Studien zur vergleichenden Culturgeschichte.
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An Orakelstätten, wo der Kähin nickt blos als Dolmetsch
der Gottheit waltete, sondern zugleich Recht sprach und
Streitigkeiten schlichtete, fehlte es nicht. Eine Anzahl Stämme
werden genannt, die solche hatten. Dass die Priester dabei
ihre Taxen und Sporteln einhoben, ist zweifellos. Darauf zielt
auch wohl das alte Sprichwort: ,Was der Dieb übergelassen,
das nahm der Wahrsager/ 1
Bevor wir hier weiterschreiten, müssen wir einer Classe
von Tempeldienern gedenken, die man bisher als die eigent
lichen Priester ansah, was zu dem Irrthume führte, dass man
den Kähin nicht als Priester, sondern nur als Seher gelten
lassen wollte. 2 Es ist das Wort sädin, das die Person, und
sidänah, welches das Amt bezeichnet. Beide stehen immer in
Beziehung mit einem Tempel oder einer heiligen Stätte. Nach
den ältesten Lexikographen ist der sädin eines Tempels der
jenige, welcher die Aufgabe hat, den Eintritt zu gestatten oder
zu verwehren, ' der den Tempel bewacht oder behütet und
nicht blos den Tempel, sondern auch irgend eine andere heilige
Stelle. So ist schon früher gesagt worden, 3 dass das heilige
Feuer (när alhulah) seine eigenen Sädins hatte. Dieses Amt,
die sidänah, war in gewissen Geschlechtern erblich, dieselben
galten als Eigenthümer des Heiligthums, meist sind es adelige,
hochangesehene Leute aus dem vornehmsten Theile des Stammes,
Nachkommen des Stifters, welche dieses Ehrenamt bekleiden. 4
Sie sind aber nicht Priester, sondern Schirmvögte, Schutzpatrone
des Heiligthums. Am deutlichsten zeigt sich dies in dem Bericht
des Ibn alkalby 5 über das Heiligthum des Tajji-Stammes, wo
1 Meid. II, S. 727.
5 Wellh., S. 132.
3 Abhandlung I.
4 Wellh., S. 129. So ist der Stammvater des Geschlechtes der Sädins des
Idoles Wadd zugleich der Stifter des Tempels und führt davon den be
zeichnenden Namen: 'Amir olagdär, d. i. der Mauererbauer*, so ist der
Stammvater der Sädins des Idoles Fals ein Mann Namens Baulän und
von demselben wird ausdrücklich berichtet, dass er der Erste war, der
diesen Cult begründete. Vgl. Wüstenfeld: liegister S. 265, 66; Jäkut: III,
612, Z. 15.
5 Der gewiss eine seiner verlässlichsten Erzählungen ist, denn Kalby stützt
sich hier auf die Berichte der ,alten Herren 4 des Tajji’-Stammes und Fals
war dessen Nationalheiligthum. Vgl. Agäny XIX, 127.