Die Psychologie, Erhenntniss- und Wissenschafislehre des Roger Paco. 573
Die dem Papstthum dargebrachte Huldigung steht bei
Baco in engster Verbindung mit seinen Plänen und Bemühungen
um Verwirklichung seines Wissenschaftsideales, die er einzig
mit Hilfe des weltmächtigen allgebietenden Papsttlium durch
führbar erachtete. Er spricht diess in dem Uebersichtsplane der
vierten Abtheilung seiner Philosophia moralis aus. 1 Sein Wissen
schaftsideal ist die Aufnahme der gesammten Meuschenweisheit
in die christliche Theologie, welche hiedurch zu einem Tempel
der gotterleuchteten Gesammtwissenschaft werden, und auf das
Fundament einer allumfassenden Weltkunde gestellt werden
soll. Da nämlich die geistigen Dinge nach Analogie der sinn
lichen, die himmlischen nach Analogie der irdischen zu ver
stehen sind, so muss ein in successiver Erweiterung und Ver
tiefung begriffener Betrieb der Weltkunde durch sich selbst zu
einer stets vollkommeneren Aufhellung der christlichen Er-
kenntniss und ihrer Mysterien führen, und damit der Sieg des
Christenthums auf Erden über alle von ihm abweichenden
Völkerreligionen angebahnt werden. Baco muthete der Kirche
die Aufgabe zu, das von ihr im Beginne des Mittelalters über
nommene grundlegende Werk des Unterrichtes und der geisti
gen Bildung der Nationen durch sich allein mit den ihr un
mittelbar zu Gebote stehenden geistlichen Kräften fortzuführen
und zu vollenden. Die Geschichte hat gelehrt, dass die Ange
legenheiten des Unterrichtes und der Bildung, wenn die Völker
durch den erziehenden Einfluss der Religion bis zu einer ge
wissen Stufe emporgehoben worden sind, selbsteigene Ange
legenheit der christlichen Gesellschaft werden und das Laien
thum die specifische Vertretung aller weltlichen Wissenszweige
zu übernehmen hat. Und diess musste allüberall da eintreten,
wo an die Stelle und auf Grund der von der Kirche über
lieferten antiken Bildung eine nationale Bildung trat, deren
Entwickelung mit der Erstarkung des Selbstbewusstseins des
Laienthums, und des mit dem geistig geweckten Nationalbe
wusstsein engst verwachsenen Staatsgedankens zusammenhing.
dominari et omnia regna disponere; et liic habet legem promulgare et
ordinäre de suo successore, quem philosophi vocant summum sacerdotem.
Op. tert., c. 14.
1 L. c.
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