Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 32. Band, (Jahrgang 1859)

Die Genossen des Königs Tschin-sching. 
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Einige Jahre nach dem Untergange des Reiches Wei liess die 
Regierung von Thsin, welche in Erfahrung gebracht hatte, dass die 
beiden genannten Männer berühmte Staatsdiener von Wei gewesen, 
dieselben aufsuchen und versprach demjenigen der Tschang-ni ent 
decken würde, eintausend, demjenigen der Tschin-yü ausfindig 
machen würde, fünfhundert Pfund als Belohnung. Beide Freunde 
begaben sich unter veränderten Namen nach Tschin 1 ), woselbst sie 
um unentdeckt zu bleiben, Dienste als Wächter einer Strasse ver 
richteten und einander gegenüber wohnten. 
Eines Tages ereignete es sich, dass der Vorgesetzte der Strasse, 
in der sie wohnten, Tschin-yü eines Fehlers beschuldigte und diesen 
peitschte. Tschin-yü wollte sich gegen den Vorgesetzten erheben, 
ward jedoch von Tschang-ni festgehalten und vermocht, die Schläge 
geduldig hinzunehmen. Nachdem sich der Vorgesetzte entfernt hatte, 
führte Tschang-ni seinen Freund unter einen Maulbeerbaum und ver 
wies ihm seine Unklugheit, indem er sprach: Wie verhält es sich mit 
unserem früheren Übereinkommen? Jetzt wirst du nur ein wenig be 
schimpft und willst sterben eines einzigen Vorgesetzten willen? — 
Als Thsin die Kundmachung erlassen hatte, in welcher es auf die Ent 
deckung Tschang-ni’s und Tschin - yü’s Preise setzte, hatten sich 
beide nur desswegen bei dem Dienste an dem Thore verwenden 
lassen, damit sie in der Strasse zu gebieten hätten. 
Als Tschin-sehe (209 vor Chr.) in dem Bezirke Ki die Fahne 
des Aufruhrs erhob und an der Spitze eines Heeres von mehreren 
zehntausend Kriegern in Tschin einzog, gaben sieb Tschang-ni und 
Tschin-yü zu erkennen. Tschin-sche und dessen Gefährten, welche 
in ihrem Leben oft von der Weisheit dieser beiden Männer reden ge 
hört, dieselben aber noch nie gesehen hatten, waren hoch erfreut, 
sie jetzt persönlich kennen zu lernen. 
Die durch Verstandesgaben ausgezeichneten und bejahrten 
Männer der Stadt Tschin, die zu einer Versammlung berufen worden, 
erklärten sieb gegen Tschin-sche: Du, o Feldherr, hast dich be 
deckt mit starkem Panzer, hast ergriffen die scharfe Lanze und dich 
gestellt an die Spitze der Krieger, um zu strafen das grausame Thsin. 
Du hast wieder eingesetzt die Landesgötter von Tsu, du hast in’s 
Das heutige Tschin-tscheu in Ho-nan. Diese Stadt war später der Wohnsitz des 
Königs Tschin-sching. 
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