Full text: Sitzungsberichte der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 1. Band, (Jahrgang 1848)

anatomischen Sammlungen, Schriften etc. 
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auszeiehnete. Sie enthielt in circa 5000 Numerri die mikroskopischen 
Gefässverhältnisse aller Organe und von allen einheimischen und 
exotischen Thieren, deren ich seit meiner 15jährigen Thätigkeit 
als Anatom habhaft werden konnte, geordnet in einer Art, dass jedes 
Organ, jedes Gewebe, von den Mollusken und Knorpelfischen ange 
fangen, durch alle Classen und Ordnungen der Wirbelthiere hinauf 
bis zum Schlussstein der Schöpfung — dem Menschen — in der 
stufenweise fortschreitenden Entwickelung seines Gefässsystems stu- 
dirt werden konnte. Ich fühle ihren Verlust doppelt schwer, da die 
grosse Anzahl von üoubletten, und ihre fortdauernde Vermehrung mit 
Neuem, mich in den Stand setzte, ich darf es sagen, mit fast allen 
Anatomen der Welt in Tauschverbindung zu treten, welche nun leider 
auf lange Zeit unterbrochen, und mir dadurch der Zufluss werthvollen 
Materials für anderweitige Arbeiten abgeschnitten ist. Von Kasan 
bis New-York wird schwerlich eine anatomische Anstalt von einigem 
Rufe oder ein Fachgenosse existiren, welche nicht durch diesen 
Verbindungsweg mit mir in für beide Theile vorteilhaften Verkehr 
gestanden wären. Das letzte, während der Ferien eingelangte Aner 
bieten zu Kauf- oder Tauschverbindung kam von Prof. Horner in 
Philadelphia. 
Nicht weniger werthvoll und umfangsreich war meine Samm 
lung von Gehörorganen. Von der Zwergspitzmaus bis zu den riesigen 
Geschlechtern der Pachydermen und der Balänen des Nordcap 
existirt keine Thiergattung, aus welcher ich nicht wenigstens von 
Einem Repräsentanten die vollständigen Gehörorgane auf die sorg 
samste und niedlichste Weise auspräparirt besessen hätte; — jeder 
technische Anatom weiss, was das sagen will! — Die Anatomie des 
menschlichen Gehörs allein bildete ein prachtvolles Tableau von 80 
Numern , und enthielt die Entwickelungsgeschichte des Labyrinthes 
vom dreimonatlichen Embryo bis zum siebenzigjährigen Greise, so 
wie die Gehörorgane von Missgeburten, von Taubstummen, von 
verschiedenen Menschenracen, seihst jene von Mumien fehlten nicht. 
— Ich werde ihren Verlust nie verschmerzen, weil man Solches im 
Leben nur Einmal macht! 
Von meinen übrigen Präparaten will ich nur die osteotomi- 
sehen Arbeiten, die zerlegbaren Crania, die Darstellungen des Zahn 
wechsels, die Osteologie menschlicher und thierischer Embryonen, eine 
Sammlung vergl. anatomischer Zahnschliffe, als Curiosa: Injectious-
	        
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