Über die Belagerung und den Entsatz der Stadt Bregenz etc.
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Schlösser und Festen der Montforter Grafen flüchtete sich Graf
Wilhelm von Montfort-Bregenz mit seinen Getreuen nach
Bregenz, um sich mit Hülfe der schwäbischen Bitter vom St. Georgen
schilde in der Stadt und auf dem Pfannenherge zu halten. Ihm folgt
sein junges Weih Hergotha treu zur Seite. Durch die sorglosen
Feinde flieht sie in bäuerische Tracht geliüllet gen Rankweil, wo
deren Hauptleute lagen und lauscht in dunkler Zechstube verborgen
nach Kundschaft. Sie hörte von den Betrunkenen: „Uns werde die
Nacht in Bregenz ein Mahl gewürzet, wie’s keiner vermuthet, wie
keiner es träumt.” Achtlos auf Schnee und strömenden Regen (hei
der strengsten Kälte?) eilt sie auf geheimen Wegen Land ab, von
der Feinde wildem Geschrei umtönt und dem Hufschlag der Rosse,
und erreicht glücklich den Pfannenberg. Raid rauscht der sichere
Feind in buntem Gewirre einher, der Graf und seine Helfer besetzten
die Hohlwege und stürzen wie Lawinen mit solcher Kühnheit auf sie,
dass nur drei entflohen! Zum Schlüsse: Ihr Bildniss verewigt die
Kunde — auch nennt ihren Namen der Wächter stets,—bevor er ver
kündet die Stunde, — und mahnet an Sie — die, als keiner mehr
wachte, — für alle sich selber zum Opfer brachte.
Dagegen ist zu sagen: Des Grafen Wilhelm Gemahlinn war
Kunigunde, Tochter des am 10. November 1400 verstorbenen
Grafen Donat von Toggenburg. Es ist sehr zu bezweifeln, dass
die Gräfinn unter die feindlichen Hauptleute in Rankweil, das,
fünf Stunden Weges südlich von Bregenz gelegen, damals zum Bunde
ob dem See gehörte, sich zum Spioniren einschleichen konnte, ohne
von denselben oder den dortigen Landleuten erkannt zu werden ! Wie
kam sie so leicht über die Bregenzer Aach oder die Aachbrücke, die
gewiss wohl besetzt war, und was hatte ihr Gemahl auf dem Pfannen
berg zu weilen, wo er von den Belagerern der Stadt leicht abge
schnitten werden konnte?— Seine Stelle war Bregenz selbst,
besonders die feste obere Stadt.
Auch das Landvolk um Feldkirch und Rankweil erzählt den
Verrath des Anschlags auf Bregenz durch eine Bettlerinn *).
Männer aus der Schweiz und vom Bunde ob dem See, die in
einer Taferne zu Rank weil bei versperrter Thüre Rath hielten,
D Nach einer Mittheilung des Herrn F. Karl Zimmer mann aus Sulz bei
Rankweil,