Full text: Sitzungsberichte der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 25. Band, (Jahrgang 1857)

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Schaefer. 
Sonstige Symptome, die icli an ihr beobachtete, waren: einge 
fallene Augen, Zittern der Extremitäten, nebstbei klagte sie über sehr 
viel Durst, über ein brennendes Gefühl im Halse, über Übelkeit, nach 
träglich wurde blutig gestriemter Schleim erbrochen, die Magen 
gegend war aufgetrieben, jedes Berühren daselbst verursachte ihr 
viel Schmerz. Der Puls hatte 132 Schläge in der Minute. Später 
stellten sich Schmerzen in den Waden ein. 
Ich begünstigte für den Augenblick das Erbrechen durch Ein 
geben einiger Tassen lauwarmen Wassers und schritt dann gleich 
zur Anwendung des Eisenoxyd-Hydrates, welches ich ihr zu drei 
Unzen in einem Zeiträume von einer Stunde, anfangs von je fünf zu 
fünf Minuten einen Esslöffel voll, später in grösseren Intervallen gab. 
Die erste Dosis wurde erbrochen, die andern blieben. Nachdem 
ich mit meiner Aufgabe am Krankenzimmer für den Augenblick fertig 
war, schritt ich zur Untersuchung des Erbrochenen. Ich bediente mich 
hierzu der Schneider'schen Methode zur Auffindung des Arsens, 
die ich auch später bei meinen Untersuchungen mit Vortheil anwandte, 
so oft ich im Voraus wusste, dass ich es mit Arsen zu thun habe. 
Die erbrochenen Massen, die mit Kochsalz und Schwefelsäure 
durch eine halbe Stunde erhitzt wurden, lieferten sowohl im Vorlage 
ballon, sowie in dem vorgelegten Fläschchen, welches Wasser ent 
hielt, ein Destillat, welches, im Marshi’schen Apparate untersucht, 
ganz deutliche Arsenspiegel gab, über welche ich bei gelinderWärme 
Schwefelwasserstoff-Gas leitete, wodurch sie gelb wurden; in Chlor 
wasserstoff-Dämpfen verflüchtigten sie sich nicht, während Ammoniak 
flüssigkeit sie auflöste. Dieser Methode bediente ich mich zur Con- 
statirung jedes Arsenspiegels bei meinen Versuchen. Bei kleineren 
Spiegeln verliess ich mich auf den Knoblauchgeruch, den sie beim 
Verjagen im Wasserstoffstrome gaben. 
Nach ungefähr zwei Stunden zur Patientin zurückgekehrt, fand 
ich keine Verschlimmerung. 
Weil noch kein Urin gelassen wurde (es war 4(4 Stunden nach 
Einnahme des Giftes), so nahm ich Urin mit dem Katheter, unter 
suchte denselben in einem andern Marshi’schen Apparate, indem 
ich mich, um das Aufschäumen zu verhindern , einer zollhohen 
Schichte von Olivenöl bediente, das ich in die Gasentbindungs-Flasche 
gleich beim Beginne der Wasserstoff-Entwicklung hineingoss. 
Ich bekam von hundert C.Cm. Urin einen deutlichen Arsenspiegel.
	        
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