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Dr. Pfizmaier
Dasein gerufen, was zu Grunde gegangen, fortgesponnen, was zer
rissen. Dieser Verdienste willen ist es billig, dass du König werdest.
Auch darf es nicht geschehen, dass diese Feldherren die überwachen
die Welt, keine Könige werden. Wir wünschen dich, o Feldherr, zu
erheben zum Könige von Tsu.
Tschin-sche fragte Tschang-ni und Tschin-yü in dieser Angele
genheit um Rath. Diese beiden Männer antworteten ihm: Dieses Thsin
verübte gesetzlose Handlungen. Es zertrümmerte Reiche und Häuser
der Menschen, es vernichtete die Landesgötter der Menschen, zer
schnitt die nachfolgenden Geschlechtsalter der Menschen. Es brachte
zur Erschöpfung der hundert Geschlechter Kraft, machte zu Ende
gehen der hundert Geschlechter Gut. Du, o Feldherr, hast aufgerissen
die Augen, ausgedehnt die Galle, bist hervorgetreten mit dem Ent
schlüsse zehntausendmal zu sterben, ohne Rücksicht zu nehmen auf
das einmalige Leben. Du hast zum Resten der Welt entfernt das
Unheil. Wenn du jetzt, nachdem du das erste Mal gekommen nach
Tschin, über das Land als König herrschen wolltest, so würdest du
der Welt zeigen deine Selbstsucht. Wir wünschen, dass der Feld
herr nicht als König herrsche, sondern dass er schleunigst führe die
Kriegsmacht nach Westen, dass er aussende Menschen welche er
setzen die Nachkommen der sechs Reiche. Hierdurch gewinnt er für
sich selbst Anhänger, aber für Thsin vermehrt er die Feinde. Hat
man der Feinde viele, so ist die Kraft getheilt. Verbindet man sich
mit der Menge, so ist die Kriegsmacht stark. Auf diese Weise wirst
du, ohne dass auf den Feldern Zusammentreffen die Waffen, ohne dass
in den Bezirken vertheidigt werden die Festen, strafen das grausame
Thsin. Du wirst dich stützen aufHien-yang und gebietenden Fürsten
der Reiche. Die Fürsten der Reiche waren zu Grunde gegangen, sie
werden aber wieder eingesetzt, und du bringst sie zur Unterwerfung
durch die Tugend. Ist dies geschehen, so ist das Amt des Kaisers
gegründet. Herrschest du aber nur als König über Tschin, so ist
zu fürchten, dass die Welt sich von dir lossagt. — Tschin-sche
befolgte diesen Rath nicht und Hess sich sofort zum Könige ausrufen.
Tschin-yü machte hierauf dem neuen Könige folgenden Vor
schlag: Du, o grosser König, hast hinweg genommen Liang sammt
Tsu, und im Westen ist dein Bestreben darnach gerichtet, einzutre-
ten in den Grenzpass. Du bist noch nicht dahin gelangt, an dich zu
ziehen den Norden des Flusses. Ich bin in früherer Zeit gewandelt