Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 38. Band, (Jahrgang 1861)

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S i c k e 1 
Berücksichtigung des Mondjahres in dem officiellen Kalender der 
spätrömischen Zeit der Berechnung des Osterfestes zu Hilfe kommen 
soll. Ich glaube daher mich gegen die Annahme, zu der Mommsen 
hinzuneigen scheint, und gegen die von ihm vorgeschlagene Folge 
rung aussprechen zu müssen. Und nehme ich demgemäss an, dass 
je nach dem Datum des ersten Neumonds im Jahre, für gewisse 
Jahre ein und derselbe Novilunarbuchstabe, für die anderen zwei 
alternirende aufzustellen sind, so würden sich für die von Noris 
reconstruirte und von Ideler berichtigte 84jährige Ostertafel J ), 
welcher ein stets mit hohlem Monat beginnendes Mondjahr zu Grunde 
liegt, folgende drei Fälle ergeben: ist die Epakte eines Jahres I, so 
sind alle mit dem dem 1. Jan. beigesetzten Lunarbuchstaben A 1 ver 
sehenen Tage des Jahres Novilunien; ist die Epakte eines Jahres 
II—XVI, so gilt für alle Monate der dem ersten Neumondstage eigen- 
thümliche Lunarbuchstabe als Novilunarbuchstabe des Jahres; ist 
die Epakte grösser als XVI, so ist der Lunarbuchstabe der ersten 
Noumenie für alle hohlen Monate als Novilunarbuchstabe anzusetzen, 
für die vollen Monate aber der unmittelbar vorhergehende Buchstabe a ). 
Indess ist noch keine Oster- oder Jahrestafel bekannt geworden, 
welche, wie wir es bei den späteren Jahrhunderten sehen werden, 
jedem Jahre des Cyldus seine ihm entsprechenden Neumondsbuch 
staben beisetzte, und es lohnt sich nicht eine solche Reihe für die 
Noris-Ideler’sche Tafel zu construiren, so lange nicht die Richtig 
keit der letztem, welche durch manche Daten in Frage gestellt wird, 
neuerdings erwiesen ist. liier genügt es, das älteste Beispiel von 
Lunarbuchstaben angeführt zu haben und insofern an Mommsen’s 
Bemerkungen anzuknüpfen, als ich selbst ihnen die Anregung ver 
danke, demselben Gegenstand in den späteren schon von der Alexan- 
drinischen Osterrechnung und dem 19jährigen Oyklus ausgehenden 
Zeittafeln nachgespürt zu haben. Denn zeugen die Lunarbuchstaben 
in dem Kalender von 354, ebenso wie die Buchstaben der sieben 
tägigen Woche, für den christlichen Charakter desselben, so liegt 
die Vermuthung nab, dass man auch in den folgenden Jahrhunderten, 
die sich nicht minder für die Fest- und sonstige Zeitrechnung eines 
accommodirfen lunaren Jahres bedienten, die gleiche oder eine ähn 
liche Einrichtung nachgealimt habe. Und in der That finden sich in 
II, 249. 
2 ) Osts heisst zum Beispiel C 3 und C 2 oder C 2 und C 1 oder C 1 uud ß 3 u. s. w.
	        
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