362 Kenner. Für die uralte Frequenz des Ueberganges über den Pirn spricht indirect auch das hohe Alter des Weges über den Rottenmanner Tauern, beide Gebirgsiibergänge sind ja nichts anders, als die Theile eines und desselben aus dem Binnen- ins Uferland führenden Verkehrsweges. Dort begegnet der Orts name Tartusana, der nach seinen Bestandtheilen (Tar-tusan) ein altes an einem Wasser oder einem Berge gelegenes Dorf bezeichnet; 1 denn tar bezeichnet ebenso einen Fluss als einen Berg, wie Diefenbach vermuthet, 2 vermöge einer inneren Be ziehung zwischen Fluss und Berg. In der That werden wir ähnliches bei dem Worte Pirn finden, das ebenso für Berg, wie für ein von den Bergen herabkommendes Wasser auftritt. Vielleicht hängt also der Name Tauern und Taurisci mit dem Wurzelworte tar zusammen, wonach Tartusana das alte ,Tauern- dorP bezeichnen würde; noch heute begegnet man auf der Höhe des Tauern eine Ortschaft Hohentauern, dieser Ortsname bie tet dann ein treffliches Analogon zu Tartusana. Wie dem aber sein möge, so ist wol zu bemerken, dass für diesen Ort, der nach den Angaben der Tabula auf das h. Möderbruck am Zusammenfluss des Pöls- und Brettsteinbaches entfallt, die Be zeichnung ,Altdorf' schon im alten keltischen Ortsnamen liege, das Dorf also nicht erst in römischer Zeit als alt bezeichnet worden sei, etwa im Gegensätze zu einer tun den Römern neu begründeten Ansiedlung, sondern die Kelten selbst nannten das Dorf schon vor der Ankunft der Römer das alte. Aus den angeführten beiden Ortsnamen geht also hervor, dass die Kelten schon seit uralter Zeit, lange vor der Besetzung des Landes durch die Römer, die beiden Gebirgsiibergänge über den Pirn und den Tauern gekannt und benützt haben. Unter den Römern wurden sie, wie schon bemerkt, mit einer Reichsstrasse bestellt. Es ist die nächste Aufgabe dieser Unter suchung den Lauf dieser Strasse und die Einrichtung der Sta tionen an derselben zu betrachten. Die Zeit der ersten Erbauung der Reichsstrasse über den Pirn lässt sich nicht, mit Bestimmtheit angeben. Wahrschein lich aber ward sie verfügt, als Noricum den letzten Anschein 1 Mone Celtische Forschungen, p. 241, 245. Vgl. darüber auch weiter unten J Celtica II. 144.