Full text: Der Tourist auf der Südbahn von Wien bis Triest

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St Gertrud (zwischen Wolssberg und St Leonhard 
von welchen weiter unten, in der Fortsetzung des gegenwär— 
tigen Ausfluges, die Rede sein wird). Auf diesen Routen 
aber berührt man aber den interessantesten, den höchsten 
lebergangspunkt, am Speikkogel nicht. Wir setzen daher die 
Wanderung nach der Richtung dieses letzten fort. Wir stei— 
gen gleich außerhalb Schwanberg den Wald hinan, auf 
cinem Ruͤcken, der östlich vom Speikkogel herabzieht, zwischen 
der schwarzen und weißen Sulm, welche beide an den Wän— 
den des Koralpenzuges entspringen und bei Gasselsdorf sich 
vereinigen. Auf diesem Bergrücken liegt die Wallfahrtskirche St Anna 
Man hat hier bereits eine namhafte Höhe er— 
reicht. Schwanberg liegt 1832 über dem Meere. Die See—⸗ 
höhe an der Kirche zu St. Anna ist schon 3194, also 1362 
über Schwanberg. Man ersteigt diese Höhe leicht in 2Stun⸗ 
den. Die Aussicht ist hier schon herrlich, besonders gegen 
Osten. Im Norden ist sie durch den Rosenkogel, im Westen 
durch die ansteigende Alpenkette bedeckt. — Von hier geht es 
erst ziemlich eben fort, dann aber in dem Felsenbette eines 
zur Sommerszeit gewöhnlich versiegten Alpenbaches und durch 
berwilderten Wald aufwärts zur Gallerhütte, welche von 
der Sage den Namen trägt, daß zur Zeit der Reformations— 
kämpfe ein geächteter Herr von Galler auf der Flucht hier 
verhungert sei. — Von hier, über den Waldschneck, der Gems⸗ 
ebne zu. Dem Gipfel schon ziemlich nahe, öffnet sich ein 
ernstes Felsenkar, an dessen Südwesten sich die höchste Spitze 
des Gebirges erhebt. Wir müssen dieses Kar's besonders er⸗ 
wähnen, weil sich dort, besonders bei gänzlicher Windstille, 
jenes Phänomen belauschen läßt, welches hier unter dem Na⸗ 
men des „Geläutes auf den Schwanberger-Alpen“ bekannt ist. 
Es ertönen dann nämlich hier, in melodischen Accorden, 
Klänge wie Glockengeläute, harmonisch verhallend. Der 
Grund dieses akustischen Phänomens ist noch nicht bekannt; 
es ist aber von ergreifender Wirkung in dieser wilden Alpen— 
einsamkeit. Man glaubt, daß das Rieseln von Felsquellen, 
zurückgeworfen von den Echo's dieses Klippenkessels, jene ma— 
gischen Klänge erzeugt. — So erreichen wir denn endlich
	        
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