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sonst als allein richtig angenommenen Weise, nach welcher der im
Januar beginnende Mondmonat stets 29tägig angesetzt worden sein
soll !), auch die andere Annahme eines im Januar anhebenden 30tägi-
gen Mondes vorgekommen sei. Verstehe ich diese Frage recht, so
neigt der Verfasser zu der letzteren Annahme desshalb hin, weil unter
solcher Voraussetzung die die Neumonde bezeichnenden Lunarbuch
staben das ganze Jahr hindurch dieselben sein würden, also in dem von
ihm Beispiels halber gewählten Jahre stets C 2 und nicht alternirend
C 2 und C 1. Aber das Resultat ganz gleicher Novilunarbuchstaben 2 ),
das sich wegen seiner Einfachheit empfehlen würde, würde auch bei
dieser Annahme nur in gewissen Jahren erzielt werden. Stellen wir
die Neumondsreihen für die Jahre 384 und 385 auf, so ergibt sich:
bei im Januar beginnenden
vollen Monat
Monatlänge
30 C 3 9. Jan.
29 C 3 8. Febr.
30 C 3 9. März
29 C 3 8. April
u. s. w.
bei im Januar beginnenden
hohlen Monat
29 C 3 9. Jan.
30 C 2 7. Febr.
29 C 3 9. März
30 C 2 7. April
u. s. w.
384. Röniisclie Epakte XXIII.
Monatlänge
1) Ideler 2. 246.
2 ) Diese und einige andere Bezeichnungen, deren ich mich später bediene, mögen gleich
hier, wie ich sie auffasse, erklärt werden. —Als literae dominicales bezeichnen die
meisten neueren Chronologen,|wie Pilgram, Wailly, Greswell u.A., zwei Arten von Buch
staben , die man besser auch im Namen unterscheiden sollte: 1. als literae feriales,
d. h. diejenigen Buchstaben, welche in allen Jahren den Monatstagen in gleicher
Weise beigegeben werden (1. Jan. A bis 31. Dec. A), um ihre Eintheilung in sieben
tägige Wochen anzudeuten; 2. als literae dominicales: sie geben an, auf welchen unter
den Ferialbuchstaben und auf welche der durch ihn bezeichneten Monatstage in einem
gegebenen Jahre die Sonntage fallen. Allerdings werden jene auch schon in Kalen
darien des späteren Mittelalters unter der Rubrik: literae dominicales verzeichnet.
Aber die Computisten vermeiden diesen Sprachgebrauch und Durandus z. B. nennt
jene literae calendarum. Dem entsprechend nenne ich litera lunaris den einem Mo
natstag eigentümlichen und in allen Jahren ihm gleichmässig heigesetzten Buch
staben, der auf die Eintheilung des Jahres in Mondmonate hin weist, und literae novi-
lunares den oder diejenigen (wie wir später sehen werden, in gewissen Fällen
2—4) unter den Lunarbuchstaben, welche in einem bestimmten Jahre die mit ihnen
versehenen Kalendertage als Neumondstage bezeichnen. Somit hat jeder Tag, in allen
Jahren gleich, seine literae ferialis und lunaris, und jedes Jahr seine ihm eigen
tümlichen literae dominicalis und nooilunares.