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rist auf der Suur
von
Wien bis Triest.
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ddleidmann.
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u Tenudler & Com—
—18538.
BIBLIOTHECA
Rm̃i & IĨi D. D. Robepti Com de
LICHNOVSV& VERDENBERG S. 8. D.
N. Pii P. P. IX. Int. Cubic. S. C. Conc.
Trid. Poretat. M. E. Olom. Canonici. 1849
Der
Tourist auf der Südbahn.
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Der
Tourist auf der Südbann
von
Wien bis Triest.
Von
Dr. F. C. Weidmann.
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Mit drei Kärtchen.
Zweite vermehrte und berichtigte
Aufla
Wien.
Verlag von Tendler & Comp.
18538.
Druek von Cart Uebeerrnier in Wien.
Vorwort
zur zweiten Auflage.
Dei der ersten Auszabe dieses Buches waren die beiden wich—
tiasten und großartigsten Strecken der südlichen Staats-Eisen—
—
Bahnstrecke war erst der Vollendung nahe, der eigent—⸗
liche Bau der Karstbahnstrecke noch kaum begonnen.
Wir mußten uns also in Bezug auf die beiden Bahnstrecken
nur auf einige oberflächliche Mittheilungen beschränken, ohne
dem Touristen von diesen großartigen Bauten einen vollständi—
gen Begriff geben zu können. Jetzt, bei der Ausgabe der
zweiten Auflage des Buches, ist die ganze Bahnstrecke von
Wien bis Triest im Betriebe, und wir sehen uns im Stande,
durch die Güte der k. k. Central-Direktion für Eisenbahnbau—
ten mit allen nöthigen zuverlässigen Daten bekannt gemacht,
ein entsprechendes Bild dieser imposanten Eisenbahn zu geben,
und unserem Werke dadurch die erwünschte Vervollständigung
zu verleihen. Durch den angefügten kleinen Guide, über das,
was dem Ankömmling in Triest zur Orientirung in der freund—
lichen Hafenstadt nöthig sein dürfte, glauben wir die Brauch—
barkeit des Werkes, wesentlich verstaͤrkt und auf diese Weise
VI
in der jetzigen Gestaltung des Buches einen, auf das zweck—
mäßigste eingerichteten Führer auf dem interessanten Ausfluge
auf der Schienenstraße von Wien bis Triest geliefert zu haben,
welcher den Touristen über alles Merkwürdige dieser Route in
Kenntniß setzt, sowohl dessen, was die Bahntrace, als dessen,
was die Umgebung derselben betrifft. Die Fülle des land—
schaftlichen Reizes dieser Umgebungen umfaßt Alles, was die
Natur an Schönheit bietet, Hügelland, Saatfelder, Rebenge—
laͤnde, Felsgebiete, Hochgebirgsscenen und den Spiegel des
Meeres. Keine andere europäische Bahn bietet solchen Wechsel
und zu den mächtigen Eindrücken, welchen diese Naturbilder
erwecken, gesellt sich die höchste Bewunderung über das kühne
Werk des Riesenbaues dieser Eisenstraße.
Der Zuspruch zahlreicher Touristen auf derselben steht also
wohl außer Zweifel; ihnen durch dieses Handbuch als zuver⸗
laͤssiger, unterrichtender Führer zu dienen, ist unser Zweck, und
wir haben es nicht an Fleiß und Aufmerksamkeit fehlen lassen,
ihm diese Eigenschaft zu verleihen. So sei es denn freund—
licher Aufnahme bestens empfohlen.
Wien, im August 1857.
ODr. F. C. Weidmann
Inhalt.
(Ein alphabetisches Ortsoerze wnis befindet sich am Schlusse des
Buches.)
Seite
V
2
Vorrede ....—
Von Wien nach Gloggnitz. — Die Bahn.
Die Umgebungen Wiens Schönbrann. Meidling.
Hietzing. Kek. Thiergarten. Mauer. Hüttel⸗—
dorf. Mariabrunn. Hadersdorf. Hainbach.
Sophienalpe. Mauerbach. Tulbinger Kogel.
LSiesing, Hetzendorf. KalksburgeKéltenteut—
geben. Rother Stadl. Hochrokherd. Ber ch—
toldsdorf. Brunn. Enzersdorf. .2-10
Ausflügein die Mödlingergegend .. 10
Heiligenkreuz. Die Route nach Maariazell über
Kaumberg, Lilienfeld und Annaberg
Mariazell und dessen Umgebung
Von Mödling nach Lachsenburge.
Von Lachsenburg nach Eisenstaͤdte
Baden und seine Umgebung
Von Pottenstein nach Gutkenstein
Ueber Piesting nach Guttenstein
Neustadt .
Neustadt-⸗Oedenburger Eisenbahn
Oedenburg, Neufiedierfee, Rust,, Wolfs,
Esterhaz
Von Neustadt auf die Rosalienkapelle und nach
Forchtenstein
13
16
18
21
24
33
34
37
39
43
47
VIII
Seite
Von Neustadt nach Sebenstein und Aspang. Er—
steigung des Wechsel 48
Von Aspang nach Gratz .53
Von Neustadt nach Feistritz, Kirchberg und in
die Hermannshöhle . 54
Von Neustadt nach Krumbach, Kirchschlag und
Lokenhaus. . 57
Von Neustadt in das Thal der neuen Welt und auf die
Wandee. . 59
Ausflug nach Buch berg und auf den Schneeberge. 63
Von Pottschach nach Pruügglitz, über St. Christoph
nach Payerbach.
Von Ghoggnitz bis Mürzzuschlag. Die Straße
über den Semmering . ..— . 700
Ausflug von Gloggnitz nach Wartenstein. 72
Schottwien. Ausflug in den Atlitzgraben. Veste
Clam. .. 7714
Verbindung mit Reichenau und Prein. Weg nach
Mariaze!l.
Maria-Schutz und der Sonnenwendstein
Von Gloggnis nach eichenau....·
Von Glöggnitz nach Mürzzuschlag (die Semme—
ringbahn!)
Reichenau und dessen Umgebung.. L
—
Feuchter, Raxalpe und Grünschacher, die Prein. Schnee—
— — * 37-102
Von Reichenau durch das Hoöllenthal und Klosterthal
nach Guttenstein —
Anusflüge von Reichenau nach Mariazell
Neuberg und Schneealpe ⸗
Von Mürzzuschlagbis Gratz. Geschichte und Schil—
derung der Bahn.
Von pos rzzuschlag über Neuberg nach Maria—
ze .. .— 8
Von Mitterndorf süber Veitsch und Mariazell
Von Kindberg durch die Stainz nach Gratz
Von Kapfenberg nach Mariazell?
Von Bruck über Eisenerz und Hieflaunach Admont
Von Bruck über Kallwang und Lietzen nach
Admont
IX
Admont und dessen Umgebung
Von Bruck über Eisenerz nach Mariazell
Von Bruck nach Tragöß.
Von Mixnitz in die Mäirnitzerhöhle.
Von Frohnleiten auf den Hochlantsch
Ve Feechlantfch über Passail und Waiz nach
ratz.1 —
Von Frohnleiten nach Le,oben über den Diebsweg
Ausflug von Feistritz in die Kleinalpen.
Von Gratz bis Cill'y. e
Die Eisenb,ahn. Geschichte und Schilderung derselben.
Gratz und dessen Umgebungen . .
Von Gratz über die Stubalpe nach Judenburg
oder Knittelfeld
Von Judenburg oder Knittelfeldnach Seggau
und über den Rottenmanner-Tauern in das
Ennsthal und Poltenthal..
Von Gratz über Feld bach nach Gleichenberg.
Von Graß über die Koralpen Epeikkogel) nach
Kärnthen in das Lavantthal und nach Huͤhten—
berg .. W .216
Von Hüttenberg nach Judenburg und Leoben 223
Von Spielfeld nach Gleichenberg. 7577 236
Kurort Gleichenberg und dessen Umgebung 231
Von Maxrburg über Lembach und Maria-Rasit
nach Eibiswald 241
Ausflug von Marburg nach Pettau . 244
Von Pöllt schach nach Rohitsscch. Der Kurort und
dessen Umgebung.. .—
Cilly, und dessen Umgebnung.5.
Von Cilly in die Salzbächergebirge
Von Cillhy in das Bad Neuhgus
Neuhaus und dessen Umgebung
Von Neuhaus über Schalleck, Windischgrätz
und Unter-Drauburg in das Lavantthal77
Von Cilly (oder ven Neuhans) über Reutirchen nach
Weitenstein. Ersteigung des Bacher ..
Von Züffer nach Gayrach und Montpreis:
Von Tüffer nach Svetina und auf den Dost. .
Römerbad Tüffer (eplitz bei Tüffer) und dessen
Umgebung *—.
Von Laibach bis Triesi (die Karstbahn)
Seite
159
164
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183
193
204
210
215
Seite
Laibach und dessen Umgebung 323
Von Laflbach über Krainburg nach Veldes und in die
Wochein. Ersteigung des Terglou 338
Von Ober-Laibach bis Id ria 355
Von Planina zur, Grotte von Kleinhäussel und
Zrotte St. Kanzian, dann an den ZSirknitzer—
e e ..
Bon Adelsberg nach Lueg in die Adelsberger—
und Magdalenengrotte.... 3863
Triest 366
358
Wien-Gloggnit-.
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Erste Sektion.
Von Wien nach Gloggnitz.
Gegenwärtig ist die Eisenbahn von Wien bis Triest, sammt
den Zweigbahnen nach Larenburg und nach Oedenburg Staats—
bahn. Die Strecke von Wien bis Gloggnitz war ursprünglich
Privatunternehmung, durch den Freiherrn von Sina gegründet,
und durch eine Aktien-Gesellschaft ausgeführt. 1853 übernahm
der Staat auch diese Strecke.
Freiherr von Sina hatte im Jahre 1838 die allerhöchste
vorläufige Bewilligung, die definitive zu dem Bau dieser Bahn—
strecke am 1. März 1839 erhalten. Der Bau begann im April
1839, und zwar zuerst auf der Strecke zwischen Baden und
Neustadt. Die Arbeiten an der Bahn zwischen Wien und Baden
begannen, wegen Hemmnissen in Acquisition der Gründe, erst in
der ersten Hälfte des Sommers 1839. Im Jahre 1840 begann
der Bau auf der Strecke von Neustadt nach Neunkirchen, und im
Jahre 1841 jener von Neunkirchen bis Gloganitz. Sowohl die
Vorarbeiten, als die Aus ührung des Baues leitete der zu
dieser wichtigen Aufgabe berufene Herr Mathias Schönerer,
Ober-⸗Ingenieur der ersten österreichtschen Eisenbahn von Bud⸗
weis nach Linz und Gmunden. Man hätte keine glücklichere
Wahl treffen koͤnnen. Herr Schönerer, durch Talent, Kenntnisse
und seltene Energie des Charakters gleich ausgezeichnet, hat in der
Wien-Gloggnitzer Eisenbahn seinen Namen auf die rühmlichste
Weise verewigt; diese Bahn gehöͤrt durch die Schoönheit und
Solidität ihres Baues zu den ausgezeichnetsten Werken dieser
Art. Die Bahn wurde von Wien dis Neustadt am 20. Juni
1841, bis Neunkirchen am 24. Octob. 1841, und in ihrer ganzen
Ausdehnung von Wien bis Gloggnitz am 5. Mai 1842 eröffnet.
Die Bahn zählt von Wien bis Gloggnitz 24 Stationen,
und zwar: Matzleinsdorf, Meidling, Hetzendorf,
Atzgersdorf, Liesing, Perchtolsdorf, Brunn,
Mödling, Guntramsdorf, Gumpoldskirchen,
Pfaffstetten, Baden, Vöslhau, Kottingbrunn,
Leobersdorf, Solenau, Felirdorf, Theresien—
feld, Neustadt, St. Aegyd, Neunkirchen, Te rnitz,
Pottschach, Gloggnitz. — Die Distanzen stellen sich fol⸗
gendergestalt:
Von Wien nach Meidling
Liesing.
Mödling
Baden ..
Leobersdorf
Felirdorf
Neustadt.. 6
„Neunkirchen 86
. Gloggnitz. .... .9558,
Der Wiener Bahnhof liegt 185 Fuß über dem Rormal—
Wasserspiegel der Donau. Die Staͤtion Theresienfeld liegt
421 Klafter höher als der Wiener Bahnhof, der Bahnhof von
Neustadt um 33 Klafter höher als jener zu Wien, und die
Gesammtsteigung der Bahn, vom Bahnhofe in Wien bis zu
jenem in Gloggnitz, der um 89 Klafter höher als jener in
Neustadt liegt, beträgt daher 122 Klafter. Die Bahn ist bei
ihrem Auslaufe aus der Personenhalle 24 Fuß hoch über dem
natürlichen Gelände gesührt, weil gleich vorerst die Himberg⸗
Lachsenburger, dann die Triester Chaussee, zu übersetzen kommt.
— Der Bau der Bahn ist, wie gesagt, meisterhaft geführt.
Die Däume haben eine Kronenbreite von 28 Fuß. Die
Einschnitte im Niveau der Rails eine Breite von 34 Fuß,
wovon 28 Fuß auf den Bahndamm, 26 Fuß auf die beider—
seitigen Gräben u. s. w. entfallen. Die schärfsten Krümmun—
gen haben noch immer einen Radius von 6000 Wiener Fuß.
Die bemerkenswerthesten Bau-Objekte dieser Bahn sind fol—
gende: Der großartige Complex des Wiener Bahnhofes in
Verbindung mit der großen Maschinenfabrik, dann zuerst die
Brücke über die Lachsenburg-Himberger-Chaussee mit 7 Oeff—
nungen von 12-20 Fuß Spannweite, zu beiden Seiten mit
Viadukten, deren Gewölbe zu Magazinen eingerichtet sind.
Ferner die Brücke über die Triester-Chaussee vor der Matz—
leinsdorfer-Linie. Sie hat 38 Oeffnungen von 20 Fuß
Spannung, und 4 geräumige Mittelpfeiler. Zu jeder Seite
ein Viadukt von 7 Gewölben. Dann ist zu bemerken der
36 Fuß tiefe, 764 Klafter lange, theilweise in Felsboden ge—
führte Einschnitt am Wienerberge, die Brücke über
die Waldamts-Chaussee mit 4 Bogen, die schöne
Brücke,über die Lachsenburger-Chaussee bei Hetzen—⸗
dorf, der 40 Fuß hohe, 830 Klafter lange Hetzendorfer—
damm; die Brücke bei Liesing, mit einem schiefen Seg—
mentbogen; die steinerne Chaussee-Uebersetzung bei
Perchtoldsdorf von 27 Fuß Spannweite und elliptischem
Bogen. Sehr bemerkenswerth ist hier auch die Wasserleitung
des zur Hof- und Lindemer-Mühle das Wasser liefernden
Mühlbaches unter der Bahn; die Brücke für die Möd—
linger-Chaussee mit drei auf englische Art gewölbten Bo—
gen, deren mittlerer ein Segment von 28 Fuß Spannung
bildet; dann der, in einer Abgrabung von 9800 Kubik—
klafter stehende Bahnhof von Mödling, der große Möd—
linger Damm von 39 Fuß Höhe und 1280 Klafter Länge,
die Brücke über den Hasenweg am Eichkogel, mit einem
schiefen Gewölbe von 24 Fuß Spannweite, die Kaiser weg—
Brücke über die erste, 28 Fuß hohe Abgrabung am Eich—
kogel, und jene über die zweite dortige Abgrabung von 26
Fuß. Diese letztere, eine freitragende Brücke, ohne Mitteljoch,
von 120 Fuß Spannung, nach dem Systeme der amerikani—
schen Gitterbrücken (Lattice-Bridges), ist die erste Brücke von
4 *
dieser Konstruktion bei deutschen Eisenbahnen. Der Tunnel
durch den Katzbühel nächst Gumpoldskirchen, 87 Klafter lang,
im Lichten 24 Fuß hoch, 28 Fuß breit, durchaus eifoͤrmig
gewölbt. Das ganze Gewölbe ist von Sandsteinquadern.
Da dieser Tunnel die erste Anlage seiner Art in Oesterreich
gewesen, so hat man zur Ausführung erfahrene Werkleute
vom Tunnelbau der Leipzig-Dresdner-Bahn berufen, unter
deren Mitwirkung auch der Bau ohne alle Unglücksfälle von
Statten ging; die 28 Fuß tiefe, 232 Klafter lange Abgra⸗
bung bei Pfaffstetten, die Brücke über die Badener
Chaussee, der Viadukt von der Huppmanns-Mühle bis
an den Bahnhof von Baden mit 16 Bogen, dann die Fort—
setzung dieses Viaduktes an der andern Seite des Bahnhofes
gegen Vöslau mit 22 elliptisch gewölbten 24 Fuß weiten Bo—⸗
gen, wodurch zwei Fahrwege übersetzt werden, und die Ge—
wässer des Aubaches ihren Abfluß finden, so daß hier ein nur
durch den Bahnhof unterbrochener Viadukt von 47 Bogen, 20 Fuß
Hoͤhe und 230 Klafter Länge sich zeigt; ferner die 780 Klaf—
ter langen, 12-22 Fuß tiefen Abgrabungen bei Vöslau
und Kottingbrunn. Die Bruͤcken über das Mühl—
wasser bei Dornau mit Stein-Widerlagen und Oberbau
von Lerchenholz, deren doppelte Sprengwerke eine Weite von
39 Fuß überspannen. Die Uebersetzung der Triesting.
Der 17 Fuß hohe, 1121 Klafter laͤge Damm zwischen
Dornau und dem Rabenwalde. Die Abgrabung im
Rabenwalde von 13 Fuß Tiefe und 391 Klafter Laͤnge,
mit ihrer 176 Klafter langen Stuͤtzmauer, die 2000 Klafter
lange Anschüttung von Therefienfeld bis Neustadt;
die, bei 260 Fuß Dammhöhe, halbkreisförmig gewölbte, auf
Pfahlrost gesetzte Brücke über die Fischa; der Bahnhof
von Neustadt, dessen Bauten, des sumpfigen Terrains we—⸗
gen, auf 1972 Klafter Schwellenroͤste und 730 Piloten ge⸗
stellt, die ganze Area aber ein Klafter hoch angeschottert wer—
den mußte. — Die Strecke von Neustadt bis Gloggnitz bietet
minder großartige Bau-Objekte. Ich erwähne hier uur der
300 Klafter langen, 12 Fuß tiefen Felsenspreng ung
zwischen Rohrbach und Ternitz, welche für 1136 Kubik
—VVV
Da der Bahnhof von Gloggnitz am linken, die Triester
Chaussee aber am rechten Ufer des Schwarzaflusses liegt, so
mußte eine eigene Straße und eine 24 Klafter lange Bruͤcke
uͤber den Strom, zu Verbindung der beiderseitigen Kommu—
nikationen, hergestellt werden. Auch diese schöne Brücke gehört
zu den bemerkenswerthen Gegenstaäͤnden durch ihren eben so
soliden, als geschmackvollen Bau. — Es versteht sich, daß ich
hier nur auf die Hauptgegenstände des interessanten Baues
aufmerksam machte, und der minderen nicht erwaͤhnte. Im
Ganzen zählt die Bahn 4838 Brücken, Kanäle, Durchlässe
und Wegübergänge, ferner an Bauten über 100 solid herge—
stellte Gebäude, theils 2 Stock hoch, theils stockhoch, theils
ebenerdig. Sie zählt 8 Hauptbahnhöfe (Wien, Moöͤdling,
Baden, Neustadt und Gloggnitz) und 20 Mittel⸗
Stationsplätze. Der Unterbau ist auf der ganzen Bahn für
ein doppeltes Geleise hergestellt. Es ist indessen bis jetzt nur
von Wien bis Neustadt das Doppelgeleise gelegt. Von
Neustadt bis Gloggnitz ist die Bahn einfach, und zwar
auf der südlichen Bahnhälfte hergestellt. Ueber die Fahr—
ordnung, die Preise J. II. III. Klasse nach den verschie—
denen Stationen der Wien-Gloggnitzer, so wie der damit
in Verbindung gesetzten Flügelbahn nach Lachsenburg und der
Dedehburger-Bahn, sehe man die unserm Buche angeschlossenen
Tabellen. —
Ausflüge in die Umgebungen Wiens.
Die Fahrt auf dieser ganzen Bahn gewährt den Ueber⸗
blick der reizvollsten Gegenden. Unmittelbar bei der Ausfahrt
bis nach Meidling schaut der Reisende zur Rechten (Nord und
Nordwest) das unermeßliche Häusergewühl der stolzen Kaiser⸗
stadt und ihrer Vorstädte, und die sie überragende cetische
Gebirgskette. Kein anderer Punkt in der Nähe Wiens bringt
dieses imposante Bild so großartig und zugleich so malerisch
zur Anschauung. Sowohl von dem Stationsplatze zu Meid—
ling, als von jenem zu Hetzendorf führt der Spaziergang
einer Viertelstunde oder kleinen halben Stunde nach dem in
so vielfacher Beziehung merkwürdigen kaiserlichen Lustschlosse
Schönbrunn. Einst kaiserlicher Thiergarten, ward diese
Gegend oft in Folge der Jagdlust Kaiser Matthias besucht,
welcher auch die köstliche Quelle entdeckte, welche dem Schlosse
den Namen gab und noch heute das Wasser zur kaiserlichen
Tafel liefert. 1619 erbaute der Kaiser das Jagdschloß Schön—
brunn. 1696 ließ Kaiser Joseph J. durch Fischer von Erlach
hier einen Sommerpalast erbauen. Die Umstaltung desselben
in der jetzigen Form geschah 1744 auf Befehl der Kaiserin
Theresia. Parkassy lieferte den Plan, Valmagini leitete-den
Bau. Der Garten gehört zu den großartigsten Schöpfungen
der französischen Gartenkunst. Das große herrliche Parterre,
die Wasserkunste, der schöne Brunnen, die Ruine, der Obelisk,
das Denkmal der Königin von Neapel, sind sehenswerthe Punkte.
Menagerie; der botanische Garten, einer der herrlichsten seiner
Art, mit unermeßlichen botanischen Schätzen. Die große Oran⸗
gerie, welche schwerlich ihres Gleichen hat. — Die Gloriette,
eine herrliche Sala terrena, 160 Klafter lang, 18 hoch. Von
dieser Gloriette rechts auf der Höhe fort führt ein Pfad in
das nahe kaiserliche Jägerhaus, dessen Bewohnern gestattet ist,
Gäste mit Kaffee u. s. w. zu bewirthen. Das Plätzchen ist
sehr angenehm; an der Rückseite führt ein Ausgang auf die
Höhe von Maxing (s. S. 7), von wo man nach Hietzing
zurückkehren kann. — Das Schloß zählt gegen 1500 Ge—
mächer. Der große Saal mit Plasondgemälde von Guglielmi.
Schloßkapelle mit Altarblatt von Troger. Metallstatuen von
Kohl. Schloßtheater. An der Ostseite grenzt das Dorf
Meidling an Schönbrunn. Es zählt an 180 Häuser mit
1700 Einwohnern. Neue schöne Pfarrkirche. Theresien—
bad (sulphurisch-salinisches Mineralwasser) im ehemaligen
Schlosse, sehr gut eingerichtet. Pfannisches Mineralbad,
ebenfalls sehr besucht und beliebt. Kavallerie-Kaserne.
Sommertheater. — An der Westseite Schönbrunns das
Dorf Hietzing, sicher das schönste Dorf Deutschlands, mit
den stattlichsten Villen der reichen Wiener. Hübsches Thea—
ter. Dommeyers berühmtes Casino. Die schöne Villa
Maxing des Herrn Erzherzogs Ferdinand Maximilian, im
Schweizerstule. Von Schonbrunn aus anziehende Spazier⸗
gaͤnge uͤber Lainz und Speising nach Mauer, eine kleine
Stunde; oder über St. Veit und Haking nach Hüttel—
dorf, eben so weit. Der k.k. Thiergarten. Von Hütteldorf
uͤber Maria-Brunn, wo eine k.k. Forstschule, nach Hader s—
dorf, mit einem herrlichen Parke, und weiter nach Haim—
bach, einer der reizendsten Gegenden des Wienerwaldes. Hier
ist der schöne Wald nach allen Richtungen mit wohlgebahnten
Parkwegen, einer Anlage, welche man der Munificenz des
Herrn Erzherzogs Franz Carl dankt, durchschnitten. Von
Hütteldorf wandert man hieher eine Stunde. Diese Park—⸗
wege führen dann nach Steinbach, auf die Sophienalpe
am Roßkogel mit einer der herrlichsten Aussichten über die
Gebirgskette, dann hinab nach Neuwaldek, in den Park und
nach Dornbach u. s. w. oder nach Mauerbach, der alten,
malerischen, durch Friedrich den Schoͤnen im Jahre 1313 ge⸗
stifteten Karthause, jetzt zu einem Armenhause verwendet.
Von Haimbach nach Mauerbach wandert man eine Stunde,
eben so lange auf die Sophienalpe; nach Neuwaldek hinüber
wohl zwei Stunden. — Von Mauerbach aus kann man in
einer starken halben Stunde den Tulbingerkogel ersteigen,
welche Höhe ebenfalls eine der herrlichsten Fernsichten des
Landes bietet. (Der Tulbingerkogel liegt 1338 Fuß über
dem Meere).
Wir kehren wieder auf die Eisenbahn zuruͤck, um die
Ausflüge anzudeuten, welche sich von dem Stationsplatze
Liesing bieten, wobei wir noch auf den Stationsplatz
Hetzendoörf zurückkommen, um eine Hindeutung auf das dicht
an demselben gelegene kaiserliche Schloß Heßendorf anzu—
fügen. Auch Hetzendorf wurde durch die Kaiserin Theresia
1744 an der Stäatte des aͤltern Thunhofes (von Graf
Sigmund Thun 1694 erbaut) hergestellt. Es umfaßt 160
Zimmer. Kapelle (Altarblatt von Auerbach). Großer Saal mit
Plafondgemälde von D. Gran, Chinesisches Kabinet u. s. w.
Der Garten ward erst 1849 neuerlichst verschoͤnert. — Zu⸗
nächst von Liesing selbst ist der berühmte Felsenkeller.
Das Liesinger-Bier hat einen weit verbreiteten Namen. Doch hat
in neuester Zeit der frühere Zuspruch etwas abgenommen. Gleich
außerhalb Liesing verbindet sich die von Mauer herüber⸗
führende schoͤne Straße mit jener des Waldamtes, welche
geradeaus nach Kalksburg zieht, wo eine der schönsten Dorf—
kirchen Deutschlands, im Jahre 1790 begonnen, 1801 einge⸗
weiht. Sie ist ein Denkmal des unvergeßlichen biedern Gufs—
besitzers Franz Ritter von Mack. Altaͤrblait, ein Meisterwerk
Maurers, Deckengemälde von Keller. Baumeister der Kirche
war der wackere Tyroler Johann Zobel. Schönes Schloß
und freundlicher Park. Hier herab führt auch von Mauer
her ein reizender Weg über die Himmelswiese, mit schoͤnen
Anlagen. Von hier geht die Waldamtsstraße geradeaus
über den rothen Stadel, ein besuchtes Gasthaus, Vreiten—
furth nach Hochrotherd. Vom rothen Stadel rechts ein—
wärts führt die Straße nach Laab, mit einer wohleingerich⸗
teten, besuchten Wasserheil-Anstalt. — Alles Spazierwege
von 122 Stunden durch die schoönsten Partien des Wienen
waldes. —
Von Liesing herein, außerhalb Kalksburg, führt links
eine Seitenstraße über Rodaun nach Kaltenleutgeben.
Rodaun ist uralt, schon im 12. Jahrhundert der Sitz eines
Herrngeschlechtes. Ueberbleibsel der alten Burg zeigen sich
noch. Jetzt ist Rodaun Besitzthum des Fuͤrsten Liechtenstein,
ein freundliches Dorf mit etwa 100 Häusern und 600 Ein—
wohnern. Hochgelegene Kirche, Schloß und Park, zum Theil
an Sommer- und Badeparteyen vermiethet. Ein Badhaus
(schwefel- und eisenhaltige Heilquelle) ziemlich gut einge—
richtet. Vom Liesinger Bahnhofe hieher ein kleines halbes
Stündchen. Von hier weiter durch das Thal eine starke
Stunde nach Kaltenleutgeben. Man kommt an der
Waldmühle mit einem höchst freundlich gelegenen, viel⸗
besuchten Wirthshausgarten vorüber. Hoch“ am Berge die
Ruine der alten Burg Kammerstein. Zwischen der Wald—
mühle und Kaltenleütgeben führt ein erft 1836 angelegter
Weg links aufwärts auf den Föhrenberg, mit einer der
prachtvollsten Aussichten (Vom Thale hinauf ein Stündchen).
c
Rechts im Thale führt ein guter Pfad in einer Stunde über
den Eichkogel am Aussichtstempel (erbaut 1834 vom
Fürsten Liechtenstein) hinüber in das Thal von Breitenfurt,
zum rothen Stadle(s. S. 8). Kaltenleutgeben liegt höchst
reizend. Es zählt über 100, zum Theile recht stattliche Häu⸗
ser und Villen, mit mehr als 600 Einwohnern. Hier ent⸗
stand schon 1837 die erste, durch das Beispiel von Graͤfen⸗
berg angeregte Wasserheilanstalt in Oesterreich, durch die
Herren Emel und Weiß. Sie fand zahlreichen Zuspruch
und hat namhafte Erfolge zu rühmen. Ringsum im Thale
sehr schoͤne Spaziergänge. Schöne Kirche, nächst derselben die
herrliche Eis wiese mit einem kolossalen Kreuze als Votiv—
gabe der Grafen Esterhazy, bei Gelegenbeit des Ausbruches
der Cholera. Von hier führen schöne Wege durch Wälder
und über Höhen hinüber nach Gießhübel, so wie nach Wil⸗
deck und Johannsstein, alles in Distanzen von nur 152
Stunden. Die Straße im Thale führt vorwärts zum Dörf—
chen Sulz, von wo ebenfalls die Verbindung dieser Gegend
mit jener der Brühl über Wildeck und Sittendorf her—⸗
zusteilen ist, so wie jene der früher geschilderten des Breiten—
furterthals uͤber Hochrotherd. Von Kaltenleutgeben bis
Sulz wandert man auch eine starke Stunde. —
Die nächste Gelegenheit zu Ausflügen bietet der Stations⸗
platz Bertholdsdorf. Der nahe gelegene Markt Ber⸗
tholdsdorf zählt über 300 Häuser und mehr als 2000 Ein⸗
wohner. Er besitzt ein Juwel an seiner herrlichen altdeutschen
Kirche, einer der schoͤnsten dieses Baustyles, mit einem kolossa⸗
len Steinthurm. Der Bau datirt von Kaiser Albrecht II. aus
der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Hier befindet sich
auch eine unterirdische Kirche. Nebenan die Ruinen der alten
Herzogsburg, seit 1463 zerstört. Interessanter Friedhof.
Sehenswerth die Lipp'sche und Regenhard'sche Familiengruft.
Hier ruht auch der Sprachforscher Popowich. Das Rath—
haus, mit Erinnerungen an die blutige Katastrophe beim tür—⸗
kischen Einfall 1683. Von Rodaun herüber nach Bertholds⸗
dorf (im Volksmund Petersdorf genannt) führt eine gute
Straße, die Entfernung ist kaum eine starke Viertelstunde.
10
Eben so weit ist es von Bertholdsdorf nach Brunn, wo
dann weiter die Straße nach Mödling führt, und somit die
Verbindung mit den früher angedeuteten Punkten des Wiener⸗
waldes stattfindet. —
Vom Stationsplatze Brunn fuͤhrt ein sehr schon ge⸗
bahnter angenehmer Weg nach dem Orte Brunn hinein, und
von dort nach Enzersdorf, wo sich gerade der Kirche gegen⸗
über ein schöner, neu hergestellter Weg öffnet, der in einer
Viertelstunde nach den Anlagen und der Burg von Liechten⸗
stein führt, von wo aus sich in allen Richtungen Pfade in
die ganze Brühler Gegend öffnen, auf welche wir vom Stations
platze Mödling aus dem Leser die Andeutungen geben werden.
Brunn ist ein ansehnlicher Markt, mit mehr als 130 Hausern
und 1200 Einwohnern. Enzersdorf, beinahe damit ver—
einigt, hat über 100 Häuser und fast 800 Einwohner. Brunn
besitzt eines der größten und bestbetriebensten Brauhäuser.
Die ausgezeichneten Felsenkeller desselben außerhalb des Ortes
verdienen eigene Besichtigung. Hier ist auch ein schoͤn gebau⸗
tes und gut eingerichtetes Badehaus. Das Franziskaner⸗
Kloster in Enzersdorf hat in seiner Kirche ein diel verehrtes
Madonnenbild „Maria, Heil der Kranken,“ von zahlreichen
Wallfahrern befucht. Im hiesigen Friedhofe ruht der Astronom
Hell und der Dichter Zacharias Werner.
Ausflüge in der Mödlinger Gegend.
Wir sind nun auf dem Stationsplatze Mödhing ange—
langt. Hier öffnen sich die herrlichen Spaziergänge in die
Bruͤhler-Gegend. Der Bahnhof liegt dicht an dem Markte,
welcher beinahe 300 Häuser und mehr als 2800 Einwohner
zählt. Gasthäuser: zum Hirschen und zum schwarzen Adler. —
Kaserne im einstigen, von Kardinal Migazzi erbauten Priester⸗
Exercitienhause. Interessante altdeutsche Spitalkirche zu St.
Aegyd, aus dem 14. Jahrhundert. Pfarrkirche zu St. Oth⸗
mar, majestätischer altdeutscher Bau von 14534 Auch hier
eine unterirdische Kirche. Uralte St. Pantaleons-Kapelle,
byzantinischen Styles. Seit 1813 ist Mödling auch Badeort.
Man entdeckte eine sehr heilkräftige eisen- und schwefelhal—
lige Mineralquelle, deren Wirksamkeit gegen gichtische, puer—
perale, haͤmorrboidalische, strophulöse und Leberleiden sich
hbewährte. Das Badehaus ist aut eingerichtet, zierlich gestaltet,
der Besuch zahlreich. Seit 1836 besteht hier auch ein artig
gebautes Theater. Ganz nahe am Markte, im sogenannten
Windthale, ist seit Frühling 1831 auch eine Wasserheilanstalt
eröffnet, Prießnitzthal genannt. In der Nähe ward auch
das Brauhaus neu erbaut. Im Friedhofe von Mödling die
Kapelle der Gräfin Wargemont, mit einem der schönsten Ge—
mälde des früh verewigten Künstlers Scheffer. An Mödling
gränzt die Ortschaft: in der Klause, etwa 40 Haͤuser mit
mehr als 200 Bewohnern. Hier ist der Eingang in das
Gebirge, ein höchst malerischer Felsenpaß, rechts von den
Klippen des Kalenderberges, links von jenen des Maaberges
gebildet. Hier beginnen auch schon die herrlichen Anlagen,
die der verewigte Fürst Johann von Liechtenstein, welcher 1808
die Herrschaft erkaufte, mit einem Aufwand von Millionen
schuf. Diese Anlagen verbinden durch herrliche Wege alle
Theile der ganzen Brühler Gegend zu einem großartigen Parke.
— Ich neune hier zugleich die bedentendsten Punkte. An der
Südseite, zur Linken des von Mödling her nahenden Reisen—
den, führt von der Klause aus ein prachtvoller Parkweg zu
dem Gasthause zu den zwei Raben, stattlich hergestellt, in
der Bewirthung nichts weniger als ausgezeichnet. Man wan—⸗
dert vom Bahnhof bis hieher eine Stunde. Hinter dem
Rabenwirthshause das runde Thal, in dessen Mitte sich
das äußerst geschmackvoll 1830 neu erbaute fürstliche Schweizer—
haus erhebt. Unferne davon die herrschaftliche Meierei, auch
zur Bewirthung der Gäste mit Kaffee u. s. w. eingerichtet.
Kaͤchst der Meierei ein neugebahnter Steig zu dem Husaren—
dempel hinauf, einem Tempelgebäude, auf dem kleinen Annin⸗
ger, in seiner jetzigen Gestalt 1813 von dem Fürsten Liechten—
stein dem Waffenrühme Oesterreichs erbaut. Herrliche Aus⸗
sicht. Vom Tempel führt immer auf den Höhen der Berge
ein herrlicher Pfad rings um das runde Thal bis hinüber
zur Burgruine Mödling, im 11. Jahrhundert als Gränz—
22
veste gegen die Avaren erbaut, Herzogsburg und Residenz
der nachgebornen Prinzen des Babenberg'schen Hauses, zerstoͤrt
1607 in den Streifzügen der Ungarn, unter Votskah.“ Auch
führt vom Tempel ein Fahrweg herab in die Brühl auf die
Straße, welche durch dieselbe nach Mariazell führt und
von welcher sogleich gesprochen werden wird.“ Die Ersteigung
des Berges zu dem Husarentempel von der Meierel wird
ein kleines Stündchen in Anspruch nehmen, der Spazier⸗
gang vom Tempel herüber zur Burg Mödling eine Stunde.
Auf der Höhe unfern der Burg Moͤdling liegt auch der schoͤne
Aussichtspunkt zur breiten Föhre, 'von' wo herab man in
das Windthal zu oben erwähnter neuen Wasserheilanstalt gelangen
kann. Auf der Nerdseite der Klause führen ebenfalls schoͤne
Pfade über die Felsen des Kalenderberges auf die Hoͤhen,
wohin auch von der alten Othmarskirche in Mödling aus
Wege zur Verbindung gebahnt sind. Hier bemerke ich zuerst
den „schwarzen Thurm,“ dann das Amphitheater und
en-lich die herrliche alte Burg Liechtenstein, (welche in⸗
dessen nicht die Stammburg der Fürsten ift) Sie stammt aus
dem 12. Jahrhundert, hieß ursprünglich Veste Enzersdorf,
und, ward erst 1291 durch Kaifer Abbrecht J. an Oito von
Liechtenstein verliehen. Ruine seit dem 17. Jahrhundert, ist
sie in neuerer Zeit restaurirt worden. Sie ist sehenswerth.
Die Familienbilder der Liechtensteiner wurden von Feldsberg
hieher gebracht. — Gegenüber der alten Burg erhebt sich der
fürstliche Sommerpalast, 1820 erbaut. Prachtvolle Park⸗
anlagen ringsum. Ueberall Verbindungswege mit der Bruͤhl,
der Klause u. s. w. Schöne Punkte auf diesen Höhen sind
noch: die Pilger- oder Johanniskapelle, 1818 erbaut,
die Pyramide, 1821 erbaut u. s. w. — Die Bruͤhl (eigent⸗
licher der Brühl, denn das Wort bedeutet im Altdeutschen
einen Thiergarten, ein gehegter Forst) scheidet sich in Vor—
der- und Hinter-Brühl.“ Der erste zählt über 80, der
zweite über 70 Häuser, zum Theile sehr stattliche und ge—
schmackvolle Villen, mit einer Gesammtbevölkerung von mehr
als 600 Seelen. Für Bewirthung der Wanderet ist sowohl
die Helmstreitmühle, als tiefer im Thale die Hilprich—
mühle, dann das Gasthaus am Halterkogel naächst
der Kirche, gut eingerichtet. Die schoͤne Kirche ward 1832
in ihrer jetzigen Gestalt erbaut. Als interessante Anlagen
und Aussichtspunkte sind in diesem Theile des Thales die
Ruine auf dem Halterkogel, das weiße Krenz über
einer schöͤnen Schlucht (1823 geweiht) und der Tempel auf
dem Hundskogel zu erwähnen. CDieser letztere ward im
Jahre 1848 durch Feuer zerstört). Vom Gasthause am Hal—⸗
serkogel führt ein schöner Waldweg in anderthalb Stunden über
Weifsenbach nach Sparbach, wo die interessante Ruine
der Veste Johannsstein mit den sie umgebenden Anlagen
und dem Tempel auf dem Heuberge sehenswerth sind. —
Von Moͤdling aus führt auch eine gute Seitenstraße durch
den Brühl nach Mariazell. Diese Route, sehr besucht, ist auch
diejenige, die von der Wiener-Wallfahrt nach dem Gnadenorte
eingeschlagen wird.
Heiligenkreuz. Die Route nach Mariazell, über
Kaumberg, Lilienfeld und Annaberg.
Man berührt auf dieser Route zuerst das Dorf Gaden
(von Moͤdling 3 Stunden), dann Heiligenkreuz (ron
Gaden 2 Stunden). Heiligenkreuz ist ein Dorf von 30
Häusern, mit 320 Bewohnern. Zierde der Gegend ist die
altehrwürdige Cistercienser-Abtei, gestiftet durch den heiligen
Leopold aus dem Stamme Babenberg, Markgrafen von
Oesterreich, im Jahre 1134. Herrliche altdeutsche Stiftskirche.
Im Kapitelhause die Grabstätte Friedrichs des Streitbaren,
setzten Herzogs aus dem Babenberger Stamm. Prachtvoller
Kreuzgang. Der schöne Bleibrunnen von 1288. Die Dor⸗
mitorien. Schatzkammer. Bibliothek. Konventgarten. Bo⸗
tanischer Garten. Der Kalvarienberg. Anlagen. Von Heiligen⸗
kreuz nach Aland 2 Stunden, dann über die Höhen von
Groisbach, an Noͤstach vorüber. Rechts auf der Höhe die
malerische Ruine der Pankrazkirche. Dann auf dem Hafner⸗
berg, berühmte Wallfahrtskirche 1729 erbaut, in neuer
Zeit schoͤn restaurirt. Erbauer der Kirche der Wiener Archi⸗
tekt Dietrich. Fresken und Altarblätter von dem Tyroler
Mülldorf. Die jetzige herrliche Straße über den Hafnerberg
wurde 1802 hergestellt. Jenseits des Hafnerberges theilt sich
die Straße. Der südliche Arm führt nach Pottenstein,
Grabenweg, über den Hals, nach Pernitz und Gutten⸗—
stein; der westliche lenkt nach Altenmarkt ein, über wel—⸗
ches der fernere Weg nach Mariazell führt. Von Aland
auf den Hafnerberg 11 Stunden, vom Hafnerberg nach
Altenmarkt 1 Stunde. Von dem Markte Altenmarkt an
dem schönen Kirchlein von Dornau (mit sehenswerthen Fres—
ken von Bergler), vorüber, nach Kaumberg 2 Stunden.
Hier in der Nähe die prachtvolle Burgruine Araberg. Von
Kaumberg durch den Saugraben nach Hainfeld 2Stun—
den. In Hainfelden alte Pfarrkirche zu St. Andreas, leb⸗
hafter Eisenwerksbetrieb. Von Hainfeld nach St. Veit 11
Stunde, von dort bis Traisendorf 1 Stunde. In Trai—
sendorf vereint sich diese Straße mit der von St. Poͤlten
nach Mariazell führenden Poststraße. Von Traisendorf nach
Lilienfeld 1 Stunde. Lilienfeld besteht aus drei Theilen:
Marktl, Dörfel und Abtei. In Marktlh, große indu—
strielle Etablissenents, Puddling-, Blech- und Stabeisen⸗
Walzwerk, ⸗Hämmer u. s. w. Die Cistercienserabtei Lilienfeld
ward 1200 von Leopold dem Glorwürdigen aus dem Hause
Babenberg gestiftet. Herrliche Stiftskirche. Hochaltarblatt
von Legrand, andere Altarblätter von Altomonte und dem
Kremser-Schmidt. Im Sanctuarium die Grabstätte des
Stifters. Hier ruht auch Leopolds Tochter, die vielgepriesene
Dulderin Königin Margaretha, und Cimburgis von Masso—
pien, Gemahlin Herzog Ernsts des Eisernen. In der Josephs—
kapelle Altarblatt von Schnorr. Der Kreuzgang ist der
schönste aller österreichischen Cisterienserklöster. Daselbst das
Monument des berühmten Historiographen und Stiftskapitu—
laren Hanthaler, von dem jetzigen Abt Ambros errichtet. Capitel—
haus, Dormitorinm, Brunnenhalle. Bibliothek mit kostbaren
Inkunabeln. Naturalienkabinet. Gemäldesammlung. Im Fried⸗
hofe ruht der berühmte Dichter Ladislav Pyrker, einst Abt
dieses Stiftes, gestorben als Erzbischof von Erlau. Der
höchst sehenswerthe Prälatengarten. Dann die schöne Villa
des Dichters Castelli, der Berghof. Schöner Calvarien⸗
berg. In der Umgegend die Gloriette, Schrittwiesers Ruhe,
das Parapluye, der Wasserfall in Lindenbrunn. Höchst loh⸗—
nend ist auch der Ausflug auf die Hoch- und Reisalpe
(4423 Fuß hoch). Man bedarf zur Ersteigung von Lilien⸗
feld aus gut 3 Stunden.
Von Lilienfeld nach Türrnitz 3 Stunden, über Steg
und Lehenrott. Türrnitz ist ein lebhafter Ort. Zierliche
Drechslerarbeiten. In der Naähe Brüche von schwarzem Mar⸗
mor, Gypsbruͤche, Bleierzlager u. s. w. Alte Pfarrkirche zu
St. Martin, Altarblatt von Schindler. In der Schatzkam—
mer ein Dorn aus der Dornenkrone Christi. Auf dem Wege
von Türrnitz nach Annaberg die schöne Kapelle zu den
sieben Brunnen, 1729 von dem Wiener Handelsmanne
Wagner erbaut. Dann zum Ethof und Bergbauer. Von hier
führte früher eine schlechte Bergstraße bis Zell. Auf Anre—
gung und durch thätige Unterstützung des Herrn Abts von
Lilienfseld ward diese Straße umbaut, und sie gehört jetzt zu
den schönsten des Landes. Der Bau begann 1837 und war
1846 beendet. Sie führt zuerst nach Annaberg (2934 Fuß
Seehöhe). Von Dürrnitz hieher wandern wir 3 starke Stun—
den. Prachtvolle Pfarr- und Wallfahrtskirche zu St. Anna,
erbaut 1441. Von Annaberg führt die Straße wieder abwärts
in das Thal nach Wienerbrükel. Von Annaberg hieher
11/2 Stunde. In Wienerbrükel wird man wohl Halt machen,
um den Lasingfall, des Kronlandes Niederösterreich schönste
Kaskade, zu bewundern. Man legt den Weg dahin in einem
Stündchen zurück. Er theilt sich in den alten und neuen
Weg; der letztere ist bequemer, der erste pittoresker. Die
Entfernung ist bei dem alten etwas weiter, da er über den
sogenannten Kaiserthron, von dort abwärts in die Schlucht
und jenseits über Treppen wieder hinan zu dem Pavillon
führt, aus welchem sich die schönste Ansicht des Wassersturzes
öffnet. Die Höhe des ganzen Absturzes in drei Abtheilungen
mißt 429 Fuß. Man kann den Fall auch gegen ein geringes
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Honorar schwellen lassen. Der so vergrößerte Erguß waͤhrt
Awa 20 Minuten und gewährt ein ergreifendes Bild.
Von Wienerbrükel führt die Straße dann über den Jo⸗
sephsberg (3024 Fuß Seehöhe), mit prachtvoller Aussicht
auf die Alpenkette, dann wieder abwärts, abermals aufwärts
über den Knieriegel, dann wieder hinab an die Erlaph nach
Mätterbach, wo“ die Gränzmark ist zwischen den Kron—
ländern Oesterreich und Steyermark. In Mitterbach ist auch
ein Pastorat für die protestantischen Bewohner dieser Alpen⸗
gegenden; dann geht die Straße über den Sebastiansberg
Iind Welßenbash nach Mariazell. Von Annaberg hieher
1 starke Stunden.
Da acht Stunden täglich für eine Fußreise zur Som—
merszeit das entsprechendste Maß ist, so wird der Wanderer
zu diesem Wege 3:/2. Tag bedürfen. Die Wallfahrer halten
das erste Nachtlager in Aland, das zweite in St. Veit,
das dritte in Annaberg. Der Weg ist übrigens sehr gut,
und kann auch ganz zu Wagen zurückgelegt werden. Mit
guten Pferden ist er in zwei Tagen zu machen. Das erste
Rachtlager in Hainfeld.
Mariazell und dessen Umgebungen.
Der Wallfahrtsort Mariazell liegt auf einer Absenkung
des ihr gegenüberliegenden Bürgeralpels, mit 2849 Fuß See—
höhe. (Das Bürgeralpel erhebt sich noch über tausend Fuß
hoͤher, 3988 Fuß hoch.) Der Maxkt zählt 108 Häuser mit
mehr als 800 Bewohnern. Im Jahre 1827 durch Brand
fast ganz zerstört, ist er schoͤner als früher aus der Asche er⸗
standen. Im Jahre 1187 errichtete hier ein Missionspriester
hon St. Lambrecht im Walde eine Bretterhütte, und stellte
dort auch sein Madonnenbild auf (aus Lindenholz geschnitzt).
Markgraf Heinrich von Mähren erbaute im Jahre 1200, im
Dankgefühle für erhaltene Genesung von schwerem Siechthum,
die noch heute in der Mitte der Kirche stehende Steinkapelle
uüͤber der Marienbildsaäule. Später erbaute König Ludwig der
Große von Ungarn eine groͤßere Kirche über der Kapelle,
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von welcher Kirche noch das schoͤne Portal, und der Mittel⸗
thurm erhalten ist. Die übrige Kirche ward in ihrer jetzigen
Gestalt von Abt Benedikt von St. Lambrecht 1644 erbaut.
Auch sie wurde bei dem letzten Brande sehr beschädigt, doch
bald ganz wieder hergestellt. Sehenswerth die Gnadenkapelle
mit dem Silbergitter u. s. w. Die reiche Schatzkammer,
das Battisterium, die Kapelle zum heiligen Brunnen, der
schöne Calvarienberg mit herrlicher Uebersicht der Gegend.
Ausflüge in die Umgegend; An den Holzaufzug am Krenz⸗
berge, 1801 erbaut, C/· Stunde) an den Erlaphsee
(1 Stündchen), in die Grünau und zum Wasserfalle,
im Rehgraben (11/2 Stunde von da kann man auch in 1
Stunde an den Erlaphsee kommen.) Zur Siegmunds—
kapelle, einem alten Bau von 1443, und in das k.k.
Eisengußwerk, eines der großartigsten Etablissements die—
ser Art. Seit 1800 im Besitze des montanistischen Aerars,
ist das Werk jetzt im trefflichsten Stande. Es erzeugt jährlich
über 40,000 Centner vorzügliche Gußeisenwaaren, und be—
schäftigt gegen 800 Arbeiter, Hüttenleute, Holzknechte und
Bergknappen, denn der eigene Eisenbau in der nahen Gollrath
liefert die noͤthigen Erze. Das Amthaus ist ein stattliches Ge—
bäude. Die Kapelle ein neuer schöner Bau. Von Mariazell zur
Siegmundskapelle 8/, Stunden, eben so weit von dort in das
Gußwerk. Zum Lasingfalle, über den ich schon oben
berichtete und hier nur noch erwähne, daß derselbe durch den
Gewerken Herrn August von Rosthorn im Jahre 1813 ent⸗
deckt und durch den Abt Pyrker, von Lilienfeld allgemein zu—
gängig gemacht ward.
In den Weichselboden, eine der herrlichsten Alpen⸗
partien (auch in leichten Wagen zu machen). Von Zell in
das Gußwerk 11,, Stunden. Von dort nach Greuth
2 Stunden, von Greuth in den Weichselboden wohl 4
Stunden. Herrliches Thal, von riesigen Alpen umstanden,
von der Salza durchströmt. Holzknechtkolonie. Pfarrkirche
zu St. Johann in der Wüste. Gasthaus. Die Kläfferbrünne,
die Persenimäuer, sehenswerth. Zum Rückweg könnte man
von Weichselboden in den Hö!l boden gehen, 1 Stündchen.
2
18
Dort die Felsenmassen des Ringes, der stärkste Gemsstand
dieser Gegenden. Alpenhaus des Erzherzogs Johann. Vom
Höllboden auf den Kastenriegel 2 Stunden, dann durch
das Rammathal nach Wegscheid auch 2 Stunden, von
Wegscheid über das Gußwerk nach Mariazell 3 Stunden.
— (Weber den hier sehr nahen Brandhof, und die Erstei—
gung des Hochschwabes sehe man die Route von Bruk
und Kapfenberg nach Mariazell in der III. Sektion,
von Mürzzuschlag nach Grätz, Station Kapfenberg). Auf
das Bürgeralpel, dicht hinter Mariazell, 112 Stunde.
Herrliche lohnende Fernsicht. Ersteig ung des Oetschers.
Von Zell nach Mitterbach 132 Stunden. Von Mitterbach
zum Hagenbauer 21/,3 Stunde. Vom Hagenbauer zum
Spillbichler (auch Kulmer) 3 Stunden. Dort Stand—
quartier, dann über die Riffel auf den Gipfel; vom Spill—
bichler anf die Riffel 11,3 Stunden, von da zum Riffelhalter
3/, Stunden, dann auf den Gipfel 2 Stunden. Unermeß—
liche Fernsicht. Höhe nach der Kataster-Vermessung 3969
Fuß, nach jener des Freiherrn von Welden 3964, nach Fal—⸗
lon 6229, nach Erzherzog Rainer 6153, nach meiner eigenen
6094 Fuß. Rückweg über die Riffelhalterhütte auf die Riffel,
dann am kleinen Oetscher links auf die Feldwiesalpe 4
Stunden, dann auf die Raidschwaig 154 Stunden, auf
den Buchrie gel Stunde, zun Marmorbruch 1 Stunde,
zum Seewirth am Erlaphsee 12,,, nach Zell 1Stunde. Für
Unterkunft und Bewirthung der Reisenden ist in Zell gut ge⸗
sorgt. Der Gasthof des Herrn Postmeisters ist vorzüglich,
so wie auch jene zum Kreuze und zur Krone sehr empfehlens⸗
werth sind.
Von Mödling nach Lachsenburg.
Wir kehren wieder auf den Bahnhof von Moͤdling zu—
rück, denn es erübrigt, noch einen andern interessanten Ausflug
von hier aus anzudeuten, dieß ist jener nach Lachsenburg.
Vom Mödlinger-Bahnhof ist dahin eine eigene Flügelbahn
erbaut. — Dieselbe war schon bei dem Beginne des Baues
29
in Aussicht genommen, und der Moͤdlinger-Bahnhof wurde
bereits mit besonderer Rücksicht auf die Ausmündung der
Lachsenburger Bahn angelegt. Die im Jahre 1841 in der
Handelswelt eingetretenen Krisen brachten auch in den Ausbau
dieser Flügelbahn einen Stilistand, und es ward erst 1844
zur Vollendung geschritten. Die ganze Bahnstrecke hat nur
eine Länge von etwas mehr als einer halben Meile, nämlich
2389 Klafter. Sie ist ganz gerade und liegt auf einer klei—
nen Aufdämmung. Bei dem flachen Terraͤin von Mödling
bis Lachsenburg waren keine besondern Schwierigkeiten zu
überwinden. Ber Unter- und Oberbau ist nur für einfaches
Geleise hergestellt worden. Die Befoͤrderung der Passagiere
findet zur Sommerszeit mit Lokomotiven, zur Winterszeit
mit Pferden statt. Besonders merkwürdige Objekte bietet
diese Bahnstrecke nicht. Die Chaussee von Neudorf und noch
fünf Feldwege werden im Horizonte der Bahn übersetzt.
Ueber den Neustädter-Kanal führt eine Bahnbrücke. An Ge—
bäuden zeigen sich drei Wächterhäuser, und der sehr geschmack⸗
voll im Elisabethinischen Style erbaute Bahnhof in Lachfen—
burg. Seine Umgebung ist mit freundlichen Anlagen geziert.
—. Lachsenburg ward als landesfürstliches Schloß im“ Jahre
1378 - 1380 von Herzog Albrecht III. von Habsburg er—
baut und reich gausgestattet. Es ist dieß das alte, jetzt noch
hinter dem Neuschlosse im Park stehende Schloß. VBald ent—
stand denn auch ein Ort um dieses Schloß, und er erwuchs
endlich zu dem heutigen Markte Lachsenburg, welcher nun mehr
als 90 Haͤuser und über 800 Einwohner zählt. Schoͤne
Pfarrkirche. Altarblaͤtter von Van Dyk und Seghers, und
Kohl. Großes Gasthaus zum Stern, eine Kasernesu. s. w.
Das Neuschloß erhielt seine jetzige Gestalt durch die Kaiserin
Maria Theresia, welche den Reuhof, auch das blaue Haus
genannt, welcher dem Feldmarschall Daun gehört hatte, an
sich kaufte und ihn auf diese Weise neugestaltete. Die Appar—
tements sind einfach eingerichtet. In einem Seitentrakte das
schoöͤne Schloßtheater. Auch das alte Schloß ist sehenswerth,
besonders die Kapelle. Der Park von Lachsenburg zahlt zu
den größten und schönsten Gartenanlagen dieser Art“ in Euͤ—
2*
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ropa, namentlich der sogenannte Rittergan hat nicht seines
Gleichen. Der Park uͤmfaßt über 700 Joch Landes. Im
frühern Mittelalter gehörte der hier stehende Eichwald dem
Stifte Helligentren und trug den Namen Moͤnchsau. Bald
brachten ihn die Landesfürsten an sich, und Kaiser Max J.
—
Kaiser Joseph II. geschahen die ersten Schritte den Garten
zu gestalten, aber eigentlich ist Kaiser Franz J. von Oester⸗
leich der Schöpfer des Parks. Die Kenntnisse und Thätig⸗
keit des verewigten Schloßhauptmanns Michael Riedl von
Leuenstern waren bei diesen Schöpfungen vom Jahre 1798
bis zum Jahre 1849 in rastloser Verwendung. Als besonders
interessante Punkte des Parkes bezeichnen wir: Das Mon u⸗
ment des Kaisers Franz (feine Buͤste von Marchesi),
die Löwenbrücke, den Tempel der Eintracht (Gon
Muretti 1793 erbaut), (den Dianentempel MDeckenfreske
von Vincenz Fischer), den Karolinenhain, den kleinen
Prater, das Fischerdorf, den natürlichen Wasser⸗
fall, den Pavillon im Goldfischteiche, das Lusthaus
im Eichenhain, den Obstgarten (von Kaiser Ferdinand
noch als Kronprinz angelegt), den originellen Laubensitz,
das Forsthaus u. s.w.“ Der Blumenreichthum des Parks
ist außerordentlich, und eben so zahlreich die Fülle von Baͤu⸗
men aller Zonen. Der Rittergau ist der interessanteste
Theil des Parks. Wir nennen hier zuerst die Rittersäule,
Vogteiztichen des Burgberrn. Die Saule selbst, aus Kloster⸗
neuburg, ist über 600 Jahre alt. Die Rittergruft, mit
herrlichen alten Bildern von Lukas Kranach, und Glasge⸗
maͤlden aus der Pfarrkirche in Steyer. Die Meierei; in
diefer, wie in der Franzensburg ist die Einrichtung aus Ori⸗
ginalien des Mittelalters, in alten Schloössern und Klöstern
gesammelt, zusammengestellt. — Die Franzensburg, eine
Wafferveste, nach dem Plane des Schloßhauptmanns Riedl,
durch den Steinmetzmeister Jäger erbaut. Der Bau begann
1798; gänzlich vollendet ward er erst 1831. Die in dieser
Burg aufgehäuften archäologischen und antiquarischen Schätze
sind staunenswerth. Alle Ritterburgen und Abteien Oester⸗
reichs haben Beiträge an Möbeln, Waffen, Glasmalereien,
Bildern, Hausgeräthen u. s. w. zur Ausstattung geliefert.
Ganze Plafonds wurden hieher uͤbertragen. Wir machen
aufmerksam auf den Waffensaal, die reich dotirte Sattel⸗
kammer, den ersten und zweiten Empfangssaal, die
Schatzkammer, den Gesellschaftssaal, den Speise—
faal, den Prunksaal, das Schlafgemach, die Spinn⸗
stube und Zofenstube, den großen Thurm mit seinen
Saälen, die Wohnung des Burgpfaffen, die Gerichtsstube und
das Burgverließ, die Kapehle. (Sie stand früher in Kloster⸗
neuburg, 1220 von Leopold dem Glorreichen erbaut, und
trug wegen ihrer Marmorpracht den Namen Capella spe-
dioza.) Was davon noch übrig war, wurde 1799 abgetragen
und nach Lachsenburg überführt, um dort wieder zusammen⸗
gesetzt zu werden. Das Saktamentshäuschen, aus Zwettl, ist
Aber 700 Jahre alt. — In dem neuen, erst 1831 vollendeten
Zubau ist bemerkenswerth: die Wohnung des Burgvogtes,
der herrliche Habsburgersaal mit den Marmorbildsäulen
aller Habsburger, der Lothringer Saal, mit den Portraits
aller Habsburg-Lothringer, und der ungrische Saal. Die
Zwischenhalle mit schönen Wandgemälden von Hoͤchle. —
Endlich ist hier auch noch zu bemerken der große Teich, eine
smposante Wasserfläche von mehr als 7 Joch im Umfange
(72000 Quadrat-Klafter) mit mehreren Inseln, darunter be⸗
sonders interessant die Maäriannen-Infel mit einem pracht—
bollen Lusthaufe. Gegenüber der Franzensburg, welche auch
auf einer Insel des Teiches steht, ist der Stapelplatz. Es
sind stets Gondeln zur Lustfahrt auf dem Teiche bereit.
Die schöne hobe gothische Brücke, der Felsenkanal,
das Sovhienthaͤl, der Turnierplatz.
Von Lachsenburg nach Eisenstadt.
Von Lachsenburg kann man auch den Ausflug nach
Eisenstadt antreten. Es führt eine gute Poststraße über
Windpassing, 114 Post, Groß-Höflein, 4Post. dahin.
Von Großhoͤflein nach Eisenstadt führt eine Allee. Der Weg
ist kaum ! 2Stunde lang. Für Fußwanderer wäre eine
andere Route zu waͤhlen, nämlich durch den Park nach Min—
kendorf, wo aber ein Führer nöthig ist, um die rechte
Brücke über die Triesting nicht zu verfehlen, dann nach
Ebreichsdorf, Dorf von 70 Häusern und etwa 800 Ein—
wohnern. Schönes Schloß und herrlicher Park des ehema—
ligen Ministers Grafen von Kolowrat. Bis hieher 2kleine
Stunden. Dann gleich von Ebreichsdorf aus, oder über
Weigelsdorf, oder über Wampersdorf hinüber nach
Pottendorf. Ansehnlicher Markt mit 180 Häusern und
gegen 3000 Einwohnern. Die größte Spinnfabrik des Lan—
des, 43,296 Spindeln (der Pottendorfer Aktiengesellschaft).
Ansehnliche Pfarrkirche zu St. Jakob major. Höchst inter⸗
essante alte Wasserveste und Park. Die Römerthürme am
Schloß. Die Kapelle. Historisch merkwürdig als Residenz
des ungarischen Kroͤsus Franz Nadasd, welcher, compro—
mittirt in der Magnaten-Verschwörung gegen Kaiser Leo—
pold J. hier gefangen und in Wien gerichtet wurde. Von
Pottendorf über Landeck, wo man'die ungarische Grenze
passirt, nach Hornstein, 122 Stunde. Hornstein (ungar.
8zarukö) ist ein Markt mit ciner Schloßruine. Von Hoͤrn—
stein, auf dem schönen, von dem verewigten Fürsten Niklas
Esterhazy über einen Theil des Leithagebirges, den sogenann—
ten Fuͤrstenberg, angelegten Waldwege, mit prachtvollen
Aussichten auf die Gebirgskette, vom Kahlenberge bei Wien,
bis an die steyrischen Alpen, nach Eisenstadt 2 Stunden.
Eisenstadt (ung. Kis-Marton), koönigliche Freistadt
mit 6000 Einwohnern, darunter 900 — 1000 Juden. Staͤdti⸗
scher- und Fürstlicher Grund. Judenstadt. Ein Kloster der
barmherzigen Brüder, ein Franziskaner- und Augustiner—
Nonnen-Kloster. Im Franziskanerkloster, 1611 von Graf
Viklas Esterhazy gebaut, die Esterhazysche Familiengruft.
In derselben der noch ganz unversehrte Leichnam der Fuͤrstin
Ursula, Gemahlin des Palatin Paul, in einer Nische unter
Glas ausgesetzt. Schöner Calvarienberg mit einem Gnaden—
bilde Maria-Einsiedel, alljährlich von mebr als 20,000 Pil—
gern besucht. Pfarrkirche mit dem Monumente Jofseph
Haydns, des berühmten, einst in fürstlichen Diensten gestan—
denen Tonmeisters, 1820 von Fürst Nikolaus hier aufgestellt.
Die Zierde Eisenstadts ist das prachtvoll fürstlich Esterhazy—
sche Residenzschloß mit dem herrlichen Parke. Das Schloß
ward 1683 vom Palatin Paul erbaut, 1808 von Fürst Ni⸗
kolaus, nach den Plaͤnen Moreau's, in seiner jetzigen Gestalt
herzustellen begonnen; der Verschönerungsbau währte aber
eine Reihe von Jahren. Ober dem ersten Stockwerke eine
Reihe kolossaler Marmorbildsäulen ungarischer Fürsten. Schloß⸗
kapelle mit Altarblatt von Engert. Der große Saal mit den
Bildnissen der Koönige von Ungarn. Schloßtheater. Jagd—
kammer. Schoͤne Aussicht von dem Glockenthurme. Dem
Schlosse gegenüber stehet die Hauptwache (der Fürst hält
eine eigene Grenadier-Kompagnie) und das Marstallgebäude,
1793 von dem fürstlichen Baumeister Rieger erbaut. — Der
Park, in einer Größe von mehr als 100 Joch, eine der
herrlichsten Anlagen seiner Art. Unermeßlicher botanischer
Reichthum. In dem warmen ostindischen, Caphaus eine
Fülle der seltensten Pflanzen. Im Caphause die herrlich—
sten Banksien, Magnolien, Epacris, Pimeleen u. s. w. Im
Neuholländersalon die Casuarinen-, Fabricien-, Laurus-,
Rhamnus-, Azaleen-, Andromeden- und Rhododendron—
Sträuche und Bäume, im Erikenhaus gegen dritthalb
hundert Sorten Eriken, im Orangeriehause an 400
Stämme, eine prachtvolle Pelargoniensammlung, mehrere
Reihen Obstkisten, ein Weinhaus, in welchem Chasselas, Bur⸗
gunder und Frankenthaler getrieben werden, mit einem Worte,
zwei Reihen kolossaler Glashäuser an einem gegen Süden
gekehrten Abhange übereinander gebaut, mit staunenswerthen
Spenden Florens aus allen Zonen. Ein edler Aufwand,
eines Fürsten würdig! Noch gedenken wir des fürstlichen
Obst- Und Weingartens, des Kuhstalles mit schöner Schweizer⸗
Raçe, des Schildkrötenteiches, der herrlichen Rosen-Allee u. s. w.
Die Durchwanderung des herrlichen Parks wird dem Reisen⸗
den nicht minder hohe Genüsse bieten. Wir machen hier nur
aufmerksam auf den auf felsigem Vorgrunde ruhenden Leo—
poldinen-Tempel, mit der Bildfaͤule der Fürstin Leo—
24
poldine Liechtenstein, geb. Fürstin Esterhazy, ein Meister⸗
werk der vorragendsten Art von Canova, und auf den zu
Ehren der Fürstin Maria, gebornen Fürstin Liechtenstein,
errichteten Marientempel, mit herrlicher Aussicht. Un—⸗
fern davon eine Batterie fürstlicher Geschütze zu festlichen
—A
nahe Thiergarten, mit 2300 Joch Flächeninhalt, von 283
Alleen durchschnitten, mit einer Mauer umfriedet. Es wird
Roth- und Schwarzwild gehegt. Anstoßend die Fasanen—
gärten mit zahlreichen Remisen. Das fürstliche Jagdschloß
liegt auf einer Hoͤhe, mit herrlicher Aussicht auf den Neu—⸗
siedlersee. An denselben führt auch von Eisenstadt durch den
Thiergarten ein angenehmer Fahrweg nach Donnerskirchen
am See. Durch Donnerskirchen führt die von Oedenburg
nach Preßburg ziehende Straße, welche beide Orte man so—
mit nach Gefallen in den Bereich des Ausfluges ziehen kann.
Ueber Oedenburg sehe man das Weitere in den Ausflügen
pon dem Bahnhofe von Neustadt, mittelst der Neustadt⸗—
Oedenburger Eisenbahn, wo auch über Forchtenstein,
Rust, das Bad von Wolfs u. s. w. gesprochen werden
wird.
Auf der Fortsetzung der Fahrt auf der Wien-Gloggnitzer
Eisenbahn, von Mödling weiter, gelangen wir nunmehr an
die Station Baden, wo uns die freundliche Badestadt und
ihre malerischen Umgebungen zu neuen Ausflügen einladet.
Baden und seine Umgebung.
Baden verdankt seinen Ursprung und seine jetzige Blüthe
den heilkräftigen, warmen Schweselquellen, welche hier dem
Innern der Kalkgebirge entströmen. Ob an dieser Staätte
die vielgerühmten Aquae cetiae oder Aquae pannoniae ge⸗
standen, oder ob Deutsch-Altenburg damit gemeint, ist
noch nicht ganz geschichtlich erwiesen, aher ausgegrabene Rö—
mersteine, Ziegeln mit den Chiffren der X und Xt. Legion,
beweisen unwidersprechlich, daß die Vexille der römischen Heere
hier geglänzt und daß die Römer diese Thermen kannten und
23
benutzten. Nach den Verödungen der Völkerwanderung, in
deren Stürmen die weltherrschende Roma unterging, wurden
im Mittelalter die Quellen wieder benutzt, und die Landes⸗
fürsten, bis auf die neuesten Zeiten herab, wendeten Aufmerk—
samkeit, Wohlwollen und reiche Spenden zur Belebung des
Badeortes an, der jetzt zu den berühmtesten und besuchtesten
des Kaiserstaates gezählt werden darf. Die schöne, heitere,
freundliche Badestadt (sie ward durch Kaiser Friedrich IV.
im Jahre 1480 zur Stadt erhoben) zeigt sich mit den nächst
grenzenden Ortschaften Guttenbrunn, Weikersdorf u. s. w.
zu einem ansehnlichen Ganzen vereinigt. Dieser Complex
zählt gegen 700 Häuser mit weit über 8000 Einwohnern.
Die eigentliche Stadt selbst zählt nur etwas über 400
Häuser mit etwa 2800 Einwohnern. Gegen Außen hin
wird indessen fleißig gebaut; alljährlich entstehen neue Häuser
nach allen Richtungen, wie denn z. B. erst seit 1846 eine
ganze Reihe stattlicher Villen und Landhäuser längs der
Straße vom Sauerhofe bis zur Weilburg entstanden. Ueber⸗
dem ist Baden besonders durch die Zierlichkeit und Reinlich—
keit seiner Häuser und Gassen angenehm. Sie zädhlt viele
schöne Privatgebäude und bemerkenswerth ist auch die alter—
thümliche große Pfarrkirche zu St. Stephan, Altarblatt
von Troger, das 1810 erbaute hübsche Theater, das Re⸗
doutengebäude, die Augustiner-Hofkirche, mit schöͤ—
nem Altaͤrblatt von Petter, und einem höchst interessanten
mittelalterlichen Grabstein aus dem 13ten Jahrhundert, dem
Grabe des Stifters, Ritters von Kreusbach, gehörig. Am
Hauptplatze das schͤne Rathhausgebäude, 18183 erbaut,
quf dem Platze die Dreifaltigkeitssäule, ex voto der
hiesigen Bürger wegen Verschonung der Pest 1714 gestiftet,
neuerlichst renovirt und seit 1833 mit einem Springbrunnen
geschmückt Aquaeductus Ferdinandeus). Wir kommen nun
auf die Baͤder zu sprechen. Die Heilquellen Badens gehöͤren
zu den warmen, aber nicht zu den heißen Quellen, denn
nur Quellen über 300 R. tragen diesen Namen, während
die waärmsten Quellen Badens nicht über 280 steigen. Die
Wirkungen der Badener Quellen sind mannichsach, besonders
26
heilsam in gichtischen und scrophuloͤsen Leiden, Kontrakturen,
wider Kratze, Flechten u. s. w. Schädlich ist der Gebrauch
allen sehr vollblütigen, zu Blutflüssen geeigneten Individnen,
vei Fiebern und in den ersten mit Fieber verbundenen Gicht⸗
anfällen, in den letzten Stadien der Lungensucht, allgemeiner
Syphilis u. s. w. — Die Anwendung des Wassers der Heil⸗
quellen geschieht theils durch das, Baden, theils durch das
Trinken. Das Verdienst, die Trinkkur angeregt und vielfach
befoͤrdert zu haben, gebuͤhrt dem Wiener Arzte Herrn Bene⸗
ditt Obersteiner, welcher würdige Veteran sich uͤberhanpt große
Verdienste um das Aufblühen des Curortes erworben. Es
entströnen hier dem Boden 13 Heilquellen, welche in folgen⸗
den Bädern benutzt werden: Ursprungs bäder. Der Ur—
fprung ist die älteste und Hauptquelle der hiesigen Heilborne.
Sie enistromt in einer dunklen Hoͤhle nächst dem Park. Seit
1833 ist am Ursprunge die schoͤne Trinkkuranstalt errichtet.
Gegenüber ward auch noch 1847 eine schöne, weite Halle
für'die Gäͤste hergestellt. Etwas weiter abwärts stehen die
Ursprungsbäder, 1796 errichtet. Noch weiter das The—
resien bad, auf Anregung der Kaiserin Theresia 1758 er⸗
baut, welche 1000 Ducaten dazu spendete, mit der Bedin⸗
gung, daß die verwundeten Officiere der Armee hier unent—
geltlich baden durften. (Das Militairbad bestand damals
hoch nicht.) Ferner das Herzogs- und Antonsbad im
alten Herzogshofe, 1716 von der Stadt an sich gebracht.
Alle bioher Jenannten Bäder werden von der Urspruugsquelle
gespeiset. Eigene Quellen haben; Die Leopoldsbäder,
1668 vom Abte Clemens von Heiligenkreuz errichtet, im
Jahre 1812 von einer Privatgesellschaft neu erbaut, in neue⸗
ster Zeit in hohem Grade vervollstäändigt durch Dampf-,
Douche-, Regen- und Tropfbäder (auch seit 1827 ein Dunst⸗
bad). Das Frauen- und Carolinenbad, schon 1357
als landesfürstliches Eigenthum bestehend, später der Stadt ge⸗
schenkt, mit dem Vorbehalte des Kaiserbades zum Ge⸗
brauche des Hofes. Das schoͤne jetzige Gebäude ward 1821
erbaut. Dicht daran das Josephsbad, eine geschmacklose
Rotunde. Schon zu Guttenbrunn gehoͤrig das Armenbad,
2
das Johannesbad und Franzensbad. Vom Haupiplatze
aus durch die Renngasse und Berggasse wandelnd, trifft man das
palastähnliche Wohlthätigkettshaus, von Kaiser Franz
1801 erkauft, 1808 die Widmung als Wohlthätigkeitshaus
für arme Badebedürftige erhaltend, 1818 vergrößert, endlich
in der jetzigen Gestalt und Ausdebnung 1826 vollendet. Ur⸗
sprünglich gehörte dieses Bad dem Stifte Klein-Mariazell,
daher auch der Name Mariazellerbad. Ganz nahe das
1836 restaurirte Peregrinusbad. Hier entstand auch im
Jahre 1848, von Hrn. Doktor Obersteiner in Anregung ge⸗
bracht, durch eine Aktiengesellschaft in das Leben gerufen, die
herrlich Mineral-Bad- und Schwimmanstalt, ein
aͤußerst freundlicher Bau, in allen Bestandtheilen für das
Heilwesen musterhaft eingerichtet, ein vollständiges System der
Anwendung aller Heilkräfte der Badener Quellen, eine Austalt,
welche Baden zur Zierde und Ehre gereicht und den Schatz
der Heilmittel, welcher hier vorliegt, auf eine laͤngst gewünschte
Weise vervollständigt. Gespeiset wird die Anstalt von der
Mariazeller-, der Peregrinus- und einer dritten Quelle,
welche erst durch Herrn Obersteiner entdeckt ward. Vom
Frauenbad und Josephsbad aus, den Mühlbach und
die Schwächat überschreitend, finden wir die schoͤnen Bäder:
Engelsburgbad, nach dem großen Erdbeben von 1755
entstanden, dem Freiherrn von Doblhoff gebörig, in seiner
jetzigen schoͤnen Form und Einrichtung 1822 hergestellt. Das
Sauerhofbad, das großartigste und schönste Bad, in einem
palastähnlichen, 1822 vollendeten Neubau des alten Sauer⸗
hofes. Es befinden sich hier gegen 100 Zimmer für Bade—
gäste, mit nahe an 80 Domestikenzimmern, Stallungen, Re⸗
misen u. s. w. Traiterie mit großem Speisesaal, Hauskapelle.
Das Bad befindet sich in einer herrlichen Halle, das Bassin
mit Marmor gefaßt. Bildsäule des Äskulap und der Hygieia,
von Kliebers Meisterhand. Alle Parteien koͤnnen durch ge⸗—
schlossene Gänge in das Bad treten. Schöner Hausgarten.
Anlagen rings um das Gebäude. — Im Allanddorf nächst
dem Scheiner'schen Kaffeehbause das Petersbad, jetzt Mili⸗
tärbad, vom Kaiser Franz 1796 gekauft und seiner jetzigen
13
Bestimmung gegeben, 1821 als majestätischer Bau hergestellt
und im Beifein des Kaisers eingeweiht. Es umfaßt zwei
Hoͤfe und zaͤhlt einen großen Saal und zahlreiche Gemaͤcher,
in welchen gleichzeitig 300 Gemeine und 80 Officiere auf⸗
denommen werden können. Hauskapelle zum heiligen Petrus,
Hausapotheke, Traiteur, Hausarzt. — Hier in Baden, wie
zn andern Kuͤrorten, besteht auch eine Badetaxe. Für alle
Beduͤrfnisse der Badegäste wird bestens gesorgt. Die hiesigen
Badeärzte, Herr Dr. Habel und Herr Dr. Sevegnani,
sind keuntnißreiche, thätige Männer. Für Heilmittel sorgen
wohleingerichtete Apotheken. Eine Anzahl von guten Fiagkers
steht zur Disposition der Badegäste. Für die Unterkunft
derselben ist gut vorgesehen. Zur Sommerszeit sind fast alle
hiesigen Bürgerhäuser zum Theile für Miethwohnungen vor⸗—
gerichtet. Außerdem fehlt es nicht an guten Gasthoͤfen, als
welche besonders jene im Casino, in der Stadt Wien,
im Hirschen, im Löwen namhaft gemacht werden dürfen.
Table d'Hoté besteht hier nicht, man speiset nach der Karte.
Auch ist, wie ich bereits oben erwähnte, der ganze Sauerhof
zu Wohnungen der Badegaste eingerichtet. Auch in dem
Schlosse zu Gutenbrunn mit seinem freundlichen Garten wer—
den Badegäste aufgenommen. Baden besitzt mehrere trefflich
und elegant eingerichtete Kaffeehäuser, darunter besonders
das ehemals Scheiner'sche, naͤchst dem Sauerhof, mit dem
Zubau eines prachtvollen Salons, dann das Kaffeehaus
nächst dem Bahnhofe, ebenfalls sehr elegant und mit freund—
lichen Anlagen umgeben, endlich das neue Kaffeehaus, erst
1831 eroͤffnet, am Mühlbache, dem Frauenbade gegenüber;
jenes des Herrn Schanderl auf dem Hauptplatze ist sehr
besucht, aber nicht eben elegant ausgestattet. Für Spazier⸗
gänger in der Umgegend giebt es mehrere sehr besuchte länd—
liche Gärten bei den sogenannten Milchmariandeln, wo
man mit gutem Kaffee bewirthet wird. Man findet dieselben
besonders auf dem Wege nach Rauhenstein und der Weil—
burg. — An Promenaden und schönen Zielpunkten zu Aus—
flügen fehlt es in dem freundlichen Baden nicht; zur Stadt
selbst gehoͤrig und Vereinigungspunkt der eleganten Welt ist
29
der sogenannte Park, eigentlich Theresiengarten. Hier war
nämlich ursprünglich der zum Herzogshofe gehörige Herzogs⸗
garten. Nach der Gründung der Theresienbaͤder erhielt er
den Namen des Theresiengartens und 1792 seine jetzige Ge—
stalt. Mehrere Alleen von Kastanienbäumen, gegen den Cal⸗
barienberg hin, bilden ihn. Die Hauptallee endet am Fuße des
Berges am Aeskulapstempel, 1798 errichtet. Im Jahre
1800 entstand der Kiosk, auf 72 rothen Säulen ruhend.
An der entgegengesetzten Seite steht die zu dem Badener
Theater gehoͤrige Arena (Tagstheater). Dicht an dem Parke
beginnen die herrlichen Anlagen, womit Baron Lang die
fruͤher kahlen und unwirthbaren Gehäge des Cabvarienberges
in einen herrlichen Park umschuf und hier einen wahren
Triumph der schönen Gartenkunst feierte. Diese Anlagen
ziehen fast bis an den Gipfel des Calvarienberges hinan.
Die Stationen und die am Gipfel stehende Kreuzkapelle stiftete
1704 der Badner Stadtrichter Schlachtner. Die Aussicht ist
herrlich. — Von hier ziehen sich, auf den Bergen, und
unten an der Straße eine Folgenreihe der reizendsten An—
lagen, durch weiland Erzherzog Anton, die Gräfin Alexan—
drowitsch, den Ritter von Schönfeld, den Grafen Franz
Palffy, die Grafen Ossolinsky und Podstazky, weiland Erz⸗
herzog Carl, Baron Doblhoff und Haanenthal u. s. w. in
das Leben gerufen. Diese Anlagen stehen in Verbindung bis
weit in das Thal hinaus und bilden eine Kette von herrlichen
Spaziergängen, von !/2 Stunde bis zu 3 bis 4 Stunden.
— Als bemerkenswerthe Punkte erwähne ich, am rechten
Ufer der Schwaͤchat, vom Sauerhof angefangen, die schöne
Wandelbahn, längs der neuen Reihe von Villen bis zur
Weilburg. Auf diesem Wege kommt man auch an dem von
der Gesellschaft adeliger Frauen 1813 eröffneten Marien—
spital in Dörfel vorüber. So erreicht man die prachtvolle
Weilburg, von Erzherzog Karl als Sommer-Residenz er—
baut. Architekt Kornhäusel schuf das Werk; der Bau begann
1820 und war 1823 vollendet. Herrlicher Garten. Die an
der Rückseite des Schlosses sich erhebenden Höhen des Lind—
kogels sind nach allen Richtungen mit herrlichen Parkanlagen
30
durchschnitten, welche bis hinauf zu den, Ruinen der Burg
Rauheneck führen. Man ersteigt die Hoͤhe in einer kleinen
halben Stunde. Die Burg, einst den berüuhmten Thursonen
gehörig, ward in den Zügen Botskey's zerstoͤrt. Die Ruine
ward durch den Erzherzog Anton zugängig erhalten. Pracht—⸗
volle Aussicht. Nahe ist hier auch die schöͤne Königs höhle.
Ein von Graf Franz Palffy gebahnter Weg führt hinab in
den Raubhstallgraben und zu dem von Baron Sina 1834
erbauten Jägerhause daselbst, von wo wieder nach ver⸗
schiedenen Richtungen Wege gebahnt sind. Die spaärlichen
Mauertrümmer der einstigen Veste Scharfenegg lohnen nicht
die Mühe des Besuches. Im Verlaufe des Weges von der
Weilburg weiter gelangen wir hinab auf die Hauswiese,
dann später endlich an den schöͤnen, 1831 erbauten Steg,
und an der Antonsbrücke, 1813 zuerst, in ihrer jetzigen
Gestalt 1829 hergestellt, vorüͤber, zur Antonsgrotte, von
wo ein Weg auf das Eiserne Thor (2622 Fuß Seehöhe)
durch den Kohlgraben führt. Die Aussicht von diesem Berge
gehört zu den schönsten in Oesterreich. Die Ersteigung er⸗
heischt indessen wohl 11,3 Stunde. — Von der Antonsgrotte
den Weg im Thale verfolgend, gelangt man dann zu den
Krainerhütten, dem — haͤufiger Ausflüge der
Badener Gaͤste. Man legt den Weg von Baden hieher leicht
in 12. — 2 Stunden zurück. Er ist von der Weilburg an
bloß Fußweg. Die Fahrstraße nach den Krainerhütten
führt am linken Ufer des Baches dahin. Das Gasthaus an
den Krainerhütten ist gut bestellt. — Was den Weg am
linken Ufer betrifft, so besteht sowohl der Fahrweg, als rechts
und links desselben angenehme Fußpfade. — Fürs erste führt
pom Badener Park aus eine fortgesetzte Kette von Anlagen
(die Alexandrowitsch'schen, Schönfeld'schen und Palffy'schen)
längs den Höhen, hinter der Ruine Rauhenstein vorüber, in
einer Stunde bis jenseits des Tunnels am Urthelstein.
Die Fahrstraße dahin zieht von Baden an dem Schlosse und
Garten von Weikersdorf, Doblhoffgarten genannt,
vorüber. Im Doblhoffgarten ist auch eine schöͤne Bade- und
Schwimmanstalt; er ist dem Publikum geöffnet, und in der
Meierei findet Bewirthung mit Kaffee statt, dessen Guͤte weit
gerühmt ist. Die Straßte führt dann weiter nach St. He—
lena, Dörfchen mit 26 Häusern und 220 Einwohnern.
Helenenkirchlein, in neuester Zeit restaurirt. Schönes
Altarblatt, der Toͤpferaltar, eine treffliche altdeutsche Bildnerei.
Gasthaus und Brauhaus. Die Burg Rauhenstein, hoch
am Fels thronend, einst auch Sitz der Thursonen; Ruine
seit der Türkeninvasion von 1683. Erzherzog Anton ließ sie
zugaͤngig erhalten. Die Aussicht von dem Wartthurm ist
herrlich, doch nicht so ausgedehnt, als jene von Rauhenegg.
— Die Straße, welche fruͤher von hier an über den Urthel—
stein und Burgstall sehr schlecht war, ward auf Anregung des
vielverdienten damaligen Kreishauptmanns, Baron Waldstetten,
im Jahre 1826 neu erbaut und geboͤrt jetzt zu den besten.
Durch den Urthelstein ward ein Tunnel, 144 Fuß lang, 21
breit, 16 hoch geschlagen. Von da, längs dem Burgstall,
an der schönen Mariakapelle vorüber, welche als ex voto,
wegen Erhaltung bei der Cholera, von dem nun verewigten
biedern Wiener Bürger, Herrn Boldrini, im Jahre 1832 ge⸗
stiftet, 1849 vergrößert und verschönert ward, vorüber an
den Krainerhütten, an einem Steinkohlenbau des Herrn Zirkl
vorüber, nach Heiligenkrenz. Man legt zu Wagen den
Weg von Baden nach Heiligenkreuz auf dieser schönen Straße
in 112 — 2 Stunden zurück. Dort verbindet sich der Weg
mit der Straße, welche von Mödling herein über Heiligen⸗
kreuz nach Mariazell führt, und somit lassen sich alle jene
Ausflüge, welche ich oben, vom Mödlinger Bahnhofe aus,
angedeutet habe, mit den hier geschilderken vereinigen. —
Ich bemerke übrigens, daß auch ein direkter Verbindungsweg
zwischen Mödling und Baden besteht. Er führt aͤußer—
halb des Neustadterthors gleich rechts aufwärts, zwischen
den Weinbergen, über die Einsattlung des Eichkogels und
durch den Markt Gumpoldskirchen, dann wieder zwischen
den Weinbergen an dem Melker Keller vorüber in zwei Stun—⸗
den nach Baden. Auf diesem Wege hat man zur Rechten
immer den 2126 Fuß hohen Anninger, dessen Ersteigung
von hier aus auch vorgenommen werden kann. Ein steiniger
32
Fahrweg führt außerhalb des letzten Hauses von Gumpolds⸗
surchen Ugegen Baden zu) zwischen den Weingärten hinan,
hoͤher hinan dann ein Fuͤßsteig bis zum rothen Kreuz, wo
fich die Wege theilen; der aͤne lints führt nach Gaden
hinab, der andere auf den Gipfel, der eine herrliche Fernsicht
ictet.Die Ersteigung dürfte 194 Stunde heischen. Vom
Gipfel führt ein schoͤner Weg an der „bemoosten Linde“
d breiten Foͤhre vorüber auf die Hoͤhen des Brühl bei
Burg Moͤdling, auf welche Weise auch hier die Verbindung
hergestellt ist. Zuch von Baden aus führen Wege auf den
Anninger.
Auf der entgegengesetzten Seite, in der Richtung gegen
den Schneeberg, und Mariazell, öffnet sich an der eben
besprochenen Straͤße von Baden nach Heiligenkreuz auch eine
Verbindung. Eine ebenfalls sehr schoͤn gebahnte kleine
Straßenstrecke führt außerhalb Heiligenkreuz links ab über
den Soattelbach nach Meyerling, cinem kleinen, sehr an⸗
muthig gelegenen Gebirgsdorfe von, kaum einem Dutzend
Häusern mit 148 Einwoͤhnern. Schoͤne Kirche auf einem
Hügel, gutes Gasthaus, da hier das Ziel häufiger Lustfahrten
er Baadener ist. Von Baden hieher zu Wagen 11/2 Stunde.
Von Meyerling nach Reisenmarkt, mit der Ruine der
Veste Arnstein, dann in 11/ Stunde über Schwarzen⸗
see nach Neuhaus, mit pittoresker Schloßruine, dann
hinaus auf die Straße, welche von Heiligenkreuz und über
den Hafnerberg herüber nach Pottenstein führt (s. S. 14); man
fommt an Fahrafeld, mit der prachtvollen Spinnfabrik
des Herrn von Coith, poruͤber. Von Neuhaus bis Potten—⸗
stein 122 Stunde. Auf diesem sehr angenehmen Wege ist
bie Verbindung mit der Gegend von Guüttenstein und dem
Schneeberge hergestellt. Ueber den Weg von Pottenstein nach
ð Uitenstein siehe unten, Station Leobersdorf.
Vöslau und Merkenstein.
Wir machen nun Halt auf der Station Vöslau. Vös⸗
lau, freundliches Dorf mit 80 Häusern und 600 Einwohnern.
33
Schloß und prachtvoller Park des Grafen Fries. Friedhof
mit dem schönen Grabdenkmale der Gräflich Fries'schen Fa—
milie, von Zauner. Vielbesuchtes Heilbad. Eine bedeutende
Quelle mit der Temperatur von 200 R., einem Dolomit⸗
geschiebe entspringend, in der Entstehung offenbar analog mit
den Badener Quellen. Schoͤne Badeanstalt, von Parkanlagen
umgeben. Wannenbäder und Schwimmteich. Von Voͤslau
nach dem fast damit zusammenhängenden Gainfahrn, mit
einem Dietrichstein'schen Schloß und Garten. Schöne Kirche
mit Altarblatt von Abel. In Vöslau und Gainfahrn be⸗
rühmter Weinbau. Von Gainfahrn in einer Stunde nach
dem Haidlhof und dann bergan zu dem Schloß und Park
des Grafen Münch-Bellinghausen, Merkenstein. Praͤcht—
volle Ruine der alten Veste. Neuschloß im Elisabethinischen
Style im Parke. Kapelle mit Altarblatt von Ruß. Im
Varke herrliche Punkte, besonders die Einsiedelei, der
Türkenbrunnen, der Aussichtsthurm. Aus dem Park
führt auch ein Weg auf das eiserne Thor (s. S. 30),
1 Stunde, womit die Verbindung mit dem Helenenthale und
Heiligenkreuz herzustellen ist. Auch führt von Baden eine
gute Fahrstraße uͤber Voͤslau nach Merkenstein. Der Gärtner
hat die Erlaubniß, die Fremden zu bewirthen. Auf der fer—
nern Fahrt auf der Eisenbahn von Vöslau weiter komnen
wir an Kottingbrunng, mit einem Schloß und Garten,
und an „dem Fürstlich Liechtenstein'schen Schlosse und den
schönen Gartenanlagen von Dornan vorüber, nach Leo⸗—
bersdorf. Von dier öffnen fich die Wege in das Gebirge
zur Rechten, im Westen der Babn.
Route über Pottenstein nach Guttenstein.
Vom Stationsplatze Leobersdorf über Hirtenberg
und St. Veit nach Bernsdorf 11/ Stunde. In Bernsdorf
die großartige Metallwaaren-Fabrik bes Herin A Schöller.
Von Bernsdorf 2/. Stunde nach Pottenstein, alter, an—
sehnlicher Markt mit mehr als 100 Haͤusern und über 900
Einwohnern. Schoͤne Pfarrkirche, 1821 restaurirt. Gnaden—
3
34
bild der Madonna: „Maria im Elend“. Hier in Pottenstein,
im Gasthof zum Hirschen, gab sich der unvergeßliche Dichter
Raimund den Tod.
Von Pottenstein nach Grabenweg 12/2 Stunde. Von
dort zieht die 1827 hollendete schoͤne Straße über den Hals,
200Klafter lang, 21 Fuß breit, mit einer Steigung von
nur 8 Zoll auf die Klafter. Sie führt bis hinab nach
Pernitz. Auf dem Einsattlungspunkte eine prachtvolle Ge⸗
birgsansicht. Von Grabenweg bis Pernitz 2 starke Stunden.
Von Pernitz nach Guttenstein 142 Stunde; das nähere
Detail und die Andeutungen uͤber Guttenstein sehe man unten,
Station Felixdorf. — Ueber die Verbindungen von Potten⸗
stein mit den Gegenden ven Heiligenkreuz, Baden, Moͤdling
und dem Wege nach Mariazell sind die Andeutungen in den
früheren Abschnitten gegeben.
Noute über Piestiug nach Guttenstein.
Von der Station Felixd orf aus führt der eigentliche
direkte Weg nach Guͤttenstein. Felixdorf ist ein neu ent⸗
standenes Dorf, von seinem Gruͤnder, dem gewesenen Herrn
Bürgermeister von Reustadt, Felix Mießl, den Namen tragend.
Ansehnliche Spinnfabriken der Herren Mohr und Bräunlich.
— In der Naͤhe das sogenannte Rafetendoͤrfel, kaiserliche Ge⸗
baͤude, in welchen die Coͤngreveschen Raketen verfertigt werden.
Der Zugang ist natürlich nur mit hoͤherer Bewilligung ge⸗—
stattet. Bei Wolleradorf oͤffnet sich der Cingang in das Ge⸗
birge. Vom Stationsplatze Felixdorf bis Woöllersdorf 1Stunde.
In Woͤllersdorf ein Küpferhammexr, ein Steinbruch,
der alte Höllthurm, unter demselben eine sehenswerthe
weite Höhle. Spuren einer Römerstraße. Von Woͤllersdorf
führt bis nach Guttenstein eine gute, 1808 gebaute Straße;
sie vereint sich dann in Guttenstein mit der neuen schoͤnen
Straße von dort durch das Klosterthal und Hoͤllenthal nach
Reichenau. Von Woͤllersdorf nach Unter-Piesting
Shunde. Unter⸗-Piesting ist ein lebhafter Markt von mehr
Is 800 Einwohnern. Eisenhämmer, Brauhaus, die schoͤne
25
Conradische Spinnfabrik Minnathal. In der Pfarrkirche ein
altes Madonnenbild von namhaftem Kunstwerth. Nur eine
halbe Stunde entlegen die prachtvolle Burgruine Starhem-
berg, eine der groͤßten und schönsten in Deutschland; einst
Herzogsburg der Babenberger; Zufluchtsort Friedrichs des
Streitbaren in seinen Bedrängnissen. Noch 1683 so fest,
daß sie 11, 000 Fluͤchtlinge barg und den Türken siegreich
widerstand. Jetzt bat die Zerstoͤrung der Burg schon“ seht
um sich gegriffen, doch ist sie immer noch sehr sehenswerth.
Von der Ruine kann man in einer halben Stunde, ohne
nach Piesting zurückzukehren, den Weg nach Wopsing fort—
setzen. Die Verbindung mit den fruͤher erwaͤhnten Gegenden
ist auch herzustellen. Von Pottenstein (s. oben) ziehen schoͤne
Waldwege nach Grillenberg, 1 Stunde, über Neu siedel
nach Hörnstein, auch Stunde, und von Hoͤrnstein nach
Piesting, auch eine Stunde. — Auch kann man veon Baden
über Vöslau und Gainfahrn nach Großau, 21/ Stunde,
von da über Bernsdorf und Veitsau nach Hörnstein,
2 Stunden, und von dort nach Piesting, oder direkt nach
Wopfing in das Thal des kalten Ganges gelangen.
Im Thale selbst gelangt man vom Maͤrkte Viestuͤrg (wo
ein gutes Gasthaus zum Hirsch) über den Ori Ober—⸗
Piesting (auch ein ziemlich gutes Gasthaus zum grünen
Baum) nach Wopfing und von dort nach Waldegg in
12/2 Stunden. In Waldegg das Zugmayr'sche Wahzwerk,
Kupferhammer u. s. w. Herrliche Lage der uͤralten Pfarrkirche
zu St. Jakob. Die Straße ist hier durch den Fels gesprengt.
Von Waldegg durch das Thal „in der Oed“, an den sehens⸗
werthen Messingwerken, Drathzügen u. f. w. der Herren von
Rosthorn vorüber, nach Pernitz, 2 starke Stunden Von
Pernitz nach Gutienstein 12/ Stunde. Man kommt an dem
Landhaͤuse vorüber, welches früher Raimunds Eigen gewesen.
Von Pernitz kann man aber auch auf einem Umwege nach
Guttenstein gelangen, wenn man zugleich den Wasserfall der
Mira bei Muken dorf beseben will, was man keinesfalls
versäumen sollte. — Nächst der Kirche in Pernitz lenkt eine
Seitenstraße in das sich hier oͤffnende Marienñthal, aus
3*
36
welchem die Mira strömt. Von Pernitz nach Mukendorf
1 Stunde. Dort der Wasserfall der Mira. Von dort kann
man, wenn man nicht nach Pernitz zurückkehren will, über
den Sebastianshügel (hübsche Kirchenruine) in 122 Stunde
nach Guttenstein gelangen.
Das Thal von Guttenstein gehoͤrt zu den reizendsten
Gegenden des Landes. Zu den Füßen der alten Burgruine
liegt der Markt Guttenstein, mit 70 Haͤusern und 433 Bewoh⸗
nern. Pfarrkirche zu St. Johann. Der Friedhof mit dem
Grabdenkmale Raimunds. Schloß und Park der Grafen
Hoyos. Der Park ist herrlich; als besonders schoͤne Punkte
nenne ich: den Carolinenbaum, die Christinenhütte,
die Heinrichshöhe,, den Marienstein, die Fischer—
hütte am Schwanenteich. Da zu den Anlagen überall auch
a8 Wald⸗ und Felsgebirge benutzt ward, so bieten dieselben
die wechselndsten, schoͤnsten Aussichten über das herrliche Thal—
— Auch auf der entgegengesetzten Seite des Thaͤles hat Graf
Hoyos schoͤne Anlagen auf dem Tedererkogel, den soge⸗—
annten Theresiensteig, anlegen lassen. Er führt in das
Thal jenseits der Steinapiesting. Diese Steinapiesting
ist ein Felsenengvyaß von 61 Kiafter Länge, wo die Wände
so nahe zusammentreten, daß sie nur Raum für den durch⸗
brausenden Gebirgsbach bieten, ͤber welchen dann der Länge
nach eine Brücke durch den ganzen, hoͤchst pittoresken Paß
hängt. Hat man ihn durchschritten, so steht man in dem
Waldthale, durch welches die Straße nach Rohr führt, und
links ziehen sich schoöͤn gebabnte Wege nach der Burgruine
hinan. Das Innere der Veste Guttenstein ist durch gute
Treppen und Stege zugängig rhalten. Sehenswerth ist der
kuͤhne Bogen gegen den Felsenabsturz in die Steinapiesting
hinab. — Der Glanzpunkt der umgebungen Guttensteins ist
der Mariahilfer-Berg. Er erhebt sich noch 1000 Fuß
hoch über den Thalboden (der Thalboden hat 1413, der
Mariahilferberg 2498 Fuß Seehoͤhe). Seit undenklicher Zeit
stand hier ein Madonnenbild im Walde, über welches endlich
ein Buͤrger Guttensteins ine Kapelle erbauen ließ (1665).
Die Waufahrten nehmen jährlich zu, und Graf Johann Bal⸗
37
khasar von Hoyos erbaute dann im Jahre 1683 das Serviten—
kloster. Das Gnadenbild, „zu Unsrer lieben Frau im Buschach“
genannt, wird noch immer sehr stark befucht. Es prangt
auf dem prachtvoll geschmückten Altar der Kirche. Durch den
Wald, der das Platecu deckt, find nach allen Richtungen von
den Serviten Parkwege angelegt. Gegenüber der Kirche steht
ein kleines Gaͤsthaus MNs schönste Punkte der Anlagen
nenne ich den Friedenstempel (hier ein prachtvolles Echo
und imposante Ansicht des Oellers und Schneeberges). Die
Magdalenenkapelle, die Stationen des Calvarienbergs
und die Kreuzkapelle mit herrlicher Aussicht. Die Ka⸗
pelle der sieben Väter, die Peregrinus— und Ph i⸗
lippi-Kapelle, die Muttergotteskapelle. Ein Fahr⸗
weg und zwei Fußsteige führen Nuf den Berg; der Fahrweg
ist der weiteste. Man ersteigt den Berg leicht in eine kleinen
Stunde. Für Unterkunft der Reisenden ist in Guttenstein
wohl durch zwei Gasthaͤufer (zum Baͤren, und das neue Haus
des Herrn Presoli) gesorgt, doch bei starkem Besuche sind
diese beiden Haͤuser baid uͤberfüllt.
Die Verbindung Guttensteins mit der Gegend des Schnee⸗
berges ist über den'Oeller. Man übersteigt diesen Berg
in 34 Stunden und gelangt dann in das Buchberger?
Thal Lhierüber sehe man nuten: Ausflüge von dem Statlons—
platze Ternitz, die Wanderung nach Buchberg und auf den
Schn eeberg)s. Die Verbindung Guttensteins mit der Gegend
von Reichenau ist durch die schöne Straße von Gutten—
stein durch das Klosterthal und Höllenthal hergestellt. (Hier⸗
über sehe man unten die Ausflüge vom Stationsplatze Glogg⸗
nitz nach Reichenansu. s. w. ).
Neustadt.
Nach diesen Erwähnungen der Abstecher von Felixdorf
aus kehren wir auf die Bahu zurück, um den Weg auf der⸗
selben fortzusetzen. Wir gelangen dann, an Theresienfeld
vorüber nach Neustadt, emem Hauptstationsplatze, von
welchem aus sich nach allen Richtungen hin zahlreiche, höchst
38
interessante Ausflüge antreten lassen. Vorerst einige Andeu⸗
tungen über Neustaͤdt selbst. Wiener-Neustadt ist nachst
Wien die größte Stadt des Kronlandes. Sie zählt gegen
700 Haͤuser mit mehr als 12,000 Einwohnern. Als Grenz⸗
veste gegen die Ungarn im Jabre 1192 von Herzog Leopold
dem Tugendhaften von Badenberg begründet, hat sie stets
eine wichtige Stellung behauptet, und durch ihre unwandel⸗
bare Anhänglichkeit an das Regentenhaus den wohlverdienten
uud ehrenvollen Beinamen der „all zeit getreuen“ erhalten.
Schenswerth: Die alte Herzogsburg, jetzt Militair⸗
AÄkademie, die herrliche Burgkirche daselbst, wo unter dem
Altar Kaiser Max J. ruht, Der Burggarten mit schoͤnen
Parkpartien und einem Deukmale des einstigen Direktors der
Atademie, Feldzeugmeister Graf Kinsky.Zu Besichtigung
der trefflich eingerichteten Militair⸗Akademie meldet man sich
hei der Lokaldirektion. — Die schoͤne Cistereienser-⸗Abtei Nesu⸗
floster, von Kaiser Friedrich IV. 1444 gestiftet. Hinter
dem Hauptaltar der Klosterkirche ein prachtvoller altdeutscher
Flügelaltar. — Die Hauptpfarrkirche zu Unserer lieben
Frau, mit ihren schönen Steinthürmen; an jor die Grabstätte
Ind der Denkstein der als Rebellen in der Verschwoͤrung der
Magnaten gegen Kaiser Leopold J. 1671 hier in Neustadt
hingerichteten Grasen Zriny und Frangepan. Das Capuziner⸗
lofter. Das Rathhaus mit dem Archive, sehenswerthen Bildern,
einem Pokale des Königs Matthias Corvinus, Waffenstücken
u. s.w. Die schoͤne aArdeutsche Denksäule vor dem Wiener⸗
shore, Spinnerin am Kreuz genannt. Die Saule am Hauptplatze
ex voto, wegen überstandener Pest 1714 errichtet. Die große
Zucker-Raffinerie der Herren Reyer und Schlick. Seiden⸗ und
Sammtfabrik des Nitters von Andraͤ. Sammtbandfabrik
des Herrn Bräunlich. Gespinnst-Fabrik des Herrn Kuschel.
Maschinenfabrik des Herrn Günther u. s. w. — Gute Gast⸗
hoͤfe: zum Hirsch, zum goldnen Kreuz, zum —XR
dem Eisenbahnhofe, wo auch das elegante Kaffeehaus des
Herrn Lafferl. Huͤbsche Parkanlagen vom Neuthor zum
Reunkirchnerthor u. s. w.
Wr. Neustädter-Oedenburger Eisenbahn.
Wir deuten nun die Ausflüge in die Umgebungen an,
zuerst jene gegen die oöstliche Seste. Von Wiener-Neustadt
mündet die Dedenburger Eisenbahn aus, auf welche wir zu—
erst den Blick werfen; sie führt den Namen: Oedenburg⸗
Wiener⸗Neustaͤdter Eisenbahn; die Idee der Ausführung dieser
Babn lag ursprünglich bereits in dem Plane der Begruͤnder
der Wien-Gloggnihßer Bahn, welche später indessen“ wieder
davon abkamen. Es bildete sich daun 1843 ein Comité der
Stadtgemeinde und des Handelsstandes von Oedenburg, um
die Ausführung dieser schon im Jahre 1838 von der damali—
gen Wien⸗Raaber Eisenbahn⸗Geseilschaft projektirten Bahn zu
bewerkstelligen. Es entstand sodann eine Aktien-Gesellschaft
zu Verwirklichung des Planes. Die Firma dieses Aktien—
Vereins ist: „Oedenburg⸗-Wiener⸗Neustadier Eisenbahn-Gesell⸗
schaft (Ung.:! Sopron“ Németh Ujhelyi Vasut-Tarsasag).
Die Gesellschaft führte den Bau von Oedenburg bis an die
österreich sche Gränze an der Leitha (14,944 Klafter) und
die Wien-Gloggnitzer Gesellschaft stellte den Anschluß an die
Wien-Gloggnitzer Cisenbahn von der Leitha bis an den Bahn⸗
hof von Wiener⸗-Neustadt (1877 Klafter) her. — Die Vor—
arbeiten begannen im Mai 1844; der eigentliche Bau der
Bahn ward' im Sommer 1843 angefangen und war im Som—
mer 1847 vollendet. — Die Eroͤffnung derselben geschah am
20. August 1847.
Diese Bahn zählt von Neustadt bis Oedenburg 9
Stationen, naͤmlich: Katzelsdorf, Neudörfel, Pöt—
schinger Sauerbrunnen' Wiesen-Siglaß, Maͤtters—
dorf, Marz-Rohrbach, Loipersbach-Schadendorf,
Agendorf, Oedenburg. Die Distanzen stellen sich fol⸗
gendergestalt:
Von Wiener⸗N. astadt
—4—
Katzelsdorf
Neudörfel
Sauerbrunn 124
Wiesen-Siglas 1685
* Meilen.
a⸗
*
8*
10
Von Wiener⸗Neustadt nach Mattersdorf
Marz
Loipersdorf
Agendorf
F Oedenburg
22
c
Meilen.
D
n
Die Laͤnge der geraden Linien der Bahn beträgt 10, 2420,
die Laͤnge sämmilicher Krümmungen beträgt 47020, welche
mit Radien von 230 bis 1000 o beschrieben worden. Auch
Fen Bau dieser Bahn führte der Bureqau⸗Chef und Betriebs⸗
ditekior der Wien-Gloggnitzer Eisenbabn, Herr Matthias
Schoͤnerer, mit jenen tefen Kenntnissen des Eisenbahn⸗
Wesens und der regen Thätigkeit und Kraft aus, welche alle
Bestrebungen dieses verdienstvollen Mannes bezeichnen, dessen
Rame auf das rübdmlichste mit der Geschichte des oͤsterreichi⸗
schen Eisenbahnwesens derwebt ist. — In einem Ueber⸗
blicke der Traçe dieser Eifenbahn werde ich nun die vorzüg⸗
lichsten Bau-Objekte derselben bezeichnen. Bald außerhalb
des Reustaͤdter Bahnhofes ntt die Bahn östlich ein, ber
das Ungarfeld gegen die Leitha. Auf dieser Strecke übersetzt
die Bahn im Niveau zuerst die große Chaussee von Wien nach
Triest, dann die fuͤrstlich Palffu'sche Straße von Neustadt über
Krumbach nach Güns, und noch sechs andere Communications⸗
und Feldwege. Auch führt sie über den Kehrbach. So
erreicht man die Gränzbrücke über die Leitha, 30
Klafter lang, W/zo Klafter hoch uͤber den Fluß gespannt. Sie
hat zwei Laͤndpfeiler von Quadern und fünf hoͤlzerne Jochfelder.
Die Gegend hat hier schon ziemlich pittoresken Reiz, der
Ruckblick auf die südwestliche Gebirgskette ist höchst anziehend.
Die Führung der, Traçe durch das eigenthümliche Terrain
fand vielfache Schwierigkeiten. Das Rosaliengebirge,
selbst Auslaͤufer der Alpenkette, emfendet in diesen Theil des
Dedenburger Comitats mehrere Veraͤstungen. Dieselben bil⸗
den Thäler von, dem Gebirge entstroͤmenden Baͤchen durch⸗
schnitten, welche, da dasselbe eine Wasserscheide bildet, alle
gegen Osten stroͤmen und, wie alle gebirgentstammten Ge⸗
waͤsser, oft ploͤtzlich anschwellen. Diese Beschaffenheit des
11
Terrains machte riesige Aufdäͤmmungen, kolossale Viadukte und
Einschnitte nöthig. So ward schon im Leithathale, naͤchst der
Station Neudörfel, ein Damm von 30 Fuß Höhe, in
einer Laänge von 1230 Klafter erforderlich und die Neu—
Doͤrfler Anhoͤhe (eine nicht unbedeutende Elevation) mußte
mit einem Einschnitte von 3 —3 Klafter Tiefe und einer
Länge von 1000 Klafter durchbrochen werden. Jenseits die—
ses Einschnittes führt dann die Bahn durch eine freundliche
Gegend nach dem Stationsgebaäͤude Sauerbrunn. Vor
demselben noch zieht sie auf einer schönen, 3 Klafter hohen
Brücke mit 3 Gewölben von 16 Fuß Weite über die Fahr⸗
straße hin. Ganz nahe an dem Stationsgebaäude liegt der
zur Esterhazy'schen Herrschaft Pötsching gehörige, besonders
als ein Ausflugspunkt der Neustädter stark besuchte Sauer—⸗
brunnen in einem Wiesenthale. Der Säuerling, in einem
ausgemauerten Bassin sprudelnd, gehört zu den schwaͤcheren,
ist aber doch wirksam in vielen Uebelin und schmeckt mit Wein
vermischt recht angenehm. Am Bassin steht auch ein Gasthof
mit einem Garten, aus welchem sich mehrere gut gebahnte
Steige theils durch den Wald, theils über Bergwiesen führen.
Wir gelangen sofort in die Gegend „am öden Teich.“
Hier mußte das sumpfige Terrain auf kolossaler Aufdaͤmmung,
vielleicht der höchsten bisher an Eisenbahnen ausgeführten,
übersetzt werden. Diese Aufdaͤmmung, 11 Klafter (66 Fuß)
hoch, zieht sich 224 Klafter lang über das Thal hin. In
der Mitte derselben öffnet sich ein Durchlaß und eine Durch—
fahrt, zwei Riesenbogen von 32 Klafter Laͤnge und 153 Fuß
Gewoͤlbsbreite. Das Gewoölbe des Durchlasses ist Ziegelbau.
Man gelangt ferner zu der großen Sprengung am Stein—
bruche des Roßmarterberges; das Texrain gestattete
hier keine Umgehung, man mußte die Waͤnde des Steinbruchs
sprengen und die Traçe hindurchführen. Diese Sprengung
ist 7 Klafter tief und erstreckt sich im Ganzen auf eine Laͤnge
von 233 Klaftern. Hieran schließt sich die Aufdämmun
und der Viadukt im Spiegelbachthale. Die aus
dämmung schwingt sich 70 (42 Fuß) hoch empor, die Länge
beträgt 2980. Ein herrliches Bild gewaͤhrt der Viadukkt,
welcher sich, 440 lang, kühn und mit riesiger Festigkeit üͤber
das Thal wölbt. Er wird von sieben mächtigen Bogen ge⸗
bildet, welche sich bei 520 Spannung von dem Thalboden 70,
von der Bachsohle des Spiegelbaches 90 hoch erheben. Durch
die Bogen erblickt man freundliche Landschaftsbilder, gegen
Südwest die waldigen Höhen des Rosaliengebirges. Niit
reichem Grün bedeckt zeigt sich die Flur gegen die Ortschaft
Wiesen (Ung. Bismèt), mit 1400. Einwoͤhnern. Zur Lin—⸗
ken (gegen Nordost) verflacht sich das Land mehr und mehr
bis zu den jenseitigen Erhoͤhungen, Ausläufern des Leitha—
gebirges. In dieser Richtung sieht man über Sigletz (ung.
Saiglos) bis Hoͤrnstein (Szaruköe) und Winpaässing.
Nun hat man sich den zwei großartigsten Bauobjekten der
Bahn genäaͤhert, naͤmlich dem Einschnitte von Matters—
dorf und dem darauf folgenden Viadukt. Von Matters⸗
dorf zieht eine der Aestungen des Rosaliengebirges, die soge—
nannte Mattersdorfer Anhöhe, hin. Durch die maͤchti⸗
gen Lehm- und Tegellagen dieser Anhoͤhe mußte der Baͤhn
Raum gebrochen werden. Dieser Einschnitt hat bei 100 Tiefe
7380 Laͤnge. Beim Austritte aus diesem Einschnitte uͤber—
rascht eine herrliche Landschaft das Auge. Gerade an der
Bahn liegt der volkreiche Markt Mattersdorf (ung. Nagy-
Marton), von mehr als 4000 Menschen bewohnt. Pittorcok
liegt auf einer Anhoͤhe die schoͤne Pfarrkirche. Im Süden
in geringer Ferne erhebt sich die Bergveste Forchtenstein
(ung. Frakno) und binter derselben das Rosaliengebirge mit
der Kapelle. In Ost und Südost schoöͤne Waldberge mit
den Häusergruppen von Marz und Rohrbach. Nun' passirt
man den Viadukt über das Wulkathal, er ist 1310 lang,
10 Klafter hoch und von 20 gewoͤlbten Bogen von 6 Klafter
Spannweite gebildet. Das nächste bemerkenswerthe Bauobjekt
ist sodann der Viadukt und Einschnitt bei Marz. Der
Viadukt besteht aus 6 Bogen, durch deren zwei der Muͤhlbach
seinen Lauf nimmt, während die zweite Bogenstellung dem
Dorfbach Bahn giebt. Die Bogenspannung ist 40, die“ Hoͤhe
des Viadukts 30, die erste Abtheilung mißt 200, die zweite
400 Länge. Das Kroatendorf Marz liegt sehr freundlich in
43
einer grünen Mulde, von Baͤumen umgeben, welche sich be⸗
sonders schoöͤn um das Kirchlein gruppiren. Dann folgt wie⸗
der ein Einschnitt, dann der Viadukt von Rohrbach,
mit 3 gewölbten Bogen von Zi/ßzo Spannung. Naͤchst dem
Stationsgebaͤude Loipersdorf die hohe Brücke über den
Loipersbach, ein kühnes Gewoͤlbe von 30 Spannung und
kraͤstigen Quaderbau. Die Gegend ist freundlich. Rechts
Hügel in üppigem Gruͤn, links die weiße, fernhinschimmernde
Kirche von Schadendorf, und im Osten gewahrt man be⸗
reits Oedenburg. Nicht minder freundlich ist die nächste
Station Agendorf gelegen. Der hiesige Weizenboden ist
im Lande berühmt. Von Agendorf bis Oedenburg kommen
keine groͤßern Bauobjekte mehr vor, obschon natuͤrlich auch
auf dieser Strecke, wie auf der ganzen Bahn, mehrere Durch—
laͤsse, groͤßere und kleinere Brücken, wie 3z. B. jene über die
Wandorferstraße, mit 2 Oeffnungen von 21 Spannung
u. s. w. So erreicht man dann den Oedenburger Bahn
hof, und Stationsplatz, eine stattliche, großartige Anlage,
welche der ganzen Gegend zur Zierde gereicht. Er liegt west⸗
lich von der Stadt, dicht an dem Neuhofe, einem besuchten
Belustigungsorte der Oedenburger. Der Boden, den seine
Einfriedung umschließt, ist 2360 lang, 600 breit. Mehrere
zum Theil sehr umfangreiche Gebaͤude find auf diesem Terrain
placirt, saͤmmtlich durch gefällige Bauform und solide Aus⸗
führung ausgezeichnet. Die Fahrt von Neustadt nach Oeden⸗
burg dauert 12/ — 1n Stunde. Die Bahn ist durchaus
nur mit einem Geleise belegt, aber der ganze Unterbau ist
auf ein Doppelgeleise ausgefuͤhrt.
Oedenburg. Der Neusiedlersee. Wolfs. Rust.
Esterhaz.
Oedenburg (ung. Soprony) ist eine der freundlichsten
Städte Ungarns.“ Sie zählt über 17, 000 Einwohner, und
liegt in einem schoöͤnen Thale am Zusammenflusse des Kalt—⸗
wasserbaches und der Ikvà. Hier ist der Sitz eines Domka⸗
pitels und einer evangelischen Superintendentur. Die Graben—
run de ist die schoͤnste Straße, hier auch die besten Gasthoͤfe,
König von Ungarn, Hirsch, weiße Rose. (Das letzte in
neuester Zeit am besten eingerichte. Die Promenade.
Casino und Redoutensaal.Theater. Die schöne Bene—
diktinerklirche. Stadtpfarrkirche zu St. Michael, stattlicher
altdeutscher Bau des 15. Jahrhunderts. (Altarblatt von Al—
tomonte.) Evangelische Kirche, eine der schoͤnsten in Ungarn.
Der schoͤne Staͤdtthurm (der höchste in Ungarn.) Eine
Zuckerraffinerie, Pottasche⸗ und Salpetersiederei. Dampf—
mahlmühle. Namhbafter Weinbau und Handel (jaͤhrlich bei
32,000 Eimer). Handel mit Dörrobst. Bedeutende Vieh⸗
maͤrkte (jährlich gegen 30, 000 Stuͤck Ochsen und über 100, 000
Stüͤck Schweine). Die Umgebung Oedenburgs darf schön
genannt werden, und bietet“ mehrere in teressante Punkte zu
Exkursionen. Ich erwaͤhnte bereits oben des Neuhofs, dicht
am Stationsgebaͤude. Hier ist das staͤdtische Brauhaus mit
einem sehr besuchten Lustgarten. In geringer Entfernung
Stunde, vom Neuhof) das Dorf Wandorf. Uraltes
Kirchlein. Das einstige, 14182 gestiftete Panlaner-Kloster,
hoch gelegen, ist jetzt der Sitz der Bergverwaltung des nahen
Brennberges, mit feinen großen, sehenswerthen Steinkohlen—
gruben des Hrn. A. Miedbach. Sie werden unter Anwen⸗
dung von Maschinen, durch mehr als 200 Knappen betrieben,
und liefern treffliche Kohle. In Wandorf findet man, so wie in
Baden, viele kleine Baumgaͤrten mit Kaffeewirthschaften (soge⸗
nannte Milchmariandeln). Sehr interessant ist auch der Ausflug
von Oedenburg nach Forchten ste in, und auf die Rosaliem
kapelle. Von Oedenburg auf der Eisenbahn nach Mat⸗
tersdorf 8, Stunden,von Mattersdorf zu Fuͤße nach
Forchtenstein 1 Stunde. (Das Naähere über Forchtenstein
und die Rosalienkapelle sehe man unten; S. 47, von Neustadt
nach Forchtenstein.) Ein fehr angenehmer Ausflug ist jener von
Oedendurg über Ruͤst nach Eisenstadt. Von Dedenburg nach
Kroisbach 1 Stunde. Kroisbach (ung. Rakos) ist ein
Markt mit einem Kastell des Bischofs von Raab, in dessen
Garten der Zutritt offen ist, und der einen recht freundlichen
Rastplatz gewährt. Von Kroisbach über Mervisch nach Rust
48
2 Stunden. Rust ist ein sehr kleines Staädtchen. Der Neu—
siedlersee, welcher kaum 100 Schritte vom Thor sich aus—
breitet, gewährt hier eine der schönsten Ansichten. Seine
Laͤnge wird auf 3 Meilen, seine Breite auf 2 Meilen ge—
schätzt. (Rach einer Angabe in Rust selbst, an einer Stein⸗
tafel am Seethore, betrug dort die Breite nur 3830 Klafter,
also nicht einmal eine Meile.) Die Tiefe des See's ist nicht
bedeutend. Sie wechselt zwischen 9 — 13 — 20 Fuß. Er
ist fischreich. Befahren wird er nur von Kähnen und Plat—
ten. An ihn schließen sich große Sümpfe, Hansäg genannt.
Der See selbst heißt auf ung. Ferts. Die Stadt hat nur
etwa 150 Haͤuser und etwas über 1100 Einwohner. Große
Kirche von 1518. Starker Weinbau. Seit ein paar Jah—
ren hat man auch ein Seebad am Neusiedlersee errichtet.
Von Rust über Margarethen, wo maͤchtige Sandstein—
brüche, und dann über Trauersdorf 214 Stunde, nach
Eisenstadt. Der Ausflug nach Esterhaz sollte von Nie—
mand unterlassen werden, der Oedenburg besucht. Ein meist
schattiger Weg führt von Oedenburg nach Wolfs (ung.
Balf) eine starke Stunde. Badeort. Das Bad, kalte, schwe—
felhaltige Quelle, ist schon 200 Jahre gekannt. Erst in
neuester Zeit geschieht aber etwas mehr fuͤr Unterkunft und
Bewirthung der Badegäste. Indessen läßt sowohl das Ba—
dehaus (bei welchem auch eine Kapelle), als das Gasthaus
noch immer Viel zu wünschen übrig. Der Ort selbst hat ge⸗
gen 100 Häͤuser, und 800 Einwoͤhner. Auf dem Haͤllin—⸗
gerberg, nächst dem Doͤrschen Halling, findet man die um—
fassendste Aussicht auf den Neusiedlersee, sowohl seiner größ⸗
ten Länge von Süd nach Nord, als seiner groͤßten Breite
von West nach Ost. Auf dem Hallingerberge ließ Graf
Franz Szechenyi den Palatinustempel errichtet, zur Erinne—
rung an die Anwesenheit des verewigten Palatin Erzherzog
Joseph. Von Wolfs und Holling, laͤngs des Seeufers über
die kleinen Orte Andrè (ung. Kis-Andrè) Omagen (ung.
Homog) Heiligenstein, nach Siblach (ung. 8Szeplaky 2
starke Stunden. In Szeplak ansehnliche, hochgelegene zwei—
thuͤrmige Kirche. Von Szeplak füͤhrt eine 480 Klafter lange
16
Allee in einer Viertelstunde nach Esterhzz. An der Allee
sieht man Reihen netter Häuser, welche einst zu den Zeiten
des Glanzes, der dieses Schloß gegen das Ende des 18. Jahr⸗
hunderts umgab, von Handwerkern und Künstlern in fürst⸗
lichem Dienst bewohnt waren. Esterhaz ward 1760 von dem
Fürsten Nikolaus Esterhazy, Erbobergespann des Oedenburger
Comitats, Ritter des Vließes, Commandeur des Theresien⸗
ordens, Capitain der Ung. Edelwache, geb. 1714, mit dem
Aufwande von Millionen erbaut. Der Glanz von Esterhaz
hatte europäischen Ruf. Jetzt ist die Glanzperiode des Schlos⸗
ses vorüber, und es wird nur selten besucht. Indessen wird
es immer in gutem Stande erhalten. Nur der Park erscheint
wirklich vernachlässigt. Immer noch bietet aber Esterhäz des
Sehenswerthen viel und prachtvolles. Das Schloß ist zwei
Stockwerke hoch und zählt gegen 400 Zimmer. Hauptwache.
Springbrunnen im Hofe. Raritätenkammer. Porcellan—
kammer, höchst sehenswürdig, über eine Million am Wer—⸗
the. Die Gemäldegalerie und Bibliothek sind nach Wien
uͤbersetzt. Hier blieb nur eine kleine Handbibliothek zurück.
Herrliche Salaterrena, chinesische Kabinette, Schloß—⸗
kapelle. Der prachtvolle Speisesaal, der Gesellschafts⸗
saal u. s. w. Viel Nebengebäude, Stallungen für 200
Pferde. Park von 2 Stunden im Umkreise. Lustgebäude
Bagatelle u. s. w. — Im Norden des Schlosses endet der
Spiegel des Neusiedlersees und breitet sich von Ost nach West
der Morast Hausag aus. Fürst Esterhazy ließ, um die Commu⸗
nikation von Esterhaz mit dem jenseitigen Land zu bewerkstelligen,
in den Jahren 1777 — 1778 einen Damm von einer Meile Laͤnge
(40320) vom Schlosse bis nach dem Orte Pamhaken anlegen,
welcher Damm eine gute Fahrstraße bildet. Uebrigens be—
merke ich noch, daß bei anhaltendem Regenwetter und bei
dem öftern Anschwellen des Sees, der oben beschriebene Weg,
von Rust über Wolfs und Szeplak nach Esterhaz, ungang—
bar wird. Man müßte dann in diesem Falle auf der Straße
über Zinkendorf (ung. Nagy- und Ris-Czenk), welche
ttets praktikabel bleibt, dahin gehen. Der Weg ist aber um
122 Stunde weiter. In Zinkendorf ist ein schoͤnes Schloß
mit Park der Grafen Szechenye.
Wir gehen nun zu den fernern Ausflügen über, welche
von dem Bahnhofe von Wiener⸗-Neustadt aus anzutreten sind.
Wir deuten zuerst auf jene an der östlichen Seite hin, welche
sich wieder in Verbindung mit den ersterwähnten auf der
Dedenburger Bahn setzen lassen. Zufoͤrderst gehoͤrt dahin
jener auf die Rosalienkapelle.
Von Neustadt auf die Rosalienkapelle und
nach Forchtenstein.
Man geht von Neustadt, durch das Neunkirchnerthor,
längs der Thiergartenmauer, auf der Aspanger⸗Commercial⸗
straße nach Lanzenkirchen, und von dort nach Offenbach,
2 starke Stunden. In Lanzenkirchen die alte Niklaskirche.
Gutes Altarblatt von Griesmayr in Wien, 1824 hier aufge—
stellt. Nächst Offenbach die alte Veitskirche. Von Offenbach
durch den Kaiserwald hinauf zur Rosalienkapelle 2i,
Stunden. Die Kapelle 2333 Fuß über dem Meere. Einer
der herrlichsten Aussichtspunkte des Landes, sowohl hinüber
an die westliche Alpenkette, als östlich weit nach Ungarn hinab.
Neben der Kapelle ein kleines Gasthaus. Von der Kapelle
hinab nach Forchtenstein s, Stunden. Forchtenstein
(ung. Frakno-var) ist eine noch wohl erhaltene Bergveste.
Hier stand schon in den frühesten Tagen des Mittehalters
eine Veste, die jetzige Gestalt erhielt sie im 17. Jahrhundert.
Es liegt hier stets eine kleine Besatzung fürstlich Esterhazy'scher
Grenadiere. Ein fürstlicher Feuerwerker ist Castellan und
dient als Cicerone den Fremden. Hier wird der fürstliche
Schatz aufbewahrt, dessen Besichtigung aber eine eigene fürst⸗
liche Bewilligung erheischt, und nur in Gegenwart eines
fürstlichen Beamten von Eisenstadt stattfinden darf. Der
Besuch aller übrigen Theile der Burg ist frei. Große sehens⸗
werthe Waffensaͤle, Familien bilder der Esterhazy. Un⸗
geheure Cisterne, 83 Klafter tief, mit überraschendem
Echo. Die Verließe. Schöne Aus ficht vom Wartthurm.
48
Zu Füßen der Burg der Markt Forchte nau (ung. Frakno-
Allya) mit 1600 Einwobnern. Servitenkloster, im Jahre
1696 vom Fürsten Paul Esterhazy gestiftet. Von Forchtenau
wandert man in einer Stunde nach Mattersdorf, an die
Eisenbahn, zur Fortsetzung der Wanderung in beliebiger
Richtung.
Von Neustadt nach Sebenstein und Aspang.
Ersteigung des Wechsels.
Der Ausflug von Neustadt über Sebenstein nach
Aspang ist auch sehr lohnend. Der Weg führt vom Neun—
kirchner-Thor auf einer guten, vom Füͤrsten Palffy im Jahre
1816 gebauten Straße dahin, welche von Neustadt durch das
Gebirge nach Krumbach (30, 0000, 71/2 Meile lang) fuͤhrt,
und daher auch die Palffy'sche Straße heißt. Für den Fuß—
wanderer ist der Weg laͤngs dem Gebirge bei weitem vorzu⸗
ziehen. Man gelangt von Neustadt am besten und schnellsten
auf der Oedenburger-Bahn nach Katzelsdorf Lin 3bis 10
Minuten, zu Fuße eine Stunde.) Ju Kaͤtzelsdorf die alte
Franziskanerkirche von 1162. Das damals von den Rittern
von Weisbriach gestistete Kloster ist jetzt zur Sammet- und
Seidefabrik des Ritter von Andraä eingerichtet. Von Katzels⸗
dorf nach Aichbühel 1/ Stunde. Burgruine. Von Nich—
bühel nach Frohsdorf 1/2 Stunde. Schloß und Park.
Wohnsitz des Grafen von Chambord (nicht zugaͤngig für
fremden Besuch). Von Frohsdorf uͤber Lanzenkirchen nach
Pütten 195 Stunde. Im Mittelalter hochberühmte Stadt,
Sitz eines Markgrafthums und des Heldengeschlechts der Gra—
fen von Pütten, ist jetzt ein kleiner Markt von kaum 600
Menschen bewohnt. Herrliche Burgruine. Im Burghof der
75 Klafter tiefe Felsbrunnen. Schloßkapelle. Pfarrkirche
St. Georg. Interessanter Eisenbau und Hüttenbetrieb, der
Familie der Grafen von Pergen zuständig. Papierfabrik der
Hrn. Werdmüller. Von Pütten nach Sebenstein 1Stunde.
Fürstlich Liechtenstein schas Schloß und Park. Das Neu⸗
schloß im Park, von den Grafen Pergen erbaut, ward von
49
dem Fürsten Liechtenstein 1825 neu verschoͤnert. Die Durch—
wandlung des prachtvollen Parkes wird hohen Genuß gewaͤh⸗
ren. Ruͤckwärts desselben erhebt sich auf dem Gebirge die
berrliche alte Burg Sebenstein, zum Theil Ruine, zum
Theil noch bewohnbar und eingerichtet. Höchst sehenswerth;
die Aussicht von der hohen Vart— unermeßlich. Auch hier
im Burghofe ein Felsbrunnen von 786 Tiefe. In der
Burgkapelle ein gutes altdeutsches Bild, und die Bildsäulen
der Apostel Peter und Paul. An der Wand der Ruine ein
herrlicher, mehr als 400 jähriger Epheustamm von3 Zoll
Dicke. Durch den Wald hinter der Burg sind Parkwege ge—
bahnt, bis zum Türkensturze, einem Ausläufer des Ge⸗
birges, der sich als schroffe Felswand gegen Gleissenfeld
abdacht, und seinen Namen von der Katastrophe erhielt, daß
im Jahre 15332, nach der Schlacht bei Enzesfeld flüchtig, die
Türken von den bewaffneten Bauern hierher verfolgt, über
diese Wand herabgestürzt wurden. Das Dorf Sebenstein hat
gegen 400 Einwohner. Sehenswerthe Pfarrkirche mit schoͤnen
Glasmalereien, und den Grabmalen der ritterlichen König⸗
steiner. Gutes Gasthaus zum Adler. Die Burg Sebeuͤ⸗
stein stand schon im 11. Jahrhundert. Im Besitze der Fuͤrsten
Liechtenstein ist sie seit 1821. Hier in Sebenstein “vbetritt
man wieder die oben erwaͤhnte fuͤrstlich Palffysche Straße,
welcher man nun über Gleissenfeld, Scheiblingkirchen,
Petersbaumgarten und Wanghof nach Aspang folgt.
Man legt den Weg von Sebensten nach Petersbaumgarten
in 2 Stunden, und von dort nach Aspang in 21/ Stunden,
also im Ganzen in 4 —8 Sltunden zurück. — Aspang ist
ein Markt, geschieden in Unter— und Ober⸗Aspang, im Gan—
zen über 100 Häuser und mehr als 700 Einwoͤhner. In
Unter-Aspang die alte Pfarrkirche zu St. Johann dem Taͤu—
fer. Bau aus dem 13. Jahrhundert, der Thurm noch älter,
da die Kirche schon unter Karl dem Großen ihre Entstehung
fand. In Ober-Aspang das Herrschaftsschloß der Grafen
Pergen, zum Theil auf Fels stehend, mächtiger Bau, mit
massiven Thürmen. Im sogenannten Re ckthurm noch
slleberreste der alten Folterinstrumente. Inschriften der einst
*
30
Eingekerkerten an den Waͤnden. Hier ist eines der trefflichsten
Gasthäuser der ganzen Gegend, „zum schwarzen Adlen“
Die Ersteigung des Wechsels gehört zu den interessan—
testen Wanderungen. Die Ersteigung dieser schoͤnen Alpe ist
mit weit geringern Schwierigkeiten verbunden, als jene des
Schneebergs, und sie steht an Genüssen großartiger Aus—
ficht durchaus nicht zurück. Der Wechsel ist der letzte östliche
Ausläufer der großen Central-Alpenkette, und gehoͤrt daher
dem Urgebirge an. Hier ist daher alles Schiefer und Gneiß.
Von Aspang aus ist der Berg in vier Richtungen zu
ersteigen. Die erste einschlagend, geht man auf der —*—
Straße, welche auf Anregung des verewigten Herrn Kreis—
hauptmannes Freiherrn von Waldstetten 1826 über den Moö—
selberg bis an die steyerische Grenze geführt ward (80000
lang, mit nur 4 Zoll Steigung auf die Klafter), über Mön—⸗
nichkirchen, und noch eine Strecke über die Grenze hinaus,
bis zu dem Wegzeiger nach der Glashütte. Von Aspang
24/2 Stunde. Von dort zur Glashütte 1/2. Stunde, dann
hinan zur Vorauerschwaig (herrlich situirt) 2 Stunden.
von dort auf den Gipfel 13/ Stunde.
In der zweiten Richtung geht man von Mönnich—
kirch en rechts ab zum Lichteneck, dann über die sogenannte
steinerne Stiege in sanfter Steigung auf den Gipfel. Von
Aspang nach Mönnichkirchen 2 Stunden, von dort über
das Lichteneck 1 Stunde, und bis an den Gipfel noch 2
Stunden.
Die dritte Route führt von Aspang uͤber den Kogel⸗
berg in 2 Stunden zum Lichteneck, dann auf den eben an—
gedeuteten Weg.
Der vierte Weg führt von Aspang auf dem Fuß—
wege durch das herrliche Klausthal nach Mariensee in
21/. Stunden. Vom Gasthause zum Adler führt auch eine
Fahrstraße, der sogenannte Eisenweg, dahin. Sie ist aber
sehr schlecht, und die prächtige Hochwaldsscenerie des Fuß⸗
steiges bei weitem lohnender. — Mariensee ist ein kleiner, erst
1794 entstandener Ort von nur 17 Häusern, mit etwa 100
Bewohnern. Herr Manz von Mariensee begründete hier das
31
Eisenwerk, welches dem Orte das Dasein gab, welcher nun
seinen Namen traͤgt. Die Gegend hier heißt im Neuwalde.
Zain- und Streckhammer. Kileines Gasthaus. Von Ma—
riensee dann über die Aspanger⸗Schwaig auf den Gipfel 3
Stunden.
Ueber die Ersteigung des Wechsels von Feist ritz und
Kirchberg sehe man den solgenden Ausflug:“ Rach Fei⸗
stritz, Kirchberg und der Hermannshöhle. Der
Gipfel des Wechsels erhebt sich 3496 Fuß über das Meer.
Die Aussicht ist imposant. Der Rücken des Berges streckt
sich zwei Meilen lang aus. Vor ihm erheben sich die drei
eigentlichen Gipfel: das Schöberl, der Um schuß und der
Hochwechsel, auf welch letztern, als dem höchsten, die
Triangulirungspyramide steht.“ Der Berggrücken ist meist
Matte. In den genannten Schwaighütten findet man noth—
dürftiges Nachtlager. Eßvorraäͤthe müssen von Aspang mit—⸗
genommen werden.
Die Verbindung der Ersteigung des Wechsels und der
übrigen in dieses Gebiet gehoörigen Ausflüge, mit jenen der
II. und III Sektion: Eisenbahn von Gloggnitz nach Mürzzu—
schlag,“ und von „Mürzzuschlag nach Graͤtz“ ist in mehreren
Richtungen herzustellen, welche ich hier insgesammt andeute.
Gegen Rorden geht man von der Kranichberger Schwaig
(s. die Ersteigung des Wechsels von Feistritz) über die Eim
sattlung, welche den Wechsel mit dem groͤßen Pfaff ver⸗
bindet, und dann wechfelnp bergab, bergan von dem großen
auf den kleinen Pfaff, wo ein Kreuz den Gipfel des letz⸗
ten mit herrlicher Aussicht bezeichnet, zuͤr Zeilinger-Alpẽ.
Von der Kranichberger Schwaig hierher 8 bis 6Stunden.
Dann auf das Stuͤhleck (auch Schwarzkogel genannt),
mit der Ansicht eines der großartigsten Alpenpanoramen, un—
begreiflicher Weise bisher noch in keinem Reisebuche genannt
und ganz ungekannt. Von der Zeilingeralpe auf das Stuhleck
eine Stunde, vom Stuhleck über die Spitaler Hofalpe
eine Stunde, und von dort nach Spital am Semering
auch eine Stunde. Hier steht man sodann auf der großen
Poststraße, und an der Eisenbahn über den Semering nach
5*
422
Diedühich. und kann nach Gefallen die fernern Wege ein⸗
chlagen.
Gegen Westen steigt man von der Triangulirungspyra⸗
mide am Gipfel des Wechsels herab über den Höllgraben in
die Rat ten drei starke Stunden. In den Ratten die lebhaft
betriebenen Eisenwerke und Hämmer des Herrn Zeilinger.
Obere und untere Ratten. In der erstern ein ziemlich
gutes Gasthaus. 112/ Stunde aufwärts von der Ratten, am
kleinen Pfaff, eine noch sehr wenig gekannte Stalaktiten-Höhle,
zu welcher der Zeilinger'sche Holzmeister als Führer dient.
Von der Ratten dann entweder nördlich durch das Gebirge
nach Steinhaus, wo man wieder die Straße und die Ei—
senbahn über den Semering nach Mürzzuschlag betritt, 3 bis
6 Stunden, oder südlich über St. Jakob, Waldbach nach
Vorau 3 bis 4 Stunden, und von Vorau, entweder über
Pöllau oder über Lafnitz auf der Seitenstraße, welche
von Aspang über Hartberg nach Grätz führt, nach Grätz.
(Meber die Route von Aspang nach Gräktz siehe man unten
diesen Artikel S. 33).
Gegen Süden steigt man von der Triangulirungspyra—
mide hinab in die Vorauer-Schwaig, 1 starke Stunde
(zum Abwärtsgehen, aufwärts guüt 11/ Stunde.
Dann nach Festenburg 2 Stunden. Festenburg ist ein
altes Felsenschloß, einst den Grafen Saurau, seit 1616 dem
Stift Vorau gehörig. Mehrere Kapellen, besonders die
Kreuzkapelle, der Besichtigung werth, wegen der Priestergruft,
in welcher die zu Mumien vertrockneten Leichen hiesiger Be⸗—
neficiaten ruhen. — Von Festenburg nach Vorau 3 Stunden.
(Fahrweg von Festenburg an.) Vorau, sehenswerthes Chor⸗
herrnstift, gegruͤndet im Jahre 1163 von Markgraf Otto⸗
kar dem V. von Steyer. Der Markt Voraus'hat gegen
100 Häuser und 600 Einwohner. Von Vorau gelangt man
entweder über Eichberg nach Lafnitz auf die Straße von
Aspang über Hartberg nach Grätz (s. unten) in 3 bis 4
Stunden, nach Lafniß oder über Pöllau 3 Stunden und
Rainbach auch 3 Stunden, auf dieselbe Straße zwischen
Hartberg und Pischelsdorf.
44
Gegen Osten steigt man hinab vom Gipfel zu der Vor—
auer-Schwaig 1 starke Stunde, dann zur Hofsag (GGof—
sägemühle) Stunden und kommt daun Friedberg
auf die Straße von Aspang nach Graͤtz.
Diese Straße selbst endlich fuührt von Aspang über den
Möselberg auf der schönen, oben geschilderten Straße, uͤber
Mönnichkiͤrchen bis an die steyerische Graͤnze (höchster
Punkt 3010 Fuß —A hinab
in den Bergkessel nach Pinka (Gosthaus zum Lamm). Auf
der jenseitigen Höhe liegt das Städtchen Friedberg. Von
Aspang hierher 4 Stunden. Friedberg hat gegen 1200 Ein⸗
wohner. (Gasthaus beim Fleischer.) Von Friedberg geht es sodann
über Stegersbach und Dechantskirchen, an dem herrlich
gelegenen Bergschloß Thalberg vorüber, nach Lafnitz
und dann über Grafendorf nach Hartberg. Von Friedberg
hierher 3 Stunden. Hartberg ist ein Städtchen von mehr
als 1100 Einwohnern. 2Vorstadie: Ungar⸗ und Graͤtzer⸗Vor—⸗
stadt. Schloß des Fürsten Paar. Schoͤne Dechantei—
kirche zu St. Martin. Wallfahrt Maria-Lebern,
Römersteine. Gasthaus zum Brandhofe. Von Hartberg
durch Hügelland über Schildbach, Kaindorf und Ho?
fing nach Markt Pischelsdorf, 300 Einwohner. (Von hier
ist ein schoͤner Seitenausflug nach der Veste Herberstein,
Burg Schielleiten, Stubenberg und dem Passe Freien—
berg⸗-Klam zu machen.) Von Prͤschelsdorf daun über
Besendorf nach Gleisdorf. Markt im Raabthale mit
1000 Einwohnern. Piaristenkloster und Hauptschule, 1746
errichtet. Von Hartberg nach Gleisdorf 83 bis 6 Stun—
den. Von Gleisdorf über den Schillingsdorferberg und
durch St. Leonhard nach Grätz 3 Stunden. Ueber Graͤtz
sehe man Sektion IV. Die Angaben sind fuͤr Fußwanderet
berechnet. Man kann aber die ganze Strecke von Neustadt
bis Grätz zu Wagen machen, denn die Straße ist gut und
zu allen Zeiten fahrbar. Es ist dieß der nächste Faͤhrweg
nach Graͤtz. Man darf von Reustadt nach Gratz 14 bis 18
Fahrstunden rechnen; die Gegend ist zwar schön, doch bei
weitem weniger reizend, als jene, welche sich bei der Fahrt
834
auf der Poststraße oder der Staatseisenbahn durch das Mürz—
und Murthal zeigt.
Ausflug nach Feistritz, Kirchberg und der
Hermannshöhle.
Einer der interessantesten Ausflüge von Neustadt aus ist
jener nach Feistritz, Kirchberg und der Hermannshoͤhle.
Zur Besichtigung der Burg Feistritz und der Hermanus—
höhle muß nian Keine Eintrittskarte von dem Besitzer, Frei⸗
herrn von Dietrich in Wien, haben, welche dem Reisenden in
der Kanzlei des Herrn Baron, in seinem Palais in Wien,
Vorstadt Matzleinsdorf Nr. 18, ohne Anstand ertheilt wird.
Die Wanderung von Neustadt aus wird auf einem der oben
beschriebenen Wege bis Sebenstein angetreten. (Von Neu⸗
stadt 4 bis 3 Stunden). Von Sebenstein dann auf der Palf⸗
fy'schen Straße entweder nach Aspang 41,, bis 8 Stun⸗
den, und von dort auf einem sehr schönen Wege, (wobei
jedoch ein Führer unerlaͤßlich ist) über die Berghöhen hinüber
nach Feistritz (3 starke Stunden), oder näher“ von Seben—
ste in auf der Palffy'schen Straße bis an den Wang hof, ei⸗
nem Gasthause, vor welchem eine alte von den Roralern ge⸗
gründete Säule steht und dann rechts ab auf der seit 18383
von dem Freiherrn von Dietrich in sehr gutem Stande her⸗
gestellten Seitenstraße nach Feist ri tz, vom Wanghofe dahin
1 Stunde. — Der Ort Feistritz hat gegen 100 Haͤuser mit
700 Einwohnern. Die Herrschaft ist seit 18913 Eigenthum des
Baron Dietrich. Schoͤne alte Pfarrkirche, aus dem 14. Jahr⸗
hundert, 1831 — 1834 restaurirt. Glaͤsmalereien. An— der
Außenwand die alten Grabdenkmale der Rottaler. Gules
Gasthaus. Prachtvolle alte Burg Feistritz, bewohnbar ein⸗
gerichtet und mit einem seltenen Schatz aͤlter Waffen, Rü⸗
sungen, alterthümlicher Kunstwerke, Bilder, Glasmalereien,
Hausgeräthe u. s. w. Burgkapelle zu St. Thomas. Herrt—
licher Altar. Die Verließe, der Hungerthurm, die eiserne
Jungfrau (eines der seltenften Neberbleibsel dieser Art von
Hinrichtungsmaschinen des Mittelalters). Schoöͤner Meierhof.
49
7
Zwinger mit einem Baͤren. Prachtvoller Park und Blumen⸗
garten. Ausgezeichnete Punkle des Parkes: der gothische
Tempel, die Grotte, die6 Teiche, das Denkmal für
den perewigten Vater des jetzigen Besitzers, das Rondeau,
der Wildgraben, die hoͤhe Steinbrücke, die Einfie—
delei, der Zirkel der Freundschaft, die Ketten—
brücke, die Gloriette, daͤs Schweizerhaus, die In—
sel der Liebe u. s w. Unmittelbar ads dem Parke fuͤhrt
auch ein Weg auf den Wechsel; außerhalb des Parkes durch
den Nadelwald auf den Suntberg Stunden, von dort
hinab in das Unterbergerthal üund jenseits wieder hinauf
auf den Kampstein (3800 Fuß hoch), dann über dessen
Einsattlungen, an der Bärenlake, einer koöͤstlichen Quelle,
und dem Antrittsteine vorüber, auf die Feistritz er⸗
Schwaig. Vom Suntberg hierher 3 starke Stunden, dann
zur Steyersberger-Schwaig 1/2 Stunde, und auf den
Gipsel 1 Stunde.
Nach dieser hier am besten Platze findenden Andeutung
setzen wir die eigentliche Wanderung von Feistritz nach Kirch
berg fort. Wir gelangen auf gut gebahnter Straße in einer
Stunde dahin. Unterwegs aufiner Anhoͤhe rechts die in—
teressante Ruine der alten, einst zu dem Kanonissinnen-Kloster
in Kirchberg gehoͤrigen St. Wolfsgang-Kirche, ein pracht⸗
voller altdeutscher Bau von 1415 Ruine seit 1784. An
einer Stelle des Chors ein bewundernswürdiges Echo.
Wir stehen hier im Otterthale, von dan gleichnamigen
Bache durchrauscht. Kirchberg ist ein Markt muͤ 126 Haͤu⸗
sern und 330 Einwohnern Die einstige Nonnenklosterkirche,
jetzt Pfarrkirche, hat ein schoͤnes Hochaltarblatt. Die Gruft
des Nonnenklosters. (Der Besuch wird nicht gerne gestattet.)
Im einstigen Klostergehäude die herrschaftliche Meieei. Seit
1829 Besitzthum des Erzbisthums Wien. Wo der Onet
4287 Fuß hoch) seinen Fuß in das Thal senkt, dem er den
Ramen gibt, öffnet sich am Eulenberge eine Höhle. Ihre
Eingangshalle war langst unter dem Ramen des Tauben⸗
loches bekannt, aber der dietrichsche Verwalter Herr Her⸗
mann von Steiger drang 1841 zuerst weiter vor, und ward
36
der Entdecker der unermeßlichen Ausdehnung dieser wunder—
vollen Hoͤhle, die in unserm Kronlande nicht ihres Gleichen
hat. Miit Recht trägt sie von diesem, ihrem kühnen Entdecker,
der sie auch zuerst zugängig machte, den Namen der Her⸗
mannshöhle. Seit 1844 ist die Höhle im Besitz des Baron
Dietrich. Dieser hat den Weg von Feistritz dahin (t Stunde)
auch fahrbar machen lassen. Führer und, Erleuchtungsmate⸗
rial findet man in Feistritz. Man bedarf mehrere Stunden
zur Durchwandlung dieses unterirdischen Labyrinthes. Man
betritt die Höble durch den obern Eingang: Windloch ge—
nannt. Als besonders merkwürdige Punkte nenne ich; die
Kirche, die Rotunde mit der ersten Glocke, die Die—
trichshalle, die Schneelavine, den großen Vorhang,
den Dom, den großen Wasserfall, den Drachen-—
schlund, die tiefe Glocke, den Drachenflug, die Or⸗
gel, das Labyrinth. Vom Ausgange führt ein natürli⸗
her Tunnel zur Antoni-Herbergsgrotte, wo vor län⸗
gerer Zeit ein Greis seine Wohnung errichtet hatte. Die
Verbindung dieses Ausfluges mit jenem in die Gegenden um
NReunkirchen, Gloggnitz und Schottwien (man, sehe
hierüͤber weiter unten, Station Neunkirchen und die II.
Sektion: Weg von Gloggnitz über Schottwien auf den
Semering) kann auf mihreren Routen geschehen, deren
eine man auch zur Rückkehr einschlagen kann. Von Kirch⸗
berg durch das ganze Otterthal bis Thaldorf 1 Stunde,
bon Thaldorf in die Raach 1 Stunde. In der Raach höchst
interessante altdeutsche Pfarrkirche zu St. Aegyd. Bau aus
dem 13. Jahrhundert, 1312 restaurirt. Von Raach nach
Wartenstein Stunde. Ueber Wartenstein sehe man
Sektion II. Von Wartenstein eutweder hinüber nach Ma⸗
riaschutz am Semering, und von dort weiter, oder zurück
(1 Stunde, oder von der Burg Wartenstein herab in das
Thal, i2 Stunde, und auf der Straße nach Gloggnitz zu⸗
rück, 1 Stündchen.) — Von Kirchberg über die Rooms
nach Kranichberg, fahrbarer, aber elender Weg für die
Fahrenden, für Fußgänger angenehmer und lohnend. 1B
Stunde. Ueber Kranichberg sehe man Sektion II. Aus—
37
flüge von Gloggnitz. An der andern Seite des Berges, jen⸗
seits der Burg Kranichberg, führt eine prachtvolle Kunst⸗
straße, zum Theil in Fels gehauen, von dem jehzigen Besitzer
Kranichbergs, dem Hochwürdigsten Fürsten-Erzbischof von
Wien, erbaut, hinab in das Thal der Syring und hingaus
auf die große Poststraße von Wien nach Triest, nach dem
Dorschen Wörth, 1 Stunde; dann Stunde nach
Gloggnitz.
Schließlich bemerke ich hier noch, daß von Feistritz aus
ein interessanter Abstecher auf den Hollabrunner-Riegel,
einer Bergspitze von 2920 Fuß Höhe, mit einer der praͤcht—
vollsten Fernsichten, angetreten werden kann. Der Berg liegt
eine starke Stunde nördlich von Feistritz.
Ausflug nach Krumbach Kirchschlag und
Lokenhaus.
EFin fernerer sehr interessanter Ausflug eröffnet sich auch
von Neustadt über Sebenstein nach Krümbach, Kirch⸗
schlag und Lokenhaus. Man folgt hierbei der Palffy'schen
Straße in ihrer ganzen Ausdehnung. Von Neustadt bis
Sebenstein, s. oben, 4 bis 3 Stuͤnden. Dann von Se—
benstein über Gleissenfeld, Scheiblingkirchen und
Petersbaumgarten bis an den Friebachhof, wosich die
Straßen scheiden und die Palffy'sche —AD
nach Edlitz, während der audere Ast gerade aus nach Aspang
führt. — Von Sebenstein bis an den Friebachhof 3 Stun—
den. Vom Friebachhofe nach Edlitz 85, Stunden, und eben
so weit von Edlitz nach Thomasberg. In Edlitz sehens⸗
werthe altdeutsche Kirche zu St. Veit; ein maͤchtiger Bau
des 14. Jahrhunderts. Gute Unterkunft bei dem Wirth und
Fleichhauer.
NB. Man kann auch von Sebenstein hierher auf einem
andern, aber weitern Weg gelangen, um die interessanten
Schlösser Thernberg und Stückhelberg zu sehen. Man
geht von Sebenstein auf dem oben erwaͤhnten Wege bis
Scheiblingkirchen 12/3 Stunde, lenkt dann links ein nach
38
Tbernberg Stunde. Thernberg war von 1807 bis
1828 Eigenthum des Erzherzogs Johann, seitdem besitzt es Fürst
Liechtenstein. Von Thernberg dann nach Bromberg 1
Stündchen, sehenswerthe Parrkirche St. Florian, weiter
nach Stückhelberg 124 Stunde, schöne Burgruine, dann
über den Stückhelberg nach Thomasberg 3 Stunden. —
Thomasberg, eine der schönsten Burgen des Landes. Von
Thomasberg in 2 Stunden nach Krumbach, Markt von
etwa 40 Häusern mit nahe an 300 Einwohnern. Krum—
bach und Kirchschlag bilden vereint eine fürstlich Palffy'sche
Fideikommiß-Herrschaft. In Krumbach herrliche altdeutsche
Pfarrkirche zun St. Stephan (von 1380), Erasmuskapelle.
Auf dem Berge die sehenswerthe Burg Krumbach. Von
Krumbach nach Schönau 1 Stündchen. Hoöchst sehenswerthe
Pfarrkirche zu St. Peter und Paul. Von hier nach Kirch—
schlag 2 Stunden. Markt mit 120 Häusern und 1100 Ein⸗
wohnern. Die Pfarrkirche zu St. Johann dem Taufer,
eine der schönsten des Landes in altdeutschem Bau. Die
Michgelskapelle. Im alten Hofhause ein interessanter
alter Prunksaal. Hoch auf dem Berge die Veste Kirchschlag,
eine der schönsten, interessantesten Ruinen im Kronlande.
Kolossaler Wartthurm. — Von hier in 2 Stunden (zu Wa—
gen) nach Lokenhaus in Ungarn. Man passirt am Rade—
grundstein die Graͤnze. Lokenhaus (ung. Luka) ist ein Markt
im Eisenburger Comitat, mit mehr als 1200 Einwohnern.
Pfarrkirche mit dem Erbbegräbnisse der Draskowitze und
Nadasdy, Marmorsarg des großen Palatin. Der wohl er—
haltene Leichnam des im Jahre 1671 wegen seines Antheiles
an der Verschwörung der Magnaten in Wien enthaupteten
Grafen Franz Nadasd, wegen seines Reichthums der unga—
rische Kroͤsus genannt. Die alte Burg Lokenhaus liegt aͤuf
einem Hüͤgel, aber bereits im Oedenburger Comitat. Sie
ist fürstlich Esterhazy sch. Höchst sehenswerth die weiten Vor—
werke. Die Templerbluthalle. Der tiefe Brunnen. Reiche
Sagen über die Burg in der Gegend. Von Lokenhaus in
2 Stunden nach Güns (ung. Köszeg). Von Güns ist dann
über Oedenburg (2u,2 Post, namlich 1 Post von Güns
859
nach Groß-Warischdorf (ung. Nagy Baram) und II/
Post von dort über Reckeumarkt (ung. Nyèk) und Horka
nach Oedenburg) die Verbindung mit den 'oben angezeigten
ungarischen Ausflügen herzustellen. — Nach diesen Andeutun⸗
gen über die Ausfluͤge in dͤstlicher Richtung vom Neustaͤdter—
Bahnhofe, gehen wi zu jenen in westlicher Richtung.
Ausflug von Neustadt in die neue Welt
und auf die Wand.
Wer bloß das Thal der neuen Welt besehen will,
ohne die Ersteigung der „Wand“ feloͤst zu unternehmen, wan⸗
dert vom Bahnhofe in Reustadt auf der neuen, guten Straße
nach Weikersdorf 11/ Stunde. Weikersdorf zählt gegen
90 Haͤuser mit fast 600 Bewohnern. Pfarrkirche zu“ St.
Jakob. 1733 an der Stäfte der uralten Kirche hergestellt,
von welcher nur die Annakapelle noch der Rest ist. Am Hoch⸗
altar ein interessantes altes Madonnenbild. Gute Orgel von
Kober. Von Weikersdors führt durch die Schlucht Prosset
eine neue, auf Anregung der Gewerkschaft der Herrn Reher
und Schlick neu und gut gebaute Straße in das Thal der
neuen Welt zur Teichmühle, einem einfach, aber gut be—
stellten Gasthause. 8/, Stunden. Von der Teichmühle öffnen
sich Spaziergänge nach allen Richtungen des Thales, dessen
Hintergrund' das schöne Berg⸗ und Felsgebilde der Wand
2183 Fuß hoch) bildet. Auͤf die RMaine der sehenswerthen
Burg Emmerberg, im zwoͤlften Jahrhundert erbaut, feit
40 — 30 Jahren Ruine, jetzt im Besitze des Erzherzogs Rai⸗
ner. Im Zwinger noch die Wohnung des Burgwaͤchters.
Felsenkeller. Alie Burgkapelle zu Sto Michael. Herrliche
Aussicht. Von der Teichmühle 22 Stunde auf die Burg.
Ein zweiter Weg in die Teichmühle führt von Weikers⸗
dorf (s. oben) nach Winzendorf 1 Stunde. Höochst se⸗
henswerthe Kirche, herrliches altdeutsches Altarblatt auf Gold⸗
grund (von 15300). Erbgruft der Freiherrn von Teufel. Mar—
mortafel zum Andenken der treuen Gattin des Herzogs Jo⸗
hann Friedrich von Sachsen⸗Gotha, Elisabeth, welche die Ge⸗
60
fangenschaft desselben in Neustadt, zu welchem er, geaͤchtet
wegen seines Antheils an den Grumbach'schen Haͤndeln, ver—
urtheilt war, bis zu ihrem Tode (1894) theilte Von Win—
zendorf nach Dörfles u3 Stunde. Von dort aufwaͤrts zu
dem sogenannten „Schusterhäusel“ 1 Stunde, und zu
den Truͤmmern der Burg Dachenstein; von dieser hinab zur
Teichmühle . Stunde. Von dem Schusterhäusel öffnet
sich eine prachtvolle Uebersicht des Thales, der Alpenkette
und der Ebene im Ost. Auf höchst angenehme Weise kann
die Durchwandlung des Thales nach folgender Route gesche⸗
hen: Von Neustadt durch das Neuthor auf einem guten Fahr⸗
weg, nach überschrittener Eisenbahn nach Fischau, 114
Stunde. Der nette freundliche Ori zählt gegen 100 Hauser
und über 600 Einwohner, und liegt an den Vorbergen der
Wand, dem Brunnerberg und Feichtenboden. Es ist
der Hauptort der Herrschaft Starhemberg-⸗Fischau, des Erz⸗
herzogs Rainer. Erzherzogliches Landschloß mit schönem
Park. Sammetband-Fabrik und Spinnfabrik des Herrn von
Bräunlich in Neustadt Höchst sehenswerth der Ursprung der
kleinen Fischa, in einer Felskluft unter einem Mühlhause,
gleich am Ursprunge so stark, daß sie die zweig aͤngige Mühle
treibt, so wie noch eine zweite im Dorf. Das Wasser ist
krystallklar, friert nie und inkrustirt stark. Man schreibt dem⸗
selben Heilkraft bei, und es wird als Bad gebraucht. Von Fischau
führt ein schöͤner Steig über Felshügel und durch Wald'nach
der Zweierwiese mit einem koͤstlichen Quell, dann nach
Dreistetten, 1 Stunde von Fischau auf die Zweierwiese,
1 Stunde von dort nach Dreistetien. Von Dreistetten
nach Muthmannsdorf u Stunde. Prachtvolle Nebersicht
des ganzen Thales. Anzeigen des roöͤmischen Straßenzuges.
Dann nach Gaden und Stolhof, 11 Stunde. Water
über Meiersdorf nach Zweiersdorf JStunde, und noch
1u/ Stunde von Zweiersdorf nach Grünbach. Die Gegend
in der neuen Welt und an der Wand ist sehr reich an Stein—
kohlenlagern. In Grünbach sind die wichtigsten Werke die⸗
ser Art von den Gewerken Herrn A. Miesbach und den
Herren Reyer und Schlick betrieben. Die Besichtigung die⸗
81
ser Werke in der Umgebung Grünbachs, in Klaus, Ratzen⸗
berg und Lanzing, gewährt hohes Interesse. Aus' den
hiesigen Kohlenwerken fördert Hert Miesbach über 130, 000
Centner, die Herren Reyer und Schlick über 230, 000
Centner Kohlen zu Tage. Grünbach selbst ist ein Ort von
etwa 200 Einwohnern. Gutes Gasthaus. Von Grünbach
kann man auf einem sehr angenehmen Wege die Verbindung
mit der Schneeberggegend, und sofort' mit den weiten
Ausflügen in Verbindung setzen. Von Grünbach führt be—
reits eine, von den Gewerken Reyer und Schlick bis zu
ihrem Bau in der Klaus, trefflich geführte Straße; dieß ist
der halbe Weg nach Buchberg, man legt ihn leicht in 11/2
Stunden zuruͤck. Die Fortsetzung dieser Straße von der
Klaus bis Buchberg wird im Jahre 1832 gewiß ausgeführt.
Man durchschreitet einen Wald, kommt dann an die schöne
Pfenningwiese und weiter nach Sierning und Buͤch—
berg. (Man sehe hierüber die „Ausflüge auf den Schnee⸗
berg, von der Station Ternitz.)
Wenn man statt durch das Thaͤl, über den Rücken der Wand
nach Grünbach wandern will, so schlägt man zuerst auch den
oben geschilderten Weg von Neustadt über Fischau und die
Zweierwiese nach Dreistetten ein. 2 Stunden. Von
Dreistetten dann bergan (für alle Fälle mit einem Fuͤhrer),
von der, Kirche an, uͤber die schoͤne Wiese hinter derselben,
am Waldesrande fort, über eine freie Matte auf den Berg⸗
rücken, zu den Hütteln oder Häufeln, wie sie hier der
Landmann nennt. Von Dreistetten bis zu den Hütteln 2
Stunden. Hier verbinden sich auch die Wege, welche von
Meiersdorf und von Stolbhof herauf auf den Berg füh—
ren. Der Rücken des Berges hat etwan1 bis 11/ Stunde
Breite (von Ost nach West) und über 3 Stunden Laͤnge (von
Nord nach Süd). Interessante Punkte: das Jägerhaus
(won den Hütteln 1 Stunde), der breite Stein, auch die
kleine Kanzel genannt, (vom Jaͤgerhause 1. Stunde) pracht⸗
vplle Aussicht hinab in das Wiesenbachthal und das Waid—
gewühle der westlichen Gebirge. — Von der kleinen zur
großen Kanzel 54 Stunde“ Dann hinab nach Grüͤn—⸗
62
bach 1 Stunde. Die Wand ist auch überreich an Höhlen.
Man kennt bereits mehr als 20 derselben. Die nennenswer—
thesten sind: das Gypsloch und das Windloch, nahe am
Wieser'schen Hause, dem ersten der Häͤuseln an der Wand.
Die Leitergrabenhöhle. Die Völlerin, in der Nähe
von Meversdorf u. anm.
Zwei fernere Wege von Neustadt nach Grünbach und
von dort nach Buchberg sind folgende:
a. Von Neustadt uͤber Weikersdorf nach Winzendorf (f.
oben) 2 Stunden. Von Winzendorf nach Willendorf und
Rothengrub 1 Stunde. Von Rothengrub vorüber am
Kirchbühel nach Grünbach 11 Stunde die Pfarrkirche
auf dem Kirchbühel gewährt, ein schönes Bild. Sie ward
1783 an der Stelle einer Marienkapelle, Maria am Kirchbühel
genannt, erbaut. Einst Eigenthum der vom Kaiser Friedrich IV.
gestifteten Georgen-Ritter, kam die Kirche dann an die Je⸗
suiten, und 1808 an das Cistercienser-Kloster in Neustadt.
b. Von Neustadt auf dem eben beschriebenen Wege bis
Willendorf 3 Stunden, dann / Stunde nach Wirflach,
woselbst eine herrliche altdeutsche Pfarrkirche zu Unserer lieben
Frau (erbaut im 18. Jahrhundert), dann durch die roman⸗
tische Felsenklause: zu Unserer lieben Frauen Tritt, so ge⸗
nannt von einer Sage, daß die heilige Familie auf der Flucht
nach Egypten hier gerastet, und eine Fußtapfe der Madonna
dem Fels eingedrückt geblieben, an der prachtvollen aber schwer
zugaͤngigen Burgruine Schrottenstein vorüber nach Grün⸗
bach. Von Wirflach 1 Stunde in die Klause, von dort 1
Stunde nach Gruüͤ nbach.
Von Wirflach führt auch ein Weg über den Ketten—
loisberg in 3 Stunden hinuüber in das Thal der Sierning,
nach Stuͤchsenstein, auf die Straße, welche von Ternutz
herein in das Buchbergerthal zieht, womit auch die Verbin
dung mit der Schneeberger Gegend hergestellt werden kann
Die Verbindung mit den früher angezeigten Routen der Gut⸗
tensteiner- und Pottensteinerstraße laͤßt sich von Dreistetten
aus herstellen, von wo man in 1/ Stunde nach der Burg
Stahre mberg gelangt, und von boͤrt wieder in 2 Stunde
63
in das Thal des kalten Ganges, nach Ober- oder Unter⸗
Piesting. (S. oben)
Sowohl von dem Stationsplatze St. Aegyd, als von
jenem in Neunkirchen, fuͤhren Feldwege in üllen Richtun—
gen über die Haide, sowohl zu Verbindung mit den östlichen
als mit den westlichen Gebirgen. So von St. Aegyd in
einer halben Stunde hinüber nach Schwarzau än der
Aspangerstraße, zwischen Neustadi und Sebenstein. In
Schwarzau Graͤflich Wurmbrand'sches Schloß (von Fischer
von Erbach erbaut) und Park. Von Schwarzau nach Se—
benstein 1 Stündchen.
Von Neunkirchen erwaͤhne ich des Weges über Stra ß⸗
hof, mit einer sehenswerthen Kirche, 110. Stunde, dann
nach Hasbach 1 Stunde, von dort nach Steyers beng i/
Stunde. In Has bach die Familiengruft der Grafen Wurm
brand. Steyersberg, eine der ungekanntesten und doch eine
der schönsten und sehenswerthesten alten Burgen in Oesterreich.
Zum Theile noch bewohnt. Gräflich Wurmbrandisch, aber
in Pacht gegeben. Von Steyersberg 11/2 Stunde nach Kra—
nichberg, womit die Verbindung mit den früher angedeute⸗
ten Ausflügen ostsüdlich von Neustadt hergeftellt ist.
Von Neunkirchen führt auch die Fahrstraße uͤber St.
Peter und Ternitz nach Buchberg. (leber das Nähere
dieses Weges sehe maͤn die unmutelbatr hier folgende Andeu—
tung desselben vom Stationsplatze Ternitz aus
Ausflug nach Buchberg und auf den
Schneeberg.
Auf der Station Ternitz ist der Auslaufspunkt der
Excursion nach Buchberg. In diesem Stationsplatze über⸗
setzt die Bahn im Horizonte den Fahrweg, welcher von Neun⸗
kirchen herein nach Buchberg führt. Mau wandert bon Neun⸗
kirchen an der malerisch auf ihrem Waldhügel gelegenen Ka—
pelle zu St. Peter voruͤber nach Ternitz ein Stündchen.
Gußstaͤhl-Fabrik der Herren M. Millers Söhne, eines
der ausgezeichnetsten Etablissements dieser Art. — Von Ter⸗
64
nitz aus betritt man unmittelbar am Stationsplatze diese
Fahrstraße, welcher man nun bis Buchberg folgt. Als Fahr—
straße ist der Weg sehr schlecht. Für den Fußgeher bietet
die schöne Gegend hohen Genuß. In kaum i/, Stunde er—
reicht man St. Johann, dann in dem schönen Thale, von
der Sierning durchrauscht, die Abhänge des Gahnß zur
Linken, jene des Kettenhois zur Rechten, an der pittores—
ken Kirchenruine St. Pankraz vorüber, nach Sieding, von
St. Johann hieher 1 starke Stunde. Schöne Felspartien
des Gefing, in welchem auch eine Hoͤhle: das Heisser—
loch sich befindet. In wenig Minuten ist man von Sieding
in Stüchsenstein. Herrliche Hoyos'sche Felsenburg, theils
Ruine, theils noch bewohnt. Sie liegt auf einem Klippen⸗
stock des Asandberges, 164 Fuß über dem Thalboden (1330
Fuß Seehöhe). Herrliche, parkähnlich gehaltene Waldpartien
um das Schloß. Besonders prachtvolle uralte Buchen. Von
hier in einer Stunde nach dem Edenhof, abermals in einer
Stunde von dort nach Buchberg, in dem schoͤnsten Alpen⸗
thale des Kronlandes. Es liegt 2013 Fuß über dem Meere.
Der Schneeberg erhebt sich noch fünftehalbtausend Fuß über
dem Thalboden (der höchste Gipfel 6366 Fuß Seehoͤhe). Im
Thale zerstreut liegen außer Buchberg noch sieben kleine
Ortschaften und zerstreute Höfe. Buchberg zählt 40 Häuser
mit etwa 380 Einwohnern. Alte Pfarrkirche zu St. Veit.
Dicht daran die Ruine der alten Veste Buchberg. Zwei Gast⸗
höfe, aber beide nicht sehr empfehlenswerth. Dagegen in
dem nur wenige Minuten entlegenen Orte Sierning, das
gut eingerichtete Gasthaus des Herrn Matthias Salfond,
mit freundlichem Garten und herrlicher Ansicht des Schnee—
berges. Im Pavillon auf dem Romeykogel ebenfalls
eine prachtvolle Uebersicht des Thales. Interessante Punkte:
die Allelujahhöhle 4 Stunde von Buchberg, an den
Kalkwänden des Himberges auf dem Wege von Grünbach
herüber (s. S. 6). Der Wasserfall des Sebastianbaches
(auch von der hohen Mamau-Wiese, welcher er entstroͤmt, das
Mamauwasser genannt), 11/, Stunde von Buchberg. Das
Wasser stürzt in drei Abtheilungen 130 Fuß hoch herab. Der
65
Zugang zu dem Wasserfalle ist höchst pittoresk. Ein Spazier⸗
gang nach dem Schnee bergdörfel und dann den Runen
Lo senheim 1-2IN Stunben.
Aus dem Buchbergerthale führt ein steiler, aber sehr
lohnender Weg, reich an herrlichen Waldpartien und groß⸗
artigen Gebirgsansichlen über den Oelfe r, in 324 Stunden
nach Guttenstein hinüber, auf welche Weise die Verbindung
der Buchberger Gegend mit allen früher geschilderten Ausflügen
herzustellen ist. Der Uebergangspuntt des Ouile hat 4062 Fuß
Seehöhe.
Auch kann man von Buchberg über den Haltbauerhof
2 Stunde, dann am Schober bauer vorüber 1 Stunde,
und über den Schober 125 Stunde und durch das Klosst er⸗
thal auch 124 Stunde, also auf diesen Wege in 428
Stunden nach Guttenstein gelangen.
Einen dritten Weg von Buchberg kann man einschlagen,
an dem eben erwähnten Wasserfall des Sebastianbaches
11/ Stunde, vom Wasserfalle auf die Mamauwie'se
Stunde, dann durch den Walde nid die Schlucht des
Nesselgrabens zum Deibelhof und durch das Klosterthal
nach Guttenstein 21/. Stunden.
Auf den Schneeberg führen Wege im Norden, im Osten,
im Süden und Westen des Berges. Die besuchtesten sind
jene von Buchberg aus (östlich der beste Weg) und vom
Thalhofe naͤchst Reichenau (im Süden). Außerdem kann
man den Schneeberg ersteigen, von Guttenstein herüber, von
Gischei d im Klosterthale nus (im Norden), vom Höhbauer
lebenfalls im Norden), vom Höllenthal aus, von der Sin—
gerinn (im Westen) und vom Ka iserbrunnen (im Sü—
den). — Die Andeutungen über alle diese Wege findet man
in derzweitenSeklion, Station Payerb ach, Ausflüge
nach Reiche nau und in das Höllenthal. Hier gebe ich
somit nur die Daten zur Ersteigung des Berges von Bu ch⸗
berg aus.
Von Buchberg an den Eingang des Hengstthales
5
66
Stunde, dann durch das Hengstthal bis an den Schluß und
endlich rechts aufwärts auf den Heng st, am Gruͤnstein
vorüber, zu der schönen Alpenwiese, auf welcher das kalte
Wassser, eine köstliche Alpenquelle, entspringt, 21/2 Stunden.
Dann aufwärts über die Wiese bis zur Einsattlung, welche
auch den Namen Sattel traͤgt. Auf dem Steig über den
Rücken, genannt die Schneide, über drei Rasenplätze. Auf
dem dritten, an einem alten Lerchenbaum lenkt der Steig ein,
zu dem Alpenhause des Holzmeisters Georg Baumgartner.
Diese Refüge, in welcher die Schneebergbesteiger gute Unter⸗
kunft, Bewirthung und Zuflucht bei schlechtem Wetter finden,
der allgemeine Rast- und Sammelplatz Aller, welche von
Buchberg, von Reichenau, oder von Kaiserbrunnen den
Schneeberg ersteigen, ward von Baumgartner 1839 erbaut.
In der Katharinennacht 1850 ward das gastliche Gehöft durch
Brandlegung ein Raub der Flammen, aber doch schon 1851
wieder so weit hergestellt, um Reisende aufzunehmen. Das
Haus liegt am Fuße des Waxriegels. Vom kalten Wasser
bis zum Baumgartner 1 Stunde, vom Baumgartner auf den
Luch s boden 1 Stunde. Zwischen der Baracke, welche hier
für den Hirten der Ochsenheerden steht, und dem Warriegel
zieht der Steig bergan auf den Ochsen boden 4 Stunde.
Der Ochsenboden ist eine Weide für etwa 300 Ochsen und
Pferde. Man befindet sich schon in der Region der eigent⸗
lichen Alpenwelt. Es ist hier feierlich stille; der weite Raum
ist ganz baum- und strauchlos. Nur Flechten, Moose (be⸗
sonders der sogenannte Kramperlthee (Lychen islandicus),
und Alpenblumen, darunter besonders herrliche Gentianen
bedecken ihn. Ringsum erheben sich noch die Felsmassen der
—
ziehen sich von ihnen herab bis auf den Ochsenboden. Unfern
der Hütte des Ochsenhirten schmilzt in einer tiefen Schlucht
der Schnee selbst in den heißesten Sommern nie. — Vom
Ochsenboden entweder an die Bockgrube und über den König—
stieg auf den Gipfel, oder, wenn man die Schwindellosigkeit
67
nicht besitzt, welche dieser Steig in Anspruch nimmt, vom
Ochsenboden gegen die Schütt, über den Gemsw echsel,
zum Kaiseer stein (einem auf dem zweiten Gipfel des Schnee—
berges von Graf Hoyos errichteten Denkmale zur Erinnerung,
daß Kaiser Franz 1805 den Berg erstiegen) Vom Ochsen⸗
boden herauf 1 Stunde —Der höchste Gipfel des Berges
heißt Alpengipfel und hat 6566 Fuß Seehöhe. — Die all—⸗
mälige Höhe, welche man auf dieser Rom— vereinigt, stellt
sich folgendergestalt dar:
Buchberg (am Pfarrhofe): 1794 Fuß, am Schlusse des
Hengstthales: 2202 Fuß, auf dem Hengst: 3279 Fuß, am
kalten Wasser 3738 Fuß. Am Saͤttel: 4144 Fuß, am
Baumgartnerhau — V
Fuß, am Kaiserstein: 6499 Fuß, am Alpengipfel?
6566 Fuß. Die Aussicht vom Gipfel ist imposant. Im
Norden weit über das flache Land, über die Donau, bis gegen
Mähren und Böhmen, im Süden über das Meer von Ge—
birgen der norischen Alpenkette, im Osten hinab gegen Un—
garn, im Westen bis an die salzburg'schen Gebirge.
Zwei andere Wege von Buchberg auf den Schneeberg
müssen hier auch noch angedeutet werden:
a) Von Buchberg zum Schneebergdörfel: 12.
Stunde, von dort zum Kaltenwassersattel: 1 Stun⸗
den, von dort zum Baumgartner: 1 Stunde, dann auf
dem eben beschriebenen Weg auf den Gipfel 22/. Stunden.
b Von Buch berg zum Wasserfall des Sebastiansbaches:
a/ Stunde, dann auf die Mamauwiese: 1 Stuude,
dann auf die Trenkwiese: 155 Stunde, zur Frohn—
bachwand: 114, Stunde, auf den Gipfel 1 Stunde. Beide
Wege sind lohnend durch hohe Naturschönheit, aber etwas
anstrengender als der erstbeschliebene
5*
68
Ausflug nach Prügglitz und über St. Christoph
nach Payerbach.
Auf der Bahn selbst ziehen auf dem letzten Theile der
Fahrt von Ternitz bis Gloggnitz zwei mächtige Fabriks—
gebäude, mit schönen Anlagen umgeben, den Blick an sich,
beide zur Rechten der Bahn. Das erste: an der Station
Pottschach ist die Spinnfabrik des Herrn Bräunlich aus
Neustadt; das andere: dicht vor dem Gloggnitzer Bahnhofe
ist die Spinnfabrik des Herrn Erdl aus Wien. Zwischen
beiden liegt das schöne Stuppach, ein fürstlich Liechteinstein'⸗
sches Schlößchen, mit freundlichen, üppig grünenden Park—
anlagen. Von Stuppach aus wäre eigentlich der Ausflug
nach Prügglitz anzutreten; da aber Stuppach kein Srations—
platz ist und der Train hier nicht anhält, so muß man in
Pottschach absteigen und die kleine Strecke hinüber wandeln
nach Stuppach, dann durch den Stuppachgraben, ein
freundliches Waldthal, nach Prügglitz 1 Stunde. In—
teressante alte Pfarrkirche; sehenswerth der alte Kelch und
eine herrliche Monstranz vom Jahre 1509. Hier waͤr der
alte witzige Wigand von Theben, auch unter dem
Namen der Pfaff vom Kahlen berg bekannt, weil er
früher (1340) Pfarrer im Kahlenbergerdorf gewesen, Pfarr⸗
herr, und die Sage geht, er sei auch hier begraben. Von
Prügglitz führt ein sehr angenehmer Weg hinüber nach St.
Christoph. Freundliches Schlößchen mit Parkanlagen und
der uralten Kapelle zu St. Christoph. Auf der Anhoͤhe rück—
wärts des Thales ein zweites Schlößchen in herrlicher Lage,
seit einigen Jahren von der Frau Gräfin Louise Alinasy be—
wohnt, und zu einem der freundlichsten Landsitze geschmackvoll
eingerichtet. Von St. Christoph führt wieder der Fahrweg
hinaus in das Schwarzathal, nach Schlögl mühl, auf die
Straße, welche von Gloggnitz nach Reichenau führt, und an
die k. k. Staatseisenbahn, welche neben der Straße eben da—
hin zieht. Von hier kann man nun entweder zurück nach
99
Gloggnittz (1 Stunde), oder vorwärts nach Payerbach,
zu dem Stationsplatze der k. k. Staats-Eisenbahn, oder
weiter nach Re ichena u. Im letztern Falle kann man von
St. Christoph einen andern, sehr lohnenden Weg einschlagen,
naͤmlich gerade an der, jenem Abhange, an welchem man von
Prügglitz kommend herabstieg, gerade gegenüber sich erhe—
benden Berglehne, durch den Wald, über den Grillenberg
und die Geyerhöfe gerade auf den Stationsplatz Payer⸗
bach; von St. Christoph hierher 12/5 Stunde. — Ueber
Payerbach, Reichenau und so weiter, sehe man Sektion
II. Noch erwähne ich schließlich, daß auch von Prügglitz ein
Weg auf den Schmeeberg führt, und zwar über den Gahnß.
Von Prügglitz über die Gahns leiten 1 Stunde, dann über
die Bodenwiese zum Alpeleck 1Stunde, und von dort
zum Baumgartnerhause auch 1 Stunde. Den weitern
Weg vom Baumgartner auf den Gipfel sehe man oben, bei
Anzeige der Ersteigung des Berges von Buchberg aus. Ueber
die ferneren Wege auf den Gahnß sehe man Sektion II,
Ausflüge von Re iche nau oder Payerbach. — Mit den
Gegenden der früher angezeigten Ausflüge nach Buchberg,
Guttensteinu. s. w. ist von Prügglitz die Verbindung
herzustellen, wenn man von Prügglitz über Vöstenhof nach
St. Johann, an der Straße von Ternitz über Stüchsenstein
nach Buchberg geht, 2 Stunden.
Auch könnte man von Prügglitz über Stuppach
und die Schwarza übersetzend, in 1142 Stunde auf die große
Poststraße, außerhalb Gloggnitz, bei Wörth gelangen, von
wo man die Rückkehr oder Fortsetzung der Wanderung in
allen Richtungen einschlagen kann.
Zweite Sektion.
Von Gloggnitz bis Mürzznschlag.
Die Straße über den Semmering. Von Gloggnitz
über Schottwien.
Der Straßenzug über den Semmering ward bereits in den
Zeiten der Kreuzzüge eröffnet und bei den Pilgerfahrten nach
Palästina häufig betreten. Darum stiftete Markgraf Ottokat
VI. von Traungau und Steyer schon 1166 ein Hospiz am
Wege für die Pilger, das heutige Spistal. Kaiser Karl VI.,
welcher die Wichtigkeit dieses Straßenzuges erkannte, ließ eine
neue Straße über den Semmering erbauen, welche 1727 voll⸗
endet war und durch das noch stehende, von den Staͤnden
Steyermarks errichtete Denkmal, an dem Gränzpunkte zwischen
Oesterreich und Steyermark einen bezeichnenden Ausdruck des
Völkerdankes dafür zeigt. Die Straße bestand über 100
Jahre und ward erst 1841 durch die jetzige prachtvolle neue
Straße ersetzt. Sie wurde nach den, zufolge Allerhöchsten
Entschlusses vom 11. December 1837 von der k. k. Straßen⸗
bau-Direktion entworfenen Plaͤnen, durch Herrn F. Talla⸗
hini ausgeführt, welcher durch mehrere großartige Straßen⸗
bauten in Italien und Tyrol, an der Nord-Eisenbahn und
den k. k. Stats-Eisenbahnen rühmlichst bekannt ist. — Auch
diese Straße über den Semmering darf zu den schönsten Kunst
straßen der Monarchie gezählt werden. Sie beginnt am Ein—
gange des Marktes Schottwien und endet an der steyerischen
Seite bei Steinhaus. Von den 8300 Klaftern ihrer Laͤnge
71
entfallen 5000 auf die österreichische, 3300 auf die steyrische
Seite. Das Gefälle ist nur 253 ZSoll pr. Klafter, so daß
man ohne Radschuh bergab und im Trabe bergan fahren kann.
In der ganzen Linie ist die Straße 50 40 (34 Fuß), bei den
—00— nach
Nothwendigkcit. Bei den großen Wendungen, deren man bis
an die Einfattlung des Uebergangspunktes sieben zählt, er—
weitert sich die Straße selbst bis zu 100 (60 Fuß) so, daß
der Durchmesser der ganzen Wendung von einem Rand der
Straße bis zum andern 270 mißt. Das interessanteste Bau⸗
werk auf dem Straßenzuge ist die Mör tenbrücke in kühner
Bogenstellung über den wilden Mörtengraben geworfen. Die
Höhe des Brückenbogens ist 622/3 Fuß, die Spannung des
Bogens 72 Fuß. So wie diese Brücke der Glanzpunkt dieses
Siraßenbaues ist, so gewährt hier auch die Umgebung der
Straße das großartigste Bild. Düstere Waldhöhen, groß—
artige Schluchten und Felsgebilde zeigen sich ringsum, über⸗
ragt im Norden von den, mit Schneelagern bedeckten Zinnen
des Schneeberges und der Raxalpe. In terrassenförmig sich
uͤbereinander emporschwingenden Windungen der Straße ge—
langt man zu dem Einsattlungspunkte (nach meinen Berech⸗
nungen 524 Klafter; nach Andern 5112519 Klafter), über
dem Meere. Auf dem Plateau der Einsattlung ziehen die
alle und die neue Straße neben einander hin. Zum Theil
ist die erstere sogar noch befahren, da sie näher ist, doch ver⸗
faͤllt sie, je laͤnger je mehr. Auf diesem Plateau steht an der
alten Straße das oben erwähnte Monument, und zwischen
der alten und neuen Straße das Gasthaus „ßZum Erz—
herzog Johann,“ durch den jetzigen Wirth, sehr
gut eingerichtet und verwaltet. — Die Absenkung der
Straße gegen die steyrische Seite hin ist viel geringer, als
jene an der österreichischen. Schottwien liegt bereits 1887
Fuß (3060) über dem Meere. Der Einsattlungspunkt ist
aͤlso noch über 1300 Fuß über Schottwien erhaben. Dagegen
liegt Mürzzuschlag 2100 Fuß über dem Meere (350),
72
mithin nur um 1040 Fuß niederer als die Einsattlungen.
Wer nun von Gloggnitz den Weg über diese Straße ein⸗
schlägt, statt die Weiterbeförderung auf der Eisenbahn zu
wählen, der wandert zuerst vom Bahnhofe über die schöne
Brücke über die Schwarza nach dem Markte Gloggnitz in
wenigen Minuten. Gloggnitz ist ein lebhafter Markt von
mehr als 80 Häusern mit etwa 600 Bewohnern. Schönes
hochgelegenes Schloß, einst Benediktiner-Probstei, gestiftet im
eilften Jahrhundert vom Kloster Vormbach in Baiern, 1803
aufgehoben, 1825 von dem Großhändler Ritter von Waynga
erkauft, jetzt im Besitze seiner Erben, der Familie Weitlof.
Im Schloßhofe die fehenswerthe Pfarrkirche. Gartenanlagen.
Im Orte die uralte Nebenkirche zu St. Othmar. Mehrere
Gasthöfe: zum Alpenhorn, dann jenes des Herrn Was—
huber, mit Kaffeehaus; Herr Washuber besorgt auch die
sehr gut eingerichtete Restauration am Bahnhofe in Glogg⸗
nitz, unstreitig die, beste von Gloggnitz bis Laibach, denn
dieser Gegenstand ist längs der ganzen Linie der Staais-
Eisenbahn auf das Ungenügendste gestaltet Ganz in der
Näaähe von Gloggnitz der interessante, wichtige Steinkohlen⸗
bau des Hrn. A. Miesbach zu H ar t (jährlich über 120,000
Zentner). Man folgt dem Zuge der großen italienischen
Poststraße durch den ganzen Markt. Am Ende desselben
wendet sie sich links hinaus, waͤhrend rechtsab die Seitenstraße
über Schlöglmühl und Payerbach nach Reichenau einlentt.
Wir werden später über diese sprechen.
Ausflug nach Wartenstein.
Die italienische Straße führt durch ein schönes weites
Thal in 4 Stunde nach Weißenb ach. Hier stehen wir
am Auslaufspunkte eines interessanten Ausfluges. Links ab
oöffnet sich ein Fahrweg zur hochgelegenen, weit ins Thal
schimmernden Burg Wartenstein.“ Sie liegt 800 Fuß
über dem Thal. Wir steigen eine starke halbe Stunde hinan.
73
Ein Theil der alten, im 12. Jahrhundert erbauten, seit 1729
dem Grafen von Stella-Caraccioli gehörig, liegt seit dem 17.
Jahrhundert in Ruinen. Ein Theil der Burg aber ist er—
halten und von der Herrschaft, dem Amtspersonale u. s. w
bewohnt; herrliche Lage.
Ich habe bereits in der ersten Sektion (Ausflug von
Neustadt nach Feistritz, Kirchberg und der Hermannshöhle)
die Verbindung jener Gegenden mit Wartenstein angezeigt.
Ich erwähne nur hier der ferneren Verbindung Wartensteins
sowohl mit den Ausflügen vor wärts (gegen den Semmering),
als rückwärts (gegen Kranichberg). Von Wartenstein
führen schöne Feldwege in 1Stunde hinüber nach Masri a—
Schutz am Semmering. (Man sehe hierüber unten). Von
Wartenstein nach Kranichberg gelangt man über Raach
in 2 kleinen Stunden. Kranichberg ist eine stattliche noch
bewohnte Burg, erbaut von den Rittern von Kranichberg im
11. Jahrhundert, jetzt Eigenthum des Erzbisthums Wien.
Das Schloß liegt auf dem hohen Plateau, umgeben von
einem Theile des gleichnamigen Dorfes, dessen übrige Häuser
(im Ganzen 156, mit etwa 1200 Bewohnern) an den Höhen
zerstreut erbaut sind. Appartement des Erzbischofs. Woh—
nungen der Beamten. Schloßkapelle Interessante Gemälde—
sammlung. Oekonomie-Etablissements. Brauhaus. — Von
Kranichberg über die Rooms hinab nach Kirchberg 124
Stunde, oder hinab auf die Poststraße nach Gloggnitz auch
12/2 Stunde, womit die Verbindung nach allen Punkten der
in der ersten Sektion geschilderten Ausflüge hergestellt werden
kann. — Wir nehmen an, daß man von Wartenstein wieder
hinab nach Weißenbach auf die große Straße eingekehrt
sei und den Weg auf derselben nach Schottwien fortsetze.
Da gelangen wir zuerst nach Au mit den großen Gebäuden
der Spinnfabrik des Herrn Hainisch in Neustadt (von
Weißenbach dahin 2.. Stunde), dann nach Schottwien,
auch 1/. Stunde.
74
Schottwien und Ausflug in den Allitzgraben.
Veste Clam.
Auf dem ganzen Wege von Gloggnitz bis Schottwien
sehen wir zur Rechten, hoch durch die Waldhöhen des Eich—
berges, die kühn geführte Trace der Eisenbahn hinüber ziehen
nach Clam, welche herrliche Burg wie ein Adlernest auf un⸗
ersteiglich scheinender Felswand am Eingange von Schottwien
liegt. Der Markt Schottwien selbst hat über 60 Häuser mit
mehr als 500 Einwohnern. Am 18. October 1846 zerstörte
eine Feuersbrunst 31 Häuser ganz, 16 zum Theil. Jeßt ist
es schöner als vorher wieder erbaut. Besonders ist die uralie
Pfarrkirche zu St. Veit (in welcher die Erbgruft der 1827
ausgestorbenen gräflich Walsegg'schen Familie) sehr schön er—
baut. Die Lage des Marktes ist höchst malerisch. Der
Kroisbach, vereint mit dem Göstritzbach, durchströmt den Ort,
der aus einer einzigen Straße besteht. Bei der Vollendung
der neuen Straße über den Semmering ist aber der Bach mü
einem Quadernkanale überwölbt. Im Markte mehrere Gast—⸗
höfe, das beste das Postwirthshaus, dann jenes zur Krone
u. a. m. Am Eingange des Marktes (von Gloggnitz her)
öffnet sich rechts die Seitenstraße in den „Atlitzg ra ben,“
eine Partie, welche schon früher durch ihre romantische Na⸗
tur vielgerühmt gewesen, jetzt aber, wo inmitten durch ihre
Fels- und Waldwildnisse die Eisenbahn geführt worden, einer
der merkwürdigsten Punkte der Monarchie geworden ist. Wir
werden bei Schilderung der Eisenbahn nochmal auf den At—
litzgraben zurückkommen, müssen aber hier noch das Detail
für jene Wanderer geben, welche ihn zu Fuße auf der Straße
betreten. Gleich beim Eingange von Schottwien herein steht
die Mühle der Witwe Waisnix, mit welcher auch ein gutes,
jetzt einem Italiener in Pacht gegebenes Gasthaus verbunden
ist. (Schild zum Wasserfall.) Der Weg durch den Allitz-
graben ist auch Fahrstraße durch seine ganze Länge hin. Man
gelangt in . Stunde von dem Gasthause „zum Wasserfall“
75
an das Jaägerhaus. Von dort erhebt sich rechts ein Fahrweg
aufwaͤrts zur Eisenbahn und zur Burg Elam. Von diesem
Fahrwege lenken auch abermals rechts Fußsteige zur Veste
hinan, welche steil, aber näher als der Fahrweg hinanführen.
Auf dem Plateau des Heubachkogels, welcher in senkrechten
Abstürzen, in riesigen Klippen gegen den Altlitzgraben abfaͤllt,
liegt die Veste Clam, eine der prachtvollsten Burgruinen
Deutschlands, und vor ihr das Pfarrdorf Clam. Die Pfarr⸗
kirche von 1511. Die Burg ward nach dem Aussterben der
Ritter von Clam landesfürstlich, ging dann an wechselnde
Besitzer, und nach dem Aussterben der Grafen von Walsegg
im Jahre 1828 an die Fürsten von Liechtenstein über. Die Burg
war noch bis zum Jahre 1801 bewohnt, wo sie, durch einen
Blitzstrahl in Brand gesetzt, zur Ruine ward. Der verewigte
Fürst Johann ließ Mehreres restauriren, die Kapelle reinigen,
ein paar Zimmer herstellen, Treppen und Gänge zur Ver—
bindung der verschiedenen Theile der Ruine erbauen. Auch
schuf er herrliche Anlagen im Atlitzgraben: diese letzteren wur⸗
den allmälig vernachlaässigt und sind jetzt ganz aufgelassen.
Die Burgruine selbst aber ward zugängig erhalten. Der
Eingang ist mit einem Gitter verschlossen, zu welchem man
den Schlüssel in dem vor der Burg liegenden Schulhause
erhält. Niemand versäume die Besichtigung dieser herrlichen
Ruine und die Ersteigung ihres Wartthurms. — Dicht hinter
der Burg Cham zieht die Eisenbahn durch einen Tunnel,
und unfern davon liegt der Stationsplatz Clam. Somit
ist auf diese Weise die Verbindung mit der Bahn für die
Fußgänger aus dem Allitzgraben zu bewerkstelligen. Wer fich
nicht der Bahn zum Rückwege oder zur Weiterreise bedienen
will, geht hinter der Burg über den Tunnel weiter, jenseits
bergan, dann immer längs der Bahn, bald neben, bald über
derselben, bis zur schon lange sichtbaren Kapelle auf der
Schneide des Bergrückens, der den Atlitzgraben vom Reichen⸗
auer Thale scheidet. Von der Burg Clam bis zu dieser
Kapelle eine kleine 14 Stunde, dann jenseits hinab nach
76
Payerbach in 11/4 Stunde und in weiterer 1/ Stunde
nach Reichenanu, oder in 11/. Stunde über Schlöglmühl
hinaus nach Gloggnitz.
Wir kehren in den tlitzgraben zuruck, um den Wanderer
dort weiter zu geleiten. Wer die Burg Klam unbesichtigt
lassen will, der geht am Jaͤgerhause (wo, wie vorhin erwähnt,
der Weg rechts aufwärts zur Burg führt) vorüber, geradeaus
weiter. Ich bemerke noch, daß an Jaͤgerhause eine kleine
Gastwirthschaft hergerichtet ist Der Weg führt im steten
Wechsel grandioser Felsscenerien bis gegen die Weinzettelwand,
da hier die alte Straße durch die Felsensprengungen zum Baue
der eben durch die Weinzettelwand führenden Eisenbahn ver⸗
schüttet ist, in neuer Richtung links ab, und in einer großen
Krümmung dann wieder zurück zu dem Gasthause zum Spieß.
Von dort weiter wandernd gegen die Thalgegend gelangen wir, die
Bollerswan dzur Rechten, an die „kalte Rinne“, wo der
größte der Viadukte der Bahn über das Thal geworfen ist. Wir
wanderten vom Eingange des Atlitzgrabens bis zum Spießwirths⸗
hause wohl 114 Stunde, dann 14 Stunde zur kalten Rinne.
Hier ist die Baukolonie des Herrn Tallachini angelegt, und Alles
wimmelt ringums von fleißigen Aubeilern. Eine fahrbare
Straße führt rechts hinan zur Eisenbahn auf den Viadukt
und zu dem Tunnel der Bollerswand. (Man sehe hierüber
die Schilderung der Eisenbahn.) Wir gehen unter dem Via—
dukte durch, bis an das Ende des Thales und steigen dort,
der Straße folgend, hinan zum Gehöfte des Ortbaners,
und dann jenseits hinab in die Prein (von der kalten Rinne zum
Ortbauer Stunde, von dort 1 Stunde hinab in das Thal
der Prein). Ich bemerke auch, daß unmittelbar vor der
Erhebung des Berges zum Ortbauer, am Schlusse der
kalten Rinne, links an der Kohlstaätte ein Seitenweg sich
öffnet, auf welchem dann rechts aufsteigend zum Falken—
stein loch, einer höchst intereffanten aber schwer zugängigen
Höhle, auch ein Waldweg auf das Plateau, zum Ort—⸗
bauerhof hinausführt.
77
Verbindung mit Reichenau und Prein. Weg
nach Mariazell.
Von dem Punkte, wo man vom Ortbauer herab auf die
Straße hinaustritt, am Jägerhause, außerhalb des Dorfes
Prein, kann man dann entweder rechts (ostlich) in 124 Stunde
über Edlach nach Reichenau und von dort in 124 Stunde nach
Payerbach an den Stationsplatz der Eisenbahn gehen, oder
links (westlich) durch das Dorf Prein, über das Gschaid,
und durch dasRaxenthal nach Kapellen auf die Fahr—
straße gelangen, welche von Mürzzuschlag herein über Kapellen,
Neuberg, Mürzsteg und das Niederalpl nach Mariazell führt.
Man geht vom Ortbauer in die Prein hinab 1 Stunde, über
das Dorf Prein an das Gschaid 1 Stunde, über das Gschaid
1 Stunde, bis zum Raxenwirthshause 1244 Stunde, vom
Raxenwirthshause nach Kapellen 1 Stunde, von Kapellen nach
Neuberg 1 Stunde, von Neuberg nach Mürzsteg 21/. Stun—
den, von Mürzsteg über das Niederalpl 2 Stunden, nach
Wegscheid 2 Stunden und von Wegscheid nach Mariazell
z starke Stunden. Das Detail des Weges von Kapellen bis
Mariazell sehe man unten in der Sektion III: Ausflug von
Mürzzuschlag nach Mariazell.
20
53
Fortsetzung des Weges über den Semmering.
Maria-⸗Schutz und Sonnenwendstein.
Nach der Schilderung des Ausfluges in den Allitzgraben
und dessen Verbindungen kehren wir wieder zu der Sielle zu—
rück, wo wir denselben angetreten, um die Wanderung auf
der Straße über den Semmering nach Mürzzuschlag fortzu—
setzen. Wir durchschreiten, statt rechts in den Allitzgraben
einzulenken, gerade den Markt und erheben uns jenseits des⸗
selben unmittelbar auf der bergan ziehenden Straße auf den
Semmering. Freundlich blickt uns von der Anhöhe die Kirche
von Maria-Schutz entgegen, hinter welcher sich der hohe
Göstritz (auch Sonnenwendstein genannt) 4818 Fuß hoch
erhebt. — An der dritten Wendung der Straße oͤffnet sich
links derselben der sehr kenntliche, mit einigen rohen Antritts—
stufen versehene Fußsteig zur Kirche hinan, welche man von
hier in einer Viertelstunde erreicht. Auch führt unmittelbar
vom Ausgange des Marktes, die alte und neue Straße quer
durchschneidend, ein Steig bis an diesen Punkt hinauf. Die
jetzige Kirche ward im Jahre 1728 durch den Grafen Joseph
Julius von Walsegg erbaut, statt einer kleinen Kapelle, welche
ex voto wegen der 1722 in Schottwien wüthenden Pest der
damalige Pfarrer Herr Reinthaler über dem seit undenklichen
Zeiten dort an einer Bergquelle gestandenen Madonnenbilde
erbaut hatte. Graf Walsegg leitete selbst den Bau und trat
auch in den geistlichen Stand. Seit 1784 ist die Kirche
selbstständige Pfarre. — Sie ist schön und geraͤumig. Am
Hochaltare das Gnadenbild, Ziel zahlreichet Wallfahrten.
Hinter dem Altare sprudelt die Alpenquelle, welcher der from⸗
me Glaube Heilkraft in Augenschwäche und Erblindung bei—
mißt. Am Seitenaltare zur Rechten ein treffliches Kreuzbild.
Auf dem Plateau vor der Kirche eine ergreifend herrliche
Aussicht. — Von hier führt, immer auf den Höhen fort, ein
Waldweg in einer Stunde hinüber nach Wartenstein (s. S. 73).
Die Ersteigung des dicht hinter der Wallfahrtskirche empor⸗
79
steigenden Gösstritz (Sonnenwendsteines) ist von der Kirche
aus wohl auf kürzestem, aber auch höchst beschwerlichem Wege
zu bewerkstelligen. Am bequemsten ersteigt man den Berg
vom Gasthofe zum Erzherzog Johann aus, auf dem Einsatt—
lungspunkte der Straße. Bei dem dortigen gefälligen Wirthe
wird man alle nöthigen Nachweisungen und Hilfsmittel zur
Ersteigung finden. Da das Gasthaus selbst schon 3164 Fuß
über dem Meere liegt, so hat man nur mehr die Höhe von
1654 Fuß auf den Gipfel des Berges zu überwinden, wel—
cher eine der herrlichsten Fernsichten des Landes gewahrt, un—
bedingt wetteifernd mit jener vom Schneeberge und der Ro⸗—
salienkapelle. Vom Markte Schottwien führt auch folgen—
der Weg auf den Gipfel: Gleich außerhalb des Marktes links
auf der alten Straße zur Gipsfabrik, dann aufwärts zu den
Knappenhäusern und neben der großen Erzriese auf den Gip⸗
fel, im Ganzen wohl 4 Stunden. Das Eisenbergwerk am
Göstritz ist seit 1640 im Betriebe. Freiherr Johann Baltha—
sar von Hoyos eröffnete es, und es ist gegenwärtig im Be—
sitze des Herrn Ritters von Wachtler. Man bricht reichlich
braunen Eisenspath mit 335350/ Eisen. Zu diefem Werke
gehören hier am Berge, sowie im Ottergraben und im
Froͤschnitzgraben, mehrere Stollen. In letzterem, nächst
Steinhaus, steht auch der zu dem Werke gehörige Hoch—
ofen. An Sonn- und Feiertagen ist das Bergwerk gesperrti;
man kann aber in der Wohnung des Hutmannes die Schlüssel
und einen Bergmann als Führer erhalten.
Nach der Andeutung dieses Abstechers führe ich die Wan—
derer weiter über die Semmeringstraße bis auf den Gipfel.
Etwas unterhalb der Einsattlung ist rechtsab der Straße,
behufs der Zufuhren für die Eisenbahn, ein Fahrweg angelegt
worden, welcher zu dem nördlichen Eingange des großen
Tunnels (s. Schilderung der Bahn) hinab und dann weiter
an der Bahn, an den Wolfsberg und zur kalten Rinne
hinüber führt. Vom Scheidepunkt auf der Höhe der Ein—⸗
satilung des Semmering senkt sich nun die Straße hinab nach
80
Steyermark. Der erste Ort, den wir auf steyrischem Boden
erreichen, ist das große Gastgehöfte Stei nhaus. Wenn
man direkt von Schottwien den Berg überschrilten hat (ohne
den Abstecher auf Maria-Schutz oder hinab zur Eisen bahn⸗
Trace), so wird man in 2 starken Stunden den Einsattlungs⸗
punkt ereicht haben. In einer starken halben Stunde kommt
man dann hinab nach Steinhaus. In einer zweiten halben
Stunde erreicht man das Spit al, einst Spital im Zerrewald
genannt, gestiftet im Namen des letzten Traugauers und ersten
Herzogs von Steyer, Ottokar, von seiner Mutter und Vor—
münderin, der Witwe Ottokars VI., im Jahre 1166, als
Hospiz für die Pilger in das heilige Land. Ottofkat zahlte
damals kaum 2 Jahre (geb. 1164). Das Hospiz war bis
in das 14. Jahrhundert viel besucht; spaäter zerfiel es, doch
deuten noch starke, weite Grundmauern auf seine einstige
Größe. Dem Hospiz dankt das Dorf seine Entstehung. Es
zählt jetzt an 5900 Einwohner. Uralte Pfarrkirche. Die
Thüre der Sakristei aus einer Räuberhöhle am Semmiering
hieher übertragen. Die Höhle Federhaus in der Taber
wand. Vom Spital nach Mürzzu schlag 2 Stunden.
Ueber Mürzzuschlag selbst sehe man Sektion II.“ „E i sen⸗
bahn von Mürzzuschlag bis Gratz.“
Als Seitenabstecher auf diesem Wege uͤnd zugleich als
Verbindung mit den Ausflügen der J. Sektion „ erwähne ich,
daß von Steinhaus sich der Weg in den Fröschnitzgraben
und über die dortigen Berge in die Ratten öffnet (s. Sek—
tion J. die Wechsel-Ersteigung). Der Weg von Steinhaus
bis in die Ratten wird wohl einen Tagemarsch in Anspruch
nehmen.
Vom Spital kann man ebenfalls in die Ratten gelan⸗
gen, und zwar vom Spital in 125 Stunde auf die Spitaler⸗
Hofalpe, von dort in 2 Stunden auf das Stuhledck (auch
Schwarzkogel genannt), 5634 Fuß hoch, mit einer der
prachtvollsten Aussichten, dann über di— Zeilinger Alpe auf
den Pfaff, 2 Stunden, und von dort entweder hinab in die
81
Ratten 2 Stunden, oder hinüber auf den Wechsel zur
Kranichberger Schwaig, 3 Stunden, und von dort in belie—
biger Richtung weiter (s. Sektion J. Wechsel-Ersteigung).
Weg von Gloggnitz nach Reichenaun.
Noch erübrigt hier, ehe ich zur Schilderung des Weges
auf der Eisenbahn übergehe, die Andeutung des Fahrweges
von Gloggnitz nach Reich enau. Wie ich oben erwähnte,
scheidet sich am Ende des Marktes Gloggnitz die Fahrstraße
nach Reichenau von der Poststraße rechts ab, und zieht erst
nördlich, bann westlich, durch das Schwarzathal hin. Man
geht zuerst am rechten Ufer der Schwarza hin, außerhalb
Schlöglmühl führt dann eine Brücke über den Fluß und
die Straͤße bleibt dann stets am linken Ufer desselben. —
Ein auch fahrbarer Seitenweg führt aber am rechten Ufer
fort bis Payer bach (wo auch eine Brücke auf das linke
Ufer führt), oder bis in das Reichenauer Thal selbst, zu dem
„Haus am Stein“ (Ganster-Hof) und bis nach Reichenau
felbst. — Nachdem man die Schwarza auf der ersterwähnten
Bruͤcke überschritten hat, bleibt nun dem Wanderer zur Rech—
ten der Straße, stets dicht an derselben, die Eisenbahn bis an
den Grillenberg, wo sie in einer großen Krümmung rechts
zieht, waͤhrend die Fahrstraße links ab, an dem Mühlhofe, der
freundlichen Besitzung der Herren Warrens vorüber, nach
Payerbach, und an diesem Dorfe vorüber, unter dem schönen
Viadukt, der von dem Eisenbahnstationsplatze Payerbach her⸗
über in das Thal und den Fluß geworfen ist, durch, dann
über die „Kirschnerbrücke“ nach Reichenau führt. An der
Kirschnerbrücke vereint sich der Pfad, welcher an dem rechten
Ufer der Schwarza hierher führt, mit der Fahrstraße, welche
dann, an der Muͤhle des Herrn Waißnix vorüber, durch Rei⸗
chenau in das Höllenthal und nach Guttenstein zieht. Schließ—
lich bemerke ich noch hier, daß von Schlöglmühl aus ein
guier Fahrweg in das Seitenthal nach St. Christ oph führt.
Der Fußgänger gelangt auf diesem Wege in einer kleinen hal⸗
6
83
ben Stunde von Schlöglmühl nach St. Christoph. Von
dort ist über Prügglittz die Verbindung mit allen Ausflü—
gen der vorigen Sektion, und über den Grillen berg und
Payerbach jene mit allen Erkursionen der II. Sektion herzu—
stellen. Ueber St. Christoph selbst, sowie über Prügglitz, sehe
man Sektion J.; „Station Pottschach, Ausflug nach Prügglitz
und St. Ehristeph.“ — Den Weg von Gloggnitz nach Rei—
chenau legt man zu Wagen in 1 Stunde, zu Fuße in starken
anderthalb Stunden leicht zurück.
Von Gloggnitz bis Mürzzuschlag.
(Die Semmeringbahn.)
Als im Beginne des gegenwärtigen Jahrhunderts Na—
poleon seine großartigen Kunststraßen über die Alpen bah⸗
nen ließ, da erregten diese Werke mit Recht die Bewunderung
der Welt. Die Straße über den Simplon ward 1800
begonnen, und 30,000 Mann waren sechs Jahre lang be⸗
schäftigt, den Riesenbau, nach den Plänen des Ingenieurs
Ceard, auszuführen. 1803 begann der Bau der Straße über
den Mont Cenis, und ward mit gleicher Austrengung in
fieben Jahren vollendet. Zwanzig Jahre lang blieb diesen im⸗
posanten Straßenzügen die Anerkennung, daß in diesem Fache
seit der Römerzeit keine ähnlichen Werke ausgeführt worden
seien.
Es war Oesterreich vorbehalten, auch auf diesem Gebiete
den ruüͤhmlichsten Sieg zu erringen. Es warf die höchste und
kühnste aller europäischen Straßen über die Alpen, namlich
jene über das Stilfser⸗ oder Wormser joch. — Um
mehr als 2000 Fuß höher ansteigend, als die bewunderten
Süunplon- und Cenisstraßen, zieht die Wormserjochstraße, mitten
durch die Schnee- und Eiswelt der Gletschermassen am Ort⸗
les, am Uebergangspunkte 8911 Fuß über dem Meere. Der
Ober⸗Jugenieur Donegoni lieferte die Pläne dieses Riesen⸗
baues, und überwachte unter Mitwirkung des Ingenieurs Do⸗
83
miniei den Bau, welchen der Paͤchter Tallacchini aus—
führte. Die Straße ward 1824 eröffnet. Obschon man des
Jahres nur vier bis fünf Monate daran arbeiten konnte, war
das Werk dennoch in vier Jahren (mit einer Arbeitszeit von
hundert Wochen) vollendet. Die Ausführung kostete von Bor⸗
mio bis auf den Uebergangspunkt 44,000 fl., von dort bis
Pradt 348,500 fl., aiso im Ganzen 797,000 fi. — (also
rirea zwei Millionen Franken, waͤhrend die Simplonstraße
sechs Jahre Zeit und einen Aufwand von 18 Millionen Fran—
fen erheischte). Oesterreich bleibt der Ruhm, das großartigste
Werk im Straßenbau der Neuzeit geschaffen zu haben.
Der Bau dieser großartigen Bahnstrecke begann unter dem
Ministerium des Freiherrn von Baumgartner, nach den Plä—
nen des Herrn Ritters von Ghega im Jahre 1848.
Mit voller Kraft konnte er jedoch erst im Jahre 1849
in Angriff genommen werden. Vie Strecke von Gloggnitz
bis Eichberg war im Sommer 1851 vollendet, die Strecke
von Eichberg bis Mürzzusschlag im Sommer 1853.
Im Oktober 1853 wurden bereits Versuchsfahrten auf der
Janzen Bahnlinie von Gloggnitz bis Mürzzuschlag gemacht.
(Die erste am 23. Oktober.) Vom November 1853 an war
die Bahn für den Frachtentransport eröffnet. Die Bearbeitung
und Legung des zweiten Geleises war im Juni 1854 vollen⸗
det und am 17. Juli 1854 erfolgte die Eröffnung der Bahn
für den allgemeinen Personen- und Waarenverkehr ohne pomp—
hafte Festlichkeit, aber doch in einer der Bedentung des Un⸗
lernehmens entsprechenden Weise.
Die Berg-Lokomotive „ßHeukuppe“ (aus den Cockerill'⸗
schen Werkstätlen in Seraing), welche den ersten, aus acht
Waggons bestehenden Personentrain führte, war mit Blumen
und Fahnen geschmückt, über den Portalen des Haupt-Tun—
nels waren die, von dem Bildhauer Gasser herrührenden
Modelle der dahin bestimmten Skulpturen aufgestellt; an den
6*
*
Bahnhöfen in Gloggenitz und Mürzzuschlag prangten
aus Schienen gefügte Obelisken mit Fahnen und Wimpeln.
Ihre Excellenzen der Herr Handelsminister, begleitet von dem
Herrn Minister⸗Stellvertreter Freiherrn von Geri nger und
dem Sektionschef, Freiherrn von Czörnig, so wie von dem
Personale der Central-Bau-Direktion für Eisenbahnbauten, an
deren Spitze der Erbauer dieser Bahn, Ministerialrath Ritter
von Ghega, sich befand, sammt den Leitern der Betriebs—
Direktion nahmen Antheil an dieser Fahrt. Der Train legte
die Strecke von Gloggenitz nach Mürzzuschlag unge⸗
achtet wiederholten Anhaltens, in nicht ganz zwei Stunden
zurück. Die Rückfahrt von Mürzzuschlag nach Payer⸗
bach ward in anderthalb Stunden gemacht. Somit war denn
in der gelungenen Vollendung des Werkes jeder Zweifel üͤber
die Moͤglichkeit der Ausführung auf das glaͤnzendste besiegt.
Die Gesammtlaͤnge der Semmeringbahn, vom Auslaufs⸗
punkte am Gloggnitzer Bahnhofe bis an den Bahnhof von
Mürzzuschlag mißt 21,6320, also 524 Meilen, 1320. Diese
Linie ist an sieben Stationsplätze vertheilt, nämlich: Payer⸗
bach, Eichberg, Klamm, Breitenstein Semme—
ring, Spital, Mürzzuschlag. Die Entfernung der
Stationsplaͤtze von einander ist im geringsten Ausmaße von
19900, bis zum größten von 36000. — Die Steigung
der Bahn stellt sich folgendergestalt dar:
Der Bahnhof in Gloggnitz liegt 2180 (1308) üb. d. Meere.
Die Station Payerbach „2520 (152409) u
„Eichberg „3480 (20887)
„Klamm 3600 (2160)
r⸗ Breitenstein — 4090 (24549) —
n i Semmering „4630 (2778)
(In der Mitte des Hauptunnels ist der höchsie Punkt der
Bahn mit 278809)
Die Station in Spital liegt 4080 (2146) üb. d. Meere.
Der Bahnhof in Mürzzuschlag liegt 3440 (20689.,
Die Bahntrace schwingt sich also vom Bahnhofe in
85
Gloggnitz bis zu ihrem höchsten Punkt im Haupttunnel, auf
einer Strecke von 15,3030, um 2460 4 (148009) empor, und
senkt sich von dem höchsten Punkt im Haupttunnel bis an den
Bahnhof in Mürzzuschlag (auf einer Strecke von 63280) um
1200 (720).
Aus dem Bahnhofe von Gloggnitz lenkt die Semme—⸗
ringbahn nach der, aus dem Reichenauer- und Panyer—
bacherth ale herabströmenden Schwarza, und zieht, ihrem
Laufe abwärts, am linken (nördlichen) Ufer des Stromes fort,
zuerst am Silberberge (cessen Rebengelaͤnder einen der
köstlichsten Oesterreicher Weine liefern), dann an dem Plaken—
walde, wo an der Plakenwand, das erste bemerkenswerthe
Bauobiekt der Bahn, mächtige Quadermauer als Schirm ge⸗
gen den Wogendrang des Stromes und als Wall gegen die
Bergwand uns grüßt. Ueber schöne Matten zieht dann die
Bahn auf mäßigen Dämmen aus der Schlucht nach Schlögl⸗—
mühl, wo schöne Steinbrücken, unter denen besonders jene
beiden, unter denen die Wege in das Seitenthal von St.
Christof führen, Bach und Wege übersetzen. Zur Linken
bemerken wir den Prachtbau der großen neuen 1853 vollende⸗
ten ärarischen Papierfabrik, mit den zahlreichen sie
umgebenden Häusern, Gärtchen, u. s. w. Die Bahn zieht so—
dann hoch über der Fahrstraße, welche von Gloggnitz herein
nach Reichenau führt, von kolossalen Stützmauern getragen,
mit Parapeten geschützt, an Schmidtsberge und Gril—
lenberge hin, Schluchten, Bergrisse und Bachfuhrten auf
kühn gewölbten Bruͤcken und Durchlässen übersetzend. Der
Hinblick über das von der Schwarza durchströmte Thal, voll
uͤppiger Wiesen, Baumgruppen und Gehöften (worunter be—
sonders die schöne Besitzugg Mühlhof, Schloß und Park
der Frau Graͤfin Starhemberg, und rückwärts desselben
die neu erbaute, zierliche Villa des bekannten Publizisten in
Wien, Herrn Eduard Warrens, bemerkbar sind), so wie
der jenseits der Schwarza hinziehende Waldgebirgszug über—
ragt von dem im Hintergrund über denselben auftauchenden
86
Rücken des hohen Göstritz (Sonnenwendstein 48209)
und den Gehöften vvn Schmitsdorf, Küb, Petten—
bach u. s. w., gewähren vielen Reiz. An der Wendung des
Grillenberges kehrt die Bahn sich rechts, und zieht in
einem großen Bogen, über mehrere Brücken, an der Ortschaft
Werning und an den Geyerhöfen vorüber, unter der
Absenkung des Gahnß zu dem Stationsplatze Payerbach.
Derselbe liegt an der Anhöhe, gerade gegenüber dem Pfarr⸗
dorfe Payerbach. Von der Fahrstaße führt ein gut ge—
bauter Fahrweg herauf auf den Stationsplatz. Außerhalb des
Stationsplatzes wendet sich die Bahn wieder links, und über—
setzt auf dem schönen Schwarza-Viadukt das Thal und
den Strom; dieser Viadukt, eines der großartigsten Bauobjekte
der Bahn, ist 1200 lang, 130 hoch, und hat dreizehn Bogen.
Hier bietet besonders der westliche Hintergrund, der reizende
Boden des Reichenauerthales, mit der ihn schließenden
ersten Alpengruppe des Grünschachers, 5490 hoch,
der Preineralpen, 59800, und der Raralpe, 6340,
ein höchst anziehendes Bild. Wenn wir den Viadukt passirt
haben, und die südlichen Thalhänge gegen den Eichberg
hinansteigen, tritt dieser westliche Hintergrund zurück, dagegen
eröffnet sich desto freier der Ueberblick der nördlischen und
östhichen Thalgrenzen. Im Norden erhebt sich der
waldfelsige Gahmnß, mit 4782 Seehöhe, sein Ausläufer, der
Saurüssel mißt noch 3934.. Diesem gegenüber schimmert
das schöne Berggebilde des Fe uchters, mit dem höchsten
Gipfel, dem Mittagsstein, zu 43630 Höhe ansteigend.
Zwischen dem Saurüssel und Feuchter öffnet sich die
malerische Thalbucht, in welcher dr Thalhof liegt, im
Hintergrunde die Felsenschlucht der Eng, aus wel—
cher das waldige Albel emporragt, über welches wie—
der der Schneeberg seine Felsenkrone erhebt, die ganze
Gruppe beherrschend. Gegen Osten bilden der an den Gahnß
sich anschließende Grillenberg, der Schmidtsberg
und Phakenwand am Silberberg die Eingangs—
87
pforten in das schöne, von dem Silberbande der Schwarza
durchzogene matten- und baumreiche Thal.
Die Bahn führt nun an den südlichen Höhen hinan ge⸗
gen den Eichberg. Zu unsern Füßen sehen wir das Pfarr⸗
dorf Payerbach den Mühlhof, die Orte Petten—
bach und Küb. Wir passiren zuerst den Viadukt über
den Payerbachgraben, 320 lang, 8 hoch, mit acht
Bogen, dann jenen über den Kübgraben, 220 lang,
90 hoch, mit 3 Bogen, dann jenen über den Höllgraben,
430 lang, 150 hoch, mit fünf Bögen; endlich jenen über den
Apfallersbachgraben, 490 lang, 160 hoch, mit fünf
Bogen. Zwischen diesen Viadukten führt die Bahn durch den
Pettenbach-Tunnel 950 lang, und durch den Tunnel
heim Steinbaner, mit 300 Länge. Auf dieser Bahn⸗
strecke vom Schwarza-Viadukt bis an den Stationsplatz Eich⸗
berg hat dieBahn die stärksten Steigungsstrecken, und zwar bis
zu , d. h. eine Klafter auf vierzig Klafter Länge.
Wir haben das Plateau des Stationsphatzes Eich⸗
berg erreicht. Von demselben weiter nimmt die Bahn die Wen⸗
dung um den Gortschakogel, der sich aus dem Plateau erhebt,
und'den vordern und hintern Eichberg scheidet; die
Absenkung des Eichberges in das Schwarzathal führt den
Namen des vordern, jene in das Thal gegen die Post—
straße hinab den Namen des hintern Eichberges. Auf
der Höhe des hintern Eichberges, 3—400 über det Thalsohle,
zieht nun auch die Eisenbahn westlich in steter Steigung eine
Strecke von mehr als 16000 lang gegen Klamm. An der
Wendung der Bahn vom Stationsplatze Eich berg, um den
Gortschakogel herum, öffnet sich eine überraschend herr—
lüche Aussicht gegen Osten hinab nach Gloggnitz, hinaus
in die weite Neustädter Ebene und das Steinfeld, und
hinüber bis an das Rosaliengebirge. In der Fortsetzung der
Fahrt an der Lehne des hintern Eichberges gegen Klamm hin
bietet auch das Thal, über welchem die Bahn hinzieht, herr—
liche Bilder. Der jenseitige Thalrand zeigt die dunkel bewal⸗
88
deten Berge: Hartberg, Raach, Otter u. s. w. Auf
hohem Rucken trägt der kine dieser Waldberge das weithin⸗
schimmernde Schloß Wartenstein, Eigen des Grafen
Carracciohi, zum Theil noch bewohnbar und bewohnt,
zum Theile malerische Ruine. Zu den Füßen dieses Berges
liegt der kleine Ort Weißen bach an der Straße, weiter
vorwärts in der sogenannten Au die stattlichen Gebäude der
ßSaunisch'schen Spinnfabrik. Endlich erschließt sich auch
die Ansicht des Marktes und Passes Schottwien, mehr
als 400 tief unter unsern Füßen; die, in die Enge des Felsen⸗
passes gleichsam eingeklemmte Häuserzeile des Marktes Schott⸗
wien gibt hier, in Vogelperspektive gesehen, ein höchst frap⸗
pantes Bild. Ueber den Paß hinaus fesselt der kolossale Gö⸗—
st ritz (Sonnenwendstein), der hier in seiner ganzen impo—
fanten Größe emporsteigt, den Blick. Gerne verweilt derselbe
an der piltoresken, doppelthürmigen Wallfahrtskirche
Maria Schutz, am untern Hange des gewaltigen Berges.
Von intereffanten Bauobjekten bietet die Strecke vom Sta⸗
tionsplatze Eichberg bis zum Stationsplatze Clam nur
den Eichberg?Tunnel mit 500 Länge, und die gewölb⸗
ten Einschnitte bein Geyregger und beim Rum p⸗
her, jeden mit 250 Länge, dann streckenweise mächtige Stütz—
mauern, mehrere schöne Brücken über Bergrisse und Bach—
fahrten.
Der Stationsplatz Clam liegt dicht unter der maje—
staͤtischen Burgruine Clam, welche sich noch über den⸗
selben, auf dem Felsrücken des Heubachkogels erhebt, an Größe
den maͤchtigsten Rheinburgen vergleichbar, an romantischer
Lage und Kühnheit des Baues von keiner übertroffen. Ein wah—
rer Adlerhorft thront fie auf den Felsen, der sich gegen Schott⸗
wien und den Breitensteingraben in schroffen, unersteiglichen
Wänden niedersenkt, und nur an der Rückseite, eben von der
Eisenbahn her zugaͤngig ist. Die Veste Clam, schon im 11.
Jahrhundert genannt, war noch 1801 bewohnt. Durch einen
Blitzstrahl in Brand gesteckt, ward sie zur Ruine und ist seit⸗
239
dem verödet. Der verewigte unvergeßliche Fürst Johann
Liechtenste in, welcher 1828 hier Herrschaftsbesitzer ward,
ließ die herrliche Ruine zugängig machen, und legte auch im
Atlitzgraben reizvolle Anlagen an, welche nach seinem Tode
vernaͤchlaͤssigt, versielen, und seit die Eisenbahn durch die
Schluchten des Atlitzgraben geführt wurden, gänzlich verschwan—
den.— Die Ruine selbst hat aber auch der jetzt regierende Fürst
zugängig erhalten lassen. Es sind auch in derselben einige Ge⸗
maͤcher bewohnbar eingerichtet worden.
Von dem Stationsplatze Clam angefangen bis zur
Station Semmering folgt sich nun eine fortgesetzte Reihe
der großartigsten Bauobjekte. Unmitelbar hinter dem Stations⸗
platze Clam beginnen diese Objekte mit dem Clam-
Tunnel, 770 lang. (Waͤhrend des Baues desselben er⸗
folgte im Jahre 1851 der Einsturz eines Theiles, wo⸗
durch zwei Arbeiter verschüttet wurden, deren einer, Johann
Kalerz, durch die vereinten Anstrengungen die Verun—
glückten zu retten, nach ununterbrochener Arbeit von 104
Stunden, lebend gefunden und erhalten ward.) Unmittelbar
nach dem Tunnel passiren wir den Viadukt über denm
Wagnergraben (auch Jägergraben genannt), ein
kühnes Bauwerk in einer Doppel-Etage aufgethürmt, 750 lang,
200 hoch, mit 14 Bogen (5 in der untern, 9 in der obern
Etage), diesem folgt der Viadukt über den Gamp erlger a⸗
—— —
Bogen (5 in der untern, 7 in der obern Etage), dann ge—
langen wir an die riesige Wein zettelwand.
Die Tunnels wurden durch diese im Jahre 1851 in Angriff
genommen. Der höchst merkwürdige Bau hat 3 Abtheilungen,
die erste mit 1630, die zweite mit 880, die dritte mit 680,
alle drei sind mittelst zwei Gallerien (von 1 und 5 Arkaden
gewölbt), in einer Gesammtlänge von 430 verbunden. Hieran
schließt sich sodann der Tunnel am Weinzettelfeld,
mit 1190 Laͤnge.
Die Gegend, durch welche die Bahnlinie von Clam
90
bis zum Stationsplatz Breitenstein geführt, zeigt sich
im höchsten Glanze romantischen Reizes. Der Breiten—
steingraben und Atlitzgraben ist durch die groteske
Bildung seiner kolossalen Felsen, durch seine Wald⸗ und Berg⸗
partien laͤngst als eine der interessantesten Schluchten des nie⸗
deroͤsterreichischen Alpengebietes gekannt gewesen. Jetzt, auf der
Fahrt auf dieser Eisenbahn, welche stets 80- 900 über der
Thaͤlsohle dahin zieht, bieten sich die überraschendsten Ueber—
blicke der wildesten und anziehendsten Partien dem Auge dar.
Bild an Bild zieht mit den Windungen der Bahn an uns
voruͤber und fessell theils durch den Reiz der Anmuth, theils
durch den Eindruck der Großartigkeit unsere Aufmerksamkeit.
Smaragdne Bergwiesen, phantastische Felsgebilde, dunkelnde
Waͤlder, hochthronende Burgen (Clam und Warten⸗
st ein). An einem ober dem Heidensteiner-Hofe gelegenen Punkte
der Bahn öffnet sich ein besonders malerischer Anblick auf
diese beiden Burgen, durch die riesigen Wände des Allitzgra—
bens hinaus. Eines der schönsten Bilder gewährt ferner der
Thalgrund am Spieß'schen Gasthaufe, mit seinen
Hüttengruppen und der romantischen Kapelle unserer
kieben Fran, mit dem Vikariatshause, beide aus Holz im
Schweizerstyle erbaut. Die Kapelle wurde im Auftrage einer
hohen Frau für die Arbeiter-Kolonien errichtet, welche im
Atlitzgraben während des Bahnbaues hauseten.
In der Fortsetzung der Fahrt vom Stationsplatze Bre i⸗—
tenst ein passiren wir zuerst den kleinen Felsentun—
nel' vor der Krauselklause; dieser Tunnel ist nur 7
lang und daher ganz vom Tagelicht erhellt. Ueber den Riß
der Krauselklause, welcher uns nun seinen Schlund
oͤffnet, ist einer der größten und schönsten Viadukte gewor—
fen. Er mißt 460 Laͤnge, 190 Höhe, und in einer Doppeletage
9 Bogen, nämlich 3 in der untern, 6 in der obern Etage.
Unmittelbar an diesem Viadukte streckt die hohe Boller s⸗
wand ihre Felsmassen empor. Sie ist mit einem mächtigen
Tunnel von 1800 Länge versehen, und kaum aus seinem
91
jenseitigen Portal wieder an das freundliche Tageslicht gelangt,
übersetzen wir das Thal, welches hier den Namen an der
kalten Ninne führt, auf dem kühnsten Viadukte der
ganzen Bahn, nächst dem Haupt-Tunnel, das großartigste Bau—
objekt derselben. Der Viadukt an der kalten Rinne
ist 970 lang, 241,20 hoch, mit 15 Bogen in Doppel-Etagen,
deren untere 5, deren obere 10 Bogen zählt. Eine kleine
Strecke weiter vorwaäͤrts auf der Bahn ist ein besonders gün—
stiger Punkt zu einem höchst lohnenden Rückblick auf die
Bahustrecke, welche wir vom Stationsplatze Breitenstein
her zurücklegten. Man übersieht hier gleichzeitig den Rie sen—
Riaduktander kalten Rinne, mit dem majestäti—
schen Hintergrunde, der im Nordwest über das Thal auf stei⸗
genden Alpengrunde der Raxalpe und Preiner—
a Ipe, dann jenfeits des Thales Bollerswand mit dem
Tunnel, den doppeletagigen Viadukt über die Krau—
selklhause, den kleinen Felstu nnel vor derselben und
den Gigantenbau der Gallerie an der Weinzettel—
wand, ein Bild von seltener Großartigkeit. Die Bahn zieht
sofort an dem jenseitigen Berggehänge, von starken Stütz-
mauern getragen, immer ansteigend fort, über den V iadukt
im untern Atlitzgraben, welcher 800 lang, 120 3
hoch, und in 8 Bogen gewölbt ist. Ueber ihn gelangen wir
an den Weberkodgelz; er ist durchbrochen mit einem Tun⸗—
nel von 2000 Länge, bald hinter ihm erhebt sich der Wolf s—
berg trotzig seinen Fuß der Fortsetzung der Bahn entgegen setzend.
Auch dieser Berg mußte seinen Schooß durchwühlen lassen, um
der braufenden Lokomotive den Weg zu bahnen. Der Tunnel
durch den Wolfsberg mißt 2310 Länge, er ist, nach dem
Haupttunnel, der laͤngste auf der Semmering-Bahn. Wir ge⸗
hangen sodann über den Viadukt nächst dem Kartnerko—
gel, welcher 230 lang, 80 hoch ist, und 3 Bogen zählt, an
den Kartnerkogel selbst, welcher auch mit einem Tun⸗
nel von 1060 Laͤnge durchbrochen ist. Von hier bis zu dem
Stationsplatze Semmering zieht die Bahntrace hoch am
92
Gehaͤnge laͤngs des Mörtengrabens (auch Mirten—
graben genannt) hin, mit herrlichen Ausblicken über den
Graben, an die jenseits heranziehende Kunststraße über den
Semmering, mit der kühnen Bogenstellung der Mortenbrücke
und rückwaͤrts im Norden auf die alle Vorberge überragenden
Alpenhäupter der Rax und des Schneeberges. Der Stations⸗
platz Semmering ist dicht vor dem großen Haupt—
tunnel.
Dieser Haupttunel, 7300 lang (also nur 700 we—⸗
niger als eine englische Meile), hat gegenwärtig nur 3 Kon⸗
kurrenten in Bezug auf seine Ausdehnung, nämlich den Themse—
tunnel in London, den großen Tunnel auf der Liverpooler
und jenen auf der Lyoner Eisenbahn. In der Mitte dieses
Tunnels erreicht die Semmeringbahn ihre höchste Steigung mit
2788, bis jetzt der hoͤchste mit Schienen belegte Weg der
Welt. Trotz seiner ungeheueren Länge ist der Tunnel ohne
Krümmung geschlagen und gewährt somit bei seiner Durch—
fahrung das interessante Bild, die jenseitige Mündung erst
gleich einem Stern, dann in immer vergrößerten Lichtglanz zu
erblicken. Gerade über dem Tunnel, 344* über seinem Ge⸗
wölbe führt die Kunststraße über den Berg. An den beiden
Portalen des Tunnels, werden Inschriften angebracht, und
zwar, an dem Portale an der österreichischen Seite (im Norden):
„Franciscus Josephus J. Austr. Imp.“
„Hominum Rerumque Commercio.“
und an dem Portale der steyrischen Seite (im Süden):
„Adriaticum Germanico Juxit Mare.“
Jenseits des Tunnels, auf der steyrischen Seite, finden
sich wohl auch noch einige schöne und merkwürdige Bauobjekte,
doch nicht mehr in jener Großartigkeit, wie sich solche beson⸗
ders auf der Strecke von Clam bis an den Semmering⸗
Tunnel zeigen. Auch die Gegend hat auf der steirischen Seite
nicht mehr jenes Gepräge erhabener Wildheit und überraschen—
der Gebirgsbildungen, wie die Strecken durch den Atlitzgraben
und an der kalten Rinne.
93
Je mehr wir uns hinabsenken in das Fröschnitzthal,
je milder gestaltet sich das Bild der uns umgebenden Natur.
Ein freundliches Waldthal, reich an grünenden Matten und
schönen Waldhöhen, hat sich uns erschlossen, an deren Hang
die Bahn hinzieht. Ein Tunnelbau war auf der ganzen Strecke
von Semmerin bis Müurzzuschlag nicht mehr nöthig. Auf der
Strecke vom Haupttunnel bis Steinhaus zeigt
die Bahn nur mäßige Dämme, mehrere Einschnitte und Ka—
näle u. s. w. Die einzigen größeren Bauobjekte dieser Strecke
sind die schönen Viadukte bei Steinhaus, 370 lang,
91/40 hoch, mit 5 Bogen, und beim Holzer, 430 lang, 70
hoch, mit 7 Bogen, und die Brücke bei dem Jauern⸗—
wirth, mit 160 Laͤnge, 60 Höhe und 3 Bogen. Strecken⸗
weise hat die Bahn vom Semmering-Tunnel bis an den Sta⸗
tionsplatz Spital sehr starkes Gefälle mit As, Mi,
0 u. s. w. Auf der Strecke von Steinhaus bis zum
Holzer-Viadukte sind auch Wand- und Stützmauern
von namhafter Ausdehnung nöthig gewesen. Vom Stations⸗
platze Spital abwärts bis zum Gra utschenhammer
hat die Bahn auf einer Strecke von 900 ein Gefälle von ?..
Auch hier sind die starken und ausgedehnten Wandmauern be⸗—
merkenswerth. Vom Grautschenhammer führt die letzte
der steilsten Raͤmpen mit 1/16 Gefälle über eine Strecke von
über 11000, dann mit einem Gefälle von Mo in den Bahen⸗
hof zu Mürzzuschlag. Hier finden sich zum Theile be—
trächtliche hohe Aufdämmungen, mehrere Durchlässe und kleine
Brücken und das letzte der größeren Bauobjekte, die Brücke über
die Fröschnitz mit 560 Länge, 50 Höhe, und drei Bogen.
Ueber Beschaffenheit und Gestaltung der Gegend, durch wel⸗
che diese letzte Strecke der Semmering-Bahn führt, habe ich bereits
oben Andeutung gegeben. Sie ist schön, ohne sich zu höherer Be⸗
deutsamkeit zu erheben. Die Waldgebirge des Bezirkes erheben
sich theilweise zu mäßiger Alpenhöhe, wie z. B. an der Spital—
alpe, der Kampalpe (deren einer Theil noch nach Oesterreich ge⸗
hört), dem großen und kleinen Pfaff (ersterer mit 4806, der
94
zweite mit 4458 Seehöhe), und dem Stuhlek, welches den
höchsten Punkt des Gebietes bildet, und bis 3622“ Seehöhe an—
steigt, einen der herrlichsten Aussichtspunkte des Landes bietend,
und doch fast ungekannt, in keinem Reisehandbuch genannt, bis
ich darauf aufmerksam machte. (Die Alpengegenden Niederöster—
reichs und Obersteiermarks, dritte Auflage, Wien, bei Tendler u.
Comp. 1855). Die Gegend des Fröschnitzthales ist belebt durch
zahlreiche Hütten und Höfe, Hammerwerke ꝛc. Die größten Häu—
sergruppen sind Steinhans und Spital. Bei Steinhaus wird auch
Eisenbau getrieben, und es befinden sich daselbst die Schmelzen des
Ritter von Wachtler'schen Gewerbes. Spital ist der Pfarrort.
Das Dorf mit gegen 60 Häusern liegt an der Hauptstraße und
von hier ging die Kultur der Gegend aus. Im 12. Jahrhundert
dunkelte hier ringsum mächtiger Forst, der Zerrwald genannt.
Durch seine Schatten führte der gefährliche Saumweg nach dem
Semmering. Unwegsamkeit und Raubgesindel gefährdete die ar—
men Wanderer und Pilger, welche zahlreich über den Berg zogen,
auf den Fahrten nach Palästina. Markgraf Ottokar V. von
Steyer erbaute endlich im Jahre 116) im Herrwalde, nachdem
er ihn vorher von Räubern reinigte, ein Hospiz für die Pilger,
zu Ehren der heiligen Gottesmutter (Maria-Himmelfahrt) mit
einer Kirche. Dieß war der Ursprung Spitals, den es noch
in seinem Namen bewahrt. Seit dem Ende des 14. Jahrhunderts
ist dieses Hospiz überflüssig geworden. Die Kirche ist Dekanats—
pfarrkirche. Das uralte Muttergottesbild (Skulptur) ist sehens—
werth. Die eisernen Thüren der Sakristei wurden aus einer Räu—
—DDDD—
(des Freiherrn von Dietrich), Sensenhammer, Streckhammer ꝛc.
Im Bahnhofe in Mürzzuschlag haben wir den Auslauf der Sem—
mering⸗Bahn erreicht.
Diese Wanderung ist ohne Zweifel eine der lohnendsten,
nicht nur im österreichischen Alpengebiete, sondern im ganzen
Kaiserstaate. Die Semmering-Eisenbahn hat ihren Platz unter
den herrlichsten Bauwerken der Neuzeit gesichert.
In der Angrenzung der Bahn ist bloß der Ort Schlögl⸗
95
mühl, mit der großen, neuerbauten ärarischen Papierfabrik
bemerkbar. Dann das Pfarrdorf Payerbach, gegenüber dem
Stationsplatze. Vom Stationsplatze führt ein Fahrweg hinab
auf die Straße nach Reichenan. Für den Fußwanderer
führt vom Stationsplatze Payerbach ein angenehmer Steg über
die Höhen hin, dann durch das Schneedörfel bis vor das
Thor des Thalhofes, des bekannten Wairnix'schen Gasthauses.
Reichenau und seine Umgebung.
Das Reichenauerthal ist nächst dem Buchbergerthale das
schönste Thal Nieder-Oesterreichs. Der Boden von der
Kirschnerbrücke bis nach Hirschwang zur Wind—⸗
brücke ist es, der eigentlich den Namen des Reichen
auerthales trägt. Der Theil des Thales stromabwärts der
Schwarza, bis an den Grillenberg, und weiter hinaus bis
Gloggnitz heißt Schwarzathal. Das eigentliche Reichen⸗
auerthal, nach seiner ganzen Ausdehnung von der Schwarza
durchströmt, ist ¶ Stunde lang und U Stunde breit. Den
Norden des Thales begränzt der Gahnß (4782 Fuß hoch),
der Saurüssel (39349, und der Feuchter (43639, den
Westen die herrliche Alpengruppe des Grünschachers
(5490), der Preiner-Alpen (5680) und der Raxralpe
(63409. Im Südwesten öffnet sich die Schlucht nach den
Wald- und Felsbergen der Prein, im Süden die mit Gehöf—
ten und Feldern bedeckten Hänge der Hinterleiten und des
Grinstinger Käskogels, überragt von dem Gipfel des Son—⸗
nenwendsteines (48189, gegen Osten öffnet sich das
Thal gegen Payerbach. — Am Fuße des Feuchtenberges, an
beiden Ufern der Schwarza, liegen die Häuser des Dorfes
Reichenan, etwa 50 an der Zahl, mit mehr als 500 Ein—
wohnern. Reichenau ist hauptgewerkschaftliche Herrschaft. Leb—
hafter Eisenbergban in Altenberg, Grillenberg und Schendlek.
Hierher gehören auch die Eisengußhütte in Edlach, die Köh—
lereien in Hirschwang, die Hammerwerke daselbst und von
Krumbach. An diesen Werken sind gegen 400 Knappen, Köh—
96
ler, Hammerleute und Holzknechte beschäftigt. Das Oberverwes—
amt ist im Schlosse von Reichenau, 1830 in stattlicher Form
an der Stätte des uralten herzoglichen Jagdschlofses erbaut,
von welchem jetzt nur noch zwei runde Thürme übrig sind.
Schöne Werkskirche zu St. Barbara, 1843 im Bau begon⸗
nen, 1845 eingeweiht. Der Hochaltar, eine Stiftung des F. k.
Hofschauspielers Ludwig Löwe, Altarblatt von Schilcher.
Die schöne Mühle des Herrn Waißnix. Reichenau besitzt die
beiden vorzüglichsten Gasthöfe des gesammten niederösterreichi⸗
schen Alpenlandes, jenen des Herrn Fischer (ehmals Ober⸗
dorfer) und jenen des Herrn Waißnir im Thalhofe. Letzte⸗
rer in paradiesischer Lage, beide trefflich zu Bewirthung und
Unterkunft eingerichtet.
Interessante Punkte zu Spaziergängen im Thale:
Die Entfernungen vom Fischer'schen Gasthause an gerechnet.
Vom Thalhofe aus immer eine Viertelstunde mehr.) Zum Haus
am Stein (Ganster), auf einem Felsblock an der Schwarza
nächst der Kirschnerbrücke, herrliche Uebersicht des Thalbodens,
/ Stunde. Zu Kletschka's Denkmal (kleines Monument zur
Erinnerung an einen verewigten Freund diefer Gegend), 1 Stunde.
Zum Augenbrünnel, eine einsame Waldkapelle naͤchst Hirschwang,
wo am Fuße des Kreuzbildes ein Alpenborn quillt, dem man
Heilkraft in Augenleiden beimißt, 1 Stunde. Nach Hirschwang1
Stunde. Durch das Warthölzel nach Edlach 1 Stunde. (Ueber
Hirschwang und Edlach sehe man das Nähere unten S. 104 Aus-
flug in das Höllenthal, und Ercursion auf den Altenberg.) Ueber
das Schneedörfel, die Geyerhöfe und Werning, und über den
Grillenberg nach St. Christoph 12/. Stunde (uͤber St. Christoph
sehe man S. 68). Auf die Waißnirx'sche Aussicht und den Hof—
brand, vom Thalhofe1 Stunde, von Fischer 11 St. In die
En g, die romantifsche Felsschlucht zwischen dem Saurüssel und
dem Feuchter vom Thalhof / St., von Fischer 8/0 Stunden.
Ueber Payerbach und den Payerbachgraben zu dem Stain⸗
zerkreuz und hinüber nach Clam' 2 Stuuden.
9
Excursionen auf die umliegenden Berge.
Auf den Altenberg und zur Bergmannsrast.
Von Reichenau auf der Fahrstraße in das Höllenthal, bis
zum rothen Kreuz, wo der Weg sich scheidet, /2 Stunde. Hier
führt der Fahrweg rechts über Hirschwang in das Höllen—
thal, links über Edlach in die Prein. Wir folgen dem
letztern und erreichen in 13 Stunde Edlach, 14 Häuser, mit
130 Einwohnern. Hauptgewerkschaftlicher Hochofen, seit 1844
zur Eisengußhütte eingerichtet, wo Chairs gegossen werden.
Stahlhammerwerk, Eisenbahnräder- und Achsenfabrik des Herrn
J. Stadler, seit 1840 stattlich hergestellt. Außerhalb Edlach
abermals eine Wegscheide, rechts in die Kleinau und Groß—
au und auf den Knappenberg, in der Fortsetzung links in
die Prein führend. Wir schlagen den Weg rechts steil auf⸗
steigend ein, dann durch herrliche Waldpartien zum Knappenu—
dörfel am Altenberg, 1 Stunde von Edlach. Interessantes
Bergwerk. Noch eine Viertelstunde aufwärts zur Bergmanns—
rast, einem bequemen Sitz und Ruheplatz an einer Wald⸗
bloͤße am Kohlberge. Bezaubernde Uebersicht des ganzen
Reichenauerthales bis nach Bayerbach hinaus. Besonders
herrlich in der Abendbeleuchtung von 35—7 Uhr. Als Rück—
weg nach Reichenau kann man den Waldpfad unterhalb des
Knappendörfels, links einschlagen, und kommt dann bei dem
Oberdorfer'schen Gasthause am Trautenberg, naͤchst der Weg⸗
scheide, von der Höllenthaler- und Preinerstraße in das Thal.
Die Mitnahme eines Führers ist jedenfalls anzurathen.
Gahnß.
Vom Thalhofe in die Eng 1/ Stunde. Dann auf der
Holzriesen aufwärts durch die Schlucht auf die Tatscherin—
wiese, dann rechts aufwärts zum Pürsthofe, der Wohnung
des herrschaftlichen Alpenjägers auf dem Gahnß. Aus der
Eng hieher 2 Stunden. (Für alle Faäͤlle wird man Eßvor⸗
38
rath mitnehmen müssen, da nicht darauf zu rechnen ist im
Puͤrsthofe Jemand daheim zu finden).
Ein zweiter Weg auf den Gahnß ist: Von Reichenau
über das Schneedörfel zum Stationsplatze Bayerbach 5
Stunde, dann links die Höhen hinan am Thalhof, Wein—
zettel- und Schedbauerhof vorüber in den Wald, über
die Gahnßleiten und die Bodenwiese (auch Gahnß—
boden genannt) 11/2 Stunde, dann zum Pürsthofe noch
1 Stunde.
Ein dritter Weg führt vom Bayerbacher Stationsplatze
über die Werning 'auf die Wolfsgrube an den Geyer—
stein und der rothen Wand auf die Bodenwiese und zum
Pürsthofe 3 Stunden.
Feuchter.
Vom Thalhofe in die Eng 4 Stunde. Von dort
zieht sich jetzt ein Reitsteig hinan gegen den Feuchter. Dieser
Steig ward von Herrn Waißnix angelegt, seit Se. Majestät
der Kaiser zuweilen den Thalhof besuͤchte und zur Auerhaͤhns—
jagd den Feuchter erstieg. Der gewöhnliche Weg führt über
die Holzriesen, bis zur Scheidung derfelben in den Mitter—
graben. Von der Eng hieher 1 Stunde; dann links, der
Riese im Mittergraben folgend, aufwärts auf das Plateau,
auf den Sulzboden und dann den letzten Rücken hinan,
auf den Gipfel, der den Namen Mitta gstein trägt, weil
diese Felsspitze genau den natürlichen Mittag zeigt, da sie
um 12 Uhr, wenn das volle Sonnenlicht auf die oben sicht⸗
bare Höhlung fällt, nach keiner Seite Schatten wirft. Von
der hier befindlichen, wohl sichtbaren, aber unzugänglichen
Hoͤhle geht die Sage, es feien große Schaͤtze daselbst vergra—
ben. Von der Scheidung der Holzriese bis auf den Gipfel
11/2 Stunde. Der Mitlagstein ist 4362 Fuß hoch. Der
ganze Berg ist sehr reich an herrlichen Walde und Felsbil⸗
dungen. Die Aussicht vom Mittagstein seht lohnend.
99
Raxalpe und Grünschacher.
Es ist dieser Gebirgsstock das mächtigste Alpengebild der
hiesigen Gegend, durch seinen Erzbau, durch seine Flora,
durch die reizenden und großartigen Bildungen seiner Höhen,
ein, die Aufmerksamkeit des Naturfreundes, des Geognosten,
des Botanikers zu fesseln geeigneter Gegenstand. Die Erstei⸗
zung ist wohl veschwerlich, aber lohnend im hohen Grade.
Die Aussicht von dem höchsten Gipfel der Raxalpe ziehe ich
in vieler Hinsicht jener vom Schneeberge vor. — Auf dem
Wege schlaͤgt man, von Reichenau aus, die Richtung nach
dem Knappendoörfel am Altenberge ein, den ich oben bei dem:
Asuflug nach der Bergmannsrast angezeigt habe. Von
Reichenau nach Edlach / Stunde. Von Edtach auf das Knap⸗
pendörfel auch 1 Stunde. Dann vor dem Zechhause des
Knappendörfels, dem Laufe der Wasserleitung folgend, bis
zu dem Walde, von dort den Steig aufwärts nach dem Tau⸗
fenstein, auf die Kottingeben und Gsollwiese, dann
den Bergrücken entlang auf den Ebenwald und zu den
Gattern. Vom Knaäppendörfel hieher 1 starke Stunde.
Links ab liegen die Hütten der Grünschacheralpe. Gerade—
aus erblickt man den Jakobskogel, den höchsten Gipfel des
Grünschachers, 35490 Fuß hoch. Auf diesem Gipfel steht das
Triangulirungszeichen. Die Ersteigung des Gipfels wird 4.
Stunde in Anspruch nehmen. Das Plateau, aus welchem
der Jakobskogel aufsteigt, ist von ausgedehntem Raume, mit
Vegetation in üppigster Fülle bedeckt, aber auch wechselnd
mit felsigen Schluchten, Erhöhungen und Senkungen. Viel—⸗
fache Alpensteige durchschneiden dieses Plateau nach allen
Richtungen. So vom Jakobskogel rechts (noͤrdlich) auf den
Loosbuͤhel, wo jenseits sich die Looswand in das große
Höltenthal abstürzt. Man sieht hier in dasselbe hinab.
Ein zweiter Steig zieht von den Grünschacherhütten nord⸗
AV
nerwald, auf die jenseitige Höͤhe der Klobenalpe 114.
Stunde. Von dort durch den Klobengraben auf die
Zikafahnlalpe, 2 Stunden. Von dieser Alpe führt ein
7*
100
Steig über die Kahlmäuer in den Naßwald hinab, in
das wilde Reisthal. (Man sehe über das Reisthal den
Ausflug von Reichenau durch den Naßwald und das Reis—
thal nach Mariazell unten S. 111). Auch kann man von
der Klobenalpe über die Scheibwaldhöle zu den Lich—
tensteiner-Alpen, und entweder von diesen wieder zurück
auf die Grünschacheralpen gelangen, wo man dann den
ganzen Umfang des Plateau's begangen hätte.
Wer mit der Ersteigung des Gruͤnschachers auch jene der
Raxalpe verbinden will, welche zu demselben Gebirgsstock ge—
hört und dessen suͤdwestliche Spitze bildet, schlaͤgt den Steig
ein, der von den Grünschacherhütten' nach den Eis
hütten führt, dann durch das Gschirr, zum Trinkstein,
zu den Lichtensteinerhütten und auf den Grasboden.
Unferne des Bärenloches, einer tiefen Schlucht, wie es
de ren mehrere auf diesem Plateau giebt, wie z. B. das
Gaisloch u. s. w. liegen die Raxalpenhütten, ihnen gegen⸗
über die Gemseckhütten. Das Baͤrenloch traͤgt seinen
Namen nicht ohne Bedeutung, denn am 17. Juli 1819 er—
schienen hier drei Bären, auf welche von mehreren dazu auf⸗
gebotenen Gemeinden Jagd gemacht ward. Seit 30 Jahren
aber ward kein solches Raubthier mehr hier gesehen. Aus
dem Grasboden steigt nun der hoͤchste Gipfel der Rax—
alpe, die Heukuppe, noch 636 Fuß hoch empor. (Der
Grasboden hat 3704, die Heukuppe 6340 Fuß Seehoͤhe).
Man wird immerhin von den Grünschacherhütten aus zu
dieser Excursion 458 Stunden rechnen dürfen. — Noch be—
merke ich, daß nächst den Eishütten der sogenannte Eis—
keller, ein Gewoöͤlbe in einem thonlagerigen Schacht, bemer⸗
kenswerth sei. In dieser Höhle hat das Wasser im Winter
eine erhoͤhte Temperatur, waͤhrend es im Sommer sich mit
Eis incrustirt. Auch führt von den Eishütten ein Steig
hinab in die Prein, von welchem sogleich das Naͤhere be—
richtet werden wird.
101
Die Prein.
Die Ersteigung der Raxalpe wird auch sehr oft von
der Prein aus bewerkstelligt. Ich gebe hier die Anlei—
tung dazu und bemerke zugleich, daß der Ausflug in die
Prein, auch ohne Ersteigung der Alpe, mit Recht einer der
beliebtesten in der Umgebung von Reichenau ist. Er füllt,
besonders zu Wagen gemacht, einen Nachmittag sehr ange⸗
nehm aus. Den Weg von Reichenau bis Edlach und zur
Wegscheide an der Großau habe ich bereits oben bei dem „Aus⸗
flug auf das Knappendörfel und zur Bergmannsrast“ geschildert.
Von dieser Wegscheide, dem Straßenzuge links folgend, ge⸗
langt man in einer kleinen Stunde (zu Fuß) nach der Prein.
Ohngefähr 1, Stunde vor dem Dorfe, an dem Jaägerhause,
oͤffnet sich links ein Weg, welcher über den Kaltenberg hinauf
zum Ortbauerhof, und jenseits hinab zur kalten Rinne
und in den Atlitzgraben führt, womit die Verbindung
der Reichenauer Gegend mit allen Ausflügen der II. und III.
Sektion in Verbindung gesetzt werden kann. Man uͤbersteigt
den Berg von der Einmuͤndung des Weges vom Preinerthale
bis zum Ortbauer in einer kleinen Stunde, dann hinab jen⸗
seits der kalten Rinne, /, Stunde.
Wir kehren nach dieser Bemerkung auf unsern Weg in
die Prein zurück. Das Doörfchen zählt 38 Haäͤuser mit 266
Einwohnern. Uraltes Pfarrkirchlein zu St. Paul, mit Bau—
formen des 13. Jahrhunderts. Schoͤne Lage des Kirchleins
auf einem Hügel. Gegenüber ein Gasthaus, weiter vorwärts
neben dem Pfarrhofe ein zweites, noch weiter rückwärts ein
drittes. Das erste und dritte gehört der Familie Eckel und
das letzte führt zur Unterscheidung die Bezeichnung „bei der
alten Ecklin.“ Bescheidene Ansprüche an Unterkunft und
Bewirthung werden hier Befriedigung finden. Vom Hause
der alten Ecklin ist es noch , Stunde bis an die Absenkung
des Gschaids, welche hier das Thal schließt. Man ersteigt
das Gschaid in 1 Stunde, dann bei den sieben Brünn—
lein im Gflötz vorbei rechts zum Viehgattern, dann über
den Schlangenweg zur Höhe der Raxalpe 2 Stunden.
102
Es duͤrfte vielen Reisenden angenehm sein, die allmaͤlige Er⸗
hebung des Bodens auf dieser Wanderung zu kennen, ich
theile sie daher hier mit:
Gloggnitz hat
Bayerbach
Reiche nau am Gasthofe Fischers
am Thalhofe ..
Prein (am Gasthofe der alten
Ecklin) 2183 J363037
Gschaid 3499 s383017
Gflötz... 3992 1663027
Raxalpenboden . .. 3701 930017
Heukuppe. Gipfel der Rxx. 6340 10360 47
Ein anderer Weg auf die Rax führt auch außerhalb des
Gasthauses der alten Ecklin rechts auf die Höhen der Sonn—
leithen, dann über die Preinerschütt, laͤngs der rothen
Wand hinan, wo man dann, über der Koͤnigsschußwand,
auf das Plateau des Grünschachers zu den Eisenhütten
gelangt, 4 Stunden. Indessen bemerke ich, daß dieser Weg
sehr anstrengend ist, und besonders wenn er etwa in der Rich⸗
tung abwärts gemacht werden wollte, nur geübten, festen
Bergsteigern zu empfehlen ist. Daß mit der Gegend Unbe⸗
kannte für alle Fälle bei dieser Excursion (so wie bei allen
auf die böheren Gebirge), des verlässigen Fuͤhrers nicht ent—
behren können, versteht sich von selbst. In den beiden Gast—
hoͤfen in Reichenau werden sie jedoch stets gestellt. Auch be—
merke ich, für alle Faͤlle, wo die Ersteigung doch ohne Führer
gemacht werden wollte, daß dieser Gebirgsstock sehr wasser—
arm ist, und daß man also bei dessen Ersteigung über das
Knappendörfel, bei dem Brunnen am Zechhause daselbst, und
bei der Ersteigung über das Gschaid bei den sieben Brünnlein
sich mit Wasservorrath versehe.
Schneeberg.
Von Reichenau aus wird der Schneeberg so oft be—
stiegen als von Buchberg. Die Ersteigung erfolgt von
103
dem Thalhofe aus. Auf dem bereits mehrfach erwähnten
Wege in die Eng 4 Stunde, auf der Holzriesen, aufwärts
auf die Tatscherinwiese, am Alpeleck vorüber, auf die
Hoͤhe des „kalten Wassers“ und dann zum Baumgart—
nerhause. Von der Eng hieher 4 Stunden. — Den
weitern Weg vom Baumgartner auf den Gipfel 2 — 3
Stunden, sehe man Sektion J. S. 66 (von Buchberg auf
den Schneeberg). — Die Routen zur Ersteigung des Schnee⸗
berges von der West- und Nordseite, vom Höllenthal und
Foisthal, vom Kaiserbrunnen, von der Singerin
und vom Höhbauer aus werden bei den betreffenden Punk⸗
ten, in der Schilderung der Wanderung durch das Höllen⸗
thal, welche sich hier anschließt, angegeben werden.
Von Neichenau nach Guttenstein.
Höllenthal.
Von Reichenau nach Guttenstein, durch das Höl—⸗
lenthal, Foisthal und Klosterthal. Eine Partie,
welche an Großartigkeit der Bilder und an pittoreskem Reiz
nicht ihres Gleichen in den Gebirgen Niederoösterreichs hat.
Für den Fußwanderer dürfte der Weg 9—10 Stunden in
Anspruch nehmen, was allerdings etwas viel für einen Tagmarsch
ist. Doch sind am Kaiserbrunnen, bei der Singerin
und beim Höhbauer Stationsplätze zu Unterkunft und Be—
wirthung. Auch kann der Weg mit jedem Fuhrwerk zu
Wagen zurückgelegt werden, da eine vortreffliche Straße beide
Orte verbindet. Den Theil derselben von Reichenau durch das
Höllenthal, bis zum Wasserbauernhof, bei der Aus—
mündung des Roßbaches in die Schwarza, dankt man der
Anregung des Hofrathes von Sybold, welcher im Jahre
1829 die Bewilligung der ka k. Hofkammer im Münz- und
Bergwesen zu diesem Straßenbau erwirkte; die einleitenden
Vorbereitungen leistete der damalige Herr Waldbereiter von
Reichenau H. X. Baumgartner, und der Bau ward unter
seiner und des damaligen Herrn Oberverwesers Johann
Pfob Aufsicht, von dem Leobner Baumeister Herrn Jakob
104
Aigner meisterhaft ausgeführt und 1832 vollendet. Die Straße
ist durchaus 12 Fuß breit, theilsweise aus dem Fels gesprengt,
und mit Gelaͤndern wohl versehen. Es ist schon oft, und
namentlich zuerst von Herrn Muchmayr, in feinem verdient⸗
lichen Büchlein: „Das Thal von Reichenau“ ausgesprochen
worden, daß es eine wohlverdiente Verewigung der Verdienste
des Herrn von Sybold sei, wenn dieser Straße der Name
„Syboldstraße“ ertheilt würde. — Der weitere Zug der
Straße, vom Wasserbauernhof bis Guttenstein, ward auf An⸗
regung des Kreishauptmanns Baron von Waldstetten, durch
Privatbeiträge erbaut. — Dieser Theil wurde 1839 vollendet.
Man tritt die Wanderung über Hirschwan g.an. Von Reichen⸗
an dahin führen mehrere Wege, der eine au den Hängen des
Feuchters, der andere laͤngs der Schwarza, beide am linken
Ufer des Flusses. Der dritte Weg ist der große Fahrweg,
am rechten Ufer der Schwarza. Auf allen 'dreien wandat
man von Reichenau nach Hirschwang ein kleines Stündchen.
Hirschwang dankt sein Entstehen dem Betriebe der hiesigen
hauptgewerkschaftlichen Hämmer und Kohlstätten. Es arbeien
hier und in Krumbach 9 Zerrennheerde und7 Streckschlaͤge,
und werden auf 40 Kohlstaͤtten Kohlen erzeugt. Die Meuer
sind sehenswerth. Sie werden durch Mauern, 15 Fuß hoch,
bo Fuß lang, vor den aus dem Höollenthale herwehenden
Stürmen geschützt. Der Ort zählt über 30 Häuser, mit 300
Bewohnern, meist im hauptgewerkschaftlichem Dienste. Maje—
stätisch ist von hier der Anblick des Schneeberges. Die Straße
zieht nun, an den Krumbachhämmern vorüber, durch das
Höllenthal hin, in überraschender Fülle aller Pracht der Hoch—
gebirgsscenerie. Wieder in einem Stündchen hat man die
weite Thalbucht des Kaiserbrunnens erreicht. Eine kleine
Häusergruvppe führt den Namen „Ort Kaiserbrunn.“ Das
ansehnlichste der Haͤuser ist jenes des Holzmeisters Georg
Baumgartner, in welchem Reisende auch uͤnterkunft und Bet
wirthung finden. — Am Fuße eines rasigen Hügels, aus
einer höchst malerischen Kluft der Felswand, entspringt die
koͤstliche Alpenquelle des Kaiserbrunnens, auf einer Ja gd
im Jahre 1732 von Kaiser Karl IV. entdeckt, von seinem
103
Leibarzt Heräus geprüft, und von demselben dem Kaiser zu
täglichem Gebrauche empfohlen. In Folge dessen ward damals
zuerst ein Weg von Reichenau hieher gebahnt, und das Wasser
wurde auf Saumrossen, von eigenen kaiserlichen Knechten,
welche von diesem Dienste die Wasserreiter hießen, nach
Wien in die Hofburg gebracht, wo es erst unter Kaiser Jo—
seph II. durch das Wasser von Schönbrunn ersetzt ward. Die
Knechte ritten damals drittehalb Tage von Wien bis zum
Brunnen, welcher seit jener Zeit den Namen Kaiserbrunnen
trägt. Die Quelle ist mit einem hölzernen, zum Sperren ein⸗
neteten Pavillon bedeckt, zu welchem der Schlüssel jedem
Ankömmling verabfolgt wird. In dem Pavillon liegt ein
Denkbuch auf, zur Einzeichnung des Namens der Besucher.
Auch von hieraus kann der Schneeberg, und zwar auf
einem sehr lohnenden, aber auch sehr beschwerlichen Wege er⸗
stiegen werden. Er führt über die Wasserriese in eine Schlucht,
welche sich bald als Felsenengpaß gestaltet, an der Klause
vorüber bis an den Punkt, wo die Riese sich scheidet. Beide
Scheidungen führen auf den Schneeberg, jene rechts über die
Mieslherten, diese links über die Krumbachschwaig;
beide Wege vereinen sich bei dem Alpenhause Baumgartners.
Der Weg über die Miesleiten ist um eine starke halbe
Stunde weiter (32/2 Stunden), jener links über die Krum⸗
bachschwaig 3 Stunden, vom Thalboden bis zum Baumgart⸗
ner. Der Weg vom Baumgartner auf den Gipfel 21—383
Stunden sehe man J. Sektion.
WVir setzen nun die Schilderung des Weges nach Gutten⸗
stein fort. Vom Kaiserbrunnen wandelt man auf schönen,
soliden Brücken, bald auf das rechte, bald auf das linke
Schwarzaufer übergehend, ein Stündchen bis zu einer schönen
Waldpartie, in welcher sich links ein Seitenweg oöffnet, mit
einer Schrifttafel, welche ihn als Eingang in das große
Höllenthal bezeichnet. Es versäume Niemand, ein halbes
Stündchen diesem kleinen Abstecher zu widmen. Man hat in
einer Viertelstunde den Felsenkessel erreicht, welcher in Nieder⸗
Desterreich nicht seines Gleichen hat. Seinen Hintergrund
bildet die Staudengrabenwand, an deren Fuß eine
106
Kobhlstaͤtte; links erhebt sich die Looswand, rechts die
Klobenwand, lauter kahle, riesige Felsgebilde, welche
gegen 2000 Fuß hoch über den grünen Boden des Kessels
emporsteigen. Der Anblick dieses Bildes ist imposant. —
Da aus dem Kessel kein weiterer Ausweg führt, so muß man
fuͤr alle Fälle wieder auf die Straße hinaus zurückkehren.
Die Fortfetzung derselben fuͤhrt uns an der hoöchst pittoresken
Felsschlucht vorüber, aus welcher der wilde Frohnbach sich
ergießt. Kühne, erprobte Alpensteiger koͤnnen auch durch
diefe wilde Schlucht, über die Frohnbaͤchwiese, den Schneeberg
ersteisen. Man gelangt über dieselbe in 4 Stunden auf den
Dchsenboden des Kuhschneeberges am Gemsstein. — Von
herrlichen Gebirgsbildern umgeben zieht die Straße im Thale
fort, erhebt sich dann auf bedeutende Hoͤhe und senkt sich darauf
wieder hinab zur Wasserbauerbrücke. Hier steht das Jäger—
haus und gegenuͤber am Eingange des Naßthales das bekannte
Gasthaus zur Singerin, weslches, obschon es fortwaährend
mit diesem Namen bezeichnet wird, doch jetzt nicht mehr von
der Wittwe des Jägers Singer betrieben wird, sondern
bon Herrn Hakl. Vom Kaiferbrunnen hieher wandeln wir
wohl 2 Stunden. Bewirthung und Unterkunft ist im Hakl⸗
schen Hause gut. Von hier ist auch der Ausflug in den
Naßwald anzutreten, über welchen in dem solgenden Ab⸗
schnitte: „Wanderungen von Reichenau nach Mariazell“, die
Andeutungen gegeben werden. Auch bemerke ich, daß von
hier ein Weg auf den Schneeberg führt. Ein steiler Steig
leitet neben dem Jägerhause auf einer Wiese in den Wald
und dann stets in demselben fort auf den Kuhschneeberg,
2 Stunden, von dort gegen die Frohnbachwand, auch 2
Stunden, und dann auf den Gipfel, 1 Stunde.
Nach diefen Andeutungen kehre ich wieder zur Schilderung
des fernern Weges nach Guttenstein zurück. Ehe wir noch
den weitern Weg von der Singerin aus antreten, muß ich
noch einige Worte dem Andenken des biedern Singer widmen,
den der Reisende oft in diesem Thale nennen hoͤren wird, und
mit welchem ich ihn daher etwas naher bekannt machen muß.
Ais diefer Maun, Gräflich Hoyos'scher Revierjäger, hier sei⸗
107
nen Posten antrat, war das Thal noch eine nur selten be⸗
tretene Wildniß; keine Straße zog durch dasselbe. Die Art
der Holzknechte war im Naßwalde noch nicht erklungen. Von
Bären, Wölfen, Luchsen und Geiern war er bevoölkert, und
Singer, der rüstigste Alpensteiger, der kühnste Jäger, der
trefflichste Schütze, führte unter manchen Abenteuern den
Vertilgungskrieg mit den Raubthieren der Wildniß. Die
Gestalt dieses wackern Aelplers, sowie jene des greisen
Schwemmmeisters Huebmer, von welchem später die Rede sein
wird, wird den aäͤltern Besuchern dieser Thäler unvergeßlich
bleiben. Singer fand auch seinen Tod durch ein Jagdaben—
teuer. Ein von ihm an seinem Hause tödtlich getroffener
Hirsch, welchem er sich unvorsichtig näherte, ehe derselbe noch
ganz verendete, warf sich mit ihm über die kleine Felswand
am Jaägerhause herab. Z3war war der Sturz nicht augen⸗
blicklich tödtlich, aber Singer siechte dahin und starb nach
wenigen Wochen plotzlich
Wir setzen nun unsern Weg nach Guttenstein fort. Wir
erreichen bald die Foisbrücke, nächst welcher sich der Weg
scheidet. Eine in neuester Zeit gut hergestellte Straße führt
links ab (westlich) nach Schwarzau, während die Straße
nach Guttenstein nördlich fortzieht. Die Gegend hier heißt
nun nicht mehr Höͤllenthal, sondern Foisthal. So erreichen
wir das Gehoͤft des Eckbauers, insgemein Höhbauer ge⸗
nannt. Es ist zur Bewirthung und Unterkunft der Reisenden
eingerichtet und auch ein Sammelplatz für alle Kohlenbauern,
Bretterhaͤndler u. s. w. in dem Verkehr der Gegend. Auch
wird von hier der Schneeberg häufig erstiegen. Der Bauer
Eck, der Eigner des Gehöftes, ist auch Besitzer der Alpen⸗
hütten am Kuhschneeberg, wie der nordwestliche Auslauf
des mächtigen Berggebildes heißt, welcher sich gerade gegen—
über dem Gehöfte in das Thal senkt. Eck hat auch den
Weg auf den Berg bahnen lassen, und oben, in der Nähe
seiner Alpen, ein Haus, ähnlich jenem Baumgartners, auf
der entgegengesetzten Seite des Schneeberges erbauen lassen.
Man tritt den Weg auf den Berg gerade dem Höhbauer⸗
gehöfte gegenüber, bei einer Köhlerei vorüber in den Wald
108
lenkend, an. Dann kommt man zu einer Quelle Gdas letzte
Wasser auf diesem Wege), dann immer steil aufwärts zu dem
Alpenhause. Vom Gehoͤfte herauf wohl 3 Stunden. Hinter
dem Hause liegen die Hütten der sogenannten inneren Alpe,
dann zu den äußern Hütten und an die Frohnbachwand
1 Stunde, und auf den Gipfel des Schneeberges 11/, Stunde.
In der Fortsetzuung unseres Weges nach Guttenstein
wandern wir vom Hoͤhbauer bis auf das Gschaid 1Stunde.
Die Erhebung der Straße in mehreren Windungen, zum
Theile in Fels gesprengt, bildet eine der interessantesten Par⸗
tien dieses Weges. Das Gehoͤft des „Gschaidbauers“ ist
auch als Gasthaus von dem Landvolke der Gegend besucht.
Jenseits des Gschaides trägt das Thal den Namen des
Klosterthales. Seine Duürchwandlung vom Gschaid bis
Guttenstein wird leicht drittehalb Stunden in Anspruch neh—⸗
men. Ueber Guttenstein sehe man oben das Nähere Sek—⸗
tion J. S. 36. Auf diesem Wege ist denn auch die Verbin⸗
dung Reichenau's mit allen Ausflügen der J. Sektion in
Verbindung zu setzen.
Wanderungen von Neichenau nach
Mariazell.
A. Von Reichenau, durch das Hoͤllenthal, den Naß⸗
wald, das Reisthal, über Kapellen und Neuberg nach Ma⸗
riazell. Es ist dieß sowohl an und für sich einer der
schönsten und lohnendsten Ausflüge von Reichenau, und zu—
gleich derjenige, wodurch am besten die Verbindung mit dem
größten Theile der Ausflüge der J. Sektion sowohl, als jener
der III. in der obern Steyermark hergestellt werden kann.
Von Reichenau aus wird der Weg, den wir hier schildern,
immerhin drei Tageswanderungen in Anspruch nehmen. Ab⸗—
gerechnet aller Rast und des Aufenthaltes in manchen Punk—⸗
ten, umfaßt die Wanderung allein gegen 20 Stunden,
naͤmlich:
109
Von Reichenau nach Hirschwang ..
⸗-Hirschwang an den Kaiserbrunnen
staiserbrunn zur Singerin ..
der Singerin zur Saurüsselbrücke
dieser Brücke durch das Reisthal
auf die Naß ....
Von der Naß zum Stegerbauer
Vom Stegerbauer nach Kapellen
Von Kapellen nach Neuberg
⸗Neuberg nach Mürzsteg
Mürzsteg über das Niederalpel
Vom Niederalpel nach Wegscheid
Von Wegscheid nach Mariazell
1
2
11
⸗—
Stunde.
191/ Stunde.
Hiernach wird man nun sich selbst die Eintheilung des
Weges vorzeichnen können. Unterkunftspunkte auf dieser
Route sind: Am Kaiserbrunnen, bei der Singerin,
im Oberhof im Naßwald, naächst der Saurüsselbrücke, in
Neuberg, Muͤrzsteg und Wegscheid.
Den Weg von Reichenau bis zur Singerin, am
Eingange des Naßthales, habe ich so eben in dem vorigen
Abschnitt geschildert. — Von dem Hause der Singerin folgt
man der thaleinwärts ziehenden Fahrstraße am linken Ufer
des Naßbaches, übersetzt denselben etwas tiefer im Thale auf
einer soliden Brücke und steigt dann bergauf, durch einen
schönen Wald, tief unter sich zur Rechten den Bach und eine
malerische Klause, auf der Hoͤhe fort, und jenseits wieder
hinab, wo der Reithof, die Kolonie der Holzknechte des
Naßwaldes, und der Kirchhof liegen. Es ist ein uͤberraschend
freundliches und schöͤnes Bild, was hier der Naßwald bietet.
Von der Singerin hieher wandert man ein Stündchen. Der
Weg ist angenehm, das Thal malerisch, im Hintergrunde
überragt von dem Sonnleitstein (5179 hoch). Die An—
siedlung im Naßwalde fällt erst in den Beginn unsers Jahr⸗
hunderts. Im Jahre 1784 waren von der Hauptgewerkschaft
Schaaren von Holzknechten aus der Gosau im oberoͤsterreich⸗
schen Salzkammergute nach Steyermark berufen worden, um
10
in den dortigen Holzschläägen zu arbeiten. Unter diesen Holz—
knechten befanden sich auch die Brüder Georg und Johann
Huebmer. Georg Huebmer, gleich seinen Gefährten arm
und unwissend (er war bis in sein hohes Alter selbst des
Schreibens unkundig), von Jugend auf als Holzknecht an
den Wald gefesselt, uͤberragte jedoch seine Genossen weit durch
seinen reich begabten, natuͤrlichen Verstand. Durch sein Ta⸗
lent wußte er sich bald emporzuschwingen. Er ward Meister,
selbstaäͤndiger Gedinger, Schwemmführer und Schwemmmeister.
Er errichtete sodaun mit seinem Bruder die Schwemme auf
der Naß. So ward die Wildniß des Naßwaldes gelichtet.
Der fleißige Holzknecht siedelte sich an; die Colonie im Naß—
walde entstand, und in dem von ihm erbauten stattlichen
Reithofe, in Mitte seiner Arbeiter, wohnte und wirkte Vater
Huebmer, allverehrt, geachtet von Hohen und Niedern, bis
er hochbetagt, am 20. Maͤrz 1832. seine irdische Laufbahn
schloß. — Er und die bereits zur Ruhe eingegangenen Mit—
glüeder seiner Familie ruhen auf dem freundlichen Friedhofe
dächst dem Reithof. — Wir werden im Verlaufe dieser Schil—⸗
derungen noch oͤfter Gelegenheit finden, dieses Mannes zu
gedenken, dessen Erinnerung in den Herzen aller Bewohner
dieses Thales erhalten bleibt. — Ein halbes Stündchen auf—⸗
wärts im Thale gelangen wir wieder an eine Häusergruppe
mit dem Gasthause am Oberhofe im Naßwald. Hier erhebt
sich auch das stattliche protestantische Schulhaus, von Huebmer
gestiftet. Derselbe war naͤmlich, wie die Mehrzahl seiner
Hoͤlzknechte, Protestant. Die Kolonie Naßwald war zum
Pastorat Mitterbach bei Mariazell gehörig. Es war daher,
besouders zur Winterszeit, den hiesigen Kindern unmöglich,
die dortige, zehn starke Stunden entfernte protestantische
Schule zu besuchen, und der biedere Huebmer begründete da⸗
her hier eine eigene Schule, welche nun von mehr als 80
Kindern besucht wird. — In geringer Entfernung von dieser
Haͤusergruppe gelangen wir zu dem Engpasse der Saurüssel⸗
brücke, wo, gleich dem Engpasse der Steinapiesting bei
Guttenstein, die Felsen so nahe zusammentreten, daß sie nur
dem sie durchbrechenden Alpenbache Raum geben, über welchen
111
daher durch die Schlucht die Bruͤcke der Länge nach geworfen
ist. Wir betreten nun das Reisthal, eine der interessante—
sten Partien des Naßwaldes, anfangs ein Waldthal, später
sich immer mehr zur großartigsten Felswildniß gestaltend.
Der letzte Theil des Thales, bis zur Einsattlung des Naß⸗
kamps, hat an Wildheit und grotesker Form der Felsmassen
nicht seines Gleichen in Oesterreich. Es ist eine Alpenwildniß
im größten Style. — Für feste Alpensteiger führt hier rechts
auch ein Steig über den Ameiskogel auf die Schneealpe.
Die Einsattlung des Naßkamps, auf der Naß genannt,
zieht gerade zwischen den Klippenwänden der Schneealpe
rechts (im Westen) und der Raxalpe links (im Osten)
durch. Der Pfad auf die Naß ist steil. Von der Saurüssel—
brücke bis auf die Höhe der Einsattlung wird man wohl
21/3 — 3 Stunden wandern. Die Erhebung der Einsattlung
mag auf viertehalbtausend Fuß steigen. Die Aussicht auf
der Einsattlung ist beschränkt, aber höchst malerisch. Jenseits
hinab gelangt man an das Gehöft des Stögerbauers
(von wo man auch in 4 Stunden über den Gsollriegel die
Raxalpe ersteigen kann), dann durch das Altenbergthal in
einer Stunde nach Kapellen und von da in 113/Stunde
nach Neuberg.
Neuberg und die Schneealpe.
Neuberg zählt an 40 Häuser mit etwa 330 Einwoh—
nern. Die Scehoͤhe ist 2286. Das ehemalige Cistercienser—
stift Neuberg ward in Folge einer Dispensverpflichtung Her⸗
zogs Otto des Freudigen, wegen seiner Heirath mit der ihm
nahe verwandten Prinzessin Elisabeth von Bayern, im Jahre
1337 begründet, 1786 aufgehoben. Die alte Stiftskirche ist
ein herrlicher altdeutscher Bau. Schoͤne Ornamente. Pracht⸗
volle Fensterrose. Marienbildsäule von Steinguß. Eine
andere alte Madonnenbildsäule aus Holz geschnitzt von Mei—
sterhand. An den ersten Pfeilern Altaͤre mit trefflichem
Schnitzwerke aus dem 16. Jahrhundert. Zwei schoͤne Altar⸗
112
blätter von Hauk (Chor der Heiligen und die Verkündigung).
Fin todter Christus von unbekannter Meisterhand. Im
Kreuzgange die Bildnisse der Aebte. Interessante Grabsteine
aus dem 124. Jahrhundert. Der meisterhafte Dachstuhl der
Kirche. Vom Thurme herrliche Uebersicht des Thales. Schöne
Glocken vom Jahre 1482 und 15326. Höchst pittoresk die
uralte, jetzt entweihte und zur Privatwohnung eingerichtete
St. Annakapelle. Im Friedhofkapellchen altdeutsche Bilder,
geschnitzte Leuchter. — Die alte Grabstätte des Stifters und
seiner Familie, seit der Zeit der Aufhebung vernachlässigt
und vergessen, ist in neuester Zeit zufällig wieder aufgefunden
worden.“ 'Auf Befehl des Kaisers Franz erfolgte sofort die
Herstellung einer neuen Gruft, in welcher die irdischen Ueber—
reste dieser Fürsten mit entsprechender Feierlichkeit am 17.
März 1822 beigesetzt wurden.
Die Herrschaft Neuberg ist jetzt Eigenthum des Monta⸗
nistikums, der Sitz eines Ober-Verwesamtes; Eisenbau,
Hütten- und Hammerwerke sind in lebhaftestem Betriebe.
Die reichsten Eifengruben sind die Altenberger- und Bahn—⸗
koglerbaue. Die Kohlen-Werke zu Wartberg gehören auch
hieher. Die Neuberger Hütten- und Hammerwerke beschäfti⸗
gen über 800 Arbeiter und gehören zu den ausgezeichnetsten
der Monarchie. Alle neuen Verbesserungen in diesem Zweige
hat dieses trefflich geleitete Werk sich anzueignen gewußt.
Hier wurden zum ersten Male die hochkantigen, breitfüßigen
Eisenbahnschienen nach englischer Weise gewalzt. Das Voran—
schreiten in Erzengung der Rails, Tyres, der Winkelreife
und Kesselplatten ist der höchsten Anerkennung werth. Das
Walzwerk für die Kesselblech-Erzeugung nimmt den ersten
Rang ein.
Von Neuberg aus ist auch in verschiedenen Routen die
Ersteigung der herrlichen Schnecalpe, einer der schoöͤnsten
in Steyermark, zu bewerkstelligen. Ich theile hier diese
Routen mit und füge zugleich, da Neuberg in so vieler Hin⸗
sicht geeignet ist, die Aufmerksamkeit der Touristen zu län—
gerem Verweilen zu fesseln, die Bemerkung bei, daß man in
dem Gasthofe des Herrn Weißhappel sehr gute Bewirthung
113
und Unterkunft findet, sowie man auch bei den hiesigen Her⸗
Versobeanuen der wohlwollendsten Aufnahme gewiß sein
darf.
J. Route. Von Neuberg zurück auf dem Wege nach
Kapellen bis zu den Gehöften des Hirzer- und Gansterbauers
n/ Stunde. Dort öͤffnet sich links der Lichten bachgraben.
Am Hose des Lichtenbachbauers vorüber, aufwärts im Walde
über die Brandhöhe, auf den Kampel, dann zu den
Schneealpenhütten. Vom Lichtenbachgraben hieher vier
Stunden. Das Plateau des Berges bildet mehrere Gräben
(Kleinboden, Naßkar), Schluchten und weite, prachtvolle
Alpenmatten. Die Schneealpenhütten, 21 an der Zahl, liegen
auf der schoͤnsten dieser Matten. Auf der Laa-Alpe zaͤhlt
man 10, auf der Großboden-Alpe 9 Hütten u. s. w. Der
Schneealpenboden liegt 3002 Fuß hoch. Noch gegen tausend
Fuß höͤher (5988 Füß) erhebt sich im Süden des Bodens
der hoöchste Gipfel des Gebirges, der Windkogel. Im
Norden die Grünhöhe mit 36235. Die Aussicht vom
Windkogel ist prachtvoll. Ein Theil der Alpe führt feit dem
Jahre 1804, wo Kaiser Franz mit einem Theile der erhabe⸗
nen Kaiserfamilie den Berg erstieg, den Namen der Kaiseralpe.
Der Platz, wo der Kaiser im Freien speisete, heißt der Kaiser⸗
tisch; die Stelle, wo er bei der Gemsjagd stand, der Kaiser—
stand. In Hinsicht des Reichthums der Alpenflora behauptet
die Schneealpe den alten Ruhm, womit ihrer schon vor 200
Jahren der berühmte Clusius gedachte. Der schoͤne Eisen⸗
hut, der von ihr den Namen trägt (Aconitus neomonta-
num), sproßt noch dort in Gesellschaft der herrlichsten und
seltensten Alpinen in Fuͤlle. — Die Excursion, obschon nicht
unbeschwerlich, ist durchaus gefahrlos und gehoͤrt für alle
Fälle zu den lohnendsten. Wer die Eigenthümlichkeit, die
Freude und Lust des Sennenwesens von der freundlichsten
Seite kennen lernen will, ersteige die Schneealpe.
II. Route. Vom Stifte über den Waldhügel im Nor—
den, dann durch den Wald und jenseits desselben über die
Wiese zur Farfelwand. Dann zwischen derselben über
Geroͤlle steil aufwärts an den Kampel, und oberhalb dessel⸗
8
114
ben auf das Plateau, 4 Stunden. Dann auf den Windberg
1 Stunde.
i Route. Von Neuberg durch den Karlgraben
aufwärts zum Karl. Kar (mit dem hohen A) heißt im
Gebirgslande ein Felskessel. Karl ist das Diminutiv, heißt
also kleiner Kesse. — Vom Karl über die Brunnwiese
auf das Plateau, daun auf den Gipfel 4 —-8 Stunden.
Dieser Weg ist sehr beschwerlich und ermuͤdend.
V Reouke. Von Neuberg zum Hochofen in der
Krampen, von dort über den Almsteig durch das Kram⸗
penthal, dann über den Sattel bei dem Kreuze vorbei
zuf die Laa-⸗Alpe. Von Neuberg hieher 3 Stunden. Man
gewinnt die Hoͤhe allmälig. Neuberg liegt 22860 hoch; am
Hochofen in der Krampen ist die Scehöhe 2430*, am Alm⸗
steige 3888, und auf dem Boden der Laa⸗Alpe 4300. Die
Lage der Laa-Alpe ist von ausgezeichneter Schoͤnheit. Um
don diefer Alpe auf den Gipfel zu gelangen, muß man fast
den ganzen Rücken der Schneealpe umgehen; dieser allerdings
bedeutende Umweg lohnt sich aber reich durch die prachtvoll⸗
sten Wald-⸗, Fels- und Alpenscenerieen, und nur auf dieser
Route lernt man den ganzen wunderbaren Bau dieses herr⸗
lichen Gebirges kennen. Von der Laa-Alpe über das Naß⸗
kar (Seehoͤhe 4692), eine hoͤchst merkwürdige Moorbil⸗
dung, dann bei dem Hirscheck und an der Gruͤnhöhe vor—
über zu den Schneealpenbütten. Von der Laa-Alpe
hieher 4 Stunden. Dann auf den Gipfel 1 Stunde. Im
Ganzen eine Wanderung von 8—510 Stunden, wo aber die
vene LaaMpe als Mittelstation einen herrlichen Rastplatz
ietet.
V. Route. Von Neuberg zum Hochofen in der Kram⸗
pen, dann aufwärts im Krampengra ben, dessen Schluß,
eine wilde Felsschlucht, den Namen „im Tyrol“ führt.
Durch diese Schlucht felsan zum „eisernen Thörl“ zwischen
den Abstuͤrzen der Ausgangswand und Roͤthelwand zu
den Großbodenhütten. Man wandert von Neuberg bis
zur Schlucht im Tyrol 2 Stunden, von dort auf die Groß—
bodenalpe 4Stunden, und von da auf den Gipfel 11/ Stunde.
113
Nach der Andeutung dieser Excursionen führe ich die
Wanderer auf der Straße weiter. Von Neuberg nach Mürz⸗
steg 3 Stunden. Muͤrzsteg hat 22 Häuser mit etwa 130
Bewohnern. Guter Gasthof des Herrn Eder. Von Mürz⸗
steg durch die Gegend Dobrein zu dem Niederalpel
10/ Stunde. Die Erzlager am Niederalpel, seit 1782 auf—
geschlossen, sind jetzt Eigenthum der geschätzten Gewerken
Herren Fischer zu St. Aegid. Der Bergbau wird lebhaft be—
trieben und liefert an manganhaltigem Spatheisenstein jahrlich
gegen 40000 Centner, wovon auf dem hiesigen Hochofen an
15.000 Centner Eisen erzeugt wird, welches zur Verarbeitung
auf den Fischer'schen Werken benutzt wird. Bas Schmelzwerk
liegt in dem Alpenthale zwischen“ den Hoͤhen der Donon⸗
Solen-, Wetterin- und Weißalpen. Das Niederalpel ist
die Einsattlung zwischen der Wetterinalpe im Norden und
der Solenalpe im Süden. Der Sattel hat 3722 Seehoöhe.
Mürzsteg liegt 24130 Fuß hoch, die Einsattlung erhebt sich
also noch 1292 Fuß über das Thal. Die Uebersteigung
wird 124 Stunde in Anspruch nehmen. Jenseits erreicht
man, nach steiler Absenkung am Schüttbauerhof den
Thalboden des Aschbachgrabens. Wir wandern dann noch
ein Stündchen hinaus nach Wegscheid, auf die Graͤzer
Straße, welche von Bruck über Aflenz und Seewiesen nach
Mariazell führt, und von Wegscheid dann in 3 Stunden
nach Mariazell. — Auch muß ich bemerken, daß für Ge—
birgsfreunde und rüstige Bergsteiger es bei weitem lohnender
waäre, von Muͤrzsteg über“die Veitsch aach Wegscheid zu
gehen, statt über das Niederalpel. Dieser Weg ost freilich
anstrengender, aber er ersetzt die Mühe reichlich. Die Veitsch
ist die hoͤchste der Alpen dieser Gegend; die Fernsicht von
ihrem Gipfel gehört zu den herrlichsten des Landes, und doch
ist diese Bergspitze wenig gekannt und gar nicht besucht.
Kein Reisehandbuch erwähnt ihrer, und sie gehört zu den
Glanzpunkten in der Alpenwelt der obern Stey ruart. Wenn
man diese Exeursion unternehmen will, müßte man in Mürz⸗
steg übernachten, denn der Weg über die Veitsch nach Weg⸗
8*
116
scheid hat Geltung für eine tüchtige Tagereise. In Wegscheid
wäre danun wieder Nachtlager.
Veitsch-⸗Alpe.
Man kann unmittelbar von Mürzsteg die Ersteigung
der Veitsch beginnen, aber die Steige durch die sich gegen
Mürzsteg absenkenden Schluchten des Berges (die Nordabstürze)
sind alle sehr schlecht und unendlich beschwerlich. Man muß
den Berg von der Ostseite besteigen, wo sowohl durch das
Dürnthal, als den Debringraben (nicht zu verwechseln mit
der Dobrein) gute Steige bergan führen. Man wandelt
von Mürzsteg zurück auf der Straße nach Neuberg, an
den Eisenwerken der Lahnau vorüber; gleich außer denselben
oͤffnet sich rechts (südlich) zuerst das Dürnthal, dann noch
1/3 Stunde weiter der Debringraben, in derselben Rich—
tung. Dieß ist der beste Steig. Von Müuürzsteg bis an den
Debringraben eine kleine Stunde. Dann bergan über einen
Holzweg durch den Wald, über den Vorchkogel und zu den
Veitschalpenhütten 3 starke Stunden vom Eingange in den
Debringraben hieher. Die gewonnene Hoͤhe ist schon bedeu—⸗
tend. Die Alpenhütten haben 4812“ Seehöhe. Der Wald—⸗
wuchs geht indessen fast bis an die Hütten. Von diesen aus
führt der Steig wieder aufwärts auf den Ramskogel,
1 Stunde (53122“ Seehoöhe). Wie auf der Rax und auf der
Schneealpe zeigt sich nun auch hier ein großes, vielfach ge⸗
klüftetes, mit Erhebungen und Senkungen binziehendes Plateau.
In den Schluchten, z. B. in jener des Baͤrenthales, welche
nach Mürzsteg hinabzieht, ist die Flora besonders reich. Eine
Stunde wandelt man über das Plateau auf den Seeboden
am Wildkamp (61267). Die höchste Spitze des Berges,
der Predigtstuhl am Wildkamp, steigt noch an 1200 em⸗
por (62490). Hier steht das Catastersignal. Von der Spitze
abwärts gelangt man auf gutem Steige zu dem Sattel
der Rothsohl in 1 Stunde. Dann führt der Alpsteig
hinunter nach dem Aschbache. Man gelangt dann wieder an
die Straße, welche vom Niederalpel her zur Wegscheid
117
führt, 3 — 4 Stunden.
3 Stunden.
Von Wegscheid nach Mariazell
Die Freyn. Wasserfall beim todten Weib.
Noch ein anderer, auch an Naturschoͤnheit sehr reicher
Weg führt von Mürzsteg über die Freyn nach Maria⸗
zell. Wer diesen Weg wählt, wandert von Mürzsteg noͤrd⸗
lich, dem Laufe der Mürz entgegen, die durch das Thal
zwischen den Abstürzen des Seekopfes und der Proles—
wand an ihrem rechten (westlichen), und jener der Schnee⸗
alpe an ihrem linken (oöstlichen) Ufer einherrauscht. Das
Thal verengt sich immer mehr und wird endlich zur Schlucht,
zu einem Felsenpaß, der nur mehr dem Bache Raum läßt.
Auf Stegen, theils über den Bach geworfen, theils in die
Felswände befestigt, schreitet man vorwärts; da öffnet sich
rechts der höchst romantische Felskessel, in welchem ein aus
einer Felshöhle vorbrechender Bach, über 100 hoch abstür⸗
zend und fortbrausend, den gerühmten Wasserfall zum „todten
Weib“ genannt, bildet. Die Caskade erhielt den Namen
durch das Ereigniß, daß einst hier die Leiche einer Aelplerin
gesunden ward. Der schönste Standpunkt zur Besichtigung
ist der Ruheplatz naͤchst dem Kreuz und der Einsiedelei. Der
Wasserfall ist weder durch Fülle, noch Höhe des Wassersturzes
ausgezeichnet, aber seine Umgebung verleiht ihm den höchsten
malerischen Reiz. Auch der Botaniker wird in dieser Schlucht
durch den Fund schöner Alpinen erfreut werden. Die See⸗
hoͤhe der Gegend ist bei dem Wasserfalle 20953.. Von
Mürzsteg bis zu dem Wasserfalle wandern wir 21/ Stun⸗
den. Hinaus nach der Freyn gelangt man dann in einem
Stündchen. Die Gegend in der Freyn war noch vor kaum
50 Jahren Wildniß. Der Holz- und Kohlenbedarf der k.k.
Haupt-Gewerkschaft veranlaßte dieselbe, im Jahre 1800 auch
hier eine Holzknecht-Colonie zu begründen und die Wälder
benutzbar zu machen. Die Ansiedlungen vermehrten sich schnell
und machten schon 1803 die Stiftung einer Lokalie und
Schule St. Clemens in der Freyn nöthig. Um das
118
Kirchlein her liegen etwa 20 Haͤuser und der Gasthof, in
welchem freilich nur bescheidene Erwartungen befriedigt werden
können. Die einzelnen Hütten der Holzknechte liegen zerstreut
an den Höhen. Das Thal ist sehr schoön, rings umgeben
von malerischen Berggebilden. Im Süden erhebt sich die
Proseswand (4620), im Norden die Wildalpe (49369),
im Westen der Student (4278), im Osten die noͤrdlichen
Auslaͤufer der Schneealpe. Die Seehoͤhe des Freynthales
selbst ist 22355. Von der Freyn führt dann der, von dem
Kohlenfuhrwerk für die Gewerkschaft stark benutzte Fahrweg
hinaus auf die Graͤtzer Poststraße nach Mariazell und
mündet in dieselbe unfern des Gußwerkes, an dem Gehoͤfte
des Fallensteiner Bauers, an welchem Hofe das große,
an die Wand gemalte erzherzogliche Wappen auffällt. Es
entstand dieses Bild zur Erinnerung, daß die Erzherzogin
Anna Maria, Gemahlin Erzherzog Carl II. (als Herzog
von Steyermark), im Jahre 15392 von einem so furchtbaren
Gewitter ereilt, daß sie die Reise nach Mariazell nicht fort⸗
setzen konnte, in diesem Bauerhofe übernachtete. Von der
Freyn bis zum Fallensteiner wird man 3 Stunden, von dort
nach Mariazell 11. Stunde wandern.
B. Von Reichenau über die Prein und das
Gschaid nach Kapellen und dann über Neuberg und
Mürzsteg nach Mariazell.
Von Reichenau über Edlach in die Prein 2Stunden.
Von der Prein auf das Gschaid 1 Stunde. Den Weg
von Reichenau über Edlach in die Prein und auf das
Gschaid habe ich oben Seite 101, „Excursionen auf die
Bergmannsrast und Prein“, angegeben. Auf dem
Gschaid, wo die Grenzmark zwischen Oesterreich und Steyer⸗
mark zieht, steht eine sinnige, im Jahre 1668 von dem Abte
von Neuberg, Balthasar Hubmann, gestiftete Grenzsäule mit
dem Bildniß der Madonna und der Jnschrift: Protege, De—
fende. — Jenseits des Gschaids zieht der Weg durch das
Raxenthal bis zum Raxenwirthshaus fort. Von der Ein—⸗
sattlung des Gschaids bis zum Raxenwirthshaus 11/, Stunde.
Vom Raxenwirthshaus über Kapellen nach Neuberg
119
2 Stunden. Von Neuberg dann über Mürzsteg und das
Niederalpel nach Wegscheid und Mariazell. Das
Detail des Weges von Neuberg bis Mariazell habe ich in
dem vorhergehenden Abschnitt so eben mitgetheilt (oben
Seite 1153.
C. Von Reichenau durch den Huebmer'schen
Durchschlag und den Neuwald über Terz nach
Mariazell.
Schwarzau. — Der Huebmer'sche Durchschlag.
Dieser Weg ist der nächste von Reichenau nach Maria⸗
zell; er ist indessen wohl nur bei gutem Wetter zu machen,
da besonders die Strecke vom Durchschlag durch den
Neuwald bei starkem Regen nicht leicht gangbar ist. —
Bei dieser Route schlägt man den Weg von Reichenau
über Hirschwang durch das Höllenthal zur Singerin ein.
Von der Singerin kann man in zweifacher Richtung zum
Durchschlage gelangen, nämlich durch den Naßwald, oder
über Schwarzau. Waädblt man die erstere, so folgt man
von der Singerin der Straße in das Naßthal bis zum
Reithofe. Die nähere Bezeichnung dieser Wegstrecke habe
ich oben S 109. in den Wanderungen „durch das Hoöllen⸗
thal nach Guttenstein und nach Marigzell“ gegeben. Gerade
hinter dem Reithofe oͤffnet sich eine Thalschlucht, aus welcher
ein Bach strömt und in den Naßbach mündet. Dieses Thal
und dieser Bach füͤhren auch den Namen Prein, sind aber
nicht zu verwechseln mit dem Preiner Thale westlich von
Reichenau. Durch diese Thalschlucht nun führt der Steig
an Felsen hin, an Klausen vorüber, erst steil und wild, dann
in heiterer Gegend, in 3 Stunden vom Reithof bis an die
Preinmühle, wo er sich mit dem Wege, der von Schwar⸗
zau herein zum Wald bauer zieht, vereinigt. Dieser Weg
ist zwar sehr malerisch, aber ziemlich beschwerlich.
Wer über Schwarzau gehen will, der folgt der Straße
von der Singerin zum Höhbauer bis zur Fois brücke, wo
sich links (westlich) die Straße nach Schwarzau 'abschneidet.
Von der Singerin bis Schwarzau 2Stunden. Schwar⸗
120
au ist der kleinste Markt im Lande. Die ganze Gruppe be—
9 nur aus einem halben Dutzend Häusern, um die Kirche,
den Pfarrhof und die Schule gestellt. Die übrigen hieher
gehörigen 84 Häuser liegen alle weit zerstreut (manche 3
Stunden entfernt) im Gebirge. Die Gesammtbevölke—
rung der Pfarre steigt demnach doch auf mehr als 2000
Seelen. Pfarrkirche zu St. Nikolaus, in ihrer jetzigen Ge—
stalt 1717 erbaut, jedoch noch Theile des alten Baues erhal—⸗
ten. Der hiesige Gasthof ist eben nicht am besten eingerichtet.
Merkwürdig in der nächsten Umgebung ist die Höhle mit dem
Ursprunge des Klafterbaches, und noch höher am Berge eine
zweite, das Herrnloch. Von Schwarzau wandert man zum
Waldbauer, 2 Stunden. Auch der Waldbauer hält eine
Gastwirthschaft, aber freilich nur den mäßigsten Ansprüchen
genügend, doch ist immerhin dieselbe oft dem Wanderer er—
freulich als Rast- und Unterkunfts-Station. Vom Waldbauer
führt eine schlechte Fahrstraße aufwärts in den Wald. An
einer Wegscheide erblicken wir an einer Fichte die Schrifttafel
mit den Worten: „Weg zum Durchschlag.“ Auf diesem Wege
stehen wir dann bald am „Gschaid“, einem Bergrücken, der
den felsigen Gippel (52770 hoch) mit dem Lahnberg
(4399“ hoch) verbindet. Jenseits breitet sich, alle Hoͤhen
und Tiefen deckend, ein über 6000 Joch haltender Urwald,
der „Neuwald“ aus, mit einem Holzreichthum von mehr als
b00,000 Klafter. Georg Huebmer faßte den Gedanken auf,
das Gschaid mit einem Tunnel zu durchschlagen, den Schwemm⸗
kanal durch diesen Tunnel zu fuͤhren und so den Holzreichthum
des Neuwaldes zur Benutzung zu bringen. Er begann dieses
Werk schon 1811, doch ungünstige Zeitverhältnisse noͤthigten
ihn, die Arbeit wieder aufzulassen. So geschah es vier Mal.
Zum fünften Male legte er 1822 Hand an das Werk, und
1827 war es vollendet. Der schoͤne Urwald war nun be—⸗
nutzbar und liefert alljährlich 3000 Klafter Holz nach Wien.
Der ewige Bestand des Forstes ist durch einen Turnus im
Abholzen von 120 Jahren gesichert. Der Tunnel ist 2270
lang, meist 1042 Fuß hoch. Am östlichen (gegen Schwar⸗
zau gekehrten) Eingange des Tunnels stehen ein paar Holz⸗
121
knechthütten. Ober dem Eingange ist eine Schrifttafel mit
den Worten: „1822 im August angefangen. Es
werde Licht.“ Mitten im Tunnel ist eine Marmorplatte
eingefügt mit der Inschrift: „Im Monat August 1822
wurde durch den Erfindungsgeist des Schwemm—
Unternehmers Georg Huebmer dieser Durchschlag
begonnen.“ Am westlichen Ausgange (gegen den Neuwald)
zeigt eine Marmorplatte die Inschrift: „Durch Beharrlichkeit
und Einsicht und mit Gottes Hilfe am 8. März 1827 beendet.“
— Die Seehoöhe des „Gschaids“ ist 40092 Fuß. Jene des
Durchschlages 3719. Der weitere Weg führt nun 3 Stun⸗
den lang durch den Neuwald bis auf den Lahnsattel.
Von dem Hofe am Lahnsattel beginnt wieder eine Art
Fahrstraße, welche in einer Stunde durch ein schönes Hoch⸗
thal, zur Rechten (nördlich) die Abstürze des Göllers, zur
Linken (im Suͤden) die Wildalpen, hinabführt zum Terz.
Die Gegend dieses Thales heißt; im Kriegskogelgraben.
Die Senkung vom Lahnsattel herab gegen das Terz ist
nicht unbedeutend. Der Lahnsattel hat 3220 Seehöhe.
Das Gasthaus beim steyrischen Terzer 2723“. Es liegt
also um 497 tiefer. — Am Terz ist die Gränze von Oester⸗
reich und Steyermark. Auch scheidet sich hier die Straße.
Nördlich zieht sie durch ein wildes Thal, über den Knol⸗
lenhals, nach St. Aegyd. (Ueber diesen Weg sehe man
die III. Sektion: Weg von Mariazell über St. Aegyd und
Hohenberg nach Lilienfeld.) Westlich führt die Straße
vom Terz durch das Hallthal hinab nach Mariazell. Im
Terz liegen zwei Wirthshäuser, ihre Lage durch ihren Namen
bezeichnend; sie heißen: beim „öoͤsterreich'schen“ und beim
„steyrischen Terzer“, sind Sammelplaätze der Köhler und Holz-⸗
knechte. Die Straße nach Mariazell führt nun fort durch
das von der Salza durchströmte Hallthal. Es scheint sei—
nen Namen von den Salzquellen zu führen, welche daselbst
leider unbenutzt sprudeln. Die eine dieser Quellen befindet
sich nächst dem Hause des Hallhöfler, die andre weiter
gegen Mariazell zu, nächst der Brücke, welche bei dem Hofe
des Hiesbauers über die Salza führt. Man wandert vom
122
Terz bis nach Mariazell 3 gute Stunden. Ich bemerke noch,
daß von dem Hallhöfler aus die schöͤne Höhe der Wildalpe
leicht ersteigbar ist. Man erreicht von dort in 3 kleinen
Stunden die 4939 Fuß hohe Spitze, welche eine herrliche
Alpen-Rundschau bietet. Man kann dann auch jenseits in
die Freyn hinabsteigen, allein dieser Weg ist sehr steil, an⸗
strengend und mühevoll. — Man wird also besser thun, wie⸗
der denselben Weg in das Hallthal hinab zu waählen.
Man kommt auf der Fortsetzung desselben an dem Holz⸗
aufzuge vorüber und endlich durch die Neustädtergasse auf
den Markt. — Ueber Mariazell selbst sehe man oben Sek—
tion J., Seite 16. Nach diesen Andeutungen über die
Excursionen von dem Stationsplatze Bayerbach aus fuͤhre
ich die Touristen weiter vorwärts auf der Bahn. Sie
bietet aber in ihrem fernern Verlaufe keine Gelegenheit
mehr zu anziehenden Abstechern in die Ferne. Von dem
Stationsplatze Apfaltersbach führen allerdings Verbin—
dungswege hinab nach Küb und Schmidtsdorf, nach
Pettenbach und an die Schwarza, vom Stationsplatze
Klam ein Fahrweg hinab in den Atlitzgraben und jenseits
nach Bayerbach; vom Stationsplatze Breitenstein hinab
in die „kalte Rinne“ und zum Spieswirthshaus, sowie jen⸗
seits hinab in das Reichenauer Thal, von dem Stationsplatze
am Haupttunnel hinauf auf die Poststraße u. s. w. Aller—⸗
dings sind von den genannten Thalgegenden aus dann inter—
essante Excursionen zu machen, aber ich habe sie bereits
säͤmmtlich in den Abschnitten: Atlitzgraben, Reichenau
u. s. w. angezeigt. Auch von jenen, welche sich an der
steyrischen Seite öffnen, habe ich schon früher berichtet und
begnuͤge mich daher hier, nur hinzuweisen, daß von Stein—
haus südlich sich der Fröschnitzgraben öffnet, durch wel⸗
chen die Verbindung mit der Gegend am Wechsel und allen
in jenem Rayon liegenden Ausflügen hergestellt werden kann.
Der Weg führt von Steinhaus über das Gehöfte Simerl
am Kreuth hinüber in die Ratten (s. oben S. 32). Ebenso
kann man, freilich etwas beschwerlicher, aber auch durch die
Fernsicht auf dem Stuhlek belohnt, von Spital über die
f
23
Hofalpe auf das Stuhlek und von dort uͤber den Pfaff,
entweder in die Ratten, oder nach Kirchberg, oder in
jede andere am Wechsel liegende Gegend gelangen.
Dritte Sektion.
Von Mürzzuschlag bis Gratz.
Geschichte und Schilderung der Bahn.
Die Bahnstrecke von Mürzzuschlag nach Gratz, durch das
Mürzthal und Murthal ziehend, durchschneidet die ganze
obere Steyermark, das Alpenland der nördlichen Gebirgs—
ketten und erreicht die freundliche Hauptstadt des Kronlandes
in der weiten Ebene des Gratzer- und Wildoner⸗Feldes. Diese
Bahnstrecke war die erste, welche, nach der Erklärung der
Staatsverwaltung über die Staats-Eisenbahnen, als solche
auf Kosten der Regierung in Angriff genommen ward. —
Sogleich nach der am 19. December 1841 erfolgten, am 21.
December in der Wiener Zeitung dem Publikum bekannt ge⸗
gebenen Entschließung Sr. Majestät des Kaisers Ferdinand
uͤber das Einschreiten der Regierung in die Eisenbahn—
Angelegenheiten, wurde die k.nk. General-Direktion für
die Staats-Eisenbahnen gebildet als deren Vorstand der
durch seine Kenntnisse und Erfahrungen in diesem Fache
rühmlich bekannte Herr k. k. Hofrath Hermenegild Fran—
cesconi berufen, und der ka k. Regierungsrath Herr Franz
Zellner zum Adjunkten bestellt. Als Jnspektoren wurden
124
der General-Direktion gleich Anfangs Herr Aloys Negrelli,
dann Herr Dr. Carl Ghega und Herr Adalbert Schmidt
ugetheilt. Da man sobald als möglich an den Beginn des
—8 schreiten wollte und der vielfachen Vorstudien wegen
die erste Strecke der südlichen Staats-Eisenbahn, von
Gloggnitz über den Semering nach Mürzzuschlag, in ihrer
Ausführung nothwendig auf spätere Zeit verschoben werden
mußte, so begann man einstweilen sogleich die Vorarbeiten für die
Strecke von Mürzzuschlag bis Gratz, und dieselben wurden
mit solcher Thätigkeit betrieben, daß der Bau selbst schon im
Herbste 1842 in Angriff genommen werden konnte. Der
Unterbau der Bahn von Mürzzuschlag bis Bruck begann
im September 1842, jener von Bruck bis Gratz im März
1843, beide Strecken maren schon im Mai 1844 vollendet,
so daß die Eröffnung der ganzen Bahnstrecke am 21. Oktober
1844 stattfinden konte. Die saͤmmtlichen technischen Elaborate
wurden unter dem unmittelbaren Einflusse des k. k. Herrn
General⸗-Direktors, Hofraths Francesconi angefertigt. Die
Oberleitung und Aufsicht aller auf der südlichen Staats—
Eisenbahn vorkommenden Bauarbeiten war dem mittlerweile
von seiner, auf Staatskosten unternommenen Reise nach
Amerika, zur Besichtigung der dortigen Eisenbahnen, zurüͤckge⸗
kehrten k. k. Inspektor (jetzigen Sektioüsrath) Dr. Ghega über⸗
geben, welcher nun auch die Vollendung und Ausführung des
ganzen Baues überwachte, welcher, was den Unter- und Ober⸗
bau und die Kunstbauten betraf, unter der leitenden Wirk—
famkeit des einsichtsvollen und erfahrenen k. k. Ober-Ingenieurs
Herrn Fillunger, durch den Bau-NUnternehmer Felir
Talacchini, welcher die neue Kunststraße über den Se⸗
mering und mehrere berühmte Straßen in Italien und Tyrol
ausgeführt hatte, und anch gegenwärtig mit dem Bau des riesig—
sten aller Viadukte der Semeringbahn beschäftigt ist, betrieben
wurde. — Die Eröffnung dieser Babhnstrecke fand, wie bereits
erwähnt, am 21. Oktober 1844 mit großer Feierlichkeit statt
Der erste auf der Bahn abgehende Train bestand bloß aus
ungefähr 250, von der hohen Staatsverwaltung eigens zu
diefer Eroͤffnungsfahrt geladenen Personen. Als Stellvertreter
128
Sr. Majestät des Kaisers bei der Eröffnungsfeier war von
Allerhöchst Demselben Se. kaiserliche Hoheit der durchlauchtigste
Herr Erzherzog Johann delegirt, und der damalige Herr
Gouverneur von Steyermark, der mit Recht hochverehrte und
durch sein Wirken dert unvergeßliche Graf Wickenburg eröff—
nete, den erhabenen Prinzen begrüßend, die Feier mit einer
trefflichen, ergreifenden Rede. Der Train legte den Weg von
Muͤrzzuschlag bis Gratz in 3 Stunden zurück. Auf dem
Gratzer Bahnhofe war eines der Stationsgebäude zur Kapelle
umgestaltet, an deren reichbeleuchtetem Altar Se. fürstliche
Gnaͤden der Hochwürdigste Herr Fürst-Bischof von Seckau
die religiöse Feier der Einweihung dieser Bahn mit dem Te
Deum 'schloß. — Abends war die Stadt illuminirt. Im
Theater ward ein Festspiel, im Kolisäum ein prachtvolles
Baͤnket und im Redoutensaale Reunion und Ball veranstaltet.
Am naͤchsten Morgen traten die Gäste wieder die Rückreise
an. — Das größte Bauobjekt dieser Strecke, die imposante
Bogenstellung an der Badelwand, war indessen damals
noch nicht vollendet, sondern die Passage daselbst fand vor
der Hand noch auf einer provisorischen Eisenbahn statt, so wie
natuͤrlich auch der Straßenverkehr auf einer diese Stelle um—
gehenden provisorischen Straße betrieben ward. — Erst fast
din Jahr später war die Riesenarbeit dieser Bogenstellung
vollendet und in Bezug auf die über dieselbe führende Post⸗
straße im Anfang Oktober, in Bezug auf die Kisenbahn
am 11. November 1848 die Passage eröffnet. — Die Bahn
von Mürzzuschlag bis Gratz, dann weiter bis Cilly, und
Loybach war als Staatsbahn von der Staatsverwaltung
erbaut, die Besorgung des Betriebes ward aber vor der Hand,
laut Vertrag, vom 6.August 1844 ratificirt, der Wien-Glogg—
nitzer Eisenbahn-Direktion in Pacht gegeben, und zwar auf
3 Jahre. Nach Ablauf dieser Zeit beschloß die Staatsver—
waltung ihre fämmtlichen Bahnen in eigener Regie zu be—
treiben, und hat dieselben auch bereits vom 1. Juni 1881 an
wirklich übernommen.
Diese Bahnstrecke zählt 18 Stationsplätze, nämlich:
Mürzzuschlag, Langenwang, Krieglach, Kind—
126
berg, Marein, Kapfenberg, Bruck, Baͤrnegg, Mix—
nitz, Frohnleiten, Peggau, Stübing, Gratwein,
Judendorf, aßz
Die Distanzen sind folgende:
Von Mürzzuschlag nach Langenwang
Langenwang,„ Krieglach
Krieglach Kindberg
Kindberg Morein.
Marein Kapfenberg
Kapfenberg Bruck.
Bruck Bärnegg
Bärnegg Mirnitzz.
Mixnitz Frohnleiten
„Frohnleiten Peggau
„Peggau Stübing
„Stübing „Gratwein
„Gratwein „Judendorf
„Judendorf Gratz
14
Also im Ganzen. ... 830, 386 Klafter.
Dder in Meilen 122. Meile 3886 Klafter.
ich De Entfernung der Stationsplätze nach Meilen stellt
sich so:
Von Mürzzuschlag nach Langenwang
„Krieglach
„Kindberg
„Marein.
Kapfenberg
Bruck .
Bärnegg
Mixnitz ..
Frohnleiten
Peggau..
Stuͤbing
Gratweine.
Judendorf.
Gratz
227
Die Bahn wird eingetheilt in die obere Strecke,
worunter die Linie von Mürzzuschlag bis Bruck (in der Länge
von 21,9330 69 verstanden wird, und in die untere Strecke,
welche die Linie von Bruck bis Gratz umfaßt (28,4810). Der
Bahnhof von Mürzzuschlag liegt 3800 über dem Meere.
Jener von Gratz liegt 1680 tiefer (1820 über dem Meere).
Die Senkung der Bahn ist also ziemlich bedeutend. Sie
fällt gleichsam stufenweise mit jeder Station, und zwar in
folgendem Verhaͤltnisse:
Müuͤrzzuschlag hat 3500 Seehoͤhe.
Langenwang 3270
Krieglach 3140
Kindberg 2890
Marein 2710
Kapfenberg 2380
Bruck 2490
Baͤrnegg 2330
Mirxnitz 2270
Frohnleiten 2130
Peggau 2030
Stuͤbing 1990
Gratwein 1930
Judendorf 1900
Gratz .18320 —
Die geradelinigen Bahnparcellen messen im Ganzen auf
dieser Strecke 34,2180, und zwar auf der Strecke von Muͤrz⸗
zuschlag bis Bruck 13,9300, und auf jener von Bruck nach
Gratz 172630. Die Kruͤmmungen auf der Bahn, im Ganzen
114 (davon 39 auf der Strecke von Mürzzuschlag bis Bruck
und 78 auf der Strecke von Bruck bis Gratz), messen im
Ganzen 19,1710, naͤmlich auf der Strecke von Muͤrzzuschlag
bis Bruck 7,9200 und von Bruck bis Gratz 11, 2510.
Wir werfen nun auch einen Blick auf die merkwürdigen
Bau-Objekte der Bahn. Sie sind alle sehr interessant.
— Der Bau großartiger und zahlreicher Kunstbauten war
unerläßlich, in Folge der Aufgabe, die Bahn soviel nur möglich
dem Laufe der Muͤrz und der Mur anzuschließen. Die Bahn
7
128
von Mürzzuschlag an beginnt bereits auf einem Damme von
13 Fuß Höhe, uͤbersetzt gleich außerhalb des Bahnhofes die
Seitenstraße nach Neuberg, dann den Hammerbach auf einer
schönen Steinbrücke mit einem Bogen von 60 Spannung und
30 Höhe, mit einer Länge des ganzen Mauerwerkes von 230.
Unmitteibar darauf führt eine zwar von Holz gefügte, aber
quf gemauerten Landpfeilern und zwei Mittelpfeilern ruhend,
uͤber'die Mürz. Die Mittelöffnung hat 8o Länge, die bei⸗
den andern 6, die Höhe über dem Fluße ist 80. — Wir
oͤnnen hier die kleineren, zum Theile auch sehr interessanten
Bauten nicht näher bezeichnen, da die Bahn auf dieser Strecke
zweimal die k. k. Coͤmmercialstraße, zehnmal verschiedene
Bezirkswege und gegen hu u derimal so viele Felde und Land⸗
wege übersetzt, üͤber achtzig Durchfahrten und Durchlässe
Go Lichtoöffnung für groͤßere und kleinere Bäche, Be⸗
zirköwege u. s. w. zählt; ich muß mich also auf die Andeu—⸗
dung der wichtigsten Bauwerke beschraͤnken. Dahin gehört
die prachtvolle gekrümmte Holzbrücke in schiefer Richtung über
die Murz und die k. k. Chaussee nächst Wartberg. Sie ruht
auf mächtigen Steinpfeilern und Jochen, und ist mit eben so
viel Kühnheit als Solidität geführt. Die Lichträume zwischen
den Pfeilern messen 80 Länge und 4hzo Hoͤhe. Auch die
Gegend ist hier besonders malerisch. Schöne Waldberge, grüne
Maͤtten, eine prachtvolle Schloßruine, Veste Lichtenegg
auf felsiger Höhe, und der Zug der Eisenbahn mi tseinem herr⸗
lichen Brückenbau vereinen sich zu einem herrlichen Bilde.
Die Schutzbauten für die Bahn in der Gegend von
Ktindberg sind von bedeutendem Umfange. Nächst Marein
fuͤhrt wieder eine große Holzbrücke auf steinernen Landjochen
ind Quaderpfeilern mit 3 Oeffnungen, jede zu 80, über die
Mürz. Bei Kapfenberg bot das Tertain vielfache Hinder⸗
nisse, welche nur durch groͤße Bauten besiegt werden konnten.
Dicht am Flusse, am rechten üfer der Muͤrz, an der Kirche,
erheben sich 4 Klafter hohe, 630 lange Wandmauern. Etwas
weiter abwärts machte die Uebersetzung des Anabaches urd
der Mürz die Regulirung des Flußbettes mittelst eines Durch—
stiches noͤthig; ein prachtvoller, gemauerter Viadukt- und
129
Brückenzug führt hier über den Fluß. Fünf kühne Bogen
sind hier gewölbt, der mittelste von 100 Spannung, die bei⸗
den ihm zur Linken und Rechten mit 70, die beiden Endbogen
mit ß0. — Die Lichthöhe des Mittelbogens hat 40 3 6,
jene der Bogen neben ihm 40 2 und jene der Bogen gegen
die Landpfeiler 30 12. Nächst der großen Mauer fuͤhrt eine
Holzbrücke ohne Joch, nur mit 2 Landpfeilern, 120 lang, in
der Oeffnung zum Durchlaß des Baches 90 lang, 30 hoch.
Dieser Complex von Bauten, welcher hier ausgeführt werden
mußte, zeigt, wie sehr sich auf diefem Punkte die Schwierig⸗
keiten concentrirten und wie glaͤnzend hier die trotzende Natur
durch die Macht der Kunst besiegt worden. — Die Bahnstrecke
bei Elisensruhe, nächst welcher auch der Bezirksweg hin⸗
zieht, erheischte zur vollen Sicherung der Traçe gegen das
Abrutschen der Berglehnen an der Gebirgsseite riesige Wand⸗
mauern in der Länge von 2630, und gegen die Flußseite hinab
eben so kolossale Stützmauern von 9ö Höhe, in einer Aus—
dehnung von 870. Die Bahnstrecke von Uebelstein über
Bärnegg, Mixnitz bis Frohnleiten bot ungeheuere
Schwierigkeiten. Das steile Gesenke der Berge, die scharfen
Krümmungen der Mur auf dieser Strecke maͤchten gewaltige
Felsensprengungen, Bergabtragungen bis zu 250 Hoͤhe, kolos⸗
sale Wand- und Stützmauern, tiefe Einfchnitie und hohe
Dämme in rascher, fast ununterbrochener Folge nothwendig.
Wir kommen nun zu dem großartigsten Bauobjekte diefer
Bahnstrecke, zu der kühnen Bogenstellung an der Badlwand.
Zwischen Frohnleiten und Peggau' öffnet sich oͤstlich der
Bahn ein wilder Graben, der Badlgraben.“ An seiner
Ausmündung in das Murthal erheben sich kolossale Fels—
gebilde, namentlich eine Wand, welche von ihm den Namen
trägt. Der Murstrom drängt sich so nahe an diese Wand,
daß schon bei Anlage der alten k. k. Chauffee nur nach mehr⸗
jährigen Sprengungen ein dürftiger Raum für diese Straße
dem Fels abgetrotzt wurde. Es handelte sich nun darum,
auch Raum für die Eisenbahn zu gewinnen, welche eben hier
geführt werden mußte, da der Vorschlag, die Eisenbahn auf
das rechte Ufer des Stromes zu verlegen und bei dem soge—
9
170
nannten Jungfernsprung über Feistritz zu fuͤhren,
wegen der unermeßlichen Kosten der, bei solcher Führnng der
Traͤce, unerläßlichen kolossalen Bauten und Wasserwerke zum
Uferschutze unzulässig befunden ward. Da nun aber auf dem
linten Ufer die Anlage der Bahn neben Zer Poststraße eben
so unthunlich erschien, indem dann die Straße verlegt, und
zrößtentheils in das Flußbett hinein hätte fundirt und gebaut
derden müssen, wodurch ein kostspieliger Wasserbau von mehr
As 20oo Lange nothig geworden waͤre, so ward die kühne Idee
aufgefaßt und ausgefuͤhrt, eine beinahe 2000 lange Bogen⸗
srellung mit überwoͤlbter Decke, welcher einerseits der Fels,
ndererseits Quaderpfeiler von mehr als Klafterdicke zur Wi—
derlage dienen und welche zumeist auf Fels fundirt ist, auf⸗
zuführen, die Eisenbahn duͤrch diese Bogenstellung, die Post⸗
straße über dieselbe zu führen. Die Boͤgenstellung zäblt 35
Bogen, jeder 4Klafter breit und 27 Fuß boch, und zieht in
Kruͤmmung 193 Klafter kang hin. Gegen die Felsseite ist
sie tonnengewölbförmig an den Felsen, gegen den Strom zu
Juf 36 Pfeiler gestützt. Die Einwölbung ist in Form eines
Kreuzgewölbes.“ Das Gewölbe ist aus“ Ziegeln construirt,
die Laden Endfaçaden, so wie, sämmtliche Bogenöffnungen
sind mit dichtem, behauenem Kalkstein verkleidet, so wie auch
die Pfeiler und das übrige Mauerwerk aus diesem Gestein
hergestellt wurden. Vor und ruͤckwarts der Bogenstellung muß—
ien für die Poststraße 42/20 hohe, zusammen 3000 lange Stütz⸗
mauern, welche zugleich die Wandmauern der Eisenbahn bil⸗
den, hergestellt werden. Die Straße ist 41,,0 breit. — Die
Felswand erhebt sich noch über 150 Fuß hoch über die Bogen⸗
stellung, und es wurden bei der ganzen circa 3000 langen
Strecke über 11,000 Kubik-Klafter Sprengungen nöthig, um
Fen Raum für dieses kolossale Bauwerk zu gewinnen.
unterhalb Peggaus'ist die Bahn mit einer schönen,
sehr foliden hölzernen Jochbrücke von 670 806“ Länge, mit
2 steinernen Landpfeilern und 3 Jochen auf das rechte Ufer
der Mur geführt, auf welchem sie sodann bis Gratz zieht. End⸗
lich ist noch der hölzerne Viadukt bei Stuͤbing zu bemerken,
welcher eine Lichtöffunng von 221/40 hat.
131
Zwischen Klein-Stübing und Gratwein, dann
zwischen Judendorf und der Weinzettelbrücke find auf
einer Länge von fast einer halben Meile (20000 große Berg—
abtragungen und Felssprengungen, so wie maͤchtige Wand⸗
und Futtermauern nothwendig geworden. An der“ Ecke des
Bergrückens von Gösting, auf welchem die herrliche Ruine
der Veste Gösting liegt, setzt die Bahn über die Poststraße
und zieht dann, in der schoͤnen Gratzer Ebene, über das
Eggenberger Feld, zu dem Gratzer Bahnhofe am Dominikaner⸗
Riegel.
Wach dieser Schilderung der Bahn selbst gehen wir nun
zur Darstellung der Gegend, durch welche sie uns führt, und
zur Angabe der Ausflüge über, welche sich von den Stations-—
plätzen eröffnen.
Ausflüge.
Mürzzuschlag ist ein Markt von 140 Häusern und
über 1000 Einwohnern. Er ist uralt und erhielt schon 1282
bedeutende Privilegien. Alte Pfarrkirche zu St. Kunegund.
Große Hammerwerke, unter denen besonders das Huber'sche
bemerkenswerth. Einkehr-Gasthäuser zum schwarzen Adler,
zur Krone, zum Häirsch. Die Umgegend ist fehr reizend,
Mürzzuschlag ist die Eingangspforte zu dem schönen Mürz—
thale. Unter den benachbarten Höhen bietet besonders der
Gamsstein im Süden eine prachtvolle Uebersicht des Thales.
2 Stunden werden zu diesem Ausfluge und zur Rückkehr
hinreichen.
Von Mürzzuschlag über Neuberg
nach Mariazell.
Gleich außerhalb des Marktes öffnet sich der schöne
Thalboden im Norden, aus welchem die Mürz in das
Hauptthal heraus stroͤnt, dem sie den Namen gibt. Die
9*
132
Muͤrz bat ihre Quellen im Neuwalde. Dort entspringen
zwei Gebirgsbäche: die stille Mürz, in den Thalschluchten
westlich vom Gschaid, in 3Quellen, und die kalte Mürz,
an den Nordhaäͤngen der Schneealpe. Naächst der Freyn
vereinigen sich diese beiden Bäche und führen nun den Namen
Mürz, durch die Schluchten des Scheiterbodens, zwischen
den westlichen Abfällen der Schneeal pe und den östlichen des
Seekopfes, südlich nach Mürzsteg, dann östlich über Neuberg
und Kapellen nach Mürzzuschlag strömend, wo sie dann, durch
das große Mürzthal wogend, sich bei Bruck in die Mur er—⸗
gießt. — Durch diesen Theil des Thales führt nun eine von
Muͤrzzuschlag dahin einlenkende Fahrstraße über Kapellen,
Neuvberg, Mürzsteg und das Niederalpl nach Maria—
zell. Diese Straße kann auch als Poststraße benutzt wer⸗
den. Sowohl der Postmeister von Mürzzuschlag, als jener
von Mariazell befördern Reisende mit Postpferden auf dieser
Route, welche sie zu 4 Posten berechnen. Der Fußwanderer
legt den Weg von Mürzzuschlag nach Kapellen gemächlich
in'2 Stunden zurück. In Kapellen münden in diese Straße
die Wege von Reichenau über die Prein und das Gschaid,
dann duürch das Raxenthal, und von Reichenau durch das
Hoͤllenthal und den Naßwald über den Naßkamp ein; diese
Wege, sowie die Fortsetzung desselben von Kapellen über Neu⸗
berg nach Marigzell haͤbe ich bereits oben S. 113 und 118
im Detail geschildert, und gebe daher zur Erleichterung des
Ueberblicks und der Berechnung der Zeiteintheilung die Di—
stanzen, nämlich:
Von Mürzzuschlag nach Kapellen
Kapellen nach Neuberg
Neuberg nach Mürzsteg . .
Mürzsteg über das Niederalplenach
Wegscheid .—
Wegscheid nach Mariazell
7
13 — 44 Stnnden.
*.
9
Wir kehren zur Fortsetzung der Wanderung auf der
Bahnfahrt zurück. Der nächste Ort von Bedeutung, die
erste Station der Bahn ist Langenwang. Das Pfarrdorf
hat 78 Häuser und mehr als 300 Einwohner. Alte Pfarr⸗
kirche zu St. Andrä (erbaut 1493). Erbgruft der Grafen
Schärfenberg. Hoch auf dem Berge die schöne Burgruine
Hohenwang. Ihre Ersteigung ist lohnend wegen der herr—
lichen Uebersicht des Thales, und weil noch mancher Theil der
alten Burg erhalten und sehenswerth ist, wie der Saal, die
Kapelle u s. w. Die Ersteigung wird kaum ein Stündchen
kosten. Vor der Burg ein schöner Rastplatz unter alten Lin—
den. — Die Burg ward erst nach Erbauung des Neuschlosses
Hohenwang unten an der Mürz verlassen und dem Verfalle
preisgegeben. Im Neuschlosse ist jetzt das Verwesamt der
Ritter von Wachtler'schen Eisenwerke, wozu auch die hiesigen
Hammerwerke gehören. Das schöne Schloßgebäude Feistritz
fällt freundlich in die Augen. Der nächste“ Stationsplatz ist
Krieglach. Der Ort, von dem er den Namen entlehnte,
zählt mehr als 100 Häuser, mit 700 Einwohnern. Pfarr—
kirche zu St. Jakob, Bau aus dem 18ten Jahrhundert.
Große Hammer- und Puddlingswerke der Seßler'schen
Erben; sehr sehenswerth. Auch ist das Bild der Gegend hier
sehr freundlich.
(Ich bemerke, daß sich hier bei Krieglach östlich ein Steig
in die Schlucht schlingt, welcher gut gangbar, anf den foge
nannten Alpsteig führt, auf welchem man sodann nach
Kathrein, einem Gebirgsdorfe von 73 Häusern und 400
Einwohnern, und endlich in die Ratten kommt. Ueber die
Ratten habe ich bereits oben J. Sektion: Ausflüge auf den
Wechsel, S. 32 berichtet und füge hier nur bei, daß auf
diesem Abstecher die Gegend des Mürzthales mit allen Aus—
flügen der J. und V. Sektion in Verbindung zu setzen ist.
Man wird von Krieglach über den Alpsteig nach Kathrein
128 Stunden, von Kathrein in die Ratten 1us, Stunde
wandern.) In der Nähe von Krrieglach befindet sich auch
eine interessante Höhle, die Wildfranenluken genannt.
Der Weg dahin führt über das kaum ein Viertelstündchen
134
entlegene Fresnitz, und ist in ein paar Stunden bequem zu
machen.
Weg über Veitsch nach Mariazell.
Der nächste Stationsplatz ist Mitterndorf, kleiner
Ort mit 38 Häusern und etwa 400 Bewohnern. Hier er—⸗
gießt sich der Veitschbach in die Mürz. Von hier führt in
nördlicher Richtung, vom rechten Ufer der Mürz, dem Laufe
des Veitschbaches entgegen, an dem Schlößchen Pichl (dem
Geburtsort des verewigten, um Steyermark vielfach verdienten
Dichters, Johann, Ruͤter von Kalchberg), vorüber, ein in⸗
teressanter Weg nach Mariazell, welcher besonders von
zahlreichen Wallfahrten von Ungarn gewählt wird. Man er⸗
deicht von Mitterndorf die Veitsch in 13/2 Stunde.
Eisenbergbau und Hochofen, Herrn von Wachtler gehörig.
Alte Pfarre zu St. Veit. Hier theilt sich die Gegend in den
kleinen und den großen Veitschgraben. Wir folgen
auf der Wanderung nach Mariazell dem letztern, der uns
alpenan in 223 Stnnden auf das Rothsol führt. — Von
diesem Sattel führt auch ein steiler, aber gut gangbarer
Alpsteig auf den Gipfel der Veitsch (über deren Ersteigung
von der entgegengesetzten Seite, von Mürzsteg her, sehe
man s. oben). — Vom Rothsol steigen wir hinab nach
dem Aschbaͤche und nach Wegscheid 3254 Stunden. Von
Wegscheid nach Zell 3 Stunden.
Wir kehren auf die Bahn zurück und erreichen
Wartberg, eine der malerischsten Partien des Thales,
jetzt noch interessanter durch die hiesigen Eisenbahnbauten
und Brücken, deren ich bereits oben in der Schilderung
der Bahn erwähnte. Wartberg ist ein Dorf von 34
Haͤusern und 400 Insassen. Es liegt sehr schön am steilen
Abfalle des Wartbergerkogels. Pfarrkirche zu St. Erhart
mit schönem Thurm. Malerisch thronen in der Nähe
die Ruinen der Burg Lichtenegg, deren Erbauer, die
Herren von Lichtenegg schon im 14. Jahrhundert ausstarben.
135
Seit 1737 im Besitze des Grafsen von Inzaghy. Am öst—⸗
lichen Thalgehänge bei Wartberg ist ein großartiges Braun—
kohlenlager erschlossen, welches von dem Aerar und den Seß⸗
ler'schen Erben abgebaut wird. Die Kohle selbst ist indessen
nur von geringem Gehalte, und dieselbe wird daher nur zum
Vorwärmen bei der Eisenmanipulation verwendet. — Die
Fortsetzung der Bahn führt uns nun in eine der gerühmtesten
Gegenden des Mürzgebietes. Der Theil des Thales, welchen
sie hier durchströnt, wird auch das Kindthal genannt, und
gewährt durch seine reiche Cultur, durch lebhaften Industrie⸗
betrieb, durch die schoͤnen Formen seiner Gebirge, an deren
Hängen Schloösser, Villen, Gärten und laͤndliche Gehöfte
schimmern, vor allen der schöne und wohlhabende Markt
Kindberg, mit dem Schlosse Ober-Kindberg auf freund—
lichem Hügel das ganze hier sehr weite Thal beherrschend.
Es ist seit laäͤnger als hundert Jahren Eigenthum der Grafen
von Inzaghy. Die Eisenbahn-Station Kind berg liegt am
—
zählt 110 Häuser mit mehr als 700 Bewohnern. Mehrere
ansehnliche Hammerwerke. Pfarrkirche zu St. Peter und
Paul. — Gute Gasthoöfe: zum schwarzen Adler, zum Löwen,
zur Krone. Oberhalb des Marktes führt eine schöne Allee
zum Schlosse Oberkindberg, dem Herrschaftssitze, woselbst auch
die Verwaltung der dazu gehörigen Herrschaften Hart, Lich—
tenegg u. s. w. Die Seehöhe des Schlosses ist 2266 Fuß.
(Der Markt hat 1753 Fuß, der jenseits der Mürz liegende
Stationsplatz der Eisenbahn 1734 Fuß Seehöhe). Es be⸗
finden sich hier interessante mittelalterliche Waffen und alter—
thümliche Geräthe, welche aus dem Schlosse Lichtenegg hie—
her gebracht wurden. — Die Aussicht vom Schlosse über
das Thal ist von überraschender Schönheit.
Von Kindberg durch die Stainz nach Gratz.
Von dem Stationsplatze am linken Ufer der Mürz kann
man den Ausflug durch den Stainzer Graben antreten,
136
welcher auf einem weiten Umwege nach Gratz fuͤhrt, oder
auch als Verbindungsweg mit den Wechselgegenden dienen
kann. Man geht von dem Stationsplatze etwas vorwärts
bis Kindbergdoͤrfel und nach Leopersdorf UA Stunde.
Von hier führt eine Seitenstraße in das zwischen beiden
Dörfchen sich öffnende Stainzer-Thal, aus welchem der
Stainzerbach hervorrauscht, und sich nächst Leopersdorf mit
der Mürz vereinigt. In 3 Stunden hat man gemächlich den
Ort Stainz erreicht (nicht zu verwechseln mit der alten
Abtei Stginz und dem gleichnamigen Markte im Gratzer⸗
Kreise). Die hier gelegene Gemeinde Stainz zählt mehr als
100, aber am Gebirge zerstreut liegende Haͤufer mit“ etwa
800 Bewohnern. Die hiesige Pfarre zu St. Lorenz ward
1366 gestiftet. Schoͤnes Altarblatt. Bie alte St. Ulrichs⸗
Kapelle, zur Erinnerung an die durch Verrath bewirkte Ge—
fangennehmung des Grafen Ulrich von Stubenberg durch die
türkischen Renner und Brenner (vermuthlich im Jahre 1332).
Auch hier Hammerwerke der Seßlerschen Erben. Von Stainz
dann über einen Ruͤcken der Fischbachalpen, uͤber die so⸗
genannte Türkenschanze, wo noch Spuren der alten Be—
festigungen aus den Zeiten der wiederholten Türkeneinfälle,
nach Fischbach 2283 Stunden. Man kommt auf diesem
Wege unter dem sich noördlich erbebenden Teu fel sstein vor—
über, einer Alpenspitze von 4711 Fuß Seehöhe, der bedeu—
tendsten in diesem Zuͤge des Gebirges. Die Gemeinde Fisch⸗
bach, Pfarrkirche zu St. Egyd, zaͤhlt gegen 70 Haͤuser, mit
etwa 400 Einwohnern. — Von Fischbach hinab in das Fei⸗
stritzthal nach Birkfeld 2 Stunden. Birkfeld ist ein Markt
mit mehr als 100 Haͤusern und über 300 Einwohnern, welche
meist von Weberei, Flachsbau und Eisenwerk sich Erwerb
verschaffen. Pfarre zu St. Peter und Paul. Von hier nach
Gratz rechnet man 71 Meile. Der Weg führt an dem
schoͤnen Schlosse Frondsbarg vorüber, in 3 starken Stunden,
nach Anger. Markt von“80 Häusern, mit mehr als 406
Einwohnern. Starke Leinweberei. Uralte Pfarre zu St.
Andreä. Von Anger nach Waiz 2 Stundem Dieser Markt
hat mehr als 800 Einwohner. die Moosdorfer'schen Ham—
137
merwerke, Zerrennhaäͤmmer, Sensenfabrik u. s. w. Auf einem
schönen Hügel nordöstlich vom Markte erhebt sich die pracht—
volle Wallfahrtskirche und Dekanatspfarre, in ihrer jetzigen
Gestalt von dem Erzpriester Paul Hieronymus Schmutz, in
den Jahren 1770 -1778 erbaut. Sie trägt den Namen der
Kirche am Weizberge und ist sehr sehenswerth. Hier eine
der merkwürdigen Steingußarbeiten des berühmten Erzbischofs
Thiemo von Salzburg, ein ehrwürdiges Denkmal dieser jetzt
verlorengegangenen Kunst, aus dem 11ten Jahrhundert; eine
Madonna mit dem vom Kreuze genommenen Leichnam des
Erlösers auf dem Schooße. Schoͤne Altarblätter von Jandl
und Göbler, das Plafondgemälde von Mölk. — Der fernere
Weg von Weiz nach Gratz führt stets durch hügeliges freund—
liches aber ziemlich einfoöͤrmiges Land; man wandert über
Oberdorf und Albersdorf nach Mariatrost, der schö—
nen Wallfahrtskirche nächst Gratz, und daun vollends der
schönen Stadt zu. 6 starke Stunden wird dieser Theil der
Wanderung wohl in Anspruch nehmen.
Auf einem weitern Umwege, aber durch sehr interessante
Gegenden, koͤnnte man von Anger aus, auch durchaus auf
guter Straße in folgender Route nach Gratz gelangen: Von
Anger nach Ober-Feistritz Stunde, dann durch die
romantische, von der Feistritz durchrauschte Wald- und Fels—
schlucht, die Freienberger-Klam nach Stubenberg 124
Stunde. Von Stubenberg 1 starke Stunde nunch Herber—
stein, eine der sehenswerthesten Burgen des Landes. Die
Lage der Veste ist pittoresk in hohem Grade, auf schroffer Klippe
gegen die Feistritz abstürzend, welche ihren Lauf so um diesen
Fels schlängelt, daß sie ihn von drei Seiten bespült. An der
Vorderseite senkt er sich sanfter ab, und hier führt eine Fahr⸗
straße hinauf zur Burg, zu dem vordern Theile derselben,
welcher erst 1648 von dem Grafen Johann Max von Herber⸗
stein erbaut ward. Dieser Theil des Baues, mit einer Gal⸗
lerie im italienischen Geschmacke, ist bewohnt und eingerichtet.
Weitläufige Gemaächer mit vielen interessanten Ahnenbildern
und andern merkwürdigen Gegenständen, z. B. dem blutigen
Hemde eines im Kampfe gefallenen Herbersteiners, einem Hai—
138
fisch, den der berühmte Tourist des Mittelalters Sigmund
von Herberstein von seinen Fahrten heimbrachte, einen 1838
hier geschossenen mächtigen Lämmergeier, alte Waffen und
Geraͤthe u. s. w. Auf dem rückwärtigen, langgedehnten Rüͤcken
des Felsens liegt die sich an den Neubau schließende mächtige
Ruine der alten Burg, welche bereits im 13. Jahrhundert
erbaut war. Interessante Gänge und Hallen, die Verließe,
das heimliche Gericht, mit dem Felsgange hinab zum Flusse,
der mächtige Wartthurm u. s. w. An dem Schlosse der
Thiergarten, mit einigen freundlichen, herrliche Aussichten
bietenden Ruheplätzen. — Von Herberstein dann über Hofing
nach Pischelsdorf 14 Stunde. Hier vereint sich die
Straße, auf welcher wir wandelten, mit der Straße von
Aspang über Hartberg und Gleisdorf nach Graß, von
welcher ich in der J. Sektion S. 33 die Schilderung gab.
Wir wandern von Pischelsdorf nach Gleisdorf 3 Sltunden,
von Gleisdorf nach Gratz 3 Stunden.
Wir setzen nun die Wanderung auf der Bahn von
stindberg an weiter fort. Die nächste Station ist Ma—
rein, ein Dörfchen von nur wenig Häusern, aber einer
uralten Pfarre St. Marein (Maria) im Muͤrzthale.
Eine Juschrift an der Kirche zeigt das Erbauungsjahr
derselben: 1040. Die Friedhof-Kaͤpelle ist vielleicht noch
älter und stammt aus den ersten Zeiten des in dieser Gegend
perbreiteten Christenthums. Von Marein westlich im Ge—
birge liegt das große sehenswerthe Steinkohlenlager von
Parschlug. Es wird dasselbe von dem Aerar, und einem
Herrn Graf bebaut, welch letzterer auch ein großes Alaun—
Sudwerk betreiht, wo aus den Abfällen der Steinkohlen die
Alaun-Bestandtheile ausgelaugt, und auf gemauerten Pfannen
abgedampft werden. Das Acrar verwendet die Kohle, ob—
schon dieselbe von geringer Qualitäͤt ist, zum Gebrauche für
die kak. Staats-Eisenbahn. Der Ausflug von Marein an
das Werk, und die Besichtigung, dann die Rückkehr wird
zinen halben Tag in Anspruch nehmen. Die Entfernung von
Marein ist 1Stunde. — Das Thal ist anch hier sehr freundlich.
Ueberall schöne Waldberge, reiche Matten, zahlreiche Gehöfte
139
und Ortschaften. Besonders freundlich zeigt sich die schoͤne
Kapelle Maria-Rehkogel, hoch auf dem Frauenberge.
Sie führt den Namen von einer Legende, daß dort ein ge—
jagtes Reh Zuflucht und Schutz am Madonnenbilde ge—
funden habe. — Am Freigute Greschnitz eine schoͤne
Parkanlage. Hier setzt die Bahn über die Mürz, dann wie—
der bei Hafendorf, und so gelangen wir zur Station
Kapfenberg, wo sich, wie ich schon oben erwähnte, höchst
interessante Bauten der Eisenbahn vereinigen. Der Ort, von
dem die Station den Namen trägt, ist ein alter Markt von
100 Häusern mit 700 Einwohnern. Hoch auf dem nahen
Berge die Ruine der Veste Ober-Kapfenberg, seit einem
halven Jahrtausend Eigenthum der Grafen Stubenberg. Der
Herrschaftssitz ist jetzt in dem Schlosse Wieden, im Thale,
nächst dem Markte. Die Ersteigung des alten Schlosses, ur⸗
sprünglich wohl eine jener Vesten, welche zur Zeit Karls des
Großen entstanden, kann in einer Stunde geschehen. Die
prachtvolle Burg ist sehenswerth in ihrem Verfalle. Mächti⸗
ger Burghof mit Säulengängen. Brunnen aus dem 12ten
Jahrhundert. Prunksaal mit Wappen. Etwas hoöͤher auf—
wärts die Trümmer der ältesten hier gestandenen Burg. Ganz
oben die Loretto-Kapelle. Gutes Altarblatt. Prachtvolle
Uebersicht des Mürzthales von dieser Höhe.
Von Kapfenberg nach Mariazell.
Von Kapfenberg kann man auf höchst interessantem
Wege nach Mariazell gelangen. Bei Kapfenberg öffnet
sich der Terlgraben, aus welchem der gleichnamige Bach
strömt und sich in die Mürz ergießt. — Man wandelt durch
die malerischen Partieen des Terlgrabens nach Terl. Von
Kapfenberg hierher 3 Stunden. Der Ort Terl zählt 31
Häuser, mit etwa 200 Bewohnern. Große Hammerwerke.
Das hiesige Gewerkenhaus mit Wappen bemalt. Vor dem
Orte liegt die pittoreske Ruine Schach enstein, welche Burg
Abt Johann Schachner von St. Lambrecht 14653 zum Schutze
10
für die Pilger nach Zell, und zur Vertheidigung des Terl—
passes erbauen ließ. Hier öffnet sich nun das Aflenzer Thal,
und man erreicht in 1 Siunde den alten Martt Aflenz.
Er zählt gegen 70 Häufer mit 300 Einwohnern. Uralie
Pfarrkirche zů St. Peier (im Jahre 878 geweiht, 1140 ver—
größert). Schönes altes Hochaltarblatt. Flügelaltar mit
Schnitzwerk. Alte Holzbilder. An der Außenwaͤnd ein Ba—
phomet. Eisenwerke. Gutes Gaͤsthaus.“ Von Aflenz nach
Seewiesen 2 starke Stunden. Malerisches Thal. Die Teiche.
Seewiesen ist ein Alpendörfchen am Fuße des Seeberges.
Uralte Kirche zu St. Leonbard —Mq hat sich allmählig
hier schon am Fuße des Seeberges zu bedeutender Höhe er⸗
hoben. Kapfenberg, von wo wir die Wanderung an⸗
traten, liegt 13548 über dem Meerec (2580), Terl hat schon
1941 Sechöhe (323037, Aflenz bereits 2370 (39530) und
Seewiesen an der Leonhardikirche 3100 (516049). Der
Seeberg selbst erhebt sich noch 1340 über Seewiesen. Er
hat am Punkte der Einsattlung 4640 (7730) Seehöhe. Die
Straße über den Berg ist steil und ziemlich schlecht. Doch
ist sie Poststraße zwischhen Bruck und Zell. In Seewiesen ist
Poststation, wo 'man auch, zu Wagen reisend, Vorspann
nimmt. Der Fußwanderen ersteigt den Berg in 1 starken
Stunde. — Kurz, ehe man die Einsattlung erreicht, oͤffnet
sich links (im Westen), ein überraschend großartiges Alpen—
Panorama, das Dulwitzkar, das ist der Felsenkessel der
Dulwitz. Man übersieht die grünen Matten und Waͤlder
der Dulwitz, überragt im Norden von den Felskolossen des
Krautgartktogels, der Boösmäuer, der Stangenwand,
des großen und kleinen Wetterkogel, und im kiefsten West
von dem Riesengipfel des Hochschwabes. Im Süden, dem
Beschauer links, ragt zuvörderst der Feistringstein, und
dann weiter abwärts die Gschirrmaͤuer, und Fölzmauer,
alle diese Massen uͤber 6000, der Hochschwab über 7000 Fuß
hoch. Von der Einsattlung des Seeberges geht es jenseits
thalab, an der Seebergschwaigerei vorüber (der einzigen mir
bekannten Alpe an einet Poststraße), zu dem Brandhofe,
an welchem wir wieder Haͤlt machen. Erzherzog Johann er—
141
kaufte 1818 diesen Hof, ließ ihn umbauen, und am 24. Au—
gust 1828 fand die Weihe des vollendeten Baues statt. Der
Eintritt ist, wenn der Erzherzog nicht zugegen ist, nur gegen
Vorweisung einer von ihm ertheilten Bewilligungskarte ge—
stattet. In der Erzherzoglichen Kammer in der Hofburg in
Wien aber, oder im Palais des Erzherzogs in Grätz wird
jeder gebildete Reisende leicht eine solche Karte erhalten, und
wenn der Erzherzog eben selbst auf dem Brandhofe weilt,
gestattet seine Leutseligkeit gerne den Eintrit. Der Brand—
hof liegt 3332 hoch am Seeberge, dicht an der Poststraße,
die Fronte gegen dieselbe (nach Osten) gestellt. Hinter ihm
(im West) erhebt sich die Aflenzerstaritze, zum Alpen—⸗
zuge des Hochschwab gehörig, die östliche Abdachung der
Gruppe. Der Brandhof stellt sich als ein laͤngliches Viereck
dar, in Mitte der Straßenfronte den Vorsprung des Presby⸗
teriums der Kapelle, im altdeutschen Style mit Strebepfei⸗
lern. Ein Brunnen an der Kapelle, und gegenüber eine Ruhe⸗
bank mit Cedern umpflanzt. Im Innern: der Saal, mit
trefflichen gemalten Fenstern, nach Zeichnungen von Schnorr,
ausgeführt von Kothgasser. An der Wand die Bildsäulen der
Habsburgschen Ahnen, von Sandstein ausgeführt von Böhm.
Kapelle, altdeutsch. Gemalte Fenster von Mohn und Koth-—
gasser. Altar, von grauem Marmor von Ranna in Oester⸗
reich. Sakramentarium aus Cedernholz, am Libanon gefaͤllt,
und mit einem arabischen Dokument über die Echtheit, vom
Patriarchen von Antiochien an den Erzherzog übersendet.
Die Schnitzarbeiten von Böhm, nach Zeichnungen Schnorrs.
Monstranze und Meßgefäße, geschmackvolle Silberarbeit von
Kern in Wien. Alte Bildsäule aus dem 16. Jahrhundert,
aus Thernberg hierher übersetzt, die Madonna, ihr gegenüber
eine zweite, Johann der Täufer, von Böhm. Das Brand—
hofkreuz, ein Meisterschnitzwerk von Böhm. Gemaͤlde von
Schnorr. Orgel von Deutschmann in Wien. Vor dem Altare
das Gruftgewölbe in welchem der Erzherzog einst ruhen wird.
Das Jägerzimmer mit den Portraits des Kaisers Franz,
des Erzherzogs (von Schnorr), des Kaisers Max (mit der
Unterschrift: „der edelste Schütze“) und Andreas Hofers (mit
152
er Unterschrift „der getreueste Schütze“). Schöne Waffen,
darunter Andreas Hofers eigene Buͤchse, seltene Geweihe,
Federschmuck, Alpengeräthe u. s. w. Die Wohnzimmer des
Erzherzogs mit Getäfel und Ameublement von Zermholz
(Pinus cembra). Im Garten eine Terrasse mit Alpenpflanzen,
ein Kapellchen mit der Copie der Bildsaͤule Kaiser Rudolphs
von Habsburg im Seidenhofe in Basel. Vom Hause durch
einen Hofraum geschieden, die sehenswerthen Wirthschaftsge⸗
bäude. — Den Seeberg abwärts wandernd, gelangt man
an dem Eisenbau in der Golrath, und dem in schwindelnder
Tiefe liegenden Knappendörfchen Golrath vorüber, hinab nach
Wegscheid, Vom Brandhof hinab 1 Stündchen. Von
Wegscheid über das Gußwerk nach Zell 3 Stunden. Diesen
Weg habe ich bereits in den früheren Wanderungen mehrmals
exwähnt. Es, lenkt nämlich in Wegscheid die Straße von
Mürzzuschlag über Neuberg, Mürzsteg und das Niederalplin
die Poststraße ein, und somit ist Wegscheid auch der Punkt,
diese Wanderung mit allen der J. und V. Sektion zu ver—
binden.
Ersteigung der Staritze.
Mit dem Besuche des Brandhofes läßt sich auch leicht
die Ersteigung der Aflenzer-Staäritze verbinden. Diese
schöne Alpe erhebt sich dicht hinter dem Brandhofe, denselben
noch um 2486“ überragend. (Der Brandhof hat 3332, die
Staritze 6018“ Seehöhe.) Die Ersteigung ist von hier aus
sehr angenehm. Etwas unterhalb des Brandhofes, (gegen
Wegscheid zu) öffnet sich links ein Gehege, durch welches din
guter Steig hinan, führt auf die Mischenriglerhalt,
/2 Stunde, dann auf das Mischenrigler-Alpl 7 Stunde,
und endlich auf das Plateau der Staritze, 1/. Stunde. Oben
steht ein Jagdhaus des Erzherzogs. Die Aussicht von die—
ser Höhe ist malerisch und lohnend. Man kann dann südlich
an den Waͤnden der Krautgartkögel herabsteigen, und komm
bei der Seebergschwaigerei wieder auf die Straße. 1Stunde.
48*
Ersteigung des Hochschwabes.
Auf diesem Wege kann man auch, zwar auf einem Um⸗
wege, aber ohne große Beschwerde den Hochschwab ersteigen.
Die Gebirgsgruppe des Hochschwabes ist der mächtigste
Gebirgsstock dieser Gegend, der Hochschwab selbst der hoͤchste
Gipfel desselben, mit 11950 Seehoͤhe (71709 die übrigen zu
hoͤchst emporragenden Gipfel der Gruppe sind:
der Ebenstein 111530 (66907)
der Hochweich sel 11030 (66189)
der Brandstein 10310 (6306)
die Krautgartkögel 10440 (62647)
der Karl-Hochkogel 9920 (39529
die Höllenkämp 9730 (3838)
die Tippelwand 9710 (3826)
Wenn man nun vom Gipfel der Staritze aus den Hoch—
schwab ersteigen will, so geht man westlich über die Kraut—
gartkögel in die Niederscharten, 2 Stunden, dann auf
den Severinkogel (am Rande des Ringkamps, mit pracht—
voller Aussicht in das imposante Felsenkar des Ringes) 114
Stunde, dann zwischen dem Hütterkogel, und dem Höl—
lenkamp in das Ochsenreichkar 11 Stunde, dann in
die Richtstatt 1163 Stunde, von da längs dem Rande des
Eiskar's zum Schwabenbödendl GBödendl, Deminutiv
von Boden) am Fuße der Koppe des Hochschwabes 1 Stunde,
und endlich auf den Gipfel 1 Stunde. — Es ist also immer⸗
hin eine Wanderung von 825140 Stunden vom Seeberge bis
auf den Hochschwab. Außer den Alpenhütten auf der Sta⸗—⸗
ritze giebt es hier keine Unterkunft, und die Ochsenhütte an
der Niederscharte ist der letzte Zufluchtsort des Wanderers bei
schlechtem Wetter. — Auf dem Gipfel steht das Trianguli—
rungszeichen und ein Monument von Gußeisen, zu Ehren des
Erzherzogs Johann am 24. Juni 1821, dem Johannestage,
von einigen seiner Verehrer errichtet. Die Inschrift ist recht
gut gemeint, aber die Meinung ist sehr incorrect ausgespro⸗
chen. — Die Aussicht vom Hochschwab aus, über alle steyer⸗
märkschen Gebirgszüge vom Otscher (noch in Oesterreich)
144
angefangen, von Ost nach Süd und West bis an den Dach—
steuin ist von der imposantesten Art.
Auf dem Wege von Kapfenberg nach Zell gibt es auch
noch zwei andere Punkte zur Ersteigung des Hochschwabes.
Man kann naͤmlich von Aflenz und von Seewiesen ans
dahin gelangen. Ich selbst kenne nur den letztern Weg, den
ich hier auch anzeige, und beschraͤnke mich darauf, des erstern
zu erwähnen, von dem ich indessen von glaubwürdigen Maͤn⸗
nern gehört habe, er sei sehr lohnend. Im Gasthause in
Aflenz wird man darüber die besten Nachweisungen finden.
Der Weg von Seewiesen führt in die Dulwitz zu den
untern Dulwitzhütten, 2 Stunden, dann zu den obern
Dulwitzhütten 2 Stunden, über den Edelsteig auf das
Schwabenbödend! 425 Stunden. Der Edelsteig ist
eine Partie, welche feste Bergsteiger mit gänzlicher Schwin⸗
dellosigkeit erheischt. Zur Nachtstation koͤnnte man in den
obern Dulwitzhütten Unterkunft finden, freilich nur solche,
wie Sennerwirthschaft sie zu bieten vermag. Ueber die Be—
steigungen des Hochschwabes von der Nordseite, sehe man
den Abschnitt: Ausflug von Bruck uüber Eisenerz nach
Mariazell.
Wir kehren auf die Eisenbahn zurück, und setzen von
Kapfenberg die Reise fort. Außer der hohen Naturschönheit
der Gegend von hier bis Bruck bietet die Eisenbahnfahrt
dem Wanderer keine ausgezeichneten Gegenstaͤnde. In Bruck
aber werden wir länger verweilen müssen, da diese Stadt der
Auslaufspunkt zum Antritte der interessantesten Excursionen
in die Gebirgswelt der obern Steyermark in
Bruck an der Mur. — Ausflüge von Bruck.
Die Stadt Bruck (zum Unterschiede von Bruck an der
Leitha, Bruck an der Muͤr genannn) liegt am Vereinigungs—
punkte der Mürz mit der Mur. — Die Staͤdt hat 2 Vor⸗
städte, und zählt im Ganzen gegen 300 Häuser und über
2000 Einwohner. Ueber ihr erhebt sich die malerische Ruine
der alten Herzogsburg Landskrone, durch die große Feuers⸗
143
brunst, welche 1792 auch einen Theil der Stadt in Asche
legte, zerstoört. Bruck ward 1270 von Kaiser Rudolf von
Habsburg neuerdings zur Stadt erklärt, wozu sie bereits
unter Herzog Friedrich dem Streitbaren erhoben worden war.
Hier starb 1424 Herzog Ernst der Eiserne. In der Stadt—
pfarrkirche ein schoͤnes Altarblatt. Gute Gasthöfe, besonders
das Einkehrhaus zum schwarzen Adler, dann auch zum Loͤ⸗
wen, zum Fassel und zum Strauß. — In Bruck ist der Ver⸗
einigungsknoten der wichtigsten Straßenzüge des Kronlandes,
der Hauptpoststraße von Wien nach —* und der Eisen—
bahn. Von hier aus ziehen die Straßen über Leoben,
Vordernberg, Eisenerz, Hieflau und Altenmarkt nach Steyer,
Linz u. s. w., mit ihren Verzweigungen in das Ens—
thal, und nach Mariazell, dann uͤber Leoben, Kall⸗
wang, Nottenmann, Lietzen und Schladming nach Salz⸗
burg, und von Leoben über Knittelfeld, Judenburg u. s. w.
nach Salzburg und Kärnthen. — Wir wollen nun
den Reisenden die Andeutungen über alle diese Ausflüge hier
mittheilen.
Von Bruck über Eisenerz und Hieflau nach
Admont.
Von Bruck nach Leoben; 1 Post, welche man leicht zu Fuße
in 3 Stunden zurücklegt. Leoben ist eine der freundlichsten,
lebhaftesten Städte des Landes. Sie zahlt mit den Vor—
städten Wasen und Mühlthal über 300 Häuser mit 2800
Einwohnern. Schöner Platz mit Springbrunnen, deren einer
die Bildsäule eines Bergknappen schmuckt. Stattliche Häuser,
zum Theil mit Fresken bemalt. Guter Gasthof zum Adler.
Die einstige Jesuitenkirche zum heil. Franz Xaver, jetzt De—
chant- und Stadtpfarrkirche. Kirche Maria Waasen, aus dem
14ten Jahrhundert, mit Glasmalereien und schönem Fried⸗
hofe. Rathhaus. Theater. Hübsche Promenade vor den
Thoren. Von der Terrasse des Thorthurmes eine überraschend
schoͤne Aussicht in die herrliche Umgebung der Stadt. Im
10
146
Eggenwald'schen Garten wurden 1797 die Praͤliminarien des
Friedens von Campo-Formio unterzeichnet. Denkmal daselbst.
Hammerwerke. — Von Bruck hierher hat sich der Boden
schon bedeutend gehoben. Der Marktplatz von Bruck hat
1486 Seehöhe, jener von Leoben, am Adlerwirthshause,
1689. — Eine / Stunde noͤrdlich von Leoben liegt am
Münzenberge und im Seegraben eines der reichsten und besten
Braunkohlenlager aͤlterer Formation, von 110 Klafter
Mächtigkeit. Sehr sehenswerth. 3 Gewerkschaften bauen
auf diesem Lager, nämlich der Radgewerke Ritter von Friedau
die Meiersche Gewerkschaft, und zwischen diesen beiden Herr
Aloys Miesbach. Die beiden Ersten erzengen jeder jährlich
tirca 100,000 Centner, mit der Verwendung zu ihren eigenen
Eisenwerken. Herr Miesbach erzeugt jaͤhrlich circa 400,000
Centner, und diese werden zu den umliegenden Eisenwerken,
und zu denen im Mürzthale, nach Gräß zum Betriebe der
Dampfmaschinen, und als befonders brauchbar zum Locomo⸗
tiven-Betriebe der k. k. Staats-Eisenbahn verwendet. Das
Miesbachsche Werk wird mit 2 Hauptsiollen und mehreren
Schächten betrieben, alle Stollen und Werke sind mit solid
gebauten Eisenbahnen versehen, und es ward, um das Ver⸗
kleinern der Kohle durch Stürzen zu verhindern, eine eigene
Bremsmaschine nach neuester Art erbaut. Auch werden um—
fassende Vorarbeiten zu größtmöglichster Erzeugung getroffen.
Die Besichtigung des Werkes ist von hohem Interesse. —
Unser Weg fuͤhrf uns nun von Leoben, der Straße nach Vor⸗
dernberg folgend, zuerst an dem stattlichen Goͤß voruber (von
Leoben 1 Stunde) ehemaliges Benedictiner-Nonnenstift, ge⸗
gründet 1004 von den uralten maͤchtigen Dynasten der Gra⸗
fen von Leoben; 1782 ward es aufgehoben und das Gebaäude
zur Residenz des Bischofs von Leoben bestimmt. Spaͤter
Staatsherrschaft, ist die Herrschaft jetzt Eigenthum der Rad⸗
meister-Communitaͤt von Vordernberg. Schoͤne Kirche. Denk⸗
male der Aebtissinnen. Hammerwerke. In Göß haͤtte 1797
Napoleon sein Quartier, bis zur Unterzeichnung der Friedens⸗
präliminarien von Leoben. Unser Weg fuͤhrt' uns dann an
dem Schlosse Freyenstein und St. Peter vorüber nach Tro—
7
fayach. Lebhafter Markt mit 114 Häusern und mehr als
700 Einwohnern. Sehenswerthe Pfarrkirche zu St. Ruprecht.
Der Glöckelhof, eine Villa des Erzherzogs Johann. Von
Leoben hierher 2 kleine Stunden. Von hier nach Vordern—
berg 2 Stunden. Herrliche Alpengegend. Vordernberg,
ein ansehnlicher Markt von fast 200 Häusern, mit mehr als
1600 Einwohnern. Seehöhe am Posthause 23649. Der
Markt, von dem Vordernberger-Bache durchströmt, liegt lang—
gedehnt in der Thalschlucht, zur Linken (westlich) erheben sich
die Vordernberger-Mäuer, noch mehr als 2000 Fuß hoch
über den Thalboden. Vorwärts der Reichenstein (6829
Seehoͤhe), im Norden die Griesmäuer mit 6018), der
spitze Polster (9957), im Süden der langgedehnte Rei—
ting (69839, im Osten die Höhen des Hieseleggs und
des Thallerkogels. — Im Markte interessante alte Pfarrkirche
zu Marig-Himmelfahrt. Beneficiat zu St. Lorenz. Groß—
artiger Hüttenbetrieb. 14 Floß- und Hochöfen, von denen
Nro. 228 Eigenthum des Erzherzogs Johann. Die Eigen—
thümer dieser Hochöfen bilden die berühmte Radmeister-Com—
munität von Vordernberg. Die Communität bebaut ge—
meinschaftlich mit dem Eisenerzer aͤrarischen Hauptgewerk den
zwischen Vordernberg und Eisenerz liegenden Erzberg, welcher
in seinem obern Theile bis zu 85/5 der Gesammthöhe den Vor⸗
dernbergern zum Abbau zugewiesen ist. Erzherzog Johann
hat eine Lehranstalt der Bergbau- und Hüttenkunde zu Vor—
dernberg gestiftet, welche mit dem Johanneum in Graͤtz verbun⸗
den ist. Vorsteher und Professor ist Herr Peter Tunner.
Die höchst interessante Ersteigung und Befahrung des Erzber⸗
ges kann entweder von hier, oder von Eisenerz vorgenommen
werden. In der Richtung der gegenwaͤrtig geschilderten Ex⸗
cursion fuͤhre ich die Waͤnderer von Vordernberg dahin. —
Unmittelbar an Vordernberg erhebt sich der Prebüͤhl, über
dessen Einsattlung die Eisenstraße (Poststraße) nach Eisenerz
geführt ist. Der Einsattlungspunkt hat nach Karsten 3736
Seehoöhe (meine Beobachtungen ließen ihn fast um 100 Fuß
niederer erscheinen). Der Berg steigt also noch um 1200 Fuß
über den Boden von Vordernberg.Die Senkung der Straße,
10*
148
jenseits der Einsattlung hinab nach Eisenerz, ist sehr jaͤh und
steil. Man wird zu dem Wege von Vordernberg nach Eisen—
erz leicht 4 Stunden bedürfen. Ehe wir von Eisenerz spre⸗
chen, führe ich den Wanderer erst von der Einsattlung des
Prebühel auf und in den Erzberg. Er erhebt sich westlich
der Straße, noͤrdlich vom hohen Reichenstein, 4833 hoch,
also noch 1000 Fuß hoͤher, als der Prebühel. Der Schatz,
den die Natur in diesem Berge niederlegte, ist unermeßlich.
Schon von den Römern bebaut, in den Stürmen der Vifer—
wanderung veroͤdet, seit dem 8. Jahrhundert wieder im Be—
triebe, ist der Reichthum an Eisenerzen der treffllichsten Art
hier so groß, daß er, wenn auch alljährlich eine Million
Centuer ausgehauen wird, doch selbst dieser Bedarf noch für
mehr als 900 Jahre gedeckt ist. Neberdies scheint der Berg⸗
segen nicht allein auf“ den Erzberg beschraͤnkt; sondern auch
seine Nachbarberge damit begaͤt zu seimn. Von dem trefflichen
Spatheisenstein, den der Berg liefert bauen die Eisenerzer
jährlich an 300,000, die Vordernberger an 700,000 Centuͤer
ab. Die Erze halten an 40 9/0 Eisen. Die Hauptgewerkschaft
in Eisenerz erzeugt jährlich über 200, 000 Centner, die Vor⸗
dernberger-Radmeister-Communität uͤber 300,000 Centner
Roheisen. Man hat Eisenbahnen zur Foͤrderung der Erze
errichtet aus den Bauen, welche auf der Straße über den
Prebühel einmünden. In stets bereit stehenden Wagen faͤhrt
man auf diesen Bahnen in den Erzberg, durch Tunnels und
Einschnitte. Die Besichtigung des Baues ist von höchstem
Interesse, besonders werden die sogenannten Schatzkammern,
Klüfte mit den wundervollsten Gebilden der weißen Eisen⸗
blüthe (Kalksinter) Staunen und Bewunderung erregen. —
Wer schon zu den Bauen heraufgestiegen ist, unterlasse auch
nicht, den Gipfel des Erzberges zu erklimmen, 1Stunde, wo
seit 1823 ein von dem Erzherzog errichtetes Denkmal, ein im
Ganzen 22 Fuß hohes Kreuzbild von Gußeisen, steht. Am
Fuß desselben, in einem verschlossenen Gehaͤuse, (wozu man
den Schlüssel in der Geschwornenstube am Erzberge erhält),
ein von Schnorr gemaltes Votivbild mit sinniger Jnschrift
vom Erzherzoge. Etwas unterhalb der Geschwornenstube steht
149
die Barbara-Kapelle, in welcher an hohen Festtagen das
„Marianische Wunder,“ eine Erzstufe, welche durch den Ueber—
gang von Pflinz in Brauneisenstein ein Marienbild gestaltet,
ausgestellt wird. — Nächst dem Gipfel der „Kaisertisch“ mit
einem einfachen Denkmal, 1782 von dem Kammergrafen—
amte gesetzt. Der Gipfel des Erzberges hat 4833 See⸗
hoͤhe. — Sowohl in Vordernberg, als in Eisenerz, wird
der Reisende von den Begamten die gefälligsten Nachweisungen
und Anleitungen zur Besichtigung des Erzberges erhalten.
Eisenerz ist ein Markt mit mehr als 150 Häusern und
gegen 1300 Einwohnern. Der Ort selbst ist durch die dunk⸗
len Häuser etwas düster, die Gegend herrlich. — Auf einer
Anhöhe die herrliche altdeutsche Pfarrkirche zu St. Oswald,
1279 von Kaiser Rudolf von Habsburg erbaut. Hochst
sehenswerth. Vom Thurme schöne Uebersicht des Thales. Auf
einer zweiten Hoͤhe der Schichtthurm, dessen Glocke den Knap⸗
pen die Arbeitszeichen gibt. Großer Schüttkasten. (Der
Bau kostete 200,000 fl.) 3 Hochöfen, Schmelzhütten, ein
Schlackenbad. Ein Dilettanten-Theater. Gasthöfe zum Koͤnig
von Sachsen, bei Moser. In Eisenerz ist der Sitz der
Steyermärkisch Oesterreich'schen k. k. Eisenwerks-Direction, der
k. k. Hauptgewerkschaftlichen Berg- und Hütten-Verwaltung.
Von Eisenerz setzen wir den Weg nach Hieflau fort.
Auf diesem Wege geiangen wir in 11,. Stunde an das rechts
(östlich) der Straße gelegene, im Jahre 1670 von Kardinal
Neidhart, dem Lehrer Kaiser Leopold J. und zu Ehren die—
ses Schülers nach ihm benannte Schlößchen Leopoldstein,
jetzt ein Bauerngut. Hinter diesem Schloßchen liegt der
Leopoldsteinersee, einer der schoͤnsten in Stehermark. Es lohnt
sich reich, den kleinen Abstecher von der Straße dahin zu
machen, da der Weg in einer kleinen Viertelstunde zurückgelegt
ist; der Spiegel des Sees ist eingeschlossen von hohen Ge—
birgen. Im Norden die kolossalen Felswände der See—
mäuer (über 3000“ hoch), im Osten der hohe Pfaffen—
stein mit seiner Klippenkrone (3895 Seehöhe). Der Spie—
gel des Sees selbst liegt 1914 Fuß über dem Meere. Man
150
kann den ganzen See in einer Stunde umgehen, doch ist es
in der Secau, am oöͤstlichen Ufer, etwas sumpfig.
Vom Leopoldsteinersee auf die Straße zurückgekehrt, wan⸗
dern wir noch 2—21/ Stunde nach Hieflau, Ort von mehr
als 90 Häusern mit über 700 Einwohnern. Pfarre zu St.
Johann Baptist. Hauptgewerkschaftlicher Hochofen. Gutes
Gasthaus. In der Nähe Müuhlsteinbrüche. Großer Holz⸗
rechen für die Schwemme auf der Ens, 1360 Fuß lang,
von dem Tyroler Gasteiger 1512 erbaut. Mehr als 60 große
Kohlstätten, welche jährlich über 300, 000 Metzen Kohlen
liefern. Hauptgewerkschaftliche Hütten- und Rechen-Verwal⸗
tung. — Von hier stellt sich besonders impofant der hohe
Luegauer, mit seiner fast überhängenden Felsenspitze dar.
Er ist 6931 hoch. Hieflau selbst hat, am Bergamtshause,
1306 Fuß Seehöhe. Hieflau ist auch eine Poststaͤtion. Man
zählt von Eisenerz hieher 122 Post. Von Hieflau öffnen
—— —
Naturschoͤnheit.
a. Von Hieflau durch das Gesäuse nach Ad—
mont. — Wir lenken von Hieflau dem Laufe der Ens ent⸗
gegen ein, und betreten dann den furchtbar wilden Felspaß des
Gesäuses. Diesen Namen trägt die Enge, durch welche sich
die Ens Bahn gebrochen hat, und in 'einer Länge von 8
Stunden unter fortwaͤhrenden Kaskadellen, deren Geraͤusch
eben dem Passe den Namen geben, einher wälzt. Das Ge—
faͤlle des Stromes beträgt auf der Strecke von Admont bis
Hieflau an 600“. Die Großartigkeit des Felsenpasses ist er—
greifend. Ringsum lauter kolossale, kahle Kalkfelsen, noͤrd—
lich (am linken Ufer der Ens) der Damischbachthurm mit
6140, die Teufelsmauer mit 6122, der Buchstein mit
7008, am rechten (südlichen) Ufer der Kampel mit 6702,
der Luegauer mit 6931 und die mächtige Felsengruppe
von Johnsbach mit dem Hochthore 7394 Seehoͤhe. Frü⸗
her war der Weg durch das Gesäuse beschwerlich, zum Theil
selbst gefährlich; jetzt ist aber eine gute Straße, fahrbar,
durchgeführt, auf welcher man bis Admont gelangt. Der
Ausgang des Felsenpasses ist bei dem sogenannten Heimdl—
131
bauer, von wo dann der Weg durch das herrliche Ensthal
in den Markt, und zum Stifte Admont führt. 1 Stunde.
b. Von Hieflau über Radmär und Johnsbach
nach Admont. — Man geht von Hieflau eine Strecke zu⸗
rück auf der Straße von Eisenerz, bis zu der Thalöffnung
rechts (füdlich) aus welcher der Radmärbach heraus strömt,
sich in den Erzbach ergießend. Wir überschreiten den letztern
auf einer Brücke, und lenken in das Radmärthal ein. Wir
elangen wieder in einen Felsenpaß, sehr bezeichnend: „zwi⸗
8 en den Mäuern“ genannt; von Hieflau hieher 1Stunde.
Außerhalb des Passes öffnet sich sodann vor unsern Blicken
die eigentliche Radmär. Sie ist in 2 Abtheilungen, die
aͤußere und die innere, geschieden. Auf dem Wege von
Hieflau herein betreten wir zuerst die äußere, welche auch
Radmär an der Stuben heißt. Hier vereinen sich der
Haselbach und der Finsterbach, und das vereinte Gewässer heißt
die Radmär. — Von Hieflau bis zum Dorfe Radmär an
der Stuben wandern wir 3 Stunden. Die Straße ist sehr
ut. — Das Dorf Radmär ist ziemlich belebt. Die Ge—
— in beiden Abtheilungen der Gemeinde steigt
auf nahe an 1000 Seelen. In der Radmär war ein Lieb⸗
lingsaufenthalt Kaiser Ferdinand II. als Herzog von Steyer—
mark. Hier fand er sich oft zur Hochjagd ein, erbaute sich
ein Jagdschloß (das jetzige Gewerkschafts-Gebäude) und eine
Kirche zu St. Anton, jetzige Pfarrkirche und Wallfahrtsort.
— An den Aufenthalt des Kaisers, und an sein Jagdwesen,
erinnern hier noch die Namen der Hundsmühle, der Hunds—
wiese, und eine kleine Grotte, wo er oft den Imbiß einnahm,
—
bergwerk 1714 entdeckt. An der St. Antonskirche scheidet
sich das Thal in zwei Abtheilungen, aus deren einer der
Finsterbach, aus der andern der Haselbach herströnt. Dem
Laufe des letztern aufwärts entgegen gehend, gelangen wir in
1 Stunde in die innere Radmär, auch Radmär am Hasel
genannt, welchen Namen es von einem Haselstrauch erhielt,
an welchem einst ein angebundenes Pferd den Boden so heftig
scharrte, daß Kupfererz dadurch bloß gelegt ward, welches die
132
Auffindung des hiesigen Kupferbergwerkes herbeiführte. Der
Bau auf Kupfer wird von dem österr. Stifte Seitenstetten be⸗
trieben. — (Ich bemerke, daß von hier auch der 6703 hohe
Zeyres⸗-⸗Kampel, der südlich das Thal schließt, erstiegen wer—
den kann. Von Radmaͤr an der Stuben erreicht man in 3
Stunden die Alpe des Wirthes in der Radmär, und in wei—
tern 2 Stunden den Gipfel, mit einer prachtvollen Uebersicht
der wunderbaren Gebirgsschluchten und Felsengruppen dieser
Gegend. Lohnend in hoͤhem Grade. Am Kampel auch eine
interessante Hoͤhle, „das Wunderloch“, mit mannigfachen Zau⸗
bersagen. Südlich kann man sodann vdom Kampel über die
Achneralpe und das Hoͤllthal in 3 Siunden nach Kallwang
hinabsteigen, und somit die Verbindung mit dem folgenden
Absatze: Von Bruck uͤber Leoben und durch das Paltenthal
nach Admont, herstellen.) — Von Radmär am Hasel ersteigen
wir auf der Fortsetzung der gegenwaͤrtigen Wanderung nach
Admont zuerst die Neuburg-Alpe. Wir haben schoͤn auf
dem Wege hieher bedeutende Hoͤhe gewonnen. Hieflau liegt,
wie ich oben erwaͤhnte, 13060 üͤber dem Meere, in Radmaär
an der Stuben hat der Thalboden bereits 2162, in Radmär
am Hasel schon 2392 Seehöhe. Die Neuburgalpe erhebt
sich zu 43770 Höhe, steigt also noch um beinahe 2000 über
den Thalboden auf; man ersteigt die Höoͤhe leicht in 113 Stunde
und geht dann jenseits hinab in das Thal bon Johnsbach,
ein Alpengebiet mit der grandiosesten Scenerie. Von der
Neuburgalpe wird man in 22/ Stunden Johnsbach erreichen.
Das Alpendoörfchen liegt in ticfem Thalkessel, etwa 30 Haͤuser,
zerstreut um die Pfarrkirche von St. Aegyd gestellt. Ringsum
Felsenmassen der großartigsten Form, besonders jener Gebirgs⸗
stock, dessen erhabenster Gipfel das Hochthor ist, welches
schroff und kahl 7212 hoch emporragt. Zur Winterszeit ist
dieser Kessel oft Wochenlang von aller Verbindung mit der
Welt abgeschnitten. Der Ort Johnsbach selbst dat 2314
Seehoͤhe Wir folgen nun dem Laufe des Johnsbaches,
immer von den großaͤrtigsten Bisdern wider Alpennatur um⸗
geben, bis zu seiner Einmündung in die Ens im obern Ge—
säuse 124. Stunde, wandern dann noch 11/. Stunde bis
133
zum Heindl, und dann noch 1 Stündchen im Ensthale nach
Admont.
c. Von Hieflau uͤber Reifling, St. Gallen und
Weng nach Admont. Auf dieser Route folgen wir der
Poststraße noͤrdlich, welche uns zuerst an der ungemein schön
selegenen Gemeinde Landl vorüber nach Reifling führt.
Von Hieflau hieher 2 Stunden. — Reifling ist ein Ort
von 42 Häusern mit gegen 200 Bewohnern. Auch hier ein
großer, von Gasteiger erbauter Holzrechen, und namhafte
Kohlenstätten. Eine Kapelle. K. K. Hauptgewerkschaftliche
Rechen- und Landverwaltung. Die große Straße führt von
Reifling über Altenmarkt nach St. Gallen. Eine Seiten⸗
straße lenkt aber nächst Reifling links (westlich) durch das
Tamischbachthal bedeutend naͤher dahin. Auf jeden Fall
ist sie für den Fußgänger vorzuziehen. Man wird in 2 star⸗
ken Stunden St. Gaͤllen erreichen. St. Gallen ist ein
Markt mit etwa 30 Häusern und über 300 Einwohnern.
Starker Hammerbetrieb. Hier der Sitz einer k. k. Hauptge⸗
werkschaftlichen Hammerverwaltung. Destlich des Ortes auf
stolzer Höhe die von Abt Heinrich von Admont 1200 erbaute
— Von hier wandern wir durch die Buchau,
zur Linken stets das Riesengebilde des hohen Buchsteins
(7009 Seehöhe), am Drathzuge vorüber auf die Höhe von
Weng. Hier öffnet sich die prachtvolle Ansicht des Ens—
thales. Man wird wohl 4 Stunden wandern von St. Gallen
nach Weng. Dann hinab in das Thal, und nach Admont,
von Weng 1 Stündchen.
Von Bruck über Kallwang und Lietzen
nach Admont.
Wir deuten nun auch den Weg von Bruck, durch das
Lising- und Paltenthal in das Ensthal und nach Ad⸗
mont an. — Auch auf dieser Route schlagen wir von Bruck
zuerst der Poststraße folgend, den Weg nach Leoben ein.
3 Stunden. Die Straße von Leoben, über Vordernberg,
Eisenerz und Hieflau, welche wir in dem eben beschriebenen
134
Ausflug betraten, heißt die Eisenstraße, jene, welche wir
nun auf der Wanderung betreten, trägt den Namen der
Salzstraße, weil sie auch in das Salzkammergut und nach
Salzburg führt. Gleich der Eisenstraße ist auch fie Post⸗
straße. — Man betriit sie erst bei St. Michael. Von Leoben
bis St. Michael folgt man der großen Poststraße nach Kaärn—
then und Italien; in St. Michael lenkt die Salzstraße dann
nordwestlich ein, in das Lisingthal, zuerst nach Trabach und
Timmersdorf, von Leobeß 1143 Post, welche in 3 Stun—
den zurückgelegt werden mag. Der Weg durch das Lising⸗
thal hat wenig Ausgezeichnetes. Von Timmersdorf nach
Kallwang ist 119/2 Post. Bemerkenswerth ist auf dieser
Strecke der Ort Kammern, mit den Burgruinen Kam—
merstein und Ehrenfels, und der Markt Mautern, mit
81 Häusern und gegen 300 Einwohnern, beide an den Füßen
des Reiting gelegen, welcher auch von Mautern am besten
erstiegen werden kann. Die Fernsicht auf seinem Gipfel,
welcher 6983. Seehoͤhe hat, ist nicht so lohnend, als man
nach dieser Höhe vermuthen sollte. Die Ersteigung kann in
126 Stunden geschehen. Jenseits koͤnnte man nach Tra⸗
fayach hinabsteigen. Ferner Kallwang selbst, ein lebhafter
Ort mit 90 Haͤufern und mehr als 300 Einwohnern. Noͤrd—
lich von Kallwang im Teichenthale ein namhafter Kupferbau,
dem Stift Admout gehörig, aber von dem Stifte Seiten⸗
stetten gepachtet. Ebenfalls noͤrdlich oͤffnet sich auch das Thal
„in der Höll:, durch welches, und uͤber die Achneralpe man
hinuͤber in die Radmaär gelangen kann, 3 Stunden (s. S. 182).
Von Kallwang nach Gaishorn wird wieder 12/ Post ge⸗
rechnet. — WMan überschreitet auf dieser Strecke die Wasser⸗
scheide zwischen der Mur und Ens, nächst Wald. Die vor—
tige Einsattlung scheidet das Lisingthal von dem Paltenthale.
Wald hat über 100 Häuser, mit mehr als 600 Einwohnern.
Alte Pfarre zu St. Kunegund. Ein protestantisches Vikariat.
Wir passiren auf dieser Strecke auch noch den Ort Trägel—
wang mit etwa 300 Bewohnern und gelangen nach“ der
Poststation Gaishorn. Der Ort hat über 80 Häuser und
gegen 300 Bewohner. Pfarrkirche zur heil. Dreifaltigkeit.
1353
Südoͤstlich der kleine Gaishornsee. Er entstand erst in
geuerer Zeit, als in Folge eines Wolkenbruchs der Bach aus—
trat, und eine riesige Erdmurre in das Thal schleuderte,
welche es verdäͤmmte und so den See schuf. Ich bemerke,
daß von Gaishorn östlich ein Steig über die Sabingalpe
hinüber nach Johnsbach führt. (s. oben Route 6 von
Hieflau über die Radmär und Johnsbach nach Admont.) Die
Seehöhe von Gaishorn ist am Posthause 2208“. — Von nun
an senkt sich der Boden wieder, da wir den abwärts gegen
die Ens ströͤmenden Gewässern folgen. — Die Gegend wird
uun wieder in hohem Grade pittoresk, und das Paltenthal
rivalisirt in manchen Punkten mit dem Ensthale selbst, wel⸗
ches ohne Widerspruch zu den herrlichsten Alpenthälern unsers
Erdtheiles gezaͤhlt werden mag. Von Gaishorn nach
Rottenmann zählt man 1 Post. — Von Gaishorn wan⸗
dern wir über die Ortschaft Au nach Trieben, 1 Stunde.
In diesem kleinen Orte sind die wichtigen Hammerwerke des
Stiftes Admont, zu den größten des Kronlandes gehörig.
Suͤdlich von hier oͤffnet sich die Bergstraße über den Rotten-—
manner-Tauern, den letzten Uebergang dieses Namens in
der Urgebirgökette. Wir werden in den weitern Ausflügen
noch auf denselben zurückkommen. Von Trieben gehen wir
uüber Lorenzen, Edlach, Siegsdorf, und Einöd in 3
Stunden nach Rottenmann. Stadt mit etwa 900 Einwoh⸗
nern. Schöne altdeutsche Pfarrkirche zu St. Nikolaus, mit
Grabsteinen der alten Herren von Grünbühel. Guter Gast⸗
hof an der Post; lebhafter Industrie-Verkehr in Eisen. Die
großen Hammer- und Walzwerke des Herrn Gewerken- und
Herrschaftbesitzers J. Pesendorfer: höchst sehenswerth. Die
Hammerwerke des Herrn Fürst, der Herren Blumauer und
Hirzenberger in der Roßleiten. Herrn Pesendorfers Schloß,
einst Kloster der 1483 von Kaiser Friedrich gestifteten Augu—
stiner-Choͤrherren, welche von Kaiser Joseph aufgehoben wur⸗
den. Schöner Park mit sehenswerther Blumen⸗-Cultur. An
der Stadi das malerische Schloß Grünbühel, und das alte
Schloͤßchen Thalhof. Hier, und, in der Gegend wurden
quch mehre Römersteine gefunden. Es ist erwieseu, daß hier
156
eine der großen Straßenzüge der Römer ging, von Virunum
nach Oyitabis im Noticàm ripense, (dem heutigen Wels.
Der Straßenzug ging über den Rottenmanner-Tauern, über
Lietzen, Spitaͤl'am Pyrn nach Wels.
Wir setzen nun die Wanderung fort. Gleich außerhalb
Rottenmann erhebt sich vor unserm Auge der machtige Fels⸗
block, welcher die prachtvoll⸗ Burgveste Ströchau traͤgt.
Der Fuß des Berges ist mit Saatfeldern, Matten' und dunk⸗
lem Wald bedeckt, aus welchem dann der Bergrücken aufsteigt,
lang gedehnt von Ost nach West (960 lang), nur 120 Fuß
breit, an der Südseite (gegen Rottenmann) noch gegen 130
hoch aus dem Walde aufragend. — Am Fuße des Berges
steht auf grüner Matte der uralte Meierhof des Schlosses.
Nahe dabel öffnet sich die wilde Schlucht, aus welcher der
Stroͤchaubach (auch Klambach und Klauswasser genannt) her—⸗
vorbricht und sich in die Palten ergießt. Er entspringt an
den Felswänden des Hochschwungberges und rreibt die großen
Admont'schen Hammerwerke in der Klam. Ueber Felsbloͤcke
brausend, bricht das alpengeborne Gewässer aus der Schlucht,
in welcher in naͤchtig blauen Schatten mächtige Felskronen,
schneebedeckt, in die Lüfte ragen. Im Suden der Schlucht
erhebt sich einer der größten Riesen der Urgebirgskette, der
hohe Bösstein, 7800 Fuß hoch. — Bie Burg Ströchau
ward im 12. Jahrhundert vdon den gleichnamigen“ Rittern er⸗
baut; nach deren Aussterben wechsfelten die Besitzer, und feit
4629 ist die Burg dem Stifte Admont gehoͤrig. Kein Rei—
sender verabsäumẽ es, sie zu besuchen““ Der Admont'sche
Pfleger, welcher die Burg bewohnt, wird jeden Fremden
freundlich empfangen. Eine Allee von Zirbelnußkiefern (Pinus
cembra) führt an das Thor. Brücken, Fallthore, Mauern
erinnern an die einstige Bedeutsamkeit der Befestigung. Durch
große Umbauten im 17 nud 18. Jahrhundert“ ist außer ein
paar Thürmen und Mauern von der alten Veste nicht viel
mehr zu sehen. Der Zigeunerthurm, die Verließe, die Kase⸗
matten, die Kapellen.“ Der interessante Glaspotal. Bezau⸗
bernde Aussicht aus den Fenstern der Burg, besonders aus
dem Saalfenster gegen Osten. — Unterhalb Stroͤchau macht
—
57
die Palten eine Krümmung gegen Norden, und stroͤmt durch
eine Gebirgsenge hinaus in das Ensthal, in welchem nun die
Straße nach Lietzen führt. Von Ströchau bis Lietzen wird
man wohl 3 Stunden wandeln. Der Tourist, besonders der
Fußreisende, kann indessen den Weg nach Admont näher wäh—
len, ohne Lietzen zu berühren. Wenn man nämlich durch den
eben erwähnten Gebirgspaß geschritten ist, so setzt die Straße
über den Paltenbach und führt westlich nach Lietzen, indessen
die Palte östlich stroͤnt. Wir bleiben nun an diesem Scheide—⸗
punkt an dem Ufer der Palte und folgen rechts einlenkend
ihrem Laufe. Das Ensthal gewährt hier ein herrliches Bild,
welches besonders an einem kleinen Gasthofe, im Setzthal
genannt, im Gartenhause des Wirthes, welches einen guten
Rastplatz bietet, genossen werden kann. Man sieht hier im
Westen bis hinab nach Lietzen, und auf die schöne Alpenkette
im Norden, wo sich besonders die Waldhöhen um und an dem
Pleschberge, überragt von den hohen Felskronen des hohen
Burgas, und des Scheiblingsteins, prachtvoll zeigen. Der
Pleschberg hat 3413, der Burgas (eigentlich Pyrgas)
7388, der Scheiblingstein 69314* Seehöhe. Von der
östlichen Seite ist die Aussicht wegen des Vorsprunges der
Gebirge beschränkt. Von Rottenmann bis zu dem Rast—
punkte geht man leicht in 11,, Stunde. Von Ströchau ein
Stündchen. Von hier setzen wir nun, die Abhänge des Ge—
birges umgehend, unsern Weg, dem Laufe der Palte folgend,
fort; in stetem Wechsel entfalten sich nun die Uebersichten des
Thales, im Norden hinüber nach Ardning und Frauen—
dorf, im Osten gegen die Buchau u. s. w. Wir passiren
sodann die Admonter-Klause, eine alte Befestigung, und
gelangen nach Admont. Vom Setzthale hieher 3 kleine Stun⸗
den. — Im Ganzen also von Rottenmann in 4 Stunden,
während der Weg von Rottenmann über Lietzen, und von
dort am linken Ufer der Ens, über Frauenberg nach Admont,
kaum unter 7 Stunden zurückgelegt werden kann. — Lietzen
ist einer der größten und lebhaftesten Maärkte des Landes.
Es vereinigen sich hier mehrere Straßenzüge; die Poststraße
durch das obere Ensthal, über Mandling nach Salzburg, die
138
Salzstraße über den Pyrn nach Oberoͤsterreich, die Seiten⸗
traße von Admont. Die Pfarrkirche zu St. Veit ist ein
schoͤner altdeutscher Bau. Hier, und im Bezirke bedeutende
Hammerwerke. Guter Gasthof bei dem Braäͤuet und bei Mos⸗
hammer. Schöner Calvarienberg, mit herrlicher Uebersicht
des Thales. Von Lietzen lenken wir nuun östlich gegen Ad⸗
mont ein. Wir folgen dem Laufe der Ens, bleiben aber
immer auf ihrem linken (nördlichen) Ufer. In ciner starken
Stunde erreichen wir Reithal, gerade gegenüber dem oben
erwähnten Gasthause von Setzthal, am südlichen Ufer.
Reithal ist ein kleiner Ort von eiwa 30 Häusern mit kaum
130 Bewohnern. Alter Eisenbau, aus welchem das Guß⸗
werk in Pyrn die Erze zog. Wieder in eine Stunde gelan⸗
gen wir von Reithal nach Ardning, auch ein kleines Ge—
birgsdorf mit einer hübschen Filialkirche zu St. Johann Baͤp—
tist. Von hier wandern wir abermals eine Stunde nach
Maria-Kulm auf dem Frauenberge. Hier stand schon
vor undenklicher Zeit im Waldesschatten ein Madonnenbild,
von welchem viele Wundersagen im Volke verbreitet waren.
Abt Hartied von Admont erbaute 1410 eine Kapelle üͤber
diesem Bilde. Im Jahre 1688 geschah der Umbau in die
jetzige Gestalt durch Abt Heifler. Hinter' dem Hochaltar eine
Madonnenbildsäule von dem hetligen Thiemo aus dem Uten
Jahrhundert. Noch jetzt ist Maria-Kulm ein starf besuchter
Wallfahrtsort. Die hieher gehoͤrige Gemeinde (denn die
Kirche ist auch Pfarre) ist gegen 700 Seelen stark und zaͤhlt
über 120 Häuser. Neben der Kirche ein ziemlich gutes Gast⸗
haus. Von Frauenberg wandern wir in einen Stündchen
vollends nach Admont hinab.
Zum Schlusse dieser Routen muß ich noch bemerken, daß
man von Trieben aus (s. S. 153) viel näher als auf diesen
Routen nach Admont gelangen kann. Man würde aber dann
allerdings die schoͤnen Partien von Rottenmann, Stroöchau
und Lictzen entbehren. Zwischen Gaishorn und Rotten
mann erhebt sich nördlich, das Paltenthal vom Ensthale
scheidend, der Lichtmeßberg. Man überschreitet bei
Trieben das Thal, steigt den Lichtmeßberg hinan, und ge⸗
139
langt in einer Stunde an den Uebergangspunkt, und dann in
die Ka iserau, (Gvon welcher das Nähere in den Andeutun⸗
gen über die Umgebungen Admonts angezeigt wird). Von
dort dann in 2 Stunden nach Admont. Dieser Weg ist also
nur 3, höchstens 4 Stunden lang, während jener von Trie⸗
ben über Rottenmann, Stroͤchau und Lietzen nicht unter 8
bis 10 Stunden gemacht werden kann.
Nachdem wir nun alle Wege nach Admont anzeigten,
weisen wir mit kurzen Worten auf die Merkwürdigkeiten der
altehrwürdigen Abtei selbst hin.
Stift Admont.
Die hiesige Gegend war im 11. Jahrhundert Salzburgsches
Eigenthum. Die heilige Markgräfin Hanna von Friesach und
Zeltschach hatte vor ihrem Tode 1048 mehrere Güter dem
Erzbischof Balduin mit dem Wunsche übergeben, daß damit
ein Kloster gestiftet würde. Sein Nachfolger, Gebhard, er⸗
füllte diesen Wunsch, und stiftete das Benediktinerkloster Ad—
mont, eigentlich St. Blasienmünster, denn der Name Ad—
mont kommt nur von der Lage ad montes, „an den Bergen“
her. Das neue Stift ward aus dem St. Peterskloster in
Salzburg bevölkert; dies geschah im Jahre 1074, und die
Abtei besteht also nun nahe an 800 Jahre. — Ihr dankt
das Ensthal seine Kultur, und das Wirken der Benediktiner,
überall segenvoll, war es auch in diesen Gauen. Die Lage
des Stiftes ist herrlich. Mitten im grünenden, weiten Thale
gelegen, ist es nach allen Richtungen von majestätischen Ge⸗
birgen umgeben. Im Osten die schauerliche Pforte des Ens⸗
thales von Hieflau herein, das Gesäuse, mit den riesigen
Gebirgsgruppen des Hochthores, 72120 hoch im Süden, und
jenen des Buchsteins 7009 hoch im Norden. Daun weiter
gegen Norden die dunkelnden Hochwälder der Vorberge der
Buchau und Wengs, überragt von dem Grübenstein,
5814“. Ganz im Norden des Stiftes die mächtige Laͤnder⸗
scheidende Kalkalpenkette mit den kolossalen Massen des Nat—⸗
terriegels 6824 Fuß, des Bärenkars und des Heren—
160
thurms 6373 und 6803 des Scheiblingsteins 6930,
des Pyrgas 7388, zu ihren Fuͤßen die waldigen Vorberge
Plöschberg 34725, Leichenberg 4874“ u.“ s. w., oͤn
fernen Nordwesten die wilden Stodergebirge, mit Spitzen,
weit über 7000 Fuß, mit den Vorbergen, unter denen der
Radling sich bereits zu 6024 empor schwingt, im Süden
der langgestreckte Dietmannsberg, das Dürrenschöberl
3472, der Klosterkogel 4932., dann weiter südoöͤstlich das
Sparafeld 7080, der Kalbling 3987, und die Ssch ar⸗
ten, woran im Ost sich wieder das Gesäuse schließt, von wo
unser Blick die Uebersicht dieses Gebirgspanorama's übernahm.
—, Wir muͤssen die Reisenden auch noch auf die Hoͤhenver⸗
hältnisse des Weges aufmerkfam machen, auf welchem wir
kamen. Rottenmann hat am Posthause 2035 Seehoöhe.
Lietzen liegt 2006 und Admont 1864 hoch. Das Ge⸗
fälle der Ens beträgt daher von Lietzen bis Admont nur 42
während es auf der nicht viel längern Strecke von Admont
bis Hieflau über 600* beträgt. Admont ist ein Markt mit
mehr als 100 Häusern und gegen 800 Einwohnern. Eisen⸗
schmelze, und Hammerwerke Pfarrkirche zu St. Blasius.
Theologische Lehranstalt, und Hauptschule. Gut eingerichteter
Gasthof des Posthalters Herrn Draxler. Die maäjestätische
Abtei und Stiftskirche, in der jetzigen Gestalt durch die
Aebte Preyninger (1622-1627), Mathäus Ofner (1718
1751) und Columban Wieland (1731-4787) hergestellt, doch
leider in der großartigen Anlage unvollendet geblieben. Nur
die Ost- und Nordseite ist ausgebaut. In der Stiftskirche
10 Altäre. Hauptaltarblatt: Maria Himmelfahrt von Bock,
die übrigen Altarblätter von Altomonte, Bachmann,
Reslstein und Verbeck. Vier große, aber sehr schadhafte
Bassano's; die Oelgemälde im Presbyterium von Leber,
wasch und Verbeck“ Schoͤne Sculpturen von Staml,
einem Künstler, der hier im Kloster lebte und starb. (7769).
Von ihm ist hier eine Anbetung der Hirten, die Bidsaäulen
des heil. Joseph und der ——
Crucifix am ersten Altar rechtoͤ 13 kleine Basrelief-Medail⸗
lons, die Chorstühle und Schnitzwerke hinter der großen
161
Orgel. Diese Orgel selbst ist ein Meisterwerk ersten Ranges,
von Chrismanni unter Abt Columban 1780 -1783 errichtet.
In Herrn Franz Draunbauer, Lehrer an der Hauptschule,
besitzt das Stift einen der ausgezeichnetsten Organisten. Kein
Reisender verabsäume es, diesen Meister zu hören. In einer
Seitenkapelle ruht der Stister Admonts, Erzbischof Gebhard.
Seine Bildsäule, liegend, den Bischofsstab in der Hand, ist
auf dem Sarkophage angebracht. — Im Stiftsgebäude ge—
denken wir vor Allem des herrlichen Bibliotheksaales, wenn
schon keiner der größten, doch sicher einer der schoͤnsten in
Europa, erbaut vou den Aebten Matthäus Ofner, und Co⸗
lumban Wieland 1774 -17814. Die Büste des ersteren, von
hiesigem Alabaster, schmückt die dem Haupteingange gegenüber
liegende Pforte. Das Deckengemälde, die Vereinigung der
Kuͤnste und Wissenschaften, malte Altomonte 1776. Der
Fußboden ist mit Admonter Marmor belegt. Schnitzwerke
von Staml. Der Bücherschatz umfaßt über 20,000 Bände,
über 800 Inkunabeln, und mehr als 1000 Handschriften.
Naturaliensammlung, besonders schoͤne steyermaͤrksche Minera⸗
lien, ein steyrisches Herbarium, eine Collection steyrischer
Holzarten u. s. w. In Mitte des Saals der Naturalien⸗
sammlung ein allegorisches Bildwerk von Staml, das Univer⸗
sum, an welchem er auch sein eigenes Bildniß anbrachte.
Physikalisches Kabinet. Gemaͤldesammlung. In den Ge—
mächern des Priors ein schönes Bild Altomöntes, St. Pe—
trus, in dessen Zügen, laut der Inschrift an der Rückseite,
der Künstler sein eigenes Portrait lieferte, das einzige, wel⸗
ches meines Wissens von diesem vaterländischen Meister exi⸗
stirt, den so viele, seines Namens wegen, für einen Italiener
halten, indeß er ein Oesterreicher war, in Neustadt geboren,
Hochberg hieß, und, nach damaligem Gebrauche, während
seines Aufenthaltes in Italien seinen Namen ins Italienische
übersetzt hatte. Sehenswerth sind ferner die reichen Ornate,
und Paramente, Inful und Pastorale des Stifters Gebhard,
also achthundertjährig. Im Refectorium die kolossalen ver⸗
goldeten Bildsäulen der heiligen Hemma, der Hohenstaufschen
und Habsburg'schen Kaiser, und einiger Aebte. Deckengemälde
11
162
von Altomonte. Der grüne Saal mit interessanten Por⸗
träts von Kupetzkey. Ein Haustheater. In den Gängen
des Stiftes zwei Madonnenbildsäulen aus Steinguß von
Thiemo. Im Garten eine Allee von Pinus cembra u. s. w.
Umgebungen von Admont.
Einige der schonsten Punkte in der Umgebung Admonts
wurden schon in den Wanderungen hieher angedeutet, wie
z. B. Weng, die Klause, Maria-Kulmu—. s. w. Zwei
sehr schöne Spaziergaͤnge, jeder für einen halben Tag, öffnen
sich im Norden und Süden. Wir wollen zuerst jenen nach
Norden anführen. Wir überschreiten in Adinont die Bruce
üͤber die Ens, naͤchst welcher der aus Nord herabstroͤmende
Eßlingbach in die Ens mündet, und verfolgen, dem Laufe des
Baches entgegen, den Weg in das von ihm benannte Thal.
Dieses Thal dist pittoresk in hohem Grade und schließt mit
dem ungeheuren Felsenkessel der Abstürze des Bärenkars, Hoch—
thurms, Scheiblingsteins und Pyrgas. Wer, ohne selbst ein
Hochgebirge zu ersteigen, sein Auge nur an den Bildemn der
Großartigkeit ihrer Formation erfreuen will, der findet auf
diesem Wege Gelegenheit in Fülle dazu. Das Thal ist bis un—
gefähr 2/8 seiner Länge ziemlich bevoͤlkert. Es liegen daselbst
die Ortschaften Ober⸗- und Unterhall, mit gegen 130
Häusern, und mehr als 700 Einwohnern, dann einer Pfarr⸗
kirche zum heiligen Kreuz; etwas tiefer im Thale ist dann die
Mühlau, wornach es an den oben erwähnten Felswänden
schließt. Von Admont bis an den Thalschluß ist eine Wan⸗
derung von 2 Stunden. Der Name des Ories Hall deutet
auf die einst hier benutzten Salzquellen. Jetzt wird im Thale
nur Forstbetrieb und Eisen-Induͤstrie geübt.
Der Ausflug im Süden ist jener m die Kaiserau. Wir
wandern dem südlich gelegenen Lichtmeßberge zu, an
Sägemühlen, Hammerwerken und einem Hochofen vorüber.
In 2 Stunden haben wir das schoͤne Plateau erreicht, auf
welchem das Alpenhaus steht. Dies ist die Kaiserau. Das
Plateau hat 4319 Seehöhe, erhebt sich also über den Thal—
163
boden von Admont noch um 2338. Hier stand in der Mitte
des 16. Jahrhunderts ein Bauerhof, welchen Abt Valentin
Abl 1589 kaufte und umbauen ließ. Das Schloß in seiner
jetzigen Gestalt erbaute sodann Abt Matthäus Ofner von Grund
aus neu in den Jahren 1760 — 1763. Das Gebaͤude, am Fuße
des Kalbling stehend, hat ein Stockwerk, zwei Flügel, und
nebenan eine Meierei, aus welcher über 100 Stück Horn⸗
vieh der besten Racen auf die Alpenweiden getrieben werden.
Eine Allee führt in das Schloß. In den Gemächern sind
Schildereien von Jagdscenen. Rings auf den nahen Höhen
liegen die schönen Alpenweiden des Wagenbänkberges,
3608 Seehoͤhe, mit zahlreichen Sennhütten besäet, welche
gleichsam Alpendörfchen bilden, und zur Auftriebszeit ein leb—
haftes, freudiges Bild der Sennenwirtbschaft geben. Diese
Alpenweiden gehoͤren Bauern des Paltenthales. (Ich er—⸗
wähnte bereits oben, daß von hier ab ein Weg in das Pal⸗
tenihal führt, nach Trieben, oder Rottenmann in 2Stunden.)
Von der Kaiserau ersteigt man den Kalbling und die Fel⸗
senmauer Sparafeld; den Weg auf die letztere kann man
indessen nur ganz erprobten Alpensteigern empfehlen. Man
erreicht von der Kaiserau in 19/0 Stunde die Einsattlung,
welche den Kalbling rechts, das Sparafeld links verbindet.
Der weitere Weg auf den Kalbling nimmt noch 11/2 Stunde
in Anspruch. Wer das Sparafeld ersteigen will, wendet sich
lints.“ Man erreicht in 2 Stunden eine abermalige Einsatt⸗
lung, und nach anhaltendem scharfen Steigen die Spara⸗
feldmaauer, und dann die Schneide derselben, und an riesigen
Abstürzen von 1000 und mehr Fuß Höhe rechts und links,
den Gipfel mit der Triangulirungspyramide 7080 hoch. Der
Gipfel hat kaum 3“ ins Gevierte. Wer die Mühe und Ge⸗
fahr der Ersteigung besiegt, wird freilich reich belohnt durch
die überraschend großartige Uebersicht der Gebirgswelt, von
Schneeberg angefangen, bis hinauf in die Tauernkette
zu den Gletscherhäuptern des Wiesbachhorns und Groß—
glockners.
Ein Besuch auf dem westlich vom Stifte, kaum ein
Stuͤndchen entfernten Schloß Röthelstein, mit seinen schö⸗
11*
164
nen Felsenkellern, und der herrlichen Aussicht aus seinen
Fenstern wird ebenfalls ein paar Stunden angenehm be⸗
schaftigen.
Die Ersteigung der riesigen Berggipfel im Norden des
Stiftes ist höchst lohnend, aber muͤhevoll und zum Theil auch
gefährlich. Von Admont bis auf die Grabner-Alpe kann
man reiten, dann geht es zu Fuße zum Grabner⸗-Thoͤrl.
Dort trifft mit diesem Wege auch ein zweiter Steig von Ad—
mont herauf, jener über die Moser-Alpe, (bloß Fußsteig)
zusammen. Von Admont hieher 4 Stunden. Dann über die
Riesen und die Schneide, zwei Passagen, welche den
festesten Tritt und völlige Schwindellofigkeit erheischen, in
2 starken Stunden auf den Gipfel des Natterriegels.
Vom Grabner-Thörl führt indeß auch ein minder gefaͤhr⸗
licher, aber gut um 2 Stunden weiterer Steig, am Seethale,
einem einst von einem See erfüllten Felskessel, an der Nord—
seite des Gebirges auf den Gipfel.
Von Bruck über Eisenerz nach Mariazell.
Wir kehren nun wieder nach Bruck zurück, um die fer⸗
neren Ausflüge von diesem Standpunkte aus anzudeuten.
Von Brück über Leoben, Vordernberg! Eisenerz,
Häüeflau, Reifling, Wildalpen und Weichselboden
nach Mariazell. Den Weg von Bruck bis Reifling habe
ich bereits oben, in den Ausfluͤgen von Bruck nach Admont,
a und e geschildert, und setze nun die Darstellung von Reif⸗
ling an fort. Von Reifling östlich lenkt die Fahrstraße in
das Salzathal ein. Es ist indessen nicht gerade nothig, erst
bei Reifling dahin einzubiegen. Ein Stundchen über Hieflau,
bei Lainbach, führt schon ein Seitenarm der Straße über
Gams in das Salzathal hinauf. Fußwanderer mögen für
alle Fälle diesen letztern Weg wählen, weil er, wenn er ohne
Seitenabstecher zuruͤckgelegt wird, um 8 Stunden näher ist,
als jener über Reifling. Man kann äaber auch von der
Gams aus eine Wanderung zu der vielfach gerühmten Eis—
höhle am Brandsteine unternehmen. Ich selbst habe diesen
163
Weg nie gemacht, und jene Hoͤhle nicht gesehen. Die Schil⸗
derungen des Weges, welche ich auffand, sind alle so verwor⸗
ren, daß ich auf diese Aussagen hin keine weiteren Angaben
zu machen mir erlaube. Doch werden die Touristen im Orte
Gams ohne Zweifel die näheren Weisungen erhalten, daher
ich mich nur darauf beschränke, der Höhle zu erwähnen. —
Von Hieflau bis zum Wirthshause an der Wacht wird man
4 Stunden wandern. An der Wacht zeigen noch die Mauern,
das Thor, die Schießscharten, daß hier einst ein befestigter
Paß gewesen. Von hier abermals 4 Stunden durch maje⸗
staͤtische Nadelwälder mit prachtvollen Gebirgsansichten nach
Wildalpen.
(Ich bemerke hier, daß ein im Lande wohlbekannter alter
Saumweg direct von Eisenerz über Leopoldstein am
Leopoldsteinerser vorüber, durch die Seeau, auf die Eisenerzer⸗
höhe (am Kreuze 4700* Seehöhe) dann jenseits hinab durch
den Schreier nach Wildalpen führt. Der Weg ist für eine
Tagereife zu achten. Unter 7 Stunden wird ihn Niemand
machen, man kann wohl auch 82ÿ9 Stunden bedürfen.)
Der Ort Wildalpen entstand erst im 17. Jahrhundert,
als 1624 die Herren von Waikersdorf und Mayer hier einen
Eisenbau und Hammerwerke errichteten. In der Folge fiel
alles dies der Hauptgewerkschaft anheim. Bald ward nun die
Gegend belebt, hatte aber keine Kirche, sondern gehörte zur
Pfaͤrre nach Landl, doch hatte der damalige Werkvorsteher
Amand Winterl ein Madonnenbild im Thal aufgestellt (1669),
zu welchem bald Wallfahrten geschahen. Es ward später eine
Kapelle für dies Bild erbaut, und endlich 1730 eine Pfarr⸗
kirche zu St. Barbara erbaut, und das wunderthätige Ma—⸗
rienbild dahin übertragen, welches noch immer ein Gegenstand
großer Verehrung im Lande ist. Die Gemeinde zaͤhlt gegen
300, zum Theil zerstreut liegende Häuser, mit fast 1000 Ein⸗
wohnern. Hauptgewerkschaftliche Hammerwerke. Marmor⸗
brüche. Naͤchst der Kirche ein ziemlich gutes Gasthaus.
Herrliche Gegend, besonders prachtvoll die Ansichten der süd—
lich gelegenen imposanten Gruppe des Hochschwaben⸗-Gebirges.
Der Verweser, Herr Winterl, hat an der Schießstätte hinter
166
feinem Hause und an vielen andern schönen Punkten Ruhesitze
zum Genuß der Aussichten anbringen lassen. An kleinen Aus—
flügen in die Umgebung fehlt es nicht; z. B. in die südliche
wilde Alpenschlucht nach Siebensee, und zum Hoͤllenmeister
u. s. w. Die Höhenverhältnisse der durchwanderten Gegend
stellen sich folgendergestalt: Eisenerz hat am Postwirthshause
2190 Seehöhe, Hieflau am Bergamtshause 15060, Gams
16409 das Gasthaus an der Wacht hat 1732 Seehöhe,
Wildalpen, an Winterls Haus 189750 Von Wildalpen
nach Weichselboden erhebt sich das Thal wieder bedeutend.
Am Ufer der Salza, nächst der Brücke daselbst, ist die See—
hoͤhe 20997. — Der Weg von Wildalpen nach Weichsel⸗
boden bietet eine Folge der großartigsten Bilder. Man wird
3—4 Stunden auf ien Wege zubringen. Der Weichsel⸗
boden selbst gehoͤrt zu den pitsoreskesten Gegenden unserer
Alpenländer. Ueber Weichselboden, und den ferneren Weg
von dort nach Mariazell, habe ich bereits oben, S. 17
J. Sektion, berichtet. Ich erwahne also hier nur, daß die
Entfernung 627 Stunden beträgt, naͤmlich 4 Stunden nach
Gereuth, 11/2 — 2 Stunden voͤn Gereuth in das Gußwerk,
11/2 Stunde von dort nach Mariazell. — Ich darf aber diese
Andeutungen über die Gegend nicht schließen, ohne der Er⸗
steigungen des Hochschwabes zu gedenken, welche von hier
aus angetreten werden koönnen.
a. Man geht von Weichselboden, an den Kläfferbrunnen
vorüber nach Gschöder, kleines Alpendörfchen von kaum 80
Bewohnern belebt, in einem großartigen Felskessel am Fuße
des Hochschwabes. 2 Stunden. Von Gschoͤder zu den
Kaltenbrunner-Böden 11/2 Stunde, dann zum Anten—
kar 1 Stunde, über die Hochaͤhm auf den Goldstein, 2
Stunden, und über die Hochwart auf den Gipfel des Hoch⸗
schwabes 2 Stunden.
b. Von Weichselboden überschreitet man vor der Perseni⸗
klause die Salza, und wandelt uͤber den Miessattel zu den
Edlahütten 223 Stunden, dann über die Siebenbunnen
auf den Gipfel 324 Stunden.
e. Von Weichselboden südlich in den Höllboden
167
Stundchen. In Höllboden ein Jagdhaus des Erzherzogs Jo⸗
hann, und das Haus des Erzherzoglichen Alpenjaͤgers. Den
füdlichen Hintergrund des Höllenbodens bilden die Felsmassen
des untern und obern Ringes. Der reichste Gemsstand des
obersteyerischen Alpengebiets. Vom Jaͤgerhause führen Steige
zuerst in den untern Ring 1 Stunde, dann steil und be⸗
schwerlich in den obern Ring 1 Stunde. Ihn bilden die
Wande des Höllenkamp und die Ringwände. Am Ein⸗
gange des obern Ringes eine schoͤn begrünte Hoͤhe, welche
mit den Höllkämpen, und dem von denselben sich absenkenden
Wasach zusammen hängt. Hier, zur Rast gelagert, auf dem
mit elastischen Rasen bedeckten Fels, umgeben von der üppig—
sten Flora herrlicher Alpinen, wird das Auge schwelgen in dem
Anblicke des großartigen Kessels der beiden Ringe, welche,
von hier gesehen, einen einzigen Kreis bilden. Ueber die
Boͤsmau'r ragt die spitze Hochweichsel vor, wir übersehen
den steilen Gamsweg, die Wasserfallschlucht, im Hin—
lergrunde die zackigen Höllenkämpe und das Wasach, und
auf' dem Geroͤlle und an den Wänden treiben die Gemsen ihr
Spiel. Ein bezaubernder Anblick! Von hier aus steigen
wir dann, auf beschwerlichen, zum Theil auch gefährlichen,
nur für geübte Bergsteiger betretbaren Pfaden empor, ent⸗
weder durch die Wasserfallschlucht, oder durch die gruͤne
Lohn (der bessere Steig) nach der Höhe der Alpe, hinter
die Hochweichsel, oder durch das Wasach auf die Schneide
des Höllenkamps (sehr gefährlich) dann auf den Gipfel. —
In keinem Falle ist dieser Weg gewoöͤhnlichen Touristen zu
empfehlen. Man wird sich mit der Ersteigung des Ringes
begnuͤgen dürfen, wohin zum Theil recht gute Steige führen.
Wer den Hochschwab selbst besteigen will, thut am besten,
gleich vom Jaͤgerhause in der Hoͤll steil durch den Wald auf
den Miessattel zu steigen, 2 Stunden, und dann auf dem
zub p angezeigten Steig über den Himmel zu den Edlahüt—
ten (auch Hoͤchedelhütte) 2— 3 Stunden, endlich über das
Gschöderkar und Siebenbrunn auf den Gipfsel (324
Stunden) zu gehen. In der Edlahütte kann man auch über⸗
nachten. — Zum Absteigen könnte man sodann westlich den
168
Weg nach der Hoͤhe des Rückens zum Ladenbecher, (der
hoͤchsten Spitze der Gruppe nach dem Hochschwab, 69989
an derselben vorüber nach der Hochwarte (hier Hoch⸗
warscht ausgesprochen), einschlagen, 11/, Stunde, dann dem
Rücken folgend über den Goldstein zur Hochalpe, 3 Stun⸗
den, dann den Steig abwärts, die große Wand links las—
send, in das Brunnthal, dessen kleinen See voruͤber auf
die Straße zwischen Wildalpen und Weichselboden hinaus, 3
starke Stunden. Von dem Jaägerhause, wo man, aus dem
Brunnthale tretend, die Straße erreicht, ist dann links nach
Wildalpen 114 Stunde, rechts nach Weichselboden 2u/
Stunden.
Von Bruck nach Tragöß.
Einer der lohnendsten Ausflüge, welcher von Bruck an—
getreten werden kann, ist jener in das Thal von Tragöß,
zeiner Alpengegend, nur wenig gekannt, aber an pittoreskem
Reiz, an Lieblichkeit und Großartigkeit der Scenerie von kei—
ner andern des steyrischen Gebirgslandes übertroffen. Eine
gute Straße führt uns nördlich von Bruck zuerst durch das
freundliche vom Kamingbach durchstroömte Thal, in 21/
Stunden nach Katharein, Dorf mit 24 Häufern und eiwä
anderthalb Hundert Einwohnern. Uralte, sehr sehenswerthe
Pfarrkirche zu St. Alexius. (Außer der Alexiuskirche in
Rom die einzige diesem Heiligen geweihte Kirche in Europa).
Ausgezeichnetes Altarblatt.“ Die Bildsaͤulen der Heiligen
Donat, und Isidor von vorzüglicher Arbeit. Ein Holzschnitz⸗
bild, Maria Augenweid henannt, sicher über 300 Jahre
alt. Am rückwärtigen Theile der Kirche uralte merkwürdige
Fresken. Hier sind auch noch die Bauformen des alten
Baues erhalten. Der vordere Theil der Kirche ist im 17ten
Jahrhundert umgestaltet worden. Von Katharein zieht sich
der Weg am Bache fort, über eine Anhöhe nächst dem Hol—
zer schen Wirthshause, und nun eroöͤffnet sich der überraschend
schoͤne Anblick des eigentlichen Tragößthales, mit herrlichen
Matten, Saatfeldern, schönen zerstreuten Gehoͤften und im
169
Hintergrunde geschlossen von den prachtvollsten Felsmassen der
südlichen Abstuͤrze der Schwabengruppe, dem Triechtling
(39729) der Priebitz (38929 und der Meßnerin (8783).
Die höchste Erhebung des Gebirges ist der Harbthalspitz
(über 6000). Das Gebirge ist stark von Gemsen bevölkert.
Hier werden auch im Herbste die großen Jagden der Vordern⸗
berger abgehalten, froͤhliche Weidmannsfeste, denen auch die
Frauen und Verwandten der Gewerken beizuwohnen pflegen.
— Zuerst gelangen wir nun an den Ort Großdorf, oder
Pühel, mit der uralten Nikolaikirche. Von Katharein
hieher 1113 Stunde. Von Großdorf nach Oberort .
Stunde. Hier liegt auf einer Anhoöhe die Hauptpfarrkirche
von Tragöß zu St. Magdalena, ein ehrwürdiger Bau,
über 806jäͤhrig, denn im Jahre 1030, als Wulfing von
Stubenberg die Gält Tragöß nach Landskron schenkte, be⸗
stand die Magdalenenkirche bereits. Schon damals schmückte
den Altar das Schutzbild der heiligen Magdalena, ein Mei⸗
sterwerk altdeutscher Kunst. Von Oberort gelangen wir, an
den Kleinteich und Kreuzteich, und zwischen diesen bei—
den durch, immer auf gut erhaltener Straße, zu dem grünen
—A
Thalschlusse, doch öffnen sich noch zwei schöne Seitenböden
desselben bis ganz an den Fuß der von der Schwabengruppe
abstürzenden Felsen. Der eine dieser Böden, rechts von
Oberort, nördlich hinan, heißt der Kainboden, der andere
zur Linken, auch noͤrdlich auslaufend, der Neuwald. Von
Tragöß kann sowohl westlich die Verbindung mit Eisenerz,
und allen früher geschilderten Gegenden des Ensthales, und
östlich jene mit der Gegend von Aflenz und jener von Maria⸗
zell hergestellt werden. Fürs Erste führt ein Weg aus dem
Tragößthal, von Pühel über das Hieseleck in die Rötz
2 Stunden, und von Rötz gerade nach Vordernberg, wo
man im Orte selbst, bei dem Communitätsverweserhause ein—⸗
trifft in 11/2 Stunde.
Ein zweiter, aber beschwerlicherer Steig führt aus dem
Neuwald über die Einsattlung zwischen den Schwabenwän⸗
den und der Griesmauer über die Gsollalpenwiese in den
170
Gsollgraben, von Oberort 3 starke Stunden. — Vom Gsoll—
graben dann hinaus nach Trafeng, an der Prebühelstraße,
und von dort entweder nach Eisenerz, 1 Stunde, ovber
über den Prebuͤhel nach Vordernberg, 21 Stunden. Man
wird den Gsollgraben indessen nicht verlassen, ohne seine
groͤßte Merkwürdigkeit, die schönste Höhle der Steyermark,
zu besuchen. Sie befindet sich in der Frauen mauer, in
dem Bergzuge zwischen dem Gsollgraben und Tragoöß und
hat jenseits nach Tragöß einen Ausgang in den Neuwald. —
Man steigt bergan, an einzelnen Gehoͤften vorüber, über
schoͤne Bergwiesen und durch Holzschläge, und bemerkt end—
lich an der Wand die dunklen Schluͤnde der Hoͤhle. Der
letzte Zugang zu derselben ist sehr schwierig, und erheischt
selbst bei geübten Steigern Vorsicht. Die Grotte hat mehrere
Abtheilungen. Bemerkenswerth ist schon die Eingangs—
halle, gegen 20000 lang. Dann die eigentliche Eisgrotte,
die Kirche, eine riesige Halle, die Kreuzhalle, die Klam
u. s. w. — Zur Verbindung mit der Mariazeller Gegend
geht man von Großdorf öͤstlich, entweder über den Berg
zunaͤchst der Kirche, oder uͤber die Hoͤhe des Wannthals
nach Ettmißl, kleines Alpendorf. (Gasthaus bei Hubimger)
in 3 Stunden, und von Ettmißl hinaus an die Straͤße,
welche von Bruck her, über Aflenz und Seewiesen nach Zell
führt. Man erreicht die Straße von Ettmißl her in 1 Siunde,
und betritt dieselbe an dem Terlpasse (f. oben S. 139.)
Von dem Schlusse des Tragoͤßthales kann man auch den
Hochschwab ersteigen, und über diese Gebirgsgruppe hinab
nach Wildalpen oder nach Weichselboden gelangen. Steile,
aber gut gangbare Stege führen von Oberoͤrt, am Beginne
des Kainbodens hinan zur Priebitz (38920) auf die
Sonnschienalpe (4894)“ die Sakwiesalpe, mit dem
schoͤnen Sakwiesensee zuͤm Hochstein und uͤber die dorti⸗
gen Böden nach der Hochwart, und am Ladenbecher vor—⸗
uͤber auf den Gipfel des Hochschwaben, im Ganzen wohl
8-9 Stunden. Vom Gipfel dann auf einem der obenbe⸗
schriebenen Wege hinab nach Wildalpen oder Weichselboden.
Auch aus dem Reüuwal dgraben führt ein Alpsteig hinan,
15
auf das Hochplateau der Schwabengruppe zu den Alpenhütten
bon Bernsboden und Androth, und von dort jenseits
hinab zum Höllenmeister nach Siebensee und Wildalpen. —
Auch ein Weg von 8 — 10 Stunden. Wir kehren nun zur
Wanderung auf der Eisenbahn von Bruck weiter zurück. Durch
schoͤne freündliche Thalgegenden führt uns die Bahn an den
naͤchsten Statiousplatz: Bärnegg. Hier erschließt sich ein
herrliches Landschaftsgemälde. Zunächst dem Stationsplatze
zeigt sich im Osten, in höͤchst romantischer Lage die Wall⸗
fahrtskirche Maria-Bärnegg (im Lande auch Klein-Maria⸗
zell genaunt). Sie ward im 18. Jahrhundert erbaut. Das
Gnadenbild der Madonna ist Holzschnitzarbeit. 1778 ließ
der damalige Besitzer der Herrschaft, Graf Leslie, die Kirche
renoviren und mit guten Fresken von dem Kammermaler
von Mölk ausstatten“ Alte interessante Wappenschilde und
Grabdenkmale von Stein und Holz an der Kirche. Schoͤner
Baumgang. Auf einer Anhoͤhe ruͤckwärts der Kirche am Ge⸗
birge erhebt sich das stattliche Grafenschloß Bärnegg. (Eigen
der Grafen Dietrichstein.) Das Schloß ward 1378 von Frei⸗
herrn von Ragnitz neu erbaut, seitdem mehrmals renvvirt.
Eine Allee führt hinan, in welcher zwei Kapellen von Moͤlk
stehen. Hoch über dem Schlosse auf Wald⸗- und Felsgebirg
ragen die Ruinen der alten Veste Bärnegg inddie Luft.
Unferne davon gegen Osten ist die Hochebene des Rennfel—
des (51310 Seehoͤhe.) Auf dem Rennfelde war der Kampf—
platz, wo Wulfing von Stubenberg mit dem Kuenringer um
den Besitz der schönen Agnese von Bärnegg kämpfte. Die
Sage bezeichnet noch einen dort befindlichen Steinbügel als
Graͤbstätie des gefallenen Kuenringers. Der Zopf, aus dem
Haare Agnesens, den Stubenberg in einer Silberkapsel als
Minnezeichen um den Helm geschlungen, auf seinem Zuge in
das gelobte Land trug, ist aufgenommen worden in das Wap⸗
penbüd der Stubenberge, in den Ring des silbernen Ankers
im schwarzen Felde. — Es führt nächst der Marienkirche eine
Brücke über die Mur in das Dorf Kirchdorf, zu Bärnegg ge⸗
hörig, an 40 Häuser mit gegen 200 Einwohnern zahlend.
Uraute Pfarrkirche zu St. Maximilian. Ein Ausflug auf die
172
Ruinen der alten Burg und auf das Rennfeld wird einen Tag
angenehm ausfüllen.
Ich bemerke, daß man von Bärnegg uͤber Mauthstall
in t Stunde, und durch den Roßgraben in 2 Stunden den
Hochlantsch ersteigen kann. Das Naähere über die Erstei⸗
gung dieses schönen Berges sehe man unten, bei den Ausfluͤ—
gen von der Station Frohnleiten.
Ausflug in die Mixnitzer-Höhle.
Wir kommen von Bärnegg zur nächsten Station Mix—
nitz. Hier müssen wir aufmerksam machen auf die hiesige
sehenswerthe Höͤhle, die einer Besichtigung sehr würdig ist.
Mixnitz ist ein Dorf von mehr als 40 Häusern, mit fast
250 Einwohnern. Es liegt sehr pittoresk am Fuße eines
hohen auffallend gestalteten Felsberges. Hammerwerke, Groß—
haken⸗ und Zeugschmieden beleben den kleinen Ort. Das Fels⸗
gebild, an welchem es liegt, trägt den Namen der Stein—
wand, des Röthelsteins und auch des Drachentauern.
In ihm öffnet die Höhle ihre Schluͤnde. Sie ist unter den
Namen der Drachenhöhle, der Mirxnitzerhöhle und auch
der Kogelluken bekannt. Führer wird man im Dorfe fin⸗
den. Man steigt vom Dorfe an, erst ziemlich bequem auf
gutem Steige über Wiesen, bald aber wird das Steigen sehr
mühevoll und beschwerlich, bis man endlich vor der Mündung
der Höhle steht. Die Erhebung ist ziemlich bedeutend. Der
Stationsplatz Mixnitz hat 1362“ Seehoöhe. Der Ort Mix⸗
nitz an seinen höchsten Stellen 1413“. Die höchste Spitze des
Felshornes erhebt sich noch mehr als drittehalb Taufend Fuß
darüber (4008), der Eingang der Hoͤhle liegt 3014 Fuß
—B besteht aus
mehreren Hauptabtheilungen, welche sich wieder in manche
Schlüchte und Verklüftungen scheiden, zu deren manchem der
Zugang sehr beschwerlich ist. Zum Theile ist die Hoͤhle reich
an seltsamen, phantastischen Stalaktitengebilden. Der Boden
ist hochbedeckt mit schwarzer Erde, und fast überall, wo man
sie aufscharrt, findet man Gebeine des Höhlenbaͤren (ursus
173
spelaeus), theils halb verwest, theils schon petrificirt. Diese
Gebeine benennt der Landmann Drachenknochen und faselt
viel von den Ungeheuern, welche hier hausten. Daher hat
wahrscheinlich auch die Hoͤhle den Namen der Drachenhöhle
erhalten. Daß sie schon im Mittelalter gekannt und besucht
war, beweisen die an Felsstücken eingegrabenen Jahreszahlen
1439 — 1327 — 1682, u. s. w. Der Leibarzt Kaiser
Karl VI., der bekannte Heräus, hat die Höhle besucht (1 19)
und Nachrichten darüber hinterlassen. Auch von den Jesui—
ten Franz und Riegger ward die Höhle 1782 untersucht und
beschrieben. — Für alle Faͤlle ist der Gang in dieselbe ein
interessanter Ausflug. Man wird vom Dorfe bis zur Höhle
in einem Stündchen gelangen. Die Bewanderung derselben
wird ein paar Stunden in Anspruch nehmen. Beschwerlich
ist die Wanderung, gefährlich durchaus nicht. Die Luft in
der Hoͤhle ist überall gut. Nur versehe man sich hinlänglich
mit Feuerzeug und Faͤckeln, und mit Kleidung, an deren Be⸗
schmutzung nichts liegt. — Zu bemerken ist noch die pittoreske
kleine Kaskade des Waldbaches, der sich hier in den Mixnitz⸗
bach ergießt.
Von Frohnleiten auf den Hochlantsch.
Von Mirnitz gelangen wir an die Station Frohnleiten.
Der Stationsplatz liegt am linken (oͤstlichen) Ufer der Mur;
der Markt dessen Namen er trägt, am rechten (westlichen)
Ufser. — Frohnleiten zaͤhlt mehr als 100 Häuser, mit gegen
800 Einwohnern. Von hier oͤffnen sich mehrere Seitenwege
zu höchst interessanten Abstechern. Wir schildern zuerst jenen
auf den Hochlantsch. Gleich außerhalb der Brüuͤcke, welche
aus dem Markte herüber auf das linke Murufer führt, öffnet
sich daselbst (östlich der Türrnauergraben, durch welchen
unser Weg füͤhrt. Nach 1 Stunde Wanderung gelangt man
an eine Gablung des Thales; wir schlagen den Weg links
ein, und erreichen abermals in 1 Stunde den Schieder—
bauerhof. Von diesem Hof kann man entweder sogleich
rechts aufsteigen, und über den Buchberg auf die Teichalm
174
gelangen, oder noch 1 Stunde weiter im Türrnaugraben
fortwandern, bis er sich sehr verengt, der Weg sich steil er⸗
hebt und ein Fußsteig hinanführt zum Raucheggerbauer,
wohin auch der Fahrweg, aber in großen Krümmungen, zieht.
Vom Rauchegger geht es zum Stengbauer, dann zum
Zaune und der Fallthür zum Niederalpl, vom Thalschlusse
herauf 12/2 Stunde, und von da zum Teichwirthe noch
i / Stunde. Im Ganzen also von Frohnleiten bis auf die
Teichalm etwa 4 Stunden. Die Unterkunft beim Teich⸗
wirthe ist ziemlich gut. Die Seehöhe am Teichwirthshause
—V
Fuße des Hochlantsch, der sich aus dem Plateau dieses schö⸗
nen Wiesengrundes erhebt, und denselben noch um 1780
überragend (der Gipfel 3472). Von dem Teichwirthshause
führt ein gut kenntlicher Steig, nicht besonders steil, gegen
den Gipfel. Ungesähr auf, halber Höhe beginnt er sich zu
verlieren, und man wendet sich rechts zur Crete hinan, dann
derselben nach durch das Knieholz auf den Gipfel. Hier muß
man, bei einer weiten Kluft des Berges, etwas Acht haben,
die Passage ist indessen nur kurz. Die Aussicht vom Hoch—
lantsch ist sowohl gegen Norden als gegen Süden von über⸗
raschender Großartigkeit. Man übersieht die herrlichen Ge—
birgsgruppen vom Semering bis an den Großglockner. Von
der Teichalm bis auf den Gipfel wird man immerhin noch
3 Stunden steigen. — Der Pflanzenreichthum ist hier sehr
groß, und der Botaniker findet hier manche seltne Alpine,
z. B. die schoͤne Rosa cretica, in den Holzschlägen das herr⸗
liche Delppinium intermedium (am Lantsch der einzig be—
kannte Standort dieses Gewächses.) Eben dieß ist der Fall
mit der hier in den Gräben. und Abhängen vorkommenden
Peltaria alliacea. Zum Absteigen des Berges kann man ent—⸗
weder den Steig nördlich hinab in die Sonnleiten, 3
Stunden, und durch die Breitenau nach Bärnegg, oder
Mixnitz gelangen. Auch 3 Stunden.
173
Vom Hochlantsch über Passail und Weiz
nach Grätz.
Interessanter ist es aber, mit dem Rückwege zugleich
einen weitern Ausflug über Passail und Weiz nach Grätz
zu verbinden. Man steigt vom Hochlantsch herab zur Teich—
alm, und von da durch den Tobergraben nach Passail.
Vom Gipfel herab zur Teichalm 2 Stunden, von der Teich⸗
alm nach Pafssail 3 Stunden. Passail ist ein Markt von
mehr als 100 Häusern, und über 800 Einwohnern. Alte
Pfaͤrrkirche zu St. Veit. Der Markt liegt an der Raab,
welche unferne von hier in den Passaileralpen ihren Ursprung
hat. (Von Passail gehen auch gute Seitenstraßen über Flad⸗
nitz nach Frohnletten, 6 Stunden, und über Semriach
nach Peggau, 7 Stunden). Unser Weg führt, der Raab
folgend, nach Arzberg, zur Arzberger-Klam, einem
wilden, von der Raab durchbrausten Felspaß, an welchem die
schöne Ruine der Burg Stubegg thront. Von Passail hie⸗
her 2 Stunden. In der Nähe von Arzberg sind Bleigruben.
An der Goͤserwand hoͤchst interessante Hoͤhlen; die Grasel⸗
höhle erhielt ihren Namen nach einem berüchtigten Räuber,
welcher vor ein paar Jahrzehnten die Gegend unsicher machte,
und endlich in Wien gehenkt ward. Wir steigen zu der Höhle
links (ostlich), der Straße über die Matten und durch die schönen
Ulmengruppen auf der Halde des Wolfssattels, auch Sat—⸗
telberg genannt, empor, und stehen bald an der Goͤser⸗
wand, wo sich im dunklen Föhrenwald die Grotte zeigt.
Seit 1836 ist der früher sehr enge Eingang durch Sprengung
erweitert, und mit einem Thor zum Verschließen versehen
worden. Die Grotte besteht aus zwei Abtheilungen, mit vie—
len Seitengängen und Schluchten. Die eine Abtheilung ent—
hält etwa 600 Quadr. Klafter Raum, die zweite etwa 300,
doch ist die letztere durch aͤußerst groteske phantastische Tropf—
steingebilde ausgezeichneter. In bedeutender Hoͤhe über dieser
Hoͤhle liegt eine zweite, das Katerloch genannt. Sie er—
hielt diesen Namen von den zahlreich daselbst nistenden Eulen,
welche hier im Volksdialekte Culka ter heißen. Eine 90 Fuß
176
breite Mündung führt in einen weiten Schlund, den man
etwa 100 weit verfolgen kann. Im Hintergrunde stürzt ein
noch unerforschter Schacht in die Tiefe. Merkwürdig iͤst die
Eisbildung der Grotte. Schon im Eingange faäͤllt das Ther—
mometer auf 60 R., und sinkt, je mehr man eindringt, desto
tiefer. Daher die Grotte auch stellenweise im höchsten Som—
mer mit zolldicker Eisrinde belegt is. Im Winter dagegen
herrscht in der Grotte beinahe Treibhaushitze.
Der Abstecher zu diesen Höhlen dürfte wohl 4 Stunden
in Anspruch nehmen. Wir betreten wieder die Straße, und
wandern, nachdem wir die Klam passirt haben, in 3 Stunden
nach Weiz. Den Weg von Weiz nach Graͤtz, und den Ort
Weiz selbst habe ich bereits oben S. 136. geschildert, und
bemerke hier nur noch, daß von Weiz aus die Ausflüge im
Mürz- und Murthale sämmtlich auf den hier angegebenen
Routen, mit jenen der Wechselgegend, und allen andern
in den Sektionen J.II. geschilderten Ausflügen in Verbin—
dung gestellt erscheinen.
Der Diebsweg, von Frohnleiten nach Leoben.
Von Frohnleiten aus öffnet sich auch ein Uebergang
nach Leoben, und somit zu gegenfeitiger Verbindung der
Ausflüge im Mürz- und Mürthale, mit jenen der Admönter
und Eisenerzer Gegend, und allen in den folgenden Abschnitten
beschriebenen Wanderungen, welche von Leoben aus im Westen
und Süden der Steyermark und nach Kaͤrnthen angetreten wer—
den wollen. — Der Uebergangspunkt, den ich hier schildern
werde, heißt der Diebsweg, weil vor Zeiten in diesen wenig
betretenen Wäldern viel verdächtiges Gesindel Schlupfwinka
hatte. Jetzt ist die Gegend ganz sicher, und ich habe den
Weg öͤfters zur Nachtzeit allein zurückgelegt, ohne jemals
Verdächtiges gesehen zu haben. Man schlägt von Frohn
leiten den Weg westlich ein, folgt erst dem kleinen Bache,
und hat in 10 Stunde einen schönen Nadelwald erreicht, in
welchem man steil bergan, bis zu einer Saͤule mit einem
Marienbilde steigt, von wo sich der Weg wieder abwaͤris
177
senkt, und zwischen Waldpartien, Wiesengründen, Bauerhöfen,
und Hammerwerken vorüber führt. — Die Gegend hier heißt
im Gamsgraben. Kleines Gasthaus zum Kreuzwirth.
Dann geht ses steil und beschwerlich aufwärts auf die Die bs⸗
alpe. Vom früher erwähnten Eingang in den Nadelwald
bis hieher 3 starke Stunden. Die Hütten der Diebsalpe
liegen nur 3672 hoch. Hier könnte man nothdürftig Unter—
kommen finden. Die Aussicht auf der Einsattlung ist herr—
lich. Besonders schoͤn zeigt sich hier im Osten, nächst der
Mur, der Hochlantsch (8472 hoch) und sein Nachbar, der
Offterkogel (3329* hoch). Von der Alpe, die jenseits der
Einsattlung liegt, senkt sich der Weg hinab in den Göß—
raben. Hier ist im Gewirre der Waldwege ein Verirren
sht leicht möglich, daher man entweder vom Kreuzwirthe,
oder von der Diebsalpe einen Führer mitnehme. Die Schlucht
mündet in die Thalebene von Leoben aus; der Anblick von
Göß ist hier besonders malerisch. Von der Einsattlung wird
man 2 starke Stunden zum Absteigen in das Thal bedürfen.
— Dieser Verbindungsweg zwischen Leoben und Frohnleiten
dürfte besonders den Wanderern, welche aus den Admonter
Gegenden nach Grätz gehen, willkommen sein, da er in die—
ser Richtung den uͤmweg von Leoben über Bruck erspart,
und um 3 Stunden naͤher ist.
Nach Andeutung dieser Ausflüge setzen wir den Weg
von Frohnleiten nach Grätz auf der Eisenbahn sort. Gleich
außerhalb Frohnleiten übersetzt die Bahn die Poststraße, und
führt uns an dem schönen Schlosse Pfannberg vorüber.
Das Neuschloß liegt an der Mur, und es führt von der Post⸗
straße und der Eisenbahn rechts eine schöne Allee dahin,
welche von der Eisenbahn durchschnitten wird. Das Schloß
ist groß und schön, Eigenthum der Fürstlich Lobkowitz'schen
Familie. Hier führt eine Brücke über die Mur. Zur Linken
der Bahn, und der Straße (östlich) erhebt sich hoch auf wal—
digem Berge die schoͤne Ruine der alten Veste Pfannberg,
einer der ältesten Burgen des Landes, von den alten Dynasten
dieses Stammes erbaut, jetzt ganz im Verfall. Doch ist der
Sqal und die Kapelle noch kenntlich, Höfe mit Bogengän—
12
178
gen u. s. w. Imposant trotzt nur noch der 800jaͤhrige Wart⸗
shurm, jetzt unzugänglich, der Zerstoöͤrung. Unferne des Neu⸗
schlosses, am jenseingen Ufer der Mur, die Burg Raben⸗
stein, auf kahlem Feis. Obschon großentheils Ruine, ist die
Burg doch noch bedacht, und von einem Jager bewohnt.
Schoͤner Epheu im Schloßhofe. Wenn man vielleicht, wegen
der oben erwähnten Ausflüge auf den Hochlantsch u. s. w.,
in Frohnleiten längere Zeit verweilt, so bietet der Spazier⸗
gang von Frohnleiten nach Neu-Pfannberg und Rabenstein,
wohin von Frohnleiten am linken Ufer eine schon gebahnte
Sttaße in 1 Stunde führt, so wie die Besteigung der alten
Burg, welches wohl 3— 4 Stunden erheischt (sammt dem
Rückweg) sehr schoͤne Ausflugspunkte. Auf der Bahn sieht
man diese Partie nur vorübergleitend, da der nächste Sta⸗
tionsplatz erst in Peggau ist. Die Fortsetzung der Fahrt auf
der Bahn führt uns nun durch die großartige Gallerie an der
Badelwand, durch großartige, von der Mur durchrauschte
Felspartien, nach dem Stationsplatze Peggau, wo sich uns
wieder Gelegenheit zu höchst lohnenden Ausflügen bietet.
Peggau ist ein freundlicher Markt mit 60 Häusern und mehr
als 300 Einwohnern, sehr malerisch an großen Felspartien
gelegen. Poststation. Guter Gasthof. Schönes Herrschafts⸗
Zebaͤude. Filialkirche zu St. Margaretha. Hammerwerke.
Im Osten ecrhebt sich, dicht am Orte, der mauerähnliche Ab⸗
sturz der felsigen Thaneben. In diesem Felsgemäuer ist eine
nteressante Tropfsteinhoͤhle, mit Stegen und Treppen zugän—
gig gemacht. An der Straße von Peggau ein einfaches
Denkmal an den hier gebornen Dichter Johann Gustav Fel⸗
linger (geb. 1782, 1 in Adelsberg 1816). In Peggau führt
eine Bruͤcke über die Mur zu dem gegenuͤber gelegenen Markt
Feistritz, gegen 100 Häuser mit fast 700 Bewohnern um⸗
fassend. Pfarrkirche zu St. Martin, malerisch auf einem
Waldhügel gelegen, der eine wunderschöͤne Uebersicht der Ge⸗
end gewaͤhrt. Ueberhaupt bietet dieselbe hier den anmuthig—
* Wechsel landschaftlicher Reize. Der rasche Strom, der
das Thal durchrauscht, die freundlichen Gegenden an seinem
rechten (westlichen) Ufer, und der ernste Character der felsigen
179
Partien am linken Ufer, alles vereint sich zu einem wirksamen
Bilde. Aus einer Seitenbucht des Thales am linken Ufer
schimmert, auf einem schroffen Kalkfels, die alte Veste Peggau
heraus, eine der schoͤnsten Burgruinen des Landes, viet zu
wenig gekannt und besucht; dem 12ten Jahrhundert ent⸗
stammt, war sie ursprünglich der Sitz des gleichnamigen Rit⸗
tergeschlechts, welches 1386 ausstarb. Gegenwaͤrtig ist das
Stift Vorau Besitzer der Herrschaft. Die Ruin⸗ zeigt noch
hoͤchst interessante altdeutsche Bauformen, vermischt mit Be—⸗
standtheilen von Zubauten aus dem 13. und 16 Jahrhun⸗
dert. Die Burgkapelle, der heiligen Lucia geweiht, ist noch
sehr merkwürdig wegen ihrer verbleichenden Fresken. Unge—
heure Souterrains, Verließe, Keller Saal Die Gegend
von Peggau und Feistritz ist auch belebt durch Bergbau und
Hammerwerke. Es ist hier ein sehenswerthes silberhaltiges
Bleibergwerk, welches ziemlich ergiebig ist und lebhaft betrie—
ben wird, ein Kupferhammer, Eisenhammer u. s. w.
Ausflug von Feistritz in die Klein⸗Alpen.
Von Feistritz ist ein sehr lohnender kleiner Ausflug
auf die Kleinalpen anzutreten. Diese bilden einen Theil
jener Gebirge, welche sich in einem großen, gegen Osten ge⸗
oͤffneten Bogen, von der Hochalpe bei Bruck angefangen, bis
hinab in den Süden zieht, in den Wendischen Büheln dort
auslaufend. Die Hauptbestandtheile dieses schoͤnen Gebirgs⸗
zuges sind die Kleinalpen, Stubalpen, Schwam⸗
bergeralpen. Zum Theil bildet diese Kette die Gränze zwi⸗
schen Steyermark und Kärnthen. Auf die Stubalpe und
Schwambergeralpe werden wir bei den spaͤtern Wande⸗
rungen noch zurückkommen. — Hier treten wir jene auf die
Kleinalpen an, deren hoͤchster Gipfel Speikkogel heißt,
welchen Namen übrigens auch der hoͤchste Gipfel der Schwam⸗
bergeralpen führt, der nicht mit diesem zu verwechseln ist. —
Ich nenne daher zum Unterschiede den Gipfel der Kleinalpe
Speikberg, um ihn von dem Speikkogel zu unterschei—
den. Von Feistritz gelangen wir in 1 Stuͤnde nach Wald⸗
12*
180
stein, stattliches Dietrichsteinsches Schloß und Amt. Auf
dem Schlosse einige interessante Dietrichstein'sche Ahnenbilder.
Das Schloß und die Herrschaft ist übrigens erst seit 1730
im Befitze dieser Familie.) Unferne davon liegt das alte
Schloß Waldstein, eine mächtige Ruine. Abermals in einer
Stunde erreichen wir den lebhaften Markt Uebelbach; er
umfaßt etwa 90 Häuser, mit gegen 700 Einwohnern. Eisen—
haͤmmer, Sensenfabrik, Papiermühle, Pulverstampfe. Pfarr—
kirche zu St. Lorenz. Filiale zu St. Michael. Der Boden
hat sich von Peggau hieher schon bedeutend erhoben. Peg⸗
gau hat 1218 Seehöhe, indessen Uebelbach bereits 1867
hoch liegt. Von Uebelbach wandern wir wohl 4 Stunden
durch den oͤden Neuhofgraben und bergan bis zum Pla⸗
teau der Einsattlung des Gebirges, Kleinalm genannt.
Hier steht eine Kapelle, ein Jägerhaus und ein kleines Gast⸗
haus. Aus der Einsattlung erhebt sich dann der eigentliche
Gipfel des Gebirges, der Speikberg, 6274* hoch. Wir wer—
den ihn von hier in 1 starken Stunde leicht ersteigen. Die
Aussicht ist reich und lohnend. (Ich bemerke, daß man den
Weg auf den Speikberg auch von Frohnleiten aus antreten
kann, von wo der Weg über Pfannberg und Rabenstein nach
Waldstein und Uebelbaͤch führt.) Voñ der Einsattlung des
Speikberges führt ein Steig hinab nach Knittelfeld, womit
die Lerbindung dieses Ausflüges mit jener der IV. Sektion
hergestellt ist.
Stift NRein.
Die Fortsetzung der Fahrt auf der Eisenbahn von Peg⸗
zau bis Grätz bietet uns in den vorkommenden Stationd—
plätzen Stübing, Gratwein und Judendorf keine Ge—
legenheit zu größern Ausflügen. Doch muͤsfen wir zwei
Punkte auf diesem letzten Theile der gegenwärtigen Sektion
noch einer besondern Beachtung würdigen. Zuerst müssen
wir in Gratwein des kleinen Ausfluges gedenkten, der sich
von hier zu der sehenswerthen Cistercienser' Abtei Rein an—
treten läßt. Dieses merkwuͤrdige Stift ist nur Stunde
181
on Gratwein entfernt. Gratwein ist ein Markt von bei⸗
nahe 100 Häusern und über 600 Einwohnern; Pfarrkirche zu
St. Ruprecht; Naͤgel- und Hakensabrik. Von Gratwein
wandelt man, in sehr freundlicher Gegend, längs eines ra—
schen Bächleins, in /2 Stunde nach Rein. Juñ dieser Ge⸗—
gend hauseten im Mittelalter die maͤchtigen Grafen von Ruen.
Rach dem Aussterben dieser Dynastenfamilie ging ihr Besitz-
thum an die Landesfürsten über (1120) mit der Bedingung,
auf dem Platze, wo das Schloß gestaͤnden, ein Kloster zu
erbauen. Zu jener Zeit waren die Traungauischen Grafen
Beherrscher der Steyermark, und Markgraf Leopold J. ge⸗
nannt der Starke, begann im Jahre 1128 den Bau des Ci⸗—
stercieuserstiftes Rein“ Er führte am 23. März 1129 den
ersten Abt Grafen Gerlach von Dunkelstein mit 12 Moͤnchen
aus dem fränkischen Kloster Eberach hier ein. Der Bau
des Stiftes ward indessen erst unter Leopolds Nachfolger
Ottokar V. 1138 vollendet. Die Stiftskirche, eine der groͤß⸗
ten und schönsten des Landes, ward in ihrer jetzigen Gestalt
von Abt Placidus Mailly 1740 — 1748 erbauͤt, aber erst
unter seinem Nachfolger Marian Pittreich gänzlich vollendet,
und 1747 zu Ehren des heiligen Joseph geweiht. Im Jahre
1766 schmückte sie der achtbare Künstler Ritter don Moͤlf
mit den schönen Fresken. Das Hochaltarblatt ist eines der
vorzüglichsten Werke des wackern Kremser-Schmidts. Außer—
dem zeigen die 40 Seitenaltäre der Kirche noch einige gute
Gemaͤlde. In der Kirchengruft ruht der Stifter Markgraf
Leopold und seine Gemablin Sophie von Bayern und in
der Kapelle rechts vom Hochaltare in einem großen Sarko—
phage von rothem Marmor, Herzog Ernst von Habsburg,
genannt der Eiserne, f in Bruck 1423. Auf dem Grabdeckel
ist seine Bildsäule in Stein gehauen zu sehen. Seit 1827
fand auch die Asche des Stifters der Karthause Seiz, Mark⸗
graf Ottokar's V. seines Sohnes Ottokar's VI., des letzten
Traungauers, und der Gemahlin Ottokar's V., Kunigunde
von Vohburg, hier ihre Ruhestätte. Sie wurde aus der Ruine
jener alten Karthause hieher übersetzt. Das Altarblatt dieser
Kapelle ist von dem Grätzer Maler Hauk. Noch sind in der
152
Kirche mehre Grabmaͤler der alten Aebte bemerkenswerth.
Schoͤne Orgel. Der zierliche Thurm an der Stiftskirche
ward 1780 von Abt Gerhard Schobinger erbaut. Schoͤner
Garten. Bibliotheksaal, mit manch seltenem Werke. Kost—
bare Sammlung der Stiftsurkunden, von dem Conventualen
Lehr gesammelt, das Chronicon Runense. In der Pralatur
zahlreiche schoͤne Gemächer, besonders der Kapitelsaal sehens—
werth. Im Kreuzgange bemerkenswerth die Portraits der
Aebte. — Der Complex der Stiftsgebaͤude umfaßt sehr alte,
und zahlreiche neuere Gebaͤnde. Iecdenfalls ist die Besichti—
gung dieser schoͤnen altwurdigen Abtei sehr lohnend.
Der letzte interessante Punkt, auf welchen wir am Schlusse
der Fahrt gegen Graͤtz aufmerksam machen müssen, ist noch
die schoöͤne Wallfahrtskirche Maria Straßengeil, an welcher
die Bahn vorüberführt. Sie erhebt sich auf einem bewaldeten
Hügel über dem Doörschen zu ihren Füßen. Als Markgraf
Ottokar V. im Jahre 1149 von dem Kreuzzuge heimgekehrt
war, brachte er ein, vermuthlich von einem griechischen Künst⸗
ler gemaltes Madonnenbild mit, welches er dem Stifte Rein
schenkte. Es ward in einer Kapelle aͤuf dem Berge über die—
sem Dorfe aufgestellt, der seitdem der Frauenkogel hieß. Da
sich der Ruf von hier geschehenen Wundern, und die Wall⸗
fahrten zu dem Bildniß verstärkten, wurde die jetzige Kirche
statt der kleinen Kapelle erbaut. Der Grundstein wurde
1346 gelegt, der Bau 13383 vollendet. Im Lande geht die
Sage, es sei Meister Hauser, derselbe, der den Bau des
Stephansthurmes in Wien, unter Herzog Rudolph dem Stif—
ter, begonnen habe, auch der Erbauer der Kirche von
Straßengel. Für alle Fälle ist diese Kirche ein höchst inter—
essanter altdeutscher Bau, und der durchbrochene Thurm hat
wirklich einige Aehnlichkeit mit dem Stephansthurme. Die
hier errichtete Pfarre wurde spaͤter sogar zur Probstei erhoben,
dann aber wieder mit Rein vereinigt Auf dem Hochaltare
der Kirche steht, von Engeln getragen, das uralte Gnaden⸗
bild. Die Seitenaltarblätter sind von dem Kremser-Schmidt.
Alte Holzbildsäule der Madonna. Glasgemälde in den Fen—
stern. Rings um die Kirche her mehre aͤltere Gebaͤude, doch
Glosgnitza-Cilli.
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alle, selbst die einstige Probstei, meist verfallen und veroͤdet.
Nur ein Weinzierl, der auch als Meßner dient, wohnt noch
hier. Eine Ringmauer umgibt das Ganze.
Von der letzten Station Judendorf an, führt die
Bahn längs der Mur, und an den Bergwänden der Göstin⸗
gerberge, durch große Stütz- und Futtermauern geschützt, an
der Weinzettelbruͤcke vorüber, wo sich die weite Ebene öffnet,
in dten Mitte das schoͤne Grätz mit dem Schloßberge sich
erhebt.
Vierte Sektion.
Von Grätz bis Cilly.
Geschichte und Schilderung der Bahn von
Grätz bis Cilly.
Die Vorarbeiten von dieser Bahnstrecke begannen so
ziemlich gleichzeitig mit jenen der Strecke von Muͤrzzuschlag
bis Grätz. — Die wirklichen Arbeiten am Bau nahmen im
Jahre 1844 ihren Aufang. Die großen Bau⸗Objekte dieser
Strecke, worunter der Tuͤnnel durch den Leitersberg, und die
Draubrücke bei Marburg zu den kolossalsten Bauten gehören,
welche bis zu jener Zeit bei Eisenbahnen auf dem Continent
vorgekommen waren, wurden mit staunenswerther Thätigkeit
der Vollendung entgegen geführt. Schon am 1. November
18483 fand die erste Probefahrt auf der Bahnstrecke von Grätz
bis Peßnitzhofen statt. — Am 16. Mai 1846 erfolgte die
184
erste Probefahrt durch den großen Tunnel. Am 18. Mai
1846 die Probefahrt von Grätz bis Cilly und am 2. Juni
1846 wurde die ganze Bahnstrecke dem Verkehr eroͤffnet. Es
war mit dieser Eroffnungsfahrt nicht wie bei jener von Muͤrz⸗
zuschlag nach Grätz (s. oben S. 124) eineamtliche Feier
verbunden, aber die Betriebs-Direction hatte mehr als 100
hohe Staatsbeamte und Honoratioren zu derselben eingeladen,
und bewirthete die Gaͤste mit einem prachtvollen Festmaͤhle auf
dem Rathhause in Cilly.
Die Länge der Bahnstrecke von Grätz bis Cilly ist
186/, Meilen, und zwar auf folgende Stationen vertheilt:
Von Graͤtz nach Kalsdorf 15.2 Meile.
Wildon.
Lebering
Leibnitz.
Ehrenhausen
—A
Peßnitz.—
Marburg .
Kranichsfeld t5*
Pragerhof.
Poltschach.
Ponigl..
St. Georgen 114
r — Cilly. .. 1864
Was die Hoͤhen-Verhältnisse der Bahnstrecke betrifft, so
ist im Ganzen die Senkung des Terrains bedeutend. Graͤtz
liegt, wie wir oben erwaäͤhnten, 1820 über dem Meer. Cilly
dagegen hat nur 1200 Seehöhe. In den einzelnen Statio—
nen stellt sich der Fall folgendermaßen:
Grätz hat 1820 Seehoͤhe.
Kalsdorf 1690
Wildone. 181
Lebering
Leibnitz.
Ehren hausen
Spielfeld
*
—1X
Peßnitz ..
Marburg.
Kranichsfeld
Pragerhof
Pöltschach.
Ponigh. ..
St. Georgen.
Cillyv 55.
1310 S
30 eehöhe.
1380
1260
1330
1400
1310
1200
Schilderung der Bahn.
Vom Grätzer-Bahnhofe aus führt die Bahn in südlicher
Richtung am westlichen (rechten) Ufer der Mur über die weite
Fläche des schön bebauten Grätzerfeldes hin. Das Auge des
Reisenden erfreut sich an dem Segen des Bodens, an den
freundlichen Bildern der füdlichen Hügelkette, mit den zu ihren
Füßen liegenden Ortschaften, und den Kirchlein auf den Hö—
hen, St. Martin und St. Florian, das pittoreske
Straßgang u. s. w. So erreicht man die erste Station
Kalsdorf. Auf der weitern Fortsetzung des Weges nach
Wildon gewinnt das Landschaftsgemälde noch erhöhten Reiz
durch die über die Waldhuͤgel empor tauchenden Berge der
die westliche Steyermark und Kärnthen scheidenden Alpenkette.
Wir treffen auf dieser Bahnstrecke das erste groͤßere Bau⸗
objekt, die schoͤne schiefe Brücke über die Kainasch, und ge—
langen sodann zur zweiten Station: Wildon. — Es ist
dieß ein uralter, ansehnlicher Markt, mit mehr als 100 Häu⸗
sern und gegen 900 Einwohnern. Interessante alte Pfarr⸗
kirche zu St. Margaretha. Guter Gasthof des Herrn Göbel.
Ruine der alten Burg Wildon. Die Wildoner waren ver⸗
muthlich mit den Heerschaaren Carls des Großen nach Steyer—
mark gekommen. Urkundlich erscheinen sie als Herren dieser
Burg schon im 11. Jahrhundert. Sie waren Erblandmar—
schälle von Steyer. Das Geschlecht starb schon 1314 4us.
Jetziger Besitzer der Herrschaft und Veste ist Hr. v. Griendl.
Die Burg ist Ruine. Der Herrschaftssitz ist im Markte.
Die Ruine in hohem Grade sehenswerth. Der Wildoner—
1486
berg erhebt sich nach der Katastral⸗-⸗Vermessung 1749 über
das Meer, also 888* über den Markt. Hier in Wildon hat
die Fuͤhrung der Bahntraçe Abgrabungen nöthig gemacht,
wodurch mehre Häuser schadhaft wurden, aber nun in ver⸗
juͤngter Gestalt recht stattlich sich darstellen. Die Steinum⸗
gürtung des Berges, auf welchem der Markt lagert, die Ab⸗
Zrabungen zur Gewinnung des Raums, und zum Schutz der
Babn gegen die Mur, so wie die Einlösung mehrer Gebäude
und der eben erwaͤhnten Umgestaltungen derselben, nahmen große
Kosten in Anspruch. Hier endet das Graͤtzerseld, und es be⸗
ginnt jenseits des Wildonerberges das Leibnitzerfeld, wel—
ches sich bis nach Ehrenhausen und an den Platsch erstreckt.
Durch das Leibnitzerfeld zieht nun die Bahn fort, über die
Station Leberiug nach Leibnitz. Die Gegend von Lebe⸗
ring hieher ist sehr reizend. Die Gebirge im Westen treten
naͤher, es gruͤßen uns die schönen Rebhügel des Sauseler
Weingebirges, und der stattliche Markt Leibnitz mit dem
majestaͤtisch auf hohem Waldberge schimmernden Seckauer⸗
schlosse. (Man sehe über das Nähere unten, bei den Excur⸗
fionen: Ausflüge von Leibnitzs. Der Markt hat gegen 200
Häuser, an 1500 Einwohner. Schöne Dekanatskirche zu
St. Jacob. Capucinerkirche. Artillerie-Uebungsplatz. Gute
Gasthoͤfe der Herren Friesnigg, und Fuchs. — Ringsum
klafsischer Boden. Hier stand das romische Muroela, reicher
Fundboden von Antiken. — Die Bahn führt uns weiter, an
dem Schlosse Wagna vorüber, und auf einer schoönen Brücke,
nach amerikanischer Construction über die Sulm. Diese Con—
struction, welche, eine Erfindung der Nordamerikaner, bei
Brücken über ihre Riesenströme in Anwendung gebracht wird,
beruht einfach auf dem Prinzip, aus mehren einzelnen, für
die Entsernung der Widerlagen nicht ausreichenden Balken,
einen langen zu machen, der in Bezug auf Festigkeit und
Sicherung gegen jedes Schwanken das darbietet, was, nur
steinerne Bogenbrücken, Kettenbrücken aber, selbst bei sorg⸗
fältigster Construction, nie zu leisten vermögen. So werden
denn zwei Reihen Balken, unter sich an den Enden auf ge⸗
woͤhnliche Weise verklammert, in der Entfernung von 18 Fuß
197
senkrecht durch eiserne Streben zusammengehalten. Ihre An⸗
naͤherung verhindern schiefe, hoͤlzerne Streben in Form eines
Andreaskreuzes, so, daß das Ganze ein starkes unbewegliches
Gitterwerk bildet. Die so verbundenen Felder sind an dem
Ufer zwischen Ouadern, auf den Pfeilern solcher Brücken
zwischen Holzspiegeln von stärkstem Zimmerwerke eingezwängt,
und gestatten nicht die geringste Erschütterung. — Von hier
bis Ehrenhausen und Spielfeld konnte die Bahn, immer längs
dem Murufer hinziehend, theils nur durch Felssprengungen,
theils durch Daͤmme, und mit Viadukten ausgefuͤhrt werden.
— Die Station Ehrenhausen selbst liegt dicht am Strome,
über welchen hier eine (nicht zur Bahn gehörige, sondern für
die Commercialstraße benutzte) Brücke führt. Sie ist gedeckt,
so wie es die alte Murbrücke in Grätz gewesen, und hat 2
Portale. Ehrenhausen ist ein Markt von 70 Häusern und
über 400 Einwohnern, mit einem stattlichen, auf einem die
Mur, und den Markt dominirenden Berge schimmernden
Schlosse, ursprünglich der Sitz eigener Dynasten, spaäter Ei—
genthum der Fürsten von Eggenberg, seit deren Aussterben
im wechselnden Besitze mehrer Edlen, seit 1803 dem Grafen
Attems gehörig. Im Markte schöne Pfarrkirche, Maria zu
Ehrenhausen, mit interessanten Grabdenkmalen der Eggenberge.
Gasthof zum Loͤwen. Im Schlosse die Eggenbergsche Fuͤr—
stengruft. Zwei kolossale Kriegerstatuen am Eingange. In
der Kapelle ein schoͤnes Altarblatt von dem steyrischen Künst—⸗
ler Weißkircher. Im Gruftgewölbe die metallenen Särge
des erloschenen Fürstengeschlechts. Die Uebersicht der Gegend
vom Schloßthurm aus ist sehr lohnend. In der Fortsetzung
des Weges auf der Bahn, bleibt nun zur Rechten (West)
Waldgebirge, zur Linken oͤffnet sich weite Aussicht über den
Strom, auf den Markt Straß, und das gleichnamige At—⸗
tems'sche Schloß, mit seiner schoͤnen Kirche, und seinen Roͤ⸗
mersteinen, hinüber weiter nach St. Veit am Fogau, mit dop⸗
peltthürmiger Kirche, und einem der schoͤnsten Altarblätter
von Palkos Meisterhand, u. s. w. So gelangen wir über
kleinere Brücken und Durchlässe, an festen Schutzmauern zur
Sicherung der Bahn an den Stationsplatz Spielfeld. Das
188
Schloß Spielfeld ist ein mächtiges Gebäude, erbaut von
dem tapfern kaiserlichen General' Grafen Heister doch
stand schon früher hier ein, damals, im 17ten Jahrhundert.
bereits lange in Trümmer gestürztes Schloß), jeßt im Besitze
der Frau Herzogin von Berry. Purkarts Gasthof. Es ist
zu bemerken, daß wegen Unzuläßlichkeit des von Quellen
durchzogenen Bodens, der Stationsplatz von Spielfeld auf
Piloten und massige Holzrüstung gestellt werden mußte, eine
kostspielige und muͤhevolle Arbeit, 'welche mit großer Umsicht
geleitet ward. — Von hier gelangen wir sofort an den ersten
der 3 Tunnels dieser Bahnstrecke, zu dem Tunnel von St.
Aegyd. Der Tunnel war zuerst nur auf die Länge von
circa 70 Klafter berechnet, waͤrd aber durch die zweckmäßig
befundene Einwölbung eines Theiles des Durchschnittes zu
1000 verlängert. — Die Woͤlbung mißt 30 2 60vDie
durchbrochene Masse ist 20 hoch Kalf, die weitere Höhe füllt
Opok. Aus dem Tunnel gelangt, führt die Bahn nun mehr—⸗
fach die Commercialstraße übersetzend, bald im Ost, bald im
West derselben, durch das Zirknitz- und Peßnitzthal, mit sehr
freundlichen landschaftlichen Ansichten. Der klane Zirknitzer⸗
bach ist durch seine trefflichen Krebse bei den Gourmands
weit im Lande berühmt. Die Bahn übersetzt das Peßnitz—
thal auf einem herrlichen Viaduct, einem der' schönsten Bau—
objekte dieser Bahnstrecke. Er zählt 64 Arkaden, und ist
3420 lang und 110 hoch, und die Bahn lenkt dann in den
prachtvollen Leitersberger-Tunnel, dem größten Bauwerke die—
ser Bahnstrecke, und vor der Ausführung des kolossalen Haupt⸗
tunnels am Semering, der großte Tunnelbau, welcher auf
unsern Eisenbahnen ausgeführt war. Der riesige Durchschlag
wurde in 26 Monaten vollendet, eine, bei der Groͤße des
Objekts staunenswerth kurze Zeit. — Mit Einschluß der Flü—
gelmauer ist der Tunnel 3700 lang, 28 Fuß breit, 24 Fuß
hoch. Er ist durch Opok und 'lockern Sandstein geführt,
was den Bau, welcher bergmännisch betrieben ward, äußerst
schwierig machte; diese Beschaffenheit des Leitersberges er⸗
heischte die größte Umsicht und Anstrengung im Bau. Den
Eingang des Bahnstollens schmückt ein schoͤnes Portal aus
189
weißem Gestein. Die Durchfahrt währt mehre Minuten, und
es werden deshalb vor derselben die Laternen in den Wag⸗
gons angezündet. Der Tunnel läuft an der Südseite (gegen
Marburg) zwischen den, mit freundlichen Wohngebaäuden ge—
schmückten Weingärten der Herren Altmann und Wuth zu
Tage aus, wonach sich der Schienenweg durch einen langen
Einschnitt zwischen den Koschaber-, Zweininger-, Salzberger
und Palschgauer Weinbergen zu dem schönen Marburger
Bahnhofe hinzieht. — Bei seiner hohen Lage am linken
Ufer der Drau beherrscht er Stadt und Umgebung. — Das
schöne, weite Thal, von der Drau durchwogt, die hier schon
ein ansehnlicher Strom ist, von heitern Weinbergen umgraͤnzt,
gewährt einen höchst lieblichen Anblick. Im Südwesten er—
hebt sich das dunkelbewaldete mächtige Bachergebirge, über
14000“ hoch emporsteigend. Die Stadt selbst gewaͤhrt ein
freundliches Bild, erhöht durch den Glanz des schimmernden
Stroms, durch den Kranz von niederen und höhern Reben⸗
hügeln, welche sie im weiten Halbkreise umgeben, die Pikerer-,
Lembacher-, Luttenberger- und übrigen Höhen, mehr oder min—
der mit den edelsten Trauben bepflanzt, mit den freundlichen
Villen der Bürger, Besitzer dieser Weinberge, geschmückt. Die
Durchwanderung dieses ausgebreiteten Reiches des bekränzten
Dionysos, von den Sausaler-Weingebirgen herab und bis
wieder hinan nach Radkersburg und den „Wendischen
Büheln“ ist höchst interessant. Einen eigenen pittoresken
Reiz erhält die Gegend auch durch die nach Wendischer Sitte
auf den Höhen erbauten Kirchlein und Wallfahrtsorte. Fast
ringsum schimmern solche Gotteshäuser von den grünen Hö⸗—
hen herab. Wir befinden uns hier schon in dem Gebiete des
Landes, in welchem der Wende siedelt. Tracht, Sitte und
Sprache ist gänzlich verändert gegen das Oberland. Nur in
Städten oder Märkten erklingt uns fortan bis nach Triest
der verwandte deutsche Laut. Im flachen Lande hauset der
Slave. Der Platschberg, zwischen Ehrenhausen und Marburg,
ist die Gränzscheide beider Stämme. — Marburg ist eine
ungemein freundliche Stadt, nach Graͤtz die volkreichste des
Landes. Sie zählt an 800 Häuser mit gegen 3000 Ein—
190
wohnern. Drei Vorstädte: Graͤtzer-Vorstadt, Karnthner-⸗Vor⸗
stadt und Magdalenen-Vorstadt. Von den Anhöhen der letz⸗
teren übersieht man sie in ihrem ganzen Umfange. Die vier
großen Landstraßen, welche sich hier kreuzen, und die voruͤber⸗
ziehende Eisenbahn tragen viel zur Belebung der Stadt bei.
Reu zu schaffende Vorstadt Viktringhof. — Stadtpfarrkirche
zu St. Johann Baptist. Sehenswerther Hochaltar. An den
Seitenaltären Blätter von Weißkircher. Am Schulhause das
Denkmal eines wackern österreichischen Soldaten, des Drago—⸗
ners Wenzel Kaulik, der am 3. Juni 1809 hier im Kampfe
gegen die Franzosen den Heldentod fand. Das uralte Mi—
noritenkloster und dessen Kirche ist jetzt Militairspital, das
Kloster der Cölestinerinnen, Kaserne. Militair-Schwimm—
schule. Erziehungshaus. Gymnasium. Dramatischer Dilet⸗
tanten-Verein zu wohlthätigen Zwecken. Traubenkuranstalt.
Guter Gasthof zum Hirsch. Schönes Theater, neu erbaut,
am 20. Januar d. J. eröffnet. Casino, Musikverein u. s. w.
Nordöstlich an der Stadt die Burg Marburg, Eigenthum der
Grafen Brandis. In ihrer jetzigen Gestalt entstammt sie
dem 17ten Jahrhundert. —9— den gewölbten Gängen des
Schlosses herrliche Aussichten. Sehenswerthe Gemäldesamm⸗
lung. (Ein großes Bild vom Hötllenbreughel, das schönste
von diesem Meister, welches ich kenne. Ein schöner Paolo
Veronese, mehre Teniers.) Mehre der schönsten Gemälde
nahmen die Franzosen bei der Invasion 1809 mit nach Pa—
ris. Gewehrkammer und Bibliothek. Marburg ist der Ge⸗
burtsort mehrer verdienstvoller Steyermärker. Noch leben
hier die geachteten Gelehrten Speckmoser, Dr. Mally
und Dr. Puff, letzterer unermüdet und verdienstlich thätig
als topographischer Schriftsteller. Marburg entstand wahr—⸗
scheinlich zur Zeit Karls des Großen, als sich hier die Veste
Ober⸗-Marburg als Gränzburg (Markburg) erhoben. Diese
alte Markgrafschaft bestand bis 1127. Damals war um die
Burg auch schon die Stadt entstanden, deren Pfarrkirche ur⸗
kundlich schon im 12. Jahrhundert erwähnt wird. Von der
alten Burg, welche im Norden die Stadt überragte, find
nicht einmal Trümmer mehr übrig. An der Stelle, wo sie
191
stand, ließ Graf Brandis ein Denkmal errichten, welches aber
1820 vom Blitz zerschmettert ward. Wahrscheinlich bestand
hier auch eine Römerkolonie. Wenigstens ist gewiß, daß
Kaiser Probus den Weinbau auf den hiesigen Hügeln ein—
ührte.
s Wir setzen nun die Fahrt auf der Eisenbahn sort. Wir
übersetzen die Drau, auf der großartigen Eisenbahnbrücke,
einem der schönsten Bauwerke der Monarchie. Sie ruht,
rotz der Breite des Stromes, (über 600) außer den beiden
Landpfeilern, nur auf zwei Strompfeilern, sämmtlich aus
Quadern erbaut. Der Abstand der Strompfeiler (lichte Weite
der Spannung) mißt 30 Klafter. Darüber ist das kunstvolle
Gefüge der amerikanischen Construction (lattice Bridge) ge⸗
worfen, und über demselben zieht die Bahn. Sie erhebt
sich 100 Fuß über den mittlern Wasserstand, wornach unter
Abzug der Holzconstruction 82 Fuß Pfeilerhöhe erübrigt.
An Länge mißt die Brücke 110 Klafter. Diese prachtvolle
Brücke hat ihre riesenmäßige Festigkeit auch in der beispiel⸗
losen Hochfluth im November 1831 bewiesen. Sie allein
trotzte den wüthenden Wogen jener verderblichen Ueber⸗
schremmung.
Die Fortsetzung der Fahrt auf der Bahn gewaͤhrt freund⸗
liche Ausblicke rechts, (westlich) an den Bacher, die Schlös—
fer Windenau, Haus am Bacher und Kötsch, links,
(östlich) an eine schöne Hügelkette, mit dem Kirchlein St.
Barbara, und der majestätischen Veste Wurmberg, weit—
hin schimmernd durch die Fläche des Pettauerfeldes. Im
tiefsften Süden, in blauer Ferne, der Wotsch, und der Do⸗
natiberg bei Rohitsch. Die nächste Station, welche wir
erreichen, ist Kranichsfeld; sie traͤgt den Namen von dem
nahen Schlosse Kranichsfeld, einst Eigenthum der Grafen
Tättenbach, historisch merkwürdig, weil 1670 bei der Magna⸗
tenverschwörung gegen Kaiser Leopold J. die Hauptverschwornen,
Grafen Zriny, Nadasd, Frangepan und Tättenbach hier ihre
Zusammenkünfte hielten. — Tättenbach, damals Statthalter
in Steyermark, ward im Dezember 1671 in Gratz enthauptet.
Hierauf folgt die Station Pragerhof, den Namen führend
192
von dem Gut und Schloß der alten Herren und Freiherren
von Prager, 1627 ausgestorben. Wir passiren nun abermals
zwei Tunnels, nämlich den Kerschbacher-Tunnel 1270
lang und den Tunnel am Kreuzberge, mit 970 Länge,
und gelangen dann an die Station Pöltschach, durch beson—
ders malerische Umgebung ausgezeichnet. Majestätisch erhebt
sich im Süden ganz nächst dem Bahnhofe, der schön bewal⸗
dete, 3096“ hohe Wotsch, zu seinen Füßen das pittoreske
Dörfchen Pöltschach. Auch die Fortsetzung des Thales bis
zu dem Tunnel von Lipoglawa, welcher 1280 lang ist,
gewaͤhrt einen steten Wechsel höchst freundlicher Landschafts—
bilder. Besonders malerisch ist die Einbuchtung des Thales
bei Plankenstein, wo die Bahn über einen Viadukt führt,
die ernste Burgruine Plankenstein im Angesicht. Diese Veste,
(slavisch Sbello) entstammt dem 13. Jahrhundert, war Stamm⸗
haus der gleichnamigen Ritter, welche im 153. Jahrhundert
ausstarben. Burg und Herrschaft gehört jetzt den Grafen
Thurn. Wir haben nun die Station Ponigl erreicht. Die
Strecke von diesem Stationsplatze bis zu dem nächsten, St.
Georgen, ist weniger durch großartige Objekte, als durch
die schöne Terrain-Gewinnung bemerkenswerth. Eine kleine
Strecke ober der Pfarrkirche St. Veit mündet die Bahn in
das Vogleinathal an, die Rohitscherstraße und auf einer
Steinbruͤcke den Vogleinabach übersetzend. Dann zieht sie
auf einer Daämmung von 4 — 6“ Höhe durch die Thallänge
gegen Reicheneck, einer schͤnen, am Waldsaume sich erhe⸗
benden Burgruine. Die Veste ward von den Reicheneckern im
13. Jahrhundert erbaut. Nach dem Aussterben des Stam⸗
mes (1480) kam die Veste an die Grafen von Cilly, dann an
wechselnde Besitzer. Die Kirche zu St. Luhatz zur Rechten,
Trattna und Urban zur Linken, zieht die Bahn über mehrere
Brücken zu dem Stationsplatze St. Georgen. Der Markt,
von welchem die Station den Namen trägt, liegt im Norden
naͤchst der Bahn, und zählt gegen 60 Häuser mit etwas mehr
als 300 Einwohnern. Freundlich überragt die St. Rosalia—
kirche das Thal. Von St. Georgen ab setzt die Bahn mehr⸗
mals über die Vogleina. Auch andere Brücken machte der
193
weiche Boden hier noͤthig, Mauerwerke von starkem Bau,
und einen namhaften Damm. Ein über 200 Klafter langer
Einschnitt führt die Bahn durch den Thonschiefer und Mer—
gelhügel von St. Stephan. Sie setzt hierauf bei der Müuͤh⸗
lenbruͤcke nächst der Gemeinde Savadna über die Straße, und
kommt auf nicht unbedeutender Aufdämmung parallel mit
der, in einem erst geschaffenen Bette dahin stroͤmenden Vog⸗
leina, nach Cilly. Das weite, paradiesische Thal von Cilly
gewaͤhrt einen herrlichen Anblick. Auf dem Waldberge, zur
Linken der Bahn, schimmert die Ruine der alten Grafenburg
herab, und zu ihren Füßen liegt die freundliche Stadt, schon
unter den Roͤmern ein wichtiger Ort. — Der Bahnhoͤf in
Cilly ist ein stattlicher Bau, der Boden, auf dem er sich er⸗
hebt, mußte durch eine, uͤber 18 hohe Anschüttung, den
Niederungen und Sumpfablagerungen der Vogleina abgewon⸗
nen werden.
Wir gehen nun zur Angabe der Ausflüge über, welche
von den Stationen dieser Bahnstrecke angetreten werden, und
senden denselben eine gedrängte Schilderung von Grätz, und
der merkwürdigsten Punkte seiner Umgebung voran.
Grätz und seine Umgebungen.
Bei dem, durch den Umfang der Ausflüge und Wande—
rungen, welche in diesem Buche besprochen werden müssen, so
sehr beengten Raume, müssen wir uns bei Schilderung der
interessanten Hauptstadt Steyermarks nur auf die Andeutun—
gen des Vorzüglichsten und Eigenthümlichen derselben beschraͤn⸗
ken. Wer sich hierüber des Rähern unterrichten will, findet
in der Schreiner'schen Beschreibung von Graͤtz, welche
dort überall zu haben ist, die genügendsten Aufschluͤsse. Fuͤr
den Zweck unsers Buches magdas Folgende genügen.
Grätz nimmt in Bezug auf seine Bevölkerung den eilf⸗
ten Platz unter den Staͤdten der Monarchie ein“ Sie zählt
gegenwärtig 33, 493 Einwohner. Graͤtz besteht aus der in—
nern Stadt, den großen Vorstädten: Murverstadt mit der
Lend, und dem Gries, auf dem rechten, (westlichen) Ufer
13
19
und St. Leonhard, mit dem Graben und Geydorf,
Jakominivorstadt, und Münzgraben auf dem linken
(ostlichen) Ufer der Mur, wo auch die Stadt selbst liegt. —
Es befinden sich hier alle in einer Provinz-Hauptstadt ge⸗
woͤhnlichen und nöthigen Behörden und Aaemter, welche wir
hier nicht näher zu bezeichnen brauchen.
Als eigenthuͤmliche Merkwurdigkeiten bezeichnen wir: In
der Stadt: die ka k. Burg (Wohnung des Statthalters)
durch den letzten, in der Steyermark unvergeßlichen Gouver⸗
neur Grafen von Wickenburg jn den Appartements auf das
Eleganteste neu gestaltet. Sehenswerth ist die herrliche Ka⸗
pelle und der Garten. — Roͤmersteine. Ursprünglich stammt
Is Gebäude wohl aus den Zeiten der Traungauer, aber
Kaiser Friedrich IV. stellte es im 18ten Jahrhundert fast ganz
neu her; daher hier auch noch häufig seine Devise: A. E. J.
6. Die Domkirche zu St. Aegid, ebenfalls von
Kaiser Friedrich IV. 1450 erbaut. Stattlicher altdeutscher
Bau. Schoͤne Altarblätter von Peter da Pomis. In der
Kreuzkapelle ein meisterhaftes Kreuzbild. Interessante Grab⸗
steine der edelsten Familien. Hier ist der Sitz des Seckauer
Domkapitels. Das Mausoleum Kaiser Ferdinands D. Herr⸗
licher Bau im italienischen Styl, durchaus von Quadern.
Auf dem Marienaltar ein fschoͤnes Bild von Beluzzi. Im
Gruftgewoͤlbe ist außer der Asche des Kaisers und seiner Fa⸗
milie, auch das Herz der Gemahlin Koͤnig Karls X. von
Frankreich, welche uͤn Exil 1803, als ihr Gemahl noch Graf
hon Artois hieß, hier in Grätz starb. In der Mitte des
Gewoͤlbes steht ein Sarkophag von rothem Marmor mit den
Bildsäulen der Eltern Kaiser Ferdinands, des Erzherzogs
Farl I. und seiner Gemahlin Maria von Bayern, welche
letztere auch in diesem Sarge ruht. In der Stadtpfarr⸗
kuͤrche zum heiligen Blut in. der Herrngasse, mit dem schön⸗
sten Thurme der Stadt, ein schönes Hochaltarblatt von Tin⸗
Hretio· — Das Landhaus in der Herrngasse ein sehens⸗
werihes altes Gebaͤude, in seiner jetzigen Gestalt seit 1337
bestehend, nachdem der alte Bau durch Brand zerstört wor—
den.“ Archiv, reich dotirt. Original der Schenkungsurkunde
45
des letzten Traungauers über die Vereinigung des Herzog—
thums mit Oesterreich (von 1186). Der steyermaͤrkische Her—
zogshut. Der große Pokal. Zeughaus mit merkwürdigen
alten Waffen, unter andern die Rüstung Wulfings von Stu—
benberg, mit dem Zopfe seiner Agnes um den Helm. Im
Hofe ein sehenswerther Brunnen mit einem kunstvollen Eisen⸗
gitter aus dem 16ten Jahrhundert. Das gemalte Haus
in der Herrngasse, der alte Lehnhof, an der ganzen Außen⸗
seite im Jahre 1742 mit Fresken geschmückt, wofuͤr der Ma—
ler Maier 1000 Dukaten erhielt. “ Das Rathhaus, 1807
erbaut. Hier ist auch die Hauptwache. Das Theater, nach
dem Brande von 1823 neu und stattlich erbaut. Vor dem—
selben der schöne Franzensplatz, der seinen Namen von
der 1841 errichteten Erzbildsäule Kaiser Franz J. von Oester⸗
reich (nach dem Modell des Mailänders Marchesi, in der
Viscontischen Gießerei in Mailand gegossen) führt. — Die
einstige Jesuiten-Residenz, jetzt das Touvict, ist das größte
Gebäude der Stadt. Der einstige Palast der Freiherren von
Rauber, ward 1811 von den Ständen erkauft, um das durch
den durchlauchtigsten Herrn Erzherzog Johann durch Schenkung
seiner Sammlungen begründete National- Mufeum, welches
nach dem erhabenen Skifter den Namen Joanneum traͤgt,
daselbst zu etabliren. Das Institut hat Professoren für Na—
turwissenschaften und Technik, botanischen Garten, chemisches
Laboratorium, Bibliothek, Münzen? und Antikensammlung,
physikalisches und technologisches Museum. Naturaliensamm⸗
lung (besonders reich an fteyermaͤrkschen Pflanzen und Mine—
ralien), einen Leseverein, weilcher auch die schätzbare „Steyer⸗
märksche Zeitschrift“ begründete. — Staͤndische Gemaͤlde—
zallerie und Zeichenschulen Ausgezeichnete Gemäldegallerie im
Gräflich Attems'schen Majoratspalaste.
In den Vorstädten: In der Murvorstadt die
schönste Kirche von Grätz, die Minoritenkirche zu Maria⸗
hihf, von den Fürsten von Eggenberg am Ende des 16ten
Jahrhunderts an der Stätte einer ihnen zuständigen Villa er—⸗
baut. 1742 erstanden die beiden Thürme und 1769 ward
die Kirche zu ihrer jetzigen Gestalt verschöͤnert. Das von
13*
196
Peter da Pomis gemalte Madonnenbild auf dem Hochaltar
Find als wunderthätig weit im Lande verehrt. Schöne Al—
farblätter von Peter da Pomis, dem Kremser-Schmidt, und
Kollmann. Plafondgemälde in Fresko von Ritter von Moͤlk.
Prachtvoller Conventsaal. Grabstätten der Fürsten von Eg⸗
genberg. Die Kirche und das Kloster der barmher—
digen Brüder 1613 durch den Bruder Kaiser Ferdinands II.
Erzherzog Maximilian gegründet. Schönes Altarblatt von
einem italienischen Meister. Am ersten Seitenaltar ein Kreuz⸗
bild von Holzschnittarbeit, ein Meisterstück ersten Ranges.
Im Refectorium die Darstellung des hl. Abendmahls, ein
schönes Werk des Kremser-Schmidt. Historisch interessante
Portraits des Erzherzogs Maximilian, und des Generalvicars
der barmherzigen Brüder P. Gabriel Ferara, welcher den
Erzherzog vor der Amputation des Armes bewahrte, von
welcher er bedroht war, wodurch der Erzherzog veranlaßt
ward, das Kloster zu stiften. In der Jakominivorstadt
die schöͤne 1796 errichtete Mariensäule. — Die prote—
stantische Kirche 1824 erbaut. In der Vorstadt St.
Leonhard: Die Pfarrkirche zu St. Leonhard, 1433
geweiht. In späterer Zeit oft restaurirt. Schöne Altar⸗
dlätter von Weißkircher und Ritter von Moͤlk. Die Deutsch—
ordenskirche am Leech, ehrwürdiger altdeutscher Bau, aus
dem 13. Jahrhundert, begründet zu Ehren der heiligen Kai⸗
ferin Kunigunde von Herzog Leopold dem Glorwüurdigen,
1202, später von Herzog Friedrich dem Streitbaren an die
deutschen Ordensritter geschenkt. Im Innern der kleinen
Kirche machen die gemalten Fenster, die Wappenschilde der
Ordensritter und die wehenden Paniere einen ernsten Ein⸗
druck. Hier an der Kirche rubt der vaterländische Dichter
Johann von Kalchberg und der als Arzt berühmt gewordene
Dr. Speck. Von den hiesigen Studirenden ward auch hier
eine schoͤne Erinnerungstafel an einen ihrer früh geschiedenen
Commilitonen, den 1823 im Juͤnglingsalter gestorbenen hoff—
nungsvollen Dichter, Carl Schrökinger, aufgestellt — Am
Glacis der schöne Palast des Erzherzogs Johann. Das Ge—
baͤude der gegenwärtigen Zuckerraffinerie in Geydorf bewahrt
197
eine interessante historische Erinnerung. In dem Hause,
welches jetzt zu dieser Bestimmung umgestaltet ist, wohnte
mehrere Jahre in stiller Zurückgezogenheit der Vater des jetzi—
gen Präsidenten der franzoͤsischen Republik, der ehemalige König
von Holland, Bruder des Kaisers Napoleon, unter dem Nameu
eines Grafen von St. Leu. Bis in unsere Zeit herab trug der
einsame Garten des Hauses von diesem Bewohner mehrere
geistvolle, tiefempfundene Denksprüche. Der Graf von St.
Leu war ein an Geist und Herz ausgezeichneter Mann, und
sein Scheiden von Graͤtz, welches er“ 1819 verließ und nach
Rom ging, ward allgemein bedauert.
Der interessanteste Punkt in Graͤtz, in historischer und
pittoresker Hinsicht, ist der Schloßberg. In auffallender
Weise isolirt, erhebt sich aus der weiten Flaäͤche um Grätz,
noͤrdlich an der Stadt, dieser Felsblock mehr als 300 Fuͤß
über das Ufer der Mur. Gegen Ost und Nord dacht der
Berg in sanften Absenkungen nieder, gegen Süd und beson—
ders gegen West in schroffen Felsabstürzen. Schon unter der
Römerherrschaft stand hier ein Castell, unter Carl dem Großen
abermals, und dieses Schloß gab der Stadt Ursprung und
Benennung. (Gräzz ist sichtlich nur das corrumpirte Hradec.
Schloß). Im Mittelalter und in den späteren Tagen bis
auf unsere Zeit galt das Schloß als eine starke Festung. Noch
1809 ward es von den Franzosen vergeblich belagert und kam
nur durch die Bedingungen des Waffenstillstandes in ihre
Hände. Bei ihrem Abzug sprengten sie die Festungswerke
und nur der alte Bürgerthurm und der Glockenthurm wurden
auf Bitten der Bürger unzerstört gelassen. So blieb das
Ganze ein wüster Truͤmmerhaufen, bis die Stände den Schloß⸗
berg an sich brachten und ihm die Bestimmung eines öffent⸗
lichen Spazierganges gaben. So entstanden“ allmälig jene
herrlichen Anlagen, welche, besonders unter dem Gouͤverne—
ment des Grafen von Wickenburg auf das Zweckmäßigste aus—
gedehnt, jetzt einen prachtvollen Park bilden und einen Spazier—
gang bieten, wie ihn, außer Salzburg an seinem Moͤnchsberg,
keine andere europaͤische Stadt besitzt. Der Ueberblick der
Stadt und der an malerischer Schönheit so reichen nächsten
198
Umgebung derselben bietet, besonders in der Abendbeleuchtung,
ein wahrhaft bezauberndes Bild. Im Bürgerthurm, nach
dessen Uhr täglich alle Uhren der Stadt gerichtet werden, hängt
die alte Glocke (4382 gegossen), welche zur Hinrichtung
Baumkirchners das Zeichen gab. (S. unten: Murthor). In
diesem Thurme ward der berühmte deutsche Schauspieler
Brockmann, Sohn eines Zinngießers, welcher hier wohnte,
geboren (1748). Im Glockenthurm ist die größte Glocke
des Landes, 16,000 Pfund wiegend, vom Glockengießer Hilger
1587 gegossen. Sie wird um 7 Uhr des Morgens, um7
Uhr Abends und Mittags geläutet, und heißt daher die
Siebnerglocke, im Volksmunde auch die „Lisel.“ — Auf einer
noch erhaltenen Bastei, „Die Katze“ genannt, stehen die 6
ständischen Kanonen, welche die Siguͤale ausgebrochener Feuers⸗
brünste geben. Auf dem Raume des Schloßberges sind auch
mehrere Gasthäuser etablirt. Man kann den Schloßberg von
verschiedenen Seiten besteigen, der beste Zugang aber ist jener
von dem Karmeliterplatze aus.
Auch die innere Stadt ist mit Festungswerken umgeben,
welche aber keine Bedeutung mehr haben“ Von den? alten
Thoren ist das Murthor seit dem Bau der Ferdinands—
Kettenbrücke demolirt. Es hatte historisches Interesse, denn
zwischen den beiden Thürmen des Thores ward der tapfere
Ritter Andreas Baumkirchner, einst der treueste Diener Kaiser
Friedrichs, später sich zu offener Empoörung gegen denselben
verirrend, am 23. April 1471 enthauptet. In letzter Zeit
ward dagegen ein neues Thor, das Franzensthor, eroͤff⸗
net. Die Baumgänge des Glagis gewähren einen böchst loh⸗
neunden Spaziergang. Der ständische Bauinspektor Formentini
war der Schoͤpfer dieser schöͤnen Wandelbahn, welche 1787
entstand. — Grätz ist der Sitz einer im Jahre 1386 gestif—
teten, 1827 erneuerten Hochschule, derk. k. steyermaͤrkschen
Landwirthschaftsgesellfchaft, (mit einem ständischen
Musterhof und Musterweingarten), eines Vereins zur Be—
förderung und Unterstützung der Industrie und Ge—
werbe, eines historischen Vereins. Es besteht hier ein
Musikverein und ein Casino. Graͤtz besitzt auch Kinder—
199
bewahr-⸗-Anstalten, einen Armenverein, einen Frauenverein;
Schwimmschule, russisches Dampfbad u. s. w. — Bemerkens—
werth ist das im Jahre 1839 als Belustigungsort entstandene
Kolosseum des Hrn. Wilhelm, welches in seinem weiten
Raum Tanzlokale, Concertsaal, Circus, Bierhalle, Quasi⸗
Kasernen u. s. w. umfaßt. — Lebhafter Fabriks- und Manu—⸗
facturbetrieb. — Die Verbindung der beiden Stromufer ist
durch die Ferdinandskettenbrücke (318 Fuß lang, 20
Fuß breit; 1836 erbaut), außerhalb des Sackthores, durch
die 1848 eroͤffnete, wirklich prachtvolle Franz⸗Carl-Ketten—
brücke, 202 Fuß lang, 44 Fuß breit, aus der Murvorstadt
in die innere Stadt führend, und durch die sogenannte neue
Brücke, eine hölzerne Jochbrücke, seit 1787 hier bestehend,
hergestellt. Der Fremde findet in Grätz wohlbestellte Gast—
und Einkehrhäuser; als vorzüglich sind zu nennen: Stadt
Triest (in der Jakomini-Vorstadt), Der wilde Mann (in
der Stadt), Das Rössel (Murvorstadt). Es bestehen in
Grätz Fiaker, deren man sich zu den Ausflügen in die
Umgebungen bedienen kann. Wir machen die interessantesten
dieser Ausflüge hier namhaft. Die Entfernung von der
Stadt beträgt durchaus 12, 1, höchstens 2 Stunden (zu
Wagen). — Am rechten Ufer der Mur: Eggenberg
/2 Stunde). Dies ehemalige Residenzschloß der Fürsten von
Eggenberg ist jetzt gräflich Herbersteinisch. Großer Garten im
Style Le Nôotre's. In der Kapelle das Grabdenkmal der
Gräfin Herberstein von Canova, mit einer schönen Inschrift
von Ludwig Napoleon, Grafen von St. Leu. Das stille,
romantische Algersdorf. Der 2341 Juß hohe Plabutfch
(Fahrt dahin 1Stunde). Ersteigung des Gipfels 11/,. Stunde.
Herrliche Aussicht. Auf dem Plateau ein Denkmal zur Er—⸗
innerung an die Anwesenheit Kaiser Franz J. auf dieser Hoͤhe.
Die Burgruine Gösting, eine der schönsten und größern im
Lande. Fahrt 1 Stunde. Ersteigung der Burg Stunde.
Seit 1707 ist Burg und Herrschaft Gösting Eigenthum der
Grafen Attems. Seit 1718 ist die Veste“ verlassen. Gut
gebahnte Wege führen auf die Höhe zu dem Felsabsturze des
Jungfrauensprunges (wo Anna von Goͤsting sich hberab—
200
stürzte, als ihr Geliebter im Kampfe um sie gefallen, dann
zu der von der Gemeine Gösting auf der Südspitze des Berges
2X voto, wegen Verschonung von der Seuche 1832 errichtete
Cholera-Kapelle. Gutes Altarblatt von Kollmann. Die
Aussicht von diesen Höhen ist großartig. Am Fuße des
Berges Neuschloß Goͤsting, mit großem Garten. Denm Ruͤck
weg nach der Stadt könnte man, auf der Weinzettelbrücke
die Mur übersetzend, über St. Gotthard, mit eincm schoͤnen
Schloß und Park, und den Graben machen. (Zu Wagen 1/.
Stunde).
Nach der Einöde, dem Grottenhof (mit freund⸗
lichem Park), nach dem hochgelegenen Kirchlein St. Johann
und Paul, 1890 von Erzherzog Karl U. Wittwe der
frommen Erzherzogin Maria, erbaut. Die Aussicht hier ist
prachtvoll. Ueber das ganze Grätzerfeld, uͤber das Kainachthal
fliegt der Blick an die Gebirge des Judenburger Gebietes, an
die pittoreske Alpenkette zwischen Steyermark und Kärnthen.
Fahrt 14. Stunde. Ersteigung des Berges zur Kirche 1
—A Straß⸗
gang ist ein Dorf mit etwa 60 Haͤusern uͤnd mehr als 300
Einwohnern. Der Ort ist uralt, und die Kirche wird schon
im 11. Jahrhundert erwaäͤhnt. Im 12. Jahrhundert ward
diese uralte Kirche zu St. Georg umgebaut, zur Pfarrkirche
erhoben und „Unserer lieben Frau“ geweiht. Vielfach reno⸗
virt, erhielt sie ihre jetzige Gestalt 1822. Die hiesige uralte
Bildsäule der Madonna wird als wunderthätig verehrt, und
trägt im Volksmunde den Namen „Maria im Elend.“ Die
Kirche liegt hoch, und von der Straße führt eine Treppe von
159 Stufen hinan. Hier gefundene Römersteine. Von der
Pfarrkirche steigt man in einer u/2. Stunde hinan, zu dem
auf der Bergspitze gelegenen, von schoͤnem Naͤdelwald umge⸗
benen Kirchlein St. Florian, ebenfalls von der Erzherzogin
Maria 1397 erbaut. Am 4. Mai, oder dem folgenden Sonn⸗
tage wird hier das stets stark besuchte Volksfest des heil.
Florian gefeiert.
Am linken Ufer der Mur: Der Ursprung der
Andritz in höchst lieblicher Waldeinsamkeit. Von Gratßz nach
201
St. Veit am Aigen 1 Stündchen (zu Wagen), dann 14
Stunde zu Fuße an den Ursprung der Andritz. In der
Kirche zu St. Veit ein Meisterwerk Weißkirchers als Altar⸗
blatt. Am Ursprunge der Andritz eine Inschrift auf einer
Marmortafel zu Erinnerung der Anwesenbeit des Kaisers Franz
und der Kaiserin Karolina Augusta 1830.
Nach Maria-Grün. Von Grätz durch Geydorf längs
der Straße nach Maria-Trost, dann links ab, dem Kreisbach
folgend, durch den Wald 1 Stündchen (zu Wagen). Hier
stand einst ein Eremitenkirchlein, der Sitz des Vorstehers aller
Brüder des Eremiten-Ordens in Steyermark. Neben dieser
Zelle erbaute 1663 der Wirth Fritz von Grätz, zufolge eines
Gelübdes für die glückliche Entbindung seiner Gattin, die
Marienkirche. Die Eremitenklause ward nach Aufhebung des
Einsiedlerordens zur Trivialschule verwendet. Maria-Grün
ist äußerst lieblich gelegen, und einer der besuchtesten Punkte
um Grätz. Neben' der Kirche findet man ein gutes Gasthaus.
Oberhalb Maria-Grün, auf dem Gipfel des Berges, steht auch
eine Scheuke, beim Stoffbauer genannt, mit herrlicher
Aussicht.
Nach Maria-Trost. Ueber Geydorf, nordoͤstlich von
der Stadt, 1 Stunde (zu Wagen). Uralter Wallfahrtsort,
schon im 12. Jahrhundert besucht, als ein aus Palaͤstina
zurückgekehrter Kreuzfahrer hier ein Stück des Holzes vom hei—
ligen Kreuze in einer Kapelle aufstellte. Dieses Kirchlein
ward im 18. Jahrhundert in den Türken-Invasionen zerstört.
Hans Freiherr von Wilfersdorf brachte 1676 eine Marien—
bildsäule aus Rein hieher und erbaute für dieselbe wieder
eine Kapelle, und da die Wallfahrten wieder zunahmen, wurde
1714 an den Bau der jetzigen schönen Kirche geschritten,
welche 1746 vollendet war, und den Namen der Heiligen
Maria zum Landestrost erhielt. Auch ward hier ein Kloster⸗
gebaͤude erbaut, welches später die Paulaner bezogen. Als
dieser Orden 1786 aufgehoben ward, kam diese Gult erst an
den Religionsfond und wurde dann mit der Herrschaft Kai—⸗
nach vereinigt. Am Hochaltar das Gnadenbild. Altarblaͤtter
von Schmidt. Fresken von Moͤlk. Unter der Kuppel, ganz
202
in den Marmor des Berges gehauen, die Gruft des Stifters
Franz Kaspar von Heldenfeld. Ruückwärts die Gruft der
Conventualen, mit den noch unversehrten Leichnamen der
Paulaner in ihren Ordenskleidern. Schoͤne Aussicht auf dem
Plateau vor der Kirche. — Am Fuße des Berges ein gutes
Gasthaus. Zwischen Maria-Trost und Maria-Grun' die
Platte, ein abgeplatteter Bergruͤcken, mit 2011 Seehöhe
und der herrlichsten Aussicht unter allen Punkten der Umge⸗
bung von Gräatz.
Ein äußerst freundlicher Spaziergang ist jener von Gratz
auf den Rukerlberg, rechts von St. Leonhard, kaum 14
Stunde (für Fußgeher) von der Stadt. Der Berg trägt den
Namen von den zahlreichen Primeln, welche ihn bedecken und
die hier zu Lande Rukerl'n genannt werden. Ein hoher
Reiz stillen Friedens, lieblicher Heilerkeit ist über diese schönen
Höhen ergossen; zahlreiche freundliche Häuschen und Kaffee⸗
wirthschaften bedecken den Berg, dessen Rücken Tannen- und
Fichtenwäldchen krönen, durch welche Pfade nach dem benach⸗
barten Waltendorf, zu dem schönen Lustbühel und gegen
die Riß hinüber führen, Am westlichen Abhange des Berges,
der Stadt zugekehrt, liegt das freundliche Schlößchen Spar—
bersbach.
PDer größte Ausflug, der noch zu den Umgebungen von
Grätz gereiht werden muß, ist jener auf der Schoͤckel. Diefer
schöne Berg erhebt sich in einiger Ferne, noͤrdlich der Stadt,
und ist der Wetterverkündiger für Graͤtz, je nachdem er heiter
bleibt, oder sich umwölkt.“ Es ist dieß eine hoͤchst lohnende
kleine Alpenexcursion. — Für Fußwanderer ist als interessan—
tester Weg jener von Graͤtz über den Graben nach Nen—
stift, und durch die enge Gebirgsschlucht Statteck nach
Radegund einzuschlagen Man“wird ihn in 32/ — 4
Stunden zurücklegen. Als Fahrweg ist nur jener über
Maria-Trost und Eberdorf zu empfehlen. — Radegund
ist ein ärmliches Dorf, am füdlichen Fuße des Schödels,
schon ziemlich hoch gelegen. An der Kirche 1614* Seehoͤhe,
also schon um 322 Fuß hoͤher als Grätz. Der Schoöckel
selbst erhebt sich noch gegen 3000 Fuß über den Thalboden.
203
(An dem Zeichen auf dem Gipfel 4342“ Seehoͤhe.) Man
findet im Bäckerhause in Radegund ziemliche Unterkunft.
Auch erhält man dort Führer und Träger zur Besteigung.
Radegund hat über 40 Häuser mit gegen 200 Einwohnern.
Uralte Pfarrkirche zu St. Radegund.“ Auch hier hat man
Roömersteine gesunden. Es führen von hier verschiedene Steige
auf den Berg. Sie sind zum Theil beschwerlich, von Gesahr
ist nicht die Redde. Die Ersteigung nimmt wohl 3—4 Stunden,
je nach Geübtheit und Kraft der Touristen, in Anspruch.
Ich bemerke, daß der Schöckel auch alljährlich von vielen
Frauen bestiegen wird). Der Fuß des Berges gehört der
Gneissormation an; darauf ist Kalk gelagert. Die Bestei⸗
gung beginnt gewöhnlich auf dem Wege links von dem Jaͤger⸗
hause, ganz unbeschwerlich durch den Wald, bis auf die ab—
gesteckte Blöße, dann auf RNasen, zum Theil ziemlich steil
aufwaärts zu den Alphütten. Dann vollends auf den Gipfel.
Die Aussicht ist überraschend großartig und lohnend im hohen
Grade für die geringe Mühe des Ersteigens. Im Norden
der ganze große Zug der Kalkalpenkette, im Westen die
Klein-Alpen und Schwamberger-Alpen, im Süden die Fläche
bis nach Ehrenhausen hinab, im Osten die Berge des Fei—
stritz, und Raab-Thales, und darüber hinaus die ungarische
Ebene. Ich selbst bin immer wieder auf demselben Wege
nach Radegund zurück gekehrt. Doch im Norden des Berges
führen Steige in die Thäler von Semriach, Fladnitz und
Passail hinab. Auf diese Weise ist die Verbindung mit allen
Ausflügen der früheren Sektionen herzustellen. Kann dieß
nicht gleich vom Berge aus geschehen, so kehrt man uͤber
Radegund und Eberdorf bis zur Ausmündung der Straße
in die Straße nach Mariatrost und dann auf dieser, statt
zurück nach Mariatrost, vorwärts (links) nach Weitz, von
wo aus entweder über Passail, oder über Anger und
Pischels dorf, oder über St. Ruprecht und Gleisdorf,
die Verbindungen mit allen früheren Routen herzustellen sind.
(S. oben S. 33 u. 136).
204
Von Grätz über die Stubalpe nach Judenburg
oder Knittelfeld, Seckau und Notten-⸗
manner-Tauern.
Dieser Ausflug ist sowohl wegen der pittoresken Schön⸗
heit der Gegend, als in geschichtlicher und in naturwissen⸗
schaftlicher Bezichung hoͤchse lohnent, Wir verlassen Grätz
und treten die Wanderung an. Der Weg führt suͤdlich, über
das Grätzer-Feld, die schöne westliche Hügelreihe zur Seite,
an welcher die Kirchlein St. Martin und St. Florian glaͤn—⸗
zen, nach Straßgang (uüͤber Straßgang s. oben S. 200)
1/ Stunde. — Tobelbad ist sowohl seiner Heilquellen wegen
wie als Zielpunkt von Ausflügen von den Grätzern zahlreich
besucht. Das Wort Tobel bezeichnet hier zu Land ain enges
tiefes Thal, und so ist es auch hier angewendet. Eng ist das
Thal, vom Bache durchrieselt, von Hügeln, mit Nadelgehölz
bedeckt, umschlossen. Die hiesige Heuͤquelle war schon im
Mittelalter gekannt und benutzt, seit laänger als 200 Jahren
ist sie Eigenthum der steyermärkschen Staäͤnde. Die zweite
Quelle ward erst am Enbe des vorigen Jahrhunderts durch
den ständischen Bau-Inspector Formentini bedeckt. Die Babe
ärzte Dr. Misley und Pr. Lessing trugen wesentlich zur Be⸗
lebung des Ortes bei. Beide Quellen sprudeln stark, fest
armdick hervor. Das Wasser hat eine Waͤrme von 21 230
R., ist beim Schöpfen hell, wird aber im Stehen trübe, und
hat einen feinen balsamisch⸗harzigen Geruch. Prof, von Vest
hat es analysirt, und diefer Analyse zufolge gehören beide
Quellen zu den eisenhaltigen lauwarmen, umd zwar zu jener
Art schäßbaren Stahlwasser, welche kohlensaures Natron ent—
halten, wie Carlsbad und Teplitz. Es wirkt sehr heilsam in
Unterleibskrankheiten, gestörter Verdauung, Magendrücken,
Magenkrampf, in Hämorrhoidal Leiden, Gichtleiden, besonders
wenn die Gicht nicht zu alt ist, und noch keine organischen
Zerstoͤrungen anrichtete, in Krankheiten der Harnwege, in
Skropheln und Drüsenübeln, besonders in Frauenkrankheiten,
wo die Quelle vorzuͤgliche Heilungen bewirkte. Es bestehen
zwei Gesellschaftsbäder, das eine, fast in der Mitte des Ete
2038
blissements, ist in neuester Zeit sehr zweckmäßig eingerichtet,
hat ein Marmorbassin und eine Dampfmaschine zur Erwär—
mung der Quelle bis auf 280. Dies ist die alte Quelle.
Die neue ist in dem sogenannten Dietrichsteinhause. Es wird
hier das Bad nicht gewärmt, und heißt daher das kalte
Bad. — In dem warmen Badehause sind auch Gemächer
mit Wannenbädern eingerichtet. Die ganze Badesaison ist in
8 Touren, jede zu 23 Tagen gerechnet, eingetheilt. Die Preise
sind äußerst billig gestellt. Für Unterkunft ist ziemlich gut
gesorgt. Es bestehen uͤber 60 Zimmer für die Badegaͤste,
und zwar in dem Herrschaftsgebäude (om Warmbade), im
Dietrichstein'schen Gehäude und in dem Baron Mandell'schen
Hause (dem alten k. k. Forstamte), dann im Traiteurhause
und im Badehause selbst. Bei den Wohnungen sind mehrere
Küchen. Auch für Stallungen und Remisen ist gesorgt. Im
Saale der Traiterie besteht hier Table d'höte, zu zweierlei
Preisen, um 12 Uhr und um 1 Uhr. In den beiden Gast⸗
immern des Traiteurhauses kann auch nach der Karte ge⸗
sunn werden, so wie man, gegen besondere Uebereinkunft mit
dem Traiteur, sich auf dem Zimmer serviren lassen kann. —
Es besteht hier eine kleine 1630 erbaute Kirche, der heiligen
Jungfrau geweiht, in welcher täglich Messe gelesen wird.
An den Waldhügeln, welche den Badeort umgeben, sind ar—⸗
tige Anlagen errichtet, wir nennen darunter das obere und
untere Brünnel, die Ruine, das Schweizerhaus, das
Tyrolerhaus u. s. w. Anlagen der Fürstin von Salm,
Karlsruhe. Meist sehr liebliche Punkte im Waldesschatten
mit Tischen und Sitzbaͤnken. — Es fehlt nicht an interessan⸗
ten Punkten in den ferneren Umgebungen. So ist z. B.
Badegg sehr besucht, der schoͤnen Aussicht wegen. (GRord⸗
westlich /2 Stunde vom Bade gelegen.) Auch Liboch,
ebenfalls 2/2 Stunde, und Lanach, Lin Schloß des Baron
Mandell mit schönem Park, in welchem allen Badegaͤsten der
Eintritt gestattet ist. Ein angenehmer Ausflug ist auch jener
auf den Gjaydhof (südlich 1Stunde) und nach dem Schlosse
Premstetten (öostlich) 2 Stunde.
Wir setzen nun die Wanderung von Tobelbad über
206
Liboch und Söding, an Krems, mit einer ausgezeichne⸗
ten Blechfabrik, und einer schönen Bergruine vorüber, nach
Voitsberg fort. Von Tobelbad 5 Stunden, 4 WMaeilen von
Grätz. — Voitsberg ist ein Städtchen in malerischer Lage.
An dem einen Flügel thronen die Ruinen der alten Burg
Voitsberg, an dem andern die Veste Greisenegg auf
schönen Höhen. Dazwischen liegt die Start mit ine 130
Häusern und über 900 Einwohnern. Alte Stadtpfarre zu
St. Michael. Die beiden Burgen sind sehenswerth, beson—
ders Greisenegg. In der Gegend lebhafter Industrieverkehr,
in Voitsberg Feuerspritzenfabrik, Geschirrfabrik, in der Ge—
gend Hammerwerke, Glasfabrik, Papierfabrik u. s. w.
Von Voitsberg nach Köflach. Dieser Markt liegt
am Gradenbache, zählt gegen 100 Häuser mit mehr als 600
Einwohnern. Schöne Dekanatskirche zu St. Magdalena.
Hier, um Voitsberg, Köflach, Lankowitz und Biber
liegen unermeßliche Lager trefflicher Braunkohlen. Das La—
ger ward vor beinahe hundert Jahren vom Abbé Poda ent⸗
deckt, aber bei der damaligen geringen Beachtung dieses Bo—
denschatzes sehr fahrlässig“ betrieben. Nach 1818 war die
Ausbeute im Ganzen nie über 5000 Centner gestiegen.
Erst der Neuzeit war es vorbehalten, durch großarugen Be—
trieb dieses Baues segenvolles Leben und Thaͤtigkeit in der
früher sehr einsamen ssillen Gegend zu erwecken.“ Es bauen
jetzt bei 30 Gewerkschaften auf diesen Lagern, und die Ge—
sammt⸗-Erzeugung ist bercits auf eine halbe Million CEtr.
jährlich gestiegen“ Aber der Reichthum des von der Natur hier
aufgehaͤuften Brennstoffes ist fo unermeßlich, daß auch bei dem
größten Betrieb noch in einem Jahrtausend kein Mangel an
Kohlen, sein wird. Die wahre Mächtigkeit ist stellenweise noch
gar nicht bekannt, dürfte aber 2300 betragen. Das Floͤtz
ist rein, ohne Zwischenmittel, und obschon die Kohle zu den
Ligniten gehoͤrt, so hat selbe doch wegen ihrer Reinheit gute
Verwendbarkeit, sowohl zum häuslichen Gebrauche, als zu
industriellen Unternehmungen. Die Grubenbauten sind höchst
sehenswerth. Bei der Haltbarkeit der Kohle, sind dieselben
zum Theile höchst großartig. Man sieht hier Gruben, in
207
welche die bespannten Wagen einfahren, beladen werden, um—⸗
kehren, und mit der Ladung zu Tage fahren. Es wird
jetzt auch an Erbauung einer Eisenbahn von hier nach Grätz
geschritten. Es hat sich ein eigenes Graͤtz-Koͤflacher Eisen⸗
bahn⸗-Comité gebildet, und die Vorarbeiten (Traçirung der
Bahn) sind bereits vollendet. Man hofft, daß die Staats—
verwaltung den Betrieb dieser Bahn übernehmen werde, wo—⸗
durch die Staats-Eisenbahn auf der Strecke von Mixnitz bis
Laibach, wo sie alljährlich circa 200,000 Centner Kohle be—
noͤthigt, zu billigstem Preise, selbst bei den ungünstigsten Wit—
terungsverhältnissen, für den Bezug ihres Brennmaterials ge⸗
deckt wäre. — Von Köflach zieht südlich eine gute Straße
das Gebirge auf der Pack überschreitend, hinüber nach Kärn—
then in das Lavantthal. Man sehe das Nähere über diesen
Weg weiter unten. — Nordwestlich von Köflach, in den
Wänden des Zigöherkogels mehrere Höhlen, unter denen
die sogenannte heidnische Kirche (zu welcher aber der Zu—
gang sehr schwierig ist) sehenswerth ist. Sie hat mehrere
Gänge, natürliche Bogenstellungen u. s. w. — Von Köf—
lhach nach Lankowitz Stunde. Lankowitz zählt etwa
50 Häuser mit kaum 300 Einwohnern. Das hiesige Gna—
denbild Maria-Lankowitz bestand schon im Anfange des 13ten
Jahrhunderts, in einer von Kaiser Sigmund 1437 für das—
selbe erbauten Kapelle; Kaiser Friedrich IV. erbaute und
gründete, mit Hülfe der Freigebigkeit des damaligen Herrschafts⸗
besitzers Georg Gradner, 1488 das Franziskanerkloster, haupt⸗
sächlich auf Anregung des berühmten Johannes Capistranus.
In der Kirche schönes Altarblatt von Schiffer. In der Fried—
hofkapelle ein interessantes Familienbild der Herbersteine. —
Vor der Kirche eine herrliche, riesenhafte Linde, schon in Ur—
kunden des 15ten Jahrhunderts ihrer Größe und ihres Alters
wegen erwaͤhnt, jetzt also sicher ein halbes Jahrtausend alt.
Von Köflach und Lankowitz aufwärts in den wald- und
felsreichen Sallajg raben, durchrauscht von dem gleichnamigen
Alpenbache. Von Lankowitz nach Salla 3 Stunden. Die
Gemeinde Salla zählt 28 Häuser mit gegen 200 Einwoh—⸗—
nern. Der Ort gewährt mit seiner schoͤnen altdeutschen Kirche
208
zu St. Peter und Paul, der Burgruine Klingenstein und dem
pittoresken Hintergrunde der Alpenkette, ein wirksames Bild.
Nun geht es bergan, auf die Stubalpe, auf deren Ein—
sattlung das Alpenwirthshaus des sogenannten Stüblers
steht. Von Salla hieher wohl 3 Stunden. Bewirthung und
Unterkunft kann nur den bescheidensten Forderungen genuͤgen.
Im Sallagraben ist der Boden bereits 2717 Fuß uͤber dem
Meere. Die Einsattlung der —A Straße
zieht, erhebt sich noch 22330 höher. (Am Stübler 4972
Seehohe). Etwas oberhalb der Straße erhebt sich noch ein
Felsblock, leicht ersteigbar, dort oͤffnet sich, ungeachtet des
nur geringen Höhenunkerschiedes der Straße selbst, die Aus—
sicht bei weitem lohnender, besonders gegen die noͤrdliche Al⸗
penkette. — (Alle Gebirgszüge der hiesigen Gegend gehören
als Zweige der großen Tauernkette, dem Urgebirge an.) Wir
steigen nun abwaͤrts auf den Murboden. Wir koͤnnen ent⸗
weder über Feistritz und Weißkirchen nach Judenburg,
oder über Klein- uͤnd Groß-Lobming nach Knittel—
feld gelangen. Die erstere Route wählend, gelangen wir
nach Feistritz, einem aͤrmlichen Gebirgsdoͤrfchen, dann nach
dem Markte Weißkirchen, mit 80 Häusern, und gegen
600 Einwohnern, und nach Judenburg. Vom Stuͤbler
hieher 4—28 Stunden.
Auf der Noute vom Stübler nach Knittelfeld gelan⸗
gen wir zuerst nach Klein-Lobming, dann nach Groß⸗
Lobming, Ort mit eigener Pfarre zů St. Lambert, etwa
90 Häusern und über ?300 Einwohnern, und endlich nach
Knittelfeld. Vom Stübler hieher wohl 3 Stunden.
In Judenburg werden wir etwas laänger weilen, da von
hier der Auslaufspunkt zu mehreren hoͤchst interessanten Ex⸗
cursionen ist, welche wir andeulen müssen.
Judenburg ist eine Stadt von mehr als 200 Haͤusern,
mit ungefähr 2000 Einwohnern. Sie liegt auf einer gegen
Nord abdachenden Anhöhe. Seit der letzten großen Feuers—
brunst am 8. April im Jahre 1840, wo die halbe Staͤdt
in Asche gelegt ward, erholt sie sich nur langsam von diesem
harten Schlage. — Die Stadt ist uralt; daß schon die Roͤ—
209
mer hier hauseten, beweisen ihre ausgegrabenen Denksteine.
Man glaubt, das römische Idunum habe hier gestanden. Im
Mittelalter hatte Judenburg Wichtigkeit als Hauptstapelplatz
für den Handel aus Deutschland nach Italien. — Noch jetzt
zieht die große Poststraße von Bruck und Leoben über Kaͤrn⸗—
then nach Italien hier durch. Vom Kalvarienberge, der auch
nicht verschont vom Brande blieb, eine schöne Uebersicht der
Umgegend. — Als interessaute Punkte dieser Umgebung sind
zu bezeichnen: Die Ruinen der Burg Lichtenstein, wahr—
scheinsich die Stammburg dieses Heldengeschlechtes, vom 11.
bis 13. Jahrhundert im Besitz desselben, seit 1814 neuer—
dings dessen Eigenthum. Zu den Füßen der alten Burg das
Neuschloß. Lichtenstein ist kaum 1 Stündchen von der Stadt
gelegen. Sehenswerth ist ferner die höchst malerische Ruine
der Veste Eppenstein, einst der Sitz der mächtigen Grafen
von Eppenstein-Avelanz, und im Mürzthale schon im 10ten
Jahrhundert genannt. Die Höhe der Burg bietet eine pracht—
volle Aussicht.
Eine höchst interessante Alpenexcursion von Judenburg
aus ist jene auf die südlich gelegene schöͤne Gruppe der See⸗
thalalpen, mit ihrer höchsten Spitze, dem Sirbitzkogel.
Wir werden später auf dieses Gebirge zurückkommen, und
verweisen deshalb auf die unten angezeigten Ausflüge von den
Stationsplätzen Wildon und Leibniß.
Wenn man nicht von der Stubalpe sogleich nach Knit—
telfeld gegangen ist, so gelangt man auch von Ju den—
burg auf der Poststraße dahin. Man zählt dahin eine ein⸗
fache Post, welche der Wanderer leicht in 3 Stunden zurück—
legen kann. Knittelfeld ist ein Städtchen mit etwa 130
Haäͤusern und über 1000 Einwohnern. Stadtpfarrkirche zu
St. Johann Baptist. Lebhaft betriebene Eisen-Industrie.
— Von hier ist die Verbindang mit den Ausflügen der
frühern Sektionen auf dreierlei Wegen herzustellen. Auf einem
Fußsteige über die Kleinalpen, mit Peggau, Feistritz,
oder Frohnleiten (s. oben S. 176 - 180) oder auf der
Poststraße von Knittelfeld nach Kraubath 1 Post, von
Kraubath nach Leoben 1 Post, oder über Seckau, Zey—
14
210
ring, und der Rottenmanner-Tauern nach Trieben
(s. oben S. 1535). Die Bezeichnung dieser letztern Route
fügen wir hier an.
Von Knittelfeld nach Seckau 3 Stunden. (Von
Judenburg gelangt man direct uͤber Rattenberg und
Schönberg in 3 Stunden nach Seckau. Der Boden hebt
sich hier schoͤn bedeutend uͤber die Mur. Judenburg hat
(am Marktplatze) 2278 Seehöbe, Knittelfeld (am Post⸗
hause) 20395.“ An der Kirche von Seckau ist der Boden
schon 2704 über dem Meete erhaben. Imposant ragt im
Norden über den Markt der hohe Zinkenkogel empor In
dem bei Gerold erschienenen Auszuge der Hoͤhenangaben aus
den Protokollen der Katastral⸗Landesvermefsung ist die Hoͤhe
des Zinkenkogels mit 9760 (5836) angegeben. Das fkann
nur ein Druckfehler sein. Schmutz gibt 'ihm 6666 See⸗
höhe, Göth (der sehr gute Quellen benutzte) 7336 Mor—⸗
lot 7336, Vest 7366Meine eigenen Berechnungen gaben
das Resultat von 7289 und ein zweites Mal von 7302
Eine solche Differenz von fast 2000 Fuß ist unmöglich. Für
keinen Fall ist der Zinken viel niedercr als 7000 Fuß.
Seckau ist ein Maͤrkt von mehr als 80 Haͤusern, mit
über 400 Einwohnern. Das Stift Seckau ward 1440
durch den Grafen Adelram vog Waldeck gegründet. Es
bestand bis 1782, und ward von Kaiser Joseph I. aufge⸗
hoben. Die Staatsherrschaft, in welche der Besitz des Stif⸗
tes damals umgestastet ward, ist jetzt Eigenthum der Rade—
gewerken-Communitaͤt von Vordernberg. Die einstige Stifts⸗
kirche ist sehr schoͤn und sehenswerth. Sie besitzt das pracht⸗
volle Grabdenkmal des Erzherzogs Carl I., din schaͤtzbares
Kunstwerk des italischen Meisters Alexander da Verde von
Carrara⸗Marmor. Auf dem Sarkophage die Bildsaͤulen des
Erzherzogs und seiner Gemahlin. Broncesäulen und ein schö⸗
nes Eisengitter umgeben das Monument, welches seit der
Aufhebung des Stiftes sehr vernachlässigt, durch Kaiser
Franz J. 1827 erneuert wart. In der Gruft ruhen die sterb⸗
lichen Ueberreste des Erzherzogs, seiner Söhne Ferdinand,
Carl und Marimilian Ernst (Gochmeister deutschen Ordens)
211
seiner Toͤchter Elisabeth, Maria und Katharina, seiner Enkel
Christina und Carl. — Erzherzog Carl II. selbst starb 1390.
Die Grabkapelle ist mit Gemaͤlden von Theodor Ghigi und
Sculpturen von da Verde geziert. Sehr interessant ist die
Grabkapelle der alten Pröbste, mit den Bildnissen derselben,
auch 1826 renovirt. Gegenüber die sehenswerthe Lichtenstein—
sche Kapelle, mit dem Grabmal Ulrichs von Lichtenstein. Am
nahen Calvarienberge eine herrliche Uebersicht des Seckauer—
thales, und über das schöne und fruchtbare Eichsfeld. Kein
Freund des Hochgebirges wird unterlassen, die Felszinne des
Hochzinken zu ersteigen. Die Ersteigung ist indessen ziem⸗
lich beschwerlich, und erheischt einen rüstigen Bergsteiger.
Führer und Nachweisungen erhält man in Seckau. Das
schoͤne Gebirge erhebt sich im Norden des Stiftes. Der
Weg auf den Gipfel führt durch den Steinmüllergraben,
dann aufwärts zu der Hütte des Schwager am Hof, dann
über die Wolfspaß auf das Hirschfeld und endlich auf
den Hochzinken (7302“ Seehöhe). Die Erhebung des Ge⸗
birges uͤber den Thalboden ist zvwar nur 4398, da Seckau
selbst schon 2704“ Seehöhe hat, aber auch ein rüstiger Stei—
ger wird wohl 6 Stunden bedürfen, um den Gipfel zu er⸗
reichen. Die Aussicht ist großartig und lohnend. Der Pflan⸗
zenreichthum des Gebirges wird den Botaniker überraschen;
er findet hier eine Neberfülle der herrlichsten und seltensten
Alpinen. Se. kaiserl. Hoheit der Erzherzog Johann entdeckte
hier zuerst Gentiana frigida und Cochlearia groenlandica.
Vom Gipfel könnte man über steile Abhänge auf den Mayer—
stecken gegen das Bärenthal, auf die Brandstätteralm,
über den Viehtram zur Brandstätter-Hütte gehen.
Dort müßte man sich mit einem älplerischen Nachlager begnü—
gen, denn der Weg von dieser Hütte bis zurück nach Seckau
beträgt noch 6 gute Stunden. — Ein zweiter sehr inter⸗
essanter Ausflug für rüstige Wanderer ist ferner jener von
Seckau in die Ingering, das Höllthal und auf den
Saukogel. Man geht von Scckau westlich zuerst nach
Bischoffeld, einem kleinen Ort von hoͤchstens 30 Ein—
wohnern, von Seckau 2 Stunden, dann durch den Inge⸗
14 *
212
ringgraben zur Waldsag auch 2 Stunden und endlich
noch 1 Stunde an den Ingeringsee, der diesen Namen
höchst uneigentlich führt, da er ein“Werf der Kunst, nicht
der Natur ist. Man hat naͤmlich zum Behufe der Holz⸗
schwemme hier die Ingering gedämmt ünd so einen Teich ge⸗
bildet. Am Teiche steht die Seehütte, die Wohnung des
Holzmeisters. Zur Noͤth kann man hier übernachten. Von
hier steigt man den Seewald hinan,“ und gelangt dann in
die wilde, phantastische Felswüste des Höllthales. Hier giebt
es zahlreiche Gemsen. Das weitere Steigen wird sehr muͤhe—
voll, besonders wegen der Glaͤtte des Grases (meist Bürstling
Nardus stricta). Es geht dann weiter auf die Geishalt;
und endlich auf den Gipfel des Saukogels, der auch schon
zu den höhern Spitzen der Scckauer⸗Alpen zaͤhlt. Man wird
wohl 3 Stunden zu dieser Ersteigung bedürfen. Der Inge⸗
ringsee liegt bereits 3636 hoch, also um 932 höher als
Seckau. Der Gipfel des Saukogels ragt noch 2046
über den See empor, und hat also 6382 Seehoͤhe. Zum
Absteigen könnte man den Abhang an der Hofhuͤttentinne
waͤhlen, und unten an die Hofhütte gelangen, wo das
Nachtlager wäre. Von der Hofhuͤtte führt ein Holzweg nach
Bischoffeld, in 2 Stunden, und weiter in 2 Stunden nach
Seckau.
Ich gebe nun hier einen höchst interessanten Weg an,
auf welchem von Judenburg aus die Verbindung 'aller
Ausflüge dieser Sektion mit jenen der frühern Seklionen in
Verbindung gesetzt werden kann. Es ist jener von Judenburg
über den Rottenmanner-Tauern' in das Ensthal,
nach Trieben, Lietzen, Admontu s. w. Wir gehen
von Judenburg der guten Tauernstraße nach, Anfangs auf
einem kleinen Umwege, an den Steinkohlenwerken von Johns-⸗
dorf und Dietersdorf vorüber, über Allerheiligen
nach Poͤls, von Judenburg 2 Meilen, welche wir in 4
Stunden zuruͤcklegen. Die Gemeinde zaͤhlt gegen 80 Haͤuser
mit circa 300 Einñwohnern. Alte Pfarrkirche zu St. Maria
am Moos. Am Poͤlshals ein Sauerbrunuen mit einem
Schlößchen. Die DQuelle führt viel Kalkerde und inkrustirt.
213
Von Poͤls über Hainfelden nach Zeyring, 19/, Stunde.
Hainfelden ist ein pittoreskes altes Schloß, welches einst Kai⸗—
ser Max oft bewohnte, besonders als er mit dem Gedanken
umging, das im 12ten Jahrhundert ersäufte Silberbergwerk
von Zeyring wieder zu eröffnen. Von Hainfelden kaum /
Stunde nach Probstei Zeyring. Ganz nahe an einander
liegt die Probstei Zeyring, (Stift Admont'sches Schloß)
und Herrschaft Unter-Zeyring, eine kleine Gemeinde von
11 Häusern und etwa do Einwohnern und der Markt Zey—
ring (auch Ober-Zeyring genannt) mit etwa 100 Häu—
sern und 600 Einwohnern. Uralte Pfarrkirche zu St. Nico⸗
laus, ans dem 114. Jahrhundert. Sie heißt noch jetzt, was
sie damals war, die Knappenkirche, denn ah Zeyring
war das oben erwäbnte reiche Silberbergwerk, welches 1188
von einbrechenden Wassern ersäuft wurde, so lebhaft betrieben,
daß bei diesem Ereigniß 1400 Knappen den Tod fanden.
Die Probstei Zeyring soll, der Sage nach, an der Stätte
des alten Fürstenhofes der Zähringer erbaut sein. Nachdem
das Schloß in den Einfällen der Türken und Ungarn zerstört
worden, erbaute es Abt Leonhard von Admont 1491 wieder.
Im Schloßgebäude eine schöne Kapelle zu St. Agatha. Der
Garten des Schlosses weckt eine Erinnerung an den Jussieun
von Oesterreich, den alten würdigen Crantz, welcher am
Abend seines verdienstvollen Lebens, den er, des Undankes der
Menschen satt, in Judenburg verlebte, oft wochenlang hier
den botanischen Studien weihte. — Es befindet sich hier auch
der Hochofen des Eisenbergwerkes von Zeyring, Hammerwerk
u. s. w. — Von hier nach Möderbruck 1175 Stunde. Zur
Rechten und Linken des Weges schöne, großartige Alpenge⸗
bilde. Zur Rechten (oͤstlich der Straße) der Rosenkogel
(6122“ Seehöhe) und der Gamskogel (7239 Seehoͤhe), zur
Linken (westlich) oͤffnet sich hier die wilde Schlucht des Pu—
sterwaldes, mit dem gewaltigen Schlußstein des Schießecks
(6742“ Seehöhe). — In Möderbruck lebhaft betriebene
Eisenwerke, Haͤmmer, Sensenschmieden u. s. w. Die Ge—
meinde zählt etwa 100 Häuser, mit über 600 Einwohnern.
Wir schreiten nun dem Rottenmanner-Tauern zu, und er⸗
214
reichen in 1 Stunde St. Johann am Taueru. Dorf
mit etwa 70 Häusern und über 400 Einwohnern. Biari zu
St. Johann Baptist. Die Abdachung des Tauern an der
Südseite ist viel sanfter als jene an der Nordseite in das Pal—
tenthal hinab nach Trieben. Nur der rasche Fall der Pöls,
welche hier am Tauern entspringt, und hinab in das Thal
eilt, zeigt uns die staͤrkere Erhebung des Terrains. Zur Lin⸗
ken starrt uns aus dem nahen Westen her das Riesenhaupt
des Bössteins (7730 Seehöhe) an. Von St. Johann zum
Einsattlungspunkte des Tauern, werden winr wohl 2 Stunden
steigen. Auf diesem Uebergangspunkte steht das Tauein—
wirthshaus (besser als man erwartet), das Vicariatskirchlein
St. Bartholomäns am Hochtauern, eine Schmiede und ein
Wegmacherhaus. Nach meinen Berechnungen ist das Tauern—
haus 36930 über dem Meere gelegen. Der nahe Trieben⸗
stein erhebt sich noch eiwa 300 Fuß hoͤher. Das Bild der
Umgegend auf dieser Hoͤhe ist ein ernstes, fast melancholisches.
Kahle, nackte, mit duͤnnem fahlen Grün, und einzelnen Schuͤce—
feldern bedeckte Gipfel umgeben das öoͤde, baumlose Hochpla⸗
teau. Die Aussicht hinab auf den kleinen Reitersee ist eben
so ernst. — Jenseits hinab kann man der Straße folgen,
oder besser den Fußsteig einschlagen, den der Tauernwirth an⸗—
zeigen und wohl auch fuͤr einen Begleiter sorgen wird. Die—
ser Steig führt an dem sogenannten Sunf vorüber, wo der
Tauernbach, wie er aus dan obern kleinen Alpensec entspringt,
sich in die Erde verliert, erst tiefer unten wieder vorbricht,
und dann in schönen Kaskaden, an denen auch der Steig
vorbei leitet, abstürzend dem Thale zueilt. Auch kommtmad
dort an den Brüchen vorüber, wo jener schoͤne Hornbleude⸗
porphyr bricht, den man in Admont „Pineolenstein“
nennt, und von welchem dort die Fenster? und Thürstücke ber—
fertigt sind. Dieser Fußsteig mündet unten an der Kapelle
aus, welche an der Straße durch das Paltenthal, naͤchst
Trieben, zwischen Geishorn' und Rottenmann steht.
S. oben S. 1568). Man'wirb zu dem Absteigen von dem
Tauernhause bis Trieben 2 — 21/ Stunden bedürsen. Die
Post rechnet auf dem Straßenzuge uͤber den Tauern von
213
Zeyring bis Hohentauern 11/ Post, von Hohentauern
nach Rortenmann 12/. Post. Auf diesem Wege ist sodann
die Verbindung mit allen Ausflügen der früheren Sektionen
in Verbindung gesetzt.
Von Grätz über Feldbach nach Gleichenberg.
Seit Vollendung der Eisenbahn bedient man sich bei der
Reise nach Gleichenberg gewöͤhnlich derselben bis Spielfeld,
und fährt von dort über Brunsee nach Gleichenberg. Doch
muß ich den früher gewöhnlichen Weg dahin hier auch an—
deuten. Mit guten Pferden legt man ihn leicht in 7 Stunden
zurück. Rüstige Fußgänger koͤnnen wohl auch in einem starken
Tagesmarsche dahin gelangen. Minder ruͤstige werden in
Feld bach übernachten, wo man treffliche Unterkunft in guten
Gasthäusern findet. Die Straße geht von Grätz östlich an
St. Peter, Reinthal und Lustbühel vorüber, über den
Schemerl (einem Zweige des Schökels), an der uralten
Pfarre Nestelbach zu unseren Füßen, vorüber nach St.
Marein am Pickelbach. Wir werden wohl 8 Stunden
—BV0
Haͤuser, mit mehr als 300 Einwohnern. Alte Pfarre zu St.
Marein. Von hier geht. es weiter, 21/2 Stunde nach Kirch—
berg an der Raab, fürstlich Liechtenstein sches Schloß, 1843
schoͤn hergestellt. Schoͤne Pfarrkirche zu St. Florian. Hier
ruht der tapfere General Heister, der Schrecken der Türken,
Besitzer der Herrschaft im 17. Jahrhundert, der nach der
Schlacht bei St. Gotthard (1664) das Schloß ganz neu her—
stellen ließ. Schöne reiche Mühlen in dieser Gegend. Von
hier 21/2 Stunde nach Feld bach. Lebhafter Markt, mit
weit über 100 Häusern und gegen 1000 Einwohnern. Ring—
mauern und Thürme. Befestigte Pfarrkirche zu St. Leon—
hard. (Aus dem 14. Jahrhundert.) Das alte Franziskaner—
kloster, von Graf Khißl 1640 gestiftet, ward unter Kaiser
Joseph II. aufgehoben und zur Kaserne verwendet. — Von
Feldbach dann durch die Klam nach Gleichenberg 214,
Stunde. — Ueber den Badeort selbst und dessen Umgebungen
sehe man unten: Ausflüge vom Statipnsplatze Spielfeld.
216
Wanderungen auf die Koralpe (Speikkogel) in
das Lavantthal und nach Hüttenberg.
Diese Wanderung ist sowohl in pittoresker Beziehung,
als in den naturgeschichtlichen und industriellen Merkwürdig⸗
keiten, welche sie berührt, in hohem Grade lohnend. Wir
schlagen auch hier den Weg von Grätz über Straßgang
und Tobelbad ein, welcher bereits S 204 geschildert wor⸗
den, 2 Stunden. Von Tobelbad weiter waͤndernd, durch⸗
schneiden wir das schöne Kainachthal und ziehen an dem
freundlichen Schlößchen Lanach, und nächst dem Orte St.
Stephan, vorüber nach Stainz. Auf einer Anhoͤhe erhebt sich
stattlich das Gebaͤude des einstigen Chorherrenstiftes, im Jahre
1229 von Leutold von Wildon und, seiner Gattin Agnes von
Liechtenstein im Jahre 1788 aufgehoben. Das Gebaͤude ward
in seiner jetzigen Gestalt im Jahre 1689 von dem Probfst
Georg Siegfricd erbaut. — Schöne große Kirche mit Doppel
thurm. — Das Stiftsgebäude ward später theils zur Kaserne,
theils zu Beamtenwohnungen bestimmt. In der Kirche die
Gemaͤlde des Stifters und seiner Gattin, so wie auch deren
Grabsteine. Seit einigen Jahren ist der Herr Erzherzog Jo—
hann Eigenthümer diefer Herrschaft. Maͤn wird gerne in
dieser freuündlichen Gegend verweilen. Von Tobelbad hieher
wandern wir 3 Stunden. Der Markf Stainz ist ansehnlich,
zaͤhlt gegen 100 Häufer und über 600 Einwohner. Wir
setzen nun die Wanderung nach Lands berg (Deutsch-Lands-
berg) fort. Unferne demselben liegt die Faͤruͤ zu⸗Frauen—
thal und das gleichnamige Schloß. Diese Messingfabrik
ward im 18. Jahrhundert don Graf Zehentner, dem Besitzer
der Herrschaft Frauenthal, begründet, ward unter der Kai⸗
serin Theresia 1732 bom Aerarium übernommen und von
demselben bis auf unsere Zeit betrieben, wo sie dann wieder
in Privatbesitz überging und jetzt Herrn J. Stadla angehoört.
—. Im Schlosse Frauenthal einige interessante Gemaͤlde Ein
hübscher Garten. Nahe dem Schlosse auf einem Hügel das
uralte St. Ulrichskirchlein. Wir haben nun den“ Markft
Landsberg erreicht. Er zaͤhlt über 8300 Einwohner. Pfarr⸗
217
kirche zu Allerheiligen. Ueber dem Markt thront die alte
Burg Landsberg, jetzt fürstlich Liechtensteinisches Cigenthnm.
Der Burgberg erhebt sich 432“ (720) über den, Markt. Er
ist theils bewaldet, theils mit Feldern und Weingaͤrten bedeckt,
welche der vorige Besitzer, Graf Fries, anlegen ließ. (Vöß—⸗
lauer-Reben). Ursprüuglich war die Burg dem gleichnamigen
Geschlecht gehörig, dann dem Erzstifte Salzburg. Die beiden
Thürme, der eine viereckig, der andere rund, stehen noch, die
sie verbindenden Gebäude haben im Laufe der Jahrhunderte
bielfache Umstaltung erhalten und sind in der letzten Zeit ver—
fallen und vernachlassigt, höchstens zu Wirthschaftsgebäuden
benutzt worden. Die Halle, welche man den Rittersaal nannte,
ist zum Schafstall benutzt. Das sogenannte Fürstenzimmer,
mit Portraits Salzburg'scher Erzbischoͤfe, dient zur Rumpel⸗
kammer einiger Rococco-Möbel. In der Schloßkapelle ein
Votipbild von 1683 vom Schloßhauptmann von Fröhlichsberg
gestiftet wegen überstandener Pest- und Kriegsgefahren. Der
lapfere Hauptmann hatte Wien gegen die Tuͤrken vertheidigen
geholfen. — Um den Schloßberg her und an der Laßnitz, welche
shn bespült, sind artige Anlagen, unter denen besonders die
Finsiedelei zu nennen ist. — Von Stainz nach Landsberg sind
wir wohl 3 Stunden gewandert. Wer in seiner Zeit nicht
beschränkt ist, wird wohlthun, hier in Landsberg einen Tag
zu verweilen und eine Ersteigung des nahen Rosenkogels
zu unternehmen, welche in hohem Gerade lohnend befunden
verden wird. Der Rosenkogel liegt in geringer Entfer—
nung nordwestlich von Landsberg. Wir wandern erst in der
Niederung an dem Schloͤßchen Wildbach vorüber, dann auf—
wärts durch schöne Waldpartien, wechselnd mit duftigen Mat—
ten, auf den Gipfel des Berges, wo einige Alpenwirthschafts⸗
haͤuser stehen. In vier Stunden (von Landsberg aus) ist
der Gipfel erstiegen, den pittoreske Felsen bezeichnen, an deren
Fuß sich üppige Rasenplätze hinziehen, zahlreich von dem
edlen Wilde der Schildhähne befucht. — Der Gipfel des
Rosenkogels erhebt sich zu 4302“ Seehöhe (7170). Die Aus—
sicht ist nicht uͤberreich, wie jene, welche dem Wanderer die
Mühe des Ersteigens der Koralpe lohnt, aber sie ist eine der
218
malerischsten dieses Theiles des Landes. — (Der Rosenkogel
ist auch von Stainz zu ersteigen. Schöne Pfade führen vom
Gipfel nach Stainz hinab). Wir setzen nun von Landsberg
unsere Wanderung fort. Wir schlagen den Weg über Leiben?
feld und Hollenegg nach Sch wanberg ein. Wenn wir
die Burg Hollenegg nicht besichtigen, so ist dieser Weg in
2 Stunden zurückgelegt. Ersteigen wir aͤber die Burg, so
wird uns dies wohl um 2 Stunden bringen, welche aber durch
das hohe Juteresse dieser Burg, einer der schönsten des Lan—
des, reichlich vergutet werden. Die Stammfeste der ritter—
lichen Hollenegger ist jetzt ebenfalls im Besitze der Fürsten von
Liechtenstein. Die Burg ist wohlerhalten; die Mauern sind
fest, die Thuͤrme stattlich, die Zimmer gut hergestellt und nach
altem Geschmack eingerichtet. Im Burghofe steht die Pfarr⸗
kirche zu St. Egyd, mit den Marmorgrabsteinen der alten
Hollenegger. Befonders wohlerhalten jener Abels von Hollen—
egg, des tapfern Vertheidigers Wiens in der Türkenbelagerung
von 15329, wo er, mit“ der Heldenschaar seiuer steyrischen
Männer, immer an der Seite Saͤlms, focht und siegte. (Das
Weschlecht dieser Helden starb mit Friedrich von Hollenegg 1382
aus). Noch sind mehrere Gänge und Verließe zu schauen,
besonders in dem runden Thurme Im Burghofe der Schloß—
brunnen, welcher koͤstliches Wasser liefert. Vom Söller des
Rittersaales herrliche Aussicht, besonders über das Sulmthal.
Wir erreichen sodann Schw anberg (auch Schwamberg
genannt), einen Markt am Fuße der Schwanbergeralpen,
deren höchsten Punkt, den Speikkogel (die Koralpe in
Kärnthen geheißen), wir von hier übersteigen wollen, um in
das schöne Lavantthal in Kärnthen zu gelangen. Der
Markt Schwanberg hat gegen 200 Häuser und nahe an
800 Einwohner. Aite Pfarrkirche zu St. Johann Baptist;
Capuzinerkloster 1700 vom Grafen Georg von Falbenhaupt
gestiftet. Von Schwanberg aus kann man die Alpenkette,
welche hier die Gräänzmark zwischen Steyermark und Kärnthen
bildet, an mehreren Punkten übersteigen; so z. B. über die
Hebalpe, dann uͤber Trahuͤtten und die Weinhebe u. s. w.
Alle diese Steige führen hinüber in das Lavantthal, nach
219
St. Gertrud (zwischen Wolssberg und St. Leonhard,
von welchen weiter unten, in der Fortsetzung des gegenwär—
tigen Ausfluges, die Rede sein wird). Auf diesen Routen
aber berührt man aber den interessantesten, den höchsten
lebergangspunkt, am Speikkogel nicht. Wir setzen daher die
Wanderung nach der Richtung dieses letzten fort. Wir stei—
gen gleich außerhalb Schwanberg den Wald hinan, auf
cinem Ruͤcken, der östlich vom Speikkogel herabzieht, zwischen
der schwarzen und weißen Sulm, welche beide an den Wän—
den des Koralpenzuges entspringen und bei Gasselsdorf sich
vereinigen. Auf diesem Bergrücken liegt die Wallfahrtskirche
St. Anna. Man hat hier bereits eine namhafte Höhe er—
reicht. Schwanberg liegt 1832 über dem Meere. Die See—⸗
höhe an der Kirche zu St. Anna ist schon 3194, also 1362
über Schwanberg. Man ersteigt diese Höhe leicht in 2Stun⸗
den. Die Aussicht ist hier schon herrlich, besonders gegen
Osten. Im Norden ist sie durch den Rosenkogel, im Westen
durch die ansteigende Alpenkette bedeckt. — Von hier geht es
erst ziemlich eben fort, dann aber in dem Felsenbette eines
zur Sommerszeit gewöhnlich versiegten Alpenbaches und durch
berwilderten Wald aufwärts zur Gallerhütte, welche von
der Sage den Namen trägt, daß zur Zeit der Reformations—
kämpfe ein geächteter Herr von Galler auf der Flucht hier
verhungert sei. — Von hier, über den Waldschneck, der Gems⸗
ebne zu. Dem Gipfel schon ziemlich nahe, öffnet sich ein
ernstes Felsenkar, an dessen Südwesten sich die höchste Spitze
des Gebirges erhebt. Wir müssen dieses Kar's besonders er⸗
wähnen, weil sich dort, besonders bei gänzlicher Windstille,
jenes Phänomen belauschen läßt, welches hier unter dem Na⸗
men des „Geläutes auf den Schwanberger-Alpen“ bekannt ist.
Es ertönen dann nämlich hier, in melodischen Accorden,
Klänge wie Glockengeläute, harmonisch verhallend. Der
Grund dieses akustischen Phänomens ist noch nicht bekannt;
es ist aber von ergreifender Wirkung in dieser wilden Alpen—
einsamkeit. Man glaubt, daß das Rieseln von Felsquellen,
zurückgeworfen von den Echo's dieses Klippenkessels, jene ma—
gischen Klänge erzeugt. — So erreichen wir denn endlich
220
den ersehnten Gipfel. Von St. Anna bis herauf wandern
wir wohl 6 Stunden. Der Weg ist beschwerlich, doch nir—⸗
gends gefährlich. Im Jahre 1810 erstieg Kaiser Franz J.
den Gipfel, und die Stände von Kärnthen verewigten diese
Erinnerung durch eine 6 hohe Pyramide, welche aber in
späterer Zeit verfiel. Die Seehöhe an diesem Punkte ist:
63783 (11300). Den Namen Speikkogel erhielt die Spitze
von der häufig dort wachsenden Valeriana celtica, welche in
Steyermark Speik heißt. Der Erzherzog Johann entdeckle der
erste die Primula glutinosa in den klippigen Abhängen des
Speikkogels. Die Aussicht ist von ergreifender Großartigkeit,
von keiner andern, mir im Lande bekannten, übertroffen. Die
Glanzpunkte sind: Das zauberische Lavantthal, mit allem
landschaftlichen Reize ganz sichtbar gerade zu unsern Füßen,
dann die Fernschau im Osten und besonders imposant jene
im Süden an die Karavanken mit dem König derselben, dem
riesigen Terglou. — Der Weg vom Gipfel hinab auf der
kärnthnerischen Seite, in das schöne Lavantthal, ist ziemlich
anstrengend im Beginne, da die Alpenregion zugleich sehr
felsig ist. Bei dem Beginn der Waldregion (welche hier
ziemlich hoch ansteigt), wird die Beschwerde geringer und so
erreicht man den schönen Rastpunkt, bei dem Jäger auf
der Goding. Dann vollends hinab auf den Thalboden,
den man nächst der kleinen Ortschaft St. Ulrich betritt. —
Es wird nicht übexflüssig sein, den Touristen hier noch einige
Andeutungen zur Eintheilung des Weges zu geben. — Die
Excursion überhaupt kann nur von rüstigen Bergsteigern
unternommen werden. Ein guter Führer ist unerlaͤßlich. Im
Gasthaus zu Schwanberg wird alles Noͤthige besorgt werden.
Da der ganze Marsch von Schwanberg bis St. Ulrich, oder
St. Andraͤ 10—12 Stunden Gehens in Anspruch nimmt,
was denn doch selbst für Rüstige etwas stark ist, so wird
man gut thun, Nachmittags zeitig von Schwanberg aufzu⸗
brechen, in St. Anna die erste Rast zu halten, an der
Gallerhütte die zweite, und in der Bodenhütte (unter—
halb des Waldschnecks) Nachtlager zu nehmen. Am nächsten
Morgen dann auf den Gipfel, hinab zum Jäger auf der
221
Goding, dort zweite Rast, und endlich über St. Ulrich nach
St. Andrä. Vom Gipfel bis St. Andrä wird man wohl
3 Stunden wandern. Für Mitnahme von Speise und Wein
wird für alle Fälle gut vorgesorgt werden müssen. — Wir
haben nun das Lavantthal betreten, eines der schönsten
in den Kärntheun'schen Gebirgen. Es zieht von Nord nach
Süd, von der steyermärk'schen Gränze bis an die Drau, wo
sich, die das ganze Thal durchströmende, ihm den Namen
gebende Lavant bei Lavamünd in die Drau ergießt. Die
Länge des ganzen Thales mag an 8 Meilen beträgen. Die
Lavant entspringt auf den noͤrdlichen Gränzgebirgen, aber
schon auf steyrischem Boden, auf den Alpenhoöhen naͤchst den
Seealpen, unter dem Sirbitzkogel, aus dem Lavantsee
strömt östlich das Gebirge hinab und überschreitet nach dem
Laufe von wenig Stunden, zwischem dem Taxwirthshause (auf
steyrischem, und Reichenfels auf kärnthen'schem Boden) die
Gränze. Das Lavantthal selbst scheidet sich in das obere,
von der Gränze bis zu der etwa 12/ Stunde langen Ge—
birgsschlucht des Twinberger-Grabens (so ziemlich in
der Mitte des Thales), und in das untere, von Wolfs—
berg bis Lavamünd. Die Senkung des Bodens von
Nord nach Süd ist bedeutend, wie dies auch, besonders im
Oberthale, das rasche Gefaͤlle der Lavant beweiset. Die
Seehöhe von Reichenfels, an der nördlichen Gränze des
Thales, fand ich zu 4080 (2508). Das Verhältniß des
Terrains stellt sich dann folgendermaßen:
Seehöhe von Reichenfels. 4080
St. Leonhard 385
Wolfsberg 2890
St. Andraͤ 2390 4
St. Paul. 2110 1266
Lavamünd 1920 11132
Das Gefälle beträgt also in der ganzen Ausdehnung des
Thales 2160 112967.
St. Andrä, wo wir vom Speikkogel herab zuvoͤrderst
gelangen, liegt etwa auf ein Drittel des Weges im Innern
14
222
des Thales, von Lavamünd aufwarts. Es ist ein freundli⸗
ches Staädtchen, erhöht am rechten (westlichen) Ufer des Stro⸗—
mes gelegen. Es zählt über 100 Häuser mit etwa 800 Ein⸗
wohnern, und ist seit 1226 Sitz des Bischofs von Lavant.
In diesem Jahre verwandelte nämlich der Erzbischof von
Salzburg, Eberhard II., das von ihm hier gestiftete Kapitel
regulirter Chorherren des heil. Augustin in das Bisthum
Lavant. Die bischöfliche Residenz erhielt ihre jetzige Gestalt
durch Bischof Georg Stabäus von Palmburg, gegen Ende
des 16ten Jahrhunderts (1590 — 1398.) Schoͤne Domkirche.
Kirche zu Maria-Loretto, naͤchst dem alten Kloster der Domi—
nikanerinnen, zuerst 1682, dann in der jetzigen Gestalt durch
den Bischof Grafen Ernst von Küenburg 1792 erbaut. —
Theologische Lehranstalt. Priesterhaus für die Lavanter Diö—
tese. — Von St. Andra wandern wir aufwärts im Thale,
zur Rechten (oͤstlich) immer den Zug der Schwanberger—
Alpen, zur Linken den mächtigen Gebirgsstock der Sau⸗
alpe (6393“ Seehöhe, 10980 39 nach Wolfsberg 2—-
3 Stunden. — Das Städtchen liegt in der Mitte des Tha—⸗
les, und bietet mit dem Schlosse der alten Bamberger Vice⸗
dome ein schönes Bild. Die Zahl der Einwohner steigt ge⸗
gen 1300, jene der Häuser über 180. Auf das Schloß führt
eine hohe Treppe. Bemerkenswerth ist hier die Bleiweiß⸗
Fabrik der Freiherren von Herbert, eines der ausgezeichnetsten
Etablissements der Monarchie. Auch ist in Wolfsberg der
Sitz des Verwesamtes der Gräflich Henkel'schen Eisengewerks⸗
schaft. Der hiesige Eisenerzeugungsbetrieb war schon im 16.
Jahrhundert lebhaft. Er erhielt den lebhaftesten Aufschwung,
als die Gebrüder von Rosthorn im Jahre 1828 die Eisen—
werke erkauft hatten. Diese berühmten Gewerken umstalteten
auf das Großartigste die gesammten Werke, und schufen aus
dem unbedeutenden Hammerwerke Frantschach eine Frischhütte
nach englischer Art. Es bildete sich später ein Aktien-Verein
unter der Firma: Wolfsberger-Eisenwerks-Gesellschaft, aus
welcher aber 1836 die Gebrüder Rosthorn austraten, und
ihre Thätigkeit ihrem neuerworbenen Etablissement zu Pravali
(im Villacher Kreise) widmeten. In neuester Zeit erkaufte
223
Graf Henkel von Donnersmark den gesammten Werks-Complex,
der zu den großartigsten der Monarchie gehört. Er besteht
aus den Eisenstein-Bergbauen zu Leoben und Wölch (wozu
auch der Steinkohlenbau der Dachshöhe und im Prethale
gehört), aus den Hoch-, Cupol- und Flammöfen zum Walzen⸗
gusse und den Frischfeuern zu St. Gertraud, dem Hoch—
ofen⸗ und Hammerwerke zu St. Leonhard, dem Puddelwerk
mit 3 Puddelöfen, dem Millbarswerke, Schweiß- und Glüh—
ofen, dem Railswalzwerke, dem Plattenwalzwerk u. s. w.,
zu Frantschach, den Frisch- und Hammerwerken zu Koll⸗
nitz; zum Betriebe dieser Werke besitzt die Gewerkschaft
mehrere tausend Joche eigenthümlichen Wald, in guter Cultur
gehalten. Zur Bringung des Holzes sind theilweise eigene
Straßen auf die Gebirge geführt, eine Holzschwemme mit 2
Klausen ist angelegt nñs. w. Die Werke beschäftigen im
Walde über 300 Holzknechte, im Berge gegen 200 Knappen,
auf den Hütten und Hämmern an 400 Arbeiter, im Ganzen
über 900 Mann. Auf 99 Kohlstätten wird gekohlt, und
eine große Anzahl Frächter mit Holz-, Kohlen- und Erzfuhren
beschaͤftigt. In der Nähe ist auch, bei längerem Verweilen
in Wolfsberg, der Besuch des Mayerhofes „Schwabenhof“,
der Badequelle in Weißenbachgraben, aus einem mit
Schwefelkies durchzogenen Kalklager brechend, und bei gichti—
schen Leiden, so wie nach den neueren Erfahrungen auch bei
Hautkrankheiten, und selbst bei offenen Wunden sehr heil⸗
kräftig bewährt, dann der Linzlmühler Sauerquelle,
und des Landhauses auf dem Forste zu empsehlen.
(Das letztere ist indessen über 2 Stunden westlich, auf einem
Ausläufer der Saualpe gelegen, bietet aber eine der schönsten
Uebersichten des Lavantthales. Von Wolfsberg setzen wir
dite Wanderung nach St. Leonhard fort, wohin wir über
St. Gertraud, bald am rechten, bald am linken Ufer
der Lavant wandelnd gelangen. Von Twinberg zieht quer
durch das Thal rechts hin (ostlich) gegen das Gebirge eine
gute, vielbesuchte Straße über den Paß zu den vier Tho—⸗
ren, und die Alpenhöhe der Pack hinüber, nach Steyermark
in das Kainachthal nach Köflach. Man kommt von
22
Twinberg (einer Ruine) nach Schloß Waldenstein, dann
nach Breitenegg (von Wolfsberg hieher z3 Stunden). Von
da geht es uͤber den Paß der vier Thore auf die Pack
(3 Stunden). Bei der Häusergruppe Pack, altes Pfarr—⸗
kirchlein zu St. Martin an der Pack, steht auch ein ziemlich gu—
tes Gasthaus; an welchem sich eine überraschend prachtvolle
Uebersicht des Landes und Gebirges öffnet. Daun über das
Doͤrfchen Edelschrott, und nach Köflach 3 Stunden. —
Auf diese Weise ist auch die Verbindung mit den früheren
Ausflügen hergestellt, wenn man sie nicht auf der Fortsetzung
unsers Weges über St. Leonhard bewerkstelligen will.
St. Leonhard ist ein Städtchen von etwa,120 Haͤusern
und 800 Einwohnern. Alte Befestigungen. Eine Pestsäule
vom Jahre 1723. Schloß Ehrenfels. Alte Burg St.
Leonhard. Kirche St. Leonhard, herrlicher altdeutscher Bau.
Schöne alte Altäre und Glasmalereien. — Eisenbergbau,
Hochofen. In der Nähe der Klieninger— Sauerbrunnen,
geeignet als Ersatz des Spaa-Wassers zu dienen, bei geringem
Saizgehalte sogat noch eisenreicher als jener. Etwas, weiter
entfernt ein zweiter Säuerling: der Preblauer, Sauer⸗
brunnen, an Bestandtheilen und Heilkraft dem Selterser ver⸗
wandt. Dieser letztgenannte Säuerling wird auch in vielen
tausend Flaschen versendet.
Von' Si. Leonhard aus koͤnnen wir den letzten Theil
der Wanderung zur Verbindung mit Judenburg, und somit
mit den Ausflugen aller früheren Sektionen in zwei Richtun—
gen antreten, welche ich hier beide anzeige.
J. Von St. Leonhard noͤrdlich der Straße folgend, auf
welcher wir gekommen, nach Reichenfels. Markt mit 80
Häusern und 400 Einwohnern. Bergschloß. Von St. Leon—⸗
hard hieher 2 Stunden. (In der Nähe der Sauerbrunnen
zu St. Peter). Man überschreitet die Gränze, und gelangt
doruüber am Taxwirthshause, und der Kirche zu St.
Anna sam Lavanteck, über den Obdacher-Sattel nach
Ob dach, einem lebhaften Markte von 150 Haͤusern und 900
Einwohnern. Pfarrkirche zu Unserer lieben Frau. Hammer⸗
werke. Von Reichenfels nach Obdach wohl 3 Stunden.
228
Von Obdach entweder über Weißkirchen nach Juden—
burg (wenn man die Wanderung von dort weiter in die
noͤrdlichen Alpen, und in das Ensthal fortsetzen will, (s. oben
—A— Weißkirchen nach Knittelfeld, wo
man über Leoben entweder weiter in das Gebirge (s. oben
S. 145) oder von Leoben nach Bruck zur Eisenbahn zuruͤck
kehren kann. — Von Obdach nach Weißkirchen sind 2uh
Stunden. Von Weißkirchen nach Judenburg 2 Stunden.
Von Weißkirchen nach Knittelfeld 3—831Stunden.
Auch kann man von Obdach über die Seethalalpen nach
Judenburg wandern, ein sehr interessanter Weg,der abel
wohl 8 Stunden in Anspruch nimmt. Im Gasthofe in Ob—
dach wird man alle Nachweisungen erhalten. Einer naͤhern
Beschreibung bedarf es hier nicht, da die Route II., welche
unmittelbar hier solgt, uns auch auf die Seethal-⸗Alpen, je⸗
doch von der Kaͤrnthnerseite her, führen wird.
II. Wir treten auf dieser Route die Weiterreise nach
Indenburg, zwar auf großem Umwege, aber höchst interessante
Punkte berührend, und die Ersteigung einer der höchsten und
herrlichsten Alpenfpitzen, des Sirbitzkogels, daͤmit verbin—
dend, an. Von St. Leonhard zieht westlich durch die Ge—
birgskette zwischen dem Hohenwart und dem Geyerkogel
die Kohlenfuhrstraße in die Mossinz nächst Hüttenberg,
ß Stunden. — Hüttenberg wird in vielfacher Beziehung
die Aufmerksamkeit des Wanderers fesseln. — Der hiesige uͤber
reiche Erzberg ist für Kaͤrnthen, was der Eisenerzer für die
Steyermark uͤst. Doch werden hier der Bau und die Werke
nicht vom Sigate, sondern von Privaten betrieben. In Heft
und der Mossinz die Radwerks⸗Compagnie Rauscher, in der
Loͤlling und Urtl Ritter von Dickmann-Secherau, in
Treibach Graf Gustav Egger, und in Eberstein— Graf
Carl Erystallnig. Der Erzbau hier ward auch schon
unter den Roͤmern betrieben, und in ganz Kärnthen geht noch
die Sage, daß die Naͤgel, womit der Heiland an das Kreuz
geheftet worden, aus Hüttenberger⸗Eisen geschmiedet gewesen.
—Das Erzlager ruht in einen Vorberge der Saualpe; die
Gebirgsart ist graugrünlicher Schiefer, mit einem dunkelgrauen
13
226
Kalklager am Gipfel. Der Berg dacht gegen Nord in die
Moffenz, gegen West nach Hüttenberg, gegen Süd in
die Loͤlling'ab. Er wird auf allen 3 Seiten bebaut. Der
ganze Bezirk heißt die Eisenwurzen. Auf den Hochöfen
—A0—— Treibach und Eber—
stein werden über 800, 000 Centner Eisen erzeugt. Auch
das hiesige Lager ist Spatheisenstein, und hält über 400/0.
Der Erzberg lefert zu den Hochöfen zu Treibach, Lölling,
Heft, Mossinz und Eberstein uͤber 800,000 Centner Erz, und
sann das gleiche Bedürfniß noch durch mehr als ein Jahr⸗
ausend deden. Der Markt Hüttenberg liegt am Gört—
schitßzbache, zaͤhlt uͤber 100 Häuser und mehr als 600 Einwoh—
ur Noͤrdlich in einiger Entfernung liegen die malerischen
Burgruinen Althaus und Silberberg, südlich, sehr nahe
die schoͤne Wallfahrtskirche Maria-Weitschach. Herrlicher
altdeutscher Bau (besonders das Sanctuarium). Votivbilder
qus dem 15. Jahrbhundert. — Wir gehen nun von Hütten⸗
berg weiter; wir schlagen den Weg in die Mossinz, und
bon' dort auf einem ziemlich steilen Pfad nach St. Johann
in Hohenpressen ein. Von Hüttenberg nach St. Johann
1 Slunde. Der Weg erhebt sich schon von Hüttenberg hie⸗
her merkbar. Nach meinen ·Berechnungen ergab sich für Hüt⸗
lenberg eine Seehöhe von 2292 (3826), am Hochofen in der
Mossinz 2830* (4800) und in St. Johann 35334 (3890).
Von St. Johann steigt man, am sogenannten Predigt⸗
stuhl vorüber, auf das Plateau der Streitwiese (sie heißt
so wegen der Graͤnzstreitigkeit dieser Gegend, da Kärnthen und
Steyer Anspruch auf diese Matte maͤchten). Von St. Jo⸗
hann hier herauf wohl 3 Stunden. Schoͤner Rastplatz an
iner herrlichen, der Langalpe entsprudelnden Alpenquelle.
Seehoͤhe an dieser Quelle 3832 (9220). Von da über den
adcteichen Rucken hinan, und an demselben, bis wir zu
unsern Füßen den schönen kleinen Wild see erblicken. Von
der Stuͤitwiese hieher 1 starke Stunde. Hier zieht die Gränze
zwischen Kaärnthen und Steyermark. In einer u Stunde
gelangen wir dann an den Lavantsee, der Geburtsstätte
der schoͤnen Lavant, welche oͤstlich ablaͤuft hinab gegen La⸗
227
vanteck. Nun geht es steil und beschwerlich, über mächtige
Felsblöcke aufwaäͤrts, noch eine gute Stunde bis auf die höch—
ste, durch die Triangulirungspyramide bezeichnete Spitze des
Sirbitzkogels, 7584 (12640). Die Aussicht gehört zu den
großartigsten im ganzen Alpengebiete. Gegen West und Nord
die mächtigen Alpenzüge mit all ihren Zäcken und Kronen.
(Die nächste Aussicht gegen Nord hinab in das Land ist
gedeckt durch den vorstehenden Seethaler-Ock, einen der
hohen Gipfel dieses Gebirgsstockes), gegen Ost der malerische
Gebirgszug der Stubalpe, Hebalpe, Pack und Kor—
alpe, und im Süden das ergreifende Bild der wilden schrof—
fen Karavanken, mit all ihren Riesenspitzen Poötze, Obyr
und dem König dieser Alpen, der dreigipfligen Terglou.
Die Pracht dieser Rundschau wird die Mühe des Ersteigens
reichlich lohnen. Vom Gipfel herab führen mehrere Steige
in die niederen Alpen, von denen man entweder nach Ju⸗
denburg direct, oder erst nach Obdach, und von dort uͤber
Weißkirchen nach Judenburg kommt.
Wer von Hüttenberg nach Judenburg gehen will,
ohne den Gipfel der Sirbitz zu ersteigen, der schlaͤgt von der
Streitwiese (s. oben) den Weg durch den Lavantgra—
ben über das Türkenkreuz, durch den Zirmwald in die
Spielbergerschwaig ein. Von der Streitwiese hieher 356
Stunden. In dieser Alpenhütte dürfte man Nachtlager hal⸗
ten, da der Weg von Hüttenberg hieher wohl 9 — 10 Stun⸗
den, also einen starken Tagemarsch, beträgt, den man aber
um eine Stunde abkürzen kann, wenn man schon Abends vor⸗
her nach St. Johann ging, und dort übernachtete. Von der
Spielbergerschwaig wandert man 12 Stunde zu dem Hoch—
ofen unter der Seethalalpe. Die Seethalschwaighütte
liegt 3332 (9220) uͤber dem Meere, der Seethalhochofen
4938“ (8230). Es ist überraschend, auf einer Alpenhöhe das
Getriebe der Hüttenleute, welches das Plateau belebt, zu fin—
den. Das hier zur Hütte gebrachte Erz (Eisenglimmer)
bricht unter dem Kamm des 72030 hohen scharfen Ecks,
eines abschüssigen Astes des Sirbitzkogels, zwischen dessen
Koöpfen Hochfeld, (unter dem zwei kleine Seen), Gries—
13*
228
kogel u. s. w. die Alpen sich ausbreiten, welche den Namen
der Judenburger-Alpen tragen, überreich an schoͤnen,
zum Theil seltenen Alpenpflanzen. — Der Eisenbau und
Hüttenbetrieb ist Privateigenthum des Herrn Forcher. Von
hier, dem Seethalofen aus, führen, wie ich oben bereits er⸗
wähnte, die Steige hinab nach Obdach, und von dort wei—
ter, oder gerade nach Judenburg. In beiden Richtungen
ist somit die Verbindung mit allen Ausflügen der früheren
Sektionen hergestellt.
Wir gehen nun zu den Andeutungen üuͤber die Excursio⸗
nen von den Stationsplätzen der Bahnstrecke von Grätz bis
Cilly über. Die erste Gelegenheit dazu bietet sich in Wil⸗
don. Wir können naͤmlich von hier in 3 Stunden über
Pröding nach Stainz gelangen, wenn wir nicht den Weg
dahin von Grätz einschlagen woͤllten. Auch kommen wir von
Pröding, 2 Stunden von Wildon, in 11/ Stunde nach
St. Florian. Schöner Markt mit etwa 80 Häusern und
über 400 Einwohnern. Dekanatskirche mit Grabmaͤlern der
Familie Racknitz aus dem 16ten Jahrhundert. Von Florian
dann nach Frauenthal, 1 Stunde. Von der hiesigen
Messingfabrik sprach ich bereits oben; dann 1 kleine Stunde
nach Landsberg. (S. oben S. 216.) Von Pröding aus
ist auch ein kleiner, sehr lohnender Abstecher auf den Tem—
merkogel zur buschigen Buche, einem Hoͤhenpunkt, welcher
eine ungemein lohnende Aussicht bietet. Der Weg dahin
führt sfüdlich von Proͤding über Waldschach, einem hübschen
Schloͤßchen, und Harrächeck, 2 Stunden, dann noch 14
Stunde zur „buschigen Buche.“ Von hier kann maän
dann hinabsteigen nach St. Andränund über St. Florian
nach Landsberg gelangen.
Vom Stationsplatze Leibnitz bieten sich ebenfalls inter⸗
essante Excursionen dar. — Der Voden um Leibnitz ist über⸗
reich an historischen Erinnerungen. Ohne Zweifel stand hier
eine bedeutende römische Colonie, wahrscheinlich das vielge—
nannte Murodela. Gegen Süden erheben sich zahlreiche Hü—
gel, welche nach den dort gefundenen Münzen, Geräthen
u. s. w. Römergräber sind. Im Schlosse Seckau ob
229
Leibnitz wird ein ganzes Musenm hier gefundener roͤmischer
Alterthümer bewahrt. — Im Mittelaͤlter dar hier der Schau⸗
platz des Kampfes Siegmunds von Weichselburg, in welchem
er 1529 die Türken schlug. Der Besuch des Schlosses Seckau
ist höchst lohnend. Gleich außerhalb des Marktes dreht sich
linkts der Weg nach einem hetrlichen Hain majestätischer
Bäume, denen vielleicht die wendische Benennung von Leibnitz
entstammt (Lipniza, Lindenstadt). Hier ist die Schießstaͤtte
von Leibnitz. Man überschreitet die Sulm, wendet sich
abermals sinks, und steigt dann durch schönen Wald, aber
etwas steil, bergan. So gelangt man an das Doͤrfchen
Frauenberg, um die gleichnamige Kirche gelagert. Au der
Kirchhofsmauer zwei Roͤmersteine und zwei mittelalterliche
Skulpturen, eine Kreuzigung und eine Abnahme vom Kreuz.
Diese beiden höchst interessanten Sculpturen entstammen dem
12ten, oder höchstens dem 13ten Jahrhundert. Die Kirche
selbst, 1766 vergrößert und restaurirt, ist schoͤn, Fresken am
Plafond von Sattler. Zwei ausgezeichnete Altarblätter 1779
und 1782 von Jandl gemalt, Aung und Maria und der ster⸗
bende heilige Sebastian. Von dieser Kirche stcigen wir noch
n/3 Stündchen bergan, zu dem Schlosse Seckan; es ist ur—
alt. Urkunden des 13ten Jahrhunderts erwaͤhnen' bereits des
„alten Thurms“ ob Leibniß. Als Erzbischof Eberhard von
Salzburg im Jahre 1219 das Bisthum Seckau stiftete,
schenkte er demselben auch dieses Schloß. Schon Kaiser Frie—
drich Barbarossa erhob die Bischöfe in den Reichsfürstenstand.
Das Schloßgebäude, an welchem vielfach zugebaut und restau—
rirt ward, ist eine Zusammenstellung der verschiedenartigsten
Bauformen. Bemerkenswerth war früher der kolossale alte
Thurm,“ von ungeheuern Quadern, mit zahllosen, als Bau—
steine eingefügten römischen Grabsteinen, Votivtafeln, Altar—
bruchstücken ünd Denksteinen der X. und RXII Legion. Die
Bauform des Thurmes verraͤth sein hohes Alter. Er ent—
stammt wahrscheinlich noch der Zeit Karls des Großen. Da
er 1814 schon den Einsturz drohte, begann man ihn abzu—⸗
tragen. Im Hofe selbst ist noch eine große Anzahl von Roͤ⸗
mersteinen aufgestellt; die wichtigsten, welche man fand, wur⸗
230
den aber in das Joanneum nach Gräzz eingesendet. Die
große, aus dem Thurm genommene Glocke soll die großte im
Kande sein. Die Schloßkapelle ist klein, aber sehr reich ver⸗
ziert. In den bischöflichen Appartements eine Gemaͤldesamm⸗
lung mit mehreren trefflichen Werken. Aus den Fenstern
dieses Saales eine überraschend herrliche Aussicht. Im Bil⸗
lardsaale Portraits der Fürst-Bischöfe. Kleine Bibliothek.
(Ein Brevier vom Jahre 1463 mit gemalten Initiglen, wie
sch kein schoͤneres kenne.) Eine höchst interessante Sammlung
um Leibnitz gefundener roͤmischer Alterthümer,
Von Leibnitz führt auch ein sehr angenehmer Weg durch
das sogenannte Sausal, hinüber nach Harracheck und St.
Andraͤ St. Florian und nach Landsberg. Es ist eine
freundliche Wanderung von einem halben Tag.
uch Von dem Stationsplatze Spielfeld wird jetzt gewoͤhn⸗
ich die
Wanderung nach Gleichenberg
angetreten. — Man kann entweder über Mureck, Rat—
schendorf und Straden, oder über Brunsee und Wein—
buͤrg dahin gelangen. Der erstere Weg ist der weitere. Bei
Benuͤtzung der vorhandenen Verbindungsmittel nimmt jedoch
derselbe auch höchstens 6 Stunden in Anspruch. (Der zweite
kaum 8 Stunden). Bemerkenswerthe Gegenstände auf der
ersten Route sind: das Gräflich Stubenberg'sche Schloß O b⸗
mureck, mit Familiengemälden, und schöner Aussicht. Auf
der zweiten das Schloß der Frau Herzogin von Berry, Grä⸗
fin Lucchesi-Palli, Brunsee mit aͤußerst eleganter Einrich⸗
lung und einem, von dem Schöpfer des Lachsenburger⸗-Par⸗
kes, dem verewigten Schloßhauptmann Riedl von Leuenstern,
angelegten Park. — Gleichenberg selbst ist als Curort einer
der neuesten der Monarchie; sein Entstehen als solcher datirt
vom Jahre 1834. Der unvergeßliche Gouverneur von Steyer⸗
mark, Graf Wickenburg, darf mit Recht der Schöpfer des
Badeortes genannt werden. Unter seinem Schutze gedieh
derselbe in dem kurzen Zeitraume von 18 Jahren zu solcher
231
Blüthe, daß er jetzt unter die vorzuüͤglichsten der Monarchie
gezählt wird.
Das Thal von Gleichenberg gehört theils seiner natür—
lichen Schönheit wegen, theils vermöge seiner geognostischen
Beziehungen und durch seine Heilquellen zu den inleressante—
sten Gegenden des Landes. Auf dem Wege von Feldbach
her gelangt man durch den Paß Klam in das schöne, freund—
liche Thal. Dieser Paß führt zwischen den sogenannten
Gleichenberger-Kogeln durch. Es sind dies vulkanische
Gebilde, fast gänzlich aus Trachyt bestehend. In der Klam
springt das Gestein überall hervor. Am westlichen Berg
(welcher auch Schloßberg genannt wird, weil er die Burg
Gleichenberg trägt), zeigt sich dies Gestein in weißer und
grauer Färbung, der östliche ist aus Porphyr-Trachit und
basaltischem Porphyr gebildet. Am füdlichen Abhange dieses
Berges, in ziemlicher Hoͤhe, findet sich ein bedeutender Mühl—⸗
steinbruch nicht in Trachyt, sondern in grobkörnigem, weißem
Sandsteine, mit Quarzkörnern, glasigem Feldspath, Resten
von versteinertem Holz und Schlackenstücken; der Schloßberg
erhebt sich 830 über den Thalboden. Dieser hat 1330 —
918 Seehöhe. Die Bergspitze ragt also 2380— 1428“ über
die Meeresfläche empor. Der Gleichenberg-Kogel erhebt sich
noch um 76 Klafter höher, hat also 314805 4884“ Seehöhe.
Die hiesigen Quellen waren bereits in den ersten Jahrhun—⸗
derten der christlichen Zeitrechnung gekannt und benutzt, wie
der im Jahre 18438 aufgefundene Roͤmerbrunnen uͤnwider—⸗
sprechlich beweiset. Nach dem Sturze des römischen Reiches,
als diese Gegenden der Verödung verfallen waren, geriethen
auch die hiesigen Quellen in Vergessenheit, und blieben, zwar
von der später wieder entstandenen Bevölkerung gekannt, doch
gänzlich vernachläͤssigt und unbenützt. Ein wackerer Arzt, Namens
Hermann Gleisner, war der Erste, der im Jahre 1772 die—
sen Quellen seine Aufmerksamkeit zuwendete. Er übergab
Proben dieser Säuerlinge dem Herrn Dr. Eloy, daß er felbe
dem berühmten Professor Crantz zusende, und sie der Prü⸗
fung dieses erfahrenen Mannes empfahi. Crantz erwaͤhnt
auch derselben in seinem bekannten Werke uͤber die Gesund
232
sundbrunnen der österreichischen Monarchie. — Die Quellen
blieben aber demungeachtet verwahrlost und unberücksichtigt,
bis im Jahre 1817 eine Kaufmannsfrau aus Marburg, Jo—
hanna Reybauer, durch den Genuß des Johannisbrun⸗
nens sich von den trefflichen Eigenschaften dieses Wassers
überzeugte, den Freiherrn von Jacquin und den Dr. und
Professor L. von Vest zur chemischen Untersuchung desselben
veranlaßte, dann die Quellen pachtete, mit einer Holzfassung
und einem Neberbau versehen ließ, und von dem Erzherzoge
Johann die Bewilligung erhielt, die Quelle nach ihm zu be⸗
nennen. — Sie begann dann auch den Verkauf und die Ver⸗
sendung des Wassers. Frau Reybauer starb, ihr Nachfolger
im Eigenthum war ihr Sohn Karl Leopold Reybauer. Er
hatte den besten Willen, aber es fehlte an den Mitteln, die
Gleichenberger Quellen zu höherem Aufschwunge zu bringen.
Der vielfach verdiente Herr Dr. Werle lenkte endlich die Auf⸗
merksamkeit des Gouverneurs, Grasen von Wickenburg, auf
diesen Gegenstand. Dieser besichtigte im Frühling 1833 die
Gegend, uͤnd sowohl den Johannisbrunnen, so wie auch zwei
andere ähnliche Quellen im Gleichenbergerthale, welche, der
allgemeinen Benutzung offen, ganz verwahrloset und unbeachtet
sprudelten, die eine (der jetzige Constantinsbrunnen), zwar
auch von Hrn. Reybauer angekauft, aber von demselben gänz⸗
lich unbenutzt gelassen, da ein paar Versuche, das Wasser zu
versenden, mißlangen, da dasselbe einen widerlichen Geruch
hatte (weil, wie sich später zeigte, ein vermodernder Baum—
stamm hineingefallen war), die andere einem Bäcker Namens
Thaller in Trautmannsdorf gehörte. Der Scharfblick des
Grafen erkannte sogleich, was hier zu leisten sei, und betrieb
die Angelegenheit mit der ihm eigenen Energie. Er bildete
einen Aktien-Verein zur Belebung des seinem Sinne vorschwe⸗
benden Etablissements. Hochgestellte und erfahrene Männer
nahmen lebhaften Antheil. 800 Aktien zu 100 fl. C.⸗M.
waren schnell gezeichnet und schon im Jahre 1834 begann die
Thätigkeit des Vereins. Sowohl der Johannisbrunnen, als
die Quellen im Gleichenbergerthale und die Quelle in der
Klausen, am Gleichenberger Schloßberg, wurden von der
233
Gesellschaft angekauft, und zugleich so viel Grund und Boden
acquirirt, um das Etablissement auf solide Weise zu begrün—
den. Die Quellen wurden gereinigt, gefaßt, in wunder—⸗
barer Schnelle, und doch auf das Solideste hergestellt, er—
standen Gebäude und Anlagen. Der Zuspruch der Badegaͤste
ward bald sehr lebhaft und wuchs von Jahr zu Jahr.
Gleichenberg besitzt nun, nebst mehreren noch unbenutzten
Quellen, deren sechs, welche im Gebrauch stehen, drei für
Bäder und drei für die Trinkkur; der eigentliche Mittelpunkt
des Etablissements heißt die Suülzheiten. Die ehevor so
arg vernachlässigte Haupttrinkquelle hieß die Sulzleitnerquelle,
und trägt jetzt den Namen der Constantinsquelle, nach
dem Taufnamen des Grafen Wickenburg. Dieß ist somit das
eigentliche Gleichenberger-Wasser. Diese Quelle gehört
in die Reihe der vorzüglichsten alkalischen Säuerlinge, der so—
genannten Natrokrenen (wie z. B. Vichy, Ems, Selters u. a. m).
Das Natron-Carbonat und das Chlornatrium, die Kohlensaͤure
nicht zu übersehen, sind die vorwaltenden wirksamen Bestand—
theile dieser Quellen und in Betracht derselben zeigt die Con—
stantinsquelle nach der chemischen Analyse das? günstigste
Mengenverhältniß. Vichy z. B.besitzt bei dem größten Ge—
halte an Natroncarbonat wenig Chlornatrium und Selters,
welches das reichste an Chlornatrium ist, hat nur wenig Na⸗
ktroncarbonat. Nur in der Constantinsquelle ist eine fast gleich
große Menge dieser beiden Stoffe (49 Gran Natroncarbonat
und 15 Gran Chlornatrium in einem Wr. Pfd. Wasser), wo—
bei noch zu bemerken ist, daß sie ganz frei von Eisen ist. —
Die Temperatur des Wassers ist 1300R. Der Johannis—
brunnen, die zweite der Trinkquellen, ist zwar eine in ihren
Mischungsverhältnissen schwächere Natrokrene, bildet aber durch
das in ihr sich findende Eisenoxydul einen leichten Uebergang
für jene Krankheitssormen, wo man, neben der umstimmenden
Wirkung, zugleich den tonisirenden Heilplan im Auge hat.
Die Temperatur dieser Quelle ist 9oR. Die dritte Trink—
quelle, der sogenannte Klausbrunnen, gehört zu den kräf⸗
tigsten bekannten Stahlquellen (Chalibokrenen). Insoferne
in den meisten Chalybokrenen die Wirkung des Eisens, durch
234
die vielen vorkommenden Salze modificirt wird, wie z. B. in der
Pyrmonter-Trinkquelle und in jener zu Spaa, enthält die
Klausnerquelle von den saäͤmmtlichen Bestandtheilen in 16
Unzen nicht einmal 2 Grau, wovon der Gehalt des kohlen⸗
sauren Oxyduls über ein Drittel der Gesammtsumme beträgt.
Analog der chemischen Zusammensetzung dieser Quellen
entfaltet sich auch ihre Heilkraft. Die Constantinsquelle, als
alkalischer Säuerling, ohne allen —0—
hre Heilkraft durch die Anregung der Magen- und Darm—
schleimhaut und durch Beseitigung der überschüssigen Magen⸗
säure als Digestivmittel und theut ihre fernere Wirkung den
übrigen Schleimhäuten, besonders denen der Luftwege und
den Organen der Uropöese consensuell mit, und vom Blut—
strome aufgenommen, Feuͤttalisirt sie die vorwaltende Harnsäure
und deren Ablagerungen, führt sie zur Rückbildung und Aus⸗
scheidung, loͤset zugleich das, aus abnormer Blutkrase aufge⸗
haͤufte Albumen und die Produkte der albuminösen Dyskrasie.
Vorwaltende Säure im Magen, und die dadurch bedingte
Innervation, Tuberkolose, Liden der Schleimhäute sind die
Krankheiten, welche diese Quelle zunächst empfehlen, deren
hohen Werth bei Leiden der Brustorgane ihre angenehme
Temperatur auszeichnet. Der Johannisbrunnen leistet
Is Uebergang, wo eine kräftige Anregung, Umstimmung und
Tonifirung der Organgewebe noöthig ist“ den gewünschtesten
Erfolg. Mächtig unterstützen den innern Gebraͤuch derselben
die zu Bädern verwendeten übrigen Quellen. Der Klaus—
nerbrunnen, als kräftig tonisirendes Stahlwasser, eignet
sich besonders bei Krankheiten der mangelhaften Blutbildung
und jenen, welche sich durch Organisaͤtionsschwäche charak⸗
terisiren. Ausgezeichnet wirkt er in der Bleichsucht, Amenor⸗
rhoͤe und Leukorrhöe, bei Reconvalescenz von bedeutenden Krank—⸗
heiten, um die Digestionskraft zu beleben und zu ihrer Norm
zurückzuführen.
Zu den Baͤdern werden verwendet: Die nach dem ver⸗
dienstvollen Arzte benannte Werle⸗Quelle, die Karl—
quelle, welche ihren Namen nach dem Fürsten Karl von
Liechtenstein empfing (die ehemalige Thaller-⸗Quelle), und R
253
erst 1848 entdeckte Römerquelle. Die Erwärmung des
Wassers zum Bade (bis zu 300 R.) geschieht durch Geinen
Meißner'schen Heiz-Apparat. — Es ist auch ein Badehaus mit
den nöthigen Apparaten zu Douche- und Regenbädern vor—
handen, sowie nächst dem großen Badehause, gegen das Thal
hinab, ein Schlammbad angelegt worden. Eine Art abge—
sonderter Colonie, meist nur von wahrhaft Brustkranken be—
wohnt, bilden die auf den Anhöhen gelegenen schönen Schwei—
zerhäuser, mit der Meierei, wo sich an den Stallungen auch
Zimmer für die Brustkranken befinden. Es sind Führwerke
mit Eseln bespannt vorhanden, um die Kranken von hier zu
den Brunnen zu führen. — Arme Kranke, welche hier Hülfe
suchen, finden Unterkunft und Pflege in dem, größtentheils
durch Unterstützung des Grafen von Wickenburg und der Frau
C. Görgen erbauten, sehr zweckmäßig eingerichteten Kranken—
hause, und es wird ihnen die liebevollste Wartung durch die
ehrwürdigen Schwestern des Ordens des heiligen Vincenz aus
Grätz. Die aärztliche Obsorge im Curorte überhaupt ist dem
verdienstvollen Arzte Dr. W. Prasil anvertraut. — Fuͤr Be—
wirthung der Curgäste ist durch die große Traiteurie und
durch die kleineren Gasthöfe der Herren Reitbauer und
Schwarz gesorgt. An nett und comfort eingerichteten Woh—
nungen fehlt es nicht, und es stehen in der großen Traiteurie
und in den übrigen Gebäuden (welche sogleich näher bezeichnet
werden), wohl 300 Zimmer zur Disposition der Badegaͤste.
Während der Saison ist auch für Fuhrwerk gesorgt, um
Partien in die Umgebungen antreten zu können.
Ich bezeichne nun in kurzen Andeutungen die interessanten
Gebäude der Colonie. Im Mittelpunkt derfelben, auf freund—
lichem Hügel, von herrlichen Gartenanlagen umgeben, erhebt
sich die schöne Villa des Grafen don Wickenburg,
eben so elegant als geschmackvoll eingerichtet. — Das neite
hölzerne Haus des Herrn Ohmeyer (zu Wohnungen für
Badegäste eingerichtet). Das von dem Grasen Wickenburg
erbaute Haus für Curgäste. Das Weber'sche Haus, muͤ
mehr als 20 Gastzimmern. Das ehemals Baron Lazarin'—
sche Haus (dann im Besitze des Herrn Suüͤeß von Graͤtz),
236
mit 20 Gastzimmern. — Das neue, prachtvoll im italienischen
Geschmacke erbaute Süeß'sche Haus, mit mehr als 40
Gastzimmern. Das Piebetz'sche Haus mit 16 Gastzimmern.
Die Villa der Frau Gräfin d'Orsay. Die Villa des Fürsten
Emerich von Thurn und Taxis. Die Villa des Baron von
Hacke-Flatow. Die ehemals Pittoni'sche, jetzt Fritzmann'sche
Villa. Das Haus des Kaufmanns Herrn Riegler. Das
Haus des Hern Eß. Das Haus der Frau C. Görgen.
Die große Traiteurie, ein stattlicher Bau, mit mehr als
ß0 Zimmern. Großer Conversationssaal mit Pianoforte,
Billard und aufgelegten Journalen. Während der Badesaison
werden hier auch Reunionen abgehalten. — Das Kaffee—
haus. Das Gasthaus des Herrn Schwarz. Das Gast-⸗
haus des Herrn Reitbauer. — Das Haus für die armen
Badegaͤste. — Die herrliche Kirche, in byzantischem Style,
der heiligen Emma geweiht, von Graf Wickenburg erbaut
(nach Plaͤnen von Haslinger), und 1848 feierlich eingeweiht.
Am Portale die 12 Apostel in Eisenguß, broncirt (aus der
Gießerei bei Maria-Zell), modellirt von dem Grätzer Künstler
Herrn Carl Meixner. Basrelief: Madonna mit dem Kinde.
Rosette von farbigem Glase. An den Kirchenfenstern Glasmale⸗
reien (Ornamente). Die Malerei des Innern der Kirche von Uetz,
die plastischen Gebilde von Meixner, die Boisserie von dem
Grätzer Kunsttischler Dettelbach, das Altarblatt: Die Madonna
mit dem Kinde, die Heiligen Matthias und Emma, und als
Votivbild gehalten, im Vorgrunde kniend die Gestalten des
Grafen Mathias von Wickenburg, seiner Gemahlin Emma,
seines Sohnes und seiner vier Toͤchter, mit Portraitähnlich—
keit. In der Höhe, als verklärter Engel, mit dem Sieges—
kranze schwebend, der früh verblichene, erstgeborne Sohn des
erlauchten Paares. — Das Altarblatt ist ein schoͤnes Werk
des Professors und ständischen Galleriedirektors in Grätz, Herrn
Tunner. Sehenswerth der prachtvolle Himmel von weißem
Gros de Tours mit Goldfransen und koͤstlicher Wappenstickerei.
Diese Stickerei, so wie jene an dem Pontifical-Stuhl und
den Assistenzsesseln ist ein Werk von 18 adeligen Damen aus
den edelsten und ältesten Geschlechtern des Landes. Unter
237
den Paramenten der Vespermantel aus dem kostbaren Hof—
und Brautkleide der Frau Gräfin, schoͤne Kelche und Mon⸗
stranzen. Herrliches Missale. Am Fuße der Facciade ist der
Eingang in das Gruftgewoͤlbe, welches Graf Wickenburg zur
Ruhestätte für sich und seine Familie bestimmte. Man' tlitt
durch eine Vorhalle, rechts und links Altäre mit Reliefs aus
Carrara⸗Marmor, in die von sechs Fenstern erleuchtete Gruft.
Rotunde, blaßgelb mit schwarzen Bordüren bemall. In der
Schlußhalle eine herrliche Bildsäule des Glaubens von Herrn
Professor Bauer in Wien. Nach der Einweihung dieser
Kirche wurden sogleich die beiden Särge mit den sterblichen
Ueberresten der Eltern des Grafen hier beigesetzt. Leider
haben sich die Thore dieser Gruft auch bereits wieder geöffnet,
um die Asche der in Jugend und Schönheit blühenden, mit
reichen Gaben des Herzens und Geistes ausgestatteten Tochter
des Grafen, vermählten Fürstin von Thurn und Taris, auf—⸗
zunehmen.
Unferne der Kirche steht das ebenfalls von dem Grafen
Wickenburg begründete Klösterlein der P. P. Franziskaner
(der Provinz Tyrol), von drei Priestern und einem Laien—
bruder bewohnt, weiche Priester den Gottesdienst zu besorgen
haben. In der Hauskapelle ein schoͤner Schnißaltar vom
Jahre 1366.
In Bezug als Kuranstalt erwaͤhnen wir die schöne
Säulen-Rotunde, als Ueberbau ber Konstantinsquelle,
die Wandelbahn, das neue geschmackvolle Badehaus,
die Manipulationsgebäude, den Eiskeller mit Portal
in egyptischem Style, den Ueberbau der Römerquelle,
als offenes Lusthaus auf Holzsäulen, als Mittelpunkt die hier
aufgefundenen Römersteine, welche beweisen, daß diese 1848
aufgefundene Quelle schon unter Tiber, Titus und Domitian
benutzt war. — Ueber den Klausnerbrunnen und den Jo—
hannisbrunnen wird sogleich weiter unten die Rede sein. Die
Lage des Kurortesis außerordentlich reizendd. Das Au—
ziehendste dieser Reize ist, daß es kein eigentlicher Ort, kein
Städtchen, kein Dorf ist, was dns aufnimmt; es ist ein
großer, herrlicher Park, der uns umgiebt; überall ungehin—
238
derter Zugang von Sonne und Licht; überall derselbe reine
Aether, dieselbe milde Luft; Kühlung und Erfrischung geben
die zahlreichen schönen Quiellen süßen Wassers, die sich hier
finden, die zahlreichen Alleen und Baumpartien; grünende
Maͤtten überall, ringsum duftende Nadelwälder, schattiges
Buchengehoͤlz, schoͤne Berge. In diesem Park ein Conglo⸗
merat von Landhäusern in alten Bauformen, der italienischen
Villa, dem Schweizerhause, dem mittelalterlichen Castell
und dem französischen Landhause. Scheinbar jedes Bauobjekt
fuͤr sich abgeschlossen, und doch das Ganze in der gefälligsten
Harmonie.
Interessante Punkte zu Spaziergängen sind im Thale
selbst: Die Einsiedelei mit der Kapelle, in Baumdunkel.
Der sogenaunte Prater mit dem Musik-Pavillon. Das
große Parapluye u. s. w. Etwan!h Stunde von der
rigentlichen Colonie entfernt, in der sogenanuten Klausen,
au dem Verge, der die Burg Gleichenberg trägt, entspringt
dem Trachyt der Segensborn des Klausnerbrunnens,
faum 100 Schritte von der Straße entfernt, in dichtem Wald⸗
schatten. Eine Cinfaffung in egyptischem Geschmack umgiebt
en Born. Die Ersteigung des Schloßberges, zur Besichti⸗
gung der alten Burg, ist in hohem Glade lohnend. Schon
2. Jahrhundert der Sitz eines gleichnamigen Geschlechtes,
kam die Burg, nach vielfachem Wechsel der Besitzer, gegen
FCude des 16. Jahrhunderts, an die Grafen Trautmannsdorf,
welche noch jetzt dessen Eigenthümer sind. Im Jahre 1624
gab ihm Max von Traͤutmannsdorf seine jetzige Gestalt und
Befestigung. Sie ist noch ganz erhalten und vewohnbar.
Doppelter Zwinger, großer, mi bedeckten Wallgängen umgebe—
der Hof. Tiefe Cisterne. Der Hexenthurm mit den Ver⸗
ließen. Die Goldmacherküche, ein alterthümliches Zimmer
mit mystischen Emblemen. Auch hier das Hexen-Protokoll.
Rittersaal. Juteressante Ahnenbilder, darunter auch Max von
Trautmannsdorf. Burgkapelle zu St. Johann von Nepomuk.
Die Gallerie des Thurms mit dem Glockenhause, eine pracht⸗
dolle Aussicht. — Zu den Füßen des Berges liegen im
Thale die Doͤrfchen Gleichenberg und Klausen. So
239
wie Burg Gleichenberg der noͤrdliche Schlußpunkt des Glei—
chenbergerthales ist, so ist dr Stradnerkogel und Stra—
den der südliche, aber entfernter von der eigeñtlichen Colonie,
etwa 11/ Stunde entlegen. Das erste, was uns dort in
die Augen tritt, ist der Johannisbrunnen, über dessen
Geschichte und Heilkraft ich bereits oben, bei der allgemeinen
Uebersicht, gesprochen habe. Die Brunnenhalle, mit ihren
Säulen und Gittern, erhebt sich über den gut gefaßten, mit
Quadern umschlossenen, mächtig emporstrudelnden Heilquell.
An dem Brunnengebäude stehen die Aufbewahrungshallen für
die leeren und gefüllten Flaschen. (Sie werden von der Glas—
hütte in Eibiswald geliefert.) Die Aktien-Gesellschaft hat
auch hier ein zierliches Wohngebäude erbaut; ferner ist noch
zu bemerken das Reybauer'sche Haus mit Gartenanlagen.
und das sogenannte Sulzwirthshaus. Höchst intereffant
ist der Besuch der Dechantey Straden, zu welcher vom
Sulzwirth, über Treppen, durch Obstgärten ein angenehmer
Steig führt. Die Kirche ist noch nach altem Brauch'aus der
türkischen und ungarischen Invasion verschanzt und befestigt,
ein wahrer Tabor. Uebrigens sind hier am Berge mehrere
Kirchen. Auf einem Bergvorsprung, abwärts Fegen den
Johannisbrunnen, steht die Florianskirche, mit schönen Altar⸗
bildern. Der Punkt, an dem diese Kirche steht, bietet uͤbri—
gens auch eine herrliche Rundschau der Gegeund. In der
eigentlichen Pfarrkirche eine Marienstatue am Ältare, interes⸗
sante Grabsteine über der Gruft. Stattlicher, mit 3 Glocken
versehener Thurm, welchen zu ersteigen man nicht versäume.
Das schöne Gebäude der Dechantey. St. Sebastianskirche,
mit einer zweiten unterirdischen Kirche.
Es fehlt in Gleichenberg nicht an Gelegenheiten zu fernen
interessanten Ausflügen, in Zeiträumen von 1, 2, 4 Stunden.
z. B. auf die höchst malerische Felsenveste Kapfenstein,
zu dem Schlosse Hainfeld, Besitzthum des berühmten Orien—
talisten Baron Hammer-Purgstall, nach Fehrin g und Hohen⸗
bruck, nach Schloß Brunsee, mit Park und höchst sehens⸗
werther Cinrichtung, nach Schloß Poppendorf, dem
Freiherrn von Borsch gehörig,ch. na den Burgen K'o rnbrge
240
und Pertelstein (in der ersten, fürstlich Liechtensteinisch,
sehr sehenswerthe Grabmonumente der Freiherren von Stadl),
nach Feldbach, nach Schloß Halbenrain, nach Rad—
kersburg, vor Allen aber nach der Riegersburg,
welche allein eine Reise verdient. Man gelangt dahin von
Gleichenberg uͤber Feldbach und Kornberg (4 Stunden).
Ueber dem Markt Riegersburg, mit nahe an 100 Häusern
und circa 400 Einwohnern, erhebt sich ein imposanter Fels—⸗
block aus Basalt-Conglomeraten, welcher die Burg, ein
wohlerhaltenes Denkmal des Mittelalters, trägt. Ich habe
nie Gelegenheit gefunden, Beobachtungen über die Seehöhe
des Marktes zu machen, weiß also nicht, wie hoch sich die
Burg über denselben erhebt. Die Seehöhe der Burg ist in
den trigonometrischen Vermessungen mit 15312 Fuß bestimmt
worden. Der Fels mit der Burg ist weit im Lande sichtbar, doch
ist schon der Boden des Marktes ziemlich erhaben. Im Markt
die Pfarrkirche, Hauptpfarre zu St. Martin, aus dunklem
Sandstein. Altarblatt von Jandl. Altar von Marmor,
von Roͤthelstein, so auch die Kanzel. Seitenaltäre mit einem
herrlichen Kreuzbilde. Links an der Kirche die Wenzelkapelle.
Gruft der Purgstall, mit den Grabmonumenten der letzten
Purgstalle. Prachtvoller Altar, mit dem Altarblatte von
Professor Kupelwieser. Die Veste Riegersburg war der
Stammsitz der gleichnamigen Ritter, nach deren Erlöschen die
Besitzer wechselten. Die jetzige Gestalt und Befestigung er⸗
hielt die Burg durch die Freifrau Katharina von Galler 1613.
Bei dem Bau arbeiteten auch gefangene Türken. Der ener⸗
gishe Geist dieser Dame war Veranlassung, daß sie rings im
ande unter dem Namen der schlimmen Liesel bekannt ward.
— Durch 7 Thore, über tiefe Felsengräben, gelangt man
mittelst Zugbruͤcken in alle Theile des weitläufigen Gebände⸗
Complexes, welcher mehrere abgesonderte Schlösser bildete,
deren höchstes Kronegg heißt. Tiefer Brunnen, mit reich—
verzierten Eisenbogen. Rittersaal. Rüstkammer. Das Hexen⸗
zimmer. Gemäldesammlungen u. s. w. Alles höchst sehenswerth.
Vom Thurm, auf dessen Spitze man theils auf Treppen, theils
auf Leitern gelangt, eine herrliche Aussicht. Gaͤrten. Schaͤferei,
241
fürstliches Gartenhaus. — Von den Gallerinnen ging der
Besitz der Burg an die Grafen Purgstall über, und nach
deren Aussterben kam 1817 Herrschaft und Burg an die
Fürsten Liechtenstein. — Somit hätte ich denn Alles ange⸗
zeigt, was den Touristen in dieser Gegend intereffiren mag.
Das Aufblühen Gleichenbergs ist rasch und erfreulich gewesen.
Der Ruf seiner Heilquellen hat sich überall verbreitet, und
es ist kein Zweifel, daß sie uns das Selterser⸗-Wasser voll⸗
kommen ersehßen. Die Versendung des Wassers hat auf stau⸗
nenswerthe Weise zugenommen und in den letzten Jahren ist
sie weit über 200000 Flaschen gestiegen. Auch der Besuch
hat sich jährlich vermehrt Seit dem Jahre 1849 aber sind
mehrfache Klagen über nicht befriedigende Bewirthung, so wie
über Vernachlaͤssigung der wichtigsten Rücksichten gegen die
Kurgaͤste laut geworden, und diese Klagen haben sogar im
Jahre 1830 Veroffentlichung in den „Gleichenberger Briefen“
in der „Ostdeutschen Post“ gefunden. Es ist nicht zu laͤug⸗
nen, daß bei den Verhältniffen seit 1849 das Gebahren der
Verwaltung gerechtem Tadel unterlag. Die Lokal-Direktion
war im Jahre 1830 so vernachlässigt, daß der Direktor sogar
wahrend der ganzen Saison gar nicht in Gleichenberg er⸗
schien! Dem wuͤrdigen Badearzt war durch die Direktion
von Graͤtz aus vielfach die Hand gebunden, und so fehlt es
nicht an gerechten Klagen. Wir wollen hoffen, daß in den
naͤchsten Jahren der Aktienverein diesen Unzulaͤnglichkeiten
abgeholfen haben werde.
Wir setzen nun die Bahnreise fort und sind nach Mar⸗
burg gelangt. Ueber die Stad selbst habe ich bereits oben
S. 188 gesprochen. Ich deute also hier nur einige von
Marburg aus anzutretende Ausflüge an.
Von Marburg über Lembach, Maria⸗Nast nach
Zellnitz, Leutschach und Arnfels nach
Eibiswald.
Wir wandern von Marburg westlich, am rechten (suͤd—
lichen) Ufer der Donau nach Lembach1 Stunde Ulte
16
242
Pfarre zu St. Jakob, etwa 40 Häuser mit 200 Einwohnern.
Wir haben hier das Gebiet eines der reichsten Weingelände
Steyermarks betreten, jenes, welches den köstlichen Pickerer
erzeüugt. Zwischen Lembach und Maria-Rast öffnet fich
der eigentliche Zugang in das Pickerer-Weingebirge. Hier
auf der Höhe schimmert die Weingart-Villa des Erzherzogs
Johann. Der Berg auf dem sie steht, ist sein Weingarten.
Kein Reisender wird es versäumen, die fre undliche Höhe
zu besuchen. Im terrassirten Vorgärtchen Rebstöcke von
Kaiser Franz J., der Kaiserin Caroline Auguste, der
Erzherzogin Maria Louise und dem Herzog von Reichstadt
gepflanzt. — Von Lembach dann nach Maria-Rast,
auch 1 Stunde. Uralte Wallfahrtskirche (auch Pfarre), früher
sehr zahlreich besucht, besonders am sogenannten Raster⸗
Sonntag (dem Namensfest Mariens), wo sich zuweilen 40, 000
Wallfahrer einfanden. Auch wurden hier geistliche Schau—
spiele, ähnlich den spanischen Autos sacramentales), in deutscher
und wendischer Sprache gegeben. Im Jahre 1814 feierte die
Kirche das Fest ihres 800jährigen Bestehens. Von der alt—
altehrwuürdigen Kirche zu Unsrer lieben Frau ist indessen keine
Spur mehr übrig. Man führte im 18. Jahrhundert einen,
wie man glaubte sehr praͤchtigen Neubau, im damaligen
Style auf, dem der schöne alideutsche Tempel Platz geben
mußte. Die Fresken im Innern sind unbedeutend. Rast
—
wohner. Auch hier wird guter Weinbau betrieben. Im
Süden erheben sich die malerischen Höhen des Bachergebirges,
mit Glashütten. Man versäume nicht, die nächst Maria-Rast
(kaum 1 Stunde entfernt) am Lobnitzbache, am Fuße des
Bachers gelegene Glasfabrik Benediktthal, von Herrn
Benedikt Vivat 1838 errichtet und trefflich betrieben, zu be⸗
suchen. Aus den Urwäldern des Bachers wird auf stunden⸗
langen Riesen das Holz herab zur Fabrik gebracht. Herr
Vivat ist auch Eigenthuͤmer der Glasfabrik zu Langerswald.
Er lieferte zuerst in Oesterreich die gepreßten Gläser mit ein⸗
gelegten Portraits u. s. w. Jede der Fabriken beschäftigt
weit über 200 Arbeiter. Wir setzen nun, in der Fortsetzung
243
unserer Wanderung, nächst Faal auf das linke Drauufer nach
Zellnitz über. Zellnitz (wendisch Seunze) hat eine Pfarr—
kirche zu St. Margareth; hier wäre die Mittagsstation zu
halten. Von Maria-Rast hieher 2 Stunden. Von hier dann
hinauf nach Heiligen-Geist, einer weit sichtbaren Kirche
auf namhafter Höhe. Von der pittoresken Felsspitze nördlich
der Kirche eine überraschend prachtvolle Aussicht. Dann jen—
seits des Berges hinab nach Leutschach, Markt mit 70 Häufern
und gegen 300 Einwohnern. Pfarrkirche zu St. Nikolaus.
Hier findet man gutes Nachtlager. Der Weg von Zellnitz herüber
dürfte 3 Stunden in Anspruch nehmen. — (Wer von hier die
Reise nicht weiter fortsetzen will, kann über Schloß Langenwald
am nächsten Tage Mittags wieder in Marb urg sein, 2u,
Meile). Wir aber setzen am nächsten Morgen die Wanderung
fort, zuerst nach Arnfels (wendisch Arnusch), Markt mit
80 Häusern und gegen 300 Einwohnern. Pfarrkirche zu
Unsrer lieben Frau. — Hier gefundene Römersteine sprechen
für die Annahme, hier habe das alte Arupium gestanden. Von
Leutschach hieher 1 Stunde. Von hier nach Eibiswald,
Markt, über 80 Häuser, gegen 600 Einwohner. Pfarrkirche
zur Jungfrau Maria. Eisenhammerwerk der Hauptgewerk⸗
schaft, andere Hammerwerke, Glasfabrik, Steinkohlenbau u. s. w.
Von Arnfels hieher wohl 3 Stunden. Von Eibiswald nach
Schwanberg 212/ Stunde. Ueber Schwanberg sehe man
oben S. 218. Von Schwanberg aus, ist über Landsberg
2 Stunden), von Landsberg nach Stainz (3 Stunden), von
Stainz entweder über Mooskirchen, oder über Ligist, Kro—
tendorf und Gaisfeld nach Voitsberg (6G Stunden) zu ge—
langen, und von Voitsberg aus die Verbindung mit allen früher
geschilderten Ausflügen der I., II. und III. Sektion herzustellen.
(Auch bemerke ich, daß der Weg von Marburg nach
Eibiswald in folgender Richtung gemacht werden kann:
Von Marburg gleich auf dem linken Drauufer nach Gems
(wendisch Kanitza) 4 Stunde; Gems ist ein ziemlich ansehn—
liches Dorf. Pfarre zu St. Martin. Von Gems über
St. Urban (hochgelegenes Kirchlein mit überraschend schöner
Aussicht, auf rebenbewachsenen Gebirge, dem Patron der
16*
244
Winzer St. Urban geweiht. Das Gebirge, auf dem das
Kirchlein steht, heißt das Posrukgebirge, An der Kirche
ist die Seehöhe 1890 (3130), sie erhebt sich also um 1068
(1780) über Marburg.) Heiligen Kreuz und Heiligen
Geist (siehe oben) nach Leutschach, und so weiter, wie
oben angezeigt. — Von Marburg bis Leutschach darf immer⸗
hin ein guter Tagemarsch gerechnet werden.
Die Ersteigung des Bachers wird auch von Marburg
aus oft angetreten. Ich gebe aber die Schilderung derselben
von Cilly aus, über Weitenstein, und zurück nach Marburg,
als Verbindung der spätern Ausflüge mit jenen von Mar—
lung Man sehe also darüber die Sektion 3: „Ausfluͤge von
i y.“
Ausflug nach Pettau. Burg Wurmberg.
In vieler Beziehung lohnend ist ein Ausflug von Mar⸗
burg nach Pettau. Die große Fahrstraße dahin zieht am
rechten (westlichen) Ufer der Drau dahin, über das Pettauer—
Feld, die größte Ebene des Landes, Z3u,. Meile lang, 3
Meilen breit“ Die Wanderung über die Ebene hat wenig
Reiz, man wird daher gut thun, den Weg zu Wagen zurück—
zulegen, was in 2 starken Stunden geschehen kann. (Ent—
fernüng von Marburg 3 Meilen, 12/ Post.) Angenehmer ist
der Weg auf dem linken (ostlichen) Ufer der Drau; dort zieht
eine schoͤne Hügelkette hinab, auf welcher die Burg Wurm-
berg thront, welche jedenfalls des Besuches werth ist. Sie
liegt ungefähr auf halbem Wege von Marburg nach Pettau
(im Ganzen 4 Stunden), also etwa 2 Stunden von Mar—⸗
durg entfernt. Die Burg erhebt sich auf weit sichtbarer Höhe
und' war schon im 13ten Jahrhundert als Eigenthum mächti—
ger Dynasten eine der bedeutendsten Vesten des Landes. Jetzt
gehoͤrt sie den Grafen von Attems. Von Ottokar, dem Böh⸗
merkönig 1269 zerstört, ward sie unter den Habsburgern
wieder erbaut, und gehört noch jetzt, obschon sie auch von
den Tuͤrken hart mitgenommen würde, zu den schoͤnsten Bur⸗
gen Steyermarks. Der jetzige Bau besteht aus aͤltern und
245
neueren Theilen. Zum Theil noch starke Befestigungen.
Schloßhoͤfe mit Arkaden. Tiefer Ziehbrunnen. Maͤchtiger
Wartthurm. Sage von einem unterirdischen Gange, der
von hier bis Kranichfeld geführt. Herrliche Aussicht aus den
Fenstern des Wohngebäudes an dem zweiten Hofe. — Eine
geschichtliche interessante Erinnerung ist jene an die steyer—
maͤrksche Agnes Bernauer, die schöne Veronika von Dessenitz,
Gattin des Grafen Friedrich von Cilly, und deshalb der Gegenstauüd
des Hasses und der Verfolgung seiner mächtigen Verwandten.
Hier in Wurmberg, wo sie sich verborgen hielt, ward sie er—
griffen, nach Osterwitz gefangen gesetzt und dort ermordet
(1428). Etwas unterhalb der Burg steht die Wallfahrtskirche
Maria am Wurmberge. — Nach Besichtigung der Veste wan—⸗
dert man dann in 2 Stunden vollends hinab nach Pettau.
Die Stadt liegt am linken Ufer der Drau, hat über 200
Häuser und mehr als drittehalb Tausend Einwohner (Pettau,
wendisch Ptuja, die Fremde). Im Mittelalter muß die Stadt
sehr bevölkert gewesen sein, denn die Chroniken erzählen, daß
—AV
ermordet wurden. Uebrigens ist Pettau die älteste Stadt des
Landes. Wir stehen hier auf klassischem Boden. Die Stadt
war schon bei den Urbewohnern bedeutend, als die Römer in
Norikum eindrangen. — Petovium ward auch später eine der
wichtigsten Colonien der Römer. Die XIII. Legion hatte
hier ihr Standquartier, prächtige Tempel (Serapis-, Isis—
und Jupiterstempel) schmückten die Stadt, herrliche Straßen
liefen von hier aus. Hier riefen die römischen Legionen Ves—
pasian zum Kaiser aus, und Petoviums Glanz erlosch nur
mit dem Römerreiche selbst in den Stürmen der Völkerwan—
derung. Visigothen begannen, Attila vollendete den Unter—
gang der Colonie. Alles sank in Nacht der Veroͤdung, doch
der Boden barg treulich die Uebereeste jener großen Zeit, und
Sarkophage, Altäre, Säulen und Denksteine werden hier
zahlreich zu Tage gefördert, bezeugend, daß der Wanderer
hier geheiligten Boden betrat. — Fast jedes Haus hier ent—
haͤlt Römersteine. Eine Unzahl derselben wurde in das Jo—
anneum entsendet. Zahlreiche Sarkophage wurden aufgefun—
246
den, aber meistens durch den Vandalismus der Finder wie—⸗
der zerstört. Auf dem Platze vor der Pfarrkirche steht impo—
sant ein 6 Fuß hoher Römeraltar, am Obertheile ein Bas—
relief (Orpheus). Er hatte seit undenklicher Zeit die Be—
stimmung des Prangers erhalten! — Die jetzige Stadt ist,
wie gesagt, nicht groß. Sehenswerth ist die schoͤne Pfarr⸗
kirche zu St. Georg, ein stattlicher altdeutscher Bau. (Der
rückwärtige Theil 13142, der vordere mit dem Presbyterium
zwischen 14120 — 1440 erbaut.) Ausgezeichnete Holzschnitzarbeit
an den Sitzreihen des Presbyteriums (vom Jahre, 1446).
Altarblatt von Schiffer. (Die Enthauptung St. Georgs,
von kolossaler Größe.) Auch mehrere Fresken von Schiffer.
Herrliche Taufkapelle mit Doppelaltar und Schnitzwerk. —
Interessante Grabsteine des Mittelalters. Auch an der Außen⸗
seite der Kirche beachtenswerthe mittelalterliche Skulpturen,
und auch Römersteine. — Wendische Pfarre zu St. Peter
und Paul in der Kirche des alten, im Jahre 1230 von Erz⸗
bischof Eberhard von Salzburg begründeten Dominikaner—
klosters. Minoritenkloster und Kirche, 1329 durch Friedrich
von Pettau begründet. Einige Minoriten waren schon früher
hier, und hatten durch milde Gaben ein Kirchlein erbaut
(1286), welches jetzt das Presbyterium der Kirche bildet.
Hier im Kloster ist eine Weinpresse, bei welcher als Ge⸗
wichte die Trümmer eines römischen Sarkophages verwendet
wurden. Das hiesige Kapuzinerkloster ward 1613 vom Für—
sten Johann Ulrich von Eggenberg gestiftet. Hier in Pettau
befindet sich eins der großen Invalidenhäuser der Monarchie.
An der Stadt erhebt sich das Schloß Ober-Pettau. Ver⸗
muthlich stand schon zur Römerzeit hier ein Castell, denn man
hat auch hier Roͤmersteine und Sarkophage gefunden (1816 —
18174820). Im Mittelalter erstand auf den Trümmern
des Roͤmer-Castells die Veste Ober-Pettau, im 11ten Jahr⸗
hundert schon Sitz des mächtigen Geschlechtes der Pettauer,
welche das Erbmarschallamt in Steyer bekleideten. Das Ge⸗
schlecht starb mit Friedrich von Pettau im Jahre 1431 aus.
Er ruht in der Dominikanerkirche. Gegenwärtig ist der
Fürst von Dietrichstein Besitzer der Burg und Herrschaft
247
Ober-Pettau. Die Burg ist ansehnlich und hat starke Walle.
Die Aussicht von dem Walle zwischen dem ersten und zweiten
Thor ist großartig. Bogengaͤnge umgeben den weitlaͤufigen
Hof. Auch an den Thürmen und Waͤllen des Schlosses an⸗
tike Steine. Ein antikes Löwenbild liegt links am Eingangs⸗
thurm. Unter den im Schlosse aufbewahrten Antiken ist auch
eine wohlerhaltene Sella curulis. Im Speisesaale sehens⸗
werthe Gemälde (Jagdstücke und Stillleben). Schönes altes
Schnitzwerk an den Schränken. — Auf dem Pettauer-Felde
findet man auch, wie bei Leibnitz, zahlreiche Hügel, welche
man theils für Gräber der Urbewohner, theils für ein römi—
sches Coemeterium hält. Daß ein Theil der Roͤmerstadt anch
auf dem rechten Drauufer gelegen, ist wohl gewiß.
Ich bemerke noch, daß man von Pettau, wenn man
nicht wieder nach Marburg zurückkehren will, direct an die
Eisenbahnstation Pragerhof (die zweite Station abwärts von
Marburg nach Cilly) gelangenkann. Man legt diesen Weg zu Fuße
längstens in 3 Stunden zurück. Auch findet man in Pettau stels
Fahrgelegenheit. Auf dem Stationsplatze Pragerhof hält zur
Sommerszeit auch der Herr Postmeister von Windisch-Feistritz
Omnibus und Kaleschen zur Fahrt nach Pettau bereit. Im
Omnibus zahlt die Person bis Pettau 30 kr. C.⸗M.
Die nächste Gelegenheit zu interessanten Excursionen
bietet sich uns nun, in Fortsetzung der Eisenbahnfahrt, von
dem Stationsplatze Pöltschach aüus. — Vor aͤllen ist hier
zu erwähnen der:
Ausflug nach Rohitsch. — (Sauerbrunn.)
Die Straße, welche von Poöltschach über den Gaber—
nigg nach Rohitsch führt, war bis auf die neueste Zeit von
der schlechtesten Beschaffenheit. Durch Anregung des verdienst-
vollen Herrn Inspectors zu Rohitsch, k. k. Rath Dr. Sock,
wurde endlich Hand angelegt, diese Straße zu verbessern. Im
Jahre 1847, war der Bau vollendet, und dieser kleine Stra—
ßenzug gehört jetzt zu den trefflichsten des Landes. Man
legt jetzt auf dieser schoͤnen Kunststraße den Weg von Poͤlt—
schach nach Sauerbrunn zu Wagen bequem und sicher in
248
122 Stunden zuruͤck. Die Munificenz der Hrn. Staͤnde,
und besonders des damaligen Herrn Obersten Kanzlers, Gra—
fen Inzeghy, hat die Ausführung moͤglich gemacht, und es ist
nicht mehr als billig, daß man der Straße den Namen „In—
zoghy⸗Straße“ zu geben beantragte. Auf dem Einsattlungs⸗
punkte des Berges, wo sich auch eine sehr schöne Aussicht
oͤffnet, verewigt eine Schrifttafel die Erinnerung an die Ver—
dienste des wuͤrdigen Grafen.
Das Entstehen der hiesigen Cur- und Bade⸗Anstalt ge⸗
hört der neueren Zeit an. Zwar haben hier gefundene Rö—
mersteine es außer Iweifel gesetzt, daß hier 'eine römische
Station bestanden habe, sei es nun die Mansio Ragondone
oder die Mutatio Pultovia gewesen; daß ferner die Romer
hier schon die Ruinen eines Mithrastempels vorfanden, den
sie wieder herstellten, daß ihnen der Donatiberg als Mon
Claudii bekannt war, daß hier die Roömerstraße von Celeja
(Cilly) nach Petovium (Pettau) vorüber führte. Nirgeüd
aber findet sich eine Spur, daß die Römer die Heilquellen
von Rohitsch benutzt hätten! Auch im Mittelalter scheint eine
solche Benutzung nicht Slatt gefunden zu haben. Erst im
17ten Jahrhundert geschah die eigentliche Entdeckung der Heil—
quelle, und zwar durch den Enkel des Helden von Szigeth,
durch den gleichfalls als tapfern Krieger so wie auch als
Dichter berühmt gewordenen Grafen Riklas Zriny, welcher
um das Jahr 1640 auf einer Jagd hier im Walde ruhend,
die Quelle entdeckte, und durch ihren Genuß so erfrischt war,
daß er sich zu fortgesetztem Gebrauch derselben entschloß, und
sich dadurch von schweren Milz⸗ nuad Leberleiden hergestellt
fand, an denen er lange gelitten hatte. Schnell verbreitete
sich nun der Ruf von der Heilkraft dieser Quelle, und der be—
rühmte Leibarzt der Kaiserin Eleonore, Dr Paul von Sor—⸗
bait (der sich auch als Hep in der Vertheidigung Wiens
gegen die Türken 1683 bewährte, wo er Anführer der Wie—
ner Studenten gewesen), machte zuerst viele glückliche Curen
mit diesem Waffer. Ei hat das Verdienst, den Rohitscher⸗
Sauerbrunnen zuerst der medicinischen Welt bekannt gemacht
zu haben, indem er die zahlreichen, von ihm dami bewirkten
249
Heilungen in seiner Praxis medica veroͤffentlichte. Im Jahre
1683 gab der Physicus zu Marburg, Dr. Griendl zuerst
ein eigenes Werk über den Sauerbrunnen heraus, benannt
Roitschocrene. Indessen blieb die Benutzung des Brunnens
nur der Versendung vorbehalten, welche ziemlich zahlreich statt⸗
fand. Im Jahre 1724 erhielten die Apotheker in Wien von
Kaiser Carl VI. das Privilegium privativum zur Einfuhr,
Verlegung und den Verkauf des Rohitscher Saͤuerbrunnens
für Wien und Oesterreich und behielten es dis zum Jahre
1782, wo Kaiser Joseph I. das Collegium Pharmaceuticum
Viennense aufhob, und den Apothekern auch das erwähnte
Privilegium entzog. Seit jener Zeit kam die Quelle in Ab—
nahme. Der Betrieb der Füllung und Verschleißung, freige⸗
geben, war in die Hände der anwohnenden Bauern gelangt.
Jeder derselben errichtete eine Füllhütte und ein Gasthaus für
die den Verschleiß besorgenden Fuhrleute. Auch unterhielten
sie eine kleine Bade-Anstalt, aber alles so nachlässig und un—
geschickt, unter stetem Hader und Streit über das Füllungs⸗
xecht, so daß der gaͤnzliche Untergang der Anstalt zu besorgen
stand. Da regten die mannichfachen Klagen über diese Uebel—
stände die Aufmerksamkeit der Stände an. Sie ließen im
Jahre 1801 die Hauptquelle durch den Gratzer Apotheker Herrn
Joseph Sueß analyfiren, und schritten um die ausschließliche
Befugniß zu Benutzung der Quellen, zu Füllung und Versen⸗
dung der Flaschen ein, und erhielten dieselbe durch Allerhöchste
Verordnung im Jahre 1803. Die Stände erkauften sofort
alle umgebenden Bauernbesitzungen, und begründeten auf diese
Weise durch Errichtung mehreker Bade-⸗ und Wohngebäude,
und durch Anstellung eines eigenen Inspektors und Brunnen—
arztes, zu welchem 1804 Hero Dr. Johann N. Frölich er⸗
nannt ward, dessen Verdienste in dieser Anstellung, welche er
bis 1836 bekleidete, unvergeßlich sind, die jetzige, so blühende
Cur⸗ und Bade-Anstalt. Von Jahr zu Jahr wurden nun
Verbesserungen, Erweiterungen und Verschoͤnerungen des Eta—
blissements vorgenommen, (welche noch stets im Fortschreiten
sind) und somit steht die Curanstalt jetzt unter ihren eurvpäi—
schen Schwestern mit rühmlicher Auszeichnung vor uns. Der
230
Rohitscher⸗Säuerling selbst hat seine Stellung im ersten Range
der Mineralwässer feiner Gattung errungen.
Wir geben nun einige Audeutungen zuerst über die
Quellen selbst, dann uͤber den gegenwäartigen Bestand des Eta—
blissements.
Die Hauptquelle, der eigentliche Rohitscher-⸗Sauerbrunnen,
ist der segenannte Tempelbrunnen,“ E zaͤhlt zu den al—
kalisch-erdigen Säuerlingen, mit einem leisen Anflug von Eisen.
Es giebt wenig Säuerlinge mit solchem Reichthume an freier,
und gebundener Kohlensäure, und keiner bietet diese Menge
von kohlensaurer Kalk- und Bittererde, welche, mit dem be—
deutenden Antheil von schwefelfaurem Natron, diesen Brunnen
als eine ganz eigenthümliche Mischung darsteilen. Die hiesi⸗
gen zahlreichen Säuerlinge sind in neuester Zeit den sorgfäl⸗
tigsten, genauesten Analysen unterzogen worden. Die Tem—
peratur der Hauptquelle ist oR. Die Ergiebigkeit der Quelle
wechselt nach Tages- und Jabreszeit. Sie is im Frühling
reicher als im Sommer, in den Stuͤnden vor Sonnenaufgang
reicher, als in jenen nach Sonnenaufgang. — Als Mitig
der Ergiebigkeit rechnet man 10 Maaß pro Minute (also in
24 Stunden 360 Wr. Eimer, d. . 14,400 Maaß). — Die
Quelle ist in einem Brunnenkranze von schwarzem illyrischen
Marmor gesaßt, und mit einem Ueberbau in sebr edser Tem—
pelform, mit jonischen Saͤulen versehen. Die Erbauung ge⸗
schah im Jahre 1819 nach den Plaͤnen des Triestiner Bau⸗
meisters Herrn Pertsch. Dieses ist der eigentliche Trinkbrun—
nen und er liefert auch das Wasser zur Versendung. Außer⸗
dem sind im Bereiche der Curanstalt selbst noch vier andere
Quellen benutzt, nämlich: der Ferdinandsbrunnen (wel⸗
cher diesen Naͤmen zur Verewigung der Verdienste des frühern
Landeshauptmanus Grafen Ferdinand von Attems erhielt), un⸗
ferne der Hauptquelle mi einem Brunnenkranz aus Rohit⸗
schem Schleifstein gefaßt, sehr wasserreich, bisher bloß zur
Dotation des Badehauses bestimmt; dann der Gotthard's⸗
brunnen) so genannt zu Ehren des verewigten Herrn Ge—
heimen Rathes uͤnd Abtes von Admont, Gotthard Kuglmayr.
dem eifrigen Mitbegruͤnder des Curortes). Sie ist in einen
281
Kranz gefaßt, den die Wiener Apotheker im Jahre 1732 zur
Hauptquelle spendeten. Er kommt an Kraft der Hanptquelle
am nächsten, und ist besonders reich an kohlensaurem Natron.
Temperatur 80 R. Wie der Ferdinandsbrunnen wird auch
dieser fast ausschließlich nur für Bäder verwendet. — Weiter
oͤstlich, in dunklem Walde, am Fuße des Janina, sprudelt der
Waldbrunnen zu Tage. Er ist mit einem Wasserbehälter
aus Sandstein gefaßt, und mit einem Grottengewölbe über—
baut. Temperatur 80 R. Als schwache eisenhaltige Sauer—
quelle nur zum Bade verwendet. Endlich am Platze des
—Q
Saͤuerling, welcher nur bei großem Bedarf an Baͤdern, und
daher entstehendem Wassermangel zu diesem Zwecke verwendet
wird. — Die hier genannten Quellen bilden den Heilschatz
der Anstalt. Aber auch die Umgegend ist reich an theils
mehr, theils weniger heilkräftigen Säuerlingen, wie z. B. die
Sauerquelle bei Tschatschendorf, ziemlich schwach, ungefaßt
und nur von anwohnenden Bauern benutzt, die 4 Sauer⸗
brunnen zu Kostreinitz, Herrn Ignaz Nowak gehörig, von
welchen besonders der Ignazbrunen schon solche Verbrei—
tung gewann, daß Herr Nowak jährlich über 100,000 Fla⸗
schen versendet. Die 2 Sauerquellen zu Gabrowetz, auf der
Wiese Aupa, und am Gabernigg neben der alten Straße,
alle 4 Eigenthum der Stände, aber bisher unbenutzt. End—
lich ein Säuerling nächst Gabernigg, jetzt dem Fürsten Alfred
von Windischgrätz gehörig, bei welchem auch eine Füllanstalt
eingerichtet ist, und jährlich gegen 100,000 Flaschen versendet
werden.
Wir kehren nach der Curanstalt zurück; es ist bekannt,
daß die Versendung des Wassers nach allen Weltgegenden sehr
stark ist. Sie ist in den letzten Jahren auf mehr als 600, 000
Flaschen jaͤhrlich gestiegen. “Sogar in den Orient und nach
Amerika wird dieser Säuerling entsendet. In Italien ist er
unter dem Namen Acqua di Cilly bekannt. Die Versendung
geschieht in eigenen, 1,3 Maaß haltenden Glasflaschen, ver—
korkt, mit einer Verpichmasse versiegelt, und mit Stanniol—
kapseln versehen. — Diesen ist das steyrische Wappen, mit der
252
Umschrift St. Ständ. Sauerbrunnen bei Rohitsch, eingepreßt.
Mit der Trinkkur ist hier auch die Badekus verbunden.
Durch die Erhitzung mit glühenden Eifenkolben wird die to⸗
nisch belebende Kraft diefer Bäder bedeutend erhöht. Auch
werden Bäder mit Zusätzen von Schwefelleber, Kräutern ꝛc.
bereitet, so wie der verewigte Dr. Froͤlich auch Schlammbäder
mit gutem Erfolge anwendete. Tropfbäder sind ebenfalls in
Anwendung. Die hiesigen Quellen' haben ihre Heilkraft ge—
gen Krankheiten der Genitalienspaͤhre mit dem Character der
Atonie, insbesondere gegen Neigung zu passiven Metror—
rhagien, oder zu Fehl- und Frühgeburten, gegen Schwäche⸗
zustand nach überstandenem Typhus, gegen Verdauungsschwäche,
Skorbut, Bleichfucht, Gelbsucht, Schwarzsucht, gegen skro⸗
phulöse und Milzleiden, chronische Gicht u. s. w. bewaͤhrt.
Contraindicationen des hiesigen Kurgebrauchs sind: Allgemeine
Vollblütigkeit, die meisten organischen Herzkrankheiten, und
jene der großen Gefaͤße, krebsartige Entartungen, u. s. w.—
Für Unterkunft und Bewirthung der Badegäste ist entsprechend
gesorgt. Die Aufsicht und Leitung des Etablissements unter—
steht dem hiesigen Rentamte, welches aus dem Inspector und
Brunnenarzte, gegenwärtig (seit 1836) der Herrskaf. Rath
Dr. Joseph Soͤck, dem Controleur, und Rentschreiber
besteht, und welchem das nöthige Dienstpersonal untergeordnet
ist. Jeder Gast, der länger als3 Tage hier weilt, hat die
Kurtare von 2fl. C.-M zu entrichten. Die Frequenz ist
bedeutend. Es finden sich in der Regel alljährlich über dritte—
halb Tausend Curgäste ein. Im Jahre 1836 zaͤhlte man
deren 2627. Als ich, zum Behufe der Verfassung dieses
Buches, im Herbste 1881die Reise auf der Bahn von Wien
bis Triest machte, um durch Autopsie meine Daten über den
gegenwärtigen Zustand der geschilderten Gegenden zu ergän⸗
zen, war die Liste der heurigen Badegäste in Rohitsch noch
nicht geschlossen, doch war sie, trotz des so höͤchst ungünstigen
Sommiers, wieder sehr zahlreich. Zur Aufnahme der Gaͤste
finden sich in 13 Wohngebäuden über 300 Zimmer. In den
zwei Traiteurien kann man Table d'höte speisen (zu 38 und
zu 45 kr. C.⸗M., und zwar bei der ersten eine Stunde frü—
283
—
Karte oder auf dem Zimmer speisen. Die Bedienung im
Kaffeehause ist gut, aber der auf dem Zimmer servirt wer—⸗
dende Kaffee ist besser. Das Thal ist ziemlich arn an Süß—
wasser. Diesem Mangel ist abgeholfen durch zwei in Guß⸗
eisenroͤhren laufende Wasserleitungen, deren erste 1819, die
andere 1834 angelegt wurde. Es befindet sich hier eine gut
dotirte Apotheke. Im Rohitscher Badeleben herrscht viele
Regsamkeit und heiterer Ton. Im Naffeehause liegt eine
namhafte Anzahl von Journalen auf. Im Conversations-
saale finden wöchentlich Reunionen, und in dem wahrhaft
prachtvollen Ferdinands-Saale staͤndische Baͤlle statt. Eine
wohlbesetzte Musikkapelle spielt des Morgens vor dem Brun—
nentempel und Abends vor der Terrasse des Ferdinandssaales.
Sowohl die nächste als die fernere Umgebung des Curortes
bietet Gelegenheit zu mannichfachen interessanten Spazier—
gängen und Ausflügen, welche uuten näher bezeichnet wer—
* Die eigentliche Bade-Saison ist vom Mai bis in den
August.
gu gehe nun zur Anzeige der Bestandtheile der Colonie
über. — Man könnte dieselbe in Alt- und Neu⸗Rohitsch thei⸗
len. Die ältern Gebände stehen rings um den bereits oben
geschilderten Tempelbrunnen, welcher sich in Mitte eines
geräumigen, mit Baumgruppen und Blumenpartien geschmück—
ten Platzes erhebt. Der Raum vom Tempelbrunnen bis zu
dem gegenüber liegenden Conversationssalon dient zur Wan—
delbahn. Der Conversationssalon ward 1813 erbaut, nach⸗
dem bereits früher (1810) das alte Badehaus erstanden war.
Mehrere Wohngebäude erhoben sich in den Jahren 1814
1819 1822. Die Kapelle ward 1820 vollendet. Sie ist
ausgezeichnet schön. Die architectonische Malerei von Glei—
chenberger. Das Altarblatt, die heilige Familie, ist das
schoͤnste Gemaͤlde Weißkirchers unter den mir bekannten
Werken dieses wackern steyermärk'schen Künstlers. Es ist ein
Geschenk des verewigten Herrn Landeshauptmanns Grafen
Ferdinand Attems. Rückwaͤrts des alten Conversationssalons
beginnt das eigentliche Neu-Rohitsch, eine Reihe von ausge⸗
241
zeichnet stattlichen Gebaͤuden. Dort steht der wirklich prachtvolle
neue Cursalon, 1847 eröffnet, und bei dem Besuche Sr.
Majestät des Kaisers Ferdinand in diesem Jahre mit der
Auszeichnung beehrt, Allerhöchst dessen Namen tragen zu
dürfen. Der Kaiser Ferdinands sa lon gehört ohne Zwei—
fel zu den ausgezeichnetsten Cursäaͤen Deutschlands. Das
Kaffeehaus ist geräumig und elegant. Das neue schöne
Badehaus mit 12 Badezimmern, in deren jedem zwei Bade⸗
waunen von Holz. Der Glühofen, zu Erwärmung des Bade⸗
wassers. In den beiden Etagen des Badehauses sind Woh—
nungen eingerichtet, was besonders für die schwächern Bade⸗
gäste sehr angenehm ist.
An dieses Haus reihen sich noch mehrere Gebäude
mit Wohnungen für Badegäste. Die große Traiteurie
ward 1833 erbaut. Außer ihrem Salon hat sie auch eine
Anzahl von Wohnzimmern. — Daß es hier an Stal—
lungen und Remisen nicht fehlt, versteht sich wohl von
selbst. Ich erwähnte bereits oben, daß sowohl die nächste,
als die entferntere Umgebung des Badeortes reich an interes—
santen Punkten zu Spaziergängen und Ausflügen sei. Ich
nenne darunter zuerst den Ferdinandshügel, nördlich des
Brunnentempels. Alleen von Ahorn, und Blumenpartien
schmücken ihn. Schoͤn gebahnte Parkpfade führen durch die
freundlichen Anlagen auf das schoͤne, mit Katalpen (Oatalpa
syringaefolia, Trompetenbaum) besetzte Plateau des Hügels,
wo sich das 1828 dem eigentlichen Gruͤnder des jehigen
Badeortes, dem verewigten Herrn Landeshauptmann, Grafen
Ferdinand von Attems, errichtete Denkmal, deffen Kolossal⸗
büste von Bronce, auf einem Monolithen von österreichischem
Granit erhebt. Die Büste ist von Kißling. Das Denkmal
ward von den Ständen gestiftet. — An der Ostseite des
Brunnentempels bieten die Waldesschatten des Janina⸗
berges, mit schoͤnen Parkpfaden durchschnitten, eine ange⸗
nehme Promenade. Jene Curgaͤste, welche den Donatiberg
nicht ersteigen können, finden' dafür einigen Ersatz auf der
Hoͤhe des Janina, von dessen höchsten Punkten, mit Eremi—
tagen geziert, sich eine überraschend schoͤne Fernsicht oͤffnet.
258
Ein schöner Aussichtspunkt ist auch das Plateau von Baͤrnek,
oberhalb des Pfarrortes zum Heiligenkreuz, neben der am
Berge gelegenen Dreifaltigkeitskirche. Bemerkenswerth der
uralte Thurm der Pfarrkirche, der Sage nach aus der Heiden—
zeit. Neberbant ward er im 13. Jahrhundert. In einer
Seitenkapelle ein schoͤnes Bild (der sterbende Heiland), von
dem vaterländischen Künstler Wachtl. Im Süden des Brun—
nentempels der Erzherzogswald, ein schöner Eichenhain,
in welchem im Jahre 1811Erzherzog Johann, umgeben von
den Curgästen, persönlich die Anlage des ersten Pfades be—
gann. Die schönen Höhen, nächst dem Ferdinandshügel, mit
Weingärten, Häuschen und dem rothen Kreuze geschmückt,
bieten angenehme Spaziergänge, mit sehr freundlichen Ueber—
blicken der Gegend. Der Parkhügel Jankomir (Johannis—
ruhe), zum Gedächtniß des biedern Dr. Johann Frölich, so
benannt. Schöne Fußpartien in geringer Entfernung sind:
Nach St. Florian am Boc (Wotsch), zum Louisenhofe,
in die hochgelegenen Weinberge von Rodein. Die bei—
den interessantesten Bergpartien sind: Die Ersteigung des
Boc (Wotsch) und des Donatiberges. Die erste“ wird
wohl 4 Stunden erheischen, doch ist der Weg sehr wenig be⸗
schwerlich. Wir wandern westlich des Curontes nach Kost⸗
reinitz 1 Stunde. Freundliche neuere Pfarrkirche zu St.
Leonhard. Sie ward erbaut, als der Pfarrhof der uralten
weiter in der Schlucht gelegenen Kirche, durch Hochwasser
zerstöͤrt wurde. Hier zieht sich nun das Thal von St.Leon—
hard und die Schlucht hinan, durch welche der Weg auf den
Boc führt. In der Schlucht, am Fuße des Gebirges, steht
noch die alte St. Leonhardskirche. Nun geht es durch Buchen⸗
wald die Vorhügel des Boc hinan, durch die Weinberge von
Drevenik, auf das Hochthalt St. Rikolai (wendisch Sveti
Miklaus na ravni). Auf dieser Wegstrecke kommt man auch
an wirren Trümmern alter Mauern voruͤber, welche die Sage
als Reste eines mächtigen Schlosses (Grach bezeichnet. Auf
der Hochebene steht das uralte Nikolaikirchlein und ein paat
Bauerhöfe. Es sprudelt hier eine der köstlichsten Quellen
zur Labung des Wanderers. Von St. Leonhard hier herauf
236
steigen wir wohl 2 Stunden. Nach einer starken Stunde,
zum Theil über rauhe Felsgehänge, steigen wir empor zum
Gipfel des Bocc. Der junge Nachwuchs der Ahorne und
Eschen beengt die Aussicht auf den Gipfel, doch erhebt sich
daraus eine aͤltere, halbverdorrte, sehr leicht ersteigbare Esche,
von welcher sich dann der lohnende Ausblick oͤffnet, besonders
gegen Süd und West sehr reich und lohnend. Der Boc
Wotsch) ist ein imposantes Berggebilde. Er stellt sich dem
Wanderer schon auf dem Stationsplatze Pöltschach in
mächtiger Gestalt dar. — Er erhebt sich Z096 (3160) über
das Meer, und ist also hoͤher als der Donatiberg, dessen
Aussicht aber jene des Bocbei weitem übertrifft.
Der Ausflug auf den Donatiberg ist die Krone aller
Freursionen vom Curorte aus. Der interessante Berg zeigt
sich in seiner Zuckerhutform in namhafter Ferne, oͤbschoͤn
seine Seehöhe nur 2793 (4660) beträgt. Man kann vom
Curorte bis an den Fuß des Berges fahren, was man für
alle Fälle thun sollte, um die voll⸗ Kraft zur Ersteigung des
Berges gesammelt zu halten. Man legt den Weg zu Wagen
bis an das Gasthaus am Fuße des Berges in 117, Stunde
zurück. Fußgänger werden 3 starke Slunden dahin wandern.
In dem eben erwähnten Gasthause findet man ziemlich gute
Unterkunft, und Führer und Träger zur Ersteiguͤng des Ver—
ges. Fußwanderer koͤnnten die Partie vom Curorte aus des
Nachmittags antreten und in dem Gasthause am Fuße des
Berges übernachten, dann vor Tagesanbruch an die Erstei—
nung schreiten, um mit derselben auch das imposante Schau—⸗
spiel des Sonnenaufganges zu genießen. Der Weg auf den
Berg ist wohl etwas beschwerlich, aber durchaus Hefahrlos.
Man koͤnnte ihn sogar zu Pferde zurücklegen. Die Ersteigung
wird wohl 3 Stunden in Anspruch nehinen. — Der Weg
geht vorerst durch das Dörfchen am Fuße des Berges, wo
das alte Pfarrkirchlein zu St. Georg ein freundliches Bild
gewährt. Der Anblick des Berges selbst mit wechfelnden
Felswänden und waldigem Haupt ist von hier besonders
malerisch. Auf diesem Boden ward auch ein romischer Sar.
kophag und eine Goldmuͤnze des Kaisers Trajan gefunden⸗
237
Durch Rebland und Obstbaumgruppen schlangelt sich nun der
Steig hinan bis etwa zu einem Drittel der Hoͤhe des Berges,
wo in einer Seehöhe von 2180 die St. Don atuskirche
uns begrüßt. Sie ward um das Jahr 1730 erbaut, nachdem
die früher auf dem Gipfel gestandene Kirche durch den Blitz
entzündet, dann hergestellt“ und neuerdings durch einen
Wetterschlag in Asche gelegt wurde, wobei 40 Personen er⸗
schlagen worden. Maͤn Lrwählte zum Neubau die jetzige
Stelle, weil dort die vom brennenden Thurm der alten Kirche
herabgestürzte Glocke, als sie den Berg abwärts rollte, hier
liegen blieb. — Von hier geht es erst in mäßiger Steile
über Gerölle und Steinblöcke, an einer koͤstlichen Quelle vor⸗
über an den östlichen Bergrand, dann steil aufwärts in einen
schönen Buchenwald, wo gewöhnlich die Fuͤhrer Rast halten.
So erreicht man endlich, zuerst gegen West wandernd, dann an
der bewaldeten Südostseite des Verges ansteigend, den Gipfel,
und zwar die Mittelkuppe desselben, welde die höchste ist.
(Der Gipfel hat 3 Kuppen). Hier stand schon als die Roͤmer
eindrangen, die Ruine eines alten Mithrastampels. Die Roͤ—
mer erneuerten ihn und auf den Truͤmmern dieses spaͤtern
Tempels ward dann im Mittelaltet das Donatikirchlein er⸗
baut, welches, wie eben erwähnt, der Blitz verzehrte. Die
Aussicht von diesem Gipfel gehoͤrt, ungeachtet seiner geringen
Höhe, zu den umfassendsten des Landes. Das Panorama ist
von einer ergreifenden Großartigkeit. Fernere Ausflüge sind
anzutreten:
Nach dem Markte Rohitsch, wendisch: Terk Regatschke
Stunde). Dieser Markt zählt über 100 Häuser mit etwa
600 Einwohnern. Haupt⸗ nuͤd Dekanatspfarre. Der Markt
liegt nur wenige hundert Schritte von der kroatischen Gränze
entfernt. Die Lage ist malerisch, besonders durch die schoͤne
Burgruine Ober-Rohitsch und das gegenüberliegende
Schloß Stermoll. Auch hier haben Römer gehauset. Das
Joanneum besitzt einen sehr fchoͤnen, hier gefundenen Denk⸗
stein mit einem Basrelief. Im Mitielalter herrschten hier die
reichen Rohatzer von Rohitsch. Die Pfarrkirche unter den
Ruinen von Ober-NRohitsch ist uralt, ward abet vielfach um—⸗
417
238
baut, und ihre jetzige Gestalt datirt erst von 1742. Gegen—
waͤrtiger Besitzer der Herrschaften Ober-Rohitsch und Ster—
moll ist Se. Durchlaucht der Herr Fürst von Windisch—
grätz. — Vom Markte Rohitsch pflegt man den Aus—
flug noch bis zu dem Oertchen Log, im Logwalde auszudeh⸗
nen, um die Manipulation in der dortigen Glasfabrik, und
die Schleifsteinfabrik zu besichtigen. Der Logwald ist etwa
ein Stündchen von Rohitsch entfernt. — Eben so weit ist es
von Rohitsch nach der bereits auf kroatischem Boden gelege—
nen Burg Kis-Tabor. Das Flüßchen Sotla bildet die
Gränze. Die hoch gelegene, bethuͤrmte Veste giebt ein schö—
nes Bild. Nach dem Tode des letzten Besitzers, des beruͤhm—
ten Pomologen Baron Moskan, ging sie an die Freiherren
von Kavanagh über. Noch befindet sich ein schönes, über—
reiches von Baron Moskan gesammeltes Herbarium, besonders
interessant in Beziehung auf die steyermärksche Flora, daselbst.
Den Rückweg nach dem Kurorte könnte man von hier über
Wolfsbühel und Heiligen-Krenuz machen.
Nach St. Marein und Erlachstein. Dieser Aus—
flug, in vieler Beziehung sehr lohnend, wird auf der guten
Straße zurückgelegt, welche Rohitsch mit Cilly verbindet.
Der Fußwanderer legt den Weg vom Kurorte bis St. Ma—
rein wohl kaum in 3/2 Stunden zurück. Die Fahrt dahin
ist sehr angenehm, und nimmt kaum 14/ Stunde in Anspruch.
St. Marein ist ein Dorf mit etwa 30 Häusern und 130
Einwohnern. Schon im 12ten Jahrhundert stand hier eine
Marienkapelle, welche jetzt noch den Theil der Kirche hinter
dem Hochaltare bildet. Der übrige größere Theil der Kirche
ist Zubau aus verschiedenen Epochen nͤeuerer Zeit. Die Kirche
ist auch ein Wallfahrtsort und der zahlreiche Zudrang an be⸗
stimmten sogenannten Frauentagen, so wie die starke hie⸗
her eingepfarrte Sprengel-Bevölkerung ließen schon lange eine
abermalige Vergroͤßerung der Kirche wünschen. Altarblatt;
die Himmelfahrt der Jungfrau von einem Grätzer Maler, in
neuer Zeit restaurirt von der Meisterhand Wachtl's. Die
Fresken der Kirche gehören in maucher Beziehung zu den be—
merkenswerthen Arbeiten dieser Gattung. — Außerhalb der
259
Kirche, an der Ostseite, zwei alte Kapellen, mit steinernen
Beichtstühlen, die eine mit der Bildfaͤule des Heilands am
Kreuze, die andere mit der des Erzengels Michael geschmückt.
Der Glockenthurm ward in der gegenwaͤrtigen Gestalt 1804
hergestellt. Der Pfarrhof ist 17947 erbant. Er ist das
schönste Gebäude des Dorfes. Es ist hier ein recht nettes
Gasthaus, an welchem man gewöhnlich auf der Fahrt von
Sauerbrunn nach Cilly anhält, weil hier so ziemlich die
Mittelstation des Weges ist. Bemerkenswerth ist auch der
freundliche, recht lieblich von Thränenweiden beschattete, 1821
errichtete Brunnen. Der Kirche gegenüber beginnt der ge—
pflasterte Weg auf den Calvarienberg, und zu der, auf dem
Gipfel des Berges thronenden Rochuskapelle. Die Sta—
tionsgebäude sind sämmtlich von Stein, mit recht wackern Fres⸗
ken, und im Innern mit meist sehr gut gearbeiteten Holzgebilden
der Passion geziert. Sie entstaͤnden zwischen 1748 1788.
Die Gruppe des Heilands am Kreuze zwischen den beiden
Schaͤchern ist die Meisterarbeit eines leider unbekannten Künst⸗
lers. Die Figuren sind aus Holz geschnitzt und bemalt. Der
Heiland ist ein wahrhaftes Meisterwer Zur Rechten führt eine
verschlossene Treppe, die sogenannte Scasa vaneta. Auf den
weißen Marmorstufen derselben sind die Kreuzpartikel und die
Reliquien der Heiligen unter blechernen Kapseln eingefügt,
daher sie von den frommen Pilgern nur kniend überschritten
wird. — Der Hauptaltar der Kupelle 1747 erbaut, hat ein
meisterhaftes Altarblatt, augenscheinlich von venetianischer
Schule, höchst wahrscheinlich von Pahna vecchio Wachtl
hat es in neuerer Zeit mit der loͤblichsten Rücksicht retouchirt.
Auch das Bild am Seitenaltar, die Kreuzerfindung, ist ein
tüchtiges Bild. Nur wenige Schritte noch und man hat den
Gipfel erreicht, welcher 1930 (11709 Seehöhe hat, also un—
gefähr 600 (360) uͤber den Thalboden erhaben ist. Trotz
dieser geringen Höhe bietet er eine entzückende Aussicht. Die
Rochuskirche ward zuerst ex voto der Bewohner von Marein
wegen der damals wüthenden Pestseuche 1643 als Holzkapelle
erbaut. Schon 1646 entstand daraus eine gemauerte Kapelle,
und endlich in den Jahren 1729 und 1738 erhielt sie durch
17*
260
Renovation die jetzige Gestalt. Mit Schnitzwerk reich ver—
zierter Hauptaltar. Am Seitenaltar links ein schönes Ma—
donnenbild. Oberhalb dem Eingange in die Sakristei ein
altes Votivbild, in Bezug auf die Pestseuche von 1643. —
Die Hügel im Süden und Norden von Marein tragen eben—
falls Kapellen: St. Barbara, St. Thomas und Si. Loren—
zen. Von St. Marein wandern wir hinüber nach Erlach—
stein (wendisch: jevski grad, Erlenschloß), kaum Stünd—
chen. Das Schloß ist uralt, aber jetzt im ganz neuen Style
umbaut, und stellt sich als ein schöner Herrnsitz auf sonnigem
Hügel dar. Gegenwärtiger Besitzer ist Herr Novak. Die
obere Etage ward in neuer Zeit als Schüttkasten verwendet.
Die Mitteletage enthält die Wohnzimmer, das Erdgeschoß
Beamtenwohnungen u. s. w. In der Halle des ersten Stock—
werks ein interessantes Frescogemälde, Scene aus dem Bauernu—
kriege, in welchem die fanatisirten wendischen Landleute für
ihr vermeintes „altes Recht“ (stara bravda) im Jahre
1516 sich erhoben. Die Schaar der Rebellen wuchs auf
80,000 Mann, sie verübten Gräuel aller Art, verwüsteten
Städte, zerstörten Schlösser, bis sie endlich von den kaiserli—
chen Truppen unter Siegmund von Dietrichstein und Georg
von Herberstein geschlagen und gezüchtigt wurden. Von hier
gus gelangen wir zu Wagen in 2 Stunden nach Cilly, zu
Fuße, in 4 Stunden, oder man geht auf der Straße bis zur
Eisenbahn, und fährt auf derselben bis Cilly, wodurch die Ver—
bindung mit allen Ausflügen der folgenden Sektionen herge⸗—
stellt is. Der Landweg von Sauerbrunn nach Cilly führt
unter der Eisenbahn durch, zwischen den Stationen Ponig!
und St. Georgen. Ein interessanter Ausflug nach Westen
ist jener von der Station Pöltschach nach Gonowitz und
zur alten Karthause Seitz. (Er ist auch von Sauerbrunn
aus anzutreten, da von dort die neue schöne Straße über den
Gabernigg in 12/. Stunde nach Pöltschach führt. (S. oben
S. 247.) Von Pöltschach kann man zu Wagen entweder
über Windisch-Feistritz nach Gonowiätz gelangen, oder
über Plankenstein. (Der letzte Weg der kuͤrzere, 2starke
Stunden, über Windisch-Feistritz 4Stunden.) In Win—
261
disch-Feistritz ist indessen nur wenig Sehenswerthes, ausge—
nommen ein paar ausgezeichnete Altaͤrblätter in der dortigen
Pfarrkirche. Das eine ist das schönste Bild des K remser⸗
Schmidt, welches ich kenne (die Verklärung des heiligen
Bartholomäus), ein Gescheuk des verewigten Landhauptmaͤns
Grafen Ferdinand Attems; das zweite am Seitemtae rechts
ein Heiliger Sebastian, zwar nur die Copie eines Originales,
welches ich im Palazzo Lampieéri in Bologna sah, aber eine
Meister-Copie. — An der Außenseite der“ Kirche einige an⸗
ziehende mittelalterliche Kunstwerke. Das gräflich Attemsche
Schloß, Burg-Feistritz, feit 1683 der Familie gehörig,
gewaͤhrt einen großartigen Anblick. Windisch-Feistriß,
wendisch: Wisterza-⸗Nusta, ist ein Städtchen von ᷣtwan46
Häusern mit etwas uͤber 1000 Einwohnern. Von hier nach
Gonowitz (auf der großen Poststraße von Graͤtz nach Triest),
15/3 Post. welche maͤn in3 Stunden fährt. Gonowitz,
wendisch Koinice, Markt mit mehr als 100 Häusern und
an 700 Einwohnern. Malerische Burg. Eigenthum Sr.
Durchlaucht des Fürsten von Windischgrätz. Hier wächst
einer der edelsten Rothweinc des Landes, der kräftige Gono—
witzer (auch Binarier genannt). Die Hügel, welche diese Re⸗
ben tragen, ziehen sih nördlich bis an die Vorgebirge des
Bachers hin. Südlich thront die Burgruine. Hinter derselben
dehnt sich ein Bergrücken (Gora) hin', über dessen Einsatt⸗
lung ein Steig in die einfame Schlucht senkt, wo wir dann
bald an der einstigen Karthause Seiz stehen. In dieser
Wildniß jagte einst im Jahre 1136 Markgraf Ottokar V. von
Steyer; verirrt, von seinem Gefolge getrennt, sank er von
Müdigkeit übermannt, in tiefen Schlaf, und im Traumgesicht
erschien ihm Johann der Täufer, den er hoch verehrte, und
bei seiner Fahrt nach Palästina zum Schutzpatron gewaͤhlt.
Johannes trug ein weites, weißes Gewand, und forderte ihn
auf, den Mönchen, welche ein solches Gewand trügen, hier ein
Kloster zu bauen. Der Markgraf wollte eben fragen, was
dies für Mönche waͤren und wie er das Kloster nenen sollte,
als ihn Hoͤrnerklang und Hundegebell weckte und als er er⸗
wachte, ein von den Jaͤgern verfolgter Hase in seinem Schooße
262
Schutz suchte und fand. Dies entschied die Benennung des
künftigen Klosters, es sollte Seiz heißen (wendisch heißt der
Hase Seiz). Die Mönche waren sauch bald erforscht, es wa⸗
ren die frommen Brüder der Chartreuse bei Grenoble in
Frankreich. Auf. Ansuchen des Markgrafen entsendete man
von dort einige Mitglieder des Ordens, welche im Jahre 1163
das neue Kloster, die erste Karthause in Deutfchland, bezogen.
Dem einsamen Waldthale, in welchem sie gelegen, gab der
fromme Gründer, der Vision gedenkend, den Namen des Jo—
hannesthales. Die Karthause bestand bis 1782, wo Kaiser
Joseph II. sie aufhob. Jetzt ist sie vollstaͤndig Ruine. Der
Anblick derselben, in der öden Stille des Thales, gewährt
einen ergreifenden Anblick. Mit wahrem Vandalismus gab
man dieses ehrwürdige Denkmal der Vorzeit der Zerstoͤrung
preis. So waren z. B. die Bewoͤhner von Gonowitz nach
dem Brande von 1786 angewiesen, die Bausteine von der
Karthause zu nehmen, und so ward denn nach Herzenslust
demolirt. Nur einige der neuern Zubauten sind noch bewohn⸗
bar. Kirche und Thurm sind dem Einsturz nahe. Am Pla⸗
fond verbleichende Fresken, Trümmer der Chorstühle der Brü—
der, zerbrochene Saäulen, geborstene Fenster, das alte Refecto⸗
rium, die Conventsküche, die Apotheke, alles ein wirres Chaos,
Haufen zerfallenen Gesteins. Der froͤmme Stifter, Markgraf
Ottokar V., seine edle Gattin Johanna und sein Sohn, der
letzte Traungauer, Ottokar VI, hatten ihre Ruhestätte hier
gefunden. Auch diese heilige Stätte war der Profanation
nicht entgangen. Kaiser Franz J. befahl endlich die Ueber—
tragung der sterblichen Reste dieser Fürsten aus dieser Stätte
der Zerstörung in das Stift Rein bei Grätz, wohin sie 1827
gebracht wurden. In einer Seitenkapelle in Seiz gaͤhnt noch
das aufgerissene Gruftgewoͤlbe. Diese mächtige, uͤberall von
üppig wucherndem Epheu umrankte Ruine, gewährt ein groß⸗
artiges, malerisches aber tiefernstes melancholisches Bild. In
neuester Zeit ist ihr indessen ein Schützer erstanden, welcher
wenigstens erhalten wird, was noch zu erhalten ist. Se.
Durchlaucht Fürst Windischgrätz hat diese ehrwürdige Stätte
Cilli- Laibach-Triest.
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unter seinen Schntz gestellt; der Dank aller Vaterlands—
freunde wird den edlen Fürsten dafür lohnen. —
Sowohl von Seiz als von Gonowitz kann man zu
Wagen in 2 Stunden nach Neuhaus (man sehe die Be—
schreibung dieses Bades in dem folgenden Abschnittj und von
dort in 2 Stunden, im Ganzen also in 4 Stunden, nach
Cilly gelangen, wo alle beliebigen Verbindungen mit den fru—
heren und den folgenden Ausfluͤgen hergestelli werden koͤnnen.
Der Weg von Poöltschach über Plankenstein, und
Heiligen Geist nach Gonowitz ist übrigens sowohl um die
Haͤlfte kürzer, als jener über Windisch— Feistritz, und auch
in pittoresker Beziehung lohnender, daher jedenfaͤlls vorzu⸗
ziehen. Die malerische Burgruine Plankenstein (wendisch
Sbello), die freundliche Lage des Ortes Heiligengeist, die
schoͤnen Wiesenplaͤne des Dränthales, und Seitzdorf werden
dem Auge mannigfachen Genuß gewähren.
Fünfte Sektion.
Von Cilly bis Faibach.
Geschichte und Schilderung dieser Bahnustrecke.
Der Bau an dieser Bahnstrecke begann im Sommer 1845,
und war ungeachtet der ungeheuren Schwierigkeiten, welche
sich der Traçe entgegenstellten und trotz der zahlreichen und
zroßartigen Bau-Objekte, welche zur Ausführung gebracht
werden mußten, in kaum Jahren, naͤmlich im Sommer 1849
264
vollendet. Sowohl durch den kühnen Entwurf, als durch die
einsichtsvolle Leitung der Ausführung hat der verdienstvolle
Herr Sektionsrath Ghega auch hier seine tiefen Kenntnisse
und seine Euergie bethätigt, so wie die Herren Ober-Inspek—
tions-Verweser Fillunger und Löhr sich namhafte Ver—
dienste bei der Schöpfung dieses großen Werkes erwarben.
Der Bau war von einer Triester Gesellschaft erstanden worden,
welche die Ausführung mit maächtigen Arbeitskräften förderte.
Schon im August 1848 beschäftigte Herr Pico, welcher den
Bau von Cilly bis Steinbrücke ausführte, mehr als 3000
italienische Arbeiter mit Felssprengungen u. dgl. Die Eröff—
nung der Bahustrecke von Cilly bis Laibach fand am 16.
September 1849 statt. Se. Majestät hatten beabsichtigt, die
Eroͤffnungsfahrt mit Allerhöchst Seiner Gegenwart zu verherr⸗
lichen, ward aber leider durch eine eingetretene Unpäßlichkeit
daran verhindert. Der Monarch geruhte sonach, als Aller⸗
hoͤchst Seinen Stellvertreter Se. kais. Hoheit den Herrn Erz—
herzog Albrecht zu delegiren. Diese Eroöffnungsfahrt war
sehr glänzend, ein wahrhaft freudiges Fest.
Man zaͤhlt auf dieser Bahnstrecke folgende Stationen:
Markt Tüffer.
Römerbad.
Steinbrücke.
Hrastnigg.
Trifail—
Sagor.
Sava.
Littai.
Kreßnitz.
Laase.
Salloch.
Laibach.
Die ganze Laänge dieser Bahnstrecke mißt 47,000 Klafter
(113/, Meilen). Nach den Stationen verhaͤlt sich die Distanz
folgendergestalt:
263
Von Cilly nach Markt Tüffer
„Römerbad.
Steinbrücke
Hrastnigg
Trifail
Sagor
Sava.
Littai
Kreßnitz
Laase
Salloch.
Laibach.
1
13
Meile.
Die Entfernung der Stationen von einander stellt sich so
Von Cilly nach Markt Tüffer 414 Meile.
Markt Tüffer, Römerbad
Römerbad, Steinbrück.
Steinbrücke Hrastnigg
Hrastnigg Trifail
Trifail Sagor
Sagor Sava.
Sava Littai
Littai Kreßnitz
Kreßnitz „Laase
Laase „Salloch
Salloch „Laibach
113. Meile.
Der Höhenunterschied der beiden Endpunkte der Bahn ist
nur 31 Klafter, um welche der Bahnhof von Laibach höher
liegt als jener von Cilly (Bahnhof in Cilly 1200, Bahnhof
in Laibach 1310. — Da aber, dem Laufe der San sich an—⸗
schließend, die Bahn von Cilly bis Steinbrücke sich um
200 senkt, so daß die Seehoͤhe des Steinbrücker Babnhofes
nur 1000 ist, dagegen von dort an bei jeder Station sich
erhebt, so hat die Bahn von Steinbrücke bis Laibach
266
eine Steigung von 31 Klafter, auf der Strecke von 34, 000
Klafter (8&i Meile) zu besiegen. Nach den Stationen ist
die Steigung folgendermaßen vertheilt:
Steinbrücke hat 1000 Seehöhe.
Hrastnigg 1040,
Trifail 1030
Sagor 1120
Sava 1160
Littain. 1230
Kreßnitz 1250
Laasen. 1330
Salloch 1380
Laibach 1310
Der Zug der Tracçe durch die Thäler längs der untern
San und der Save bot in der Ausführung allerdings
Schwierigkeiten, deren Bewältigung alle Mittel der Kunst,
alle Energie und das kräftigste Wollen der Staatsverwaltung
in Anspruch nahm. Aber das zu erreichende Resultat war
der Anstrengung würdig. In jeder andern Richtung hätten
die Terrainhindernisse sich bei den Uebergängen uüber die
Wasserscheiden auf eine Weise koncentrirt, daß sie einen, ohne
Vergleich kostspieligeren, fast unausführbar erscheinenden Bau be—
dingt hätten, und würden selbst in der Ausführung jenes Baues,
eine, der starken Neigungen halber ungleich schwieriger zu be—
treibende Bahnlinie dargeboten haben, wahrend jetzt die Profil⸗
Anlage nichts zu wünschen übrig läßt. Wesentlich wichtig
war hiebei noch überdieß die Fuhrung der Traçe über Stein?
brücke, dem Ausmündungspunkte der Straße nach Agram,
dem Hafen der Save-Schifffahrt für das aus Kroatien und
dem Banat anlangende Getreide. Auch die in Aussicht ge⸗
stellte Eisenbahn von Agram wird hieher ihren Zug neh⸗
men, und die Wichtigkeit dieses Punktes erhöhen.
Wir beginnen nun dem Reisenden das Detail der Bahn,
mit einer fluͤchtigen Schilderung der wichtigsten Bau-Objekte
derselben und der Gegend, welche man auf der Fahrt berührt,
darzustellen.
267
Der Anblick der Gegend, welche uns, wie wir aus dem
Bahnhofe in Cilly treten, begrüßt, ist herrlich. Malerisch zeigt
sich die Thalschlucht zwischen dem Schloßberge und dem
Nikolaiberge, den Vorderpfeilern des hohen Dost und
Vipota, hinter denen mächtige Kohlenlager einen reichen
Bodenschatz bieten. 11/3 Stunde südlich von Cilly in der
Pfarre Greiß (wendisch Grische) haben die Lager der ältern
Braunkohle 1 —20 Mächtigkeit. Seit längerer Zeit ward von
einigen Gewerken hier geringer Abbau betrieben. Einer um—
fassendern Benutzung geht das Werk jetzt entgegen, denn Herr
Mäesbach hat es im Jahre 18350 an sich gekauft, und setzte
dasselbe durch mächtige Vorbauten in bedeutenden Betrieb. —
Sogleich bei Beginn der Fahrt setzen wir nächst dem Bahn⸗
hofe, und dann gleich wieder an der Vorstadt Ran, vor dem
Fels, der die Ruine des Cillyer Grafenschlosses trägt, über
die San, auf schiefer Brücke mit Steinpfeilern und von Holz⸗
sprengwerk, 320 lang. (Die erste nächst dem Bahnhofe hät
5z30 Länge). Die Gegend ist heiter und freundlich. Hier
wurden beim Dammbau der Bahn roömische Legionsziegel,
Münzen, Grablampen u. s. w. gefunden. Wir bemerken in
Fortsetzung unsers Weges mehrere kühne Durchlässe und einen
Viadukt von 3 Bogen. Durch eine 10—512 hohe Mauer
vor dem Flusse geschützt, auf dem Berge abgetrotzter Unter⸗
lage führt die Bahn einige hundert Klafter lang fort, bis ihr
Grund ein langer, kunstvoll gemauerter Damm wird. Ge⸗—
waltige Steinbrüche an beiden Seiten des Stroms lieferten
das Baumaterial zu allen den User-Schutzwehren, Mauern,
Searpen u. s. w. So erreichen wir Tremersfeld, wo
die Bahn wieder auf einer 610 langen Brücke auf das rechte
Stromufer setzt. Spaͤter erweitert sich das Thal. Die Fels—
hänge und Wälder des Dost im Osten (2634, 4390 hoch),
und der Vorberge der Malibaba zur Rechten (vwestlich) ver—
leihen dem Bilde der Gegend mannigfachen Schmuck. Aus
der Schlucht von Skaloje brauset das gleichnamige Baͤchlein
vor. Hier mußten mächtige Felssprengungen vorgenommen
werden. 30,000 Kubikklafter Gestein ward weggesprengt, um
der Bahn Raum zu gewinnen. Zur Rechten sieigt das schöne
268
Berggebildd Mali-Baba empor. Weithin in das Land
schimmert von der Höhe das Kirchlein St. Hermagor
(wendisch: Sveti Mahor). Die Merslica, der Gosnik
und die Konjsinca gewähren einen ernsten Anblick. Von
Pisarje an hebt sich die Bahn, man kommt zum Recic—
bache, der von der Konjsinca herabeilend, der San zustroömt.
So erreichen wir den ersten Statiousplatz Tüffer, im An—
gesichte des gleichnamigen Marktes von weit über 100 Hän—
sern, mit über 600 Einwohnern, seit dem grosßeen Brande im
Jahre 1840 stattlich wieder erstanden. — Daß hier eine be⸗
deutende römische Kolonie stand, ist außer Zweifel. Nicht
minder wie in Cilly werden auf diesem Boden noch häufig Röoͤ—⸗—
merdenkmale gefunden. Auch der wendische Name des Markts
Lahsko, Ort der Lateiner, deutet darauf hin, daß die
eingewanderten Slaven hier einen römischen Ort fanden. Im
Mittelalter finden wir das Edelgeschlecht der Herrn von Tüf—
fer hier. Erzherzog Carl II. ervob den Ort zum Markte.
Das alte Schloß der Herren von Tüffer steht als Ruine auf
felsigem Vorsprung des Homberges. Noch trotzt dem Ver—
fall eine runde Warte, und ein anderer viereckiger Thurm.
Der innere Schloßraum bildet jetzt eine Wiese. Die Burg
steht verödet seit 1875, wo das neue Schloß, welches recht
stattlich hersieht, erbaut ward. Es ist Eigenthum der Grafen
Vetter von Lilien, aber in Pacht gegeben. Daneben der gute
Gasthof zum Stern. Schöne Pfarrkirche zu St. Martin, ein
altdeutscher Bau. An der Kaplanei der Grabstein des edlen
Valvasor, des biedern Verfassers des Werkes „Ehre des Her⸗
zogthums Krain.“ Stattlicher Pfarrhof. Hier soll der
Templerhof gewesen sein, und man zeigt noch den Kapitelsaal.
Daß der Kopf ober dem Weihbrunnkessel der Martinskirche
ein Baphomet, ist gewiß. Bemerkenswerth die große Braue—
rei des Herrn Uhlich, die ihren Porter bis Alexandrien und
Calcutta versendet. Schönes Kaffeehaus. Hie und da inter—⸗
essante Römersteine, z. B. das herrliche Basrelief neben dem
Valvasor-Stein, ein schöner Bacchuskopf am Hause des Kauf—
manns Orosen.
269
Von hier setzt die Bahn auf einer schönen Brücke, 640
lang, von nur einem Quaderpfeiler getragen, abermals über
die Bezirksstraße und den Strom, auf das linke Ufer der
San. In starker Aufmauerung zieht die Traçe fort nach dem
Hügel, welcher die Kirche Maria-Gratz trägt. Sie gewährt
ein schoͤnes Bild. Gemauerte Stationen fuͤhren hinauf. Sie
hat festen Wall und einen starken achteckigen Thurm. Altar
von 1639 mit einem Madonnenbilde. Unter dem Kirchenberge
führt die Bahn auf einer sehr festen und schönen Brücke über
den in die San mündenden Lahombelbach. Sie zieht dann
erhöht fort, eine schöne Aussicht auf das jenseitige Stromufer,
auf die schöne, hochgelegene, zweithürmige Wallfahrtskirche zu
St. Michael dem Erzengel, auf die Kirchlein St. Chri—
stoph, und St. Kathrina. Bemerkenswerth ist auf dieser
Bahnstrecke der große Einschnitt von Modritz. Immer
ist die Bahn an den nöthigen Stellen mit riesigen Stütz-—
mauern versehen, (darunter jene bei Maria-Gratz 3000
lang). Im Vorschreiten grüßt uns von luftiger Höhe das
Kirchlein St. Stephan Turje, wir sehen die Wehren
von Strenska, und erreichen, an St. Margareth vor—
über, die Station Römerbad. Das Stationsgebäude ist
ungemein freundlich in sehr edlem, gefälligem Style. Jenseits
der San, über welche eine schöne Brücke führt, schimmern auf
freundlicher grüner Höhe, aus waldiger Bucht zwischen zwei
Aesten des Berges Senosek, die Gebäude des Römerbades
Toöplitz-Tüffer herüber. Ueber diesen Badeort und dessen
Umgebung sehe man das Detail unten, in den Schilderungen
der „Ausflüge von der Station Römerbad“ im nächsten Ab—
schnitt. — Wir setzen unsere Fahrt auf der Bahn fort. Von
Cilly hierher trägt die Landschaft zumeist ein heiteres Gepräge.
Wenn auch die eine Seite des Stroms von waldigen steilen
Höhen begränzt ist, so findet doch das Auge auf dem andern
Ufer zum Theile flächeres Gelände mit gesegneten Feldern,
üppigen Wiesen und zerstreuten freundlichen Gehöften. Von
hier an aber, beginnt die Gegend einen ernstern Charakter zu
tragen. Höher und steiler erheben sich die Berge, das ver⸗
engie Flußtbal überragend, und gewaltige Felsmassen strecken
270
sich oft tief in das Strombett hinab. Malerisch aber in ho—
hem Grade bleibt die Gegend, und dieser Reiz wird noch er⸗
hoͤht durch die grotesken Felspartien, welche den Strom um—
gürten. Am rechten Ufer der Save zieht die Fahrstraße vom
Badeorte nach Steinbrücke hin. Auch sie ist zum Theile dem
Fels abgetrotzt. Mehrere, zum Theile bedeutende industrielle
Gebaäude mit theilweise stattlichen Neubauten, machen sich dort
auf dem Wege von Tüffer bis Steinbrücke bemerkbar. Die
Eisenbahn zieht am linken Ufer fort, in steten Krümmungen
und meist mit riesigen Stütz- und Wandmauern, bis 8o Klaf—
ter hoch, gegen den Andrang des Stroms, und gegen Ab—
rutschungen geschirnmt. Ein Theil dieser Gegend kraͤgt seit
undenklicher Zeit wirklich den Namen Blasovje (zu den Erd—
faͤllen) und trotz aller Schutzbauten ward noch 1880 die Bahn
hier durch eine Erdabsitzung zerrissen, aber augenblicklich her—
gestellt. Eine der interessantesten Stellen dieser Bahnstrecke
ist jene an der sogenannten Bleischmelze. Sie trägt die—
sen Namen von den Resten der Bauten, in welchen einst Blei—
erze aus den nahen Gebirgen geschmolzen wurden. Jetzt ist
dieser Bergsegen längst versiegt, die Hütten stehen zerfallen
auf den Höhen, nächst der Meierei des Herrn Uhlig, unfern
seiner Ziegelei. Hier wurden zur Anlage der Bahn mächtige
Felsensprengungen vorgenommen, und die so dem Berg abge—⸗
rungene Bahn gegen den Strom durch hohe, kolossale Qua⸗
dermauern, in der Laͤnge von 4000, in einer Hoͤhe von 30
geschirmt. Unmittelbar nächst diesem Punkte übersetzt die
Bahn auf einer herrlichen Bruͤcke mit drei Bogen, jeden zu
30 Spannung, den aus der wilden Schlucht herabbrausenden,
sich in die San ergießenden Graschitscha-Bach. Wir er—
reichen sodann den Stationsplatz Steinbrücke. Dieser wich—
tige Punkt war schon früh im Mittelalter beachtet, und Leo—
pold der Glorreiche von Babenberg hatte bereits im Jahre
1224 eine Steinbrücke über die Save anlegen lassen, welche
indessen, im 13. Jahrhundert zerstört, nicht wieder erbaut
ward. Jetzt besteht hier eine Ueberfuhre; bald aber dürfte
eine feste Brücke nothig werden, um die ungehinderte Ver—
bindung mit Krain herzustellen, denn die Save bildet hier die
271
Graͤnzscheide zwischen Steyermark und Illyrien. — Ich habe
auch schon oben die Wichtigkeit dieses Punktes wegen der
Einmündung der Straße von Agram angedeutet. In Be—
tracht der Jukunft hat man auch die Anlage des hiesigen
Bahnhofes auf das Großartigste gehalten. Das Aufnahms—
gebäude ist sehr räumlich. Wartsaal, Restauration, Postan—
stalt, doppelte Wasserstationen, Haupt-Heizhaus, Remisen für
4 Locomotiven, große Magazine, Arbeitslokalitäten u. s. w.
An der Steinbrücke stehen ein paar nette Häuser. Das frü⸗—
her hier bestandene Gasthaus hat aufgehört. Einst erhob sich
hier auch eine uralte, von den Templern erbaute Kirche zu
St. Aegyd. Die Steinbrücke über die San, worüber
die Straße geht, ward 1826 erbaut, sie ist 2149 (330 49)
lang und besteht aus 3 Bogen. Am rechten Ufer ward ein
Denkmal, die Büste des Herrn Erzherzogs Johann, von Guß—
eisen, unter einem Tempelgebaͤnde errichtet. Nächst dieser schönen
Brücke, gerade vor der Einmündung der San in die Save,
ist, in starker Krümmung, die herrliche Schienenbrücke über
den Strom geworfen, von Quadern gefügt, mit 3 Bogen, je⸗
den von 120 Spannung, 80 hoch, im Ganzen 460 lang. Ein
Bau der imposantesten Art. — Die Bahn zieht nun in dem
Savethal fort. Es ist dasselbe hier beengt, wenig fruchtbar.
Nur selten trifft das Auge urbare Stellen. Auf der ganzen
Strecke von Steinbrücke über Hrastnigg, Trifail nach
Sagor (2u,, Meilen) nur wenige Ortschaften und Gehöfte.
— So erreichen wir zuerst die Station Hrastnigg. Von
dieser Stativn aus sehen wir eine Seitenbahn in das Thal
gegen Norden, (rechts) ablenken. Sie hat die Bestimmung,
die in jenen Schluchten erbauten Steinkohlen zur Staatsbahn
zu befördern. Es zieht sich nämlich von der Station Tüf—
fer (in Steyermark) bis unter die Station Sagor (in Krain)
in westlicher Richtung, in einer Entfernung zwischen 100 —
30000 wechselnd, eines der bedeutendsten Braunkohlenlager äl—
terer Formation, mit einer Mächtigkeit von 15200. Auf
dieser Formation bauen nächst Tüffer das k. k. Aerar, und
der Gewerke Hr. Grilz; nächst Hrastnigg eine Triesti—
ner-Gewerkschaft, an deren Spitze Se. Excellenz Baron
272
Bruck steht; nächst Trifail das ka k. Aerar, und der Ge⸗
werke Herr Maurer, und naͤchst Sagor, die Gewerkschaft
am Savestrom, und die Zuckerfabriks-Gesellschaft von
Laibach. Alle diese Werke standen bisher nur in schwachem Be⸗
triebe, bis die Staatsverwaltung die Anwendung von Stein—
kohlen zum Lokomotivenbetrieb auf der Staats-Eisenbahn ein⸗
fuͤhrte, wodurch diese Werke, da ihnen nun reichlicher Absatz
geboten war, sich rasch belebten. Am schwunghaftesten und
rationellsten wird das Werk von Hrastnigg, durch die Trie—
stiner-Gesellschaft betrieben, wo die zweckmäßigsten Grubenbau—
ten ausgeführt sind, und auch zur Beförderung der Kohlen die
oben erwähnte Eisenbahn, welche am Stationsplatze Hrastnigg
in die Staats-Eisenbahn mündet, angelegt ward. Die Länge
dieser Fluügelbahn ist eine halbe Meile (20000)9. Zu Lagerung
der Kohlen sind hier stattliche Magazine angelegt. Die Ge⸗
werkschaft am Savestrom betreibt auch zu Sagor nebst dem
Kohlenbau mit einem Theile der erzeugten Kohlen eine Blei—
und eine Zinkschmelzhütte mit dem besten Erfolge. Die Erze
werden in den nächsten Gebirgen gewonnen. Wir müssen
auch der schönen Brücke gedenken, auf welcher die Bahn über
den, dem Seitenthale entströmenden Wernitza-Bach setzt.
Sie ist von Quadern nnd hat 3 Bogen mit 60 Spannung.
Hier beginnen nun schon die großen Felssprengungen, welche
zur Ansegung der Bahn nöthig wurden, und welche bis an
die Station Sava nur selten unterbrochen sind. — Zwischen
Hrastnigg und Trifail gelangen wir auch an der inter—
essanten Stromgegend am weißen Schwall, zu dem ersten
Tunnel, von 690 Länge. — Die Gegend hat hier bereits
einen sehr ernsten Charakter angenommen. Der Strom glei⸗
tet durch düstere Felsenengen, nur hier und da gewahrt das
Auge ein einsames Häuschen oder eine Mühle. Die Felsge—
bilde sind meist wild und zerrissen, zum Theil in beträchtlicher
Höhe himmelan strebend. — So erreicht man den Stations—
platz Trifail. Eine Brücke führt über den Bach, welcher
die Gränze zwischen Stevermark und Krain bildet. Die Ge—
gend bleibt sich gleich, auch von hier bis zum Stationsplatze
Sagor; auf dieser Strecke bemerken wir besonders den schoͤ—
273
nen kühnen Bau der Eisenbahnbrücke über den Mediabach,
ein herrlicher flacher Bogen von 120 Spannung. Von hier
bis Sava wird das Thal zur schauerlichen Felswüste, zur
engen, klippenüberragten Schlucht. Unermeßliche Sprengun⸗
gen mußten der Bahn durch diese Klippenkolosse Raum bre—
chen. Abrutschungen waren hier, besonders an der sogenann⸗
ten weißen Katze, einem riesigen Felsgebilde, kaum zu be—
wältigen, bis endlich die trotzige Natur sich doch vor dem
Alles besiegenden Geiste des Menschen beugen mußte. — Die
Bahnstrecke von Steinbrücke bis hierher gehört ohne Zwei—⸗
fel zu den großartigsten Ausführungen dieses Baues. Be—
merkenswerth sind auch die zahlreichen, zum Theile nicht un—
beträchtlichen Wasserfälle, welche in den kolossalen Fels—
schluchten von den Höhen herabrauschen, und denen der Lauf
augewiesen ist, sich unbeschadet der Bahn zu ergießen. —
Wohl Niemand wird diese Bahnstrecke ohne Staunen und
Bewunderung befahren. — Auf einmal erweitert sich die Fels⸗
wüste, und mit freudiger Ueberraschung öͤffnet sich die bis
kaum 30 — 400 breite Schlucht zu einem heiteren weiten Thal,
zu einer etwa 1/ Meile breiten fruchtbaren Stromniederung.
Zur Rechten erhebt sich auf sanfter Hoͤhe das Schloß P—
nowitsch. Ruhig wogt der schöne Strom durch das Ge—
filde, und der Kontrast' dieses heitern Bildes, mit dem Ernst
der Felswüste, durch welche wir kamen, ist unbeschreiblich. —
Wir haben den Stationsplatz Littay erreicht. Der Station
gegenüber, jenseits des Stromes, liegt freundlich und male—
risch der Markt Littay (wendisch: Litja) mit einem Auers—
verg'schen Schlosse, Thurn zu Littay genannt. — Littay ist
ein bedentender Ort. Hier werden die meisten Saveschiffe ge⸗
baut, die sogenannten Tombas, große Frachtschiffe, welche die
Save bis Sisseck befahren. Sie sind 270 30 lang, 14 Fuß
bz Zoll breit, und gegen 4 Fuß tief. Gewöhnlich sind fie
mit 16 Schiffern bemannt, und tragen 1000— 1200 Centner.
Auch ist Littay die Pflanzschule der besten Schiffer. Es be—
finden sich hier drei bedeutende Seilerwerkstätten, auf welchen
die Schiffseile, meist aus italienischem Hanf, verfertigt werden.
Auch finden hier lebhafte Jahrmaͤrkte statt. Der hiesige Sta—
18
274
tionsplatz ist auch bedeutend, weil hier südlich die Straße
nach Reustadtlausmündet, nördlich die Verbindung mit
Si Sewald, an der Haupt-Commercialstraße von Grätz nach
Daibach, hergestellt ist. Die Stationsgebäude sind also hier
demgemäß angelegt. Waaren-Magazine, Heizhaus, Werk⸗
stätten u. s. w.
Hier strömt die Save in einem großen Bogen um das
Schloß Poganegg südlich herab, und macht gegen Littay
eine große Krümmung; dieser folgend Cem Strom entgegen),
zieht auch die Eisenbahn, und üͤbersetzt auf einer schönen, 900
sangen Brücke, mit zwei Pfeilern uͤnd hoͤlzernem Oberbau,
nach amerikanischem System, wonach sie unmittelbar unter
dem hochliegenden Schlosse Poganegg durch einen Tunnel von
ß30 Länge, mit ägyptischem Portal und maurischen Bogen,
zieht. Dann verengt sich das Thal wieder mehr, und wir
gelangen an den Stationsplatz Kreßnitz. Nur wenige un⸗
identende Orte: Hottitsch, Wernegg, Kreßnitz-Pa—
Jang bringen mit ihren Häuschen einiges Leben in die Ge⸗
gend, welche übrigens bei Poganegg von hoher Schoͤnbeit ist.
Besonders pittoresk zeigt sich das Schloß Poganegg selbst,
in seiner jetzigen Gestalt vor etwa 200 Jahren von Freiherrn
von Wernegg erbaut. Das Schloß sollte vielleicht Bogeneck
heißen, von dem großen Bogen, welchen die Save um dasselbe
bistret. Heiler bleibt die Gegend nun bis zu der Station Laase.
Das Savethal ist hier weit, der Strom schon mächtig.
Die Gebirge des linken (nördlichen) Ufers treten mehr zurück.
Ansehnliche Ortschaften, reiche Felder und Wiesen erfreuen
das Auge. Ernster ist der Charakter des rechten (nördlichen)
Ufers. So erreichen wir die schöne Brücke mit 3 Bogen zu
0 Spannung, welche über den Gostinze-Bach führt, kommen
an den Ortschaften Gradule und Podgrad vorüber, zwi⸗
schen welchen die Laibach in die Saͤve mündet, von welcher
wir außerhalb Gradule uns nun abwenden. Wir halten uns
nun an der Laibach stromaufwärts, und übersetzen sie naͤchst
dem Stationsplatze Salloch auf einer schönen Brücke, mit
pier OSeffnungen zu 90. — Nun eröffnet sich der Ausblick in
die weite Ebene von Laibach, eine meilenbreite, fruchtbare,
278
mit Ortschaften übersäete, wohlbebaute, lachende Fläche. Be⸗
gränzt wird die schöne Fläche von freundlichen Höhen, wie
der Gallenberg, auf dessen Höhe die Liebfrauenkirche, ein
besuchter Wallfahrtsort, schimmert. Im tiefsten Nordwest
dagegen bilden die Hochgebirge der Karavanken, mit der
Terglou, den prachtvollsten Hintergrund. Die Bahn führt
von Salloch fast in gerader Line von mehr als 40000
nach dem Bahnhofe vor“ Laibach. Er ist für den großen,
sich hier entwickelnden Verkehr eingerichtet, im großen Style
angelegt. Das Stations- und Aufnahmsgebäude ist 330 4
lang, 60 30 breit, einem Palast ähnlich,“ in sehr gefälliger
Bauform, zweistöckig mit allen nöthigen Wohn⸗ und Amtslokalt—
täten für den Bahn- und Postdienst, für den Telegraphen,
die Kameralbehörde und Polizei, Restauration u. s. w.
Wanderungen und Ausflüge von den Stationen
dieser Bahnstrecke.
Die ersten Gelegenheiten zu Ausflügen bieten sich bereits
von dem Stationsplatze Cilly selbst. Ehe wir aber dieselben
antreten, wollen wir noch einen Blick auf diese interessante
kleine Stadt selbst werfen. Cilly hat über 200 Häuser und
eine Bevölkerung von gegen 2000 Einwohnern. Die Vor—
stadt Rann hat gegen 36 Häuser mit ungefähr 200 Einwoh—⸗—
nern. Die Stadt ist eine der ältesten des Landes, schon zur
Römerzeit als Claudia Celeja eine der namhaftesten Nie—
derlassungen der weltbeherrschenden Legionen, der Sitz mächti—
ger Proconsuln, von denen Pertinax, Septimius Sever, Va⸗
lerian und Aurelian selbst den. Kaiserthron bestiegen. Ge—
gründet hatte Kaiser Claudius die Kolonie, daher ihr Name.
Der hiesige Marstempel war im Reiche berühmt. In den
Stürmen der Völkerwanderung im 8. Jahrhunvdert fiel auch
Celeja in Schutt, aus dem es unter Karl dem Großen wie—
der erstand, und abermals zu einiger Bedeutung gelangte.
Den letzten Schimmer verliehen ihm endlich die mächtigen
Grafen von Cilly, welche, unermeßlich reich, mit den ersten
Fürstenhäusern der Christenheit versippt mit Fürstenpracht hier
18*
276
hauseten. Am 22. Juli 1480 ward aber auch der letzte Graf
von Cilly in die Gruft gesenkt. Im Mittelalter war die
Stadt befestigt. Zum Theile hatten die alten Wälle und
Thuͤrme sich dis auf unsere Zeit erhalten und das sogenannte
Wafserthor (oon Kaiser Friedrich IV. erbaut, wie seine
Devise A. E. J. O. U. zeigte), ward durch den wunderbar
akustischen Bau des Gewoͤlbes, wo ein an der einen Ecke ge⸗
flüstertes Wort dem an der andern Ecke Horchenden als
schallende Rede zuflog, eine der Merkwürdigkeiten Cilly's.
Diefe Wälle bewährten auch ihre Festigkeit gegen alle An⸗
grifse der Türken. Daß hier Roͤmerdenkmale aller Art gefun—
Ren werden mußten, ist nach dem Gesagten begreiflich. Sie
wurden aber nur wenig beachtet und selten hier aufbewahrt.
Ein Theil kam nach Wien, ein anderer in das Joanneum, ein
dritter ward zerschlagen und verschleppt. Der kleinste Theil
hat sich hier an Kirchen und Privathäusern eingemauert er—
halten, wie z. B. an dem deßhalb auch sogenaunten Anti⸗
enrthor des Hauses Nr. 12., und besonders an dem süd⸗
oͤstlichen Eckthurme der Ringmauer— Vor dreißig Jahren fand
man auch zufällig die römische Kloakenleitung auf, welche
inter der Erde die Stadt nach allen Richtungen durchkreuzt.
Dieser Roͤmerbau ist noch so wohl erhalten, daß er mit ge⸗
ringen Kosten in brauchbaren Stand gesetzt werden konnte,
uind nun benutzt wird. Das Gewölbe ist von weißem Marmor,
im Lichten 32 hoch. Hier in Celeja fand der Bischof von
Lorch (Laureacum) Maximilian den Märtyrertod. Er ward
im Jahre 283 hier in seiner Vaterstadt enthauptet, weil er,
sich als Christen bekennend, dem Mars zu opfern verweigerte.
Wo sein Haupt hinrollte, dort entsprang ein Born mit Heil⸗
kraft, über welchem eine Kapelle erbaut ward, welche noch
stebt, und die halb verwitterte Inschrift zeigt: Fons decol-
onis Scti. Maximiliani. Diese Kapelle steht außer der
Stadt an der Nordseite, an dem Friedhofe rechts der Grätzer⸗
straße. Sie soll im 7. Jahrhundert vom heiligen Rupert dem
Bischof von Salzburg erbaut worden sein. Indessen liegt
sein Beweis darüber vor; daß die Kapelle aber jedenfalls ur⸗
alt ist, zeigt der Bau. — In der Stadt bemerken wir das
277
Schloß, welches die Grafen von Cilly außerhalb ihrer hohen Burg
hier in der Stadt erbaut hatten, und welches jetzt als Ka—
serne dient, sowie das nur zum Theil fertige, und schon wieder
baufällige große Haus der Grafey (so genannt, weil es den
Grafen Thuürn gehörig.) Die Stadtpfarrkirche ist ein schöner
alter Bau, aber vielfach umstaltet, übert üncht, und da—
durch vollständig seines ehrwürdigen Ansehens beraubt. Denk⸗
steine an demselben. Das Innere schön und groß. Hochaltar
von einem italienischen Meister. Herrliche Seitenkapelle zur
Linken des Hochaltars. Dieser prachtvolle altdeutsche Bau
ward glücklich vor Verunstaltung gerettet, und somit als eines
der schönsten Denkmale des 13. Jahrhunderts erhalten. In
der Hochaltar-Nische eine Madonna von Steinguß, auch ein
Werk Thiemo's. Bildsäulen der 12 Apostel. Interessante
Skulpturen zu beiden Seiten des Altars. Chor. Gemüth—
liche Grabschrift eines Grafen von Gaisruk, im Kampfe ge⸗
gen die ungarischen Malcontenten 1677 geblieben. Im Jahre
1370 hatten hier die Cillyer ein Minoritenkloster gestiftet,
welches 1808 aufgehoben ward. Die eine Haäͤlfte der großen
Klosterkirche ward in ein Zinshaus umgestaltet, die andere
als deutsche Kirche hergestellt. Hochaltarblatt von Schiffer.
(Mariä Himmelfahrt.) Auch an den andern zwei Altären gute
Bilder. Zur Rechten des Hochaltars noch der Thron der
Grafen von Cilly mit dem Sternenwappen zu sehen. An
der Rückseite des Hochaltars, hinter einem Glasfenster, 18
Todtenköpfe, die einzigen Reste der mächtigen Cillyer Grafen,
welche hier in dem Kloster ihre Erbgruft hatten. Hier be—
steht auch ein Kapuzinerkloster. — Das nenue Rathhaus und
das Kreisamtsgebäude zeigen sich in stattlicher Gestalt. Gu—
tes Gasthaus zum Stern. — Für Reisende, welche, um Aus—
flüge zu machen, länger in Cilly weilen, nenne ich als inter—
essante Punkte der naͤchsten Umgebung vor Allem die pracht—⸗
volle Burgruine Ober-Cilly, mit ihren reichen historischen
Erinnerungen. Sie erhebt sich auf waldigem Felsberg im Osten
der Stadt. Die Ersteigung des Schloßberges ist mit gerin—
ger Mühe verbunden. Hier stand schon ein Römerkastell oder
ein Tempel. Im Mittelalter erhob sich dann eine Burg auf
278
dieser Hoͤhe, welche, die Besitzer wechselnd, im 14. Jahrhundert
von dem Herrn von Auffenstein und den Brüdern Hans und
Rudolf Grasel an die Freiherren von Saneck verkauft, von
denen Freiherr Friedrich von Saneck im Jahre 1341 von
Kaiser Ludwig zum ersten Grafen von Cilly erhoben ward.
Diese Dynasten umstalteten die Burg zu ihrem stolzen Grafen⸗
sitz. Schon 1480 starb mit Ulrich von Cilly das Geschlecht
auͤs. Ueber das reiche Erbe kam es zu vielem Strauß, bis
es endlich unter dem Namen der wendischen Mark Wiertel
Cilly) an Oesterreich kam. Später war die Burg Cilly zur
Herrfschaft Neu⸗Cilly dienstbar, und wurde aus dem Ver—⸗
moögensbestande eines verschuldeten Besitzers dieser Herrschaft
um etwa 20 Fl. von dem Bauer gekauft, dessen Hof vor
dem Schloßthore steht! — Daß dieser Besitzer fleißig Steine
herausriß, um sie als Baumaterial zu verkaufen, oder zu be—
nutzen, ist begreiflich; eben so, daß ein Theil der dort wal⸗
tenden Zerstörung auf diesem Wege geschah; daß man aber
ein Denkmal der Vorzeit mit solchen historischen Erinnerun—
gen diesem Geschicke verfallen ließ, ist unbegreiflich! In neue—
ster Zeit ist die Burg in Besitz der steyrischen Stände gelangt,
und dem, was noch zu erhalten ist, wird jetzt der Schutz ge—
sichert sein. — Ueber Schuttgerölle betreten wir den Burghof.
Oestlich der gewaltige Friedrichsst hurm, noch trotzend der
Zeit und der Zerstoöörungswuth des Menschen. Er trägt sei—
nen Namen zur Erinnerung, daß einst Kaiser Friedrich IV.
hier wohnte. Im alten Wohngebäude erkennt man nur noch
die Umrisse der Gemächer und die Abtheilungen der Stockwerke.
Alles zerfällt in wüste Trümmer, besonders an der Nordseite.
An den öden Mauern besonders üppiger Epheu. Schöne Aussich—
ten auf den gegenüber liegenden Nikolaiberg und über das
herrliche Santhal, auf den hökerigen Vipota, den langge—
streckten Malizh und den spitzen Gosnigg im Hintergrunde.
Zu den naͤhern Umgebungen Cillv's, welche des Besuches
gewürdigt werden mögen, nenne ich den Nikolaiberg mit
dem freundlichen Kirchlein und den umliegenden Winzerhaäu—
sern, den Laisberg, Ober-Lahnhof, mit seinen schönen
Eichen, das Schloͤßchen Brshji-Grad u. s. w.
279
Ausflüge von Cilly.
J. In die Sulzbacher Gebirge.
Unter den Ausflügen in weitere Ferne ist jener in die
Sulzbacher-Gebirge der lohnendste. Mit Recht wird
jene Gegend die „Untersteyrische Schweiz“ genaunt; majestä⸗
tisch steigen dort die Riesengebilde der südlichen Kalkalpenkette in
starren zackigen schneebedeckten Zinnen in der Hoöhe von 7000-
8000“ in die Luft. An Wildheit, Großartigkeit der Formen,
und malerischem Zauber hat dieses Hochgebirge kaum seines
Gleichen. Es ist indessen nur wenig von Touristen besucht,
ja von denselben fast noch ungekannt. Ich finde mich ver⸗
pflichtet, indem ich auf den hohen Reiz dieses Alpengebietes,
auf die reichen, lohnenden Genüsse aufmerksam mache, welche
es dem Auge und der Forschung des Naturfreundes in über⸗
schwenglicher Fülle gewaͤhrt, auch die Schattenseite nicht zu
berhehlen, welche es zeigt. Die wenigen Schriftsteller, welche
bisher in ihren Werken dieser Gegend erwähnten (Seidl,
Schmutz, Schaubach) schildern die Bewohner dieser Thäler
als ein Patriarchalisches, friedliches, gemüthliches Völkchen.
Sie mögen es recht gut gemeint haben, aber es ist Pflicht
gegen diejenigen, welche dieses schoͤne Thal besuchen, ihnen
auch nicht zu verhehlen, daß hier wenigstens noch vor Kur—⸗
zem ganz kigenthümliche Zustände herrschten, welche nicht
mit Stillschweigen übergangen werden können und dürfen,
denn sie sind sehr wichtig, besonders für den Touristen.
Ein rauhes Volk bewohni diesen in so hohem Glanze der
Naturschönheit prangenden Alpenwinkel. Er ist übel berüchtigt
im Lande als ein alter Hort, als eine sichere Zuflucht von
Gesindel aller Art; Deserteure, Strolche, Diebe, Brandleger
u. s. w., denen es gelang hieher zu flüchten, fanden hier stets
Schutz, Unterkunft, Arbeit in den Holzschlägen, und wurden
so deu strafenden Arm der Gerechtigkeit vorenthalten. Paß⸗
beachtung, Fremdenpolizei u. s. w. war hier unbekannt. Da
die Zugaͤnge nach Sulzbach von allen Seiten sehr schwierig
280
sind, und das Innere des Thales selbst eine natürliche Festung
bildet, so vermochten es alle Gesetzverletzer, welche hier Asyl
suchten und fanden, sehr leicht, fich auͤf Höhen, nur durch
ihnen bekannte Gemösteige erklimmbar, in Geklüft und Höhlen
und im Dunkel der Hochwälder zu verbergen, wenn Gefahr
nahte, oder auch ihr keck zu troͤtzen, wie es oft geschehen,
Steine auf den, unzugänglichen Höhen sammelnd 'und sie,
Tod und Verderben bringend, auf die Verfolger herabrollend.
So geschah es noch 1839 einer Schaar Kaͤrnthner, welche
Rekrutirungspflichtige hier ausheben wollten, und auf solche
Weise theils den Tod fanden, theils schwer verwundet nur
mit Noth entkamen, und deren mehrere noch jetzt als Krüppel
in der Gegend von Kappel leben. Der Deserteur oder Sträf⸗
ling, welcher hier Asyl suchte, war, so lange er Eigenthum
und Leben der Insassen nicht gefährdete, sicher vor jeder Aus⸗
lieferung. Zeigte sich ein Soldat oder Gensd'arme, so ertönten
die Warnrufe für diese saubern Schützlinge von Berg zu Berg.
Der Uebermuth der flüchtigen Verbrecher in Sulzbach schien
aus der Tradition ein unbezwinglicher. In den Jahren 1848
— 1849 erdreistete sich dieß Gesindel, Razzia's nach Kappel,
Schwarzenbach und Bleyburg zu machen.Sie brüsteten sich
als Deserteure und freie Fluͤchtlinge, und brandschatzten die
terrorisirte Gegend. — Die eigentlichen Bewohner des Thales
dachten gar nicht daran, den 'ernsten Schutz der gesetzlichen
Macht in Anspruch zu nehmen, um ihr schönes Thal voͤn die—
ser moralischen Pest zu reinigen. Nie ist ein solches Gesuch
von ihnen vorgekommen. Amtliche Besuche waren im Gegen⸗
theil hier nie gerne gesehen und wurden so viel moͤglich be⸗—
seitigt. So wurden auch Steuern und sonstige Abgaben
größtentheils für die ganze Gemeinde auf einmal durch einen
verläßlichen Bewohner an Ort und Stelle gebracht. Ein
neueres, zwar sehr betrübendes, aber in seinen Folgen höchst
heilsames Ereigniß hat den alten Wahn der Unzugaͤnglichkeit
dieses Gebirgswinkels für den Arm der Gerechtigkeit und der
eingebildeten Unmoöglichkeit der Bewaltigung einer gesetzver⸗
achtenden Masse vernichtet. Am 17. December 1831 dam'eine
Patrouille von 3 Gensd'armen von Kappel in Kärnthen nach
281
Sulzbach; sie arretirten ein paar Deserteure und führten sie
geschlossen mit sich ab. Schon in Sulzbach warnte man die
Geuͤsd'armen vor einem Angriff, und derselbe erfolgte wirklich
unferne der Gränze von etwa 60 Banditen, welche die sofortige
Freilassung der Deserteure begehrten; auf die pflichtgetreue
Weigerung der braven Gensd'armen begann der Angriff mit
Haken und Cepinen (den Griesbeilen mit Haken, zum Heben
und Schleppen der Holzbloͤcke). Trotz ihrer heldenmüthigen
Gegenwehr wurden die tapfern Gensd'armen niedergehauen,
auf das Grausamste verstümmelt, und im Blute schwimmend,
zum Tode verwundet zurück gelassen, nachdem die Deserteure
bon der Mörderrotte befreit waren. Einer der Verwundeten
hatte noch die Kraft sich fortzuschleppen und nach Kappel zu
gelangen. Die beiden Andern wurden von einem des Weges
kommenden Hammerschmied aus Kappel gefunden, und sogleich
nach Kappel geschafft. Das Leben jener Braven wurde zwar
erhalten, aber sie werden Krüppel bleiben. Dieses schändliche
Attentat fand die verdiente Züchtigung. Gleich nach der An—
zeige desselben traf Herr Gensd'armerie-Lieutenant Hermann
Steiger die energischsten Maßregeln. Die eigentliche plan⸗—
mäßige Versolgung der Verbrecher konnte indessen erst begin—
nen, als sich die Behoͤrde mit jenen der Nachbarprovinzen
Steyermark und Krain in Einvernehmen gesetzt hatte. Sie
ward unter Leitung des Herrn Gensd'armerie-Majors von
Hummel ausgeführt und ergab die erwünschtesten Resultate.
Mit einer entsprechenden Anzahl von Gensd'armen setzten sich
ansehnliche Militair-Abtheilungen der Garnison von Cilly (k.
k. Infanterie-Regimene Prinz Emil von Hessen) in Bewegung.
Ein Theil marschirte über Franz und Oberburg nach
Leutsch, der eigentlichen Pforte in das Sulzbachthal, der
andere ging über Fraßlau und Laufen eben dahin, um auf
diese Weise durch eine umfassende Streifung der Verbrecher
habhaft zu werden. Auch von Kärnthen herein drang das
Militair vom k. k. Infant.-Regiment Wimpfen in das Thal.
Alle Terrainhindernisse wurden besiegt, und Sulzbach voll⸗
ständig occupirt. Die weit ausgedehnte Pfarre hat nur 2
geschlossene Orte, das Dorf Sulzbach, mit etwa 18 um die
282
Kirche gruppirten Haͤusern, und das Doͤrfchen Heiligengeist,
mit kaum einem halben Dutzend Häusern. Die übrigen Häu—
ser (die ganze Gemeinde zaͤhlt deren etwa 80, mit 600 Ein⸗
wohnern), liegen zerstreut an den Hängen des Gebirges, und
find besonders zu solcher Winterszeit schwer zugängig. Das
Thal ward mit 230 Mann Infanterie und etwa 30 Gens—
Darmen belegt. Die Hausuntersuchungen wurden strenge be—⸗
gonnen, alle Klüfte durchstreift; die nöthigen Steigeisen muß—
en von der Gemeinde beigeschafft werden. Der Uebermuth
der Strafbaren war gebrochen, als sie den Ernst sahen, mit
dem vorgegangen ward. An irgend einen frechen Widerstand
var diesmal nicht zu denken. Das Uebel sollte gründlich ge—
hoben werden und das Thal aufhoͤren, ein Zufluchtsort alles
lichtscheuen Gesindels zu sein. In wie hohem Maße dies der
Faͤll gewesen, zeigt sich aus dem Resultate des Einschreitens.
Es wurden aufgegriffen und zur Haft gebracht: 41 des Atten⸗
tals Verdächtige, 37 Deserteure, 16 Rekrutirungspflichtige,
16 Ausweislose und 24 Strolche. Noch am 10. Janner
wvurden in einer wohloerschanzten Hoͤhle von den Solda⸗
len 6 wohlbewaffnete, auf Monate verproviantirte, steckbrief—
lich versolgte Räuber aufgefunden und zur Haft gebracht. Der
moralische Eindruck der verhängten Einschreitung war so
mächtig, daß aus Furcht vor Ergreifung durch die Streif⸗
fommandos sich 60 Deserteure, 32 Rekrutirungspflichtige und
1 Strolche selbst auslieferten, so daß im Ganzen 250 Indi⸗
hidnen, welche dem Strafgesetz verfallen und der oͤffentlichen
Sicherheit gefährlich waren, zur Haft gebracht wurden. Sulz⸗
bach selbst blieb noch längere Zeit besetzt, und die Gens⸗
darmerie-Abtheilungen an den Gränzen wurden mit Assisten⸗
zen bis 20 Mann Insanterie versehen, welche noch fortwäh⸗
end kombinirte Streifungen vornahmen, um diesen Alpen⸗
winkel gänzlich von dem Gesindel, welches dort Versteck und
Schutz fand, zu reinigen. — Daß es an einem Orte, wo es
ciner solchen Zurechtweisung bedurfte, um dem Gesetze Gel⸗
tung zu verschaffen, mit der gerühmten patriarchalischen Ge⸗
sinnung nicht am besten bestellt sein konnte, dürfte gewiß sein.
Daß es in einer Alpengegend, wo bei einer Strafhandlung,
283
wie die eben erzaͤhlte, eine Masse von Deserteurs, Dieben,
Raäubern, und ähnlichen steckbrieflich verfolgten Individuen auf⸗
gefunden wurden, deren Zahl der Hälfte der eingesessenen
Bevölkerung gleich kommt, welche mit diesen, ihnen als noto—
rische Verbrecher bekannten Leuten in gutem Einvernehmen
lebte, unter solchen Umstaͤnden dem einzelnen, arglosen Tou—
risten anzurathen ist, mit einiger Vorsicht diese Gegend
zu betreten, scheint, mir Pflicht. Die jetzt erhaltene Lektion
vird allerdings Früchte tragen. Die Epuration der Gegend
von dem seine Winkel belebenden Gesindel scheint vollständig
gewesen zu sein, und einer Erneuerung des frühern Asylrechtes
wird die Regierung entgegen zu treten wissen. Demungeachtet
dürfte es gerathen sein (zumal wenn man der wendischen
Sprache nicht kundig ist), nicht einzeln, sondern in Ge—
fellschaft und nicht ganz unbewaffnet, die stundenlangen Oeden
der Gebirgsschluchten, welche ich hier schildern werde, zu be—⸗
treten, daͤ es doch möglich waͤre, auf diesen Wanderungen
noch auf einen oder den andern versprengten Schützling der
Sulzbacher zu stoßen.
Wir treten also die Wanderung an, die Richtung nach
Westen einschlagend, der Poststraße nach Laibach folgend, dem
dauf der San entgegen, bis zu deren Ursprung wir den Aus⸗
flug fortsetzen. Das schöne Santhal, welches wir durchwan⸗
deln, giebt uns reichen Stoff zur Augenweide. Auf dem Wege
von Cilly nach Sachsenfeld grüßt uns zuerst freundlich zur
Linken die schoͤne Wallfahrtskirche Maria Pletrovic (wendisch:
Pletrushze, d. i. Maria am Zaune). Ihre Neugestalt em⸗
pfing diese Kirche unter dem Besitze der Freiherren von Miglio
sin 47. Jahrhundert, welche auch dort ihre Familiengruft stif⸗
teten. Doch stand hier bereits vor 1000 Jahren eine Marien⸗
kirche, erbaut von dem Heiden Privina (als Christ später
Bruno genannt), welcher mächtige Slavenfürst hier waltete.
Auch die jetzige Kirche ist sehenswerth. Grabdenkmale der
Miglios. Die Marienstatue. Im Jahre 1846 ward der
Dr“ Maria-⸗Pletrovic ein Raub der Flammen, aber Kirche
und Pfarrhof wurden erhalten. Etwas weiter vorwärts kom⸗
men wir an der Allee voruber, welche zu dem stattlichen Schlosse
281
Neu-Cilly führt. Am Eingange derselben ein vom Herr—
schaftsbesitzer Herrn Hausmann errichtetes Monument, ein
Kreuzbild' von vergoldetem Metalle auf einem Marmorblock
als Ältar, zu welchem Stufen führen. Das Ganze 33‘ hoch,
von mächtiger Wirkung. Dieses schöne religiöse Denkmal ward
mit großer Feierlichkeit am 18. September 1842 enthüllt und
eingeweiht. Das Schloß Neu-Cilly selbst ist ein prachtvol—
les'Gebäude, ein wahrer Palast; es ward in den Jahren
173541760 von dem damaligen Besitzer der Herrschasten Cilly,
Brunberg und Schönbühel, Graf Anton von Gaisruk, an
der Staͤlte der uralten Burg des Privina, Brunoberg, in
seiner jetzigen Gestalt erbaut, und der Name Neu-Cilly auf
die ganze vereinigte Herrschaft übertragen. Das Schloß, sowie
der Garten, die Aulagen und ökonomischen Etablissements,
meist von dem jetzigen Besitzer, Herrn Hausmann, begründet,
sind sehr sehenswerth. Zur Rechten (nördlich) bemerken wir
zunächst von Cilly das Schloß Salloch, der Straße seine
schöne Fronte zugekehrt, dann Neukloster Schöneck auf
freundlicher Anhoͤhe, mit herrlicher Aussicht und dem Oelberge,
daunn die Maltheser-Commende Heilenstein. So erreichen
wir, gleichsam lustwandelnd durch das schoͤne Thal, den leb⸗
—— Shauze) in 2 Stun⸗
deu. Der Markt zählt über 80 Häuser, mit mehr als 600
Einwohnern. Pfarrkirche zu St. Nikolaus. Gutes Hochal⸗
tarblati von Wergant, vom Jahre 1764. Von hier, geht es
gegen St. Peter, der ersten Poststation von Cilly nach
Libach. Wir überschreiten außerhalb St. Peter auf einer
festen Brücke die San, schreiten noch eine Strecke auf der
Poststraße fort, bis wir an die rechts einmündende Seiten⸗—
straße nach Fraßlau gelangen. Wir lenken dahin ein, und
erreichen bald den Markt. Von Sachsenfeld bis zur Ein—
mündung dieser Straße wandern wir wohl 3 starke Stunden,
dann auf der Seitenstraße 1Stunde nach Fraßlau. Dieser
Maͤrkt (wendisch: Praslouze) hat über 80 Häuser, und mehr
As 300 Einwobner. Pfarrkirche zu Unsrer lieben Frau. Süd—
westlich erhebt sich der Tschrietberg, ebenfalls mit einem der
Madonna geweihten Kirchlein, Maria-Tschriet, gekrönt.
283
Auf dem Wege hierher zieht auch die am Dobrol liegende
Ruine von Saneck, die Wiege des mächtigen Geschlechtes der
Cillyer-Grafen, und das Schlößchen Ruhet hal einen Blick
auf sich. Von hier wandern win 2 Stunden nach dem Markte
Praßberg (wendisch: Mosirje) mit etwa 80 Haͤusern und
100 Einwoͤhnern. Alte Pfarrkirche zu St. Georg. Filiale
zu Unsrer lieben Frau am Rosenberg. Gute Obst—⸗
baum-, Bienen- und Hornviehzucht; die Gegend ist sehr an⸗
muthig, reich an historischen Erinnerungen. Schloß Alten—
burg (Werbou⸗) liegt einsam am Einflusse der Drieth in
die San. Hier stand wahrscheinlich die vielbesprochene Moo s⸗
burg des Privina, welcher, wie ich oben erwähnte, später ge⸗
tauft ward, und den Ramen Bruno erhielt. Von hier ward
das Christenthum dann im Thale verbreitet. — Auf freund—
licher Höhe hinter Altenburg die Wallfahrtskirche des Fran⸗
ziskaner-Klosters Naͤzareth. Hier lebte einst als Apotheker
der im Lande vielgenannte, an der Lorchkirche in Grätz begrabene
Pater Dr. Spöck, dessen Antimonialpräparate in Pulverform,
die sogenannten Spöck'schen Pulver, weitverbreiteten Ruf er⸗
halten hatten. Wir wandern, immer anmuthige Landschaftsbilder
im Auge, weiter und kommen in 1 Stunde an dem Markte
Rietz endisch RPotshiza) vorüber, uns stets am Sanufer
haltend. Der Markt Rietz zählt über 80 Hauser mit mehr
As 300 Einwohnern. Pfarre zu St. Kantian. Eine Stunde
weiter gelangen wir an eine Wegscheide. Unser direkter Weg
nach Sulz bach führt westlich Jegen Laufen, der südlich
bleinkende Weg nach Oberburg. Wir müssen, ehe wir un⸗
sern Weg fortsetzen, die Wandeder auch noch auf den Abste⸗
cher nach Oberburg aufmerksam machen. Wenn wir den
Weg dahin einschlagen, so gelangen wir in 2 Stunden zuerst
nach St. Xaver in Strasche, besuchter Wallfahrtsort,
inst eine Expositur der Jesuiten. Noch immer namhafter se—
benswerther Kirchenschatz. Prachtvolle Meßgewänder, gestickt
von Koͤniginnen von Frankreich und Polen, und von der Kai⸗
serin Theresia. Kostbare Paramente u. s. w. Sehr freund⸗
lich gelegener Pfarrhof. Von hier in 1, Stunde nach Ober⸗
burg, Markt (wendisch: Gornigrad) mit mehr als 120
286
Häusern und über 700 Einwohnern. Der Ort liegt unge⸗
miein freundlich und seine Bewohner sind freundliche, meist recht
gutmüthige, zum Theil sehr gebildete Leute, so daß der Aufent⸗
halt hier sehr angenehm ist“ Jedenfalls nimmt dieser Markt
eine ausgezeichnete Stelle im Lande ein. Pfarre zu St. Her⸗
magor, nud Dekanat. Im Mittelalter hauseten hier die Herren
on' Oberburg auf einer stolzen Veste, deren Trümmer noch
auf einem Vorhügel des schönen Menina-Gebirges, welches
sich füdöstlich des Marktes erhebt, thronen. Im Jahre 1440
stiftete der Patriarch von Aquileja hier ein Benediktiner-⸗Klo⸗
ster, welches Kaiser Friedrich IV. im Jahre 1461 aufhob, und
mit dessen Besitzungen das von ihm gestiftete neue Bisthum
Laibach dotirte. Die Ostseite des jetzigen Schlosses ist noch
ein Rest des alten Stiftgebäudes. In diesem Schlosse sind
die Appartements für den Bischof, die Wohnungen des Beam⸗
den- und Pfarr-Personals. Von den im Anfang des 16.
Jahrhunderts von dem Bischof Christoph Rauber erbauten
Mauern, Thürmen und Gräben ist fast nichts mehr geblie—
veu. Verbunden mit dem Schloßgebaͤude ist die Pfarrkirche,
vielleicht die schoͤnste im Lande, ein edler Bau, in den Jahren
1754 1761 von dem Bischof Ernst Amadäus, Grafen von
Attems, vollendet. Sie hat eine Kuppel, ist licht und geräu—
mig, 173 Fuß lang, 86 Fuß hoch, 43 Fuß breit; hat 7
Aldare. Das Hochaͤltarblatt und die Kreuzwegstationen sind
on dem wackern Maler Leyer aus Krainburg. Vier Seiten⸗
altarblaäätter (Christi Geburt und das Abendmahl, die Aufer—⸗
stehung, und Himmelfahrt Christi) sind Meisterwerke des Krem—
ser-Schmidt, in den Jaͤhren 1774 1778 gemalt, leider etwas
angegriffen. Schöne Orgel von Marthal in Cilly. In der
Gluͤft unter dem Presbyterium die Ruhestätte von 10 Laiba—
cher Bischöfen. An der Außenseite der Kirche Steinbilder der
Bischoͤse. An der Gerichtsdienerwohnung ein Römerstein.
Sehenswerthes Archiv.
Von Oberburg kann man noch vordringen bis an den
Schluß des Thales. Man gelangt vom Markt in 1 starken
Sltunde nach St. Nikolai (wendisch: Svet-Niklausch),
dann in 27. Stunde nach Neustift (wendisch: Nova-Stifta)
287
Pfarrkirche Maria in Neustift, erst 1774 begründet. Die
Kirche ist groß, und war, obschon früher nicht Pfarre, doch
als Wallfahrtskirche von den wendischen Landleuten besonders
an den Marienfesttagen stark besucht. Sie ward im 16. Jahr—
hundert erbaut, und Gemälde an den Seitenwänden verewi—
gen die Wunder, welche zu Erbauung einer Kirche an dieser
Stätte Veranlassung gaben. Hinter ihr erhebt sich als Thal⸗
schluß der waldige Tscherniouzberg, über welchen ein Weg
hinüber nach Krain, in das Städtchen Stein führt, den ich
deßhalb hier nenne, weil er die Verbindung dieses Ausfluges
mit den später zu erwähnenden, von Laibach aus anzutreten—
den Ausflügen herstellt. Ein zweiter solcher Verbindungsweg
zieht auch von der Menina hinüber, deren Ersteigung von
Oberburg aus leicht zu bewerkstelligen ist, und deren uͤberra—
schend herrliche Aussicht von dem Gipfel Guri-Verch, wel⸗
cher doch nur 4762 (7930) Seehöhe hat, von keinem Besu—⸗
cher des Thals unterlassen werden sollte. Es ist eine sehr loh—
nende Nachmittagspartie. — Von Cilly hierher hat man schon
bedeutende Hoͤhe gewonnen. Cilly hat 1200 Seehöhe, Sach⸗
senfeld 1330, St. Peter 1370 Fraßlau 18590, Praß-—
berg 1640, Oberburg 2370, Neustift 2790. Die Me⸗
nina erhebt sich also noch über den Thalboden von Ober⸗
burg um 33560 (33367). Wenn man von Oberburg die Reise
fortfetzen will, kann man auch nach Franz anf die Poststraße
zwischen Cilly und Laibach gehen, und auf dieser Poststraße
entweder zurück nach Cilly oder vorwärts nach Laibach wan—
dern. Man zählt von Franz nach St. Oswald 1, von
St. Oswald nach Podpetsch 1, und von Podppetsch nach
Laibach 13/2 Post. — Von Franz nach Cilly dagegen zählt
man 2 Posten, naämlich 1 Post nach St. Peter, und 1
Post nach Cilly. Nach dieser Exkursion nach Oberburg
kehren wir auf unsern Weg nach Sulzbach zurück. Von
der Ausmündung der Straße nach Oberburg, wo wir diesen
Weg verließen, wandern wir noch 1 Stunde nach Laufen
(wendisch: Lubno). Dieser Markt hat gegen 100 Häuser
und über 300 Einwohner. Pfarrkirche zu St. Elisabeth.
Hier in Laufen wird die San flößbar. Von hier aus betre—
288
ten wir das eigentliche Gebiet der hiesigen Alpenwelt. Durch
Waldgruppen, über Höhen, dann wieder sich absenkend, um
wieder sich aufzuschwingen, in einer immer großartiger sich ge—
staltenden Einsamkeit, deren Stille nur durch das Rauschen
der an den Felsblöcken in jhrem Bette brandenden San un—
derbrochen wird, schlingt der Weg sich durch Gebirgslabyrinthe
zwei starke Stuͤnden lang von Laufen dahin, und nach dieser
einsamen Wanderung erfreut es den Wanderer bei einer ploͤtz⸗
lichen Wendung des Weges, das malerisch gelegene Leutsch⸗
dorf zu erblicken. Dieses Dorf (wendisch; Latsche) liegt an
der Eumündung des Leutschbaches in die San. Es zählt
54 Haͤuser mit etwas über 200 Einwobnern. Pfarrkirche zu
St. Lorenz. In dem Hause Nr. 32 an der Kirche, dem In⸗
sassen Jakob Wresnigg (hier unter dem Volksnamen Saka be⸗
kannt) gehörig, findet man ziemlich gute Unterkunft. Die Um⸗
gebung ist höͤchst malerisch. Destlich von der hohen Distrizza
der zieht ein mächtiger Gebirgsdamm, der Roßberg, üuüber
Is Thal. Im Süuden steigt die Karnitza empor, und im
Roͤrden ragt die Königin duͤses Thales, die felsenreiche Ra⸗
ducha, 6498 (10830) hoch empor. — Vom hier aus dem
Thale, vom linken Sanufer her, ist dieser riesige Berg am
besten zu ersteigen. Ich selbst habe diese Ascension nie un⸗
anemmen, aber die zuverlässigsten Leute und Fuͤhrer darüber
befragt. Sie — daß die Erstei⸗
gung zwar sehr beschwerlich, aber durchaus ungefäaͤhrlich sei,
und'in 7-58 Stunden zu bewerkstelligen sei. Wobl mag sich
zuf dieser Höhe eine prachwolle Fernsicht, besonders gegen
Sit und Suͤd, eröffnen. Gegen Rord und besonders gegen
Suͤdwest und West muß sie durch die sie weit überragenden,
Dert cporragenden Bergkolvsse beschränkt sein. Man kaun
auch westlich nach Sulzbach hinabsteigen, doch soll dieser
Weg im höchsten Grade gefährlich und nur für die kübnsten,
geübtesten, verwegensten Gemsjäger gangbar sein. Die Flora
des Berges muß nach dem, was ich bei dem Herumklimmen
höchstens zur halben Hoͤhe des Berges sah und fand, sehr reich
uͤnd lohnend sein. —
Wir setzen nun die Wanderung von Leutschdorf nach
289
Sulzbach fort. Außerhalb des Dorfes ziehen wir an Saͤge—
mühlen vorüber, und überschreiten auf einem Steg die Saͤn,
um wieder am linken Ufer den Weg fortzusetzen. Auf ein—
mal scheint ein kolossales Klippenbild, der Logerfels, uns
denselben absperren zu wollen. Wir sehen aber Stufen an
ihm eingehauen, und klimmen sie hinan. Wir kommen an
einer Höhle vorüber, welche noch unerforscht ist, und von wel—
cher im Thale die Sage geht, daß sie bis nach Kärnthen fort—
setze, und dort im Fellachthale ausmünde. Von Leutschdorf
hierher 1 Stunde. Der Steig senkt sich dann wieder zur
San hinab, und erhebt sich gleich wieder, und wir stehen
dann etwa 200 hoch über der San abermals an einem Fels
der den Weg zu sperren scheint, und wir erblicken mit Stau⸗
nen eine kleine Spalte in demselben, welche sehr bezeichnend
die Nadel genanut wird (wendisch: jigla). Wirklich gleicht
diese Spalte im Gestein auffallend einem kolossalen Nadelöhr.
Dieser Engpaß hat nicht seines Gleichen in den Alpenlanden.
Er bildet von dieser Seite den einzigen Zugang nach Sulz—
bach. Die Spalte ist 13 Fuß hoch, 3 Fuß breit, 6 Fuß
lang. Jenseits ist über einen tiefen Riß, den der Fels hier
zeigt, ein Brett mit Geländer gelegt. Eine Inschrift auf stei—
nerner Platte erinnert, daß der Gouverneur, Graf Wickenburg,
—W
ist zwar nicht sehr hoch, aber schmal, und die Passage über
die Schlucht dürfte doch zum Schwindel geneigten Personen
schwierig erscheinen. Für diese bleibt kein Ausweg, wenn sie
das Thal besuchen, als in Leutschdorf ein Pferd zu mie—
then und nach Sulzbach zu reiten, da man nur im Flusse
watend, was für Fußganger nicht immer thunlich ist, in das
— dringen kann, wenn man den Steig durch die Nadel
scheut. —
Jenseits des Passes wird das Engthal wieder etwas ge⸗
raäumiger und wir erreichen, noch 11,, Stunde in demselben
fortwandernd, das Dorf Sulzbach, eine Gruppe von
Bauernhäusern, um die alte kleine Pfarrkirche Maria in
Sulzbach gereiht. Diese Kirche ist aus dem 14ten Jahr⸗
hundert. Der verdienstvolle (nun pensionirte) Herr Gymna—
19
290
stal-Präfekt von Cilly, Hartnid Dorfmann, und Herr
Knaffl-Lenz, Kameralrath zu Marburg, ließen durch Herrn
Gab. Seidl hier im Pfarrhofe ein Denkbuch auflegen zur
Namenseinschreibung für die das herrliche Thal besuchenden
Fremden. Auch müssen diese wohl, wenn sie hier weilen wol—
len, die Gastfreundschaft des Hochwürdigen Herrn Pfarrers in
Anspruch nehmen, welche derselbe auch freundlich und gemüth—
lich gewährt; eine andere, gemächliche Unterkunft zu finden,
dürfte hier schwer werden. Zum Dorfe Sulzbach gehören
zwar gegen 80 Haͤuser mit etwa 400 Einwohnern, doch lie—
gen dieselben zum größten Theile einzeln, an den Berghaͤngen
des Thales. Außerdem ist nur noch eine Gemeinde in die—
sen Gebirgen, nämlich Heiligen Geist. Hier, bei Sulz⸗
bach, fließt der Bella-Bach und der Domatschgraben⸗
Bach in die San. Wir dringen nun noch weiter vor bis
zu ihrem Ursprung. Der Weg dahin führt, stets ihrem Lauf
entgegen, durch einen wilden Felspaß, kaum den Raum für
die über Felsblöcke herabbrausende San gewährend, der Fuß—
pfad führt bald am rechten, bald am linken Ufer hin. Hohe,
feste Stege sind über den Fluß gelegt. Mit magischem Reiz
ziehen besonders die alle Vorberge hier überragenden Kalk⸗
massen der riesigen Oushowa, (Schafberges) das Auge an.
Sie steigt gegen 7000* hoch empor. — Wir braucheñ eine
starke Stunde zur Durchwanderung dieses höchst pittoresken
Engpasses. Endlich erweitert er sich und mit dem überraschend⸗
sten Effekte begrüßt uns eine herrliche weite Matte, überragt
von den majestätischen Hochgebirgen. Am jenseitigen Ranͤd
dieser schönen Aue liegt das ansehnliche Gehoͤfte des Logar⸗
Bauers. Westlich dieses Hofes erhebt sich ein bewaldeter Verg,
LKoinski-⸗vereh (Roßkogel, vereh heißt Kogel, daher die meisten
Spitzen diesen Namen als Zusatz führen) an dessen Fuß, unter ei—
nem von Erlen beschatteten Felsblock eine Quelle hervorrauscht,
welche sich bald zu einem Bache vergrößert, durch den Wiesen—
boden des Logar hinschlängelt, dies ist die San. Doch ist hier
nur ihr zweites Auftauchen zu Tage zu sehen. Ihren eigentlichen
Ursprung finden wir höher am Gebirge und wir setzen den Weg
dahin fort. Nach 2 Stunde Wanderns vom Logarhofe aus er—
291
reichen wir einen zweiten Bauernhof, zum Pleßnigg ge—
heißen. Unwillkürlich werden wir uns einen Augenblick ge⸗
fesselt fühlen durch den Anblick des großartigen Fels-Amphi⸗
theaters, welches hier aus dem grüncu Thalboden, üuüber die
Wälder der Vorberge seine Wande aufthürmt in die blaue
Luft. In unsern gesammten Alpengebieten hat dieser Felsen⸗
kessel an Großartigkeit und Erhabenheit nicht seines Gleichen.
Dieses Urtheil fällte auch der berühmte Geognost Boné,
welcher erklärte, Aehnliches sei nur in den Pyrenaen zu finden,
deren großartige Felsenpartien namentlich ein— ihrer Eigenheiten
ist. Er nennt den Kessel hier das Seitenstück zu dem Thale
von Gavarni in den Pyrenaäen und ich fand diesen Vergleich
voöllig gerechtfertigt. — Ich kenne auch noch einen zweiten
Winkel der Pyrenäen, an welchen das hiesige Felsenamphi—
theater auf noch frappantere Weise erinnert, wie Alle zugeben
werden, welche beide Punkte kennen. Dies ist die Oule de
Heas (Kessel von Heas) von dem Plateau des Troumousse;
dieser Standpunkt in den Pyrenäen „und jener hier auf der
Okreshel, von welcher sogleich die Rede sein wird, bieten
wirklich überraschende Aehnlichkeiten. (Meine Schilderung und
Ansichten der Phrenäen habe ich in den Aufsätzen: Memo—
rabitien aus meiner Reisetasche im „Wanderer“ mit—
getheilt). Rückwärts des Pleßnigg-Hofes lenken wir nun in
den Hochwald ein, in dessen küblendem Schatten wir theils
auf einer Holzriesen, theils auf steilem, steinigem Steige gegen
2 Stunden lang aufwärts steigen; aus ihm hervorgetreten
haben wir noch Line starke 1/ Stunde über einen kahlen, mit
Felsblöcken befäeten Hang zu steigen, und stehen endlich an
dem letzten Ziele unserer Wanderung der Bergwand Okrechei
(Rundung). Ueber dieselbe stürzt ein, noch“ höher oben an
den Schneefeldern der Rinka entspringendes Baͤchlein in einer
schönen Kaskade über 80 hoch herab, sammelt sich in einem
durch den Sturz ausgehoͤhlten natuͤrlichen Steinbecken, und
rauscht dann noch eine Strecke weiter zwischen den Felsblöcken
des Hanges, bis es sich im Geroͤlle gänzlich verliert, einge—
saugt von Kalkklüften, welche sich hier, wie am Karst häufig
finden. In derselben Richiung bricht es dann unten naͤchs—
19 *
292
dem Logarhofe wieder zu Tage. Dies ist die Sen. — Der
Punkt an der Okreshel ist auch wegen der imposanten An—
sicht der Sulzhacher⸗Hochgebirge einer der interessantesten. Die
Herrlichkeit dieses Felsenkessels ist unbeschreiblich. Man be—
findet sich hier schon auf namhafter Hoͤhe, und uͤbersieht un⸗
behindert das ganze Panorama. Links die kolossale doppel⸗
gipfelige Oistrizza 12370 (74229 Seehoͤhe. Dann weitet
herwaͤrts die Spitzen und Zacken des Kotschna-Gebirges,
bis zu 44300 (83809) aufsteigend, alle überragend, die Königin
dieses Alpenzuges, die hohe' Rinka zu 15190 (91140) Sce—
höhe. Sie ist die Ju ugfrau dieser Gebirge; es lebt keiner,
der sich rühmt, diesen Gipfel erstiegen zu haben. Einer der
kühnsten Wildfchützen soll es einst versucht haben, er kehrte
aher nicht mehr heim.“ Die Riuta (Ring), wird hier auch
Mersla-gora (Eisberg) genannt, wahrscheinlich der Schnee
felder wegen. Uebrigenss trägt auch die Distrizza mächtige
Schneelagen. — Das ganze Gebirge ist rauh und wild, uͤbera
schroffe, riesige Abstürze, vielfach zerklüftete Gipfel, ein Bilp
voll des Ernstes und der ergreifendsten Großartigkeit. Ich
selbst habe keinen der hiesigen Berge erstiegen, doch weiß ich,
daß bereits mehrfache Ersteigungen der Distrizza statt ge—
funden haben, welche namentlich auch mein wafñrer Freund
Schmutz, der Verfasser des historisch- topographischen Lexi⸗
kons von Steyermark, erstieg. Die Daten, welche mir dar⸗
uͤber bekannt geworden, sind indessen zu dürftig, als daß ich
sie zur Richtschnur der Wanderer hier mitzutheilen mir er⸗
laube. Jene, welche die Ersteigung unternehmen wollen, wer—
den in Leutschdorf oder in Sulzbach wohl die noͤthigen Wei⸗
sungen und Führer erhalten. Verschiedene Alpensteige fuühren
aus dem Thal über die es umschließenden Hoͤhen, theils nach
Käaärnthen, theils nach Krain hinüber. Der ein zwischen
Sulzbach und dem Ausgang in das Logarthal rechts in
1-v8 Stunden nach Fellach in Kärnthen (ein stark besuch⸗
ter, lebhaft aufblühender Brunnenort), ein zweiter, an der
Dushova vorüber nach Kappel in Karnthen, der gewöhu⸗
liche Verkehrssteig an dieser Seite; ein drilter, von Sulz⸗
vach aus, zwischen der Distrizza und dem Skuta-⸗ verch in
293
das Feistritzthal nach Krain, wo man über Stein (man
sehe darüͤber unten die Ausflüge von Laibach aus) nach
Laibach gelangen kann. Der vierte endlich, von Leutsch—
dorf aus, über St. Anton und die Einsattlung des Berges
Podvolaulek durch das Zherna-Thal auch nach Stesn.
Ich selbst habe nur diesen letzten betreten und gebe ihn daher
hier als Verbindungsweg dieses Ausfluges mit Laibach, und
sonach mit allen uͤbrigen später geschilderten Ausflügen an.
Von Leutschdorf nach der Filialkirche St. Anton 214
Stunde. Bei der Rast, welche man allenfalls hier macht,
wird ein Gericht Forellen, welche der Meßner schnell und sehr
gut zu bereiten weiß, wislkommen sein. Von hier geht es
steil bergan auf den Podvolaulek, wohl 12/, Stunde. Auf
der Einsattlung ist die Gränze zwischen Steyermark und
Krain. Zwei Ansiedelungen, beide mit dem Namen der Rack—⸗
höfe bezeichnet, stehen hier, der eine auf steyrischem, der an⸗
dere auf krainschem Boden. Auf der Einsaitlung eine schöne
Aussicht bis in die Umgegend von Laibach. Dann den jen—
seitigen, bei weitem nicht so steilen Abhang hinunter in das
Zherna-Thal, unter St. Primus hinaus, auf die Fahr⸗
straße, welche von Stein gegen das Feistritzthal führt. Wir
wandern von den Rackhöfen bis an die Straße, welche wir
gegenüber der Kirche von Stein betreten, 2 Stunden. Dann
südlich auf dieser Straße über Minkendorf nach Stein,
1 Stunde. In Stein, wo man immer Fuhrwerk findet,
kann man den Weg nach Laibach zu Wagen leicht in 2i/
Stunden zurücklegen, erst von Stein auf guüter Bezirksstraße
über Mannsburg nach Tersain, wo man an die große
Poststraße von Cilly her, zwischen Podpetsch und Laibach
kommt und auf derselben vollends nach Laibach gelangt. Fuß⸗
zänger werden den augenehmen Weg auf durchaus guter
Straße leicht in 3 starken Stunden zurücklegen.
Ueber die Eintheilung der Zeit bei diesem großen, aber
in höchster Beziehung lohnenden Ausflug von Cilly, wird
jeder Wanderer bei den angegebenen Distanzen verfügen können.
Indessen erlaube ich mir doch einige Andeutungen darüber.
Da die Erkursion nach Oberburg bei dieser Wanderung nicht
294
unterlassen werden sollte, so könnte man von Cilly aus dieselbe
zu Wagen antreten, wo man in kleiner Tagereise zeitig genug nach
Oberburg gelangt, so daß man noch das Archiv, die schöne
Kirche u. f. w. besichtigen kann. Früh Morgens am nächsten
Tage wäre dann die durchaus nicht anstrengende Wanderung auf
die Menina anzutreten, wo man Mittags wieder in Ober—
burg zurück sein, und den Nachmittag zu einer Exkursion nach
St. Nikolai und Neustift verwendenß koͤnnte. Am dritten
Tage von Oberburg uͤber Xaberi und Laufen nach Leutsch⸗
dorf; ein nur kleiner Tagemarsch, aber man wird gut thun,
in Leutschdorf zu bleiben, um die Kräfte für den nachsten
Tag zu sparen. Rüstige Wanderer gelangen aber leicht in
einem Tage von Oberburg bis Sulzbach, 8, boͤchsteus 9
Stunden.“ (Von Oberbuͤrg nach Leutschdorf höchstens 3
Stunden). Am Aten Tage Besichtigung des Sulzbachthales.
Wenn man sich damit begnuͤgt, nur bis an den Pleßnigg⸗
Hof zu gehen, und nicht bis zur Okreshel hinanzusteigen, so
kann man Abends leicht wieder in Leutschdorf zurück sein.
Will man aber hinaufsteigen zur Okreshel, so wird man
wohl in Sulzbach bei dem Herrn Pfarrer übernachten mögen.
Will man auf dem oben geschilderten Weg von Sulzbach uͤber
Leutschdorf, St. Anton und den Podvohaulek nach Stein
gehen, so ist dies ein forcirter Marsch für einen Tag (an 10
Stunden). Bei der Rückkehr auf dem Wege nach Eilly be—
darf es hier keiner weitern Andeutung. Man wird sich hier
nach dem Ermessen der eigenen Kraft die Auhaͤlts— und Ruhe⸗
punkte selbst leicht bestimmen können. — Ziemlich gute Unter—
kunft findet man anf der belebten Straße in allen groͤßeren
Orten, in Laufen, Rietz, VPraßberg, Fraßlauu. s. w
Ausflug von Cilly in das Bad Neuhaus
und dessen Umgebung.
Das in neuester Zeit besonders als Damenbad in aus—
gezeichneten Ruf gelangte und von Jahr zu Jahr zahlreicher
besuchte Bad Teplitz zu Neuhaus, gewoͤhnlich Neuhanser—
293
Bad genannt, gehört beinahe zu den Umgebungen Cilly's.
Zwei recht gute Straßen führen in kaum 2 Stunden dahin,
und es ist sogar eine tägliche Omnibus-Verbindung zwischen
Cilly und Neuhaus eingerichtet. Die eine Straße, welche
besonders durch ihre liebliche Umgebung den Fußwanderern zu
empfehlen ist, führt vom Bahnhofe in Cilly nördlich über
Maierberg und St. Martin nach Lemberg und dann in
den Badeort in Z1/3 Stunden. — Der zweite, etwas weitere
Weg geht von Cilly erst auf der Poststraße, welche von Grätz
nach Cilly führt, bis Hochenegg und lenkt dort in eine gute
Seitenstraße ein, um über Neükirchen und Lemberg nach
Neuhaus zu gelangen. Auf diesem Wege wird man 4 Stunden
wandern. Zu Wagen rechnet man von Cilly bis Neuhaus
13/, Stunden. — Auf der ersten Route ist außer der freund—
lichen Gegend und der schön gelegenen Pfarre St. Martin im
Rosenthale (wendisch: Schmartee) nichts zu bemerken. Auf
der zweiten Route aber zieht vorerst der Markt Hochenegg
(wendisch; Woinsky-Terg) unsere Blicke an. Der Ort zählt
über 70 Häuser mit mehr als 400 Einwohnern. Pfarrkirche
zu St. Bartholomäus, noch zwei andere Kirchen, gutes Gast—
haus zum Rössel. Hier lenken wir, wie bereits erwähnt,
von der Poststraße links ab auf die schoͤne Seitenstraße, welche
uns an dem malerischen Schlosse Weichselstätten (wendisch
Tabor), in neuerer Zeit durch den Besitzer, Ritter von Resingen,
sehr geschmackvoll und umsichtig restaurirt und mit Anlagen
umgeben, vorüber nach Neukirchen führt. Wir wandern von
Cilly nach Hochenegg 2 Stunden, von Hochenegg nach
Weichselstätten und Neukirchen kaum ein Stündchen. —
Neukirchen (wendisch: Nova-Zirko) zählt über 40 Häufer mit
gegen 300 Einwohnern (einbegriffen die Gemeinden Pousche
und Wissovie). Dekanats-Pfaͤrre zu St. Leonhard. Die
Kirche ist uralt und wird schon im 13. Jahrhundert genannt.
Sie ist aber im Laufe der Zeiten so vielfach umgestaltet und
modernisirt worden, daß die alten ehrwürdigen Bauformen
verwischt wurden. Auch hier gehen Sagen von den Tempel—
rittern und bezeichnen die alte, jetzt zur Schule verwendete
Michaels-Kapelle als Ordenskirche und die dortigen Grabge⸗
296
woͤlbe als Ordensgruft. Das Innere der Pfarrkirche ist mit
biblischen Darstellungen bemalt, von dem Cillyer Maler Zwiebel
1793 vollendet. Der Hochaltar datirt von 177 An einem
Seitenaltar das Bild der heiligen Margaretha von Cortona,
von den Wenden sehr besucht und verehrt (prasnik s. Marjete-
Kortonshe). An einem andern Seitenaltare der aus Gonowitz
1794 hieher übertragene heilige Leib des Märtyrers Agapitus
Auf halbem Weg von hier nach Neuhaus sehen wir die alte,
noch bewohnte Felsenburg Lemberg. Ein Besuch der sehr
pittoresken Veste ist lohnend. Am Fuße des Burgberges die
1842 erbaute Katharinenkirche und das Doͤrfchen von kaum
einem Dutzend Häusern. Von hier weiter waͤndernd grüßt
unser Augẽ bald das freundliche Schloß Neuhaus, an wel⸗
chem voruͤber wir nach dem Badeort gelangen. Von Neu—
kirchen hieher ¶ Stunde. Das Thal, in welchem Neuhaus
liegt, ist ungemein freundlich, obschon etwas enge. Es wird
von der Toͤplitza durchströmt, welche sich naͤchst dem Dorfe
Doberna mit der Doberschütza vereint“ Es ist fruchtbar,
und Thal und Hoͤhen prangen mit dem Segen der Feldfrüchte,
selbst mit Reben, mit grünenden Wiesen und schattigem Walde.
Die hiesigen Berge bestehen aus Jurakalk, mit Hügeln von
Grobkalk, Molasfemergel und Sandstein. Die Seehoͤhe des
Thales am Badhause ist 1203; das Klima ist sehr mild, wo—
Iu besonders beiträgt, daß die nahen Berge, besonders der
Kosiak und der Beber, dem Norb und Nordostwind den
Zugang sperren. — Die erste Nachricht uͤber die Benutzung
dieser wohlthaätigen Quelle finden wir 1318 in einem Revers
von der steyerm. ständ. Verordneten-Stelle über den Antrag,
an dieser Quelle ein Haus zur Unterkunft adeliger Gaͤste zu
erbauen. Es finden sich indefsen keine Spuren über die statt—
gehabte Erbauung eines solchen Hauses, und ein Denkstein,
der im Bade. aufbewahrt ward, kündet, daß im Jahre 1624
der damalige Besitzer Matthias Gaitschnigge, dem Land zu
Ehren“ das Badhaus erbaut, „da es sonst noch länger
wär wüst gebliebem“Séit jener Zeit geschah aber weter
nichts mehr für diese segensreiche Quelle, bis über 100 Jahre
spaͤter, im Jahre 1769, die Herrschaft an die Familie Die—
297
nersberg gelangte. Unter dieser Herrschaft wurde nun etwas
mehr für das Bad gesorgt, es wurden Bauten und Verbesse—
rungen vorgenommen. Mit den Anforderungen der Zeit ward
indessen nur wenig fortgeschritten, und so gelangte diefe Quelle,
waͤhrend sie im Lande felbst eines festen Rufes genoß und be—
sonders von Frauen zahlreichen Zuspruch fand, durchaus nicht
zur verdienten Geltung außerhalb des Landes. Außer von dem
alten biedern Crantz und den Herren Dr. Schallgruber
und Dr. Onderka, welche einige schätzbare Notizen über die
Heilkraft dieser Quelle veroͤffentlichten, war fast nichts über
dieselbe bekannt; man suchte ihren Namen vergebens auf Land—
karten; kurz, es geschah durchaus nichts, den Heilschatz, wel—
chen die Natur hier den Leidenden bot, so gemeinnützig als
möglich zu machen. Erst unter dem letzten Besitzer, Herrn
Franz Xaver Freiherrn von Dienersberg, ward Hand an⸗
gelegt an eine zweckmäßigere Gestaltunge des Badeortes. Im
Jahre 1847 ging das Bad in den Besitz des Grafen Johann
von Hoyos über, welcher eine gänzliche Umgestaltung, Ver—⸗
groͤßerung und entsprechende Einrichtung der Anstalt vornahm,
welche noch immer fortschreitet. — Der jetzige Badearzt, Herr
Dr. Gustav v. Kottowitz, hat auch schon im Jahte 1830
eine sehr schätzbare monographische Skizze über die Anstalt
herausgegeben (Grätz bei Ferstl), und so wird denn auch diese
so wirksame Heilquelle je lääͤnger je mehr gewürdigt werden. —
Sie entspringt aus einem Kalksteingebilde, nimmt ihren Aus—
fluß durch den jenem Kalke anliegenden Molasse-Sandstein,
und ergießt sich, mit einer Fülle von 8 Eimern (320 österr.
Maaß) in der Minute, in zwei Bassins. Die Temperatur der
Quelle ist bei jeder Witterung bestaͤndig, nämlich 280R. Das
Wasser ist hell wie Krystall, ohne Geruch, von weichem Ge—
schmacke. Vor starken Gewittern wird es milchfarbig. Beim
Stehen an der Luft zeigt es nach längerer Zeit eine bemerk⸗
bare Trübung. Die Quelle ward mehrmals und zuletzt von
Herrn Dr. Hruschauer, Professor der Chemie zu Graͤtz, im
Jahre 1847 analysirt. Die Bestandtheile sind: salz⸗ und
schweselsaures Natron, schwefelsaure Bittererde, kohlensaurer
Kalk, kohlensaure Magnesia, kohlensaures Eisen-Oxydul und
298
stieselsaure. Die Verwandtschaft mit den Thermen von Pfef⸗
fers, Gastein und Tuͤffer ist also ausgesprochen, und die Neu—
hauser-Quelle steht ihnen an Heilkraft wenig nach. Die aün⸗
stigen Resultate der Anwendung auf jene Zustände, welche
durch totale oder partielle Lebensschwäche entweder der sen⸗
siblen oder der irritablen Sphäre (Blut und Nerven oder beider
zugleich) gewährt werden, sind außer Zweifel gesetzt. Die Quelle
wird mit dem vollständigsten Erfolge gebraucht in Glieder⸗
krankheiten, in strophulösen Leiden, gegen Gicht und
Rhenmatismen, bei Lähmuüngen, Haämorrhoidallei—
ben und passiven Congestionen der Unterleibs-Or—
gane, in durch Turpor des Uterinsystems bedingten Unord—
nungen der Menstruation u. s. w., gegen Bleichsucht
und Unfruchtbarkeit, gegen Atonie der Schleimhaute,
gegen Krankheiten des Harnapparates, gegen Hysterie
und Hppochondrie in allen Formen, gegen Lebensschwäche
der Kinder und Altersschwächte der Greise, gegen
Merkurial-Dyskrafie, Hautaffektionen, Geschwüre,
veraltete Wunden 'und Ausschläge u. f. w. Die bei
dem Gebrauche aller warmen Mineralquellen festgestellten Gegen⸗
anzeigen finden auch hier Anwendung; doch bemerkt Herr Dr.
von Kottowitz, daß nach sorgfältigen, fortwährend bestätigen⸗
den Beobachtungen hier die gegenangezeigten Zustäͤnde, als:
allgemeine Vollblütigkeit, Neigung zu Congestionen nach edlen
Theilen, hohe Schwäche, und erhöhte Reizbarkeit, wenn sie nicht
bis zur höchsten Stufe gestiegen sind, nichts zu besorgen haben,
daß daher dieses Bad mir seltenen Constitutionen zu verbieten
sei. — Auch hier, wie in Gastein und Pfeffers, übt die Quelle
eine überraschende Belebungskraft auf welkende vegetabilische
Stoffe, und die Kurgäste derfreuen fich gerne an diesem so
troͤstlichen Experiment.
Im großen Badegebäude besteht das eigentliche Kurbassin,
mit einem hohen, gothisch gewölbten Dache bedeckt, neu ge⸗
faßt und mit ganz entsprechenden Zu- und Ableitungen ver—
sehen, dann ein Separat-Bassin zum Einzelbade. Im
zweiten Gebäude besteht das Fremdenbad und ein Bassin
zum Badegebrauche fuͤr Landleute und Arme. Wannen—
299
baͤder sind ebenfalls eingerichtet. Da außer dem Badege—⸗
brauche das Wasser im warmen und kalten Zustande inneruͤch
verwendet wird, so ist hier auch eine Trinkkuranstalt eingerichtet.
Diese Einrichtung ist aber hier noch ziemlich in der Kindheit
und laäßt Vieles zu wünschen übrig. Seit dem Jahre 1849
hat man auch eine Molkenanstalt eingerichtet. Die Ober—
leitung der Badeanstalt, so wie die Badeanleitung und den
ärztlichen Rath und Beistand besorgt der hiesige Herr Badearzt.
Die Geschäftskanzlei ist im Haupt-Badegebaäͤude. Es be—
sindet sich daselbst eine gut montirte Hand-Apotheke mit allen
erforderlichen Medikamenten und Mineralwässern versehen.
Auch ist für alle nöthigen Kranken-Apparate gesorgt. Ferner
befindet sich hier auch eine Hauskapelle, in welcher häufig von
fremden Geistlichen Gottesdienst gehalten wird. Außerdem
müßte man zur kaum tausend Schritte entfernten Pfarrkirche
Maria-Doberna zur Messe gehen. Für die Unterkunft
der Badegäste ist auf anständige Weise gesorgt. In dem
Hauptgebäude, in dem neuen erst 1830 vollendeten Wohn—
gebäude, die Stallburg genannt, in dem Fremdenbad-
Gebaänude, und im sogenannten Novak-Haufe sind bequeme,
lichte, trockene Gastzimmer eingerichtet, im Ganzen gegenwärtig
130. Die täglichen Preise derselben sind von 24 Xr. bis 30
Xr. C.⸗Mze.; für ein Zimmer und Kabinet mit 2 Betten
von 1 fl. bis 1 fl. 40 Xr. C.⸗Mze. Die Bewirthung ge—
schiebt an Table d'höte zu 40 Xr. 30 Xr. und 20 xr. E. Mie.
Die erste Tafel ist in dem Kursaale servirt, die andern finden
im Salon im Erdgeschoß statt. Wenn auf dem Zimmer ser⸗
virt werden soll, hat die Person um 10 IXr. CeMze. mehr
zu bezahlen. Abends wird nach der Karte gespeiset.“ Außer
dem eigentlichen Traiteur besteht auch noch ein Gasthaus hier,
wo ein Theil der Kurgäste zu speisen pflegt; anch im nahen
Dorfe befinden sich zwei Gasthäuser. In der Molkenfie—
derei wird sowohl zum Frühstück, als zur Jause (dem Ves—
perbrot) sehr guter Kaffec ausgeschenkt. An trefflichem Trink—
wasser ist in dem schoͤnen Thale kein Mangel. Der große
Ktursal ist schöͤn zu nennen. Es ist daselbst' ein Pianoforte
aufgestellt und liegen eine Anzahl Journale und ein Bade—
300
gedenkbuch auf. Im Kursaale darf nicht geraucht werden.
Die Kurtare ist für jeden Fremden, welcher sich 3 Tage
hier aufhaält, auf 1 fl. 30 Xr. festgesetzt. Seit dem Jahre
1850 ist auch eine Carlsbader Musikgesellschaft für die Dauer
der Saison engagirt, wofür eine Musiktare von 48 rr. C.⸗Mʒe.
für die Person bestimmt wurde. Die Verbindung mit Cilly
ist, wie ich bereits oben erwähnte, durch einen Omnibus her⸗
gestellt, welcher täglich um 8 UÜhr Morgens vom Badeort
nach Killy abgeht, und um 3 Uhr Nachmittags von dort nach
dem Badeorte zurückkehrt. Die Perfon zahlt vom Bade nach
Cilly 30 Xr., und von Cilly nach dem Badeorte 40 xXr. pr.
Tag. Er besorgt zugleich auch die Briefpost. Fahrgelegen⸗
heiten in die Unigebungen werden in der Badekanzlei bestellt
und sind tarifmäßig taxirt. Die eigentliche Badesaison wird
hier von Anfang Mai bis Ende September gerechnet. Im
Allgemeinen Tdenn besondere Krankheitszustaͤnde erfordern
zigene Bestimmungen), ist eine Badetour auf 24 Tage be⸗
stimmt, wonach vom 1. Mai bis Ende September 6 Bade—
touren entfallen. Indessen sind die hiesigen klimatischen Ver—
hältnisse so mild, daß sie eine Ausdehnung der Saison
gestatten und bei der jetzigen zweckmäßigen Einrichtung des
Etablissements ist der Badegebrauch den Leidenden selbst zur
Winterszeit ermoͤglicht, denn viele Zimmer sind heizbar, und
Badearzt, Apotheke, Traiteurie und Bedienung bleiben über
den Winter disponibel. Die Jahl der Besucher dieses Bades
hat in der neuesten Zeit alljährlich zugenommen, wobei stets
das weibliche Geschlecht überwiegend erscheint. Schon im
Jahre 1846 zaͤhlte man über 300 Badegäste, in den folgen⸗
den Jahren uͤber 400 und gegen 300. — Außerdem werden
auch alljährlich ein paar tausend Bäder an die Landleute der
Umgegend, in dem eigens dafür bestimmten Bassin gegeben.
Die unmittelbare Umgebung des Badeortes ist ganz geeignet
zur Aulage angenehmer Spaziergänge. Die sogenannte“ Allee
(wo auch die Molkenanstalt), unddie wohlgebahnten Pfade
in den hart angraͤnzenden Waldpartien, von denen die aus⸗
gezeichnetern Puͤnkte auch hier eigene Benennungen erhalten
——— — freundliche Wandelbahnen
7101
und man ist fortwährend mit der Ausdehnung und Vervoll⸗
kommnung dieser Anlagen beschäftigt. In angemessenen Di—
stanzen sind an denselben Baͤnke, Tische und Ruheplätze ange—
bracht, wo man sich theils an den Ansichten des freundlichen
Thales erfreuen, theils durch das Einathmen der balsamischen
Harz-Exhalation der Nadelwälder stärken kann; unter die
ganz nahen Umgebungen des Badeortes gehört der schöne
Herrschaftssitz Schloß Neuhaus. WDie Herrschaft ist seit
1831 im Besitz Sr. Excellenz des Herrn Grafen Franz Anton
von Kolowrat-Liebsteinsky.) Franz Augustin, Freiherr von
Dienersberg erbante das Schloß im Jahre 1774 in neuem
italienischen Style. An dasselbe schließt sich ein Garten,
welcher ohne Zweifel durch den gegenwärtigen Besitzer, dessen
hoher Sinn sich auf allen seinen Herrschaften der Hortikultur
mit so edler Vorliebe zuwendete, wesentlichen Verschönerungen
zugeführt werden wird. Außer dem Wege auf der Straße
führt auch einer der schönsten Pfade aus dem Badeorte über
die Waldanlagen auf den Bergrücken und dann längs dem—
selben fort zu den Ruinen der Schlangenburg, welche erst
seit 80 Jahren verodet steht und dem Verfalle preisgegeben
ist. Die Schlangenburg war lange der Sitz der Herrschaft.
Sie trug auch damals den Namen Neuhaus. Die gleichnami⸗
gen Ritker waren wahrscheinlich die Erbauer im 14. Jahr⸗
hundert. Die Familie starb erst 1742 aus, verlor aber die
Herrschaft schon im 17. Jahrhundert, wo wir die Herren von
Gaitschnigg als Eigenthümer finden, welche dann sich von
Schlangenburg nannten. Erst als Franz Augustin, Freiherr
von Dienersberg, das jetzige Neuschloß erbaute, gab er ihm
wieder den alten Herrschaftsnamen Reuhaus, und der Name
Schlangenburg blieb nur der alten, verlassenen Veste. Die
Ruine liegt sehr pittoresk und gewährt einen schönen Ueber—
blick des Neuhauser Thales. — Ein zweiter schattiger Weg führt
dahin, an der Pfarre Doberna vorüber. Die schöne Pfarr—
kirche ist des Besuches sehr würdig. Sie schimmert von einem
Hügel herab, der die Aussicht auf beide Thäler gestattet. Die
Sage, daß der ganze Thalboden einst ein See gewesen, wel—⸗
her erst zur Zeit Karl's des Großen seinen Ablauf durch
302
rinen Durchbruch gegen Lemberg hin genommen, erhaͤlt Be—
gruͤndung durch geognostische Spuren (Schotter- und Muschel—
lager), durch alte Slavenlieder und die Benennung der Pfarr—
kirche als „Maria am See“, endlich durch den Umstand, daß
bei der Nachbarschaft der thermenliebenden Roͤmer in Celeja
es auffallend erscheint, daß sie die herrliche Akratotherme in
Neuhaus unbenutzt gelassen haben sollten, wenn sie zu jener
Zeit bekannt und zugängig gewesen wäre. Das Presbyterium
der Pfarrkirche Maria-Doberna, welche damals vielleicht ein
Fischerkirchlein gewesen, stand schon zu den Zeiten Karls des
Großen. Durch Brand zerstört, ward es im 12. Jahrhundert
neu erbaut. Im 13. Jahrhundert entstand der Zubau des
Schiffes, im Jahre 1664 der Chor. Der Herr Pfarrer Mi—
klausin veranstaltete im Jahre 1844 eine totale Restauration.
Dieser Umbau war 1846 vollendet. Schönes Altarblatt von
Wonsiedler. Die Himmelfahrt der Jungfrau. Alte Marien—
bildsäule.
Ein angenehmer Ausflug ist auch jener vom Badeorte
nach dem Schlosse Guteneck. Man gelangt auf einem schön
angelegten Promenadenwege über eine Anhöhe nach dem Schlosse,
welches in einer malerischen Thalbucht liegt, deren Hintergrund
dicht und dunkel bewaldete Berge bilden, deren Vorhügel reiche
Rebenpflanzungen tragen. Man kann diesen Spaziergang noch
um ein Stündchen ausdehnen, wenn man in die Waldschlucht,
welcher der Bach entrauscht, vorwärts dringt, bis zu einem
sehr pittoresken kleinen Wasserfalle nächst dem sogenannten
Teufelsstein. Fernere Ausflüge sind: Nach der Ruine der
Burg Reifenstein nach Gonowitz, oder der Karthaus⸗
ruine Seiz (s. oben S. 261). Alle diese Punkte liegen
Ii/, 2, 21/, Stunden von dem Badeorte.
Wer schöne Aussichtspunkte liebt, findet sie hier mit ge—
ringer Mühe auf dem Rebenberge, der Auliza und Sa—
vadsche. Alle bis jetzt genannten Punkte gehören durchaus
der nächsten Umgebung des Badeortes an und sind ganz
eigentlich Spaziergänge. Der entfernteste Ausflug zu einer
sehr lohnenden Hoͤhe ist jener auf die hochgelegene Kirche
St. Jodok (wendisch: Svet-Joscht) am Kossiak. Dieser
303
Weg nimmt wohl 3 starke Stunden in Anspruch und ist nicht ganz
müͤhelos, aber die Aussicht ist auch von überraschender Schön—
heit. Der Wanderer wird bei dem dortigen Herrn Pfarrer
gastfreie Aufnahme finden.
Ich bemerke hier, daß der vorige große Ausflug von
Cilly nach Sulzbach auch über Neuhaus angetreten werden
kann und jenen Touristen, welche über ihre Zeit nach Will⸗
kür zu verfügen haben, ist es anzurathen, diese Route einzu—
schlagen, welche allerdings den Ausflug um ein paar Tage
verläungern wird, aber dafür eine Fülle interessanter und
sehenswerther Gegenstaͤnde bietet. Man gelangt zu Wagen
auf guter Straße von Neu haus nach Wöllan in 2Stun⸗
den.“ Von Wöllan nach Schönstein in 1 Stunde. Von
Schönstein müßte man dann hinüber wandern nach Praß—
berg (s. oben Ausflug in die Sulzbacher Gebirge S. 288)
und von dort die eigentliche Exkursion in das Hochgebirge
beginnen, der obigen Angabe folgend. Der Weg von Schön⸗
stein nach Praßberg ist in neuerer Zeit gut hergestellt wor—
den, er heißt von dem Penningthale, durch welches er führt,
die Penningstraße.
Von Neuhaus über Schalleck, Windisch-Grätz
und Unter-Drauburg in das Lavantthal
in Kärnthen.
Verbindung der Ausflüge dieser Sektion mit
allen früheren.)
Wir wandern von Neuhaus nach Wöllan 3 Stunden.
(Ich bemerke, daß man von Cilly aus, ohne Neuhaus zu
berühren, direkt nach Woͤllan gehen kanu. Es ist Poststraße,
und wird der Weg zu 12/, Post gerechnet. Wöllan (wen—
disch: Welensky-Terg) ist ein Markt mit etwa 30 Häusern
mit gegen 200 Einwohnern. Alte Marienkirche. Auf den
Markt herab schaut die Burg. Der alte Herrensitz Ober⸗
Wöllan (wendisch: Velegrad). Von der alten Veste eine
304
schöne Uebersicht des Gebirgspanoramas von den Riesenspitzen
der Sulzbacher-Alpen im Westen und an die gegen Nord her—⸗
auf ziehende Steyermark von Kärnthen trennende Gebirgskette
mit dem Ursulaberge 3364 hoch, überragt von der jen⸗
seits in Kärnthen südlich von Bleiburg liegenden hohen Pe—
tzen, 6678, (11130) Seehoͤhe. Im ferneren Verfolgen der
Straße gelangen wir in den aͤußerst romantischen Paß der
Hudna Lukna (das böse Loch). Die Straße ist hier
zwischen Felsen gebahnt; an der einen Seite oͤffnet sich der
Schlund der Hudna Lukna, einer höchst interessanten Höhle,
deren Zugang indessen durch den heraussprudelnden Bach er—
schwert ist, und dieser Hoöhle gegenüber in einer Felswölbung
ein Monument für den Herrn Erzherzog Johanu, mit feinem'
nach einer Originalzeichnung von Wachtl in Bronze ausge—
führten Bildnifse. Diefe Straße, als Kommunikatounsmittel
zwischen dem Schallthale und dem Windischgraͤtzerthale sehr
wichtig, ist naͤmlich zumeist auf Anregung des Herrn Erzher—
zogs und der Landwirthschaftsgesellschaft zur Ausführung ge—
kommen. Sie ward 1826 vollendet, das Denkmal 1830 eut—
hüllt. — Außer schoͤnen Ansichten des Bachers im Osten
lrechts) und der Gebirgskette mit dem Ursulaberge im We—
sten (links) und dem Reiz des Thales selbst, in welchem wir
wandern, bietet uns der fernere Weg nach Windischgrätz
keine bemerkenswerthen Gegenstände. Man zaͤhlt von Won
lan nach Windischgrätz 105 Posten, welche man zu Wa—
gen in 21 Stunden, zu Fuß in 3—81/, Stunden zurücklegt.
Ich muß hier auch noch zweier Wege erwähnen, welche sich
rechts (oͤstlich) unferer Straße zeigen. Der erste führt in
mannichfachen Windungen über den ziemlich hohen Loschberg,
auf welchem sich prachtvolle Ansichten auf die südlichen Haͤnge
des Bachers oͤffnen, nach Weitenstein, von wo man ent⸗
weder über Neukirchen nach Neuhaus oder nach Gono—
witz, Windisch-Feistritz u. fFan zu Verbindung mit den
frühern Exkursiouspunkten gelangen kaͤn. Man wandert von
Wöllan bis zu Einmündung der Straße über den Loschberg
2 Stunden, von dort über den Loschberg nach Weiten stein
auch 2 Stunden. Von Weitenstein nach Gonowitz 3 Stun—
308
den. Der zweite Weg mündet von St. Ilgen (St. Aegyd),
wo das alte Pfarrkirchlein sehr pittoresk auf einem freundli—
chen Hügel thront, nach Mißling. 11/ Stunde von St.
Ilgen, wohin die Gemeinde gehört, welche gegen 70 Häuser
mit mehr als 700 Bewohnern zählt. Es befindet sich hier
ein sehenswerthes Eisenwerk, mit dem Hochofen Sigmunds—
hütte, Herrn von Bonazza gehörig. Es werden hier auch
Rails für die Eisenbahnen erzeugt. Von hier aus koönnte man
auch die Ersteigung des Bacher antreten. — Nach Andeu—
tung dieser beiden Seitenwege, kehren wir in die eigentliche
Richtung des hier angedeuteten Ausfluges, nach Win disch—
Grätz zurück. Dieses Städtchen (wendisch: Sloven-Gràdez)
zählt über 120 Häuser mit gegen 800 Einwohnern. Uralte
Pfarre zu St. Martin. Sensenfabriken. Schloß Rothenthurm.
Nordwestlich der Stadt steht auf dem sogenannten Schloßberge
die Pfarrkirche St. Pongratz von Altenmarkt, an der Stätte
der alten Hinterburg erbaut, welche die Sage als das Stamm⸗
haus der Windischgrätz bezeichnet. Gewiß ist es, daß hier,
oder im Städtchen selbst die Wiege dieses erlauchten Hauses
ist, dessen Sprossen schon im 11. Jahrhundert genannt wer—⸗
den. Die ritterliche Familie der von Windischgrätz wurde
1531 in den Freiherrnstand, 1580 in den Reichsgrafen—
stand, und 1804 in den Reichsfürstenstand erhoben; im Jahre
1822 Ausdehnung des Fürstenstandes auf alle Nachkommen.
Der Name des Fürsten Alfred von Windischgrätz,
des edlen, ruhmgekrönten Feldmarschalls, glänzt unter den
Heldennamen unseres Heeres in wohlverdienter Glorie. Das
Thal, in welchem das Städtchen liegt, ist sehr schön, eine
Fülle von reizenden landschaftlichen Ansichten gewährend, mit
seinen pittoresken Schlössern (Gradisch, Widerriß, Le—
chen, Hartenstein, Gallenhofen u. s. w.), den zahl—⸗
reichen Kirchen und Kapellen, das Ganze begränzt im Ssten
von dem Bacher, der hier seine höchste westuͤche Spitze, die
1867 (8110) hohe Velka-Kappa zeigt, und im Westen
von dem Gränzgebirgszuge von Kärnthen mit dem 3364
(8960) hohen Ursulaberg mit der Wallfahrtskirche auf ihrer
kahlen Zinne. Wir setzen nun unsern Weg von Windisch—
20
306
grätz fort und nähern uns der Gränze von Kärnthen, welche
wir in 3 Stunden exreichen. Es ist die Drau, welche hier
die Graͤnze bildet. Der Weg von Windischgrätz hierher ist
sehr angenehm. Besonders malerisch zeigt sich westlich (links)
St. Johann, und östlich (rechts) die doppelthürmige Kircht
zu St. Peter. Der Uebergang der Drau konnte bis in
die neueste Zeit nur mittelst ciner fliegenden Brücke geschehen,
bis endlich der Besitzer der Herrschaft Puchenstein (an der
steyrischen Seite) den Entschluß faßte, eine solide Brücke zur
steten ungestörten Verbindung der beiden Ufer herzustellen und
diesen patriotischen Entschluß im Jahre 1839 ausführte. —
Am jenseitigen Ufer gelangen wir sodann nach Unter-Drau—
burg, Maͤrkt mit etwa“so Häusern und über 400 Einwoh—
uneru. Die Fortsetzung der Reise von hier, und die Verbin
duug mit allen Ausfluͤgen der fruͤberen Sektionen kann auf
zwei Routen geschehen, nämlich durch das Lavantthal oder
über Mahrenberg und Eibisswald.
a. Durch das Lavantthal: Von Unter-Drauburg
in 2 Stunden nach Lavam ünd, Markt an der Einmün
dung, der Lavant in die Drau mit60 Häusern und über
300 Einwohnern. Von hier in 2 Stunden nach St. Paul,
Markt mit etwa 80 Häusern und über 300 Einwohnern.
Benediktiner-Abtei, 1300 gestiftet, 1786 unter Kaiser Joseph
aufgehoben, 1809 wieder mit Priestern aus dem uͤralt berühm—
ten Kloster St. Blasien im Schwarzwalde besetzt und aufge⸗
richtet. Auch wurden aus St. Blasien die Leichen der Habs⸗
burgischen Fürsten hierher übertragen, welche 1771 aus den
alten Grüften in Basel uͤnd Koönigsfelden in das von Probst
Gerbert in St. Biasien neu abaunß, Mausoleum versetzt wor
den waren. Sie ruhen nun hier im Gruftgewölbe uter dem
Hochaltare. Von Sti. Paul abermals 2 Stunden nach St.
Andrä. Ueber die wentere Fortsetzung des Weges nach Ju—
denburg oder Leoben, sehe man oͤben S. 221-228.
b. Von Unter-Draͤu burg der Poststraße folgend nach
Hoheunmauthen; Markt, zu welchem im Ganzen gegen 90
Häuser und gegen 600 Einwohler gehoören (wendisch: Mautha).
Pfarre zu St. Margaucth. Eisenwerke u. s. w“ Von hier
307
nach Mahrenberg. Markt mit über 100 Häusern und ge—
gen 800 Einwohnern. Uralte Pfarre zu St. Michacl.
Hoch am Waldberge die Trümmer der alten Burg Mahren⸗
berg. Man rechnet von Unter-Drauburg hierher 11/5 Post.
Wir legen den Weg von Unter-Drauburg nach Hohenmauthen
in 3 Stunden, von Hohenmauthen nach Mahrenberg in 1
Stunde zurück. — Hier verlassen wir die Poststraße und len—
ken nördlich in die Seitenstraße ein, welche steil und ziemlich
schlecht gehalten über den Rad! nach Eibiswald führt.
Der Radl erhebt sich auf seinem höchsten Punkt 4304 (7300)
über das Meer. Auf dem Punkte, wo die Straße über die
Einsattlung lenkt, öffnet sich eine überraschend schöne Aussicht,
besonders gegen das Gratzerfeld, und die angränzenden Vor—
berge. Wir werden 3 starke Stunden gewandert sein von
Mahrenberg nach Eibiswald. Ueber Eibiswald und die Fort—
setzung des Weges zur Verbindung mit den früheren Ausflü—
gen sehe man oben S. 243. Ich bemerke noch, daß die Fort—⸗
setzung der Poststraße von Mahrenberg über St. Oswald
11/2 Post, und Marburg 2Posten, auch noch einen dritten
Weg zur Verbindung mit den frühern Ausflügen bietet.
Von Cilly (oder von Neuhaus) über Neunkirchen
nach Weitenstein. Ersteigung des Bacher.
Von Cilly auf demselben Wege, der nach Neuhaus
führt, über Hochenegg und Weichselstätten nach Neu—
kirchen. Ueber diese Strecke sehe man oben S. 293. Von
Neukirchen schlagen wir den nördlich sich öffnenden Weg
ein (statt des westlichen, der über Lemberg nach Neuhaus
führt), und gelangen dann bald in eine höchst pittoreske Kalk—
felsenschlucht, nicht unähnlich jener der Hudna Luka auf der
Straße von Wöllen nach Windischgrätz. Die Hudina, ein
frischer, rascher Gebirgsbach, durchbrauͤset die Schlucht, durch
welche die Straße an Eisenhämmern und Sägemühlen vorüber
führt, einen steten Wechsel interessanter Bilder zeigend. (Für
den Geognosten erwähne ich der hier angränzenden Sotzka,
20 *
308
nach Radaboj, dem Schwefelbergwerke bei Krapina in Kroa—
tien, der berühmteste Fundort veisteinerter Pflanzenreste.) So
erreicht man endlich Weitenstein. Von Cilly hieber 458
Stunden, von Neuhaus 2—3 Stunden, von Neukir chen
11/2—2 Stunden. Zur Rechten und Linken der Straße er—
heben sich auf malerischen Bergen, nur durch die unten vorüber⸗
ziehende Straße getrennt, die beiden Burgruinen von Wei—
tenstein. Der Sage nach war die heilige Hemma Erbauerin
derselben. Die ältere dieser Burgen liegt schon über ein halbes
Jahrtausend in Trümmern. Eines der furchtbarsten Erdbeben
zerstörte sie nebst vielen andern Schlössern und Dörfern des
Landes am 4. Mai 1201. Die änbvere ward in dem Cilly⸗—
schen Erbfolgekrieg verwüstet. Alte Sage von zwei feindlichen
Brüdern, die hier gehauset haben sollen. Das Geschlecht der
Weitensteiner erlosch im 13. Jahrhundert. Zu den Füßen der
beiden Burgen liegt der Markt Weiten stein (wendisch Wit—
tensky-Terg). Er zaͤhlt über 80 Häuser mit gegen 300 Ein—
wohnern. Pfarre zu St. Peter. Von Weitenstein ist eine
Ersteigung des Bacher am besten zu bewerkstelligen. Diefer
Gebirgsstock, dessen Ausläufer einen Raum von nahe an 17
DMeilen bedecken, bietet ganz eigenthümliche Erscheinungen.
Es ist eine Urgebirgsmassen mit mächtigeren oder geringeren
Ablagerungen anderer Formationen So wechseln Gneisschich⸗
ten mit Urkalk gemengt, oder mit Glimmer, Serpentin, Horn—
blende und Chloritschiefer, mit Smaragdit, Quarz und Stein⸗
kohlenlagern. Die Römer kannten sein Gestein sehr gut; der
größte Theil ihrer im Lande gefundenen Denkmale 'ist' von
weißem Bacherer Marmor. Sein Plateau, nirgend über
3000 emporsteigend, ist von ungeheurer Ausdebnung. Uner—
meßliche Laub- und Nadelwälder'decken seine Wände. Diese
Forste werden auch stark ausgebeutet. Sie sind belebt von
den zahlreichen Bacheranzen, wie hier die Holzknechte hei—
ßen, bunte Schaaren von deutschen und wendischen Steyprern,
Illyriern, Furlanen, Italienern u. s. w. Auch hier fehlt es
nicht an Schmugglern und Conscriptionsflüchtlingen, welche
in der Nacht der Urwälder die Art als Holzknechte schwingen;
aber sie arbeiten fleißig und es ist bisher nicht bekaunt ge—
309
worden, daß sie sich hier irgend verbrecherischer Handlungen
schusdig gemacht hätten; Glashütten, Eisenwerke u. s. w. sind
n Bacher zahlreich. Für alle Fälle ist eine Exkursion auf seine
Hoͤhen interessant und lohnend. Er ist ersteigbar von allen
Seiten. Wir erklimmen ihn hier von der Südseite. Von
Weitenstein wandern wir erst über Ackerfelder, danu auf einem
Knittelwege eine ziemliche Höhe hinan, dann jenseits wieder
hinabe in' die Bachschlucht, und an der entgegengesetzten
Seile wieder hinan, bis wir nach 3 Stunden an der freund—
—VV stehen. Die
Ansiedlung gleicht einem Gebirgsdorfe, und die Besichtigung
der Fabrikation wird sehr interessiren. Gebildeten Fremden
wird hier wohl auch ein Nachtlager nicht versagt werden, wo—
zu der Punkt sehr geeignet ist. Mit Tagesanbruch konnte
man dann die Vellonza ersteigen, welche sich hinter den Fa⸗
brikgebäuden erhebt. Die Hoͤhe ist nicht sehr bedeutend, ge—
wahrt aber doch einen prachtvollen Ueberblick eines großen
Theiles des Landes. Von hier kann man hinüber wandeln gegen
West auf die Weitensteiner-Planina, und dann zu den bei⸗
den Gipfeln Velka-Kappaund Mala-Kappa, mit prachtvoller
Fernsicht. Mit der Rückkehr von hier nach Weitenstein wird
dann der Tagemarsch ziemlich ausgefüllt sein. Uebrigens bietet
der kolossale Berg für den rüstigen Touristen, für den Freund
der Gebirgsnatur Stoff für Wanderung von 253 Tagen,
zu den schwarzen Seen, in die großen Holzschläge (Opplot-
nitzer-Schläge u. a.) zum Königskogel, zur Gonowitzer⸗
Schwaig, auf die verschiedenen Kapellen u. s. w. Es versteht
sich, daß man bereit sein muß, das Nachtlager in einer Köh—
ler- oder Holzknechthütte zu nehmen. Zuverlässige Führer
wird man sowohl in Weitenstein, als in Windischgrätz oder
im Mißlinger Eisenberg, dann auf der Marburger Seite, oder
wo immer man den Berg besteigen will, zugewiesen erhalten.
Jedeufalls aber wird man gut ihun, solche ausgedehute Aus—
flüge auf den Berg, wo ein Tag nicht zureicht, nur in Ge⸗
sellschaft anzutreten, und sich mit Lebensmitteln für den nö—
thigen Bedarf zu versehen. Für 2 Tage, wo man aber auch
in iner Köhler- oder Holzknechthütte übernachten müßte, ist
310
folgende Route (von Marburg nach Weitenstein oder umge—
kehrt) zu machen: Von Weitenstein über St. Veit auf die
Weitensteiner Planina, über die Gonowitzer Blöße
zur Dreikönigskirche und nach den Opplotnitzer Holz⸗
schlägen. Dort Nachtlager. Dann uͤber St. Ursula,
St. Heinrich und Windenan nach Marburg. Um auf
der Nordseite vom Berge herab zu gelangen, wäre der Weg
von Weitenstein auf die Planinta und dann abwäarts zu
der Glasfabrik im —A einzuschlagen.
Ausflüge von den Stationen Tüffer und
Römerbad.
Nach Gayrach und Montpreis.
Dieser Ausflug ist wenig anstrengend, und sehr lohnend.
Er wird vom Marite Tüffer aus angetreten. Deir Weg führt
durch das von dem Lahombelbache durchrauschte Thal,
mehrere Höhen übersteigend, zuerst nach St. Leonhard,
Ortschaft mit gegen 40 Häusern und 200 Einwohnern. Die
Kirche zu St. Leonhard war früher Filiale von Tüffer, und
ist seit 1788 Pfarre. Besonders zu Pestzeiten ward die
Kirche früher häufig von Wallfahrten besucht. Die drei Al—
täre und das Presbyterium wurden unter dem jetzigen Pfarr—
berrn neu hergestelll. Südöstlich auf hohem Fels liegen die
Trümmer eines alten Jagdschlosses der Grafen von Cilly.
Es trug den Namen Ria benstein (wendisch: Vranska-Pec).
Hoch darüber schimmert das Bergkirchlein zur heiligen Drei—
faltigkeit heraͤb. Von Tüffer nach St. Leonhard 1 starke
Stunde. Daͤnn uͤber waldige Höhen an den Grasnica-Bach,
und zu der Glasfabrif des Herrn Grohmann abermals41
starke Stunde. Dieses Etablissement ward im Jahre 1802
vom Laisberge, wo es ursprünglich vom Baron von Winters⸗
hofen begründet war, dann von Herrn Carl Ritter von Azula
angekauft wurde, hieher übersetzt. Nach dessen Tode ging es
1818 an den jetzigen Eigenthuͤmer über. Das Ganze bildet
311
jetzt eine recht freundliche Kolonie, mit netten Wohnhäusern,
Gartchen u. s. w. Von den Waldhöhen von Rabenstein
und der Dreifaltigkeitskirche bringt eine Riesen aus den Holz—
schlägen das Holz an den Grasnica-Bach herab, alljährlich
iber“6000 Klafter. Das erzeugte Glas findet meist Abgang
nach Italien. Von dieser Fabrik wandern wir noch / Stunde
nach Gayrach (wendisch: Jurje-Kloschter). Die Kar—
thause Gayrach, die zweite in Deutschland, ward zwischen
1467 4474 vom Bischof Heinrich von Gurk gestiftet. Das
Kloster gewann nie eine glänzende Existenz, und war im 16.
Jahrhundert so herabgekommen und zerrüttet, daß Erzherzog
Kart' N. im Jahre 1589 den Prälaten von Rein zum Ad—
ministrator ernannte. 1393 endlich ward Gayrach gaänzlich
in die Jesuiten abgetreten, nach deren Aufhebung 1773 das
Besitzthum Staatsherrschaft ward. Schon in der Abbildung
in dem bekannten Vischer'schen Bilderwerk von 1681 sehen
wir die Kirche in Mitten der Ruinen der alten Zellen der
Karthäuser. Die Klosterkirche, mit einem achteckigen Schie⸗
ferthürmchen, steht noch. Besonders interessant der alte Chor.
Am Hochaltare ein Madonnenbild. Die Kirche war dem hei⸗
ligen Mauritius geweiht. Noch tragt ein Altar seinen Na⸗
men umd sein Bild. Die alte Sakristei ist jetzt ein Keller.
Von den alten interessanten Grabsteinen ist nichts mehr zu
finden. Selbst die Ruhestätte der unglücklichen Veronika von
Dessenitz weiß man nicht mehr zu bezeichnen. Schaurige oöde
Stille herrscht ringgum in dem einsamen Gebirgsthale. Das
nene Schloß ward im Jahre 1800 am Grasnica-Bache erbaut,
ziemlich entfernt von der alten Karthause. Von Gayrach
vandern wir sanft bergan, auf guter Straße 114 Stunde
hinüber nach Montpreis. Der Weg ist sehr pittoresk, an
schoͤnen Felspartien und einer Mühle vorüber führend. Die
Burg Montpreis, eine der schönsten des Landes, thront ma—
jestälisch auf hohem Fels, zu ihren Füßen der Markt gleichen
Namens (wendisch: Planina-Perg). Er zaͤhlt über 40 Häu⸗
ser mit mehr als 200 Einwohnern. Pfarrkirche zu St. Mar⸗
garetha. Von hier kann man in 2. Stunde an die Eisen—
bahn⸗-Station St. Georgen (zwischen Ponigl und Cilly) ge⸗
312
langen, und von dort die Verbindung mit Rohitsch, oder den
übrigen früher berührten Ausflügen herstellen.
Ausflug von Tüffer nach Svetina und auf
den Dost.
Man schlaͤgt bei diesem Ausfluge, wie bei dem erst be—
schriebenen, den Weg nach St. Lebuͤhard ein. Von St.
Leonhard aber geht man, statt der tiefen Straße nach Gay—
rach zu folgen, noͤrdlich gegen ,St. Peter. Ort und Kude
liegen schon ziemlich hoch'anmn Velki-Verch. Der wendische
Name ist Naverchi Der Ort zählt im Ganzen gegen 30
Häuser mit gegen 300 Bewohnern. Die Kirche ward' auf den
Ruinen einer dälteren 1727 erbaut. Am Hochaltare eine
schon geschnitzte Bildsaͤule St. Peters. Von Tüffer hierher
2 starke Stunden. Dann 1 Stunde zur Ruine Birkfen,
stein und nach St. R uprecht. Psfarrkirche; Pfarrhof 1733
erbaut. Hochaltarblatt, die Verklärung Si. Ruperts, am
Seitenaltare die unbefleckte Empfäͤngniß, gemalt von dem
Krainer Künstler Götzl. Von ihm sind“ auch die beiden
Engel am Friedhofsthoöre. Von seinen Brüdern die Statuen
am Hochaltar. An einem Seitenaltar ein sehr gutes Bild von
der heiligen Notburga. Das Marmorkreuz im Friedhof ward
von Finanzwächtern zum Andenken eines im Jahre 1843 von den
Schwärzern erschossenen Kameraden errichtet. Von St. Ru—
pert, am Steinmauer'schen Eisenbergwerk vorüber in das
Lichtenthal, 11/ Stunde. Kirchlein St. Florian, 1733
erbaut. Sehr wackere Fresken am Plafond und am Hoch⸗
altar, von einem italienischen Meister, dessen Name leider
vergessen ward. Von hier geht es eine steile Höhe hinan.
Auf der Einsattlung steht die Sopetina-Kirche und cine
kleine Häusergruppe“ Die Grafen von Cilly erbauten diese
schoͤne Kirche, welche indessen erst im Jahre 1189 gänzlich
vollendet ward. Schöner altdeutscher Bau mit ansehnlichem
Thurm. Das Ganze aus Tuffquadern. Die Kirche selbst
ward mehrmals und auch erst 1823 revopirt. Uralte Ma—
313
donnenbildsäule aus Stein, mit Farbe übermalt. Ein gutes
Bild der heiligen Anna am Seitenaltare. Schöne alte Lin—
den an der Kirche. An der Seite die alte Kapelle zum hei⸗
ligen Kreuz. Am Hochaltare ein Crucifix. An den Wänden
Flesken aus der Leidensgeschichte des Erlösers. Von hier
zus ersteigt man leicht in einer Stunde den Dost. Der
Weg führt erst durch Buchenwald, dann über eine schöne
Bergwiese auf die Kante des Berges, 2634 (4390) über dem
Meere. Die Aussicht ist unermeßlich und wird die Mühe
des Ersteigens reichlich lohnen. Man kann an der entgegen⸗—
gesetzten Seite, auf etwas steilem, aber durch wechselnde Aus⸗
blicke in das Santhal anziehendem Wege in 1kleinen Stunde
nach Cilly hinab gelangen und somit die Verbindung mit
den frühern Ausflügen herstellen.
Das Römerbad Tüffer
(Teplitz bei Tüffer).
An dem freundlichen Stationsgebäude Römerbad aus—
gestiegen, sehen wir in geringer Entfernung, jenseits der
San, über welche hinter dem Stationsplatze eine schöne Brücke
führt, auf den grünen Höhen der jenseitigen Berge am dicht
bewaldeten Senofek die Gebäude des Badeorts schimmern.
Nach kurzem Wege haben wir die Kolonie exreicht. Diese
Heilquellen waren, wie die hier gefundenen Denksteine und
erst in neuester Zeit aufgefundenen antiken Badeeinrichtungen
beweisen, schon den Römern wohlbekannt und von ihnen be—
nutzt. Mit dem Sturze des Römerreiches verscholl auch der
Ruf der Thermen für Jahrhunderte und erst im 14. Jahr⸗
hundert finden wir wieder Erwähnung derselben in Urkunden
von Gayrach, denen zufolge die Quellen sich damals im
Besitze der Karthänser-AÄbtei befanden und zu jener Zeit
(1328) vielfach benutzt wurden. Im Jahre 18329 streifte eine
Horde türkischer Renner und Brenner auch bis hierher, und
zerstörte Alles. Nur langsam erhob das Bad sich wieder zu
riniger Bedeutung. Am meisten machte sich um die Empor⸗
314
bringung desselben die graflich Wildenstein'sche Familie, in
deren Besitz es später gelangi war, verdient. In neuerer
Zeit verkaufte Graf Cajetan von Wilden stein den Kur—
ort an den Postmeister in Cilly, Herrn Gurnigg. Von die—
sem gelangte er in Besitz eines Herrn Worlitschegg und von
diesem erkaufte es der jetzige Besitzer, Herr ühlich aus
Triest. Unter der energifchen und einsichtsvollen Leitung
dieses vielfach verdienten Mannes erhielt der Badeort eine
voöllige Wiedergeburt und kritt alljährlich mehr in die Reihe
der berühmtesten Etablissements dieser Art, wozu natürlich
auch die wunderbare Heilkraft der Quelle selbst am wesent—
lichsten mitwirkt.
Aus Dolomitiagern entspringen hier drei Quellen, 736
1260) über dem Meere, 1200 (209 uͤber dem Spiegel der
San. Die Quellen haben eine Wärme von 29,50, und
29, 80 R. und enthalten nach Professor Hruschauers Analyse
ohlensauren Kalk, kohlensaure Bittererde, schwefelsaures Natron,
schwefelsauren Kalk, Chlor⸗Magnesinm, Chlornatrium, Spu⸗
ken von kohlensaurem Eisenoxydul, Kieselsaure, freie Kohlen—
säure. Im Glase ist das Wasser krystallhell, in den Bassins
aber spielt es in das Bläulich-Grüne. Es ist von angeneh⸗
memn, pikantem Geschmack, ganz geruchlos, nur beim Schüt⸗
teln entwickelt sich etwas Hudrothiongeruch. Es fühlt sich
weich und seifenartig an. Das Wasser aus der mittleren
Quelle wirft beim Wetterwechsel große Blasen. Die Quellen
haben einen sehr starken Erguß und liefern gegen 1000 Ku—
bik-Fuß Wasser in der Stunde. Die Analogie dieses Wassers
mit den Thermen von Gastein ist unverkennbar. Es wirkt
auflösend, besänftigend und gelinde stärkend. Die Quelle hat
ihren Jahrtausende alten Ruf auch in unserer Zeit durch
zlänzende Heilungen in Hautkrankheiten, strophulöfen und
gichtischen Leiden, Nervenleiden, Hysterie und Hypochondrie,
bei Stockungen im Lymph- und Drüsensystem, chronischen
Uebeln der Verdauungsorgane, Hämorrhoidalbeschwerden, all⸗
gemeiner und örtlicher Schwäche u.s. w. bewährt. Schädlich waäre
der Gebrauch bei apoplektischem Habitus, Geneigtheit zu
Kopfschmerzen; ganz zweckwidrig bei Wassersuchten, Auszeh⸗
313
rungen und Auflösung drohenden Kachexien. Die Badesaison
beginnt in der Regel am 1. Mai und endet am 24. Septem⸗
ber. Eine Badetour wird zu 21 — 24 Tagen angenommen.
Man bleibt von 1. Stunde bis zu 2 Stunden im Bade.
Die Trinkzeit ist von 53 — 7 Uhr Morgens. Das Minimum
ein halbes Seidl, das Maximum 1 Maaß per Tag. Bade—
arzt und Direktor ist Herr Dr. C. Henn, Controleur und
zugleich Architekt des Bades Herr W. Leitmayr. Es ist,
wie gesagt, in der neuesten Zeit alles aufgeboten worden, um
das Etablissement auf entsprechende Weise, und dem gesteiger—
ten Besuche gemäß, zu gestalten. Das hiesige Bad ist indessen
durchaus noch kein sogenanntes Luxusbad. Noch wird es
nicht zum Zeitvertreibe, sondern nur zur Heilung von
Leidenden besucht; aber zur vollkommenen Anerkennung ist
der Heilschatz, den die Natur in dieser Quelle, der stärksten
dieser Art in Steyermark, den Leidenden geöffnet hat, ge—
langt. Die Lage des Badeortes ist günstig. Durch die
Berge gegen Mitternacht vor dem Nordwind, durch jene im
Süden (Gremada, Senosek) gegen die Glut des Sirokko
geschützt, ist das Klima mild, die Luft rein, anhaltender
Regen selten (nur das gänzlich abnorme Wetter des Jahres
1831 brachte eine unerfreuliche Ausnahme von der Regel).
Nachtfröste erscheinen nur im Spätherbste. Als ich im Jahre
1822 zum ersten Male Tüffer besuchte, fand ich mit Stau—
nen an dem Gemäuer des alten Badehauses wildwachsend
einen Ficus carica, eine Erscheinung, welche mich selbst bei der
südlichen Flora, welche im Cillyer Gebiete das Auge erfreut,
überraschte. An trefflichem Trinkwasser ist kein Mangel.
Zum Badegebrauche stehen seit 1846 vier Bassins zur Be—
nutzung. Das größte derselben befindet sich in dem Haupt—
gebäude und faßt 1000 Kubikfuß Wasser. Es wird bis zu
einer Höhe von 4* 4“ gefüllt, ist gut gefaßt, mit Sitzen,
Stützen u. s. w. versehen. Die Auskleidekammern sind sehr
zweckmäßig eingerichtet. Ein zweites Bassin (das sogenannte
mittlere) ist fuͤr mit Wunden behaftete Individuen. Ein
drittes fir die Armen. In dem schönen, erst 1846 an der
Stelle des alten sogenannten Fürstenstöckels erbauten
316
neuen Badehause, einem schönen stattlichen Kuppelbau, ist
das vierte und schönste Badebafsin, 60.80 Personen fassend,
äußerst elegant gefaßt, ganz mit Porzellanerde überzogen,
mit sehr elegant eingerichteten Auskleidekammern. Auch be⸗
finden sich hier in einem Nebengemach zwei Badewan,en aus
grauem Karstmarmor für Einzelbäder.
Für Unterkunft der Badegäste ist entsprechend gesorgt.
Weit über 100 größere und kleinere Zimmer, zu dem Preise
von 5— 18 fl. C.-M. für eine Vadetouf (zu 21 Tagen ge⸗
rechnet) stehen disponibel, was für die bisherige Frequenz,
welche für die ganze Saison noch nicht über 400 Per⸗
sonen stieg, ausreichend erscheint. Für alle Fälle jedoch
werden die Gäste wohlthun, ihre Wohnung früher zu bestellen.
Das Hauptgebäude ist stattlich und vereint das Bad, das
Wohngebaäude und den großen Speisesaal. Dei letz⸗
tere ist hoch und geräumig, uit landschaftlichen Darstellungen
von Herrn Frisch geziert. Die Gesammteinrichtung dieser
schoͤnen Halle ist äußerst elegant. An den Saol stoͤßt das
Billard- und Conversationszimmer. Man hat hier eine in—
teressante Sammlung auf diesem Boden gesundener Alter—
thümer aufgestellt. Auch liegt ein Fremdenbuch auf; es ist
für eine Auswahl von Journalen im Bade gesorgt. Schöne,
mit Blumen dekorirte Gänge verbinden alle Theile des Ge—
baͤudes. Von der großen Terrasse übersieht man den ganzen
Komplex der Neubauten am Vesten, An sie gereiht blieb
noch das sogenannte Grafenstöckel, von Graf Wildenstein
erbaut, bis zur Neuzeit erhalten. Aur den Mauern sind die
zweitausendjährigen Zeugniffe des Ruhms dieser Quelle, die
hier gefundenen römischen Steintafeln, eingefügt, wodurch die
Genesenen den Nymphen dieser geheiligien Thermen ihren
Dank verewigten. Naͤchst der Terrasse steht die Kapelle. Die
schöne Gruppe am Hochaltare, eine Pieta, ist ein wackeres
Werk des Bildhauers Propst und von dem unvergeßlichen
Cardinal-Fürstbischof zu Gurk, Altgrafen Franz Xab. von
Salm-Reifferscheid- Kraͤutheim hieher geschenkt. RAuch für die
Bewirthung der Gäste ist durch die entsprecheud besorgte
Traiteurie Zehörig vorgesehen. Auch hier speist man LTable
317
Dhöte zu 40 — 30 Xr. C.⸗M. Am Wirthstische 18 xr.
C.⸗M. 'Soll auf dem Zimmer servirt werden, so findet dieß
nach billigem Tarif statt. An geselligen Unterhaltungen ist
der Badeoört außer zeitweiligen Musikproduktionen ziemlich
arm. Aber der Ton uim der Gesellschaft selbst ist recht freund—
lich und angenehm. Sie bildet gleichsam, wie es sein soll,
eine gemeinschaftliche Familie, welche den Stoff zum geselligen
Vergnügen sich selbst bereitet. Die Badedirektion und In⸗
spektion. selbst trägt nach Kräften bei, durch ihr fürsorgendes
und loyales Benehmen den Badegästen ihren Aufenthalt so
angenehm als möglich zu machen. Bei heiterem Wetter
bictet sowohl die unmittelbare als die entferntere Umgebung
der Badeanstalt eine überreiche Fülle von Naturschönheit,
deren Genuß zur Erheiterung der Gäste wesentlich beiträgt.
— Auch hier hat man gesorgt, durch eine Anzahl artiger
Anlagen, unmittelbar an den Badegebäuden selbst und an
den nächsten schönen Höhen- und Aussichtspunkten, für das
Vergnügen der Gäste zu sorgen. Der Terrassenhügel,
mit seinen freundlichen Blumenpartien, und einer bereits be—
deutend gewordenen Manlbeerbaumplantage, ist besonders er—
wähnenswerth. Auch gibt es hier enie Kegelbahn. An
der großen Linde äußerst freundliche Aussicht auf die Cu—⸗
ratie St. Nikolai und das Bergkirchlein St. Hermagor.
Am Strohdache ist ein allerliebstes einsames Plätzchen, so
wie bei dem Tisch im Walde. Im Waldesschatten die
nette Einsiedelei. Der höchste Punkt des Rückens ist mit
dem Lusthause geschmückt. An der entgegengesetzten Seite
ist Amaliensruhe, Gustavshöhe, Juliettenplatz,
Babettensitz und Gleisbach-Belvedere zu bemerken.
Am letztern schöne Aussicht gegen die Eisenbahn, bis hinab
gegen Steinbrücke. Der sogenannte Türkenweg (wen—
disch: turje-pot) im Walde, wird für einen alten Römerweg
gehalten. Der Abhang, welcher sich von der Badeanstalt
in das Thal und zur San herabsenkt, ist mit seinen Ein—
ästungen und den Waldbuchten des Senosek mit einer Suite
freundlicher Anlagen von Fontainen, Blumenbeeten und Pap—
pelgruppen bedeckt, auf schönen Pfaden steigt man dann leicht
318
binan. Am Fuße der Anhoͤhe, um welche sich die Fahr—
straße nach Steinbrücke am rechten (westlichen) Ufer der San,
immer gegenüber der am linken Ufer bahin geführten Eisen—
bahn, windet, stehen Wirthschaftsgebäude und das kleinere
Gasthaus. Demnächst liegt auch im Angesicht das Pfarr⸗
dörfchen St. Margareth' mit etwa 30 Häusern und etwas
mehr als 100 Einwohnern. —Gine Ersteigung des Se—
nosek gehoͤrt zu den interessanteren Exkurfiouen der Bade⸗
gäste. Von den fernern Umgebungen wird besonders Cilly
und Steinbrücke gern besucht. Der Weg nach Cilly wird
zu Wagen leicht in 2, zu Fuß in 4 Stunden zurückgelegt.
Obschon jetzt, bei dem Bestehen der Eisenbahn, diese Straͤße
nur von wenig Touristen betreten werden wird, so deute ich
sie doch zur Ergänzung der Routen an.) Der Weg fuͤhrt
immer längs der Sansort. Zur Linken (im Westen) des
Wanderers Waldgebirge mit den malerischen Kapellen St.
Gertraud, St— Christoph, St. Michael, am jenseitigen
Stromufer Maria Gratz, der Markt Tüffer u. s. w.
So gelangt man nach Tremersfeld (wendisch; Tremerje),
Dorf mit etwas über 20 Häuser und uͤber 100 Einwohnern.
Kapelle. Ich bemerke diesen Ort besonders, weil von hier
ein Abstecher nach Liboje zu der sehenswerthen Glasfabrif
des Herrn Friedrich und zu dem Steinkohlenwerke desselben
zu machen ist. Das Etablissement ist kaum eine Stunde von
Tremersfeld entlegen. Die Kolonie liegt recht freundlich in
einem malerischen Gebirgswinkel. Voñ der Anhöhe glänzt
das Kirchlein St. Agnes herab. Die Glaserzeugung geschieht
mit Steinkohlenfeucrung. Aus dieser Fabrik werreun“ die
Flaschen zu dem in dom Brauhause des Herrn Uhlich in
Tüffer erzeugten, bereits so häufig versendeten Porterbier
geliefert. Die Fabrik erzeugt im Ganzen gegen 3000 Cent—
ner reines Glas, darunter s5 farbige Flaschem jährlich gegen
800, ooo Stück. Der feinere Weg von Tremersfeld bis
Cilly bietet außer der schönen Gegend im Allgemeinen keine
besondere Merkwürdigkeit.
Der Weg vom'“ Roͤmerbad nach Steinbrücke betraͤgt
1 Meile. Die Straße ist am rechten Sanufer geführt, zum
319
Theil in Fels gesprengt. Sie ward in dieser Gestalt im
Jahre 1816 vollendet und kostete über 32,000 fl. C. M.
Eine Inschrift an einer Marmortafel verewigt das Jahr der
Eröffnung. Der Ausflüge nach Gayrach, Monftpreis,
Neuhaus, auf die Soetina-Kirche und den Dosi
erwähnte ich bereits oben S. 312. Hier erwähne ich noch
jene nach St. Stephan in Turje, St. Jakob in
Dol! und nach Scheuern.
Sechste Sektion.
Von Faibach bis Triest.
Diese letzte Strecke der südlichen Staatseisenbahn —
die sogenannte „Karstbahn“ gehört zu den großartigsten
und bewunderungswürdiosten Leistungen im Gebiete des Eisen—
bahnbaues. Sie übertrifft noch in mancher Beziehung die
Semmeringstrecke von Geoggnitz bis Mürzzuschlag. — Die Auf—
gaben, welchehier gelöst wurden, hatten an Schwierigkeit nicht
ihres Gleichen bei allen bisherigen Eisenbahnbauten des Kontinen
tes. Die Moͤglichkeit der Ausführung ward vielfach, bis in die
letzten Tage herab bezweifelt, aber alle Zweifel zeigten sich als
unbegründet und die Kunst hat hier einen ihrer glaͤnzendsten
Siege über den Trotz einer rauhen, wilden Gebirgsnatur ge⸗
feiert. Die Karstbahn ist vollendet, und die erste Probefahrt
fand am 20. Juni 1857 mit dem besten Erfolge statt. Am Mor—
gen des 20. um 6 Uhr braufete der Zug, von der festlich ge—
schmückten Lokomotive Pirano gezogen, geführt von dem
Herrn Ministerialrath Ritter von Ghega und dem Herrn Sek—
tionsrath Fillunger aus dem Bahnhofe der Station Laibach.
320
Gegen 12 Uhr ward auf der Höhe von Optschina das Zei—
chen der Absahrt von Sessana gegeben und um halb ein Uhr
fuhr der Zug, unter dem lebhaften Jubelruf einer zahllosen
Menschenmenge in den Triester Stationshof ein. Die Fahrt
war ohne das gerinaste Hinderniß in 62,3 Stunde zurückge⸗
legt. Die Rückfahrt wurde am 21. eben so glücklich bewerk—
stelligt. Der Zuzg verließ Triest um 4 Uhr Morgens, und
traf um 9 Uhr in Laibach ein, also in 5 Stunden.
Die Studien über die Trace, die Erforschungen des Ter—
rains wurden 1843 begonnen, und bis 1819 fortgesetzt. Im
Dezember 18149 erfolgte die Allerhöchste Genehmigung der
gewählten Trace, und im Frühling 1850 begannen die Arbei—
ten, und zwar mit dem schwieriasten Theile der ganzen Strecke,
der Gewältigung des Latbacher Sumpzgrundes. Auf den übri—
gen Abtheilungen der Karstbahn begannen die Arbeiten erst 1853.
Die Bahn von Laibach bis Triest ist nahe an 19 Mei—
len lang. Sie theilt sich in die Stationen:
Laibach, Divazza,
Franzdorf Sessana
Loitsch, Prosecco,
Rakek, Nabresina,
Adelsberg, Contovello,
St. Peter, Triest.
Ober⸗Lesece,
Die Höhe, welche die Karstbahn zu besiegen hatte, be⸗
trägt 163 Klafter (978 Fuß), der Bahnhof von Laibach liegt
nämlich 156 Klafter (939 Fuß) über dem Meere, der höchste
Punkt, den die Bahn ersteigt (zwischen Rakek und Adelsberg)
erhebt sich 319 Klafter (1999) Fuß über das Meer.
Die Bahn zieht von dem Bahnhofe von Laibach westlich
der Stadt, durch die Stern- und Lattermann-Allee über Woitsch
und Skander nach Außer- und Inner-Gor ittz a, wo
die Uebersetzung des Sumpfes beginnt.
Dieser greße Moorgrund nimmt ein Areal von mehr als
3 Meilen (34. 000 Joch) ein. Hier schienen sich dem Baue
321
der Eisenbahn unbesiegbare Hindernisse in Begründung eines
festen, dauernden Bahnkörpers entgegen zu setzen. Es wurden
deßhalb die angestrengtesten Arbeiten nöthig. Der Moorboden
ward bis zu einer Tiefe von 120 Fuß erforscht, und es fand
sich, daß er aus sieben wechselnden Schichten von Torf, brei⸗
artigem Letten, mit Sand gemengtem Tegel, Sand u. s. w.
bestand. Durch riesenmaͤßige Einschüttungen, wozu durch Ab—
sprengungen an den Felsen bei Inner-Goritza allein nahe an
100,900 Kubikklafter Materiale gewonnen, und eingesenkt
ward, gelang es endlich einen festen Grund zu legen, und
einen Bahnkörper zu schaffen, welcher dem Sumpfe trotzt, und
je länger, je festeren Bestand gewinnt. Die Kosten waren
allerdings bedeutend, aber sie übersteigen dennech nicht die
Summe von eirca 11 Million. Aber nun ist der gefräßige
Riese des Abgrundes gebaͤndigt, und hat sich unter das Joch
gebeugt, welches der Geist des Menschen ihm aufwarf. Fest
und mächtig wurzelt der schönste Bau der Karst bahn, der
herrliche Franzdorfer Viadukt in seinem Boden.
Die Länge der Gesammtstrecke des Sumpfüberganges ist
1200 Klafter und er erheischte außer jenem prachtvollen Via—
dukt noch einen mächtigen Dammkörper und zwei große Brücken,
eine mit 30) Klaftern Lichtenöffnung für den Laibachfluß, und
eine mit 22 Klaftern Lichtenöffnung für das alte Bett der
Laibach zur Abführung des Inundationswassers, beide nach
amerikanischer Konstruktion mit aus Quadern koenstruirten
Widerlagspfeilern, ferner zwei andere Brücken mit 6 Klaftern
Lichtenöffnung über den Moosthaler- und Trauerberg-Graben.
Jenseits des Sumpfes, vom Trauerberge zieht die Bahn an
den Berglehnen hin, mit einer Steigung von 30 in mehre—
ren Krümmungen, übersetzt die Schluchten von Paku und
Bregg und erreicht dann den schönen Franzdorfer Via—
dukt, den schönsten Bau der Karstbahn. Sammt den Flü—
gelmauern hat dieser Viadukt eine Länge von 300 Klaftern,
und setzt über das ganze Thal. Er erhe? zu einer Höhe
21
322
von 20 Klafter (120) Fuß, und ist aus zwei Etagen gebildet,
deren untere 22 Bogen, jeder mait'8 Klafter (48 Fuß) Lich⸗
lenöffnung, deren ebere 25 Bogen, jeder 8 Klafter 5 Fuß (53
Fuß) Lichtenöffnung zaͤhlt. Die Pfeiler in der Thalsohle ste⸗
hen auf forgfaͤltig pilotirtem Kasten, jene an der Gebirgs⸗
abdachung auf dem Felsengrunde. Die Pfeiler sind aus Kalk⸗
stein, mit Quadern verkleidet; die Gewölbe aus Ziegeln, die
Steinmauern der unteren Etage aus Bruchsteinen, jene der
sberen Etage aus Ziegeln, die Parapete, Kämpfer, Gesimse,
Kordens n. s. w. aus Quadern erbaut. Es erheischte dieser
Riesenbau mehr als 5 Millionen Ziegeln, nahe 1 Million
Kubitffuß Quadern und 1 Millivn Kubikfuß Bruchstein⸗
Mauerwerk.
Unfern des Viaduktes liegt die erste Wasserstation „Fran z⸗
dorf“ nahe 3 Meilen von Laibach. Der Stationsplatz ist
auch zur Aufnahme von Personen und Frachten vorgerichtet.
Er bietet sehr lohnende Aussichten gegen Norden uͤber die
Sumpfebene, weit über das Land hin, bis an die Riesenge⸗
bilde der Steiner-Alpen, mit dem 8000 Fuß hohen Grintonz
und der Terglou-⸗Gruppe (mit 9000 Fuß Höhe). Von deni
Franzdorfer Stationsplatz erhebt sich die Bahn in ihrem größ⸗
sen Steigungsverhältniß mit 860 uud haͤlt diese Steigung bis
zur Hochebene von Loitsch.
Die Bahn zieht von Franzdorf an der Freudenthaler
Lehne hin, übersetzt auf dem Hirschthaler Viadukt das Hirsch⸗
chal, und zieht bei Dule über einen zweiten Viadukt. Der
Hirschthaler Viadukt ist 90 Klafter lang, 15 Klafter hoch,
jener von Dule hat 27 Klafter Länge und 12 Klafter Höhe.
Die Bahn geht sodann uͤber das Plateau ober Werd. Durch
den Werderwald und über einen schönen Viadukt über den
aͤllen, aufgelassenen Triester Straßenzug. Dieser Viadukt ist
54 Klafter lang, 12 Klafter hoch, mit sieben Spannöffnun⸗
gen, zieht durch den Wald Raskooz, über die Triester Post⸗
straße auf die Höhe von Loitsch, wo, östlich des ausgedehnten
323
Ortes Loitsch, die Station Loitsch errichtet ist. Der Stations—
platz ist 524 Meile von Laibach entfernt und für Personen—
und Frachten-Aufnahme eingerichtet.
Die Hochebene von Loitsch liegt 253 Klafter über dem
Meere, also schon um 97 Klafter höher, als Laibach (welches
1560 Seehöhe hat).
Die Versorgung der Bahn mit den zum Betriebe und
zum Lebensbedarf der Bahnwäaͤchter, Stationsbeamten u. s. w.
nöthigen Wasserquantum auf dem kahlen, wasserarmen Karst,
mußte eines der Hauptaugenmerke bei dem Baue sein. Schon
vom Trauerberge an sind daher alle Waͤchterhäufer u. s. w.
mit höchst zweckmäßig angelegten Cisternen ver'ehen. In Loitsch
ist auch schon der erste jener Wasserthürme sichtbar, wo mi
Pumpwerken mittelst Dampfmaschinen das Wasser naher
Baͤche auf die Bahn gehoben wird.
Von dem Stationsplatze Loitsch zieht die Bahn durch
wilde Waldgebiete, deren eine Strecke mit dem Naimen des
„abgebrannten Waldes“ auch noch alle Zeichen des
großen einst hier stattgefundenen Waldbrandes trägt, dann
an den Ortschaften Laase, Eibenschuß, Manntz und
Rakek hin. In der Länge von fast zwei Meilen wurden hier
gewaltige Felssprengungen nöthig, um der Trace Raum zu
schaffen. Diese Strecke bietet übrigens wieder sehr schöne
Aussichten über das Kesselthal von Planina, und so gelangt
man nach Rakek, der dritten Wasserstation, welche wieder auch
Aufnahmsstation für Personen und Frachten ist. Der Sta—
tionsplatz ist 732/2 Meile von Laibach entsernt. Rakek duͤrfte
in der nächsten Zukunft als Hauptstapelplatz des krainerischen
Holzhandels eine wichtige Rolle spielen. Hier erblicken wir
wieder einen jener Wasserthürme. Es wird eigens Zirknißzer
Wasser zu demselben geleitet.
Von Rakek zieht die Babn in einer großen Aufdämmung
und am Rande der Rakeker Mulde in einer langen, kreisför⸗
migen Anlage, wobei das Kesselthal von Maͤnnitz umfahren
21*
324
wird, gegen den Wald von St. Kanzian. Dort ist der höchste
Punkt, zu dem die Bahn empor steigt, naͤmlich 1974 Fuß
Iber vem Meere (319 Klafter). Wir erblicken die ernste ma—
lerische Ruine der Burg Adelsberg. Oestlich des Ortes Adels⸗
berg liegt der Siationsplatz Adelsberg, von Laibach 8/2 Meile
entfernt. Bemerkenswerth ist auf der Strecke zwischen Rakek
und Adelsberg das sogenannte „Räuberkom mando,“ ein
einzelnes Haus, in welchem, wiederholter Raubanfälle wegen,
in frheren Zeiten eine Abtheilung Militär gelegt war, um
die Postwagen u. s. w. zu Skoruren. Der Punkt ist auch
deßwegen bekannt, weil gewöhnlich hier die ersten Stöße der
so oft auf dem Karst wüthenden Bora ( Nord⸗Nordest⸗Sturm)
fühlbar werden.
Von Adelsberg aus ist die Bahn längs der Straßenrich⸗
tung gegen Fiume geführt, und geht dann aus dem Prikthale
in das Reccathal über. In St. Peter ist die vierte Wasser⸗
station errichtet, 102/. Meile von Laibach. St. Peter liegt
hereits nur mehr 1800 Fuß über dem Meere. Von dem höch⸗
sten Punkte zwischen Rakek und Adelsberg, mit 1974 Fuß
Seehoͤhe, hat sich also die Bahn bis hierher schon um 174
Fuß gesenkt. Die Senkung währt fort bis Sessana, mit dem
Wefälle aAso und 16o0o . Von St. Peter, namentlich von
Koschana bis Goritza, nimmt die Babnanlage einen ganz ver⸗
anderten Charakter an. In dieser 1/.4 Meile langen Strecke
vereinigten sich Schwierigkeiten jeglicher Art, der Trace Raum
zu brechen. Je laäͤnger, je mehr ritt die schroffe Felsgestal⸗
Ang des eigentlichen Karstes vor. Es wurden daher auf die⸗
ser Strecke sech s Tunnels nöthig, denn fast alle in das
Reccathal auslaufenden Felsenrücken mußten durchbrochen wer⸗
den. Drei dieser Tunnels sind von ansehnlicher Länge, nam⸗
lich der eine 285 Klafter, ein anderer 280 Klafter, ein dritter
225 Klafter lang. Die drei andern sind nicht so bedeutend.
Fiͤse Strecke der Karstbahn hat daher auch den Namen „die
Tunnelstrecke“ erhalten. Auf derselben ward außer diesen Tun—
325
nels noch die Uebersetzung mehrerer Thalschluchten nöthig.
Man hat es vorgezogen, dieselben statt durch Viadukte, durch
Aufthürmung kolossaler Danmkörper zu bewerkstelligen. Sol⸗
cher Dammkörper finden sich sechs auf der Tunnelstrecke. Sie
etregen Staunen durch ihre enorme Höhe, denn diese Dämme
steigen bis zu 29-24 Klafter hoch empor. Diese Bauweise
bot, vermöge der Lokalverhältnisse, durch die leichte Gewinnung
des Materiales, ökonemische Vortheile vor dem Bau von
Viadukten.
Auf dieser Strecke ist dann auch besondere Aufmerksam⸗
keit auf die Beischaffung des nöthigen Wassers gerichtet gewesen.
In der Mitte der Tunnelstrecke, zwischen dem vierten und
fünften Tunel ward die Wasserstation Ober-Lesece errichtet,
welche auch für den Personen-Verkehr geöffnet ist. Man war
so glücklich, in der unmittelbar nach dem Stationsplatze sich
oͤffnenden Thalschlucht eine reichhaltige Wasserquelle aufzufin⸗
den. Sie entipringt in deppelten Armen, ward am Ursprunge
durch einen Damm gestaut und durch drei Filtrirkästen in ein
doppeltes Wasser-Reservoire geleitet, welches gegen 40,0900
Kubikfuß Wasser enthält. Von da wird das Wasser dann
millelst fünfzölliger Röhren über zwei Aquädukte zur Bahn,
und längs dieser, durch den 5. und 6. Tunnel der Tunnel⸗
strecke bis zum Stationsplatze Divazza, von dort durch vier⸗
zoͤllige Röhren über die Staͤtion Sessana bis Prosecco fortge—
führt. Jede der drei letztgenannten Stationen hat ein gewölb⸗
les Wafferreservoir von eirca 20,900 Kubikfuß Wasser⸗-In⸗
halt. Diese Wasserleitung hat nahe an 20,000 Klafter, also
* Meilen Länge. Eine Wasserleitung von solcher Länge ist
bisher in Europa noch nicht ansgeführt worden, und sie zählt
mit' Recht zu den Wundern der Karstbahn.
Wie berühren dann auf Fortsetzung der Fahrt die Sta⸗
tionspläͤze Divazza, Sessana, Prosecco und Nabre—
sima, letztere 1614. Meile von Laibach.
Außer massenhaften Felsensprengungen kommen auf dieser
326
Strecke keine weitern besonders merkwürdigen Objekte vor.
Wir passiren den eigentlichen öden Karstboden.
Von Nabresina an ändert sich wieder die Scenerie zu
dem wundervollsten Wechsel. Diese letzte Strecke der Karst⸗
bahn, von Nabresina bis an den Stationsplatz und Haupt—
bahnhof in Triest, bietet eine überreiche Suite großartiger
Bauwerke und herrlicher Naturanschauungen in den großartig⸗
sten und reizendsten Bildern.
Fürs Erste müssen wir bemerken, daß auch auf dieser
Bahnstrecke das Bedürfniß des Wassers vorzugsweise zu be—
rücksichtigen kam. Diese Karstgegend ist schon seit laͤngerer
Zeit von Seite der Stadt Triest, wo auch der Mangel an
Wasser sehr fühlbar ist, emsig durchgeforscht, da man hoffte,
die in den zahlreichen Grotten unterirdisch laufenden Gewässer
erforschen zu können und sie benützbar zu machen. Alle diese
zum Theile sehr kostbaren Arbeiten hatten zu keinem Resul—
tate geführt. Als der Bau der Karstbahn begann, war das
Forschen nach Wasser auch ein Hauptgegenstand der Aufmerk—
samkeit. Von 1850 bis 1853 ward die ganze Gegend er—⸗
forscht. Man bemerkte endlich, daß die Bahnarbeiter zufäͤllig
eine reichhaltige Süßwasserquelle aufgefunden hatten, und zwar
zwischen Santa Croce und Nabresina. Sie holten sich dort
ihren Trunk, und schleppten das Wasser mühevoll bis auf
ihren über 400 Fuß über dem Ufer erhobenen Arbeitsplatz.
Ven den Ingenieuren ward nun diese Quelle untersucht, und
bald war die Ueberzeugung gewonnen, man habe hier wirklich
den gesuchten Schatz gefunden, und die Quellen seien reich
genug, Nabresina und selbst Triest mit frischem Wasser zu
versehen. Sogleich wurden nun alle nöthigen Anstalten ge⸗
troffen, die Entdeckung zu benützen. Natürlich betheiligte sich
auch die Stadt Triest sogleich dabei. Es bildete sich eine
Aktiengeselllchaft zu Beischaffung eines Kapitales von 660,000 fl.,
um sofort eine Wasserleitung nach Triest anzulegen.
Es handelte sich nun darum, das Wasser auf das Pla—
327
teau von Nabresina zu heben. Dasselbe liegt 540 Fuß über
dem Ufer, nächst welchem die Quellen zu Tage kommen. Wir
gewahren hier wieder einen jener gewaltigen Wasserthürme zu
diesem Zwecke.
Die Besichtigung der Wasserleitungsarbeiten wird hohes
Interesse gewähren. Die Anlagen sind bedeutend. Wir fin—
den einen neu angelegten Hafen für die Fahrzeuge, welche der
Anstalt das Materiale zuführen, und von wo die Steinkohlen
nach den Magazinen in der Näͤhe des großen Administrations⸗
gebaͤudes gelangen. Der Bau dieses Hauses, sowie des Kessel⸗
hauses, ist sehr schön und zweckmaßig. Er bot gewaltige
Schwierigkeiten, und der Raum mußte theils den Karstfelsen,
theils dem Meere abgetrotzt werden. Die Quellen sind so
reich, daß sie, auch bei der stärksten Benützung für die Bahn
und für die Wasserleitung nach Triest vollkommen ausreichen.
Sie werden mittelst eines im Fels gesprengten Stollens, in
ainen, aus Quadern construirten Pumpenbrunnen geleitet, in
demselben vereinigt, und sind durch mechanische Vorrichtungen
vor jedem Zutritt des Seewassers geschützt. Das Wasser wird
dann durch zwei Dampfmaschinen nach Cornwaller Princip
(aus der Fabrik des Hrn. Sigl in Wien), theils in den er—
waͤhnten Wasserthurm, 580 Fuß hoch, theils in ein, in Felsen
gehauenes Einfallsbecken am Plateau der Eisenbahn, 414 Fuß
hoch gehoben, und dort 800 Klafter weit, einerseits zu dem
Statiensplatze Nabresina in steinernen, andererseits in gußeiser⸗
nen Röhren, welche schon bis zu dem Stationsplatze Triest
gelegt sind, bis Triest geleitet.
Die Senkung der Bahn, von Nabresina bis Triest ist in
dem Verhältnisse von 140.
Die Sltation Nabiesina selbst liegt noch in ziemlich reiz⸗
loser Gegend.
Ganz nahe bei Nabresina gelangen wir bereits zu einem
der prachtvollsten Bauwerke der Karstbahn, zu dem schönen
Viadukt von Santa Croce. Er ist laͤnger, als der Franz—-
328
dorfer Viadukt, näͤmlich 340 Klafter, aber minder hoch, 60
Fuß. Der schöne Bau ist aus dem in der Nähe brechenden
Muschelkalk erbaut, und gewährt, mit seinen 5 Klafter weiten
Bogenöffnungen, einen herrlichen Anblick. Dieser Viadukt zaählt
42 Bogen, wovon 40 eine Spannweite von 5 Klafler (30
Fuß) und 2, die einen Karstriß (eine Dolline) übersetzen, 10
Klafter (60 Fuß) Spannweite haben. Von hier zieht die
Bahn durch einen bis 10 Kiafter tiefen Einschnitt, an dessen
Ausgang mit einem Male sich die Aussicht auf das Meer er—
öffnet. Ein Anblick der überraschendsten Art! Die Bahn
zieht über 400 Fuß hoch über dem Meeresufer hin, und ent—
zückt weilt das Auge auf dem unermeßlichen Spiegel des adria—
tischen Meeres, auf welchem weiße Segel dahin fliegen. Am
Ufer sehen wir das schöne Triest mit seinem Mastenwald im
Hafen, seinen prachtvollen Gebaͤuden und dem hochliegenden
Fort.
In der Mitte der Strecke zwischen Nabresina und Triest
steht die Station Contovello, sehr reizende Gegend, herr—
liche Aussicht über das Meer und nach Triest. Unmittelbar
darauf berührt man die freundliche Erdzunge Grignano, reich
an Wein- und Baumpflanzungen, wo sich zum Theile schon
südliche Flora zeigt, wo der Feigenbaum mit dem Oelbaum
und Lorbeer wechselt, wo sich das prachtvolle Lustschloß Mi—
ramare, Sr. kaiserlichen Hoheit des Erzherzogs Ferdinand
Max Schöpfung erhebt, in feiner einstigen Vollendung ein
wahzrhafter Schmuck der ganzen Gegend, weithinschauend zu
Istriens und Friauls Küsten.
Auf dieser Strecke wurden viele, kurze, aber meist sehr
hohe Viadukte und Brücken über die zahlreichen Schluchten,
Risse und Graben des Karstes nöthig. So übersetzt die Bahn
den Draya-Graben, Grignano-Graben, Bonafala-Graben, die
Schlucht bei Campagna Conti, den Sterz-Graben, Giuliani—
Graben u. s. w. Wie man zu dem Orte Barcola kommt,
zeigt sich besonders imposant ein 60 Fuß hoher, 1680 langer
329
Viadukt, ganz aus Triester Sandstein erbaut, der sich in dem
Barcola-Kessel in großartiger Weise darstellt.
Die Bahn zieht sodann noch durch einen 145 Klafter
langen Tunnel. Zwischen diesem und dem Stationsplatze
Triest schwebt ein hoher, mit vollkommen abgeschlossener
Glaseindeckung versehener Viadukt über das neue Lazareth hin,
und bildet zum Theile gleichsam eine gedeckte Vorhalle des
Triester Stationsplatzes.
Der Stationsplatz Triest selbst, welcher indessen zu seiner
völligen Vollendung wohl noch Jahre bedürfen wird, ist eine
der großartigsten Anlagen, durch unermeßliche Arbeiten dem
Gebirge und dem Meere abgetrotzt. Näheres darüber findet
man in der kleinen Schilderung Triest's am Schlusse dieses
Buches.
Zur Orientirung des Touristen theile ich jetzt vorerst die
nöthigen Andeutungen über Laibach mit, ehe wir die ferneren
Wanderungen antreten.
Laibach.
Laibach ist die bedeutendste Stadt Illyriens, Haupt⸗
stadt des Herzogthums Krain. Die Stadt ist uralt. In
Aemona, dies war ihr Name zur Römierzeit, war eine
wichtige Kolonie des damaligen Weltreiches. Die in früherer
Zeit oft aufgetischte Sage, das alte Aemona sei von den
Argonauten gegründet worden, ist gebührenderweise längst in
das Gebiet der Mythe zurückgewiesen, aber vom ersten bis
zum vierten Jahrhundert der christlichen Aera war hier eine rö⸗—
mische namhafte Stadt. Dieselbe lag eigentlich dort, wo
jeßt die Hradischer Vorstadt steht. Von Attila zerstört,
erhob sie sich unter Justinian wieder aus der Asche, erhielt
aber ihre eigentliche Eristenz erst unter Karl dem Großen,
wo auch der alte Name Aemona in dem neuen Laibach
unterging. Der wendische Name der Stadt ist Lublana
330
(der Italiener neunt sie Lubiana). Im 15. Jahrhundert
ward die bereits wichtig gewordene Stadt mit festen Manern,
Thürmen und Thoren versehen, welche in der neuern Zeit
qIlle demolirt wurden, wodurch die Stadt an freundlichem
Ansehen ungemein gewann. Die Bevölkerung hat sich seit
40 Jahren (seit 1810) verdoppelt. Damals zählte die Stadt
faum 9000 Einwohner. Nach der letzten Zählung (1853)
war die Bevölkerung auf 20,000 Personen (ohne Fremde und
Militaͤr) gestiegen. Die Stadt liegt an beiden Ufern der
Laibach. Die eigentliche Stadt zählt etwas über 300 Häuser,
die acht Vorstädte: Hradisscher⸗, Kapuziner-, St. Pe⸗
ters⸗, Polaner-, Karlsstädter-, Hühnerau—, Kra⸗
ka uerr und Tyrnauer-Vorstadt haben über 600 Häuser.
Als besonders bemerkenswerth nenne ich: Die Domkirche zu
St. Nikolaus. Aus einem alten Fischerkirchlein schon im
13. Jahrhundert zur Pfarre, bei Errichtung des Bisthums
Laibach zur Cathedrale erhoben, in der jetzigen Gestalt von
1699 17603 hergestellt. Den Bauplan lieferte der bekannte
Jesuit Pozzo, die Ausführung geschah durch den Venetianer
Bonbasio, Bürger und Steinmetz in Laibach. Schöne Fres-⸗
ken von Giulio Quaglia, mit Hülfe des damals 16jährigen
Carlo Carlini, im Jahre 1703 gemalt. Die Fresken in der
erst 18141 vollendeten Kuppel sind zum Theil nach den Ideen
Quaglia's von dem wackern Maler Langus ausgeführt. In
den Nischen der Rotonde 4 kolossale Bildsäulen heiliger Bischöfe
von Aemona, von Angelo Puteis aus Padna 1712 verfertigt.
Schoöne Bildsäulen von Robba (besonders die Cherubim am
Allerheiligen⸗Altare). In der Wölbung der ersten Kapelle
rechts eine heil. Magdalena in Fresko von ausgezeichneter
Schönheit. Hier ruhen auch zwei Männer, deren Fleiß und
Thaͤtigkeit den Glanz ihrer Familien begründeten; Angelo
Z3o is und Pietro Codelli, Kaufleute und Ahnherren der
freiherrlichen und ständischen Familien dieses Namens. An
der Außenseite des Doms Römersteine und mittelalterliche
331
Skulpturen. Die St. Jakobs-Pfarrkirche. Hochaltar
mit meisterhaften Skulpturen von Robba, von 1732. Gute
Altarblätter aus venetianischer Schule. Bild der Assunta
der Jungfrau von Langus. Schöne Bronzebildsäule der
Madonna. In dieser Kirche ruht der wackere krainerische
Historiograph Schönleben (7Z1681). In der Franziska—
ner kirche zu Maria-Verkündigung prachtvoller Marmoraltar,
von dem Bildhauer Cavaliere de Giorgio, 17386 vollendet.
Gutes Hochaltarblatt von Langus. Die Fresken in der Lo—
rette-Kapelle von Goldenstein. Dort auch die Gruft des
ersten Fürsten von Auersperg, Joseph Wikardt (7. 1677).
Auf der Zinne der Kirche Kolossalbildsäule Unserer lieben Frau
zu Loretto. Die schöne Ursulinerinnen-Kirche, 1726 ge—
weiht. Prachtvoller Hochaltar aus afrikanischem Marmor.
Hochaltarblatt: die Krönung Maria's, ein Kunstwerk seltener
Art, da es von zwei Nonnen, näͤhmlich der Frau Oberin
Aloisia Petritsch und der Chorfran Mater Josepha Struß,
gemalt ist. Vor dem Hochaltare ruht der fromme Stifter
der Kirche, Handelsmann und Landstand Jakob von Schellen⸗
burg und seine Gattin Katharina. Unter den hiesigen Kirchen
ist endlich noch bemerkenswerth die Deutsch-Ordens-Kirche.
Hier stand zur Römerzeit der Tempel Neptuns: auf dessen
Ruinen erbauten 1292 die Tempelherren ihre Ordenskirche,
welche nach ihrem Sturz an die deutschen Ordensritter über—
ging (1313). Diese uralte Kirche mußte wegen Baufälligkeit
1714 abgetragen werden, und der Landcomthur Guidobald
Starhemberg ließ dann die jetzige Kirche von dem venetia—
nischen Architekten Domeniko Rossi erbauen. Die Altarbilder
sind Meisterwerke von Menzinger. In jeder Hinsicht eine
Zierde der Stadt ist die schöne neue protestantische Kirche,
welche mit entsprechender Feier am 6. Januar 1852 einge—
weiht wurde. Der schöne Tempel, ein Bauwerk im byzan—
tinischen Style, steht an der Klagenfurter-Straße nächst dem
Withalm'schen Kolosseum. Die Kirche führt den Nauen der
332
Christuskirche, faßt oirca 600 Personen und ist in Bau und
Finrichtung sehr schön. Gutes Altarbild von Paul Künl, dar⸗
stellend Christus Hid die Sameritanerin am Brunnen. —
Seit 1857 ist auch ie neue schoͤne Pfarrkirche in der Vorstadt
Tyrnau im Baue, eine der schönsten Kirchen Laibachs.
Das bedeutendste offentliche Denkuial ist der schoͤne Brun⸗
nen auf dem Haupiplatze. Der berühmte Bildhanuer Franzesko
Robba arbeitete 10 Jahre an diesem Werke, welches 1733
vollendet war. Robba erhielt dafür 2000 fl., das Bürger⸗
recht Laibachs und ue Stelle als Mitglied des außern Rathes.
Fünf Brücken ZHerbinden die beiden Ufer des Flusses, die
schönste ist die Franzensbrücke, folid ans Quadern gebaut,
B842 vollendet Unter den öffentlichen Gebäuden ist zu be⸗
merken: die Burg in der Herrengasse, früher das alte Vice⸗
demhaus, seit 1791 zur Wohnung des jeweiligen Landeschefs
bestimmt. Das Rathhaus am Haupiplatze, in seiner Neu⸗
gestalt 1717 erbaut. In der Vorhalle des Rathsaales die
Marmorbüste Kaiser Karls VI., welche früher auf dem alten
Vurgthore stand. Das Landhaus am neuen Markte. Der
Bifchofhof am Domplatze. Das Priester-Seminar.
Das stattliche C asino-Geb äude, 1836—1838 erbaut.
Das Jwangs- Arbeitshaus, zu welchem 1845 der Grund
gelegt ward. Die Spin nfabrik des Herrn Moline, 1838
röffnet. Die Zu cerraffinerie von Arnstein und Eskeles
und Brentano u. Comp., 1828 erbaut. Das Kolosseum des
Herrn Witha Um, ein öffentlicher Vergnügungsort mit Kaffee⸗
hauslokale, Reitschule, großer Baͤckerei u. s. w. und zugleich zur
Bequartirung transener Truppen bestimmt. Das Theater,
1765 ervbaut, in seiner jetzigen gefälligen Gestalt 1846 her⸗
gestellt. Das Redoutengebäude, früher Schulgebäude
A Jesuiten, seit 1784 seiner jetzigen Bestimmung gewidmet.
Die sehr schöne Schießstätte. Laibach hat auch mehrere
sehr ansehnliche Privatgebäude, wie z. B. den stattlichen
Palast der Fürsten Auersperg (1673 erbaut) in der Herren—
gasse, das graͤflich Auerspergsche Haus am Deutschen Platze
333
(aus dem 16. Jahrhundert), das Baron Sois'sche Haus
am Raan (1768 erbaut), die Virand'schen Häuser, besonders
das neue 1840 erbaute (das ältere von Gruber erbaute,
war einst der mathematische Thurm), das Graf Thurn'sche
Haus am neuen Marft (aus dem 16. Jahrhundert), 1561
von General Thurn von dem Lösegeld von 20,000 Dukaten
erbaut, welche er für einen von ihm mit eigener Hand ge⸗
fangenen Pascha erhielt. — Zu erwähnen ist auch die alte
römische Wasserleitung, durch welche, ohne daß sie seit 1000
Jahren eine namhafte Reparatur erheischte, die Stadt mit
gutem Trinkwasser versehen wird.
An guten Gasthöfen ist kein Mangel. Vorzugsweise sind
zu bezeichnen das Gasthaus zur Stadt Wien, das Hotel
zum Oesterreichischen Hof. Dann zum goldenen
Stern, zum goldenen Löwen (an der Wiener Straße)
und zum wilden Manne (das älteste Gasthaus der Stadt).
Im Bahnhofe ist eine gut eingerichtete Restauration.
Kaffeehäuser zählt man 10.
An wissenfschaftlichen und Kunst-Vereinen ist Laibach rei—
cher als manche größere Stadt. Es besteht hier eine k. k.
Landwirthschafts-Gesellschaft. Sie ward schon 1767 begrün—
det, ging unter der französischen Regierung ein und ward
dann wieder in das Leben gerufen. Statuten und Titel er—
hielt sie mit Allerhöchster Entschließung von 1820). Sie laͤßt
ihre Annalen in Druck legen und gibt auch ein Volksdblatt in
slavischer Sprache heraus. Ferner ist in Laibach eine Dele—
gation des Vereins zur Befoörderung und Unterstützung der
Industrie und Gewerbe in Inner-Oesterreich, dem Lande ob
der Enns und Salzburg (seit 1837). Dessen technisches Lese⸗
kabinet und Zeichenschule ward 1839 eröffnet. Die Grün—
dung eines Museums kam schon 1821 zur Sprache, und
dessen Eröffnung erfolgte am 4. Oktober 1831. Hierauf bil—
dete sich 1839 der Museal-Verein. Der historische
Provinzial-Verein ward im Jahre 1840 angeregt und
erhielt die Allerhöchste Genehmigung im Jahre 1843. Im
334
Jahre 1846 begann derselbe die Herausgabe der „Mittheilun⸗
gen des historischen Vereins für Krain“ in Monatsheften.
Die philharmonische Gesellschaft ist der älteste
der hiesigen Vereine. Er ward 1702 gegründet, litt während
der franzoͤsischen Oecupation auch Unterbrechung und ist seit
1814 wieder in das Leben getreten. — In neuerer Zeit, ge⸗
gen Ende des vergangenen Jahrts 1851, hat sich ein Verein
konstituirt, welcher die Kultivirung der unwirthbaren Karst⸗
höhen sich zur Aufgabe stellte. Er hielt am 4. December eine
Versammlung in Sessana und bezeichnet zuvörderst als das
Feld seiner Thätiakeit die Fläche zwischen Castagnovizza,
dei Görz, und Basovizza nächst Triest.
Daß sich in Laibach alle für Provinzial⸗Hanptstädte
noͤthigen Behoͤrden, Aemter u. dgl. befinden, glaube ich hier
faum' andeuten zu dürfen, so wie auch die Humanitäts-An-—
stalten, als Allgemeines Krankenhaus mit Gebär-, Irren⸗
und Findelhaus, Rettungsanstalt für Scheintodte, Armen⸗In⸗
stitut, Sparkassa, Leihhaus u. s. w. gut eingerichtet sind.
In neuerer Zeit entstand auch ein Handlungs⸗Kranken⸗Insti⸗
tut, eine Kinderbewahr-Anstalt u. dagl. Es erübrigt uns noch
bon dem Schloßberge zu sprechen, dessen Ersteigung kein
Reisender unterlassen wird. Seine Erhebung über die Stadt
ist nur gering (Laibach liegt 1510, 908“, das Kastell 410
hoͤher, nämlich 1920), doch bietet er eine bezaubernd schöne
Uebersicht der Gegend und zugleich eine der angenehmsten
Promenaden. Es ist kaum zu bezweifeln, daß der strategische
Blick der Römer diese Höhe nicht unberücksichtigt gelassen habe.
Wahrscheinlich stand hier ein römisches Kastell und ein
Tempel. Urkundlich wissen wir indessen nur, daß im eilften
Jahrhundert die alten Markgrafen hier ein Kastell erbauten,
in welchem in spaͤteren Zeiten die Landeshauptleute ihren Sitz
hatten. Dieses Kastell ward im 16. Jahrhundert mit be⸗
deutenden Festungswerken verstärkt. Diese Befestigungen wur⸗
den meist von den Franzosen zerstort. In das Schloßgebäude
ward 1814 das Provinzial-Strafhaus verlegt, und zwar wer⸗
335
den hier die Strafen bis zu 10 Jahren verbüßt. Straͤflinge,
deren Strafzeit länger als 10 Jahre bemessen ist, werden nach
Geradiska gebracht. Die Hauskapelle ist dem Patron des
Kastells, dem heiligen Georg, geweiht. Man hat auch An—
lagen auf dem Berge errichtet. Die Aussicht ist, wie gesagt,
entzückend, besonders gegen Norden an die imposante Gruppe
der Steiner-Hochalpen, mit dem riesigen Grintouz (8985
Seehöhe), und gegen West gegen die Wochein und den König
aller Krainer Gebirge, den schneebedeckte Teralou (9639
Seehöhe). Aber auch im Südwest, Süd- und Südost öffnen
sich schöne landschaftliche Bilder über die Ebene, in welcher
die freundliche Stadt liegt, begränzt von einer grünen Ge—
birgskette, in welcher sich im Süden besonders der Krim—
berg mit 3516 Höhe bemerkbar macht. Er ist der Wetter⸗
anzeiger für die Laibacher, je nachdem er rein bleibt, oder
sich Nebel an seiner Kuppe bilden. Unter den übrigen Pro—
menaden ist die beliebteste die sogenannte Sternallee,
welche auch wirklich eine Zierde der Stadt ist. Sie läuft
laͤngs des Congreßplatzes dahin, welcher zum Anden—
ken an den im Jahre 1821 hier abgehaltenen Fürsten-Congreß
geschaffen ward. Hier steht auch das Casino. Die Stern⸗
allee ward 1822 angelegt. Ferner ist noch zu nennen die
Lattermann-Allee, welche 1815 angelegt wurde und
ihren Namen zur Erinnerung an den hochverehrten damaligen
Eivil- und Militär-Geuverneur Baron Lattermann erhielt.
Der Stadtwald, die Gaärten des Grafen Auersperg und Ba—
ron Zois sind auch viel besucht. Die Umgebungen Laibachs
sind sehr schön unb bieten eine Fülle von anziehenden Punk—
ten zu kleinen Erkursionen. So führt die Lattermann⸗-Allee
nach dem Schlosse Unterthurm, in neuerer Zeit auch Tii—
volhi geheißen. Es trägt den Namen Unter-Thurm von einem
einst oben im Walde gestandenen festen Thurm des Ritters
Apfalterer. Er ward von dem Bischofe Chroen 1621 erbaut,
im Jahre 1703 zu einem Lustschlosse der Jesuiten hergestellt
und ging dann in das Eigenthum der Stande über. Es ist
336
in neuester Zeit ein merkwürdiger Punkt geworden; denn als
Se. Majestaͤt der Kaiser Franz Joseph vernommen hatte, daß
der ruhmgekrönte Heldengreis Feldmarschall Radetzky das
Schloß, welches ihm besonders gesiel, als seinen Ruhesitz an
fich zu bringen beabsichtigte, erkaufte er 1851 von den Ständen
das freundliche Besitzthum, um es in kaiserlicher Großmuth
dem hochverdienten Feldherrn zum Genusse zu überlassen. Es
war eben erst im vergangenen Jahre mit namhaftem Aufwand
von den Staͤnden restaurirt worden. Die Aussicht von dem
Plateau vor dem Schlosse ist herrlich. Noch prachtvoller ent⸗
faltet sie sich von der Hoͤhe des Berges hinter dem Schlosse.
Zu den Fuͤßen des Beiges liegt auch das schöne Schleß
Leo voldsruhe, im Jahre 1720 von dem Landeshauptmann
Grafen Leopold von Lamberg erbaut, jetzt Eigenthum der Familie
Paglianuci, dann das Dorf Schisschka. Ferner ist zu nen⸗
nen Schloß Strobelhof (wendisch: Bokalze), sehr malerisch
—DVD—
schen im 13. Jahrhundert berühmt, in ihrer jetzigen Gestalt
1712 erbaut. Das schöne Schloß Sonnegg zu den Füßen
—DD
sicht gelohnt wird, aber wehl 2Stunden in Anspruch nimmt.
Rosen bach mit der freundlichen Liebfrauenkirche und einer
sehr beliebten und besuchten Cafeterie. Besonders lohnend ist
ein Ausflug nach Kaltenbrunn am rechten Ufer der Laibach
hinab und am linken Ufer zurück. Die Laibach bildet dort,
bicht am Schlosse, einen sehr schönen Wasserfall. Das Schloß
ward 1528 von dem Laibacher Bürgermeister Veit Khisel,
Stammherrn dieses nachmals in den Freiherrn- und Grafen⸗
stand erhobenen Geschlechtes, erbaut. Nächst Kaltenbrunn der
Thiergarten, ein freundliches Gut, 18146 restaurirt. Ein
sehr angenchmer Abendspaziergang ist endlich jener durch die
Brühl (wendisch: Prula), an der Unterkrainerstraße nach dem
Gute Kroisenegg, einst Eigenthum der Fürsten Eggenberg.
Wir können diese Andeutungen nicht schließen, ohne noch
des vielbesprochenen Lai bacher Sumpfes zu gedenken. Ein
337
Theil der Laibacher Ebene stellte sich seit undenklicher Zeit als
ein großes Moor, als ein Sumpf von beinahe 4 Quadrat—
Meilen dar (an 40,000 Joch), entzogen der Kultur, und ge—
sundheitsschädliche Miasmen entsendend. Schon unter der
Regierung der Kaiserin Maria Theresia dachte man an Be—
seitigung dieses Uebelsftandes. Der bekannte Abbé Gruber
entwarf den Plan, und 1780 war mit einem Aufwande von
beinahe 200,000 fl. eine 1074 Klafter langer Entwässerungs—
kanal durch den Sumpf gezogen und an die Laibach geführt,
in welche er mit einer großartigen Schleuße mündet, welche
zugleich eine 38 Klafter lange Quadernbrücke von 11 Bogen
bildet, über welche die Neustädterstraße führt. Die Kosten
dieses schönen und nützlichen Unternehmens trugen theils die
Kaiserin selbst, theils die Staͤnde und der patriotische Freiherr
von Zois. Indessen war dem Uebel dadurch doch nur theil⸗
weise abgeholfen. Bei Gelegenheit des Fürsten-Congresses hier
in Laibach, im Jahre 1821, ward die Aufmerksamkeit des
Kaisers Franz neuerdigs auf diesen Gegenstand gelenkt, und
auf seinen Befehl wurden nun umfassende Entsumpfungs-Ar⸗
beiten vorgenommen. Der Fluß erhielt eine Sohlenbreite von
160, die Wehren unter der Stadt wurden beseitigt, Durch—
stiche gemacht, das Flußbett um 5—6* vertieft und die
Sümpfe mit Abzugs?»räben durchschnitten. Jetzt ist der größte
Theil der einstigen Sümpfe in fruchtbares Ackerland verwan⸗
delt, wo das Joch, welches früher um 5 fl. leine Käufer
fand, gerne mit 60—150 fl. bezahlt wird. Wege sind ge—
bahnt und Ansiedlerhäuschen erheben sich auf der weiten ent—
sumpften Fläche. Zum Andenken der Dankbarkeit der Be⸗
wohner Laibach's für diese wohlthätigen Arbeiten ist an der
oben erwähnten Brücke des Gruber'schen Kanales ein Monumens
errichtet worden, welches in einem Obelisk aus Krainer Marmor
besteht, an welchem an den vier Seiten Inschriften mit dem
Ausdrucke des Dankes gegen den Monarchen und gegen die
Beförderer seiner wohlthätigen Absicht eingefügt sind. —
Nachdem ich nun die Wanderer mit Allem elannt gemacht
2
338
zu haben glaube, was in Laibach, ihre Aufmerksamkeit zu
erregen geeignet erscheint, so gehe ich nun zu den Ausflügen
über, welche sewohl von Laibach aus, als von den übrigen
Stationen, bis Triest anzutreten sind.
Wanderung von Laibach über Krainburg nach
—A
Terglou.
Die Wanderung, welche ich den Touristen hier andeute,
führt in eine Gebirgsgegend, deren pittoresker Reiz, deren
imposante Scenerie zu dem Großartiasten und Anziehendsten
gebört, was die Alpenwelt in dieser Beziehung bietet. Ueber—
dies ist auch noch die Anschauung großartiger Hüttenwerke
und Bergbaue damit verbunden. Wer sich bei diesem Aus-⸗
fluge mit dem Anblicke der herrlichen Alpengegend, mit den
prachtvollen Bildern des Veldeser und Wocheiner Sees,
mit dem schönen Katarakt der Savitza begnügat, für den
ist derselbe mit geringer, kaum nennenswerther Beschwerde
verbunden. Der 'größte Theil der in so hohem Grade in—⸗
leressanten Wanderung ist zu Wagen zu machen, und selbst
für Jenen, welcher sie durchaus a!s Fußaänger zurücklegt,
bedarf es durchaus keiner übermäßigen Austrengung, um alle
Partien dieser herrlichen Gegend zu erreichen. Soll aber mit
dem Ausfluge auch die Ersteigung des Terglou verbunden
werden, dann gehört er jedentalls zu den beschwerlichsten und
theilweise auch zu den gefährlichen. Nur wer seine Kraft und
seine Schwindellosigkeit bereits hinlänglich erprobt hat, wage
diese Besteigung. Allerdings gehört sie zu den lohnendsten
Wegen, und der Aussicht von dem G'pfel dieses Königs der
Karavanken dürfte kaum eine zweite in unsern Gebirgen eben—
bürtig befunden werden; aber sie ist auch nur mit Beschwerde
und Gefahr erreichbar. — Das Näaͤhere darüber werde ich
mittheilen, wenn ich erst die Touristen bis an den Fuß des
Bergriesen geführt habe.
Wir treten die Wanderung von Laibach auf der nördlich
329
auslaufenden Poststraße an, welche nach Klagenfurt führt.
Wir passiren zunaͤchst das bereits früher erwähnte Dorf
Schischka und gelangen an üppige Felder mit Buchweizen
(Haiden), vorüber in 12/4 Stunde nach St. Veit. Schöne
Dorfkirche, 1796 neu erbaut. Das Holzschnitzwerk am Taber⸗
nakel des Hochaltars vvn Matthäus Tom;, einem Natur-⸗
künstler hier aus dem Dorfe, in welchem er stets lebte. Hoch—
altarblatt von Ley er (St. Veit). Fresken und ein Ma—
donnenbild von Langus Gute Orgel von Kunnt in Laibach,
1839 vollendet. Vier schöne Glocken. Drei derselben, darunter
die größte mit 3840 Pfund, von dem Laibacher Glockengießer
Herrn Samassa, wurden 1840 vollendet. Anf dem Wege
hierber haben wir immer den schönen Groß-Kallenberz (auch
Gallenberg, stavisch: Shumarnaf-gora, waldiger Berg) vor
Augen. Er ist das Ziel häufiger Ausflüge der Laibacher und
verdient es auch. Schon im Jahre 1432 ward eine Wall—⸗
fahrtskirche hier erbaut. Die gegenwärtige Gestalt erhiett die—
selbe im Jahre 1712. Die Kirche ist der Madonna geweiht
und erhielt in neuester Zeit sehr gelungene Fresken von dem
wackern, fleißigen Meister Langus. Die Ersteigung d.s
Berges nimmt kaum 1 Stunde in Anspruch und das Plateau
bietet eine unendlich reizende Aussicht. Der Weg ist bis zur
Kirche fahrbar und der Berg erhebt sich zu 34530 (20769)
über das Meer, also noch 1470 über das Thal, dessen Boden
hier 1720 Seehöhe hat. — Abermals in 1 Stunde gelangen
wir von St. Veit nach Zwischenwässern, einem Dorfe
an dem Einfluße der Zeyer in die Save. Die letztere bildet
hier eine kleine malerische Kaskade. Es ist hier ein recht
zutes Gasthaus. Ich bemerke, daß man hier auch auf einer
zweiten Route, über Görtschach, Zeyer, Bischoflak
(mit schönem Bergschlosse) und Straschisch nach Krainburg
gelangen kann. Auch diese Seitenstraße ist sehr gut, aber
der Wea ist um 11/ Stunde weiter, als der unsrige auf der
Poststraße. Dieser letztere wird von Zwischenwässern
(med vodàmi), welches gerade auf halbem Wege zwischen Lai⸗
22 *
340
bach und Krainburg liegt, nach Krainburg in 2 Stunden
gemacht. Auf dem Umweg über Bischoflak wird man 31/.
Stunden wandern; doch ist der Weg sehr anmuthig, und der
Freund der Industrie findet auch in dem Orte Straschisch
einen hier sehr lebhaft betriebenen Zweig derselben in Flor,
nämlich die Siebmacherei, welche für Krain große Wichtig—
keit errungen. Die Erzeugung von Roßhaar-Siebböden ward
schon vor laͤnger als einem halben Jahrhundert in Krain be—
trieben. Den Herren von Janko, Dembscher, Natalis,
Pagliarucci und Omna gebührt das Verdienst, diesen
Industriezweig belebt zu haben. Jetzt theilt sich der blühende
Betrieb desselben unter die Fabrikanten Gebrüder Locker,
Herren A. Globoschniga, C. Prevz und J. Benedig.
In Straschisch ist der Hauptsitz der Erzeugung. Der Ort zählt
136 Häuser und eirca 1000 Einwohner, von denen 105 Fa—
milien, mit 739 arbeitenden Individuen, mit diesem Fabrikat
sich beschäftigen. In anderen benachbarten Dörfern, Ober—⸗
Feichtina, Margarethenberg, Gorenja-Sava u. s. w., beschäf—
tigen sich auch mehrere Familien damit, so daß die genannten
4 Fabrikanten im Ganzen gegen 200 Familien, mit gegen
1500 Individuen, gegen 500 Webestühle in Thätigkeit er—
halten. Das Erzeugungsquantum hat bereits so zugenommen,
daß es im Werthe weit über 100,000 fl. steigt, mit lebhaf—
tem Absatz nach Frankreich, Italien, Spanien, Holland, Bel⸗
gien, Griechenland und die türkischen Provinzen.
Wir haben indessen auf dem geraden Wege auch Krain—
burg (Lrajna) erreicht. (Von Laibach hierher 5 Stunden. Die
Post rechnet 124 Post. Zu Wagen 2uA Stunde.) Die Stadt
liegt sehr malerisch an dem Zusammenfluß der Save und
der Kanker, welche beide alpengeborne Gewässer, die erste
westlich, aus ihrer Wiege an den Riesenwänden der Kar a—
vanken, die andern östlich, aus den Hochthälern in der
Umgebung von Grintonz einher strömen. Die Stadt selbst
liegt auf einem Brecciafelsengrund und erscheint in dieser
Lage um so höher, da die Ströme, namentlich die Kanker,
341
in sehr tief eingeschnittenen Betten einherrauschen. Die hie—
sige schöne hohe Brücke (1828 erbaut) ist sehenswerth. Die
Stadt hat mit den beiden Vorstädten (Kanker- und Savevor—
stadt) über 390 Häuser mit gegen 2000 Einwohnern. Die
Gelehrten vermuthen, daß hier das Santicum der Römer ge—
standen. Daß die Römer wirklich hier eine Kolonie hatten,
ist bewiesen durch mehrere aufgefundene Denksteine, welche
zwar meist verschleppt wurden, deren einer aber doch eine
Aufbewahrungsstelle nächst der uralten Pfarrkirche gefunden.
Schon im 11. Jahrhundert war hier der Sitz der Markgra—
fen. Das Schloß Kieselstein ward im Jahre 1262 von
Graf Heinrich I1. von Ortenburg erbaut. Jetzt ist es Eigen⸗
thum der Familie Pagliarucci, in Krain allbekannt, deren
jetziges Haupt, von Herrn Schmidl, in seinem Reisehandbuch
—DD—
Herzog von Pagliarucci bezeichnet wird. (S. 98.) Die Erstei⸗
gung des Pfarrthurms versäume kein Reisender, der hier ver⸗
weilt. Die Aussicht von dessen Zinne ist von überraschender
Schönheit. Der Boden hat sich von Laibach hierher schon
merklich gehoben. Krainburg hat 2080 (1248) Seehöhe, liegt
also schon um 570 (3429 höher als Saibach. Ich bemerke,
daß von Krainburg mehrere Straßenzüge auslaufen, wodurch
sich die Verbindung mit den frühern Ausflügen herstellen läßt.
Die eine dieser Straßen führt von Krainburg dem Laufe der
Kanker entgegen über Freithof und Viszoku nach Kanker,
durch das schöne Gebirgsthal dieses Namens, aus welchem
auch die Ersteigung des Grintouz (6 —8 Stunden erheischend)
bewerkstelligt werden kann, dann über das Joch des See—
berges in das Fellachthal, über Sauerbrunn, Kappel
(von wo ein Verbindungsweg mit Sulzbach sich öffnet,
den ich oben S. 292 andeutete); dann über Bleyburg und
Lavamünd in das Lavantthal, wo sich die Verbindung
mit den Ausflügen von Grätz ꝛc. uͤber die Koralpe herstellt,
oder von Kappel über Völkermarkt und Griffen nach St.
Andräim Lavantthale (s. oben S. 221). Die zweite
342
Straße (Poststraße) zieht von Krainbur q über Neumarktl,
11/2 Vost, über den Loibl nach Unterbergen 1684Post,
nach Klagenfurt1Post, dann über Boöͤlfe rmarkt 184
Post, nach Wolfsberg 18/3 Post. Ueber Wolfsberc, wo
dann auch die Verbindung mit allen frübcen Ausflügen her—⸗
astellt ist, sehe man oben S. 222. Die dritte Route ist von
Krainburg nach Ottofk 15 Post, Aßling 12/4 Post,
Wurzen 125 Post, nach Larvis 1 Post. Dann von
Tarvis entweder zur Rückkehr und Verbindung mit den
frühern Ausflügen über A rnoldstein Post, Villach 12
Pest, Vehden 155 Post, nach Klagenfurt 19 Pest, eder
vorwärts nach Triest, von Tarvis nach Flitsch 18/ Post,
Karfreit 154 Post, Tohmein 125 Poest, Canale 114
Post, Görz 1254 Post, Monfalcone 12 Post, Santa—
Croce 1 Post, nach Triest 125 Post.)
Nach einem Stündchen Wanderns, in Fortsetzung unsers
Wenges von Krainburg nach Veldes, erreichen wir das
Dorf Naklaß. Unfern desselben ist der Scheidepunkt der
Straßen, deren eine Spaltung nördlich über Neumarkttlgn
den Loibl, die andere (welcher wir folgen) nordwestlich über
Aßling und Wurzen auch nach Kärnthen führt. Von dieser
lenkt etwas außerhalb der Poststation Ottok abermals ein
Seitenast gegen West ein, welchen wir betreten, um über
Radmannsdorf nach Veldes und in die Wochein zu ge⸗
langen. Radmannsdorf (Radolza) ist ein Staͤdtchen, wel⸗
ches mit seiner Vorstadt in etwas über 100 Hänsern gegen
890 Einwoehner zählt. An der Pfarrkirche Römersteine.
Gräflich Thurn'sches Schloß mit schönem Garten.Von
Krainburg hierher wandern wir wohl 4 Stunden. (Zu
Wanen legt man den Weg von Laibach bis Radmannsdorf
in 5 Stunden zurück.) Unfern der Stadt vereinigen sich die
Gebirgsbache Wurzner-Saver und Savitza, und das
vereinte Gewässer führt von hier an den Namen Save (Sava).
Die beiden genannten Quellen entspringen an den Felswänden
der Wocheiner Gebirge. Die erste auf der Alpe Ponsh
343
aus kahlen Felsen, 800 hoch herabrauschend in das Thal
Planina, verliert sich nach kurzem Laufe im Sande, bricht
— wieder zu Tage, bildet
hann den kleinen See bei Wurzen, vereint mit einer zweiten
Quelle strömt sie dann an Aßling vorüber und vereint sich
vor Radmannsdorf mit der Wocheiner Savitza, zu
deren Ursprung wir in Fortsetzung unserer Wanderung selbst
Jelangen. Von Radmannsdorf eine Stunde nach Veldes.
Das vBild, welches sich hier erschließt, hat an malerischen
Reiz kaum seinesgleichen in unsern Alpengebieten. Der Vel⸗
defer-See hat keinen Vergleich zu scheuen mit den herr⸗
lichsten Wasser'piegeln in Oberösterreich und Steiermark. Er
ist zwar nur klein, aber die hohe Schönheit seiner Umgebung
muß auf jedes empfängliche Gemüth den tiefsten Eindruck
machen. In der Landes prache fübrt er den Namen Bled-
Jeser, und man glaubt, daß es der Lacus Auracius der
Roͤmer se. — Der See bildet ein unregelmäßiges, nicht sehr
großes Quadrat, umgeben von herrlichen Matten und ma—
jestaͤtischen Gebirgen. Mitten aus seinem Spiegel erhebt sich
eine Felseninsel, auf welcher das begrünte Kirchlein Maria
Im See thront. Treppensteige führen auf das Plateau der
Insel, worauf außerdem, bereits im 14. Jahrhundert berühm⸗
den Wallfahrtskirchlein, neoch das Curathaus und eine aufge⸗
lafsene Einsiedelei steht. Im Kirchlein gute Altarblätter, reiche
Paramente u. s. w. Am Ufer des See's bemerken wir vor
Allem die hehe Felsenburg Veldes (Bledæbi-rhad). Zwei
Wege führen hinauf, der eine von der Seeseite, der andere
vom Dorfe ans. Die Burg Veldes ward schen im Jahre
1004 von Kaiser Heinrich dem Bischof Alboin von Brixen
geschenkt. Später Staatsherrschaft, ward Veldes 1838 der
fürstbischöflichen Mensa auf Befehl des Kaisers Franz zurück⸗
gestellt. Die alte Burg ward indessen durch das Erdbeben
don 1511 fast zerstört, so daß ihre jetzige Gestalt aus dem
Jahre 1519 datirt, wo sie wieder hergestellt ward. Sie ist
noch ganz bewohnbar, aber sehr vernachlässigt in der Erhal—
344
tung. Schöne Kapelle, herrliche Aussicht. Der Fels, worauf
die Burg steht, erhebt sich 700 (420) über deg Seespiegel.
Zu den Füßen der Veste liegt das Dorf Veldes, ein freund⸗
licher Ort. Veldes ist eigentlich eiin Badeort, oder vil
mehr es beginnt jetzt ein solcher zu werden. Am Veldeser⸗
See sprudelt nämlich eine, deider b8 in unsere Tage herab,
viel zu sehr unbeachtet gelassene Heilquelle, welche geeignet
ist, ihre Stellung gegenüber manchem andern gerühmten
Laubad zu behaupten. Sie war zwar schon im Mittelalter
gekannt, aber immer vernachlässigt. Balvasor erwähnt sogar,
daß ein Verwalter von Veldes das Bad absichtlich ruini—
ren ließ, weil unter den Besuchern desselben öfters Bekannte
gewesen, welche er ehrenhalber zu Gast bitten mußte, was
seinem Geize ungelegen war. In diesem Zustande blieb die
Quelle bis vor eiwa 30 Jahren die Herren br. Petrovich,
Jerrmann und Homann eine Holzhütte mit ein paar Kammern
und Badewannen, und eine Barkake über der Quelle erbauen
ließen, wozu ein Bauer den Schlüssel erhielt. Trotz dieser
elenden Einrichtungen blieb das Bad doch nicht ohne Besuch,
und seine Heilkraft begann endlich doch die Aufmerksamkeit
auf sich zu ziehen und es geschah Manches zur Belebung der
Bade-Anstalt. Es fam zur Sprache, einen Aktien-Verein zur
Emporbringung derselben zu bilden, der Plan gerieth aber
immer wieder in's Stocken In neuester Zeit endlich ward
ernstlich Hand angelegt. Ein Triestiner errang dieses Ver—
dienst. Im Jahre 1881 begann der Bau eines großen Bade⸗
hauses. Jetzt ist dort auch eine Wasserheilanstalt angelegt.
Leider ist das Dorf Veldes im Juni 1856 durch eine Feuers⸗
brunst theilweise in Asche gelegt worden. Die Heilquelle hat
180 Waͤrme, und ihre Bestandtheile bieten in ihrem quantita⸗
tiven Verhältnisse eine so glückliche Mischung dar, daß sich
die Heilkraft des Wassers in Nervenschwäche, Hypochondrie,
Hysterie, unordentlicher Menstruation, Bleichsucht, Lähmun—
gen u. s. w. bewährt zeigte. Auffallende, fast specifisch zu
nennende Heilkraft zeigt ste an Frostbeulen, alien Geschwüren,
345
chronischen Ausschlaͤgen (ohne Fieber), Steifheit der Glie—
der u. s. w. Wenn nun für eine entsprechende Heil- und
Badeanstalt gesorgt wird, so dürfte kaum zu bezweifeln sein,
daß Veldes bald in der Reihe der Badeorte eine bedeutende
Stelle einnehmen werde, da die Natur Alles gethan hat, um
den Aufenthalt hier reizend und anziehend zu machen. Der
prachtvolle See, die romantische Umgebung, das, trotz der
hohen Lage und der Nähe der Hochgebirge so milde Klima,
Alles vereint sich, den Besuch der Heilquelle in Velbdes zn
empfehlen. Für die Unterkunft der Reisenden ist am schonen
Veldeser⸗See bereits sehr gut gesorgt. Es erhebt sich an
seinem Ufer das stattliche Gasthaus der Herren Maͤllaer u.
Meyer. Ferner ist in Seebach das sehr gut bestellte Gast—
haus Petran und ein drittes Gasthaus im Dorfe Veldes.
Man wird gern einige Tage an diesen reizenden Seeufern
weilen, wenn es anders die Zeit gestattet. An interessanten
Punkten zu kleinen und größern Ausflügen ist die Gegend
überreich. Ich nenne darunter: das freundliche Dörfchen
Ober-Göriach mit seinem malerischen Kirchlein und vo—
mantischen Friedhofe, und der entzückenden Aussicht über den
See, das Thal und Hochgebirge, an dem herrlichen Nuß⸗
baume auf der Höhe hinter dem Pfarrbofe (500 über dem
Seespiegel). Von Veldes nach Ober-Göriach 1 Stunde.
Von dort ist eine intressante Exkursion am rechten Ufer der
Rothwein aufwärts zu dem Felsen Bratova-Bezh, und
zurück am linken Ufer des Alpenbaches (3 Stunden). Von
Veldes nach Asp, wo die Rothwein eine zwar nicht große,
aber höchst pittoreske Kaskade bildet (1 Stunde). Die lieb—
liche Seefahrt zu der Insel mit der Marienkirche. Der
angenehme Spaziergang nach Lees (1 Stunde) mit der in—
teressanten, im 11. Jahrhundert von der Schwester der heiligen
Markgraͤfin Hemma Katharina gestifteten Katharina-Kirche,
unter deren Altar ihre Grabstaͤtte. Die Erkursion nach Bi—
gaun, einem Orte, wo viele Tuchweber leben, und zu
dem Schlosse Katzen stein (zu Vigaun gehörig) und den
346
Ruinen der Burg Stein. Katzenstein hieß im 13. Jahrhun⸗
dert Burg Vigaun (Breginé); die Tochter des leßten Bo—
sitzers, aus dem Stamnie des Herrn von Rein, vermählte
sich zu Ende des 14. Jahrhunderts mit Georg Kazianer, und
so ward die Veste das Stammnaus der Kazianer und erhielt
den Namen Katzenstein. Die jczige Gestalt erhielt das Schloß
in den Jahren 1667 1681. 6 hat 3 Stockwerke, zahlreiche,
nach altem Geschmacke möblirt Gemächer, Familienbilder un
Turnierdarstellungen, interessante Wandgemälde u. s. w. Am
Schlosse ein schoͤner Garten. Die Ruine der alten Burg
Stein steht in dem Engthale hinter Vigaun, zwischen hohen
Kalkfelsen; sie ist sehr malerisch. Man wird von Veldes
wohl 3 Stunden nach Vigaun wandern. Auch versäume man
nicht, dort das schön— Bergkirchlein zu St. Peter (intereffan—
ter altdeutscher Bau aus dem 13. Jahrhundert) zu besuchen.
Endlich die Erkurfion von Veldes zu den Ruinen der Burg
Wallenburg nächst Radmannsdorf. Der Glanzpunkt
aller umliegenden Gegenden aber bleibt immer der Wochei—
nersee in der innern Wochein, welcher auch das Ziel unserer
Wanderung ist, auf elcher wir Veldes nur im Vorübergehen
berühren. — Wir setzen unsern Weg über Seebach und
Wocheiner-Vellach GBolinske-héle) Gur Unterscheidung
von dem nördlich des Veldeser-Sees gelegenen Ori⸗ Karner⸗
Vellach so genannt) nach der Wochein fort. — (Hier, von
Wocheiner-Vellach aus, läßt sich ein interessanter Abste
cher in eine sehr wenig gekannte, erst 1850 genauer untersuchte
Grotte antreten. Man wendet sich von Wocheiner⸗Vellach gegen
die riesige Felspyramide des Bohbii-soh. Hat man deren Fuß
erreicht, so führt ein Steig westlich, längs der Felsen, zur Hoͤhle
binan, deren Eingang 910 hoch und über 30 breit ist. Die
Höhle senkt sich rasch abwaͤrts, und der Boden ist schlüpfrig, da
hier fortwäkbrend Wasser sickert. Dann wird der Weg erst eben
und steigt dann wieder rasch aufwärts. Der Raum dieses Höh⸗
lenganges ist groß. Die Höhe desfelben wohl 80 100 und die
Breite über 304. Man gelangt dann zu einem Fels, etwa 10
347
Fuß, der auf Leitern überstiegen werden muß. Vor demselben
endet der bisherige Weg in einer jähen, noch nicht erforschten Ab—
senkung. Hat man den Fels überstiegen, so gelanat man durch
eine enge Pforte in eine Gallerie mit schönen Stalaktiten, dann
in eine Halle, und endlich in eine kleinere Grotte, an deren Boden
ein Bassin mit krystallhbell m Wasser. Von hier betritt man
wieder eine hohe Halle, dann durch eine enge Passage eine maje⸗
stätische Rotonde mit Saulen, welche beim Anschlagen wie
Glocken klingen; daun geht cs wieder in einige Nebenabtheilun—
gen. Für alle Fälle gebört diese Grotte zu den schönsten ibrer
Art, und ihr Besuch sollte von Keinem unterlassen werden, der
diese Gegend betritt, oder in Veldes weilt. Die Partie füllt einen
Nachmittag auf das interessanteste aus.)
Wir setzen nun, nach dieser Andeutung, unsern Weg in die
Wochein fort. Er fülhert durch eine wilde Fels chlucht, zum
Theil hoch über der herabbrausenden Savitza hin. Dieser Weg
und die ganze Wochein ift eigentlich ein tieser Riß in dem Kalf—
plateau des Pokluka- und Jelouza-Gebirges, welches aleichsam
eine Vorterrasse des Terglou bildet. Dieses Kalkplateau, theils
bewaldet, theis karstähnlich, mit Trichtern und Schluchten er—
hebt sich bis zu mehr als 4900* Höhe. Die Savitza (Wochei⸗
ner Save) hat dieses Plateau so ziemlich in der Mitte durch—
brochen und strömt durch den Riß, das Jelouza-Plateau
südöstlich, das Pokluka-Plateau nordwestlich lassend. —
Auf dem erstern finden sich nur Waͤlder, Alpenhütten und Eisen—
baut. Auf dem letzteren stehen aber auch einige Dörfer, z. B.
Goriusche (3006 Seehöhe), Koprinigg (3257 Seehöhe).
Das Pokluka-Plateau senkt sich in Nordost gegen Gö—
riach ab und ist dort von dem Rothweinergraben und der
Kerma durchschnitten und hat die nördlichste Absenkung gegen
das Thal der Wurzner-Save und nach Aßling. Auch auf
diesem Plateau wird Alpenwirthschaft und Eisenbau für die
Zois'schen Werke betrieben. — Der Weg durch diese wilde
Schlucht zwischen der Pokluka und Jelonza ist höchst malerisch.
Sein Reiz wird noch durch mehrere Kaslatellen erhöht, welche
348
besonders nach anhaltenden Regen mächtig verstärkt, zwischen
den Kalkklippen herabbrausen. Jene⸗ Kaskade, welche sich bei
Neuming ganz nahe an der Straße zeigt, bedarf dieser Ver—
staͤrkung nicht, um sehr schön genannt zu werden. So erreichen
wir endlich den kleinen Obt Bitnje (auf der Generalstabskarte
mit dem deutschen Namen Vitnach bezeichnet, nach dem man
hier vergebens fragen würde. Alle Ortschaften der Wochein wer⸗
den mit den krainerischen Namen genannt). Auch hier ist in der
Nähe eine nicht unbedeutende Grotie Nördlich von Bitnje
lenkt ein Weg von der Straße ab, welcher über den Rücken der
Rudenza nach dem Dörfchen Jereka führt. Dieser Ueber⸗
gang heißt Babna-gora (Alter- Weiberberg) und er wird be—
herrscht von der höher am Fels gelegenen Höhle, zu welcher man
nur mühsam kletternd gelangt. Sie besteht aus einer Vorhalle,
welche etwa Raum für 50 Persoren hat, und aus einer kleineren
Grotte. Man hat hier römische Münzen, Thongefäße u. s. w.
und auch Menschengebeine gefunden. Südlich von Bitnje ist auch
ein interessanter Punkt, nämlich ein 260 hoher Kalkhügel, auf
welchem man die Spuren eines römischen befestigten Eisen⸗
werkes entdeckt hat. Der Hügel führt noch im Volksmunde den
Namen Haidovski-Grädé (Heidensitz). — Wir wandern
von Veldes bis Bitnje wohl 3 starke Stunden. Der kolossale
Gebirgsriß, welchen wir durchschritten, mag an 2 Meilen Laͤnge
haben. Bei Bitnje erweitert sich dann die Schlucht zu dem
eigentlichen Wocheinere? hale, von etwa 14 Meile Ausdeh⸗
nung. Der rings von Hochgebirg umgebene Kessel schließt dann
mit dem Wocheinerfee.Das schöne Thal ist mit zahlreichen
Pfarrdörfern belebt (Feistritz, Deutsch-Gereuth, Feld,
Brod, Althammer und Mitterdorf). In Feistritz
(Bistrizza) wird man gern verweilen, wenn es die Zeit gestattet,
um die großartigen (Freiherrlich Zois'schen) Eisenwerke zu be—
sichtigen. Der Kompler dieser Werke scheidel sich in zwei Haupt⸗
abtheilungen, deren Lokale durch die mehrerwaͤhnten Kalkgebirgs⸗
plateaus Pokluka und Jelouza geschieden sind. Der nördliche Theil
besteht aus den Schmelz⸗ und Hammerwerken J auerburg und
349
den Hammerwerken Rothwein und Hohenbrücken, der süd—
liche aus den Schmelz- und Hammerwerken in Feistritz, Alt⸗
hammer und Posableno hier in der Wochein. Der erster⸗
wähnte Theil bezieht seine Erze aus der Liasformation des kaͤrnth⸗
nisch⸗krainerischen Gränzgebirges und zwar aus den Bauen
Lepagna, Podbujshza und Seleniza, der zweite aus dem Jura⸗
kalkgebirge der oft erwähnten Plateaus Pokluka und Jelouza,
zwischen welchen die Wocheiner-Save strömt und deren Riß die
Schlucht bildet, durch welche wir von Veldes nach Feistritz
wanderten. Der Bergbau für die Wocheiner-Werke (Bohnen⸗
erze) ist sehr schwierig. Die Schürfkosten sind außerordeutlich
hoch, dagegen das Brennmaterial sehr billig. Das Holz wird
aus den Hochwäldern der Kerma, der Pokluka und Jelouza ge⸗
wonnen, womit die Gewerkschaft über 500 Holzknechte be—
schäftigt. Für die Gewerkschaft Jauerburg und Rothwein sind
über 200, für jene in Freistritz und Althammer über 150 Köh—
lereien in Thaͤtigkeit. In den Hochöfen zu Jauerburg und Fei—
stritz werden jaͤhrlich über 30,000 Centner Roheisen erzeugt und
auf die eigenen Hämmer geliefert, welche jährlich über 10,000
Centner vortrefflichen Brescianer-Stahl in verschiedenen Sorten
und über 5000 Centner Stabeisen meist als Nagelzaine ausar—
beiten. Beinahe das ganze Erzeugniß der Werke wird in das
Ausland abgesetzt, nach Italien, Frankreich, Spanien, den joni—
schen Inseln und der Levante. Namentlich wird Neapel und der
Kirchenstaat fast ausschließlich mit hiesigem Stahle versehen und
die marca Zois erfreut sich des günstigsten Rufes. Der hiesige
Hütten⸗Haushalt ist trefflich geordnet; alle Fortschritte der Zeit
haben hier nützlichen Eingang gefunden: Anwendung der er—
hitzten Luft, Schachtröstöfen, continuirliche Hartzerrennfeuer der
englische Finery-Proceß u. s. w. Fast die ganze Bevökerung fin—
det ihren Erwerb bei diesen trefflichen Werken, welche über 2000
Menschen beschäftigen und nähren. Die Gewerkschaft ist auch
verdienterweise bei der Ausstellung im Jahre 1845 in Wien mi
der goldenen Medaille ausgezeichnet worden. — Jeder Freund
der vaterländischen Industrie wird dieses wichtige Etablisfement
350
mit Vergnügen besichtigen. Zuerst ward hier ein Eisenwerk im
Anfange des 18. Jahrhunderts durch Johann von Locatelli ba—
trieben. In der letzten Häffte jenes Jahrhunderts brachte Mi—
chael Angelo Zois dasselbe an fich, dessen Familie (Freiin Si—
raphine von Zois) es noch jtzt besitzt.
Wir verlaffen Freistritz, um nach dem letzten Zielpunkte
dieser Reise zu gelangen. Funl Sumd— stehen wir an den
Ufern des Wocheinersees; sein Spiegel dehnt sich etwa
Meile lang und . Meile breit aus. (Der See hat 560
Joch 842 Quadrat-⸗Klafter.) Seine Tiefe ist stellenweise von
2509-28. Sein Anbiick ist feierlich und ernst, und er
ähnelt in dieser Hinsicht dem Hallstättersee, dem er auch an
impo anter Umgebung nicht nachsteht. Sein Gewässer ist dun⸗
kelgrün, und mächtige Gebirasgebilde spiegeln sich in ihm. Hö—
hen und Felsen, nur der Gemse und ihrem kühnsten Verfolger
exklimmbar, senken sich an der rechten (nördlichen) Seite des
Sees bis in seine Wogen und gestatten keinem Pfade Raum.
Zur Linken aber, am südlichen Ufer, schleicht ein einsamer
Pfad längs dem See hin, an dessen Gestaden keine Hüuͤtte,
keine Spur von Menschenwohnung zu finden. An dem
Ostufer, wo die Savitza aus dem See in das Thal eilt,
steht einsam das alte Kicchlein St. Johann. Es besitzt Ge⸗
mälde und Inschriften aus dem 16. Jahrhundert; Holzbildsäule
St. Johanns des Täucers auf dem Hochaltare von 1668.
Kanzel von 1711. Erbaut ward das Kirchlein von dem Kar—
dina!l-Bischof Christoph von Trient, Administrator von Briren.
Auf dem einsamen Pfade laͤnss dem See kommen wir noch
an einem zweiten, sehr malerischen Kirchlein, der Kapelle zum
heiligen Geist, voruͤber. Man umgeht den See von St. Jo—
hann leicht in 1 Stunde. Wer die Schifffahrt vorzieht, wird
wohlthun, sich bei dem Herrn Verweser in Feistritz zu melden,
welcher mit jener Güte, welche man bei allen an diesen Wer—
ken angestellten Herren zu finden versichert sein darẽ, für Schif—
fer und Fahrzcug forgen wird. Auch wenn man den Laud—
weg wählt, wird es indessen nöthig sein, Führer und Traͤger
351
für Eßwaaren, Mäntel u. s. w. in Feistritz zu dingen, denn
der mehrstündige Marsch nach dem Ursprunge der Savitza und
zurück macht starken Appetit und man kommit an dem Wasser⸗
falle erhitzt vom Steigen an, wo der Mantel bei dem eisigen
Hauch des Wassersturzes sehr nöthig und nützlich wird. Auch
trifft man, wie gesagt, längs dem ganzen See keine Spur von
Monschenwohnungen. Es ist eine erhabene, majöstätische Al—
peneinöde, welcher wir uns nahen. Ain w stlichen Ufer an—
gelangt, wo die Savitza, aus einer Kalksgebiresschlucht vor—
strömend, sich in den See ergießt, weichen sie durchströmt, und
bei St. Johann am östlichen Ufer wieder aus demselben her—
vorbricht, wenden wir uns zuerst nach der Alpenmatte Ukan—
za, wo mehrere Sennhütten stehen. Die Steigung des Weges
ist anfanas unbedeutend, wird aber, sobald man zwischen die
Felsen und waldigen Schluchten mit riesigen Buchen gelangt,
sehr mühevoll und steil. Auf dem ganzen Wege vernehmen
wir stärker und stärker schon das Donnern des Kataraktes. So
erreichen wir endlich den Schluß der Schlucht, wo ein Holz-—
treppensteig bergan führt auf die dem Wasserfalle gegeuüber
sich erhebende Felspartie. Am Auslaufe dieses Treppenweges
stehen wir am Ziele unserer Wanderung, der Keippenwiege
der Save. Vom See hier herauf wandern wir wohl /
Stunde. Unserm Standpunkte an dem Marmordenkmale, wel⸗
ches Baron Sigismund von Zois zur Erinnerung an den Be⸗
fuch Sr. kais. Hoheit des Herrn Erzherzoas Johann im Jahre
1807 hier errichten ließ, geaenüber, ragt die Feiswand Sohmn—
hastenza, ein rissiges Kalkgebilde, in die Luft. Aus dieser
Wand bricht die Savitza hervor und bildet, etwa 259 abstür—
zend in ein höchst malerisches Becken, einen prach vollen Was⸗
serfall. Hoch oben am Terglou liegt ein ungeheurer Felsen—
kessel mit mehreren kleinen Seen, welche unterirdisch abfließen
und ihr Gewässer hier wieder zu Tage brechen lassen. — Die—
ser Felsenkessel, nur mit Gefahr ersteigbar (und nur auf weiten
Umwegen) ist bei den Jägern und Sennern unter dem Namen
sa Sessersam (hinter den Seen) und sa Ulah (hinter den
352
Alpenhüttten) gekannt. Ich selbst bin nie hinauf gekommen,
kenne auch Niemand, der oben gewesen. Hacquet aber, der
ein zuverlässiger Gewährsmann ist, hat diefe Wanderung ge⸗
macht (1 79 — 1783). Wenn wir nun auf demselben Wege,
auf welchem wir kamen, zurückgekehrt sind nach St. Johann,
so wenden wir uns statt östlich gegen Feistritz nördlich gegen
Althammer, um auch die dortigen Eisenwerke zu befichti—
gen. Dort könnte man Nachtlager halten und dann am näch—
sten Morgen über Mitterdorf, mit sehenswerther Kirche,
und Jerika, dann über die Babna-gora zurück herab nach
Wocheiner-Vellach und Seebach oder Veldes wan
dern. Da es vielen Touristen interessant ist, die Höhen der
Ortschaften zu kennen, so folgt hiermit die Angabe derselben
auch auf dieser Route.
Laibach hat am Bahnhofen.
Der Schloßberg bei Laibach
Krainburg.
Radmannsdorf
Schalkendorf nächst Veldes
Veldesse.
Wocheiner⸗Vellach
Bitnje (Vitnach)
Feistritz.
Wocheinerse..
Paß aus der Wochein nach Pod⸗
berda (südlichẽ...
Das Berghaus von Goriusche an
dem Plateau Pokluka.. 5200 — 3121
—
Die höchsten Punkte des Plateau. 6890 — 4134
Was die Art und Weise betrifft, wie dieser Ausflug zu
machen sei, so wird es (ausgenommen, man wollte den Weqg
ganz zu Fuße machen), am besten sein, fich in Laibach eige—
nes Fuhrwerk zu miethen, was man gut und entsprechend dort
leicht erhält (Preis pr. Tag 5—27 fl. C. M). Man fäͤhrt
7
353
am ersten Tage nach Veldes, wo noch Zeit übrig bleibt, die
Gegend zu besichtigen, den zweiten Tag nach Feist ritz, Be—
fichtigung der Werke u. s. w. Dritter Tag: Exkursiton an den
Wocheiner See und Ursprung der Savitza, dann nach Altham⸗
mer, wohin der Wagen indessen voraus ging. Vierter Tag:
zurück nach Veldes. Fünfter Tag: Weiterreise in beliebiger
Richtung. Der Fußreisende wird sich nach den gegebenen Di—
stanzen feine Ruhepunkte selbst einzutheilen wissen.
Will man mit diesem Ausfluge auch die Ersteigung des
Terglonu verbinden, so kann dies entweder von Veldes aus über
Goͤriach, durch das Kermathal oder aus der Wochein von
Feistritz, Mitterdorf oder Althammer (am besten
vom letzten Orte aus) geschehen. Die Ersteigung bietet hohen
Lohn, aber große Befschwerde und Gefahr. Ich selbst habe sie
nie unternommen, doch liegen die Schilderungen zuverlässiger
Maͤnner (v. Hermannsthal, v. Rosthorn, Hauptmann
Bosio u. s. w)) vor, welche über die Anstrengungen und Ge⸗
fahren dieser Besteigung keinen 8weifel übrig lassen. Wer aber
Kraft und Muth in sich fühlt, das Abenteuer zu bestehen, gehe
fühn an das Werk, denn diese Wanderung gehört zu den inte—
reffantesten in den gesammten europäischen Gebirgen, und die
Fernsicht vom Gipfel des Terglou zu den imposantesten unfres
Erdtheiles. — Sie reicht im Süden bis an den Spiegel des
adriatischen Meeres und im Norden bis an das Gletschersystem
in der Tauernkette. Der Gipfel des Terglou, die höchste Spitze
der Julischen Alpen, erhebt sich 12890 (77349 über den Spie⸗
gel des Wocheiner Sees, da dieser bereits 3170(19029 über dem
Meere liegt, so hat die Zinne des Terglou 16060 (9636) See⸗
höhe. — Alle Nachweisungen, deren man bedarf, wird man so⸗
wohl in Feistritz, als in Althammer und Mitterdorf erhalten,
wo man auch die besten und verlässigsten Führer bekommen wird.
Wie in der Schweiz, so ist auch hier in mehreren Familien das
Führertalent gleichsam erblich geblieben, wie z. B. in der Fa⸗—
milie Kosz in Jereka. Matthäus Kosz begleitete schon den
wackern Hacquet, den Saufsüre des Terglou, auf der ersten Er⸗
23
354
steigung im Jahre 1778, und seine Nachkommen Anton und Ja⸗
kob Kosz werden noch jetzt als vorzügliche Führer empfohlen.
Jakob Shokliez und Johann Marzizh aus Feistritz
bewaͤhrten sich als gute Führer auch bei v. Hermannsthal's Er—
steigung des Terglou. Auch Matthias Kurasicz, Johann
Arch von Feistritz und Joseph Scheft von Mitter—
dorf werden von Rosthorn als mit dem Wege wohlbekannte
Maͤnner genannt. Man wird von der Wochein aus wohl 10
Stunden bedürfen, um den Gipfel zu erreichen. Der Terglou ist
in neuerer Zeit, ungeachtet der Beschwerden, vielfach erstiegen
worden; die Schilderung der Ersteigung durch Hauptmann Bosio,
im Triangulirungs-Geschäfte, am 4. Juli 1822 von Mitterdorf
aus, hat europäische Berühmtheit erhalten. Herr von Bosio
ward auf dem Gipfel von einem der furchtbarsten Hochgewitter
ereilt, und der Führer Kurasicz (der Bruder des oben Erwähn⸗
ten) fand, vom Blitz getroffen, den Tod. — Nähere Daten über
die Ersteigung überhaupt, so wie auch interessante Auszüge der
Mittheilungen von Rosthorn, Hermannsthal u. A. über dieselbe
findet man in einem trefflichen, nicht nach Verdienst gekannten
Werke: Reiseerinnerungen aus Kraun von
Heinrich Costa (Laibach 1848), welches in den Buchhandlungen
in Laibach überall zu haben ist und von Jedem gelesen werden
sollte, der diesen Ausflug antritt. Es ist überreich an zuverlässigen
und belehrenden Daten.
Ausflüge auf dem Wege von Laibach nach Triest.
Es erübrigt mir nur noch, die Andeutungen über die inte⸗
ressanten Punkte zu geben, welche von den Stationen dieser Route
auf der Poststraße aus angetreten werden. Wir verlassen Laibach
und schreiten durch eine freundlich angenehme Gegend, weit, offen,
besäumt von grünen Bergen, an gutbestellten Feldern vorüber,
über Bresowitz, Lukowitz und Lo og nach Ober-La i—
bach. (Von Laibach hierher wohl 4Stunden.) Poststation. (Man
rechnet von Laibach hierher 124 Post, 3 Meilen.) Oberlaibach
(Verhnika) ist ein lebhafter Markt mit etwa 1500 Einw.,
355
welche Leinweberei, Handel mit Brennholz und Bretern und
starke Schiff ahrt auf der Laibach nach der Save betreiben. Der
Boden hat sich hier schon bedeutend gehoben. Ober-Laibach hat
1940 (11689 Seehöhe, liegt also um 430 (2589) höher als
Laibach (mit 1510 Seehöhe). Schon von hier bietet sich die Ge—
legenheit zu einem der interessantsten Ausflüge, nämlich:
Von Ober⸗Laibach nach Idria.
In früherer Zeit war die Straße nach Idria, besonders in
ihrer letzten Strecke, sehr schlecht. Endlich ward mit einem Ko—
stenaufwand von mehr als 100,000 fl. die jetzige treffliche Straße
angelegt, welche über die kleinen Orte: na Hamez, Dolleh, Ve—
hershe, na Trata, Lage und na Blatuh in 5—26 Stunden nach
Idria führt. Die Stadt Idria liegt in einem Thalkessel, um
welchen sich die Berge meist 200 — 2500 hoch mit ziemlich steilen
Hängen erheben. Die jetzige Straße führt sehr gut gebahnt
hinab. Id ria ist eine Stadt mit etwa 400 Haͤusern und gegen
5000 Einwohnern. Die Haͤuser liegen malerisch gruppirt, meist
vereinzelt, theils an der, das Thal durchströmenden, dem Isonzo
zueilenden Idriza, theils an den nahen Höhen. Interessante
Pfarrkirche. Schöner Kalvarienbera. Gasthof, das sogenannte
große Wirthshaus. Das Schloß, von der ersten im 16.
Jahrhundert hier bestandenen Gewerkschaft erbaut, heißt daher
auch noch die „Gewerkenburg.“ Hier ist ein k. k. Berg⸗
amt, mit dem ansehnlichen dazu gehörigen Personale. Idria ist
das bedeutendste Quecksilbergwerk in Europa. Es ward 1497
entdeckt, als ein Bauer in dem Walde, der damals noch dort
dunkelte, wo jetzt die Bergstadt steht, in der Idriza Quecksilber
gefunden, und zu einem Goldschmied, mit Nachfrage, was das
sei, getranen. Schon 1504 bestand dann dort eine Gewerkschaft
zum Betriebe des Baues. Die Venetianer, in ihren Heerzügen
aegen Oesterreich auf der Terra ferma, setzten sich in Besitz des
Werkes, wurden aber von Kaiser Max wieder vertrieben. Es
erstand eine zweite Gewerkschaft, und endlich übernahm der
Hof im Jahre 1578 das Werk und vereinte es mit den lan⸗
23*
356
desherrlichen Besitzungen. Das Berghaus, in welchem det
Eingang in das Bergwerk (Antoni-Stollen) sich befindet, ist
mitten in der Stadt. Die Anfahrtstube ist sehr geräumig und
faßt gegen 200 Mann. Hier erhaͤlt man die Bergkleider zur
Grubenfahrt, verrichtet nach frommen Bergmannsbrauch das
Gebet in der Dreifaltigkeits-Kapelle, und dann geht es mit
herzlichem „Glück auf!“ in die Tiefe. Der Antoni-Stollen
ist gemauert und mit Stufen und Geländer versehen. Gegen
800 Stufen führen in die Tiefe von 87090 zu dem Josephi⸗
Schacht. (Diese Tiefe ist indessen noch nicht die bedeutendste
Teufe, welche bis zu 125 Lachter (die Lachter zu 6.101* Wiener
Maaß) unter das Mundloch des Stollens sinkt, welches 1488
über dem Meere liegt. Zur Bequemlichkeit der ungewohnten
Einfahrer sind an mehreren Stellen Ruhebänke angebracht.
Das ganze Werk ist so schön ausgebaut, daß diese unter⸗
irdische Fahrt nur mit sehr geringer Unbequemlichkeit verbun⸗
den ist. Nur die Hitze, welche in manchen Schachten bis zu
260 R. steigt, wird öfters lästig. Die ganze Bergfahrt, mit
Besichtigung aller merkwürdigen Punkte, wird etwa 3 Stunden
in Anspruch nehmen. Durch den Hauptschacht fährt man dann
in 10 Minuten zu Tage. Die Durchwandlung dieses unter⸗
irdischen Labyrinthes ist von hohem Interesse. Die tiefe Ein—
samkeit und Stille, nur von dem Hammer des Knappen unter⸗
—
im Jahre 1803 hier eingeführten Feuerwächter, welche mit
ihrem Gruße: „Gott sei gelobt!“ an uns vorüberwandeln
wie Schatten, Alles vereint sich, einen eigentbümlichen ernsten
Eindruck zu machen. Die hier gewonnenen Erze führen man⸗
nichfache Namen, als: Stahlerz, Ziegelerz, Korallenerz, ge—
diegen Quecksilber, Branderz u. s. w. Das letztere, dem Brand⸗
schiefer (Schiste bitumineux) ähnliche Mineral hat in der
neuesten Zeit den Namen Idriantin erhalten. Es kommt in
den tiefen Lagerungen nesterweise in Begleitung mit dem Queck⸗
silber-Lebererz (Peritome) vor und ist leicht entzündbar. In
seiner Brennbarkeit will man auch den Grund der mehrfach
357
im Werke vorgekommenen Grubenbrände suchen. Die jährliche
Erzeugung beträgt jetzt nur etwas über 2800 Centner Queck—
silber und etwa 1000 Centner Zinnober. Das gediegene (so⸗
genannte Jungfern-Quecksilber) wird gleich in der Grube in
eigene Lederbeutel gesammelt. Das haltige Erz wird mit der
Spitzhaue gewonnen, das ärmere gepocht und geschlemmt, das
andere auf die Brennöfen gebracht. Aus dem Brennofen zieht
das Metall, in Dämpfe verwandelt, in die anstoßenden Kühl—
öfen, wo es wie feiner Regen niederschlägt und aus den
Sammelkästen in Lederbeutel zu 50 Pfund gesammelt wird.
Die Hüttenwerke liegen etwa 1000 Schritte nördlich von dem
eigentlichen Orte an der Idriza. Sie bilden einen eigenen,
mit einer Mauer umschlossenenen Komplex, bestehend aus den
Hüttengebäuden selbst, einer Töpferei (zu Anfertigung von
thönernen Kapseln), Magazinen, Material-Schuppen u. s. w.
Die Besichtigung der Poch- und Waschwerke, Schindelhütten,
Bergschmieden, Wasserleitungen, dann der Zinnoberfabrikate
und der Gewerkenburg wird mehrere Stunden ausfüllen.
Man kann von Idria auch nach Loitsch (statt nach
Ober-Laibach) zurückkehren. Ein Seitenweg lenkt von der
schönen Kunststraße dahin ab. Auch kann man von Idria
über Wippach nach Präwald gelangen.
Wir nehmen an, daß der Wanderer wieder auf demsel⸗
ben Wege nach Ober-Laibach zurückgekehrt sei, und setzen nun
den Weg auf der Post- und Kommerzialstraße fort. Wir
beginnen jetzt jenen Zweig der Julischen Alpen zu durchschnei⸗
den, welcher den Namen des Karst trägt. Er breitet sich
vom Tarnowanerwald über den Birnbaumerwald nach Istrien
aus. Das ganze dürre, felsige Plateau, welches das adria—
tische Meer von Duino bis über Triest hinaus begleitet, ge⸗
hört ihm an. Dieses Kalkgestein bietet mannigfache Varie—
taͤten dar, von denen an, welche Numuliten und Fragmente
von Hippuriten, Coprinen und andere Muschelarten enthalten,
bis zu denen, welche nur noch ein kompakter, weißer oder
gelblicher Kalk, oder halbkreidiger Fels sind. Graue oder
358
gelbliche Mergelsandsteine, mit Mergeln wechselnd und Pflanzen—
abdrücke zeigend, lagern sich zwischen diese Kalksteine. Der
höchste Punkt des Birnbaumer Wal des, den die Straß—
durchschneidet, ist der Nanos mit 4098— Seehöhe. Das
eigentliche Plateau des Karsts steigt über 1200 — 10600 em—
por. Die Straße ist gut und trefflich tracirt. Die Arbeiten
begannen schon 1799 auf der Strecke bis Loitsch, die erste
Terrasse des Karst. Die Steigung ist nur 3243oll pro
Klafter. So wird auch die zweite, über Planina nach Adels⸗
berg, überstiegen. Ueberall große Windungen, solider Bau—.
Der letzte Theil dieser schönen Straße, von ptschina nach
Triest herab, ward erst 1830 vollendet. — So erreichen wir
zuerst die Poststation Loitsch (Logatez). Wir wandern die
Strecke von Ober-⸗Laibach hierher wohl in 3 Stunden. (Die
Post rechnet 1 Post ⸗2 Meilen). Loitsch bietet keinerlei besondere
Merkwürdigkeit. Nur bemerken wir, daß man von hier aus
auf ziemlich guter Straße nach Zirknitz gelangen kann, wohin
ich den Wanderer aber erst von Planina führen werde, um
zugleich die Besichtigung der Unzhöhle damit zu verbinden.
Der Weg von Loikssch nach Planina(1 Post —2 Meilen)
führt zwischen bewaldeten Bergen hin, abwechselnd steigeno
und fallend. Einige Aussichtspunkte sind lohnend. Nach 3
Stunden erreichen wir endlich Phanina (Alben). Der Marki
zählt gegen 1500 Einwohner und liegt in einem Kessel von
Wald⸗ und Felsbergen. Gasthof zum Adler. Hier werben wir
etwas länger weilen, denn mehrere interessante Ausflüge sind
uns hier eröffnet.
Die Grotte von Kleinhäusel. Die Grotte
St. Kanzian. Der Zirknitzer Se—
Ein Spazierweg ist es, welcher den Wanderer von Pla—
nina in das nahe Mühlthal führt. Es entspringen hier
mehrere Quellen, und unfern von diefen erhebt sich eine Wand
von etwa 400 Höhe, an deren Fuß sich der impofante Bogen
359
der Hoöhle öffnet, welcher ein Bach (die Poik) entstroͤmt,
der sich mit dem übrigen Gewässer vereint, Unz nennt, bei
Fakowowitz abermals in der Erde verschwindet, bei Ober⸗Laibach
in mehreren Quellstrahlen wieder vorbricht, welche sich dann
vereinigen und die Laibach bilden. Die Grotte hier, obwohl
zuweilen auch Unzgrotte genannt (was eine uneigentliche
Beuennung ist, da der aus ihr vorbrechende Bach die Poik ist,
welche erst nach der Vereinigung mit den übrigen Quellen den
Namen Unz führt), heißt eigentlich Kleinhäuslergrotte,
nach der malerifchen Ruine der Felsenburg Kleinhaäusel, welche
hier thront. Diese Ruine, die das mäͤchtige Höhlenportal
uͤmgraͤnzenden Fels- und Waldpartien, das Gewässer, an
welchem die höchst malerische Säge- und Mahlmühle liegt,
Alles vereint sich, den Effekt des Bildes zu steigern. An
dieser Mühle vorüber betreten wir die Höhle und gelangen
in eine machtige Halle über 200 hoch und über 150 breit.
Fine Strede weit erhellt noch das, durch den weiten Ein—
gangsbogen fallende Tageslicht den Weg; aber je tiefer man
Indringt, je mehr sich der Weg wendet, je mehr breitet sich
Dunkelheit aus. Das Brausen des aus den innersten Tiefen
des geheimnißvollen Schlundes vorströmenden Baches ist von
ergreifendem Eindruck. So wandert man gegen 900 weit am
Ufer dieses Acheron vorwärts, wo der Bach den Gang schließt,
so, daß man, um weiter vorzudringen, denselben übersetzen
muüßte. Daher endet hier in der Regel die Wanderung. Herr
—DDD0—
unterstützt, im Jahre 1850 eine Durchsuchungsreise der Höhlen
im Karst unternommen. Ihn begleitete ein Hutmann aus
Idria, Herr Rudolf, und 2 Bergknappen, als er die Klein⸗
häuslerhöhle untersuchte. Er drang kühn in den Verzweigungen
dieses Labyrinthes vorwärts, was großentheils mittelst unter—
irdischer Wasserfahrt und unter großen Hindernissen geschah.
Außer der Entdeckung einiger Tropfsteingebilde, welche Herr
Schmidl die Isis säule, den Rochusaltaru. s. w. nannte,
und einiger noch unbesuchter und wahrscheinlich wegen der damit
360
verbundenen Umständlichkeiten und Hindernisse wohl auch von
gewöhnlichen Reisenden noch lange nicht befuchten Hallen, wie
3z. B. der Haidinger Grotte, gab die Höhlenfahrt durchaus
kein wissenschaftliches Resultat, keine Kenntniß über die etwaige
Verbindung dieser Höhle mit den übrigen ward erlangt, die
Unternehmung blieb ein intressantes Abenteuer und weiter
nichts. Daß übrigens diese Höhle schon zur Römerzeit ge⸗
kannt war, dafür zeugen die Römermünzen, welche in derselben
gefunden wurden. Zurückgekehrt aus der Höhle, mag man die
Ruine Kleinhäusel besteigen Die Burg isi feit zweihundert
Jahren verödet, und das Gemäuer der verfallenden Hallen
lohnt kaum die Mühe des Ersteigens. Erbauer waren di⸗
Herren von Neuhaus, spatere Besitzer die Fürsten Eggenberg.
Wir wandern dann wohl auch von Planina uach Haasberg,
wo einst die Stammburg dieses Hauses, im 14 Jahrhun⸗
dert von den Laibachern zerstoͤrt, dann wieder erbaut, und
umgebaut von wechselnden Besitzern, unter denen in letzterer
Zeit auch die Grafen Cobenzl uͤnd Coronini gewesen. Jetzt
gehört das sehr stattliche Schloß Sr. Durchlaucht dem Füuͤrsten
Veriand von Wind ischgräͤtz (seit 1846). Interessante Ge⸗
maͤldesammlung. In einer weitern halben Stunde gelangen
wir zur Grotte von San Kanzian (nicht zu verwechseln mit
einer gleichnamigen Grotte, unfern jener von Corniale, nächst
Sessana, von welcher spaͤter die Rede sein wird). Sie liegt in
einer wilden, malerischen Fels⸗ und Waldschlucht. Auch ihr
Eingang ist prachtvoll, besonders durch den Bogen, welchen
die sogenannte Felsenbrücke von Kanziano bildet. Das Innere
der Hoͤhle ist reich an schönen Tropfsteingebilden. Hier strömt
auch der Bach Jesero aus felsiger Kluft und verlier sich nach
kurzem Lauf wieder in die Erde. Oberhalb der Groti— steht
das Kirchlein zu San Kanzian, welches der Grotte den Ra—
men gab. Es ist indessen schon lange verödet. In einem
kleinen Stündchen wandern wir von hier an die Ufer des
Zirknitzer Sees. Er hat besonders feine Berühmtheit durch
den Umstand erhalten, daß man in seinem Becken fischen,
361
jagen und ernten kann. Dieser See läuft nämlich zuwei⸗
len durch unterirdische Abflüsse ab und dann wird ein Theil
des Seebodens zum Anbau von Hirse und Haidekorn benutzt,
so wie auch die Jagd nicht unergiebig ist. Der See ist un⸗
gefähr 2 Stunden lang und 1 Stunde breit. Seine Tiefe ist
gering (die vielen Trichter ausgenommen, welche zum Theil
sehr tief sind) und steigt selten auf 10 Fuß. Das Seebecken
ist von wunderbar gestalteten Bergen umgeben, unter denen
der Javornig über 40000, der pyramidale Slivenza gegen
4000. Seehöhe hat. Der Spiegel des Sirknitzer Sees selbst
liegt 2910 (17469) über dem Meere. Der See hat zahlreiche
Buchten, Vorgebirge und Inseln, z. B. die Inseln Vorneck,
Velka-Goriza und Mala-Goriza, die weit vorgestreckte Halb⸗
insel Dervosek u. s. w. Wie gesagt, ist der See auch sehr
reich an tiefen Trichtern, welche alle bezeichnende Namen haben,
z. B. Kottu (Kessel), Reitie (großes Sieb), Rescheto (grobes
Sieb) u. s. w. Der tiefste Trichter, Rescheto, hat gegen
60 Fuß. Durch diese Trichter geschieht auch der Ablauf des
Sees. An Fischen beherbergt er besonders zahlreich die Cy-
prinus-Gattungen. Der See war schon bei den Alten als
Lacus Lugeus gekannt. An seinen Ufern liegen zahlreiche
Ortschaften, der Markt Zirknitz mit etwa 1500 Einwohnern,
Ober- und UnterSeedorf, Ottok (auf der Insel Vor⸗
neg im See), Laas. Auch könnte man, wenn die Zeit es
gestattet, von hier eine Ersteigung des Schneeberges
(Snisnik), des höchsten Gipfels der Karstgebirge (5332 See⸗
höhe) unternehmen. Doch wird die Wanderung dahin und
bie Ersteigung sammt der Rückkehr 112/3 Tag in Anspruch
nehmen. Von Zirknitz führt ein guter Weg in 3 Stunden
nach dem Städtchen Laas, mit etwa 600 Einwohnern. In⸗
teressante Burgruine und die St. Lorenzgrotte in der Nähe.
Von dort kann dann der Schneeberg bestiegen werden, der
besonders wegen der eigenthümlichen Uebersicht des Karstes,
den seine Spitze gewaͤhrt, den Besuch verdient.
Wir koͤnnen von Zirknitz aus, ohne nach Planina oder
362
Loitchs zurückzukehren, direkt nach Adelsberg wandern, und
zwar durch sehr schöne Wald- und Bergpartien des Birn—
baumerwaldes, wozu jedoch ein guter Führer unerläßlich ist.
Der Weg kann in 3 Sunden zurückgelegt werden. — Eben
so lange wandern wir auf der Poststraße von Planina nach
Adelsberg (1 Post—2 Meilen); die Straße führt in steten
Windungen bergan, bergab, und gewinnt auf dieser Strecke
ihre stärkste Erhebung, 1822 über dem Meere.
Adelsberg (Postoina) ist ein lebhafter Markt mit
mehr als 1590 Einwohnern. Er liegt 2750 (16509 über
dem Meere an der Poik von Felsen umgeben, überragt von
der alten Veste Adelsberg, welche noch 740 (4799) über
dem Markt steht, auf dem Sovitsch. Sie ist Ruine seit
10. November 1689, wo der Blitzstrahl sie in Brand gesetzt
hatte. Frühere Besitzer der Herrschaft waren die Grafen von
Cilly, die Fürsten von Eggenberg und Auersperg, bis im
Jahre 1722 Kaiser Karl VI. die Herrschaft kaufte und zur
Dotation für das Karster Hofgestüte bestimmte. Stattliches
Schloßgebäude im Marlte. Sehenswerthe Pfarrkirche. Gute
Altarblätter, besonders ein Franz Seraphikus von Herrlein.
Denkmal des steyermärk'schen Dichters Fellinger, hier im Jahre
1816 gestorben. Gutes Gasthaus zur Krone.
Ausflüge von Adelsberg nach Lueg in die
Adelsberger- und Maͤgdalenen Grotte.
Der kleine Ausflug nach Lueg ist sehr lohnend. Wir
wandern bald bergan, bald bergab durch die Dörfchen Lann—
drol und Hreno witz gegen den Nanos zu, der sein mäch—
tiges Haupt 4120 hoch erhebt. An seinem Fuße wälzt sich
die Locqua in einen Feisschlund, um jenseits des Geklüftes,
im fruchtbaren Wippacher-Boden als Wippach wieder vorzu—
brechen. An maͤchrigen Felswänden haͤngt das Schloß Lueg,
1580 von Cobenzl erbaut, das Gebaude ist auch schon ziem⸗
lich in Verfall. Hinter demselben führt ein Holzgang zu den
363
Ruinen der halb in einer Grotte versteckten Burg Lueg, wo
der Ritter Erasmus Lueger sein Ende fand. Erasmus Lue—
ger's Geschichte ist bekannt. Nach seinem Fall ward das
Schloß landesfürstlich, kam dann an die Cobenzl, die Coro—
nini und ist seit 18946 im Besitze des Fürsten Veriand zu
Windischgrätz. Die Besichtigung der Burg in ihrer eigen—
thümlichen, höchst pittoresken Lage, und der Besuch der Höhlen
sollte von keinem Reisenden unterlassen werden. Die Adels—
bergerhöhle und die Magdalenengrotte haben europäischen Ruf
und verdienen ihn auch. Die Adelsbergergrotte ist kaum .
Stündchen vom Markte entfernt. In einem kahlen Kalkstein—
hügel öffnet sich ihr Einagang. Bis zum Jahre 1818 kannte
man nur den kleinen Theil der Höhle, welcher jetzt unter dem
Namen der alten Grotte bekannt ist. Als bei Gelegenheit
eines Besuches des Kaisers Arbeiten zur Beleuchtung der
Grotte vorgenommen wurden, entdeckte einer der Arbeiter Ramens
Ttetsch, die neuen Abtheilungen der Grotte, um deren Zu—
gängigmachung, so wie auch um die früher gekannte sich der
Administrator Herr von Löwengreif große Verdienste erwarb.
Dieser Theil der Grotte erhielt den Namen der Ferdi—
nandsgrotte (zu Ehren des damaligen Kronprinzen, nach⸗
maligen Kaisers Ferdinand). Durch neuerliche Sprengungen
ist 1856 wieder ein neuer Theil der Grotte erschlossen wor⸗
den, welcher mit Allerhöchster Genehmigung Ihrer Majestäten
des Kaisers und der Kaiserin, welche am 11. März 1857 die
Grotte zu besuchen geruhten, den Namen Franz-Jofephs- und
Elisabethen⸗Grotte erhielt. Zum Andenken diefes Besuches ist
auf Anregung und Leitung des Herrn Hofraths Grafen von
Hohenwart durch freiwillige Beiträge ein Denkmal in der
Grotte gesetzt worden und zwar am sogenannten Belvedere.
Dies Denkmal besteht in einer Pyramide von schwarzem Krai—
ner Marmor mit den Inschriften: Heimkehrend von einem
Triumphzuge, dessen Wege landesväterliche Huld und Milde
unauslöschlich bezeichnet haben, weilten hier nach Eröffnung
der nun Allerhöchst deren Namem führenden Grotte, am 11.
364
März 1857 Franz Joseph J. und Elisabeth. Auf der Rük
seite: Dieser Stein künde der Zukunft die jubelnde Freude de
Gegenwart.
Auch zur Erinnerung an die Anwesenheit der Kaise
Franz und Ferdinand sind Denkmale in der Grotte errichtei
Jetzt sind alle Zugaͤnge im besten Zustande und der Besuch der
Grotte ist im hohen Grade lohnend.
Als merkwürdige Punkte nenne ich hier besonders: Dat
Monument Kaifer Franz J. den großen Dom
den Throm, den Turnersaal, den englifchen Gar
ten, die Glocke, die Mumien, das Graͤb, die Kand—
nensäule, den Säulensturz, den Vorhang, den
Kalvarienberg, den Tropfbrunnen ꝛc. Die Durd—
wanderung der Grotte nimmt mehrere Stunden in Ansprud.
Sie ist Eigenthum der Staatsherrschaft Adelsberg. Es be
steht eine Grotten-Kommission und eigenes Statut. Man be
zahlt ein Eintrittsgeld von 30 kr. C. M., aus welchem Fon
die Zugängigkeit aller Punkte erhalten wird. Die Fuͤhr
sind in Eid und Pflicht genommen. Es darf keine Fach
geführt werden, sondern man bedient sich der Grubenlichter und
Talglichter, um die Weiße der Stalaktiten möglichst zu schonen
Am Pfingstmontag wird das Grottenfest gefeiert. Die Hoͤhl
wird zum Ballsaale glaͤnzend erleuchtet und ein Orchester in
derselben placirt. Es findet sich keine Spur, daß die Höhl
bei den Römern schon gekannt war, im Mittelalter ala
ward sie bereits häufig besucht, wie zahlreiche Inschriften au
dem 13. Jahrhundert bis in das 17. Jahrhundert beweisen
An vielen Stellen der Höhle wurden urweltliche Thierknochen
besoders von den Höhlenbären, gefunden.
Die Magdalenengrolte ist ungefaͤhr eine Stund
von Adelsberg entfernt. Sie ist kleiner als die Adelsberger
grotte, aber ausgezeichnet durch die kolossalen Tropfsteingebild
in ihrem Innern und durch ihren See, worinnen der? meit
würdige Proteus anguinus gefunden wird.
Von Adbelsberg setzen wir unsere Wanderung nach Pre
365
wald (Resderto) fort. Wir legen diesen Weg (1 Post ⸗
2 Meilen), in 324 Stunden leicht zurück. Von Prewald aus
fann die Ersteigung des Nanos unternommen werden, der
eine uͤberraschend prachtvolle Aussicht über Land, Gebirg und
das adriatische Meer gewährt. Die Ersteigung wird wohl 4
Stunden in Anspruch nehmen. Die nöthigen Nachweisungen,
Fuͤhrer u. s. w. wird man im Gasthofe in Prewald finden.
Von Prewald gelangen wir in 1 starken Stunde nach
Senofelsch, einem großen Markt mit Burgruine, dann in
2Stunden nach Storie und und nach 11,4 Stunde nach
Sefsana, der letzten Poststation vor Triest. Von Prewa R
nach Sessana 12,3 Post — 3 Meilen. —, Nun geht,es auf
dem eigentlichen Karste fort bis Opts, china, wo sich mit
einem Male in überraschender Herrlichkeit die prachtvolle Aus—
ficht hinab auf das Meer und die Stadt Triest, mit dem Ma⸗
stenwalde in ihrem Hafen, eröffnet. Dieser Punkt gehört zu
den herrlichsten Aussichten in Europa. — In großen Windun⸗
gen führt dann die schöne Kunststraße in die Stadt hinab.
Ich gebe hier noch die Andeutung der verschiedenen Höhen
dieser Strecke zur Uebersicht:
Oberlaibach hat
Loitsch
Plhanina
Adelsberg
Burg Adelsberg. ..
Höchster Punkt der Poststraße
Eingang der Adelsbergergrotte ..
Höchster Punkt in der Grotte (Kal⸗
varienber.
Tiefster Punkt an der Brücke über
die Poik
Sessanan.
Optschina am Denkmale bei der
Aussicht .. 2070 —112427] i
Von Sessana aus koͤnute man auch noch einen andern Weg
366
nach Triest einschlagen, naͤmlich von Sessana nach Cornial e,
dort die sehr interessante Höhle, sowie die noch merkwürdige
Grotte von San Canziano (Rekagrotte) besuchen, das Gestüte
von Lipizza besehen und dann über Basavizza und Catinara
nach Triest hinabsteigen. Ein sehr lohnender Weg. Er wird
aber mit Besichtigung aller der genaunten Merkwürdigkeiten
wohl 11/4 Tag in Anspruch nehmen.
Triee st.
Somit habe ich den Wanderer von Wien bis Triest ge⸗
leitet und füge hier nur noch einige flüchtige Andeutungen
zu seiner Orientirung in der schönen Hafenstadt bei. Triesi
liegt am Fuße des Karstes, unter dem 450 380 3 nördl.
Br. und 110 2617 östl. L.
Der Ursprung Triests steigt bis zur fernsten Vorzeit hin⸗
an. Die Röomerkolonie Tergestum waͤr schon bedeutend. Mit
den Stürmen der Völkerwanderung zerfiel der Flor dieser Ko—
lonie, und im Beginne des 18. Jahrhunderts war Triest ein
aͤrmliches Fischer⸗ und Schifferstaͤdtchen, von 125000 Ein—
wohnern belebt. Karl VI. richtete seine Blicke dahin, und er—
hob Triest 1719 zum Freihafen. Bei dem Regierungsantritte
seiner Tochter, der großen Kaiserin Maria Theresia, zählte die
Stadt 6000 Einwohner. Seitdem ist sie rasch und schnell
aufgeblüht und umfaßt jetzt auf ihrem Gebiete mehr als
100,000 Bewohner. Ueber 90,000 derselben sind Katholiken,
gegen 8900 Protestanten und gegen 4900 Juden und Grie—
chen. Die eigentliche Stadt (Altstadt und Neustadt, Theresien⸗
stadt, Josephstadt, Franzensstadt) zählt über 60,000 Bewoh⸗
ner. Gegen 40,000 Seelen haufen in der nächsten Umgebung,
und über 7000 in den Dörfern: Santa Croce, Prosecco,
Guignano, Contovello, Optschina, Banne, Trebich, Gropada,
Basovizza, Lipizza, Lonyera, Padnich und Servola. Di
einzelnen Staatsgebietstheile sind: Chiarbola inferiore, Chiar-
bola superiore, Santa Maria Maddalena inferiore, Santa
Maria Maddalena superiore, Rozzal, Chiadino, Guardiella.
367
Cologna, Sconcola, Rojano, Gretta und Barcola. Sehr
zu beflagen ist, daß man von die er so wichtigen, schönen, rei⸗
hen Stadt und ihrer Umgebung noch immer keine entsprechende
topographisch⸗statistische Beschreibung hat, wie sie deren doch
die kleinsten Städte Italiens besitzen. Es erschien zwar im
Jahre 1852 von Seite des Lloyd ein kleiner Guide von Triest,
aber er läßt viel zu wünschen übrig, und ist bei den raschen
Fortschritten in der Entwickelung der Triestiner Zustaͤnde schon
vielfach veraltet und unbrauchbar geworden.
Wie bedeutend hier der Verkehr ist, mag man entneh—
men, da im Jahre 1856 im hiestgen Hafen 9714 Schiffe
eingelaufen. Mit Eröffnung der Eisenbahn wird auch der
Handelsverkehr zu Lande den höchsten Auf schwung nehmen.
Für die Unterkunft des Fremden ist durch gute Gast-—
höfe gesorgt. Wir nennen darunter als ersten Ranges:
Höôtel de la Ville (ursprünglich Höoͤtel Metternich, dann
Hötel National genannt). Das schöne Gebäude hat eine
—
eingerichtet, hat italienischen und deutschen Speisesaal, Bade—
anstalt u. s. w. Die Preise sind ziemlich hoch.
Hôtel grande (Efrüher Locanda grande) auf
dem großen Platze. Ist jetzt gut eingerichtet, auch mit deut⸗
scher Kuͤche versehen, die Preise billig.
Seit Dezember 1856 haben die Herren Loibl und Heininger
das Hôtel Victoria durchaus nach deutscher Sitte einge—
richtet und restaurirt. Es vereint jetzt in seiner Einrichtung
Eleganz und Solidität. Es steht gegenüber dem Tergesteum.
Außerdem finden sich noch mehrere gute Gasthöfe wie
z. B. der Aquila nero (schwarze Adler) am Corso, zur
eisernen Krone (in der Via San Nicolo), zum Pellegrino
(Pilger) u. a. m.
In den Hötels ist Table d' Hôte und wird auch nach
der Karte gespeiset.
Ein Lohnbedienter erhält 2 fl. C. M. taäͤglich.
Die Kaffeehäuser sind zahlreich und gut eingerichtet. Sehr
368
besucht ist Caffé Tomaso, nächst dem Hôtel de la
Ville. Besonders gutes Gefrorenes (Sorbetto).
Caffé alle Specehi im Stratti'schen Hause, an
der Piazza grande. Es hat seinen Namen von den viele
Spiegeln.
GCaffé Stella polare. Am Ende des Canale
grande, nächst der Kirche San Antonio nuovo.
Das Deutsche Kaffehaus. In derselben Straße,
gegen die große Kaserne zu.
Cafté d' Austria. Nächst dem Ponte rosso.
Caffé nuovo. Unweit des vorigen.
Das Kaffehaus im Tergesteum, sehr besucht.
Das Kaffehaus Europa felice, Casa Brigido, nächst
dem Fischplatze.
Die Kaffehäuser in der Volte di Chiozza an der Corsia
Stadion.
Das Kaffehaus an der Piazza Godolla.
Die Kaffehäuser an der Piazza di Lipsia (Leipzigerplatz).
Wir müssen hier auch noch der sogenaunten Traͤttorie
erwaͤhnen, deren Triest mehrere zaͤhlt, wo billig nach der Karte
gespeiset wird. Dergleichen sind
Die Trattoria im ersten Stocke des Strattischen Hau—
ses an der Piazza grande.
Die Trattoria zur Kaiserin von Oesterreich an der
Piazza Godolla.
Die Trattoria alle quatri parti del mondo (zu den
bier Welttheilen) an der Piza Sauta Catarina (sehr besucht).
Die Trattoria San Giuseppe an dem Tenu —3*
Mmonico.
Die Trattoria al buon pastore (zum guten Hirten),
in der Contrada San Nicolo.
Endlich die Speisehaäͤufer zum Sandwirth, vis A—vis
der Post, und beim Tiroler (wo auch gutes Wiener und
steierisches Bier zu haben ist).
Auch gibt es hier einige kleine Etablissements mit Gär—
369
ten, wo man im Freien soupiren kann, dazu gehört die Trat-
toria am Monte verde (zum grünen Berge) am Corso, in
der Nähe der Piazza delle legne (Holzplatz). Die Tratto
ria zum Hirschen, an der Promenade des Aquadotto.
Die Trattoria zum Löwen, Corsia Stadion.
Die Trattoria zum Comfortable, an der Promenade
von San Andrea.
Hier wollen wir auch noch der Casino's erwaͤhnen, wo
jeder Fremde von einem Mitgliede eingeführt werden kann.
Diese Castno's haben meist sehr schöne große Lokalitäten mi
Lesesälen, Spielzimmern, Ballsälen u. s. w. Deren sind:
Casino vecchio, an der Piazza grande, im SEtratti-—
schen Hause, ersten Stock.
Das deutsche Casino, ebendaselbst, zweiten Stock.
Das slavische Casino am Corso.
Das Casino Stella polare, in dem Hause, wo sich das
Kaffehaus dieses Namens befindet (s. oben Kaffehäuser).
Auch in Triest ist für die Bequemlichkeit des Verkehres
durch Fiaker vorgesorgt. Man findet sowehl ein⸗ als zwei⸗
spännige. Aufstellungplätze sind besonders am rothen Brücken⸗
platz (Piazza del Ponte rosso), und am Börsenplatze. Es
wird alljährlich eine bestimmte Tare für die Fahrten festgesetzt.
An Wandelbahnen (Promenaden) ist Triest nicht sehr
reich. Für die städtischen Lustwandler dient vorzugsweise der
„Corso“; die belebte, mit glänzenden Verkaufsladen geschmückte
Straße vom Börsenplatze bis zum Holzplatze. Dann der so—
genannte Aquadotto, eine Allee von der Halle di Chiozza
bis zum Rosettigarten und dann die Fortsetzung dieses
Weges, auf schön gebahnter Straße mit rcizenden Aussichten
bis zum Bofcheut o, einem mil Recht sehr beliebten Un—
terhaltungsort der Triestiner. Vom Boschetto ziehen schöne
Parkwege den Berg hinan, durch den Wald Farnedo, den
Kaiser Ferdinand 1844 der Stadt Triest schenkte, und wel—⸗
cher seitdem den Namen Bosco Ferdinando führt. Man
führte eine schöne Fahrstraße auf die Höhec 8 Bosco, wo
4
370
man Bewirthung findet, und sich einer prachtvollen Aussicht
über Land und Meer erfreut. Der Volksgarten.
Eine Hauptpromenade und Corso der Triestiner ist fer—
ner jene von San Andrea, die Straße längs der Bucht von
Servola. Auf diesem Wege liegen auch das stabilimento
tecnico (früher Strudthoff'sche Gießerei), die Schiffswerfte der
Marine, San Marco, und das neue prachtvolle Arsenal des Lloyd.
Ein belebter Spaziergang ist auch im Innern der Staͤdt:
selbst die schöne Riva Carciotti, laͤngs der Rhede, mit ihrer
Fortsetzung bis zum Leuchtihurm; dort ist auch der Mole
San Carlo, 509 Klafter lang, der Landungsplatz aller Dampf—
schiffe.
Der Garten der Villa Lazzarovich, ist mit Bewilliqung
Sr. kais. Hoheit des Herrn Erzherzegs Ferdinand Mar, Mitt
woch und Sonntags dem Publikum eröffnet. Die k. k. Ma—
rine-Musik-Kapelle führt dort beliebte Tonftücke auf, und die
schönen Gartenanlagen bieten sehr reizende Erholungsplätze.
Triest besitzt gegenwärtig fünf Theater, nämlich:
Das große Theater (Teatro grando), Opernhaus, 1800
von Selva erbaut.
Das neue prachtvolle Theater „ monia“ von einer
Actiengesellschaft auf der Piazza déelle Legne erbaut.
Das Mauronertheater (Teatro Mauroner).
Großes, mit Fenstern versehenes, gedecktes Amphitheater, für
Tag- und Nachtvorstellungen geeignet, 1827 erbaut von Leo—
pold Mauroner, nach den Plänen Ferrari's. Es werven hier
sowohl dramatische Vorstellungen, als auch Concerte, Vorstellun⸗
gen von Kunstreitern u. dgl. gezeben.
Das Téeatro Corti, an der Via Santa Lucia,
nächst der Piazza Lipsia. Ursprünglich als Reit chule ge⸗
baut. Wird auch von Vrivatvrreinen as Liebhabertheater
benützt.
Teatro filodramatico. Altstadt, Via dedgli
Artisti. Kleiner Saal mit einer Gaͤllerie.
Unter den Merkwüdigkeiten Triests nimmt der Oesterr.
Lieyd die erste Stelle ein. Das prachtvolle Gebäude des Ter
371
gesteums, wo sich die Bureaur, die Lesesäle, die mannichfachen
Geschäftslokale für die Anstalt befinden, ist der wahre Cen—
tralpunkt aller Geselligkeit Triests. Mit Glas eingsedeckte
Gaͤnge, stets belebt von den Gruppen der Kaufleute, Seefahrer
u. s. w., die hier ihre Besprechungen hatten, durchkreuzen, wie
schöne Straßen, das Gebäude. Jeder Fremde kann durch ein
Mitglied der Direktion eingeführt werden. — Das schöne Ge—
bäude ward 1840 an der Stelle des alten Mauthgebäudes
durch einen Aktien-Verein aufgeführt. Sehr sehenswerth sind
auch das alte und das neue Arsenal des Lloyd.
Gegenüber dem Tergesteum steht das prachtvolle Börsen—
gebäude, 1862 von dem Architekten Mollari erbaut.
Unter den Kirchen bemerken wir den altehrwürdigen Dom
zu San Giusto, in seinen älteren Bautheilen aus dem vierten
Jahrhundert datirend. Interessante Fresken 1850 restaurirt.
Am Thurme böchst merkwürdige Theile von Romerbauten. —
Der Dom liegt auf dem höchsten Theile der Altstadt, dicht
unter dem Castelle. Der Zutritt in das Castell ist nur gegen
Karte des Platzkommando gestattet.
Das Castell ward im Baue 15*8 begonnen, und mit der
nahen Schanze San Vito 1688 vollendet und verstärkt. Auf
dem Platze vor dem Dome ist das Museum Winkelmann, ein
alter Friedhof, jetzt mit dem schönen Grabdenkmale Winkel⸗
manns, welches auf Anregung Rosetti's errichtet ward, und
mit zahlreichen hier gefundenen Römersteinen, Säulen, Kapi—
tälern u. s. w. geschmückt. Winkelmann ward in Triest im
Jahre 1768 in der Locanda grande, von seinem Diener Are⸗
angeli ermordet. — Das Grabdenkmal hier ist sehr schön ge—
arbeitet. Die Besichtigung dieses Museums ist zu jeder Ta—
geszeit frei. Gewöhmlich befindet sich am Eingange ein Mann,
der zugleich den Cicerone macht. Außerdem kann man in dem
Häuschen, gegenüber der Domkirche, den Schlüssel verlangen,
und sich das Museum öffnen lassen.
Die Aussicht von dem Platze vor der Domkirche und
noch mehr von dem Kastelle, ist herrlick.
24*
372
Von den Kirchen Triest's nennen wir noch: Die schöne
Kirche Santa Maria Maggiore (Altstadt), eiustige Jesuiten—
kirche, von den Fürsten von Eggenberg für die Jesniten 1627
erbaut. Fresken von Santi, Madonna von Saffso Ferrato.
Die Kirche ist Pfarrkirche. Das einstige Jesuiten-Collegium
ist jetzt Gefängniß. — Die schöne Antoniuskirche, am Ende
des großen Kanales, San Antonio nuovo. 1827 von Peter
Nobile erbaut. Altarblätter von Grigoletti, Schiavone, Lip⸗
parini und Politi. Statuen von Bofa. Orgel von Lorenzi.
Die illirische Kirche der orientalischen Griechen. am c3.
nale grande.
Die griechische Kirche San Niccolo, 1782 erbaut. Sehr
reich ausgestattet.
Die Kirche San Pietro, nächst der Piazza grande.
1367 erbaut.
Die alte Kirche San Antonio (San Antonio vecchio),
an der Piazza Lipsia.
Die Kirche San Cipriano, mit dem Kloster der Bene⸗
diktinerinnen und einer Mädchenschule.
Die Protestanten haben in der Altstadt Kirchen, sowohl
Augsburger, als Helvetischer Confessien.
Die englische Kapelle für die englische Kolonie.
Die neucste Kirche Triests ist San Giacomo in der Rena
nuova, Contrada San Giacomo.
Wir nennen endlich noch das alte Lazareth, wie sein Na⸗
me zeigt, ursprünglich als Quarantaine-Anstalt erbaut, später
als Kaserne benützt. Jetzt k. k. Marine-Arfenal und Axrlille—
rie-Kaserne. Von hier führt der Molo Santa Tereza zum
Leuchtthum. Er ist 1833 erbaut, 106 Fuß hoch.
Dem Lazarethe gegenüber liegt das alte Arsenal des
kloyd.
Das neue Lazareth liegt gerade am entgegengesetzten Ende
der Stadt, nächst dem Bahuhofe. Es ward von der Kaiserin
Thercsia 1769 erbaut.
An der Piazza Lipsia, gegenüber der Kirche San An-
373
tonio vecchio liegt der bischöfliche Palast. Triest ist der
Sitz des Bischofs von Triest⸗ Capodistria. — Nächst der
Kirche steht die nautische- und Handelsakademie, mit der städti⸗
schen Bibliothek (29,000 Bande), dann das Gymnasium und
das Marine-Ober-Kommando.
Auf dem Gipfel eines Hügels die schöne Villa Necker
mit Garten, jetzt der Marine gehörig.
Das umfangreiche Mauthgebäude.
Triest hat auch mehrere ansehnliche Kasernen. Die große
Kaserne, früher Spital, 1785 zur Kaͤserne eingerichtet. Die
Dobler-Kaserne u. s. w.
In der Nähe des Aquadotto das große Krankenhaus,
1841 vollendet. Der Bau ward von Domenico Conti gelei⸗
et und kostete 700,000 Gulden. Es befindet sich daselbst das
Findelhaus, anatomische Saal, Apotheke, Kapelle u. s. w.
Die Kaserne und das Zeughaus der Pompiere, welches
nützliche Corps 1838 organisirt ward.
Das zoologische Museum (sehr sehenswerth).
ontrada del Lazaretto vecchio Nr. 1036, Dienstag,
Donnerstag und Sonntag zu sehen.
Das städtische Archiv.
Der botanische Garten (in der Nähe der Caserma grande).
Die gedeckte Reitschule des Herrn Ciceri, am Aquadotto.
Das Versatzamt (Monte di Pietà), 1846 auf Anregung
des Grafen Stadion hergestellt. Via del Ospedale.
Die Irrenanstalt.
Das schöne Gebäude der Statthalterei.
Der Palazzo Carciotti.
An römischen Alterthümern zeigt die Anstalt die oben er—
waͤhnten Säulen und Fundamente an dem Thurme der Dom⸗
kirche. Die Reste eines römischen Theaters und den Arco di
Riccardo, den man zwar in die Zeit Karls des Großen, oder
dann Richard Löwenherz versetzen wollte, der aber sicher ein
Roͤmerbau aus dem 3. oder 4. Jahrhunderte isi.
Der Hafen Triest's, eigentlich nur eine offene Rhede, dehnt
374
sich zwischen dem neuen und alten Lazareth aus. Mehrere
Hafendämme sind hier bemerkbar, so der besuchteste: Molo San
Carlo, wo man auch Boote zu Lustfahrten findet, dann den
Molo Sartorio, Molo del Sale, Molo Klutsch u. s. w.
An Badeanstalten ist Triest minder reich, als man ver—
muthen sollte. Wannenbad-Etablissements finden sich in den
ersten Hoͤtels, dann bei Herrn Oesterreicher, am Ende der
Via del Lazaretto vecchio.
Im Meere werden während des Sommers Seebad— und
Schwimmanstalten errichtet. Die eine von Boscaglia, in der
Nähe von Molo Klutsch, die andere von Angeli, in der Nähe
—A jtzt im Plane, an der Küste von
Istrien, in der Bucht von Pirano (1 Stunde von Triest), die
Villa des Marchese Fabris in eine großartige Badeanstalt zu
verwandeln. Es bildet sich zu dieser Unternehmung eine Aktieu⸗—
Gesellschaft mit einem Kapitale von 4, 000 fl.
Wir nennnen nur noch zum Schlusse die vorzüglichsten
Plaätze und Straßen, als:
Piazza grande, wo das Gemeindehaus, die Kirche
San Pietro, das Hoͤtel grande, das Strattische Haus, die
Hauptwache, der große Vrunnen und die Bildsäule Karls VI.
sich befindet.
Piazza della Borsa, mit der Börse, dem Ter—
gesteum und der Bildsäule des Kaisers Leopold J.
Vom Börsenplatz bis zum Holzplatze zieht die Hauptstraße
Corso.
Der Theaterphlatz mit dem Teatro grande.
Piazza delle Légne, mit dem Fegtro Scmonia.
Piazza del Duomo.' Vor der Domkirche San
Giusto mit dem Winkelmann'schen Museum und der“ Able—
säule. 156) zu Ehren Kaiser Ferdinands J. auf der Piazza
grande errichtet, 1843 hierher versetzt.
Piazza Lipsia, mit der Kirche 8. Maria del
Soccorso (auch San Antonio vecchio), dem bischöflichen
Palast, der nautischen Akademne u. s. w.
375
Piazza del ponterosso., Von der Kirche
San Antonio nuovo zieht sich der 1755 erbaute Kanal,
nächst dem Palazzo Cateciotti in das Meer mündend hin. Er
traͤzt größere Schiff?e. In seiner Mitte führt die sogenannte
rothe Bruͤcke (Ponte rosso) über ihn, und verbindet die leb⸗
haflesten Staditbeile.
Der Fischphatz (La Pescheria), sehr belebt durch
den Fischmarkt.
prazza della Doghana.
Piazza dei Caradori.
Piazza San Giovanni.
Piazza Godolla.
Piazza della Caserma.
—V—
piazza Giuseppina.
Längs der Rhede zieht die schöne Riva Carciotti mit
ihrer Verlängerung bis zum alten Lazarethe hin. — Wesent⸗
liche Verarößerungen und Verschönerungen der Stadt sind im
Werke. Zu den sehenswerthesten derselben wird ohne Zweifel
der Bahnhof in seiner einstigen Vellendung gehören. Nächst der
Corsia Siadion soll ein ganz neuer Stadttheil entstehen, es
wird dort auch eine neue Kirche gebaut.
Aus Befehl Sr. Maj .stät werden großartige Hafen⸗Re⸗
qgulirunasbauten vorgenommen, welche sich von der Wurzel des
Mlo San Carlo bis zum Molo Porporello erstrecken. Der
Alie kleine Hafen Mandracchio (nächst dem Fischplatze und
der Piazza grande) wird verschuͤttet. Die Buͤrgerbatterie ist
demolirt Ein bequemer Verbindunasweg laͤngs des Meeres⸗
ufers mit dem Bahnbofe wird angelegt.
Triest ist eine reichsunmittelbare Stadt und bildet ein
eigenes Kronland mit einem Statthalter. Es befindet sich
hier ein Stadtmagistrat und eine k. k. Polizei⸗Direktion. Fer—
der die k. k. Central-Seebehörde, mit allen ihr unterstehenden
maritimen Behörden, dann die . Finanz⸗Landesdirektion
für das Küstenland und Dalmatien, Hauptzollamt, Finanz⸗
376
Prokuratur u. s. w., das k. kf. Ober-⸗Landesgericht, Landesge⸗
richt, Handels-, Wechsel- und Seegericht, Bezirksgerichte, k. f.
General⸗Staats-Anwaltschaft u. s. w. DeeK k. Central⸗
Staatbuchhaltung, die k. k. Landes bau-Direktion, die k.f.
Staats-Eisenbahnbauleitung, ein bischöfliches Konsistorium,
Ordinariat und Chegericht, ein kuk. Miluar um Cloi en
vernement, Militär-Oberkommando, Marine-Oberkommando,
Hafen-Admiralat u. s. w. In Triest ist der Sitz der k. k.
Marine⸗Kadetten-⸗Akademie und ds f. f. Marine⸗Erziehungs⸗
hauses.
Ferner befindet sich hier ein Ober Gymnasium, eine Real—
und nautische Akademie, Haupt⸗ und Trivialschulen, protestan⸗
tische, griechische und israelitische Schulen, Kinderbewahran—
stalten u. s. w.
Noch nennen wir hier die Börsendeputation, die Han—⸗
dels- und Gewerbekammer (Mai 1853 eroͤffnet), den Oesterr.
Lloyd, die Versicherungsanstalten, deren Triest über 25 zählt,
und so weiter.
Zu den Merkwürdigkeiten T riests gehören auch seine gro⸗
ßen Magazine, mit ungeheuren Waarenlagern.
Wir nennen hier nur das Magazin Reyer (Corsia Sta-
dion), Magazin Schwachhofer (Kasernstraße, Ecke der Piazza
Godolla), Magazin Brambilla (von der Piue Giuseppina
bis zum Holzmagazin). Die Getreidespeicher des Hauses Sar—
torio (dicht daneben). Es gibt in Triest auch mehrere sehens—
werthe Fabriken: Das Lloyd⸗Arsenal, die Seifenfaͤbrif Chiozza
(in der Valte di Chiozza), die Getreide-Dampfmühle (Con-
trada della Madonna), die Salpeterfabrik Goßloth (eben
dort), Stearin⸗Kerzen⸗-Fabrik Slovovich (Via del Orologio),
Fabrik chemischer Produfte des Herrn Fornura (Chiadino),
Gasfabrik (seit 1846 ist Triest mit Gas beleuchtet) an der
Ausmündung der Via del Molino), Varketenfabrik des Hrn.
Ebhel (nächst der Gasfabrik).
Mehrere Wiener Fabrikanten haben hier auch Niederla⸗
gen errichtet, so neuerlichst die Herren Schwarz, Payer und
377
Borowitzka ihre Möbelfabriks-Niederlage. Sehr interessant
und sehenswerth ist das Kabinet chinesischer Arbeiten des Hrn.
Wünsch (am Corso).
Für die Fremden bemerken wir noch, daß in Triest Kon⸗
sulate von Baden, Bayern, Belgien, Brafilien, Braͤunschweig,
Daͤnemark, England, Frankreich, Hessen-Kassel, Hessen⸗Darm⸗
stadt, Mecklenburg-⸗Schwerin, Modena, Nassau, Niederlande,
Oldenburg, den päpstlichen Staaten, Parma, Peru, Portnugal,
Preußen, Rußland, Sachfen, Sardinien, Sicilien, Spanien,
Schweden, Schweiz, Toskana, Türkei, Vereinigten Staaten von
Nordamerika und Würtemberg residiren. Ihre Adressen kön⸗
nen in jedem Hötel erfragt, werden.
Zu den größten Merkwürdigkeiten Triest's gehört ohne Zwei⸗
fel der große Bahnhof, eine riesenmäßige An!age, deren gänzliche
Vollendung freilich erst in einigen Jahren erfolgen wird, aber
selbst so, wie sie jetzt ist, ein Gegenstand ungetheilter Bewunderung
würdig erscheint.
Der Triester Stationsplatz mißt an Flächenraum an
80,000 Quadrat Klafter (oder 50 Joch). Sowohl nach dieser
Flaͤchenausdehnung, als vermöge seiner Gebäude, wird dieser
Stationsplatz nicht nur zu den großartigsten Anlagen, sowohl an
den österreichischen Bahnen, als in ganz Europa gerechnet wer⸗
den dürfen.
Der Triester Bahnhof liegt zwischen dem neuen Lazareth und
dem Malo Klutsch, im Gebiete des Freihafens, durfte die Mani⸗
pulation des freien Handls nicht verletzen und mußte geeignet an⸗
gelegt werden, die Bahnbeförderung, welche ihren Verkehr schon
in Triest und zwar außerhalb des freien Handelsverkehres auf⸗
nehmen muß, zu vermitteln. Hierdurch ward bedingt, daß der
Bahnhof aus zwei Abstufungen bestehen mußte, deren untere, in
fast gleicher Hoͤhe mit dem Stadtpflaster Triest's (924 Fuß über
der Meeresflaͤche), deren obere aber um mehr als 20 Fuß höher
(32 Fuß über dem Meeres spiegel) angelegt werden mußte. Diese
letztere bildet das eigentliche Terrain des Bahnhofes, wodurch der
Anforderungen der zollämtlichen Manipulation ungestört wie
bisher entsprochen, und der Bahnbeförderung genügt werden kann.
378
Die Umstaltungen des Terrains, welche hier vorgenommen
wurden, müssen das höchste Staunen Aller erregen, welche diesen
Theil Tricst's früher kannten. Die früher hier befindlichen
städtischen Armenhäuser, die Schlachthäuser u. s. w. mußten de—
molirt und verlegt werden. Ein Theil des Gebirges ist verschwun—
den und mit den abgesprengten Felsen dem Meere ein Terrain von
mehr als 40,000 D. K'a ter abgetrotzt worden.
Auf der untern Abstusung ward der neue Hafen angelegt,
welcher Schifffahrt und Eisenbahnverkehr unmittelbar verbindet.
Mindestens 50 größere Kausfahrer finden in dem Hafen bequem
Landungsplatz (seine Fäche mißt über 7000 O Klafter). Der
Hafen ist bis 16 Fuß tief ausgebaggert und durch einen Si—
cherheits-⸗Molo begrenzt.
Zu bemerken ist serner die Ueberwölbung des Tor—
rente Klutsch, in der Länge von 82 Klafter. Die Ueber—
wölhbungedes Torrente Martesin, welchen die untere
Bahnhofanlage auf 192 Klafter Länge durchschneidet. Die
Bahnhoss-Quaimauer mit den äußeren und inneren Molemauern,
welche sammt dem verlängerten Molo Klutsch den Hafen begren⸗
zen. Die Quaimauer mußte unter der See fundirt werden.
Die Quaimauer von Molo-Klutsch an ist 218 Klafter laug,
2814 Fuß hoch. Zur Au mauerung wurden 138,600 Kubik—
schuh Last roni (die großen Triester Plattensteine) 143,000
Kubikschuh Quadern und 1212 Kubiktklafter Bruchsteine Mauer—
werk verwendet.
Der Molo sammt der äußern Bahnhofbegrenzung gegen
die See ist auf einem Steinwurf erbaut, der bis 18 unter
dem niedersten Wasserspiegel ausgesührt ist. Es wurden hierzu
an 14,300 Kubikklafter Steine verwendet. Der Molo selbst
ist 10 Klafter breit und an seiner Wurzel mit einer Eisen⸗
brücke versehen, welche denselben mit dem untern Bahnhofs-—
plateau verbindet. Die äußere Molo-Mauer ist vom Stein—
wurfe bis 10 Fuß über Null hoch aus Quadern erbaut.
Die Arbeiten des oberen Plateaus haben einen anderen
Charakter, da die dortigen Gebäude auch ganz andere Bestim—
379
mung haben und ausschließlich dem Eisenbahnverkehre gewid⸗
met sind.
Das ebere Plateau erhebt sich, wie bereits erwähnt, 32
Fuß über die See, oder 221/ Fuß ürer das untere. Das Pla⸗
seau mußte durch Aufschüliung geschaffen werden, wozu an
30,000 Kubifklarter Materiale nöthig war.
Hier zeigen sich die, den oberen Bahnhof um sassenden Be—
grenzungsmauern gegen die See, gegen den Packhoẽ, gegen das
Lazaretto und die Stützmauern der noch 18 Fuß über das Pla—
eau erböht gesührten neuen Straße nach Prosecco. Diese
Mauern sind im Ganzen gegen 909 Klaster lana, und es wur—
den zu dem Baue über 76. 009 Kuͤbiffchuh Lastroni, über 36,000
Kubikschuh Quadern, und bei 3500 Kubiklafter Bruchstein⸗
mauerwerk verwendei.
Nech 3 Klafter höher als das Plateau, zieht die neue
prachtvolle Straße nach Prosecco, gegen 400 Klaͤfter lang hin.
Auch sie mußte dem Berge abgetrotzt werden, und konnte nur
durch massenbafte Sprengungen gewonnen werden. Die Straße
bersetzt das Rajanothal ai nem Viadukte, unter dem gleich—
zeitig der Torrento Maͤrtesin durchge ührt ist.
Auf dem oberen Plateau stehen denn auch die provisori⸗
schen Aufnahmsgebäude der Passagiere u. s. w. für die Eisen—
bahn. Wir finden ferner hier die fertigen zweimal 150 Klaf⸗
ter langen, 14 Klafter breiten Ab- und Aufgabsmagazine, den
auch 150 Klafter langen, 30 Klit. breiten Packrof. Die bei⸗
den Magazine sind durch vier Bahngeleise geschieden, auf wel⸗
chen sich die zum Auf und Abladen bestimmten Waggons be⸗
wegen. Ferner stehen hier die Gebäude für die Lokomotiven—
und Waggons-Remisen, die Reparaturswerkstätten, Magazine,
und das große Kohlen-Depot. Die Fäche all' dieser Gebaäude
(die provisorischen Aufnahmsgebände ausgeschlossen) mißt 9260
O Klafter.
Ortsregister
Adelsberg. ..
Adelsbergerhöhle
Admont ..
Aflenz...
Aflenzerstaritze
Aland ..
Albel
Altenberg.
Altenmarkt
Althammer.
Andrä (St.).
Anger...
Anna (St.)
Annaberg.
Anton (St.)....
Apfaltersbach graben.
Arnfels
Aspang.
Atlitzgraben
Bacher
Baden.
Bärneg ..
Benedittthal.
Bergmannsrast.
Birkfeld.
Seite
362
363
159
140
142
13
86
97
14
348
221
136
219
15
293
87
243
.. 53
74390
Seite
Boc (Wotsch) 255
Brandhofx 114340
Breitensteingraben 80
Bruck a. d. Mur144
Brunsee 230
Brücke über die Fröschniz 93
„„beim Jauernwirth 93
Brühl .. 12
Buchberg. 64
Buchstein. 153
Christoph (St.)
Cillh...
Corniale-Hoͤhle
68
275
366
Diebsweg
Doberna“.
Donatiberg
Dornau
Dost
176
301
256
14
314
308
24 Edlach.. .97
171 Eibiswald . 248
242 Eichberg...27, 86
87 Einschnitt beim Geyregger 88
136 * „.Rumpler 88
381
FEtsenbahn von Wien nach
Gloggnitz.
Fisenbahn von Gloggnitz
bis Murzzuschlag. .82
Fifenbahn von Mürzzu—
schlag nach Graͤtz. .14323
FEisenbaͤhn von Grätz bis
Cillyyp,3
Fifenbahn von Cilly bis
Laibach 3
Fisenbahn von Laibach bis
Triest. *
Eisenerz.
Eisenerzhöhe. *
Fisengußwerk bei Maria⸗
zell..
Eisenstadt
Ehrenhausen
Ehrenfels
Emmerberg
Eppenstein
Erlachstein
Erzberge.
Esterhaz.
Seite
2638
319
149
165
17
21
187
224
59
209
260
148
46
Feistritz (Wechfel)
Feistrißz (Peggau) .
Feistriß (Wochein)
Feldbach ..
Feuchter.
Fischau .
Forchtenstein
Fraßlau ..
Frauenberg
Frauenmauerhöhle
Frauenthal..
Fretenbergklam.
Freye....
Friedberg .
Frohnleiten.
Frohsdorf,
Fröfchnitzthal
64
178
343
215
36, 98
60
47
284
229
170
215
137
117
53
173
48
93
Seite
Gabernigg (Straße) . 247
Gahnß 86, 97
Gaishorn. 154
Gallen (St.) 153
Gayrach. 310
Gesaͤusen. 150
Gleichenberg. 231
Gloggnitz. 72
Gonowitz. .— 261
Goriach (Ober⸗] 345
Gortschakogel 87
Göstritz .. 86
Göß 146
Graselhöhle... 175
Grautschenhammer 93
Grätz — 193
Grillenberg .. 85
Broß-Kallenberg 339
Grünbach.. 60
Grünschacher 86, 99
Gschaidbauer 108
Guteneck. 302
Guttenstein 36
Haasberg. 360
Hafnerberg 13
Hainfeld . 14
Hainfelden 213
Hartberg. 53
Heidnische Kirche (Höhle) 207
Heiligenkreuz...413
Herberstein 137
Hermannshöhle 55
Hieflauuu 150
Hochalpe (Reisalpe). 15
Hochenegg 295
Hochlantsch 173
143
144
166
167
172
382
Hochzinken (Seckau)
Höhbauer ..
Hohenmauthen
Hohenwang. ..
Höhle von Corniale.
Hollabrunner Riegel
Hollenegg...
Höllenthal (Großes)
Höllenthal (Keichenau).
Höllthal (Seckau) .
Hrastnigg. ..
Hudna-Luka....
Huebmerscher Durchschlag
Hüttenberg
Seite
211
107
396
133
366
57
218
105
103
211
271
314
120
225
Idria ..
Ingering .
Jelouza-Plateau. ..
Johann, St., am Tauern
Johnsbach
Josephsberg
Judenburg
355
211
347
214
152
16
208
Kaiserau. 162
Kaiserbrunn ... 104
Kallenberg (Groß) .. 334
Kallwang... .. 1534
Kanzianhöhle (Planina). 358
Kanzianhöhle (Sessana). 366
Kapfenberge. 139
Karst.. ... 357
Katharein (Tragöß) 168
Katzenstein 345
Kaumberg 14
Kindberg.... 135
Kirchberg (Wechsel). 55
Kirchberg a. d. Raabe 215
Kirchbühel 62
Kirchschlag . 58
Klam. . 72, 88
Kleinhäuslergrotte 3
kKlieninger Sauerbrunn 224
Seite
179
180
16
209
206
220
340
73
206
133
58
Kleinalpen
Knierigel.
Knittelfeld
Köflach..
Koralpe (Speikkogel)
Krainburg
Kranichberg
Krems..
Krieglach
Krumbach
Lachsenburg 18
Laibach — 329
Landsberg 216
Langenwang 133
Lankowitz. 207
Lasingfall. 15
Laufen . 287
Lavamünd 306
Lavantthal 223
Leibnitz 186
Lembach 242
Leoben....11415
Leonhard, St. (Kavantthal) 224
Leonhard, St. (Tüffer) 310
Leopoldsteinersee 149
Leutschach 243
Leutschdoxf 288
Liboije, 318
Lichteneck 134
Liechtenstein 209
Lietzen 157
Lilienfelde. 14
Linzlmühler 223
Littaͤy 273
Lobming 208
Lockenhaus 58
Logerbauer 290
Loitsch 358
Lueg 362
383
Seite
Magdalenagrotte
Mahrenberg. 3
Marburg. 189
Marein a. Pickelbach 215
Marein, St. 258
Maria-Kulm . 158
Maͤria⸗VPletrowitsch 283
Martia-Rast. .4212
Htaria-Schutz .. 78 88,
HMaria-Straßengel.4182
Htaria St., in Neustift 287
Mariazell. 16
Merkenstein 33
Mitterbach 16
Mißling. 305
Mirnitzerhöhle 172
Möderbruck . 213
Möoͤdling .— 10
RMoöntpreis..3141
Mortengraben (auch Myr—
tengraben)
Möselberg
Muckendorf
Muhlhof
Mürzsteg..
Mürzzuschlag
92
53
35
85
115
93, 131
Nadel (Sulzbach)
Nanos —T
Naßwald.
Natterriegel.
Nazarerh.3
Neuberg ..
Neuburgalpe.
Neue Welt ..
Neuhaus (Bad).
Neuhaus (Schlok)
Neukirchen (Eilly)
Neusiedlerse.
Neustadt-Oedenburger Ei—
senbahn
289
362
109
164
285
111
152
59
296
301
295
45
39
Neustadt
Neuwald;.
Seite
38
121
Obdach
Oberburg
Ober Laibach
Dberorte.
Dedenburg
Oetscher.
Okreschel.
Optschina
Ouschova
224
285
355
169
43
18
291
365
290
Pack .. 224
Passaiil 175
Paß der 4 Thore 224
Paul, St. 306
Payerhach 86
Peggau . 178
Peggau (Burg) 179
Pernitz.. 35
Ppeter, St.. 312
Petiau.. 245
Pettenbache. 86
pfannberg. ..177
Piesting Ober⸗ u. Unter- 34
Pitten.* 48
Plackenwald 85
Pplanina .. 358
Plessnigbauer 291
Pokluka.. 342
Pöls .. 212
Pöltschach . 192
Posrukgebirge 244
seltennen 33
Pragerhoff247
Preblauer Sauerbrunnen 224
Prebühel 147
Prein .. 101
Preineralpen 86
Prewald. 365
Pröding 228
384
Vroßberg
Prügglitz
Seite
285
68
Rabenstein
Radegund
Radl...
Radmannsdorf
Radmaäre
Rakhöfee
Ratten
Raxalpe
Reichenau
Reichenfels
Reifling
Rein
Rekahöhle
Rennfelb
Riegersburg
Ring.
Rinka.
Rohitsch
Römerbad (Tüffer)
Rosalienkapelle
Rosenkogel
Röthelsteine
Rottenmann —4
Rottenmanner-Tauern
178
203
307
242
151
293
52
99
96
224
153
180
366
171
210
167
292
247
313
47
217
163
155
214
Sachfenfeld
Sallaa
Saurüssel (Berg)
Zavitza· Wafferfall
Schachenstein
Schlangenburg.
Schlögmuhl
Schmidsberg
Schneealpe
284
207
86
351
125
.. 30
68, 85
Schneeberg
6
102
105
—8
107
Schökeln.
Schottwien ...
Schwab (s. Hochschwab)
Schwanberg ..
Schwanbergeralpen
Sebastiansberg
Sebenstein .*. —W
Seckau (bei Judenburg)
Seckau (bei Leibnitz).
Seckauer-Sinken
Seeberg5
Seethalalpen
Seewiesen
Seiz.
Semmering
Sessanan
Setzthal.
Sierning.
Silberberg
Singerinn 106
Sirbitzkogel .. 227
Sonnenwendstein 78, 86
Sparafeld 163
Speikkogel (Koralpe) 2206
Spielfeld 188
Spital. 79, 94
Stainz.... 216
Stainzergraben 5 136
Starhemberg. . 35
Stationsplat Breitenstein 90
Eichberg87
Klam .. 88
Mürzzuschlage 893
Payerbach.“ 866
Semmeringe 82
F Spital.354
Steigungen der Semme
ring-Staats-Eisenbahn 84
Steinbrücke. . 271
Steinhaus 79
Strasisch.. 340
Straßengel (s. Maria).
14
8
385
Ströchau.
Stubalpe
Stübler.
Stüchsenstein
Stuhleck.
—
Sulzbach
Seite
156
208
208
64
80
.. 312
279- 289
Teichmühle
Tennaerkogel
Tergloune
Terl..
Thernberge.
Thomasberg
Tobelbd... ...
Todtes Weib (Wasserfall)
Tragöß... —
Trieben.. ...
Tüffer (Markt) .
Lüffer GBad)....
Tunnel durch die Bollers⸗
wand....
am Eichberge ..
durch den Kartner⸗
kogell..... 9
bei Clam... . 8
vor der Krauselklause 9
bei Pettenbach. 8
am Semmering
(Haupt-Tunnel) 9
beim Steinbauer . 8
am Weberkogel .8
a. d. Weinzettelwand
u. Weinzettelfeld
„am Wolfsberge.
zürnitz.
59
228
453
139
58
58
204
117
168
155
268
313
90
88
4
J
1
89
91
15
ebelbachh.218380
eimgebung Wiens. 5-5 10
»von Gratz. .199-202
v. Gleichenberg 236-2240
von Rohitsch 2545263
Seite
Umgeb. von Neuhaus 300303
„von Tuffer .316318
von Eilly 277r3279
»von Laibach 3345338
Unter-Drauburg 306
Unzhöhle 358
Ursulaberg 79
Veit St.
Veitsch
Veldes.
Veldeserse.....
Viadukt im untern Allitz-
graben . ...
am Apfaltersbach-—
graben .. 87
am Gamperlgraben 89
beim Holzer. 93
über den Höllgraben 87
an der kalten Rinne 90
am Kartnerkogel. 91
an der Krauselklause 90
am Kübgraben.. 87
am Payerbachgra—
ben.. 2. 87
bei Payerb ach
(Schwaärza-Viadukt) 86
bei Steinhaus.. 93
über den Wagner—⸗
graben (Jägergrab.) 89
Vigaun .. 346
Voitsberg 206
Vordernberg 147
—A 32
339
116
343
343
Waldecke. 35
Waldstein...18380
Wand (Heissenstammsche) 61
Wartenstein.....72
Wasserfall der Savitza. 351
Wechsel.... 50
25
386
Weichselboden
Weichselstetten
Weinzettelwand
Weißenbach.
Weißkirchen
Weitenstein
Weiz ..
Wildalpen
Wildon ...
Windisch-Feistritz
Windisch-Grätz
Winzendorf.
Wirflach.
Seite
17
295
89
88
208
308
136
165
185
261
305
69
62
Seite
Wochein .. 348
Wocheiner-See 350
Wolfs. 45
Wolfsberg 222
Wöllan . 303
Wotsch (Boc) 255
Wurmberg... ..244
XRaver, St., in Strasche. 283
Zellniz.....243
Zeyring (Ober- u. Unter-) 213
—VV0[
Zirknitzersee 360
Alle näch st um Wien, Gratz, Cilli, Laibach ec. gelegenen
Orte zeigt die Rubrik: Umgebu'ngen von Wien ꝛe.
Alle Ortsnamen, denen ein Sankt beigefügt ist, sind
unter dem ersten Buchstaben des Ortsnamens zu finden.
BIBL GAWu
V— * *
77
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