, — Anliquarii, numisrnatici et inscriptiones. — Hisloria a) grteea
et rontana, b) Ilalia, c) Germania et regiones affines, d) Gallia, e) Hispania et Lusi-
tania, fj Britannia, tj) Germania inferior, h) Regiones extra ICuropam, — Genealogici
et vitae. — Oratores, — Poet«e, — Philologi, lexicographi el hibliothecarii.
2 ) Catalogus l»ihliolheca> viri amplissimi Alherti Bosch, dum viveret, curaj veetigalium
redituumque publieoruin Hollandim prtepositi lisci, camerae feudorum ibidem consti-
tuendorum consiliarii; fisci rei venalicte ; ut et illuslribus dominis Rhenolaudia) ac
Delflandiae collegiorum a consiliis ec., qute publica? auctionis lege dislrahenda est.
Hagaa Comitum, apud Petrum de Mondt, 1729, p. 139, 8°.
3 ) Catalogus numisinatum’antiquorum ex auro, argento et a?re ; ut el gemmarum
lapidumqae pretiosorum, optime conservatorum, quorum publica auctio fiel. — llaga?
Comitum, apud Petrum de Mondt, 1729, p. 40, 8°.
346
V a 1 e n t i n e 11 i , Delle biblioteche
Sallustio, 5 di Tito Livio, 4 di Plauto, 3 di Seneca. Ne le altre classi
ne son provvedute meno.
Quel l'icco proprietario, determinatosi ancor vivente a vendere
quel suo tesoro, ne commise il catalogo *), in cui adottata la prima
divisione per formati, si offre lo Schema sistematico seguente:
1. Theologia; 2. llistorici ecclesiastica; 3. Jurisprudentia;
4. Philosophia; 5. Historia naturalis; 6. Medici; 7. Mathematici;
8. Architectura; 9. Pictura; 10. Geogjraphia; II. Numismalici;
12.Historia; 13. Oratores et rlietores; 14. Poetae; IS. Pkilologici;
16. Lexicographi; 17. Mänuscripta. L'accurato esame di quel
catalogo puo solo dare a conoscere quanti cemelj bibliografici si
siano allora dispersi. Venti opere manoscritte, quasi tutte di elassici
latini furono acquistale dalla biblioteca dell’ universitä di Leida.
31. Bibi. BIciswykiana.
Apprezzabilissima per molti titoli era la copiosa biblioteca
dell’ avvocato Pietro van Bleiswyk dell’ Aja, che nel 1791 fu esposta
all’ asta quasi per intero, e la si rese perciö di pubblica conoscenza
con cataloghi a stampa 2 ).
33. Bibi. Bilderdyk.
Gloria domestica del giureconsulto alla corte d'Olanda, nell’ Aja,
Guglielmo Bilderdyk, era una raccolta di 4000 opere impresse
e manoscritte d’ ogni genere di studio cbe sullo scorcio del secolo
decorso fu esposta in vendita s ). Fosse cbe quella biblioteca rimanesse
Bibliotbeca Hulsiana, sive catalog-ns librorum, quos magno labore, summa eura et
maximis sumptibus colleg-it vir consularis Samuel Hulsius ec. quorum auctio hahe-
bitur Ilagaß Comitum ec. — Hngro Coinitum, apud Job. Swart et Petr, de Hondt,
17:i0, vol. VI, 8°.
2 ) Pars major Bibliolhecaj Bleiswykianre, sive catalogris librorum exquisitissimorum raris-
siinorum et nitidissime compactorum, in preecipuis facultatibus, arlibus , scientiis
et Unguis, quos collegjil et reliquit vir nobilissimus, amplissimus, perillustris Pe
trus van Bleiswyk, iureconsultus oliin, duinvivebat, perillustrium et preepotentium
Hollandise et -Westfrisiae Ordinum Consiliarius, ec. — Hag-m Comitum, 1791, vol. II,
8°, I, p. 164; II. p. 162.
Prix des livres de la bihliotheque delaissee par P. van Bb isvvyk. S. d. 8°.
3 ) Catalogus librorum in omni fere scientiarum genere prmstantissimoruin , quibus
maxima pro parte usus fuit Guilelmus Bilderdyk, iuris utr. doctor et coram Hol
landise curia (dum in hac patria fuerit) eausarum pätronus , quorum publica liet
auctio Hagse Comitum in sedibus ec. Hagae Coinitum, apud Aemilium van Daalen,
Wetters (1797), p. 218, 8°.
e delle soeieta scientifico-letterarie della Neerlandia. 347
allora la piü parte invenduta, od altro motivo, se ne praticö una
seconda asta in Amsterdam, nell’agosto dell'anno 1832 <)•
Rotterdam — Rotterodamum lat.
Beuche la somma importanza del commercio marittimo richiami
a se quasi esclusivamente l’attivitä dei cittadini, nullostante ten-
gono in onore le Scienze e le lettere una societä scientifica, ed
alcune biblioteche pubbliche e private, alle quali ebbi facile accesso,
per mezzo del coltissimo giovane Edmondo van Geetruyen, eui pro-
fesso perciö la piü senlila gratitudine.
1. Bibi, della soeieta batava di filosofia speri-
mcntale.
La istituzione di questa soeieta devesi agli intendimenti generosi
di C. Steven Hoogendijk, orologiajo di Rotterdam, ricco celibatario, il
quäle consecratosi perdutamente agli studj della meccanica, formossi
un gabinetto di macchine di fisiea sperimentale, pareccbie delle quali
eostrusse egli stesso; ed aper^e a proprie spese nel 1769 la soeieta
batava, eui morendo lego la pingue sostanza, collo scopo di giovare
allo sviluppo della scienza da 1 ui acearezzata. Incoritestabili sono i
vantaggi imporfati al paese da questo istituto, dacclie vi si tengono
corsi serali di fisiea sperimentale elementare ad uso del popolo, si
aprono concorsi con premj, si pubblieano memorie 2 ). Bencbe creata
da un arligiano, la soeieta ebbe organizzazione affatlo aristocratica.
I membri che ora montano a poco olfre i cento, sono divisi in sei
classi: onorarj, amministratori, direttori, consultori, corrispondenti,
ordinarj. II re e protettore della societä. 11 consiglio degli ammi
nistratori e direttori sceglie a presidente d'ordine della socielä uno
1 ) Catalogus eener merkwardige verzameling van hoeken en handschriften , waaron-
der verscheiden werken inet versehillende talen ; wort» van eenige schilderijen ;
teekeningen, waaronder van den heer en van M. ßiMerdvk; Prenten ten deele in
lijst en glas ec. alles liagelaten door vijle den wel edelen gestrengen heer Mr.
Willem Bilderdyk. Amsterdam, bij .1. Immerzeel, jr. (1822), p. VI, 120, 8°.
2 J Verhandelingen van het bataafsch Genootschap der proefender vindelijke wijsbe-
geerte te Rotterdam. Rotterdam, 1774— 1798, vol. XII, 4°. — Nienwe verhan-
delingen van het ec. Rotterdam, 1800— 1829, vol. XI, 4°; il volume XII pnhblicossi
nel 18Ö1.
348
Va I e n t i ii e 1 li j Dolle hiMioteolie
de’ cittüdini piü distinti di Rotterdam, die s’infitola Praescs magni-
ficus. Essa ha unu statuto proprio ').
Ora il eonsiglio mnnicipale eedetle ad uso della societä l’appar-
tairiento superiore della horsa, i cui vasli spazj, giä granaj, fnrono
convertiti a sale di biblioteca, gabinetto di fisica, sale deile radunanze
e delle lezioni. La biblioteca, mancante d’nna dotazione flssa, va
lentamente aecrescendosi, non ammontando il numero de’ volumi
che a circa 6000, la piü parte di filosofia sperimentale. Ii eonsiglio
riunito della parte scientifico-amministrativa delermina ciascun anno
la somma che in generale e assai tenue, per l’acquisto di libri. Uno
dei mezzi di arricchimento e quello del cambio de’ proprj alti con
altre societä. Fra le singolaritä moritano d'essere ricordate: a) una
collezione di carte idrauliche delle Neerlandia, per istudiare il corso
delle acque, l'essicamento, la formazione dei poldei's, i! mantenimento
delle dune, la costruzione e conservazione delle dighe, non che delle
chiuse: finora non sono piü che dueeento, coine risulla dal catalogo
erettone, con ampla scorta d’annotazioni, dal presente bihliotecario
D. F. van der Pant, segretario dell’ accadernia, il quäle si propone
di pubblicarlo fra poco; I>) una ricca raccolta di viaggi, specialmente
delle Indie e delle colonie neerlandesi; c) 168 opere di storia natu
rale;^ 800 opere di matematiea. La biblioteca e aperta all’ uso de'
soli membri, i quäli possono pure avere libri a domicilio.
La spaziosa sala del gabinetto di fisica e fornita di abbondevole
serie di stromenti e macchine per l’insegnamento della meeca-
nica, come pure di apparecehi e macchine per le lezioni di fisica
sperimentale, avendosi cura speciale delle lezioni suIl’ elettricitä e
sulla luce.
»• Societä di medicina.
Questa societä costituissi nelI’ anno 1833, prendendo a divisa
il motto Disce docendus adhuc. 1 membri, beuche non abbiano
pubblieato meuiorie scientifiche o aperti concorsi, nullostante nelle
sedute, che tengono due volte per settimana, s’occupano di ricerche
scientifiche sulla terapia, sull’ anatomia patologica, sulla chirurgia.
Questa societä , cui appartengono molti illustri medici stranieri,
Plan en grondwetten van het hataafsch Genootscap ec., 1771, 4°.
groudwetten van liet hataafsch Genoolscap ec. Rotterdam, 1843. 4®.
Plan en
e delle societsi scientifico-lelterarie della Neerlandia. 349
pubbliea annualmente il reso-conto delle sedute nel giornale medico
ebdomadario d’Amsterdam.
3. Bibi, dei gesniti.
Distrutta ne’ passati rivolgimenti la loro biblioteca, i pochi
padri della compagnia, cui dal 1849 il vescovo d’Harlem affidö la
cura della piecola cliiesa della Immaeolata Concezione sul Vijnhaven,
diedero opera a provvedersi d’una raccolta di libri, limitata alle sole
scienze ecclesiasticbe. Benche il numero de' volumi non ecceda il
migliajo, vi sono rappresenlate a sufflcienza le classi in ehe la si
suddivise: biblica, teologia, liturgia, diritto, omiletica, ascetica,
storia ecelesiastica, poligrafia. Due sole collezioni voluminöse vi si
riscontrano, quella de' Bollandisti e una gran parte della biblioteca
ecelesiastica dell* ab. Migne. Fra le opere moderne deve ricordarsi
una scelta scorta di giornali olandesi ‘) e francesi 2 ).
k. Bibi, della chlesa giaiisenistica.
Nell' edilizio presso la cliiesa, nel quäle ordinariamente risiede
il vescovo romano-cattolico (giansenista) di Deventer, la comunilä
giansenistica conserva una raccolta di circa cinquemila volumi di
opere religiöse e storiche, raccolta che va accrescendo in modo
conforme alla sua origine, eioe con doni. Le specialitä della biblioteca
si riassumono in edizioni degli scritti di Giansenio; opere ed opuscoli
sul celebre sinodo tenuto ad Utrecht nel settembre 1763; in memorie
scritte da ecclesiastici rifugiati al tempo della famigerata bolla
De godsdienstvriend door .1. G. Lesage fer Broek. Ti* ’s Gravenhage, 1822—1860
vol. LXXVI, 80. Que.st’ eecellente giornale, stero in senso puramente eattolico, fu
oominciato da Lesage eonvertito dal protestantesiino al catlolieismo , e continuato
dopo Ja sna morte, da Giosue Witz: ambedue furono fondatori dej seguente. —
Catholijke nederlandsche stemmen over godsdienst, slaatgeschied- en leiterkunde.
Grave, 1835— 1860, fogl. picc. — De katholiek-godsdienstig, geschied- en let
terkundig maandschrift. Te’s Gravenhage, 1842—1860. vol. XXVII, 8°.
2 ) Journal historique et litteraire, pur P. Kersten. Liege, 1834—1860, tom. XXVII, 8°.
— Bibliographie catholique. Revue eritique des ouvrages de religion, philosophie,
histoire , litterature, education ec. Paris, 1841 — 1860, tom. XXIII, 8°. —
Gagarin. Etudes de theologie. Paris. E gi^ cominciata una nuova serie di
queslo interessante giornale, a fascicoli trimestrali. — La verite historique. Revue
hebdomadaire, de.stinee a retablir les faits älteres par l’ignorance ou la mauvaise
foi, publie sous la direction de Pb. van der Ilaegen a Paris. Tournai. 1858 1860,
vol. V, 8«.
330
Va 1 eil ti n e 11 i, Delle biblioteche
Unigenitus; in raccolte degli scrittori di Porloreale; in alcuni pochi
manoscritti. Non vi mancano opere voluminöse e splendide 2 ).
Adornano l’antisala i ritratti ad ogüo di sette vescovi di Rotter
dam e tre di Deventer, eseguiti per mnno di fanciulle aecolte in rase
d’educazione della comunitä giansenistica.
5. ISibl. Mejaam.
In una delle stanze della residenza vescovile giansenistica e la
raccolta di libri di proprietä di quel vescovo Ermanno Neyaam, al
numero di circa 3000. Ai soggetti trattati specialmente nelle opere
della biblioteca antecedente, s’aggiungono la filosofia e le belle
lettere. In questa le opere moderne soverchiano le antiche. Non
meritano d’essere passate sotto silenzio due versioni della bibbia in
olandese 3 ), le opere di Arnaud 4 ), un’ apprezzabile storia ecclesiastica
della Neerlandia 5 ), e due accreditati giornali 6 ).
*) Loci comunes theologiae sacrae, ut sunt postremo recognifi et emendati per Wolf-
gangum Musculum Dusanura (di Douai). Edilio ultima. ßasileae, Henricpetr., 1570,
vol. VIII, fol. — Den Kristelyken vade breitende bet geestelyk broodt voor de kin-
deren, door den eerw. beer B. D. L. (Cornelio Bouberol di Rotterdam). Antwer
pen, voor H. W. van Wilbergen, boekverkoper, 1744, vol. VIII, 8°. — Nouvelles
ecclesiastiques ou memoires pour servir a 1’ bistoire de la Constitution Unigenitus
1776—1795. Periodico in 4°. — Nedeilandsche historie verratende geschiede-
uissen der nu vereenigde Nederlanden, inzonder hood die van Holland, van de
vroegste tyden af. üit de geloofwardigste scbryvers en egte gedenkstakken
samengesteld door Jan Wagenaar, met planten en karten. Te Amsterdam, by
Johannes AUeirt, 1790—1811 , vol. XLVIII, 8°. — Les oeuvres de Mess. Charles
Gabriel de Thubieres de Caylus , eveque d’Auxerre. — Cologne, 1751—1754,
vol. X, 8°.
2 ) Batavia sacra , sive res gestm apostolicorum virorum qui fidem Batavim primi in-
tulerunl, in duas partes divisa, industria et studio T. S. F. H. L. H. S. T. L. P. V. T.
— Bruxellis, per Franciscum Foppens, 1714, fol.
3 ) Biblia sacra dat is de heilige Schriftuer van het oude en nieuwe Testament, naer de
laetste roomsche keure der gemeine latynsche overzettinge, in nederduitsche vertaald.
Tot Utrecht, by Cornelius Gulielmus le Fevre, 1732, vol. II, fol. — De ßijbel
door beknopte uitbreidingen en ophelderende aanmerkingen verklaerd door J. van
Nuys Klinkenberg en Ger. Job. Nahuys , predikanten te Amsterdam. — Te Amster
dam, by Johannes Allart, 1780—1795, vol. XXVII, 8°.
4 ) Les oeuvres d’Antoine Arnaud. — Paris, 1775—1782, vol. XLIX, 4°.
5 ) Hesden (van) II. Kerkelijke historie en out heden der zeven vereenigde pro-
vincien. — Leiden, 1752, vol. VI, fol.
®) Magazin voor wetensehappen, kunsten en letteren, verzaineld door N. G. van Käm
pen. Te Amsterdam, bij P. Meyer Warners, 1822 — 1830, vol. X, 8°. — Onze
tijd. Merkwaardige gebeurtenissen onzer agen , op het gebied van sfaatkunde,
geschiedenis, land- en volkenkunde, kunsten, wetensehappen, nijverheid enz. mite-
e delle societa scientifico-letterarie della Neerlandia.
351
6. Bibi, remonstrante.
II principio della biblioteca data dall" anno 1664, perche la
direzione di quella cbiesa remonstrante acquisto al prezzo di 1040
fiorini la libreria del sig. Hyttenbagandt, che morto poco prima
avea legato alla detta cbiesa alcuni de’ suoi libri. Non appena fon-
data, fu essa arriccliita colla libreria del dotto Beniamino Sopma,
predicatore della stessa confessione a Dokkum, poi a Zegwaart o
Zoetermeer, e finalmente a Rotterdam J ), che fu acquistata dalla
direzione pel prezzo di 405 fiorini, il 28 settembre 1646.
In una sala e due stanze dell’ edificio presso la cbiesa sono
distribuiti in ordine sistematico i libri, sul cui dossale Ieggesi in un
biglietto a stampa il numero e il titolo della classe, nonche il nnmero
di catalogazione. Benche non oltrapassino i trernila, vi si riscontrano
opere capitali, collezioni speciali, codici manoscritti. La parte biblica
va ricca delle poliglotte complutense (1514), plantiniana (1569),
parisina (1645), londinense (1657). Una raccolta miscellanea fatta
nel 1789 di 323 dilTerenti opuscoli di storia. civile e naturale, giuris-
prudenza e bibliografia, riferentesi a Rotterdam, fu ordinata in ses-
santa volumi e registrata in uno speciale catalogo. Due grandi carto-
lari contengono piü di 200 ritratti di illustri protestanti, specialmeute
remonstranti. Cento codici mss. di mirior interesse o acquistati a
danaro, o procedenti da un legato di A. Melker, risguardano la storia
di Rotterdam; cinquanta di piü dichiarata importanza, eontenenti
pure autografi di Erminio e di altri celebri remonstranti, sono cou-
servati sotto piü gelosa custodia. Tanto quelli che questi non sono
compresi nel diligente catalogo 3 ) suddiviso in I. Biblia eorumque
versiones, concorduntiae; II. Theologin exegclica; III. Theologin
systematica; IV. Tlieol. historica; V. Patres apostolici; VI. Theo-
gaders levens- en karaklersehetsen van vermaarde tijdgenooten, zainengesteld door
eene vereeniging van letterkundigen. Amsterdam, gebroeders Diederich, 1848—1860,
vol. XXIV, 8°.
1 ) De Remonstranlsche Broederscbap. Biographische naamenlijst van have Professoren,
predikanten en proponenten enz. door Joannes Tideman, .phil. theor. mag. liter.
human., dr. predikant te Rotterdam. Haarlem, bij de erven T. ßobn, 1847,
p. XII, 384, 8°.
2 ) Catalogus van de theologische bibliotheek der remonstrantsch-gereformeede iierk
te Rotterdam, opgemaakt door J. Tidemann. — Utrecht, Kemink en zoon, 1848,
p. 203, 8°.
Sitzb. d. phil.-hist. CI. XXXVIII. ßd. III. Hit.
24
352
Valentinelli, Delle biblioteche
login practica; VII. Miscellanea tlieol. Fu pubblicato un regola-
mento in un foglietto di 4 pagine.
Benche sprovveduta d’una dotazione ordinaria, nulloslante va
la biblioteca accrescendosi per doni, come pure per acquisto di
qualche nuova opera accreditata, consentito dalla comunitä.
9. Bibi, remonstrante-reformata.
Nell’ ammezzato superiore d’una cappella della chiesa maggiore
(groote kerke) protestante di s. Lorenzo e un’ antica raccolta di
libri sacri, assicurati con catene ad una sbarra di ferro, in maniera
che si possano trasportare su di un leggio, posto nel mezzo della
stanza, senza staccarneli. Questa biblioteca di nessun uso odierno,
deve essere ricordata meno pel nurnero e pel pregio de’ libri che
per la singolarila della loro collocazione, propria d’altrondedi molte
biblioteche, negli scorsi secoli. II catalogo *) ormai cost raro a
trovarsi, che fu pagato sei fiorini olandesi, da notizia di sei codici
inss. di poca importanza, e divide gli stampati nelle seguenti sezioni:
n) Biblia, Versionen, concordantiae; b) Commentarii; c) Veteris
ecclesiae doctores; d) Scriptores ecclesiastici; e) Recentiores
romano-catholici; f) Theologi Protestanten; g) Historiae eccle-
siasticae scriptores, aliique; h) Historici aliique. Mancano al
catalogo alcuni buoni classici latini, forse importativi posteriormente,
come pure due antichi mauoscritti arabi del Corano, portati dalle
Iudie, da quel governatore generale Maatsuiker. — Gettati a fascio
co’ libri sono molti atti di amministrazione della chiesa, ivi forse
collocati per molivo di sicurezza, dacche a sola ripetuta inchiesta
del forestiere si schiudono quelle soglie.
Quanto all' uso della biblioteca, leggesi nella prefazione stesa
con attica eleganza: „Viris plurimum venerandis et doctissimis,
„literarum sacrarum in caetuRoterdamensium reformato interpretibus,
„caeterisque pastoribus hanc bibliothecam utendam offerunt et prae-
„bent viri amplissimi curandis caetus aedificiis et rei familiaris
„praefecti. Nee intercedurit quo minus quibus volupe sit, libros
„düinum abducant, diligentius ibi ac commodius perlegendos. Ne
„tarnen hac ratione damnum aliquando bibliothecae inferatur, libro-
Calalogus librorum quos complectitur bibliotbeca publica ad aedem s. Laurentii,
Roterodami. Excudebat Jacobus van Boalen (Roterodami), 1814, p. 24, 8°.
e delle societa scientifico-letterarie della Neerlandia.
353
# ,i'um auferendorum inscriptiones, addito iectoris nomine, ipso
„ablationis die, albo inscribi cupiunt, ipsaque Volumina quantocius,
„saltem quotannis ante mensem aprilem exeuntem, in bibliothecam
„remittenda curari“.
§. Bibi. Arkelfana.
Distinta per molti titoli era al suo tempo la biblioteca del pastore
della chiesa remonstrante Cornelio van Arkel che all' amore degli
studj teologici quello associava degli archeologici. Nel principio del
secolo scorso, non risparmiando cura e dispendj, raccolse in sua
casa (van de Noortzyde van’t Haringvliet) piü che quattromila opere,
la piü parte di teoiogia e archeologia, con alcune poche comprese
sotto le classi: Juridici; philosophi; mathematici; medici; liisto~
rici naturales; geographici; clironologici et historici; liistoria
allegorica, fabulosa, emblematica, satyrica, ficta; poetae graeci,
latini, itali, galli, belgici; oratores et epistolographi, texieo-
graphi et librorum indices. II catalogo erettone ] ) al momento della
morte del possessore per la vendita all’ asta, benche accenni a
dispersione di una splendida biblioteca, nullostante ce ne conserva
la storia, che torna pure ad onor del paese. Vi si rinvengono per
entro grandi opere che al valore intrinseco aggiungono il merito
artistico, libri con tavole, atlanti, classici greci e latini in gran
copia, raccolte di dissertazioni teologiche ed archeologiche, serie
di scritti polemico-religiosi, edizioni di gran prezzo, incunabuli
rari 2 ). Le lingue piü frequenti sono l'olandese, l’italiana, la fran-
cese, la greca, la Iatina.
L’Arkel oltracciö possedea una distinta raccolta numismatica
fatta da lui stesso, che ne stese pure il catalogo. Tale raccolta di
monete greche e romane in tutti i metalli, era accompagnata da una
serie di oggetti antichi, idoletti, vasi, utensili ec.
*) Bibliotheca Arckeliana continens varios, exquisitissimos in omni studiorum genere
et lingua libros, quos inter imprimis exceliunt theologiei, antiquarii, numismatici,
literatores, historici, poetae, oratores, aliique miscellanei, commendabiles maxime
ab editionum prmstantia, raritate et nitoris elegantissima concinnitale, quos omnes
multa cum industria et summa cura suis usibus comparavit et congessit vir plurim.
reverendus et doctiss. dr. Cornelius van Arkel, ecclesiee remonstrantium qu® colli-
gitur Roterodami (dum viveret) Pastor fidelissimus, ut et verbi divini preco facun-
dissimus. Horum publica auctione fiet distraclio per Joh. Danielem Beman, mensibus
maj. et nov. 1725. — Roterodami, ap. Joh. Dan. Beman, p. 270, 70, 8°.
2 ) Boccacii genealogiae. — Venetiis, 1473.
24«
354
Valentinelli, Delle biblioteche
9. Bibi, dcl <lott. G. F. F. Groshans.
Questo distinto medico di Rotterdam raccolse una serie d’opere
relative agli studj della medicina, che quantunque non oltrepassi i
4000 volumi, puö chiamarsi disfinta. La distribuzione sistematica
negli armadj fu da lui fatta coi piü minuti dettagli, perche le inser-
zioni successive non lo obbligassero a nuove suddivisioni: Biblio-
grafia — Storia della medicina — Storia della letteratura — Storia
della filosofia — Medici antichi con versioni e commentarj — Colle-
zione di dissertazioni mediche dell’ Olanda — Atti di societä —
Anatomia — Fisiologia — Etnografia — Patologia — Terapeutica
generale — Patologia speciale — Contagi —• Peste — Epideinia —
Cbirurgia — Ostetricia — Malattie delle donne e de' fanciulli —
Oftalmia — Materia medica —- Medicina giudiziaria — Igiene •—
Veterinaria — Botanica — Chimica. II Groshans si rivolse con
amore speciale alla raccolta delle edizioni d’Ippocrate e di Celso.
Cultore non della sola pratica, ma delle teoriche speculazioni,
coadiuvö la pubblicazione del Plinio di Sillig 4 ) che questi perciö
dedicogli; non che illustro la storia della medicina del suo paese 3 ).
Non manca la biblioteca di opere splendide, fra le quali la storia
naturale delle possessioni neerlandesi 3 ), accompagnata da ricca scorta
di tavole cromo-litografiche.
Prima Societä promotrice *lel 1’ innesto del
vajuolo.
Questa societä, costituitasi al momento della scoperta dell' in
nesto del vajuolo, adotto a motto: Ne pestis intret vigila. Essa
appaleso la sua operositä con parecchie pubblicazioni 4 ).
*) C. Plinii S ecu li di Naturalis Historiae libri XXXVII. Recensuit et commentariis
criticis , indicibusque instruxit Julius Sillig-. — Hamburgs et Gothae, 1851,
vol. VIII, 8°.
2 ) Historische verslag over de geneeskundige school te Rotterdam. — Rotterdam,
18Ö3, 8«.
3 ) Verhandelingen over de naturlijke geschiedenis der nederlandsche oberzeesche
bezzittingen, door de leden der naturkundige commissie in Indie, en andere schrij-
vers, uitgegeven op last van den koning, door C. J. Temminer. Leiden, 1839—1844,
vol. 111, fol.
4 ) De inenting der Kinderpokjes ec., door een genees- en heelkundig genootschap te
Rotterdam. Rotterdam, 1757, 8°. — Hei Rotterdamsche Genootschap ter hevor-
dning van de Koepok-Inenting Ne pestis intret vigila. Verhandelingen. Rotterdam,
1808, 80.
e delle societi\ scientifico-letterarie della Neerlandia.
355
Delft — Tablae Batavorum, Delfi, Delphi, lat.
1. Istituto reale ncerlandese degli igegneri
o politecnico.
Le condizioni singolari della Neerlandia, il cui suolo e continua
mente minacciato dall’ invasione delle acque, cliiedeano all’ idraulica
apparecchio di grandi mezzi a lottare contro l’incessante pericolo.
Perciö gli studj delle matematiehe applicati ai lavori di dune, dighe,
canali, arginature, ponti, ehiuse, crebbero a tanto splendore che le
altre nazioni presero ad esempio le raeraviglie di que’ grandiosi
nperati. Era quindi dicevole che una societä patria ne rappresen-
tasse la dignita e la eccellenza. Non fu perö che nel 1847 che il
principe d’Orange, ora Guglielmo III, fondö a Delft l’istituto reale
degli ingegneri, collo scopo di favorire il progresso di tutto ciö che
si riferisce al sapere teorico e pratico degli ingegneri civili e militari.
Per quanto ho osservato, e ben chiaro che l’istituto s’occupa a
pret'erenza delle opere idrauliche (Waterstaat) estendendosi al genio
civile, militare e marittimo. Alla fondazione dell’ istituto s’accom-
pagnö quella del convitto pegli allievi i quali, terminato in questo
politecnico i loro studj, ricevono un diploma di abilitazione per
essere impiegati nelle Indie. L’istituto contava nel 1858 212 allievi.
I membri distribuiti in ordinarj, straordinarj, onorarj sommano
a 400, 70 de’ quali risiedono alle Indie orientali, formando una
suddivisione dell’ istituto. Gli ordinarj pagano una contribuzione
annua di 20 fiorini, gli straordinarj di dieci. L’istituto limitato alle
sole sue forze, dispone annualmente della somma di 7000 fiorini,
che eroga nella pubblicazione di atti e memorie importanti. La Serie
degli atti, in 7 volumi <) contiene memorie e dissertazioni aecreditate
di membri o di dotti nazionali e stranieri. Una seconda serie di
scritti 3 ) da estratti di giornali stranieri, pubblicati ad uso de’ membri,
per far loro conoscere il progresso della scienza fuori della Neer-
*) Verhandelingeu van het koninklijk Nederlandseh Instituut van Ingenieurs, 1848—1855.
— ’s Gravenhage, 1848—1850, vol. III, 80; 1851—1857, vol. IV, 8°.
a ) Uittreksels uit vreemde tijdschriften voor de leden van het koninklijk Instituut van
Ingenieurs, 1851—1857. — ’s Gravenhage, 1852—1857, 4°.
356
Valentinelli, Delle biblioteche
landia. E rilevata l'importanza della istifuzione da un annuario •)
ad uso degli ingegneri, in cui si da rapporto sulle sedute fissate a
cinque per anno, e da una raccolta di regolamenti, determinazioni,
trattazioni ec. dell’ istituto 3 ).
Va unita all’ istituto una biblioteca di formazione contemporanea
all' origine della societä, dacche l’antica dell’ accademia militare
soppressa, fu trasportata nel 1828 all’ accademia militare di Breda.
Beuche mancante di propria dotazione, ricavi i mezzi d’ incremento
dai soli fondi limitati dell’ accademia, nullostante arricchissi ben pre
sto, anche pel deposito dei libri mandatile dalla soppressa biblioteca
universitaria di Franeker, se nel 1856 pubbliconne un catalogo 3 ), re«
datto a dir vero con poco sapere bibliografico. Quella piccola collezione
era allora divisa in: 1. scienze esatte; 2. astronomia; 3. seienze
naturali; 4. chimica ; 5. arcbitettura; 6. costruzioni navali;7. idraulica;
8. meccanica ed industria; 9. scienze militari; 10. storia; 11. stati-
stica e scienze economiehe; 12. geografia; 13. annuarj; 14. lingue;
15. memorie scientifiche; 16. catalogbi di libri. Fu fatta conoscere
con ispeciale catalogo ragionato la raccolta di carte geograilche e
piani topografiei 4 ). A questi Ultimi anni Ia biblioteca ebbe uno sviluppo
meraviglioso, merce le eure amorevoli di quel bibliotecario dott.
Buddingh, professore dell’ accademia. 11 numero de’ volumi si elevö a
20000. Da piü che cento giornali neerlandesi, francesi, tedeschi,
americani, di matematica e fisica, di tecnologia, di linguistica sono
esposti nelle tre sale della biblioteca, l’una delle quali e consecrata
interamente all’ industria. Ricca oltremodo e la partita della letteratura
orientale. La piü parte di duecento manoscritti orientali quivi esistenti
fu regalata dal governo : venti ne aggiunse di recente il console neer-
landese in China, Serin van Basel. Molte sono ivi le opere moderne ad
avviare gli studiosi delle lingue malaiche, del Macassar, del Giappone;
grammatiche, dizionarj, crestomazie dei dottori T. Roorda, I. J. de
*) Jaarbaekje. — ’s Gravenhage, 1852—1860, vol IX, 18°.
2 ) Koninklijk Instituut van Ingenieurs van 31. Aug. 1847 tot 8. Mei 1849, 8°.
3 ) Catalogus van der boeken voorhanden in de Bibliotheek van bet konink. Instituut
van Ingenieurs, 1846. — Te 's Gravenhage, bij gebroeders J. en H. van Langen-
huysen, 1856, p. 51, 8°.
4 ) Repertoire de Cartes , publie par 1’ Institut Royal des Ingenieurs Neerlandais. —
La llaye, 1854—1857, 8°. 1 primi tre fascicoli contengono Carte dell’Impero
austriaco, i 4—‘6 portano 1’ intitolazione: Repertoire des Cartes de V Empire fran-
p«is, public ec.
e delle societa seientifico-Ietterarie della Neerlandia.
357
Holländer, A. Meursinge, R. F. Malthes, professori delle accademie
di Delft e di Breda. Distribuiti in tre armadj sono 1500 volumi che
si riportano al solo possedimento coloniale di Java.
Dopo la pubblicazione del catalogo sistematico 1856, si eressero
due cataloghi a penna, alfabetico e sistematico, quello a schede, que-
sto in tre volumi in f 0 ., il terzo de’ quali si riporta alle sole colonie.
Credo prezzo d’opera oflerirne Io scheina. Vol. I. 1. Scienze ed arti in
genere. 2. Scienze esatte e filosofiche. 3. Matematiche. 4. Pesi e
misure. 5. Astronomia e marina. 6. Scienze fisiche in genere. 7. Fisica.
8. Fisica e chimica. 9. Chimica. 10. Storia naturale. 11. Geologie e
geognosia. 12. Mineralogia. 13. Botanica. 14. Zoologia. Vol. II.
15. Industria. 16. Scienze economiche e statistica. 17. Tecnologia.
18. Commercio. 19. Agricoltura. 20. Genio in generale. 21. Architet-
tura. 22. Meccanica. 23. Idraulica e ferrovie. 24. Genio militare.
25. Mineralogia. 26. Costruzioni rurali >). 27. Storia. 28. Geografia e
topografia. 29. Linguistica e letteratura. 30. Leggi e ordinanze.
31. Miscellanea. Vol. III. Appendice. Colonie Neerlandesi. 1. Asia;
a) lingua, b) etnografia, c) viaggi, d) lingue di Java, e) lingue
malaiche, f) lingue difierenti orientali, g) storia, li) opuscoli.
2. Africa; a) Capo diBuona Speranza, b) coste di Guinea. 3. America;
n) America meridion., b) America settentrion. 4. Appendici; a) do-
minazione portogbese e spagnuola in Asia, b) colonie inglesi in Asia,
c) miscellanea.
2. Istituto reale dl linguistiea e d’ etnografia
per le Indie neerlandesi.
Le ricerche d’ogni maniera imprese ad illustrare la lingui
stica e l’etnografia delle colonie neerlandesi, determinarono la fonda-
zione di questo istituto che, posto sotto il patronato del re, tenne la
sua prima seduta il 4 giugno 1851. Oltre a trecento membri ordi-
narj obbligati ad una piccola contribuzione annua, corita essa de’
membri donanti, quali sono, a modo d’esempio i principi della casa
regnante, Federico ed Enrico, e la societa di commercio d’Amsterdarn.
La scienza assai si ripromette dalle instancabili ricerche geo-
graficbe, etnografiche, fisiche, all’ uopo istituite sulle regioni tropi-
l ) Questa parte di studio fu da poco tempo introdotta nell’ insegnamento accademico,
onde a tale scopo fu pure incominciata una raccolta di modelli.
358
Va l en ti n e 1 1 i, Delle biblioteche
cali. L’istituto infsitti non limitossi soltanto alla pubblicazione d’ un
giornale '), ma imprese eziandio quella d’una Serie di opere illustranti
la geografia e l’etnografia delle isole dell’ arcipelago indiano 2 ).
3. Bibi, di s. Barbara.
Fra i manoscritti della reale dell’ Aja eonservasi un codicetto
membranaceo di nove fogli, sei dei qnali scritti da una sola mano del
secolo decimoquinto, contengono il catalogo della biblioteca di
s. Barbara, la cui fondazione e di poco posteriore a quella del convento.
11 movimento religioso propagatosi nell’ inlera Neerlandia dalla
istituzione di Gerardo Magno, moltiplicö, come ho notato nel proemio,
le case di chi attendeva a diffondere la nova o moderna devocio in
terra nostra. Perciö sullo scorcio di quel secolo ebbe origine il detto
convento femminile, che in poclii anni divenne uno de’ piü cospicui.
Quelle suore in communione viventes esercitarono, perche uscite
dal popolo, una meravigliosa influenza sul paese che informarono, col
mezzo delle allieve poste alla direzione di altre case divote, dello
zelo d’ una elevata coltura e d’ una specchiata moralitä. Perciö una
delle prime lor eure, dietro lo spirito dell’ istitutore, era di moltipli-
*) Bijdragen tot de Taal-, Land- en Volkenknnde van Neerlandseh Indie. Tijdschrift
van bet koninklijk Instituut voor de Taal-, Land- en Volkenkunde van Neerlaudsch
Indie. ’s Gravenhage, 1863— 1860, vol. IV, 8°. — Lo stesso giornale. Nuova
serie. Amsterdam e Batavia, 1866, 8°.
2 ) aj Borneo. Beschrijving van bet stroomgebied van de Barito en reizen längs eenige
voornaine riviereu van bet Zuidoostelijk gedeelte van dat eiland, door C. A. L. M.
Schwaner, op last van het Gouvernement van Neerlaudsch Indie gedaan in de
jaren 1843—1847. Amsterdam, 1863—1864, vol. 11, 8°.
b) Banka, Malaka en ßilliton. Yerslagen van J. H. Croockerit. ’s Gravenhage,
1862, 8«.
cj Kitab Foehbah. .Tavaansch-Mahommedaansch Wetboek, uifgegeven door M r . S.
Keijzer. Doctor ec. Leeraan in de Taal, Land- en Volkenkunde van Neerlandsch-Indie,
aan de kon. Akad te Delft. Te ’s Gravenhage, 1863, p. VI, 24S, 8°.
dj Reize rondom het eiland Celebes en naar eenige der Molucksclie eilanden, ge-
daau in deu jare 1860, door Z. M. Schepen van oorlog Argo en Bromo, onder bevel
van C. van der Hart — ’s Gravenhage, 1864, 8°.
e) Reizen en onderzoekigen in Sumatra in de jaren 1833 — 1S36 door S. Müller en
L. Horner — ’s Gravenhage, 1866, 8°.
f) Müller S. Reizen en onderzoekingen in den Indischen Archipel, gedaan ob last der
Nederlandsclie Indische Regering, tusscheu dejaren 1828 en 1836. Nieuwe uitgave, met
verheteringen door den Schrijver. Amsterdam, 1867, vol. II, 8°. AI primo volume
dell’ opera va aggiunto il Reglement van het koninklijk Instituut ec.
goedgekeurd en b e k r a c h t i g d d o o r Z. M. de n K o n i n g, de n 6. J u l i j 1866.
e delle societsi scientifico-letterarie della Neerlandia.
359
care colla trascrizione quelle opere che doveano servire cosi al nodri-
mento giornaliero dell’ anima che all’ istruzione nel sapere del tempo.
Era quindi necess ario che ayessero una bihlioteca, che a giorni nostr
sarebbesi detta bib lioteca-modello. La fondazione di questa non monla
oltre il 1418, anno in cui quella pia associazione adottö la terza regola
di s. Francesco e fu inscritta nel capitolo d’Utrecht. Quel catalogo di
cento nove articoli, numero rilevante a quel tempo, comincia: „Dit sijn
die studierboeken , die in die liberie hören int convent van sinte
Barbaren binnen Delft besloten in Hollant“: i libri che vi si com-
prendono possono dividersi in nove classi: 1. Biblica; 2. Vita di Gesü
epassionarj; 3.Sermorii; 4. Scritti apocalittici; S. Patristica; 6. Mi-
stica ed ascetica; 7. Romanzi religiosi; 8. Miscellanea. Dietro agli
statuti dell' ordine J ), una terziaria ne vegliava la custodia e rego-
lavane 1’ uso in base a prescrizioni 3 ), che pajono un portato del
nostro tempo.
Del resto il catalogo del codicetto dell’ Aja diede argomento a
un interessante lavoro 3 ), pubblicato dalf Accademia Reale delle
Scienze d’ Amsterdam, nel quäle il dotto W. Moll, poi ch’ ebbe
scorso gran parte di storia dell’ ordine religioso creato da Gerardo
Magno, soggetta a sottile arialisi quella biblioteca, e porge dettagliato
conto d’ ogni opera, rilevando il nome ed il merito degli autori.
Con questa memoria egli arricchi la letteratura olandese coli’ indi-
cazione di opere non conosciute, lieve conforto, se non puö aversi
il libro, ma che pure anima alla ricerca i piü volonterosi.
4. Bibi, del ginnasio.
Era altra volta occupato dal pubblieo ginnasio 1’ edißcio ora
convertito a caserma militare, di fronte alla chiesa maggiore. Il viag-
Statuta fratrum et sororum ordinis s. Francisci, de poenitencia nuncupati, in civi-
tate et dyocesi Trajectensi in communi vita degentium. — Codice mss. presso
W. Moll.
2 ) „Custos librorum diligenter prospiciat, ne libri maculentur seu Imdantur, et in con-
cedendo provideat ne perdantur. Et si qui corrupti seu incorrecti fuerint, studeat,
si facultas aifuerit, per se vel per alium emendare, et cum magna diligentia prse-
cipue videat, seeundum consiliuin ministri, quod libri, sive sint in latino vel in
vulgari conscribendi, sint catbolici et bene translati et non habeant in verbis pro-
phaniim et abusivum modum.“ Cap. de custodia librorum.
3 ) De boekerij van het st. ßarbara-klooster te Delft, in de tweede helft der vijftiende
eeuw. Eene bijdrage tot de Geschiedenis der middeleeuwsche letterkunde in Neder-
land, door W. Moll. — Amsterdam, C. G. van der Post, 1857, p. 60, 4°.
360
Valentinelli, Delle biblioteche
giatore che v’entra riverente a visitare il sito ove fu ucciso Guglielmo
il taciturno, ne legge ancora sulla porta d’ ingresso Gymnasium
Delphense. Ivi al principio del secolo scorso eonservavasi in sei grandi
armadj una sufficiente scorta di libri che, ad uso de’ professori e degli
studenti, era divisa in: 1. theologi; 2. juridici; 3. medici et philo-
sophi; 4. mathematici et physici; S. historici; 6. antiquitatis
scriptorcs, numismatici, glossograplii; 7. Scriptores prisci grceco-
latini; 8. Geographi; 9. Miscellanei. Ora benche J. C. Schröder,
Scholas delpliensis rector et collegii litterarii moderator ne con-
servasse a posteri la memoria con opportuno catalogo *), nessuno
seppe darmi notizia soddisfacente sulla disposizione di quella biblio-
teca che, dietro aleuni, pare siasi illegalmente venduta sulla fine del
secolo scorso.
5. Bibi. Berekel.
Per numero di libri e varietä di soggetti trattafi, segnalavasi fra
le distinte nel secolo decimottavo la biblioteca del dott. Guglielmo
van Berekel, consigliere e borgomastro di Delft. Ripartita in teolo-
gia, giurisprudenza, filosofia, medicina, cronologia, storia naturale,
poesia, storia civile, descrizioni e viaggi, miscellanee, contava da
verso a 10000 opere. Or questa condivise la sorte con cento altre,
dacche alla morte del proprietario, fu aggiudicata in dettaglio ai
migliori offerenti, nell' asta tenutane 1’ aprile 1771 2 ).
Catalogus bihliothecce collegii literarii gimnasii delphensis. — Delphis, apud Adria-
num Beman, ordinär, civitat. typogr., 1721, p. 88, 4°.
*-) Catalogus van eet uitmuntende welgeconditioneerde Verzameling van boeken in
velerlei talen en wetenscbappen, als Goodgeleerde, Becbtsgeleerde, Philosophische,
Medicyniscbe, Chronologische, Natuurkundige , Dichtkundige, Historische, Beis-
• heschryvingen , en Mengelwerken, waar in uifmunten veele schoene en kostbare
Werken, als de Placaatboeken van laauw en scheltes, secrete en resolutien der Slaten
van Hollandt, van 16f>3 tot 1727, seven Deelen ec. mitsgaders een extra groote
en schoone Collectie van oude en rare toneelspeelen, meet beste drukken; imge-
lyks eenige curieuse Snaphaanen, Pistoolen ec., alles nagelatein door wylen den
Heer en Mr. Willem van Berekel, in leeven Baadt en de ßurgemeosler der Statl
Delft. — Te Delft, by C. van Graewenhuan en M. Stack, p. 302, 4°.
e delle societa scientifico-letterarie della Neerlandia.
361
Guda itai — Gourlae, Gouda lat. — Gouda, Ter-Gouw,
Tergow oland. — Gouw ted.
Bibi. civiea.
La creazione di questa risale a primi anni del secolo XVI, quando
Rodolfo Janszon lego la sua intera libreria a qnella chiesa i). Piü
tardi ne imito l’esempio Giovanni Sanzio, licenziato di leologia, legan-
dole i suoi libri nel 1554. Avvenuta la riforma, il consiglio di cittä
avvocö a se tutti i libri della cattedrale e dei monasterj soppressi,
dando per tal maniera origine alla biblioteea civica o pubbliea, la
quäle seguitö a conservarsi nel luogo primitivo, cioe nella parte
superiore d’una capella della cattedrale. La storia di Guda 2 ) ricorda
pure, posteriormente alla riforma politico-religiosa dell’Olanda, i
doni di Arminio Jacobszoon Bly, monaco regolare di Stein, nel 1599;
Cornelio Leonardi detto Cusano, vicario della cattedrale e notajo,
nel 1611; Guglielmo de Swaen, paroco di s. Giovanni Battista 3 ). E
duopo perö convenire che cosi i donativi, come gli spogli de’ mona
sterj dovessero essere ben poca cosa, oppure siansi fatte forti sot-
trazioni di libri nel decorso del tempo, se nel catalogo pubblicato
alla fine del secolo scorso 4 ) non si annoverano che 600 opere incirca,
ripartite nelle classi theologici, iuridici, medici, miscellanei, e nove
soli codici manoscritti. Eppure i curatori aveano riconosciuto l’im-
portanza di questo istituto, daccbe fin dal 2 gennajo 1683 ne aveano
dato un regolamento 5 ), che precede il detto catalogo a stampa. Per
dare appoggio al sospetto, gioverebbe porlo a confronto con quello
pubblicato molto avanti e ), che non ho potuto vedere.
t) „Rudolphus Jonunis (Hins , monochodamensis vice pastor urbis goudance, Goudae
obiit 19 iulii 1546 Prima insuper bibliothecae Goudro instruendte ftmdamenta
iecit ad quam et Iibros complures contulit.“ Batavia sacra. — Bruxellis, 1714, p. 181.
2 ) ßeschryviiig- der stad Gouda. — Tot Gouda (1713), 4°.
3 ) „Postquam Guilieimus de Swaen incolis suis,, annis fere triginta novem deserviisset
e vita decessit 13 iulii ann. 1673, relictis ex teslamento ecclesim ac successori
ecclesiastica supellectile ac librorum theca.“ Batavia sacra, p. 183.
4 ) ßibliothecae goudanai pubblicae catalogus. — Goudae , typis Wouteri Verblaauw,
civit. typogr. 1798, p. 80, 4°.
5 ) Ordonnantie wegens de Librye.
6 ) Catalogus bibliotheca? goudana?. — Goudae, 1766, fol.
362
Valentine!!i, Delle biblioteche
Migliore che la passata e la eondizione presente della biblioteca.
Notevole incremento ricevettero le classi della patristica, di lette-
ratura, di storia, e principalmente quella di storia dell’Olanda, ma
singolarmente di Guda. Anco l’iinportanza n’e degnamente ricono-
sciuta, dal magistrato civico, dacche vi deputö all» custodia un collegio
ora composto dei signori Kamper, V. D. M. Fortman, dott. Terpitra
rettore del ginnasio, e dott. Roorchoom, intilolati magistri librorum.
ed un bibliotecario col nome di custode, il sig. Hymales. I mezzi di
provvedimento perö sono poveri assai, non contribuendo la cittä che
cinquanta fiorini annui per l’acquisto di libri, fissato al custode l'emo-
lumento annuo di pure cinquanta fiorini. E perciö forse che non gli
si impose altro carico che di aprire la biblioteca il solo mercoledi,
dal mezzogiorno alle due pomeridiane, restando perö l’arbitrio ai
cittadini, di prendere libri a prestito, a breve Iasso di tempo. Altra
fonte d’incremento della biblioteca e il reddito fluttuante di un pic—
colo capitale fondato a suo beneficio. In onta a tutta eiö, la biblioteca
ricordata con doni da parecchi, fra quali trovo memoria di A. Verryst,
crebbe al numero di oltre 5000 volumi. Alcune recenti opere sono
acquistate coi tenui fondi ricordati; altre con qualcbe giunta straor-
dinaria fatta dalla cittä, nelle occasioni di aste librarie, frequentissirne
nella non lontana Amsterdam. In uno scrignetto a parte, inscritto:
praesidentiale käst, si contengono i pochi codici manoscritti e le
edizioni di Gerardo Leu, stampatore di Guda dal 1472 in poi;
parecchie opere a stampa, non che alcuni autografi di Erasmo di Rot
terdam, che fu, secondo la leggenda di un bassorilievo policromo in
terra cotta, che ne presenta l'effigie, Goudae conceptus, Roterodami
natus: questi scritti datano da Rasilea (1522—1523). Fra i mano
scritti devono ricordarsi una bibbia e un libro disalmi del secolo XVI
con iniziali dorate, e alcune cronacbe. V’banno riunite pergamene
e carte archivali. I libri portano sul frontispizio l’impronta dello scudo
tripartito della cittä, colla divisa Per aspera ad astra, e intorno
Goudse Libry.
e delle societa scientifico-Ietterarie della Neerlandia.
363
Dordrecht, Dort — Dordracum, Dordrechtum lat.
1. Bibi. Rutgers.
Godea fama di distinta, al principio del secolo decimosettimo,
la biblioteca di Giano Rutgers di Dordrecht, consigliere ed amba-
sciatore di Gustavo II di Svezia. Ora quella scelta collezione di libri
d’ ogni scienza, e delle migliori edizioni, alla morte dell’ egregio
proprietario, fu posta all' incanto in Leida dagli Elzeviri *)•
3. Bibi. Albina.
II dottore in legge Giano Albino di Dordrecht avea, con eure
infinite, raccolto non della sola Neerlandia, ma eziandio d’ altre parti
d’Europa una scelta copia di libri, posta in vendita alla sua morte.
II titolo del catalogo allora pubblicatone 2 ) ne vale una dettagliata
descrizione. I codici manoscritti montavano circa a trecento e conte-
neano cronache antiche, legislazione statutaria, classici greci e latini,
polemiche religiöse; gli stampati oltrepassano i seimila volumi, fra
quali molte buone edizioni del secolo XV, e degli Aldi di Venezia.
3. Bibi. civica.
Quantunque le memorie di Dordrecht ricordino una biblioteca
della citta, difficilmente potrebbe ora assegnarsi il luogo ove esisteva,
*) Catalogus bihliotheese nobilissimi amplissimique viri Jani Rutgersii Dordraeeni,
serenissiini potentissimi, ac invictissimi Sveeorum ec. reg-is Gustavi II. consiliarii
et oratoris, quae in rndibus Elzevirianis divendentur mense . . . die . . . Lugduni
Batavorum, ex officina Elzeviriana, 1630, 4°.
2 ) Catalogus exquisitissimorum , raroque occurentium librorum , in omni studiorum
geilere, facultate et lingua, inter quos excellunt patres, historici, literatores,
antiquarii et numismatici, tarn manuscripti quam impressi, ut et multi a Jano
Parrhasio, Josepho Scaligero, CI. Salmasio, Fulvio Ursino, Ni
colao Ri galt io, Daniele et Nicolao lleinsiis, aliisque viris doctissimis
emendati, et eorum manibus notati. CoIIectio piurimaruin et rarissiinarum iconum,
tabularumque chartacearum, ab excellentissimis in Gallia, Belgio et Italia praeser-
tim, artilicibus delineatarum. Virorum illustrium effigies. Item thesaurus veterum
numismatum antiquorum , latinorum et grajeorum , tarn aureorum , argenteorum,
quam aereorum omnis magnitudinis, optime conservatorum. Omnia ex variis regio-
nibus, assiduo labore, ac studio collecta a viro amplissimo Jano Albino i. u. d. —
Dordraci, apud Cornelium Willegaerts, 1696, p. 352, 70, 8°.
364
Valentinelli, Delle hiblioteche
dacche la sala del palazzo civico in cui era deposta, da molti anni
era consecrata ad uso di pubblici divertimenti. Ora ne fu tolta ogni
traccia dalle recenti costruzioni innalzate in quel sito. Quella biblio-
teca che, dietro particolari ricerche da ine falte all’ uopo, dovea
essere di poca importanza, fu venduta nel 1786 dagli eredi di certo
Van Bruam.
4. Bibi, dclla scuola latina.
Mi permetto di dare un cenno di questa tenue raccoita di libri,
nucleo a maggiore, dacche Haenel ricordolla, corae da lui vedula
nel suo viaggio in Olanda il 1826 4 ).
5. Bibi. Schoutcn.
L'unica biblioteca che da pochi anni potea visitarsi a Dordrecht,
disparve, a maniera delle precedenti, nel 1862, quella scientifico-
artistica del nobile Giovanni Sehouten, costruttore navale e con-
sigliere di Dordrecht. A mantenerne la memoria non resta che il
copioso catalogo a stampa a ).
G. Bibi. Walliana.
Altra biblioteca distinta era al principio di questo secolo (1809)
esposta in vendita dal poco riconoscente erede, la raccoita in Dor
drecht con eure appassionate dal giureconsulto Pietro Enrico van de
Wall, cui la patria riverisce come illustratore della sua storia 3 ) L’im-
portanza della biblioteca e indicata abbastanza dal titolo del catalogo
redattone per l'incanto 4 ). Parte ricchissirna di specialita bibliografica
costituivano i libri su Dordrecht, la storia del medio evo, la letteratura.
*) „Bibliotheca schölte latina?, ut vocant, paucos tantum Iibros possidet.“ Catal. libror.
mss. p. 793.
2 ) Catalogus van de Kunslkeurige en wettenschappelijke nalatenschap van den wel-
edelen heer Jan Schonten, in leven scheepbouwmeester, lid van de provinciale
staten en van de raad der stad Dordrecht. — Amsterdam, C. Weddepohl, 1852—1853,
parti II, 8°.
Diplomatum Dordracensium.
4 ) Bibliotheca Walliana, sive catalogus librorum in vario disciplinarum geilere, ma-
xime vero in historia et iure publicorum privatoque Hollandiae praestantissimorum, cum
typis descriptornm, cum manu exaratorum, quos ad usus suos et patri® commodurn
collegerat vir amplissimus , bonorum , dignitatis et eruditionis fama perillustris,
Petrus Henricus van de Wall , iurecons., per h®redem J. Thierry et C. Mensing
bibliopolas hagenses divenditorum. — S. d. p. 167, 8°.
e delle societa scientifico-letterarie della Neerlandia.
365
7. Bibi. Colviana.
Le poche notizie sulla biblioteca del dotto teologo Andrea Colvio
ci furono conservate da Paolo Colomies che cos'i ne scrive: „Etant
alle voir ä Dordrecbt Mr. Colvius . . . . ; il me fit monter dans sa
bibliotheque, qui est assez belle, oii il me montra quantite de lettres
manuscrites du P. Paul, du Pere Fulgence, de Scaliger, Casaubon,
Marnix, Junius et autres. J’y vis aussi Hadriani Junii animadversa,
avec des additions de sa propre main. Il me dit, qu’il possedoit un
ouvrage du P. Paul, intitule Arcana Papatus, qui n’etoit pas achevd.
II a traduit en latin le traite de 1’ inquisition de ce meme theologien,
avec sa Confession de foi. Le livre est imprime ä Rotterdam in de-
cimo-sexto. Il a fait plusieurs livres, mais qui ne verront Ie jour
qu’ apres sa mort *).“ Ad illustrazione dei pocbi cenni del Colomies
e a sapersi che il Colvio nato a Dordrecht nel 1549, recossi, al
seguito dell' ambasciatore olandese, sul principio del secolo XVII a
Venezia, ove legossi nei piü stretti rapporti col Sarpi 2 ).
Leida Hai. — Lugdunum Batavorum, Lugdunum in Batavis,
Lugdunum lat. — Leyden^ Leiden oland. e ted. —
Leyde franc.
1. Bibi, «lell’ universita.
Non appena fu eretta l’Universitä (1S7S), che si pensö alla
fondazione della biblioteca 3 ) aperta il 1. novembre, 1586, metten-
dovisi alla direzione il professore Giano di Giano Douza. Corsele da
principio prosperose le sorti, il consiglio civicorisolse opportunamente
*) Scaligerana, Thuana ec. — Amstelodami, 1740, tom. I ,r , p. 541—542.
2 ) Baien, Beschreibung' der Stadt Dordrecht.
3 ) „Et auctorem ac conditorera Guilelmum Auriacum habet, qui cum pridem acade-
miain dedicasset, imperfectam haue putavit, nee constare etiam posse sine islhoc
instrumento. Atque ut principium faceret, dedit biblia iHa augusta qu® edendo
rex Philippus, unde Regia nuncupantur , cum mterna sua gloria procuravit. Ad
h®c idem Thalmud Judceorum addidit.“ Meursius Joann. Athen® Batav®. Lugd.
Batav., 1625, p. 36—37.
366
Valentinelli, Delle biblioteche
di costruire un appositü edifizio , che nel 1395 era giä allestito,
e il dotto Pietro Berti ') collocö quasi da solo i libri ripartiti per
materie negli scaffaii, appostovi prima il sigiilo academiae higdunen-
sis. In quello stesso anno il Berti, associatosi il valente Giovanni
Häuter, ne pubblicö il catalogo 3 ) sistematico che suddivise in sette
eategorie. Lo spaccato della nuova biblioteca, offertone nel 1617 3 ),
rappresenta il prospetto degli armadj destinati alle classi, cui erano
libri attaccati con catene, e dei due in cui doveansi riporre le opere
de’ professori dell' universitä, le edizioni in formato minore, i nuovi
acquisti.
Quäle parte prendesse ogni ordine di persone all’ incremento
di quell’ istituto, lo mostrano i doni in libri a penna ed a stainpa
che nel corto periodo di undici anni 4 ) furono presentati da 134 dona-
tori. Fra quali meritano onorata menzione molti professori e citta-
dini di Dordrecht; Bonaventura Vulcanio, che piü tardi (1614) legö
alla biblioteca cento otti codici manoscritti greci e latini, Giovanni
Holmann 5 ) nel 1390; Francesco Rafelengio, professore di lingua
ebraica 6 ), e i suoi figli Gristoforo e Francesco, che vi donarono
parimente tutti i lor libri; Maurizio di Nassau, principe d'Orange,
che offerse molte opere di matematica.
*) „Bibliotheeam academicam, de consilio praecipui nostrae reipublicae viri d. Joan-
nis Houteri, primus digessit, ibique eum ordiuem redegit, qui nunc conspicitur,
quemque Janus Dousa junior vehementer probavit, et curatores servandum deinde
sanciverunt, et sequentes bibliothecarii sequuti sunt.“ — Ivi, p. 235.
2 ) Nomenclator auctorum omnium, quorum libri vel manuscripti vel typis expressi
extant in bibliotheca acad. Lugd. Batavae, cum epistola de ordine eins af.que usu,
ad nobiliss. et magnif. academiae curatores et consules. Lugduni Batav., apud
Franc. Raphelengium, 1595, p. 106, 4°.
3 ) V. Icones, elogia et vitae professorum Lugdunorum apud ßatavos. Lugduni,
1617, 4°. L’insertone prospetto e ripetuto \\\ Magazin pittoresquc, 1864, p. 405—406,
e in Illustrirte Welt, 1855, p. 240. — V. Meursii, 1. c. p. 36.
4 ) Catalogus principum, civitatum et singulariorium qui donatione vel inter vivos,
vel mortis causa, bibliotheeam publicain in acad. Lugd. Bat. inslitutain liberaliter
ditarunt. Lugd. Batav., ex offic. Joaunis Paetsii, 1597, p. 184, 8°.
5 ) „Johannes Holmannus secundus, studensis, Phiiippi Melanchtonis, Lutheri ac Lotichii
discipulus, in acad. Leidensi theologiae professor, qui moriens totam suaui biblio-
thecam academiae legavit.“ Lomeier. De bibliothecis, p. 252.
„Scripta nulla edidit sed plurima reliquit quae cum instructissima ipsius biblio
theca publice adservantur. Nam moriens academiae totam bibliotheeam legavit, pri-
mum fundamentum et exordium bibliotheca» Leidensis.“ Adam Melchior.
6 J V. quelques manuscrils lrangais de la bibliotheque de Frangois Raphelengius, par
W. T. C. Nammelmaun Elsevier, ln Bulletin du bibliophile beige, tom. V, p. 155.
e delle societi\ scientifico-letlerarie della Neerlandia.
367
Al bibliotecario Douza successe nel 1598 Paolo Merula, distinto
professore di storia, che, morto ancor giovane nel 1607, non ebbe
la sorte di vedere la ricca giunta fatta poco poi all» biblioteca dal dono
di Giuseppe Scaligero, il quäle morendo nel 1609 legava all' Uni-
versitä la parte eletta de’ suoi Iibri greci, latini, ebraici, orientali *).
Ad accrescere il valore di quel dono tornava non solo la importanza
delle opere singole, ma eziandio la quantitä, contandovisi oltre
parecchi codici manoscritti greci e latini, ventuno ebraici, cinquanta-
sei orientali, non che cento venti opere a stampa in lingua ebraica:
Benche il numero datone dagli scrittori sia vario 2 ), tutti perö con-
vengono nell’ attestare l’alta preziositä di quel donativo. Daniele
Einsio succeduto, qualche anno dopo la mancanza del Merula, al carico
di bibliotecario, dislribui religiosamente nella biblioteca il tesoro
dello Scaligero, cui avea tessuto il funebre elogio, e ne diede notizia
a pag. 79 — 88 del catalogo 3 ) da Iui pubblicato, al quäle prepose
l’orazione, con cui rendeva grazie solenni 4 ) ai curatori dell’ univer-
sitä per 1’ onore impartitogli.
I manoscritti orientali lasciati dallo Scaligero furono il nucleo
di quella collezione che dovea in seguito rivaleggiare culle maggiori
di Europa 5 ). Infatti Jacopo Golio, apprese le lettere orientali dal
1 ) „Nullum nisi ex eiusdem liberalitate regia solatium relietum est. Nam cum amplius
prodesse prasens academia) non posset, totam hnic peregrin» eruditionis supelle-
ctilem reliquit, qua iam omnes hac in parte bibliothecas provocamus.“ Elogio allo
Scaligero, recitato il 25 gennnjo 1607 da Daniele Einsio, in Orationes. — Amste-
lod., 1642, p. 59; 1657, p. 42.
2 ) » . . . libris datis ducentis et octo manuscriplis, quorum qui hebraici essent aut
chaldaici numero sunt 104, arabici autem 40, syriaci 9, athiopici 7, russici 9,
graci 21, latini 18.“ Meursius, I. c.
s ) Catalogus librorum bibliotheca lugdunensis. Prafixa est Oanielis Heinsii, hibliothe-
carii, ad »obiles et amplissimos academiae curatores oratio. S. d. (1625?), p. 22,
94, 4°. Spleiulida edizione in eui I’ indice distribuito per yluteos, da le solite divi-
sioni primordiali, cosi per le stampe come pei manoscritti.
4 ) „Bibliothccam, totius quasi sapientia) armnmentarimn, curte diligenli aeque nostrae
commendatam voluistis .. • Quoties Minervam illam, viri amplissimi, aspicio, qua
in Omnibus hibliothecai nostrae voluminibus, casside arm ata et basta, litterarum qua
in urbe hac felicissime coluntur, imago et insigne habetur, toties de academia hac
nostra cogito.“
5 ) »At codicum tarnen et veterum et rarissimorum et in omni denique disciplinarum
geilere summo cum sludio cunquisilorum varietnte adeo instructa est (bibliotheea)
ut hac in parte qua istam superent null®, qua aquent pauca esse videantur.“ Ha
rn aker. Specimen catulogi codicum mss. Orient, bibl. acad. lugd. balava. — Lugd.
Balav., 1820, proemio.
Sitzb. d. phil.-hist. CI. XXXVIII. Bd. III. Ilft.
2b
. 308
Va I en t in e 11 i. Delle hiblioteche
dotto professore Erpenio, recossi, per ordine pubblico, ul seguito
dell’ ambasciatore degli ordini generali, nel 1622 a Marocco, ove
„cum praecipuis et in aula et per collegia sapientum viris con-
„gressus est, et ab iisdem, quod suarum rerum partim iam egre-
„gie scientem, partim belle curiosum viderent, hilare et amanter
„acceptus, librosque complures adeptus in Europa nondum visos.
„Nactus regni et Marocensis et Fesani annales antiquos, ad eorum
„translationem animum adiecit, simulque quae posteriorum temporum
„essent, ut Seriforum origines, ritus, res gestas, et in bis plurima
„minime antebac cognita collegit adeo diligenter ut in magnam
„molem excreverint“ i). Tornato il Golio nel 1624, la biblioteca
acquistö da lui que' codici manoscritti che sono senza contrasto, i
piii preziosi e piü rari della collezione, la cui storia e descritta nella
corrispondenza epistolare dell' Erpenio e del Golio, in un codice 2 ),
che la biblioteca acquistö nel 1807 dalle spoglie di H. A. Schulten.
Tolto di pestilenza 1’Erpenio nel 1625, la biblioteca acquistö pure,
al prezzo di 4000 fiorini, i lihri a stampa e manoscritti di lui, fra’
quali erano 41 codici arabi, 10 persiani, 5 turcbi, 7 siriaci, 11 indiani,
cbinesi, etiopici 3 ): perö dal confronto istituitone col catalogo offerto
da Gio. Gerardo Yossio, ne mancano alcuni preziosissimi, che sono
ora in gran parte alla biblioteca pubblica di Cambridge. Successo
il Golio all’ Erpenio, ottenne col permesso lo stipendio d’un anno
per viaggiare in Oriente. Partitosi nel novembre 1625, percorse
la Siria, la Mesopotamia, l’Asia minore, e soffermatosi alquanto
iiell’ Ellesponto, tornö in patria il novembre 1629, adducendo novelli
tesori. Perciö i curatori dell' universitä, degni estimatori del sapere
orientale, non solo lo compensarono dei 1195 fiorini spesi oltre i
consentiti 2000, ma gli diedero una gratificazione di 1200 fiorini.
P. Gassendi ne pubblico il catalogo 4 ) ristampato da Labbe 5 ): perö
*) Gronovii Jo. Fritl., laudatio fuuebris Jacobi Golii. — Lugd. Batav. 1G88.
2 ) „Habuit quoque idem J. Heymannus Volumina duo epistolarum varii generis, prfeser-
tiin turcicanim et arabicarum , quas ad se scriptas Erpenius et Golius ab Oriente
acceperunt. Multuin laboravi ut eas nanciscerer: sed ab hodierno possessore, qui
uti thesauro suo nequit, impetrare non potui.“ Reisk. Prodidagmata, p. 233.
3 ) Oratio in obitu Erpenii. — Lugd. Batav., 1625.
4 ) Catalogus rariorum librorum, quos ex Oriente nuper advexit et in publica bibliotheca
inclytse Leydensis acadeinite deposuit elar. et de bonis artibus meritissimus Jacobus
Golius, in illa eadem acad. linguarum orientalinin et mntheseos professor insignis.
Parisiis excudehat Antonius Vilreus, 1630.
5 ) Nova bibliotheca manuscripta. — Parisiis, 1633, 4°, p. 260—268.
l» delle socielä scientifico-letterarie della Neerlandia.
369
lal catalogo fu trattato piii dettagliatamente dal bibliotecario Heinsio
nel generale della biblioteea *), pubblicato il 1640; perche dato il
semplice indice delle sette classi degli stampati (Teologia, giuris-
prudenza, medicina, storia, letteratura, filosofia, matematica)
p. 82 — 141, e noverati i libri piü rari, e quei di Volcanio e di
Scaligero, registra a pag. 173 — 186 libri mss. arabici, quos pro
academia e.v Oriente advexit Jacobus Golins, e in una giurifa di
pag. 21, al fine; libri mss. arabici et alii quos pro academia ex
Oriente advexit Jacobus Golms, ubi ex voto Philarabum, et qui in
eorum usum praefiguntur genuini librorum tituli.
Ad arricchire quel gia ricco deposito contribiu Serino Werner
che, ministro degli ordini generali a Costantinopoli nel 1653,
acquisto ivi preziosi codici manoscritti e, morendo (1668) lasciolli,
con opere impresse, alla biblioteea, accresciula per tal maniera di
260 volnmi a stampa di opere ebraicbe, 929 volumi manoscritti
orientali, e pochi ma eccellenti manoscritti greci. Ne minor numero
di buoni codici orientali importarono gli acquisti posteriori, come
mostrerö piii sotto.
Invitato alla direzione della biblioteea Federico Spanheim
iuniore, vi tonne un discorso inaugurale 2 ) nel 1674. e nello stesso
anno pubblicö il catalogo 3 ) dell" intera biblioteea, mantenendovi
presso a poco la disfribuzione dell’ Heinsio. Benche con infaticabile
zelo sostenesse contemporaneamente il doppio carico di professore
di teologia e bibliotecario, nullostante sobbarcossi volonteroso al non
lieve compito di ordinäre nella biblioteea e registrare a" luoglii
opportuni l'abbondevole e preziosa scorta di libri manoscritti ed a
stampa 4 ), che i curatori dell' accademia acquistarono dagli eredi di
Isacco Vossio. Quei volumi accrebbero notevolmente il patrimonio
l ) Catalogus bibliothecie publica? Lugd. Batavse. — Lugd. Batav., ex officina Elsevirii
acad. typ., 1640, p. 2Io, 4°.
9 ) ßibliolheca? Lugduno-Batavte nova auspicia. Sermo academicus dictus a Frid. Span-
hemio, die 29 octobris 1674. S. d. 4°. Fu ristampato nel catalogo seguente, p. 1—24,
e a p. 426 del tomo II delle opere dell’ autore.
3 ) Catalogus bibliotheca? publica? Lugd. Batava? noviter recognitus. Accessit incompa-
rabilis thesaurus librorum orientalium, praecipue mss. Lugd. Batav., 1674, p. 24 non
num. 428, 4°.
4 ) II. W. T. Aulbentieke gesebiedenis van den aankoop van de bibliotheek van Is. Vos-
sius voor de Akademie te Leiden. S. d. p. 268—290. Operetta inserita negli atti
dell’ accademia letteraria di Leida, nella quäle si informa sulla natura dei codici e
sulla spesa.
25*
370
Val enti nelli, Delle biblioteche
de’ codici greci, latini, olandesi, tedeschi, spagnuoli, francesi, ed
ingigantirono nella eolta Europa la fama della Leidense cosi ehe
1’Uffenbach nelle ripetute sue visite alla biblioteca ’), occupossi sol-
tanto de’ codici Vossiani 2 ). Che questi siansi dati a conoscere nel
raro catalogo s) del 1695, nol saprei dire.
Ampliato per tal modo quel patrio istituto, i curatori del-
l’universitä pensarono a provvederlo di un regolamento 4 ) che ne
determinasse l’uso, e a pubblicare un calalogo di duplicati 5 ), per
rittrar della vendita nuove fonti agli acquisti.
Succeduto il professore di filosofia Wolfredo Senguerdo allo
Spanheim (m. 1701), la biblioteca arricchi la serie de' classici an-
tichi greci e latini con preziosi incunabuli, edizioni de’secoli decimo-
sesto e decimoseftimo, non che 50 codici manoscritti lasciatile per
estrema disposizione del dott. Jacopo Perizonio 9 ), il quäle profes-
sata teologia per 22 anni nell’universitä di Leida, morto nel 1715,
vi aggiunse una somma, i cui censi periodicamente la giovassero :
perciö nel supplemento 1741 riscontransi 60 opere emptce ex pe-
cunia legati Perizoniani. Il catalogo di que’libri, stampato ripetu-
tamente 7 ), fu nel 1716 inserito da Senguerdo, in unione al Gro-
norio e all’ Heyman, nel nuovo s ) di biblioteca, che modellato sugli
antecedenti e accresciuto, li rende inutili.
1 ) Merkwürdige Reisen, tom. III, p. 419, 426—430, 438, 458—465, 468—471.
2 ) „Ich machte mich besonders an die Codices Vossianos. u
s ) Le traite de l’ordre et de l’usage d’ une bibliotheqne, a 1’ occasion de celle de Lcyde,
avec le catalogue de cette dcrniere. — 1695, 4°.
4 ) Instructio by de hceren curatoren over de uuiversiteit binnen Leyden, en de burge-
meesteren der selver stadt, over de directie van de publicke bibliotheek van de
uuiversiteit aldar. S. d. 1704, 8°.
5 ) Cntalogus librorum in bibliotlteca Lugduno-Batava bis terve occurrentium. — Lugduni
Batavorum, 1706, 8°.
6 ) „Publicce autem bibliotheca) mss. rariora, magnique prelii Volumina cum eius effigie
legavit.“ Westhorius F. G. nel di Iui elogio.
7 ) Catalogus eodicum quos Jacohus Perizonius bibliothecse Lugd. Bat. legavit. Leggesi
a. p. 4—11 del Catulogus librorum et nummorum Jacobi Perizonii (Lugd. Balav.
715, 8°). — Excusi vet^lsta^ editionis Codices quos bibliotheca* legavit cl. Jacobus
Perizonius. ln Orationes et disscrtationes Jac. Perizonii. (Lugd. ßatav., 1740, 8°.)
ö ) Catalogus librorum tarn impressorum quam manuscriptorum bibliothecte publica)
universitatis Lugd. Batav., cura et opera Wolferdi Senguerdii, iuris utriusque et
philosophim docloris, huiusque professoris, nec non bibliotheete pubblica) praefeeti
Jacobi Gronovii, griecm linguse, historiarum et eloquentim professoris et acad. geo-
grnphi, et Joannis Heymann, linguarum orientalium professoris. — Lugduni apud
Batavos, 1716, p. 500, fol.
e delle societa seientilieo-letterarie della Neerlandia.
371
Pietro Burmanno seniore, succeduto al Senguerdo, pubblico il
supplemento *) l'anno della sua morte, comprendendovi i donativi
posteriori di Costantino Rawlinson e D. H. Boerhaaven, 11011 che le
preziositä acquistate dal museo di Giusto Lipsio; e corredandolo di
un ricco indice, che si riferisce pure al catalogo dal 1716, di cui il
supplemento e continuazione.
Mancato a’vivi il 13 ottobre 17S4 il dotto Giovanni Stolp, as-
seguö un assai ricco fondo alla biblioteca, col generoso intendimento
che, dai censi ritrattine, fossero acquistate opere scientifiche, e sta-
biliti de’ preinj a coloro che ofFerissero piü soddiffacenti risposte
a’ quesiti scientifici sulla teologia naturale e sulla morale cristiana.
All’ amministrazione specialc, detta dei curatori del Legatum Stol-
pianum, devesi la pubblicazione delle opere preiniate, raccolte in
collezioni “).
Poco presto il bibliotecario Abramo Gronovio, i cui registri dei
doni e degli aequisti si sarebbero perduti senza la spontanea
larghezza del bibliotecario delle reale dell’ Aja 3 ). E meno s’ occu-
parono della biblioteca i successori Davide Runkenio e Daniele Wyt-
tenbach, distratti in opere d’importanza. Perciö sullo scorcio del
secolo XVIII determinossi il bisogno di ampliare la biblioteca, di or
dinäre i libri, di erigerne i regolari cataloghi. II compito di rivedere
aecuratamente tutta la libreria fu commesso nel 1801 a MainardoTy-
deman, il quäle, dotto com’era, imprese quel lavoro con tal ardore
e profonditä di vedute che, in vece di appagare i desiderj de’ ricor-
*) Supplementum catalogi librorum tarn impressorum quam manuseriptorum bibliotheea)
publica) universitatis Lugd. Bai. ab anno 1716 usque ad annum 1741. Lugduni in Ba-
tavis, 1741, p. 501—534, fol.
2 ) Dissertationes lalinm et belgica) ad teologiam naturalem spectantes, pro praemio le-
gati Stolpiani eonscriptae. Lugd. Batav., 1766—1838, vol. IV, 4°. — Dissertationes
latime et belgicae ad christianain morum doctrinam spectantes ec. Lugd. Batav.,
1766—1834, vol. VII, 4°. — Verhandelingen betreffende de naluurlijke godgeleerd-
heid en ehristelijke zedekunde, uitgegeven van het Stolpiaansch Legaat. Leiden,
1856, p. XXIV, 201, 8<>.
3 ) „Sed quum illos domi, ut puto , apud se haberet — vix enim tune in aedibus biblio-
thecaa erat ubi ijuis commode sedere et commentari aliquid ac prescribere posset —
quumque diem obiisset anno 1774, duo tantum Volumina, eaque haud integra, quibus
bibliotheeffi curam speefantia continebantur, quum eorum nulla suspicio aut spes
esset, forte fortuna emerserunt e bibliotheea regia Hagana, mihique ante paucos
annos ab ornatissimo viro J. W. Holtrop, qui illi praeest, liberaliter restituta sunt.“
Geel Jacobi. Cataloguscodicummss.ee. Lugduni Batav., 1852, 4°. Proemio
372
V«len tinelli, Delle biblioteche
renti con sobrie ed utili indicazioni, ne diede estese trattazioni
bibliografiche.
Poco giovossi dei lavori del Tydeman Jacopo Geel, cbe pre-
posto alla direzione della biblioteca nel 1823, in unione al Voorst,
imprese con animo giovanile Ia rifusione del lavoro, e riuni in un
solo cafalogo, ad eecezione dei codici manoscritti, tulte le opere a
stampa della biblioteca, catalogo che i curatori si propongono quanto
prima di dare in luce. La generale riordinazione avendo soinmini-
strato buon numero di duplicati, furono questi yendnti all’incanto ‘).
Intanto 1’ universitä si affrettb di pubblicare gli altri lavori del Geel,
dei libri a stampa (volumi 12000) importati in biblioteca dal 1814
al 1847 2 ), e dei manoscritti, dall’ anno 1741 s ), questo contenente
non meno che 311 manoscritti greai, 297 latini e 406 di data re-
cente. E sommamente a dolersi che quell’ instancabile bibliotecario,
perdulo il piü eletto dono del cielo, la intelligenza, consumi in una
casa di salute di Scheveningen giorni, ch 1 egli avrebbe conseerato
alla prosperitä della biblioteca.
Al Geel fu sostituito di recente il dottore Pluygers che, quan-
tunque in fresca etä, si rese giä noto al pubblico co’ suoi lavori filo-
logici. Il carico di vice-bibliotecario e da gran tempo addossato al
dott. Bergman, uomo eccellente, ch’io non dimenticherö mai per le
gentilezze prodigatemi in un tempo in cui mi danzava dinnanzi la
liducia avrei lä scontrato un amico, cui la mia Marciana nodria lunga
pezza del latte de’ suoi manoscritti.
La biblioteca e aperta il lunedi, il mercoledi, il venerdi e il
sabbato dalle 12 meridiane alle 3 pomeridiane; nelle vacanze i soli
mercoledi e sabbato dalle 12 meridiane alle 2 pomeridiane. Nelle
due anguste sale degli uffizj e di Iettura sono distribuiti i cataloghi
manoscrilti a schede ed a libro, quello in settanta cassette, questo
in 35 volumi in fol.; cinque de’ quali comprendono la teologia,
*) Catalog-us librorum varii doctrinarum generis, continens altera exempla ex bibliotheca
publica academife Lugduno-Batavae, quae iussu amplissimorum academiae curatonun
publice divendentur a die 27 et 28 nov. 1843 , apud II. W. Hagenberg et soc.
biblioth. custodem. S. d. p. 64, 8°.
2 ) Catalogus librorum bibliotbecae publicae universitatis Lugd. Bat. annis 1814—1847
illatorum. Lugduni Batavorum, 1848, p. 382, 8°.
3 ) Catalogus librorum manuscriptoruin qui inde ab anno 1741 bibliothecae Lugd. Bat.
accesserunt. üescripsit Jacobus Geel, bibliothecae Lugd. Bat. praefectus. Lugduni Ba
tavorum, 1852, p. 306, 4°.
e delle socielä scientifico-letterarie della Neerlandia.
373
diecinove la letteratura e Ia storia, due la giurispondenza, uno la storia
naturale, quattro la medicina, due Ia filosofia, due la matematiea.
Manoscritti orientali.
Fra i manoscritti, i piü preziosi sono, senza eontrasto, gli
orientali •) che complessivamente sommano al numero di 1700. La
piü pai’te e stesa in lingua araba, ma ve ne son pure in persiano ed
in turco, come alcuni singoli nelle lingue siriaca, coptiea, armena,
eeltica, malabarica, singalese, giapponese, Chinese, mallaica. Poche
furono le accessioni durante il secolo XVIII, la maggiore delle quali
e quella del professore e bibliotecario Runkenio, il quäle nel 1798
legö buoni codici da lui postillati. Nel 1807 fu acquistata gran parte
de 1 manoscritti del professore di lingue orientali Giovanni Jacopo
Schultens 2 ), quindi altri delle bibliotecbe di Guglielmo Ouseley,
della societa delle Indie Orientali , dei professori Enrico Arenzio
Hamaker e Giovanni Enrico van der Palm 8 ) ; finalmente i libri
aequistati a Culemburg, nel settembre 1848, dal la biblioteca di
Veijersio.
II primo catalogo de’manoscritti orientali fu pubblieato nel 1623,
pero con molte imperfezioni. Sullo scorcio del secolo XVII e al prin-
cipio del XVIII, Giovanni Heyman estese per uso di biblioteca un
catalogo dei codici orientali, esclusi gli ebraici, in sei volumi in 4°.,
di pagine complessive 2339. Dali' autografo, ehe tuttora conservasi
in biblioteca, fu compendiato il catalogo datone nel 1716: conviene
pero confessare ehe il lavoro dell' Heyman e povera cosa. Opera lo-
devolissima imprese l 1 Hamaker 4 ); ma la descrizione dell 1 intera
1 ) Oratio de codicibus orientalibus qui in academiae Lugd. Bat. bibliotheca servantur,
quam habuit Theod. Gnill. Job. Jaynboll, die 8. febr. a. 1855 in Academia Lugd. Bat.,
quam Magistratum academicum deponent. — Lugd uni Batavorum, Brill, 1854,
p. 45, 8°.
2 ) Bibliotheca Schultensiana, sive catalogus librorum quos collegit vir clarissimus Joan
nes Jacobus Schultenius, theol. doctor, theologise et linguarum orientalium professor
in academia Batava (venduta nel settembre 1780). — Lugd. Batav., p. 605, 8°.
3 ) Catalogus librorum ac manuscriptorum bibliothecae Schultensiame, qua, dum in vivis
erat, usus est Joannes Ilenricus van der Palin, literarum antiquarum htebraic. et
orat. sacr. in academia Lugduno-Batava professor Ordinarius. Accessit eiusdem viri
cl. appendix librorum ac manuscriptorum similis argumenti (con proemio degli cdi-
tori). Lugd. Bat., 1841, 8°.
4 ) Specimen catalogi codicum mss. orientalium bibliotheca; acad. Lugd. Bat. in quo
multos libros ineditos descripsit, auctorum vitas nunc primum vulgavit, Intine vertit
374
Va len tinelli, Delle biblioteche
collezione non potrebbe esser data suIle colossali proporzioni di quel
saggio, ch,e in 247 pagine in 4°. illustra soli quattordici eodici i)
del legato Warneriano. Piü tardi Enrico Engelino Weijers comincio
1’illustrazione de’ codici orientali, continuata sotto nome di Orien-
talia 2) in opera a parte s). Dopo questi P. A. Dozy prelose con
Iavori parziali 4 ) al catalogo generale 5 ) continuato dal dott. Ktienen,
nel cui primo volume furono descritti i codici 1—S07, nel secondo
i codici 508—905. Non v’hanno perö compresi gli ebraici, de’quali
dirö piü sotto. Que'codici, preziosi per piü riguardi, furono fre
quente oggetto di studio ad uno stuolo di dotti orientalisti e del
paese ed esteri. A non parlar dei passati, nominerö gli a noi piü
vicini H. A. Hamaker, M. Hooguliet, A. Rutgers, T. Roorda, H. E.
Weijers, J. J. P. Valeton, P. J. Veth, C. J. Tornberg, C. Sander-
borgh Matthiessen, A. Kuenen, T. G. J. Juynboll, P. A. Dozy, R.
F. Malthes, J. Anspach, W. Wrigth, G. Dugat, L. Krelil, M. Sal-
verda de Grave, F. Woepeke, Siffredo Freund, G. H. Engelmann,
Ferdinando Wüstenfeld, J. Keyzer. Ad essi Ia biblioteca va debitrice
della pubblicazione di gran parle di codici orientali, o di studj pa-
ralleli con quelli di altre biblioteche °). Percio fu lodato consiglio
et annotationibus illustravit Henricus Arentius Hamaker, Iinguar. Orient, in acad.
Lugd. Bat. professor extraordinarius et interpres legati Warneriani. Lugd. Bat.,
1820, p. YIIl, 264, 40.
1) Numeri 334, 1304, 1348, 1330, 1434, 1703, 1706, 1730, 1737, 1773, 1782, 1803,
1870, 1903.
2 ) Commentarii codicum mss. orientalium bibliothecae Leidensis. — 1840.
3 ) Orientalia. De codicibus mss. orientalibus bibliothec® Leidensis continuat., edentibus
Juynboll, Roorda, Weijers. Amstelodami, 1846, 8°.
4 ) Notices sur quelques manuscrits arabes (della Leidense). Leyde, Brill, 1847—1831,
p. 260, 8°, con tavola litogr. in 4°.
5 ) Catalogus codicum orientalium bibliothecm acad. Lugd. Batavm, auctore R. P. A.Dozy,
philos. theoreticm magistro ec. Lugd. Bat., E. J. Brill, 1831, vol. II, 8°.
6 ) 1. Abdel Malik Ibn. Das Leben Muhammed’s, nach Muhammed Ibn Ishak über
liefert. Göttingen, 1837, vol. II, 8°. — 2. Abdo-l-Wahid Al Marrekoshi.
The history of the Almohades. Leyden, 1847, 8°. — 3. Abi Zer Ibn. Primordia
dominationis Murabitorum. Upsalce, 1839, 4°. — 4. Abu Bekr Muhammed
Ben El-Hasen Ihn Doreid’s. Genealogisch-etymologisches Handbuch. Göt
tingen, vol. II, 8. — 3. Abul fe da Ismael. Tabul® qutedam geographicm.
Lipsim, 1791, 8°. — 6. Lo stesso : Geographie. Texte arabe. Paris, 1837, 4°.
— 7. Abu- ’l M aha sin Ibn Tugri Bardii. Annales. Lugduni Batav.i
1832—1837, vol. II, 8°. — 8. Anspach J. Specimen e litteris orientalibus
exhibens historiam Kalifatus al-Wolidi et Solaimani. Lugd. Bat., 1833 , 8°. —
9. A z - Zama k sa r i i. Lexicon geographicum. Lugd. Batav., 1836, 8°. —
c delle societa scientifico-letteraric della Neerlandia.
375
die bibliotecarj di fornire doviziosamente la biblioteca, di opere
orientali a stampa, anticbe e moderne.
Manoscritti e testi a stampa ebraici.
Cento quattordici sono i codici manoscritti ebraici, quasi (utti
procedenti da Warner e da Scaligero. 11 primo, vissuto in un tempo
10. Chronicon Samarilanum arabice conscriptum, cui titulus über Josiic. L. B.
1848, 8°. — 11. Djobair Muhammed-Ebn. Voynge en Sicile sous le regne de
Guillaume le Bon. Paris, 1846, 8°. — 12. Dozy, R. P. A. Scriptorum arabum
loci de Abbadidis. L. B., vol. II, 4°. — 13. Enger Maximiliani. De vita et
scriptis Maverdii. ßonnaa, 1831, 8°. — 14. Specimen e litteris orientalibus, ex-
bibens librum Geneseos, secundum arabicam Pentateucbi samaritani versionem ab
Abu Saido conscriptum. Lugd. Bat., 1831, 8°. — 13. Geschichte der Stadt Mekka
und ihres Tempels , von Gub-ed-Din-Muhammed Ben Ahmed el-Nahrawali. Leip
zig, ßrockhaus, vol. IV, 8°. — 16. Geschiedenis van Varst Bispoe Rudja (in lingua
malese). Leiden, 1849. — 17. Hadsailitarum carmina, quotquot in codice Lugdu-
nensi insunt, arabice edita. Londini, 4°. — 18. Historia Jemanae sub Harano Pascha.
Lugd. Bat., 1838, 4°. — 19. Hooguliet M. Diversorum scriptorum loci de regia
Aphtasidarum familia et de Abduno poeta. Lugd. Bat., 1839, 4°. — 20. Jacut’s
Moschtarik, d. i. Lexicon geographischer Synonyme. Göttingen, 1843—1847, 8°.
— 21. Ihn Coteiba. Handbuch der Geschichte. Göttingen, 4°. — 22. Ihn
Jubair al Kinani. Travels. Leyden, 1832, 8°. — 23. Kynewulfi poetae »tas
aenigmatum. Marburgi, 1860, 4°. — 24. Lexicon geograpbicum. Lugd. Bat.,
1830, 8°. — 23. M ak rizi-Al-Ahmed. Tractatus de Iegalihus Arabum ponde-
ribus et mensuris. Rostochii, 1800, 8°. — 26. Lostesso: Takyoddin. Narratio de
expeditionibus a Graecis Francisque ad versus Dimyatham, ab anno 708—1221 susceptis.
Amstelod., 1824, 4°. — 27. Lo stesso: Historia Coptorum christianorum in
Aegypto. Soiisbaci, 1828, 8°. — 28. Lostesso: Abhandlung über die in Ägypten
eingewanderten arabischen Stämme. Göttingen, 1837, 8°. — 29. Maverdii.
Constitution es politicae. Bonnae, 8°. — 30. Muhamed Ben-Habib. Über die
Gleichheit und Verschiedenheit der arabischen Stiimmennamen. Göttingen, 8°. —
31. Matanabb.ii carmina, cum commentario Wahidii. Berolini, 4°. — 32. Na-
wawi Abu Zukariya Yahya el. The biograpliical dictionary of illustrious men
chiefly at the beginning of Islamism. Göttingen, 8°. — 33. Über das Leben und
die Schriften des Scheich Abu Zakariya Yahya el Nawaw. Göttingen, 1830, 4°. —
34. Omar Alkhayyami. L’algebre. Paris, 1831, 8°. — 33. Pentateuchus.
Sebastiani Falk, Joannis Ravii et Guilelini van Vloten specimen philologicum. Lugd.
ßatav., 1803, 4°. — 36. Sein Edd i ni Ibn-al-Vard. De rebus die resurrectionis
eventaris, e libro cosmographico: Margarita mirabilium. Vratislavire , 1833, 8°.
— 37. Specimen e litteris orientalibus exhibens Sojatii librum de interpretibus Ko-
rani. Lugd. Bat., 1839, 4°. — 38. Specimen criticum exhibens loca Ihn Rhacanis de
Ihn Zeidauno: Lugd. Bat., 1831, 4°. — 39. Testamentum vetus gnecum, ex ver-
sione LXX interpretum. Lugd. Bat., 1723, vol. II, 8°. — 40. Testamentum novum
arabice. Leid®, 1616, 4°. — 41. Uilenboek P. J. et P. J. fil. Dissertatio de
Ibu Haukalo geographo, nec non descriptio Iracrn PersicsB. Lugd. Bat., 1822, 4°.
— 42. Zakariya Ben Mohammed Ben Mahmud el Cuzwini. Kosmogra-
phia. Göltingen, 1847, 8°.
376
Valentine I 1 i, Delle biblioteche
in cui ne 1 Paesi Bassi anco Ie donne attendevano agli studj ebraici,
siccome molto versate non solo nell' ebraico, ma eziandio nel carai-
tico, legö i manoscritti piii peregrini e apprezzati al numero di 79,
fra quali 30 caraitici, 24 fllosofici. J. Dernberg ne diede una suffi-
ciente informazione <) non tale perö che regga al confronto col cata-
logo 3 ) delP erudito tedesco M. Steinschneider, il quäle diede in
appendice locos maiores e codicibus excerptos: fra questi sono pre-
ziosi: llotein, lavoro di R. Jedajah Happnini sui sinonimi ebraici, e
parte del Pentateuco a Iettere capitali del secolo VIII.
Le anticbe opere ebraiche a stampa, 260 delle quali apparte-
nevano al Warner, sommavano al tempo del legato dello Scaligero
a 468: anche queste furono notevolmente accresciute: gemma della
raccolta e il membranaceo in fol., senza indicazione bibliograflca, di
ragione dello Scaligero : Öcaliis Jacobi. R. Jacobi, f. Salomonis,
f. Chubili excerpta thalmudica.
Codici greci, latini e in altre lingue.
Ardua cosa sarebbe il voler porgere una notizia , benche
sfuggevole, dei molti codici manoscritti greci, latini, italiani, fran-
cesi, spagnoli, tedeschi, neerlandesi ehe oltre a quelli di Holman,
Vulcanio, Scaligero, Glossio, Lipsio, Perizonio furono importati in
biblioteca o per legato o per dono da G. Papenbroek s ), P. Cuneo 4 ),
Prospero Marcband 5 ), F. Oudedorp »), F. Hemsterhuis 7 ), Davide
Ruhnkenio 8 ), J. de Behouw s), Daniele Wittenbach 10 ), dai due
Pietro Burmanno 11 )> dai Gronovii la ), dagli Hugenii ls ).
•) Mittheilungen aus der Leydner Universitätsbibliothek. In Gciycr's wissenschaftliche
Zeitschrift für jüdische Theoloy ie, vol. III, p. 277—280.
2 ) Catalogus codicum hebrajorum bibliothecaj acad. Lugd. Bat., auctore M. Steinschnei
der. — Lugd. Bat., 1858, p. XXVIII, 424, 8°., con tavole e fac-simile di caratteri.
y ) Legato di 24 codici, nel 1743.
4 ) Gli eredi ne donarono 14 nel 1749.
5 ) Montano a 78, per legato del 1756.
6 ) Il di lui figlio Cornelio ne legb 36, Hanno 1790.
7 ) L’erede Van den IIop ne donb 34, I’ anno slesso.
8 ) I curatori dell’ universita ne acquistarono 111 dalla vedova del dotto professore,
T anno 1799.
9 ) Legato di 4 codici, del 1821.
,0 ) I curatori dell’ universita ne comperarono 55 alLasta del 1822.
11 ) Codici 57 acquislati all’asta 1777.
12 ) Sono 136 codici comperati all’asta 1785.
13 ) Codici 33 di Cristiano, Costante e Lodovico Ugenio, o avuti in legato il 1697, o
e delle societa scientifico-letternrie della Neerlandia.
377
Tutti i manoscritti, eccettuati gli oi'ienlali e gli ebraici, danno
mi numero complessivo di quasi 3000, i piü anticlii e apprezzalti
fra’quali appartengono al fondo Vossiano.
Codici greci.
Uffenbach nelle sue frcquenti visite alla biblioteca, non si occupa
che dei Vossiani •) , anzi vi esamina i soli greci *), fra’quali
riscontra un’Historia lusiaca di Palladio, del secolo XI; un etimo-
logico di Suida; un onomastico di Giulio Polluce; delle ipotesi di
Davide Niceta; le opere di Giuliano Apostata, del secolo XII; i lavori
di Giovanni Tzetze su Esiodo del secolo XIII. Un codice greco Vossiano
uso Adolfo Stierer s ). Pubblicö estratti di altri codici greci Ernesto
Lodovico di Leutsch 4 ). Posteriormente al Vossio furono importati in
biblioteca, con altri molti un salterio ed un evangeliario del secolo X,
un festivale, un Giuseppe Flavio, le storie di Erodiano del secolo XI,
un salterio del XII.
Codici latini.
Fra i codici latini piü apprezzati possiede la Leidense otto co
dici di Giovenale, fra’ quali un Vossiano del secolo X; due di Lucano
parimenti Vossiani dei secoli IX e X, descrilti da Oudendorp 5 ) ;
parcchi di Orazio 6 ); una trascrizione italiana di Virgilio, del se
colo XV, con buone miniature su membrana porporina; alcuni
aggiunti alla biblioteca negli anni 1809, 1822. V. Christiani Hugenii, aliorumque s©-
culo XVII virorum celebrium exercitationes mathematic© et philosophic®, ex mss. in
bibliotheca acad. Lugdun. ßatava) servatis. Edidit P. J. Uilenbroek. — Hag© Comitum,
1833, vol. II, 4°.
4 ) „Mein meistes Vorhaben war den Catalogns von den Manuscriptis Vossianis durchzu
sehen , und die vornehmsten Codices zu notiren.“ Merkwürdige Heisen, vol. III,
p. 419.
*) Ivi, p. 428—429, 439—465, 468—471.
3 ) De codice Vossiano seu Burelliano quo continentur Iren©i libri quinque adversus
hmreses. In S. Irenoei qua: supersunt omnia. Lipsi®, T. 0. Weigel, vol. II, 8°.
4 ) Pareomiographie gr©ci Diogenianus, Gregorius Cyprius, Macarius, Aesopus, Aposto-
lius et Arsenius. Gotting©, p. XXII, 804, 8°.
5 ) Prafatio ad MS. A. Lucani Pharsalia (Lugduni Bat. 1728, 4°.)
6 ) C. Kircheri nov© qu©stiones Horatian©. I. Quinquaginta codicum (alcuni della Lei
dense) quibususisuinus descriptio. II. De codicum Horatianorum stirpibus aciamiliis ec.
Namburgi, 4°.
378
Valentinelli, Delle biblioteehc
codici di Persio •) ; altri medievali 2 ); un breviario membranaceo del
secolo XV, eon eleganti chäaroscuri; un salterio miniato che, atte-
nendosi all'annotazione francese, sarebbe stato d’uso di s. Luigi re
di Francia, nella sua fanciullezza; pare scritto in Inghilterra nel
secolo XII. Fra i piü antichi dopo i Vossiani citansi un Aurelio Pru-
denzio 3 ), degli estratti di diritto canonico e due glossarj del se
colo IX; un Terenzio, un Macrobio, un Codice Teodosiano ed un
glossario del secolo X; tre codici di Stazio; le lettere di Seneca;
Operette di S. Agostino; due codici di Prisciano; un passionario.
una logica da Boezio e Apulejo; un Rabano Mauro, del secolo XVI;
la versione del libro di Giobbe di S. Girolamo; un Virgilio; un Ovi-
dio; quattro codici di Cicerone; due di Seneca; tre di Prisciano; un
Tito Livio; un Quintiliano; due codici di Stazio, del secolo XII.
Fra i manoscritti moderni e debito di citare molti lavori, spe
cialmente filologici, di professori delF universitä, il Botanicon Pari-
siense autografo di Sebastiane Vaillant, in cinque volumi in foglio,
donato da Boerbaye, dalla cui ereditä aggiunsero i curatori alla
Leidense due opere sulle piante del Malabar e sulle cucurbitacee
bolognesi; gli autografi di Pietro van Muschenbroek, professore di
fisica; parecclii statuti di cittä dello stato; cento ventisei volumi di
lettere di uomini illustri, la piü parte autografe, di filologia.
Codici in altre lingue.
Fra molti d’interesse capitale noterö i pochi seguenti: a) En-
guerrand de Monstrelet. Cronaca in antico francese, del secolo XV,
con buone miniature, b) Lod. van Veltliem. Spiegel historiaal, of
Bymspiegel, del secolo XIV, pubblicato da Le Lorig nel 1737. II
terzo libro fu ripubblicato, con commentario, da G. J. A. Jonckbloet
(Hag® Comitum, 1840). cj Jacobi van Maerlant. Rymbibel, del
secolo XV. d) Pareccbie anticbe cronache del paese. e) Libri
1 ) Specimen criticum continens Auli Persii eodiciim mss. Leidensium collalionein, ec.
nuctore Antonio Kisselio. Trajecti ad Rhenum, 1848, p. XLV, 100, 8°.
2 ) Zacher J. Einhard, Wilhelmus Gemmeticensis, Gaufridus Monemutensis, u. a. in
zwei Handschriften der Universitätsbibliothek zu Leiden, ln Scrapeum , 1848,
p. 30—32. Lo stesso Zacher inseri piü lardi notizia di questi codici in Handschrift
aus dem Kloster Bec in der Universitätsbibliothek zu Leiden. 1851, p. 160.
;i ) Pietro Burmanno secondo vi scrisse in calce : „Codex hic antiquissimus membranaceus
est celebratus ille Eginundanus, Jano Grutero olim excussus. Emi eum 85 florcnis ex
supellectile Witsiana.“
e delle soeieta scientifico- letterarie della Neerlandia.
379
genealogici, statuti municipali, ordinanze pubbliche, f) Origineel en
volledig Handschrift van de geodesische en astronomische Operation
van 1802 tot 1811 in Holland. Opera distribuila in 11 volurni in 8°.,
e 7 in fol., descritta da Uilenbroek •).
Libri a stampa.
II numero totale monta all’ incirca agli 80000. Alla parte antica
della lelteratura orientale s’ aggiungono i recenli acquisti procedenti
dalle tipografie di Parigi, Londra, Amsterdam, Leida, Amburgo.
Gottinga, Lipsia, e delle possessioni asiatiche ed americane cosi in-
glesi come neerlandesi. Mostrasi come curiositä una biblia olandese,
stampata a spese di Pietro, principe di Russia, in Amsterdam, nel
1721, in cinque volurni in foglio, a lettere capitali. Quantitä d’ iin-
pressi possono considerarsi quali codici manoscritti per le note a
penna d’illustri professori, onde sono gremiti. Appartengono a piü
distinti cemelj tre membranacei: 1. Justiniani Institutiones. Mogun-
tise, 1468, fol. 2. Apuleii Madaurensis opera. Rom®, in domo Petri
deMaximo, 1469, fol. 3. Horse B. M. Virginis. Paris, GillotHardouyn,
s. a. 4°. magg.
Oltre i da me indicati nel corso di questa trattazione, Spiegelio
die a conoscere i manoscritti teologici 2 ), e dietri Iui il Montfaucon 3 );
Perz di Berlino quelli che si rapportano alla storia tedesca del medio
evo 4 ). Jacob 5 ), de Vater 6 ) e Siegenbeek 7 ) s’occuparono della
storia della biblioteca, che trattarono assai compendiosamente.
Gabinetto numismatico dell’ universitä.
II gabinetto numismatico dell’ universitä data dalla metä del
secolo XVIII, e deve la sua origine alla liberalitä del conte Bentinck,
*) Alg-em. Konst- en Letterbode, 1839, n. 30.
z ) Spizelii Teophili. Sacra bibliothecarum illustrium arcana detecta. — Augusta?
Vindelicorum, 1668, 8°, a p. 133—144.
3 ) Hihliotheca bibliothecarum manuscripta, tom. I, p. 601—603.
4 ) Handschriften, die deutsche Geschichte des Mittelalters betreffend. In Archiv der
Gescllsch. für ältere deutsche Geschichtskunde, vol. VII, p. 133—138.
5 ) Traicte des plus helles bibliotheques. — Paris, 1644, 8°, p. 423—430.
6 ) Vater (de) Joannis Guillelmi. Narratio de rebus acad. Lugd. Bat. saeculo
octavo et decimo.'Lugd. Bat., 1802, 8°, a p. 73—81.
7 ) Siegenbeek Matthias. Geschiedenis van der Academie te Leiden. Leiden,
1829-1332, vol. 11.
380
Vnlentinelli, Helle biblioteche
uno dei curatori dell’ universitä, che le oflerse parecehie monete
e medaglie. Poco dopo fu accresciuto per doni del sig. Roehe-
pied, console dei Paesi Bassi alle Smirne, e di altri, fra quali e
grato ricordare un lord inglese , che fe’ presente delle medaglie
coniate nella guerra contro la Francia, per cui il Canadä diventö co-
lonia dell’ Inghilterra. Sulla fine di quel secolo ebbe origine la rac-
colta delle monete romane, per cura del celebre poeta latinoLorenzo
Sutenio (Lou van Souten), curatore pur egli dell’universitä; questa
partita fu accresciuta nel 1821 da Arntzenius, professore emerito
dell’ universitä di Harderwijk ; aggiungendovisi nello stesso anno
gettoni e medaglie dei Paesi Bassi. Qualche anno dappoi s’ arricchi
per acquisto, d'una Serie di talleri tedeschi, e nel 1836, per legato,
dell’ intera collezione di monete e medaglie del professore Reuvens.
Dalla biblioteca dell’ universitä, in cui resto fino al 1818, fu
trasferita la collezione al gabinetto archeologico, dal quäle fu sepa-
rata definitivamente e affidata a speciale custodia nel 183S. Piä con-
siderevoli sono le giunte posteriori, di parecehie migliaja di monete
e medaglie d’ ogni tempo e d’ ogni paese. Le varie serie possono
ridursi alle seguenti:
1. Molte monete dell 1 antica Eispania, provenienti la piii parte
dalla collezioni di Garcia dalla Torre di Madrid.
2. Monete della Gnllia in oro ed argento: le prime furono dis-
solterrate nella Fiandra e nella Gheldria.
3. Quantitä di conservatissirni stateri e tetradrammi di Lisimaco
e di Alessandro il Grande; drammi e tetradrammi di Alene; medaglie
rare della Cilicia e della Pisidia; incuse di Sibari e della Magna Gre-
cia; due Darici; alcune poche medaglie Sassanidi; un siclo; una
medaglia di Tolomeo IX re d'Egitto.
4. Fra le medaglie medievali e moderne della Spagna si conser-
vano molte piastre obsidionali della guerra ultima d'indipendenza.
5. II Portogallo e rappresentato splendidamente in piü che
300 esemplari, la piü parte in oro e in argento, di medaglie e mo
nete dal re Sandro I a Don Pedro V.
6. Non ispregnole e la raccolta di monete e medaglie francesi
in ogni metallo, tanto dei re, come dei baroni e prelati. Numerose e
conservatissime sono le medaglie dei re di Francia, Luigi XII, XIV,
XV e XVI, della rivoluzione, di Napoleone I, di Luigi Filippo, della
repubblica del 1848, e di Napoleone III.
e delle socieb\ seienlifieo-letterarie della Neerlandia.
381
7. Una collezione distinta di monete e medaglie neerlandesi, da
tempi piü lontani (avanti e durante il regno di Pipino) fino a nostri
gionii. Fra le monete eoniate prima della pacificazione di Gand (1570)
si ammirano de’ pezzi unici. Questa ricchissima scorta porse motivo
di studj opportuni a quel professore delP universitä, dott. P. 0. van
den Cliijs, direttore dal gabinetto fin dal 1835, il quäle ne porse
importante illustrazione in lavori successivi !).
8. Appartiene alla Gran Brettagna sufficiente copia di medaglie
e monete d’ogni metallo.
9. Fra le specie metallicbe della Danimarca, della Szezia e
della Norvegia riscontransi molte monete antichissime.
10. Nella serie russa abbonda a dismisura il rame.
11. Alcune migliaja di medaglie e monete tedesche in oro e in
argento, ma specialmente in bronzo e rame, a preferenza, del regno
di Baviera e del granducato di Baden.
12. Poclie son le monete e medaglie dei cantoni svizzeri, della
Boemia e deil’ Ungheria.
13. Una delle partite piü povere e quella dell’ Italia, benclie vi
siano abbastanza rappresentate le eittä e gli stati. Non ispregevole e
la raccolta di antiche medaglie italiane. All’ isola di Malta apparten-
gono alcune monete dei Cavalieri di s. Giovanni.
14. Rislretto e il numero, ma scelti gli esemplari, delle monete
della Turchia e della Grecia: la serie di medaglie della prima e molto
piü avvanzata. Non vi mancano monete della Moldavia e della Val-
lachia.
15. Piü estesa e comparativamente piü ricca delle altre e la
collezione delle monete e medaglie asiatiche, della Siberia, della
China, della Corea, del Giappone, della Persia, in oro ed argento,
dell’Indostan, del Negapatnam, del Tranquebar, dei possedimenti
neerlandesi e danesi, di quelli francesi e portogbesi del Pondicbery e
Goa, di Anam, della Cochinchina e di Cambria, delle isole di Ceylan,
Sumatra, Giava, Borneo ec. Il ministero delle colonie presento nel
1861 al gabinetto dodici monete in oro ed argento del regno di
Tijdschrift voor algemeene Munt- en Penningkunde. Leyden, 1838—1839, vol. II, 8®.
— Verhandeliugen uitgegeven door Tevler’s tweede Genootschap. Zes en twintigste
Stak. Te Haarlem, 1831 —1859, vol. Vll, 4°. L‘ opera, aecompagnala da numerose
tavoles comprende Pillustrazione numismatica di alcune provincie della Neerlandia.
382
V a 1 e n i i n c I I i, Delle biblioteclie
Siam, del valore complessivo di fiorini 57: singolare e la lor forma
di ciottoli schiacciati 1 ).
16. Per l’Africa, modieo e il numero delle monele dell’ Egitto,
di Tripoli e Tunisi, dell’AIgeria e del Maroeco; piü copioso quello
delle isole Azore e di Madera, del Mozambico e delle isole di Mau-
rizio e della Riunione.
17. V’ha pure rappresentala onorevolmente P America, scon-
trandovisi molte monete della Nuova Scozia, della Nuova Brunswick,
del Canadä, della confederazione degli Stati uniti: ricchissima e la
serie del Messico. Non vi mancano medaglie e monete di Haiti, Ber
muda, Beliama, Cura^ao, Surinam, Demerary ed Esequebo, Cajena,
Venezuela, Columbia, Brasile: di queste ultime si conservano alcuni
bei esemplari in oro. Ne ha pure della confederazione Argentina, del
Peru, del Chili.
18. Ammiransi alcune poche monete della Nuova Galles del Sud
nell' America.
3. Bibi. Tisiana.
Questa hihlioteca si lega cosi strettamente alla storia della uni-
versitaria che, dopo aver trattato di questa, e necessario discorrere
delle origini e della imporlanza di quella. Giovanni Thysius di Leida,
morto nella giovane eta di 36 anni l’ottobre 1653, legava alla cittä,
insieme a gran parte di sostanza, la sua libreria, incaricando il senato
accedemico di collocarla in casa separata dall’ universitä, affidarne la
conservazione a persona apposita, tenerla aperta, in giorni fissati, ai
professori, agli studenti, agli uomini di lettere. Il generoso testatore
aggiungeva che quando dalle entrate si fosse ricavata una somma suf-
ficiente, la si erogasse in acquisto di opere mancanti alle due biblio-
teche, universitaria e tisiana. Pereiö nel 1654 fu acquistato un
edifizio sull" angolo di Groen-Hazengracht, in cui dopo, i necessarj
addattamenti e le opportune migliorie, fu l’anno successivo distribuita
*) Quel direttore me ne scrivea di recente: „Door wellwillende hesschenkomst van
„het ministerie van kolonien is het munt- en penningkabinet der hnogeschool
„dezer dagen verrijkt met een volledig stel der twaalf gouden en zilveren munten
„van het koninkrijk Siam, vertegenwoordigende eene waarde van ongeveer f. 57.
„Deze munten hebben alle eene bijna kogelvormige gedaante, en zijn met Stempels
„voorzien.“
I
e delle societä seientifico-letterarie della Neerlandia. 383
convenevolmente la biblioteca, ornandosene nel 16S6 il fronti-
spizio colle armi del fondatore, e coli’iscrizione: Johannis Thysii
Bibliotheca. Benche dapprincipio fosse Iimitata alla modesta raccolta
d’un privato, nullostante 1’ eletta delle opere, fra le quali erano
alcuni incunabuli ed un impresso in membrana J )» e le eure amorose
del senato universitario contribuirono a porla bentosto in fama; onde
giä nel 1669 e segnalata fra le biblioteche di Leida dal Lomaier;
privat is sumptibus erecta, clotuta, publicata (p. 252). La parola
publicata parrebbe accennare a catalogo giä edito, ma, per quanto
ne attesta il diligentissimo M. Siegenbeck 2 ), il primo catalogo, in
cui si sono registrate 1626 opere, fu impresso soltanto nel 1677. Fu
somma sventura che all’ interesse addimostrato nel primo ventennio
di quella istituzione non rispondesse, per motivi a noi sconosciuti, il
fervore di chi successe in quella amministrazione, perche il secondo
catalogo 3 ) redatto con ordine sistematico 4 ), in miglior forma del
primo, non offre che una giunta, fatta nel lungo corso di 62 anni,
di 345 opere, nessuna delle quali puö dirsi capitale e di gran prezzo.
Da quel tempo la biblioteca fu piü che raddoppiata, essendosi segna-
temente accresciute la partita storica giä comparativamente copiosa,
e quella dei classici antichi, non che la collezione di opere storico-
statistiehe neerlandesi, della quäle assai giovossi Tiele nella
Bibliotheek van Pamfletten. A nostri giorni ne fu dato un indice
alfabetico 5 ) che, quantunque redatto da uno de’piü distinti storici
dell’Olanda, e difettoso in molte parti: forse 1’amore della brevitä
noeque alla chiarezza dell’espisizione. Sulla fine (p. 74—79) s’e-
dato a parte 1’indice della Bibliotheca Swendenborgiana, ricca di
piü che 150 edizioni d’opere o composte da E. von Swendenborg, o
riferentisi alla sua dottrina.
*) La seconde semaine ou enfence du monde, par G. de Saluste, Sr. de Bartas. Pa
ris, 1584, 4°.
3 ) Geschiedenis der Leidsche Hoogeschool, vol. 11, p. 17—18.
3 ) Catalogus bibliotheese nobilissimi P. M. viri iuvenis d. Johannis Thysü, institutce
in perpetuam siii memoriain et usum. Lugd. Batav., Joh. Willhelm de Groot, 1739,
p. 110, 4°.
4 ) Theoloyici , juridici , medici, historici , geometrici , mathcmatici, arithmetici,
misccllanei.
384
Valentiuelli, Delle biblioteche
La biblioteca e aperta a uso pubblico il sabbato dalle 1 alle
3 pomeridiarie, durante 1' anno scolastico.
3. Bibi. Vallonna.
La comunifä religiosa vallonna dell’Aja, convinta dell’impor-
tanza di porre assieme una collezione di documenti inediti ed editi
sulla storia delle chiese vallone, e in particolare dei Paesi Bassi,
riunendovi le opere dei pastori vallonni, ne fe' motto al sinodo di
Berg-op-Zom nel settembre 1807 e successivamente a quello di Delft
nel 1808. Le ingiurie de’ tempi portarono la realizzazione di quel
progelto al 1852, nel quäle la riuniorie dell’Aja sfabili ebe sarebbesi
formata una Collezione di libri e manoscritti, appartenenti alla
cliiesa vallona, e che ne sarebbe depositaria la chiesa di Leida. I
eoncistoro di Leida accetlö volenfieri 1’ invito , nominö una com-
missione detta degli archivj, depose nella camera de ’ regenti
dell'ospizio di caritä, conosciulo sotto nome di Pesyns-Hosje, un
deposito sinodale che custodiva da cinquanta anni, e appareechio il
luogo a teuere gli atti ehe vi sarebbero successivamente deposti. E
questa la biblioteca vallonna, dei cui nucleo (deposito sinodale)
pubblico un inventario esatto e dettagliato il dottore P. C. Souchay,
pastore a Leida, in calce agli articoli dei sinodo di Ziericzee nel
giugno 1803. In base alla risoluzione dei sinodo tenuto in Middelburg,
l’agosto 1854, la eoimnissione avrebbe potuto semplicemente ristam-
pare 1’inventario dei 1803, con appendice delle giunte posteriori,
ina preferi invece di rifonderlo interamente, di mutarne l’ordine con
una classificazione piii metodica, di omettere la enumerazione di
duplicati che sovraccaricava la raccolta, benebe d’altra parte giorivo
ai bisogni eventuali delle chiese. La commissione su questo piano
pubblico il catalogo degli stampati e dei manoscritti assieme riuniti 4 )>
dividendo la materia in cinque classi: I. Inventarj; II. Storia delle
chiesa vallonna dei Paesi Bassi in generali; III. Storia della stessa in
particolare; IV. Storia della chiesa vallonna all’estero; V. Opere
d’uso ecclesiastico, di dottrina ed edificazione. Dalla pubblicazione
*) Catalogue de la Idhliotheque Wallonne, deposee a Leide, publie par ordre de la
Reunion de .Vliddelburg en aout 1854, a 1’ usage des eglises Wallounes des Days-Bas.
Ä Leide, J. U. la Lau, 1855, p. VIII, 40, 8<>.
e delle societa scientifico-letterarie della Neerlandia.
385
di questo catalogo fino all’ anno 1860, la biblioteea arricchissi nute-
volmente per gli acquisti fatti dalle vendite delle biblioteche dei pa-
stori N. Berkhout di Leida nel 1856, van Voorst padre e figlio di
Amsterdam nel 1859, e G. W. van Oosten de Bruyn a Harlem, nel-
1' aprile 1860. Laonde si rese neeessaria la redazione d’ un secondo
catalogo supplementäre 4 ) cui, seguitosi 1'ordine dell’ antecedente,
si aggiunsero la parte preliminare della storia ecclesiastica in gene
rale, una serie d'impronti di sigilli di varie chiese, e la tavola alfabe-
tica degli autori e degli scritti anonimi.
L’esame di questa biblioteea di difficile accesso io devo al-
l’estrema gentilezza del segretario della comunitä, J. T. Bergman,
vice-bibliotecario dell’ universitä.
Societa dl letteratura neerlandese.
Nell’anno 1766 parecchi sfudenti dell'universitä di Leida si
riunirono in associazione, alla quäle applicarono il motto: Minima
crescunt, per occuparsi di studj sulla letteratura olandese. II successo
giustifico la adottata divisa. Approvata da lettere patenti degli stati
d’ Olanda e della Frisia occidentale, fino dal 20 maggio 1775, la
societa di letteratura neerlandese conta quasi quattrocento membri
nazionali, tenuti a un’ annua retribuzione di sei fiorini, 10 membri
sparsi nelle colonie, 134 stranieri e due onorarj, cioe i principi Fe-
derico ed Enrico. Consecrata agli studj della letteratura, della storia
e delle antichitä del paese, tiene a Leida in un proprio edifizio Otto
sedute mensili dall’ «ttobre al maggio, e la generale il terzo giovedi
del mese di giugno. I letterati eminenti che vi prendono parte uni-
scono in bella gara i loro sforzi a quelli della societa olandese delle
belle arti e delle scienze, per appurare il tesoro della lingua patria
e mantenerne intatto il deposito. Gran parte di questo compito fu di
recente affidato alle eure di quel segretario e bibliotecario, L. A.
de Winkel , incaricato dell’ apparecchio d’ un nuovo dizionario
olandese.
La societa non solo apre concorsi annuali e distribuisce premj,
ma eziandio pubblica delle memorie, giä distribuite in quattro
*) Catalogue de la hibliotheque ec. Supplement 1855 —1860. A Leide, J. C. Drabbe,
1860, p. VIII, 66, 8°.
26
386
Valentin elii, Delle bihlioteche
serie 1 )» e de’rapporti annüali 2 ) ne" quali dall’ anno 1843 si sono
inserite le necroiogie de' menibri.
Quella associäzione di studenti che diede vita a questa societä
possedea una tenue ma preziosa collezione di manoscritti e di incu-
nabuli della massima impoi'tanza per la conoscenza della letteratura
olandese del medio evo: fu questo il germe dell" odierna biblioteca
cui il dott. Hoffmann de Fallersleben non dubitava di attribuire il
vanto d’ essere, dopo quella di Gottinga, la biblioteca piii ricca di
opere di letteratura tedesca del medio evo. Accresciuta incessante-
mente per doni, legati ed acquisti, raggiunse tal grado d'importanza
che, dopo 1’ universitaria, puö dirsi la prima in Leida. Nel 1781 fu-
rono l'atte le prime compere, collo scopo di riunire i materiali neces-
sarj alla redazione d’ un dizionario universale della lingua olandese.
E col medesimo inteudimento il dott. Z. 11. Aletryn, uomo ehe tanto
rneritö della lingua e della storia del paese, legava alla societä la sua
distinta raceolta di manoscritti ed incunabuli, cbe si riferiscono alla
letteratura naziunale. Sotto questo rapporto e prezioso il codice
dello Spetchio storico, su cui si son falti molti lavori, ne’quali ba
avuto parte la societä. Tornö perciö opportunissima la pubblicazioue
d'un catalogo 3 ), cui H. W. Tydeinan e J. T. Hödel Nyenhuis prelu-
sero con un proemio che dä ragione de’loro procedimenti uella reda
zione (p. 1— IX), con un indice di manoscritti (p. XI—XII), con una
specie di statuto in nove articoli (p. XIII—XV). Nella prima parte
(p. 1—78) furono dettagliatamente deseritti i manoscritti e gli
stampati postillati a mano 4 ): fra quelli ne son molti membranacei,
altri trattati amorosamente con miniature di egregio lavoro, un
poema di Cavalleria con chiaro-scuri di sorprendente bellezza : gli
l ) Werken van de Maatschappij der Nederlandsehe Letterkunde te Leiden. Leiden
1772—1778, vol. VII, 4°. — Verhandelingfih van de Vlaatschappy der ec. Leiden,
180(5—1824, vol. III, 8°. — Nieuwe werken van de Maatschappij der ec. Leiden,
1825—1844, vol. VI, 8°. — Nieuwe reeks van werken van de Maatschappij ec.
Leiden, 184(5—1856, vol. VIII, 8°.
s ) Handelnden der jaarlijksche algemeene Vergaderingen van de Maatschappij der ec.
Leiden , 1766—1860, 8° Vi si riferiscono pure le biografie de’ membri defunti.
3 ; Catalogus der Bibliotheek van de Maatschappij der Nederlandsehe Letterkunde, te
Leiden. 1829, p. XV, i50, 8°.
4 ) Roman/.i antichi, fösopo , doltrinali tedeschi, libri scritturali antichi, libri degli,
evangelj, storia di Oristo, martirologio, vita di s. Francesco, sennoni sacri,
meditazioni teologali, ascetici, libri di lingua e storia, romanzi e libri morali in
lingue straniere.
e delle societa scientilieo-letterarie della Neerlandia.
387
stampati sono annotati di mano di distinti filologi del paese. La se-
conda parte ofTre una ciassazione singulare >), determinata forse dalla
specialitä della distribuzione.
Le aggiunte posteriori accrebbero d’assai la sostanza. Nel 1841
la sociefä ebbe in donn da uno de’ suoi membri la copiosa collezione
di opere drammatiche neerlandesi che, riunita alla giä esistente in
biblioteca, ne portö il numero a quasi 3000. Quindi si riconobbe
necessaria la rifusione del catalogo; e la cÄnmissione di biblioteca,
composta dei signori H. W. Tydeman, J. T. Bodel Nyenhuis, ,1. T.
Berginan, vi diede opera diligente, affidando al primo dei nominati
la catalogazione dell’ anzidetta collezione. Adottata una ordina-
zione sistematica piü conveniente alla condizioni della biblioteca,
dopo sei anni di Iavoro, essa pubblicö il prodotto de’ proprj
studj 2), aggiungendovi due anni dappoi 1’ indice alfabetico degli
autori e i supplementi 3 ), non che piü tardi le ginnte successive 4 ).
Uno speciale regolamento 5 ) di 37 articoli, esposto in biblio
teca, ne determina 1’ uso. E aperta il martedi e il giovedi dalle 12
alle 3 pomerid. dal 1 settembre al 30 giugno, ai membri della so-
cietä, restandone libero agli altri l’accesso, ove ne siano autorizzati
in iscritto dalla direzione. I membri godono pure il diritto di usar
liliri a domicilio, tanto in citta che fuori.
5. Societa reale neerlandese <1’ orticoltura.
Questa societa di recentissima origine (1845) e composta di
500 membri, ciascuno de’ quali contribuisce 1' annua somma di
*) Opere neerlandesi del XV secolo e di parle del XVI, p. 73—78. — Le stesse
della prima metsi «lei secolo XVI, p. 79—83. — Edizioni senz’ anno del secolo XVI,
p. 83—85. — Linguistica , p. 85—109. — Antichita e storia, p. 110—124. —
Poesia, p. 124—134. — Letleratura neerlandese, p. 134—141. — Miscellanee,
p. 141 — 147.
2 ) Catalogus van de Bibliotheek der Maatschappij van Nederlandsche Letlerkunde, le
Leiden. Eerste deel. Handschriften. — Taal- en Leiterkunde, algemeene en neder-
landsehe. Te Leiden, 1847, p. XXXVI, 268, 8°. — Catalogus ec. Tweede deel.
Geschied- en Ondheidkunde. — Letter- en Kunstgescliiedenis, algemeene en ue-
derlandsohe. — Taal-, Letter- en Geschiedkunde van andere Volken. — Werken
van gemengden inhoud. Te Leiden, 1847, p. VI, 636, 8®.
3 ) Catalogus ec. Derde deel. Alphabetische bladwijzer van Schrijvers en ßoekwerken.
— Verheteringen en aanvullingen. Te Leiden, 1849, p. 149, 8°.
4 ) Bijvoegsel over de iaren 1848—1852. Leiden. 1853, p. 184, 8°. — ßijvoegsel over
de jaren 1855—1857. Leiden, 1857, p. 262, 8®.
Reglement voor de boekerij der Maatschappij van Nederlandsche Letlerkunde. S.
d., p. 8 , 8°.
388
Valent,inelli, Delle biblioteche
cinque fiorini. Posta sotto il patrocinio del re e diretta da un presi-
dente, dott. W. M. de Brauw, e da un segretario, dott. W. F. van
Lansberge, s’occupa del perfezionamente dell’arte del giardiniere,
ma specialmente dell’ introduzione in Europa ed acclimatizzazione di
piante tropicali, data la preferenza a quelle delle colonie neerlandesi
e del Giappone. Perciö ad interamente riuscire nell’ inteso scopo,
tiene delle esposizioni di fiori e di piante delle regioni del tropico,
apre coneorsi, incoraggia con premj, pubblica un annuario, che
distribuisce gratuitamente a'suoi membri, e un giornale di orticol-
coltura J ) con tavole miniate. Col principio del 1857 il giornale fu
surrogato da un’ opera 2 ) distribuita in fascicoli mensili. Un’ altra
delle produzioni che molto onora la societä e il prodromo della flora
batava 3 ) il cui primo volume contiene le plantce vasculares, la
prima e seconda parte del secondo le cellulares.
6. Uluseo e biblioteca Siebold.
Al genio perseverante del colonello Filippo Francesco de Sie
bold, distinto naturalista, nato a Würzburg, ora domiciliato a Bonn,
e dovuta la fondazione del museo giapponico, per numero ed impor-
tanza di oggetti, il primo in Europa. Medico al Giappone dal 1822 al
1830, ebbe occasione di studiare i costumi d’un paese non esplorato
fino al suo tempo che, o di passaggio dai viaggiatori, o dai missio-
narj, cui la limitazione delle conoscenze e dei mezzi non permet-
teano tale apparecchio d’ oggetti che rappresentasse lo stato di ci-
vilizzazione di quel vastissimo impero. La ricca collezione Siebold,
trasportata in Europa non senza gravi pericoli, fu acquistata dal
governo neerlandese e distribuita in sei grandi stanze d’ apposito
edifizio a Leida. Vi si riscontrano un altare domestico, il solo in
Europa; idoli in bronzo, ottone, steatite, nefrite, legno, incisi o
intagliati, con vestiti ricchi e variati; figure anatomiche; stromenti
di chirurgia; oggetti guerreschi, armi , armature , bandiere;
Tuinbouw. Flora van Nederland en zijne Nederlandsche bezzittingen, vanwege de
koninklijke Maatschappij tot aanmoediging van den tuinbouw, uitgegeven door W.
H. de Vriese. Leiden, 1854—1856, vol. III, 8°.
2 ) Annales d’ horticulture et de botanique, ou flore des jardins du royaume des
Pays-Bas.
3 ) Prodromus fiorae batava*, in usum Socioruiu proiuovenda; Hone batava; studio.
Lugd. Batav., 1850- 1853, vol. II.
e delle societa scientifico-letterarie della Neerlandia.
389
stromenti di mnsica; ventagli, ombrelli; giochi da ragazzi; lavori
di zucchero; tavolelte da calcolo; numerosi prodotti industriali in
bambou, in altri legrii, in paglia, a paste di riso, a vernici splen-
dentissime; stromenti domestici da eaccia e da pesca; vesti di seta
operate, ricami, ornamenti muiiebri d’ogni genere; carte dipinte da
rivestir le pareti; carte da gioco; pitture in legno, in tela, in carta,
poste in corniei di finissimo intaglio; modelli di case di campagna,
di contrade di cittä.
Perö il Siebold non avrebbe ritennta compiuta cosi estesa colle-
zione, i cui prodotti industriali attestano nn grado di superioritä
sugli europei, se non avesse potuto aggiungervi una biblioteca, la
quäle coniprende non meno di 525 opere in forse 1400 volumi. II
catalogo pubblicatone *), nella minuta ripartizione delle materie,
abbraccia tutti i rami di studio in cui si distinsero i Giapponesi. Torna
a lode del dotto descritfore 1’ averne fatto litografare con caratteri
proprj i titoli giapponesi in sedici tavole, suppliti nel testo con
caratteri latini. L’ infaticabile Siebold diede opera perche i piü im-
portanti di que’ libri o a stampa o manoscritti fossero pubblicati,
cominciandone l’edizione nel 1833 2 ).
II museo e aperto dalle 9 antim. alle 6 pomerid.
Museo delle antiehita.
Presso il museo Siebold e quello delle antiehita (ßreedestraat),
aperto al forastiere quotidianamente, dalle 7 della mattina alle 7 po-
meridiane. La vastitä del sito occupato; la quantitä e varietä degli
oggetti; l’importanza suprema degli egiziani; pareccbi indiani; le
opere d’illustrazione che se ne pubblicarono, son motivi a trattarne
con qualche dettaglio.
*) Catalogus lihrorum et manuscriptorum iaponicorum a Ph. Fr. de Siebold colleefo-
rum, annexa enumeratione illorum, qui in Museo Regio Hagano servantur. Libro»
de8cripsit A. HofTmann. Accedunt (.abulte lithographicae sexdecim. Lugduni Bat.,
1845, fol.
2 ) Bibliotheca iaponica sive selecta qusedam opera siwco-iaponica, in usum eorum qui
litten» iaponicis vacant, in lapide exarata a sinensi Ko Taching Dschang, et edita
curantibus Ph. Fr. de Siebold et ,!. Holl'inann, libri »ex ec. Lugd. Batav. ex otfi-
cina litogr. editoris, 1833—1838, 8°. Piu lardi pubblicossi: Isagoge in bibliothecam
iaponicam et Studium Iitterarum japonicaruni, auctore Pb. Fr. de Siebold. Lugd.
Bat. apud auctorem, 1841, fol.
390
Valentinelli, Delle biblioteehe
L’intero edificio, suddiviso in tre piani, comprende undici sale.
Nel pianterreno la prima a diritta racchiude ciö che v’ ha di piü cu-
rioso nella mitologia indiana: Brahma Creatore, Wischnu conser-
vatore, col simbolo trinitario della proboscide a diverse grandezze,
Scliiwa distruttore, poggiato su'teschj: oltraccio Mundi, divinitä
subordinata a Scliiwa, softo forma di toro, in lava. Indescrivibile e la
ricchezza de’monumenti punici, specialmento de’sepolcrali ‘).
Le antichitä egiziane sono distribuite in tutti i piani. Occupa
una delle sale dell’ inferiore la necropoli o la riunione degli oggetti
che si riferiscono ai sepolcri: sarcofagi in grariito o legno dipinto,
quali chiusi, quali aperti; mummie avviluppate o scoperte, figure
assise, bassorilievi, papiri chiusi coi cadaveri 3 ). Questi oggetti si
ripetono in forme minori al primo e secondo piano: oltraccio si ri-
scontrano quantitä di papiri 3 ), divinitä domestiche, ibi, canopi, sfingi,
babuini, ornamenti, scarabei, collane, perle, braccialetti, anella,
specchi, armi, vivande, tavole da sacrificio ec. Tanti e cosi svariati
prodotti dell’ industria egiziana furono convenientemente illustrati
dall’ infaticabile Leemans 4 ).
Non meno interessante e la raccolta delle antichitä grecbe e
romane, sarcofagi 5 ), stele funerali, bassorilievi «), patere 7 ),
1 ) Reuvens C. J. C, Periculum animadversionum ad cippos punicos Humberiianos,
miis*i antiquarii Lug-d. Batav. Lugd. Batav., 1822, 4°.
2 ) Aegyptische Lijk-papyrus in hieroglyphisch schrift, uit het Nederlandscb museum
van oudheden te Leyden, uitgegeven op last der hooge Regering, door C. Lee
mans, met 15 platen. Leyden, 1841—1842, gr. fol. II testo e dato pure in francese.
3 ) Aegyptische papyrus in demotisch schrift met grieksche omschrijvingen , uit he
Nederlandsche museum van oudheden te Leyden, uitgegeven op last der hooge
Regering, door C. Leemans , met 14 platen en 8 tabeilen. Leyden, 1839, gr. fol.,
eziandio con testo francese.
4 ) Lettres ä S. Salvolini sur les monumens egyptiens, portant des legendes royales
dans les musees de Leyde, de Londres ec. Leyde, 1838, 8°. — Description rai-
sonnee des monumens egyptiens du musee d’ antiquite des Pays-ßas a Leide. Leide,
1840, 8°. — Aegyptische monumenten van bei Nederlandsche museum van oud
heden te Leyden, uitgegeven op last der hooge Regering, door C. Leemans (in
olandese e francese). Leyden, 1846—1859, vol. II, fol.
5 ) Leemans C. Romeinsche steenen doodkisten, bij Nymegen in 1840 opgedolven, en
thans in het museum te Leiden. Arnhem, 1842, 8°.
6 ) Janssen L. J. F. Griekshe en romeinsche grafreliefs, uit het museum van oud
heden te Leyden, met VII! platen. Leyden, 1851, fol.
7 ) Leema ns C. De Zangles, eene grieksche heschilderde drinkschaal van het Nederl.
museum van oudheden, beschreven en uitgegeven. Leyde, 1844, 4°.
e delle societa soientifico-letterarie della Neerlandia.
391
papiri *). Ciö perö che piü ne rappresenta la ricchezza e la Serie delle
iscrizioni, dovuta in gran parte alla spontanea liberalitä di Gerardo
Papenbroek d’ Amsterdam, il quäle legö nel 1738 al museo le iscri
zioni, con altri monurrienti greci e romani, che adornavano la sua
Papenburgica presso Harlem =). Quella collezione, accresciuta
d’assai fino a nostri giorni, fu degnaraente illustrata dal dotto Jans-
sen 3 ). In una stanza del terzo piano si sono collocati i modelli in
sovero, del tempio di Minerva e di altri, copie di bassorilievi celebri,
come del Partenone, della colonna Trajana ec., armi greche e ro-
mane, vasi italo-greci, impronti di sigilli ec.
Sono pure convenientemente rappresentate le antichitä nordiehe
e germaniche, fra le quali sono a ricordarsi il modello d’un cosi
detto letto dei giganti, della provincia neerlandese di Drenthe, e
parecchi idoli teutonici 4 ).
Vi siriscontraeziandio una scortasul'ficiente di antichitä etrusche,
di vasi in terra cotta, di bronzi, e specialmente di stele funerarie,
illustrate dal Janssen 5 ).
8. Bibi, liipsio.
L’alta fama di Giusto Lipsio, riconfermata dalle opere, molte
delle quali egli scrisse aLeida; il seggio di professore da lui onore-
volmente occupato per anni parecchi, presso quella universitä; una
gran parte di eemelj della sua biblioteca aggiunti alla Leidense,
invitatio a dare un cenno delle sue raccolte. Compiuti gli studj, ed
*) Re uve ns C. J. C. Lettres ä AI. Letronne, sur les papyrus hilingues grecs ec. du
musee d’antiquites de 1’Univers. de Leyde. Leyde, 1830, 4°., coii atlante in fogl.
— Leemans C. Papyri graeci museei antiquitatum publ. Lugd. Bat. Lugd. Bat.,
1843, 4°, con sei tavole.
2 ) Francisci Dudendorpii oratio de veterum iuscriptionum et niomunentorum
usu, legatoque Papenbroekiano. Lugd. Bat., apud S. Luehtman.s, 1743, 4°. —
Lo stesso. Brevis veterum monumentorum ab amplissimo viro Gerardo Papenbroekio,
Acad. lugduno-batavae legatorum descriptio. Lugd. Batav., apud S. Luchlmans,
1746, 40.
3 ) Museei lugduno-batavi inseriptiones grajcae et latinm. Edidit L. J. F. Janssen. Acce-
dunt tabulae XXXIII. Lugd. Batav. 8. et J. Luchtmans, 1842, p. 184, 4°.
4 ) De germaansche en noordsche mouumenten van bet Museum te Leyden, kort be-
schreven. Leyden, 1840, 8°.
5 ) De etrurische grafreliefs, uit het museum van oudbeden te Leyden , met 20 platen.
Leyden, 1854, toi.
392
Valentinelli, Delle hihlioteehe
allogatosi a Roma presso il cardinale Granvella, cominciö a porre
assieme scelte edizioni di classici greci e latini; opere a stampa di
filologia, critica, archeologia. Perö allettato dalle inestimabili
ricchezze dei manoscritti della vaticana e di altre romane, diedesi
tosto eon instancabili eure a raccogliere codici manoscritti d' ogui
genere, que'manoscritti che da piü che un secolo (1722) dopo la
sua morte (1606) furono eposti all’ incanto con titolo *) corrispon-
dente alla loro eccellenza. E quella sua crescente raccolta accarezzö
egli con tanta affezione, postillando di propria mano i testi a penna
ed a stampa, aggiungendovi i molti studj d" opere sue, che nel 1678
preservato a Jena dal saccheggio, col mezzo dell’ amico Deirio
consigliere intimo di Giovanni d’Austria, ne lo ringrazia in lettera
d’aver salvati i suoi libri, id est viia mea. Morto a Lovanio, ordi-
nava che i proprj scritti fossero condannati alle ßamme, che i süoi
libri passassero in proprietä dei Gesuiti di Lovanio e di Guglielmo
Grevio suo nipote 2 ). In onta a ciö i manoscritti condannati alle
fiamme e i libri lasciati ai Gesuiti sono esposti all’ asta pubblica al-
1’Aja, nel febbrajo 1722 3 ), e gran parte vi e acquistata per la
Leidense 4 ).
*) Museum Lipsianum, sive eximia manuscriptorum collectio iu tres classes distineta,
quarum prima continet plerosque auctores classicos historicos , poetas , philoso-
phos, oratores, antiquo eharaetere manuscriptos, ut et receutiorum ©vorum varios
tractatus, itidem manuscriptos historicos, medicos. juridicos, theologicos, qui
omnes viri celeberrimi Justi Lipsii studiis olim inservierunt. Altera eiusdem Lipsii
manuscripta autographa varia et quattuor Volumina epistolarum eiusdem auctoris,
et doctonnn virorum ad J. Lipsium , secundum seriein annorum. quibus script©
fuerunt, ordine digestarum: tertia continentur tum ipsitis J. Lipsii tractatus varii,
tum alii etiam auctores permulti typis quidem editi, sed fere omnes eiusdem Lipsii
notis, animadversionibus et castigationibus originalibus manuscriptis ornati et in-
struqti. Sono registrati a. p. 431—454 dell" opera sotto la nota 3.
2 ) „Lipsii bibiiotheca non tarn copia, quam librorum pr©stantia commendata : grascos
et mss. Codices Jesuitis Lovaniensibus, reliquos Guilielmo Gr©vio suo e sorore nepoti,
legavit.“ — Mireo nella vita di Giusto Lipsio.
3 ) ßibliothee© Petaviana et Mansartiana, ou catalogue des biblioteques de feu mes-
sieurs Alexander Petavi, Conseiller au Parlemant de Paris, et Frangois Mansarte,
Intendant des bAtimens en France, auxquelles on a ajoute le cabinet considerable
des manuscrits du fameux Justus Lipsius. A la Haye, chez Abraham de llondt, 17‘i-,
p. 454, 80.
4 ) Nell’appendice dell’anno 1741 al catalogo 1716 della Leidense, si registrano a
pag. 530—531 libri manuscripti et impressi, ernpti ex musaeoLipsiano; a pag. 531—532
Autographa Justi Lipsii; a pag. 532—534 sequuntur alia ex museeo Justi Lipsii, typis
edita, sub eiusdem Lipsii et aliorum notis marginalibus manuscriptis instructa.
e ilelle societä seientifieo-Ietterarie deila Neerlandia.
393
9. Bibi. Erpen.
Tommaso van Erpen, piü conosciuto sotto il nome latinizzato
Erpenius, dotto orientalista dell' universitä di Leida, tratto vantaggio
da’ suoi viaggi in diverse parti d’ Europa e dalle estese relazioni
asiatiche ed affricane, avea raceolto nna serie di opere manoscritte
e stampate in lingue orientali, che eccitö l’ammirazione de' contem-
poranei. Scriverio, un anno dopo la sua morte, ne da un catalogo
abbastanza dettagliato ‘). La parte eletta cioe i codici manoscritti
sono ora depositati nel coilegio deila Trinitä di Cambridge, in pro
prio compartimento, con tavola inseritfa 2) che offre la storia del
trasferimento di que’ codici in Inghilterra.
IO. Biblioteche Hcinsio.
Fatto alla scuola di Giuseppe Scaligero, il distinto filologo Da
niele Heinsio, professö a Leida in quella universitä, di cui piü tardi
fu bibliotecario e segretario. Nel lungo corso di piü che 50 anni di
vita pubblica, si forrnö egli a poco a poco una hiblioteca, che quan-
tunque estesa a tutte le classi del sapere 3 ), manteneva nella tratta-
zione delle opere il carattere proprio degli studj da lui coltivati.
Molto giovo ad accrescerla il generoso legato disposto a suo favore
dal dotto Jano Rutgers 4 ). Disti atta per vendita F anno stesso deila
sua morte (1655), fu fatta opportunamente conoscere con cata
logo 5 ), che diligentemente esaminato da ragione dei mötivi degli
1 ) Man es Erpenianae. Leydae, 1625
2 ) »Quod felix fauslumque sit reipublieae litterarire, Codices eleganter manu exaratos
nostro orbi hospites universo vix parahiles ad bastam locatos a Thomas Erpenii
leidensis vidua magno pretio coemptos a magno Duce Buchiugamae, tum lemporis
apud Ordines ßelgii legato, Cancellario postea nostro, nobisque, inter caetera qum
divinus beros meditabatiir ingentia donaria, Cantrabrigensibus deslinatos (codices)
uonnisi Cantabrigioe servari voluit Principis praecellenti.ssimi iidissima coniux, miestis-
8ima, proh scelus et dolor! vidua pientissiuiaque Catharina Ducissa Bucbingamiae,
mens'. 1 iunio, 1632.“
3 ) Theoloyici, juridici, medici, philosophi et mathematiei, historici et gcoyruphici,
poetoe, miscellanci, hebraici, chaldaici. syriaci, italici, yallici, bclyici, ycrma-
iiici, anylici.
4 ) „Janus ßutgersius Dordraoensis uiortuus est Hagae Comitum a. 1623, bibliotbeca,
quam habebat instructissiuiam, Danieli Ileinsio sororio suo legata.“ Desseli Valerii
Audi', ßibliolheca belgica. Lovanii, 1743, 4°, p. 440.
5 ) Catalogus rariorum et exquisitissimorum librorum nobil. doctissimlque viri Uanie-
lis Heinsii, d. Marci equitis ec. quoruin auctio habebitur in sedibus Petri Lellen ec.
Lugd. Bat., 16öö, p. 136, 4°.
394
Val eil t i n eil i, Delle biblioteche
»cquisti del collettore. Non curante le vane apparenze, ripudiö egli
que’ libri, i cui soll titoli di raccomandazione erano la splendidezza
delle carte e dei tipi, la raritä degli esemplari, il secolo in cui furono
pubblicati. Ma rivolgendo anzi ogni cura alla miglioria dei testi de’
classici da lui impressi, acquistö grau numero delle piü accreditate
edizioni di questi Ultimi, in maniera che possedea una delle piü co-
piose raccolte de’nostriAldi. E siccorne, ad imitazione del maestro *),
trattava liberamente i testi, dietro le proprie vedute, senza attenersi
gran fatto alle lezioni de’ manoscritti, cosichiuro apparisce il rnotivo
del poco numero cli' egli ne possedea : a quella vece facea gran
conto degli stampati con note a penna di sommi critici, come, per
esempio, di J. Douza, Giuseppe Scaligero ec. e ne aggiungeva di
proprie. Posto alla direzione della biblioteca di quell’ universitä,
tanto s’ accese d’ amore per la letteratura orientale, onde e ricco
quel vasto deposito; che acquistö molti libri a stampa in lingue
ebraica, caldaica, siriaca, giungendo a formare una serie di quasi
trecento edizioni di Amsterdam, Leida, Franeker, Lipsia, Praga, e
queste liberalmente legö alla Leidense.
Distinto filologo e diplomatico fu Nicolö nato a Daniele il 1620.
Editore di classici latini da lui illustrati e di poesie latine proprie,
possedea pure una scelta biblioteca filologica, resa di pubblica co-
noscenza col catalogo 3 ) impresso dopo la sua morte (1681) a
Leida. E percio avventata 1’asserzione di Dudik 3 ) che nel 1666
siasi arricchita in Roma la biblioteca di Maria Cristina di Svezia col-
F intera libreria, durch Ankauf der gesummten Bücher di Nicolo
Einsio, beuche sia un fatto che questi nel 1651 mandato da quella
regina in Italia, acquistasse libri, a di lei conto, per 13000 fiorini,
che poi, in onta a tutte le pratiche, non gli furono rimborsati.
11. Bibi. Scriveriana.
Pietro Schryver, nato d’agiata famiglia in Harlem l’anno 1576,
compie il corso legale in Leida, e vi si accaso dopo qualche tempo
*) Casauhono lo chiamava il piccolo Scafiycro.
2 ) „Qui utuntur catalogo dornini beati Nicolai Heinsii, juxta huuc, qui ambo impressi
sunt in una forma . . Proemio alla biblioteca Oizeliana. Lugd. Bai., I69‘i.
3 ) V. Her romanum, im Aufträge des hohen militärischen Landesaussehusses in den
Jahren 1852 und 1853, unternommen und veröffentlicht. Wien, 1855, vol. II, 8°.
e delle societä seien lifieo-letterarie della Neerlandia.
395
per attendere, lontano dagli impieghi, agli studj della storia, della
filosofia , della poesia. Perciö dedicö interamente la lunga sua vita a
formarsi una biblioteca ehe, quantunque non potesse dirsi ricca per
numero di volumi, era da apprezzarsi per la bontä delle edizioni, e
per la sceltezza de’ codici manoscritti. Benche vi fosse rappresen-
tato in genere ogni ramo del sapere, vi soprabbondavano le opere
storieo-archeologiche, filologiclie, poetiche: non vi mancavano alcuni
rari incunabuli 1 ). Trentasette opere musicali s’ accompagnavano ad
alcuni libri di altre arti belle. Quasi duecento erano i codici mano
scritti, molti de’ quali membranacei, con testi di autori classici
(erano i migliori un Giovenale e un Sallustio), di cronache e docu-
menti storici de’ Paesi Bassi, e una raceolta di leggi barbare. II ca-
talogo a ) pubblicatone tre anni dopo la morte dello Scriverio, ne
descrive alcuni dettagliatamente 3 ). Cosi i libri a penna come gli
editi erano, quäl piü quäl meno, annotati di mano del dotto profes-
sore, le cui opere manoscritte comprendevansi in 27 volumi.
Alcune opere furono distratte alla sua mancanza, dacche leggesi
in una nota dell’annunziato catalogo: „Latent adhuc in hac biblio-
„theca varia egregia manuseripta, »liaque exotica et rara, praesenti
„auctione distribuenda, tum dar. viri P. Scriverii, quam aliorum vere
„illustrium, quse omnia praescripto tefripore rite ostendentur“. Alcuni
pochi libri arricchirono la biblioteca di Leida, parte per legato dello
Scriverio, parte per acquisto: se ne conserverebhero assai piü, se
Pasta non si fosse tenuta ad Amsterdam.
Siccome a giovare praticamente gli studj archeologico-artistici,
avea pure lo Scriverio fatta una raceolta di pitture, sculture, e di-
segni, cosi questi oggetti figurano nell’appendice 4 ) datane 1'anno
1 ) La piccola bihbia fiamminga di Delft, 1477. — Soine le Roy of der coorrinkx-
stimme. Hartem, 1484. — Officia Ciceronis. Moguutim, Job. Faust, 1465. Stampa
membranacea.
2 ) Bibliotheca Scriveriana exquisitissirnis omnium facuitatum, scientiarum et artium,
diversarumque liiiguanim libris excellentissim:«, quorum auctio habebitur Amstelo-
dami ec. Amstelodami, typis Stephani van Lier, 1663, c. 54, 4°.
3 ) Poni ad esempio : „Seriptores aliquot veteres ßniurn regundorum, ex longe anti-
quissimis membranis ante mille annos litteris capitalibus deseripti. Hic Über olira
fuit magni Herasmi, el, non solum propter antiquitatem, sed et propter figuras
pulcberrimas antiqiiorum agrimensorum et geometrarum inaestimabilis“.
4 ) Libri appendiciarii bibliothec® Scriverianm, ut et alias raritates eximi®, pietur®
videlicet, statu® marmoreae ec. qu® auctione publica distribuentur 8 augusti 1663.
Amstelodami, tvpis Stephani van Ider, 1663.
396
Valentinelli, Delle biblioteche
stesso del suiridicato eatalogo. Questi due cataloghi sono cosi rari
a rinvenirsi in commercio che ben fece il De Reiffenberg a darne un
compendio nel giornale da lui diretto, compendio ridotto a forma
piü intera 3 ) dal vice-bibliotecario delle reale dell' Aja.
13. Bibi, le Moyne.
Stefano le Moyne, professore di teologia nell’universitä di
Leida e pastore di qnella chiesa vallonria, avea raccolto nel corso
d’una vita operosissima piü che 4000 opere, la massima parte di
soggetto religioso. Perö, siccome occupavasi a preferenza degli studj
biblici e delle lingue orientali, la cni cognizione eragli neeessaria a
schiarire i passi scritturali, cosi ricca era la scorta di testi, versioni,
commenti dei due testameriti, corne pure di opere ebraiche, ara-
biche, aramaiche, persiane. Quant’ egli nell' acquisto di libri
attendesse al solo merito intrinseco, mostralo 1’ assoluta mancanza di
edizioni del secolo XV e di altre cupedie bibliografiehe, come pure
la giunta di postille autografe. Morto il possessore nel 1689, quella
biblioteca fu esposta alla pubblica asta nell' ottobre di quell’ anno,
essendosene perciö eretto un povero indice 3 ), cui mancano le piü
necessarie indicazioni bibliografiehe, e talvolta i norni stessi degli
autori. Molti di questi libri, gran parte speciabnente degli annotati
di mano del le Moyne furono acquistati da Giano Albino di Dordrecht,
e rivenduti colla sua biblioteca nell’ anno 1696.
13. Bibi. Bocrhave.
Arminio Boerhave, professore di botanica all" universitä di Leida,
fu riputato a ragione il prodigio del suo tempo, per le estese cono-
scenze teorico-pratiche della medieiua. Semplice nelle proprie abi-
tudini fino ad attirarsi la taccia d’ avaro, profuse somme ingenti nel
pubblicare, a proprie spese, splendide edizioni d’autori antichi e
1 ) Bulletin «lu bibliophile helge, tom. V, p. 417—418.
*) Bibliotheque de P. Scriverius. Lettre de M. ,1. .1. F. Noordr.ick , 13janvier, 1849. In
Bulletin ec. tom. VI, p. 118—122.
3 ) Catalogus instruclissim« bibliothecce I). Stephani le Moyne s. s. theologim in Acad.
Lugd. Bat., dum viveret , professoris , ecclesiteque ibidem gallo-batavse Pasturis
dignissimi, in qua invenietur omne genus exquisitissimorum librorum. Lugd. Batav.,
apud Joannem Lindanum, 1689, p. 177, 12°.
e delle societä scientilico-letterarie della Neerlandia.
397
moderni, e nel fornire la propria biblioteca di libri d' ogni classe di
studio, ma specialmente di storia naturale e di medicina. Morto
egli il 23 settembre 1738, 1’unica figlia, erede di una sostanza di
200000 fiorini, permise che quel tesoro letterario, ch’ avrebbe
dovuto esser vanto di famiglia, fosse esposto all’ asta pubblica. Per-
cio nel 1739 se ne eresse il catalogo J ) cbe comprende 4413 opere,
ripartite in duegrandi serie: 1. Manuscripta et ieones, inter quas prs-
stantissima eorum qu® ad anatomen et botanicam pertinent, collectio
datur. Fra le raccolte di disegni era quella di C. Plumier, delle piante
raccolte nelle Antille, venduta 500 fiorini. 2. Gli impressi erano di-
visi: Theologici — Juridici — Medici — Anatomici et chirurgici
— Chimici — Botanici — Materice medicce scriptoren — Histo-
riue naturalis scriptores — Mathematici, astronomi et phüosophi
— Auctores graeci et latini — Antiquarii, historici, miscellanei —
Libri italici, unglici, gallici, atleniännici, hollandici.
lll. Bibi. Boscli.
Girolamo de Bosch, letterato e bibliofilo distinto, s 1 occupö per
piü che sessanta anni a formarsi una collezione di libri, ricca spe
cialmente di edizioni principi. Ne’ suoi acquisti egli determinavasi
particolarmente alle serie de’ classici greci e latini, e questi volea in
esemplari splendid!, di forme atlantiche, carte forti, margini interi,
legature di lusso, corpo del libro intatto. Nominato nel 1800 cura-
tore dell’ universitä di Leida, ne zelo amorosamente gli interessi. Il
catalogo 3 ) della sua biblioteca fu da lui pubblicato in pochi esem
plari ad uso degli amici, due anni prima di morire, e un secondo 3 )
se n’ e edito dopo la sua morte, coi prezzi, su carta da scrivere, con
un proernio latino di suo nipole J. M. Kemper, professore. Benche
la biblioteca fosse apprezzabile per raccolte di santi padri e di clas
sici antichi, come ho detto, nullostante poco assai se ne ricavö dal-
1’ asta tenutasene l’anno 1812.
! ) Bihliotheca Boerhaviana, sive cafalogus lihrorum instruct-issim« bibliothecas viri
sumini I). Hermanni Boerhave, dum in vivis esset, A. L. M. philos. et med. docto-
ris ee. nullis aliorum libris intermixtis. Lugdum in Batavia, apud Samuel Lucht
maus, 1739, p. 88, 68, 14, 8°.
®) Brevis descriptio hibliothecfe Hieronymi de Bosch, qualenus in ea grseci et latini
scriptores asservantur. Ultrajecti, 1809, 8°.
3 ) Catalogus lihroruni Hieronymi «le Bosch. Amstelodami, 1812, 8°.
398
Valentine I I i, Delle biblioleche
15. Bibi. Wittenbach.
Professö onorevolmente la letteratura classica aritica, e dotta-
mente ne trattö in molte opere pubblicate dal 1769 al 1816, Daniele
Wittenbach, professore di storia e tilologia in Marburg e Gottinga,
nel collegio de’ remonstranti e nell' ateneo illustre d' Amsterdam,
e dal 1799 al 1820, anno di sua morte, suecessore di Rulinkenius
nell’ universita di Leida, e nella reggenza della biblioteea. Nell* in-
stancabile operositä di una vita tutta consecrata allo studio, si formt»
egli a poco a poco una scorta di libri, die potrebbe proporsi a mo-
dello di biblioteea filologica. Limitato era il numero di volumi, non
eccedendo forse i 6000, ma altamente co/rirnendavano quella rac-
colta la specialita di essa; le edizioni accompagnate da note e studj
critici; la copia di classici greci e latini, annoverandovisi fino a
70 edizioni di Cicerone; pareccbie centinaja di libri annotati di
mano del professore. Questo tesoro bibliografico fu distratto per
vendita nel 1822, sendosene eretto a tale scopo il catalogo <). La
Leidense acquistö di quell’ asta 63 codici inss.
16. Bibi. Sandifort.
A questi Ultimi tempi godea fama di solida dottrina nella anato-
mia e nella fisiologia il professore dell’ universita di Leida, Gerardo
Sandifort, il quäle nella sua lunga carriera avea raccolto non meno
di 14000 opere di anatomia e fisiologia antica, patologia, terapia e
miscellanea medica. Avvenuta appena la sua mancanza, quella vasta
eollezione fu messa all’incanto 2 ), insieme a 108 ritratti incisi,
40 gessi, 30 stromenti e raritä, non che 432 preparati ariatomici.
! ) ßibliotlieca Wittenbachiana, sive catalogus librorum exitnia integritate atque nitore
insignium, quibus usus est vir celeberrimus Daniel Wittenbachius, litlerarum huma-
niorum in Academia Lugd.-Bat. professor, cum indice codicum et aliarum charta-
rum, partim ab aliis, potissimum vero ab ipso viro celeberrimo D. W. scriptorum,
quorum omnium publica fiet auctio die 11 martii et seqq. 1822. S. d. p. 144»
7, 80.
2 ) Catalogus librorum cum medicorum, anatomia), chirurgia), artis obstetricm, mate-
riei medicaß et cbemia), tum historiee naturalis, geographia), itinerum, litlerari»
historiee ; item effigierum nec non proeparatiouem tum sanam, tum morbosam per-
tinentiuin, et partem musaii efficientium, quibus usus est vir clariss. Gerardus San
difort, dum in vivis esset, medicinte doctor in Acad. Lugd. ßatav., quorum publica
tiet auctio in sedibus defuncti, 20 oct. 1849. Lugd. Bat. per E. J. Brill. S. d. p. 326,
8°, coi prezzi.
e delle soeietä scientifico-letterarie della Neerlandia.
399
Fra Ie biblioteclie da me intralasciate ricorderö quella del
sig. Bodel Nyenhuys, ricca di manoscritti; quella del seminario
cattolico di Warmond, a poca distanza da Leida; una terza del
prof. Guglielmo Leonardo Malme *) di 1900 opere, quasi tutte
filologiche ; una quarta del prof. Jacopo Macquelin 2 ) , che pos-
sedea piü che 4000 opere di medicina e scienze affini; non che
quelle della soeietä di matematiche 3 ), di scienze economiche 4 ), e
di altre.
*) Catalogus partis secundae et appendicis librorum quibus , dum ei per aetatem et
valetudinem libuit et lieuit, usus est Guillelmus Leonardus Mahne, in Acad. Lugd.
Bat. professor emeritus, quornm publica distractio fiet d. 12. seq. novembris Lug-
duni Batavorum. S. d. p. IV, 71, 8°.
2 ) Catalogus librorum tum medicorum, anatomiae, physiologiae, artis obstetr., materie
medicae, tum historiae naturalis, phis. et chemiae, sive partis medicae bibliothecae,
quibus usus est vir clarissimus Michael Jacobus Macquelin, in Acad. Lugd. Bat. pro
fessor emeritus, quorum publica venditio fiet die 4 martii 1851 et seqq. Lugd. Bat.
per E. J. Brillum. S. d. p. 140, 8°.
s ) Broek G. G. (van de). Verslag der Feestrede en Reder, van het SOjarbestaan des
Genootschap : Mathesis scientiarum genitrix. Lugd uni, 1835, 8°.
4 ) Feestrede bij de Viering van het 50jar. bestaan der Leydsehe Afdeeling van de
Nederlandscbe Huishoudelijke Maalschappij. Haarlem, 1829, 8°.
SiUb. d. phil.-hist. CI. XXXVIIl. Bd. III. Hfl.
400
V n I e n t i n i» I I i. Dolle biblioteche
II. Olanda settentrionale.
Amsterdam — ^mstelodamum , Amsterodamum, Amstela-
damum lat.
Amsterdam e seiiza contrasto la cittä piü fiorente della Neer-
landia, per la popolazione, 1'agiatezza, l 1 industria, la navigazione,
il eoinmercio. Perö titolo non minore di lustro le si compete pel culto
ivi in ogni tempo prestato agli ottimi studj. Non e fra gli eruditi chi *
non conosca le stupende edizioni pubblicate ne’ secoli andati da’ suoi
torcbj, la benefiea influenza esercitata dal suo ateneo sulla prosperitä
delle lettere e delle scienze, la frequenza delle societä colte e delle
persone distinte ehe ne accrebbero la fama. Quindi in Amsterdam
piü che altrove si riscontrano biblioteche. Antonio Sandero non ne
descrive che la eiviea '): Giovanni Lomeier si accontenta d’un’es-
pressione generale 2 ); ina Uflenbach oltre la eiviea, descrive con
maggiori o minori dettagli, le biblioteche di Giovanni Gnglielmo van
Meel, Giovanni Clerico, Pietro Vlaming, della signorina Van der
Stemm, di Goswin Hilenbroeck, Francesco le Gillon, Jacopo de
Wilde, Giovanni Teodoro Scbulbruck 3 ). Maggiore, senza aleun pa-
ragone, e il numero delle presenti, locclie fa stupore a chi scorrendo
la reeente splendida edizione delle Memoirs of Libraries di Odoardo
Edwards, non ne ritrova indiente die le due, eiviea e dell’accademia.
Ora, a dar ragione del lavoro, trattero prima delle biblioteche
dell'academia delle scienze, dell’ ateneo e municipale, poi delle
chiese, quindi delle societä; da ultimo delle private, o attuali o che
piü non esistono. Ma qui m’ e pur duopo confessare che alcune
biblioteche sfuggirono alle mie investigazioni, non perclie il grado
di loro importanza fosse minore, quanto che per uno od altro motivo
*) Bibliotheca Belgien manuseripta, I, 43—45.
a ) „Amstelodamuin pro tanlae urbis dignitale, Bildiollieca> Ihosauro nou caret“. De
Bibliolhecis, p. 249.
3 ) Merkwürdige Reisen; III. p.556—560, 56(>—576, 579—581, 596—597, 600—608,
619—621, 630—639, 662—668.
mi tornarono di difficile accesso. Fra le ecclesiastiche ommisi le
cattoliche delle chiese Boom, Krytberg o de’ Gesuiti, Stadhuis v.
Hoorn del Seminario israelitico; fra le sociali, quella del ben essere
popolare, editrice d’un giornale ‘)> e delle arti costruttorie 2 ), del
salvamento degii annegati 8 ), delle quali mancano cataloglii a stampa.
E di per se evidente che molte piü doveano essere le private ch’ io
dimenticai, segnatamente le antiche.
1. Accadcmia reale delle scienze.
Luigi Napoleone, re d’ Olanda fondö in Amsterdam nel mese di
maggio 1808 V lstituto de' Paesi Bassi, uno de’piü attivi e cele-
brati d'Europa. Diviso in quattro classi, cioe in a) scienze filoso-
fico-naturali; b) letteratura e storia neerlandese; c) letteratura
latina, greca, orientale, storia straniera, antichitä; dj belle arti,
pubblicö gran numero d’ opere, delle quali offro l’indice in nota 4 ),
a comodo di chi desideri compierne la eollezione.
4 ) Volksvlijt. Tijdschrift vor Nijverheid, Landbouw, Handel en Scheepvaart, uitgegeven
door de Vereeniging voor Volksvlijt te Amsterdam. Amsterdam, 1754—1857, 8°.
2 ) Bouwkundige Bijdragen uitgegeven door de maatschappij tot bevordering der bouw-
kunst. Amsterdam, 1742—1857, vol. IX, 4°.
8 ) Kool .1. A. Tabellarisch overzigt over alle gevallen van schijndoode drenkelin-
gen ec. bekroond door de maatschappij tot kedding von drenkelingen. Amster
dam, 1834—1844, vol. II, 4°. — Opmerkingen omtrent den toestand en de
behandeling van drenkelingen. Amsterdam, 1834, 8°.
4 ) Prima classe.
1. Verhandelingen der eerste klasse van het koninklijk Nederlandsche Instituut
van wetenschappen, letterkunde en schoone kunsten. Amsterdam, 1812—1825,
vol. VII, 4°.
2. Nieuwe verhandelingen der eerste klasse ec. Amsterdam, 1827 —1848,
vol. XIII, 40.
3. Verhandelingen der eerste klasse van het ec. Derde reeks. Amsterdam,
1848—1852, vol. V, 4°. La primaparte comprende 1’indice delle Memorie e Nuove
memorie, la quinta 1’indice di questa terza serie.
4. Tijdschrift voor de wis- en naturkundige wetenschappen, uitgegeven door der
eerste klasse ec. Amsterdam, 1848—1852, vol. V, 8°.
5. Verslagen van de werkzaamheden der eerste klasse ec. van 1809 tot 1816,
uitgebragt in de algemeene vergaderingen des Instituuts, 4°.
6. Verslagen van de openbare vergaderingen (I—XII) der eerste ec. van 1817 tot
1839, 4°.
7. (Hall, van) J. Hedevoering gehouden ter feestviering van het vijfentwintigja-
rig bestaan van het kon. Ned. Instituut, in de vereenigde openbare zitting der vier
klassen, op den 27 Aug. 1833 (con cantata di C. Loots). Amsterdam, 1833, 4°.
27 °
Opere pubblicate a parte della stessa classe.
8. Ae Ute H. Verhandeling over eene nieuwe wijze om afstanden te nieten.
Amsterdam, 1812, 8°.
9. Kray en ho ff C. T. R. Precis historique des operations geodetiques et astro-
nomiques, faites en Hollande, pour servil* de base a la topographie de cet etat. La
Haye, 1815, 4°.
10. — — Precis ec. Seconde edition. La Haye, 1827, 4°.
11. Florijn J. Verhandeling over het sommeren en interpoleren van arith
metische Serien. Amsterdam, 1816, 4°.
12. Verslag opens de buitenlandsche en sedert 1789 uitgevondene hinnenlandsche
tras of cement. ’s Haye, 1809.
1.3. Verslag over het Amsterdamseh geoctroijerd Kunsteement, ingeleverd in
Juli 1816. Amsterdam, 1816, 4°.
14. Baiigma 0. S. Verhandeling over der klootsche driehoeken, waarin onder-
zocht en aangetond wordt, in hoeverre men, door drie bekende terinen eens
klootschen driehoeks, over het stomp of scherp zijn der onbekende termen oorde-
elen kan. Amsterdam, 1817, 8°.
15. Roy C. H. Verhandeling over de werking* van den azijn in de typhus. Am
sterdam, 1817, 8°.
16. Blanken Jnsz. J. Beschouwing over der uitstrooming der Opper-Rijn-en
Maaswateren, door de Nederlandsehe rivieren tot in zee, henevens de overwegin-
gen dezer beschonwingen, door Goudriaan, van Uterhove, Moll en Donker Curtius.
Amsterdam, 1819, 4°.
17. T h o in a s s e n a Thenssint E. J. Verslag over het al of niet hesmet-
telijke der gele koorts, vooral in betrekking tot het verk van den Fransehen
geneeskundigen Devezc, over hetzelfde onderwerp. Amsterdam, 1822, 8°.
16. — — Nader onderzoek omtrent de hesmettelijkheid of niet besmettelijkheid
der gele koorts. Amsterdam, 1824, 8°.
19. Stipriaan Luiscius (van) A. De slelling van den Franschen geneesheer
Deveze, dat de gele Koorts niet besmettelijk is getoetst aan rede en ondervindig.
Amsterdam, 1825, 8°.
20. I) i j k (van) C. M. en A. van Beek. Onderzoekingen aangande het zwart
in de melisbrooden. Amsterdam, 1829, 8°.
21. Moll G. Over het verwarmen van stookkassen met heet water. Amsterdam,
1829, 8°.
22. Beek (van) A. ßeschrijving van een toestel ter verwarrning van een nit-
gestreckt gebouw. Amsterdam, 1833, 4°.
23. Schröder .1. F. L. Over de meetkundige bepalingen. Amsterdam, 1835, 8°.
24. Ontij d C. G. Verhandeling over het verschil tusschen de algemeene grond-
krachten der naluur en de levenskracht. Amsterdam, 1840, 8°.
25. Rapport over de voor- en nadeelen, welke er zoude knnnen gelegen zijn in
het invoeren van een gelijkvorrnig stelsel van maten en gewigten. Amsterdam,
1814, 8<>.
26. Serrurier J. F. Verhandeling over den landbouw. Amsterdam, 1816, 8°.
27. K o p s J. Verhandeling bevattende een overzigt van den Staat der voornamste
gewassen in Nederland geteeld , en van de gesteldheid van het weder in de
i
e delle societa scientifico-letterarie della Neeiiandia.
403
furono pubblicati duecento volurai. In onta alle piü fort! rimo-
stranze J )> 1’ istituto aggredito dalla potente arma del ridicolo per
iaren 1806—1812, niet aan wizzing van de gevolgen die hiermit zijn al' te leiden.
Amsterdam, 1816, 8°.
28. Roy (a) C. H. en J. C. R. Beruh ar d. Waarnemingen, geduan met het sul-
phas de quinine. Amsterdam, 1822, 8°.
29. M o 11 0. Electro-magnetische proewen. Amsterdam, 1830, 8°.
30. Vrolik G. Waarnemingen en proeven over de onlangs geheerscht hebbende
ziekte der aardappelen. Amsterdam, 1845, 8°.
31. — — Nadere waarnemingen en proeven over de onlangs geheerscht heb
bende ziekte der aardappelen. Amsterdam, 1846, 8°.
32. Verslag omtrent de uitkomsten welke zaaijing van het door het departement
van binnenland-zaken, in den aanvang van 1816, aan de 1. klasse gezonden aard-
appelzaad heeft opgeleverd, door G. Vrolik, A. Numan, H. C. van Hall en
A. ßrants, 8°.
33. Verslagen over de Lepra te Suriname, ingediend aan het departement van
kolonien , den 16 december 1847, en den 5 maart 1851, door de 1. klasse van
het koninkl. Nederland. Instituut. Amsterdam, 1851, 8°.
34. Deuts ebbe in L. L. A. Verslag van een in de maanden ianuarij en fe-
bruarij 1851 gedaan geneeskundig onderzoek, nanr den Staat van ziekte der op het
etablissement voor lepreuzen Batavia, in dien tijd aanwezige besmettelingen, 8°.
35. Verslagen der 1. klasse van het kon. Nederl. Instituut en der kon. akademie
van wetenschappen over het patent, verleend an Dr. Schoffern, van een door mid-
del van Loodsuiker. Amsterdam, 1852, 8°.
36. Karsten Simon. Verhandeling over de palingenesie en metempsychosis.
Amsterdam, 1846, 8°.
Seconda classe.
37. Verhandelingen der tweede klasse van het kon. Nederl. Instituut. ’s Graven-
hage en Amsterdam, 1818—1843, vol. VIII, 4°.
38. Nieuwe reeks van verhandelingen der tweede klasse van het kon. Nederl. In—
slitnut. Amsterdam, 1850—1851, vol. II, 8°.
39. Verslagen van de openbare vergaderingen (I—XIII) der tweede klasse van
het kon. Nederl. Instituut van 1816—1840. 4°.
40. Verslagen bij de tweede klasse van het kon. Nederl. Instituut, wegens de brug
ot‘ het houten voetpad ontdekt op de grenzen van Drenthe en Westwoldingerland.
Amsterdam, 1819, 4°.
Opere a parte della stessa classe.
41. Uitlegkundig woorden boek op de werken van P. K. Hoopt, uitgegeven
door de tweede klasse van het kon. nederl. Instituut. Amsterdam, 1825—1838,
vol. IV, 4°.
42. To 11 en s II. Ca r o I u sz o o n. Dichtstukken : Nanning Koppcrzoon te Hoorn en
de Jongeling van Westzancn, voorgelezen in de openbare vergadering den twede
klasse, den 13 november 1828. Amsterdam, 1828, 4°.
*) Open brief aan den Heer Mr. J. R. Thorbeeke, Minister von binnenlandsehe zaken.
van G. J. Mulder. Rotterdam, 1851.
404
Valentinelli, Delle biblioteche
mano di chi avria dovuto sopravveghiarne all’esistenza, fu soppresso,
e poco dopo, con ordinanza reale 26 ottobre 1861, ed a merito del
ministro Van Renner, fondata un’accademia di scienze esatte.
43. D uy se (van) P. Verhandeling over den Nederlandschen versbouw, bekroond
in den jare 1851, door de tweede klasse van het kon. Nederl. Instituut, en uitge
geven door en voor rekening van het gonvernement der Nederl. ’s Gravenhage,
1854, vol. II, 8°.
44. Beschrijving van de Nederlandsche Historie-Penningen , ter vervolge op het
werk van Mr. Gerard van Loon. Amsterdam, 1817—1848. Fase. V, fogl.
45. Maerlant (van) Jacob. Spiegel historiaei of rymkronik. Vierde deel,
uitgegeven door de twede klasse van het kon. Ned. Institnut. Bezorgd en inet
aanteekeningen vorzien door D. J. en J. van Lennep. Amsterdam, 1849, 8°.
46. Halbertsma T. H. Anteekeningen op het vierde deel van den Spiegel
historiaei van Jacob van Maerlant, uitgegeven door de twede klasse van het kon.
Ned. Instituut, Deventer, 1851, 8°.
Terza classe.
47. Verhandelingen der derde klasse van het kon. Nederl. Instituut. Amsterdam,
1817— 1848, vol. VI, 4°. I priini cinque volumi portano il titolo : Gcdenkschriftcn
in de hcdendaagsche taten van de derde klasse.
48. Coinmentationes latinae tertiae classis Instituti regii ßelgici. Amstelodamr,
1818— 1850, vol. VII, 4°. Precede la storia della classe.
49. Prijsverhaudelingen bekroond en uitgegeven door de derde klasse. Amslerd.,
1822—1845, vol. III,-4°.
Opere pubblicate a parte.
50. Lennep (van) D. J. Memoria Hieronymi de Bosch et II. Boscha. Carmen de
inventae typographiae laude, Kostero Ilarlemensi potenter tandem asserta. Amste-
lodami, 1817, 4°.
51. Kemper .1. M. Memoria Henrici Conslantini Crassii, Instituti regii Belgici
quondam socii, rite celebrata inconventu publico tertiae classis. Amstelod., 1825, 4°.
52. Frets F. en A. C. Holt i u s. Prijsverhandelingen over de vraag: weelke zijn
de regten, het aanzien en de waardigheid der rcgtsgelecrdcn in het Romeinsche
rijk geweest, bekroond en uitgegeven door de derde klasse van het kon. Nederl.
Instituut. Amsterdam, 1822, 4°.
53. Hugonis Grotii ad S. Oxenstiernam et J. A. Salvium et Oxenstiernae ad
Cerisantem epistolae inedilae. Ex eod. ms. bibliothecae hanuoveranae regia? nunc
primum edendas curavit Instituti regii Belgici classis tertia. Harlemi, 1829, 8°.
54. W a 1 (de) G. Prijsverhandelung over het bestaan den aard en de behandeling
van het natuurregt, bekroond en uitgegeven door de deerde klasse van het Ne
derl. kon. Instituut. Amsterd., 1833, 4°.
55. Holtius A. C. Het Wisselregt in de XIV eeuw, volgens de Consilia van
Baldas. Eene bijdrage tot de geschiedenis der regtgeleerde dogmatik. Amsterdam,
1840, 4°.
56. Limburg Brouwer (van) P. Overzigt van de geschiedenis der allegorische
uitlegging van de grieksche mythologie. 1842—1843, 4°.
57. Xiphius. Carmen, euius auctori Didaco Vitrioli, ex urbe Hhegio Neapolitano,
certaminis poetici praemium, ex legato Jacobi Henrici Hoeufl't, adiudicatum est.
Amstelodami, 1845, 8°.
e delle societa seientilico-lelterarie della Neerlandia.
405
Ma coli’ anno 1855 comincia una nuova era per 1’ accademia.
Nuovamente organizzata ■) non si limita soltanto alle scienze mate-
58. Do /, y R. I*. A. Dictionnaire detaille des noms des vetemens che', les Arabes.
Ouvrage couronne et publie par la troisieme classe de V Institut royal des Pays-
Bas. Amsterdam, 1845, 4°.
5t). Karsten Simonis. De tetralogia tragica et didascaiia Sophoclea. Am-
slelodami, 1840, 8°.
(50. Goudoever (van) Antonii. De loco Sallustii in hello Catiliniario,
cap. XVIII, disputatio. Amstelod., 1847, 4°.
61. Mol ti us A. C. Cominentatio de consilio sapientis et de trausmissione acto-
ruin. Amstelodami, 1850, 8°.
62. Lennep (van) D. .1. Veris qusedam epitheta apnd veleres illustrata. 1851, 4°-
63. Capelle (van) A. G. Commentatio de regibus et antiquitatihus Pergamenis.
S. a. 4°.
64. Co bet C. G. Commentatio de sinceritate gr®ci serinonis in Graecorum
scriptis post Aristotelem graviter depravata. Amstelodami, 1850, 4°.
65. — — Cominentaliones philologic® tres, in Instituti regii ßelgiei classe
tcrtia lecta; 1850 et 1851. I. De emendanda ratione grammatic® gr®c®, discer-
nendo orationem artificialem ab oratione populari; II. De sinceritate grieci ser
inonis ec. (corne sopra) ; III. De auctoritate et usu grammatiooi um veterum iu
explicandis auctoribus graecis. Amstelodami, 1853, 8°.
Iluarta classe.
66. Kiese weiter R. E. en F. J. Fetis. Verhandelingen over de vraag : Welke
Verdiensten hebben zieh de Nederlanders, vooral in de 14?, 18 en 16 eeuw in het
rak der toonkunst verworfen, en in hue verre kunnen de Ncderl. kunstenaars van.
dien tijd, die zieh naar Italic begeven hebben, invloed gehad hebben op de muzijk-
scholcn, die zieh koort daarna in Italie hebben gevormd ? bekroond en uitgegeven
door de 4 klasse van het kon. Nederl. Instituut. Amsterdam, 1829, 4°.
67. Leemans C. Mededeeling omtrent de schilderkunst der Ouden. Amster
dam, 1850, 8°.
68. Palm (van der) J. II. Redevoering over het versmadem of veronachtzamen
van de regeln der kunst. S. a. 4°.
69. Verslagen van de openbare vergaderingen (I—XIII) der vierde klasse van
het kon. Nederl. Instituut, van 1817—1841. 4°.
I'ubblicazioni riferentesi all’ intero Istiluto.
70. Processen-verbaal der algemeene vergaderingen (1—XXXIX) van het kon
Nederl. Instituut van 1808—1846. Vol. IV in 4°. Questi processi verbali editi ad
uso esclusivo de’ inembri non sono in commercio. Dali 1 anno 1S47 al 1851 fanno
parte dell’ annuario , n. 72.
71. Het Instituut of verslagen en mededeelingen, uitgegeven door de vier klas-
sen van het kon. Ned. Instituut overdejaren 1841 —1846. Amsterdam, 1842—1847,
vol. VI, 8°.
72. Jaarboek van het kon. Ned. Instituut over de 1847—1851. Amsterdam,
1847—1852, vol. V, 8°.
73. Processen-verbaal en losse stukken betreffende het kon. Ned. Instituut van
wetensehappen, letterkunde en sehoone kunsten. 1848—1851. 8°.
A ) Koninklijk besluit tot vorming der Akademie van wetensehappen, van 23. februa-
rij 1855. Amsterdam, 1855, 4°.
406
Va l en tin e I Ii, Delle biblioteehe
matiche, fisiche, naturali, ma si stende alle storiche, linguistiche,
letterarie, filosofiche. Componsi perciö di due sezioni, delle scienze
matematico-fisiche e delle linguistico-letterario-storico-filosofiche,
aventi uno statuto speciale >). La qualita delle loro attribuzioni e
determinata dal secondo articolo del regolamento organico 3 ) per
cui 1. presta consigli al governo in fatto di scienza; forma centro
di cooperazione degli scienziati nella Neerlandia e nelle colonie;
3. costituisce un punto di riunione fra dotti Neerlandesi e stranieri;
4. contribuisce alle osservazioni ed imprese scientifiche che, a
raggiungere lo scopo, domandano il concorso dei dotti e la protezione
materiale del governo.
Lo stato da all' accademia un sussiduo annuo di 14000 fiorini.
La nomina del presidente, dei segretarj, dei membri e soggetta al-
1’ approvazione reale. I soli due segretarj hanno un soldo fisso : ai
membri non residenti si indennizzano le spese di viaggio e soggiorno.
Ciascuna sezione e composta di cinquanta membri nazionali, venti
esteri, dieci delle colonie. L'accademia apre concorsi e distribuisce
premj; pubblica atti, inemorie e processi-verbali delle sedute cosi
parziali come plenarie 3 ). Sono incontestabili gli eminenti servigi
*) Reglement van orde der beide afdeelingen. Amsterdam, 1855, 4°.
2 ) Organick regiement der akademie. Amsterdam, 1855, 4°.
3 ) Sezione prima.
74. Verhandelingen der kon. akademie van wetenschappen (Afdeeling Naturkunde).
Amsterdam, 18154—1859, vol. VII, 4°.
75. Verslagen en mededeelingen der kon. akad. van wetenschappen (Afdeel. Na-
tuurk.). Amsterdam, 1857—1860, vol. X, 8°.
76. Processen-verbaal der buitengewone vergaderingen van ‘25 September 1852
tot 25 april 1856. Amsterdam, 1852—1860, 8°.
Sezione seconda.
77. Verhandelingen der kon. akademie van wetenschappen (Afdeeling Letter
kunde). Amsterdam, 1858, 4°.
78. Verslagen en mededeelingen der konink. akademie van wetenschappen (Af
deeling Letterkunde). Amsterdam, 1856—1860, vol. V, 8°.
79. Processen-verbaal der buitengewone vergaderingen van 17 maart 1855 tot
1860. Amsterdam, 1855—1860, 8°.
Atti comuni alle due classi.
80. Jaarboek van der kon. akad. van wetenschappen, gevestigd te Amsterdam
voor 1855—1860. Amsterdam, 1855—1859, vol. VI, 8°.
81. Process-verbaal der vereenigde vergadering der beide afdeelingen, van den
28 april 1855 tot der 26 april 1856. Amsterdam, 1855—1856, 8°.
82. Lycidas. Ecloga et musm invocatio. Cannina quorum auctori Joanni van
Leeuwen e vico Zegwaart certaminis poetici prsemium secunduin, e legato Jacobi
e delle societa seientifico—letterarie della Neerlandia.
407
prestati da questo organo governativo alla nazione. Infatti la sezione
letteraria dell' accademia provocö di recente rnisure officiali per
1’ elaborazione di una nuova Ilecueil des Cliartes hollando-ze'lan-
daises, formando per ciö nel suo seno una commissione speciale.
Essa concepi pure il piano di mettere piü d’unitä nell'ortografia cosi
varia dei norai topograiico-neerlandesi. Ne meno zelü i vantaggi della
nazione la sezione scientifica che diede un particolareggiato rapporto
alla soluzione d’ uno de’ piü grandi problemi per 1’ Olanda, cioe dei
guasti dei verme che rode i pali nei lavori idraulici.
La collezione dei libri che povera da principio prese, special
mente dopo la riforma dell’accademia nel 18S2, le proporzioni di
ragguardevole biblioteca, data dall’ apertura dell’ istituto. Collocata
nell’ edifizio accademico (Trippenhaus), fu distribuita in una sala
principale, in quella delle sedute accademiche ed in alcune stanze
vicine. Nella camera d’ingresso, altrettanti armadj comprendono la
bibliografia, la biografia, le lingue orientali, la teologia, l’istruzione,
la statistica. Ivi pure conservasi in apposito armadio il legato Klin-
kert, o la raccolta delle opere a stampa e manoscritte dei poeta olan-
dese Bilderdyk in una ai libri che gli si riferiscono, a cui cornpimento
v’hanno i suoi ritratti e I’ectipo in gesso della mano destra. Ricca
e la collezione degli storici dei paese che, portata a tremila volumi,
fu deposta in una stanza a parte. La sala maggiore intercisa nella
sua lunghezza da armadj, a guisa delle biblioteche tedesche, con-
tiene il dovizioso corredo di piü ehe 400 pubblicazioni di societa
scientifiche europee ed americane. Sono custoditi nella sala delle
radunanze duemila volumi di letteratura olandese, la geografia, i
viaggi, le opere di maggior formato, accompagnate da tavole. Perö
1' ornainento maggiore e la Serie di oltre a 200 codici manoscritti
dei secoli XV e XVI, la piü parte di storia patria, fra quali e debito
di ricordare, a titolo d’ onore, la Storia dei Paesi Bassi, in 11 vo
lumi in fogl. autografo dei Burmano e alcuni altri *). A questi deve
Henrici Hoeuffi ad in dien tum est in consessu publico academiae regite scientiarum,
die 13 maji, anni 1836. Amstelodami, 1S36, 8°.
4 ) Beschrijving van een handschrift afkomstig van bet klooster Bethlehem bij Doctin-
kem van Is. NijhoiF, uitgegeven door de koninklijke akadeinie van wetensebappen.
Amsterdam, van der l'ost, p. 2, 12, 4°.
Meyer G. J. Verslag van een oud handschrift, in be/.it van het kon. Ned. ln-
stituut, bevattende: Dit syn de VII bloemen, dit syn de VII gbetiden ons Heren
Jesus Christus ec. Amsterdam, 1828, 4 Ü .
408
Valentinelli, Delle biblioteche
aggiungersi la non meno preziosa raccolta di 228 manoscritti semi-
tici, persiani, turchi, la maggior parte dei quali giä apparteaeva
all' istituto reale neerlandese, e una miriore fu legata nel 1837
all’ istituto dal professore Giovanni Willmet. Questi perö, dietro ri-
cerca del dottore Juynbooll, professore di Leida, furono tutti, in
base a decreto reale 13 nov. 1855 trasferiti a quell’ universitä, con
isperanza di non lontana ricupera. Finalmente in una stanza del piano
superiore riscontrasi una buona collezione di classiei greci e latini,
di opere di giurisprudenza, di medicina, di matematica, che danno
il numero eumulativo di 4000 volumi.
Un primo catalogo sistematico, pubblicato interrottamente i) a
foglietti, con numerazione speciale, divide l'intera sostanza in
ventinove ripartizioni, perö quel catalogo e anzi un povero indice
meno che librario, perche mancante di quegli appunti che fan co-
noscere al pratico il valore aprossimativo del libro: e pure trattata
miseramente la partita de' manoscritti. Bencbe accresciuto d’ assai
il successivo catalogo 2 ), iri cui fu introdotta la stessa divisione
sistematica del precedente, non vantaggia di molto quel primo, sol
che si osservi essersi compresi sotto la stessa rubrica le opere del
filosofo F. Hemsterhuis, Ja versione francese degli Amanti d’ Abido,
di Byron, o 1’opera conosciutissima Les liaisons dangereuses; la
seconda parte dovea contenere la descrizione dei mss. olandesi e la
collezione importante del prof. Willmet. Era riserbato alla diligente
operosita del dott. N. Vrolik, cui come a segretario generale del-
1’accademia, fu demandata 1’amministrazione della biblioteea, di
nuovamente ordinarla perche accresciuta d’assai, e di ricominciare
il lavoro del catalogo, onde le opere, senza differenze di formato,
fossero presentate in un' unica serie sistematica. Applicatovisi fin
dal settembre 1852, quando 1" accademia era apperia sorta a vita
novella, pubblicavane nel 1855 il catalogo delle opere periodiche,
delle enciclopedie, delle bibliografie 3 ). Ma le ginnte ricchissime
fatte alla biblioteea per gli acquisti e pci donativi nel 1855, ginnte
A ) Catalogus bibliothecas Instituti reg'ii Belgici, 1821. Excuderunt Pieper et Ipenbaur,
typographi amstelodamenses, 1821, 8°.
2 ) Catalogus bibliotheete Institut! regii Neerlandiei. Pars prior. Amslelodami, 1841,
p. 352, 80.
3 ) Catalogus der boekerij van de koninklijke akadeinie van wetenscbappeil, te Am
sterdam. Amsterdam, 1855, Afd. I, 8°.
e delle sociela scientifieo-letterarie della Neerlandia.
409
occasionate dalla pubhlicazione di quel lavoro, come pure le poste
riori fino al 1857, dichiararono necessaria la reimpressione del
fascicolo, cui diede niauo il Vrolik in quello stesso anno. Negli anni
suecessivi coadiuvato assiduamente nell’opera dal dott. M. Roest, al
quäle perciö fu da poco conferito il titolo e 1’ assegno di vice-biblio-
tecario, portö egli a compimento il primo volume i), che comprende
cinque classi. Alla prima (p. 1 — 91) si riferiscono gli annali univer-
sitarj e le pubblicazioni delle principali sociefä scientific.be; alla
seconda (p. 92—135) i giornali; alla terza (p. 106—107) le enci-
clopedie; alla quarta (p. 108—130) la bibliografia e la scienza
delle biblioteche; alla quinta (p. 131—636) la storia della Neerlan
dia. La straordinaria riccbezza delle prima parte, che presenta una
collezione unica nel suo genere, dacche comprende 404 pubblica
zioni di societä accaderniclie degli stati europei ed americani, giusti-
fica abbastanza la frequenza delle annofazioni relative alla storia di
quelle ed ai dettagli delle serie, annotazioni che parrebbero sover-
cbie in un semplice catalogo sistematico. Questa collezione, benclie
per attestazione del Vrolik, sia lontana dal suo compimento, e dovuta
alle prospera condizione del commereio neerlandese. Il catalogo
della storia neerlandese e delle scienze ausiliarie fu quasi intieramente
redatto dal dott. Roest che, trattate le opere introduttorie e quelle
che risguardano la Neerlandia in generale (p. 131 —144), registra
per ordine eronologico di materia le altre, chiudendo il volume
coli’ anno 1713 (p. 144—636). Quanto agli scritti satirici di che
abbonda la storia neerlandese, s’e fatto conveniente uso della Biblio-
theck van pamfletten del Tiele, compendiandone perö, ove aparea
opportuno, i titoli. I volumi seguenti offriranno le varie ripartizion
della letteratura e delle scienze.
La biblioteca e proprieta esclusiva dell’ accademia, ed e perciö
destinata all’uso de’suoi membri, che possono avervi ingresso in
ogni tempo e domandarne ad ispezione od a prestito le opere. Nullo-
stante da questo privilegio non sono escluse le persone che per
nessun titolo appartengono all’ accademia. Esse v’ hanno accesso
ciascuno de’ primi cinque giorni della settimana, dalle ore 12 meri-
diane alle 4 pomeridiane, e, sotto conveniente malleveria, e col
) Catalogus van de Goekcrij der koninklijke akademie van wetenschappen, g’evesligd
le Amsterdam. ISerste deel. Amsterdam, Krederik Müller, 1857—18G0, p. G3G, 8°.
410
Valenti n elli, Delle biblioteche
permesso del segretario generale, ottengono i libri desiderati, pur-
che si sottomettano alle prescrizioni fissate.
2. Bibi, pubblica, o dell’ atcnco.
L'origine della pubblica biblioteca passö cosi inosservata per
la nessuna importanza primitiva, che difficilmente saprebbe assegnar-
sene I’ epoca. Al principio del secolo XVI Jano Eggerto o Eggarto,
figlio di Hartgarso, ricco mercadante di Amsterdam, eresse in unione
alla moglie un seminario presso la vecchia chiesa di s. Nicolö, do-
tandolo d’ una piccola scorta di libri, die puö considerarsi come il
germe della biblioteca dell’ ateneo.
Fu nel 1S76 che facta rerum, come leggesi in cronaca con-
temporanea, civilium et sacrarum commutatione, quel tempio e
quel seminario con cio che conteneano, furono devoluti alla cittä.
Da allora comincio a prender forma la biblioteca, che fu arricchita
sulla fine del secolo XVI dallo scabino Jano Verhec di ottanta' diffe-
renti opere, e sul principio del successivo (s’ ignora se per dono od
acquisto) della libreria teologico-cattoliea di Giosse Buildo *) che,
esiliato per motivi politici, ritornö poscia e fu parroco cattolico di
Cleves. Son questi quei libri che inscritti J. B. od anclie Joost
Buyck, il bibliotecario Pietro Schaak trovo, dopo la metä del se
colo decimosettimo, rammassati in panieri, e collocö il primo negli
scaffali. Sulla fine del Cinquecento la biblioteca fu trasferita dalla
vecchia chiesa di s. Nicolo, ove non era di verun uso, alla nuova, e
resa di pubblica conoscenza con un catalogo a ), cui se togliete il
soverchio 3 ), non restano che due poveri indici, sistematico ed alfa-
betico 4 ) di libri di poco conto. Poco piü d’ iriteresse pfesenta la
*) Index sive catalogus omnium librorum meorum et pretium eo rum dem, conservato
nella biblioteca: alcuni stampati portano la data 1602, pochi sono i manoscritti di
lui. V. Catalogus van de bibliotheek der stad Amsterdam. Amsterdam, 1856—1858,
p. 961—964.
2 ) Catalogus bibliothecaj Amstelredamensis. Lugduni Batavorum , 1612, p. 12, non
num. 44, 31, 4°.
3 ) Bibliothecoe prosopopeia dcsumpta ex Johannis Keleri, bibliotli. Santgallensi ad v.
cl. Joachimum Vadianum cos. s. Galli. E un panegirico delle biblioteche, senza
verun rapporto alla civica d’Amsterdam.
4 ) Nomcnclator alphabeticus auctorum omnium, Quorum vel manuscriptae vel typis cx-
pressae lucubrationes extant in Amstelrcdamensium bibliothcca.
e delie societä scientifico-letterarie della Neerlandia.
411
reimpressione accresciuta fattane alcuni anni dappoi •). Da questa
ristampa fu tratto il compendio che leggesi nella Bibliotheca Bel
gien mahuscripta del Sandero -).
Le migliorie della biblioteca datano dalla fondazione, avvenuta
nel 1632, dell’ Athenäum illustre, al quäle e riunita. Ceduta a
quest’ istituto una parte del monastero di s. Agnese, furono le seuole
distribuite nel piano nobile, e nel superiore si ordinö quello stesso
anno la biblioteca, aggiungendovisi allora alcune opere ch’ erano
state nascoste nella chiesa vecehia, e ehe appartenevano al mona
stero de’ minori osservanti d’ Amsterdam, opere che Pietro Kies
salvö dal furore del popolo nel 1S66, e che si rieonoscono ancora
per la seritta : ad usum fratrum minorum conventus amstelreda-
mensis. Siccome la biblioteca era d’ uso speciale de’ professori del-
1’ ateneo, cosi vi fu decretata nel 1633 un’ annua dotazione regolare
di 300 fiorini, che fu accresciuta di 400 nel 1646. L’onorevole ca-
rico di bibliotecario fu dato la prima volta a Dionisio Vossio, figlio
maggiore del rinomato Gerardo Giovanni, professore dell’ateneo.
Morto egli nel 1642, gli successe il fratello Matteo, ad a questo nel
1646 il fratello Isacco, distinto storico degli stati d’Olanda. Nel
breve spazio di men che vent’ anni la direzione della biblioteca e
affidata ad Arnoldo Senguerius, Giovanni Heidanus , al dottore in
medicina Gerardo Leonardo Blasius, al predicatore Cornelio Danterts.
Al loro successore Pietro Schaak devesi la redazione del terzo cata-
logo 3 ), al quäle mancano alii permulti libri, sed fere minoris
forma, qui capsis concluduntur. Distribuito scientilicamente presenta
le classi dei libri a stampa : Bibbia — Concilj — Padri — Teologia
scolastica, riformata e papistica — Storia ecclesiastica -— Giurispru-
denza — Medicina—Filosofia — Matematica — Storia — Filologia —
Oratori — Poeti—Storia belgica— Libri rabbinici. La serie e chiusa
dall’ indice di 28 codici manoscritti i quali, perche mancanti d’ ogni
*) Catalog’us librorum bibliotheese civitatis Arnstelodamensis, cum nomenclatura alpha-
betica auctorum omnium. Amstelodami, 1622, 4°.
2 ) „Libri mss. bihliothecae civitatis arnstelodamensis, descripti ex catalogo librorum
ejusdem bibliotheca?, exeuso Amstelodami ex typ. Rauestiniana, anno 1622, indi-
catis tantummodo classibus in quibus libri mss. reponuntur, ad faciliorem queerentium
commodidatem.“ Al fine : „Finis anno 1642 , exscribente et suppeditante Claudio
Doresmieulx Atrebatio.“ Vol. I, p. 43—46.
3 ) Catalogus biblioth. publica? Arnstelodamensis. Amstelodami, apud Casparum Com-
melinum, 1668, p. 86, 4°.
412
Valentinelli , Delle l»lhlioteche
appunto bihliografico, non possono dar motivo di trattazione. Dal-
i' avvertenza dell’ autore al fine del libro rilevasi che quantunque i
libri fossero assicurati con catene di ferro 1 ), pur ne furono involati
parecchi ch’ egli raccomanda Bibliothecce restituantur. Poco dopo
quel suo calalogo, Io Schaak pose in luce un appendice 2 ) e quindi
un catalogo di libri di fonnati minori 3 ), che erano forse i cnpsis
conclusi, come pure degli aequistati da lui e da’ suoi antecessori
Heidano e Dankerts.
Ad accrescere con doni e legati la biblioteca contribuirono i
bibliotecarj sunnominati, ma specialmente il dotto medico Nicolö Tulp,
borgomastro d 1 Amsterdam, alla meta del secolo decimosettimo. Perö
neli’ ultimo trentennio di questo e nella prima metä del successivo,
pare ehe la biblioteca siasi trascurata. II catalogo 4 ) del 1711 poco
vantaggiö il precedente, del quäle alcuni libri mancavano 5 ). Due
mesi dopo la stampa di quel libro, il dotto Zaccaria Corrado d’Uffen-
bach nella visita della biblioteca appunta la difficolta d’ entrarvi °),
benche fosse aperta regolarmente al mezzogiorno del mercoledi e
del sabbato, e si lagna dell’ insufficienza del catalogo quanto alla
descrizione de’codici manoscritti. Fra questi egli ricorda: a) Ari-
stoielis ethica in latino 7 ), su membrana in foglio, con miniature,
*_) „Mirare vincti cur catenis Codices
Stent, ceu locis haud sponte contenti suis ?
Hoc pulcher, haud turhandus ordo postulat.
Siraul cavcndum inaxime est, für ne domum
Exp ortet, aut in auelionem perfidus.“
") Appendix librorum post impressum cafalogum anni 1668 majori hibliothecae ad-
ditoruin , d. Johanne Heidano, d. Cornelio Dankerts et Petro Schaak, biblio-
theeffi Amstelaedamensi praefectis. Questa operetta fa seguito al catalogus, 1668,
pag. 82—96.
3 ) Catalogus librorum minoris formae hibliothecae Amstelaedamensis, distinctae thecis
seriebus et numeris. S, 1. et a., p. 43 , 4°. A pag. 3—6 leggesi il proemio di
Pietro Schaak.
4 ) Catalogus bibliothecae publicae Amstaelaedamensis. Amstelodami, apud Joannem
liieuwertsz, civitatis et ill. athaenei typographum. 1711, p. 144, 4°.
5 ) „In recensione autem bibliothecae libri aliquot non contemnendi, qui catalogo su-
periori adscripti erant, non sunt inventi: ii, ut eredimus, aliquibus in privatum
usum ad tempus concessi sunt, neque in hunc diem reddili.“
6 ) „Hinten sind einige Manuscriple angehängt, so wir aber diesmal nicht sehen konn
ten, weil der Cantor (oder wie er sich selbst nennete Choragus) von der Wester-
kerke, der den Schlüssel dazu hat, um vier Uhr in der Kirche sein musste.“
Merkwürdige Reisen, tom. III, p. Ö38.
7 ) Catalog. num. 74.
e «leile societa scientifico-letterarie della Neerlandia.
413
jsoritta al fine: Ludovicus Vincentius scribebat Roma? anno sal.
iS17, mense octobr.; b) Ciceronis philippicw, in wembrana del
secolo > III '): c) Epistola; familiäres 2 ) dello stesso, in perga-
mena ; dj Lucani Pharsalia 3 ), in pergam.; e) Photii Biblio-
theca 4 ), scritta nitidamente in due volumi; f) Balsamonis canones
concill. in greco, vol.il 5 ); gj Rnfini liistoria ecclesiast. 6 ); kJ Cata-
logi librorum mss. qui sunt in bibliotheca Vaticana ~); i) Chroni-
con et agiologia Brabantice 8 ); Statuta velleris ordinis aurei 9 );
l) Juvenalis, Persii et Horatii 10 ) del secolo XIII; mj Inscriptio-
nes antiquce li ); n) Liber Suna, in arabo 12 ); o) De precibus et
purificationibus Mahumedanorum is ). in arabo; p) Commentario-
rum in Hippocratis aphorismos et prognostica, in ebraico l4 ).
Nel 1746 parve tentasse rialzare lo scaduto credito della biblio-
teca il borgomastro Giovanni Six, nuovo bibliotecario: che nell’ anno
successivo ebbe dallacittä 500 fiorini peipiü urgenti bisogni. Ma il fato
le era avverso; molti libri si sono perduti per sempre, le sale furono
abbandonate alla piü vituperosa trascuranza, T umidita e le tignuole
compierono il guasto, cessarono i doni, 1’ edificio stesso minacciava
rovina. E grave il dirlo: ma questi turpi fatti avvenivano dal 1752
al 1778, tempo in cui la direzione della biblioteca era affidata al
distinfo filologo Pietro Burmano seeondo. Enrico Verheykio, die
glisuccesse, ottenne che fosse ristaurato 1'ediflzio, che i libri si
sciogliessero dalle catene, e si costruissero miovi armadj con can-
celli, per impedire le ruberie. Avea Gerardo Papenbroech donato
alla biblioteca i manoscritti di Pietro Hooft di Cornelio 15 ), i busti di
Cütal. ii. 77.
2) Catal. n. 78.
3 ) Catal. ii. 76.
4 ) Catal. n. 13.
5 ) Catal. n. 17.
6) Catal. n. 21.
7 ) Catal. n. 1 ii.
8 ) Catal. ii. 121.
9) Catal. n. litt.
10) Catal. n. 7B.
11) Catal. ii. 11t.
12) Catal. n. 3.
‘3) Catal. ii. 3.
14 ) Catal. n. 1. Alla fine «lei Codice leggesi: Redde für et resipisees.
* 5 ) Catal. n. 124—129.
414
Valentinelli. Delle biblioteche
Cicerone e Cesare in marmo, gli avanzi di Palmira in rilievo, i ri-
tratti di 48 illustri. E questi presenti ordinö il Verheykio e registrö
diligentemente, come anche il busto di Ruischio offerto in dono nel
1772 da Enrico figlio di N. de Swaan di lui pronipote, e i ritratti
dallo stesso presentati, di Pietro Francio, Giovanni Burmano, Pie
tro Burmano secondo , Pietro Curtenio. Ottenuto un sussidio di
800 fiorini per nuovi acquisti, comperö le opere manoscritte di Cor-
nelio Hooft J ); e nel 1779, all’ occasione della vendita della biblio-
teca di Antonio Guglielmo Schaaf, per consiglio di Diderico Walraven,
comperö la eorrispondenza di Carlo Schaaf a ), giä professore di
lingue orientali nell’ universita di Leida, eorrispondenza ch’ ebbe
con Mahä Thome (Tommaso il grande), vescovo de’cristiani della
Siria nel Malabar, e per consiglio dello stesso, comperö il vecehio
testamento tradotto in turco 3 ) e scritto a mano nitidamente su pa-
ginette a carte sciolte; la traduzione fiamminga della scrittura,
stampata dal 1477 al 1488; alcuni padri, uria collezione di concilj,
un Alcuino, il Talmud, V Oceanum juris, le Pandette fiorentine, Avi-
cenna, Ippocrate, Galeno, la Bizantina di Parigi, e la prima edizione
d’ Omero del 1488. Perö ebbe appena 1' operosissimo Verheykio
cominciato a riordinare la biblioteca che mori nel 1784, lasciando
interrotto il lavoro, e il desiderio di un nuovo catalogo. Al sollecito
compimento di quello e alla diligente redazione del catalogo pre-
stossi con instancabile alacritä il suo successore Enrico Constantino
Cras. Distribuite convenientemente le opere negli scaffali, dietro un
metodo sistematico, impiegö con prudente economia la piccola
dotazione di 600 fiorini all’ acquisto di libri i piü necessarj,
occupandosi contemporaneamente del doppio catalogo alfabetico
e sistematico, e quest’ ultimo pubblicö egli nel 1796 4 ). L’ autore
avvisö egregiamente di fondere gran parte di storia della biblio
teca nella prefazione, ove , lagnandosi che quell’ istituto siasi
trattato come figliastro, osserva che se dal 1633 gli si aves-
sero annualmente corrisposti i pattuiti 300 fiorini, nel 1796 ne
i) Catal. n. 123.
Catal. n. 7.
3 ) Catal. n. 6.
4) Catalogus bibliothecae publicae Amstelteriamensis. Apml Petrum Henriciim Dnns-
berg, 1796. p. XXIX. 260. 4«.
e delle soeietä scientifico-letterarie della Neerlandia. 415
sarebbero giä stati spesi 50000 in libri. Quel eatalogo siste-
matico accompagnato da un ricco indice alfabetico, comprende da
2200 opere a stampa e 109 codici manoscritti. II Cras, morendo
nel 1820, legö alla biblioteca, centro delle affezionate sue eure,
una voluminosa raccolta di ordinanze, ed alcune altre opere. A lui
suceesse il professore D. J. van Lennep, eh’ eragli stato presso, al-
cun tempo, eome aggiunto. Durante il suo reggimento, la biblioteca
fu 1’ anno 1838 trasferita dalle vecchie ed umide stanze occupate al
di sopra dell’ ateneo, alle piü spaziose e piü proprie del piano supe-
riore del palazzo di giustizia. Pero in onta alle introdotte migliorie
e all’ apparecchio di una stanza riscaldata 1’ inverno per piü com-
modo uso de’lettori, non crebbe 1’ interessamento del pubblico. Nulla
scoraggiato perciö, il van Lennep raddoppiö le sue eure per
provvedere la biblioteca di alcune opere capitali. A lui devesi
l'aquisto di una ragguardevole parte della biblioteca del prof. Willmet,
nel quäle erogö i 600 fiorini da quest’ ultimo legati; dell’ intera
biblioteca composta d’opere di storia civile, di storia naturale, di
astronomia, proveniente dal direttore delle opere Civiche J. Schilling.
Accresciuta cosi la biblioteca di quasi 2000 opere dalla pubblica-
zione dell’ultimo eatalogo, quel bibliotecario pensö all’edizione di
una giurita *) condotta sul metodo del Cras, cui pero saviamente
tolse la divisione per formati.
Morto il Lennep al principio del 1853, fu la biblioteca ap-
poggiata ai curatori dell’ateneo, che 1’accrebbero colla libreria
depositata al dipartimento delle opere pubbliche della cittä, e con
alcuni libri dell’ archivio municipale. Ma la giunta preziosa fatta alla
biblioteca, meno pel numero dei volumi che per 1’ importanza loro,
dacche riempiva una lacuna di mancanze, le provenne dalla libreria
della soeietä di medicina, i cui membri vantaggiandosi dell’arti-
colo 3° del regolamento a ), se ne riservarono il dominio, cöneeden-
done l’uso al pubblico.
Perciö fu necessario 1’ingrandimento del sito, eseguito nel
corso del 1855. La camera di lettura fu ampliata della metä, con-
*) Supplementum catalogi bibliotbee® publicm Amstelodamensis, curante D. J. van
Lennep. Amstelodami, 1847, p. 78, 4°.
2 ) Reglement voor de beekerij der stad Amsterdam. S. d. p. 13. 8°. Diviso in
12 articoli, e sottoscritto dal consiglio della cittä, il 29 novembre 1854.
Sitzb. d. phil.-hi8t.-Cl. XXXVIII. Bd. III. Hft. 28
416
Valentinen i, Delle biblioteche
venientemente allestita, e posta in comünicazione, per un andito
interno, colla stanza dei manoscritti e delle opere d'arte e figurate.
Tre sale a tetto furono adattate a scaffali per libri, e riunite per via
d’una scala colle inferiori.
Ai rilevanti acquisti fatti prima de! 1853 s’ aggiunsero molti
doni di persone private in questo stesso anno, e nei successivi
1834—1855 quasi 500 opere a stampa e manoscritti.
I curatori conobbero la neeessitä di dar mano a un nuovo
catalugo, dacche dopo i due Ultimi la biblioteca s’ era piü che
raddoppiata. Perciö il presidente dell’ ateneo H. J. Koenen e il
segretario H. Ameshoff ne incaricarono il custode P. A. Tiele, che
in breve tratto di tempo cosi avvio il lavoro da comiuciarsene nel
1856 la pubblicazione 1 ). L’autore, adottato il metodo scientifico,
divide la materia in opere generali, bibliografiche, teologiche, di
giurisprudenza e di scienze politiche, di medicina, matematica,
scienze natnrali, arti e mestieri, belle arti, filosofia, letteratura, geo-
grafia, scienze storico-ausiliarie, storia, tentando di porre in accordo
le esigenze della scienza coi riguardi imposti dai bisogrii pratici.
E gli si deve lode speciale, perche non solo offre i titoli delle opere
di molti volumi, frazionando per cosi dire il loro contenuto, non
solo indica con diligente precisione gli äppunti bibliografici delle
edizioni piü antiche o rare, ma v'aggiunge rinvii, citazioni, note
copiose. L’ultimo volume comprende la descrizione di 133 opere
manoscritte (p. 707—754) comprese in trecento volumi, la menoma
parte delle quali ba un interesse speciale per la storia paesana 2 ).
Dei codici piü distinti si e parlato nel corso della trattazione: a que-
st.i possono aggiungersi una bibbia membranacea, con ornati poli-
cromi, dei secolo XIV s ); un Giulio Cesare dei secolo X 4 ) giä usato
da Bongarsio per la ediziorie che ne diede, onde e cbiamato Codex
Bongarsianus; alcuni buoni codici di lingue orientali 5 ) greca e ),
latina 7 ); e scritti la piü parte filologici di professori dell’ ateneo e
1 ) Catalogus van de hibliotlieek der stad Amsterdam. Amsterdam, 1836—1838, vni. IV,
con una snla paginatura di pag. 876, 8°.
2 ) Uatal. n. SO, 122—125, 130—133.
3 ) Catal. n. 18.
“) Catal. n. 81.
5) Catal. n. 1 — 10.
6) Catal. n. 11 — 17.
-) Catal. II. 18—26. 28—29.
e delle societa scientifico-Ietterarie della Neerlandia.
417
di altri, quali sarebbero Tiberio Hemsterhuis *), Francesco Ouden-
dorp a ), Daniele Wittenbach 8 ), Pietro Burmano secondo 4 ), Nicolo
Guglielmo Schröder 5 ) ec. L’ultimo catalogo del Tiele e cliiuso dal
copioso indice alfabetico (p. 7S5-—876).
La biblioteca, apertn al pubblico il mercolediesabbato(12 —3);
d’ora innanzi apparterrä esclusivamente all’ ateneo, rialzato all’onore
universitario, dacche vi si danno lezioni in tutte le facoltä, non con-
ferendovisi perö i gradi di laurea.
3. Bibi, civica.
Occupa alcune stanze superiori del palazzo municipale l’archi-
vio eivico, che non corrisponde in veruna forma, o per ampiezza di
sito, o per quantitä ed importanza di documenti, al passato splendore
politico-commerciale di Amsterdam. La stanza maggiore contiene da
due mila volumi di notule o registri della compagnia delle Indie,
molti atti d'amministrazione antica e di rapporti con piazze commer-
ciali estere: in altre stanze giacciono polverose molte carte legate a
fascio, non ancora Ordinate. La biblioteca propriamente detta, di-
stribuita nella grande sala d’ingresso, contiene opere di statistica,
libri suir Olanda, ma specialmente su Amsterdam, tutte le pubblica-
zioni di quella accademia delle scienze, collezioni giuridicbe, atti
municipali a stampa, atti degli stati generali d’ Olanda. La parte sto-
rico-diplomatica fu descritta e illustrata da quell’ archivista e biblio-
tecario dott. P. Scheltema e ), cui professo pubblicamente riconoscenza
per avermi guidato nell’ esame dell’ archivio, e introdotto nell’ angu-
sta concamerazione chiusa a sette chiavi, in cui e deposta la raccolta
membranacea de’ migliori documenti patrj. Questi atti d’una mera-
vigliosa conservazione, i piü antichi dei quali datando da Fiorenzo V
conte d'Olanda, toccano la fine del secoloXlII, furono fatti conoscere
dallo stesso Scheltema 7 ).
!) Catal. n. 83—85, 116, 133.
2 ) Catal. n. 100—104.
3 ) Catal. n. 69, 73.
4 ) Catal. n. 71—72.
5 ) Catal. n. 30—42.
6 ) Het historisch-diplomatische archief van Amsterdam. Amsterdam, 1859, 8°.
7 ) Het archief der izeren kapel in de oude of sint Nikolaus-Kerk te Amsterdam, be-
schreeven door P. Scheltema archivarus der stad Amsterdam , uitg-egeven door de
28 *
418
Valentinclli, Dolle biblioteche
Vanno unite all’ arehivio altre stanze ehe possono dirsi storiehe.
L’ una e decorata da una Serie di arrnature tolte agli spagnuoli
prima del 1578; da una bandiera donata al municipio da Luigi Na-
poleone re d’Olanda; dai ritratti de’ borgomastri e consiglieri della
cittä. La stanza de' modelli eontiene d) due modelli di chiuse ese-
guite in Amsterdam; b) il modello dell’antico palazzo civico sulla
piazza Dam, ora reale, eretto al principio del secolo XVII, coli’ in-
gente dispendio di 25 millioni di fiorini; c) il modello di una torre
della nuova cliiesa presso questo palazzo, modello che non fu ese-
guito; d) il modello di un arco di trionfo, che eseguito in argento
fu presentato dalla cittä d’ Amsterdam a Guglielmo III nel giorno
delle sue riozze; e) getti in bronzo con intagli in legno di antichi
statolder; f) grandi vasi vinarj in metallo e terra cotta, usati dagli
archibugieri nelle lor feste; g) punzoni di medaglie; li) alcuni
quadri di buon pennello.
4. Bibi, remonstrantc-riformata.
La biblioteca di questa comunitä religiosa, distribuita in due
sale superiori del seminario remonstrante-riformato, presso la cliiesa,
eontiene 1400 opere, suddivise, con denominazione rituale latina,
in : 1. Biblici; 2. Patres et Concilia; 3. Commentaria critica et
theologica; 4. Historiae ecclesiasticae scriptores ; 5. Historiae pro-
fanae scriptores, literatores, lexicographi et grammatici; 6. Con-
cionatores sacri; 7. Philosophi, mathematici, geometrae, medici,
chronici et geographi; 8. Nederduitsche werben. Chiusa al servi-
gio pubblico, e d’uso esclusivo dei professori e degli studenti, e
regolarmente accresciuta coll’annua dotazione di circa 500 fiorini, e
con molti doni. La partita capitale e la teologica, ricca percib
di rare opere antiche e delle migliori moderne. Cio che ne rileva
in generale 1’ importanza e la serie di parecchie opere composte
dai professori di quel seminario *), una scorta di buoni giornali
twede klasse van het kon. Ned. institut van wetenschappen . letterkunde en schoone
kunsten. Amsterdam, P. N. van Kämpen, 18^0, p. 2ö2, 8°.
Servono ad esempin le seguenti: Novum testamentum ex versione anylica in latin.
trunslatum a Joanne Clerico. Amstelodami, 1698, fogl., con ricco apparecchio d’an-
nota/ioni in greco ed inglese. — Novum testamentum graecum, opera et Studio
Joannis Wetstcnii. Amslelodanii, 1761, vol. II, fogl.; opera di grnn merito , pei
dotti prolegomeni e pel corredo delle nole storico-crit.iche. — Plutarchi moralia.
e delle societa scieritifico-letteraric della Neerlandia.
41ü
religiosi ] ), ed una distinta collezione di 342 volumi in 4°. di carte
ed Operette satiriche, politico-religiose (pamphleten), che proce-
denti dal professore Jacopo Krighout, furono fatte prima conoseere
nel catalogo, di cui piü sotto, quindi da C. Rogge in una speciale
operetta 2). Questi opuscoli occasionali di cui il Rogge avea gia nel
1858 in parte dato conto nel giornale : Algemeene Konst- en Letter
bode, n. 48, sono scritti poleinici ehe risguardano le scissioni reli
giöse de’ remonstranti, controremonstranti, anabattisti.
A 320 montano i codici manoscritti, e contengono opere di illu-
stri filologi religiosi, specialmente della confessione remonstrante-
riformata, lettere ed autografi di uomini celebri. Devonsi ricordare
fra i principali: a) Christianesimi restituti, Michaelis Servetii,
genevensis, manoscritto apprezzabilissimo, dacche son rari assai gli
esemplari, abbrucciati a Vienna di Franeia e Francfort sul Meno
l'anno 1568; infatti lo stampato manca pure alla biblioteca; b) Scho-
lia in Homerum bina, secundum sensum et lexim, dictante d. Mat-
thaeo Mutig, ex insula Cypri; codice greco, di nitida scrittura, ex
libris Joannis Henrici Gerulen, Basil. pastoris, ad d. Petri 1719;
e) Alcuni pochi codici orientali; d) Scritti autografi di Ugone Gro-
zio, in cinque volumi in foglio, la piü parte dati a stampa; e) Let
tere autografe di Maria van Regensberger, moglie di quest’ ultimo,
Oxonii, 1795—1800, vol. V, 4°, che il profess. Wittenbach illustrb eon opportuni
ragionamenti, e con annotazioni filosolico-filologiche.
1 ) a) Godyeleerde bijdraycn. Te Amsterdam, W. ßrove junior, 1827—1860,
vol. LXV11I, 8°., uno de’ piü antichi •giornali religiosi, scritti in senso cvanyelico,
prolessato dall’ universita di Leida.
b) Archief voor kerkelijke yeschiedenis, insonderheid van Nederland, verzameld
door N. C. Kist en H. J. Roijards. Leyden, 1829—1860. Se ne pubblica un volume
ogni anno.
c) Waarheid en liefde. Een goodleerd tijdscbrift, voor beschoofde Christeren.
Groningen, bij J. üomkens , 1837—1860, vol. XCVI, 8°. Giornale parte scientilico,
parte popolare, steso nel senso evaugelieo-liberale, alla cui redazione attendono
alcuni professori di teologia dell‘ universita di Groniuga, dietro lo spirito del celebre
predicatore prussiano, Schlaiermacher.
d) Jaarboeken voor wcttenschappenlijke t/ieoloyie, uitgegeven door Deedes, Harting,
Hemink en van Osterzee. Utrecht, Kernink en zoon, 1845—1856, vol. XIII^ 8°.
Nel 1857 continub sotto titolo : Nieuwe jaarboeken voor ivctcnschappclijke thcoloyic,
onder redactie van Dr. D. Harting, predik. tu Hcnkhuizen. Utrecht, Kernink en zoon,
1858—1860, vol. XII, 8<>.
2 ) Besehrijvende catalogus der panifletten-verzameiing van de hoekerij der remon-
strantsche kerk, te Amsterdam. Amsterdam, 1860, 8°.
P.
420
Valentinelli, Delle biblioteche
alcune delle quali furono giä pubblicate negli atti dell’ accademia
delle scienze di Amsterdam; f) Scritti autografi di Vossio, Alkemade,
Arminio, Brandt, Clerico, Fr. ed Adriano Junio, Oldenbarnevald.
Non ultimo ornameuto e una serie di medaglie, memoi'ie, let—
tere dei piü illustri, che vissero nel tempo delle polemiche fra
remonstranti e controremonstranti.
Benche 1’apprezzamento in ehe dee meritamente tenersi questa
biblioteca, fosse giä rilevato dalle eccellenti biografie di Filippo van
Limborch, Giovanni Clerico, A. des Amorie van der Hoeven, giä
professore della comunitä a Utrecht; nullostante correa debito di
renderne piü comune la conoscenza , anco per seguire 1’ esempio
dato da parecchi anni dalla comunitä di Rotterdam, lnfatti il consi-
glio ecclesiastico della chiesa remonstrante-riformata di Eenvarden,
col mezzo di quel professore A. des Amorie van der Hoeven, invitö
nel 1843 il bibliotecario P. Scheltema a darvi opportuno ordinamento
e redigerne un catalogo, ehe fu pubblicato nel 1849 1 ).
Presso la biblioteca sono le scuole del seminario e la sala del
concistoro. E questa adorna dei ritratti ad oglio, degli illustri predi-
catori, professori e favoreggiatori della comunitä: Adriano van Cut-
tenburch, Cornelio Guglielino Westenbaen, Pietro Blick e sua moglie,
Martino Stuart, Giovanni Hytenbogaert, Filippo van Liinborgh, Si
meone Episcopio, A. des Amorie van der Hoeven, Ugo Grozio e sua
moglie, Gaspare e Gerardo Brandt, Carlo Niellius e sua moglie, Rom-
bout Hogerboets.
5. Bibi, degli anabattisti.
La comunitä degli anabattisti, conosciuta pure sotto i riomi varj
di battisti, teleiobnttisti, memnonhti, ribattezzanti, possiede una
non ispregevole biblioteca distribuita con ordine sistematico in una
sala e tre stanze presso la propria chiesa. La fondazione se ne
riporta all’ anno 1680, quando il medico dott. Giovanni Reijers,
legö la sua libreria alla comunitä (di cui erä curatore) d’allora bij
het Lam en den Toren: Questo primo fondo , sia che si riguardi
1 ) Catalogus van de handsebriften en boeken, behoorende tot de bibliotheek der re-
monstrantsch-gereformede kerk te Amsterdam, opgesteld door P. Scheltema. Am
sterdam, gedrukt bij C. A. Spin et zoon, 1849, p. VIII, 115, 8°.
e delle societu soientifico-letlerarie della Neerlandia.
421
il numero dei volumi, sia die le parti diverse costitueati, era
di beu poca importanza, ma i doni e gli acquisti fatti sempre
collo seopo di accorrere ai bisogni della cliiesa accrebbero notevol-
mente quella prima scorta e, cio che piü monta, diedero estensione
alla partita delle scienze teologicbe. Perciö il coasiglio ecclesiastico
pote nell’ aaao 1735 metterla a disposizioae del profess. Nieuwen-
huis, eol lodevole scopo di sommiaistrare i mezzi all’istruzioae di
giovaai, futuri predicatori, ael semiaario allora aperto. Le eure
posteriori prese ad accrescerla soao abbastaaza attestate dalla
leggera singolarita ehe fra i soscritlori alla bibbia di Keaicott (1776)
trovasi registrata Bibliotlieca seminarii teleiobaptistarum ctmste-
lodamensium. Caagiö faccia alla biblioteca la ricca scorta di libri
perveaatale ael 1789 per disposizioae testameataria di Pietro Fon-
tain, giä predicatore della comanitä. Formato alla scuola di Hem-
sterhuis, era questi salito io graa fama fra i filologi del suo tempo
per sodezza di dottrioe e forza di critica; perciö i saoi libri si rife-
riscoao agli studj di filosofia, di belle iettere-e filologia specialmeate
sacra. Perö la parte eletta fu quella di ss. padri, apprezzabile per
edizioai, carte distiate, spleodide legature. Fra i manoscritti di
altri e proprj e cospicua la Serie degli autografi dei celebri Valke-
naer, Beraard, Reiske, Marne, co’ quali era ia corrispondeaza.
Cresciuta per tal modo la biblioteca, il consiglio ecclesiastico
trovö necessario di farne redigere ua indice per promuoverne 1’ uso
pubblico, e perciö ael 1793 incaricö dell’ opera il professore del
seminario G. Hesseliak, il quäle eompie egregiainente l’affidatogli
compito coli’erezioae d’un buon catalogo sistematico. Questo eata-
logo che servi a base del posteriore a stampa, rivela lo scopo del
redattore di farlo servire piuttosto all’ addirizzamento degli studj pei
predicatori della comunitä, che a’ dotti nel pieao senso della parola,
percbe tratta piü estesamente e profondamente la teologia, ai con-
fronto della classe delle lettere antiche, onde abbondava il foado
Fontaia. Perö nell’ acquisto di libri non fu sempre rigorosamente
osservata tal norma, in maaiera che parve esser dubbio se la biblio
teca dovesse servire a teologi o filologi, o dotti ia genere. L’arami-
aistratore della biblioteca, il dotto professore R. Koopman ed i suoi
successori compresero questa mancanza di unitä e diressero gli
acquisti successivi allo scopo indicato. Riapertosi sul fine della ge
nerale sovversione politica il seminario nel 1812, s’ebbe cura che
422
V a I e n t i n e 11 i, Delle biblioteche
la biblioteca non solo fosse teologiea, ma servisse eziandio all’ele-
mento anabattistico. Conservaronsi, e vero, molti scritti degli antichi
anabattisti, procedenti in gran parte dalla comunitä detta bij de Zon,
e dall’ altra intitolata bij liet Lam (1801); ma questi furono accre-
sciuti d'assai dalle spontanee ofl'erte di altre comunitä anabattistiche
e di predicatori, non che dei dottori ßlijdesteyn, C. Müller, del pro-
fessore H. W. Tydeman, del presente professore di teologia J. G. de
Hoop Schefler. Per altro l’aumento piü forte di libri anabattistici pro-
venne dal legato del sommo storico Martin Schayen, predicatore della
comunitä d' Utrecht; onde puo dirsi che la biblioteca possiede ora
una delle piü compiute raccolte anabattistiche.
Ordinata sistematicamente, come ho detto, la biblioteca fu di-
visa in tregrandi categorie: la prima suddivisa in dodici classi con-
tiene le opere di teologia in quasi quattromila numeri; la ricchezza
delle bibbie e accresciuta da una Serie di queste in lingue indiane,
mandata in dono alla comunitä dalla societä biblica inglese dei mis-
sionarj anabattisti; la seconda ripartita cosi che nel futuro incre-
mento le classi non debbano alterarsi, comprende sotto undici classi
quasi ottocento opere sugli anabattisti; la terza in sette classi com
prende quasi mille Cinquecento opere di autori classici antichi, poesia,
storia, letteratura. Su questo piano fu redatto il catalogo ») dal
bibliotecario d’ allora S. Müller, al quäle in quest’ anno fu aggiunto
un supplemento 2 ), in cui fu pure compreso il regolamento in 21 ar-
ticoli per l’uso della biblioteca.
Da poco tempo vi si fisso 1’ annua dotazione di 500 fiorini.
Dacche non e aperta la biblioteca al pubblico, concedendosi per al
tro i libri a domicilio, dietro richiesfa dei professori, degli studenti,
dei membri della comunitä, non ha bibliotecario esclusivo, fungen-
done le veci quello della biblioteca dell’ ateneo dott. Lodeesen.
G. Bibi, della comunitä vallonna.
Consecrata unicamente alla edificazione religioso-morale dello
spirito, e composta questa biblioteca di sole opere di pietä e di
*) Catalogus van de bibliotheek der vereenigde doopsgeziude gemeente te Amsterdam.
Amsterdam, Freder. Müller, 1864, p. III, ib4, III, 74, III, 76, 8°.
*) Supplement op den catalogus van de bibliotheek der vereenigde doopsgezinde ge-
mecute te Amsterdam. C. A. Spin et zoon, 1860, p. 46, 8°.
e delle societa scientiiico-letterarie della Neerlandia.
423
istruzione religioso-aseetica in lingua francese, ne perciö serve agli
studj teologici ehe vi si fanno in quel seminario. Ciascun membro
della chiesa vallonna contribuisee ad accrescerla due fiorini annui,
potendo non pertanto usare i libri a domicilio, col permesso di quel
pastore, anche i non contribuenti. Perciö arricchita dalla pubhliea-
zione del primo catalogo *) conta ora da piü che duemila volurai,
registrati per la giunta, in molti supplementi a stampa dati dal 1848
Uno al 1852, nel quäl anno si rifuse 1’ intero catalogo in una se-
conda edizione a ) che comprende 1258 opere. La piü parte delle
opere del quinto supplernento procede dal dono, fatto alla biblioteca
dalla societä dei libri religiosi di Tolosa, forse per favorire i proprj
interessi, dacche un deposito di tale opere e a poca distanza dalla
chiesa in Spaiuhuissteeg, n. 2.
7. Bibi, della comunitä lutcrana.
Beuche non conti che 14 soli anni d'esistenza , e fornita
de’ libri elementari degli studj sacri, delle varie edizioni delle opere
di Lutero e di parecchie che si riferiscono alla storia della chiesa
luterana. Collocata nel seminario presso la chiesa, e di solo uso degli
studenti teologia, che vi assistono alle lezioni di due professori lute-
rani e di altri delle altre confessioni protestanti, per oggetli non
dogmatici.
8. Bibi, della chiesa anglicana.
E debito d’una storico esatto il ricordare questa piccola raccolta
di non piü che 200 volumi di opere religiöse del concisloro della
chiesa riformata inglese, e perche ne fu pubblicato l’indice 3 ), man-
cante perö d’ogni appunto bibliogralico; e perche va di giorno in
giorno accreseendo.
A ) Catnlogue de la bibliotheque relig’ieuse de 1’ dglise walloune d’ Amsterdam. Am
sterdam, 1846, S. de Ruijter libraire, p. 21, 8°.
a ) Catalogue de la bibliotheque relig’ieuse de I’eglise wallonue d’Amsterdam, 1862.
S. d. p. 38, 8°.
3) A catalogue of the Books of the consistorial library of the english reformed cburclt
at Amsterdam. Ipeubaur et van Saldem, printers, s. a., p. 8, 16°.
424
Valentin elli, Delle bihlioteche
9. Societä olandesc delle belle arti e delle
seiende.
Questa societä, che dere 1' origine alla fnsione di tre societä
d’Amsterdam, Leida e Rotterdam, operatasi nel 1800, conta giä fra
suoi membri i letterati e i poeti piü distinti della Neeriandia. Infatti
a rianimare il fervore per la letteratura patria, quasi spento dal corso
dei rivolgimenti politici, il celebre Van der Palm pensö a riunirne i
piü zelanti cultori; e perciö ebbe vita la societä batava di lettera
tura e poesia (Bataafsche maatschappij van taal- en dietkunde),
che tenne la prima radunanza il 13 settembre 1800. Protetta dal
governo del pensionario Schimmelpenninck, progredi rapidamente,
e nel 1806 adottö definitivamente il nome che porta. Alcuni anni
presso, le si riunirono alcune societä di minore importanza, quali
furono la letteraria dell’Aja, col motto: Kunstliefde spaart geene
vlijt (l’amore dell’arte e prodigo di eure), e quella diDordrecht col
motto: Diversa sed una. Benehe la societä si componga di cinque
sezioni, residenti ad Amsterdam, Rotterdam, laAja, Dordreeht, Leida,
tuttavia ha centro in Amsterdam. Iritesa al progresso delle belle let—
tere, dell" eloquenza, della teorica delle belle arti, apre concorsi
annuali, dispensa premj e pubblicö giä tre Serie di memorie !).
Massima e 1’ influenza ch' eile esercita sulla letteratura neerlandese,
occupandosi specialmente deilo studio dei principj della propria
lingua, nel che secondö gli sforzi governativi ad introdurre una
maggiore uniformitä nella sintassi e nell’ ortografia. A degnamente
apprezzare gli eminenti servigi cb’ essa rese al paese, col fissare vie
maggiormente le regole grammaticali, e d’uopo leggere l’eccellente
discorso 2 ) pronunciato dal dott. S. de Bosch Kemper, nella seduta
tenuta il 2t settembre 1850, pel giubileo semi-secolare della sua
istituzione.
l ) 1. Werken van de Bataafsche maatschappij van tanI— en dichtkunde. Amsterdam,
1804—1810, vol. V, 8°. 2. Werken van de Mollandsche maatschappij van fraaije
kunsten en wetenschappen Amsterdam, Leyden, 1810—1837 , vol. X, 8°.
3. Nieuwe werken der Ilollandsche maatschappij ec. Amsterdam, 1840 —1831,
vol. IV, 8°.
a ) Het vijftigjarig hesiaan der Mollandsche maatschappij van fraaije kunsten en we
tenschappen, ‘-il September 1850. Leiden, 1851, 8°.
e delle societa scientilico-letterarie della Neerlandia.
425
Quanto la societa si sacrifichi per la scienza all’ ainore del vero,
anziche delle convenieuze, lo attesta il fatto singolare onde nel 1804
appoggiö e approvö i lavori dei dott. Siegenbeck e Weyland, diretti
a fissare le leggi della grammatica, e nel 1854 decretö una medaglia
onoraria al dott. de Jager per una memoria in cui richiamavansi a
sindacato severo i principj posti dai suddetti dottori. Del resto agli
studj della lingua olandese non prendon parte soltanto i membri di
questa societa, ina l'intera Neerlandia, come ne diede pruova di
fresco il congresso scientifico, tenuto a tale scopo a 1 priini di settem-
bre di quest’ anno 1860, a Bois-le-Duc.
I membri, il cui numero approssimativo e di 700, pagano an-
nualmente da dieci a cinque fiorini per sostenere le spese della so-
cietä. Ciascun anno tiensi un’ assemblea generale nella cittä della
sezione, cui tocca la presidenza annua. Ciascuna sezione si raccoglie
l’inverno in tornate di quindici in quindici giorni, nelle quali si fan
letture di prosa e di verso.
IO. Societa ter bevordering dev genees- en
heelhunde.
II professore A. Bonn avea nel 1790 fondato in Amsterdam una
societa di cliirurgia, la quäle accresciuta col tempo si tramutö nel-
1’ attuale medico-cliirurgica. Quella prima aggregazione di pocbi
membri si rese assai meritevole della scienza colla pubblicazione
delle sue memorie *) e delle premiate 2 ): commendevole impresa
ove si consideri che la societa mancava affatto d’ una biblioteca. A
riempiere tanta lacuna presentossi fortunata occasione nella ricca
fondazione di 50000 fiorini legatile nel 1796 dal medico Giovanni
Monnikhoff, collo scopo di proporre un premio annnale di medaglia
d’ oro per memorie sull’ ernia, e di pubblicarle. Il nobile donatore
vi aggiunse allora la sua non ispregevole raccolta di libri medici e
cbirurgici, fornita specialmente di atti d’accademie medico-cbirur-
giche e giornali del pari medico - cbirurgici. L’ operositä di
que’ membri corrispose alla grandezza dell’intendimento, percbe
*) Verhandelingen der genootschap ter bevordering der heelkunde te Amsterdam.
Amsterdam, 1791—1805, vol. VIII, con tavole.
2 ) Prijsverhandelingen ec. Amsterdam, 1797—1817, vol. VI, 8», con tavole.
426
Valentin elli, Delle bihlioteche
nell'anno successivo al legato, cominciö la pubblicazione delle in-
dicate memorie *), tutte sulle ernie, ad eccezione di alcune poche
su differenti soggetti chirurgici. E a dolersi che quest' onorevole
impresa scientifico-monografica dovesse cessare per lite intentata ai
curatori del legato dagli eredi necessarj, e da questi guadagnata nel
1854, a causa di trascurate condizioni del legato stesso. Pero beu
che la societä spogliata di quel foudo, non polesse piü continuare
urf opera cosi favorevolmente avviata, acquisth dagli eredi la
raccolta di libri giä incorporata alla biblioteca, che nel giro di ses-
santa anni avea elevato a 2000 opere, di solo argomento medico-
chirurgioo.
La societä non manch mai al compito assuntosi, perche termi-
nata la prima serie delle memorie, di che ho superiormente parlato,
ne imprese una seconda 3 ), cessata poco avanti al 1840. Nel 1840,
stesi i lavori a tutti i rami della scienza medica, si riparfi in cinque
sezioni: a) anatomico-filologica; b) patologica; c) terapeutica e
fisico-sperimentale; d) ostetrico-chirurgica; e) stoi’ica e politico-
medica. La societä cosi costituita prese il titolo sotto il quäle comin-
cio la pubblicazione di una terza Serie di memorie s ). I membri
sono ora portati al nurriero di 155 ordinarj, 4 straordinarj, 18 cor-
rispondenti : i soli residenti ad Amsterdam pagano cinque fiorini
annui.
Del resto la biblioteca, che la societä aperse generosamente
all’ uso della scuola medico-chirurgica d’Amsterdam, contiene le
migliori opere classicbe mediche di tutti i secoli e tutte le nazioni,
che si rapportano singolarmente alla medicina in generale e alla sto-
ria della medicina, duecento opere speciali sulle ernie, e una Serie
di libri antichi e moderni d’ostetricia. Contenuta in angusto sito, fu
distribuita negli armadj coli" ordine sistematico seguente: A. Opere
di societä scientifiehe, memorie; B. Poligrafia, storia della medi
cina, bibliografia; C. Anatomia umana; D. Pisiologia umana ;
*) Verhandelingen bekroond met den prijz van het legaat van Johannes MonnikholF.
Te Amsterdam , bij Lodewyk van Es, 1797—1815, vol. VII, 8°. — Nieuwe ver-
handelingen ec. lvi, 1821—1850, vol. VII, 8°.
3 ) Nieuwe verhandelingen van het genootschap ter bevordering der heelkunde te Am
sterdam. Amsterdam, 1808—1836, vol. V, 8°., con tavole. — Nieuwe prijsverhan-
delingen van het ec. Amsterdam, 1812—1838, vol. IX, 8°., con tavole.
3 ) Verhandelingen van het genootschap ter bevordering der genees- en heelkunde te
Amsterdam. Amsterdam, 1841 —1855, vol. II, 4°.
e delle societä seientifico— letterarie della Neerlandin.
427
E. Patologia; F. Conoscenza e trattazione delle malattie; G. Chi-
rurgia ; H. Oftalmia; I. Ostetricia ; K. Farmaeologia, veleni;
L. Medicina legale, statistica e specialitä. Da poehi anni ne fu dato
il catalogo *) preceduto da un regolamento per uso de' membri, che
godono il diritto di aver libri a domicilio, anche se fossero lontani
da Amsterdam. La cura della biblioteca e confidata al segretario
generale della societä, dott. E. C. Büchner.
11. Societä neerlandese tot befordering der
geneeskunst.
Questa societä, che divisa in 31 dipartimenti si riunisce una
volta l’anno ad assemblea generale, in una od altra delle cittä dipar-
tiinentali, s’occupa specialmente della riforma mädica, col pubblicare
a saggio della propria operositä un giornale a ).
Siccome in Amsterdam e il centro sociale, cosi ivi pure e la
biblioteca depositata in una sala superiore della civica, rimanendo
proprietä de’ membri, beuche ne sia permesso l'uso agli studenti.
Ripartita in due grandi sezioni di medicina e di scienze medico-ausi-
liarie, consta di presso a 4000 volumi cosi ordinati: a) Opere rela
tive alla societä; b) Scritti periodiei; cj Morbi epidemici, clinica;
cl) Scritti medici varj, pubblicati in Neerlandia; e) Orazioni, opu-
scoli e memorie varie; f) Scienze affini; g) Dissertazioni di diflfe-
renti universitä; segnatamente diLeida, Groninga, Utrecht; h) Opere
estere avute in dono o cambio. Nel congresso medico tenuto a Gro
ninga fu espresso il desiderio che, a rendere d’uso piü agevole Ia
biblioteca, se ne desse un indice che pubblicossi da N. Sylvandi,
custode della civica, l’anno dappoi 3 ), e fu riprodotto con aumenti,
a piccolo intervallo, dal custode P. A. Tiele 4 ). E quasi terminata la
terza edizione dichiarata necessaria dalle molte mancanze e dagli
errori delle due precedenti. Indice supplementario e quello di
*) Catalogus der bibliotheek van het genootschap ter bevordering - der genees- en
heelkunde te Amsterdam. Amsterdam, C. G. van der Post, 1826, p. VIII, 38, 8°.
2 ) Tijdschrift der nederlandsche maatschappij tot bevordering der geneeskunst. Arn
hem, 1850—1860, vol. XI, 8°.
3 ) Lijst der boekwerken van de bibliotheek der Nederlandsche maatschappij tot bevor
dering' der geneeskunst, 1 Juni 1853. S. d., p. 26, 8°.
4 ) Catalogus der bibliotheek der Nederlandsche maatschappij tot betordering der
geneesknnsf. Amsterdam, 1856, p. 55, 8°,
428
V a 1 e n t i n e 11 i, Delle biblioteche
4000 dissertazioni *) da me veduto presso il dottore Tilanus, uno
dei direttori della societä, cui protesto sentita riconoscenza per
1’ assistenza prestatami nelle ricerche bibliografico-mediche.
12. Bibi, della coinmissione medica provinciale
dcll* Olanda settentrionale.
Quantunque la raccolta di libri di polizia medica di questa com-
missione sia assai piccola, nullostante e dovere di menzionarla per
la cura datasi dai inembri ad acerescerla.
13. Societä del modisch - lees - museum.
In alcune anguste stanze presso un librajo della popolosa Kal-
vcrstraat e il maseo di lettura di viedicina aperto a loro istruzione
da alcuni medici volonterosi d ! Amsterdam. L’attuale scorta di gior-
nali in lingue olandese, tedesca, francese, inglese oltrepassa i 50,
contandovesene parecchi monografiei che si rapportano alle gravi-
danze, alle malattie di bambini, alle affezioni d'occhi, di denti ec.
Questi in unione ad alcune Serie di memorie di medicina formano il
corpo della biblioteca, cui si sono aggiunti pocbi libri di polizia,
statistica e bibliografia medica. Del resto la piü parte delle opere o
ricevute in dono, o acquistate per circostanze, sono vendute alla
fine dell’ anno fra’ mernbri, impiegandosene il ricavato- ad aumento
della dolazione. Da poco s’ e pubblicato il catalogo 2 ) di questa
piccola, ma interessante raccolta.
14, Societä ncerlandese di farmacla.
Questa societä costituita nel 1842 conta piü di 200 mernbri,
ciascuno de’quali paga annualmente due fiorini e mezzo. Ad Amster
dam, come a centro, convengono le ramificazioni dette dipartimenti
di Rotterdam, la Aja, Leida, Utrecht, Deventer e Franeker. Nell’ in-
tendimento di contribuire allo sviluppo scientifico della farmacia, ella
pubblica i suoi rapporti 3 ).
*) Catalogus der dissertfltien uit de bibliotheek der nederlandscbe maatschappij tot
bevordering der geneeskunst. MSS. cnrt. di cart., Iä7, 4°.
2 ) Catalogus van natuur-geneeskundige journalen , uitmakende de boekerij van bet
medisch-leesmuseum te Amsterdam. Amsterdam, 18U7, p. 24, 8°.
3 J ßerigten derNederlandssche maatschappij ter bevordering de pharmacie. Amsterdam,
1842—1860
e delle societä scientifico-letterarie della Neerlandia.
429
15. Societä reale di zoologia.
Nell" anno 1838 i signori G. J. Westerman, J. W. H. Werlemau
e J. J. Wijsmuller fondarono un giardino zoologico che prese cos!
rapido sviluppo , da doverlosi considerare come uno dei prirni orna-
menti d'Amsterdam. A tale scopo riunirono essi sotto il protettorato
del re nna societä, i cui membri ordinarj, che ora montano al numero
di 2766, pagano IS fiorini d’ ingresso e 25 annui, contribuendo sol-
tanto la metä i membri sparsi per le provincie. Sono accolti gratui-
tamente i membri onorarj, il cui numero odierno e di 250: vi fan
parte i principi del sangue e parecchi esteri. Altri mezzi di scorta
della societä, che prese a divisa il motto: Natura artis magistra,
sono un prestito di 250000 fiorini, al 4 1 / 3 di rendita; il prodotto
della visita degli stranieri, ciascuno de’ quali paga 60 centesimi;
quello degli artigiani, dei garzoni di bottega, dei domestici, che nel
solo mese di settembre pagano 25 centesimi d’ ingresso. Questo
giardino zoologico distribuito con gusto ed eleganza, vuolsi annove-
rare per varietä di generi e per numero, fra i distinti d’Europa.
Oltre a un parco di fiere v’ba un museo di storia naturale, e v’banno
pure sale di riunione e spiazzi aperti per la musica in tempo di
estate.
Al favore ognor piii crescente onde fu riguardata questa istitu-
zione devesi l'alto grado di prosperitä cui sali. Molti sono i doni
mandati dalle colonie neerlandesi, e molti pure in danaro dei citta-
dini, contandosi 60 dame donatrici. Il numero annuo dei visitatori a
pagamento oltrepassa i 20000 ; egual numero oftrono i visitatori
ammessi con minorazione di tassa nel mese di settembre.
Or questa societä, che tanto onora il paese, e una delle piü utili
alla scienza, per 1’accorgimento onde si procedette alla unione e
classificazione degli animali viventi; per la ricchezza del museo,
provveduto non solo di animali impagliati, essicati, infusi nell'alcool,
ma eziandio di preparati anatomici, e, che piii vale, pei lavori d'un
comitato scientifico, formato in seno alla societä, che pubblica a pro-
prie spese un’importante opera di zoologia e zootomia, accompagnata
da tavole a colori *)•
*) Hijdragen tot de dierkiinde , uitgegeven door het koninklijk zoologisch genoot-
sehaj) : Natura artis mayistra. Amsterdam, 1848—18J>4, vol. I, 4°.
430
V a I e n t i n e11 i, Delle bihlioteche
16. Societä een onvermeeide avbeid homt
alles te hoven.
Nel 1778 alcuni passionati cultori degli studj matematici si
riunirono in societä, pi endendo a divisa il riferito apoftegma olan-
dese, che vale quanto il latino Labor omnia vincit improbus. Fino
al terminare dello scorso secolo erano soli cittadini d’ Amsterdam o.
dei dintorni, i quali occupandosi esclusivamente di matematica, si
proponevano reciprocamente problemi da risolvere. Ma col principio
di questo secolo la societä stese la sua sfera d’ azione non solo nella
Neerlandia, ma eziandio nelle colonie neerlandesi, associandosele i
piü riputati matematici del regno, in maniera che al giorno d’ oggi
ella conta 140 membri, ciascuno de’ quali paga cinque fiorini annui.
Le poche norme che la reggevano presero forma di opportuno rego-
Iamento, redatto il 2 luglio 1830, e pubblicato a p. 3—7 del cata-
logo della biblioteca. Le sedute si ten gono 1’ inverno in Amsterdam.
I lavori dei socj furono pubb licati negli anni 1782—1857 in 23 vo-
lumi in 8° 1 ).
1 ) a) Kunst-oeffning over verscheide nuttig-e onderwerpen der wiskunde, door het
genootschap der iriatematische weetenschappen, onder de spreuk: Een onvermeeide
arheid komt alles te bovcn. Amsterdam, 1782—1788, vol. II.
b) Wiskunstige verlustiging, in eene aaneenschakeling van nitgeleezene voorstel-
len, met derzelver ontbindingen, door het genootschap ec. Amsterdam,1793—1795,
vol. li.
cj Mengelwerk van uitgeleezene en andere wis- en natuurkundige verhandelin-
gen, door het genootschap ec. Amsterdam, 179G—1816, vol. II
d) Wiskunstig mengelwerk, in eene aaneenschakeling van nitgeleezene voorstel-
len, met derzelver ontbindingen, door het genootschap ec. Amsterdam, 1798 tot
1802, vol. II.
e) Wiskunstig oeffeningen, in eene aaneenschakeling vau uilgeleezene voorstellen,
benevens een mengehverk van uitgelezene en andere wiskundige verhandelingen
onder de spreuk ec. Amsterdam, 1806—1809, vol. II.
f) Verzameling van wiskundige voorstellen, door de leden van het wiskundige
genootschap, onder ec. elkander tot onderlinge oeffening opgegeven Amsterdam,
1820—1836, vol. VI.
g) Verzameling van nieuwe wiskundige voorstellen ec. Amsterdam, 1841—1846,
vol. II.
h) Verzameling van wiskunstige opgaven door de leden ec. Amsterdam, 1850—1854,
vol. II.
i) Nieuwe wis- en natuurkundige verhandelingen van het genootschap te Am
sterdam, terspreuke voerende: Een onvermeeide ec. Amsterdam, 1844—1854, vol. II.
k) Archief, uitgegeven door het wiskundig genootschap : Een onvermeeide ec.
Amsterdam, 1856—1857.
e delle societä scientifico-Ietterarie della Neerlandin.
431
La biblioteea, benche limitata nel numero de' volumi, e
aprezzabile per la circoscrizione delle materie trattate, ripartite in
1. Manoscritti; 2. Memorie d’accademie; 3. Scienze esatte; 4. Ma-
tematica; S. Architettura; 6.Idraulica; 7. Astronomia; 8. Marineria;
9. Scienze naturali; 10. Dissertazioni e trattati varj; 11. Miscel-
lanee. Al primo catalogo *) fu data una continuaziorie nel maggio,
1833 =).
11. Societä d’ agricoltura.
Esempio di molta operositä diede nel secolo seorso la societä
formatasi pel miglioramento dell’ agricoltura, dacche poco dopo la
sua istituzione pubblicö nel 1778 il primo volume delle memorie,
cessate sgraziatamente nel 1832 3 ). Dietro essa, ciascuna provincia
settentrionale istitui con nobile gara simili aggregaziorii. Fu allora
die a provvedere piü utilmente agli interessi sociali, le diverse so
cietä si legarono in rapporto fra loro, e furono formate sezioni
comunali; stabilite pubbliche esposizioni di vegetabili, di animali, di
stromenti aratorj ed attrezzi rurali; aperti concorsi. Cias%una so
cietä tratta i proprj interessi in un’assemblea generale, i cui rapporti
redatti con coscienza e solide notizie scientifiche e tecniche si pub-
blicano nel suo giornale. Tali societä si accrebbero cosi che for-
mossi sotto il protettorato del re, la Riunione generale reale per
V agricoltura, alla quäle associaronsi la Societä pel progresso del-
V industria di Harlem , d’ agricoltura ed orticoltura di Utrecht,
d’ orticoltura di Leida. I membri delle societä provinciali montano
al numero di 7000 nelle sole provincie dell' Olanda settentrionale e
meridionale, e pagano annualmente due fiorini e mezzo. Alle sedute
hanno diritto d’ ingresso i membri delle societä provinciali, e vi pos-
sono pureintervenire altre persone che s'occupano d’economiarurale.
Da quasi vent’ anni fu organizzato un congresso generale
d'economia rurale, cui prende parte 1" intera Neerlandia. Questo si
riunisce di cinque in cinque anni in una cittä capitale delle diverse
*) Reglement voor de leden, en catalogus van de boeken uitmnkende de boekerij van
het wiskundig gennotschap ec. 1831, p. 4ö, 8°.
2 ) Vervolg ob de catalogus van de boeken ec. S. d. p. 8, 8°.
3 ) Verhandelingen uitgegeven door de maatsehappij ter bevordering van de landbouw,
te Amsterdam opgerigt. Amsterdam, bij L. van Es, 1778—1832, vol. XVIII, 8°, con
atlante in fogl. di 10 carte.
Sitzb. d. phil.—hist. CI. XXXVIII. Bd. III. Hft.
29
432
V a I e l) t i n e 1 I i. Delle biblioteche
provincie, e pubblica i processi verbali'). Lo spettacolo dclla tenuta
di simil congresso a Gilda, in quest’ anno 1860, mi chiar'i abba-
stanza quäle alto grado d' importanza dia il paese a questa solennitä
pati'ia. Straordinaria accorrenza di gente; aecalcate, benche se ne
paghi l’ingresso, le esposizioni di animaii da lavoro e doinestici, ve-
getabili, attrez i rurali; solenne distribuzione di premj; drapelloni
a colori nazionali o inalberati sulle case o estanti dalle finestre, in-
scritti: Onorate l’ agricoltura, corse di eavalli, teatri, musiclie, illu-
ininazione de' luoglii pubbliei: espressioni di senlimento nazionale,
arra di sicuro progresso.
IS. Societa di navigazione neerlandese.
Questa societä intentaa promuovere i vantaggi della navigazione
patria fioriva giii nel secolo scorso, encofniata da contemporanei 2 ).
19. Bibi, dclla societa tot bevordertng der
toonkunst.
A*sai contribui a ravvivare gli studj della teorica e della pratica
musicale in Olanda, questa benemeritä societa, la quäle bentosto
propagö la propria influenza, colla istituzione di ramificazioni minori
in Dordrecht, Enkhuizen, Gertruidenburg, Goes, Harlem, la Aja,
Heusden, Rotterdam, Utrecht. A rilevare la riechezza della biblio-
teea basti osservare che vi si trovano i lavori musicali di 390 com-
positori, SS dei quali sono italiani antichi e moderni. Distribuita
con ordine sistematico fu divisa in due grandi sezioni: la prima
comprende le opere di musica vocale ed instrumentale, non che
le teoriclie a stampa; la seconda quelle apartenenti alle indicate
ramificazioni. Alla musica vocale si sono coordinati a) gli oratorj;
b) i cori, con accompagnamento di Orchestra; c) i cori, cou accom-
pagnainento di f'ortepiano ed organo; d) i cori senza accompagna
mento; e^la musica di tre e quattro voci maschili; f) la musica aquattro
voci per voce di donna; g) le canzoni con accompagnamento di for-
tepiano ed orchestra; IQ le canzoni per le scuole e pei fanciulli. La
Verslag van bei. Iandiiuisliourlkundjg* congress.
2 ) Stij I S. Lofzang aan de vaderlandlievende inaatschappij teAmsterd. ter bevorderin
der Nederlandsche zeemacht. Amsterdam en Harlem, 1781».
e delle societä scientifico-letterarie della Neerlandia. 433
sezione seeonda e suddivisa in musica a) per piena orchestra; b) ar-
monica e militare: c) per organo ; d) per fortepiano; e) per for-
tepiano con accompagnamento; f) per fortepiano a quattro mani;
g) per istromenti da corda. AH’ indice pubblicatone *) tien dietro
un elenco di 100 benefattori della biblioteca.
30. Societä tot nut van ’t algemeene (a vantaggio
generale).
Questa societä i cui principj passarono inosservati, perche fon-
data alla fine del secolo scorso nella piccola cittä di Edam (Olanda
settentrion.) dai signori Nieuwenhuizen padre e figlio, Hoekstra, Roos
e Bakker, era destinata ad esercitare la massima influenza nella mo-
ralitä pubblica dell’ intera Neerlandia. Ove lo si voglia riguardare
in generale, lo scopo di questa aggregazione eminenternente benefica
e 1’istruzione del popolo; se nello sviluppo ovrerosia nei dettagli, e
compito della societä di apprestare sale d’asilo infantile; istituire
scuole elementari e tecniche; erigere biblioteche gratuite; stabilire
case di lavoro; organizzare casse di risparmio; aprire concorsi;
distribuire medaglie d’oro, d'argento, di rame a premio od inco-
raggiamento; tenere discorsi pubblici, corsi e lezioni serali e dome-
nicali; pubblicare trattati popolari. Perciö 1’amministrazione centrale
in tanta inoltiplicitä di vedute ed ampiezza di operato, dovette tra-
sferirsi ad Amsterdam, da cui dipendono le molte ramificazioni dette
dipartimenti nelle cittä, e nei villaggi di qualche importanza. La
societä giä nei 1809 era rappresentata da 7384 membri, distribuiti
in 96 dipartimenti. II successivo incremento fu tale che, quantun-
que la separazione dal Belgio nei 1830 le facesse perdere molti
membri, nullostante il numero di questi ora monta a quasi 1S000 e
quello dei dipartimenti a piü di 300. L’ annua rendita sale a
100000 fiorini circa, pagati da una contribuzione de’ membri, la
cui misura e determinata da varie circostanze: il termine medio e
di fiorini 3, 20, due de’quali son versati nella cassa generale. Di re-
cente s' e formata una succursale alle Indie neerlandesi.
A ) Catalogus der mu/.ijk- en boekwerken toebehoorende aan de maatschappij : tot be-
vordering dev toonkunst 1853. Amsterdam, gedrukt bij C, A. Spin et zoon, p. 67,
9, 8«.
29
434
Valentinelli, Delle bihlioteche
Uno de' piü grandi servigj resi dalla societä alla causa del ben
essere generale e il vivo interessamento ch 1 essa prese nella discus-
sione pell'istruzione primaria, interessamento cui e dovuta l’appli-
cazione della famosa legge del 1806 sull’ istruzione elementare,
della quäl legge parlarono con lodeVittore Cousin i) e Ramon della
Sangra 2 ). Opera di lunga lena sarebbe quella di dare un indice
delle sue pubblicazioni. Basterä ricordare le molte memorie sotto
titolo di Gedenkschriften, edite negli anni 1830—1854, e i rap-
porti annuali della gestione generale dal 1834 fino ad oggi. Ch 1 ella
sia un’ istituzione veramente cristiana dimostrollo il dott. A. Delting
in uno scritto 3 ), cui rimando il lettore.
2f. Societä de’ professori de’ ginnasj Meer-
landest.
I professori de’ ginnasj che rimpiazzarono le antiche scuole
latine in molte cittä della Neerlandia, si riunirono al numero di 32
nelf anno 1829 per costituire una societä, alla scopo d'influire sul
progresso delle lingue antiche e delle seienze che vi si riferiscono,
sopratutto in ciö che spetta all 1 insegnamento ginnasiale.
I membri ordinärj, professori in attualitä, montano a quasi
sessanta; gli straordinarj, antichi professori, non montano ai dieci:
si gli uni che gli altri contribuiscono cinque fiorini annui. I profes
sori emeriti e le celebrilä letterarie si nominano a membri onorarj.
Essi si raccolgono nel luglio d’ogni anno in ragunanza generale a
Amsterdam, Arnheim, Utrecht, in giro, e vi recitano dissertazioni e
memorie, in latino e in olandese, su argomenti filologici, di lettera-
tura c'iassica, storico-ginnasiali: questi scritti vengono pubblicati
periodicamente 4 ).
*) Sur P Instruction publique en Hollande. Paris, 1837.
a ) Voyag-e en Hollande et en Belgique , sous le rapport de P instruction primaire en
Hollande. Paris, 1839.
3 ) De maatschappij tot nut van het algemcen, als eene christelijke inrigting gesehetst.
Franeker, 1834, 8°.
4 ) a) Simbolse litterarise. Edidit Doctorum in gymnasiis Batavis societas. Amstelo-
dami, 1837—1843. — Trajeeti ad Rhenuin, 1843—1848, vol. IX, 8°.
b) Mibeellanea philologa et psedagogiea. Ediderunt gymnasiorum Batavorum
Doctores societate conjuncti. Trajeeti ad Rhenuin , 1849. — Amstelodami,
1830— 18ol, vol. III, 8°.
e delle societa scientifieo-letlerarie della Neerlandia.
435
33. Bibi, de’ libraj.
I libraj Neerlandesi a guarantire i loro interessi ia generale, ina
particolarmente a tutela della proprietä letteraria, si son giä da
molti anni riuniti in corpo morale. Or due di que" membri J. L. C.
Jacob e Federico Müller, collo scopo di favorire gli studj della bi-
bliografia e di formare degli esercenti il commercio librario, propo-
sero nel 1844 la istituzione d'una biblioteca sociale, ad uso esclusivo
dei membri, dei loro garzoni di negozio, degli apprendisti. Questa
biblioteca 1. avrebbe dovuto comprendere le migliori opere sul com
mercio librario, di bibliografia, di storia letteraria; 2. dovrebbe
essere proprietä di tutti i membri; 3. dovrebbe essere accresciuta
con un fondo annuale, somministrato dalla vendita dei libri offerti in
dono dai membri della societa; 4. sarebbe collocata in Amsterdam,
e tutti i libri ad eccezione dei dizionarj, perche d'uso giornaliero,
si presterebbero a’ membri per un tempo fissato; 5. sarebbe affidata
a una commissione per la direzione e 1‘ amministrazione. Nel caso
che il progetto fosse stato accolto favorevolmente, i proponenti offe-
rivano in dono alla societa, il primo tutti i doppietti della sua biblio
teca, il secondo una scorta cli’ ei possedea di 400 volumi di opere
bibliografiche. Accettata pienarnente la proposizione, il Müller offerse
allo scopo una stanza nella sua casa libraria di Amsterdam, ove quella
primitiva raccolta crebbe giä al numero rilevante di obre mille opere.
L’importanza relativa vi e giä attestata dal catalogoQ, cui quel dotto
librajo prese a cura di redigere e pubblicare, fornendolo d’ un istrut-
tivo proemio, e di preziose annotazioni letterarie e bibliografiche a
ciascun titolo. L’ ordinazione sistematica comprende quattro riparti-
zioni capitali: A. Storia dei commercio librario e della stampa;
B. Regolamenti su quello e questa; C. Bibliografia; D. Conoscenze
bibliotecarie.
c) Bijdragen tot de kennis en den bloei der Nederlandsche gymnasien. Amster
dam, 1853. Utrecht, 1854—1858. Leiden, 1859, 8°.
d) Memorie van het genootschap voor leeraren aan de Nederlaud. gymnasien,
betreffende het examen ter toelating tot de academische lessen (in d. 17 sept.
1842), 8°.
*) Catalogus van de bibliotheek der vereening ter bevordering van de belangen des
boekhandels, ojtgemakkt door ff. Müller. Amsterdam, 1855, p. XIV, 144, 8°.
436
Valentin elli, Delle biblioteche
II grazioso permesso accordatomi. di visitare a piü riprese e
seguitamente quel deposito del sapere librario mi porse 1’ opportu-
nitä di rilevarne 1' irnportanza, e somministrommi ampli mezzi ad
agevolare il mio lavoro, ciocche m’invita a professare pubblicamente
la sentita gratitudine a quella commendevole societä.
33. Bibi, della societä: Felix meritis.
La societä intitolata Felix meritis e una delle piü antiche e
delle piü nieritevoli del paese. Fondata da quasi un secolo (1777),
occupa un vasto edifizio costrutto allo scopo, con tanta grandiositä
e con tali forme architettoniche inusate in Amsterdam, che ne fu
data una descrizione speciale *)• Due sono le sale di lettura, una
pei divertimenti musicali, una pel bigliardo e per conversare, due
per le lezioni invernali di storia naturale e di fisica, oltre un gabi-
netto di oggetti naturali e di macchine, non che una torricella per le
osservazioni astronomiche e meteorologiche. Le lezioni delle scienze
mentovate, del disegno, e della musica , date gratuitamente ben
giustificano la convenienza della divisa di un’ arnia, impresa dalla
societä, la quäle fu sempre sollecita di mantenere con provvidi ordi-
nameriti il proprio lustro. Infatti quel consiglio emano nel 1835
cinque regolamenti 3 ), 1. sull’ ammissione delle donne, de’ figli di
membri, di cittadini e stranieri, in 17 articoli; 2. sulla sezione della
musica, in 9 articoli; 3. sulla sezione commerciale e letteraria, in
10 articoli; 4. sulla sezione di storia naturale, in 4; 5. sulla sezione
del disegno, in 31. E piü tardi compose un regolamento generale ! )
in 102 articoli, ripartiti in undici sezioni, ove trattasi de’ membri,
della direzione, dei lavori sociali, delle sedute, dell’ amministrazione.
La biblioteca originariamente era una sola, ma dacche la maggior
parte de'soej e presa dal gremio de’negozianti, se ne formt» una
seconda detta commerciale, collocata nella sala principale di lettura,
della quäle fu pubblicato un primo indice a. p. 161 del prospetto
generale dei lavoi-i della societä per 1’ anno 1853—1854, e quindi
A ) Historische beschrijving van bet gebouw der maatschappij Felix meritis. Amster
dam, 1800, 80.
2) Verzameling van regiementen voor de maatschappij van Verdiensten onder de zin-
spreuk : Felix meritis. S. d. p. 28, 8°.
3 ) Wet der maatschappij onder de zinspreuk: Felix meritis, opgerigt te Amsterdam
in der jare 1777. S. d., 1851, p. 4, non num. 25, 8°.
ö dellc societsi scientitico-lelterarie della Neerlandia.
437
il catalogo *) suddiviso in: 1. Economia politica, scienze politiche,
statistica; 2. Finanze; 3. Imposte; 4. Numismatica; b. Commercio
enavigazione; 6. Industria; 7. Atlante e carte. L’opero situ de’ mem-
bri, a cui speciale servigio e destinata questa bibiioteca, e resa di
pubblica conoscenza con rapporti speciali 2 ). La bibiioteca principale
ricca di oltre 4000 volumi, e collocata in sito angustissimo, tratto
vantaggio dallo sviluppo esteriore d’una curva, ehe da forma a una
sala delle lezioni. Ivi in nove armadj sono distribuite le opere di
1-—2. Storia, 3. Scienze politiche, 4—b. Poesia, 6—7. Arti e
scienze, 8. Storia naturale, 9. Opere periodiche. Le singolaritä della
collezione si compendiano in atti d’ accademie, raccolte di miscella-
nee, viaggi, libri d’arte, enciclopedie, dizionarj d’ arti e mestieri.
Pregevoli sono le edizioni delle Antichitä iV Er colano di Napoli, e
della bibbia olandese in cinque volumi in fogl. impressa all’ Aja. La
commissione alla conservazione e all’ incremento della bibiioteca,
collo scopo di farla conoscere e di agevolarne l’uso a’suoi membri,
ne pnbblicö, coli 1 opera de’ bibliotecarj W. H. Zimmermann e G. J.
Kerkhoven, il catalogo alfabetico 3 ) in carta da scrivere, con oppor
tune lacune al fine d’ogni lettera d’alfabeto, per le successive inser-
zioni. Nel catalogo 4 ) edito posteriormente, i signori J. H. e H. van
Ueteren ammisero la ripartizione sistematica delle classi, ommettendo
affatto ogni appunto bibliografico. La bibiioteca diretta, subordinata-
mente alla direzione superiore, dall’ impiegato della bibiioteca civica
P. A. Tiele, e aperta quotidianamente dalla mattina alle ore tardis-
sime della sera, pei membri e per gli esteri presentati dai membri.
Tale vantaggio io dovetti alla eompiacenza del colto giovane J. Gee
sink, dal quäle ho tratto la piü parte delle notizie ora comunicate.
34. Bibi, della societa: Arti et amicitite.
La scelta delle opere onde consta mostra abbastanza quali fos-
sero gli intendimenti della societa, di applicarsi cioe agli studj della
*) De bibliotheek van de aafdeeling koophandel der maatsebappij : Felix meritis. S.
d., 1856, p. 120, non num., 8°.
2 ) Overzigt der werkzaamheden van de afdeeling koophandel der maatsebappij: Felix
meritis, van l.mai 1852 tot. 6 april 1855. Amsterdam, 1853—1855, 8°.
3 ) Catalogns der bibliotheek van de maatsebappij: Felix meritis. S. d. 1830, p. 4,
non. num. 142, 8°.
4 ) Calalogus der bibliolheek van de maatsebappij : Felix meritis. S. d. 1855, p. 8,
non num., 32, 8°.
438
Val entiuel li, Delle biblioteche
storia e delle arti belle. Le 500 opere circa registrate nel catalogo
teste pubblicatone *) sono suddivise in 1. Teoria ed elementi delle
arti.; 2. Storia biografico-artistica; 3. Cataloghi di musei e di mu-
sica, di collezioni vendute; 4. Linguistica, poesia. letteratura, prosa;
5. Storia, antichitä e viaggi; 6. Miscellanea; 7. Giornali artistici;
8. Opere illustrate e con tavole. II fervore dei membri per 1’ incre-
mento della biblioteca e fatto palese dai doni frequenti, enunciati nel
catalogo.
25. Bibi, della societa: Doctrina et amicitia.
Di minore importanza che le riferite e la biblioteca di questa
societa, che raccoltasi senza uno scopo scientifico, desiderava pure
vantaggiarsi colla lettura di libri, specialmente di storia, politica e
belle lettere. Da principio la raccolta fu fatta senza un piano pre-
cedente, onde furono legate assieme opere di soggetti od autori dif-
ferenti. Fu nel 1839 che il consiglio della societa stabil! norme
direttive e per l’acquisto dei libri, e per l’uso che ne fanno i membri,
pubblicando poi due regolamenti per la direzione ed amministrazione
della biblioteca, in unione al catalogo redatto da quel bibliotecario
D. A. Walraven 2 ). Le duemila opere circa furono per lui ripartite
in a) Teologia, giurisprudenza, scienze politiehe; b) Arti e scienze;
c) Belle lettere; d) Geografia e viaggi; e) Storia; f) Romanzi e
miscellanee; g) Memoria di accademie e giornali scientitici. II cata
logo posteriore 3 ) da l'aumento di 400 opere, che unite alle prime
e alle posteriori fino al giorno d’oggi formano il numero di quasi
tremila.
Penetrato il consiglio sociale della stima dovuta al sapere, de-
cretö il 31 settembre 1851, la formazione di una nuova categoria
di membri di merito (Leden van Verdiensten), che non potranno
essere piü di dieci e godranno i diritti degli a 1 tri membri. Prov-
vedimento che assai onora Passennatezza della societa, e quello
di porre all 1 incanto fra 1 membri i libri di menoma importanza, poni
A ) Catalogus der bibliotheek van de maatschappij : Arti et amicitiae, 1. mai 1857. S-
d. p. 23, 8<>.
2 ) Doctrina et amicitia. Bibiiotheek-catalogus. Amsterdam, September, 1844, p. 12,
non nuoi. 99, 8°.
Doctrina et amicitia. Bibiiotheek-catalogus.* Amsterdam, maart, 1852, p. 12, non
num. 116, 8°.
e deile societa scientifico-Ietterarie della Neerlandia.
439
ad esempio giornali politici, roraanzi ec., giovandosi del ricavato a
nuovi acquisti. A tal fine si pubblicano degli indici, quäle e quello
del 18S2, da me veduto «).
26. Bibi, della societa: Ijees-museum.
Poco dopo il principio del nostro secolo alcuni cittadini, desi-
derosi di abbinare ai vantaggi del conversare e del ricreamento quelli
d’ una leltura utile ed aggradevole, si riunirono in societa che addo-
mandarono Lees-museum (Museo di lettura). La direzione composta
di membri, ciascuno de' quali ha un carico speciale, consta di un
commissario per 1’ amministrazione de’ fondi, il sig. N. van Walree;
un secondo per la lettura olandese, il sig. W. C. Mees; un terzo per
la lettura francese, tedesca, inglese, il profess. C. J. Mothes; un
quarto per le legature, il sig. Kobbb R. toe Laer; un quinto per
Pamministrazione generale, il professore C. J. G. Boot; altri per
l'acquisto di libri, per la depurazione di questi al termine dell’ anno,
per la redazione degli indici mensili, e dei cataloghi dati ad inter-
valli di anni. II bibliotecario e il sig. J. C. Franssen. E perciö che
la biblioteca, benche non abbondi di libri, e apprezzabile per le
scelte opere che vi si trovano. Tal titolo e massimamente dovuto alla
lodevole costumanza di porre all’asta fra 1 membri, al termine del—
1’ anno, i giornali politici o di unico scopo ricreativo, i libri di let-
teratura solamente amena. Quindi i Aibri elencati nella lista mensile,
pubblicata ad uso de’ membri, sono indicati colla lettera B, ogni-
qualvolta si conservino per la biblioteca, destinatisi gli altri alla
vendita.
Il primo catalogo ~) comprende verso 1200 opere, ripartite in
1. Opere generali e dizionarj; 2. Letteratura e poesia; 3. Arti e
scienze; 4. Storia e biografie; 3. Geografia e viaggi; 6. Carte ed
atlanti; 7. Memorie di societa scientificlie e giornali letterarj. Al
catalogo e unito il compendio di alcune norme per 1’ uso de’ libri,
*) Lijst deboeken, tijdschriften eil courants, welke onder de heeren leden van hei
genootschap: Doctrina et amicitia op donderdag den 22 april 1852, des avonds
ten half acht ure, verkocht zullen worden. S. n. p. 8, 8°.
*) Lijst der werken, uitmakeude de bibliotheek van het lees-musemn, 1 nov. 1827.
Amsterdam, p. 82, 8°.
440
Valentin e 11 i, Delle biblioteche
riprodotte posteriormente al principio del seeondo !). Peraltro il
regolamento non fu dato che il decembre 1852 2), colla ripartizione
in 55 articoli. Posteriormente al 1852, il consiglio della societä
diede un regolamento a parte per 1’ uso dei libri, in 43 articoli.
L’ ultimo catalogo 3 ) di 1795 opere, al quäle fu dato nel 1857 un
primo supplemento 4 ), offre una piü minuta suddivisione delle mate-
rie: A. Liuguistica, poesia e belle lettere in generale e straniere;
B. Lingua, poesia e belle lettere olandesi; C. Storia e biografia
generale e straniera; D. Storia e biografia olandese; E. Geografia,
viaggi, atlanti e carte; F. Filosofia, politica, giurisprudenza;
G. Scienze politiche, statistica, benefieenza; II. Commercio e finanze,
industria, colonie; I. Scienze naturali e medicina; K. Belle arti,
enciclopedia, giornali.
21. Bibi. Nicolaiana.
Quanto valga l'energia del volere, accompagnafa dalla lautezza
de' mezzi, mostrollo il nobile Cornelio Nicolai, che rapito alle verdi
speranze della famiglia e degli amici nella giovane etä di 24 anni,
avea di per se formata una biblioteca, ricca segnatamente di edi-
zioni accreditate e splendidi esemplari. Benche vi fosse rappresen-
tata ogni classe del sapere, vi sovrabbondavano quelle di storia
civile e naturale, di archeologia, di letteratura. Pocbi erano i codici
manoscritti, e di media importayza, alcuni annofati di mano di Giano
Parrasio, Francesco Giuniano Voss, Teodoro Byek, Maurolyco, Da
niele Einsio, Giuseppe Scaligero, Isacco Casaubono, Gaspare ßurleo.
Ne mancavano di postille alcune opere a stampa inscritte ai margini
da Desiderio Erasmo, Fulvio Orsini, Guglielmo Cantero, Giano Rut-
gerio, Nicolö Einsio.
A ) Catalogus der verzameling van boekwerken , uitmakende de bibliotheek van het
lees-museum te Amsterdam, 1 november 1837. Ter Drukkerij van J. G. ßentinek,
p. 76, 8°.
2 ) Reglement voor het lees-museum te Amsterdam. S. d. p. i!>, in 16°.
3 ) Catalogus der boekwerken, uitmakende de bibliotheek van bet lees-museum te
Amsterdam, 1 november 1854. Amsterdam, gedrukt bij C. A. Spin et zoon, 18ö4,
p. VI, 88, 8°.
4 ) Catalogus der boekwerken, uitmakende de bibliotheek van het lees-museum te
Amsterdam. Eerste Supplement, august 1857. Amsterdam, gedrukt bij C. A. Spin
et zoon, 1854. i». VI, 88, 8°.
e delle societa scientifico- Ictterarie della Neeriaudia.
441
Colla passione pei libri andava di pari passo nel Nicolai quella
per Ie belle arti, per le anticaglie, per la numismatica. Ornavano la
sala maggiore parecchi ritratti d’uomini illustri di distinti pennelli:
conteneano alcuni scaffali bronzi, terrecotte, iscrizioni, anelli,
gemme, utensili d’ ogni forma, arnesi della persona, di origine ro-
mana, tutti dissotterati presso Katvle in Olanda. Custodivansi in uno
scrignetto tre serie di antiehe moriete in differenti metalli, ISO gre-
che, 240 consolari distribuite in 113 famiglie, 410 imperiali. Di
questa patrizia biblioteca, di cui pubblicossi il catalogo J ) dagli
eredi l'anno di morte del possessore, con proemio laudatorio s ), per
inchieste ch’io ne abbia fatte, nessuno seppe darmi conto.
>
38. Bibi. Maarseveeniana.
Al principio del secolo decimottavo corse la Sorte di altre con-
sorelle la biblioteca dello scabino d’ Amsterdam, Giovanni Huid-
cooper van Maarseveen. Provveduta recentemente di libri d’ ogni
scienza, che il possessore avea fatto legare splendidamente, riparti-
vasi in dieci classi, denominate latinamente: 1. Tlieologi; 2. Juri-
dici et politici; 3. Medici, chimici, botanici; 4. Philosophi,
mathematici et rei militaris scriptores; 5. Cosmographi, geogra-
phi et topogrnphici; 6. Genealogici et heraldici; 7. Historici;
8. Literatores, critici et miscellanei; 9. Poetce; 10. Antiquarii et
spectaculoram scriptores. Ne conservö memoria il catalogo a stampa
per la vendita 3 ).
4 ) Bibliotheca Nicolaiana, in duas partes divisa, quarum prima Iibros continet, altera
numismatum ae operis prisci thesaurum: omnia multo itidieio et assiduo labore
collegit nobilissimus juvenis Cornelius Nicolai. Amstelaedami, sumptibus han-eduin,
1698, pars I, p 318, pars II, p. 123, 8°.
~) „Nondum virilem ingressus aetatem , vigesimo quarto suse vitm anno vix exacto
ille quidem extinctus iacet, sed a posteris ignorari eum non patietur librormn
isthaec exquisitissimornm aovaywyr) prmclara magis, quam co|»iosa nimis. Neque
enim tarn delectabatur aucto numero , quam coemendis libris commendabilibus ab
editionum praestantia, raritate et nitoris elegantissima concinnitate.“
3 ) Bibliotheca Maarseveeniana, sive catalogus nitidissimorum et exquisitissimorum in
omni geliere, linguis et facultatibus Iibrorum , quos collegit et nitidissime com-
pingi curavit vir amplissimus Joannes Huidkooper a Maarseveen, urbis amsteloda-
mensis, dum viveret, scabinus. Amstelodami, ex oflicina Henrici et Theodori Boom,
1704, p. 342, 80.
442
Valentinelli, Delle biblioteche
39. Bibi. Krysiana.
Jacopo Krys, pastore e predicatore della chiesa giansenistica
d’Amsterdam, s’ ayea creata una biblioteca di oltre a 10000 volumi,
la quäle, benche si estendesse a ogni genere di studj, nullostante
era ricca a preferenza di opere sacre, fra le.quali riscontravansi le
piü prestanti edizioni de’ ss. padri e una copiosa serie di scritti po-
lemieo-religiosi. Fra i molti codici manoseritti, specialmente spa-
gnuoli, erano segnalati alcuni membranacei ad uso di ebiesa con
isplendide miniature, ed un antichissimo Fuero juzgo in membrana,
parimenti miniato. Ne vi mancavano alcune singolaritä bibliografiche,
cioe alcuni buoni incunabuli J ), la prima edizione dell’ Antologia
greca stampata in pergamena, e venti grossi volumi in foglio, con-
tenenti erbarj a secco di pareecbie migliaja di piarite, precipuamente
delle Indie orientali ed occidentali; non che animali, conchiglie, co-
ralli ec. miniati. L'intera raccolta fu esposta all’ incanto all’ Aja, nel
marzo 1727, sendosene perciö allora esteso il catalogo 2 ).
30. Bibi. Crevenna.
Pietro Antonio ßolongaro-Crevenna nacque in Milano sul prin-
cipio dello scorso secolo. Ricco per domestico patrimonio ed erede
della pingue sostanza dell’avo materno Giacopo Filippo ßolongaro 8 ),
pote imprendere lunghi e dispendiosi viaggi, compiuti i quali si sta
bil! in Amsterdam, attendendo onoratamente al negoziato di tabacco.
Istrutto, com’ era, occupavasi egli nel raccogliere i materiali della
storia dei progressi della stampa, e quindi per tempissimo acquistö
libri al suo proposito. Ma, come spesso accade, cos! innanzi si
spinse, che a tutte le regioni del sapere estese le sue ricerche. Le
occasioni presentate in Amsterdam dalle frequenti aste di libri, lo
determinarono prima ad impinguare le classi delle belle lettere e
!) Svetonius. Romae, 1470. — Biblia moguntina. 1472. — Liber qui dicitur supple-
mentum. Venetiis, 1476. — Paulus Venclus. ln seeundum Aristolelis. Venetiis, 1477.
— Läctantius. Venetiis, 1478. — Titus Livius. Venetiis, 1481.
2 ) ßibliotheca Krysiana, sive catalogns librorum , quibus, dum viveret, usus est vir
plurimum reverendus Jacobus Krys. i. u. d. et ecclesiae romano-catholieae, qute Ain-
stelodami colligitur, pastor fidelis, disertus. Hagae - Comilum, apud Petrum de
Hondt, 1727, p. 207, 199, 8«.
3 ) Era proprieta del Crevenna il palazzo ßolongaro di Stresa sul Lago maggiore*
aequistato poi dal p. Rosmiui, ora posseduto dalla duehessa di Genova.
e delle societä scientifico-letterarie della Neerlandia.
443
della storia naturale, poi quelle dei classici greei e Iatini, indi le
altre, mantenendo perö in lui sempre viva la predilezione agli studj
tipografici, onde raccolse mille Cinquecento scelte e rare edizioni
del secolo XV. La copia delle primitive edizioni della bibbia, le po-
liglotte piü famigerate, le edizioni migliori de ss. padri, rappresen-
tavano degnamente la parte teologica. Le classi piü complete e piü
rieche erano quelle della storia naturale e delle belle lettere. Cre-
sceano pregio alla biblioteca trecenlo codici manoscritti, la piü parte
membranacei, molti adorni di vaghe miniature; le collezioni degli
editori Aldi, Giunta, Stefani, Grifi, Plantini, Elzevirj, Comini, Bas-
kerville; quelle degli autori classici greei e Iatini cum notis vario-
rum e adusum Delphini; le cosi dette collane d'autori; i testi di
lingua italiani; le edizioni splendide, accompagnate da incisioni; le
magnifiche legature. Tale biblioteca fu riputata meritamerite al suo
tempo come uno dei primi ornamenti d’ Amsterdam. Era quindi
ragione che il raccoglitore di tanti tesori della scienza e di tante
lautezze bibliografiche volesse farne conoscere il merito, e ne pub-
blicasse perciö un catalogo *) con interessanti note bibliografiche, e
colla pubblicazione di lettere di parecchi uomini illustri, tratte da
codici manoscritti. La vignetta del titolo del primo volume rappre-
senta il prospetto della biblioteca, col motto: Hinc placidus nobis
per tempora vertitur annns. e col nome Petrus Aut. Crevenna
Mediofanensis Amstelodami degens. Questo catalogo che egli fece
stampare a 300 esemplari per dispensarlo agli amici e agli estimatori
del sapere, fu da lui redatto con molta coscienza, dacche indica i
titoli di miglioria e i difetti de’ libri, corresse con opportune anno-
tazioni gli altrui errori, nulla asseri die non avesse veduto cogli
occhi proprj.
Pubblicato il catalogo, non desisteva il Crevenna da nuovi ac-
quisti, onde tanto gli si accrebbe per le incessanti giunte successive,
la massa de' libri, che avvisö di ritenere i migliori, spogliandosi della
piü parte. Perciö pubblicö un secondo catalogo *) che tanto differisce
*) Catalogue raisonne de la collection de livres de M. Pierre-Antoine Bolongaro-Cre”
venna, negociant ä Amsterdam. S. d. 1776, vol. VI, 4.
2 ) Catalogue de livres de la bibliotheque de M. Pierre-Antoine Bolongaro-Crevenna.
Amsterdam, chez I). J. Changuier et P. den Hengst, libraires* 1789, vol. V, 8°.
— L’ esemplare dell’accademia delle scienze di Amsterdam contiene in fogli inseriti
molte osservazioni bibliografiche scritte di mano del prof. Giov. Willmet, cni appar-
teneva I’opera.
444
Valentinei li, Dolle biblioteche
dal primo quanto Io scopo per cui fu redatto. II primo volume com-
prende le collezioni e la teologia; il secondo Ja giurisprudenza, le
scienze esatte, la storia naturale, la medicina; il terzo le belle let-
tere; il quarto la storia e gli studj affini; con un supplemento sulle
opere polemiehe della compagnia di Gesü; il quinto gli indici, i
prezzi, e i libri ritenuti. Tale catalogo, spoglio delle importanti
osservazioni del primo, da pero un numero maggiore d’opere che
montano ad 8000. L'opulento proprietario poco sopravviveva a quella
depurazione, che impreso un viaggio in Italia nel 1792, mori in
Roma 1’8 ottobre di quell’anno. I suoi libri, de’quali non avea
disposto, furono messi in vendila, e se ne eresse perciö un indice
anziche catalogo i), raro assai in commercio, di 3226 opere, con
aggiunto un supplemento dell’ edizione anteriore di libri che si rap-
portano alla compagnia di Gesü, raccoltina di piü che 400 articoli,
rimasta allora invenduta. Una nota di mano di C. van Hultem di Gand,
apposta all’esemplare della reale di Bruxelles, accenna all’impor-
tanza di questo indice: „ce volume est necessaire a ceux qui veulent
„eonnoitre en entier la magnifique bibliotheque de m. Bolongaro-
„Crevenua. Le possesseur en vendant en 1790 la plus grande partie
„de ses livres .... s’ en etoit reserve une portion considerable,
„consistant surtout en ouvrages sur l’histoire litteraire, la bildiogra-
„phie, et autres bons et rares ouvrages, contenus dans le present
„catalogue, que l’on ne trouve que difficilement“.
31» BIM. Honing;.
Giacomo Koning, consigliere del tribunale d’Amsterdam, a man-
tenere onoratamente la numerosa famiglia, cui venia meno l’annuo
assegno, vantaggiandosi delle estese conoscenze bibliografiche,
esercitava riservatamente la mercatura libraria. Percio di tempo in
tempo, a tale scopo, distribuiva egli agli amici alcuni elenchi anonimi
di libri a stampa e manoscritti a ) che al numero di nove, con nume-
razione ricorrente di p. 214, pubblico dal 1796 al 1819. Benche
*) Catalogue de la bibliotheque de feu M. Pierre Antoine ßolongaro-Crevenna, qui
sera vendue publiqueinent au plus offrant a Amsterdam, dans la maison du defunt, le
lundi 11 nov. 1793, et jours suivants. Amsterdam, cliez 1). .1. Changuier, L. r.
Halst et P. d. Hengst, p. XII, 148, 8°
2 ) Naam-lijst van eenige zeldzaame boeken en manuscripten. S. d. 8°.
e delle sncieta seientifico-letterarie della Neerlandia.
445
nel seguito la cessazione delle famigliari strettezze piü non lo invi-
tasse a mantenere quel minuto conimercio, nullosfante cosi fu preso
dalla passione pei libri, che ne fece straordinarj acquisti, determi-
nandosi ad alcune speciali collezioni. Fra queste erano capitali quella
degli anticlii poeti neerlandesi, ricca di molte versioni di salmi; una
seconda di commedie o tragedie antiche; una di poesie di eirco-
stanza. Ricca era la partita della storia della Neerlandia, raa special-
mente di Amsterdam; rara quella dei viaggi, comprendendovisi
antiche relazioui di navigatori, descrizioni e piante di cittä. Preziosa
dee dirsi la raccolta di antiche stampe per la storia della tipografia,
acquistata dopo la sua morte dal municipio e dalla pubblica biblioteca
di Harlem. A monumenti precipui di quella raccolta possono segna-
larsi: 1. Una tavola silografica di Lorenzo Coster, sulla quäle i ca-
ratteri d’una parte dell" Orario sono intagliati a rovescio; 2. Una
tavola genealogica di L. Coster, scritta ed ornafa delle armi della
famiglia, nel 1550, su membrana; 3. Lo Spiegel onzer behoude-
nis, scritto su pergamena in 8°. l’anno 1464. L’instancabile biblio-
grafo non solo raccoglieva cio che si riferisce alle stampe antiche,
ma riproduceva con fedelta ed esattezza molti fac-simile, le forme
delle lettere, Ie figure e gli ornati in intaglio. Ai libri a stampa
s' aggiungeva una apprezzabilissima scorta di oltre duemila codici
manoscritti, la piü parte autograß, molti di proprj, quelli degli altri
accompagnati da sue postille. Questi codici manoscritti, divisi in
a) Storia; b) Scienze religiöse; c) Poesia e miscellanee; d) Storia
patria; e) Lettere di principi ed uomini illustri, ritraggono altro
titolo singolare di merito dall’ unicita della lingua, perche stesi tutti
in olandese. Porzione inestimabile di questa biblioteca fu dal Koning
posta in vendita nel 1828, fattone conoscere il contenuto nel titolo
del catalogo *). Morto egli nel 1832, i suoi figli G. ed J. J. posero
all’ incanto l’inlera biblioteca, redigendo essi stessi il catalogo 3 ),
*) Catalogue d 1 une collection distinguee de Iivres latins, hollandais et frangais, pro-
prement conditionnes, ayant pour la plus grande partie rapport aux Sciences theolo-
giques et a 1’ liistoire , parmi lesqueiles se trouve une rare collectiou de bibles,
nouveaux testaments , psautiers, et Iivres liturgiques imprimes an XV, et dans Ie
commencement du XVI siede, plus quelques manuscrits ec., le tout rassemble de-
puis nonibre d'annees, par un amateur dislingue d’liistoire et d’ antiquite. Amster
dam, chez F. den Hengst et fils, 1828, 8°.
a ) Catalogue de la collection litteraire, laissee par feu .Mr. Jacques Koning , Membre
de F Institut royal de Pays-Bas, et de plusieurs Societes de Sciences. Amsterdam,
446
Val enthielt i, Delle biblioteche
cui prelusero con una prefazione onorevole alla memoria del padre
loro: la prima parte pubblieata in aprile 1833, eomprende i mano-
scritti e gli autografi; la seconda pubblieata nell'ottobre dello stesso
anno, i libri a stampa.
33. Bibi, di Cornclio Enrico a Roy.
Questo distinto bibliografo, iniziato appena negli studj della
medieina <), diede principio ad una raccolta di libri, che nello spa-
zio di sessanta anni egli portö al numero rilevante di piü che
18000 articoli. Limitatosi negli acquisti alla sola medieina da lui
professata *), non e a dire di quante preziositä egli arricchisse la sua
biblioteca, raccogliendo a gran prezzo le migliori edizioni de’ medici
antichi greci e latini; gli scrittori del medio evo, specialmente gli
arabi e i loro commentatori; le piü acclamate opere moderne in ogni
lingua; quantita di monografie e scritti polemici; dissertazioni medi-
che in gran copia; una serie di tremila ritratti di medici e filosofi
illustri. E amante com’era dell’ordine e della politezza, fece le-
gare in pelli a varie forme e colori i volumi, improntandovi il proprio
scudo (cavallo d’ argento in campo azzurro) colla legenda Com.
Henr. a Roy. medicinae doctor. Poco prima della sua morte, quasi
presago della sorte che ayrebbe incolto la sua biblioteca, ne pubblieo
il catalogo s ) ch’ egli nel lungo corso della formazione di essa ne
avea composto, dietro l'ordinazione sistematica che v’ayea dato. Il
metodo da lui seguito fu I’adottato da un medico tedesco di gran
fama, come attesta egli stesso nel proemio del suo catalogo 4 ), divi-
dendo l’intera materia in due grandi classi: in prima scriptores
generales qui de arte medica, in secunda qui specialiter medicinam
chez L. van der Viane et G. Lamberts (1833), vol. II, 8°., e con intitolazlone olan-
dese: Catalog-us der letterkundige nalatenscbap van Jac. Koning. 1. deel. Handscrif-
ten. 2. deel Boekwerken ec. Amsterdam, 1833, vol. II, 8°.
1 ) „Anno 1770 superioris saeculi Leidam profectus sinn ut albo civium academ. Lugdu-
neusis inscriberer.“ Proemio al suo catalogo.
2 ) „Catalogus bibliothec© me© unice eoustat libris ad omnem ambitum scienti© medic©
pertinentibus.“ Ivi.
3 ) Catalogus bibliothec© medic© Cornelii Henrici a Roy, medicin© doctoris. Amste-
lodami, apud Ludovicum van Es, 1830, vol. V, 8°., con una sola paginatura di 2Ö44
pagine.
4 ) „Ordo quem in construenda bibliotheca secuti sumus, est ille quem Chr. Guil.
lvestner in conscribenda sua bibliotheca medica Jen© 1746 impressa, sibi proposuit.“
e delle societä scientifico-letterarie della Neerlandia.
447
tractarunt. La prima quindi dovea comprendere tutti gli autori che
in qualche maniera hanno rapporti colla medicina, storici, biografi,
bibliografi, letterati, teologi, lessicografi , ed altri aneora. Ter-
minata questa pubblicazione, il possessore non cessö dall'incremen-
tare quel suo vasto deposito di medico sapere, fino alla morte che Io
colse vecchissimo al principio del 1834. Non avendone egli disposto
con atto d" estrema volontä, quel prodotto di tante eure amorose ed
intelligent fu esposto in yendita all’ asta pubblica, e fu allora che
si aggiunse al catalogo un quinto volume per far conoscere i libri
non compresi nei quattro primi. Perö quella biblioteca, frutto di
eure infinite e d’ingenti dispendj, avendovi il possessore profuso da
200000 fiorini, affidata a mano di sensali, diede il misero prodotto
di 20000, locche e da attribuirsi non tanto all'ignoranza de’ ven-
ditori, quanto alla mancanza d’un indice compendioso che a centinaja
d’esemplari, fosse distribuito nel mondo colto. La splendida col-
lezione di ritratti, acquistata dal sig. A. van Rossum, passö in
Inghilterra.
33. Bibi. Willmetiana.
Professö con onore teologia e lingue orientali nell’ ateneo d’Am
sterdam Giovanni Willmet, il quäle nel lungo periodo del suo
magistero, a maggiormente addestrarvisi, aveasi formata una biblio
teca di quasi quattromila opere, di soggetti diversi, ricca peraltro a
preferenza di libri di teologia e di lingue orientali. L’eletta parte di
questa costituivano i codici manoscritti al numero di 257: delle
venti classi in cui aveali divisi, le 12“—18“ comprendeano gli orien
tali, de" quali 32 legö, morendo nel 1837, alla biblioteca dell’ aeca-
demia delle scienze d’Amsterdam. E increscevole il riferir che tanto
tesoro di sapere, fu subito dopo la sua mancanza esposto in vendita,
erettone a ciö l’opportuno catalogo 1 ). Perö molte opere non furono
perdute per Amsterdam, dacche furono acquistate per la civica, col
legato di 600 fiorini, ch’egli stesso Iasciolle.
J ) ßibliotheca Willmetiana. Catalogus bibliotheete iustructissimte, quam in suos usus
comparavit vir clarissimus Joannes'Willmet, ss. theol. doct., linguar. oriental, in
athenmo Amstelodamensi professor ee. Amstelodami, 1837, J. Müller, J. Kudink
et D. Groebe, p 247, 39, 8».
Sitzb. d. phil.-hist. CI. XXXVIII. Bd. III. Hft.
30
448
V a I e n t i n e 11 i, Delle bihlioteche
3%. Bibi. Steenwijk.
Di quali elementi fosse composta la biblioteca del dotlo parroco
cattolico M. A van Steenwijk, e quanto fosse apprezzabile, lo ap-
palesano a sufficienza i due cataloghi che dopo la di lui morte se
ne pubblicarono per la vendita 1 ). I titoli, senza informazioni ulte—
riori, offrono saggio dell' importanza di questa raccolta. Fra'libri
rituali, la cui parte piü ricca era quella della chiesa greca, riscon-
ravasi un messale, con importanti annotazioni, usato nel 1574 ad
Harlem.
35. Bibi. Voorst.
Morto fin da oltre 25 anni lo spettabile M. D. C. van Voorst
pastore evangelico ad Amsterdam, lasciava al figlio Mr. J. J. che gli
luccedeva nel carieo, una biblioteca distinta, cui questi curavas
d'incrementare. Le grandi parti costituenti erano la teologia, la let-
teratura, la storia neerlandese, i manoscritti. Or mancato a’ vivi pur
anco il figlio, fu la biblioteca, come molte altre, sperperata al pub-
sico incanto. II librajo Federico Müller, autore dei quattro cataloghi
impressi per la vendita seppe bellamente rappresentare nei titoli
1’importanza della speciale raccolta. II primo di que' cataloghi edito
!) Catalogue d’ une bibliotheque superbe de theologie catholique, d’ histoire, de litte-
rature , et d’ une collection precieuse de livres d'estampes, comprenant toutes les
editions originales benedictines des Saints-Peres, les grandes collections des Conci-
les, nombre. de grands et beaux livres de theologie, de grands ouvrages archeolo-
giques; quantite devovages, editions superbes de classiques grecs, latins et 1‘ran-
gais. Parmi les livres d’estampes, lous les grands voyages pittoresques, et d'autres
voyages, livres superbes areheologiques, beaux livres d’ estampes bibliques et eccle-
siastiques, et quelquesbeaux livres d 1 histoire naturelle; delaisse par feu le tres-reve-
rend M. A. van Steenwijk, eure a Amsterdam (mai, 1854). Amsterdam, chez les
freres van Cleef et Frederik Müller, p. 160, 8°.
Catalogue d’une collection superbe de livres d’estampes, comprenant de beaux
ouvrages bibliques, tels que Boisseree, Roberts, Picart, Puginetc.; des voyages pit
toresques, tels que tous les grands voyages pittoresques anciens et modernes; les
trois ouvrages de Maximilien de Neuwid sur FAmerique, ceux de Roberts, Grindley,
ßutty, Finder etc.; des livres d‘ antiquiles, tels que la gründe description de l’Egypte,
en fol.; les oeuvres de Seroux d’Agincourt, Langles, Laborde, Zahn, Gau, Stratt,
Murphy, Stackelberg etc.; d' histoire naturelle, les ouvrages d’ Audebert et Vieillet,
Temminck, Hamilton, Merian, Spix, Cramer et Stell, Cuvier etc. et quelques ouvrages
illustres; delaissee par feu le tres-revereud M. A. van Steenwijk , eure a Amsterdam
(juin, 1854). 1 vi, 1854, p. 22, 8<>.
e delle societa scientifico-letterarie della Neerlandia. 449
nel 1858 in olandese *) e francese 2 ) offre la storia figurata della
Neerlandia in una serie rilevante di 1445 numeri, taluno de’ quali
forma un seguito di piü volumi. Nell' anno seguente ebbe luogo la
pubblicazione degli altri cataloghi. La parte teologica, ricca spe
cialmente d’opere dei secoli XV—XVI11 confa piü che 5000 opere:
fu questa distribuita in I. Introdnzione; II. Scrittura sacra; III. Let-
teratura esegetica; IV. Opere generali; V. Teologia sistematica;
VI. Teologia pratica; VII. Teologia storica; VIII. Filosofia; e in un
supplemento di 413 dissertazioni teologiche 3 ). A quasi settemila
montava il numero delle opere di letteratura, con alcune poche di
scienze ed arti, ripartite in cinque classi: I. Opere di societa, gior-
nali, bibliografia; II. Letteratura orientale; III. Letteratura classica;
IV. Letteratura inglese-francese-tedesca; V. Letteratura neerlandese
antica e moderna; VI. Scienze ed arti. E da indicarsi a parte la spe-
ciale raccolta di 1500 volumi di dissertazioni 4 ). Pero il piü prezioso
ornamento della biblioteca formavano 1952 codici manoscritti, divisi
in tre grandi categorie: A. Manoscritti; B. Lettere autografe;
C. Collezione di Album, segnature, fac-simili. La prima categoria e
suddivisa in a) Lingue orientali; b) Letteratura antica; c) Teolo
gia; dj Storia; e) Letteratura; f) Medicina, astrologia, alchimia.
I manoscritti in generale non erano di semplice curiositä, dacche al
loro acquisto presiedette sempre il gusto della scienza: alcuni ve ne
aveano ornati di miniature. I manoscritti arabi, persiani, turchi,
copti, in lingua indiana e Chinese furono inscritti in catalogo, con
4 ) Catalogus van eenen Nederlandsch-historischen atlas, bestaande in 18 portefeuilles
met platen en portretten, uitmooentende door zeldzaamheid en fraaiheid der platen,
en door het antaal van zinne- en spotprenten. — Woorts van vele platen en portret
ten, als bijvoegsel tot den vorig-en atlas; collection platen en kaarten over Neder-
land'-che en buitenlandsche geschiedenis en topographie. Amsterdam, Frid. Müller,
1858, p. VIII, 72, 80.
2 ) Catalogue abrege d" un superbe atlas historique neerlandais, compose de planches et
portraits, ensuite de plusieurs planches et portraits neerlandais et etrangers, parmi
lesquels de portraits anglais, de catnlogues de ventes d’art: le tous rasemble par
Mr. J. J. van Voorst. Amsterdam, Fred. Müller, 1858, p. IX, 29, 8°.
3 ) Catalogue de la bibliotheque de theologie, de Mr. D. C. van Voorst, et Mr. J. J. van
Voorst, pasteurs evangeliques a Amsterdam. Amsterdam, Frederik Müller, 1859,
p. 314, 8°.
4 ) Catalogue de la bibliotheque de litterature, de Mr. D. C. van Voorst, pere et Mr. J.
J. van Voorst, fils, pasteurs evangeliques h Amsterdam. Amsterdam, Frederik Müller,
1859, vol.II, 80.
30
450
Valentin elli, Delle biblioteche
buoni dettagli dal prof. P. A. Dozy di Leida, come la descrizione
dei libri di Ore (Hora; B. M. Virginis), da M. Alberdyngk Le let-
tere autografe o sono seritte per intero o sottosegnate da uornini
celebri, da prineipi, come re ne bau parecchie dei principi d'Orange
e Nassau. II catalogo pubblicatoue i) fu ridotto in compendio 2 ).
36. Bibi. Van Lennep.
D.J. Van Lennep, professore dell’ ateneo d’Amsterdam, e diret-
tore di quella biblioteca dal!’ 1820 all' anno di sua morte (1853),
possedea una ricca e scelta raccolta di classici greci e latini, e padri
della ehiesa. Lo stato d'ottima eonservazione e le splendide legature
eontribuirono a rilevarne il merito. Questa biblioteca, giä lodata nel
1826 da Hänel 3 ) fu nel 25 aprile e 5 maggio 1835 esposta al-
l’incanto, essendosene ritratto cumulativamente 12800 fiorini. A
dare un saggio deile opere capitali, ne accennero alcune coi Ioro
prezzi. Bibbia di Walton, fior.240.— Bibbia d'Aldo (1504), fior. 33.
— Omero delNerli diFirenze, fior. 300. — Demostene d'Aldo (1504),
fior. 33. — Rhetores grmci d’ Aldo (1508), fior. 150. -— Le opere
di Filone, di Londra (1742), fior. 78. — Grammatici latini di Putschio
(1605), fior. 44. — Thesaurus antiquitat., vol. LXXXVI, fior. 380.
— Patres apostolici (Anisterd. 1724), fior. 60. — Opere di Cle-
mente Alessandr. (Oxford, 1715), fior. 50. — Opere d’Origene
(Parigi, 1733—1759), fior. 125. — Storia eccles. d'Eusebio (Can-
tabr. 1720), fior. 133. — Opere di s. Atanasio (Par. 1698),
fior. 114.
37. Bibi. Vrolik.
Eia fornita di buone opere, specialmente di storia naturale e
tfi medicina, la biblioteca dei consigliere e professore all’ ateneo
illustre d’Amsterdam, G. Vrolik, tolto di recente all'onore della
1 ) Catalogue raisonne de la precieuse Collection de manuscrits et d’ autographes de MM.
D. C. van Voorst, pere, et .1. .1. van Voorst, fils, pasteurs evangeliques ä Amsterdam.
Amsterdam, Fred. Müller, 1859, p. VIII, 224, 8°.
2 ) Catalogue abrege de la precieuse colleetion de manuscrits et d 1 autographes de Mr. D.
C. van Voorst, pere, et Mr. J. .1. van Voorst, fils, pasteurs evangeliques a Amster
dam. Amsterdam, Fred. Müller, 1859, p. 42, 8°.
3 ) „qui (Lennep) bibliothecam optiinis et pervetustis libris impressis et codieibus mss.
instructam possidel.“ Catalogi, eol. 775.
e tlelle societa scientilico-ietterarie della Neerlandia.
4SI
scienza. Dacche riel prossimo decembre sarä venduta in dettaglio,
gioverä a mantenerne la memoria queslo cenno e il catalogo pubbli-
catone J ).
Harlem, Haarlem, oland. — Harlemum, lat.
ft. Bibi, pubblica.
In un vecchio edifizio detto Prinzenhof, perehe costrutto da uno
degli antichi conti d'Olanda, che quivi tenne alcun tempo sua resi-
denza, conservasi ora la pubblica biblioteca, sulla cui porta leggesi:
Hic locus invitat, prohibet, desiderat, arcet
Musarum socios, turbas, pia pectora, vulgus. i
L’origine di essa rimonta alla seconda metä del secolo decimo-
sesto, quando, scacciati gli Spagnuoii, il Senatus jwpulusque Har-
lemensis, decretata la soppressione di parecchi ordini religiosi e
cavallereschi, volle che i libri della commenda gerosolimitana di s.
Giovanni di Harlem formasse il nucleo della civica biblioteca. L’ in-
dicazione della procedenza leggesi ancora su' risguardi di molti libri
a penna ed a stampa. Pare perö ehe questo istituto fosse per lungo
tempo affatto dimenticato, dacche soltanto qualcbe opera fu donata
dalla procura della chiesa di s. Bavone d’Harlem, da Carlo Clusio,
Isemboudio Voenio, Samuele Ampzing, Gielles van Breen, Jacopo
Vorstraten; ed alcuna altra provenne dal monastero di Haemunda,
dalla casa dei canonici regolari della B. V. in Sion, presso Bever-
wyk. Infatti nel primo rarissimo catalogo a stampa a ) non si anno-
verano che circa duecento opere, suddivise in libri theologici,
p. 1—24, medici, p. 1—3, iuridici, p. 1—4, miscellanei, p. l—9.
Della quäle povertä arrossendo forse il redattore di quell’ indice,
diede l’elenco degli autori ed i soggetti trattati in eiascun volume
delle poche collezioni. Ne la prima metä del secolo decimottavo fu
4 ) Catalogue de la bibliotheque d’histoire naturelle, de inedicine et d’ autres Sciences de
feu Mr. G. Vrolik , conseillei*, prolesseur ä I’Athenee d’Amsterdam. Amsterdam,
- Frederik Müller, 1860, 8°.
Catalogus libroruin bibliothecse Harlemensis. Lugduni Batav., ex typogr. Hackiana,
167‘i, 40.
452
Valen tinelli , Delle biblioteche
piü propizia all’ incremento della biblioteca, benche maggior numero
d' opere si riscontri nel secondo catalogo a stampa i). E questo
preceduto da una prefazione di poco conto, e da un compendio degli
articoli del regolamento, in cui fra le ordinanze della camera di let-
tura e questa: Discipuli Gymnasii in perpetuum arcentur.
Verso questo tempo la biblioteca fu trasferita, forse per la an-
gustia del sito, nella sala odienia. Qual fosse il motivo per cui nel
1743 si arricchi d'assai opere Offerte in donö dai professori e dagli
scolari del ginnasio, nol saprei dire: ben posso affermare che l’im-
portanza di quella giunta fu rilevata dal catalogo 2 ) redatto a cura
del diligente H. J. Eyberts, il quäle non solo corredollo d’una pre
fazione, ripubblicö quella dell’antecedente, e v’inseri alcuni giambi
intitolati: Bibliotlieca Harlemensis ad lectorum; ma v aggiunse
eziandio un indice fatto da Giovanni Enschede optimce spei juvene.
Nel menzionato catalogo figurano i doni dei borgomastri di Harlem,
del dott. in leggi Cornelio Hoffmann, di Cornelio Ascanio van Sype-
stein, senatore di Harlem, del professore H. H. Tiedemann, di Pietro
Langendyk van Graaven, di Gerardo Giovanni Lette, di Gerardo
Guglielmo da Oosten de Bruyn.
L’aumento maggiore della biblioteca e dovuto al periodo degli
Ultimi trenta anni, in cui quella fu affidata alle eure dell' infaticabile
Abramo De Vries, uomo cbe quasi nonagenario conserva tuttavia
un’invidiata freschezza di mente. Infatti, benche il comune non vi
accorra con somministrazioni ordinarie o straordinarie, usö egli della
propria influenza ad accrescerla, dacche ai donativi fatti nel secolo
precedente, dopo la pubblicazione del catalogo 1768, da Gerardo
Meermann, dal tipografo Harlemitano Giovanni Enschede e da altri,
buone opere furono aggiunte a nostri giorni, dalla direzione del-
l’istituto Teyler, da Giovanni Guglielmo de Crane, Pietro Camper,
Giacomo Lockhart, Davide Jacopo Lennep, Enrico Polman Kruseman,
C. H. Stahl, Matteo De Vries, e molte presentonne egli stesso. Per-
cio gli fu dato di pubblicare nel 1848 il catalogo 3 ) di piü che mille
*) Catalogus librorum bibliothecae Harlemianae. Harlemi , typis Wilhelini van Kessel,
1716, p. 113, 4°.
2 ) Catalogus librorum bibliothecae Harlemensis novus. Typis Joannis Enschede, 1768,
p. 17o, 80.
3 ) Catalogus bibliothecae publicae Harlemensis. Harlemi, apud Joannem Enschede et
filios, 1848, p. 4, 6o8, 8°.
t
e delle societa scientifico-letterarie della Neerlandia. 453
opere a stampa, del quäle, adottato il metodo sistematico de' suui
antecessori, amplio d’assai le suddivisioni.
Ventotto solfanto sono i codici manoscritti di argomento la piü
parte religioso, alcuni dei quali, alla metä del secolo XV, appartene-
vano a Rafaelle di Mereatelli, abate di s. Bavone di Gand. Fra questi
citerö cinque messali ed un aritifonario ad iniziali colorate e dorate;
una bibbia in tre volumi ad ornati simili; Ie vite di Plutarco, in due
volumi; il Fasciculus tkmporum di Guarniero Rolewinck, cnn figure;
la cronaca di Martino Polono, che nel 1484 conservavasi a s. Bavone
di Gand; i sei libri di Bessarione in calivmniatorem Platonis, acqui-
stato l'anno 1481 per la stessa abbazia; il capitolare e il fonnulare
dell’ ordine de’ cavalieri di s. Giovanni Battista d’Harlem, tutti mem-
branacei.
La distribuzione dei libri nei trenta armadj della sala superiori
corrisponde a quella deH’ultimo catalogo. Fra le collezioni speciali
sono a ricordarsi eon preferenza molte opere apprezzabili stampate
nel secolo XVI in Olanda; duecento volumi di Notule degli stati
generali neerlandesi, trecento degli stati provinciali. Ciö perö che
aggiunse da alcuni anni nuovo splendore alla biblioteca fu il munifico
dono d’una serie d’incunabuli, che giä spettavano al inuseo Koning,
fattole dal re Guglielmo 1, dal magistrato di Harlem e dalla direzione
dell’ istituto Teyler !). Questa giunta preziosa che, in unione ai
libri di bibliografia, occupa due grandi armadj, e monta al numero
di circa 1500 volumi, determinö il De Vries a pubblicare, quasi a
titolo di sentita riconoscenza, il supplemento al catalogo 3 ), descri-
vendovi tredici codici manoscritti (p. 1—15) e gli Artis imprimendi
antiquissima documenta (p. 16-—44). Ad eccezione di cinque edi-
zioni, vi si trovano tulte quelle descritte da du Puy de Montbrun s).
E a dolersi che tanto il catalogo quanto il supplemento, condotti
coli' estrema diligenza , perche accompagnati da note storiche e
bibliografiche, manchi d’un indice alfabetico degli autori.
i) „Artis typographicae et rei bibliographicae scriptores, quorum maxi in a pars e Koningi
haereditate literaria huic bibliotbecie accessit, augustissimi regis Guilelmi I, liuius
urbis magistratus et instituti Teyleriani ouratoruin liberalitate.“ De Vries, Catal.
3 ) Supplementum catal. biblioth. publ. Harlemens. Harleini, 1852, p. VI, 230, 8°.
3 ) Recherches sur quelques iropressions neerlandais du XV. et du XVI. siecle, par E. II.
J. du Pav de Montbrun. Leide, 1830, 8°.
T
454 V a I e n t i n e 11 i, Delle bibliofeche
Recentemente fu legata alla bibüoteca una collezione distinta di
poeli neerlandesi da Adriano Van den Willingen, che il De Vries
promette di far conoscere nella pubblicazione d’ un secondo supple-
mento.
Ä. Societä Teyler.
Devesi alla caritä cittadina dell’ opulento negoziante Pietro
Teyler Van der Hulst la fondazione d’un istituto, che puo dirsi,
senza tema d’esagerazione, il gioiello di Hartem. Venuto quegli a
morte nel 1778 legö, benche profano agli studj, la colossale fortuna
a scopi scientifiei, fissandone i modi e le condizioni nelle disposizioni
testamentarie, e v’aggiunse la non ricca scorta de' proprj libri, con-
servata religiosamente nella bibüoteca dell’ istituto sotto nome di
Miscellanea. L'amministrazione di questo ricco legato fu affidata a
cinque direttori, che per tal modo compiono le funzioni di esecutori
testamentarj. Non e a dire quanto essi, colla scorta del reddito an-
nuo di presso a 100000 fiorini, operassero a vantaggio del sapere.
Addattarono a piü nobile ed opportuna forma l’edifizio nel 1784;
acquistarono una quantitä di stromenti, di macchine, di oggetti natu-
rali alla erezione di gabinetti di fisica, di chimica, di storia natu
rale. Nel primo meritano di essere preferiti gli stromenti ottici ed
idrauliei; le piü grandi macchine elettriche dell’Europa a quattro
batterie, ciascuna delle quali a 25 bottiglie; il gran magnete; il
modello del telescopio catottrico di Herschel. Un laboratorio chimico
fornito di tutti i necessarj apparecchj e vanto del secondo. Quanto
alla collezione d’ istoria naturale, 1’ istituto si e ümitato alla
raccolta de’ minerali e de’ fossili, specialmente del paese; devesi
al dottore Van Breda, direttore attuale degli indicati gabinetti la in
teressante raccolta geologica, alcuni dei cui esemplari sono unici.
Ne vi sono forastiere le arti belle, che in apposita sala si conservano
molti quadri moderni, provenuti all’ istituto o per concorsi aperti
dalla societä, o per acquisti dietro Offerte: nella stessa sala e pure
ordinata in cartolari una serie preziosa di disegni d'antichi artisti.
Direttore attuale del museo di pittura e il pittore sig. Ehnle.
La societä che prende il nome dal fondatore, e i cui membri
sono nominati dietro le stipulazioni del testamento, dividesi in due
facoltä; la prima detta teologica s’occupa di soli oggetti teologici,
l’altra, detta Societä seconda, tratta argomenti di fisica, letteratura»
■
e delle societä scientiiico-lelterarie della Neerlandia. 455
poesia, storia, numismatica: ciascuna apre de'concorsi annuali e
pubblica lo proprie memorie <).
Lo spleiidore delP istituto e accresciuto dalla ricca scorta di
opere relative agli studj professati. Primo a farla conoseere fu il
bibliotecario Martino Van Marum s ), a cui merito singolare la biblio-
teca in pochi anni s'accrebbe cosi che la direzione riconobbe neces-
saria la costruzione d’ una nuova sala a contenerla, e la pubblicazione
d’ un nuovo catalogo s ), nel quäle perö mancano affatto (corae
ne’ cataloghi precedenti) le due rieche suddivisioni di teologia e di
libri di belle arti, che saran fatte conoseere in seguito. Eccettuatane
la serie di 432 edizioni di classici greci e latini, fra’ le quali pa-
vecchie apprezzabili del secolo XV, e 52 collezioni degli stessi, il
catalogo e limitato alla sola storia naturale, suddivisain: 1. Historia
naturalis, aj mammaliuni, bj avium, cj amphibiorum, djpiscium,
e) molluscoram, () crustuceorum, gj arächnidum. It) insectorum,
ij echinodermatum. kJ vermium intestinIJ zoophitorum, mj ani-
malculorum infusorum microspicovum; 2. Anatome corporis kumaui
et compar.; 3. Botanici; 4. De plantis chryptogamis; 5. Anatome
et physiol. ptantarum; ü. Historia naturalis, minerarumlapi-
dum. fossilium ; 7. Scriptorum historiae naturalis regianum ;
8. Acta academiarnm et societatum Galliae, Angliae, Germaniae,
regionum septemtrionalium, Italiae, Helvetiae, Belgii; 9. Diaria.
Aggiuntesi in pochi anni alla biblioteca verso 400 opere di storia
naturale, si riconobbe il bisogno di dare una giunta 4 ) al catalogo,
redatta da quel bibliotecario J. A. Van Bemmelen. Il presente, dott.
D. Lubach, alle cui officiositä mi protesto riconoscente, sta appa-
recchiando un secondo suppleniento in cui saranno inserite le piü
Verhandelingen makende den natuurlijken eil geopenbaardeti godsdienst, uifgegeven
door Teyler’s godgeleerd genootsehap. Hartem, 1781—1851, vol. XXXV, 4°. —
Verhandelingen uitgegeven door Teyler’s tweede genootsehap. Harlem, 1781 tot
1854, vol. XXXII, 4°. Gli Ultimi sette voluini comprendono 1’opera di P. 0. van
der Chijs : De Mimten der Nederlanden, con appareechio copioso di tavole.
2) Catalogus der hibliotheek van Teylers stichting te Haarlem, verwaardigd door den
bibliothecaris derzelve, Martinus van Marum. Haarlem, 1826. — Catalogus ee.
Tweede vernieerderde uitgave. Haarlem , 1832.
3 ) Catalogus der bibliotheek van Teyler’s stichting, 1837. Te Haarlem, 1837,
p. XX, 8°.
4 ) Appendix tot den catalogus van de bibliotheek van Teyler’s stichting, 1848. Te
Haarlem, 1848, 8°.
456
Valentin elli, Delle biblioteche
che trecento opere importate dal 1848 al 1860. Resta a sperare che
la direzione s’occupi pure della partita teologica, ricca ahbastanza
perche recentemente aecresciuta dall’ acquisto di buone edizioni di
ss. padri che mancavano. Oltre a’ libri a stampa, possiede la biblio-
teca alcuni buoni manoscritti !).
Benche la dotazione annua della biblioteca sia fissata a 200 fio-
rini, la e straordinariamente aumentata cosi che nel 1859 furono
spesi 4000 fioriui. E ben vero che una grau parte di questa somma
fu erogata in legature, che in generale sono inagnifiche. Da princi-
pio i libri erano di solo uso esclusivo de" membri delle due facoltä
teologica e seconda, poi lo furono pure dei cittadini. L’ istituto fu
aperlo nel 1826 al pubblico il mereoledi e il sabbafo nelle ore pome-
ridiane 1—4: gli stranieri vi possono entrare quotidiamerite, eccetto
i giorni festivi. Il regolamento 2 ) prescrive che nessuno possa en-
trarvi se non abbia compiuto gli anni 18 e non sia provveduto d'un
biglietto valevole per la giornata, sottoscritto dal bibliotecario o dal
suo aggiunto.
3. Raccolta munfcipale.
Benche la collezione Coster, al palazzo municipale, non aspiri
al vanto di biblioteca, nullostante reputo dovere il parlarne, da
che tanto e diffusa la fama di que’cemelj delT arte tipografica che
nella grave contestazione fra la Germania e l’Olanda, pajono assi-
curare a questa il primato. In una sala detta Sagrestia, a denotare
la santitä del deposito in quella gelosamente custodito, si conser-
vano le produzioni xilografiche aggiudicate a Lorenzo Coster figlio
di Giovanni, cui apparterrebbe l’onore dell’ invenzione della stampa,
gran terripo prirna di Guttenberg. Quelle impressioni sono le seguenti:
a) Ilistoria s. Joannis Evangeliste ejusque visionis apocalyptice,
ad intagli in legno, figurati, colorati, anopistografi. con diluci-
dazioni testuali, e sentenze sparse fra le figure. b) Speculum
humane salvationis: operetta che in 29 capitoli offre la storia della
caduta di Adamo ed Eva, e della redenzione, ad intagli xilografici,
J ) Horts B. M. Virginia, con 2o. miniature che ricordano In scuola d’ Hemeling. —
Pontificale, che appartenera alla Chiesa d’ Utrecht, con buone miniature.
2 ) Reglement van orde omtrent den toegang en het gebruik der bibliotheek van Tey-
ler's Stichting, te Haarlem.
e delle soeietb scientifico-letterarie della Neerlandia.
457
colorati, e versi ritmici. c) Ars uioriendi, detta pure da tentatio-
nibus morientium o tentationes Demonum, ad intagli xilografici,
figurati, non colorati, anopistografi, con testo esplicatiyo dato a
parte, e sentenze fra le figure. d) Avanzi di edizioni membranacee
della grammatica latina di Donato «)• A questi monumenti tipografici,
giä descritti dal bibliotecario De Vries 2 ), s’aggiunsero, a compiere
lo sviluppo del trovato, altre edizioni di data certa olandese, per
opportuni raffronti, anticbe cronacbe 8 ) in cui si scrive di quella in-
venzione, autografi del Coster o di altri a lui, medaglie eoniate,
starnpe incise, litografie, produzioni tipografiche consecrate alla di
lui memoria nell' anno secolare 1823 4 ). Ne quel sentimento per
1’ illustre loro concittadino va col tempo scemando negli Arlemesi,
ehe, come nel secolo XVII gli si era dedicata un’ iscrizione onora-
ria 5 ) posta sulla casa da lui abitata, gli si eresse da poco una statua
in bronzo nella piazza di s. Bavone, come un’altra di minor conto
gli si era innalzata nel parco, l’anno 1823.
A compiere questo argomento, e’ converebbe citare i lavori
precipui, cui la singolare questione die vita e forma. Ma tal messe
si e resa cosi copiosa, segnatamente per le giunte di questo secolo,
1 ) II Senato grato al donatore fece inscrivere still* armadio che racchiude quelle reli-
quie : Ileliquiac quaedam Donati, ex testimonio chronici Colonicnsis et Marianyeli
Accursii, olim iam et ante ullum specirnen typographicum urbis Mogunticnsis, Har-
lemi impressi. forte fortuna Harlerni, anno 1740, tcrtio fypographicae invcntae saecu-
lari rcpertae, a Johanne Enschede, et perpetuo monumento et arymnento, artem istam
Harlerni et inventum, et priusquam Moguntios exercita fuerit. ibi exercitam fuisse, ab
eodem amplissirno urbis suae patriae senatori slrenae loco pie donatae anno 1741.
2 ) Nel cataloyus 1848, p. 92—94, sotto titolo : „Typographica sive artis imprimendi
litteris mohilihus metallicis fusis prima rudimenta, preli Costerani reliquiee, in Curiee
Harlemen.sis conclavi, Sacristia dicto, asservatae.“
3 ) La cronaca capitale su cui poggiano gli Arleinesi, e la stampatn da Giovanni Koel-
hoff 1’ anno 1499 in Colonia : Cronica van der hiliyer Stat van Coellen ec. ove
leggesi alla carta CCCXII: „Item wie wail die kunst ist vonden t/.o Mentz, als
varsz up die Wyse, als dan na gemeynlich gebt uicht wirt, so is doch die ernste
Yurbyldung vonden in Hollant uyss den Donatcn, die daeselffst vun der Tzyt ge
druckt syn. Ind van- ind uyss den is genommen dal begynne der Vnrszkunst. Jnd
is will meysterlicher ind subtilicher vonden dan die selbe Manier was , und ye
lenger je mere künstlicher wurden.“
4 ) L’ esatta indicazione di tutto cio che si riscontra in quella raccolta su data da
M. van den Meerseh, nelP opern: Bcchcrchcs sur la vie et les travaux de quelques
imprimeries beiges. Gand, 1844, 8°.
5 ) Memoria: sacrum, — Typographia, — Ars artium omnium, — Conscnatrix, — Hie
pvimum inventa, — Circa annum 1440. Nel secolo scorso al 1440 fu soslituito 1428.
458
V a 1 e n t i n e 1 1 i , Delle biblioteohe
eh’ io devo rimandare il lettore al saggio •) del distinto bibliografo
Hoffmann, in attenzione d’un lavoro piü esteso e profondo.
Societä neerlandese per il progresso del-
1’industria.
E questa una delle piü antiche societä, fo ndata nel 1788 sotto
lo speciale patrocinio del re. Amministrata da nove direttori e da un
segretario generale che risiede a Harlem, centro d’aggregazione;
essa conta piü che 300 membri ripartiti in 23 dipartimenti sociali 3 ).
I mezzi di cui puö valersi provengono da un capitale creatosi da essa
stessa e da una modica quotizzazione de’ suoi membri.
Fine dell’istituzione e quello d'incoraggiare le nuove inven-
zioni, e di agevolarfe le imprese dell’ industria nazionale, o colla
distribuzione di premj in medaglie d'oro e d’argento, o colla pre-
stazione di soccorsi in danaro. Essa pubblica ogni anno un pro-
gramma, in cui sono esposti al concorso parecchi quesiti di soggetti
industriali; aggiudica, per via di commissioni, i premj e li distri-
buisce in una seduta generale, alla quäle assistono i deputati di tutti
i dipartimenti, dietro le prescrizioni dello statuto 3 ). I rapporti indi-
viduali de’ membri e i collettivi delle commissioni dipartimentali,
specialmente per 1’ agricoltura, sono pubblicati in un giornale 4 )
consecrato al progresso dell’ industria, giornale in fascicoli trime-
strali, ora continuato in una seconda Serie 5 ).
La biblioteca della societä e provveduta riccamente di opere
che si riferiscono al commercio, alle arti, all’ industria.
5. Societä olandese delle scienze.
Questa societä, una delle piü antiche e stimabili del paese, fu
istituita in Harlem da alcuni amatori di fisica, che vi tennero la prima
*) Essai d' une liste chronologique des ouvrages et dissertations concernant l 1 histoire
de T imprimerie en Hollande et en ßelgique. Leggesi in Bulletin du bibliophile
beige, 1857—1860.
2 ) Algemeene naumlijst der leden van de Nederl. maatschappij ter bevordering van
nijverheid, te Haarlem, voor het jaar 1856. Haarlem, 8°.
3 J Wet voor de Nederl. maatschappij ec. Haarlem, 1856, 8°.
4 ) Tijdschrift van de Nederl. maatschappij ter bevordering van nijverheid. Haarlem,
1833—1852, vol. XV, 8°. — Algemeen register op het Tijdschrift, uitgegeven door
de maatschappij ec. Haarlem, 8°. Estendesi all’ intera collezione dei 15 volumi.
5 ) Tijdschrift van de Nederl. maatschappij ec. Tweede Rceks. Haarlem , 1853—1857,
vol. V, 80.
e delle societa scientifico-letterarie «leiln Neerlandia.
459
ratlunanza nel 1752. Formatasi appena, Io statolder ereditario,
Guglielmo, principe d’Orange e Nassau; le fu largo di patrocinio,
continuatole ora dal re Guglielmo III. Componesi di 24membri direttori,
che pagano ciascuno una tassa di cento fiorini d’ingresso e 25 annui,
di membri ordinarj del regno, al numero di 68; di membri stranieri,
al numero di 45. Si quesli che quelli, scelti dall’ assemblea generale
annua, fra gli scienziati piii distinti nazionali ed esteri, non sono
obbligati a veruna contribuzione.
Indice d’instancabile operositä e la ricca raccolta di memorie,
divise in parecchie serie '). Queste memorie contengono in gran
parte le opere premiate nei concorsi annuali.
La societä infiammata di vero zelo pel progresso della scienza,
non solo aperse concorsi e propose premj, ma incoraggiö pure in
altre guise le utili imprese, o accordando sussidj in danaro, o pub-
blicando essa sfessa opere meritevoli presentatele, o decretando
onorifiche rieompense. Cosi nel 1847 pubblico la dotta opera pale-
ontologica di Michelotti 2 ) e decreto la medaglia d’oro ordinaria ad
Arminio di Mejer di Francfort sul Meno, per altro lavoro paleonto-
logico 3 ).
Or questo furore chiaramerite addimostrato per gli studj zoolo-
gici non si appalesö mai tanto quanto nel 1846, perche acquistö a
gran prezzo un colossale iperoodonte naufragato sulle coste d'Olanda;
*) 1. Verhandelingen uilgegeven door de Holland.sehe maatsehappij den wetenschappen
te Haarlem. Amsterdam, 1754—1793, vol. XXX, 8°. — 2. Register of te hoofdza-
kelijke inhoud der verhandelingen ec. die in de twaalf eerste deelen van de Hol-
landsche maatsehappij ec- voorkommenen, door .1. F. Martinet. Haarlem, 1772, 8°.
— 3. Natuurkundige verhandelingen ec Amsterdam en Harlem, 1799—1844,
vol. XXIV, 8°. — 4. Natuurknndige verhandelingen ec. Tweede verzameling. Har
lern, 1841—1854, vol. X, 4°. — 5. Wijsgeerige verhandelingen ec. Haarlem,
1821—1822, vol. II, 8°. — 6. Leiter- en oudheidknndige verhandelingen ec. Har
lem, 1815—1822, vol. IV, 8°.— 7. Vries .1. van Ouwerkerk (de). Verhandeling
over de oorzaken van het vervai des Nederl. handeis en van de middelen tot. herstel
van der/.elve ler beantwoording eener vrage van de Holl, maatsehappij der weten
schappen te Harlem, 1827, 8°. Pubblicazione premiata il 19 maggio 1827, con
medaglia d'oro di 125 fiorini, e pubblicata pure sotto titolo: Verhandeling over
den Nederl. koophandel, uitgegeven door de Holl, maatsehappij ec. — 8. Historische
en letterkundige verhandelingen ec. Harlem, 1851 —1853, vol. II, 4°.
2 ) Description des fossiles des terrains mioeenes de 1’ Italie septentrionale. Haarlem,
1847, con 17 tavole.
3) Die Saurier des Muschelkalkes, mit Rücksicht auf die Saurier auf buntem Sandstein
und Keuper. Memoria inserita in Nova acta Acad. Leopold.
460
Valentinelli, Delle biblioteche
incarico della sezione, della descrizione, dell’ iconografia e del-
1’ appareechio di quel cetaceo, il dott. W. Vrolik, segretario gene
rale dell’accademia delle scienze d’Amsterdam, pubblicö i risultati
deile sue ricerche e decretogli la ricompensa della medaglia d’ oro.
Una delle grandi opere da essa pubblicate fu pure la botanica del
dott. Miquet “).
I membri tengono le loro sedute in uno de’ migliori edificj della
cittä, ove son pure collocate la biblioteca e una raccolta di storia
naturale. Ivi risiede il segretario dalla societä, dott. J. G. L. Van
Breda, che succedette nel 1839 al celebre Van Marum.
6. Societä di scienze cconomichc.
II merito reale di questa societä, di cui non posso offerire det-
tagliate notizie, e rilevato dall’ applaudita pubblicazione 2 ), che
coiuprende finora 23 memorie di agricoltura, undici di macchine e
cbirnica, sette di marineria e pesca, sette di mestieri e costruzioni,
una sul commercio e sulle colonie, sei trattazioni di utilitä comune,
cinque su difierenti oggetti.
Bibi. Enschede.
Se la fama secolare della stamperia Enschede torna a gloria di
Harlem 3 ), non torna meno a merito singolare di quella famiglia la
distinta biblioteca che, ereditata dagli avi, va arricchendo con eure
speciali il sig. Giovanni Enschede, cultore amoroso degli ottimi studj.
Ciö che piü onora gli agiati proprietarj e la raccolta intera delle
stainpe prodotte co’ loro tipi, cui se tutti gli stampatori avessero
egualmente pensato di formare, potremmo ora compiere per anelli
la bibliografia universale. Quello perö che rende apprezzabile in
sommo grado la biblioteca e la serie d’ incunabuli di gran valore, che
difficilmente si troverebbero altrove riuniti, con che gli Enschede
intesero di rendere omaggio di riconoscenza alla memoria di Lorenzo
!) Stirpes Surinamenses selectee. Leid®, 1859, con atlante di tavole 6iS.
2 ) Verhandelingen van de oeconomischen tak der Hollandsche maatschappij, nu de
Nederlandsche huishoudelijke maatschappij te Haarlem. Haarlem.
s ) Furono lodati in lempi non molto lontani da’ nostri i suoi saggi di stampa Javanica.
V. P. van Vlissingen. Proeven eenen Javaansche drukkerij te Haarlem, bij
Enschede ec. Haarlem, 1824, 4°.
e delle societä scientifico-letterarie della Neerlandia.
461
Coster. In tanta dovizia nominerö i pezzi capitali: a) il celebre
Horarium *)• b) Facezie morali. Quaderni due di 24 fogli in 8°. a
25 linee, con caratteri simili a quelli dello Speculum della prima
edizione. c) Opusculum sanctnrum peregrinationum in montem
Syon, ad veuerandum Christi sepulchrum, di Bernardo Breiden-
bach , in piccolo foglio, con intagli in legno di Erardo Rewich
d'Utrecht. Siccome Rewich, nella sua qnalitä di piltores fa paite
della spedizione di Breydenbach, cosi la stampa e da alcuni attribuita
a Pietro Schoiffer, perclie stampato cogli stessi caratteri fedeschi
dell' Herbarius (1485) e delle Chroniken der Sassen (1402) dello
Schoiffer. d) De singularibus domini Lndovici de Roma. — De
mulieribus pravis ec. PU II. Pont. Max. Queste due edizioni a carat
teri differenti, perö contemporanei, furono stampate e legate assieme
nella stessa officina, perche l’una finisce, 1'altra comincia sulla
stessa carta. Del secondo opuscolo, stampato separatamente e cogli
stessi caratteri, si conoscono parecchi esemplari.
8. Bibi. Van Oosten de Bruyn.
G. W. van Oosten de Bruyn nato nel 1726 ad Amerstoort, per-
dette giovanissimo il padre Cornelius, predicatore de' reformati a
Harlem. Compiuti gli studj legati all' universitä di Utrecht, si
ritrasse in vita privata ad Harlem, ove cominciö a farsi conoscere
colla dissertazione de crimine aatophonice, ivi pubblicata nel 1748.
Consecratosi interamente alle belle lettere e alla storia, fece grandi
acquisti di libri, giungendo in pochi anni a formarsi una biblioteca,
segnalata per codici manoscritti preziosi; edizioni del secolo XV, fra
le quali molti incunabuli; collezioni di classici antichi; carte topo-
grafiche o storiche, non solo neerlandesi, ma eziandio persiane e
chinesi. Per attendere piü fervorosamente allo studio, passava la
state in una sua campagna a Randenbroek presso Amersfoort, giä
proprietä del celebre architetto Jacopo van Campen, ove forse
cornpose la maggior parte di que’ suoi lavori storici su Harlem. Or
questa distinta biblioteca, conservata onorevolmente tant' anni, dopo
la morte del possessore, presso la sua famiglia, fu in quest’ anno 1860
l ) Horarium sive enchiridron precum. Primo saggio di Lorenzo Coster. Esemplare
unioo , giä dato in fac-simile ed iliustrato da Meerman in Origines typographicae,
tom, II, p. 217, lab. I.
462
V a I en t i n e 11 i , Delle l>ihlioteclie
esposta all' asta pubblica, restandone a sola memoria il catalogo di
vendifa <).
Hoorn, Horna, lat.
fl. Bibi, pubblica.
Conservavasi da gran tempo in una stanza della chiesa maggiore
una raecolta, non estesa ma scelta, di opere la piü parte religiöse.
I libri erano attaccati con catene agli arrnadj, savia cautela in un
tempo in cui il loro allo prezzo sollecitavane il trafugamento; tale
cautela perö fu causa delle quasi totale lor perdita, dacche nell’ in-
cendio syiluppatosi nella chiesa 1’ anno 1838, perirono la maggior
parte. Furono allora preda alle fiamrne una collezione di padri della
chiesa, la biblia regia, una raccoltina delle opere di Erasmo e di
altri riformatori ecclesiastici. Fra le poche opere occasionalmente
salvate e un brano della seconda edizione olandese dello Spiegel on-
zer behoudenis, cioe i fogli 44-—37, prezioso incunabulo donato
alla cittä nel 1613, da Israele Jacobszoon. Ora que’cittadini ten-
tano, con nobile gara, di riparare il perduto.
2. Societa medica.
Costituitasi da non molti anrii, colla divisa: Vis unita fortior,
pubblicö un volume di memorie in 8°. ed un giornale medico s ).
Enkhuizen, Enkhuysen, oland. — Enchusa, Encusa, lat.
Bibi, pubblica.
Questa biblioteca, poco conosciuta nella stesso paese, appar-
teneva originariamente alla comunilä di Hervormde, dacche fino
1 ) Catalogus van de fraije bibliotheek van wijlen den Heer Mr. G, W. van Ooslen de
Bruyn, in 1765, en later hi>lorieschrijver van Haarlem, waarin onder vele belan-
grijke en frajie werken over godgeleerdheid , geschiedenis, oude en nieuwe leiter
kunde ook gevonden worden : eenige bollandsche Handschriften, Monstrelet
chroniques, bij Verard op perkament gedrukt met 150 miniaturen , ineunabula,
fragmenta van Donatus, eene bijna complete serie der Auctorcs classici, cum
notis variorum, in 8° en 4°, einblemata, zeldzame fransche werken ec. voorts eene
kleene collectie platen en portretten perziscbe en chinesehe teekeningen. Amsterdam
en Haarlem, 1860, p. 162, 8 ( >.
2 ) Tijdschrift voor genees-, beel-, verlos- en scheikundige wetenschappen. Amster
dam, 1823—1830, vol. VII, 8«.
mmmm
e delle societa scientifico-letterarie della Neerlandia. 463
dall’ anno 1599 fu legata a quella chiesa dal dott. Gerardo Jacopo
Vosterman. Accresciuta fino al 1650 per doni ed acquisti, con fondi
della chiesa e privati, fu riposta, ignoro in quäl tempo e per quäl
motivo, nella chiesa maggiore di Enkhuizen. La piü parte della
hiblioteca e costituita da libri di storia e teologia, fra’ quali alcuni
di rari. Alla fine del secolo XVII ne fu puhblicato l’ora rarissimo
catalogo J ), che comprende quasi quattrocento opere divise per
formati.
Alkmaar. — Alcmaria, lat.
Bibi, civica.
Questa bihlioteca conservavasi in una stanza della chiesa
maggiore di s. Lorenzo, ove nel 1819 vedevansi ancora i libri assi-
curati a catena. La pubblicazione del catalogo 2 ) fattane in quel-
l'unno, determino la traslazione di que’ libri in una stanza del palazzo
municipale, presso all" archivio (Charter Kammer), ove sciolti dalle
catene fanno riposti in opportuni scaffali. Del resto lo stretto numero
e la poea importanza delle opere raccolte non consigliano lo straniero
a frammettere il viaggio da Harlem ad Helder.
Egmond. — Egmunda, lat.
Bibi, dell’ abbazia.
Ragguardevole era al suo tempo questa biblioteca posta dal se
colo IX in uno dei castelli di Egmond presso Alkmaar. Data preda
alle flamme nel secolo XVI, e a mala pena chi sappia indicarne il
sito. Le poche memorie che ne restano furono compendiate ne" se-
guenti cenni: „In hoc coenobio olim servabatur . . . quattuor evan-
„gelia, quae fuerunt patris Theodoriei I ibidem sepulti“.
„Instructissima et illic pridem bibliotheca, quae antiquissima
„patriae nostrae monumenta continebat, ex qua J. Heda anno 1246
*) Index variomm insignium librorum in bibliotheca Enchusana. Enchuste, 1693, bij
K. van Slralen, 4°.
2 ) Catalogus der bibliotheek te Alkmaar, met de noodige aanleekeningen verrijkt, door
de H. H. Kluppel en Pries. Alkmar, 1819.
Sitzb. d. phil.-hist. CI. XXXVIII. Bd. III. Hft. 31
464
Valentine II i . Delle biblioteche
„historiam Ultrajectinam contexuit. Porro bibliotheca haec cum omni
fere supellectile exusta, et abbatia tota diruta concidit anno circiter
„1572, quo ibi Gubernator Snojus stativa liabuit >).“ Appartene-
vano a questa biblioteca due manoscritti, ora conservati alla reale
dell' Aja: aj I quattro evangelj, del secolo X con alcnne miniature
die rivelano il tempo, perö espresse con affetto. Due di queste rap-
presentano il conte Teodorico, e sua moglie Ildegarda, abbigliati
alla bizantina, che offrono il libro sull’ altare; 1’ altra s. Alberto,
patrono dell’ abbazia, che intercede per loro. b) Un nuovo testa-
mento Iatino, donato dal conte Dirk e da sua moglie al rnonastero.
Procedevano pure da questa biblioteca due altri codici 2 ) che Nicolö
Einsio, scrivendone a Isaco Vossio a Parigi nel 1650, descrive come
esistenti presso il caval. Vouw dell’Aja; e 1’ Aurelio Prudenzio della
Leidense 3 ).
Helder.
Trasferitasi, or sono alcuni anni, da Breda 1' accademia reale
di marina ad Helder, come in luogo assai piü favorevole agli esercizj
pratici degli allievi , dacche vi si presta il sicuro suo porto alla
stazione della flotta militare, fu data mano alla formazione di due
biblioteche, 1’ una a servigio della direzione, 1'altra degli allievi.
1. Bibi, della direzione.
Contenuta in due grandi armadj, nella sala delle carte maritime,
la piccola raccolta di libri non puö dirsi cosi rilevante da prendere
il titolo di biblioteca: vi si riscontrano alcnne opere di seienze esatte
e qualche collezione di memorie. Credetti opportuno di ricordarla
perche, grazie alle eure che vi si prendono, coli’ acquisto di opere
recenti, atlenenti alla marina, promette di salire a grado di maggiore
importanza.
1) Batavia sacra. Bruxellis, 1714, fol. p. alt., p. 430.
2 ) „Duo luter illos extabant Codices satis vetusti e inonasterio Egmundano deprompli,
quorum alter scholiastem Lucaui antiquiim, alter Aulularium Plauti, versibus ele-
giacis expressam, aliaque queedani eoiitinent.“ Sylloge epistol. a Petro Itiirmanno,
lom. III, |>. 388.
3 j V. Bibliot. dell' Univers. tli Leida, nota (IG.
e delle societä scientifico-letterarie della Neerlandia.
465
3. Bibi, dt'gli allievi.
Ben altra e questa biblioteca che occupa una delle vaste sale
a pian terreno dell’ accademia. Distribuita sistematicamente in
quattordici capaci armadj, conta 5000 volumi, ripartiti nelle classi
di storia, geografia, colonie neerlandesi, linguistica e letteratura,
scienze esatte, geodosia, idraulica, marina, costruzione navale,
guerra di terra e di mare. Di tutte da conto il catalogo i) molto
compendioso. Vi si conservano pure da 120 piani e carte, oltre
quelli lavorati dagli alunni, ciascuno de' quali e tenuto di eseguire,
a beneficio della biblioteca, un disegno a matita di soggetto per lo
piü marinaresco, prima di uscire dallo stabilimento. Nel mezzo della
sala e il modello, in opportuna grandezza, d’un vascello da guerra
di primo rango, veduto pure per sezioni, ad istruire gli allievi sulla
ragione, sul nome, sull 1 uso delle differenti parti.
‘) Cutiilo^us der hibliotheek van het koiiinklijk Instituut voor de marine. S. d. 185,
p. 49, 8».
31
466
V a 1 e n t i n e 11 i, Delle bibiioteche
Zelanda.
(Seeland, ol. — Zelandia, lat.)
Middelburg. Medioburgum e Meteloburgum, lat.
1. Societä «teile scienze.
Alcuni isolani della Zelandia, desiderosi d’istruirsi, comunica-
vansi fra loro giornali e libri d" erudizione; ma a raggiungere piü
agevolmente lo scopo, nel 1768 si costituirono in societä, fissandone
la sede a Flessinga. Creseiuto il numero de’membri, e addirizzate
le mire ad investigazioni scientifiche, ebbe corpo e forma ia societä
attuale, sotto il patrocinio degli stati provinciali e dello statolder
Guglielmo V, adottato il motlo Non sordet in undis, divisa carat-
teristica che allude alla condizione della societä nata e cresciuta in
un arcipelago. I membri montano ora a circa duecento, ventotto
de' quali portano il titolo di direttori, coli' onorevole carico di pagare
una forte eontribuzione a favore del fondo sociale. Quanto operosa
fosse nel secolo scorso la societä, lo appalesano chiaramente gli atti
pubblicati ‘)- Stazionaria dal 1793 al 1807 in forza degli avveni-
menti politici, trasferi sua sede al capo luogo della provincia, Mid
delburg, ed imprese la pubblicazione di una nuova serie di atti a ).
Una terza serie di lavori fu cominciata nel 1839 3 ). E affatto recente
la collezione storica della Zelanda 4 ).
Benche l'apertura della biblioteca sia contemporanea alla fon-
dazione della societä, nullostante ebbe uno sviluppo assai lento.
*) Verhandelingen van bet Zeeuwscbe genootscbap dfir weienschappen te Vlissingen.
Middelburg, bij S. van Heuttern, 1769—1792, vol. XV, 8°.
2 ) Nieuwe verbandelingen van bet ec. Middelburg, 1807—1836, vol. V, 8°. II priino
vojume fu dedicato al re Luigi Napoleone, il secondo, pubblicato nel 1818, al re
Guglielmo I.
3 ) Nieuwe werken van bet Zeeuwsche genootscbap ec. Middelburg, 1839— 1846,
vol. II, 8°, con atlante di 19 tavole in 4°.
4 ) Archicf vroegere en latere mededeelingen voornnmlijk in betrekking tot Zeeland,
uitgegeven door bet Zeeiiwsch genootscbap der weteuscbnppen. Middelburg, 1866,
vol. II, 8°.
e delle soeieta scientifieo-letterarie della Neerlandia.
467
Infatti il catalogo pubblicato da IS anni J ) non conta che circa
4000 opere. Una porzione ben tenue di libi-i, forse procedenti da
dani a annessioni di librerie minori, si riferisce agli studj teologici,
di storia ecclesiastica e giurisprudenza; la maggior parte alle sud-
divisioni seguenti: a) Scienze esatte e storia naturale; b) Medicina;
c) Architettura e belle arti; dj Agricoltura; ej Geografia e viaggi;
f) Storia, cronologia, topografia, biografie; gj Storia neerlandese;
lij Storia speciale della Zelanda; i) Numismatica, geologia, diplo-
matica; kJ Antichitä; l) Poesia, linguistica, letteratura; m) Atti di
soeieta; n) Giornali e memorie.
3. Bibi, provineiale.
E raccolta di minore importanza, di cui quest’anno stesso s’e
pubblicato il catalogo a ) preceduto dal regolamento, sottoscritto dai
commissarj della biblioteca, il 3 agosto 18S9. In onta al nome, e
un indice compendioso di forse mille opere di A. Enciclopedie, atti
d’accadeinie e soeieta scientificbe, bibliografie; B. Storia d’ Europa,
Neerlandia, Zelanda, escienze storico-ausiliarie; C. Scienze politiche
e legali, diritto civile e pubblico, procedura, politica, scienze eco-
nomicbe, statistica, legislazione; D. Teologia e storia ecclesiastica;
E. Scienze esatte e belle lettere, linguistica, letteratura, inatema-
tica, agricoltura, maniffatture e commercio, medicina. Ciö che piü
riseuote l’attenzione e la raccolta preeedente dalla soeieta mediea
della provincia 3 ) di 403 opere, che si rapportano alle scienze na-
turali e mediche della Zelanda. Vi si riscontrano parecchie opere
interessanti; da quasi settanta edizioni del secolo XV; molte cro-
nache neerlandesi, fra le quali la rara impressione del 1591 4 ) ;
quasi 900 volumi in foglio, di cosl dette Notule degli stati della Ze
landa, oitre a molti altri contenenti le Risoluzioni degli stati generali
dl Olanda.
La biblioteca e aperta il lunedi, il mercoledi, il sabbato, dalle
10 alle 12, e dalle 1 alle 3 pomeridiane.
A ) Cabilogus der bibliotheek van bet Zeeuwscbe genootsebap der wetenseb. .Middel
burg, 1845, ter drukkerij van de gebrooders Abrabams, p. II, 118, 8°.
a ) Catalogus van de provinciale bibliotheek van Zeeland. Te Middelburg, bij U. F.
Auer, drukker van bet gewestelijk bestaur van Zeeland, 18(»0. p. VIII. 141. 8°.
3 ) Catalogus, p. 29—54.
4 J Melis. Stake’s rijtnkronyk.
468
Valentinelli, Delle biblioteche
Forsa a questa biblioteea s'e riunita la pubblica, di cui Lomeier
scriveva da quasi due seculi: „Middelburgensis bibliothecae funda-
menta iacta aMatth®oGallomontano ab Hesuwijk, ecclesi® antistite >).
3. Bibi. mcdico-chirurgica.
Conservavasi in Middelburg, da non molti anni, una biblioteea
di spettanza del collegio medico-chirurgico civico, d’ antica origine,
che dovea essere di non leggera importanza, se alla metä del seeolo
scorso pubblicavasi 1’ indice 2 ) di 140 opere donatele nel 16SS da
parecchi, de’ quali sono indicati i nomi. L’ intera biblioteea fu da
qualche tempo acquistata dal collegio medico di Leida.
4. Bibi. Willemsen.
Insegnava teologia nella scuola di Middelburg, alla metä del
seeolo scorso, il pastore della chiesa protestante Jacopo Willemsen.
Nel corso del suo lungo servigio prestato alla chiesa e alla scienza,
s’avea egli formata una ricea scorta di libri, non solo a stampa, ma
eziandio manoscritti, attenenti agli studj da 1 ui professati, scorta
ch’ egli impreziosi con una raccoltina di libri orientali. Morto egli
verso il 1780, furono esposti all' asta pubblica i libri in lingua olan-
dese, e nel settembre 1781 quelli in lingua latina, gli orientali, i
codici manoscritti, stampatosene il catalogo di vendita s).
5. Bibi. Boyaard.
La sorte medesima che la precedente, incogliea sulla fine del
passato seeolo la biblioteea del dottore Jacopo Giovanni Boyaard,
segretario municipale. Frutto del suo amore sempre addimosfrato
per tutte le ramificazioni del sapere , e specialmente per le arti
belle, contenea quella libri d’ogni classe di studj in varie lingue,
*) De bibliothecis Über singularis, p. 254.
2 ) Naamregister der boeken vereert aan de ckirurgyns entleed-kammer der stat Mid
delburg ’t zedert anno 1655. Te Middelburg, by Hendrik van Hoekke, 1746,
p. 11, 40.
3 ) Bibliothecae Willemsenianae pars, sive catalogus librorum latinorum nitidissime
compactorum bibliothecae instructissimae viri clarissimi et plurimuin reverendi Ja-
cobi Willemsen, sanctae theologiae professoris in gymnasio medioburgensi, ac verbi
divini ministri in ecclesia eiusdem urbis. Lugduni ßatavorum, apud Sam. et Job.
Luchtmans, 1781, p. 176, 8°.
e delle sncietn seientifico-letterarie della Neerlandia.
469
non che quantitä di oggetti di belle arti, pitture, carte, disegni,
ineisioni. A mantenerne viva a’ posteri la memoria, giova il catalogo
di vendita ‘) fattane dopo la morte del possessore, nel settemhre
dell’ anno 1743.
Goez. — Gusa, lat.
Beuche sia certo che a Goez esisteva una pubblica s ) nessuno
saprebbe darne piü traccia.
Brabante settentrionale.
Bolduc, ital. — Hertogenbosch, Bosch, oland. — Herzo-
genbusch, ted. — B’ois-le-Duc, franc. — Buscum ducis,
Silva ducis, Busco duca, Busco ducum, lat.
Bibi, provinciale.
La fondazione provinciale delle societä di scienze ed arti del
Brabante settentrionale, e 1" istituzione quindi d’nna biblioteca ad
uso d’essa, ben mostra quante meraviglie possano in breve Iasso di
tempo operare la fermezza d’un buon volere, e la direzione delle
singole forze ad un solo centro d’azione. II maestro di lingua latina,
ora rettore del ginnasio di Bolduc, Cornelio Bodolfo Hermans con-
cepi poco prima del 1837 il gigantesco progetto di dar vita ad una
societä scientifica, ad imitazione di altre provincie del paese, e di
provvederla di tutti que’ mezzi d’istruziono, che di per se esigono
A ) Catalogus van eene voortreflyke eil zyndelyk geconditioneerde verzaiiieling van
latynsche, fransehe, doch niest nederdutsche boeken in veele taculteiten : waar-
onder zeer veele kostbaare en zeldzaam voorkomende werken, vervolgens eene
extrafanije verzameling vnn schilderyen, door beroemde nederlandscbe en andere
konstschilders. Alsmede eenige teekeningen en prentkonst, verder eenige raritei-
ten , alles hy een gezameld en nagelaten door wylen den Meer Mr. Jacob Jan
Boyaard , in zyn wel ed. leven eerste secretaris der stat .Middelburg. S. I.
p. 91, 8°.
2 ) Noordzick. Archiefwezen, 1826—1852, p, 300.
470
Valen tinel li, Delle bihlioteche
tali associazioni, bihlioteca; gabinetti d' antichitä, numismatica,
oggetti naturali et etnografici; edifizio per riporveli. Vastitä di piano
accolto da molti con quel velato Sorriso che annuncia l’improbabilitä
del riuscimento, da cui perü non si ritrasse la eostante energia del
maestro di scuola. Perche associatisi cinque de piü volonterosi citta-
dini, con alla testa il governatore della provincia, barone A. yan den
Bogaerde van der Brügge, apri una soscrizione, cui presero parte
bentosto oltre quattroeento individui della citta e della provincia. Fu
percio costituita una societä di rnembri ordinarj, ora ridotti a 350,
che pagano cinque fiorini annui, di 21 onorarj e 24 corrispondenti.
Gli stati provinciali, accolta di" buon grado la proposta, assegnarono
del proprio fondo ottocento fiorini annui, ehe aggiunti alla tenue
corresponsione annuale, impiegö l'Hermans dapprincipio all’ acquisto
di opere di storia e di scienze naturali, opere le piü necessarie alla
formazione della divisata societä scientitica. Egli vi riun'i pure una
piccola scorta, che di pubblica proprietä fin dal secolo scorso, con-
tenea libri chinesi ed arabici, come pure buoni manoscritti f ). Pero
lottando colla mancanza di luogo opportune a riporre questa prima
importazione, fu costretto ad usarsi di spazj insufticienti affatto ad
albergare una biblioteca. Ora, al triplice scopo di far conoscere alla
citlä e alla provincia la esistenza della biblioteca, di agevolarne 1’uso
a' suoi rnembri, e di appoggiare l’inchiesta di luogo conveniente ad
ordinarvela, pubblico cinque anni dopo la fondazione della societä,
un catalogo sistematico di duemila opere in circa distribuendole
nelle classi: I. Scienze ed arti; II. Scienze economiehe; III. Lette-
ratura; IV. Giurisprudenza; V. Medicina: leggesi a pag. I—IV il
regolainento per l’uso della biblioteca. Aumentatasi questa rapida-
mente, dacche ai rnezzi ordinarj si aggiunsero le Offerte spontanee
di libri in dono, l’operoso direttore riconobbe necessaria una seconda
edizione del catalogo, che pubblico nel 1853 sj, modificandone le
partizioni: I. Poligrafia; II. Scienze esatte, naturali e mediche;
*) Register, 1736. Catalogo assai raro.
a ) Catalogus (1er bibliotheek van bet provincial genootschap van kunsten en weten-
sehappen in Nord-Braband. —’s Ilertogenbosch, II. Palier, en /.oon, 1841, p. IV,
102,80.
3 ) Catalogus der hibliotheek van het provincial genootscbop van kunsten en weten-
schappen in Nord-Braband. — ’s Hertogenbosch, H. Palier en zoon, drukkers van
het genootschap, 1833, p. XVIII, 238, 8«.
e delle societa seientifieo-leiterarie della Neerlaudia.
471
III. Letteratura, belle arti, storia, antichitä e numismatica; IV. Giu-
risprudenza e seienze econoiniche; V. Industria. Trattanto recavasi
a termine 1’ edifizio del nuovo giunasio, e la direzione della societä
ne destinava il piano superiore a riporvi la biblioteea e i gabinetti,
percbe ne fosse degnamente rappresentata l’importanza al decimo
congresso d’economia agraria, ivi tenutosi nel 1855. In quella eireo-
stanza l’Hermans diede a luce una dettagliata informazione, non solo
della biblioteea, ma eziandio delle diverse collezioni, intitolandola
modestamente prospetto sfuggevole '), dal quäle rilevasi che la
biblioteea eontava allora quasi 12000 volumi, senza nnmerarvi le
dissertazioni aecademiche, specialmente del Brabante settentrionale,
e gli opuscoli. Presentemente il numero dei volumi a stampa monta
a 14000, fra’ quali molti atti d'aeeademie, splendide edizioni che
si trovano appeua nelle grandi biblioteche, collezioni di carte topo-
grafiche del paese, ma specialmeiite della provincia.
La collezione de’ codici manoscritti e proporzionatamente con-
siderevole, elevandosi allu cifra di mille, e contiene libri religiosi,
cronaehe, costumi, scritti ehe fanno conoscere l’etnografia paesana.
La descrizione cosi di questi, eome di parecchie opere edite in
lingua Chinese e del Malabar, non ancora pubblicata, verrä fra poco
data in luce dall’ infaticabile Hermans, che si propone pure di dare
un indice speciale delle dissertazioni aecademiche. Non tornerä
quindi fuor di proposito l'indicazione sommaria dei manoscritti capi-
tali: u) Aritifonario membranaceo, scritto nel 1478 da Diewaris
Pelgroms nel monastero delle canonicbesse regolari di Beverwijk, in
8°. gr. b) Hora; divinoi su pergamena, a lettere capitali dorate,
scritte nel secolo XV nel convento di s. Agata, in 12°. c) Libro di
divozione, membranaceo, con lettere iniziali colorate messe in oro :
i margini sono vagamente ornati con fiori ed uccelletti. d) Registro
di conti della confraternita di M. Vergine, degli anni 1330—1336,
cartaceo: cade qui in acconcio osservare eh’ e questa la carta piü
antica che si conosca nei Paesi Bassi, e) Lettera autografa del prin
cipe Maurizio all’ ammiraglio van Obdam, data il 21 maggio 1605 da
A ) Vliitig overzigt der verzamelingen van het provinciaal geuootschap van kunsten eil
wetensehappen in Noord-ßrahand, teil dienste der leden van het X de landhuishoud-
kundig congres , te liouden den 19—23 iunij 1853, te ’s Herlogenbosch, door
Dr. C. R. Rennaus, ’s Hertogenbosch, H. Palier en zoon, 1855, p. 30, 8°.
472
V a 1 e n ti i) e l I i , Delle bihlioteche
Wouw presso Bergen-op-Zoom. f) Lettera aufografa del ministro
francese de Luvois al conte di Broglie, 25 ottobre 1673. g) Lettera
patente membranacea, con Iavori a colori del celebre Gerardo van
Spoendorek, pittore in miniatura presso la corte di Francia, sotto-
scritta il 2 luglio 1774 di mano di Luigi XVI.
La biblioteea, cui sono addetti, oltre il bibliotecario, un ama-
nuense e un servente, e aperta tutti i giorni dell'anno, eccetto le
feste, dal mezzogiorno alle due ponieridiane.
La formazione del gabinetto di nuiriismatica e molto bene avviata,
contandovisi da circa 16000 monete e medagüe in oro, argento,
bronzo, romano-antiche, del medio evo, moderne: la Serie piü acca-
rezzata e a buon diritto quella del Brabante. Vi si conservano pure
alcune collezioni di gettoni galvano-plastici, impronte in gesso, si-
gilli d’argento coi loro ectipi in ceralacca *). Nella serie delle anti-
chitä romane riscontransi vasi in terra cotta, frä piü vaghi de’ quali
sono alcune diote, lucerne fittili letterate, vetri ed altri oggetti sca-
vati a Nimega; bronzi, fibule, anelli con rappresentazioni erotiche,
specchi di metallo, aghi discriminali, giocolini da fanciulli; anticliitä
germaniche e franche; armi guerresche nostrali e giapponesi, mazze,
frecce, pesanti palle di sasso; opere ornamentali in pietra e terra
cotta; oggetti di storia naturale, resti di mammout, delfini, ipopo-
tami; prodotti gregi e lavorati di seta; scimmie e camaleonti di
Giava, conservati nell’alcool; petrefatti, aereoliti; finalmente cemelj
d’ogni genere e una non ispegevole raccolta di pitture.
La societa pubblica una serie di memorie 3 ), ed anche opere
separate, come sarebbero memorie premiate, cronache, carte e
*) Catalogus der Nord- en Zuid-Nederlandsche Munten en andere Henningen van het
provinciaal genootschap van kunsten. ’s Hertogenbosch, 1860, 8°.
2 ) Handelingen van het provinciaal genootschap van kunsten en wetensehappen in
Nord-ßraband. ’s Hertogenbosch, 1837—1844, vol. III, 8°. — Breda, 1844, parte III
del volume 111. — ’s Hertohenhosch, 1846, vol. IV, 8°. Formano parte di queste
Memorie le due opere seguenti : a) Herma ns Dr. C. R. Analytische opgave der
gedrukte Charters, diploma’s, handvesten, plakaten, keuren, ordonnantien, regle-
menten en andere slaatsstukken, hetrekkelijk de provincie Noord-Brahant, van het
jaar 704 tot en inet het jaar 1648 ’s Bosch, 1844, 8°. b) Gens A. (de).
Geschiedkundige hesehrijving der overlaten in de provincie Noord-ßraband. Breda,
1844, bekroonde prijsvraag, 4°.
Handelingen van het provinciaal genootschap ec. in Noord-Brabant, over de
jaren 1846—1855. ’s Ilertogenbosch, 1847—1856, 8°. Vi si inferivono : Wetten
van het provinciaul genootschap ec. con data 3 Inglio 1843, come pure Reglement
van het provinciaal genootschap ec. in data 14 novembre 1850.
e delle societa scientitico-letterarie della Neerlandia.
473
docuinenti, pubblicazioni dovute quasi per intero alla prodigiusa ope-
rositä dell’ Hermans »). Arroge i rapporti delle sedute. mensili dei ■
direttori e i rapporti annuali delle sedute generali 2 ).
Al principio del secolo scorso ammiravasi inBolduc uua cospicua
raccolta di oggetti antichi ed artistici, del cui catalogo s) erasi giä
<lata nel 1736 l’undecima edizione. A pag. 17, n. 61 di questo raro
indice souo enunziati Verscheide Chinese en arachc bocken en
geschriften, libri orientali e manoscritti varj, collocuti ora molto
probabilmente frs quelli della provioeiale. Uua scelta e eopiosa
biblioteca monastiea delle provincia 4 ) fu venduta all’ asta nel 18S5.
*) a) Henna ns C. R , A. V;m Hoogstrat eil en .VI. Van den ßoogard. Ver
zameling van Charters en geschiedkundige bescheiden, betrekkelijk het land van
Ravestein, ’s Bosch, 1848—1854, vol. III, 8°. '
b) Verzameling van zeldzame oorkonden betrekkelijk het beleg van ’s Hertogen
bosch in den jare 1629, door Dr. C. R. Hermans. ’s Hertogeuboscii, 1850—1860,
vol. II, 8°.
c) Beredeneerd overzigt der landbouwkundige Schriften betrekkelijk de provin-
eie Noord-Braband, dorr Dr. C. R. Hermans. Te ’s Hertogenbosch, 1845, 8°.
d) Hermans C. R. Verzameling van kronijkeu betrekkelijk de stad en Meijerij
van ’s Hertogenbosch. Hertogenbosch, 1846—1848, vol. IH, 8°.
e) — — Geschiedkundige overzigt den staatwezen in de provincie Noord-Bra
band. ’s Hertogenbosc6, 1845, 8°., con carta
f) De levengeschiedenis van Maarten Van Rossem, voornamelijk met betrekking
tot de tegenwoordige provincie Noord-Braband , door Mr. J. D. W. Pape. Te ’s
Hertogenbosch, 1847, 8°.
(j) Verhandeling over de rupsen-soorten en derzelver verdelging, doorD. Baijzen,
stedelijk entranger en dijkgraaf te Axel, ’s Hertogenbosch, 1845, 8°.
h) ßeantwoording der vraag; Welke verbeteringen zijn wenschelijk in bet al-
gemeen poldervegt in Noord-Braband ? door J. F. ßoogaard ec. aan wien de, door
het provinciaal genootschap van kunsten ec. uitgeloetde gouden medaille, in de
bestaars vergadering vap ljuiiij 1860 is toegekend. ’s Hertogenboseb, 1860, 8°.
5 ) Verslng wegen der toestand der bibliotlieek van het provinciaal genootschap van
kunsten en wetensehnppen in Noord-Braband, uitgebragt door den heer bibliolhe-
karis ec. (come segretario delle Soeieta) in de algemeene vergadering
gehonden den
3 ) Register van alle de vooi naamste rariteiten , welke op de antiquiteit- en konst-
kamer tot ’s Hertogenbosch vertoond worden. Elfde druk, nu onlangs met veele
ongeineene en dierbaare vreemdigheden vermeerdert. ’s Hertogenbosch, H. Palier,
1736, p. 28, 8«.
4 ) Catalogue d’une belle collection de Mss. et lettres aulographes, imprcssions du
XV. siede, de livres de theologie ec. provenant de la bibliotheque d’ un couvent
du Brabant septemtrional, dont la vente aura lieu le 15 oct. 1855, sous la direction
de M. Nijhoff. Haye, 8°.
474
V a I e n t i n e I I i, Delle biblinteche
Breda.
1. SSibl. dell’ aecademia militari.
Tutti que' libri che nel secolo decimottavo erano d’ uso nelle
scuole militari d 1 artiglieria in Breda, Zutphen, Amersfoort, come
pure nell' accadernia di marina di Medemblik, furono trasportati a
Delft nell’ anno 1816, in cui si aperse la scuola d'infanteria e Caval
leria, artiglieria e genio. Trasceltasi in seguito, come piü opportuna
al pratico sviluppo degli studj miliiari, la fortezza di Breda, fu sop-
pressa l'accademia di Delft ed eretta nel 1828 quella di Breda, con-
cedendo munificamente a tale scopo il duca Federico, zio del re, il
proprio castello, appartenentegli come a barone di Breda. Fu allora
che da Delft si trasferi pure la biblioteca e la si distribüi in una vasta
sala terrena, collocandovisi i libri sotto le categorie: Scienze ed arti
militari; Scienze esatte e naturali; Scieme storiche; Belle lettere
e belle arti; Scienze religiöse; Poligrafia. Gli incrementi non fu
rono per alcuni anni cosi notevoli, come nell’ultimo decennio. In-
fatti A. J. van der Aa scrivendo nella sua guida di Breda *) alcune
linee sulla biblioteca dell’accadernia, non vi riscontra che 1000 vo-
lumi. Presenternente ne conta essa da piü che 20000, o acquistati
coi fondi della accadernia, che vi eroga una somina annua di due a
tremila fiorini, o donati da persone private, ma specialmente da
membri della famiglia reale e dai diversi ministeri. ßenche l’intero
corpo della biblioteca siasi diviso nelle sei classi sovraenunziate, le
trattate piü estesamente sono le tre prime, come di ragione. La
prima e suddivisa in aj Arti della guerra in generale; b) Infanteria
di linea; c) Cavalleria; d) Truppe leggere; e) Artiglieria; f) Ge
nio; g) Marina; hj Legislazione e amministrazione militare; i) Sto-
ria della guerra; kJ Miscellanee militari. La seconda e ripartita in
a) Scienze esatte; bj Scienze naturali; c) Costruzioni; dj Tecno-
logia: ia terza in geografia e storia. Le edizioni sono quasi tutte del
nostro secolo: la maggior parte de’libri e in lingua francese e
tedesca, alcuni in inglese, pochi assai in italiano. Non vi maneano
x ) Ge.schiedkuudige beschrijving van de stad Breda en have omstreken. To Gorinetem
bij J. Noorduyn en zoon, 184ö, 8°. a pag. 34.
e delle societa scientifico-letterarie della Neerlandia. 475
alcuni manoseritti, tali perö da non poter aspirare al vanto di
codici.
Fra i giornali militari di cui e abbondevolmente fornita la
bibüoteca ricorderö Io Spettatore *) distribuito in tre serie: la prima
in sedici volumi in 4«. comincia coli’anno 1833, la seconda di otto
volumi in 8». comincia coli' anno 1849; la terza, parimenti in 8°.,
costituisce finora cinque volumi; quindi il Nuovo spettatore -) co-
minciato da J. F. Tliieme in Nimega col titolo De niemve spectator-,
krijgs- en geschiedkundig tijdschrift voor liet nedertandsche leger,
poi seguito col titolo come in nota , e stampato in Arnhem. II
primo di questi giornali, come il favorito dal governo, e steso nello
spirito conservativo; il secondo in uno spirito d’opposizione, che
talvolta degenera in odiose personalitä. Negli Ultimi fascicoli del
secondo si promettono comunicazioni sulle cose militari dei possedi-
menti transatlantici, locclie rendera piü importante il giornale alla
stessa casa d'edueazione, dacche una gran parte degli allievi e im-
piegata nell’ armata delle colonie. Uno de’ gioielli della biblioteca e
la raccolta delle carte geografiche e topografiche, di accampamenti,
assedj, attacchi, con che si da compimento alle descrizioni storiche
di guerra. Ed a piü ampia trattazione di tale argomento formano
seguito alla biblioleca una sala di modelli ed un museo di ritratti
d’uomini d’armi, quella per istruzione pratica, questa per avvivare
negli alunni Io spirito d’emulazione.
11 corpo degli ufficiali e professori gode del diritto di tenere i
libri a prestito per un intero anno, quando non siano chiesti da altri.
Lodevole costumanza e degna da citarsi ad esempio e quella onde il
corpo insegnante si raduna, neile ore libere, in biblioteca, o per
leggervi la scelta copia di giornali, o per vedervi le opere di recente
acquistate, o per motivo qnalunque di studio.
La biblioteca e aperta ogni giorno, eccetto i festivi, dalle
10 antim. alle 3*/ 2 pomerid. E. H. Brouwer, giä da 25 anni biblio-
tecario. non sussidiato che da un solo servo, tiene l’amministrazione
non solo della biblioteca, ma eziandio di una collezione di libri a
*) De militaire spectator. Tijdschrift voor het nederlaudsche leger. Te Breda , bij
Brose et comp.
a ) De nieuwe spectator. Krijgs- en geschiedkundig tijdschrift voor iS’eerlnnds land
en zeemacht , onder redactie van eenige ouil-militairen. Nijmweg, Arnhem,
1847—18ÖÜ, 8°.
476
V a len tinelli, Delle biblioteche
parte, di cui dirö piü sotto. Acquistö egli degno titolo di lode colla
pubblicazione del catalogo ')> nel quäle molto accortamente si servi
di rinvii per annunciare quelle opere che appartengono coritempora-
neamente a piü classi. Piü tardi egli v’ aggiunse due supplementi 2 ).
ed ora sta occupandosi del terzo.
Alla biblioteca maggiore va unita una piccola libreria, non com-
presa nel catalogo a stampa, contenente da poco piü che un migliajo
di voluini di viaggi, romanzi, opere in geilere di letteratura cosi
detta leggera. Ciascuno de’ cadetti, che montano ad oltre trecento,
ha il diritto di domandare al bibliotecario, il venerdi, dopo le ore di
scuola, uno di tai libri ch’ egli riceve il sabbato successivo, per re-
stituirlo il lunedi appresso, prima della seuola. Commendevole isti-
tuzione, perche procura alcune ore di utile distrazione agli studenti,
e toglie l'occasione di ricercare ed ottenere da persone estranee al-
1’ istituto opere simili, che possono tornar dannose alla morale, e
d’ altronde potrebbero essere lette anche ne’ giorni consecrati alle
lezioni.
2. Bibi, civica.
E custodita nel palazzo municipale una sufficiente raccolta
d’opere storiche e giuridiche, che non venne poi continuata, della
quäle ci diede notizia Goer s).
3. Bibi, de Wijs.
Fra le biblioteche private ben merita di essere ricordata la anti-
quario-numismatico-cartistica del negoziante, sig. F. de Wijs. Vi si
conservano alcuni buoni manoscritti, scelta copia di stampe e una
ricca scorta di monete e medaglie.
*) Systematische catalogus van de bibliotheek der koninklijke militair academie. Te
Breda, ter drukkerij van Broese et comp., 1840, p XII, 206, 8°.
2 ) Eerste Supplement. Te Breda, 1846, p. 126, 8°.
3 ) Beschrijving der stadt en lande von Breda, ’s Gravenhage, 1741, fol.
e «lelle societä scientifico-letterarie della Neerlandia.
477
Provincia d’Utrecht.
Utrecht. — Trajectum ad Rhenum, Trajectum batavum, Tra
jectum inferius, UltraTrajectum, Ultrajeetum, Trajectum, lat.
— Wiltaburg 0 Wiltrecht (presso i Frisoni e i Franchi).
1. Bibi, dell’ universitä.
Le origini di questa biblioteca risalgono all' epoca dell' indipen-
denza politico—religiosa neerlandese. II senato, poi che il comune ac-
quistö uel 1851 alcune chiese e gli annessi monasterj della cittä e della
provincia per costruirvi delle fortificazi'oni, commise un inventario
dei libri che vi si rinvennero, pensando da allora alla fondazione
d’una biblioteca. Benche non si sappia quali e quanti fossero i con-
venti donde si raccolsero que’libri, nullostante le scritte di alcuni
risgnardi dan memoria dei geronimini, de’canonici regolari agosti-
niani, dei conventi di s. Paolo di Betlemnie *), delle monache gero-
solimitane di Utrecht, dei certosini 3 ) presso Utrecht, delle monache
regolari di s. Maria di Guda sopra Guda. Nel maggio 1582 questa
ricca collezione voleano deporre Jacopo Pottero e Florenzio Vedio
nella chiesa di s. Caterina o dei Gioanniti (Lange Nieuwstrasse), ma
vivamente oppostosi il presidente di quella chiesa, fu collocata nel coro
di quella di s. Giovanni; perö intiepiditosi, come suole, quel primo
fervore, molti volumi furono derubati per la vituperevole trascuranza
in che si tenne la biblioteca 3 ). Al principio dei secolo XVII Ie sorti
J ) L’indice de’codici mss., tutti teologici, alla biblioteca di questo convento, forse
redatto dalla commissione riferita uel testo , pubblicossi da Antonio Sandero in
Bibliotheca bclgica manuscripta, vol. I, p. 331—333.
„Bibliotheca ad s. Joannem pubblica, qu;c undique inslruetissima librorum varia
supeilectile, carthusianorum aliorumque collatis in eam libros, choruin occupat
Universum.“ Batavia saera, Bruxell. 1714, p. II, p. 114.
3 ) „Anno 1582, mense maii, Jacobus Potterus et Florentius Vedius bibliotbeeam
publicam a carthusianis et aliis e locis collegerunt, ut in templo Joannitarum
biblioth. publicam erigerent; verum ea, muiata sententia, in templo d. Jonnnis
constituta est, nemine eius cur am suscipiente, a multis distracta, frustra eam re-
ducere curante Hugone Ruiscbio, pei.e coneidit.“ Ru ch e 1 i u s Arnold. Oescriptio
urbis Trajeet. p. 81.
478
Valentinelli, Delle biblioteche
corrono per questa piü prospere. Nel 1603 e accresciuta per legato
delF avvocato d’Utrecht, Everardo de Poll, dal quäle le provennero
molte edizioni del secolo XV, ed assistita dal senato coli' assegno
annuo di 40 fiorini. Altro eonsiderevole legato di tutti i suoi libri
fecele nel 1605 il eanonico e dottore in leggi, Uberto Edmondo van
Buchei, come rilevasi dal testamento, pubblicatone ad Utrecht nel
1795, presso Muldero. E quindi inesatta 1’attestazione di Lomeier
che i due Iegati van de Poll e van Buchei abbian data occasione alla
inaugurazione della biblioteca J ). La parte eletta e la teologia, come
agevolmente rilevasi dall’ esaine del primo catalogo 2 ), dal quäle
trassero l’indice de" manoscritti teologiei, con pochi miscellanei,
Antonio Sandero 3 ), e de’ soli teologiei Teofilo Spizelio 4 ). II se-
condo catalogo pubblicatone 5 ) e una reimpressione del primo.
Eretto l'ateneo nel 1634 e, due anni dopo, convertito in uni-
versitä, la biblioteca fu conservata all’ uso de’ professori e degli
studenti. Le lodi prodigatele nell’ orazione inaugurale dell’ ateneo,
da Giovanni Nipert c ), se da una parte dan saggio dell’interessa-
mento preso per essa dal magistrato supremo, dan ragione dall’ altra
della bella forma cui era salita; le quali lodi le furono ripetute a
diritto piü tardi 7 ) e confermate dalla stampa di un terzo catalogo 8 ),
nel quäle si registrano 457 codici manoscritti. Egli e da questo
*) „Ultrajectina ad Rhenum in choro templi d. Johannis eins dedicandi occasionem
praebueiunt testainenta Huberti Buchelii, canonici d. Mariae et Everhardi Pollienis,
quis suus qnisque bibliothecas usibus publicis legarunt.“ De bibliolhecis, p.254—255.
2 ) Bibliothecae Trajectinae catalogus. Trajecti ad Rhenum, typis Salomonis Rhodii,
1008, fogl. 20, 4°.
Codices manuscripti bibliothecae Trajecti ad Rhenum ex catalogo ejusdem biblio
thecae excuso Trajecti ad Rhenum, typis Salomonis Bhodii, anno 1608. Bibliotheca
belgica mss. vol. II, p. 72—90.
4 ) Trajectinae bibliothecae manuscripta theologica , quorum catalogus anno currenti,
saeeuli octavo, cum universali bibliothecae Trajectinae designatione in lucem
prodiit. In Sacra bibliothccarum illustrium arcana retecta. Aug. Vindelic. 1668,
p. 290—307.
5 ) Bibliothecae Trajectinae catalogus. Trajecti ad Rhenum, 1612, 4°.
6 ) „Taceo de publicis bibliothecis quas habeinus hic varias, optimorum librorum
copia instructis8imas , inter quas insignior illa , quae a viris amplissimis ßuehelio
et Pollione reipublicae nostra) legata est: quam inultorum insuper accessione
auctam, magis ac inagis instruere ac Iocupletare Senatui nostro animo est.“
7 ) Duver der Cornel. Oratio de restitutione ac renovatione bibliotheca) Ultra-
jectinae. (Jltrajecti, 1644, 4°.
8) Catalogus Bibliothecae ültrajectinae. Trajecti ad Rhenum, 1670, fogl.
e delle sociela seientifico-letterarie della Neerlandia.
479
catalogo che si inseri nell’ Archiv der Gesellschaft für ältere
deutsche Geschichtskunde, p. 132—133, l'indice di que’ codici che
si rapportano alla storia medievale tedesca.
II senato fermo nel proposito di giovar del suo meglio gli
interessi della biblioteca, non solo donolle a quando a quando libri a
stampa e codici manoscritti, ma nel 1682 portö la dotazione annua
a 200 fiorini, e nel 1688 obbligö gli stampatori della citlä a presen-
tarle i prodotti de’ loro torchj. Perciö il catalogo edito sulla fine
del secolo XVII *) presenta l’egregio numero di 4080 opere, ripar-
tite in libri teologici, giuridici, medici, miscellanei, suddivisi per
formati e ordinati alfabeticamente.
Nel secolo decimottavo corsero meno infauste le sorti della
biblioteca. Th. van Alraeloveen, professore di medicina dell’ univer-
sitä di Harderwijck, lasciolla erede di una collezione di 66 edizioni
delle istituzioni di Quintiliano nei tre formati di foglio, quarto ed
ottavo, il quäl legato fu fatto conoscere sotto titolo di Legatum Al-
melovenianum variarum editiorum Quintiliani, bibliothecw ultra-
jectinae relictum nel catalogo del 1718, part. II, p. 161 —163.
Mantenutesi in questo le stese suddivisioni della scienza in teologia,
giurispondenza, medicina, miscellanea, si descrissero Ije edizioni in
foglio nella prima parte, quelle in quarto ed ottavo nella seconda
(p. 1—141), aggiuntavisi una Serie di quasi settanta opere a stampa
in lingue ebraica, arabica, etiopica, Chinese (p. 142—143) ed un
elenco di sotto a 500 codici manoscritti (p. 146—160, 167).
Uffenbach, esaminatala poco prima della pubblicazione del
detto catalogo, pareggiavala per la quantitä e la sceltezza delle opere
alla Leidense, permettendosi severe parole eontro il biblioteca-
rio s), il catalogo ehe ne stava redigendo 4 ), e la collezione dei
*) Catalogus bibliothecoe Ultrajectinaa. Trajecti Batavoruro, ex officium Meinardi a
Dreunen, Acadein. typogr. ordin., anno 1690, p. 136, fol.
2 ) Catalogus bibliothecoe Trajectino-Batavoe. Trajecti ad Rhenum , apud Guilieimum
Van de Water, Acad. typogr., 1718, vol. II, fol., vol. I, p. 99, vol. Il, p. 165 (in-
dicate per errore 465).
3 ) „Dieser Bibliothecarius ist eigentlich kein Gelehrter, sondern ein Leinen-Krämer
oder Kaufmann von leinen Tüchern, ob er wohl eine ziemliche Kenntniss von Bü
chern hat. Er ist sonst gar höflich, aber dabey ein gewaltiger Schwäzer,“ Merk
würdige Reisen, III, p. 710.
4 ) „Er machte viel Rühmens mit was’ grosser Mühe er einen neuen Catalogum ver
fertiget, der jetzo sollte gedruckt werden. Er war schon über die Hälfte fertig,
Sit/.b. d. phil.-hist. CI. XXXVIII. ßd. III. Hit. 32
480
Valentinelli, Delle biblioteche
manoscritti >)• U ra questi egli riscontra assai coinmendevoli i
seguenti: a) Etymologium graecum, trascritto nitidaniente, di rnano
dell’ avvocato Goyer, da un antico esemplare dei Gesuiti d’Anversa,
e donato dal senato d’Utrecht alla biblioteca, l'anno 1688. b) Vita
s. Heynrici Imperatoris virginei, quam scripsit Adelboldus Tra-
jectensis episcopus, c) Terenzio cartaceo in 4°. scritto al fine: Fi
nit in Delft anno 1474, 17. iulii. d) Pontificale ecclesiceb. Maria?
Trajectensis, membran. in fogl., a lettere eapitali non antiche, con
margini e capi lettere ad ornati e figure policrome in campi d’ oro,
eseguiti con correzione di disegno e proporzioni
Pure, non ostante le lodi dell’ Uffenbach, in onta al generoso
legato di opere, la maggior parte botaniche, fatto nel 1724 da Gio
vanni Cornelio Barchauser, professore di chimica nell’universitä di
Utrecht, e malgrado l’aumento della dotazione, portata nel 1728 a
500 fiorini, la biblioteca manca di opere eapitali di giurisprudenza e
medicina, ehe anzi porta improntato il carattere di quasi esclusiva-
mente religiosa, come rilevasi pure dal supplemento 3 ) al catalogo,
datone alla metä del secolo scorso. Dichiaravasi percio necessaria
una riforma, e prima, l’acquisto di tali opere che, riempiendo le
lacune delle altre classi degli studj, rispondessero convenientemente
alle esigenze delle singole facoltä universitarie. Ciö avvenne infatti
l’anno 1815, nel quäle la biblioteca, prendendo il titolo e le attribu-
zioni di reale, fu convenientemente dotata dal pubblico erario. Allora
cominciö ad apparecchiarsi una scorta di libri sussidiarj, dizionarj di
er war aber nach gemeiner Art, das ist ziemlich schlecht gemacht. Es .ärgerte
mich insonderheit, um von anderen Fehlern nichts zu sagen, dass von jeder Disci-
plin die Bücher in Folio, dann in Quart, und so weiter gesetzt waren ; daun die
ses dienet nur zur Buhlerei, um zu zeigen, wie viel Folianten man habe, da her-
gegen im Nachschlagen sehr beschwerlich ist.“ Ivi, p. 710.
*) „Die Manuscripte standen in zwei verschlossenen Schränken, aber leider! in grosser
Unordnung unter einander. Das Absurdeste aber ist, dass sie weder rubricirt noch
äusserlich numerirt sind, sondern die Nummern sind inwendig hinein geschrieben.
Nun ist es zwar an dem, dass die Zettelchen, so man sonst an die Volumina klebt,
leicht abgehen, und sich verlieren, und dannenhero gut, dass man sie inwendig
numerirt, allein es sollte doch auch äusserlich sein. Dann weil dieses nicht ist, so
muss man wohl zwanzig Volumina heraus ziehen , und nach den Nummern sehen,
bis man das, was man haben will, findet.“ Ivi, p. 711.
2 ) Ivi, p. 711—714.
3 ) Auctarium catalogi bibliothecaj Trajectino-Batav*. Trajecti ad Rhenum, apud Joan-
nem Broedelet, acad. typogr. 17I>4, p. 4G, fol.
e delle societä seientiiico-letterarie della Neeriandia.
481
lingue e materie, giornali scientifici e letterarj, enciclopeedi,
memorie di societä Ietterarie, biografie, bibliografie. W. J. Botli
Hendriksen e St. Jan. Matt, van Genus offei'sei'o spontaneamente mille
fiorini all' acquisto di libri, e 6500 ne diede allo stesso scopo il
comune.
Accresciutasi notevolmente la biblioteca, non valse piü a
contenerla il giä capace coro *) di s. Giovanni, umido, oscuro, dis-
agiato cosi che all' inverno nessuno v’entrava. Perciö nel 1819
furono convertite ad uso di biblioteca alcune dipendenze del palazzo
di Luigi Napoleone, re d'Olanda, nel quäle erasi precedentemente
ordinata la collezione di stromenti rurali. L’ intero edifizio a pian
terreno fu distribuito in otto compartimenti, ad opportuna separazioue
delle classi. Contigue alla sala dei eataloghi sono le stanze del con-
servatore, della lettura de’ libri ordinarj e dei giornali. La biblioteca
e aperta giornalmente, il mercoledi e il sabbato, sole tre ore conti-
nuate. I lettori che nell' inverno dividono col custode il vantaggio
della stufa, entrano, per riprovevole costumanza, nelle sale, e pren-
dono di per se i libri dagli armadj non custoditi, recandoli pure a
domicilio dietro quitanza.
Se la biblioteca deve molto alle eure di Giusto Enrico Koch,
che per 32 anni ne fu custode, deve molto eziandio all’opera pa-
ziente ed assidua di Dodt di Flensburg e Giano Ackersdyk, che
trascrissero i titoli pel nuovo catalogo, cominciato a pubblicarsi nel
1833 3 ). Questo catalogo alfabetico, col numero di collocazione e
coli’ indicazione. di provenienza, e preceduto da proemio latino in
cui il bibliotecario Filippo Guglielmo van Heusden da un rapido
sguardo alla storia dello stabilmento, usatosi dei materiali ofFertigli
dal conservatore F. B. Ader, al quäle dichiarasi perciö riconoscente 3 ).
Quel proemio fu rifuso dall’ Heusden in una nuova edizione 4 ) nel
*) „Der Saal oder die Capelle worin diese Bibliothek steht, ist dazu gar bequem.“
Uffenbach, ivi, p. 710.
2 ) Bibliothecae Kheno-Trajectin® catalogus. Trajecti ad Khenum, apud Joannen» Alt
heer, acad. typogr. 1833—1834, vol. II, p. 1084, fol.
3 ) „Üixi haec opera et diligentia usus clarissimi Aderi, bibliothecae graph. e senatus
urhani decretis hibliothecam spectantihus.“ Prefazione.
4 ) Praefatio ad hihliothecae acadeinicae, quae Trajecti ad Rheuuni est, cataloguin. Acce-
dunt cum alia hibliothecam spectantia , tum senatus urhani Trajectensis decreta.
S. d. 1833, p. 44, 8°.
3Ä*
482
V ul ii n t i u e 11 i , Delle bibliotcche
1835, e pubblicato in olandese dall’ Ader Io stesso auno *).
L’edizione del detto catalogo parve riacendesse Io zelo del paese ai
vantaggi del crescente istituto. Perche nel 1835 Gerardo Moll dono-
gli tutti i suoi libri di fisica e matematica, con una collezione di
carte geografiche, topografiehe, maritime, il cui catalogo fu pubbli
cato nel 1850 3 ), e in quello stesso anno la rappresentanza de’ Ca
valieri della provincia d’Utrecht volle che la propria biblioteca fosse
deposta in quella dell’ universitä, apponendovi la condizione che
nessuno possa usarne. Lieve conforto allo strano divieto fu la pub-
blicazione del catalogo 3 ) ordinato sistematicamente (p. 1—19) e
alfabeticamente (p. 21—36).
Ma il 1837, anno del secondo giubileo dell’universitä d’Utrecht,
sorge prosperoso piü ch’altro mai, alla biblioteca. Van der Capellen
a Berkenwoude , presidente de’ curatori dell’ universitä regalö i
Viaggi per VEgitto e laNubia di Rifaud, in cirique volumi in foglio
massimo; un presente di 600 fiorini le fecero i triumviri van Lijnden
a Lunenburg, van der Borch a Werwolde, Swellengrebel; i pro-
fessori e studenti le acquistarono il Viaggio di Humboldt e Bon-
pland; Mazois e Rechberg le offersero le loro opere, quello le
Reliquie di Pompei, questo la Description des peuples de Russie;
Ernesto Lodovico van Hardenbroek, signore di Lokhorst a nome
proprio e della moglie corrispose 1200 fiorini, e persone anonime
3600. Arroge che nel novembre di questo anno stesso la vedova di
Jacopo Maurizio Carlo van Hutenhove, signore di Hoomsfeld, cesse
alla biblioteca la matematica del marito, ricca di 1400 opere, giä
*) Oorsprong en körte geschicdenis van de bibliotheek der Utreebtscbe hoogeschool,
door F. B. Ader; overgenomen uit het tijdscbrift voor geschiedenis, oudhedeu,
merkwaardige bijzonderheden en Statistik vou Utrecht, n. 4 voor 1835 , vol. I,
p. 151—167, e pubblieata pure a parte, p. 19, in 8°, coli’ interno della biblioteca
in litografia.
3 ) Catalogus van eene verzameling kaarten burustende of de Bibliotheek der Utrechtsche
hoogeschool-bijlage bij de verhandelingen van bet koninklijk institut van Inge
nieurs , 1850. S. d. p. 20, 8 3 . Si e porto il solo indice delle carte che possono
servir agli ingegneri. Quelle del resto o in carta semplice, o montate in tela, o
avvolte in rotoli, o incorniciate, si dividono in Mappae terrestres, topographicac,
marinac, mililares, astronomicae, physieae, mechanieae, architcctonicac, chrono-
lugicae.
3 ) Lijst der boeken toebehoorende aan de ridderschap der provincie Utrecht, ge-
plaatst in het locaal van ’s lijks bibliotheek. Te Utrecht, bij Joh. Altheer, altad.
drukker, 1835, p. 3G, 8°.
e delle societa seien tifieo-lei terarie delia Neerlandia.
483
nota al pubblico fino dal 1827 *), * che messa a parte s’intitola :
Bibliotheca Utenhoviana. Corono )’ opera il re Guglielmo coli’ ordi
näre in quell’ anno stesso che i manoscritti e gli stampati (eccettuati
i documenti archivali) dell’ arehivio puhblico passassero in biblio-
teca. L’anno dappoi la cornmissione inglese della pubblicazione delle
carte di stato presentö la grand’ opera conosciuta sotto nome di
Ricords in 43 volumi in fogl. e 20 in 8°.
Perciö nell’insufficienza del catalogo 1833—1834, il biblio-
tecario Antonio van Goudoerer diede mano ad un supplemento 2 ),
che pubblico nel 1845. L’ultimo supplemento, del pari alfabetico s ),
eseguito dall 1 amministrazione della bihlioteea e cosi misero, di cos!
poco valore bibliografico, che 1’amministrazione stessa reputö neces-
sario di sopprimerlo, benche nel fatto di lavori a stampa, nescii vox
missa reverti.
A questi Ultimi tempi, uno di quegli esseri la cui compiacenza
non istä nella fama del beneficio, ma nella gioja secreta d’ essere
accorsi al bisogno, presentö alla bihlioteea una raccolta di edizioni
di Plauto, sei delle quali in foglio, diecisette in 4°. piii che cento
in 8°., con accompagnamento di studj critico-filologici di parecchi su
di quel classico.
Ora la bihlioteea che poco prima del 1846 conteneva
50000 volumi a stampa 4 ) monta oggi al cospicuo numero di
80000. Fra le lantezze tipografiche debbono essere rieordate la
prima edizione di Utrecht 5 ), le edizioni principi di Plinio 6 ) e di
*) Bibliotheca continens libros selectos in omni genere disciplinarum, praecipue vero
mathematicarum, graeco, Iatino, arabico, gallo-francico, anglico, germanico et bel-
gico sermone conscriptos, inter quos plures seu varietate, seu praestantia conspicui.
Bruxellis, ex typis A. Wahlen, typogr. aulici, 1627, p. 69, 8°.
2 ) Snpplementum catalogi librorum qui in bibliotheca universitatis Rheno-Trajectinae
extant. Trajecti ad Rhenum , apud L. E. Bosch et filium , acad. typogr., 1845,
p. 576, fol.
3 ) Index librorum quibiis bibliotheca academiae Rheno-Trajectinae ab anno 1841 excunte
usque ad annum 1855 locupletata est. Trajecti ad Rhenum, apud Kemink et fil.,
typogr., 1855, p. 351, 8».
4 ) Utrecht et ses beaux environs. Coup d’ oeil sur les particularites de cette ville et de
la province. Utrecht, 1846, 12°. a p. 134—133.
5 ) Historiae ecclesiasticae quae est in novo testamento impressa in Trajecto inferiori, per
magistros Nycholaum Keteleer et Gherardum de Leempt, 1473, fol.
6 ) Historiae naturalis. Iicstituit Vcnctis me nuper Spira Joannes, 1469, fol. Due esem-
plari ne conserva la Marciana di Venezia; uno membranaceo, gia spettante ai Gesuiti
d’Anversa, 1’imperiale di Vienna.
484
Valentiiielli, Delle biblioteche
Cesare '), il messale della chiesa d’ Utrecht, in pergamena 3 ), un
eyangeliario russo s ). Le classi piü provvedute sono la teologiea,
come ho detto, quella di storia naturale, la matematica, quella delle
pubblicazioni di societä scientifiche e letterarie; la partita intitolata
Neerlandia, scorta ricchissima di trattati politico-religiosi sull’ intero
paese, e la copiosa degli incunabuli.
I codici manoscritti (de’ quali conservasi un catalogo a penna,
senza divisione di formati) registrati per opere, danno il numero
totale di 1471, ripartiti in: Scriptores grceci — latini — ecclesia-
stici — liistorici — varia — diplomata. Le cronache, la teologia
scolastica, la storia ecclesiastica dell’Olanda formano il nucleo prin-
cipale. Sono a riporsi fra piü apprezzati i seguenti: a) Salterio
latino, a lettere unciali e semiunciali, del secolo VI, eon figure con-
temporanee, membran. in 4°. E questo il celebre Codex Borellianus
o ültrajectinus. b) Altro salterio membranaceo in fogl. del tempo di
Carlo Magno, contenente la versione di s. Girolamo. c) S. Augu-
stini, de civitate Dei, membran. in gran fogl. del secolo XV, con
molte miniature, d) Biblia scritta nel secolo XV nella casa dei fra-
tres in commune viventes di Zwolle, membran. in fogl. con miniature
ed ornati. e) E.vangeliario greco, del nono secolo. f) Lucani Phar-
salia, membranaceo. g) Svetonii. Vitae Caesarum, membran.
ii) Ciceronis. Molte opere mss. i) Pauli Diaconi. De gestis Lan-
gobardorum, membranaceo del secolo X, in 4°. ic) Raccoltina di
relazioni e informazioni italiaue, specialmente di Venezia.
II presente bibliotecario e il dott. P. J. Vermeulen, il conser-
vatore F. B. Ader. E superiore per merito alla posizione modesta di
amanuensis il librajo dott. De Bruyn, le cui prodigatemi gentilezze
conservo fra le piü care memorie di Utrecht.
2. Bibi, civica.
L’ antica biblioteca civica trasferita dall’ angusto sito del palazzo
municipale ad una commoda sala del nuovo, benche non vanti ricco
*) Casaris C. Julii. Opera. Rom», Pannartz et Sweynheim, fol. L’unico esemplare
membranaceo conosciuto conservasi all’ Imperiale di Vienna.
2 ) Missalc Trajectcnse. In prajclara urbe Parisiensi, impressore Wolffgango Hopylio
1515, fol., con figure colorate, in legno.
3 ) Stampa del secolo XVIII, in fol. legata in argento, cogli eblemi degli Evangelisti,
dipinti su porcellana.
e delle societa scienlitico-letterarie della Neerlandia.
485
numero d’ opere, nullostante e da apprezzarsi, non tanto per ciö che
resta d’antico, quanto per lo zelo onde quel magistrato va compiendo
con nuove opere le molte lacune, specialmente nel diritto ammini-
strativo, una delle categorie piü importanti. Fra i suoi cemelj essa
conserva a) il messale della chiesa d’Utrecht, stampato a Parigi da
Joannes Higmannus nel 1497, cui va unito un manoscritto di dodici
fogli membranacei, miniati ai margini, scritti di mano di Giovanni
Wilhelmi, vicario della chiesa dis. Maria d' Utrecht. h) De unie
van Utrecht, stampata a lettere antiche e con fac-simile di segna-
ture, da Enschede d’Harlem, nel 1778.
II catalogo apprestatone di recente <) e suddiviso nelle classi
maggiori: Teologia e storia ecclesiastica — Storia e biografia —
Scienze politiche — Privilegj, ordinanze, manifesti, leggi — Giu-
risprudenza — Diritto amministrativo — Geografia e topografia —
Statistica — Atti d'accademie -— Miscellanee.
La biblioteca, Ie cui chiavi sono affidate ad un impiegato della
segreteria municipale, non e aperta periodicamente al pubblico.
3. ISlbl. capitolare.
Se questa biblioteca reggendo all’ urto del tempo e di fronte
alle iugiurie degli uomini, conservisi ancora, nel saprei dire. Uffen-
bach visitatala a principio del secolo scorso, ne censurava la vitu-
perevole trascuranza 2 ), allegando fra le poche opere a stampa il
conosciutissimo Chronicon Norimbergense, e fra i codici nianoscritti
uno Speculum historiale fratris Vincentii, in sei volumi membrana
cei, in fogl.; un Augustini, de civitate Dei, membran. in fogl.
scritto l’anno 1466; un frammento membranaceo di uno Speculum
utriusque juris, scriptum ac finitum per manus Matthice de Delff,
anno millesimo quadringentesimo vicesimo nono; un Pastorale
.Eugenii Papae urbis Rornm ; e alcuni messali, cum notis vetustis
musicis.
*) Catalogus van de hoeken der stad Utrecht, 1853. Gedrukt bij L. E. Bosch en
zoon, te Utrecht, p. 76, 8°.
2 ) „Es lagen allhier auf Pulten etwa hundert alte hässliche und staubichte Volumina,
es waren theils gedruckte, theils scholastische Bücher. Es war kein Catalogus dar
über vorhanden. Ich gab mir viel Mühe, und machte mir staubichte Finger, fand
aber nichts als folgendes . . . u Merkwürdige Reisen, III, p. 703.
486
Valen tinelli, Delle biblioteehe
4t. Bibi, giansenistica.
Questa scelta biblioteca religiosa, formatasi a poco a poco per
doni e laseiti di arcivescovi giansenistici d’ Utrecht, di pastori di
quella chiesa ed altri, salli al ragguardevole numero di circa ottomila
volumi. Provveduta abbondevolmente di ciö che si riferisce agli studj
biblici, possiede una buona scorta di iibri di teologia morale, di
omiletica, di storia profana ed ecclesiastica. La parte che puö dirsi,
senza tema d’esserne rinconvenuti, ricchissima, e la patristica,
come pur quella della storia della chiesa giansenistica, tanto in
Francia, come in Olanda. Son pure sufficientemente rappresentate
le monografie delle opere degli scrittori di Porto-Reale, del concilio
d’Utrecht, della bolla Unigenitus, del sinodo di Pistoja. Vi riscon-
trai le opere cosi originali, come tradotte del prof. Tamburini di
Pavia, come tutte quelle ehe si stamparono e si stampano tuttavia a
favore del gallicanismo. Una serie di stampe, di ritratti ad oglio ed
incisi di vescovi e prelati giansenisti, nella sala delle sedute, com-
pie la storia figurata, di che perdutamente sono presi gli Olandesi.
Duecento circa sono i codici manoscritti, conservati sotto gelosa cu
stodia in una stanza a parte e contengono molti scritti autografi
de’ loro vescovi; relazioni di visite e di missioni; gli atti delle sorelle
beghine (pinzochere) di Leida; un messale membranaceo del se-
colo XV, scritto e colorato, ad uso delle monache regolari del con-
vento di Zijl in Harlem; molte pergamene archivali, che comprendono
privilegj impartiti da pontefici alla chiesa di s. Bavone di Harlem, del
secolo XIII; una copia cartacea di atti della chiesa di Zutphen; un
cartidarium, conosciuto sotto nome di Über rubeus, ch’e una rac-
colta di copie di diplomi e di altre lettere del capitolo di s. Giovanni
d’ Utrecht, membranaceo in fogl. del principio del secolo XIII; una
storia genealogica dell' Inghilterra de'tempi sassoni, in un rotolo
membranaceo del secolo XV. Fra’ libri a stampa voglionsi ricordare:
a) un passionario (Passiotiael of Guldenlegende) olandese, stam-
pato a Guda nel 1478, in fogl. b) Diurnale ecclesice Trajectensis.
Parisiis, 1506, in 12°. cj Grotte legende o il Wijngaert di s. Fran
cesco, stampati in Anversa nel 1518 (int liuys, van Delft bi mi Hen
drik Eckert van Homberch, in 4“.). d) Raccolta polemica opuscoli
sulla chiesa d’Olanda, in 8 volumi in 8°. e) Bibbia, stampata in
Anversa, da Jacopo van Liesvelt, 1532, in fogl.
e delle societä scientifico-letterarie della Neerlandia.
487
Siccome conservata nella biblioteca, merita distinta menzione
una preziosa reliquia. Non piii che da 65 anni i protestanti d’Utrecht;
nel gettare le fondamenta d’una lor chiesa, s’ avvennero in un de-
posito mortuario, che conteneva i resti di Benulfo, vescovo d'Utrecht
nel secolo nono: il pedo pastorale e la mitra ritennero per se i pro
testanti; la casula ond’ era abbigliato, !a stola e il manipolo dierono
ai giansenisti. Reliquia d’inestimabile valore per ogni conto: in-
fatti la bianca stoffa tessuta di peli di camelo non si risenti menoma-
mente dal dente edace del tempo: la stola e lavorata a parecehie
rappresentazioni bibliche in trapunto dioro, con indicazioni o motti
relativi, parimenti in trapunto d’ oro policromo. Perciö ben fece
quella comunitä chiudendola fra cristalli per preservarla da guasti, e
depositandola nella stanza de’ codici manoscritti.
La biblioteca non e aperta al pubblico, ne ha un fondo speciale
per aumentarla: solo a quando a quando, secondo i bisogni, vi si
acquistano alcune opere coi fondi della chiesa. E quella distribuita
in anguste stanze della casa caconica, nella quäle il parroco pure
tiene una libreria di circa 4000 volurni d’opere religiöse, storiche,
letterarie.
5. Bibi. Klarenburg.
Mons. Giovanni Santen, arcivescovo giansenista d’Utrecht,
raccolse nella propria casa detta Klarenburg uno scelto numero di
opere che montano forse ad 8000 volumi, la piü parte francesi, ri-
ferentisi agli studj della storia profana ed ecclesiastica, della teologia,
della letteratura. Morto egli da qualche anno legö la biblioteca,
distribuita in vaste stanze della casa, alla comunitä, col patto che
una cotnmissione debba sopravvegliarne la custodia, ora affidata a
M. C. Karsten, presidente del seminario d’Amersfoort, e al dott.
Guillon. Questa biblioteca, denominata Klarenburg dal paese di
egual nome, presso d’Utrecht, ove fiorisce una comunitä gianseni-
stica, e ora d’uso speciale di quell’arcivescovo H. Loos. Fra’piü
apprezzafi cemelj vogljonsi ricordati i seguenti: a) Tesi sostenute
da Lamberto Broüwer all’ universitä di Leida nel 1686, stampate su
raso. b) Arndts Johan. Paradies Gartlein. Stade, 1667, 12°., legato
in pergamena ad eleganti miniature, con ligure e fiori su’ tagli delle
cai'te. c) Liber continens donationes imperiales factas in prima
488
Va I e n t i n e 11 i , Delle biblioteche
fundatione ecclesiae majoris Trajectensis. Codice ms. membranaceo,
del secolo XIII, procedente dal eapitolo della cattedrale d'Utrecht.
d) Diploma e lettera patente con cui parecchi arcivescovi e veseovi
coneedono indulgenza di quaranta giorni a quelli che contribuiscono
al compimento della nuova opera della chiesa di s. Martino di Utrecht,
dell’ anno 1288, con venti sigilli appesi.
6. Societä delle scienze e delle arti.
Sulla fine del 1772 alcuni cultori delle scienze fondarono la
societä provinciale, ehe prese a divisa il motto: Besteedt den tijd
met honst en vlijt (impiegate il tempo con arte e diligenza). Essa
tenne le prima seduta generale il 24 aprile del 1777, e favoreggiata
dallo statolder Guglielmo V, che nel 1778 le conferi 1’ onorevole
titolo di Societä delle scienze e delle arti, acquisto celeremente una
straordinaria influenza. Conta ora da quasi S00 membri, scelti
fra’ piü dotti della nazione, i quali pagano annualmente 3 fiorini. Le
molte ed importanti pubblicazioni periodiche *) danno saggio della
straordinaria attivitä di quel corpo, che pubblica annualmente il bul-
lettino delle riunioni trimestrali e i processi verbali 2 ). La societä
imprende pure l’edizione di opere singole 3 ), ove siano raccoman-
date dal loro valore intrinseco.
Non e quindi meraviglia che la biblioteca della societä siasi per
tempo costituita, e vada ora aumentandosi con acquisti, ad arricchire
la classe filologica, con doni e con per mute, la quäle ultima fonte
importö alla biblioteca rilevante numero di atti accademici.
*) Verhandelingen van het provincial Utrechtsch genootschap van kunsten en weten-
schappen. Utrecht, 1781—1818, vol. X, 8°. — Nieuwe verhandelingen van het ec.
Utrecht, 1822—1854, vol. XVII, 8°. — Acta litteraria societatis Rheno-Trajectinse.
Lugduni Batavorum et Trajecti ad Rhenum, 1793—1803, vol. IV, 8°. — Nova acta
litteraria ec. Trajecti ad Rhenum, 1821—1831, vol. IV, 8°.
2 ) Verslagen van het vcrhandelde in de algemeene vergaderingen van het provinciaal
Utrechtsch genootschap van kunsten en wetenschappen. Utrecht, 1847—1855, 8°.
— Aanteekeningen van het verhandele in de sectie-vergaderingen van het pro
vinciaal Utrechtsche genootschap, 1845—1850. Utrecht, 1846—1856, 8°.
3 ) Michaelis A. C. Quaestiones de bello punico primo. Trajecti ad Rhenum, 1846, 8°«
— Chronologische register op het vervolg van het groot-charterhoek van V. Mieris,
aanwezig op het rijks-archief te ’s Hage, uitgegeven door het provinciaal Utrechtsch
genootschap van kunsten en wetenschappen. Utrecht, 1859,'8°.
e delle societä scientifico-letterarie della Neerlandia.
489
Societä storica.
Questa societä formatosi nel 184S a Utrecht da alcuni amici
degli studj storici, allo scopo di raccogliere tutto ciö che si riferisce
alla storia patria e dei possedimenti coloniali, ha giä avviata una col-
lezione di cemelj e creata una biblioteca, che non dee dirsi povera,
se si voglia per mente al breve periodo di vita percorsa. Aumentata
da frequenti doni e da acquisti di opere di storia patria e di antichitä
celtiche, pel nesso che a quella Ie stringe, fu giä fatta conoscere
con indice a stampa *)» non sempre fornito delle necessarie indica-
zioni bibliografiche, indice aperto dall’ elenco di cinquanta pubblica-
zione di atti e memorie di aceademie patrie e forastiere, presentate
in dono alla societä. Del resto un prosperoso avvenire e assicurato
alla biblioteca dalla spontanea accorrenza dei cittadini, contandovisi
ora piü che 200 membri ordinarj, obbligatisi all’ annua contribuzione
di dieci fiorini, e SO straordinarj, la piü parte stranieri. Tengono
essi due volte al niese le sedute in una sala loro offerta dalla reggenza
della cittä, e vi leggono memorie date in luce poi per la stampa, in
uniorie a documenti storici a ).
L’amministrazione della biblioteca e affidata ai due bibliotecarj
Ihr. C. A. Rethaan Macure, e M. J. J. I). Nepveu. I lettori ricevono
libri a domicilio, potendo rivolgersi con Iettera a'bibliotecarj, quando
fossero fuori di cittä.
*) Naamlijst der boeken van het historisch genootschap gevestigd te Utrecht, 1856. Te
Utrecht, bij Komink en zoon, p. VIII, 51, 8°.
2 ) ßerigten van het historisch genootschap te Utrecht. Utrecht, 1846—1857, vol. V, 8°.
Nella prima parte furono inseriti il Reglement (15 maggio 1848), Io statuto della
societä (3 gennajo 1841) e una memoria dei dott. A. M. C. van Asch, van Wijk,
in het belang van het Nederlandsch archiefwezen, Ietta il 5 Decembre 1846
nelP assemblea della societä. — Kronijk van het historisch genootschap te Utrecht.
Utrecht, 1845—1849, 8°. — La stessa. Seconda Serie. Ivi, 1850—1854, vol. V, 8°.
— La stessa. Terza serie. Ivi, 1855, 8°. — Register op de kronijk van het histo
risch genootschap te Utrecht, 1846—1854. Lettere A—M. Ivi, 1857, 8°. — Dag-
verhaal van Jan van Riebeek, 1. governeur aan de Kaap de goede Hoop, 1651, uit-
gegeven door het historisch genootschap te Utrecht. Ivi, 1848, 8°. — Codex diplo-
maticus neevlandicus. Verzameling van oorkonden, betrekkelijk de vaterlandsche
geschiedenis, door het ec. Ivi, 1848, 4°. — Codex diplomaticus neerlandicus. Ver
zameling ec. Seconda serie. Ivi, 1851—1856, vol. II, 8°.
490
Valentine 11i, Delle biblioteche
S. Societa d’ agricolture e orticoltura.
Fondata nel 1841, questa societa conta giä 540 membri, obbli-
gatisi all’ annua contribuzione di due fiorini e mezzo. Essa tiene
delle esposizioni periodiehe, apre de’ concorsi, dispensa premj d’in-
coraggiamento, e pubblica delle memorie.
9. Bibi. Grcvia.
11 uome di Giovanni Giorgio Graef (latinamente Grevio), nato
in Naumburg 1’anno 1632, non cape fra gli angusti confini della
Neerlandia, ma e conosciuto dovunque tengonsi in onoranza gli studj
critici ed archeologici. Recatosi per tempo a Deventer ed ivi ispira-
tosi alle lezioni del famigerato Gronovio, dedicossi interamente alla
filologia ed all' antichitä, nel lungo corso di piü ehe quaranta anni
(1661—1703), in che insegnö storia all'universitä di Utrecht. Or
collo scopo di giovare alle proprie ricerche, non giä per pompa, si
formö a poco a poco tale scorta di libri, che un suo encomiatore non
dubito di asserire: „Conspectse quidem in liac nostra patria fuere
„bihliothecse quse Grevianam numero et mole voluminum superaverint,
„sed aliam fuisse qu® tot lihros raritate et eruditione insignes con-
„tinebat, et quse selectu et indicio possidentis se ita commendabat,
„haud temere adtirmaveris *).“ Percio determinavasi egli special
mente all 1 acquisto di opere, la cui fama era confermata dal tempo,
o accompagnate da buoni commenti e nuove giunte, o annotate a
mano d’ uomini celebri. Frequenti gli si offersero Ie occasioni di
accrescere la sua raccolta, o nelle ricerche presso i libraj del paese,
o coli’ estesa corrispondenza letteraria, trasmessigli in dono da molti
scienziati i loro lavori, e in maniera speciale quegli opuscoli che
ordinariamente non escono dal luogo di pubblicazione. Ma nessuna
opportunitä poteaglisi presentare piü favorevole, quanto quella della
distrazione d’una spettabile biblioteca.
Prima della metä del secolo XVII, i dotli Giovanni ed Antonio
van Chyck, piü noti sotto l'appellativo Couclij, lumi del patriziato
d'Utrecht, impiegarano gran parte del pingue censo domestico in
acquisti non consentiti a persorie di mezzi ristretti, cioe di grandi
Proemio all’ opera seguente.
e tlelle societn scientitico-letterarie della Neerlandia.
491
opere slorico-archeologiche e di codiei manoscritti. Or questa
biblioteca, caduto in mano d’eredi inscienti e bisognosi, dopo alcuni
mesi fu posta in vendita. Fu allora che il Graef comperö a prezzi di
inolta convenienza edizioni di grün valore, accompagnate da incisioni
e annotate di mano d’ uomini celebri, molte di mano degli stessi
Couchj. In tal guisa giunse egli a formarsi una ricchissima scorta di
scelti libri, quäle puo essere giudicata da chi ne esamini il cata-
logo *), pubblieato 1’anno (1703) della sua morte. Benche nella
ripartizione 3 ) siano comprese tutte le classi del sapere, nullostante
vi sono a preferenza rappresentate le tre della storia, dell’ archeo-
logia, della Ietteratura. Poche sono le edizioni del secolo XV, la piü
parte di Venezia, perö di molta importanza per la matei*ia,trattata.
Gli Autores veteres in asum Delpkmi in 48 volumi, editi gli
anni 1674 — 168S furono mandati in dono al Graef da Luigi XV, re
di Francia. Cento diecinove codici manoscritti, molti de’ quali mem-
branacei, conteneano classici greci e latini, libri sacri, cronache,
lavori di critica. Altro titolo di preziositä di questa biblioteca e rile-
vato maestrevolmente nella prefazione al surriferito catalogo, colle
seguenti parole: „Sed non minor librorum copia est, quibus proprite
„eruditionis vestigia impresserit cel. Grsevius, quos qui non auro
„pensandos esse iudicaverit, ille adversis musis et gratiis natus
„est. . . . Deprehendet quoque quicunque Codices bibliothecax Grse-
„vianffi diligentius excutere voluerit, iniectas infinitas libri schedas,
„manus ipsius Grsevii conscriptas, quibus vel de quibusdam scripto-
„rum locis iudicium suum interponit, vel indicis titulo enumerat quae
„notabilia in eo libro occurrunt, quax vel maxime nobis et posteris
„diligentiae Graevianse fidem faciunt, et illum non inter tot millia li-
„brorum oscitasse probabant.“ Or questa biblioteca, dietro l’atte-
stazione di Uffenbach, che ne scrivea qualche anno dopo la morte
del possessore, fu acquistata dall’elettore del palatinato del Reno,
a cura del suo antiquario Matteo le Roy, genero del Graef 3 ).
!) Catnlogus bibliothec* luculentissimse et libi-is rarissimis instructse, qua usus est,
dum vivei-et, vir summus Joannes Georgius Grsevius, regis M. Britannim bistorio-
graphus, politicus, historiarum et eloquentim in.academia Ultrajectina professor ec.,
cujus auctio habebitur in mdibus defuncti. Trajeeti ad Rhenum, p. 8. non num.
292, 12°.
a ) Theologi, juridici, medici, philosophi, histoi'ici, literatores, poetas, antiquarii,
auctores in usum Delphini, manuscripti Codices.
3 ) Merkwürdige Reisen, III, p. 718.
Va I eil t i n e 11 i, Delle hihlioteche
402
IO. Bibi. Bocnderinaker.
Teodoro di Boendermaker, nato il 1682, com’ ebbe compiuta
in Amsterdam la sua educazione, intraprese per gusto e collo scopo
d’istruirsi, lunghi viaggi, frutto de’quali fu un’estesa raccolta di
oggetti di belle arti e di libri. Tornato in patria (Utrecht) accrebbe
lo splendore della ricea famiglia, adornando di pitture, sculture,
disegni, incisioni, cemelj, curiosita natural; ed artistiche, le case e
i giardini cb’ egli possedea cosi in cittä, come in villa; ponendo
suggello a tante lautezze una ingente raccolta di opere di storia, geo-
grafia e topografia, cosi manoscritte, come a stampa. Tratto van-
taggio dalla sua posizione, perche canonico di s. Martino, maritato
prima ad Isabella Maria Van der Goes, poi a Giovanna Elisabetta
Grotenhuis, tenea estesi rapporti, ebbe agio e mezzi d’ arricchire la
sua biblioteca di molti incunabuli; di buone edizione degli Aldi, dei
Giunta, degli Stefani; di codici manoscritti, spettabili per soggetti
trattati, vaghe miniature, legature splendidissime. Eletta parte di
questa principesca raccolta formava la bibbia manoscritta ad uso del
duca di Berry, accompagnata da molte miniature di gran merito,
forse la stessa venduta da qualche anno al museo Britannico , per
30000 fiorini. Morto egli giovanissimo, d’idrope nel 1720, tanti
tesori del sapere letterario ed artistico furono distratti nell’ asta
pubblica, che se ne tenne il marzo 1722. Di quella preziosa raccolta
non resta che la memoria nel catalogo ‘) erettone per la vendita.
Facea pur parte di quell’ asta il gioiello della biblioteca, un atlante
di volumi CHI in fogl., formato con minutissime eure in parecchi
anni dallo stesso Boendermaker, atlante il cui contenuto fu fatto
conoscere in opera parziale 2 ).
4 ) Catalogus bibliothecae selectae librorum praestantiorum, codicun» mss. et editoruin
rariorum, quam collegit vir nobilissimus Theodorus Boendermaker, canonicus s. Mar
tini apud Ultrajectensis et octovir commercii inaris mediterranei tutandi, dirigundi.
Amstelodami, 1722, 8°.
2 ) Atlas de feu Mr. Boendermaker, compose des cartes choisies et originales de plus
habiles geographes, avec les plans des villes, forts, sieges, batailles, batimens, eglises,
tombeaux, tableaux, environs de villes les plus considerables, et autres pieces cu-
rieuses; les portraits des souverains et hommes illustres ec. Ouvrage contenu dans
cent trois gros volumes. S. d. p. 142, 8°.
e delle societa scientilico-letterarie della Neerlandin.
49
•J
»I
ft fl. Bibi, Markiana.
Enrico Adriano Van der Mark, canonico della chiesa d 1 Utrecht,
non risparmiando eure e dispendj, ginnse a formarsi sul principio del
secolo decimottavo una raccolta cosi distinta di codici manoscritti, di
edizioni del secolo XVI e degli stampatori piü apprezzati d'Europa,
che regge al confronto delle biblioteche piü segnalate, non pel nu-
mero de’ volumi, non contando essa che rerso cinquemila opere, ma
per l’apprezzamento e per la raritä loro. Infatti vi si riscontravano
120 codici manoscritti, Ia piü parte membranacei; duecerito edizioni
del secolo XV, una del 1466 *)> due del 1469 2 ); quattordici del
1470; quasi trecento edizioni aldine; Cinquecento degli editori
Giunta, Torrentino, Gioliti, Stefani, Vascosani, Colini, Turnebo, Be-
nenato, Wochel, Grifio, Patisson, Plantino, Morelli, Elsevirj, Cra-
moisy. Non pareggiava tanta ricchezza il resto degli stampati che,
riferendosi a tutte le ramifieazioni del sapere, menomavano l’impor-
tanza delle classi singole. Di tanto tesoro avrebbesi eziandio perduta
la memoria se non se ne avessero due cataloghi, il primo del 1712 3 )
l’altro dell727 4 ), pubblicato per l’aggiudicazione all’asta apertane
dopo lo di lui morte, nel luglio 1727.
Il Van der Mark non alla sola biblioteca avea estese le passio-
nate sue eure, ma eziandio a una Serie di monete antiche d’ ogni
metallo e forma, che l’Havercamp, con convinzione un po' rettorica,
si compiace di chiarar unica 5 ). Questa serie di cui P Havercamp
eresse, per volonta estrema del posessore, il catalogo 6 ), comprende
*) Ciceronis de Offieiis. Mogunti*.
2 ) Plinii opera. Venetiis. Julii Cwsaris de belle gallico. Rom*.
3 ) Bibliotheca Markiana. ’s Hage, 1712, 8°.
4 ) Bibliotheca Markiana, sive catalogus librorum, quos summa cura et maximis surapti-
bus sibi eomparavit vir nobilissimus et amplissimus Henricus Hadrianus van der Mark,
toparcha in Leur, et ecclesi* metropolitan*, qu* Ultrajecti est, canonicus ec. Hag*
Comitum, apud Petrum de Hondt, 1727, p. 238, 148, 8°.
5 ) „Henrico Hadriano Markio neminem in hisce terris extitisse qui vel majorem pretio-
sioremque ex omni metallo nummorum antiquorum numerum collegerit, vel animosius
eosdem comparaverit, atque undique conquisiverit constare puto.“ Proemio al libro
seguente.
6 ) Series numismatum antiquorum ex auro, argento et *re, roinanorum et gr*corum,
qu* magnis suinptibus congessit vir nobilissimus Henricus Hadrianus a Mark, Domi
nus in Leure. S. I. p. 163, 48, 8°.
494
V a I e n ti n e I I i, Delle biblioteche
quasi quattro mila monete, la piü purte consolari, imperiali e colo-
niali romane, con ricco corredo di splendidi medaglieri.
13. Bibi. Wiehling.
Compensara in parte la perdita delle teste descritte biblioteche
la scelta collezione di libri che in ogni ramo del sapere s’ avea fatto,
con pazienti ricerche, il professore dell’ universitä di Utrecht,
Abraino Wiehling, ma un’ egual sorte piü tardi incoglievala, che,
morto egli appena, la si esponeva all’ incanto nell’ ottobre 1746.
Torna utile alla storia della bibliografia il catalogo allora pubblica-
tone d ).
13. Bibi. Bueb e Swellengrebel.
Da non piü che sei anni furono distratte al pubblico incanto
(decembre 18S4) due buone librerie, l’una di A. S. Rueb, gia pro
fessore d' astronomia all’ universitä d’Utrecht, l’altra del dott. J. G.
H. Swellengrebel. Il loro contenuto e la loro importanza sono abba-
stanza dichiarati dal catalogo a stampa 2 ).
1%. Bibi. Boyards.
Non corse la sorte delle altre biblioteche consimili quella gia
appartenente al professore di storia ecclesiastica nell 1 universitä di
Utrecht, H. J. Royards, morto nel 18SS. Questa scelta raccolta di
oltre 10000 volumi di teologia, storia ecclesiastica e del paese,
erasi gia cominciata dal padre, professore di teologia, storia eccle
siastica e paesana, ed ora conservasi intera in due grandi stanze della
ricca famiglia Royards.
*) Bibliotheca Wichlingiana , sive catalogus exquisitissimorum librorum in omni scien-
tiarum genere, quibus olim usus fuit vir celeberrimus Abrabamus Wiehling, academi®
Ultrajectinae, dum viveret, antecessor. Trajecti ad Rhenum, apud Besseling et Viseh
bibliopolas (1746), vol. II, 8°.
2 ) Catalogus van twee belangrijke en good geconditioneerde boekerverzameiingen
over mathesis, astronomie, physica en Chemie, mechanica, technologie en archi-
tectuur, waterbouwkunde un waterstaat, naturlijke historie, botanie en pharmacie,
medicynen en Chirurgie, waaronder de nieuwste en beste werken uitmunten. Werder
over historie, regtsgeleerdeid , letterkunde en metaphysica; benevens plaatwerken,
muzijk, aard-en hemelkaarteu, mathematische instrumenten, naturalia en boeken-
kasten. Alles nngelaten door wijlen Dr. A. S. Rueb en Dr. J. G. H. Swellengrebel, te
Utrecht. Utrecht, 1854. p. 32, f2, 8°.
e ile11e societa scientifieo-lelterane della Neerlandia.
49o
15. Bibi. Jutfaas.
Noa deve essere passata sotto silenzio la biblioteca del barone
de Geer de Jutfaas, dottore in lettere e professore iri diritto. Degli
ottomila volumi circa ch’ella contiene, la massima parte si riporta
alla giurisprudenza ed alla letteratura semitica: la raccolta di poeti
latini moderni forma lo speciale suo pregio.
16. Bibi, van Marie.
Alle perdite passate dovrä Utrecht aggiungerue una che si va
era compiendo: rnentre io scrivo, s’apparecchia lo sperpero d 1 nna
distinta biblioteca che il nobile Gastringen C. Van Marie, nel corso
di parecchi anni, favorito dalla sna posizione sociale, s’avea formato,
corredandola di libri d’ogni classe di studio, e in lingue diverse; di
carte geografiche, topografiche, storiche; di incisioni classiche a
taglio reale e all' acqua forte; di ritratti. Di una gran parte di oggetti
cosi preziosi si e giä stampato il catalogo *), per 1’ asta che se ne
tiene in questo mese d’ottobre fS60. E da sperarsi che alcuno
de’ cittadini ferventi di carita patria , accorrerä a salvare dalla
dispersione tanti oggetti di scienza ed arte, acquistandone intera la
raccolta, ad uso ed ornamento del proprio paese.
Alle descritte ben meritano d’essere aggiunte, per la loro im-
portanza, le biblioteehe delle societa degli antiquarj; della scuola
veterinaria del regno; del sig. P. Verloren, la quäle racchiude una
raccolta interessante di carte storiche e caricature, riferentisi alla
storia del paese; di Tr. H. M. A. C. Van Asch Van Wyck; di T. J.
Nahuis; le due ultime sono fornite a sufficienza di codici manoscritti,
di antichitä, araldica, genealogia. La biblioteca di M. C. Kram, ar-
chiletto della provincia, va ricca di libri di belle arti, di ritratti e
*) Catalogus von hoeken in verschillende talen en wetenschappen, plant- en prent-
werken, teekeningen, gravures, historische prenten en portretten, uitmakende het
eerste gedeelte de hihliotlieek van wijlen den wil edel Geslringen heer Mr. C. van
Marie, inspecteur general van dewaarburg en helasting der gouden en silveren wer
ken. Utrecht (18G0), p. 113, 8».
Sit/J,. d. phil.-hist. CI. XXXVIII. Bd. III. Ilft.
33
490
Valentinen i, Delle bihlioteche
stampe. Non e a disprezzarsi la piccola biblioteca della societä Tot
nut van 't Älgemeen, il cui giubileo fu celebrato nel 1823 •).
Amersfoord, oland. — Amersford, ted. — Amersfordium,
Amersfordia, Amisfortum, Amorfortia, lat.
1. Bibi, pubblica.
Al principio del secolo scorso era molto da apprezzarsi questa
biblioteca, collocata nella chiesa di s. Maria. Ugone Francesco Van
Heussen ne parla vantaggiosamente nella Batavia sacra s ). In onta
a ciö il diligente e minuto Uffenbach, che visitö Amersford nel
maggio 1710, ne tace affatto.
3. Bibi. Coenen.
Non e priva di qualche importanza la libreria di J. F. L. Coenen,
per le specialita storico-pratiche. La parte eletta di manoscritti e
libri a stampa fu fatta conoscere al pnbblico nella Esposizione ar-
clieologico-artistica di Utrecht, l’anno 1837 3 ): di lä ritraggo i
seguenti:
a) Blasone dei vescovi, dei nobili e dei luoghi soggetti ad
Utrecht, come pure de’conti d'Olanda, di Mattia van Euyck (1030).
b) Blasone del consiglio supremo dei maestri de’ conti dei do-
minj comitali, e del consiglio del Brabante, di Pietro Velsen.
cj Blasone di Cornelio van Aeken, coi fuggelli e colle segnature
degli scabini dell’Aja (1381).
d) Gli stemmi delle case piii insigni d’Olanda, rappresentati
sulle tombe e sui vetri colorati delle chiese, esposti da K. van Alke-
made e P. van der Sclielling, 8°.
e) Dell’ordine cavalleresco del Toson d’oro. Mss. in fogl. di
Arnaldo van Buchell (1600), accresciuto da P. van der Sclielling.
*) SimonsA. Feestviering van het 25jarig beslaan der Utrechtsehe afdeeling van de
maatschappij Tot nut van ’t Älgemeen. Amsterdam, 1823, 8°.
2 ) „In huius templi choro biblioteca pubblica hodie asseryatur, omni enere optimorura
librorum referta, sumptu Magistratus non exiguo.“ Vol. II, p. 135.
3 ) Catalogus der tentoonstelling van voor Nederland belangrijke oudheden en merk-
waardigheden in de stad en provincie Utrecht voorhanden ec. Utrecht, C. van de
Post, Ir. (1857), p. 64, 4°. a pag. 53.
e delle societä scientifico-lelterarie della Ncerlandia.
497
f) Album di stemmi, di Adamo van Neydegg (1S90).
g) D’oude chronijke en de historien van Holland en door W.
van Gouthoeven. Dordrecht, 1620. — Esemplare di dedica ad Ar-
noldo van Bucheil.
li) Jani Douscc. Annales rerum a primis Hollandiae comitibus
gestarum ec. Hagaj Comitum, 1599. — Esemplare di dedica a Gio
vanni van Oldenbarneveld.
Gheldria.
(Geldria, lat.)
Arnem. — Arnhem, oland. — Arnheim, ted. — Arnemium,
Arnhemium, Arenacum, lat.
1. Bibi, pubblica.
Allorquando nel 1543 Carlo V istituiva in Arnem la corte di
giustizia e di amministrazione della Gheldria, vi fu poco poi aperta
una libreria ad uso di quel magistrato, che in seguito fu assegnata
al palazzo di giustizia. Numero non ispregevole di libri conservavasi
pure nella cliiesa maggiore, come eziandio nell’ edificio del governo
provinciale. Finalmente una buona raccolta d'opere custodivasi da
gran tempo nel palazzo del comune. Ora poco avanti all’ anno 1855
alcuni volonterosi cittadini, membri della societa storico-letteraria
della Gheldria, opportunamente avvisando che tante raccolte di libri,
siccome di poco conto prese singolarmente, non erano accessibili al
pubblico, anzi giacevano quasi dimenticate, si riunirono nello scopo
di tutte fonderle in una, e vi riuscirono, dacche le diverse direzioni
le affidarono nel 185o al comune. Cambiata la casa di questo nella
presenta detta del diavolo (Duivelshuis) a motivo delle figure fanta-
stiche scolpitevi sulla facciata, il consiglio civico determinö di
trasportarvi la propria biblioteca, che notevolrnente aumentata per la
giunta delle altre quattro, prese il nome di pubblica,. L’angustia
del sito determinö allora il sullodato consiglio ad erigere dalle fon-
damenta la parte d 1 edificio contiguo alla casa stessa, di cui forma ora
33*
498
Valentinelli , Delle biblioleche
parle integrante, e a colloearvi i libri nella sala superiore: ne luogo
migliore avrebbesi potuto desiderare, daeche nel centro della cittä,
in prossimitü dell’ assemblea dcgli stati e dei tribunali.
La parle piü antica della biblioteca e quella, come ho detto, che
apparteneva alla corte di Glieldria, prezioso deposito di anticlie opere
di diritto romano, tedesco, spagnuolo, francese, patrio, pertrattanti
i soggetti di giurisprudenza, di polizia, di ainministrazione, de' quali
occupavasi quella corte.
La libreria del governo provinciale era giä d’uso quasi esclu-
sivo de’ meinbri della camera de’ conti della Glieldria, e dei deputati
degli stati. E perciö eh’ essa comprende opere generali sul diritto
pubblico e internazionale, non che una distinta collezione di carte
pubbliche, ordinanze, privilegj, statuti della Glieldria, e opere sui
diritti feudali, provinciali, civici, di dighe, della Glieldria.
Nell’ antico palazzo civico conservavasi la biblioteca procedente
da un legato di Giovanni Van Huenen, la quäle a buon dritte pui»
dirsi il gerne della presente. Oltre alcune edizioni del secolo XV,
la piü parte di argomento giuridico, provenienti dal monastero di
Mannikhuizen, possedeva da due secoli la biblioteca, in buoria copia,
opere di storia e di diritto pubblico, edite in Olanda e Germania.
Pare che in questo lungo lasso di tempo essa prosperasse abbastanza,
per cura della civica amministrazione, che negli acquisti non solo
ebbe in mira il contenuto delle opere, ma eziandio la forma esterna,
la sceltezza delle edizioni, le buone legature. A tanto interessamento
pel vantaggio della biblioteca controperava la soverchia liberalitä,
onde se ne permetteva l’uso senza le opportune cautele, daeche le
frequenti mancanze di libri motivarono una risoluzione del consiglio,
nel Decembre 1705, colla quäle fu determinato che in seguito non
sarebbe prestato nessun libro a domicilio, senza una ricevuta sotto-
scritta dal petente. Nell 1 aprile dell 1 anno 1782 arricchi Ja biblio
teca un legato di Daniele Talleken, signore di Mellis e Mariekerke,
nonclie borgomastro di Middelburg, vero mecenate delle scienze e
de’ suoi cultori, legato consistente in una raccolta di opere, la piü
parte sul diritto pubblico, sulla storia e sulle scienze affini, com-
mendevolissima non solo per la importanza intrinseca, ma ezian
dio per la bellezza delle edizioni, e pel lusso delle legature. Il
civico magistrato riconobbe degnamente la squisitezza del dorm,
daeche ordinö che que’ libri fossero deposti nella cosi detta
c delle societa scienlifico-letterarie della Neerlandia.
499
Gortzekammer dell’ antica casa municipale, e nell’ anno seguente
ordinö 1’ apprestamento di grandi armadj di quercia de’ quaii fu
data una cliiave a ciascun inembro dei consiglio: nuova fonte di sper-
pero, che determino poco dopo il consiglio stesso ad ordinäre che
nessnno potesse estrar lihri dallo biblioteca. Ciö che contribui in
segnito ad accrescerla notevolmente fn la soppressione dell’ univer-
sitä e, piü tardi, dell’ Athenwum illustre della Gheldria a Hardenvijk.
Infatti colla risoluzione sovrana 13 gingno 1818 fu ordinato „che la
„biblioteca del giä esistente ateneo, come pure gli stromenti di fisica
„ed alcuni fondi in danaro fossero dati in dono alla cittä di Deven-
„ter, a vantaggio di quell’ateneo; perö contemporaneamente il mi-
„nistro della pubblica istruzione dovesse intendersi col governo della
„cittä d’Arnem allo scopo di esaminare se forse fra quelle opere se
„ne trovassero alcune di pubblica utilitä, che potessero convenire
„all’ uso della cittä“. Nelle trattazioni l'attene 1’ aprile di quell’ anno,
il curatore deputato Scbeidio prestossi con vero amor patrto all’ ar-
ricchimento della biblioteca, la quäle deve alle insistenti sue pratiche
l’aquisto di opere voluminöse di diritto, una delle elassi piü provve-
dute, e della splendida edizione delle Antichita d’ Ercolano, donata
all’ ateneo di Hardenvijk dai siguori van Haersolte e van Lynden.
Ne queste sole ma eziandio alcune buone opere di storia provennero
allora alla biblioteca, che di tutte conservo due indici manoscritti 2 ).
Pare del resto che di questa antica biblioteca civica siasi presa
una cura speciale, anche priina della sua incorporazione alla pubblica,
dacche nel catalogo pubblicatone da quaranta anni, in unione al re-
golainento s ) sono indicate alcune edizioni del presente secolo.
Di altro ben diverso genere e la libreria, tolta dalla cliiesa
maggiore di Arnem. In un armadio della sagrestia, in cui poco prima
del 1588 erano riposti paramenti della chiesacattolica, furono collocati,
*) Per online del Magistrato d’Arnem, nel 1717 il baron di Goetz eil suo segretario
Stambke, dichiarati rei di alto tradimento, fuggitivi furono arrestati e imprigionati
nella detta stanza.
a ) Lijst van boelten afkomstig van de Hardenwijksehe bibliotheek, welche, krachtens
’t koninks besluit van 13 iunij 1818, n. 100 aan de stad Arnhem fen geschenke wor
den gegeven. Cart. 20, fol. — Lijst van boeken afkomstig van de Harderwijksche
bibliotheek, en provisioneel te stellen onder bewaring de stedelijke regering van
Herderwijk, october 1819, cart. 6, fol.
3 ) Iteglement en catalogns der stad-bibliotheek van Arnhem. Te Arnhem, hij Paulus
Nijhoff (1820), p. 18, 8°.
soo
Valentin elli, Delle biblioteche
probabilmente a cura del primo predicatore protestante di essa,
molti libri provenienti dai monasterj distrutti o da fondazioni eccle-
siastico-cattolicbe, giä abbandonate. Ora molti di que’ libri, quattro
de' quali furono fatti conoscere nel 1788 da G. Van Husselt, sonosi
giä perduti: i pochi che restano sono registrati nel nuovo catalogo,
sotto le rubriche: Teologia e storia ecclesiastica.
La libreria della societä gheldrica della storia e della lettera-
tura, di media importanza perche d'istituzione recente, riempie molto
opportunamente nella pubblica le lacune delle opere moderne di
storia generale e patria.
La pubblica biblioteca composta di si varj elementi, arricchissi
d'assai, poco appresso la sua apertura, come puö vedersi dal cata
logo che, per risoluzione presa dalla commissione della biblioteca
nel 1857, ne pubblicava il benemerito bibliotecario P. Nijhoff i),
suddividendo la materia in quattro classi: Storia — Giurisprudenza
e legislazione -— Altre scienze — Belle arti; ripartizione opportuna
se si consideri che le due prime formano propriemente la parte
principale della biblioteca. In questo catalogo, alla prefazione sto-
rica (p. V—IX) tien dietro il regolamento (p. X—XII) per 1' uso
della biblioteca, redatto in 21 articoli dalla commissione direttrice,
il 29 ottobre 1853.
Fonti d’incremento della biblioteca sono, come quelli d’ ogni
altra, gli acquisti, le giunte di librarie minori, i doni, i cambj.
Quanto agli acquisti, furono riempiute molte lacune nelle ripartizioni
della storia, della giurisprudenza, del diritto civile, presone van-
taggio dalle aste pubbliche, tenendosi pero sempre in mira che la
biblioteca rappresenta ora e deve sempre rappresentare gli interessi
scientifici e letterarj della Gheldria, e che quindi doveano compe-
rarsi tali opere che si riferissero alla sua storia, alla sua legislazione,
alla sue istituzioni. I mezzi pecuniarj, beuche ristretti, valgono a
sufficienza a riempiere i vuoti delle due classi giä dette: 200 fiorini
somministra una tassa posta sul bilancio provinciale, per compera
di libri astampa, manoscrittie cartespettantialla Gheldria; una somma
non determinata danno il comune e la societä gheldrica, come dirö
piu sotto. Ne vi mancarono aggiunte di piccole librerie, come furono
*) Catalogus van de openbare bibliotheek te Arnhem, iuni 1858. Arnhem, Is. Aut.
Nijhoff en zoon, p. XII, 289, 8°.
e delle societä scientifico-letterarie della Neerlandia.
501
nel 1849 quelle della disciolta commissione agraria della Gheldria,
della Camera di commercio, e della societä de’ giuristi. Gli interes
sant! acquisti di quest’ ultima importarono eccellenti opere di giu-
risprudenza e diritto pubblico, edite dalla nuova legislazione nel
paese. Una Serie di opere di scienze naturali, accompagnata da una
raccolta di stromenti di fisica e di oggetti di storia naturale pro-
venne alla biblioteca dalla antica societä, nota sotto il motto Prodesse
conamur. Altra fonte di non leggero incremento furono i doni dei
ministerj degli interni, della guerra, delle colonie, degli stati depu-
tati delle diverse provincie, della reale accademia delle scienze e
della societä Onvermeide arbeid di Amsterdam, della societä batava
di Rotterdam, dell’islituto Teyler di Harlem, dell’associazione sto-
rico-naturale delle colonie neerlandesi, della societä Tot mit en
vergenoegen di Arnem, della societä arclieologica di Lus semburgo
e di moltre allre, come pure di pareccbie persone cosi paesane che
forastiere, locclie appalesa l’interesse generale per la prosperitä
della biblioteca. Finalmente il vantaggioso sistema dei cambi le
porge occasione favorevole di spogliarsi de’ suoi duplicati, e di
fornirsi di opere nuove. Perciö la direzione della biblioteca si pose
in rapporto colla societä provinciale della Frisia, settentrionale bra-
banzona di Bolduc, scientifico-letteraria di Utrecht, colla biblioteca
civica d’ Amsterdam, non senza un rilevante profitto. E qui giova
pur ricordare che la piü parte dei libri a stampa e manoscritti, am-
mirati o per arte, o per raritä, furono ccduti ad uso della biblioteca
da alcuni privati, i quali se ne riservarono il diritto di proprietä.
La biblioteca, afßdata fin dal momento della sua formazione,
alle eure dell’ erudito bibliotecario P. Nijhoff, fu per lui portata ai
10000 volumi, numero rilevante, se si considerino il breve tempo
trascorso dall’ apertura e la limitazione de’ mezzi. Le poche edizioni
dei secolo XV sono quasi tutte posteriori all’anno 1480, e trattano
soggetti di giurisprudenza. Dacehe questa classe e cosi degnamente
rappresentata, si accrebbe la scorta dei giornali di giurisprudenza,
specialmente olandesi *). Non e a tacersi d’ una collezione in parecclii
i) a) Bijdragcn voor rcgtsgclecrdhcid en wetgeking. Amsterdam , Johann Müller,
1826—1860, 8°. — Uno de’migliori periodici, che conta 35 anni di -Vita, in 4 serie.
La prima coli’ enunziato titolo percorre gli anni 1826—1832; la seeonda Jaarboe-
ken voor regtsgelecrdhed en wetgeving, gli anni 1833—1840; la terza Niedcrlandschc
302
Valcntinelli, Delle biblioteche
volumi, di dissertazioni giuridiche delle universitä di Leida, Utrecht,
Groninga e delle antiche gheldro-zutfanica di Harderwiik e diNimega.
Sommano forse a piü che 200 volumi i manoseritti; molti con-
tengono risoluzioni, ordinanzeec. deglistati d'01anda(1671 —1792):
fra i pochi che possano dirsi importanti o pel contenuto, o per lavori
d’arte, o per raritä, noterö i seguenti: a) Plenarium de festis
sanctorum totius anni, del secolo XIV, membranaceo, con miniature
e dorature, giä descritto *); b) Explanatio Hieronymi in Mala-
chiam Prophetam. Fogli quattro membranacei del principio del se
colo undecimo, colla scritta in lettere unciali, al tine: Explicit ex
planatio. Questi fogli, che servirono giä a copertura d’un libro, sono
un frammento di quell’ opera: in calce all’uitimo foglio una mano piü
recente scrisse: Cunrad de Epenstein est vilissimus quia nescit
legere in isto libro. c) Hieronymi presb. annotationes in novum
testamentum. Codice membran. in fogl. a caratteri gotici, molto
ornato, giä appartenente al monastero di Betleem, inseritto al fine:
Explicit novum testamentum scriptum et finitum anno dom. 1433,
in crastino Annuntiationis. d) Dominicorum cunctorum expositio-
nes. Resti membranacei del secolo X, in due fogli che servirono a
legature d’un libro. ej Jo. Climatis ab. tabula spirituales. Codice
cartaceo di fogli 112 a due colonne, del secolo XII, proveniente dal
detto monastero di Betleem. j) Hora b. Maria Virginis. Quattro
jaarboeken voor rcgtsgelccrdhcid en wctgeving, verzameld cn uitgegcven door C. A.
Der Tex en J. van Hall, gli anni 1845—1850; 1’ ultimo Nieuwe bijdragcn voor rcgls-
geleerdheid cn wctgeving, pubblicato negli anni 1851—1800, dai due precedenti, in
compagnia di B. J. Lintel de Geer.
bj Regtsgeleerd bijblad beharrende toi de nederl. jaarboeken en de nieuwe bijdragcn
voor rcgtsgelccrdhcid en wctgeving. Amsterdam, 1845—1860, 8°.
c) Themis. Rcgtskundig tijdschrift door A. de Pinto, N. Olivicr, Kappcync van de
Capelle, ’s Hage, 1845—1860, 8°.
dj De economist. Tijdscrift voor alle standen, tot bevordering van volkswelvaant, door
verspreiding van eenveudige beginscln van staathuishoudkundekundc, onder redactic
van Mr. J. L. de Bruyn kops. Te Amsterdam, bij Gebhard en comp., 8°. — Questo
giornale, gia esistente da nove anni, gode grau fama nell’ opinione del paese, dacche
ha in mira principalmeute il vantaggio del popolo e rende comuni le cognizioni
di statistica, con estese relazioni, non solo d’Olanda, ma eziandio delle colonie
neerlandesi.
*) Deschrijving van een Handschrift, afkomsting van liet klooster Bethlehem bij Doctin-
chem, doov Js. A. Nijhoff. Leggesi in Verhandelingen van liet kon. acad. van
Amsterdam. Afdecling Letterkunde. — Amsterdam, 1858, p. 12, 4°.
e delie societs't scientifico-letterarie della Neerlandia. 503
codici membranacei, uno dell’ undecimo seeolo in lingua francese, i
tre altri del principio del seeolo decimoquinto, con eleganti colori-
ture di fiori e soggetti sacri su sfondi d’ oro. g) Fasciculus tempo-
rum n muncli creatione usque ad praesens, membranaceo, della fine
del seeolo XV, con undici miniature, li) Aleuni frammenti di Cice
rone, de natura Deorum, de divinatione, Timceus, de fato, mem-
bran. del seeolo XIV. i) Un frammento del Parzival di Wolframo
d’ Eschenbach, membran. della fine del seeolo XIV. kJ Una raccolta
di poesie erotiche, par maitre Alain, cartaceo in fogl. del seeolo XV.
La belle dame sans merey; V accusation de la dame devant
amoursj la dame leale en amours; complainte du servideur sans
guerredon; le naufrage de la pucelle; ballades de maistre Johan
de Wissocq, esquelles n a ryme raison, ne entendement quels-
conques. Finalmente alcune cronache della Gheldria, e cronache,
statuti, ordinanze ec. della cittä d’Arnem, un yolume di scritti
risguardanti il senato della soppressa universitä di Harderwijk. Non
e da preterirsi una raccolta molto bene avviata d’incisioni, che si
riportano alla storia d’Olanda.
£. Bibi. Prodesse conamur.
Poco prima della fine dello scorso seeolo si costitui in Arneni
una societä colla divisa Prodesse conamur, allo scopo scientifico di
darsi agli studj generali; ed e perciö che acquistö nel principio
molti stromenti di fisica e chimica, alcune collezioncelle di minerali
e fosslli, e a poco a poco formossi una raccolta non ispregevole di
opere riferentisi a quegli studj. Era intenzione della societä di fare
regolari pubblicazioni, ma nessuno dei meinbri oecupossene con
energia di volontä. Costituitasi da non molti anni una seeonda societä
simile, quell 1 antica si disciolse verso il 1848, fidando alle sorti
d’un’asta pubblica i libri e i molti oggetti naturali, ch’aveano co-
stato tante eure e dispendj a’ passati membri. Fu buona Ventura perö
che la maggior parte di tali oggetti e molti libri devenissero per
acquistö nella pubblica biblioteca. La scorta di stromenti fisici e
cbimici, di prodotti naturali, insieme ad alcune memorie, come
ritratti ad oglio, disegni, carte ec. fu riposta in una sala a parte, a
servigio delle pubblichc scuole.
504
Val enti nelli, Delle biblioteche
3. Societä di storia e lettcratura: Prodesse
conamur.
Poco dopo lo scioglimento della teste nominata societä, la pxü
parte di que’ membri determinü di riunirsi di nuovo, variando pero
lo scopo delle proprie occupazioni, dacche trascelsero gli studj di
storia e letteratura, e veneratori della memoria di quella societä di
cui aveano fatto parte, adottarono il motto Prodesse conamur. Non
traseorsero forse due anni dalla fondazione, che i membri con no
bile divisamento risolsero di donare tutto il fondo della loro biblio-
teca alla pubblica, e di concorrere pure in seguito all'incremento
della stessa con altre opere che il consiglio sociale avrebbe credute
le piü opportune ad accrescere il patrimonio della storia e della let
teratura: raro esempio, a dir vero, d’un corpo morale che in conti-
nuazione di vita si spoglia successivamente del proprio dominio. Colla
piccola scorta di libri passo pure nel 1851 alla biblioteca pubblica
1’ indice manoscritti J ) redatto dall’ allora bibliotecario della societä,
dott. A. G. Capelle, indice ehe mostra quanto fossero poyeri i pri-
merdj di quella fondazione. A dar conveniente guarentigia del dono,
non che ad assicurare Ie sorti future della biblioteca, per parte di
que’ soej, la radunanza della societä pubblicö un regolamento 2 ) re
datto nella seduta del 13 decembre 1858, col quäle in trentotto arti-
coli si tratta della societä in generale, de’membri, della direzione,
de’ lavori della societä, della contribuzione di ciascun membro, e nel
sesto capitolo de’sussidj ehe la societä e tenuta di dare alla biblio
teca pubblica. Benche la societä non abbia ancora pubblicato proprj
lavori, si propone di farlo in seguito, e perciä si radune due volte al
niese, la sera, nelle sale sottoposte alla biblioteca.
4. Societä di storia naturale: Tot nut en
vergenoegen.
Da non piü ehe quindici anni costituissi questa societä, com-
posta la piü parte di medici e farmacisti, per coltivare gli studj della
4 ) Catalogus van de bibliolheek der geldersche inaatschappij voor geschied- en letter-
kunde, onder de zinspreuk: Prodesse conamur. 8°.
2 ) Wet voor de gelerdsche inaatschappij van geschied- en letterkunde, gevesitgd to
Arnhem, onder de zinspreuk: Prodesse conamur. — S. a. 1. p. 14, 8°.
e delle societsi scientißco-letterarie della Neerlandia. 505
storia naturale, locche determiriö, come ho notato piü sopra, lo
seioglimento della societä Prodesse conamur. Nei poclii anni d’ esi-
stenza, raccolse un sufficiente nuraero di opere di storia naturale, di
cui pubblicö il catalogo *) in carta da scrivere, per le successive
inserzioni. Essa da splendida testimonianza della propria operositä
colla pubblicazione d’un giornale 2 ).
Nimega. — Nymwegen, Nimwegen, Nimmegen, Nieume-
gen, ol. — Nimegue, fr. — Noviomagus, Noviomagüm,
Neomagus, lat.
Bibi, clvica.
La biblioteca della cittä, collocata nei palazzo municipale, man-
tenea fama di qualche importanza in un tempo in cui alcune centinaja
di opere formavano una biblioteca distinta. Non aecresciuta quella da
forse un seeolo, e d’altronde soggetta per lo passato a qualche sot-
trazione, presenta ora soltanto una sufficiente raccolta di libri antichi
di diritto, qualche opera di storia, un messale manoscritto membra-
naceo, con miniature del seeolo XVI. Conservata sotto gelosa custo
dia in un grande armadio d’una stanza al piano superiore del detto
palazzo, mi fu fatta vedere da quel borgomastro F. P. Bijleveld,
dottore in legge.
Ben maggiore interesse offre la serie di oggetti antichi, dissot-
terrati specialmente a’ questi Ultimi tempi, dacche i lavori d’ampia-
mento del porto posero a nudo una gran parte del suolo noviomagese.
E veramente a dolersi che quantitä d’oggetti di maggior mole, quivi
rinvenuti e giä conservati nella casa del comune, si perdessero per
un sentimento di malintesa liberalitä. Maurizio di Nassau, statolder
del ducato di Cleves, avendo nei 1660 piantato un suo parco di de-
lizie, propose alla cittä di Nimega di acquistare alcune statue antiche
per adornarnelo. E quel consiglio con risoluzione presa i giorni 12
20, 21 luglie dello stesso anno, dono allo statolder le dette statue,
*) Catalogus der Bibliotheek van het nutuurkundig genootschap: Tot nut cn vergenoegen,
te Arnhem. Arnhem, G. J. Thieme, 1857, p. 48, non num., 8°.
2 ) Natuurkunde toeg-epust op alle wakken van uijverheid. Tijdschrift uitgegeven deur
het genootschap: Tot nut cn vergenoegen. Arnhem, 1844—1860, 8°.
506
Va 1 e n t i n e 11 i , Delle biblioteche
e volle tenere esposta al pubblico la memoria di quell' atto ver-
gognoso, in sito presso all’ alrio della casa municipale. Ora
que’ marmi sperperati ne’ musei della Germania, perdettero affatto
l’importanza storica cb’ aveano nel luogo di rinvenimento. Ciö nullo-
stante si conservano aneora molti oggetti, posti in luce posterior
mente. Infitti nella parete d' un corritojo accessibile al pubblico
sono iscrizioni in marmo e terre cotte sigillate, una lapida votiva dei
vessilarj della LEG . I. MEnervia , della LEG . VI . Vlpia, della
LEG . X . GEMina, un labrum balneare, un avanzo di colonna mil-
liaria, un sarcofago in piefra a due compartimenti: non vi mancano
terre sigillate, coi nomi della legioni l a , 5 a , 6“, 10 a , 30 a . Aleuni
pezzi provengono dal celebre Svezio. Pietro cotte, tegole, vasi in
terra d’ogni specie e grandezza riempiono un apposito armadio: in
altri conservansi idoletti di bronzo, fibule, utensili, vasi in vetro di
varj formati, fiale unguentarie e lacrimali.
La moltiplicitä e la varietä degli oggetti antichi, delle eui sca-
vazioni restano memorie fm da oltre tre secoli darebbero diritto
a supporre che vi fossero iu Nimega parecchi musei archeologici, se
provvidi ordinamenti ne avessero impedito lo sperpero, cui special
mente contribui la rivoluzione francese sullo scorcio del passato
secolo, colla fondazione della repubblica batava.
Zutphen. — Zutphania, lat.
1. Bibi, del senato.
Arnaldo di Nimega ci mantenne memoria dell’ origine di questa
biblioteca, collocata nella sala di radunanza del senato, in un’ elegia
che leggevasi per Io passato su tavola appesa nella sala stessa, ter-
minata coi due distici:
„Cujus ut agnoseant exordia prima nepotes,
„Ascribam certis carmina bina metris:
„aVgVsto oCCVrrens CoeLestl Virgo sVb aXe
„ad CVLMen faVsto pondere traXIt opVs.“
1 ) „Inventa sunt in hnc urbe et suburbano agro monumenta complura veterum Roina-
norum, nummi quamplurimi et sumptuosorum operum tumulorumque Inpides, quorum
hodieque satis magna copia invenitur.“ Guicciard in i Ludov. Belgiern Universum
Amstelod., 1546, fol.
e delle societa scientifico-letterarie della Neerlandia.
507
che accennano per cronotassi l’agosto 1513. Consta questa in gran
parte d’opere di giurisprudenza, molte delle quali appartenevano alla
biblioteca del professore d’umane lettere, BernardoBaucusio, distinto
conoscitore del latino, del greco, dell’ebreo, come rilevasi dallc
postille aggiunte di proprio pugno ai suoi libri. Fra’ codici mano-
scritti conservansi gli idillj di Teocrito e le orazione di Demostene
ed Escbine trascritte dal Baucusio elegantissimo charactere grceco,
ad exereendam ortographiam ’)■
£. Bibi, della cattedrale.
In una piecola cappella della cbiesa di s. Giovanni e collocata la
non copiosa ma scelta Serie di libri a ), attaccati con catene a sbarre
di ferro, giä appartenente al capitolo di s. Valburgo, ed ora alla
comunitä protestante di quella chiesa, onde e conosciuta sotto nome
di biblioteca della grotte kerbe. Ad ecceziono di pochi, i libri a
stampa sono di edizioni del secolo XV, la piü parte proveniente dai
conventi di s. Agnese e dei Fratres minores. Pochi assai sono i
codici manoscritti.
Harderwijk. — Hardervicium, Harderwicum, lat.
Bibi, dell’ universita.
Lomeier rileva in poche parole il carattere della biblioteca: Har-
dervicena multis praeclaris syriacis, arabicis, shiicis libris instrn-
cta s ). Al principio del secolo decimottavo Uffenbach non vi riscon-
trava che 500 volumi, la piü parte in fogl., alcuni de’ quali di storia,
giurisprudenza, lingue orientali 4 ): egli parla di un solo codice
manoscritto 5 ) donato alla biblioteca da Enrico Giovanni Oetgers il
25 maggio 1626. La piü gran parte delle opere portava scritto su’
tagli a grandi caratteri: Acad. Gel. Zat. 6 ). Avvenuta la soppressione
*) Lomeier. De bibliothecis, p. 235.
2 ) „ . . . non tarn copia, quam librorum delectu conspicua. Ivi, p. 253.
3 ) De bibliothecis, p. 251.
4 ) Merkwürdige Reisen, vol. II, p. 398—399.
5 ) Historia Sabaudite, ad Carolum IV Sabaudite Ducem, a Beroaldo Maurienee, S. Morieme
Duce, ad dictum Carolum XVI. kal. febr. 1595, con arini blasoniche.
6 ) Academiaj Gelro-Zutphaniensis. — V. Biblioteca dell' ateneo di Deventer, nota 4.
508
Volenti ii elliy Delle biblioteche
dell' universilä e, piii tardi, atlienamni illustre, questa biblioteca fu
per risoluzione sovrana (13 giugno 1818) incorporata colle due
pubblicbe di Deventer e di Arnem.
Molte altre bibliotecheesistevano inHardenvjk. Loineier accenna
alla ricca di Ernesto Brink ‘). Uffenbach rieorda la seguenti:
a) I)i Teodoro Jansson di Almeloveen, il quäle avea raccolto
in due stanze da 3000 volumi, la piü parte Critici, Litteratores,
Anliqaitatum scriptores. Fra le molte edizioni di classici greci e
latini, ne possedea quaranta di Quintiliano, un Celso in fogl. picc.
stampato l’anno 1488, e l'edizione propria. Questi, come pure altri
libri a stampa, erano tutti annotati di sua mano. Cresceano ornamento
alla biblioteca urne funerali (Doodkisten) rinvenute in Cleves 3 ).
b) Del prof. Giovanni Mayer, contenente 2000 volumi di teolo-
gia e di critica, divisi in due stanze. Nella seconda erano soli libri
ebraici, di cui il Mayer era profondo conoscitore 3 ).
cj Del prof. di matematica, Gerardo Wynen. Questa compren-
dea gran quantita di libri lilosotici e matematici, molti de' quali assai
rari: la piü parte non Iegati erano cliiusi in parecchie casse. Alcuni
poclii Iegati splendidamente furono da lui comperati a gran prezzo,
in aste pubbliche. Uffenbach 4 ) assai apprezza due opere a stampa
di Gomes Pereyra, di cui fece uso Cartesio nella Antoniniana Mar
gerita. a) Metbymna Duelli (Medina del Campo), di colonne 802 e
18 al fine. |3) Nova; verique medicinae experimentis et evidentibus
rationibus comprobatw prima pars. Methymnae Duelli excudebat
Franciscus Canto, 1558, col. 916, fol.
Thiel.
Non saprei dire se nella piccola citta di Thiel esista ancora la
biblioteca esattamente descritta da Loineier, colle seguenti parole:
„Tiliana initium habuit anno 1555, dicala a Rudolpho Kock sive Koeck,
4 ) De bibliothecis, p. 251.
2 ) Merkwürdige Reisen, vol. II, .p. 390.
3) Ivi, p. 399—401.
4) Ivi, p. 401—40G..
e delle societa scientifico-letterarie della Neerlandia.
509
„cum enim sediles, in hujus Rudnlphi usum elegans cubiculum sedifi-
„cari curassent, quia templum egregie dotaverat, hie postea totam
„suam bibliothecam 300 florenis aureis sestimatam reipublicse dona-
„vit. Hase anno 1635 ab amplissimns urbis magistratibus instaurata,
„oratione Jani Erasmi eelebrata est.“ De bibliothecis, p. 54.
Overyssel o Yssel superiore.
Daventer, Davantre, Davantur, Deventer, Dewenter, Deven-
tre, Teventer. — Dabentria, Daountria, Daventrium, Dave-
metria, Deventria, Deventrium, Deventurium, Devonturura.
1. Bibi, dell’ ateneo.
Benche torni difficile il determinare con precisione 1' anno
d'origine della pubblica bibliotheca, puö nullostante ritenersi, senza
tema d’errore, che, dietro 1'attestazione dello storico Revio *), dati
dal secolo XIV, tempo in cui il sodalizio clericale Domini fratres,
istituito da Gberardo Magno per la trascrizione de’ codici manoscritti,
spargeva da Deventer la luce, precorritrice del rinascimento de’buoni
studj. Perö non e agevole il chiarire se quella prima costituisca il
fondo dell’ odierna bibüoteca, benche alcuni codici manoscritti che
vi si conservano dell’ istituto Florenzio giovino a confermare tale
credenza. Ma provenga ella la presente da quella antichissima
biblioteca o da altra formata cogli spoglj dej monasterj e delle fon-
dazioni religiöse, al tempo dell’ indipendenza politico-religiosa, e
certo che il 17 gennajo 1597 il municipio assegnolle una dotazione
annua di duecento fiorini, non che il luogo ove dovea collocarsi 2 ),
*_) „Gerardus Zerbelt, ut titulus lucubrationum eius in rnembranis bibliothecae Daven-
triensis asservatum praefert . . . Daventriam accessit, ibique inventis fratribus domus
d. Florentii, ipsi Florentio firmiter adhaerere caepit, ac in eius familiam ascribi . . .
praefectus est colligendae ac adornandae bibliotbecae, quam in eadem domo (Het rijeke
Fraterhuys) satis pro eo tempore Iuculentam nobis reliquit, libros haud paucos
ipse sua manu scripsit, multos etiam liberaliter concessit, nihil impensius urgens
quam ut sacrae Scripturae indagandae insudarent.“ Daventria illustrata. Lugd. Bat.,
1651, 4°., pag. 36.
2 ) Daventriensis bibliotheca, cui locum dispexit- et annos redditus designavit eius urbis
magistratus 1597, die 17 ianuarii, in dies etiam nuin succrescit.“ Reyii. Daventria
illustr.
510
Valentinelli, Delle biblioteche
cioe nella chiesa d'un antico monastero (Broeder-Klooster), ove restö
fino a'tempi a noi piü vicini, colla denominazione di biblioteca gin-
nasiale.
Uffenbach, visitatala al principio del secolo scorso, vi riscontrö
da sei in ottocento volumi, la piü parte in foglio, attaeeati con ca-
tene a bassi leggii. Gli stampati eran quasi tutti in lingua olandese.
I codici manoscritti, alcuni de’ quali antichissimi, non sommavano
oltre ai novanta. Indicatine i capitali 1 ) scrive di quarantasette quadri
di dimensioni diverse, ehe adornavano Ia sala.
Da quel tempo la biblioteca fu accresciuta per acquisti, tuttavia
limitati, dacche tenue e non fissa e la dotazione costituitale dall’ate-
neo, cui la provincia, a titolo di spese in genere, corrisponde
1300fiorini. Perö i doni l’incrementarono in maniera che il comune
trovö necessario, non son molt’ anni, di scioglierla dalle catene e
trasferirla nella casa di sua spettanza, collocandula in una sala a
tetto, attraversata da parechi ordini d’armadj, che la rendono an-
gusta e poco illuminata. Nuovo motivo d'arrichimenfo fu la soppres-
sione dell’ universita d’Harderwijk, avvenuta nel 181S, dacche
allora una gran parte di quella biblioteca fu ceduta a Deventer 2 )
non perö la migliore che passö a quella d’Arnem.
La biblioteca, ordinata sistematicamente, dividesi in otto classi
1. Libri theologici;■—-2. Libri iuridici; — 3. Scientiae et artes; —
4. Litterae elegantiores ; — 5. Libri historici; — 6. Acta societa-
tum; — 7. Annales academici, orationes et dissertationes acade-
micae; •— 8. Libri manuscripti. Fra le opere teologiche sono da
ricordarsi le tre poliglotte Complutense, Regia, Londinense e piccole
raccolte miscellanee di polemiche religiöse: fra le giuridiche, piü
1 ) a) Due messali membraiiacei. b) Evangeliario colle omelie di s. Gregorio Maguo.
c) Chronicon fratris Martini, Ordinis Praedicatorum. d) Chronica Sicardi. e) Joan-
nis de Britannia Policratici, episcopi Salisburiensis, de nugis curialium et phari-
saiorum, scriptum Norimbergce per me Jacob Craws de Ilerby, familiorcm. matjistri
Joh. Marquardi de Daventria, anno dom. 1439, durantc Concilio Basileensi, 8°. mense
iulii. f) Commentaria Servii in Virgilium. g) Epistola) fratris Guibcrti de Tornaco
ad regem Franciae Ludovicum, finite et complete anno domini 1468, per manus fra
tris Albcrti Amcrsfordicc, in novitiatu, in profesto Luce Evangeliste. h) Petrarche,
de secreto eonflictu. i) Vergerii Über de studiis adolescentia) et Lconardi Arctini
prologus.
2 ) Catalogus bibliotheca) academiaa' abolitae Gelro - Zutphanicae, qualenus in usum
atbenaei Daventriensis tradita est. Daventriae, 1821, p. 4i), 8°. Indice sparuto, man-
eante affatto d’ogni appunto bibliografieo : raro in commercio.
e delle societa scientifico-letterarie della Neerlandia.
Sil
di trecento volumi di Notule, od atti degli stati generali neerlandesi,
la collezione in foglio dei Ricords di Londra. Provvedute a suffi-
cienza sono Ie sezioni della botaniea e dell 1 astronomia. II pregio
della classe letteraria e rilevato dalla collezione di classici di Due
ponti, in 101 volumi. Nella parte storiea merita singolare menzione
una serie di carte topografico-storiche. Fra le orazioni e disserta-
zioni aecademiche conservansi parecchie centinaja di oi'azioni funebri
d'uomini illustri e dissertazioni teologiche, giuridiche, mediche per
laurea, delle universitä di Deventer ed Utrecht, non che di aleune
tedesche.
A dueeento montano i manoscritti, compresivi i poclii arabiei e
malaici, giä descritti in fiammingo dal dott. Everardo Scheidio, a
p. 251—254 del eatalogo, di cui parlerö piü sotto. La maggior
parte si riferisce a soggetti teologici, e provengono da monasterj
soppressi al tempo della riforma. Ai manoscritti migliori indieati
dall’ Uffenbach pochi altri possono aggiungersi; non devono perö
dimenticarsi parecchie lettere autografe di Erasmo, ßemman, Gre-
vio, Gronovio, e alcuni stampati con postille autografe di chiari
ingegni, p. es. la biblioteca orientale dell’Herbelot (Paris, 1697,
fogl.), annotata di mano di T. J. Schulters.
Perö l’ornamento primo della biblioteca e la ricca scorta delle
edizioni del secolo XV, rna specialmente delle patrie, la piü parte
dell" officina di Riccardo Paffroed. Fra gli incunabuli piü apprezzati
voglionsi ricordare i tre seguenti: aj La gramatica di Donato, di
14 carte opistografe in membrana, senza alcuna nota bibliografica :
numera 28 linee per pagina a lettere semigotiche con iniziali e prin-
cipj di pericope, in rosso: il testo comincia corrie nelle altre edi
zioni: Partes orationis quot sunt. Octo, termina: Explicit Donatus.
Questa edizione finora ignorata da’ bibliografi, e di tanta importanza
che ne porse ripetutamente notizia 1' Overysselche almanach voor
oudheid en lotteren >), pubblicändone la nota seritta sulI' esemplare
Daventriano dal bibliografo olandese J. Visser : questi osserva che
la pagina 22 fu interamente ripassata colf inchiostro, che prima non
era restato aderente al foglio; e che il libro fu stairipato con tavole
scolpite in legno o stagno da due o piü mani, come I’appalesa una
notevole differenza e nel disegno e nella forma delle lettere fra il
i) 1842, p. 46—48; 1843, p. 162—168.
Sitzb. d. phil.-liist. CI. XXXVIII. Bd. III. Hft.
34
512
Va I e n t i n e 11 i, Delle biblioleche
foglio 12 (fig. 1) e il foglio 13 (fig. 2). b) II rarissimo d’ Utrecht,
illustrato recentemente J ). c) Virgilii opera. Venetiis, per ligam
boariam. Leggesi nel riguardo : „Pertinet novse domui elericorum,
„emptus a domino Ludberto Lochern, semiquinque florenis, anno
„domini 1495, qui obiit anno 1527, pater servorurn in Venrai“.
Esemplare d’ottima conservazione, legato originariamente con un
Orazio di Venezia del 1490.
Nella mancanza d’ opportuna camera di lettnra, la biblioteca
e aperta soltanto il mercoledi, dalle una alle 4 pomeridiane, e il
sabbato dalle 11 antim. alle 2 pomerid. per attro si distribuiscono
libri a prestito per quattro seltimane, anco agli stranieri muniti del
permesso d‘ uno dei curatori. Perciö allo scopo di agevolar 1* uso
della biblioteca, se ne pubblicö il catalogo sisteniatico 2 ), nel quäle
furono omesse le orazioni, le dissertazioni accadeiniche, i nianoscritti.
L’autore, P. C. Molhuysen, benemerito bibliotecario, passato nel
settembre 1860 alla direzione dell’ archivio di Kämpen, vi aggiunse
tre appendici negli anni 1833—1846. Cbi gli successe, il dott. En
gelbregt, ha pieno diritto all' attestazine della mia riconoscenza, per
Ia squisita gentilezza onde in giorno festivo ed in ore inopportune
mi accompagnö all’ esame della biblioteca e mi porse le desiderate
notizie.
2. Bibi. Cuperaua.
Gisberto Cupero, nato a Hemmendem nel 1644, fu chiamato
ancor giovane a professare la storia a Deventer. Critico di gran
fairia, autore di pareccbie opere filologiche e contemporaneamente
magistrato attivissimo, mediatore di negoziati politici s ) ebbe occa-
sione e mezzi di formarsi una splendida raccolta di opere d’ ogni
classe di studj, ma specialmente di teologia, giurisprudenza, storia
1 ) Iteynardus Vulpos. Poerna ante annum 1280 a quodam ßalduiuo ex lingua teutonica
translatum. Ex unico adhuc superstite exemplo quod, circa annum 1473 Ultraiecti,
per N.colaum Ketelaer et G. de Leempt iinpressuin , in bibliotheca pubblica Daven-
triensi servatur, recudi curavit M. F. A. G. Campbell. Hagte coinitum, 1839, 8°.
2 ) Catalogus bibliotheca) publica) Daventriensis. Daventriee , apud .1. de Lange, illu-
stris athamei typogr., 1832, p. VIII, 318, 8°., con ricco indice alfabetico,
(p. 223—318.)
3 ) „Eruditioruin huius aetatis facile princeps , ctiius tarn egregia et tarn clara in rein-
publicam civilein et litterariam sunt merita, ul uulla unqunin tarn iniqua futura sit
\etuslas qute ca obruat.“ Proemio al catalogo de’suoi libri a slampa. Nota 3.
e <1 e11 e soeieta s.cjentifioo-ietterarie della Ncerlandia.
öl 3
e scienze storico-ausiliarie, la piü parte nelle lingue dotte greca e
latina, e molte nell’ italiana, per gli stretti rapporti in che era Cn-
pero legato all" Italia. Ad oltre quattroniila portö il numero dolle
opere a stampa , a non piü che un centinajo i manoscritti; cosi
quelle che questi annoto di postille. Gli Ultimi pero, benche in pic-
colo nuinero, sono assai da apprezzarsi, perelie contengono alcune
opere inedite del Cupero, quali sono n) l’Orazio, il Persio, il
Giuvenale, annotati; b) Variarum obseroattönnm in nummos:
c)' Epistolce quas cum legatus (Cuperus) ad comitia Hugo’ Comi
tum esset, nomine statuum generalium, ad regem Svecice et alias
principes scripsit latino sermone. Estesissima era la di lui corri-
spondenza letteraria su di soggetti numismatici, dacche egli stesso
possedeva un gabinetio numismatico e di antichita dissotterrate la
piü parte a Nimega. Indicherü a saggio la corrispondenza con Wit-
sen, ora conservata alla eivica d’Amsterdam «). V’avea un volurne
di lettere autografe di mons. Galland; un secondo parimenti di let-
tere autografe di mons. Bary (ehe al fine della sua vita dimorava ad
Utrecht e che possedea un" arnpla raccolta di monete spagnuole fatta
in Ispagna quando vi risiedette ambasciatore per nove anni); un
terzo di lettere di Gallo, pastore di Campen. Alle operette di altri o
mandate in dono o dedicate aggiungeva uncodice membranaeeo in 4°.
Epistolaritm Uadrimii VI pontificis ad Carolum V.
Tauti prodotti letterarj, insieme alle sue raccoltine arcbeolo-
gica, Chinese, matematica, di pitture, furono esposti in vendita
1’anno di sua morte 8 ), ad eccezione de' suoi manoscritti, de’quali
piü tardi s' e pubblicato il catalogo 3 ).
*) Briefwisseling tusschen Gijsbert Cuper, bur^meester van Amsterdam, van lG8i> tot
oct. 1716, bestaande uit de oorspronkelijke brieven van den Inatsten en afschriften
van die van Cuper, uit wiens verzameling 1 ze afkornstig zijn. Met tusschen gevoeg-de
brieven van onderen, teekeningen, kaarten ec. V. Catalogus van de bibliotli. der stad
Amsterdam. Amsterdam, 1866—1858, p. 983.
2) Bibliotheca Cuperona, eontinens selcctissimos et rarissirnos in quavis facultate
libros, nitidissime coinpactos, quos magno labore, sumptu et iudicio collegit illu-
striss. et excellent. vir Gisbertus Cuperus, dum viveret, consul et camerarius rei-
publicm Daveutrieusi8, nec non acad. regite Parisiensis inscriptionum atque bonarum
litterarum membrum honorarium. Daventriee, apud Johann van Wyk (1717),
p. 287, 12°.
3 ) Opgave en besebrijving van de handschriften, nagelaten door G. Cuperus. Voor-
al'gegaan van eene körte levenssehets, door P. Boscba. Devenler, 1842, fase. 1°. 8°.
5! 4
V a I e n t i n e 11 i, Delle biblioteche
Zwolle, Zwoll. — Zwolla, lat.
Beuche la capitale dell’Yssel superiore non conti che poco oltre
20000 abitanti, nullostante e fornita di un nnmero di biblioteche,
che altrove indarno ricercherebbesi.
1. Bibi, provinciale.
La bihlioteca dell’ associazione dell’ Yssel superiore, per Io
sviluppo della prosperitä provinciale (tot ontwikkeling van provin
ciaal welvaart} deve la sua origine alle eure indefesse del barone
VV. A. E. Sloet tot Oldhuis, il quäle da aleuui anni coadjuvato dal
buon volere di moltri membri ehe pagano cinque fiorini annui, non
solo apn la biblioteca, ma eziandio un gabirietto di macchine di fisica,
di storia naturale della Neerlandia, uno di storia naturale delle colo-
nie olandesi, uno di antichilä patrie e coloniali, tutti distribuiti in
quattro sale, inferiori e superiori d’un edifizio ceduto a tal uso dal
governo provinciale. Ciö per altro che tornerebbe difficile a cre-
dersi, se i fatti non lo attestassero, e che proviene la piü parte da
doni spontanei fatti alla socielä il rilevante numero d'oggetti distri
buiti nei tre Ultimi gabinetti: degli archeologici ed etnografiei fu gia
dato un idice <), che potrebbe ora essere raddoppiato. In ciascuno
de’gabinetti un numero opportuno d'armadj racchiude i libri che vi
si riferiscono, libri fatti conoscere al pubblico da quel bibliotecario
J. W. van Sehreven, col catalogo 3 ) ripartito nelle rubriche A. In-
dustria — B. Scienze poliliche e statistica — C. Scienze esatle e
naturali — D. Topografia ed etnografia = E. Storia — F. Lette-
ratura — G. Pedagogia e istruzione — H. Giurisprudenza •—I. Ca-
taloghi e regolamenti di societä. Le opere cumulativamente toccano
il numero di 1600, nella cui scelta si e sempre avuto il riguardo di
prender quelle che si riferiscono piii davvicino alle istituzioni e alle
persone della provincia, o che furono estese da autori provinciali.
1 ) Lijst der voorwerpen in het inuseum van oudheden en zeldaamheden der Ove-
rijsselsche vereening- tot ontwikkeling; van provinciaal welvaart te Zwolle, teil dien-
ste der leden. Gedrukt ze Zwolle, bij de erven J.l. Tijl, 1852, p. 21, 8°.
2 ) Catalogus van de boekerij der Overijsselsche vereening tot ontwikkeling van pro
vinciaal welvaart, geplaatst op het inuseum, benevens het regiement voor het lezen
der boeken. Gedrukt te Kämpen, bij k. van Hülst,, 1857, p. 78, 8°.
e delle soeieta scientifico-letterarie della Neerlandin.
515
L;t biblioteca e aperta ogni giornn dall’ una alle due pomeri-
diane, e ne possono usare a) i meinbri della soeieta; b) quelli ehe
dietro il giä eonvenuto dalla soeieta, lianno acquistato il diritto
d’ usarne, come ad esempio la socielä de' maestri di Zwolle; quei
singoli a' quali la soeieta accorda uno speciale permesso. Gli acquisti
ed i doni sono annunziati nel rapporto annuale >) della soeieta. Del
resto il prospetto dei lavori della soeieta 2 ) e suftieiente ad attestare
l'operositä de’suoi iriembri.
4 ) Algemeen iaarlijksch verslag van de directie der Overij3seIsche vereening tot ont-
wikkeling van provinciaal welvaart. Zwolle, 1847—1859, 8°.
2 ) a) Rnijen J. A. Redevoering over bet voortbrengend vermögen der provincie
Overijssel, uitgesproken in de vergadering der Over-Jisselsche vereening tot ont-
wikkeling van provinciaal welvaart op 7 april 1841. Zwolle, 1842, 8°.
bj Enklaar E. C. Verhandeling over de wetenschappelijke beoefening van den
landbow, uitgesproken in de vergadering ec. 25 ian. 1842. Zwolle, 1842, 8°.
c') Diggelen B. P. G. (van). Voorlezing bevattende eenige beschouwingen
betrekkelijk den physicken toestand der lagere bodems in ons Vaterland , terens
strekkende tot inleiding van een ontwerp ter verbetering der gesteldheid van een
gedeelte des bodems van- en ter uitbreiding der kuslanden längs de Zuidersee , uit
gesproken 22 febr. 1843. Zwolle, 1843, 8°.
d) — — Verhandeling over de verbetering van bet Zwolscbe diep, bekroond op
20 iunij 1843. Zwolle, 1843, 8«.
e) Star in g W. C. II. De aarkunde en de Iandbouw van Nederland. 1844, 8°.
/) — — De aarkunde van Twentbe. Zwolle, 1845, 8°.
gj — — De aarkunde van Salland en bet land van Vollenhove. Zwolle, 1846 , 8°.
hj Overzigt der landbouw-sebeikunde voor Nederlanders, uitgegeven door ver-
eining ec. Zwolle, 1846, 8°.
i) Mededeeling over het statistick bureau der Overijsselscbe vereening, gedaan
op 10 dec. 1847. Zwolle, 1848, 8°.
kJ Serie re G. (de). Bijdrage over de hulpbronnen voor nationale welvaart in
den Molukschen archipel, uitgesproken op 17 maart 1848. Zwolle, 1848, 8°.
l) Staring \V. C. H. Landhuishoudelijke Luchtkasteelen in Nederland. Zwolle,
1849, 8».
m) Kalfsa J. Onze'banken van ieening. Verhandeling uitgesproken op 8 dec.
1848. — Zwolle, 1849, 8°.
n) Sonsbeek B. J. B. (van). Jets over den belemmerenden invloed en one-
venredigen druk, welke de belästigen op den Iandbouw uitoefenen. Zwolle,
1849, 80.
o) J a n n e s J. Verhandelingen over den Overijsselschen Vee-stapel, uitgesproken
2 maart 1849. Zwolle, 1849, 8°.
p) Zeehuizen J. Bronnen van volkswelvaart, voorgelezen op 14 dec. 1849.
Zwolle, 1850, 8o.
q) — — Verhandeling over de daglooners en bedeelden ten platten lande in
bet kwartier Salland, prov. Overijssel, gedaan op 16 ian. 1852. Zwolle, 1852, 8°.
r) Eenige voorschriften over bet pooten en de verdere behandeling van vrucht-
boomen (Seconda iinpressione). Zwolle, 1848, 8°.
Vh I e n t i ii e 11 i, Delle bihlioteche
51 (>
£. Bibi. civica.
In uua vasta sala della casa del comune e collocata a mo’ di
deposito l’antica libreria de'canonici regolari di s. Maria di Wirides-
sem presso Zwolle, non ricca per copia d' opere, ma bensi per co-
dici manoscritti e per incunabuli. Ne male ho detto a mo’ di deposito,
perclie mi si assicurö che que’ libri non erano stati tocchi, dal
rnomento della loro traslazione alla casa municipale, cioe dalla fine
del secolo decimosesto. I codici manoscritti non rimontano per data,
oltre al secolo decimoquarto, e trattano tutti materie religiöse: mes-
sali, breviarj, rituali; alcune opere di s. Agostino, di s. Bonaven-
tura, di s. Anselmo. Ciö che importa alla storia del paese sono gli
statuti di que’ monaci, in olandese; il iibro delle loro possessioni e
rendite; due statuti aggiunti posteriormente, l’uno della confrater-
nitä dei lanajuoli l’altro di quella di s. Maria di Zwolle. Fra le edi-
zioni del secolo XV riessuna puö aspirare al titolo d’incunabulo. La
piü antica e la Scliala cceli di Lovanio del 1485, in 4°.: vi si tro-
vano parecchi Mariali, di Strasburgo, 1493, 1498, 4°.; di Hagenau,
1506, 4°.; i dialoghi di s. Gregorio Papa, di Basilea, 1498, 4°.; il
Rituale divinorum officiorum di Lione, 1512, 4°. V’ha pure qual-
ehe edizione del secolo XVI, di alcuni padri della chiesa, di Plu-
tarco ec.
La direzione dell' archivio, che sta ora occupandosi del suo
ordinamento, si propone di riordinare quella massa di libri, aggiun-
gendone altri di moderni, sparsi quä e lä per la casa municipale, e
di pubblicarne un catalogo.
3. Bibi, pubblica.
Da circa trenta anni, alcuni cittadini caldi d’amor patrio, osser-
vando che mancava una biblioteca ad uso comune, si associarono per
formarla, e aggregati molti altri membri, colla sola contribuzione
annua di cinque fiorini, oltre a einque pagabili al rnomento dell’ in-
gresso, costituirono giä una raccolta di libri chemontaadSOOOvolumi,
sj Sloct tot Oldhuis. Het ZwoJsche diep en de verbetering van deszelfs vaerwa-
ter. Zwolle, 1856. 8°.
0 Vetslag van de ontwerpen voor eene vaste brug over den Jissel bij het Kaler-
veer. 1852—1856. Zwolle, 1856, 8«.
e delle societa scientilico-letterarie della Neerlandia.
517
lihri collocati nella sala superiore dell’ edifieio, eonsecrato dal eomune
all’ insegnamento delle classi elementar! e degli studj preparatorj
agli universitarj. Vi mancano affatto codici manoseritti, edizioni del
secolo XV e libri anteriori al XVIII. La classe d’ opere piü provve-
duta e quella della storia e della letteratura : molta parte vi prendono
le relazione di viaggi ed i romanzi. Sono esclusi affatto i libri religiosi.
La biblioteca, alla cui direzione e preposto il sig. G. Lutten
berg, e aperta due sole volte la settimana: i membri godono del
diritto di aver libri a domicilio: perciö a loro commodo fu gia starn-
pato il catalogo.
4. Bibi. Themis.
Gli impiegati dei due tribunali, di prima istanza e d’appello
della provincia determinarono al principio del nostro secolo di for-
marsi una libreria di loro uso esclusivo, e vi si associarono pure gli
avvocati, contribuendo ciascun membro dieci fiorini annui. La biblio
teca distribuita in una sala dell’ edifizio eomune ai due tribunali, fu
perciö da loro intitolata Themis. Beuche i volumi non montino cumu-
lativamente ai 5000, nullostante la raccolta e interessante per il
numero e la importanza delle opere giuridiche, poche assai essendo
le altre di storia e letteratura. Una cominissione di tre membri co-
stituitane direttrice ne pubblicö il catalogo *) diviso nelle rubriche:
A. Avvisi, carte, ordiuanze, raccolte di trattati; B. Dizionarj giuri-
stici, raccolte di giudizj; C. Diritto civile; D. Notariato; E. Diritto
commerciale; F. Diritto punitivo; G. Diritto amministrativo; II. Di
ritto di registro, suggello, successione; I. Diritto pubblicö, inter-
nazionale, politico; K. Storia e statistica; L. Filosofia, poesia e
linguistica; M. Poligrafia. Questo catalogo fu stampato senza
paginatura, collo scopo di continuare sugli esemplari non ancora
pubblicati, la inserzione a stampa delle opere di nuovo acquisto,
aggiungendovi le sole parole vervolg, twede vervolg, terde ver-
volg ec. Jo non avrei potuto visitare questa biblioteca di solo uso
(de’ membri) che prendono libri a domicilio senza la estrema corn-
piaeenza del barone W. A. E. Sloet tot Oldhuis, pfesidente di qnel
*) Catalogus van de bibliotheek Themis te Zwolle. Gedrukt bij W. E. .1. Tjeeuk WiI-
link, te Zwolle (1839), 4<>.
518
V «i I e n t i u e I I i, Delle biblioteehe
tribunale d appello, e redattore d’uno de 1 migliori giornali di scierize
econorniche del regno ‘) al quäle godo protestare pubblicamente la
inia ricönoscenza. Autore di chiara fama, possiede egli pure una
buona biblioteca di forse 4000 volumi di giurisprudenza, storia e
letteratura, cosi patria come straniera.
5. Bibi, tot nut van ’t algemeen.
La biblioteca degli artieri e di poveri e foruitä di buou numero
di libri di lettura pegli artigiani ed ulti, pei fanciulli, per le ragazze,
pei poveri, i quali tutti pessono de mandare, ad ora fissata, in cia-
scun giorno di lavoro, il libro che desiderano, e ritornano in altra
ora a prenderlo. Alla conservazione e all' increinento di questa
biblioteca, fornita di sole opere d’amena e morale lettura, e d’istru-
zione populäre, provvede la societä figliale tot mit van ’t algemeen.
AI principio del secolo scorso il dotto Zaccaria Conrado Uffen-
bacb lodara a Zwolle le due importanti raccolti di libri e stampe
classiche delle stampatore e librajo Gerrit Tydemann e del pastore
Leenhof 3 ).
Enschede. — Enchusa, lat.
1. Bibi, pubbliea.
Alla fine del secolo XVII conservavasi in Enschede una raccolta
di circa 600 opere teologiche, storiche, mediche, giuridiche, della
quäle fu pubblicato un buon indice s ) raro in commercio.
3. Bibi, degli anabattisti.
Questa biblioteca contiene 3000 opere d’ogni classe di studio,
cosi ripartite: 1. Teologia; 2. Storia; 3. Descrizioni di viaggi ;
4. Storia naturale; fi. Belle lettere; 6. Miscellanee; 7. Fascicoli;
*) Tijdschrift voor staatshuishoudkunde en Statistik, door Mr. B. W. A. E. Sloet tot
Oldhuis. Zwolle, 1841—1860, 8«.
2 ) Merkwürdige Reisen, vol. II, p. 365—366, 368—390.
3 ) Index variorem insignium librorum, tarn historicorum, medicorum, iuridicorum
quam tbeologicorum , qui servantur in bibliotbeca Enchusana. Enchusa?, typis
Henrici a Straalen, anno 1693, p. 18, 4°.
e delle societÄ scientifico-letterarie della Neerlandia.
519
8. Lihri eon tavole. L’indice che ne fu redatto ‘), spogii affatto di
appunti bibliografici non da luogo a un giudizio sull’ importanza di
questa biblioteca.
Frisia.
Di quanta importanza fossero a' tempi andati le bibilotecbe della
Frisia, moströ il dotto Uffenbach, nel viaggio giä allra volla citato.
Or fu gentile pensiero del dott. J. Dirks di dar rilievo, in una tratta-
zione a parte 3 ), a quanto ne scrisse quel diligente tedesco, aggiun-
gendovi note e schiarimcnti sui luoghi, sugli istituti, sugli individni
da lui nominati.
Leeuwarden, Leuwarden, Lieuvvarden, — Leovardium,
Leowardium, Leovardum, Leovardia, lat.
1. Bibi, provinciale.
Piceola e provveduta soltanto delle opere piü indispensabili era
la biblioteca dell’ ateneo, e prima del ginnasio di Leeuwarden, cono-
ciuta fin dal secolo XVII, e ricordata da Lomeier 3 ) e Kandier 4 ).
Avvenuta Ia soppressione dell' ateneo reale di Franeker, il governa-
tore della Frisia propose che la biblioteca di questo fosse aggiunto
a quelio del primo, per formare un istituto provinciale, ad inco-
raggiamento e progresso della scienza. La ordinanza reale 8 rnaggio
1844, N. 8, ottenutane dal ministro dell’ interno favori quel nobile
voto, e la biblioteca fu concessa all' uso della provincia di Frisia,
perö alla condizinne cbe fossero levate, per consegnarsi all’ accade-
mia reale di Delft, tutte le opere che trattano materie corntnerciali,
e quelle in geliere che fan parte di quell' insegnamento accadeinico.
*) Cafalogus der hibliotheek van de doopsgezinde gemeente te Enschede. Te En
schede, bij ß. ß. Blijdenstein, 1836, p. 96, 8°.
a ) Anteekeningen van Z. C. van Uffenbach , gedurende zijn verbliif in Friesland in
1710, medgedeeld door Mr. J. Dirks. In De vrije Fries. Te Leeuwarden, 1833,
vol. VIp, p . 303-390.
3 ) De hibliothecis, p. 210-
4 ) Abhandlungen von Schulbibliotheken, Leipzig, 1744, Abtheil. IV, c. 3—4.
320
V a 1 e n t i ii e 11 i, Delle biblioteche
Fatta la divisione, i libri a stampa, le incisioni, i manoscritti,
gli erbarj, e tutto ciö che apparteneva all 1 ateneo di Franeker, fu-
rono trasportati insieme alla piccola raccolta dell’ ateneo cittadino,
nel nuovo palazzo di giustizia, essendosi per tal maniera costituita la
biblioteca provinciale, che dovea esser tosto riorganizzata e conve-
nientemente catalogizzata. Deposta in una sala superiore abbastanza
capace e piena di luce, fu distribuita negli armadj, dietro le sei
classi capitali in cui fu divisa: I. Teologia; II. Scrittori orientali;
III. Giurisprudenza; IV. Scienze ed arti; V. Belle lettere; VI. Sto-
ria. La teologia, la piü ricca classe importata da Franeker, alla
quäle si sono poi aggiunti aleuni ss. padri, fu ordinata sistematica-
mente, come si dirä a suo luogo, da Jacopo Amersfoordt che ne
diede il catalogo. Alla giurisprudenza si sono riunite le opere di
scienze politiche: questa partila non e incrementata a paro delle
altre, dacelie le si otfre un forte appoggio nella biblioteca della corte
di giustizia, che fra poco verrät posta ad uso del pubblico. Alle
scienze ed alle arti si sono riportate la filosofia e le scienze naturali
ed esatte, nonehe le belle arti. Alle belle lettere la linguistica e la
critica, la rettorica, i romanzi e le miscellanee, i poeti e i favo-
leggiatori, la bibliografia, i cataloghi, le rnemorie e gli atti delle
accademie e delle sociefä, i giornali. Alla storia la geografia, la cro-
nologia, l’araldica, l’archeologia, la topografia, i viaggi, le biografie,
gli elogi e gli annuarj. I classici greci e latini furono distribuiti
nelle classi cui spettano, e i poligrafi in quella cui appartiene il primo
trattato del libro. Fu collocata a parte la inapprezzabile raccolta
rabbinica provenutale da Franeker, gia descritta dal dotfore di teo
logia evangelica M. Van Stavern, per ordine alfabetico d’autori, in
dettagliato catalogo che sarä quanto prima pubblicato.
Compiuta 1’organizzazione l'anno 1851, fu nel successivo la
biblioteca aperta all'uso pubblico, coli’assegnazione dei giorni di
lunedi, mercoledi, venerdi, dalle ore 10 antim. alle 2 pomerid., e
nei mesi d’aprile — ottobre, dalle ore 3 alle 5 pomerid. per la lettura.
La biblioteca cosi costituita conta da verso a 16000 volumi. Or
perche torni ad utilitä piü comune, fu fissato che le differenti classi
di tempo in tempo dovessero essere provvedute delle piü importanti
e necessarie opere che maneavano. Benche negli acquisti fatti col
fondo di 1200 fiorini, corrisposti annualmente della provincia alla
biblioteca e all 1 archivio, diasi la preferenza alle opere di storia e
e delle societä scientilieo-lettei'ai'ie della Neerlandia. o21
letteratura che si rapportano alla Frisia, uullostaiite sono pure prov-
vedute opere di gram prezzo in altre classi <); ed, ove presenfossi
l’occasione, furono eziandio acquistati alcuni curpi d’opere, come le
stampate e manoscritte dei fratelli Guglielmo e Ovino Zwier van Ha
ren di Leeuwarden, dalla ereditä di quel primo bibliotecario, Jacopo
van Leeuwen.
Ma ben piü che gli acquisti accrebbero la biblioteca i doni fre-
quenti. Nominerö prima la non ispregevole scorta dei libri dell 1 an-
tico collegio medico di Leeuwarden, distribuita in due stanze. Quasi
quattromila volumi di opere, la piü parte di matematica e fisica,
lasciava insieme a pingue sostanza Seerp Brouwer, professore di
matematica a Groninga, alla moglie, e tutti indistantemente offeriva
in dono la vedora 1’8 novembre 1836 alla biblioteca. Nell’anno 1833,
il vivente dottore J. H. Halbertsama, giä predicatore anabattista di
Deventer, donavale 300 volumi di classici, di opere di giurispru-
denza, di letteratura e di storia: altrettanti presentavale al principio
d’ottobre 1860, fra’ quali sono alcune bibbie di gran prezzo, la sto
ria dei Brasile, di ßoberto Soutbey (London, 1819—1822, vol. 111,
4°.) e parecchi eccellenti incunabuli 2 ). Tale e dei resto l’affluenza
J ) a) Flora Jav® »ec non ihsulartun adiaceutium , auctore Carolo Lodovico Blume,
adiutore Joanne Baptista Fischer, cum labulis lapidi ®rique incisis. ßruxellis,
lypis II. Bemy, 1821), e segg. in fogl. mass. con incisioni colorate. Opera di piu
che un centinajo di fascicoli, non ancor terrninata.
bJ Rumphia sive commentationes botauic®, imprimis de plantis Indi® orientalis
tum penitus incoguitis, tum qu® in lihris Rhedii, Rumphii, Roxburghii, Wallichii,
aliorumque recensentur, scripsit C. L. Blume, cognomine Uumphius. Lugduni Ba-
tavorum, 1836—1848, vol. IV, fol., con tavole colorate. Giorgio Everardo Rumph
ledesco , s’ era dedicato con pieno successo agli studj hotanici in Ainboina, isola
delle colunie neerlandesi. Esseiulosi il Blume approfiltato dei di lui studj, e ]>er-
cib denominatosi Uumphius, a titolo di ricouoscenza, pose al principio dei secondo
volume della detta opera, litografato il monumento dei Rumjih, morto ad Ainboina
nel 1814, elligiandovi presso , le due piante Ilabenaria Susana: e Musu paradi-
siaca.
a ) Commedie di Terenzio. Treviso, 1844, 4°. — Sermoni di s. Bernadino da Siena,
ßasilea, Nicolo Kessler, fogl. — Meritano 1’ attenzione d’un bihliografo nove
opuseoli in antico fogl., senza nuinerazione (eccetto il primo di carte CL) a duo
colonne , con linee 39—41 per pagina , senza alcuna data: 1. Joannis de Ttirre
cremata. Expositio in psalmos. 2. Petri de Ailiaco. Tractatus de aniina. 3. Lo
stesso. Super tribus Evangelii cantieis. 4. Lo stesso. De quadruplici exercitio spi-
rituali. 5. Lo stesso. Expositio super Cantica. 6. Lo stesso. De septem gradibus
schal® spiritualis. 7. Lo stesso. Tractatus de oratione dominica. 8. Qu®stiones
duodecim notabiles. 9. Tractatus de Jud®orum et Christianoruin eommunionc.
i
522
Valentinelli, Delle hiblioteche
de’donativi che nell’anno 1856 si noverarono 42 donatori, 43 nel
1857, 75 nel 1858, 24 nel 1859.
Ai codici manoscritti veduti dall’ Uffenbach nella bihlioteca di
Frarieker, e da me riscontrati, possono aggiungersi a) una bibbia su
membrana sottilissima, in piccolo foglio, a caratteri minuti, in due
colonne; b) due libriccini di preghiere, membraitacei, miniati ad
intrecci geometrici, del secolo XV; c) un Orazio, con interpretazione
lineare, egualmente latina del secolo XI, in fogl.; d) um elegante
codicetto di Tibullo, con miniature messe ad oro, del secolo XVI;
e) molte cronache della Frisia; f) due codici autograti di Pietro
Suffredo, storico di Leeuwarden, del secolo XVI; g) altro di Reine-
rio Bogermas, sindaco di Groninga nel 1531, che contiene: Do ori
gine Frisonum — De nominibus ei loquela eorum — Adagia
Frisonicu; h) un elegante codice bombieino del corano, in lingua
originale; i) pareccbi cartolari con lettere autograf’e, testamenti ed
altri composti d’uornini dotti, statisti, militari, meiribri di famiglie
nobili e distinte; k) alcuni Album importanti, fra" quali quelli di Fr.
e Tib. Hemsterhuis.
Le giunte fatte all’ antico fondo dall’ epoca del primo catalogo
(1713) e le posteriori di Leeuwarden accrebbero per modo la so-
stanza che fu necessario un nuovo catalogo. Questo compito fu dato
dalla direzione a quell’ archivista provinciale e bibliotecario J. Van
Leeuwen. Essendosi nel 1842 pubblicato il catalogo della classe
teologica, diede egli quello delle quattro altre *)• aggiungendo ai
titoli, ove riputollo opportuno, aleune osservazioni e il nome del do-
natore. E perche non fossero dimenticati gli scrittori, le cui opere
sono riunite con quelle di altri, ovvero sono accennate nel titolo del
libro, l’autore ne eresse un indice speciale con ricco registro di
rinvii (p. 553—579), con che non son ne anche perduti gli anonimi
e quelli i cui nomi si presentano notevolmente cainhiati, o perche
tradotti dall' olandese in altra lingua, o perche pseudonimi. Il pre
sente bibliotecario J. R. Dykstra, archivista provinciale , alle cui
gentilezze ho dovere di dichiararmi riconoscente, sta ora occupandosi
! ) Nieuwe catalogus der provinciale bibliotheek van Friesland. Tweede gedeelte.
Regtsgeleerdheid, kunsten en Wetenschappen, Fraaije Lettern en Geschiedeuis, ver-
waardigd door J. van Leewen « bibliothecaris. Leeuwarden, L. Schierbeek, 18ü4,
p. X, 583, 8«.
e (lelle societa scientifieo-letterarie della Neerlandia.
523
del terzo volume del catalogo, che eoinprenderä la descrizione di
300 codici manoscritti, di 300 opere a sfampa di Ietteratura rabbi-
nica, particolannente iihistrata dal dott. Stavern, come ho detto. II
Dykstra descriverä pure gli erbarj, una collezione estesa di disser-
tazioni giuridiche e mediehe, non che di orazioni, brani storiei, e
continuerä la catalogazione delle opere teologiche, acquistate dopo
la pubblicazione del primo volume, e cosi anche di libri acquistati
nelie altre classi: darä finalmente per giunta una bibliografia critica
delle opere che piü lo meritano.
Alcuni cenni di questa biblioteca insieme al nome dei donatori
sono porti dall' operetta annuale Verslag van de toestand der pro-
vincie Friesland in 1836—1860. Leeuwarden, 8°.
3. Societa frisonna di storia, anticliita e lingua.
Questa societa denominata frisonna dallo scopo unico che si
prefisse di raccogliere ed illustrare i documenti riferentisi alla storia
e alla lingua del paese, fu fondata il 26 settembre 1827. II numero
totale di tnernbri monta ora a 318 , nove de’ quali sono onorarj,
73 straordinarj, 29 attivi, 207 ordinarj. AI numero e all" attivita
de - metnbri non che alla diligenza speciale usata nella redazione de'
loro lavori corrisponde e la quantitä e I' importanza dei prodotti let-
terarj che in si corto lasso di tempo pubblicarono, ad illustrare la
storia, le anticliita, la lingua del paese. Queste opere o sono com-
prese in collezioni periodiche •) o sono slampate separatamente 2 ).
*) a) Werken uitgegeven door het Friesch genootschap van geschied-, oudheid- en
taalkunde. Leeuwarden, 1842—1855, vol. II, 4°., 8°.
b) Onde Friesche kroniken. Leeuwarden, 1853, 4°. Fa parle della raccolta
antecedente.
c) De vrije Fries. Mengelingen uitgegeven door het Friesch genootschap van
geschied-, oudheid- en taalkunde. Serie prima. Leeuwarden, 1839 —1853,
vol. VI, 8°.
d) Lo stesso. Serie seconda. Leeuwarden, 1854—1860, vol. III, 8°.
2 ) a) Verrov F. (van). Eenige gedenkweerdige geschiedenissen, tot narichtinge
der nakomelingen, sommarischer wijze beschreven. Leeuwarden, 1841, 8°.
b) Onde Friesche Wetten, bijeenverzameld en op nieuw nagezien door M, de Haan
Hettema. Leeuwarden, 1846—1851, vol. II, 8°.
c) Worperi Tyarda ex Risumageest, prioris in Thahor. Chronicarum Frisiie libri
tres. Edd. societas Frisiana historiae antiquitatis literarumtjue studiosa Leeuwar
den, 1847, 8°.
524
Val ent ine I li, Delle biblioteche
Le dettagliate ed opportune indicazioni sulie une e sulle altre, come
pure i rapporti storici della societa sono registrati in una pubblica-
zione anuuale, che giä conta trentadue anni di vita J ).
Tanta operositä de’ raembri non potea a meno di non contribuire
potentemente allo sviluppo degli studj storico-etnografici del paese,
come lo attestano le opere pubblicate 3 ) e una bibliografia 3 ).
La societa colla tenue somrna di cinque fiorini annui, pagatale
da ciascuno de’ suoi membri attivi ed ordinarj, coadiuvata oltracciö
da frequenti donativi, fondb una biblioteea ed un gabinetto arcbeolo-
gico, mezzi indispensabili a raggiungere completamente Io scopo
propostosi. Limitato e il numero de’ volumi, non montando forse ai
d) — — Vierde boek der kronijken van Friesland, bevattende de geschiedenis
van de XV. eeuw. Eerste en tweede gedeelte. Leeuwarden, 1850, 8°*
ej Proeliarius of Strijdboek, bevattende de jongste oorlogen in Friesland, in het
jaar 1518, beschreven door broeder Paulus Rodolphi van Rixtel, vroeger geheeten
Johannes Gruyter. Leeuwarden, 1855, 8°. Le opere c—e furono pubblicate a cura
dal dolt. .1. G. Ottema.
f) Memoires relatifs a la guerre de succession de 1706—1709 et 1711, de Sicco
van Goslingo, depute des etats-generaux, publies par MM. U. A. Evertsz et G. H.
M. Delprat. Leeuwarden, 1857, 8°.
g) Leven van Menno haron van Coehoorn, beschreven door zijnen zoon Gose-
wijn Theodor baron van Coehoorn, uitgegeven en met aanteckeningen vermeerderd
door Jhr. J. W. van Sypestein, Kapitein-Ingenieur. Leeuwarden, 1860, 8°.
*) Verslagen der handelingen van het Friesch genootschap van geschied-, oudheid-
en taalkunde. Leeuwarden, 1S28—1841, 8°.; 1842—1860, vol. XXXII, 8°.
2 ) a) Archief yooi* nederlandsche en inzonderheid vriesche geschiedenis-, oudheid-
en taalkunde, byeenverzameld door H. W. C. A. Visser^ en H. Amersfoordt. Leeu
warden, 1824—1828, vol. III, 8».
b) Friesisches Archiv. Eine Zeitschrift für friesische Geschichte und Sprache,
herausgegehcn von II. G. Ehrenbraut. Oldenburg, 1847 — 1854, vol. II, 8°.
c) Bijdragen tot de friesehe geschiedenis, taal- en letterkunde. Francker,
1848—1852, vol. V, 8«
d) Foekemn Mr. Pa am. Proeven van taal- en geschiedkunde, met eene hij-
drage over den frieschcn kronijk van Öeke vau Seharl en anderen. Leeuwarden,
1836, 8°.
c) H eke in a I hr. M r. M. de Haan. Beknopte handleiding om de oude friesehe
taal, voor zoo verre zij in handschriften en in druk nog bestaat, gemattkelgk
te lezen en te verstaan , hoofdzakelijk voor diegenen, welke eenige kennis der
legenwoordige land-friesclie taal hebben. Leeuwarden, 1S30, 8°.
f) On tuen N. Glossarium der friesischen Sprache, besonders in nordfriesischer
Mundart, zur Vergleichung mit den verwandten germanischen und nordischen ec.,
herausgegeben von L. Engelstoff und C. Molbech. Kopenhagen. 1837, 4°.
3 ) Essai d' une bibliographie de la litterature frisonue Catalogue des livres en laugue
frisonue, et de ceux qui traiteut de cette laugue et de sa litterature. Haye en
Leeuwarden, 1839,' 8°.
e delle societa scientifico-letterarie della Neerlandia.
3000; ma l’importanza di quella raccolta e rilevata dalla scelta delle
opere, congiunta alla circoscrizione della materia in esse trattata. Or-
dinata sistematicamente, dividesi nelle classi seguenfi: A. Storia ;
B. Giurisprudenza; C. Anticliitä e numismatica ; D. Letteratara;
E. Miscellanea, della quäle fanno parte i lihri di scritlori frisonni o
pubblicati in Frisia; F. Libri di storia e letteratura nordica, per gli
stretti rapporti della Frisia colle altre parte settentrionali dell’Europa;
G. Codici manoscritti. Un itidice compendioso *) impresso su carta
da scrivere, con fogli bianchi al (ine delle singole ripartizioui, offre
il vantaggio di mantenere in continua evidenza, colle successive in-
serzioni, l’incremento parziale delle classi. Dalla pubblicazione di
quel catalogo, la biblioteca s’ e accresciuta per guisa che se ne re-
puta ora necessaria una seconda edizione. Pero il rilevante aumento
de* codici manoscritti, che da 45 registrati nel 1848, montarono a
quasi 300, vuol che prima si pensi alla illnstrazione di questi. La
piü parte di essi contiene cronache del paese, pareccbie delle quali
sono giä stampate. Fra’ piü pregevoli di vario argomento citerö
un codicett.o (Hora3 b. Maria; Virginia) in 16°. con vaghe miniature
del secolo XVI; un dizionario olandese del XV; gli statuti membra-
nacei della cittä di Volharden (1479), in 4°., coli’ antica legatura
che porta incise sui cartoni esternamente le armi della cittä, inscritte:
Insignia oppidi Boisvardiani; un codice piü recente in ottavo
oblungo, di qualche interesse arcbeologico, intitolato: Liber conti-
nens varias observationes antiquitates romanas spectantes, cum
figuris nitidissimis manu delineatis. ut et plurimas inscriptiones
antiquas a viro docto in Italia, Gallia ec. ex murmoribus ec.
descriptas, aliaque varii argumenti; alcune Operette autografe di
professori della Frisia. Della descrizione di tutti si occupa ora fer-
vorosamente il dottore in legge e memhro dell' accademia reale delle
scienze del regrio, J. Dirks, presidente della societä. Fra le lau-
tezze speciali nella serie degli stampati debbono ricordarsi: a) otto
portafogli, contenenti opuscoli di argomento archeologico, politico
(1787—1795), storico; b) il prezioso inctinabulo Friesche Land
regt, stampato, senza note tipografiche, dietro alcuni, a Dokkum,
dietro altri, a Leeuwarden, a caratteri rotondi, in 8°., giä illustrato
i) Catsilogus (1er bibliotheek van bet Friesch genootschap voor geschied-, oudlieid-
en taalkunde, opgemaak in iulij 1848. Worcnm, p. 94, 8°.
a
526
Valentinelli, Delle biblioteche
da Eckhoff ') ed Ottema 2 ), il quäle ultimo comperollo al prezzo di
110 fiorini, ed offerillo in dono alla societä; cj una collezione ho-
tanica di libri, ingegnosamente lavorati in legno: la copertura e
tratta dal legno di una data pianta; internamente sono distribuite in
opportuni compartimenti le parti della pianta, le sementi, i bulbi, i
fiori essicati, le foglie, le radici ec. Questa collezione procede dal-
l’universitä di Franeker, cui aveala regalata il re d’Olanda, Luigi
Napoleone, come altra simile ne avea donata all’ universitä d' Har
derwyk, ora deposta nel museo di Zwolle.
Il non ricco gabinetto archeologico possiede alcuni oggetti ro-
mani dissotterrati nel paese, altri di tempi barbari, e cemelj di secoli
non molto da noi lontani, minutaglie in bronzo, terre sigillate, pietre,
alcune monete. Fra le curiositä speciali merita confidenzione 1' ae-
querenia (aquamanile) in bronzo, rappresentante un quadrupede
capriccioso, con un buco sulla testa per infondervi l’acqua, un can-
nello in bocca per versarla, uno piü grande sotto al ventre, per
polire il vaso. Simili stromenti, riscontrati a pref'erenza nel setten-
trione d’Europa, si rapportano da talnno a'tempi pagani s ), da altri
con piü ragione 4 ) al secolo XII o XIII. Aggiungerö 1" osservazione
ehe simili vasi riscontravansi per lo passato nelle sagrestie cattolicbe
della Neerlandia, a lozione delle rriani.
Cosi la biblioteca, come il gabinetto archeologico furono nel
1854 distribuiti in apposite sale del nuovo palazzo di giustizia.
1 ) Betoog dat de eerste druk van de oude Friesche wetten, bezorgd door herr Hidde
Cumminghn omstreeks den iare 1484 is gedrukt te Leeuwarden als eene nieuwe
hijdrage tot de geschiedenis van de boekdrukkunst in Niederland, bij gelegenlieid
der typographische tentoonstelling op het Costerfest te Haarlem, in 1856, mede-
gedeeld door W. Eckhoff, archivarius der Stad Leeuwarden. Leggesi nel periodico
De vrije Fries. Leeuwarden, 1856, nuova serie, part. I, p. 362—378.
2 ) Over den ouden druk der Friesche wetten of het Friesche landregt, gedrukt le
Dokkum in 14 verhandeling van dr. .1. Ottema. Te YVorkum, bij H. Brandenburgh en
zoon, 1859, p. 21, 8°., con fac-simile della 1* pagina.
3 ) Cosi pensolla Samuele Cristoforo Wagener nella descrizione d’ un simile monu-
mento , al num. 172 dell’ atlante aggiunto all’ opera : Handbuch der vorzüglichsten
entdeckten Alterlhürner aus heidnischer Zeit. Weimar, 1824, 8°. „Ein in hiesiger
Nahe gefundenes heidnisches Opfergefäss in Gestalt eines Löwen beßndet sich
unter den Alterthümern des Kaufmannes Du Menil zu Leipzig. Es ist von Bronze
und hat zwei Öffnungen zum Ein- und Ausgiessen der Flüssigkeit, auch noch eine
dritte versehliessbare Öffnung zur Reinigung des Innern.“
*) Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der
Baudenkmale. Wien, 1854, 4°, p. 35, 36, 49.
e delle societa scientifico-Iett'erarie della Neerlnndia. 527
tlietro risoluzione presa dal collegio degli statt deputati, 31 maggio
1853, n. 31.
3. Bibi, municipale.
Collocata nel palazzo municipale la hiblioteca civica non conta
piü che 4000 volumi. I libri ai quali quasi esclusivamente si circo-
scrive, sono i prodotti delle stamperie di Leeuwarden; Je trattazioni
sulla ciltä, con qualcbe riguardo alla provincia; le opere di scrittori
o nali o abitanti in Leeuwarden, a qualunque classe di studio appar-
tengano. Non e qui luogo a parlare de' suoi incunabuli che mancano
d’importanza, dacche il primo libro a stampa data dal 1573. Vi si
riscontrano peraltro molte edizioni di Campegio Vitriga, alcune delle
migliori pubblicazioni che illustrano la provincia i), tulte le edizioni
delle opere di Siegeberto Havercampio, nalivo di Leeuwarden,
archeologo e numismatico.
Di questa biblioteca giä descritta 2 ) apparecchiö un catalogo
sistematico in un volume in foglio, quel bibliotecario ed archivista
della cittä W. Eekhoff, il quäle proponsi di pubblicarlo: suo lavoro
e pure uno speciale catalogo intitolato : Gescliiedkundige biblio-
graphie van Leemvardeti. Ciö per altro che piü richiama la ricono-
scenza cittadina e la ordinazione da lui impresa nel 1833 e gia
conipiuta del non vasto archivio, come pure la dettagliata cataloga-
zione de' suoi documenti.
1 ) a) Groot Placat en Charter-boek van Vriesland, vercierd met ophelderentle aan-
teekeningen en verbeterde leezinger der oude abschrivten, verzamelt door G. F.
baron thoe Schwartzenberg en Hohenlausberg. Te Leeuwarden, bij Willem Conlen,
1768—1793, vol. VI, foglio mass. Una descrizione dell’ opera fu data dall’odierno
bibliotecario nel Vrije Fries. Leeuwarden, 1866, p. 324—361.
b) Stamboek van den Frieschen vroegeren en lateren Adel, uit oude en echt
bescheiden en aanteekeningen, en met bijvoeging van de Wap.ens der ouderschei-
dene gesiechten, opgemaakt door Ir. Mr. M. de Haan Hettema , en Mr. A. van Hal-
mael, Ir. ec. Te Leeuwarden, bij D. Meindersma Wz. 1846, vol. II, fol., colle armi
ad oro e colori blasonici.
c) Nieuwe Atlas van de provincie Friesland, bevattende kaarten van de dertig
grictenijen of gemeenten, met de daarin gelegene elf steden en aar grondgebied
alsmede van de eilanden ameland en scbiermonnigkoog. Te Leeuwarden, bij W. Eek-
hoff, 1849—1869. Carte trentasci in foglio atlantico , la cui esecuzione costo
36000 fiorini.
2 ) De Vrije Fries. Leeuwarden, 1866, p. 324—361.
Sitzb. d. phil.-hist. CI. XXXVIII. ßd. III. Hfl.
36
528
Va len tinelli, Delle biblioteche
L’ incremento dei due istiluti proviene piuttosto dai doni fre-
quenti che dagli acquisti, non contribuendo la cittä a tale scopo che
200 fiorini annui.
4. Bibi, della corte di giustizia.
Ad oltre due secoli rimonta 1’origine delle biblioteca della corte
di giustizia, o.ra collocata nel nuovo edifieio di questa. Fatta conoscere
nel secolo diecisettesimo i) e nel successivo 2 ), comprende ora
5000 volumi, la piii parte d’opere di giurisprudenza. La frequenza
dei corpi maggiori legali, i formati in gran foglio, la splendidezza
delle legature, la conservazione degli esemplari ne costituiscono il
maggior pregio. Beuche non sia per nuovi acquisti accresciuta, non
vien meno per questo il vantaggio che puo trarsene, o per via di
prestito, o per lettura nella sala vicina della provinciale. Dacche il
presente bibliotecario K. Bonga, segretario di quel tribunale, non
puo occuparsene, ne tiene egregiamente le veci il bibliotecario della
provinciale, che si propone di aprila periodicamente ad uso pubblico
tosto che ne abbia compiuta l’ordinazione. B metodo da lui seguito
nella distribuzione e l'adottato dal catalogo, pubblicatosene lo scorso
secolo s ) in isplendida edizione in gran foglio, coi nomi degli autori
a lettere maiuscole e coi piü minuti dettagli nella sposizione delle
collezioni.
5. Bibi, della societä tot nut van ’t algemeen.
Questa biblioteca popolare aperta da pochi anni all' uso dei
dipartimento sociale di Leeuwarden, e sufficientemente provveduta
delle opere piü comuni di istruzione tecnologica, di storia, segnata-
mente dei paese, e di letteratura leggera. Il catalogo pubblicatone 4 ),
1 ) Samuelis Arcevii. Catnlogus instructissim® bibliothec® qu® est in sui>rema
Frisiorum curia. Leovardii, 1633, fol. — Ivi, 1668, fol.
2 ) Strik. Catalogus bihliothecae quae est in Frisiorum curia. Leovardiaj, 1733, fol.
— ßibliotheek des Friedländischen Gerichtshof. Leeuwarden.
3 ) Catalogi duo instructissim® hihliothec® qu® est in suprema Frisiorum curia, quorum
prior totus est alphabeticus sine ulla materiaruin distinctione, alter per capita, secun-
dum diversas materias dispositus est, de novo in hunc ordinem digesti , anno 1766.
Leovardi® excudit Johannes Seydel bibliopola, 1776, p. 271, 98, fol.
4 ) Katalogus van de hibliotheek voor jongelieden, welke te scholen hehben verluten,
opgerigt door het departement Leeuwarden der maatschappij: Tot nut van ’t Alye-
mcen. Gedrut tke Leeuwarden, bij G. T. N. Suringar, 1823, p. XVI, 63, 8°.
e delle societa scientifico-letternrie della Neerlandia.
529
sprovveduto aftatto di note bibliografiche, perche destinato al basso
popolo, e preceduto da un lungo proemio e da un regolamento che
ne determina 1' uso. Perö 1’ autore s' attenne alla ripjartizione siste-
matica.
tt. Bibi. Bencker.
Daniele Arminio Beucker, segretario del tribunale pi*ovinciale
di Leeuwarden, uomo di estese cognizioni in giurisprudenza e bota-
nica, i cui meriti furono rilevati da J. V. de Ci'orie *), avea di per se
fox-mata una distinta raccolta di quasi 3000 opere legali, di cui
generosamente peimiettea 1’ uso ai eultori della scienza, in un tempo
in cui mancavano a Leeuwarden le biblioteche. La partifa degli
autori antichi, singolarmente delle grandi collezioni, non che di ma-
noscritti legali, provenivagli dalla ereditä di suo cugino dott. J. H.
Woorda, professoi’e di diritto. Le annotazioni apposte di mano del
Beucker tanto agli stampati che ai manoscritti rendeano piü apprez-
zabile quella biblioteca, che alla morte del possessore dovea essere
distratta, ad eccezione dell’ exdxario di vegetabili indigeni, legato al-
1' ateneo di Franeker. Fu allora che per volonta espi’essa del defunto,
lo spettabile J. van Leeuwen ne estese il catalogo 2 ) per Ia vendita
all’ asta, fattasene l’agosto 1859.
Dokkum o Dockum. — Doccomium, Doceumum, lat.
All’ estremo nord della Fi'isia e la piccola cittä di Dokkum, gia
celebre dacche vi si conservava il libro degli evangelj, usato dal-
l’apostolo del cristianesimo, s. Bonifacio, ivi ucciso il 755. Il Lomeier
attribuisce all’esistenza di questo libro l’importanza d’una biblio
teca 3 ). Uffenhach muove pure in circa dell’ anzidetto codice
1 ) Questi ne scrisse la biografia nel periodico : V'aderland. Lctterocfninyen voor Jitny,
1829. n. VII.
2 ) Catalogue de livres des la bibliotheque du feu Mr. Daniel Hermannus Beucker Audree,
greffier du tribunal de premiere instance, seant a Leeuwarden. Leeuwarden, cliez
G. T. N. Suringar, 1829, p. 444, 8°.
3 ) „Doecornii in Frisia occidentali asservatur MS. evangeliorum Codex, quo usus est
Bonifacius , antea dictus Winfridus, post Clementem in historiis fidei christiaute
praeco, inartirio cum i>2 sodalibus affectus, in ea Hollandi® regione quam Westfri-
siam voeant. Superesse dicuntur parricidarum posleri, qui omnes naseuntur.canescenti
530
Vnlen ti nelli , Dolle biblioleehe
manoscritto, ehe attesta essersi trasportato col cadavere a Utrecht e
quindi a Fulda 1 ).
Lo stesso Uflenbach, soffermatosi a Dokkum, vi ispeziona la
piccola bihlioteca del rettore delle scuole, Lamberge.
Franeker. — Franekera, Franequera lat.
Bibi, pubblica.
Alla fine del seeolo XVI risale 1’ origine della biblioteca del-
l’antica universitä, poi dell'ateneo reale di Franeker, la quäle, per
mancanza di un conveniente assegno annuale, rimäse fino alla metä
del seeolo XVII non piü ehe una tenue raccolta di libri d'uso piü
neeessario. Chi ne scorra i cataloghi primi 2 ), dovrä persuadersi
della veritä di questa proposizione. Fu perciö che i conservatori
dell 1 universitä, riunitisi nel marzo 1650 per la compilazione d‘un
opportuno statuto di biblioteca, ordinarono che ciascun professore e
appena nominato e vicino a morte le donasse qualche opera man-
cante; che i singoli tipografi degli ordini della Frisia le presentas-
sero un esemplare delle loro stampe; che chi prendeva il grado
accademico, le ofFerisse un' opera nuova o una lira di Fiandra. Quello
statuto 3 ) steso in un latino degno del seeolo d’Augusto, ingiungeva
oltraccio procedimenti piü addatti per conservare la sostanza della
biblioteca e per accrescerla 4 ). Che Feffetto corrispondesse piena-
in capite cirro ureignes. Fides penes Guicciardinum (Belgium Universum, 1546, fol.).
De bibliothecis, p. 249—250.
*) IWerkwiirdige Reisen, vol. II, p. 271—273.
2 ) Catalogus librorum bibliolheese publicm Franequcranse. Franequerae, 1601, 4°. Ivi,
Balk, 1626. Ivi, 1644, 4°.
3 ) Statuta et Ieges bibliothecaj academiae Franequeranas. Franequerae, 1650, fol. Ivi,
1712, fol.
4 ) „Nomina eorum qui bibliothecam auxerunt in tabulis ad id snspensis, in libris et in
catalogis diligenter exprimito, quo cuiusque donantium honesta et grata memoria
extet. — Involucris et foliis quibusdam intimis insigne academi© bibliothecarium
imprimito. — Omnes catenis in plutois suis, secundum facultates seu materias collo-
cato. — Hane (bibliothecam) bibliothecarius intrare vel exire volentibus reserato,
eoque tempore diligenter inspieito, ne quid detrimenti bibliotheca capiat. — Si de-
fectum animadvertat (bibliothecarius) , slatim rectori indicato, utque in acta refe-
ratur, deque remedio cogitetur curato, et bibliothecam interea clausam hnbeto.“
e delle sociela scientifico-letterarie della Neerlaudia.
531
mente ai voti di quella zelante direzione, Io appalesa il catalogo
pubblicato assieme allo statuto *), pochi anni dopo. Non solo pro-
fessori, studenti e cittadini di Franeker accorsero con nobile gara
ad accrescere il patrio istituto, ma eziandio gli ordini supremi gover-
nativi, i principi Enrico Casimiro e Giovanni Guglielmo d'Orange 3 ),
duchi di Nassau; come pure alcuni esteri, fra’ quali e debito ricor-
dare il Cavalieri del Toson d’oro, Giovanni Honing, senatore di Mid
delburg 4 ). E perciö che nella splendida edizione data al principio
del secolo scorso del catalogo ä ) sommamente apprezzabile per la
dettagliata descrizione di ciascuna parte delle grandi opere Oceanus
juris, Bibliotlieca patrvm, ec., Ieggonsi assai noini di donatori, fra
quali merita speciale ricordazione Teodoro Maurizio van Boelens,
inscritto nella matricula advocatorum della corte di Frisia, il
14 febbrajo 1708: morto egli poco poi, legö mölti libri alla
biblioteca.
Cresciuta per tal modo la biblioteca si ricollocarono i libri negli
scaffali dietro le categorie: Libri theologici — Hebraei aliique orien
tales — Juridici — Medici — Philosophici — Mathematici — Geo-
graphici—Chronologici et historici—Poetce, oratores — Critici,
1 ) Catalogus Iibrorum bibliothec® public», curante J. Waldenbuch. Item statuta et
leges academi® Franequeran®. Franequer®, 1656, fol.
2 ) 11 rettore Nicolo Bleenard ed il senato accademico nel 1679, perpetuarono cob
iscrizione onoraria la memoria del dono della Collectio Conciliorum a Labbaeo in
36 volumi legati magnificamente.
3) Da lui fu presentato in dono l’ atlante di Blaev con carte colorate e dorate, legato
splendidamente in 12 volumi. Il ritratto a pastello di quel principe liberale vedesi
ora nella biblioteca provinciale di Leeuwarden, pendente su 11 ’ elegante armadio a
cristalli che acchiude quel dono.
■*) Fugli apposta la seguente iscrizione: „Memorie — nobilissimi, gravissimi — ain-
plissimique viri Joannis — Honig, Equitis aurati, Senatoris — Medioburgensis, —
quod eximia liberalitate pubblicam hanc almte — Academiae nostrae bibliothecam or-
naverit legatis — XX pictis imaginibus Claris — simorum et eruditissiinorum viro-
rum adiecta — sexcentorum florenorum summa — amplissimus Academiae Senatus
legato a nobilis — simis haeredibus prompte repraesentato — supremum testatoris
iudicium secutus tabulas — publicari, emptisque voluminibus — Ioculos hosce impleri
— iussit L. >1.“
5 ) Catalogus Iibrorum bibliothecae publicae quae est in illustri et prmpotenti Frisi® or-
dinum academia Franequerana , curante Alexandro Savois. Franequer® excudit,
Franciscus Hulma, 1713, p. 6, 240, fol. — Continuatio catalogi biblioth. public®
acad. Frisiac», p. 91, fol. — Supplementum seu continuatio altera catalogi biblioth.
puliI. Academi» Frisiac®, p. 32, fol. — Index alphabeticus auctorum (per le Ire
parti del catalogo) , p. 36, fol.
532
Valeiitinelli, Delle bihlioteche
antiquurii, lexicographi. Le dae prime elassi sono senza contrasto,
le piü rieche ed interessanti.
UlFenbach, visitata la biblioteca nel 1710, ne loda la colloeazione
e la preferisce, per proprieta di luogo e scelta di libri, a quella di
Groninga, ad eccezione de 1 codici manoscritti che trovö in maggior
copia e migliori in quest’ ultima. Accompagnato dal bibliotecario Co-
lero, cb’ egli commenda per le sufficienti cognizioni bibliografiche e
per la gentilezza (qualitä per lui singolare in un Olandese), esamina
alcuni codici manoscritti, riportati nei calalogbi a lui posteriori, due
fra’ libri teologici *), uno di poco conto fra i medici due migliori
fra i filosofici 3 ), parecchi nella classe delle lettere e delle miscella-
nee 4 ). L’ UfFenbach trattiensi a lungo sulla splendida decorazione
della sala e del vicino teatro anatomico, messi a iscrizioni memoriali
e ritratti: quella descrizione 5 ) e d’ importanza tanta maggiore
quanto, dopo la soppressione dell’ ateneo, avvenuta per decreto reale
il 25 febbrajo 1843, la biblioteca fu trasferita nel 1844, per la mas-
sima parte, aLeeuwarden, e alla reale accademia di Delft per le
materie in questa insegnate.
*) „Das eine war ein Codex cliart. infol., hantldick. Auf dem vordersten Blatt stand:
Vita Christi per Ludolfum Saxonicum, sacri ordin. chartus. excerpta claruit sub
Ludovico, Imperatore IV, 1330 . . . Das andere Manuscript war etwas besser. Es war
ein Codex membr. in fol. von dem neuen Testament ex versione vulgata , sehr schön
und wohl geschrieben. Am Ende fand ich: finitum est Volumen istud in domo cleri-
cörum in Zwollis, anno domini 1400, III. prid. aprilis. Bencdictus dominus.“ Merk
würdige Reisen, II, p. 302—303.
2 ) „Es ist ein Cod. chart. in fol. Joannis de Cucurrigio , mediolanensis practica medica.“
Ivi, p. 304.
3 ) „Der eine infol. membr.. guten Daumens dick, Euclidis geometriae libri XIV, idem
de visu, idem de speculis. Alle lateinisch und mit vielen figuris in marginc: dess-
wegen und weil er ziemlich sauber, ich ihn hoch halte, ob er gleich so gar alt nicht
scheint. Das andere ist ein Codex membran. in gross Quart, zwei Finger dick, Vi-
truvii de architectura libri decem, auch sauber. te Ivi.
4 ) „Zwei Justinus, der eine Codex membr. in Quart, Daumens dick, ziemlich alt und gar
sauber, doch von zweierlei Hand. Der andere aber ist ein Codex chart. in gross
Quart, auch lang nicht so alt und schön. Auch war vorhanden ein Tercntius, Codex
chart. in Quart, in cuiusfine: Explicit liber Tcrcntii, senptus in civitatc Taurini,
anno domini 1433. Auf der anderen Seite stand noch ein schöner Codex membr. in
Quart, Hand dick. Es war ein Aulus Gellius, der, wie auf dem ersten Blatt der Name
zu sehen, zuerst Tornesio gehört hat. Unten stunde: Robcrti Königsmann Genevoe
emptus, 1628. Diesem Königsmann sind die meisten Codices zuständig gewesen. Was
das Codicem Gellii anbelangt, so war es ganz sauber, auch noch ziemlich alt.“
Ivi, p. 304—30ö.
5 ) Ivi, p. 303—308.
e delle soeielä scieutifieo-letterarie ilelln Neerlandia.
533
Ai codici manoscritti indicati dall’ Uffenbach e inseriti fra' libri
a stampa nel catalogo 1713, pochi altri possono aggiungersi, tutti
passati a Leeuwarden. Ben piü che i codici tornava a vanto dell'uni-
versitä di Franeker una inestimabile raccolta di 300 volumi di lette-
ratura rabbinica, descritti a pag. 65—99 delF enunziato catalogo,
coi titoli in caratteri ebraici *)• Nel 1800 favorita la biblioteca da
generoso legato in denaro del sig. van Schurinan, si acquistarono
molti manoscritti giuridici, venduti poi ad asta pubblica nel 1847 in
Leeuwarden.
Soppressa nel 1830 la universitä ed istituito in quella vece
l’ateneo, non e credersi che la biblioteca fosse guardata con eure
minori; che anzi il forte aumento della sostanza determinö la pub-
blicazione di parziali cataloghi. Era, come ho notato superiormente,
la partita teologica una delle piü copiose e rilevanti, montando il nu-
mero delle opere a piü che 900: perciö a questa rivolse dapprima
il pensiere quel bibliotecario Jacopo Amersfoordt, distribuendola
categoricamente a ), e redigendone il diligente catalogo, continuato
per di lui morte dal fratello. Questo lavoro 3 ) merita d’essere alta-
mente commendato pel corredo di opportune annotazioni, e segnata-
mentepel dettagliato indice degli autori e delle opere (p.229—250).
Oltre la universitaria, Uffenbach cita con onore le seguenti
biblioteche
a) di Antonio Schultingium, professore di diritto, fornita di
buoui libri di giurisp rudenza, sforia, antichita, letteratura. L’Uffen-
bacli vi osservo in armadj a parte; Fontes juris, parecchie edizioni
di diritto Giustinianeo, le Pandette, i Fragmentq vetera, i Basilico-
rum libri, il Codex Theodosiwnus, il Codex legum antiquarum, i
4 ) Lexicographi — Veteres ac recentiores — Commentatores bibiici — Miscellanei.
2 ) A. Biblia et versiones; B. Veteres theologi ehristiani; C. Recentiores Bibliorum
sacrorum interpretes ; D. Theolog-i recentiores; E. Historiae ecclesiastic* scriptores ;
F. Miscellanei libri theologici; G. Libri contra religionem in primis christianam ;
II. Libri theologici manuscripti.
y ) Novus catalogus bibliothecae publicse Franequeranae. Partis primae sectio prior libros
Ibeologicos complectens. Bibliothecarn ordinavit, libros descripsit Jacobus Amers-
foordt, theol. doclor, et in athenaeo Franequerano professor, publicae bibliothecae
ibidem constitutae praefeetns. Opus, fratris obitu interruptum, continuavit Henricus
Amersfoordt, phil. theoret. magister, litterarum humaniorum doctor, gymnasii publici
Snecani rector. Leovardiae, apüd J. V. Brouwer, 1842, p. 250, 4°.
534
Valentinelii, Delle biblioteche
capitularia del Baluzio, 1 eLeges variarum legionum, civitatum ec.,
eome pure Juris naturalis scriptores, De methodo studii juris,
Historiae juris, Praecognitu juris. Vi riscontrö pure molte buone
edizioni di classici greci e latini, e di padri delle chiesa J ),
bj) del professore di matematica, Lauree, rieca di scrittori
olandesi e francesi di scienze esatte, cui si aggiungeva un’apprezza-
bile scorta di stromenti matematici 2 ),
cj di Giovanni Lemenon, predicatore francese e professore di
questa lingua. Possedea egli quantitä di libri, specialmente inglesi,
distribuiti in due grandi stanze. Nella maggiore erano collocati i
libri sacri e di storia ecclesiastica, non che gran numero di lessico-
grafi, raccolti da lui stesso. Nell’ altra riscontravansi moltri libri di
numismatica e aleuni buoni incunabuli, quali erano un Terenzio stam-
pato a Strasburgo nel 1499, Etymologicum magnurn di Venezia,
1499, fogl. Tornava a singolare ornamento della biblioteca una
scelta collezione di monete e medaglie, lasciategli da suo suocero
Schelkens 8 ),
dj del professore D. Nicolö Gürtler, apprezzabile per aleuni
buoni incunabuli 4 ).
Boisward o Bolswaerd. — Boiswert, ted. — Bolsverda,
Boiswerda, Bolsvardium, lat.
Nella piccola cittä di Boisward, Uffenbach 5 ) intrattiensi quasi
esclusivamente col rettore di quelle scuole, Hilarides, cui egli da
lode di eccellente poeta e profondo conoscitore della lingua frisonna.
Fra i suoi libri distribuiti in due stanze, egli animira un buon mano-
scritto di proverbj frisonni; aleuni libri di blasonica ed atlanti geu-
grafici miniati da suoi figli; il Dominium Frisice, inciso da Abramo
Alard in Amsterdam; molte opere di antichitä, belle arti, emblemi,
solennitä, memorie ec., accompagnate da buone incisioni.
*) Merkwürdige Reisen, vol. III, p. 282—283.
2 ) Ivi, p. 290—291.
3 ) Ivi, p. 29Ö—298.
■*) Ivi, p. 308—310.
s ) Ivi. II, p. 323—334.
e delle societä scientifico-letlerarie tlella Neerlandia.
535
Worcum. o Woudrichem.
Bibi. Domna.
La biblioteca del pastore Domna era, al tempo di Uffenbach *)
una delle migliori private della Frisia eosi per numero di libri, eome
per proprietä di legature. Oltre a molte opere di teologia, egli pos-
sedea pure le opere scelte delle altre classi di studj, ma special
mente storici. Dote caratteristica di questa biblioteca era una copiosa
scorta di libri inglesi.
Staveren o Stavoren. — Stavera, Staurium, Sturon, Sta-
verna, lat. — Staphrum, Staerum, Steerhem, Sterum,
Sturum (in antica lingua frisonna).
Bibi, pubblica.
II municipio di Staveren, assistito dall’ influente cooperazione
di Erminio Hajo, consigliere di Carlo V nel 1530, avea aperta ad
uso pubblico una scelta biblioteca cosi descritta da Martino Haracom
nel secondo libro della sua Frisia.
„Hisce ita dispositis, Friso cum forte titrieret
„Ne genus et sobolem, praclaraque facta nepotum
„Invida letheis oblivio mergeret undis,
„Condidit insignem, sacras prope Stavoris aras,
„Sub gnati Ifaionis tutela , bibliothecam.
„Üeposuit in ea vel quos eonscripterat ipse,
„Vel secum exilii tulerat solatia libros.
„Nec secus ex eius decreto postea nati
„Hic sua condebant, hic fortia facta nepotes,
„Testamenta patrum, leges, iura, acta, statuta
„Publica, fagineis inscriptaque foedera chartis
„Tum Germanorum, vel nomine teste, libellis.“
Quuli furono le sorli di questa biblioteca?
t ifft i .
') Merkwürdige Reisen. II, p. 1137—338.
Valen t i n e 11 i, Delle biblioteche
O3 ()
Groninga ed Omlandia.
Groninga. — Groningen, ol — Groningen, ted. — Gro-
ningue, fr. — Groninga, lat.
1. Bibi. delP universitä.
Gli stati della provincia di Groninga ed Omlandia decretarono
nel 1614 l’acquisto di libri a servigio de’ professori e degli studenti
dell’ universitä, eon che fu data origine alla pubblica biblioteca. La
quäle, a piü vero dire, fu aperta l'anno 1618, anno in cui il eonsole
e curatore dell'accademia, dott. Gioachino Alting, vi deposito que’
libri ehe riputati da lui i piü opportuni acquisto, per conimissione
superiore, col danaro del pubblico, e ne dono di proprj. Un antico
catalogo manoscritto della biblioleca *), accompagnato dal nome di
parecchi donatori, da conto di quella prima scorta, che poco dopo il
1618 rnontava a 403 opere. Furono queste fin da principio distri-
buite in alcune povere stanze dell’ antico monastero de' minori
osservanti, dietro la ebiesa (Broederkerk) dell'universitä. Ma se
quell' edifizio rispondeva all'ora alle modeste esigenze d’una primor
diale istituzione, la biblioteca odierna reclama altamente una piü
opportuna collocazione, daeche l’anguslia del sito e la poca luce ehe
lo rischiara ne rendono l'uso assai disagiato.
In onta alle eure sollecite degli stati provinciali e de’ privati, la
biblioteca non s’accrebbe d’assai nel secolo XVII. Il primo catalogo
a starnpa *)-, mancante d’ogni indicazione bibliögrafica, parrebbe,
pel numero delle pagine , accennare a ricchezza : ma ove si eonsi-
deri che la sola edizione de’conoilj del 1644 di Parigi in 32 volumi
Syllabus librorum omnium in bibliotheca aeademica Groninga} et Omlandia}, sive pro
vinciali, liberalitate aut emptione aeademica, sive donalionis iegative titulo, ab eius
fundatione locatorum, non ommissis ipsorum nominibus, quorum muiiificentia augmen-
tum singulare accepit. Mss. ch. in 4°.
-) Catalogus librorum bibliotbeese illustris ac almse universitatis illustrium et praepoten-
tium Groningae et Omlandia) d. d. ordinum , secunduin seriem Jitterarum alphabeti-
cum digestus, cura et opera Gerhardi Lammers, professoris medieina) pbysica) et
bibliothecarii. Groninga;, typis vidua) Edgardi Agricola;, 1669, p. 171, 4°.
ft
<i delle societa scientifico-letterarie della Neerlandia.
537
in fogl. occupa, coi dettagli, Ie pagine 38—50, e che su di simile
esempio sono modellate le altre collezioni, si trarrä induzione con-
traria. Perciö negli statuti *), pubblicati Io stesso anno, e preso sa-
viamente in considerazione 1' aumento della biblioteca 3 ). La quäle
quanto vantaggiasse per quella specie di nobile invito non e a dire,
se nel secondo catalogo a stampa 3 ) sono annoverati 73 nomi di do-
natori. I piü generosi fra questi sono Jacopo e Gioachino Alting,
Jano Boguslao, Giovanni Braun, Edgardo Jacopo Claut, Gisberto
Eding, Adamo Mersone Isinck, Gerardo Lammers che per piü di
40 anni presiedette alla biblioteca, il seriato di Groninga, Pietro di
Toullieu, Rodolfo Wycheringe. Ben perö di maggior importanza
furono gli aequisti, consentiti dalle minute ma frequenti contribuzioni,
indicate negli statuti. Furono infatti acquistati a danaro grandi corpi
d’opere, due Bibliotheca Patrum ; la Byzantina di Parigi; i The
sauri di Grevio e Gronovio; la ediziono principe d’ Omero (1488),
dalla biblioteca di D. Weimann, cancelliere di Clive; V Hortus
Eystettensis per Cinquecento fiorini; e per mille molti codici mano-
scritti e libri a stampa dell' insigne biblioteca di Jacopo Christmann,
professore di lingua ebraica nell’ universita di Eidelberg. Quest' ul
tima giunta arricchi la biblioteca di opere in lingue orientali, studj
filologici di lingua ebrea, araba, turea. II dotto Uffenbach, che visito
A ) Leges et Statuta ad bibliothecae provincialis Gronin'gae et Omlandiae curam pertinen-
tia. Groningae, typis viduae Edg. Agric., 1669, p. 12, fol.— S. I. ex typ. Jacobi
Bolt, p. 10, fol.
2 ) „I. — — über Zitate proceruin aceensa, boni et utiles libri aurescant bibliothecae.
„II. Professores librorum a se posthac edendorum exemplar bibliothecae huius
academiae inferunt.“
„III. Professores itidem qui vocabuntur in academiam, tenentor librum aliquem,
qui bibliothecas desit, ei Iargiri pro suo arbitrio.“
„IV. Etiam qui privatim promovebuntur doctores, ex decreto iam ante facto,
bibliothec® inferunto quod statutum est.
„V. Cedant quoque professores quotannis in usum bibliothecae mediam partem illius
quod redit ad ipsos ex auctionibus.“
„VI. Ex peculio etiam academico cedat bibliothecae quidquid singulis annis post
sumptus ordinarios et necessarios ex eo residuum erit.“
„VII. Typographus academiae teneatur singulorum quos imprimit librorum excm-
plar unum ihferre bibliothecae.“
Quanto agli studenti e agli esteri e prescritto: „Qui volet ius bibliothecae obtinere
debet ... in usum bibliothecae persolvere schillingium“.
3 ) Catalogus. librorum bibliothecae illustris ac almae universitatis ec. secundum sericm
litterarum digeslus, novo supplemento et notitia librorum manuscriptorum auctus.
Groningae, typis Arendinae Sijgers, 1722, p. 18G, 88, fol.
538
V a 1 e n t i n e I 1 i, Delle biblioteche
la biblioteca neli’ aprile 1710, loda assai in questa raccolta una bib-
bia ebraica coi punti, le tavole astronomiche dell’ arabo Arzuele, una
parte del Nuovo Testamento in ebreo-latino, le istituzioni di lingua
araba e turca.
Crebbe eogli anni la prosperitä della biblioteca, dacche il biblio-
tecario Leonardo Offerliuys pubblicö nel 1759 un eatalogo *) ben
piü voluminoso del secondo, registrandovi i nomi di 105 donatori.
Questo eatalogo del resto non differisee nel metodo dagli antecedenti.
Succeduti al bibliotecario Offerliuys Nicolö Guglielmo Schröder
e Jacopo Rhoer, chiarissimi professori, quello di letteratura orien
tale, questi di storia ed archeologia, la biblioteca fu arricchita per
nuovi doni, specialmente di Rodolfo Pabos, E. P. Smith che vi legö
opere di giurisprudenza, e del giureconsulto H. J. Nauta, che con
altri libri vi legö una raccolta d’opere di scienze occulte.
In onta a giunte cos'i ripetute, la biblioteca al principio del
nostro secolo non contava novemila volumi. La commissione gover-
nativa franeese dei signori Cuvier e Noel, presieduta dal eonte Fon-
tanesi, curatore dell’ universitä, visitö la biblioteca il 30giugno 1811,
e vi riscontrö 8189 volumi legati, e da 500 a 1000 slegati.
Restituito l’antico splendore all’uuiversita nel 1815, la biblio
teca sorse a vita novella. L’amministrazione universitaria sommini-
strolle somme rilevanti, specialmente per acquisto di opere di scienze
naturali e di medicina; la dotazione fu fissata in piü larga misura,
per guisa che ora monta a 3500 fiorini. Ne meno affluiscono i doni
del governo, delle societa, dei particolari. Laonde non e meraviglia
se la cifra dei libri a stampa giunge ora ai 40000. Tanto incremento
rendeva necessario un nuovo eatalogo; e vi si presto con premura il
bibliotecario van Eerde nel 1833 2 ), vantaggiaudo per parecchi titoli
i suoi antecessori: perö in ciö e a riprovarsi che, tolte le divisioni
per formati, non ne appose alle singole opere la indicazione. Il
bibliotecario Van Limburg Brouwer nel 1841 pubbliconne la seconda
*) Catalogus librorum bibliothecae ec. notitia librorum manuscriptoruni auetus, cura et
opera Leonardi OfTerhusii, professoris historiarum in specie patriae, ut et antiquit.
romanar. nec non bibliothecarii. Groningae, typis Jacobi ßolt, 1758, p. 10.
386, fol.
2 ) Catalogus librorum bibliothecae universitatis quae Groningae est, secundum seriem
litterarum alphabeti digestus, curante Joanne Iludolpho van Eerde, iuris ec., biblio-
thecario. Groningae, apud J. Oomkens, 1833, p. 300, fol.
539
e delle societa seientifico-letterarie della Neerlandia.
parte 1 ), o, a dir vero, il supplemento alla prima, dacche in questa
come nelle successive, gli alfabeti sono interi, ne ripetesi 1’ opera
una volta riportata. Sullo stesso piano e conformata la terza parte 2 ).
AI termine delle dne prime parti fu inserita la Notitia codicum et
librorum manuscriptorum ac librorum typis impressorum, quibus
annotationes manuscriptae virorumdoctorum sunt additae; registro
di poco oltre trecento volumi, digiuno afiatto d’informazioni biblio-
grafiche, percino del tempo in cui furono scritti.
La biblioteca, in una delle cui sale e depositata, come dirö piü
sotto, quella della societa pro excolendo iure patrio, e aperta quo-
tidianamente del mezzogiorno alle due pomeridiane, e nei mesi di
luglio ed agosto, i soli martedi e sabbato. A servigio de’ lettori e di
chi prende libri a domicilio prestansi tre cataloghi, Io stampato in
tre volumi, a carte inserte, e due manoscritti, 1'uno fondamentale
periscbede, l’altro sistematico per quaderni. Uno speciale statuto 3 )
di 32 articoli, dato dali’ universitä il 6 decembre 1831, indirizza
all’ uso della biblioteea.
A quel dotto e modesto bibliotecario W. A. Enschede io devo
la ispezione delle stampe in pergamena e dei migliori manoscritti.
I. Edizioni membranacee. 1. Die yetiden van onser lieven
vrouweti. Antwerpe, 1497, 16°. Ufficiuolo, con intagli ai margini,
vagamente colorati. 2. Heures a lusage de Rouan. Paris, Simon
Vostre, 8°. con intagli in leguo. 3. Missale iuxta ordinem eccle-
siai Monasteriensis. Coloniae, 1489, l'ol.
II. Codici manoscritti. Pochi sono membranacei; le materie
trattate, la religiosa, la storica, la giuridica. 1. Ciceronis officiorum,
Membran, in 16°. del secolo XVI, a caratteri minuti, con legatura
antica litterata. 2. Prisciani de arte grammatica. Due codici mem
branacei del secolo XII. 3. Propertii Cyntliia. Membr. io 16°. del
sec. XIV, d 1 origine italiana, con fregi colorati. 4. Bibbia intera a
caratteri micrografici su membrana sottile, in un vol. in 8°. del
secolo XV, con miniature e dorature. 5. Breviarium. Membranaceo,
*) Catalogus librorum bihliolhecae universitatis ec., curante Petro van Limburg Brou-
wer, bibliothecario. Pars altera. Groningae, apud J. Oomkens, 1841, p. 332, fol.
2 ) Catalogus librorum bibliothecae universitatis ec., eurante Gulielmo Hecker. Pars
tertia. Groningce, apud Joatin. Oomkens, 18i»l. p. 13(5, fol.
3 ) Reglement betreffende liet gebruik der academische bibliotheek te Groningen
Tweede druk. Te Groningen, bij Jan Oomkens, p. 13, 8°.
340
Valentinelli, Delle biblioteche
giä d’uso del monastero di s. Catterina di Zelwert, presso Groninga.
6. Glietidebo ek. Membran, del secolo XVI, con miniature di corsetto
disegno, a fregi e animali, su sfondi dorati. 7. Augustini (s.) de
civitate Bei. Cartaceo del secolo XV, in piccolo foglio. 8. Foglio
membranaceo con brano del poema olandese Partenopeus, del se
colo XIII. 9. Isidori originum. Membranaceo inscritto al fine: Anno
Domini 1616. . . . Liber monasterii nemoris b. M. Virginis, ordi-
nis canonicorum regularium prope Nortlioern.
3. Bibi, civica.
Nella parte superiore del palazzo municipaie e custodito 1' ar-
chivio della provincia, insieme alla biblioteca civica. La ordinazione
e la illustrazione di ambedue devesi al presente direttore e bibliote-
cario Enrico Ottavio Feith, il quäle allevato in siffatto geilere di
studj dal padre, che lo precesse nella direzione, diede ancor gio-
vane uno splendido saggio di se neli’ opera che, sotto il modesto
titolo di dissertazione inaugurale *) da una dettagliata informazione
deile confraternite di Groninga nel medio evo, traendone gli appunti
da una serie di statuti deile stesse, esistente nell’ archivio.
Il poco numero di documenti archivali e compensato dalla Ioro
importanza, fatta conoscere da quell’ instancabile direttore con
opportuna pubblicazione 2 ), della quäle quattro volumi con parte del
quinto comprendono il registro cronologico di tutte le carte dell 1 ar
chivio: la seconda parte del quinto volume offre il catalogo detta-
gliato de 1 codici manoscritti della biblioteca ; il sesto comprende
1’ indice generale.
Gli alti archivali singoli, chiusi in armadj, compartiti a modo
che in caso d’incendio possano agevolmente asportarsi, son messi in
fogli, su’ quali e indicato il contenuto. I piü preziosi, che datano dal
secolo nono, hanno aggiunta la copia. Fa parte dell’ archivio un
seguito di 174volumi in fogl., contenenti le amministrazioni de’beni
(1595—1809) provenienti dai monasterj soppresi all’ epoca della
riforma.
*) Dissertatio historico-iuridica niauguralis de Gildis Groninganis. Groningae (J838),
W. Zuidema, p. 323, 8°., con tavole.
2 ) Register van het archief van Groningen, door Mr. H. 0. Feith, archivarius der pro-
vincie Groningen. Te Groningen, A. L, Scholiens, 1838, vol. VI, 8°.
a
« delle societa scienlifico-letterarie äella Neerlandia. 541
I codici manoscritti, al numero di oltre trecento, comprendono
cronache del paese, statuti civici e singolarmente delle arti. Apprez-
zabilissimo e lo statuto originale di Groninga (da cui si son tratte le
copie della biblioteca pro excoleudo iure pat'rio) dell’ anno 142S,
membranaeeo, coperto di veluto verde a riporti d’argento: agli an-
goli sono rappresentate a rilievo le virtü teologali e le cardinali, non
che Ia vittoria tenderite la palma e la corona a premiare i virtuosi:
nel rnezzo l’aquila bicipite porta sul venfre Io seudo (fascia verde
tra due bianche) della citta di Groninga. Del resto il pregio intrin-
seco di questo codice fu ben riconoseiulo per lo passato, dac.ehe
pubblicossi nel 1828 dalla societa pro excoleudo iure pairio, nel
terzo volume degli atti di quella, corredatolo con molte note e col
saggio del carattere. Altra geinma della biblioteca e la collezione
degli statuti delle arti, originali, in membrana, colle giunte succes-
sive fino al principio del secolo scorso. Al valore storico interno
aggiungono 1’ esteriore di legature squisite a raetalli nobili, cogli
entblemi delle arti (riportate in due tavole al termine dell’ opera
teste annunziata), coi nomi degli oldermanns e dei due capitani, cui
era demandata la presidenza della confraternita. I libri a stampa non
sono in gran numero, e la piii parte e d’uso archivale.
3. Societa teologlca.
Questa riunione di teologi protestanti formatasi nel 183S, ben-
che non estesa (16 sono i membri ordinarj, minore la cifra degli
straordinarj) die nullostante prova della propria operositä colla pub-
blicazione d’ un giornale 4 ), il cui titolo corrisponde all’ impresa
sociale: Good s woord id de waarlieid. Lu parole di Dio e la veritä.
Questo giornale, di cui si da ora la terza Serie, tratta soggetti di
sola teologia nello stretto significato della parola, coinprendendo pure
articoli di bibliografia teologica. Lo scopo avuto finora in mira dai
redattori fu la propagazione del principio religioso: essere nel eri-
stianesimo oggetto principale la vita, non il dogma; aver questa vita
il suo punto di partenza dalla persona di Gesü Cristo, e non sola-
mente dalla sua doltrina. Colla terza serie la societa si propone il
compito di richiamare la pubblica attenzione sull’ affinitä dell’ ele-
mento evangelico della chiesa protestante col cattolicismo, e quindi
1 ) Waarlieid in lieft!e, 1837t
542
Valentinelli, Delle bihlioteche
di entrare in gravi trattazioni sull’ avvenire della cliiesa cristiana,
quando avrä associato all" elemento caltolico della cliiesa romana e
greca, l'evangeiico del libero esarne, del sapere e dell’individualismo
de' protestanti.
Bibi, giansenistica.
Collo scopo di diffondere i buoni libri e mantenere e rinfrancare
Io spirito religioso, fu aperto, a cura della comunitä giansenistica, un
gabinetto di lettura, fornito di opere olandesi, tedesche, francesi, su
soggetti dograatici, morali, storico-ecclesiastici, ascetici. Dal 1843,
in cui ?e ne diede un indice *), la biblio'teca fu notevolmente accre-
sciuta.
5. Bibi, pedagogica.
L’istituto per 1‘istruzione de’ maestri eleirientari e fornito di
una sufficiente biblioteca ch’ essi fondarono a loro uso da non mol-
t’ anni, provvedendola non solo di opere di pedagogia, ma eziandio
di carte topografiche, d’incisioni e stromenti di fisica. Nel 1849 ne
dierono essi il primo catalogo s ), accompagnandolo cogli statuti
redatti in dieci articoli. Con quanto aniore s‘occupassero dell'incre-
mento di questa primordiale biblioteca, lo mostra il primo stipple-
mento 3 ), pubblicato due anni dopo. Ad incrementare di buoni libri,
la piü parte pedagogici, ia biblioteca, contribuira il generoso legato
di piü che mille volumi 4 ), che il dottore in legge T. van Swinderen
lascio com'ultima testimonianza d’affezione a quell 1 istituto, di cui
avea curato gli interessi come rnembro della commissione diretrice.
6. Bibi. Gruyot.
Due direttori contemporanei dello stabilmento de 1 sordo-muti in
Groninga, C. e R. T. Guyot, dottori in mediciria e diritto, condotti
*) Catalogus van de bibliotheek der rooms-cathol. lees inrigting te Groningen, 1 ianua-
rij, 1843. Te Groningen, bij .M. J. Sladoot, p. 32, 8°.
2 ) Lijst der boeken van de k weckschool voor schoolonderwijzers te Groningen. Gro
ningen, 1849, p. 37, 8°.
3 ) Eerste verfolg van de lijst der boeken van de kweekschool voor schoolonder
wijzers te Groningen. Groningen, 1831, p 14, 8°.
'*_) Lijst der boeken uitmakeude bet legaat, aan de kweekschool voor schoolenonder-
wijzers te Groningen, gemaakt door Mr. Th. van Suinderen, in leven leid van de
commi8sie over de kweekschool. Groningen, 1831, p. 30, 8°.
543
e delle societa scientifico-letterarie clella Neerlandia.
dall’ amore del lor ministero e animati dall' esempio del loro padre e
zio, aggiunsero al fondo giä esistente tale quantitä di libri, che que-
sta speciale raccolta puö dirsi a buon dritto unica. Opere stampate
in Europa e fuori d’Europa; opuscoli di poche pagine che si sot-
traggooo spesso alle piü diligenti ricerehe; libri sull’ istruzione
de’ sordo muli, prima che ne fosse inventata 1' arte d’ istruirli. A
questa importante collez ione fti data origine dal pastore protestante
Guyot, padre e zio, come ho detto, dei due nominati, fondatore del-
1' istituto l’anno 1790, alla cui memoria fu collocato un busto nella
piazza, dinnanzi l’edificio. Mostrava il figlio continuare le utili pre-
stazioni del genitore, colla pubblicazione della dissertazione per
laurea in diiitto *). Frattanto la biblioteca era cosi cresciuta che
nello stesso anno se ne fece conoscere al pubblico il conteriuto 2 ).
Morto il fondatore (1828), non desistettero i due cugini, gia pre-
posti alla direzione dell’istituto, dall’aggiungere nuovi libri, traendo
specialmente vantaggio dai rapporti coi principali istituti europei,
asiatici, americani, formando una collezione estesissima, ricca di
opere difficili a trovarsi in commercio, ch’ essi cosi suddivisero :
I. Istruzione de’ sordo-muti; II. Orecchia, udilo e loro difetti;
III. Mimica; IV. Formazione delle idee e modi di esprimerle. Alla
prima classe riportarono le opere caratteristiche sui sordo-muti, i
libri d'istruzione e lettura pei sordo-muti, le opere sugli istituti e
quelle in cui trattasi incidentemene de’sordo-muti, le opere stese
dai professori de’ sordo-muti e dagli stessi sordo-muti, le opere
sugli istituti e quelle in cui trattasi incidentemente de’ sordo-muti.
Alla seconda, che comprende le opere nelle quali s’ offre lo sviluppo
anatomico, fisiologico, patologico sull’ orecchia e sull’ udito, va unita
una Serie di preparati in cera, per agevolare l'intelligenza della ma-
teria trattata in que’ libri. Passate in rassegna nella terza classe le
opere sulla mimica, tratta la quarta delle opere sulla formazione
*) Dissertatio iuridica inauguralis de iure surdo-mutorum , quam pro gradu doctoratus
in iure romano, et hodierno die rite ac legitime capessendo, public® disputationi
ofFert Rembt Tobias Guyot Groninganus, in choro templi academici, ad diem
16 iunii 1824, hora 12 Groning®, apud .1. Oomkens, acad. typogr. p. XVI, 180, 8°.,
con tesi e composizioni poetiche al fine, non comprese nella paginatura.
2 ) Systematische gerangsehikle lijst der werken en geschritten over door-stommen en
onderwijs aau door-stommen en die welke daarmede in verband staan ; met en inhoud
en een register. Te Groningen, bij J. Oomkens, acad. drukker, 1824, p. VI, 107, 8°.
Sitzb. d. phil.-hist. CI. XXXVIII. Bd. III. Hft. 36
544
V n len tinelli, Delle bibliotcche.
delle idee, sulla lingua materiale e sulle sue funzioni, sulle lingue
artificiali, cioe sul telegrafo, sui gesti, sulla stenografia, sulla pa-
rola. Apposero que' dottori come appendice le opere su' ciechi.
Questa preziosa collezione fu resa da loro di pubblica ragione, con
dettagliato eatalogo*). Siccome poi la biblioteca e di proprietä spe-
ciale degli autori del eatalogo, cosi e da sperarsi ehe vorranno
generosamente alla loro mancanza, donarla all’ istituto, il quäle puö
solo garantire la eonservazione e 1’ aumento di quella distiuta rac-
colta. A raggiungere lo scopo intavolö opportune pratiche il diret-
tore di quell' istituto, dott. A. W. Alings, alla cui compiacenza
singolare devo l’introduzione presso i proprietarj, e l'esame della
biblioteca.
1. Bibi, pro excolendo iure patrio.
Le lezioni pubbliche di diritto patrio, date l'anno 1761 a Gro-
ninga dal professore Van der Mark, furono accolte cosi favore-
volmente che formossi in quell’ anno stesso una societa volta allo
Studio del diritto del paese, donde intitolossi pro excolendo iure
patrie. Con quanta premura essa si eonservasse fin da principio, lo
mostrano le memorie pubblieate 2 ). Pare perö che la biblioteca isti-
tuita contemporaneamente alla societa non prosperasse gran fatto,
quanto a libri stampati: infatli nel primo indice 3 ) son questi sover-
chiati dal numero e dall’importanza de' codici manoscritti, donati la
maggior parte alla societa, fra quali devono a preferenza ricordarsi i
seguenti: n) Chronica der Freessen, inholdende den oorsprunk und
lierkunß der Freessen ; cronaca assai rara, seritta al principio del
secolo decimosettiino; b) Der Sachsen-Spiegel met glossen, in
olandese, coll’annotazione al fine: „Hie Über Saxonum seu speculum
*) Liste litteraire philocope, ou catalogue d'etude de ce qui a ete pnblie jusqu'a
nos jours sur les sourds-muets, sur T oreille, I* ouie, la voix, le Iangag;e, la mi-
mique, les aveugles ec., par C. Guyot, doct. en medec. et K. J. Guyot, docteur en
droit, iustituteurs des sourds-inuets ec. Grouingue, J. Oomkens, imprim. de Puni-
vers., 1842, p. XV, 496, 63 (d’ indice), 8°.
2 ) Verhandelingen ter nasporingen van de wetten en geslellieid onzes vaderlands waar-
bij gevoegd zijn eenige analecta tot dezelve betrekkelijk, door een genootschap te
Groningen pro excolendo iure patrio. Groningen, 1773—1846, vol. VI, 8°.
3 ) Lijst van de handschriften, kaarten en boeken , behoorende tot de verzanieling
van het genootschap pro excolendo iure patrio» opgerigt te Groningen, in het
jaar 1761 — 1831. - S. d., p. 36, 8“.
m
e delle societä scientifico-Ietterarie della Neerlandia.
545
„ejus est finitum et completum per maaus Theodorici de Doeden-
„weerda m. a. p. sub anno incarn. 1479, sabbato ante letare, de
„quo laudefur qui vivit et regnat in secula seculorum amen“,
aggiuntivi gli statuti di Hunsingo, Hummerke. Dijken, Langewold,
Fredewolt; c) Der stadboek (statuto) van Groningen, in tre esem-
plari, uno trascritto dall' originale dell’ archivio, il secondo donato
dal consigliere di stato H. L. Wichers; dj Leggi antiehe dei Fri-
sonni, in olandese; ej Tre codiei contenenti Io statuto di Emisgo.
Pochi e di una secondaria importanza sono i manoscritti aggiunti
dappoi, descritti da poehi anni 4 ), eccettuate perö le fonti del diritto
della Frisia, del dott. di ßechthofen, contenenti carte e memorie
de’tempi andati, riferentisi alla cittä di Groninga. Fra gli stampati
mancano affatto edizioni dei secoli XV—XVI; la piü parte data dallo
scorso a’ nostri giorni.
Scematp d’assai il numero de’membri, Ia biblioteca che non
conta piü che 1000 volumi, fu deposta da qualche anno in quella
dell' universitä, cui fu accordato il diritto d’usarne. N’ e ora biblio-
tecario e commissario delle corrispondenze, 1'archivista H. 0. Feith.
8. Societä di storia naturale.
Mi mancano affatto notizie su di questa societä fondata da pochi
anni a uno scopo locale: la sua operositä e attestata dai rapporti
su’ proprj lavori 2 ).
Due altre societä sonosi in Groninga consecrate a suddivisioni
speciali della zoologia, dell’ittiologia, dell’ entomologia. La piü im
portante e la entomologica, che conta 43 membri del regno, paganti
sei fiorini annui ciascuno, e 4 stranieri. Questa societä, oltre d’ of-
frire i rapporti delle sedute nei giornali, raccolse in un volume le
sue trattazioni 3 ).
9. Bibi. Oizeliana.
Professava giurisprudenza nella universitä di Groninga, sulla
fine del secolo decimosettimo, il dott. Jacopo Ozelio, e condotto
*) Tweede lij»t van de handschriften, kaarten en boeken, behoorende tot de verza-
meling- van het genool.schap pro cxcolendo iure patrio, opgerigt te Groning-en, bet in
jaar 1761—18Ö2. S. d. p. 44. 8».
a ) Verslag van de werkzaamlieden en den Staat van het genootsehap ter bevordering
der natuurkundige wetenschappen te Groningen. 1853—18.16, 8°.
3 ) Ilandelingen der Nederl. entomologische vereening. Leiden, 1854, 4°.
36 9
546
Valentine lli ? Delle biblioteche
dall’ omore de' buoni studj raccoglieva tiella lunga sua carriera il
cospicuo nuinero di dodicimila opere d'ogni classe del sapere, ma
segnatamente delle partite storica, teologiea, giuridica. II maturo
esame delle opere da lui aequistate mostra a sufficienza come egii
tenesse dietro al valore intrinseco della materia trattala, anziche alla
vana pompa delle edizioni e della raritä del libro, mancandovi affatto
produzioni del secoloXV o impresse in pergamena, in carte grandi ec.
L’editore del catalogo *), nel proemio steso in un latino 3 ) indegno
della cittä in cui pubblicossi, non accenna a vendita che se ne sia
fatta, benche possa trarsene sospetto da alcune nebulöse espres-
sioni s ). I pochi codici manoscritti appariscono nel catalogo com-
penetrati fra i libri a stampa.
IO. Bibi. Alting.
Uffenbach tenne memoria ne’ suoi viaggi 4 ) della biblioteca del
borgomastro diGroninga, Menso Alting, siccome costituita da piccolo
ma scelto numero di manoscritti di storia, fra’quali indicava come
migliori i seguenti: a) Un’ antiea cronaca membranacea , a caratteri
minutissimi, pubblicata da Antonio Matteo, nel tom. III degli Ana-
lectorum, da questo codice, pero con molti errori; b) Altra cronaca
di Arminio Meneo, scritta nel 126S; cj Chronicorum Hollandiae et
West-Frisioe libri XIX, Henrico Gonde, canonico regulari professo
in Tabor monasterio Salvatoris, prope S?ieek, sene LII annorum,
auctore, fogl.; d) Sicke benninge chronykal der vriescher landen
en de stadt Groeningen. Drie deelen. cartac. in fogl.; c) Vita Men-
sonis Ällingii viri clarissimi descripta ab Uffone Emmio, autogr. in
1) Bibliotheca Oizeliann, sive catalogus elegantium librorum, quos magno labore ac
sumptu collegit vir nobilis ac consultissimus Jacobus Oizelius, dum viveret i. c.
polyhistor, iuris publici in inclyta academia Groning® et Omlandi® professor, in
duas partes divisus. Lugduni ßatavor. ap. Petrum vander Aa., 1692, vol. II, 8°.
2 ) „Volui participare hunc mundo impressione, ut amatores possent discere ex tali cou-
clavi apparatioris auctores qui iis adhuc sunt ignoti, et possint excitari ab Impres
sion ibus eius, ut ßerent sectatores et exelsores in qualitate et quantitate utrumque.“
8 ) „Qui utuntur catalogo domini beati Nicolai Heinsii iuxta hunc, qui ambo impressi
sunt in una forma, poterint invenire omnia qu® pertinent ad cognitionem libro-
rum, optandum erat quod aliquis faceret indicem alphabeticum ainborum, et adhuc
esset pIuris usus, ut possent invenire in primo aspectu qu® qu®rerent, quorsum
auctor invitat et optat Omnibus paeem.“
4) Merkwürdige Reisen, vol. II, p. 243—244.
e delle societä scientifico-letterarie della Neerlandia. 547
fogl.; f'J Erae mundi conditi verum caput. Opera astrologico-reli-
giosa, in fogl.
11. Bibi. Wolther.
Fin da tre anni una delle piü distinte biblioteche private di
Groninga era quella del medico Arminio Wolther, che estesa ad ogni
ramo del sapere, contava da oltre 20000 volumi. Ora non resta di
questa che la memoria nel catalogo <) redattone per 1’ asta che se ne
tenne nei mesi d'ottohre 1858, 1859. II primo volnme contiene le
classi : medicina , teologia , filosolia, letteratura neerlandese; il
secondo belle lettere, storia civile e naturale.
13. Bibi. Riedel.
Ältra biblioteca privata che merita d’essere ricordata con lode
e quella del dottore in filosofia e lettere, Enrico Riedel, correttore
del ginnasio di Groninga , autore stimato di parecchie opere 2 ). Oc-
cupatosi fin dal principio della sua carriera negli studj della lettera
tura classica antica e della storia, raccolse con amore quanto si
riferisce a queste due abhondevoli classi, tanto del paese, quanto
del 1’ estero, e giunse a formare di per se Ia raccolta di presso a
12000 volumi, raccolta ricchissima, se si ponga mente alla specialitä
della materia. Dopo l'olandese, vi si trova rappresentata con van-
taggio Ia parte tedesca. Come sussidio agli studj critici su’ classici
greci e latini, prestasi una splendida collezione di atfi d’ accademie
e socielä scientificbe. Dedicatosi nella sua gioventü il proprietario,
specialmente allo studio d’Orazio, pubblicö un elaborato commento
all’ epistola I. del primo libro s ). Quetto e non altro fu il motivo per
4 ) Bibliotheca Wolthersiana, sive catalogi librorum quos sihi comparavit Hermannus
Woltherus, medicinaß doctor Groninga). Groningae, apud R. J. Schieberbeek,
1858—1859, vol. II, 8°.
2 ) Algemeene geschiedenis van de volken en staten der oudheid, hunne zeden,
staatsleven, beschaving, kunsten en litteratuur, door dr. H. Riedel. Groningen, van
Boekeren, 1841—1852, vol. V, 8. — Inleiding in de geschiedenis der negentiende
eeuw, door G. E. Gervinus , vertaald door doct. II. Riedel. Te Groningen, bij R. J.
Schierbek, 1853, 8°.
8) Q. Horatii Flacci Epistola I. ad Augustum, illustrante H. Riedel. Groningae,
1831, 80.
548
Valentin elli, Delle biblioteche
cui riuiii a poco a poco un insigne numero di edizioni delle opere di
Orazio, di cui egli stesso stese un dettagliato catalogo: vi pri-
meggiano alcuni scelti incunabuli, 1'edizione aldina del 1501, Ie
splendide di Baskerville, Ibara, Didot, Bodoni; Ia singolare in 8°.
stampata da Murray di Londra nel 1839, nella quäle al principio ed
al fine di ciascun componiraento sono incisi o un monumento archeo-
logico, o un costume in rapporto al testo. II numero complessivo
delle edizioni delle opere intere d’Orazio, dal Riedel possedute,
monta a 226, di parti d’opere ad 89, di versioni e parafrasi a 37,
di commentarj e dissertazioni su Orazio a 213.
Limburg-, — Limburgum, Ager leodiensis, lat
Maastricht, ol. — Maestricht, fr. e ted. — Trajectum ad
Mosam, lat. — Traict-sur-Meuse (sec. XV).
1. Bibi, pubblica.
Nel tempo in cui la costruzione giä comineiata del palazzo mu-
nicipale e Ia difficoltä a sostenerne le ingenti spese parea dover
assorbire esclusivamente le eure di quel magistrato, rivolgea questi
il pensiere alla fondazione d' una pubblica biblioteca, opportunamente
avvertendo niun altro luogo meglio convenirle che la casa del co-
mune. Infatti posta la prima pietra di quell’ edificio il 21 luglio 1659,
lo si inaugurava solennemente il 7 luglio 1664, avendo giä prece-
dentemente (4 ottobre 1662) il consiglio maggiore determinato che
ciascun impiegato della magistratura rinuncierebbe alla metä del
compenso, somministratogli annualmentedallacittäperfuoco, lumi ec.,
onde assegnarne il ricavato al vantaggio della nascente biblioteca.
Siccome perö tal mezzo era insufficiente a raggiungere con qualche
sollecitudine lo scopo desiderato, quello stesso consiglio aggiungeva
(16 decembre 1684) che ogni impiegato al momento della sua no-
mina dovesse deporre, prima d’entrare in funzione, una sovrana
d’oro in mano della commissione della biblioteca.
e delle soeietä scientifico-letterarie della Neerlandia.
549
Nella difficoltä della scelta di opere che, doveano getfare, a cosi
dire, le basi della pubblica biblioteca, la commissione alle compere
si determinö ad acquistare fra i libri dichiarati dall’ opinione pubblica
come piü utili e di maggior importanza, quelli il cui prezzo elevato
non metteali alla portata delle fortune private: operato lodevolissimo
che ben meriterebbe d’essere imitato, se il bibliotecario non avesse
a teuer dietro alle esigenze del pubblico, non sempre illuminato sui
suoi veri interessi, o travolto dalla passione nella corrente.
Con quanto favore fosse accolta questa patria istituzione lo ap-
palesa il dono che ne rese ben auspicata 1'origine, daeche nel 1669
gli eredi del comandante militare Van Itterstum oft’ersero molti libri
giä a questo spettanti, perciö contrassegnali a titolo di riconoscenza,
col nome del comandante e dei donatori.
Bencbe non fosse corrisposto alla biblioteca un assegno annuale
(oggi fissato nella tenue somma di 200 fiorini), nullostante il comune
acquistö nel 1671 per 580 patagoni la libreria del defunto bacel-
liere Hillensberg, e per 22 tre opere nel 1684; volse a beneficio
della biblioteca nel 1685 il ricavato della vendifa di 200 esemplari
della Recueil des recez de la ville, e l'anno stesso acquistö le due
importanti collezioni di Parigi, la Bizantina (vol. XXII, fogl.) e la
reale de’ concilj (vol. XXXVII, fogl.).
Accresciuta cosi a poco a poco la biblioteca, non bastö a con-
tenerla la modesta sala assegnatale; doride nel detto anno la si tras-
feri nelle due grandi stanze del secondo piano sopra la sala de’principi
e della cancelleria degli Scabini di Liegi. I nuovi incrementi degli
anni successivi, ne’ quali acquistossi la grande Bibliotheca Patram,
due globi, celeste e terrestre, e una parte notevole della libreria
del dott. Enrico Loyers, morto a Lovanio il 1686, determinarono la
reggenza ad aprirne nel gennajo 1690 l'accesso al pubblico, due
volte la settimana, e di preporvi un custode collo stipendio di 50 fio
rini annui. E per appareccbiare agli accorrenti piü degna stanza,
avvisö opportunamente la reggenza di allogare al pittore di Maestricht
Maestro Gilissen, il dipinto a chiaroscuro delle quattro virtü cardi-
nali in fronte al camino della sala maggiore, lavoro retribuito dal
comune nel 1713 con 400 fiorini.
Minore non fu nel secolo decimottavo l’interessamento de’ pre-
posti ad arriccbire la biblioteca. All’ Oceanus juris (Venetiis,
1584—1590, vol. XXVII, fogl.) preso pocoinnanzi (1692), aggiunsero
550
Va I e ii ti n e I I i, Delle bihlioteche
le migliori edizioni de' classici greci e latini d’Olanda, le opere piü
riputate d’architettura, di disegno *) e in genere di arti belle. Fra’
libri storici fu pure acquistata, nella priina metä di quel secolo, la
grand’ opera dell’ epoca: Antiquite expliquee par Montfaucon, in-
sienie ai supplementi.
II generoso legato fatto nel 1735 alla biblioteca dal predicatore
Loch, di molti de' suoi libri, indusse il consiglio civico a eostruire
nuovi armadj, in cui oltre l’indicato si collocarono anche i doni suc-
cessivi del Cavaliere Van Harren e di M. Groulard, non che la grande
opera de' Bollandisti (Acta Sanctorum, vol. LI, fogl.), rilevata dalla
vendita della biblioteca del collegio de’gesuiti, l’anno 1774, per
1075 fiorini.
Formatasi cosi a poco a poco uno degli onorevole titoli di vanto
municipale, ei a la biblioteca lodata da quanti scrissero di Maestricht 2 ).
Ma il soffio della rivoluzione cangiö le sue sorti. Nell’ assedio del
1794 lo scoppio d’ una bomha nella sala della biblioteca produsse
guasti cosi notevoli, che fu necessario chiuderla. Soggiogata dalle
armi di Francia la cittä, dovette questa pagarie il tributo della con-
quista. Cogli oggetti d'arte, avviati alla capitale, si mandarono pure
da’ commissarj francesi i cemelj della biblioteca e buon numero di
apprezzate edizioni olandesi. Di qui la ragioue per cui Camus, visi-
tatala nel 1802, la dichiara di poca importauza 3 ).
Trasferita, sotto 1’impero, la biblioteca alla scuola dipartimen-
tale nel giä convento de’ dominicani, fu distribuita negli armadj della
antica libreria, riunendovisi gli avvanzi di questa, fra quali erano
pure parecchie eccellenti opere, corne la poliglotta di Aria Montano
e pregevoli edizioni di santi padri. Molte opere teologiche, di antica
filosofia e di storia le provennero da’monasterj soppressi, special
mente dagli agostiniani e di Slavante: altre piü di argomento
*) II 14. genntyo 1732 fu accordato dal coinuue un credito di 10 luigi d’ oro per
l’acquisto d’ una collezione dl disegni, eseguiti a penna da .1. A. Vandre, di Francfort.
2 ) Ifistoirc ginerale des Pays-Bas, tom. I, p. 2o5; Saumery, Delices du patjs de Liege,
1744, tom. IV, p. 97; Description abregee du Brabant hollandais et de la Flandre
hollandaise, Paris, 1788, p. 288.
3 ) „La bibliotheque n 1 a rieu de particulier; dans les depdls beaucoup de livres de
nulle valeur; quelques manuscrits qui ne sont precieux ni par leur anciennete,
ni par leur contenu: ce sont des sermonnaires, des eommentateurs de la theologie
ou du droit, quelques editions anciennes.“ V r oyage fait dans les departements nou-
vellement reunis. Paris, 1803, tom. II, p. 1.
e delle societa seientifico-letterarie della Neerlandia.
551
storieo-religioso ne maniiö il governo francese dai depositi dei con-
venti chiusi di Metz, Coblenza, Cologna. Fra gli acquisti d’ allora
meritano d'essere ricordate alcune recenti edizioni di classici antich.i,
alcuni trattati moderni di storia naturale e di chimica, YEncyclopedie
methodique completa.
Fondata nel 1817 l’universitä di Liegi, cui per deereto sovrano
era devoluta una parte delle collezioni, finora di spettanza degli sta-
bilirnenti di medio insegnamento, la reggenza di Maestricht, temendo
a ragione che quel senato aecademico stendesse la mano sulla pro-
pria biblioteca perche riunila al collegio, ne ordinö ben tosto il tras-
ferimento alla casa del comune, ornandone la nuova sala di fronte
alla giä occupata, cogli armadj a forme architettoniche, dell' antiea
biblioteca de’ domenicani.
La biblioteca cosi costituita e aperta al pubblico il lunedi, il
mercoledi e il sabbato dalle ore 10 alle 12 del mattino e dalle 2 alle
4 pomerid., dispensandosi libri a prestito ai soli consiglieri di
reggeriza e ai professori dell’ ateneo *)• Ricca di quasi 20000 vo-
Jumi, contiene poehi manoscritti, fra quali si possono citare un
Catholicon del 1288, ed una piccola bibbia del secolo XIII, a carat-
teri minuti e molto regolari. Assai piü fornita e la scorta delle edi
zioni del secolo XV, e rare: un Giuseppe Flavio, stampato in Augusta
il 1470, la grande cronaca di Norimberga, la prima edizioue di Pa-
rigi delle cronache di Frossart, del 1530. Mi e grato l’annunzio
datorni che quell’ operoso bibliotecario sta apparecchiando un cata-
logo dettagliato.
Queste accurate e minute notizie io devo in gran parte alla trat-
tazione speciale inserita nel tomo VIII del Bibliophile beige, e
riprodotta in operetta da se, con giunte interessanti 3 ).
2. Societa scientifiche.
Nel 1782 una societa patriotica a Maestricht avea aperto il
concorso ad una memoria sui motivi del decadimento del commercio
4 ) „De leden vau den raad en de professoren van het athenaBum hebben alleen het
regd boekdeelen mede naar huis te neraen.“ Articolo dello Statute di biblioteca.
2 ) Notice sur la bibliotheque publique de la ville de Maestricht, par M. J. M. Van
HeylerhofT, membre du Conseil de reg’ence de cette ville, publie avec des addi-
tions par M. de Cheuedoile, directeur du Bulletin du bibliophile beige. — Bruxelles
J. M. Hebole, 1852, p. 15, 8«.
552
Valentinelli, Delle biblioteche
e dell’ industria di quella cittä '). Questa societä dei resto, che
annoverava fra' suoi membri il dotto storico di Surinam, Filippo
Fermin, Scabino di Maestricht, pare avesse un’esistenza efimera,
dacche in onta alle piü minute ricerche, non ne ebbi ulteriore notizia.
Aleuni fervidi cultori de’ buoni studj nel 1821 si aggregarono
in societä che denominarono delle scienze, dette lettere e delle
arti, e diedero mano quasi tosto alla pubblicazione d’una Serie di
Operette annuali, stampate prima in francese »), poi in olandese s ),
che assai giovarono ad illustrare il ducato di Limburg, di cui Mae
stricht e la capitale.
Le investigazioni storico-archeologiche della societä delle
scienze presero uno slancio cosi determinato, che nel 1852 formossi
una nuova Societä di storia ed archeologia 4 ), il cui scopo precipuo
e la pubblicazione di memorie, di piani, carte, ehe si riportano alla
storia dell’ attuale ducato di Limburg; nou che la descrizione dei
monumenti arcbeologici della provincia. La societä, a motivo della
sua posizione geografica, adotto 1’uso delle due lingue francese e
olandese. Essa consta di membri effettivi che pagano annualmente
cinque fiorini, di onorarj scelti fra’ dotti stranieri, e nazionali, domi-
ciliati fuori della provincia, come pure di corrispondenti. Argomento
di lodevole operositä sono i fascicoli degli annali della prima serie,
finora pubblicati.
Granducato di Lussemburgo.
Lussemburgo,—Lucis burgum, lat. — Luxembourg, franc.
Bibi, dell’ ateneo.
L’odierna biblioteca dell’ateneo ebbe vita nel 1850, dacche
un’ordinanza realedel 24gennajoprescriveva chesi riunisseroin unale
*) V. Esprit des joumaux, avril 1782, p 341.
2 ) Annuaire de la province de Limburg, redige par la societe des amis des Sciences, let-
tres et arts, etablie a Maestricht. Maestricht, Burg-Lefebre, 1824—1831, 1846, 12°.
3 ) Jaarboek voor het hertogdom Limborg, uitgegeven door het genootschap van we-
tenschappen , letteren en kunsten te Maastricht. Maastricht, 1850 . .. Burg-Le-
febre, 12°.
4 ) Geschied- en oudheidkundig genootschap.
5 ) Memoires et notes. Maestricht, 1853—1860, 8°.
€ delle societi scientifico-letterarie della Neerlandia.
553
biblioteclie a) civiea, b) dell’ateneo raccolta dal 1837 al 1850,
c) speciale della societu per la ricerca e la conservazione dei mo-
numenti storici del granducato, assieme al museo archeologico.
La civiea formossi nel 1798 dagli spogli delle biblioteclie degli
stati di Lussemburgo; del collegio di gesuiti; delle abbazie d'örval,
Bonnevoie, Echternacbt, Münster e S. Uberto; dei minori osservanti
di Lussemburgo e Diekirch; del rifugio di s. Massimino di Lussem
burgo. Dai 9000 volumi che vi si contarano da principio monto fino
al 1850 agli 11145; aumento la cui poca importanza e dovuta al-
rinsuföcienza dei mezzi e all’ assottigliamento della sostanza, avve-
nuto negli anniprimi. La direzione della biblioteca fu successivamente
aftidata ai bibliotecarj J. B. Halle (1798—1806), D. O. München
(1806—1817), N. Clusen (1818—1848) ed A. Namur.
La vecchia biblioteca dell’ateneo, che data dall'anno (1837)
della sua riorganizzazione, e dovuta alle eure del sig. Friedemann,
direttore del ginnasio di Weilburg, deputato da Guglielmo I a rile-
vare lo stato dell’ istruzione media nel granducato di Lussemburgo.
Questa missione giovogli mirabilmente a promtiovere la fondazioue
d’una biblioteca ad uso dell’ ateneo, al che si prevalse dei rapporti
amichevoli con molti editori tedeschi. Infatti con lettera 2 febbrajo
1837 egli partecipa alla direzione dell’ateneo di aver ricevuto da
alcuni libraj tedeschi di sua conoscenza una prima spedizione gratuita
di 138 opere in 168 volumi per la biblioteca dell’ateneo, fidente su
una seconda.
Or non e a dire quanto queste due biblioteclie fuse assieme nel-
F istituto granducale, coli’ aggiunta della raccolta della societä per
la ricerca e la conservazione dei documenti storici del granducato,
acquistassero di valore e importanza, tanto per ragion delle scienze,
quanto pel servigio del pubblico. Le giä distinte collezioni furono
poste assieme e coordinate dietro un metodo sistematico. II merito
principale della collezione dei libri, e delle ripartizioni scientifiche
devesi al bibliotecario A. Namur, che ad agevolar l'uso del tesoro
affidatogli, ne pubblico un catalogo *).
*) Catalogue de la bibliotheque de l’atheiie royal granducal du Luxembourg, precede
d 1 nne notice historique sur cet etablissement, par le bibliothecaire, Dr. A. Namur»
professeur. Luxembourg, Bück, 1855, p. 836, 8°.
554
Valentin elli, Delle biblioteche
La biblioteca, che insieme alle collezioni del museo fu distri-
buita in sale opportune dell’ ateneo , e diretta e amministrata da un
bibliotecario, preso per cinque anni dal gremio dei professori del-
1' ateneo, norninato dall' amministratore generale dell’ istruzione
pubblica: al bibliotecario, in caso di bisogno, e aggiunto un vice-
bibliotecario, che nell’ assenza di quello ne funge le veci, sotto la
direzione d’un professore a cio eletto. 11 bibliotecario deve alla fine
dell’ anno presentare un rapporto sullo stato e sui bisogui della
biblioteca, al direttore dell’ ateneo, che, dietro consulta coi profes
sori, lo accompagna con osservazioni all’amministratore generale
della pubblica istruzione.
La biblioteca e aperta il martedi e il giovedi dalle 2 alle 5 po-
nierid. ai professori e agli studenti dell’ ateneo, come pure ai citta-
dini, quando lo consenta e ne sia garante il bibliotecario. L’uso
de 1 libri non e limitato alla sala comune di lettura, ma esteso al
prestito a domicilio, colle solite eccezioni. Il protocollo dell’annua
revisione della biblioteca deve essere presentato dal direttore del-
1’ ateneo, al principio di gennajo, all’ amministratore generale della
pubblica istruzione. La dotazione riportata sempre nel bilancio della
pubblica istruzione, e larga abbastanza. Dal 1850 al 1855 furono
spesi in acquisti di libri, i piü necessarj all’ateneo, 8600 franchi,
non compresavi la somma straordinaria di 4800 franchi per l’acqui-
sto, consentita della camera dei deputati, di parte della biblioteca
del prof. Clomes. Ai detti acquisti devono aggiungersi numerosi e
ragguardevoli doni. Fra i piü importanti devono essere ricordati
571 volumi, presentati in varie occasioni dal parroco Maeysz, 361 di
materia medica, provenienti dalla eredita del dott. Classen. Perö il
primo vanto e dovuto al prof. Clomes (m. 1853), la cui splendida
raccolta di 10436 volumi di storia e 119 carte geograficlie puö dirsi
donata in gran parte, dacche il sig. Bingen, nipote ed esecutore
testamentario di lui, rispettando un desiderio esternato dal Clomes
mentr’era in vita, cesse alla pubblica per 4800 franchi, come ho
detto, quellu biblioteca giä officialmente apprezzata 10000.
La collezione della Societä per la ricerea e la conservazione
dei documenti storici del granducato di Lussemburgo, eil’ebbe
origine contemporaneamente alla societä (1845) importö in biblio
teca una riCca scorta d’opere sul paese, e va continuamente incre-
mentandola col fondo accordatole annualmente dal Governo, colle
e delle socieh'i scientifieo-leüerarie della Neerlandia. 5t)5
Offerte spontanee de’ cittadini, colle permute degli atti con altre
societä
Colonie neerlandesi.
Le colonie neerlandesi, per tanta parte di cielo divise dal cen-
tro governativo, ne saggiarono in tempi a noi piü vicini le benefiche
provvidenze, anche per eiö che risguarda la diflusione dell’istru-
zione ed i mezzi di prosperitä delle lettere, delle scienze, delle arti.
Nelle Indie orientali fu aumeritato i! numero degli istitutori, come
pure quello dei libri elementari in malese. A notare il progresso,
basti l’osservare che nel 1845 v’aveano a Giava 20 scuole primarie,
30 nel 1856, e 53 con 3500 allievi uel 1859. Nelle possessioni
fuori di Giava contavansi 13 scuole primarie con 585 allievi, e
33 pegli indigeni con 1157 allievi. Ne manearono scuole alle Mo-
lucche, sotto la direzione dei missionarj. II governo eresse di fresco
una scuola primaria a Sumatra ed un ginnasio a Batavia.
Lo sviluppo intellettuale e favorito dal piano seguito dal governo
neerlandese, di far cessare a poco a poco la schiavitü nelle colonie;
dalla fondazione di giornali, contandosene 15 a Java, tre de’ quali in
lingua malese; dalla pubblicazione di cinque raccolte periodiche ;
dalla erezione di due societä scientificbe a Batavia. Aggiungasi che
la missione neerlandese al Giappone (1858) portö i piü benefici ri-
sultati anche alla scienze, per 1’ aecresciula moitiplicitä de’ rapporti.
Batavia.
1. Societä delle arti e delle scienze.
Questa societä, fondata nel 1778, adottö il motlo della societä
populäre neerlandese Ten nutte van het algemeen, proponendosi a
scopo 1’ avvanzamento delle scienze e delle arti. Riguardata come
sorella della societä olandese delle scienze d’Harlem, apri fin da
principio concorsi in varie ramificazioni dei sapere, ma specialmente
a vantaggio dell’ agricoltura e dei commercio; pubblicö opere di
storia naturale, archeologia, costumi e abitudini dell’ India orientale.
Per rendere piü profittevole la istituzione, legü rapporti colle dotte
societä europee, segnatamente con quelle di Harlem, Rotterdam,
Valeutinelli, Delle biblioteche
SSö
Vlissingen (piü tardi Middelburg), non che colle fattorie della com-
pagnia neerlandese. Tre anni dopo la sua fondazione cominciö a
pubblicare le meinorie *). Gli avvenimenti del 1792 tristamente in-
fluirono sull’ andamento della socielä, ehe dovette sospendere i suoi
lavori, non avendo essa percio pubblicati che soli sei volumi delle
dette memorie (ino al 1811, anno in cui l’isola di Giava fu soggetta
al dominio inglese. Quel governatore Sir Tommaso Stamford Raffles
prese a profeggerla con ispeciali riguardi ed organizzola in modo
migliore. Sotto di lui pubblicaronsi i volumi settimo ed ottavo, con
doppio titolo inglese e olandese: perö le memorie contenutevi sono
stese quasi tulte in inglese.
Avvenuta la ristorazione neerlandese, i membri ripresero con
piü attivita e successo gli intromessi lavori. Da alcuni anni diedero
mano alla pubblicazione d’un giornale consacrato specialmente allo
Studio della lingua e della storia delle popolazioni indiane a).
La biblioteca della societa non e ricca per numero di volumi,
ma e abbastanza provveduta di opere delle classi speciali, cui la so-
cietä limita i suoi acquisti: filosofia naturale, geografia, etnografia,
storia, politica, filosofia teoretica, teologia. Gia nel 1846 la socielä
ne pubblicava il catalogo 3 ) ehe reimprimeva piü compiuto dappoi 4 ).
Questo catalogo deve essere apprezzato non solo perehe e il primo
dato dalla societa, ma sopratutto perebe dovea mostrare il cammino
all’ ordinamento della biblioteca. Da quel tempo questa s’ e aggran-
dita per modo ch’ e necessario un terzo catalogo, locehe chiaro ap-
parisce ove si pensi che il primo catalogo contenea 1115 titoli, il
secondo 1785, e al presente la massa de’ libri s’ e raddoppiata.
La direzione della societa egualmente considerando che non
ogni sezione potea egualmente aumentarsi, a motivo dei mezzi
*) Verhandelingen van het ßatavisch genootschap der kunsten en wetenschappen.
Rotterdain-Amsterdam-Batavia, 1781—1857, vol. I—XXI, 8°., XXII—XXVI, 4°. II
volume XVIII contiene un indice cronologico e alfabetico dei dieciotto primi volumi,
pubblicati dal 1781 al 1842.
2 ) Tijdschvift voor Indische taal-, land- en volkenkunde, uitgegeven door het Bata-
viaansch genootschap von kunsten en wetenschappen te Batavia. Bat., 1853—1859, 8°.
3 ) Bibliothec® societatis artium scienliarumque, qua Batavia floret, catalogus syste-
maticus, curante P. Bleeker, 1846.
4 ) Bleeker P. Catalogus van de bibliotheek van het Ba.aviaanseh genootschap van
kunsten en wetenschappen, door dr. P. Bleeker, 1846. Twede uitgave door J. Mun-
nich. Batavia, 1858, p. XLII, 156, 8°.
e delle societä scientifico-letterarie della Neerlandia.
557
limitati, si applicö negli acquisti a quelle opere che si riferiscono
alla storia naturale, alla storia civile, ma specialmente alla lingui-
stica indiana. I doni frequenti contribuiscono all’ arricchimento.
2. Societä di naturalisti.
La cultura della storia naturale in un paese ove i fenomeni
fisici sono cosi straordinarj e variati, dee necessariamente contribuire
d’assai all* incremento del sapere. Questo vero fa pienamente cono-
sciuto da alcuni naturalisti delle Indie neerlandesi, riunitisi il 1851
in Batavia, con un fervore che molto promette alla scienza. I mem-
bri ordinarj di questa societä, le cui spese sono sostenute da’suoi
direttori, dimorano nell’ isola di Giava, o in altra parte dell’ arcipe-
lago indiano: i corrispondenti sono dispersi nella Neerlandia. La
societä diede principio, fin dall’ anno della sua fondazione, alla pub-
blicazione di un giornale o di una raccolta di memorie *)» accolta
favorevolmente dal pubblico; e piü tardi a una serie di memorie 2 ).
Essa pubblico pure i rapporti e i processi verbali 3 ), non che una
nuova serie di memorie *).
*) Natuurkundig tijdschrift voor Nederlandsch Indie, uitgegeven door de natuurkun-
dige vereening in Nederlandsch Indie, later onder redactie van P. ßleeker. Bata
via, 1851—1856, vol. XII, 8°., con tavole. II quarto volume e il primo di una
nuova serie.
2 ) Verhandelingen der natuurkundige vereening in Nederlandsch Indie. Batavia,
1856—1860, vol. IV, 4°., con tavole.
3 ) Algemeene verslag der werkzaamheden van de natuurkundige vereening in Neder
landsch. Indie, over 1851—1854. Batavia, 1851—1854, 8°. — Verslag van de ver-
gadering der natuurkund. vereeniging in Nederl. Indie, 9 november 1853. Batavia,
1853, 80.
4 ) Verhandelingen der natuurkundige vereening in Nederl. Indie. Btavia, 1856—1860,
vol. IV, 4°., con tavole.
I ii d i c e.
Proemio . . . , pag.
I. OLANDA MER1DI0NALE.
La Aja. 1. Bibi, reale „
2. Museum Meermanno-Westreenianum
3. Bibi. Meerman
4. „ del ministero della marina
5. „ „ „ „ guerra
6. „ del dipartimento di giustizia
7. „ della eorte suprema di giustizia
8. „ del consiglio di stato
9. „ della sec. camera degli stati generali . . .
10. „ del dipartimento delle colonie
11. „ della societä delle colonie ........
12. Societä a tutela della religione cristiana . . . .
13. Bibi, chirurgica
14. „ della guardia svizzera
15. „ frammassonica ... .
16. „ del principe Federico d’Olanda
17. „ Haria
18. „ Pauw
19. „ Bosch
20. „ Hulsiana
21. „ Bleiswykiana
22. „ Bilderdyk
Rotterdam. 1. Bibi, della societä batava di fllos. sperim
2. Societä di medicina
3. Bibi, dei gesuiti
4. „ della chiesa giansenistica
5. „ Neyaam
6. „ remonstrante
7. „ „ reformata
8. „ Arkcliana
305
318
329
331
333
334
335
336
336
337
337
338
339
340
340
341
341
343
343
344
345
346
346
347
348
349
349
350
351
352
353-
ti ilelie societä scientifico-Ietterarie della Neerlandia.
Rotterdam. 9. Bibi, del dott. G. F. F. Grosbans pa g. 354
10. Prima societä promotrice dell’ innesto del vajuolo „ 354
Delft. 1. Istituto reale neerlandese degli ingegneri e poli-
tecnieo 355
2. Istituto di linguistiea e d’ etnografla per le Indie
neerlandesi n 337
3. Bibi, di s. Barbara „ 358
4. „ del ginnasio „359
5. „ Berckel „360
Gilda. Bibi, civica n 361
Dordrecht. i. Bibi. Rutgers „363
2. „ Albina „363
3- „ civica „ 363
4. „ della seuola latina „ 364
5. „ Schouten „ 364
6. „ Walliana „ 364
7. „ Colviana „ 365
Leida. 1. Bibi, dell’universitä „ 365
2. „ Tisiana „ 382
3. „ Vallona „ 384
4. Societä di letteratura neerlandese „ 385
5. „ reale neerlandese d’articoltura „ 387
6. Museo e biblioteca Siebold „ 388
7. „ delle antichitä „ 389
8. Bibi. Lipsia „ 391
9. „ Erpen „ 393
10. „ Heinsio „ 393
11. „ Sci'iveriana „ 394
12. „ le Moyne „ 396
13. „ Boerhave „ 396
14. „ Bosch „ 397
15. „ Wittenbach „ 398
16. „ Sandifort „ 398
II. OLANDA SETTENTRIOMLE.
Amsterdam. Proemio „ 400
1. Accademia reale delle scienze „ 401
2. Bibi, pubblica 0 dell’ ateneo „ 410
3. „ civica ,» 417
4. „ remonstrante-rit'ormata „ 418
5. „ degli anabattisti „ 420
6. „ della comunitä vallona „ 422
7. „ „ „ luterana „ 423
8. „ della chiesa anglicana „ 423
Sitzb. d. phil.-hist. CI. XXXVIII. Bd. III. Hft.
37
V n I e li t i n e I I i , Delle hihlioteehe
//fa
Amsterdam, 9. Societä olandese delle belle arti e delle scienze . pag.
10. „ ter bevordering der genees- en heelkunde
11. Societä neerlandese tot bevordering der genees-
kunst „
12. Bibi, della commissione mediea provinciale del-
l’Olanda settentrionale „
13. Societä del Medisch-lees-museum „
14. „ neerlandese di farmacia
15. „ reale di zoologia „
16. „ een onvermeeide arbeid komt alles te
boven „
17. Societä d’agricoltura „
18. „ di navigazione neerlandese „
19. Bibi, della societä tot bevordering der tonkunst . . „
20. Societä tot nut van ’t algemeene „
21. „ dei professori de’ ginnasj Neerlandesi . . „
22. Bibi, de’ libraj „
23. „ della societä: Felix meritis „
24. „ „ „ Arti et amicitiae „
25. „ „ „ Doctrina et amicitia .... „
26. „ „ „ Lees-museum „
27. „ Nicolaiana „
28. „ Maarseveeniana „
29. „ Krysiana „
30. „ Crevenna „
31. „ Koning K
32. „ di Cornelio Enrico a Roy „
33. „ Willmetiana „
34. „ Steenwijk. „
35. „ Voorst „
36. „ Van Lennep . . ■ M
37. „ Vrolik „
Hartem. 1. Bibi, pubblica „
2. Societä Teylor n
3. Raccolta municipale „
- 4. Societä neerlandese per il progresso delP in-
dustria '
5. Societä olandese delle scienze „
6. „ di scienze economiche „
7. Bibi. Enschede n
8. „ Van Oosten de Bruyn
Hoorn. 1. „ pubblica „
2. Societä mediea
Enkhuizen. Bibi, pubblica „
Alkmaar. „ civica
424
427
428
428
428
429
430
431
432
432
433
434
435
436
437
438
439
440
441
442
442
444
446
447
448
448
450
450
451
454
456
458
458
460
460
461
462
462
462
463
Egmond.
Helder.
Middelburg.
Bolduc.
Breda.
Utrecht.
Amersford.
Amern.
e delle societä scientifico-letterarie della Neerlandia.
5ö/ / /
Bibi, dell’ abbazia .... pag. 463
1. Bibi, della direzione „ 464
2. „ degli allievj „ 465
III. ZELANDA.
1. Societä delle scienze .
2. Bibi, provinciale . . .
3. „ medico-chirurgica
4. „ Willemsen . . .
5. „ Boyaard ....
6. „ Goez
IV. BRABANTE SETTENTRIONALE.
Bibi, provinciale „ 469
1. Bibi, dell’ accademia militare „ 474
2. „ civica „ 476
3. „ de Wijs „476
V. UTRECHT.
1. Bibi, dell’ universitä
2. „ civica
3. „ capitolare
4. giansenistica
5. „ Klarenburg '
6. Societä delle scienze c delle arti
7. „ storica
8. „ d’agricoltura e orticoltura
9. Bibi. Grevia
10. „ Boendermaker
11. „ Markiana
12. „ Wichling
13. „ Rueb e Swellengrebel. . .
14. „ Royards
15. „ Jutfaas
16. „ van Marie
1. „ pubblica
2. „ Coenen
VI. GHELDRIA.
1. Bibi, pubblica „ 497
2. „ Prodesse conamur 503
3. Societä di storia e letteratura: Prodesse conamur „ 504
4. „ di storia naturale : Tot nut en verge-
noeqen „ 504
37*
„ 477
„ 484
„ 485
„ 486
„ 487
„ 488
„ 489
„ 490
„ 490
„ 492
„ 493
„ 494
„ 494
„ 494
„ 495
„ 495
„ 496
„ 496
„ 466
„ 467
„ 468
„ 468
„ 468
„ 469
V a I e n t i n e 11 i, Delle biblioteche
Nirnega. Bibi, civica pag. 505
Zutphen. 1. Bibi, del senato „ 506
2. „ della cattedrale „ 507
Harderwiik. Bibi, dell’ universitä 507
Thiel. Biblioteca „ 508
VII. OVERYSSEL.
Daventer. 1. Bibi, dell’ ateneo „ 509
2. „ Cuperana „ 512
Zwolle. 1. „ provineiale „ 514
2. „ civica „ 516
3. „ pubblica „ 516
4. „ Themis „ 517
5. „ tot nut van ’t algemeen „ 518
Enschede. 1. „ pubblica „ 518
2. „ degli anabattisti „ 518
VIII. FRISIA.
Leeuwarden. 1. Bibi, provineiale „ 519
2. Societä frisonna di storia, antichitä e lingua. . . „ 523
3. Bibi, municipale „ 527
4. „ della coi'te di giustizia „ 528
5. „ della societä tot nut van ’t algemeen .... „ 528
6. „ Beucker „ 529
Dokkum. Biblioteche „ 529
Franeker. 1. Bibi, pubblica „ 530
2. Altre biblioteche „ 533
Boisward. Bibi. Hilarides „ 534
Worcum. „ Domna „535
Staveren. „ pubblica 535
IX. GR0NINGA et OMLANDIA.
Groninga. 1. Bibi, dell’ universitä „ 536
2. „ civica „ 540
3. „ teologica „ 541
4. „ giansenistica „ 542
5. „ pedagogiea „ 542
6. „ Guyot „ 542
7. „ pro excolendo iure patrio „ 544
8. Societä di storia naturale „ 545
9. Bibi. Oizeliana i . . . . • „ 545
10. „ Alting 546
11. „ Woltber ,547
12 „ Riedel . „547
I
e delle societä scientifico-letterarie delia Neerlandia.
X. LIMBURG.
Maestricht. 1. Bib]. pubblica pag. 348
2. Societä scientifiehe ,, 351
XI. GRANDUCATO DI LUSSEMBURGO.
Lussemburgo. Bibi, dell’ ateneo • „ 332
XII. COLONIE NEERLANDESI.
Batavia. i. Societä delle arti e delle scienze „ 333
2. „ di naturalisti „ 557
10*!
STü-
Dr. F r. Mül 1er
Beiträge zur Lautlehre der armenischen Sprache.
Von Dr. Friedrich Müller,
Doetor der allgemeinen Sprachwissenschaft an der Wiener Universität.
Das Armenische ist noch immer für den Sprachforscher ein
schwieriger Boden. Dies hat seinen Grund in zwei Puncten. Erstens
in der eigentümlichen Natur und Ausbildung der Sprache, die ihrer
Anlage nach eine echt eränische ist i ), aber doch viele fremde Ele
mente in sich enthält, die noch nicht genügend ausgesondert und
erklärt sind; — zweitens in dem Umstande, dass jene Sippe der
indogermanischen Sprachen, in welche das Armenische gehört, noch
nicht eine selbstständige und umfassende Bearheitung erfahren hat.
Denn mit dem Sanskrit allein, wie es in der Veden- und Brahmanen-
Literatur uns vorliegt, lässt sich nicht alles im Armenischen befind
liche indogermanische Gut erklären, das hier eigentümlich ent
wickelt und umgeformt vorliegt. Dazu bedarf es einer selbstständi
geren und specielleren Untersuchung des eränischen Sprachgebietes.
Betrachtet man denjenigen Theil des Armenischen, der als
indogermanisch bezeichnet werden kann — denn von ihm muss man
vor allem andern ausgehen — so fallen dem Beobachter besonders
zwei Puncte auf.
Erstens ist das Armenische im Vergleich zu den mit ihm ver
wandten Sprachen sehr vocalarm; es duldet Häufungen von Conso-
nanten, wie sie keine indogermanische Sprache duldet. Es erinnert
in dieser Hinsicht an die umherliegenden kaukasischen Sprachen
und das ihm nahe gelegene Aramäische. Wir finden da Formen wie
*) Vgl. meinen Aufsatz in Kuhn und Schleicher's Beiträgen III. Band.
Beiträge zur Lautlehre der armenischen Sprache.
s?+
P’H'di (bzisk) Arzt, udipd-^b/P (anbzskeli) unheilbar, zi'U'^(srsliim)
ich gelie herum, "f/ypuSb (skzban) des Anfanges, (ptpoj) der
Frucht, iH//""}/- (mkrtöhi) des Täufers, jj/'PHiipL/ (qrihmnshel)
murmeln, Vu%k L (nnshel) schlafen, (qnnel) untersuchen,
(trtnsliel) murmeln, denen höchstens nur manche alt-
baktrische Form an Seite gestellt werden kann, an deren richtiger
Schreibung wir aber vollen Grund zu zweifeln haben.
Zweitens finden wir im Armenischen einen auffallenden Über
fluss an Zischlauten und Hauchlauten, der einen Anfangs ganz ver
wirrt. So gibt uns Petermann folgende an: J- (shc), S- (dsa),
<S (tsa), £ (dshe), z. (sha, K. G. scha), t (Uhu, K. G. tscha). £
(dslie, K. G. dsche), ,y (tzo); ferner /« (ehe), •> (hho), j (hi).
Über diesen Punkt werden wir unten bei Betrachtung der einzelnen
Zeichen das Nähere bemerken und den Grund dieser Verschieden
heit anzugeben suchen.
Neben diesen beiden Puncten ist besonders der Werth der
Buchstaben p, y-, y- und *y, //, auffallend. Erstere drei entsprechen
ihrer Stellung nach im Alphabete den semitischen 3, 3, 1, griech.
ß, y, d; letztere den semitischen a, 3, n, griech. n, x, r. Die jetzi
gen Armenier aber sprechen selbe zum grössten Theile umgekehrt
aus, so dass hier eine völlige Lautverschiebung eingetreten ist.
Diese Lautverschiebung, obgleich sie sich auch in der neueren
Aussprache als nur dialektisch herausstellt, ist dennoch ziemlich
alt, und selbst die älteste Sprache war von derselben (vom jetzigen
Standpuncte freilich in umgekehrter Weise) nicht verschont. Wir
heben folgende Fälle hervor:
n„r„i (amp) Wolke = Skr. ambhas Wasser, 1, (atamn)
Zahn = griech. ödovr-, Skr. danta, """^7 (atel) hassen = latein.
odi, t" (es) ich = altbaktr. 6fr“ (azetn), Skr. nliam, p»!i„„ (baut)
Gefängniss = altbaktr. band, Skr. bandh, binden, fesseln, y £"' (get)
Fluss = altbtr. (vaidhi), (qitel) wissen = Skr. vid.
.puuühbp (gtanel) linden = Skr. vind, b^" ulr L (klanel) verschlingen
= Skr. gr, latein. gula, f/t"-/ (kcal) leben = Skr. giv, bl' 1 ' (hin)
Weib == alth. -”ti\j(ghend), m \\_(ghnd), Skr. vedisch gnd. Iminjij
(nstil) sich setzen = Skr. ni-\-sad, (otn) Fuss = alth.
(pädha), Skr. pdda, »1.»^ (utel) essen = Skr. ad, u„ui!i, (tasn)
zehn = Skr. dagan, ut LniuliL^ (tesanel) sehen = Skr. drg, innult
(tan) Haus == Skr. dhdman, "f'i"" (sirt) Herz = Skr. hrd, •"">/
. (b
m
Ür. F r. Müller
(tal) geben = Skr. da, griecli. dcSwpc, (tiv) Tag = Skr.
divasa, vergl. div-ä bei Tage, (qirtn) Schweiss = griecli.
tdpcltc, Skr. svül, schwitzen.
Indem wir zur Betrachtung der armenischen Consonanten über
gehen, ziehen wir vorerst die drei ältesten consonantischen Grund
laute k, t, p und g, d, b herbei.
!/ lc.
Dass dieser Buchstabe, der von den jetzigen Armeniern mei
stens g gesprochen wird, ursprünglich k lautete, dafür bürgen
ältere Transscriptionen, so: (kajen) = pp (qäjin), . lL „u t n,^
"•Mr" (gvamatikos) — ypapp.azin.6z, (arqepiskopos)
= dp/ienloxoTToz, 7 l'-p' 1 ' (diakon) — Siuxnvoz, ’H' (k (l ~
thedr) = xadsSpa, l/ u ll'T (kajsr) = xacaap, (kanon) —
xavwv, //„,/,(karkinos) = xapxlvoz, t^p/p/'b"" (kperikos) =
xAgpixuz-
Der Laut entspricht altindogermanischem k, im Sanskrit =Fi,
im Altbaktrischen 3, im Neupersischen li, am Ende oft a, das
in solchen Fällen im Pehlewi immer als k auftritt, in der Mitte oft
aus k abgeschwächtem _ij.
"d[a (akn) Auge = latein. ocu-lus, altslav. OKO, p.u>Jluu\\
(bambak) Baumwolle = neup. (panbah). b (günak)
Farbe, Weise = neup. fo) (günak), i/u,,,,,,,,,// (dastalc) Handgriff
= neup. (dastali), 7/"7‘"b (dipak) GoldstofF = neup. aLo
(dibdh), arab. (dibdg-un), (thosak) Wegzehrung =
neup. öJüy (tösah), b ,u P t ‘ (katlin) Milch = latein. jlajct, b""^' f
(kamil) wollen, b""Q’ (kamq) Wille = neup. ^ (kam), Skr.
käma, b"’"ll'h (kapik) Affe — Skr. kapi, bty'i (kerp) Form, Gestalt
= altb. -*ü^?3 (lcerefs), acc. (kerepem), b L i"" L t (kertel)
machen = altb,<?#J% (kerent), b'Ul' (kojr, spr. kuir) blind = neup.
(kor), Pärsi ^3 (kor), $ (hamak) ganz, alles = neup. a,a>
(hamah), )d.2,,„„l l (hrestak) Bote, Engel = a^s (firistah),
thutnm(matak) Weibchen, Mutterthier = neup. ajL (mddah), Skr.
mätar Mutter, (müht) Maus = Skr. müshika, IbuufZi// (namak)
Brief, Buch = neup. a..«U (ndmah), (navak) Schifflein =
Skr. ndu mit dem Suffixe ka. "fd/,,,/, (nkar) Bild, Gemälde,
(nkarel) bilden = neup. j\So (nigdr), dp.(patker) Bild,
Beiträge zur Lautlehre der armenischen Sprache.
S73-
Gegenbild — neup. j (paigar), ui ,u r n,u, i (partak) Bedeckung,
Schleier = neup. (pardah), (fif-t/ (icic'ak) Besitzthum = neup.
(wezah) eigen, •.„„[„.„m// (tackt ak) Tafel = neup. AÜ (tack-
tah), L L , iiiiliu Q (eramak) Herde = neup. Aoj (ramah),
(krtser) klein, vgl. altsl. KpATZKX, ßpayus-
Seltene Fälle sind: »"£/> (oskr) Bein = grieeh. öarsov = lat.
os = ost, wo k aus t entstanden scheint; r ist ein im Armenischen
häufiger Bildungszusatz. In nt/Ln,,^ (skesür) Schwiegermutter =
Skr. gvagni, utfndüq. (skiind) Hündchen, vgl. Skr. grau und goth.
hands, (tugr) Schwager = Skr. devar, grieeh. dafqp,
scheint der Guttural aus v entstanden zu sein, wie dies im Anlaute
im Neupersisehen und Armenischen keine seltene Erscheinung ist ‘),
wobei dann g nach s sich in k verhärten musste.
u, t.
Wird von den heutigen Armeniern meist wie d gesprochen, hat
aber bestimmt die Geltung von t, wie folgende Transscriptionen
beweisen: mbwtym (aiiahit) = alth. (andkita), tunuijin*-
qiupni, (astropabon) = äazpoXäßoz, ' [V ,u i ru„.,[,/ l nu (gramatikos) =
ypa/jpauxiK, •..["it""'' (tigran) — Tiypdvqs, ....nfa-ppt (tomtli) —
Tcußcz.
Der Werth dieses Zeichens ist altindogerinanisches t, im Skr.
fT^ altbaktr. t^, im Neupersischen O, oft auch aus t abge
schwächtes J>, manchmal aus einem Dental entstandenes
tu«mL-1„ (aspet) Reiter = Skr. agvapati, unnn, L (astp) Stern =
grieeh. darqp, Skr. vedisch str, altbaktr. (gtdre), neup. ajU-j
(sitarali), <</* (atragojn, spr. atraguin) feurig = alth.
(dtar), neup. (dclar), 7«*2& (dast) Ebene = neup. Jkij(dast),
ij-iumnurlf (dastalc) Handgriff = neup. aI^O (dastah), vgl. alth.
(zagta) Hand, Skr. hasta, 7"•••< (dat) Gesetz = neup. (ddd),
—utniuii (stau) = Ski’, -sthäna, alth. -gtäna, neup. (stdn),
y nt nuiji (dustr) Tochter = Skr. duhitar, 7/nn[„.n (druckt) Garten
= neup iZo-ji (dirackt) Baum, £/./.<.././ (kertel) machen == alth.
(keränt), *ytu nut tum (hastat) feststehend, ein Particip. praes.
von sthd (tastat oder saslat), fylrzmmfy (hrßstak) — neup. Al^»
*) Vgl. meine Bemerkungen in Kiiliu u. Schleiche r’s Beiträgen, Band II.
Gl
Dr. F r. Müller
(firistah) «£«<«<«£ (matak) — 4jL (mudah), j-u" (gast) Opfer =
altb. ro (yacta), »*.<£*» (upt) Kamel = Skr. ushtra, ujiuutiu«-
uluuhp (pataschani) Antwort = altb. ‘^‘“0 (paiti) -f- neup.
(sachun oder suclian), Pehlewi pno (sachun), Pärsi {ca
lci tun), n^iunit^iniP (putgam) Antwort, Botschaft = biblisch DJna
(pitgdm), syr. (petgomo), neup. .«-j (paigliam), *y««»»-
^.u.J'u.unp (patgamavor) Botschafter = neup. (paighambar),
u/iauM^t-p (patker) Bild = patikara „imago“ in der Inschrift von
Naksch-i-Rustam, neup. Jy*> (paigar), #y«y,>,./„£ (partak) Be
deckung — neup. j (pardah), ««»«»*«»£ (stanal) wegnebmen =
neup. (sitädan), (stin) Brust = Skr. stana, IIUtlUL.IUjl
(stavar) gross, dick = neup. (ustuvär) fest. Skr. sthdvara,
ijm in (wat) böse = neup. Jj (bad), nnnftiniinlj (tachtak) Tafel =
neup. (tachtah), in tun^ (tap) Wärme, nun <y/y (tapil) oder nun—
,y,„‘/,<,y (tapanal) warm sein = Skr. tap, altb. >)eW (tafnu) heiss,
neup. (täftan), Causale von tap, (tohm) Familie = altb.
(taolchma), neup. ^ (toclim), •n l „,„/[, L (trtmil) Schmerz
empfinden = neup. ->j-> (dard) Schmerz, (%rtanal) kalt
sein = altb. (gareta), neup. (sard).
Dass besonders der Zahnlaut an der alten Lautverschiebung
Theil genommen, ist aus den Beispielen, die wir oben angeführt
haben, wo ••• altem d entspricht, hinreichend ersichtlich.
«y p.
Seine jetzige Aussprache ist meistens b; die richtige Aus
sprache p ist aber durch alte Transscriptionen sichergestellt, wie
folgt: IUtj-tUU£ (agap) = dydnrj, tuflgL n^fnl^niy/i/1 (arqepiskopos) —
äp/cerdaxonos <y«y<«^ (parsik) — nspatxö<;, (parst), «y»«-~
lifi// (pornik) = Ttopvixäz, <y/ii^»y< (pretor) praetor, <y /rinjinn (^pC~
tros) = llsrpoc, *yy(ppaton) — Tllaxiov etc.
<y entspricht altindogermanischem p, Sanskr. ^ altbaktrischem
o, neupersischem i_j, oft auch aus p geschwächtem >_<, z. B.:
y/<y,ut t (dipak) Goldstoff = neup. aLo (dibäh), von der Wur
zel dtp glänzen, (kapik) Affe = Skr. kapi, f ( ,r i'“t (kerp)
Form, Gestalt = altb. -*0^5 (kerefs), acc. cjeiV^ (kehrpem),
!jl.[i njinn (kerpas) Linnen = Skr. karpdsa, •f» y ti^l, tu (mogpet)
Beiträge zur Lautlehre «1er armenischen Sprache.
Feuerpriester = neup. ^ (nuibadj, (paravj altes Weib
= Skr. pnrdna, uj,/„„/i,/, (pataschani) Antwort == altb.
(pniti) neup. (suchanj, Ijin j (kapel') fassen, binden =
lat. cnpio, ly um in y tu iT (putgamj Botschaft — neup. (paigham),
(patker) Bild = neup. JC, (paigdr), (partak)
Schleier = neup. a->^j (pardali), (phiul) betrachten = Skr.
pag, n„.^lr L (pahel) bewachen, <y».vy«/Z/ (pahpan) oder
(pahapan) Wächter = neup. Aj (pdsbdn), u i u.jj'.u‘i, (pajman)
Vertrag — neup. oUv (paimän), (panirj Käse = neup. _jC>
(panir); davon (panranal) „zu Käse gerinnen“,
(tap) Wärme, •••uiu l /, L (tapUj warm sein = Skr. tap, n‘"“l (v*-l>)
Stock = neup. (cup), (cub), Skr. kshupa.
Manchmal (nach «) entspricht <y altem v, das in dieser Stel
lung durch Einfluss des aus altem k hervorgegangenen « zu p
erhärtet wurde, z. B. tUllil£IUIIUllult (aspastan) Pferdestall = altb.
agpogtdna, Skr. agvasthdna, tumi^L m (aspet) Reiter = altb. agpa-
paiti, Skr. agvapati, (spitak) weiss = neup. (niped),
Skr. gveta.
t 9-
Lautet bei den heutigen Armeniern meist k; seine ursprüng
liche Geltung ist aber unzweifelhaft g, wie folgende Fälle darthun:
(agap) — djang, (agon) = dywv, ('gehen)
— yisuva, ,/-[•,„Jtu,,,/,!/,,,, (gramatikon) = ypappauxös,
(egiptap) = Alpinum;.
’l entspricht altindogermanischem g, seilen k. daher im Sans
krit 3T, auch seltener 3Fi, vT, altbaktr. <w. seltener 5, r,
im Neupersischen a3, £r-
1-iu'hi (gnnC) Schatz = neup. ^(gang), Skr. ganga, Schatz
baus, (gowclj preisen = neup. (gdyam) ich spreche, vgl.
Pärsi (goyant) sie sprechen = neup. XJT (goyand), altpers.
gub, (gunak) Farbe, Weise = neup. ily (gunah), altb.
(gaona), (gnalj gehen ==' Skr. gam (dem armenischen
liegt ga -f- na zu Grunde), (gravel) ergreifen = alth.
(gerew), Pärsi (gcreftan), neup. (giriftan),
Skr. vedisch grbh, trv-^L herrufen = Skr. gr, h e m%>.
l)r. F r. M i'i I I e r
(drang) Farbe = Skr. ranga, neup. (rang), /■/"/- (erg) Ge
sang = Skr. rk, /><««y (thag) Diadem, Krone = neup. (tag),
daher p-u,^u,un V (tliagavor) König = Kronenträger, von demselben
+ Wurzel bhar „tragen“, ^b^t (hing) fünf = Skr. pancan, altb.
(pancan), neup. (gang), Jh-i (meg) Wolke, Finster
niss = Sanskr. megha, neup. (megh), (patgam)
Antwort = altb. paitigama, neup. (paigham), (süg)
Schmerz = neup. (sog), Skr. göka, '/'"'/[> (wagt) Tiger =
Skr. vyäghra, (wang) Stimme = neup. jLL (bang), davon
(watigel) aussprechen.
Im Anlaute entspricht 7 nach einem in den neueren eränischen
Sprachen geltenden Lautgesetze (vgl. darüber meine Bemerkungen
in Kuhn und Schleicher’s Beiträgen Bd. II.) häufig altem v,
z. B. >i":jl (gajl) Wolf = altb. (vehrko), neup. jJp (gurg),
(garn) Lamm, das mit latein. vellus, altslav. kakha, Skr.
varman zusammenhängt, 7A,,. (get) Fluss = altb. (vaidhi),
neup. (göi), aber (•>,„,// (wtak) Bächlein, 7//« (gin) Preis =
latein. venum, davon (gnel) kaufen, 7/A/ (gini) Wein =
griecli. Fohos, ätliiop. : (warn), '//”)■/• (giser) Nacht = altslav.
lUMfp/., litauisch vakaras Abend, y/«««/.y (gitcl) wissen —- Skr. vid,
7«7<(gorgel) arbeiten, altb. verez, neup. (warzidan).
Merkwürdig ist (tagt) Schwager = Skr. devar, griecli. dagp,
wo die Wandlung des v in g im Inlaute eingetreten ist.
7 d.
Wird heutzutage zumeist t gesprochen; sein ursprünglicher
Werth ist aber unzweifelhaft d, wie aus folgenden Umsehreihungen
hervorgeht: ««7««««/’ (adam) — mit (ädäm), (adar) = ttn
ädär), ««7/A (adin) = pp (eden), t“rbc (dabir) = "pn (debir)
■ib (diakon) — diuxovos, w-tf'(dram) = dpaypg, arab. p&j j
(dirham-un), nach semitischen Lautgesetzen aus drahm-un ent
standen, 7 , "/7'"' -, '7 (darband) = (darband).
7 entspricht altindogermanischem d, selten t, daher im Sans
krit $J, selten cT. im Althaktrischen j, selten s>. im
Neupersischen .>. j.
(dast) Ebene == neup. *—-'■«iü J (dast), (dat) Gesetz,
Recht — neupers. jIj (däd) vom Sanskr. dhä, davon Y-/ö in tun uttuh
Beiträge zur Lautlehre der armenischen Sprache.
ätr
(datastan) Rechtsplatz, q r ,upj',u‘i, (darman) Heilmittel = neup. oUjj
(darman), y«"- (dar,) Betrug, y«Jj (davel) betrügen = Skr.
dabh, vgl. altb. (daiwis), y/.'* (den) Religion = altbaktr.
(dnenn), neup. J (dm), •tf'n’-k (dipak) Goldstoff =
neup. iLo (dibdh) von Sanskr. dtp „glänzen“, yt (dev) böser
Geist = altbakt. (daeva), neup. yJ (dev), (dnel)
legen = altb. da, Skr. dliä, y-»^'/. (dürn) Thür = Skr. dvär,
,/„Li;„ e , (düstr) Tochter = Skr. duliitar, altb. (duglidliare),
(dracht) Garten = neup. (diracht) Baum, Skr.
dru, iry (drös) Fahne = neup. 0 ~9j-> (dirafs), altb.
(drafsha), (leard) Leber = Skr. yakrt, Jl-p-p (mard)
Mann == neup. (mard), Skr. martya, ("r'i (ward) Rose =
griech. ßpödov, ppoöov, oy (öd) Wind = Skr. rata.
In dem Worte y«/umz«£ (dastak) Handgriff = neup. äIülj
(dastali), tj_njn in tu ^ Irp in (dastakert) mit der Hand gemacht, ver
glichen mit altb. (zagta), Skr. hasta, ist d aus dem f abge
plattet (vergl. schon im Altpersischen adam gegen altbaktrisches
Jjf“ (azem), Skr. aliani), wenn man nicht eine Entlehnung des
Wortes, das im Armenischen keine festen Wurzeln geschlagen,
annehmen will.
P b.
Wird heutzutage wie p ausgesprochen; sein ursprünglicher
Werth ist aber ohne Zweifel b, wie nachfolgende Fälle beweisen:
mp (ab) — dn (ab), ,u ri'"!l (abbä) = NDN (abbd), «y,p,u^,uJ
(abraham) = D.TDN (abrdhdm), •uumpn^upn'i, (astropabon) —
da-pohlßoz, (barbaros) = ßapßapoz, piugnu (baqos) —
Banyoz, '/"-eh' (dabir) = vm (debir). Manchmal (besonders
zwischen Vocalen) hat das p eine weiche Aussprache, die sich der
unseres w nähert, z. B.: (jobnap) — Juvenal, jnpfnuimu
(jobianos) = Jovianus.
P entspricht altindogermanischem b, im Sanskrit also =1,
im Altbaktrischen_j, selten im Neupersischen .
•uJpnfu (ambocli) Menge = neupers. t>y>\ (anböh), puiqnJ t
(bazuk) Arm = altbaktr. (bdzus), neup. j)j (bdzu), Skr.
baliu, vdlm, pui^nuJ' (bazüm) viel — Skr. balm, p>uJ-ufi,lr L (baza-
nel) theilen, auch pmpn„/i,t t (barzancl) = Skr. bhay VII., Latein.
l)r. F r. M ii I I e r
frango, griech. pyyvupi — ippj/yvupt, p-pi (barC) Polster = Skr.
barliis, (hart) gut = Skr. bliadra, neup. Aj (bili), p3/-z_//
(bzisk) Arzt = Skr. bhishag, p L pl-p (berel) tragen = Skr. bhar,
altbaktr. fh) (büre), /•/"/' (biur) Zehntausend = altbaktr.
(baevare), p»^ (bim) Natur, Ursprung = neup. yy (bun), Skr.
budhna, py'* (bojn, spr. buin) Nest, Behausung = neupers.
(bunali) [vgl. Schähn. bei Vullers’ Chrest., p. 41:
und Evang. Matth. VIII, 20: uiyn.lrunL.fj "pf.p y"' h •- [3"/. F (i'['3-
pyi(g\, !■ yi-yp (epbajr) Bruder = Skr. bhrdtar, altbaktr.
(brätare), neup. (birädar), "Jpt-f/ (smbak) Huf eines Thieres
= Pehlewi aalD (sümb), neup. •—!*> (sunb), altb. (gafa),
(sürb) rein, heilig = Skr. gnbhra *).
Neben diesen sechs Lauten, die, wie wir sahen, in den ver
wandten Sprachen ihre regelmässigen Vertreter finden, haben wir
zunächst die Aspiraten P, (• und zehn Zischlaute y, 3, 5-, i, zT, «,
Z_> l’ £> 3 hervorzuheben. Was nun die letzteren betrifft, so lassen
sich vor allem y, 3, f und « ausscheiden, indem sich leicht nach-
weisen lässt, dass sie im Wesentlichen den altbaktrischen Lauten
f, et». und -Yj entsprechen; schwieriger ist die Einsicht in die
Natur der übrigbleibenden sechs Laute *■, <*, t, 3. Wir wollen
daher zuerst die relativ sichereren und einfacheren Laute P, •[•, y,
3-, und « betrachten und dann zur näheren Untersuchung der sechs
anderen übergehen.
[3 th
entspricht im Alphabet dem griechischen d. Mit altbaktrischein i
und Sanskr. ^ es zu vergleichen, scheint nicht recht passend, da
seine Entstehung auf anderen Ursachen beruht. Wir finden es in frem
den Wörtern in folgenden Fällen: Piu.„ ( ,iA (thatron) — diazpov,
//ujp/rpf, (kathedr) = xadedpa, /3—py •f'.Jn (thargman) = oI^j
(targuman), Pppp' (thsrin) — j’ltyn (tisrin), piu F u,p (sabath)
— rDti> (sabbäth).
*) Justi (Über die Zusammensetzung der Nomina in den indogermanischen Sprachen,
p. 112) will davon EapTzyüuiv „Gahe der Heiligen" ableiten, indem er aa-pn —
sourp (!) schreibt.
Beitrüge zur Lautlehre der armenischen Sprache.
im
P entspricht altindogermanischem t, im Sanskrit rT, seltener
im Althaktrischen ?, seltener i, im Neupersischen O, z. B.:
P-1•- (thagj Diadem, Krone = neup. (tag), ftnp'j’k (tho-
sak) Wegzehrung = Aiy (tusah), tubp-mp^J' (antharsam) nicht
verwelkend = Skr. trsh, lat. torreo, •uph-.uP (argatli) Silber =
Skr. ragata, k-uPi, (evthn) sieben = altb. (haptan), neup.
(haftj, Skr. saptan, f/u,p^ (katlin) Milch = lat. [lajct-,
"pP- (ortli) junges Kalb — nöpriq, ^>“pP (hartli) breit, eben =
Skr. prthu, altb. >Wsü (perethu), aber griech. nlazuz, <"-P (ütli)
acht, aus ovth — opt — old (vergl. griech. öxzw) entstanden.
+ f
entspricht sowohl der Stellung im Alphabete als der Aussprache
nach dem griechischen f, dem es auch in Transscriptionen ent
gegensteht ; z. B.: i/.-'i'u'i (fapag) = (pdXapg, •[(fiupakej
— (puiaxrj. Da wir weiter unten (unter sehen werden, dass
aspirirtes p (f) im Anlaute meist in ^ seinen Vertreter findet, fer
ner die Mehrzahl der Wörter, die mit anlauten, mir nicht indo
germanischer Natur zu sein scheint, so können wir nur selten
beobachten; aber die Fälle, in denen es vorkommt, erlauben uns
wohl, es mit altbaktrischem ^ zu vergleichen. Mit dem sanskritischen
^aber hat ( ganz und gar nichts gemein.
Fälle, die hierher gehören, sind: -p-ftp (dofel) schlagen,
stossen, mit dem Fusse = zun-, Skr. tup, tuiP (farthani)
reich, mächtig, vgl. DJY1B (partam) Edler, Vornehmer (Esther I, 3;
VI, 9), altb. (fratemo), eig. der Erste, Skr. pratliamas,
ipiupiiu/ity. pf’trsung) und (farsachj Meile = ^u,pu,u/„
(harsuch), neup. (farsangj und (ppy 3 (farsachj, napa-
oätf'ys, ‘f’["L(fifO Elephant = neup. J-9 (fil), Sanskr. piln, -p-pfr
(fosij Staub = Skr. panga', pänsu.
$ ff
ist ein später Laut und unterscheidet sich von •[• dadurch, dass dieses
rein labial, dasselbe aber labio-dental gleich unserm f ist. Es kommt
selten und zwar nur in neueren ausländischen (besonders europäi
schen) Wörtern vor, z. B. $ L opp (fflnrin) Gulden, $/»«%?. (ffrang)
Franke, Europäer überhaupt.
7#
sse-
Dr. Fr. Müller
•L *
entspricht dei- Stellung im Alphabet und der Aussprache nach dem
griechischen C, wie folgende Transscriplionen beweisen :
(zevsj — Zeuz, (ze/iur) = tiyupoq, (zradesj —
ZojpoäazfrfjQ, altbaktr. (zaratlwstraj.
1 entspricht altindogermanischem <//j, das im Sanskrit als
im Altbaktrischen als_], im Neupersischen als j auftritt, z. B.:
/-.tiijniJ/ (bazukj Arm — Skr. bäliu, altb. j o>^ (bazusj, neup. jjb
(bazuj, aber griech. Tcyyot;, pui^nuT (bazumj viel = Skr. bahu,
aber griech. na/u<;, yu / ,J' (zarm) Familie, Haus = Skr. harmya,
(zendanj Kerker = neup. öl-Gj (zinddnj, altb. ><?#^
(zantu) [Lehnwort?], (zij denn = altb. (zi•/"'l (zoll)
Opfer = altbaktr. (zaothra), Skr. liotra, iy (zdrj Kraft,
Macht = altbaktr. (zdvarej, neup. jjj (zorj, wohl von Skr.
gu, s"""/'"/' (hazarj tausend = Sanskr. sahasra, altbaktr.
(hazanra), neup. (hazarj, (lezuj Zunge = Skr. gihvd,
altb. (hizvaj, Parsi (hizvdnj, neup. [mit Aphärese des
anlautenden /«-] i_>l>(zubdnj, il"l ,r l (lizelj lecken = Sanskr. Uh,
Jkq (mez) Urin, 7^4 (mizelj harnen = altb. (maezaj,
(*6 (mizj, Skr. meha, mih, latein. aber mingo, griech. [loiyiSq,
tu iuijiP (razmj Schlacht = neup. (razmj, ( u [•••"] (warazj Eher
= Skr. vardha, neup. jy (guräzj, (wzrukj oder
(wzürk) gross = neupers. lijy (buzurgj, altpers. wazraka.
In j'—ij-L (juzel,) „opfern“ entspricht </ einem alten g, Skr.
sT , altb^ das ebenso wie im Altbaktrischen vor t in
2_ (== “) übergehen muss: ,/<«>■„ (jastj Opfer = (yagtaj.
In ifiiuui// (zavakj Same. Nachkommenschaft = Skr. yava, griech.
tsa, neup. (gavj, •i"'l (zowj frisch, jung = Skr. yuvan, neup.
(guwdnj, r"Y"'^"ui' (zogahajrj denselben Vater habend
(worin das erste Glied wohl mit Skr. yug. griech. C,uy- Zusammen
hänge), Jiiip tj (marzj Grenze = neup. jy> (marzj, Skr. maryd
(oder statt margyd, vgl. latein. margol) entspricht ^ einem alten y.
Einen sehr lehrreichen Fall für diese Lauterscheinung finden wir
im Altbaktrischen in der Form ei&yro (yüzemj gegenüber der
Sanskritform yüyarn.
Beiträge zur Lautlehre der armenischen Sprache.
575
./ z.
Über die nähere Aussprache dieses Lautes können wir uns in
Transscriptionen leider nicht Raths erholen, da er hierin selten an
gewendet wird. Aus (azdahak) = neup. Jj! (azdahä),
altb. -»j^e('azi dahdka) geht aber unzweifelhaft die Gleich
heit des armenischen mit dem altbaktrisehen els , neupersischen J
hervor.
Wir finden J- in folgenden Beispielen: (arzani) werth
= neup. ö\jj\ (arzän), p iu thuilj Äy (bazanel) theilen = Skr. bhag,
'l^"l",p (dzochq) Unterwelt = altb. -»5(duzaka), Pärsi
(dozakh), neup. (dozach), ^J'(zam) Stunde, Zeit = Skr.
yäma, (dzgojn, spr. dzguin) farblos, q.J-//uiJJu^ (dzkamak)
unfreiwillig = altb. (duz), (iz) Viper, Schlange = altb.
jelsu (azi), Skr. ahi, woraus die Verwandtschaft des ^ und «£, ähn
lich den altbaktrisehen £ und «*», klar hervorgeht.
" s und £_ s.
Diese beiden Laute stehen in einem ähnlichen Verhältnisse zu
einander wie " und j o, j35 im Altbaktrisehen. Ursprünglich ent
spricht « (der Stellung nach im Alphabete semitisches ty) dem ",
Skr.'ST^, während ^_(d'er Stellung nach im Alphabete semitisches d)
dem -vj oder vielmehr dem entspricht. Sie unterscheiden sich
aber insofern von den beiden altbaktrisehen Lauten, als, während
dort zwar " für -*ü oft eintritt, nicht aber umgekehrt, hier 2_oft dort
steht, wo man der Etymologie nach •• erwarten sollte. Beide armeni
schen Laute stimmen also vollkommen mit den beiden neupersischen
= « und = 1, indem auch oft dort auftritt, wo man
zu erwarten hätte, wie z. B.: (such) Ast = Skr. gäkhd,
JUi (saghäl) = Sanskr. grgäla, O (sunüdan) = Skr. gru,
griech. xAu-.
•> s.
Seine Aussprache ist gleich unserm s, wie folgende Fälle be
weisen: «uijora«.!»}, (sazastan) — neupers. (sagastan),
uui'inJXh (sapomon) — Ealcopdv, (samuel) = Eapougl,
(siuria) = Sopia.
u entspricht altindogermanischem lc, selten s, im Sanskrit
3T, selten im Altbaktrisehen ", selten -*0, im Neupersischen
Sitzb. (1. pliil.-hist. CI. XXXVIll. III. Heft. 38
Di*. F r. M iill e r.
576
Nebstdem stellt « manchmal eine Erhärtung des dar, ver
möge der schon in dem ältesten Armenischen sich findenden Laut
verschiebung, von der gleich anfangs mehrere Fälle angeführt
wurden.
uiuijiuuu,!.Ä (as'pastan) Pferdestall = altb. -»)•“'<?» (acpo-
gl Ana), Skr. agvasthäna. 7n,(dastakert) mit den Händen
gemacht, vgl. altbaktr. (zagta) Hand, Skr. liasta, neup.
(dast), rjjiL.uuip (dustr) Tochter •= Skr. duliitar, also zunächst
(h — i) aus i/m-jutf (düztr) entstanden, !■„ (6 s) ich — altb.
(azem), Skr. aliam, (j.sel) hören = Skr. gugrüsh, Desid.
von gru ,.hören“', xhj-, hlosön. f/b f ,up„„ (kerpas) Linnen = Ski*.
karpäsa, »"fc (oskr) Bein = öavsov, Skr. asthi, aber altb.
(agta), neup. (ustuchFan), (patasehani) Ant
wort = altb. paiti -f- Pehlewi prtD (sachün), neup. (sachun
oder süchan), wahrscheinlich zu altbaktr. er!-“” (ganh) oder nach
Spiegel (Einleitung, II, p. 457) zu (gaqare), Yagna XXIX,
4, ««//> (sar) Kopf, Haupt, Spitze = neup. ^ (sar), Skr. giras
für garas, «b,uu (seav) dunkel, schwarz == Skr. gyäva, neup. t>
(siyäh), «/A (sin) leer = Skr. günya, (sirt) Herz = Skr.
hrd, altb. (zeredhaem), "(""lI'L (schalil) fallen = Skr.
skliat, (skesur) Schwiegermutter = Skr. gvagru, richtiger
svagrü, «£»/'/, y (skund) kleiner Hund = Skr. gvan, (smbak)
Huf eines vierfiissigen Thieres = Pehlewi ^aiD (sumb), altb.
(gafa), """/ (sug) Schmerz = neup. ( so !))’ Skr. göka, unuubp
(mser) Schwert = neup. j-Csr^ (samser), ••»•-p (sür) Schwert =
altb. (guwri), Skr. gubhri [?], U ll^Jt lllllllf (spitak) weiss = neup.
_x,~o (siped), Skr.gveta, «»■«///#»/ (stanal) wegnehmen, erwerben =
neup. (sitddnn), (stin) Brust = Skr. stcina. UUtlUUU/p
(stavar) gross, dick, fest = neup. (ustuvar), Skr. sthdvära,
••pnJ-p (srünq) Beine, Lenden = Skr. groni, "/">^/./ (srskel) be
sprengen = neup. (sirisk) Tropfen, altb. -“j”-“')-” (gragka)
Hagel, (wnas) Sünde, Schlechtigkeit — neup. dcS(gunah),
Pärsi o , *“)"k (wandh), Pehlewi DNJl (wnds) = einem älteren
vinaga, (tasn) zehn = Sanskr. dag an, utLrutuhh^ (tesanel)
sehen = Skr. drg, (qsan) zwanzig = Skr. vingati, aus
älterem dvingati hervorgegangen.
Beiträge zur Lautlehre der armenischen Sprache.
577
2. *
Seine Aussprache ist die unseres süddeutschen sch, des arabi
schen J*, wie folgende Fälle beweisen: z-p'-R (sabath) = füty
(sabbäth), z^d‘"l' (sefor) Trompete = iDlty (sophdr), 2 nt-f uHb
(susan) Lilie = (sosdn), ^bp u "i (xiraz) = (sirdzj.
2iuC l ,.;i,2,u£ l fsahansah) ~ (sähansäh).
Z__ entspricht altindogermanischem s, seltener k, im Sanskrit
, seltener althaktrisch n, , seltener ”, neupersisch Je, z. B.:
ni2 m /<y/i/i (asakert) Schüler -=- neup. iß\Li (sagird),
(bzisk) Arzt = Skrt. bliishag (also aus bsizk entstanden), ybzfy
(giser) Nacht = lit. vakaras, Abend, yJlz (gomes) Büffel =
neup. (gomes), 1‘,izi" (dast) Ebene = neup. fdaxt).
•W°z_ (dros) Fahne = neup. (dirafs), altb. fdrafsha),
[<y»zi ul i (thosak) Wegzehrung = neup. Aiy (tosah), ^ptz-^f/
(hrestak) Bote, Engel = neup. (firistah), £>»2/-/ (dasei)
kosten = neup. >■ (casidau), yy"iz it,,t ““i (zgüsanal) auf
merken, vergl. neupers. Je) (gos), altb. (gaosha) Ohr,
,)‘“Z}" (just) Opfer == altb. (yacla) von (jazill), altb.
yaz, Skr. yag, ‘hziui, (nsan) Zeichen — neup. oL»j (nisän), zkp"• J
(seram) Seidenwurm — Skr. krmi, zj-•"“[!<[ (stapil) eilen = neup.
(sitäftan), z 1 "-' 1 (sun) Hund, zi"'‘""ip"f" (sanaglüch) hunds
köpfig. 7 ’i„„l l l. r „i (suakerp) hundegestaltig = Skr. cvan, schwach
Qun, "izl'L (psel) und -yz?>*«£ (psnül) befrachten = Skr. pap.
Nachdem wir nun die Laute ", z betrachtet, ihr Wesen
erkannt und sie in den altbaktrischen ”, -kj, gu wiedergefunden
haben, kommen wir zu den übrigen Zischlauten &, -5, d, ^
9
Seine Aussprache wird wie die des * im italienischen zelo
zona, mezzo beschrieben; demgemäss umschreibt es Petermann
mit ds. Diese Aussprache ist auch im Wesentlichen richtig, da sie
der Etymologie vollkommen entspricht. A- ist nämlich Vertreter eines
alten g, der im Sanskrit als sT^ im Altbaktrischen entweder als j*
oder — und dies meistens ■— als (, neupers. j auftritt f ). Letzten
*) Man vergleiche damit im Griechischen Sanskr. 5f (Leo Meyer, Vergleichende
Grammatik der griechischen und lateinischen Sprache, I, S. 38).
38*
Dp-, F r. Müller
578
Vorgang — das Übertreten des weichen aus dem Guttural entstan
denen Palatals in die weiche palatale Spirans — repräsentirt das
armenische S-. Wir umschreiben es aber, um einesteils an seine
gutturale Natur zu erinnern, anderestheils es nicht mit dem ? und J-
zu vermengen, durch g.
Fälle, die hierher gehören, sind: «ÄS/i (angin) ungeboren,
iMfuiuuu&gii (azatagin) freigeboren, ühtuiifa (gnanil) geboren wer
den = Skr. gan, griech. ysv-, altbaktr. aber (zäta) geboren,
neup. (zddah), u,b-y^ (nfjel) führen = griech. äyeiv, Iatein.
ago, (gorgel) arbeiten = griech. Fsyy-, altb. aber verez.
neup. O J-ijjj (wnrziddh), <"/<'' (ajff) Ziege = griech. aly-,
(ganölh) Kenntniss, (anganÖth) unwissend, von Skr.
gnn-, griech. yvcu-, altb. aber •“je*» (zndj, •upb-u.p- (argath) Silber
= Skr. ragata, Iatein. argentum, altb. aber (erezatu),
l&f-L (Igel) verbinden — Skr. yug-, (lug anal) trennen =
Skr. rüg, (gßr) alt — Skr. garat, aber altb. (zaurva)
Alter, fmubp (gunr) Knie, aus gnur hervorgegangen == Skr. gcmu,
griech. yovu-, altb. (zenu). (meg) gross, griech. geyas,
Sanskr. mahat, vgl. altbaktr. (maz-dno), oh„/i.L L (ogane/J
bestreichen = Sanskr. ang.
* c.
Seine jetzige Aussprache wird wie die des zz in den italieni
schen Wörtern carrozza, nozze angegeben; dem entsprechend um
schreibt es Petermanu durch ts, worin ihm Lepsius (t) folgt.
Nur Bopp schreibt C — wie sich ergeben wird — mit Recht.
Dass ursprünglich weich gesprochen wurde, beweist schon
das Wort ((eth) Olive, das dem hebräischen rPi (zajith) ent
spricht. Diese Aussprache wird auch durch die Etymologie bestätigt;
denn überall linden wir als Substitut des ^auftreten, insofern die
ses aus einem sanskritischen li hervorgegangen, z. B.: /««/>•» (barC)
Polster = Skr. barliis, altbaktr. ->05^ (barezis), pmpip (bar Cr)
hoch - Skr. brliat, vrlmt, altb. (berezat), ££-«-'/, (Cefn)
Hand = altb. (zagtn), Skr. liasia, &[> (Ci) Pferd = Skr.
haya, <5/"'* (Ciun) Schnee, und iJIrnFi, (Cmern) Winter. = Skr.
hima, altb. (zimn). In dem Worte ^n/hi (ganC) Schatz 1 ) =
l ) Schön stimmt zu dem armenischen t/aiiC das von den Allen überliefert»* ya£a.
Beiträge zur Lautlehre der armenischen Sprache.
579
neup. (gang) entspricht es einem alten Guttural, der im Sans
krit als Palatal auftritt, und in (Cavar) Spelt = Skr. yava
neup. (gar,) altem y.
c.
Seine jetzige Aussprache ist wie die des dg in dem englischen
Worte judge, also g. Darnach umschreibt es Petermann durch
dsh (j). Auf dieser Aussprache beruht z. B. die Umschreibung des
Wortes a/sÜ (algabrah) — “yri’t'y/' (algebr), die sich aber schon
durch die Aussprache des *y als b als jung erweist. Es scheint bei
üf derselbe Fall eingetreten zu sein, wie bei y und ( y und <«, p-
und denn £ ist bestimmt eine Tenuis, wie aus der Etymologie
klar hervorgeht. Es erweist sich in den meisten Fällen als Vertreter
einer alten Guttural-Tenuis, die im Sanskrit als , im Altbaktri-
sehen als p>, im Neupersischen als ^ auftritt. Dies geht aus Folgen
dem hervor: tCu/ii"‘tf-i (canachel) erkennen = altpers. khshndgdtiy
(Behistän-Inschrift, Col. I, 52), vgl. auch Naksch-i-Rustam: yathä
khshnagdha dis „ut cognoscas eos“, neup. (sindclitah); in
dem armenischen Worte ist £ = k des ksh, wie altb. (gag) =
Skr. gacch = altem gask, z_ty (casel) kosten. (dasakel)
dasselbe, X-uzi" 1 / (easakj Versuch = neup. ji-i- (castdan), ^"‘p
(dar) Heilmittel = neup. ij\&- (cdrali), Pehlewi -pfro (carak),
(carak) Wiese, 2<,u L ,,ul l lr L (carakel) weiden = neup.
(cartdan) [vgl. V'end. V, 4: •Gej"L(u •V > -“ro -4" -siei-“ E“ro
„wenn ein Manu Wasser hingiesst auf’s Getreidefeld“], zy™«y (crag)
Lampe = neup. (cirdgh), >/(/•; (weit) Ausspruch =- altb.
VWes? (vteirö), davon (wcrel) entscheiden, «.»(roeik)
Lebensunterhalt = neup. iJjjj (rozi), aber altbaktr. (raoeu)
Tag. In (wicak) Eigenthum = neup. tj^ (wezali) eigen,
steht dem £ ein J gegenüber, dürfte aber in einem älteren Dialekte
(gleichwie «-«!%) ein c gegenüber finden. (tacar) Tempel
= neup. (tacar), ««jfty (acel) wachsen, vergl. griech. dx-gg.
Interessant und auf den Ursprung des £ deutlich hinweisend ist ^
(hatte) Körnchen -= ^iu.n/,1/ (batik), Diminutivform von v».» (hat).
I ch.
Seine jetzige Aussprache wird wie die des ch in dem eng
lischen Worte church angegeben; Petermann schreibt dafür
580
Dr. F r. M ii I I e r
tsh CO- Merkwürdig ist es, dass im Armenischen wenige Worte
mit i anlauten, und in den meisten der Fälle, wo dies geschieht,
rührt der Anlaut von der Negativpartikel t = "i_ her. Diese Beob
achtung stimmt mit dem überein, wofür ich den Laut halte. Nach
den Fällen, worin er vorkomml, ist er offenbar Vertreter eines alten
sk, das im Sanskrit als ^ auftritt, in den eränischen Sprachen aber
zumeist eine Zerstörung des einen oder des andern der beiden Ele
mente erfahren hat, z. ß.: (<j a 0 ~ Skr. gacch — altem rjask,
vgl. ßdaxw, -“£«■“ (ashaj ,== Skr. ac'c'ha — altem aska.
Fälle, in denen £ vorkommt, sind: C ac ^4J Augen = Skr.
akshi [der armenischen Form liegt aski zu Grunde], uüiujjr
Ccanachül) erkennen = neup. (sindchtan), Präs, ^liii
(sinäsam), woraus, verglichen mit dem oben angeführten altpers.
khshnägäiiy, eine Urform khshndskati [vergl. jcpjdxr/.u, yivcüoxec]
sich ergibt. In i-pp C^horgJ vier = Skr. catvar ist die Aspiration
des Anlautes auf Rechnung des Armenischen zu setzen, wie in
(tliag) = neup. (tag). Hierher gehören die im Armenischen
häufigen Verba in ^ C c 'helJ, die den sanskritischen mit 3^, den
griechischen in oxcü entsprechen, z. B.: C a P ac! /ielß bitten =
lat. oro, •uJ'.u^kr^ CamachelJ sieb schämen, vergl. mJip- (amälh)
Schande, (erknöhil') sich fürchten, Ph-.pü'i (thaqchil') sich
verbergen, (hangchilj ausruhen.
Dass wir in dem t_ einen dem sanskritischen 3j ähnlichen aspi-
rirten Laut zu suchen haben, wird selbst auf dem Gebiete des
Armenischen durch Formen wie (cliovarüthiunj Un
glück = p-^ni.iun.nup-pu^ (thsovarüthiim), die neben einander Vor
kommen, klar.
£ sh.
Seine jetzige Aussprache gibt Petermann als hartes dsli (g)
an. Sie findet sich also in den Lehenwörtern phn-pfti^ Cthurindsh),
C nar indshJ Orange — neup. (ndringj. Ich zweifle
aber sehr an der Ursprünglichkeit dieser Aussprache, indem erstens
in einer eränischen Sprache, wo der Palatal eine grosse Rolle spielt,
das seltene Auftreten des £ befremdet und zweitens in den Fällen,
die wir untersuchen können, diese Aussprache mit der Etymo
logie sieh nicht vereinigen lässt. Ich glaube unseren Laut mit dem
altbaktr. zusammenstellen zu müssen, dessen doppelte Vertretung
Beiträge zur Lsiutlehre der armenischen Sprache.
581
durch z. und £, gegenüber dem Umstande, dass y, <5 und A- im Alt-
baktrisclven im Wesentlichen den einen Vertreter ( haben, nicht
auffallen darf.
Sichere Fälle, in denen £ vorkommt, sind: „y>£ (arsli) Bär =
Skr. rksha [vgl. alth. ‘Qy> (ashi) = Skr. akshi, (dasliina)
= Skr. daksliina], (meah) Mitte = alth. (maidhyaj
[vgl. damit alth. (mashya) = Skr. martya], £<>«-/< (shur)
Wasser, Flüssiges = Skr. kshira, neup. _rU< (sir) [vgl. alth.
(shöithra) = Skr. kshetra, neup. (suhrj\, 4""/ (qash) stark,
fest [vgl. althaktr. Vend. 111 (bei Spiegel S. 22):^-e( .-XU
„denn durch Kraft leben alle lebenden
W esen“.]
Hierher gehören auch die Fälle, in denen £ mit j (das aus s
hervorgegangen ist) wechselt, z. B.: «#«£ (miosh) eines = ‘I)"j
(mioj, spr. mid), Genit. von •![• (na), .«/.y<.£ (tepvosh) des Ortes
— utk-qtjy (tepvoj, spr. tepvd), Gen. von «>/.y/< (tepi). Das Wort
llk'i’ (hin) Frau hat Gen. //r,„p (knosh). Es ist hier offenbar sowohl
in £ als in j das s des Sanskrit-Suffixes as, asya zu suchen. —
Eigenthündich ist ( / -r J (shermj = Sanskr. gharma, alth.
(garema) [vgl. zki" uJ '(seram) Seidenwurm = Skr. krmij.
!> Z-
Seine jetzige Aussprache wird als hartes tz angegeben; Fe t er
mann schreibt dafür tz (z). Der Laut ist seiner Natur nach offen
bar gutturalen Ursprungs; sein Entstehen und seine Entwickelung
sind aber, da uns in älteren verwandten Dialekten Anknüpfungs-
puncte fehlen, ziemlich dunkel.
Fälle, in denen er vorkommt, sind: L (harqanel) fragen
= Skr. pracch, altbaktr. -“die) (pereg), neup. (pursidau),
$iug (ha%) Brot = phrygisch ßixoc [hei Herodol] von Skr. pnc,
IJIIItflUjf (%amaq) Erde = neup. OW (zamin), yaca, ij nt u/h iiij
(qrtanal) kalt sein = neup. (sard), altbaktr. (garettt),
(2,11p) Stock = neupers. (cup), Sanskr. kshupa, gpb
(%in) Geier = Skr. gyena. Dunkel ist ,y in ./_*""/.?/< (qapzr) süss,
das offenbar mit dem litauischen svaldus — Skr. svädu zusammen
zustellen ist.
Nach diesem gehen wir zunächst zu den drei Hauchlauten
■>, j über, woran wir dann gleich den Laut schliessen wollen.
582
Dr. F r. M ii i I e r
l" ch
wird von den Armeniern dem deutschen ch und griechischen %
gleichgestellt; Petermann schreibt dafür ch. Diese Aussprache
stimmt zur Natur des Lautes, der wesentlich gutturaler Natur ist
[vgl. [unap,,./ (chosrow) = (chusrav), Xoap6rj(\. Er ent
spricht altem indogermanischen k, im Sanskrit , 7^, im Alt-
baktrischen Jy, 5, im Neupersischen seltener a, z. B.:
,„Jpn[u (amboch) Menge = neupers. iyj\ (anhöh), f-fam
(bucht) Glück = neup. C*sC (hackt), ?pffau, (druckt) Garten =
neup. JUs-j j (diracht) Baum, (dzochq) Unterwelt = altb.
(duzaka), Pärsi Jy**(dozakh), neup. J> (dozach),
/«/"<">> (chrat) Rath, Ausspruch — altbaktr. (khratu), neup.
(chirad’), Parsi (khard), Skr. kr atu, ifiupiufu (ma
rach) Heuschrecke = neup. -^y> (marach), ’h‘"( u (nach) der
erste = neup. (nachust), (pataschani) Ant
wort = altbaktr. paiti -j- neup. (suchan oder sachun), Peh-
lewi jino (sachun), "[""‘/h/ (schalil) fallen = Skr. sklial, Ut lllfuuiiu
(taclitak) Tafel = neup. (taclitah).
<; h
ist seiner jetzigen Aussprache nach ein scharf aspirirtes h; Peter-
iriann schreibt dafür hh (li). ^ ist weicher als /», indem es dem
griechischen Spiritus asper gleichkommt, während /« dem % ent
spricht. Dies beweisen folgende Fälle: ^r./jL'inujf, (hellenaz)) —
"E)lr,v, ^irp••• (hera) — llpa, ^tpJlu (hermes) = Eppvjc;, ^/„y/.p/,,,,
(hiperet) — UTZTjpsrqz.
•> ist doppelter Natur: I. Dentaler Hauchlaut, entstanden aus
altindogermanischem s oder t; entspricht also im Sanskrit rj^,
im Altbaktrischen er, i, im Neupersischen a. II. Labialer Hauchlaut,
entstanden aus altem p und zwar nur im Anlaute; entspricht also im
Sanskrit im Altbaktrischen 0, im Neupersischen >_/, >-9.
Die Fälle, welche hierher gehören, sind folgende:
I. = altem s, t: (zoh) Opfer = altb. (zaothra),
Skr. hotra, <> (hazar) tausend = altb. -“V^ev (hazahra),
neup. (hazar), Sanskr. sahasra, $ luJlUtjOfl (hamazor) gleiche
Kraft habend, vgl. Skr. sama, (hamak) ganz == neup.
Beiträge zur Lautlehre der armenischen Sprache.
583
(hamahj, ^ tu uut mm (lutstat) fest, eine Participialform von sthd, ara,
etwa sasthat, $[•''< (hin) alt = senex, ivrj, altbaktr. (hano),
Vend. III (Spiegel S. 19), davon fum L (hnanal) alt werden,
^ r, "u[tp (hnarq) Fleiss, Thätigkeit = neup. (liunar), altbaktr.
(huneretdt), (mahik) Mond im Zunehmen = Skr.
mäsa, (nirh) Schlaf, (nirhel) schlafen = Skr. nidrä
[h = d, wie neup. ^ (muhr) — Sanskr. mudrä, vergl. iTnup^u,^
(murhak) Decret, Diplom], (tohm) Familie == neupers. Jd-
(tochm), wahrscheinlich Lehenwort, da man umf/hrerwartet. In
(mak) Tod ist auf altb. (mahrkd) zurückzugehen und <> als
Überbleibsel der Aspiration des r zu erklären. t
Wie im Ossetischen (vgl. meine Abhandlung über die Stellung
des Ossetischen, S. 9) ist auch im Armenischen manchmal das aus
dem s entstandene h im Anlaute abgefallen, z. B.: „«Ä7, (amen),
(amenajn) ganz, all = Skr. sama, -“■f'(am) Jahr = Skr.
samd, vielleicht auch luJhuiflii (amüsin) Ehegatte (eig. Zusammen-
wohnender) = Skr. samvas, ferner u,Jiun^u (amarn) Sommer,
u,J'.u l ,u,'hn a (amaranoq) Sommerresidenz = altb. -»G^ev (hama).
II. ^ = altem p: v«//. (hajr) Vater = altb. (patare),
Ski', pitar, neup. (pidar), (harth) eben, breit == altb.
xijlfej (perethu), Skr. prthu, upgufüU L (har%anel) fragen = Skr.
pracch, altb. (pereg), neup. (pursidan), ßuy (hn%)
Brot = phrygisch ßsxo<z, altbaktr. (pac), osset. ^oSo6 (ficin)
backen, ^tpm. (herü) voriges Jahr = Skr. parut, griech. nepuai,
(hing) fünf = altb. (pancau), $nup (hur) Feuer =
griech. 7mp, $pu,Ju/h (lyraman) Befehl = neup. oU^s (farmdn).
Parst j*G"^ (framän), Ski', pramdna, ^piuJiyLJ'(hramajem) ich
befehle = neup. (farmäyam), ^(hrasach) Meile =
neup. ^-^9 (farsach), napaadyprji;, ‘^pi-z""" l i (hrestak) Bote,
Engel = neup. <w^,9 (firistah); ^pnq-uA (hrodan) — neup.
(fredün), Parst (fredun), ist erst später gebildet, theils wegen
des f im Anlaute, das nur im Neupersisehen, hervorgegangen aus altem
tli \ altbAiWw"^ (thraetaono), vorkommt, theils wegen 7 = altem t.
./ .)■
Die Aussprache dieses Lautes ist meist im Anfänge der Wörter,
seltener der Sylbe h, nach einem Vocale ist seine Aussprache j; im
584
Dr. F r. Mülle r
Auslaute wird er meist, wie unser h als Dehnungszeichen, nicht
gehört. Es trägt sich, welche der beiden Aussprachen — h oder j —
die ursprüngliche ist. Schon irn vorhinein ist es auffallend, neben
dem /» = <i>. und ^ = o*, a einen weiteren Hauchlaut zu finden,
dem in den verwandten manischen Sprachen keiner entspricht,
während dann dem j kein Ausdruck im armenischen Alphabet übrig
bleibt. Und in der That bezeugen alte Transscriptionen, dass,/ im
Anlaute offenbar wie j gesprochen wurde, z. ß.: jf-anu,, Qisüs) —
’lrjtTooc, <)<:/'• (jojn, spr. juin) Grieche = " hoveq,
(jünastan) Griechenland = ’lcovia, ,//>/>./«//,„//, (Jordan an) —
’lQpSävrjc, (Jaspis) = Jaspis, ln allen diesen Fällen ent
spricht j dem altbaktrischen jQz oder ro.
Neben dieser ursprünglichen Bedeutung des j =j lässt sich
aber schon in ziemlich alter Zeit jene — h nachweisen, wie sie aus
dem häufigen Wechsel des -> und j im Anlaute und etymologischer
Vertretung, z. B.: (hisün) fünfzig, verglichen mit Ct
(hing) fünf, hervorgeht.
Das Verhältniss dieser zwei Aussprachen zu einander scheint
folgendes zu sein: Der Hauchlaut, ursprünglich gutturaler Natur,
folgte in vielen Fällen dem Streben der Gutturale zu palataler Aus
sprache und setzte sich endlich als palataler Hauch fest. In diesem
Sinne gewann er, ähnlich unserem eil in den Wörtern „leicht, seicht“
eine Ähnlichkeit mit dem scharf gesprochenen j (= dscli), mit dem
er allmählich vollends zusammenfiel, so dass er auch das j, das
ziemlich selten im Anlaute rein vorkam, sondern meist eine dem
neupersischen sich nähernde Aussprache annahm, vergl.
(guvetn), jp>~ (gav), zu sich herüberzog. Wir haben sonach den
Laut j einestheils aus altem -y, anderestheils aus altem s (dem in
vielen Fällen ein älteres t zu Grunde liegt) zu erkläreni).
Wir setzen folgende Fälle hierher: (ajl) anderer = alius,
i- '//■"'//' (epbajr) Bruder = altb. fl(brätare), Skr. bhrdtar,
*) Man vergleiche im Neupersischen: (9°0 Fluss = altbaktr. jg^ulp (vuidkij,
(böi) Geruch = altb. (baodha), ^ (mai) Wein, Honigtrank = Skr.
madhUi. ^$1» CP*0 Fuss = altb. (pddhaj, (chfai) Sitte = Skr.
svadhd, (chpui) Schweiss = Skr. sveda, in denen wohl niemand das
Entstehen des i aus einem Dental bestreiten kann.
Beiträge zur Lautlehre der armenischen Sprache.
385
V^JL (g a fl) Wolf = altb. ^ers!? (vehrko'), Skr. vrka [hierin j —
speciell auf eränischem Gebiete entwickeltem /i], (dajeak)
Amme = neup. AjIj (daya.h), ^•yp C\ l(i P0 Vater = altbaktr.
(put an), Jtyp (map) Mutter = altb. S^s?-*“6 (mätare),
(hramajem) ich befehle = neupers. (farmayam) von einer
Form math, Nebenform zu ma [vgl. dath von daJ, ,/«„//./ (jazel)
opfern = altbaktr. ("rü (yaz), Sanskr. yay, (jast) Opfer =
altb. (yagta), iij uij ifiijh (pajman), jüngere Form für älteres
(patman), Pehlewi jNanD (patman) — neupers. üUj
(paimän) Vertrag [oder Lehenwort?], .pyp (qojr, spr. quir)
Schwester = altbaktr. -"ey?"aL (qahha), Acc. 6f)«e>>3«£. (qnühurem),
Skr. svasar. Ferner gehören hierher die Genitive in >y und y als
Vertreter der Sanskrit-Genitive in as und asya, in deren j offenbar
das sanskritische s vorliegt [vgl. oben unter £].
In manchen Fällen ist j nur Dehnungszeichen ohne jeglichen
etymologischen Werth. Es dient nämlich in Verbindung mit« dazu,
besonders in den auf Consonanten schüessenden Endsylben das alte
6 auszudrücken, das aber heutzutage von den Armeniern wie ui
ausgesprochen wird [vgl. Ähnliches in Betreff des Väv-i-maghül
bei den Persern]. In der Mitte des Wortes steht dem y meist •••-
gegenüber, z. B.: f/yp (kojr, spr. klär) blind = neup. (kor),
Pärsi ^3 (lcor), Gen. (kuri), “ihyz. (anojs, spr. anuis) süss,
lieblich = neup. (nos), vergl. (anusahot) wohl
riechend, (anüsüthiun) Lieblichkeit, jyi- (jojn, spr.
juin) Grieche, Gen. jnätfr (jüni), vgl. ’laivla, jnüh,un,.„uh (jüna-
stan) Griechenland, jnäuuptpi (jünaren) griechisch.
■e q
ist seiner Aussprache nach ein harter A-Laut; Petermann schreibt
dafür kh (Ji). Wie man nach einer nur einigerrnassen aufmerksamen
Betrachtung der Formen, die hierher gehören, ersehen kann, ist .p
kein einfacher Laut, sondern ein zusammengesetzter. Er entspricht
nämlich altem sv, manchmal tv und ist vollkommen das altbaktrische
£_, neupersisch y~. Dass hierbei s wie sonst auf eränischem Ge
biete in li übergegangen und durch Einfluss des nachfolgenden v
in cli erhärtet wurde, beweist die Schreibweise des Neupersischen;
das hohe Alter dieser echt eränischen Lautumwandlung wird durch
586
Di. Fr. Müller
den Ländernamen ’Apa/maia bestätigt, der sich in dem altbaktri-
schen 1 ywymLp» (haraqaiti) = Skr. sarasvati wiederfindet.
Fälle, die hierher gehören, sind: (qap%r) süss = lit.
svaldus, Skr. svädu, rjdüs, (qar) vier = Skr. catväras,
'giunmtmüb (qarasün) vierzig, 01°) Genitiv des Pronomens der
zweiten Person, Skr. tu-am, 4>'ui' (qojr, S P‘'- fair) Schwester =
aitb. (fanlia), Sanskr. svasar, (qirtn) Schweiss =
griech. fidpw<z, Sanskr. svid, .pnult (qün) Schlaf = altbaktr.
(qafna), Skr. svapna, ^>uuA (qsan) zwanzig = Skr. vingati, aus
dvingati entstanden, (qash) stark, fest [vgl. altbaktr. Vend.,
Farg. III (Spiegel S. 22): •■*ö>ey3“
Naclidem wir in j den Halbvocal y wiedergefunden, wollen wir
hier gleich die beiden anderen Halbvocale •[ un d *• anreihen.
'/ w
tritt meist im Anlaute auf und entspricht altem v, im Sanskrit im
Althaktrischen k, », im Neupersischen »_>, j .
Man betrachte folgende Fälle: ‘/""IP (wagr) Tiger = Skr.
vyäglira, (ivadar) Markt = neup. ))> (bdzdr), 1/11,’hl.^
(ivanel) hauen, schlagen = altb. ("!? (van), •!"•/ (zow) jung, frisch
= Skr. yuvan, (wat) böse = neup. Jo (bad), (wa-
raz) Eber = Skr. varälia, (ward) Rose = griech. ßpodov,
•/pidov, arab. (ward-un), (wicak) Besitzthum = neup.
(wezah), •(ffm. (wöif) Ausspruch = altbaktr. (viöird),
p (wörel) entscheiden, richten, (umas) Sünde = Pars!
jyAujji^ (vanäh), davon tfhu,ut L (wnasel) sündigen, •IJ i r"'" u L (wera-
nal) erhaben sein = detpeiv = dpep-i-siv.
«- v
tritt nur in der Mitte und am Ende der Wörter auf und ist im erste-
ren Falle eine Erweichung von b (manchmal auch p, ni), worin es
dem althaktrischen «^entspricht, z. B.: (dav) List, i-iuut L
(davel) überlisten = Sanskr. dabh, altb. (daiwis) Betrug,
(adhavis) unbetrogen [Ormezd-Yasht 14, bei Weste r-
gaard S. 145], (thagavor) König = Diademträger =
neup. (tag) -(- bhar „tragen“ [vergl. jaund takabard „reges
Jonici“ in der Inschrift zu Naksch-i-Rustam], (gravel)
Beiträge zur Lautlehre der armenischen Sprache.
SST
ergreifen = altb. (gerew), Skr. grbli, (evthnj sieben
= altb. (haptan), Sanskr. saptan, neup. Juki» (haft), vgl.
oss. 5-jsp (awdmt-tp (aver) öde = neup. o|r>j (wir an), Pärsi
(awir&n).
In letzterem Falle steht *. für £und entspricht altem v, Sanskr.
altbaktr. », z. B.: mph. (arev) Sonne = Skr. ravi, yA (dev)
böser Geist = altbaktr. (daeva), Skr. deva, -b.uu (seav)
schwarz = Skr. gydva, (tiv) Tag = Skr. div-ä, divasa.
Das Verhältniss zwischen ^urid >- lässt sich am besten mit dem
zwischen ui”und I? im Pärsf vergleichen [vergl. Spiegel, Pärsf-
Grammatik, S. 34].
In vielen Fällen hat «- seine consonantische Natur aufgegeben
und sich mit dem vorhergehenden Vocal, falls er n = •• war, zu »>*.
zusammengezogen (siehe weiter unten unter »*.).
Wir gehen nun unter den noch übrigen Lauten zunächst über
zur Behandlung der flüssigen Consonanten
’L P’ L l /' r -
Die Aussprache des y wird wie die des gutturalen y der Neu
griechen angegeben; Peter mann umschreibt es mit gh (g). Ich
glaube nach meinem Gehör den Laut besser mit dem £ der Araber
oder dem geschnarrten r in manchen Gegenden Deutschlands ver
gleichen zu können. Auf einen solchen Laut scheinen aber die alten
Transscriptionen nicht hinzuführen, denn wir finden hier '/ als Ver
treter von l, z. B.: (astropabon) — äarpnlüßo^, /■/.//, £y
(biurep) — ßypuMos, fry.-J' (epam) = (eldm), Ä-y^-y.««
(epboros) = eXXsßnpog. k-pnumu^J' (erusapem) — Jerusalem,
l rL l, r (kperikos) = xhjpixös, u/,/,,,,,.,,,'//, (ppatdn) = /JXdrwv.
“l1"l lr, L (pppdp) = (fulfnl).
In allen diesen Fällen sehen wir das y für l gesetzt und von
dem r, mit dem es nach obiger Beschreibung zusammenfallen sollte,
deutlich geschieden. Es entspricht nach diesen wenigen Beispielen
das armenische i_ vollkommen dem X, dessen Stelle es auch im
Alphabet einnirnint (zwischen Kien und Mien, semit. a und a). Der
hier obwaltende Widerspruch löst sich durch folgende Betrachtung:
Bekanntlich mangelt dem Altbaktrischen der Ausdruck für /,
wofür es r setzt. Manche Forscher wollen mm dafür zwei r unter-
588
Dr. K r. .\I ii I l a v
scheiden. Damit wird in der That einestheils der Widerspruch
gelöst, in den wir verfallen, wenn wir trotz dem Mangel des l im
Altbaktrischen dennoch das l in alten persischen uns überlieferten
Namen vorfinden und davon Notiz nehmen müssen. Das l, welches
in diesen Namen sich findet, scheint kein anderes zu sein als unser
das den Fremden in mancher Hinsicht an sein l erinnerte, von
den Einheimischen aber nicht als reines l gesprochen wurde.
Dann werden wir es auch begreiflich finden, dass wir neben
dem noch ein p vorfinden, das unserem l vollkommen entspricht.
Zwischen diesen beiden l scheint derselbe Unterschied obzuwalten,
wie zwischen den beiden r » und p, von denen ersteres mit einer
starken Aspiration zu sprechen ist und dem altbaktrischen er^ (in
Wörtern wie entspricht. Dieses «- ist echt eränisch
und sehr alt, während das andere p entschieden jünger ist. Dies
geht schon aus der Stellung der Buchstaben im Alphabet hervor;
denn «- entspricht hierin dem ~i, während /> schon ausserhalb des
alten Alphabetes steht.
Was nun die Etymologie anlangt, so entsprechen r altem
r, seltener l, ersteres auch d (durch Übergang in einen Linguallaut);
L altem l, seltener r.
Beispiele dafür sind:
I. Für ’U fap) Salz = älg, Sanskr. salila fliessendes
Wasser, (astp) Stern = altb. !')■*"<?” fctäre), griech. dazyp,
/r lF u Ul’ fepbajr) Bruder = altb. fbratare), JL-ip fmepr)
Honig = Skr. madhu, •H-’/.p fmepq) Sünde = Skr. mala Schmutz,
Fleck, fiept) Ort, Fläche = Skr. lala, «"/«■ fupt) Karrieel
= Sanskr. ushtra, "•vj’it'L fapachel) bitten = latein. oro,
(ppinC) Erz = altbaktr. -"“{‘di) fberegya), Vend. VIII, 254, neup.
fbaring).
II. Für q'nn'h fgarn) Lamm, vgl. Skr. var und lat. vellus,
y-nt-nJii fdürn) Thor = Skr. dvdr, (learn) Berg = altb.
jhu(j5 fgain), afghan. ^ (ghar), JLn_, u ‘i,p L fmefanil) sterben =
Skr. mr, n^iun.tuL. fparav) altes Weih = Skr. puräna, /Y ut ut
fpatear) Vorwand = paiti fctirah), „ „„/.r frazm)
Schlacht. = neup. frazm), altb. VWfragmaoyo) [Mihir-
Yasht 8, bei Westergaard S.192], frah) Weg = neup. t>\j
fräh) [Lehnwort?], -"fyl/ ffodik) Lebensunterhalt = neupers.
Beiträge zur Lautlehre der armenischen Sprache.
889
lSjjJ O'özi), (wacaf) Markt, Laden — neup. jljh (bäzär),
,/df,, (weif) Ausspruch = altb. (viciro), .p_""" (dar) vier
= Skr. catvdras, •u"p" l -p vorrufen = Skr. gf.
III. Für /•: luinpuiyjffb (atragojn, spr. atraguin) feurig = altb.
W" (dtar), iupJ-u/ii[, (arzetni) werth = neup. oljjl (arzan), -p)
(arsh) Bär = Skr. rksha, pu-pi (barZ) Polster = altb. -‘O'ftLj
(barezis), puipip (barZr) hoch = altb. E^lh) (berezat), Sanskr.
brhat, p L p L p (berel) tragen = altb. th) (bere), Skr. bhr, rfpryy
(giser) Nachl = lit. va/caras, y^ph-tp (gorgel) arbeiten = Fspyov,
neup. OJjjjj (varzidan), •pm.au.p (düstr) Tochter = Skr. duhilar
>tr°z (dros) Fahne = altb. (drafsha), ■><«#/ (hajr) Vate
= altb. (patare), Skr. pitar, -Pyp (map) Mutter = altb.
tW"« (mätare), Skr. mätar, "ff"" (sirt) Herz = Skr. hrd, ‘("tc
(wagr) Tiger = Skr. vydghra.
IV. Für p: "up (aß) — alias, yup (goß) Wolf = altbaktr.
(vehrkö), p[< (li) voll = plemis. ebenso p'—p (Inul) voll
sein, p"L"fi""p (lovanal) waschen = Skr. pfu, pplrp(lsel) hören =
Skr. gru, xku-, l(f" I ' L ~p (klanel) verschlingen = Skr. gf, lat. gula.
Merkwürdige Fälle sind: pL-iunFi, (learn) Berg = altb.
(gairi). Skr. giri (= gari), p.y (lezii) Zunge = Skr. gilivä,
pM-p (Igel) verbinden == Skr. yug, pf-uyp (leard) Leber = Skr.
yakrt, in denen l (gleich dem polnischen t zu sprechen) aus dem
palatalen Zischlaut entartet zu sein scheint.
<T m, t> n.
Diese beiden Laute entsprechen ganz unseren m, n. h stimmt
mit altbaktrischem t, neup. O zusammen; -P entspricht altbaktri-
sehem 6, neup. ^ , z. B.:
7/: ,upJ-,uf,f (arzani) werth = neup. L>\j) (arzan), ptuiitn
(bant) Gefängniss — altb. 3#^ (band) binden, (gunak)
Farbe, Art = neup. Aj) (günah), •pt-’u (den) Religion = altbaktr.
-"(hs^3 (daena), l-p-'a-p (erang) ----- Skr. ranga, hf"o (kin) Weih =
altb. “\^(ghnä), ^f'"p (hing) fünf = altb. (panöan), '*<«<-
(nav) Schiff = Skr. ndu, ‘/•••p (nor) neu — Skr. nava, (sün)
Hund = Ski', guan, yuafp (panir) Käse = neup. (panir).
J': ,u,r(am) Jahr = Skr. samd, u.,ffn (amis) Monat = Skr.
mtifta. ""P"i (amp) Wolke = Skr. arnbhas Wasser, ptp,",P(seram)
590
Dr. K r. M ii 1 I e r
Seidenwurm == Sanskr. krmi, (kamq) Wille = neup.
(kämah), Pehlewi "pNn (kämak), (hamak) ganz, all =
neup. (hamahj, ^pun/ZA (hramunj Befehl = neupers. ob/
(farmdn), Skr. pramdna, J'"J'(mom) Wachs = neup. p* (mom),
pirpiT(sherm) Wärme = Skr. gharma, (razm) Schlacht =
neup. pj (razm).
Die Vocalzeichen des Armenischen sind folgende: «», k, a, b>
", "t-, o. Trotz dieser relativ ziemlich grossen Anzahl von Zeichen
steht das Armenische allen eränischen Sprachen insofern nach, als
es die Quantitätshezeiehnung der Vocale zumeist eingebüsst hat.
Aber auch in anderer Hinsicht hat die Sprache sehr gelitten, indem
sie durch die fast durchgängige Oxytonirung kurze in den Anfangs-
sylben sich befindende Vocale vollständig verlor.
Wir wollen im Folgenden die Vocale von diesem Standpunkte
aus betrachten und dann die Fälle, in denen sich Überreste eines
volleren Vocalsystems vorfinden, angeben.
•" a.
Seine Aussprache ist die unseres reinen a. Es entspricht so
wohl altem kurzen als langen a, z. B.:
I. Kurzes a: (akn) Auge = lat. ociilus, altslav. ©ko, «*■%
(amp) Wolke = Sanskr. ambhas Wasser, p(bar'C) Polster =
altb. (barezis), Skr. barhis, ij-iuiuniu 1/ (dastak) Handgriff =
neup. i-jJ (dastah), (kapik) Affe = Sanskr. kapi, $'yp
(hajr) Vater = altb. V"s°“ü (patare), Skr. pitar, (j az<; l)
Opfer — altb. yaz, Skr. yag, U£iU£IWIU b (partali) Vorhang, Schleier
= neup. (pardali), (yp?- (ward) Rose = griech. ßpoSov,
(tapil) warm sein = Sanskr. tap, m.u,A (tasn) zehn =
Skr. dagan.
II. Langes a: (aspastan) Pferdestall = altbaktr.
(agpo-gtana), (arzani) = neupers. oljjl
(arzdii), •/-•ujk.i.1/ (dajeak) Amme = neup. AiIj (ddyah), 7"«"
(dat) Recht, Gesetz = neup. (ddd), ■* (darman) Heil
mittel = neup. oUyj (darman), t'ig";jp (epbajr) Bruder = altb.
(brdtare), neup. (birddar), «/•««r(Zam) Stunde, Zeit
— Sanskr. yäma, l /"“Q’ (kamq) Wille = Sanskr. kdma, ^piuJZA
Beiträge zur Lautlehre der armenischen Sprache.
S91
(hraman) Befehl — neupers. (farmdn), Sanskr. pramdna,
£,u'i,iu£k L (danachel) erkennen = altpers. Jchshnägdtiy, neup. ijscLlii
(sindchtan), J'-jr (mnjr) Mutter = altb. d •“'?>“ 6 (mdtare), Jtuuimtf
(matak) Weibchen, Mutterthier — neup. ajL (mddali), Sanskr.
matar, t/t P u[,u„ (kerpas) Linnen = Skr. fcarpdsa, '/»y;' (wagr)
Tiger = Skr. vydghra, (ivaraz) Eber = Skr. vardlia, neup.
(gurdz),
utlu L (tal) geben = Skr. da, .p">'/ap (qap%r) süss
= Skr. svadn.
Manchmal steht u, im Anlaute als prosthetischer Buchstabe,
besonders vor r, mit dem das Armenische nicht gern anlautet, z. B.:
.u,g,u (amis) Monat = Skr. mdsa, ">[•(*- (arev) Sonne = Skr. ravi.
t e.
Seine Aussprache entspricht ursprünglich der des griechischen
e, dessen Stelle der Laut im Alphabete auch einnimmt; jetzt wird
er aber viel weicher gesprochen, am besten lässt er sich mit dem
böhmischen e vergleichen. t entspricht vor allem andern e, d. h.
altem ä, in mehreren Fällen jedoch auch altem e, d. h. e ist nach
Aufgeben seiner Quantität mit e zusammengefallen.
Fälle, wo t altem ä entspricht, sind: (aspet) Reiter
= Skr. agvapati, «</»*- (arev) Sonne — Skr. ravi, pt P t L (berel)
tragen = Skr. bhar, <ptu, (get) Fluss = altb. j®»"!? (vaidhi), tt P
(ger) alt — Skr. garant [vgl. altb. -“»Ljf (zaurva) das Alter], tu
(es) ich = altb.^sjj" (azem), Skr. aham, sV 1 - (lierü) voriges
Jahr = Skr. parat, griech. nipoai, Jt’iv (mepr) Honig = Skr.
madhu, Jtt (meg) gross — Sanskr. maliat, griech. piya<;,
(mepq) Sünde = Skr. mala, 2_tpJ'(sherm) = Skr. gharma.
Altem e hingegen entspricht es in folgenden Fällen: •j-t'b (den)
Religion = altb. (daena), neup. yj (din), Parst (din),
1-t (dev) böser Geist = altb. -“»w^ (daeva), Skr. deva, iieup.
yy (dev), Parsi (dew).
Manchmal steht t im Anlaute als euphonischer Buchstabe (gleich
a, vergl. oben), besonders vor r-Lauten, z. B.: tqp,u Jp (epbajr)
Bruder, tpuiiuf. (erang) Farbe, t P uiJtuf/ (eramak) Herde.
ft e
ist das kurze e, ähnlich dem allbaktrischen £ und dem hebräischen
Schewa, und ist dort im Gebrauche, wo auch die Form ohne dasselbe
Sitzb. d. pbil.-hist.CI. XXXVIII. Bd. III. Hft. 39
«
592
Dr. K r. Mülle r
stattfinden kann; in vielen Fällen wird bei zn grosser Häufung der
Consonanten (wie im Altbaktrischen) p zwischen dieselben geschoben.
/' i.
Seine Aussprache ist wie die unseres i, nie aber y. Es vertritt
altes, sowohl kurzes als langes i und in manchen Fällen auch altes
Guna davon, nämliche = ai. Endlich stellt es Verkürzung von ä,
seltener ä dar.
Die betreffenden Fälle sind:
I. /, == h , t /. (gitel) wissen = Skr. vid, (kapik)
Affe = Skr. kapil ff-J, (Chm) Schnee = Skr. liima, iM-fit/ (milk)
Fliege = Skr. makshikä, h/'i'C (nirh) Schlaf = Skr. nidrd,
(weif) Entscheidung = altb. (vicird), u d" (tiv) Tag =
Skr. div-ä, divasa. gppuiu (qirtn) Schweiss = Fwpwq.
II. b — i- «/'"Vr (panir) Käse = neup. (panir), « ")•//
(roöik) Lebensunterhalt = neup. (roxi), (taöik)
Türke, Fremder überhaupt — neup (täzi), ■//•"/•"// (dipak)
Goldstoff = neup. aLo (dibdh) von Skr. dtp.
III. /• -= e: /■/"[' (biur) zehntausend = altb. (baevare).
‘ifid' (gini) Wein = Folvng, äthiop. Wßi: (warn), (spi-
Ink) weiss = neup. -X~~j (siped), altbaktr. (gpaeta), Skr.
gvetn, yb‘ h (%in) Geier = Skr. gyena.
IV. /• = ä, u: iu,/[,u (amis) Monat = Skr. mäs, mdsa, •pbzhp
(giser) Nacht = lit. vakaras, (h) voll = altb. (perenä)
aus pnrnd, <il‘ h (kin) Weib = altb. (ghena), Cf'' 1 ' (hin) alt
= lat. senex, griech. ivg, altb. \\»<y (hanö), (hing) fünf =
altb. (pancan), Jlup./p, (marmin) Leib = Skr. marman
von mr, •)••• (mis) Fleisch = Skr. mdnsa, (sirt) Herz = Skr.
■hrd, griech. xapd-la, uuiflii (stin) Brust = Sanskr. stana, '/h u i i L
(ivipel) erzählen = griech. feVoc.
n 6.
Seine Aussprache ist 0; im Anlaute wird der Laut mit halb-
consonanlischem Ansatz wie das englische w oder das arabische
gesprochen. Etymologisch vertritt - das alte ü und den zu ü wieder
herabgesunkenen Guna desselben 6 = au (vgl. oben bei i), ebenso
das aus ä entstandene 6 gleich dem o der Griechen, dem es auch
Beiträge zur Lautlehre der armenischen Sprache.
393
im Alphabete (y im Semitischen) entspricht. Altes u wird aber auch,
und dies viel häufiger, durch (aus o -j- v entstanden, wie ou im
Griechischen) wiedergegeben, das aber seinerseits neben u auch
ein auf manischem Gebiete entwickelter, durch Auflösung und Ver
schmelzung eines Labiaiconsonanten mit vorhergehendem a ent
standener Laut ist.
Fälle, die hierher gehören, sind:
I. „ = altem u, 6: (amboch) = neup. (anbohj,
W 4 /. (g°wel) preisen = altp. gaubataiy, neup. ß (goyem) ich
spreche, Pärsi (goyant) sie sprechen, yn$ (zoh) Opfer —
altb. (zaotlira), Skr. liotra, '/") (zow) frisch, jung = Skr.
yuvan, neup. öl(guvän), (tohm) Same, Nachkommen
schaft = altb. (taoklima), Pärsi (toklim), (mom)
Wachs = neup. j>y> (müm), (dzochq) Unterwelt = altb.
(duzalca), Pärsi (dozakh), neup. (dthach).
II. n — altem ä: (gorgel) arbeiten = altbaktr. verea,
griech. fspyov, neup. üijjj (warzidan), ""f/r (oslir) Bein =
altb. (agta), griech. doreov, Skr. asthi, »u& (otn) Fuss ==
Sanskr. pada, n P p- (orth) junges Kalb = griech. nopra;, tppp
(dhorq) vier, aus älterem coqr entstanden = Skr. catvar.
III. nu = altem u, Q l p.tutjnL. >1 (bazuk) Arm = Skr. bähu. neup.
jjl> (bäzu), piu,/i,. ,r (b azurn) viel == Skr. bahn, pnp, (bun) Ur
sprung, Natur = neup. (bun). Skr. budhna, •pn,'i„ul ( (günak)
Farbe = neup. ß (günah), altbaktr. -“£>"<$5 (gaona), rj.nuuuip
(düstr) Tochter = Skr. duliitar, imdu P (günr) Knie = Skr. gänu,
altb. »ji 61 » (zenu), die armenische Form ist also aus gnur entstanden
[vgl. im Altbaktrischen den Accusaiiv (znümj], $t P nu (herü)
voriges Jahr = Skr. parut, griech. rvepuac, ?«»». (nu) Schwieger
tochter = Skr. snusha, ni.rj twi (upt) Kameel = Skr. ushtra, upnultp
(srunq) Lenden, Beine = altb. (graona), Skr. groni.
IV. nu, entstanden durch Auflösung eines Labiaiconsonanten:
<,nu P (hur) Feuer = älterem povr, griech. nöp, n L p (üth) acht
= einer älteren Form ovth — opt — okt [vergl. dxrw\, n.,uut p
(süser) Schwert = neup. (samser), ufu n & (anün) Namen,
aus altem anovn — anomn, vergl. griech. dvopav - cco (övopuivco),
f/nu^ (kuz) Höcker, aus altem kovz, vgl. Skr. kubga, .(sür)
39*
594
Dr. F r. M ii 1 1 e r
Schwert = altb. *)«#>" (guwri), .pnA (qun) Sclilat' — altem qovn,
vgl. altb. (Qafna), Skr. svapna, (tun) Haus = altem
tovn, vgl. Skr. clhdman, (us) Schulter = Skr. amsa, setzt
also eine altere Form ovs voraus, (paston) Dienst, auch
U£IUJ Ul UM uh (pastaun), Genitiv yf,u,„„n„'h (pastaman), wo also
pastamn — pastaun anzusetzen ist. Hierher gehört auch die Endung
der ersten Person der Vielzahl des Futurums die g ew i ss
aus älterem amq abgeleitet werden muss.
4 e.
Seine Aussprache ist e. Es entspricht im Alphabete dem
griechischen g, dessen älteste Aussprache mit ihm gleich gewesen
sein mag. Seiner Natur nach ist es aber von ihm sehr verschieden,
denn es entspricht altem e = ai, sowie auf eränisehem Boden durch
die sogenannte Epenthese entstandenem ai; in vielen Fällen hat es
sich auf armenischem Gebiete durch Contraction der beiden es bil
denden Elemente a und i herausgebildet.
Fälle, die hierher gehören, sind: ^4" (ges) Haar, bes. Haupt
haar = neup. (geso) Locke, Skr. kega, <fk-p (meg) Wolke,
Finsterniss == Skr. megha, neup. (megli), Jk-p (mez) Urin =
altb. (maeza), von (mizel) harnen — Skr. mih,
(me sh) Mitte — altb. -““@^5 (maidhya), Skr. madhya, in (teg)
Lanze, Speer = neup. (tegh), (partez) Garten, Um
zäunung — altb._^w^3*b"ü (pairidaeza), hehr. D*na (pardes),
napdostaos, (hen) Räuberbande = altb. -“(«"ev (haena), Skr.
send, Heer, p^pk (bere) er trägt = altem beraj [vgl. -yy (apaj)
er mahlt = dAef]. Ferner vergleiche man die neuarmenischen
Formen <^4/> (her) Vater, Jkp (mer) Mutter, die aus den alten
(hajr), J'-yp (map) entstanden sind.
o d
ist zwar ein junger Buchstabe, aber seine Entstehung ist auf arme
nischem Gebiete analog der des 4. Wie dieses aus a -|- i entstand,
so ging o aus a -j- u hervor, z. B.: y>p (zor) Kraft ==■ neup. j
(zor), altbaktr. (zdvare), >/py (droit) Fahne = neup.
(dirafs), was also eine Form draus voraussetzt. Hierher
gehört die Instrumentalendung in (öq), aus »pp ( a bq) ent-
standen [vgl. Sitzungsb., XXXV. Bd„ p. 198]. «y (od) Wind =
Beiträge zur Lautlehre der armenischen Sprache.
595
Skr. väta (durch Umstellung des v). Eine Entartung des ä findet
sich in dem Worte oi (oQ Schlange = altb. (azi), Skr. ahi,
wenn man nicht lieber auf neup. (wazagli) Eidechse zurück
gehen und dann gleich erklären will.
Nebst diesen bedeutenden Verkürzungen und Abschwäehungen
der Vocale (e in i und e, 6 in u und 6, a in e, i, 6) hat das Arme
nische in vielen Fällen den Voeal ganz ausgestossen, sowohl den
kurzen als den langen, und dadurch in Verbindung mit dem Um
stande, dass es als flexionsarme Sprache den Auslaut bedeutend
verstümmelte, jene Härte erzeugt, welche dieselbe ganz vorzüg
lich kennzeichnet.
Fälle davon sind: ujffn (alm) Auge, für altes akan, vgl. ocu-lus,
altsl. oko, (astp) Stern, für astap, vgl. griech. datyp, altb.
S(gtdre), t' l 'L L (dnel) legen, stellen, statt dänel, vgl. altb. “5
(da), Skr. dliä, (r/-/ (Igel) verbinden, statt lucjel, vgl. Skr. yug,
^, n ,u‘hL [ (gtanel) finden = gitanel, vgl. Skr. vind, h'i„u‘i,[, L (gna-
nil) geboren werden, aus gänanil, vgl. Skr. gäye, (mzik)
Fliege, vgl. Sanskr. makshikd, dl„u L (mnal) bleiben, wohnen, aus
manal, vgl. psvco, (nkar) Bild = neup. jlSC (nigdr),
(nsan) Zeichen = neup. i_A.li (nisan), (nstil) sich nieder
setzen, aus nisadil, vgl. Skr. nisad, pmtfp'C"/ (snakerp) hunde-
gestaltig, aus sunakerp, vgl. Skr. gvau, schwach gun, xuv-, "izki
(psel) sehen, aus pasel, vgl. Sanskr. pag, (smbak) Huf
eines vierfüssigen Thieres, aus sümbak, vgl. Pehlewi 3üid (sumb),
n_ (wöir) Entscheidung, aus vicir, vgl. altbaktr. V^ive!? (vicird),
tfhuiu (wnas) Sünde, vgl. Pärsi ey“p*!? (wandli), u,pu,JJ, L (trtmil)
Schmerz, Trauer empfinden, aus tartmil, vgl. neup. (dard),
rjp mtuh tu) (qrtanal) kalt sein, aus %artanal, vgl. rieupers.
(sard), altbaktr. (gareto).
596
G o e I» I e r t
SITZUNG VOM 11. DECEMBER 1861.
Der Classe wird die von ihrem correspondirenden Mitgliede
im Auslande, Herrn geheimen Regierungsrathe und Professor Dr.
Johannes Voigt in Königsberg, eingesandte Abhandlung vorge
legt: „Geschichte der Ballei des deutschen Ordens in Böhmen, aus
urkundlichen Quellen“; — und von ihr zum Abdruck in ihren
Denkschriften bestimmt.
Gelesen:
Die Karaiten und Mennoniten in Galizien.
Von J. Vinc. Goehlert.
Nicht nur in ethnographischer Beziehung zeigt Österreich eine
bunte Mannigfaltigkeit seiner Bewohner, sondern auch die Religions
verhältnisse derselben bieten eine nicht weniger interessante Er
scheinung, Christenthum und Judenthum, Katholicismus, Protestan
tismus und Gräcismus finden sich daselbst in mehrfülligen Schatti-
rungen ausgeprägt und es wäre die Verfassung einer Religions
geschichte der Völkerstämme Österreichs sicherlich eine nicht
undankbare, wenn auch mit vielen Schwierigkeiten verbundene
Arbeit. Einen kleinen Beitrag zu einer solchen zu liefern, sind die
folgenden Abhandlungen bestimmt.
1. Karaiten.
Von der Spaltung der Israeliten in Seeten gibt bekanntlich schon
die biblische Geschichte Kunde, doch keine der entstandenen Juden-
Die Karaiten und Menuouiten in Galizien.
597
secten hat ihre ursprüngliche Reinheit so sorgsam zu bewahren
gewusst, als jene der Karäer oder Karaiten, welche auch Karaimen,
Karaimiten benannt werden.
Die Karaiten, Kinder der Schrift, wie sie sich selbst nennen,
unterscheiden sich von den übrigen Juden hauptsächlich dadurch,
dass sie das geschriebene Wort des göttlichen Gesetzgebers allein
als massgebend anerkennen und daher den Talmud und dessen ver
wickelte Auslegungen verwerfen. Sie waren es nicht selbst, welche
sich den Namen Karaiten zuerst gaben, diesen legten ihnen anfänglich die
Pharisäer bei, deren Jünger die Rabbiner ihn noch jetzt als Schimpf
wort gebrauchen. Der Name kommt von carn her, welches auf
hebräisch Lesen bedeutet und ward ihnen gegeben, weil sie mit
grossem Eifer dem Lesen der h. Schriften obliegen. Nach einer
traditionellen Sage sollen die Karaiten aus der türkischen Provinz
Diarbekr (dem ehemaligen Mesopotamien), welche auch den Namen
Karahamit oder Karamit führt, herstammen und von ihren früheren
Wohnsitzen den Namen erhalten haben.
Die Karaiten führen nach Stollberg ihren Ursprung hinauf bis
auf die Zeiten Esdra’s, andere leiten sie von den 10 Stämmen her,
welche Salmanassar hinwegführte. Am wahrscheinlichsten lässt sich
jedoch nach der Meinung eines gelehrten Karaiten der Ursprung
derselben auf eine berühmte Spaltung zwischen den Ministern in
Israel, Hillel und Schamai. zurückführen, welche bei der Entschei
dung einiger religiösen Fragen hervorgerufen wurde, die Hillel nach
der Überlieferung, Schamai aber nach den Worten des Gesetzes
gelöset wissen wollte 1 ). Nach der Meinung anderer Geschichtsfor
scher soll sich diese Secte erst im S. Jahrhundert n. Uhr. Geburt
gebildet und ihren Ursprung von Anam, einem jüdischen Gelehrten,
erhalten haben. Anam nahm sich jedoch blos der Karaiten kräftig
an, so dass er von vielen als Stifter derselben angesehen wird.
Wie erwähnt, verehren die Karaiten die heiligen Schriften des
alten Testaments und lesen dieselben gewöhnlich in ihrer Ursprache,
daher sie auch ihre Kinder zeitig anhalten, die hebräische Sprache
zu erlernen. Sie nähern sich dadurch mehr als alle anderen Juden der
ursprünglichen Reinheit des mosaischen Gesetzes und unterscheiden
1 ) Geschichte der Religion von Fr. C. Graten Stollberg. Wien, ISIS.
S98
G o ehler t
sieh von den Juden-Rabbinisten noch dadurch, dass sie mit diesen
in keine wie immer geartete Verbindung treten, mit denselben
nicht einmal an einem Tische essen oder unter demselben Dache
schlafen dürfen. Sie verachten die Träume der Seelenwanderung,
glauben an ewige Belohnung und Strafe, erwarten aber gleich den
übrigen Juden den Messias und in ihm einen zeitlichen König und
Eroberer. Ihr Religionsvorsteher, Weiser, Chacham genannt, voll
zieht die Eheschliessung und Beschneidung, schlichtet alle Familien-
und Rechtsstreitigkeiten, wofür zuZeiten der polnischen Könige das
den begünstigten deutschen Ansiedlern zugestandene magdeburgische
Recht massgebend war.
Die Karaiten sind nach der Meinung Domhrowski’s *) noch vor
dem 6. Jahrhundert aus Assyrien in die Krim eingewandert, von
da im 13. Jahrhundert zur Zeit des lithauischen Herzogs Witold,
welcher von seinen Feldzügen 324 Familien aus der Krim zur Colo-
nisirung mitnabm, nach Lithauen und unter dem Herzoge Daniel
nach Rothreussen, dem jetzigen Galizien, gekommen, wo sie sich in
Halicz und später 2 ) in Kukizow ansässig machten.
Dieses Völkchen führt in allen Ländern, wo es Wohnsitze
gefunden, ein friedlich eingezogenes und sittliches Leben, fremd
von allen politischen Wirren. Überall und zu jeder Zeit hat sich
dasselbe durch Treue und Redlichkeit und besonders durch leichte
Anschmiegung an die Landessitten und Gebräuche die milde Für
sorge der Regierung und die Liebe der Eingeborenen erworben. So
haben sie es verstanden, auf der Halbinsel Krim mitten unter Tar-
taren lebend, bei allen politischen Wirren und bei dem häufigen
Regentenwech.se] der tartarischen Chane, ein friedliches Leben zu
führen und ihre strenge Rechtlichkeit zu bewahren, so dass sogar
Karaiten zu dem Amte eines Directors der chanischen Münzstätte
erhoben wurden; gleichwie sie unter der Regierung der polnischen
Könige ob ihrer Rechtlichkeit, und ihrer vorwiegenden Neigung zum
Ackerbau durch besondere Vorrechte vor den übrigen Juden ausge
zeichnet und unter den Schutz besonderer Privilegien gestellt wurden.
*) Dombrowski: Die Karaimen in der Krim. Simpheropol, 1848. (Russisch.)
2 ) Unter der Regierung des Königs Johann III. (Sobieski). welcher ihnen die Ansiedelung
auf seinen Erbgütern im Zolkiewer Kreise gestattete und mittelst eines Privilegium«
vom Jahre 1692 zehn steuerfreie Jahre und Gleichstellung mit den übrigen christ
lichen Landesbewohnern gewährte.
Die Karaiten und Mennouiten in Galizien.
599
Unter Bestätigung der vom Herzoge Witold bei ihrer Ansiede
lung eingeräumten Vorrechte ertheilte im 15. Jahrhundert König
Kasimir (Jagello) den Karaiten in Lithauen und im 16. Jahrhundert
König Stephan (Bathori) jenen in Volhynien und Galizien besondere
Privilegien. Das vom Könige Stephan im Jahre 1578 den Karaiten
in Halicz ertheilte Privilegium 1 ), vermöge dessen sie gleich den
christlichen Bewohnern dieser Stadt Wirtschaften, handeln und
bauen und überhaupt alles thun konnten, was sie zu ihrem besseren
Fortkommen erspriesslich erachteten, erhielt von den nachfolgenden
Königen, so vom König Sigismund III. im Jahre 1590 und vom
König Johann im Jahre 1696, die volle Bestätigung.
Auch unter der österreichischen Regierung erfreuten sich die
Karaiten seit der Erwerbung Galiziens besonderer Vorrechte, welche
ihnen von der Kaiserinn Maria Theresia zuerst mit der A. h. Ent-
schliessung vom 24. October 1774 2 ) zugestanden wurden. Den
*) Privilegium Serenissimi Stephani Regis Poloniae Caraimis Haliciensibus gratiose obla-
tum in Castro Haliciensi anno Do. 1578. Stephanus, Dei gratia Rex Poloniae, Magnus
Dux Lilhvaniae, Russiae etc etc. Quodum magnificus Hieronymus Sieniawski, Pala-
tinus Russiae Haliciensisque, Noster C'apitaneus sincere Nobis dilectus, una cum
certis consilariis Nostris pro Judaeis Caraimis, Civitatis Nostrae Haliciensis Incolis,
Nobis supplicasset petiissetque, ut eosdem Judaeos Civitatis Haliciensis pro veteri
usu et consuetudine in eadem Civitate Iibere habifare ac in vendendis et coemendis
omnis generis mercimoniis caeterisque negotiationibus libiti exercere, quemadmodum
cives Christianos Halicienses conservare dignaremur. Proinde Nos supplicatiouibus
horum benigniter annuendo de consensu et scientia Nostra Regia, praefatos Judaeos
Caraiinos civitatis Nostrae Haliciensis iucolas in quieta pacificaque ibidem mansione
habitantes, conservandos et reliquendos esse duximus , prout praesentibus autori-
tate Nostra regia conservamus et relinquimus, dantes et concedentes eisdem Judaeis
Caraimis facultatem, omnis generis merces ibidem vendendi et coemendi sine qui-
busvis datiis, nliisque omuibus libertatibus et praerogativis, quibus cives Haliciences
gaudent, utifrui potuinque et liquorum omnis generis in platea eoruin Judaica in
et ante aedes ipsoruin propinaiuli perpetuis temporibus et civitatis Haliciensis
contributiones omnes Nobis et reipublicae, omniaque alia onera more alioruin
Judaeorum in caeteris civitatibus in Regno habitantium praestare ac singulis ex
domibus unum florenum triginta grossos in quemlibet coinputando quotannis ad the-
saurum Nostruin pendere tenebuntur.
Quamobrem universis et singulis, quorum interest, mandamus. uteosdein Judaeos
in supraescriptis libertatibus per Nos gratiose concessis conservent conservarique
absque omni inpedimento curent pro gratia Nostra.
2) ln dieser A. h. Entschliessung wird erklärt, dass, „da die in Galizien befind
lichen Cararniten in Ansehung ihrer belobten sittlichen Aufführung eine billige
Unterscheidung verdienten, denselben derzeit nur die einfache für eine blosse
Toleranzgebühr anzusehende Kopftaxe abzufordern wäre, weilen, da dieselben
Grundstücke besitzen und solche selbst, wie die Ackerleute bearbeiten, zu Liefe-
600
G o e h 1 e r t
Anlass zu diesen Begünstigungen gab der Karaite Izko Salomonowicz,
als er um Nachsicht der Heiratstaxe ansuchte. Bei dieser Gelegen
heit auf die Karaiten aufmerksam gemacht, liess die Regierung
nähere Nachforschungen über die Religion und Lebensverhältnisse
derselben einholen, worüber der Bericht des Haliczer Districts-
Directors die interessantesten Aufklärungen gibt.
In diesem Berichte heisst es, „dass dieses arbeitsame, mässige,
friedfertige, reinliche und den Christen selbst nicht unangenehme
Volk, bei 200 an der Zahl, sein friedliches Leben meist mit Acker
bau nach Art der ersten Israeliten zubrächte, mitbin in mehr als
einer Rücksicht sowohl den christlichen als den übrigen jüdischen
Landesbewohnern zu einem Beispiele dienen könnte; ja dass niemals
eine Klage wider die Karaiten vorgekommen wäre“.
Zufolge dieser günstigen Schilderung der Karaiten befürwortete
die galizische Hofkanzlei in einem allernnterlhänigsten Vortrage an
Ihre Majestät, dass die Karaiten in Ansehung ihrer sittlichen Auf
führung und guten Betragens eine allergnädigste Rücksicht und
Unterscheidung verdienen, welche auch mit der erwähnten A. h.
Entschliessung zugestanden wurde.
Sowie die österreichische Gesetzgebung bald erkannte, dass die
Karaiten in ihrer bürgerlichen Stellung billigerweise den übrigen
Juden nicht gleichgehalten werden können, so wurden auch die auf
abgesonderte Besteuerung und Einschränkung der Beschäftigungen
der Juden bezweckenden Vorschriften nicht auf die Karaiten aus
gedehnt, diese vielmehr in beiden Beziehungen den übrigen christ
lichen Bewohnern gleichgestellt. Im Jahre 1790 wurde ihnen auch
bedingungsweise die Befreiung von der persönlichen Militär-Dienst
leistung zugeslanden, welche Befreiung sie bis auf die neueste Zeit
genossen und ihnen neuerdings mit der A. h. Entschliessung vom
30. December 1859 bestätigt wurde.
Unter der russischen Regierung hatten sich die Karaiten gleich
falls besonderer Begünstigungen zu erfreuen. Katharina die Grosse
ruiig der Naturalien gleich den christlichen Unterthanen angehalten werden und
daher mit aller Billigkeit eine Unterscheidung von den übrigen Juden verdienen,
als welchen die doppelte Kopfsteuer vorzüglich aus dem Grunde provisorie aufer
legt worden weilen sie keine Gründe besitzen, folglich auch nicht wie die christ
lichen Unterthanen nach der Aussaat mit einer Lieferung der Grundsteuer belegt
werden können“.
Die Karaiten und Mennoniten in Galizien. 601
befreite sie von der Entrichtung der den übrigen Juden auferlegten
Doppelsteuer und ertheilte ihnen das Vorrecht, unbewegliches
Eigenthum zu erwerben 1 ). Die nachfolgenden Regenten haben ihre
Privilegien bestätiget und ihnen auch die Befreiung vom Militär
dienste zugestanden.
In Österreich leben Karaiten allein im Königreiche Galizien,
wo sie zur Zeit der Erwerbung dieses Landes in Halicz und Kuki-
zow, später auch in Tysmenice ansässig waren. In neuester Zeit zogen
jedoch sämmtliche karaitische Familien in die Muttergemeinde Halicz
und es existirt diese Secte sonach in der österreichischen Monarchie
allein in der Stadt Halicz im Stanislauer Kreise.
Dieses kleine Völkchen zählte daselbst im Jahre 1774 noch
350 Seelen, gegenwärtig ist es theils durch klimatische Einflüsse,
theils durch die aus ihrem Religionssysteme fliessenden Verhältnisse
ziemlich zusammengeschrumpft und beinahe auf die Hälfte seines
früheren Bestandes reducirt, so dass es bei der Fortdauer jener
Einflüsse und Verhältnisse in nicht ferner Zeit in Österreich auszu
sterben droht. Im Jahre 1817 zählte man noch 51 karaitische Fami
lien, welche bis zum Jahre 1858 auf 40 zusammengeschmolzen sind.
Dieser ungewöhnlichen Abnahme liegen die folgenden Ursachen
zu Grunde. Nach den Religionsgrundsätzen der Karaiten ist näm
lich das Heiraten in naher Verwandtschaft gestattet. Von dieser
Zulässigkeit muss bei dem geringen Familienstande der unum
schränkteste Gebrauch gemacht werden, da durch die Entfernung
der in Russland lebenden Glaubensverwandten jeder Verkehr
erschwert ist. Vom anthropologischen Standpuncte muss nun das
Heiraten in naher Verwandtschaft als die Hauptursache der Abnahme
der karaitischen Bevölkerung angesehen werden. Als weitere Ursache
kann die schwerere Arbeit bei der Landwirtschaft, welcher die kör
perlich schwächeren Karaitenweiber sich unterziehen, gezählt werden.
Die Karaiten tragen eine eigene Tracht, scheeren sich das
Haupthaar und sind an ihrem Barte leicht kenntlich. Beinahe jede
In einer Bittschrift, welche sie der russischen Kaiserinn Katharina überreichten, um
ihren Schutz zu erflehen, als sie nach der Besetzung der Halbinsel ihre Unterthanen
geworden waren, rühmten sie sich, ihre Yorältern hätten an der Verfolgung und
Kreuzigung Jesus durch die Juden keinen Antheil genommen, weil sich ihre Abson
derung von den übrigen Juden aus frühererZeit, schon vorder babylonischen Gefangen
schaft herleitet. Österr. Archiv für Geschichte etc. Jahrgang 1831.
602
G o e h 1 e r t
Familie hat ihr eigenes Haus sammt Garten; sie besitzen Felder und
nehmen Grundstücke in Pacht zur eigenen Bearbeitung, wobei
sie von ihren Weibern und Kindern tliälig unterstützt werden.
Ausserdem befassen sie sich mit Handel (mit Vieh, Flachs, Lein
wand und Wachs) und Fuhrwesen, eigentliche Gewerbe betreiben
sie jedoch nicht.
Ihre Häuser in der Karaimer Gasse (Halicz), allwo sich auch ihr
Bethaus (Synagoge) befindet, erhalten sie in gutem und reinlichem
Zustande.
Zu den bemerkenswerthen Thatsachen über diese Secte gehört
auch, dass in der criminalistischen Chronik seit Erwerbung Galiziens
noch kein Karaite als Verbrecher oder Gesetzübertreter notirt
erscheint.
Von den bei der letzten Volkszählung im Jahre 1857 vorhan
denen 40 Familien lebten 25 von Grund- und Hausbesitz, und 5 von
der Landwirtschaft allein. So wie sie den Feldbau betreiben,
scheuen sie auch die schwersten Arbeiten nicht und es fanden sich
damals unter den erwachsenen männlichen Individuen 16, welche
Taglohnsdienste leisteten.
Seihst in der Verehelichung weichen sie von den jüdischen
Gewohnheiten ab; die Ehe wird bei den Männern nicht leicht vor
dem 30. und hei den Mädchen nicht vor dem 20. Lebensjahre ein
gegangen. Daher bieten auch die Alters- und Civilstands-Verhält-
nisse dieses Völkchens eine abnorme Erscheinung; es lebten näm
lich im Jahre 1857 im Alter
bis zu 6 Jahren 15 männliche, 16 weibliche,
von
über
6—14
14—24
24—40
40—60
60 Jahre
13
18
27
16
6
16
17
19
16
1
Von den 95 männlichen Individuen waren 53 ledigen Standes,
34 verheiratet und 8 verwitwet; von den 85 weiblichen Individuen
42 ledigen Standes, 34 verheiratet, 2 von ihren Gatten getrennt
und 7 verwitwet. Das wahrscheinliche Lebensalter berechnet sich
auf kaum 23 Jahre.
Auffallend und bezeichnend für die ungünstigen Lebensverhält
nisse der Karaiten ist die geringe Vertretung der höchsten Alters-
Die Karaiten und Mennoniten in Galizien. 603
classe (über 60 Jalire), welche gegen die gewöhnlichen Verhältnisse
beim weiblichen Geschlechte am niedrigsten erscheint.
In Europa kommt diese Judensecte nur noch in Russland vor,
wo sie ungefähr 6000 Seelen zählt und ihre grössten Gemeinden
auf der Halbinsel Krim hat. Ihre wichtigsten Wohnsitze daselbst sind
Bakschi-Seray, Simpheropol, Theodosia, Karasu-Bazar, Sebastopol
und Perekop mit mehr als 4000 Seelen; ausserhalb der Halbinsel
im Gouvernement Cherson (Odessa, Nikolajew und Cherson), in Vol-
hynien (Luck mit 240 Seelen) und irn Gouvernement Kowno (Torok
und Poniewies mit 360 Seelen). Der Sitz ihrer Hauptsynagoge
und ihres geistlichen Oberhauptes auf der Halbinsel Krim ist der
in der nächsten Nähe von Bakschi-Seray, der alten Residenzstadt
der tartarischen Chane, gelegene Stadttheil Czüfut-Kale (deutsch
Judenburg), welcher sowohl in örtlicher als in historischer Bezie
hung zu den besonderen Merkwürdigkeiten des Landes gehört.
A. Demidofi) nennt Czufut-Kale eine ärmliche Nachahmung von
Sion, eine auf die Spitze eines Felsens verwiesene Stadt für ein
Volk, welchem die ganze Erde ein Exil ist. In einem Thale, Josephat
genannt, ist die Begräbnissstätte ihrer Todten, deren Gräber von
uralten Eichen beschattet werden.
Nach Balbi leben noch in Syrien (Damascus und Jerusalem),
in Ägypten (Alexandrien), in der Wüste Hit bei Bagdad und in Kuba
am Kaukasus Karaiten, auch in Konstantinopel sind sie vertreten.
In Spanien sollen sie gleichfalls ansässig gewesen, von dort aber
auf Antrieb der Rabbiner wieder vertrieben worden sein.
II. Mennoniten.
Reges Leben entstand zu Anfang der achtziger Jahre des
vorigen Jahrhunderts unter den wanderlustigen Deutschen in den
westlichen Theilen des deutschen Reiches, als die freisinnige Regie
rung Joseph’s II. mit dem Ansiedelungs-Patente vom 17. Spptember
1781 zur Ansiedelung in Galizien die Aufforderung ergehen liess.
Mit diesem Patente wurde den Ansiedlern freie Religionsiibung
gewährleistet, die Befreiung von jeder persönlichen Steuer durch
10 Jahre und durch 6 Jahre von allen Frnlmdiensten, sowie die
1 ) Demidof ; Reis*' nach dem südlichen Russland.
604
G o e h I e r t
Befreiung von der Recrutirung für sich und ihre ältesten Söhne zu
gesichert. Den Ackersleuten insbesondere ward nach Massgabe
ihres Vermögens ein bestimmtes Ausmass von Grundstücken erb-
eigenthümlich und unentgeltlich und hierzu die nachMass desErträg-
nisses dieser Gründe erforderliche Aussaat von SO — 100 Metzen
Getreide in Aussicht gestellt. Überdies wurde denselben ein vollende
tes Bauernhaus sammt Stall und den nüthigen Ackergeräthen zur
beliebigen Verfügung gestellt. Ganz mittellose Ansiedler erhielten
auch das nöthige Zug- und Zuchtvieh unentgeltlich.
Den Professionisten hingegen wurde das Bürger- und Meister
recht zugesichert, sie erhielten keine fertigen Häuser, sondern nur
den Bauplatz und das erforderliche Bauholz sammt einem Garten
grund von 1600 Quadratklafter Ausdehnung unentgeltlich, die
übrigen Baumaterialien aber um den Erzeugungspreis gegen Rück
zahlung in 6jährigen Fristen und überdies SO fl. in Barem zur Bei-
schaffung der nöthigen Handwerksgeräthe und Rohmaterialien.
Bei solchen günstigen Bedingungen konnte es nicht fehlen, dass
in den schon damals stark bevölkerten Theilen des westlichen
Deutschlands eine rege Auswanderungslust sich kundgab.
Um diesen Andrang zu regeln und das Ansiedelungsgeschäft
überhaupt erfolgreich zu leiten, wurden vier Reichs-Commissäre, der
k. Minister und bevollmächtigte Gesandte an den churfürstlichen
geistlichen Höfen zu Trier, Mainz und Köln, Graf Metternich, der
k. Resident in Frankfurt am Main, St. v. Röthlein, der k. Hofrath
und Hohenberg’scher Landvogt zu Rottenburg, Herr von Blank und der
vorderösterreichische Regierungsrath Const. Böckh bestimmt, welche
die Zeugnisse der angemeldeten Ansiedler zu prüfen und denselben
die nöthigen Pässe auszustellen hatten.
Die Ansiedler mussten sich nämlich über ihre Vermögensver
hältnisse, über den Betrieb der Landwirthschaft oder über die Aus
übung eines Handwerkes, sowie über ihre gute Aufführung durch
glaubwürdige Zeugnisse ausweisen.
Der Zug der Ansiedler ging in der Regel über Wien, wo den
selben in der Form eines Beitrages zur Reise ein Handgeld einge
händigt und der Ort ihrer Ansiedelung bekannt gegeben wurde. Für
das erfolgreiche Zustandekommen deutscher Ansiedelungen in Gali
zien wirkte in Wien namentlich der damalige Hofrath der vereinigten
Hofkanzlei (später oberster Justizpräsident und Staatsminister)
Die Karaiten und Mennoniten in Galizien.
605
Graf Rottenhan, welcher das Referat in Ansiedelungs-Angelegen
heiten führte lind sich besonders für den Zuzug geschickter Profes-
sionisfen thälig verwendete.
Im Jahre 1784 meldeten sich bei dem k. Residenten in
Frankfurt auch Mennoniten aus der Rheinpfalz zur Ansiedelung in
Galizien. Der entstandene Zweifel, ob dieselben als eine besondere
Religionssecte zur Ansiedelung zuzulassen seien, wurde mit der A. h.
Entschliessung vom 29. Marz 1784 gelbst, mit welcher den
Mennoniten in Anbetracht ihrer Thätigkeit in landwirtschaftlichen
Arbeiten die Rewilligung zur Ansiedelung gestattet wurde. In Folge
dieser A.h. Bewilligung wurden nun die Mennoniten auf derCameral-
Herrschaft Szczerczec angesiedelt und ihnen sowie ihren aus der
Rheingegend spater zugezogenen Glaubensverwandten (21 Fami
lien in der Gesammtzalil) die Colonien Szczercza Wola und Neu-
Szczerczec zugewiesen, deren Namen sie jedoch mit den deutschen
Einsiedel und Rosenberg vertauschten. Die aus der hochbergischen
Grafschaft Falkenslein zugewanderten Mennoniten, von welchen
namentlich Johann Zürcher als erfahrener Ackersrhann, geschickter
Lein-, Bild- und Zeugweber gerühmt wird, gründeten auf der ehe
maligen Nonnenherrschaft Nizankowice die Colonie Falkenstein mit
dem anfänglichen Bestände von 6 Familien.
Den angesiedelten Mennoniten wurde im Jahre 1789 mittelst
A. h. Entschliessung die freie Reiigionsiibung und die Befreiung von
der Recrutirung für sich und ihre Nachkommen, so lange sie sich
zu dieser Religion bekennen, zugesichert, zugleich aber auch die
weitere Aufnahme mennonitischer Einwanderer eingestellt und der
Übertritt zu diesem Religionsbekenntnisse untersagt *).
*) Id dem diese A. h. Entschliessung enthaltenden Hofkanzlei-Decrete an das galizische
Gubernium (ddo. 30. Juni 1789) heisst es:
1. „Dass, da ihnen schon die Ansiedelung gestattet sei, weil ihre Secte nicht öffentlich,
sondern nur stillschweigend tolerirt ist, sie zwar als Lutheraner betrachtet, ihnen
aber nicht zugemuthet werden solle, sich zu einem tolerirten Glaubensbekennt
nisse zu erklären;
2. sei kein Anstand, dass da bei ihrer Annahme ihnen freie Religionsübung zuge
sichert worden, ihnen dann gleich den übrigen Akatholiken, wenn sie sich auf
die zur Erhaltung eines eigenen ßethauses vorgeschriebene Zahl von hundert
Familien vermehrt haben werden, auch die Erbauung eines eigenen ßethauses
gestattet werde;
3. erklärt der Kaiser die derzeit angesiedelten Menoniten-Familien und ihre Nach
kömmlinge, so lange sie sich zu dieser Religion bekennen, von der Recrutirung
606
Goehlert
Die Fortdauer der A. h. gewährten Militärbefreiung wurde
ihnen später mit der A. h. Entschliessung vom 1. Mai 1812 und in
neuester Zeit mit der A. h. Entschliessung vom 7. December 1839
neuerdings zugesichert.
Der Grund zu ihrer Militärbefreiung liegt in ihren Glaubens
grundsätzen, welche ihnen das Tragen der Waffen nach dem Aus
spruche der Bibel: „Stecke dein Schwert in die Scheide“ verbieten.
Sie erboten sich daher schon im Jahre 1780, um ihre Religion un
gekränkt ausüben zu können, jährlich einen Gulden für jede Familie
zu entrichten, wenn ihnen die Militärbefreiung für alle Zukunft zu
gestanden würde. Von der Zahlung dieser Reluitionstaxe wurden die
Mennoniten im Jahre 1822, als sie an Kaiser Franz hei seiner Berei
sung Galiziens die Bitte um unbedingte Militärbefreiung stellten, aller-
gnädigst enthoben.
Was die Religionsgrundsätze der Mennoniten (auch Wieder
täufer oder Täufer genannt) anbelangt, so sind bekanntlich in der
von Menno Simonis zu Anfang des 16. Jahrhunderts aufgestellten
Lehre mannigfach abweichende Ansichten entstanden, welche zu der
Bildung verschiedener Secten Anlass gegeben haben, von denen
jene der holländischen und deutschen, der groben und feinen Menno
niten die wichtigsten sind.
Die vorzüglicheren von den einzelnen Secten mehr oder weniger
streng ausgelegten Religionsgrundsätze bestehen in folgenden : Die
Taufe wird erst dann ertheilt, wenn der Mensch sein Glaubensbe-
kenntniss abzulegen im Stande ist, gewöhnlich im 14. Lebensjahre;
bei derselben müssen sie das feierliche Versprechen leisten, keine
anderen Waffen als jene der Sanftrnuth zu gebrauchen; nach Christi
Ausspruch dürfen sie nicht schwören, ein ja, ja, nein, nein soll in
dieser Hinsicht genügen, desshalh sind sie auch überall des Eid
schwures entbunden und ihre Versicherungen auf Manneswort und
Mannestreue gelten an Eidesstatt; die Ehe ist nur zwischen Reli
gionsverwandten gestattet und die Ehescheidung blos wegen Ehe-
frei, befehlen auch zugleich, dass in Hinkunft den Einwandernden dieser Secte
keine weitere Aufnahme ertheilt, noch gestattet werden solle, dass Jemand von
den im Lande tolerirten Religionen zu dieser Secte übertrete. Wie denn auch jenen,
welche wieder auswandern wollen , dieses zwar nicht zu verwehren, wohl aber
von ihnen jenes dem Staate zu ersetzen sein werde, was dieser auf ihre Ansiedelungen
verwendet hat“.
Die Karaiten und Mennoniten in Galizien.
607
bruches zulässig; mit der getreuen Erfüllung ihrer Religionspflichten
wird die Bekleidung öffentlicher Ämter als unvereinbar angesehen
und daher die Annahme derselben nicht erlaubt i).
Die in Galizien angesiedelten Mennoniten gehören zur Secte
der Hochdeutschen, theilen sich aber wieder in ihren Meinungen und
Gebräuchen. Die in Einsiedel und Falkenstein angesiedelten Menno
niten beobachten die alte strenge Kirchenzucht und gehen in der
von ihrer Lehre vorgeschriebenen Einfachheit der Kleidung so weit,
dass sie sich an derselben statt der Knöpfe Drathhafteln bedienen,
wovon sie auch Heftler heissen, zum Unterschiede von den übrigen
Mennoniten, welche Knöpfe an ihrer Kleidung tragen und Knöpfier
genannt werden 2 ).
Die Mennoniten Galiziens haben in Folge ihrer Abgeschlossen
heit seit mehr als 70 Jahren ihr eigenthümliches nationales Gepräge,
ihre früheren Sitten und Gebräuche bis auf die Kleidung erhalten.
Sie halten treu an ihren Glaubensgrundsätzen; denn als ihnen einmal
die Zumuthung gemacht wurde, sich entweder zur augsburgischen
oder helvetischen Confession zu bekennen, erklärten sie, dass sie
von ihren Religionsgrundsätzen abzuweichen sich nie entschliessen
könnten und lieber die Erlaubniss zurückzuwandern ansuchen
würden.
Ihre weltlichen Ortsvorstände heissen sie Älteste, ihre geistli
chen Ermahner. Sie leben sehr mässig, enthalten sich standhaft des
nationalen Getränkes, des Branntweines, und zeichnen sich über
haupt durch Ehrlichkeit, Einfachheit der Sitten, Fleiss und Ordnung
aus, gelten als die ordentlichsten und friedfertigsten deutschen An
siedler und als musterhafte Arbeitsleute, welche die Landwirt
schaft in jenen Gegenden einigermassen rationell zu betreiben zu
erst anfingen und jedem Landmanne als Muster dienen können.
Sie zählten zur Zeit ihrer Ansiedelung 27 Familien mit ungefähr
130 Seelen. Welch' verderblichen Einfluss die Acclimatisirung in
einem fremden Lande auf die Vermehrung dieser Colonie-Bevölkerung
ausübte, leuchtet schon daraus hervor, dass sich dieses Völkchen
bei seiner durch Religion und Gesetz bedingten Abgeschlossenheit
*) Sartori: Die christlichen Secten. Lübeck, 18o5.
2 ) Bohrer: Die deutschen Bewohner Österreichs. Wien, 1804.
In Nordamerika ist die Secte der Heftler unter dem Namen der Hooker- oder
Amish-Mennoniten vertreten.
Sitzb. d. phil.-hist. CI. XXXVIII. Bd. III. Hft.
40
608
Goehlert, Die Karaiten und Mennoniten in Galizien.
von allen übrigen Landesbewohnern in den ersten 20 Jahren seiner
Ansiedelung nicht nur nicht vermehrte, vielmehr in der Volkszah!
zurückging und zu Anfang dieses Jahrhunderts nur aus 23 Familien
bestand. Auch in den nachfolgenden Jahren ging die Zunahme der
Bevölkerung noch langsam vor sich und die Familienzahl erhöhte
sich bis zum Jahre 1828 nur um acht. Erst in der neueren Zeit,
nachdem eine neue Generation der alten Platz gemacht hatte, tritt
eine raschere Vermehrung der Seelenzahl hervor; denn nach den
Ergebnissen der letzten Volkszählung im Jahre 1837 umfasste diese
Religionssecte nunmehr 323 Seelen, welche sich in 61 Familien
gliedern. Auch ihre Ausbreitung in örtlicher Beziehung nahm in
neuerer Zeit einen rascheren Fortgang; während sie im vorigen
Jahrhundert hauptsächlich auf drei Ortschaften beschränkt waren,
finden wir sie gegenwärtig in 12 Ortschaften zerstreut, und zwar:
im Grodeker Bezirke: in Neuhof (67), Kiernica (22) und
Lubien maty (21);
im Szczerczer Bezirke: in Einsiedel (76 mit Lutheranern ge
mischt), Falkenstein (47), Mostki (22), Dmytrze (18), Pustomyty
(17), Sroki (12), Rosenberg (12) und Glinna (3); und
im Bezirke Komarno (Samborer Kreis) in Horoiany wielki.
Wie hieraus ersichtlich, sind die Mennoniten fast ausschliess
lich in den beiden Bezirken Grodek und Szczerczec des Lemberger
Kreises ansässig; in dem ersteren leben 41 Familien mit 209 Seelen
und im letzteren 20 Familien mit 110 Seelen. Dem Geschlechte
nach theilen sich dieselben überhaupt in 160 männliche und
163 weibliche.
Ausserhalb Galizien zählen die Mennoniten keine Glaubens
verwandten mehr in Österreich. In Europa finden sich dieselben in
den Niederlanden (ihrem Heimatlande), in Deutschland, namentlich
in Preussen, Hannover und Baden, in Russland, in dessen südlichem
Theile erst in neuerer Zeit grössere Mennoniten-Colonien gegründet
wurden, wovon jene in Taurien an der Molatschnaja mit 11.000 Seelen
die wichtigsten sind.
Sie gehören zu den ersteren deutschen Ansiedlern in den ver
einigten Staaten Nordamerika^, wohin sie schon im Jahre 1683 auf
die Einladung W. P.enn’s gezogen sind; ihre Zahl wird in den
Staaten Pennsvlvanien, Ohio, Virginien und New-York auf 30.000
geschätzt.
609
Verzeichniss der eingeg-.ing-euen Druckschriften.
VERZEICHNISS
DER
EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN.
(JÄNNER 1862.)
Academia, Real, de San Fernando, Memorias. El arte Iatino-
bizantino en Espaiia y las coronas visigodas de Guarrazar, por
D. Jose Amador de los Rios. Madrid, 1861; 4°.
Academie Imperiale des Sciences, de St. Pötersbourg, Bulletin
Tome III, Nr. 6 — 8; Tome IV, Nr. 1 — 2. St Petersbourg,
1861; 4°. — Ra dl off, L., Über die Sprache der Tschutschken
und ihr Verhältnis zum Korjakischen. (Mem.t. III. 10.) St. Peters
burg, 1861; 4».
Akademie der Wissenschaften, König]. Bayer., zu München, Sitzungs
berichte. 1861.1. HeftV. München, 1861; 8°.—Abhandlungen
der philos. -philolog. Classe. IX. Bd., 11. Abthlg. München,
1861; 4°. — Beckers, Hubert, Über die Bedeutung der Schel-
I i n g’scben Metaphysik. — L a s a u 1 x, Ernst von, ZurPhilosophie
der römischen Geschichte. — SpengeI, Leonhard, Über die
Geschichtsbücher des Florus. — Idem, Die Ar/jurjyopiai des
Demosthenes. II. Abtheilung. (Aus den Abhandlungen der k.
b. Akad. d. W. I. CI. IX. Bd. II. Abth.) München, 1861; 4».
— Christ, Wilhelm, Von der Bedeutung der Sanskritstudien für
die griechische Philologie. Festrede. München, 1860; 4°. —
Muffat, Karl August, Denkrede aufDr. Georg Thomas von Rud-
hart. München, 1861; 4°. — Plath, Job. Heinrich, Über die
lange Dauer und Entwickelung des chinesischen Reiches.
Miin'hen 1861; 4°.—Rocking er, Ludwig, Über Briefsteller
40*
610
Verzeichniss
und Formelbüeher in Deutschland während des Mittelalters.
München, 1861; 4°. — Bise ho ff, Theodor Ludwig Wilhelm.
GedächtnissredeaufFriedrichTied ema nn.München, 1861; 4°.
— Liebig, Justus Freih. v., Rede zur Vorfeier des 102. Stif
tungstages der k. Akad. d. Wissenschaften am 26. März 1861.
München, 1861; 4°. — Idem, Rede zur Feier des a. h. Geburts
festes Sr. Maj. des Königs Maximilian II. München, 1861 ; 4°.
— W agner, Andreas, Denkrede auf Gotthilf Heinrich v. Schu
bert. München, 1861; 4°.
Akademie der Wissenschaften, Königl. Preuss. zu Berlin, Monats
bericht. Juni — November 1861. Berlin, 1861; 8°.
Akademie gemeinnütziger Wissenschaften, königl., zu Erfurt.
Jahrbücher. Neue Folge. Heft II. Erfurt, 1861; 8°.
Almanach der österreichischen Kriegsmarine für das Jahr 1862.
Mit Genehmigung des hohen Marine-Obercommandos heraus
gegeben von der hydrographischen Anstalt der k. k. Marine.
Wien; 12».
Alterthums-Verein zu Wien, Berichte und Mittheilungen. Band V.
Wien, 1861; 4°.
Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie. Heraus
gegeben von dem Geschieht-Vereine für Kärnten. VI. Jahr
gang. Klagenfurt, 1861; 8°.
Austria, XIII. Jahrgang, L.-—LII. Heft; XIV. Jahrgang, I.—III. Heft.
Wien, 1861/62; 8».
Bericht über den Handel, die Industrie und die Verkehrsverhält
nisse in Nieder-Österreich während der Jahrgänge 1857 bis
1860. Erstattet von der Handels- und Gewerbekammer in Wien.
Wien, 1861; 8».
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611
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Verbesserung.
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