Die Geschichte des Hauses Thai>kung.
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Im fünften Monate des vierten Jahres seiner Lenkung (609 vor
uns. Zeitr.) zog Fürst I zu seinem Vergnügen in der Gegend des
Teiches Sohin *) umher. Die beiden genannten Männer, welche
sich in der Gesellschaft des Fürsten befanden, badeten sich und
machten sich über einander lustig. Yung-tschi sagte zu seinem
Gefährten: Der Sohn eines Mannes, dem die Füsse abgeschnitten
worden!— Ping-jung sagte wieder zu dem Anderen : Ein Mann, dem
man das Weib entrissen! — Die beiden Männer nahmen einander
diese Worte übel und waren von einem solchen Unwillen erfüllt,
dass sie sich gegen das Leben des Fürsten verschworen. Als sie
hierauf mit dem Fürsten I in einem Geröhricht umherzogen, tödteten
sie ihn in dem Wagen, warfen den Leichnam in das Gerölnicht und
ergriffen die Flucht.
Fürst I hatte sich gleich nach seiner Erhebung gegen das Volk
übermüthig benommen und sich dasselbe nicht geneigt gemacht.
Nach seiner Ermordung setzte man daher in Tsi seinen Sohn zurück
und holte den Fürstensohn Yuen aus Wei ab. Yuen, der sofort zum
Fürsten erhoben ward, heisst in der Geschichte Fürst HÄ Hoei.
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Derselbe war ein Sohn des Fürsten Hoan und seine Mutter eine
Tochter des Fürsten von Wei, welche die jüngere Wei-I genannt
wurde. Yuen hatte sich bisher, um den Wirren in Tsi auszuweichen,
in Wei aufgehalten.
Im zweiten Jahre des Fürsten Hoei (607 vor uns. Zeitr.) kamen
sogenannte „lange nördliche Fremdländer“ 3 ) ^ach Tsi. Der Königs
sohn Sching-fu, ein grosser Würdenträger von Tsi,
tödtete sie in raschem Angriff und begrub ihre Leichname vor dem
nördlichen Thore der Hauptstadt. In demselben Jahre veranlasste
Tschao-tseh'huen von Tsin die Tödtung seines Gebieters, des
Fürsten Ling.
Die Lage dieser Gegend ist ganz ungewiss. Es wird angegeben, dass das südliche
Thor der Hauptstadt von Tsi denNainen: ThorSchiu führte. Unter den Mauern dieser
Hauptstadt habe sieh jedoch kein Teich befunden, und es sei zweifelhaft, ob hier
ein Teich zu beiden Seiten des Thores Schin gemeint werde. In einer angeführten
Bemerkung zu einem bilderlosen Gedichte auf die Hauptstadt von Tsi heisst es: Der
Teich Schin liegt an den Ufern des Meeres und ist ein Sumpfland von Tsi.
2 ) Kö-Iiang macht die sagenhafte Angabe, dass der Leib eines „langen nördlichen
Fremdländers“ neun Morgen Landes bedeckt und dass, wenn das abgeschlagene
Haupt eines solchen Diesen auf einen Wagen geladen wird, die Augenbrauen auf dem
Vorderdache sichtbar sind.