Briefe von Hoffnuum von Fnllorsleben und Moriz Haupt an Fertl. Wolf. 101
R[ausch] ist mir erst vor wenigen Tagen aus Zittau zukommen.
Nun, er befindet sich wohl und munter und ich habe mir seine
tollen Streiche von ihm selbst erzählen lassen zu meinem be
sonderen Ergötzen, auch gerne vernommen, wie er so grund
gelehrt ist in allerlei Sprachen und Künsten. Man sollt’s nicht
glauben, wenn man’s nicht sähe. Sogar sinesisch! Das ist
diabolisch, oder mit Kopitar und Budik 1 zu reden, bestialisch.
Doch ich will nicht hyperbolisch werden, es ist die Möglich
keit geschehen. Ich wusste von dem Kerl so gut wie gar
nichts und habe doch etwas gewusst, was Sie mitsammt dem
gnädigen Herren 2 wissen konnten. Im Aufsessischen An
zeiger irgendwo gebe ich Nachricht Uber einen Druck des
Br[uder] R[ausch]. Ich kann die Stelle nicht | gleich finden
und schreibe lieber aus meinen Sammlungen den Titel ab:
,Von Bruder Rauschen, Was Wunders er getriben hat
in einem Kloster, darinn er Siben Jar sein zeit vertriben
hat, vnd gedient in eines Kochs gestalt, etc. (Holzschn|itt])h
8°. 15 Blätter. Am Ende: ,Gedruckt zu Nürnberg, durch
Friderich Gutknecht/ In der Kirchenbibliothek zu Zelle
an der Alter (zwischen Bremen und Fallersleben). 3 Friedrich
Gutknecht ist, glaube ich, ein Zeitgenosse von Val[entin]
Neuber, eher älter als jünger, so dass also dieser Druck nach
dem ersten angeführt werden musste. Und wie schön, wenn
ich auch ins Büchel gekommen wäre.
Was übrigens mein Rauschen anbetrifft, so geht es damit
sehr an. Ich trinke seit dem 2. April an 12 Flaschen Wein
und gehe selten zu Weine, und ein Geburtstagsgeschenk meines
Bruders, ein Anker Wein, ist schon */ 2 Jahr unterwegs. |
Uebrigens meinen herzlichen Dank und ich will darauf
St. Stephan’s und St. Ferdinand’s Minne trinken (cf. Horae
belg[icae] II, 46).
1 Beamter der k. k. Hofbibliothek, später Bibliothekar in Klagenfurt; siehe
über ihn Wurzbach, biograph. Lexikon des Kaiserthums Oesterreich,
Bd. II. 195 und die Nachträge in Bd. XI. 376.
2 Offenbar ist Endlicher gemeint, der mit Wolf den Bruoder Kauschen
herausgab, und in den späteren Briefen Hoffmann’s meist auf diese Art
bezeichnet wird.
3 Oie Notiz von Iloffmann steht im 2. Jahrgange des Anzeigers von
Aufsess, Sp. 75.