Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt.
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dafür, daß sie solche Stücke nicht für ein Publikum von Pre
digern herstellten, die daraus lernen sollten, denn diese hätten
in den Historien eine wertvolle Stütze des Gedächtnisses ent
behrt; für Leser war die historia leichter zu vermissen. Viel
leicht läßt sich auch darauf hinweisen, daß die mystische Rich
tung’ die Bezüge zwischen dem Alten Testament und dem Neuen
nicht mehr in den Vordergrund stellte und aus dem Alten Bunde
nicht länger die Analogien für Moralisationen entnahm.
Zu diesen Beobachtungen schickt sich eine andere, welche
die Titel betrifft, die den deutschen Texten von den Hand
schriften gegeben werden. Sie weisen zu einem Teile auf die
Gliederung der Predigt, ohne Rücksicht auf den Inhalt, und
bedienen sich demgemäß eines Bildes oder Vergleiches: von
drei Hinterhalten, von sieben Planeten, von vier Stricken, von
Josuas zwölf Heerscharen usw. Zum andern Teil bezeichnen
sie Disposition und Inhalt zugleich: von sieben übergroßen
Sünden, von zweiundvierzig Tugenden, von den sieben Siegeln
der Beichte u. dgl. Endlich fassen die Überschriften nur den
Inhalt als Ganzes zusammen: von der Ehe, von der Beichte,
von des Leibes Krankheit und dem Tod der Seele. Jedesfalls
sind die Titel, welche an sich eine Neuerung der Predigt des
13. Jahrhunderts darstellen, so beschaffen, daß sie ebenso zweck
mäßig über Traktaten oder Lesestiicken stehen könnten; es
genügt, die Überschriften bei den Abhandlungen der Mystiker
zu vergleichen. Anders verfahren die Sammlungen lateinischer
Predigten Bertholds, und zwar ist dabei zu unterscheiden. Die
von Berthold selbst ausgegangenen Rusticani enthalten in der
Regel zwei Überschriften, deren eine das Thema der Predigt,
die andere die historia für die Disposition, z. B.: De triplici
via mirabili, per quam Deus sanctos suos d,uc.it ad veram pro-
missionis terram. Historia de filiis Israel et de triplici eorum
via, per mare, per desertum et per Jordanem. Nicht immer sind
die Überschriften so ausführlich, zuweilen werden beide in einen
Satz zusammengezogen oder die zweite nur mittelst et an die erste
gehängt. Im allgemeinen verfährt auch hier der Rusticanus de
Dominicis genauer als die beiden anderen Rusticani. In den
unautorisierten Sammlungen herrscht keine Regel: etlichemale
werden beide Überschriften angegeben, dann wieder nur eine,
in diesem Falle überwiegt dann die Angabe des Themas. So