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Werner. Zur Metaphysik des Schönen.
hältniss absoluter Dienstbarkeit zu der mittelst seiner zu ver
wirklichenden Form gesetzt ist, und nichts anderes als die im
Schöpfergeiste präconcipirten Formen darzustellen vermag, diese
aber in allen Arten und Wandlungen ihrer selbst zur Erschei
nung bringt. Darum ist der sichtbare Kosmos schon in seiner
zeitlich noch unvollendeten Erscheinung ein wahrhaft gött
liches Kunstwerk, die Wunder seiner vollendeten Ausgestal
tung aber sind für uns Zeitmenschen nur Gegenstand sinnen
den Ahndens, in dessen Tiefen jede ächte Künstlerseele sich
versenkt.
Alle ächte Kunst ist von dichterischem Geiste angeweht,
und ihre Hervorbringungen sind dichtende Vergegenwärtigun
gen einer höheren idealen Wirklichkeit, die hinter und über
der erfahrungsmässigen Wirklichkeit des irdischen Zeitdaseins
steht. So setzt sich die Architektur edlen, grossen Stils in
ihren erhabensten Hervorbringungen keine geringere Aufgabe
als jene, die Architektonik des Weltbaues und die Fassung
des Endlichen im Göttlich-Unendlichen symbolisch zur An
schauung zu bringen; die Plastik will die reinen Formen der
Gestaltungen des Sichtbaren an’s Licht ziehen, die Historien
malerei hohen Stiles das Göttliche in der Geschichte offen
baren, und die grossen, bedeutungvollen Momente des Drama
der Weltgeschichte in ausdrucksvollen Scenen lebendig ver
anschaulichen. Die Tonkunst ist eine Verlautbarung der dem
LTniversiun eingeschaffenen Harmonien, der demselben einge-
geisteten Zahl- und Massverhältnisse für das menschliche Ohr;
die in Worte gefasste Dichtung eine seherische Offenbarung,
eine Aufdeckung der in’s zeitliche Weltdasein hineingesproche
nen Worte des Ewigen. Die absolute Bedeutung des kunst
schöpferischen Wirkens ist, Denkmale des Ewigen und Gött
lichen in’s irdische Zeitdasein zu setzen; die vom mensch
lichen Kunstschaffen angestrebte schöne Wirklichkeit des Zeit
daseins wird jene sein, die mit Erinnerungen und ausdrucks
vollen Vergegenwärtigungen des Hohen, Ewigen, Göttlichen
geschmückt ist.