Demostlienische Studien. II.
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den Rath vor das Volk zu bringen. 1 Anträge dieser Art sind
aber um nichts mehr als jene, welche von einem als öffent
lichen Ankläger autorisirten Bürger im Einverständniss mit
dem Rath gestellt werden, mit den auf administrative und
politische Angelegenheiten bezüglichen auf eine Linie zu setzen.
Es sind legislatorische Anträge und ihre Behandlung hat mit
Gesetzesanträgen, welche gleichfalls jeder epitime Athener stellen
1 RgTimokrates § 46 S. 715, 7 aXXo? ouxo? vo[j.o$ oux. scov rcepi xwv ax{p.(ov ouoe
xwv ofpsiXo'vxcov Xs'ysiv ouB'e ^p7)p.axl££iv nspi afps'asto? xcov ocpX7)p.axu>v ouB'e xa^eto;,
eav [J.rj x% aBsia? ooOe^ar]? /.at xaux7]? p.7j l'Xaxxov 5) E^ax.'.ayiXuov ij>7)<pi<jap.£'vtov
(§ 48) x.aixoi yprj as, a> Tip.dx.paxs?, siSoxa xov voij.ov xovBs ov avsyvcov, s’t xi
o(x.aiov ißouXou Tüpaxxsiv, Ttpaixov p.'sv 7rpoaoSov ypa<la<jOat txpog xvjv
ßo u Xrj v, süxa xw ovjp.tp oiaXsyOfjva', x.at xo'O’ ouxto? st :: a a t v ’A 0 7] v a (o t ? soo/.st,
ypacpstv x.at vop.oOsxsw xxepi xouxwv, x.at xoxs xou? ypovou? avapstvavxa xou? sx.
xwv vojj-ojv, tva xouxov xov zpojzov ::paxxa)V, st x.ai xt? STrsy_s(pst ostx.vustv oux.
ETiixrjBstov ovxa x?j 7xbXsi xov vop.ov, [J.7) ouv STitßouXsuetv y’ sBo'x.st?, aXXa yvw[xrj
otap.apxwv a7uoxu/stv. Westermann (,Untersuchungen über die in die attischen
Redner eingelegten Urkunden 1 in den Abhandl. d. k. sächs. Ges. d. Wissensch.
II, 30) sieht in den Worten x.at voixoOsxstv rcepi xouxtov x.xX. eine Bestimmung
des angezogenen Gesetzes, das also nach seiner Meinung weiter verordnete,
dass nach ertheilter Genehmigung (x% aSsta? ooOstar]?) der Antragsteller
in der gesetzlichen Weise und unter Einhaltung der für Gesetzesvorschläge
vorgeschriebenen Termine seinen Antrag einbringen sollte, indem ihm entging,
dass Demosthenes nur bis zu den Worten x.at xo'O’ ouxtoc, ei raatv ’AÖrjvalot?
iodx.ci ypacpEtv die Punkte bezeichnet, in welchen Timokrates das Gesetz
über Staatsschuldner nicht beachtet, daran aber in sehr geschickter und
täuschender Weise sofort anreiht, worin Timokrates das Gesetz über die
Behandlung legislatorischer Anträge verletzt. War einmal von dem Volke
die Genehmigung zu einem Anträge zu Gunsten eines Staatsschuldners
ertheilt, dann sollte ein solcher Antrag nicht als Gesetzesvorschlag be
handelt werden, sondern er durfte nur, wie jedes andere <!mj<piap.a, mit
Genehmigung des Käthes vor das Volk gebracht werden, wie dies klar
aus den Worten des § 47 hervorgeht: x.at 6 ijev vo'p.o?, oücT sretoav x/jv
aBsiav eupyjxat xt?, sof.ox.ev to? av ßouXrjxai rcpaxxstv, aXX’ to ? av xfl ßouXrj
x.ai xu or\ij.to oox.9j. Meine Auffassung des Vorganges weicht in dem
letzten Punkte von Fränkels Darstellung ab, welcher die Vollversammlung
von 6000 Athenern endgültig über das Privileg entscheiden lässt. Mit
der Ertheilung der aBeia gestattet das souveräne Volk, repräsentirt
durch die mindestens 6000 Stimmenden, dass für den bestimmten Fall
ein f}ojcpLG[j.a gegen den bestehenden vop.o? decretirt werden dürfe; über
den Inhalt dieses <]n^pia[j.a decretirt es hier nicht, sondern die gewöhnliche
Ekklesie. Anders liegt der Fall bei der Ertheilung des Bürgerrechtes,
indem dort das «Inj^piapia vorausgeht und die Bestätigung durch die Voll
versammlung der 6000 nachfolgt (vgl. RgNeaera § 89 S. 1375, 11).