Die Idee des deutschen Erbreichs und die ersten Habsburger.
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des Ptolomäus auch grösseres Vertrauen entgegen gebracht, 1
und das, wie ich glaube, und hier darthun möchte, mit vollem
Recht.
Die Ereignisse der letzten Jahrzehnte vor dem Pontificat
Nicolaus III. hatten die Ordnungen, auf denen bisher, theore
tisch wenigstens, das Staatsleben des christlichen Abendlandes
beruhte, auf das tiefste erschüttert. Das Kaiserthum, das früher
riehen dem Papstthum als zweite Grundsäule der Universitas
Christiana gegolten, war seit dreissig und mehr Jahren erledigt
— wir finden wiederholt bei Geschichtsschreibern Italiens zu
Ende des dreizehnten Jahrhunderts die Ueberzeugung ausge
sprochen, dass das Kaiserthum mit Friedrich II. definitiv sein
Ende erreicht habe. 2 Die alte Ordnung war vernichtet, ihre
einfache Wiederherstellung durch die geänderten Verhältnisse
erschwert, so dass wie von. selbst der Gedanke sich nahe legen
konnte, die zerstörte alte Ordnung durch eine neue zu ersetzen.
Einen Entwurf für eine solche neue Ordnung kennen
wir. Ein Dominikaner, Humbertus de Romanis, hat denselben
gemacht in einer Denkschrift, die er wie Andere, wie nament
lich Bruno von Olmütz, bei Gelegenheit des Concils von Lyon
auf Wunsch Gregor X. für den Papst ausgearbeitet hatte.
Seine Vorschläge gingen dahin, Deutschland aus einem Wahl
reich zu einem Erbreich zu machen, die deutsche Herrschaft
in Italien zu beseitigen, und an deren Stelle hier einen oder
zwei Könige treten zu lassen, die von den geistlichen Grossen
und von den Städten zu wählen wären. Dem päpstlichen Stuhl
1 So Lorenz deutsche Geschichte II, 286, der meint: ,wenn Nicolaus
nicht selbst Urheber dieses politischen Projectes war, so ist es doch ganz
gewiss in seiner Nähe entstanden 1 , und in der Erörterung über das
Project viel Treffendes vorbringt. Eiickhaltsloser sprach sich für das
von Ptolomäus Berichtete, als gewiss nicht aus der Luft gegriffen, aus
Ficker Ueberreste des Reichsarchivs zu Pisa, S. A. S. 3ö Anm., und
wieder Forschungen 1 II, 461. Ich selbst habe das Theilungsproject des
Kaiserreichs ernst genommen und darüber gehandelt Ko pp Eeiclisge-
schichte II, 3 S. 165 ff. 190 ff., ohne bei der Anlage des Kopp’schon
Werks, die jedes ltaisonnemeut ausschloss, das Ganze da erschöpfen zu
können. Inzwischen glaube ich einige neue für die Frage nicht un
wichtige Gesichtspunkte aufgefunden zu haben.
2 Ich verweise auf Salimbene, der diese Ansicht mehrfach ausspricht.