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S cli e rer.
sein, obgleich er traurig ist. Aber noch bat er Hoffnung,
seinen Sang' zu erneuen. Der Winter bat nur leider allzulang
gewährt. — Der Verfasser benutzt den conventionellen Paralle
lismus zwischen Singen Glücklichsein Sommer, zwischen Trauer
Unglücklichsein Winter zu indirectem Ausdruck des Gedankens:
ich hoffe noch auf Glück, nur hat mein Unglück allzulang
gewährt.
In demselben sucht er sich VI (19, 17) über die Hart
herzigkeit der Geliebten zu trösten, indem er annimmt, sie
wolle ihn nur auf die Probe stellen und dies ausführt mit
Rücksicht auf Hiob 23, 10 et probavit me quasi aurum quod
per ignem transit. Die Theorie von der moralischen Vervoll
kommnung durch Liebe, speciell durch Liebesleid, tritt hier
zuerst auf innerhalb der mittelhochdeutschen Lyrik, und wir
sehen sie entstehen mit Anlehnung an christliche Begriffe.
Aber die absichtliche Selbsttäuschung kann nicht länger
Vorhalten. Sie will, dass er sie verlasse, wenigstens thut sie
so. In einem neuen Tone (19, 27) nimmt er Abschied. Dem
Wortlaute nach muss es nicht nothwendig ein Abschied sein
— ja die Wendung in der dritten und vierten Zeile deutet
auf das Gegentheil hin — : aber es war wohl thatsächlich so.
Das Liederbuch bricht mit den Worten ab: ,Lieber möchte
ich sterben, als dass ich ihr diene vil und sie davon nichts
wissen will/
Sit si wil deich von ir scheide,
dem si dicke tuot gelicli,
ir schcene unde ir güete beide
die läze si, so leere ich mich,
swar ich danne landes var,
ir lip der höchste got bewar.
min herze erlcos mir dise not.
senfter weere mir der tot
danne deich ir diene vil
und si des niht wizzen wil.
Dr. Pfaflf in Buchsweiler bemerkt in einer mir hand
schriftlich vorliegenden Arbeit über Rudolf von Fenis: ,Soll
der Burggraf von Rietenburg- den Folquet von Marseille be
nutzt haben, weil er wie dieser einmal sagt, er wolle sich