Wilhelm v. Schröder.
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aber die Menschheit doch auf dem Wege dos Erkennens weiter
gebracht, anstatt der Kunst der Metall Verwandlung, des Gold-
machens, so manches andere bleibende, wenn auch unschein
bare und glanzlose Erträgnis gezeitigt hat. 1
Einzelne waren es, wie gesagt, in den letzten Dezennien
des 17. Jahrhunderts, die den Schleier der Natur zu heben
suchten, und die echten und falschen Ergebnisse ihrer For
schung trafen wieder nur bei einzelnen den Nährboden. Bei
der Menge fand nur das Laute, das Marktschreiende, mochte
es noch so unreell sein, Eingang; das Wertvollere, die eigent
liche Arbeit, das mühsame Schürfen in dem jungfräulichen
Boden, das fand nicht bei der Masse seine Stätte, es mußte
zumeist an Fürstenhöfen Schutz suchen. Fast kein noch so
kleiner Hof, an dem nicht das Experiment, jene wesentlichste
Errungenschaft des von den alten Fesseln der Autorität be
freiten menschlichen Geistes, geblüht hätte, mit allen Aus
artungen, allen oft sinnlosen Abschweifungen vom rechten Wege
allerdings, wie sie der jungen, unselbständigen, die ersten Schritte
wagenden Wissenschaft unvermeidlich verbunden waren. An
die Fürstenhöfe zog es auch die Schar der Abenteurer, die
wie Raben dem rastlos kämpfenden und vorwärts schreitenden
Fähnlein der Forscher folgten.
Es war nicht die Wißbegierde, das Interesse an der For
schung allein, das so viele Fürsten zur Förderung natur
wissenschaftlicher Versuche bewog; die Sache schien ja einen
ungemein bedeutungsvollen realen Hintergrund zu haben. Wie
bei so vielen, die die auri sacra fames dazu verleitete, ihr
Loben dem Forschen nach dem Stein der Weisen zu widmen,
war wohl auch bei so manchem gekrönten Haupte der Ge
danke, Schätze zu sammeln und mit Hilfe dieser Schätze des
Lebens Becher stets neu zu füllen, der leitende Beweggrund.
Daneben aber doch gewiß auch vielfach die Sorge um den
Staat. Der Merkantilismus hatte ja schon seine schroffste und
schärfste, noch nicht von den naturrechtlichen, von reform-
merkantilistischen und physiokratischen Ideen berührte Form
angenommen. Er ist noch die Lehre der jungen Geldwirtschaft,
1 Zur Beurteilung der Alchemie vgl. auch Ch. W. Heckethorn, Geheime
Gesellschaften, Geheimbünde und Geheimlehren, übersetzt von L. Kätscher
(Leipzig 1900), S. 157 ff.