Über die handschriftlichen Werke des Padre Francisco Ximenez etc. 167
Leider liefern die sogenannten „historiadores primitivos,“ von
denen Gonzales Barcia im Jahre 1749 in Madrid eine Gesammt-
ausgabe in drei Foliobänden veranstaltete *), nur wenig Material zur
Kenntniss der vor-columbischen Geschichte und des Ursprunges der
Bewohner Central-Amerika's. Zugleich herrscht in den wenigen noch
bestehenden Büchersammlungen der neu-spanischen Republiken ein
auffallend grosser Mangel an sonstigen Handschriften und noch
unbenutzten Documenten. In keinem der bedeutenderen Wohnsitze
in den Staaten Costa Rica, Nicaragua, Honduras und San Salvador
fand ich auch nur Eine einzige werthvolle, auf die ältere Geschichte
des Landes Bezug habende Urkunde. Bei der grossen Schreibseligkeit
der Mönche des 16. Jahrhunderts ist dieser Mangel an handschrift
lichen Werken kaum anders als durch den Umstand zu erklären, dass
im Laufe der verschiedenen Revolutionen welche die Republiken
Central-Amerika’s seit ihrer definitiven Losreissung vom Mutterlande
im Jahre 1823 durchzumachen hatten, eine grosse Zahl von Urkunden
und Manuseripten theils gänzlich verloren ging, theils aus dem
Lande geführt wurde. Als im Jahre 1829 nach Aufhebung der
Klöster durch General Morazan viele dieser stattlichen Räumlichkeiten
eine Umstaltung in Casernen und Gefängnisse erlitten, sollen ganze
Ladungen von Büchern und alten Manuseripten aus ihren früheren
Standorten entfernt und vielfach zur Anfertigung von .Patronenhülsen
verwendet worden sein.
Andere antiquarische Schätze wanderten nach Havana, Madrid,
Toledo und Sevilla, wohin sie expulsirte Mönche und flüchtige
Anhänger der spanischen Krone in Sicherheit zu bringen suchten.
Auch nach Mexico sind viele werthvolle Urkunden während der
kurzen Herrschaft des Kaisers Iturbide (1822 —1823) verschleppt
worden. Der einzige Ort Central-Amerika’s, wo der Forscher
noch einzelnen wichtigen Handschriften und seltenen Documenten
begegnet, ist Guatemala, die Hauptstadt der gleichnamigen Republik.
Ich benützte die Regenzeit des Jahres 1884, während welcher
gewöhnlich alle Arten von Reisen und Ausflügen zu naturwissen
schaftlichen Zwecken unterbleiben müssen, um in den verschiedenen
*) Historiadores primitivos de las Indias occidentales que juntd, traduxo en parle y saco
ä luz, ilustrados con eruditas notas y copiosos indices el 11. Senor D. Andres Gonzales
Barcia, del Consejo y camara de Su Majestad. 3 tomos. Madrid, ano MDCCXLIX.