Höfler. Abhandlungen aas dem Gebiete der slavischen Geschichte I. 229
Abhandlungen aus dem Gebiete der slavischen
Geschichte.
Yon
Constantin R. von Höfler,
wirkl. Mitgliedo der kais. Akademie der Wissenschaften.
I.
Die Walachen als Begründer des zweiten bulgarischen
Reiches, der Asaniden, 1186—1257.
Der Untergang des Bulgarenreiches durch Kaiser Basilios
den Bulgarentödter, 1018, gehört zu den wichtigsten und mass-
gebendsten Tatsachen des eilften Jahrhunderts, ja des Mittel
alters überhaupt. Das römische (romäische) Reich war wieder
aufgerichtet und reichte vom adriatischen zum schwarzen Meere,
von der Donau bis zur Südspitze des Peloponnesos. Im Innern
war die Fremdherrschaft gebrochen, der Traum eines bulgarisch
römischen Kaiserthums verflogen, der Kern des bulgarischen
Volkes auf den Schlachtfeldern geblieben, die Riesenknochen
der Bulgaren bleichten auf dem Schlachtfelde am Spercheios,
verödet waren die Ebenen um Nis, Sophia und am Ovöepolje,
die uneinnehmbaren Bergfesten, die Kaiserpaläste von Trnowo
und Kastoria in den Händen der Romäer; die Zwietracht und
der Verrath der Mitglieder des Sismaniden-Hauses hatten den
Untergang des Reiches beschleunigt, dieser selbst musste die
Verschmelzung der Bulgaren mit den Slaven und die Slavisirung
der ersteren erleichtern, ja vollenden. So schwer es aber für
die Romäer gewesen, den Untergang des Reiches herbeizuführen,
das ihnen selbst so oft verderblich gewesen, so schwer war es,
die Lücke auszufüllen, die der Sturz der heimischen Dynastie
und der politische Untergang des Volkes erzeugt hatte. Schon