Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 19. Band, (Jahrgang 1856)

Beiträge zur Literärgeschichte Böhmens. 
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Arzt gleich beachtenswerthen Mann einige ausführlichere Mittei 
lungen zu machea 
Aus der vollständigen Aufzählung und theilweisen Auseinander 
setzung seiner ebenso zahlreichen als mannigfaltigen Werke von 
grösserem und geringerem Umfange wird es leicht ersichtlich werden, 
dass Marcus Marci nicht nur in der besondern Literärgeschichte 
Böhmens, sondern auch in der allgemeinen nicht einen der letzten 
Plätze verdiene. Doch sei es mir vorher gestattet, nach den mir zu 
Gebote gestandenen literarischen Quellen einen gedrängten Abriss 
seines Lebens- und Bildungsganges, sowie seiner für Wissenschaft 
und Vaterland höchst erspriesslichen Leistungen vorauszuschicken. 
JohannesMarcus (oder vielleicht ursprünglich Marek ?) hatte in 
einem ziemlich unbedeutenden Landstädtchen, dem an der GrenzeBöh- 
mens gegen Mähren gelegenen Landskron, das Licht der Welt erblickt, 
war daselbst am 13. Juni 1593 geboren, in welchem Jahre der ge 
lehrte M. Marcus Bydzovinus a Florentino zum wiederholten 
Male die Würde des Bector Magnificus an der Prager Carolinischen 
Akademie bekleidete. Über seine ersten Jugendverhältnisse erfahren 
wir nur, dass er von der zartesten Kindheit an schwächlich und 
kränklich gewesen, namentlich mehrere Jahre hindurch an einem 
hartnäckigen skrofulösen Augenübel leidend gewesen sei; daher war 
es gekommen, dass der kleine Johannes bei seinen übrigens ausge 
zeichneten Geistesgaben und seinem sehr regen Wissenstriebe gar 
gern in die Schule des Ortes ging, dort aber mit, der Lichtscheu 
wogen, grösstentheils geschlossenen oder verbundenen Augen sitzend, 
weder zu lesen noch zu schreiben vermochte, sondern beinahe den 
ganzen Unterricht blos auf dem Wege des Aufhorchens und Memorirens 
gemessen konnte. Hierauf wurde der Knabe schon frühzeitig behufs 
der humanistischen Studien von seinen Eltern auf das benachbarte Gym 
nasium zu Neuhaus geschickt, dessen Einrichtung damals—wie dies 
nach des gelehrten Bibliothekars Raphael Ungar’s Zeugniss bei 
den meisten böhmischen Gymnasien in jener Zeitperiode ungeachtet 
der bedauerlichen politischen und kirchlichen Wirren der Fall war — 
auf einer früher nicht gekannten Stufe der Vollkommenheit stand. 
Nachdem der talentvolle Jüngling überdies am Olmützer Gymnasium 
sich ziemlich gediegene Kenntnisse in der damals so sehr in Schwung 
gehenden Dialektik, wie nicht minder in der classischen Literatur der 
Griechen und Römer angeeignet hatte, bezog er, vomFiirsten Zdenko
	        
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