Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 32. Band, (Jahrgang 1859)

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Pr. P f i 7. in a i e r 
und Tscliang-ni aus der Stadt, um sich bei den verbündeten Reichs 
fürsten zu bedanken. Als aber Tscliang-ni und Tschin-yü zusammen 
trafen, stellte der Erstere denLetzteren wegen dessen früherer Wei 
gerung, Tschao Hilfe zu bringen, zur Rede und fragte ihn zugleich, 
wo Tschang-yen und Tschin-schi, die einst in dessen Lager abge- 
sandten Feldherren, seien. Tschin-yü , hierüber aufgebracht, ant 
wortete: Tschang-yen und Tschin-schT haben wegen der Nothwen- 
digkeit zu sterben, mich zur Rede gestellt. Ich hiess sie befehligen 
ein Heer von fünftausend Kriegern und früher es versuchen mit dem 
Heere von Thsin. Alle sind zu Grunde gegangen und nicht mehr zum 
Vorschein gekommen. 
Tscliang-ni schenkte diesen Worten keinen Glauben und hielt 
dafür, dass Tschin-yü die beiden Feldherren getödtet habe. Er stellte 
daher wiederholt an ihn dieselbe Frage, worauf Tschin-yü zornig 
antwortete: Ich hätte nicht geglaubt, dass der Unwille, mit dem du, 
o Herr, mich anblickst, so tief. Wie kannst du wohl von mir glau 
ben , dass es mir schwer fallen würde, Verzicht zu leisten auf die 
Stelle des Feldherrn ? — Mit diesen Worten löste er das an 
seinem Gürtel befestigte breite Band J ), an welchem das Feldherrn 
siegel hing, und stellte es dem Reichsgehilfen Tscliang-ni zurück. 
Dieser erschrack seinerseits und nahm das Siegel nicht an. Einer der 
anwesenden Gäste benützte den Augenblick, wo Tschin-yü sich aus 
der Gesellschaft entfernte, um Tscliang-ni zu sagen: Ich habe 
gehört, wenn der Himmel gibt, und man nicht nimmt, so empfängt 
man statt dessen das Unglück. Jetzt übergibt der Feldherr Tscliin 
dir, o Herr, das Siegel, und du, o Herr, nimmst es nicht an. Dem Him 
mel sich widersetzen, ist von schlimmer Vorbedeutung: mögest du 
es schleunigst annehmen. 
Tscliang-ni band sich jetzt das Siegel welches Tschin-yü 
zurückgelassen, um den Gürtel und begann die unter der Fahne des 
früheren Feldherrn dienenden Krieger an sich zu ziehen. Als Tschin- 
yü wieder in der Gesellschaft erschien und beim Anblicke Tschang- 
ni's bemerkte, dass dieser gar nicht zur Nachgiebigkeit gestimmt 
sei, verliess er schnellen Schrittes den Ort der Zusammenkunft, 
*) Die Länge eines solchen Bandes betrug einen Fuss, zwei Zoll (d. i. im Ganzen zwölf Zoll), 
wobei man die zwölf Monate des Jahres zum Vorbild nahm. Die Breite desselben be 
trug drei Kuss, wobei man den Himmel, die Erde und den Menschen zum Vorbild 
nahm.
	        
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