Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 135. Band, (Jahrgang 1896)

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II. Abhandlung: Gomperz. 
Komödie* der Prolog, der Chor, der Act und der Nachact 
(irpoXofoc -/optttbv OTeiaoStov äjoSo?). Damit sind die vier Haupt- 
hestandtheile eines griechischen Dramas bezeichnet, die aus 
dem Zusammenwirken von Chor und Schauspielern sich mit 
Nothwendigkeit ergaben. Wenn diese allein in unserem zwölften 
Capitel aufgezählt und erläutert wären, so Hesse sich gegen 
dasselbe wenig sagen, falls es an geeigneter Stelle und nicht 
mitten in einem dadurch gewaltsam auseinandergerissenen Zu 
sammenhang erschiene, falls es nicht den Gegensatz der con- 
stitutiven Elemente zu den äusseren Bestandtheilen in stam 
melnden Worten zum Ausdruck brächte, falls es endlich nicht 
durch seine seltsame, das Ende an den Anfang ängstlich 
schmiegende Stilisirung unseren Verdacht erregte. Nun liegt 
freilich der Einwand nahe, dass jenes Uebermass der Theilung 
und Untertheilung der Bestandtheile des Dramas, das in un 
serem zwölften Capitel so wohlgegründeten Anstoss erregt, in 
jenen Excerpten nur darum fehle, weil es eben Excerpte sind. 
Dem gegenüber darf man jedoch wohl darauf hinweisen, dass 
jene schematische Darstellung zwar so viel als möglich über 
Bord geworfen und in allem gespart hat, nur eben nicht in 
Einteilungen und Definitionen. Man vergleiche das Schema, 
welches die Ursachen des Komischen enthält, mit seinen zwei 
Haupt- und seinen ungefähr zwanzig Nebenrubriken. Nicht zu 
wenig sondern zu viel hat in diesem Betrachte der excerpirendc 
Bearbeiter gethan; wie er denn bei der ersten Einteilung der 
Poesie der von Aristoteles einzig und allein anerkannten mi 
metischen eine nicht-mimetische gegenüberstellt und in eine 
historische, paideutische u. s. w. gliedert! Wie viel des Falschen 
dieses aus Echtem und Unechtem wunderlich zusammengewobene 
Machwerk im übrigen enthält, das zeigt der erste Blick auf Wen 
dungen wie i/v. oe [rrpspa iyjv Xfiirijv, was von der Tragödie, und 
l/u 8l p.r/cspa tbv fiXma, was von der Komödie gesagt wird (vgl. 
übrigens Bernays im Rhein. Mus. VIII 561 ff.). Man sieht, es ist 
eine schwache Stütze, die jene Excerpte dem fragwürdigen Ab 
schnitt der Poetik gewähren können. Um das Geringste zu sagen: 
der Möglichkeit, dass die Untertheilung jener vierfachen Ein- 
theilung durch die Schuld des Excerptors verloren ist, steht 
mindestens gleichwerthig die andere Möglichkeit gegenüber, dass 
selbst jene Viertheilung nicht aristotelischen Ursprungs ist.
	        
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