Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 81. Band, (Jahrgang 1875)

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Mikloslch. 
und x (y) von einander unabhängig aus a entstanden sind. 
Dass grede und gredy im Asl. neben einander Vorkommen, 
ist befremdend, allein dieses Nebeneinander scheint sich da 
durch zu erklären, dass man annimmt, im neunten Jahrhunderte 
sei in Pannonien an die Stelle von grede die Form gredy 
getreten, und es sei längere Zeit hindurch in einigen Fällen 
das weichende grede neben gredy gebräuchlich gewesen. 
Derselbe Wechsel von y und e fand im Partie, praes. act. und 
bei den r i>- und a-Stämmen im karantanischen Slovenisch des 
zehnten Jahrhunderts statt, denn in den Freisinger Denkmälern 
lesen wir: imugi (imy) neben vuede (vede); die Plur. acc. 
von x-Stämmen grechi (grehy), crovvi (krovy), vueki, 
vueki (veky) neben greche (grehe) und gresnike (gresb- 
nike), sowie te (te) für asl. ty (eos); den Sing. gen. von 
a-Stämmen szlauui (slavy) neben zlodeine (zxlodeine). 
Während im pannonischen Slovenisch die Endung y über die 
Endung e die Oberhand gewann, trat im karantanischen Slo 
venisch das Umgekehrte ein: die Participien wie imugi (imy) 
verschwanden. Aus den in den bei weitem meisten Fällen die 
Endung y bietenden pannonischen Denkmälern kam diese Form 
in die bulgarisch-, so wie in die serbisch- und russisch-slove- 
nisclien Quollen: sie herrscht in den ersteren ausschliesslich, 
während in den letzteren, den russischen, in späterer Zeit die 
dem Russischen eigeue e-Form, wenn auch anfangs schüchtern 
auftritt. fliebei ist auf einen Unterschied hinzudeuten, dass, 
während im Neuslovenischen das auslautende ursprüngliche a 
in den oben angegebenen Fällen durchgängig zu e geschwächt 
wird, im Russischen wohl der Auslaut des Partie, praes. act. 
in e (ja, ( a) übergeht, die anderen hieher gehörigen Formen 
jedoch die Schwächung zu x, y darbieten. Danicic, Istorija 
348, meint, in Formen wie möge (möge) habe eine Ver 
mengung der Stämme auf reines a mit Stämmen auf j a statt 
gefunden, d. i. es habe die Analogie der ja-Stämme auf die 
reinen a-Stämme eingewirkt, eine Ansicht, die ich aus dem 
Grunde für minder richtig halte, weil dergleichen Vermen 
gungen, einmal begonnen, immer weiter um sich zu greifen 
pflegen, während wir doch gesehen haben, dass im Altslove- 
nischen die Endung e durch die Endung y ganz verdrängt 
wurde.
	        
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