Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 38. Band, (Jahrgang 1861)

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Di*. Sicke 
deutendheit der Auslassungen darzuthun. Einige der hier fehlenden 
Wörter finden sich imCod. Gotw. anderwärts eingereiht. Einzelne zu 
sammengesetzte Verba ergeben sich schon aus den vorausgegangenen 
Formen anderer Composita. Die Noten für die Sylben bac-vis sind 
ziemlich überflüssig, eben so die für die Ausdrücke i potes etc. ‘) — 
Was die geringe Zahl der Auslassungen anbetrilft, so wird sie ziem 
lich durch die Anzahl von Ausdrücken aufgewogen, die sich bei 
Gruter nicht, dagegen im Lex. Gotw. finden und die ich später um 
der entsprechenden Noten willen vollständig mittheile. Es lässt sich 
daher die Anzahl der Noten in dem erhaltenen Theile des Lex. Gotw. 
auch durch Vergleichung mit dem Cod. Grut. annähernd bestimmen: 
cxcandescit, womit jetzt die Göttweiger Handschrift abbi icht, findet 
sich bei Gruter 1G6 und ist etwa die 11000. Nute, so dass die verloren 
gegangenen Lagen etwa noch 2000 Noten enthalten haben mögen. 
Hält man nun, was im Cod. Gotw. fehlt, mit den Auslassungen 
des Cod. Cassel. (Kupp §. 38) zusammen, so zeigt sich gleichfalls, 
dass jener Wörter aufluhrt, die diesem abgehen und umgekehrt: ich 
halte dies für ganz zufällig und glaube nicht, wie Kopp thut, aus 
diesen Abweichungen auf das Alter der Handschriften und ihr zeit 
liches Verhältniss schliessen zu können; zumal wenn man auch hier, 
welche Ausdrücke von dem einen oder dem andern Copisten aus 
gelassen worden sind, in Betracht zieht.. 
Durch Vergleichung des Wortvorrathes mag hier noch eine 
andere Frage erledigt werden. Da wir nämlich nichts über die Her 
kunft der jetzigen Göttweiger Handschrift wissen, liegt die Ver- 
muthung nahe, dass sie vielleicht identisch sei mit einer der in 
früheren Zeiten benützten, jetzt aber verschollenen Handschriften 
gleichen Inhalts, also mit dem Cod. Gruterianus oder dem Cod. Pisto- 
rinus oder mit dem vom Abt Trithemius erworbenen Codex 2 ).*Die 
Verschiedenheit von dem Cod. Grut. ist bereits zur Genüge dar- 
gethan. — Von dem Cod. Pislor. hat uns Gruter leider gar keine 
Beschreibung gegeben. Wohin er gerathen sein mag, lässt sich 
*) Während Kopp diese Zeichen noch als unverständlich hezeichnete . hat sie Jules 
Tardif in dem Memoire sur les notes Tironiennes (Memoires presentes par divers 
savants a l’aeademie des inscriptions, 2 e Serie, tom 3. 1834. p. 104—171) insehr 
befriedigender Weise erklärt. — Tardifs Arbeit ist als recht fassliche Anweisung 
zur Entzifferung der Noten zu empfehlen. Aber dem geringschiitzenden Uriheile, das 
el 1 über Kopp fällt, kann ich keineswegs beistimmen. 
*) Tritbemii polygraphia p. GUI.
	        
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