Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 164. Band, (Jahrgang 1909)

Wilhelm v. Schröder. 
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aber die Menschheit doch auf dem Wege dos Erkennens weiter 
gebracht, anstatt der Kunst der Metall Verwandlung, des Gold- 
machens, so manches andere bleibende, wenn auch unschein 
bare und glanzlose Erträgnis gezeitigt hat. 1 
Einzelne waren es, wie gesagt, in den letzten Dezennien 
des 17. Jahrhunderts, die den Schleier der Natur zu heben 
suchten, und die echten und falschen Ergebnisse ihrer For 
schung trafen wieder nur bei einzelnen den Nährboden. Bei 
der Menge fand nur das Laute, das Marktschreiende, mochte 
es noch so unreell sein, Eingang; das Wertvollere, die eigent 
liche Arbeit, das mühsame Schürfen in dem jungfräulichen 
Boden, das fand nicht bei der Masse seine Stätte, es mußte 
zumeist an Fürstenhöfen Schutz suchen. Fast kein noch so 
kleiner Hof, an dem nicht das Experiment, jene wesentlichste 
Errungenschaft des von den alten Fesseln der Autorität be 
freiten menschlichen Geistes, geblüht hätte, mit allen Aus 
artungen, allen oft sinnlosen Abschweifungen vom rechten Wege 
allerdings, wie sie der jungen, unselbständigen, die ersten Schritte 
wagenden Wissenschaft unvermeidlich verbunden waren. An 
die Fürstenhöfe zog es auch die Schar der Abenteurer, die 
wie Raben dem rastlos kämpfenden und vorwärts schreitenden 
Fähnlein der Forscher folgten. 
Es war nicht die Wißbegierde, das Interesse an der For 
schung allein, das so viele Fürsten zur Förderung natur 
wissenschaftlicher Versuche bewog; die Sache schien ja einen 
ungemein bedeutungsvollen realen Hintergrund zu haben. Wie 
bei so vielen, die die auri sacra fames dazu verleitete, ihr 
Loben dem Forschen nach dem Stein der Weisen zu widmen, 
war wohl auch bei so manchem gekrönten Haupte der Ge 
danke, Schätze zu sammeln und mit Hilfe dieser Schätze des 
Lebens Becher stets neu zu füllen, der leitende Beweggrund. 
Daneben aber doch gewiß auch vielfach die Sorge um den 
Staat. Der Merkantilismus hatte ja schon seine schroffste und 
schärfste, noch nicht von den naturrechtlichen, von reform- 
merkantilistischen und physiokratischen Ideen berührte Form 
angenommen. Er ist noch die Lehre der jungen Geldwirtschaft, 
1 Zur Beurteilung der Alchemie vgl. auch Ch. W. Heckethorn, Geheime 
Gesellschaften, Geheimbünde und Geheimlehren, übersetzt von L. Kätscher 
(Leipzig 1900), S. 157 ff.
	        
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