Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 31. Band, (Jahrgang 1859)

Beiträge zur Geschichte des dreissigjährigen Krieges. 
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König mit Tode abgegangen wäre; sobald der Erbe von den Böhmen 
als König angenommen ist, hat er es nicht nöthig, die Anerkennung 
der übrigen Provinzen zu erbitten, denn es ist in der Geschichte 
unerhört, dass sie je einem böhmischen Könige verweigert worden 
wäre. Bedarf es noch für die Rechte Böhmens einige Beweise, ist 
nicht Maximilian bei Lebzeiten Ferdinand’s I., ist nicht Rudolf bei 
Lebzeiten Maximilian’s II. von den böhmischen Ständen allein als 
König angenommen worden? 
Die Argumentation ist in der That vortrefflich und kann, wenn 
das Erbrecht des Habsburgiseben Hauses auch nicht zugestanden wird, 
nur ungenügend widerlegt werden, sie ist aber schlagend, wenn das 
Erbrecht zugestanden wird. Ihr Eindruck war sichtlich sehr bedeutend 
und für einige schwankende Gemiither entscheidend. Thurn begnügte 
sich, auf dieselben zu entgegnen, dass ihm wie jedem Andern die 
Freiheit zustehe, seine Meinung abzugeben, und diese sei auch jetzt 
dieselbe wie früher. — Als die Beisitzer des Landrechtes ihre Mei 
nung abgaben, erklärten sie sich, mit Ausnahme Colonna’s von Fels, 
vollständig mit dem Oberstburggrafen einverstanden. Fels nahm alle 
die Vorschläge Thurn's wieder auf, betonte das Wahlrecht und wollte 
die Berufung der übrigen Provinzen. Heinrich von Kolowrat, ein ent 
schiedener Anhänger des Kaiserhauses, brachte dem Grafen Thurn 
einige Äusserungen in Erinnerung, die demselben jetzt wenig gelegen 
waren und seiner Opposition bedeutend die Spitze abbrachen. Im 
Jahre 1611 waren Vertreter von Schlesien nach Prag gekommen 
und verlangten da Abhilfe verschiedener Beschwerden. Ein Ausschuss 
der böhmischen Stände war zur Unterhandlung mit ihnen beauftragt, 
und in den Sitzungen desselben verlangten die Schlesier, dass sie 
für die Zukunft auch zu den böhmischen Königswahlen berufen wür 
den. Damals hatte Graf Thurn sich dagegen auf’s Äusserste gewehrt 
und eine solche Verkürzung der Rechte Böhmens um keinen Preis 
zugeben wollen. Wie passt dies, frug Kolowrat, zu des Grafen jetzi 
gen Behauptungen? 
Nun votirten die Mitglieder des Hof- und Kammergerichtes, 
unter diesen befanden sich drei der entschiedensten Feinde der vor 
geschlagenen Thronfolge: Ruppa, Budowec und Wilhelm der ältere 
von Lobkowitz. Keiner von ihnen wagte es mehr, sich zum Vertreter 
der Thurn’schen Argumente zu machen, und die Rede Kolowrat’s 
mag wohl dazu das Ihrige beigetragen haben; nur Lobkowitz konnte
	        
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