608 Goehlert, Die Karaiten und Mennoniten in Galizien. von allen übrigen Landesbewohnern in den ersten 20 Jahren seiner Ansiedelung nicht nur nicht vermehrte, vielmehr in der Volkszah! zurückging und zu Anfang dieses Jahrhunderts nur aus 23 Familien bestand. Auch in den nachfolgenden Jahren ging die Zunahme der Bevölkerung noch langsam vor sich und die Familienzahl erhöhte sich bis zum Jahre 1828 nur um acht. Erst in der neueren Zeit, nachdem eine neue Generation der alten Platz gemacht hatte, tritt eine raschere Vermehrung der Seelenzahl hervor; denn nach den Ergebnissen der letzten Volkszählung im Jahre 1837 umfasste diese Religionssecte nunmehr 323 Seelen, welche sich in 61 Familien gliedern. Auch ihre Ausbreitung in örtlicher Beziehung nahm in neuerer Zeit einen rascheren Fortgang; während sie im vorigen Jahrhundert hauptsächlich auf drei Ortschaften beschränkt waren, finden wir sie gegenwärtig in 12 Ortschaften zerstreut, und zwar: im Grodeker Bezirke: in Neuhof (67), Kiernica (22) und Lubien maty (21); im Szczerczer Bezirke: in Einsiedel (76 mit Lutheranern ge mischt), Falkenstein (47), Mostki (22), Dmytrze (18), Pustomyty (17), Sroki (12), Rosenberg (12) und Glinna (3); und im Bezirke Komarno (Samborer Kreis) in Horoiany wielki. Wie hieraus ersichtlich, sind die Mennoniten fast ausschliess lich in den beiden Bezirken Grodek und Szczerczec des Lemberger Kreises ansässig; in dem ersteren leben 41 Familien mit 209 Seelen und im letzteren 20 Familien mit 110 Seelen. Dem Geschlechte nach theilen sich dieselben überhaupt in 160 männliche und 163 weibliche. Ausserhalb Galizien zählen die Mennoniten keine Glaubens verwandten mehr in Österreich. In Europa finden sich dieselben in den Niederlanden (ihrem Heimatlande), in Deutschland, namentlich in Preussen, Hannover und Baden, in Russland, in dessen südlichem Theile erst in neuerer Zeit grössere Mennoniten-Colonien gegründet wurden, wovon jene in Taurien an der Molatschnaja mit 11.000 Seelen die wichtigsten sind. Sie gehören zu den ersteren deutschen Ansiedlern in den ver einigten Staaten Nordamerika^, wohin sie schon im Jahre 1683 auf die Einladung W. P.enn’s gezogen sind; ihre Zahl wird in den Staaten Pennsvlvanien, Ohio, Virginien und New-York auf 30.000 geschätzt.