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Kenner.
Für die uralte Frequenz des Ueberganges über den Pirn
spricht indirect auch das hohe Alter des Weges über den
Rottenmanner Tauern, beide Gebirgsiibergänge sind ja nichts
anders, als die Theile eines und desselben aus dem Binnen-
ins Uferland führenden Verkehrsweges. Dort begegnet der Orts
name Tartusana, der nach seinen Bestandtheilen (Tar-tusan)
ein altes an einem Wasser oder einem Berge gelegenes Dorf
bezeichnet; 1 denn tar bezeichnet ebenso einen Fluss als einen
Berg, wie Diefenbach vermuthet, 2 vermöge einer inneren Be
ziehung zwischen Fluss und Berg. In der That werden wir
ähnliches bei dem Worte Pirn finden, das ebenso für Berg,
wie für ein von den Bergen herabkommendes Wasser auftritt.
Vielleicht hängt also der Name Tauern und Taurisci mit dem
Wurzelworte tar zusammen, wonach Tartusana das alte ,Tauern-
dorP bezeichnen würde; noch heute begegnet man auf der Höhe
des Tauern eine Ortschaft Hohentauern, dieser Ortsname bie
tet dann ein treffliches Analogon zu Tartusana. Wie dem aber
sein möge, so ist wol zu bemerken, dass für diesen Ort, der
nach den Angaben der Tabula auf das h. Möderbruck am
Zusammenfluss des Pöls- und Brettsteinbaches entfallt, die Be
zeichnung ,Altdorf' schon im alten keltischen Ortsnamen liege,
das Dorf also nicht erst in römischer Zeit als alt bezeichnet
worden sei, etwa im Gegensätze zu einer tun den Römern neu
begründeten Ansiedlung, sondern die Kelten selbst nannten das
Dorf schon vor der Ankunft der Römer das alte.
Aus den angeführten beiden Ortsnamen geht also hervor,
dass die Kelten schon seit uralter Zeit, lange vor der Besetzung
des Landes durch die Römer, die beiden Gebirgsiibergänge
über den Pirn und den Tauern gekannt und benützt haben.
Unter den Römern wurden sie, wie schon bemerkt, mit einer
Reichsstrasse bestellt. Es ist die nächste Aufgabe dieser Unter
suchung den Lauf dieser Strasse und die Einrichtung der Sta
tionen an derselben zu betrachten.
Die Zeit der ersten Erbauung der Reichsstrasse über den
Pirn lässt sich nicht, mit Bestimmtheit angeben. Wahrschein
lich aber ward sie verfügt, als Noricum den letzten Anschein
1 Mone Celtische Forschungen, p. 241, 245. Vgl. darüber auch weiter unten
J Celtica II. 144.